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Region/Kontinent: Nordeuropa
So, dann will ich diesem Forum auch mal einen Reisebericht beisteuern, und zwar meine Solotour auf dem Kungsleden zwischen Abisko und Kvikkjokk im September. Bilder gibt es leider noch keine, weil ich die noch nicht entwickelt habe. Ich habe während der Tour Reisetagebuch geschrieben, welches ich hier, falls sich jemand dafür interessiert, Stück für Stück einstelle.
Viel Spass beim Lesen!
6/9 Abisko
Der Wind peitscht die Wellen auf dem Torneträsk in die Höhe, eine Brandung wie an der Meeresküste. Schwer hängen die Wolken in den Bergen. Alles scheint mir zurufen zu wollen: Herbst, die geliebte Jahreszeit, besteht nicht nur aus Farbenpracht und Klarheit sondern auch aus Sturm und Regen. Einen kleinen Aufschub habe ich mir daher noch gegönnt. Obwohl ich gute drei Stunden früher als erwartet hier ankam, quartierte ich mich noch eine letzte Nacht in der Bergstation ein. Angesichts der Preise bereue ich es fast ein wenig. Aber eine letzte Nacht in einem richtigen Bett, mit Dusche, Frühstücksbuffe und vor allem Sauna, bevor ich morgen früh aufbreche. Dann gilt es, Abschied zu nehmen von Bequemlichkeit und Zivilisation. Endlich!
7/9 Abisko morgens
Das Wetter treibt weiterhin sein Spiel, der Wind fegt Wolken von Norwegen herüber, die immer wieder kurz aufreißen und den Blick auf die von einer dünnen Schicht Neuschnee bedeckten, herbstlich glänzenden Berge freigeben. Der Anblick, den ich so liebe.
Ich werde langsam nervös. Bin schon eine Stunde über die geplante Aufbruchszeit hinaus. Das Frühstück hab ich nur halb aufgegessen.
Auf geht’s, 180 spannenden Kilometer Kungsleden warten auf mich!
7/9 Kieronpass
Wie soll ich diese Farben nur beschreiben? Ich müsste mich sämtlicher Herbstklischees bedienen und doch wäre es nur ein schwaches Abbild der Wirklichkeit. Neben Euphorie macht sich vor allem Erleichterung breit. Erleichterung darüber, dass mein Gedächtnis mich nicht getäuscht hat, meine Erinnerung diese Jahrszeit in Lappland nicht schöngefärbt hat.
Mein erster Tag auf der „Autobahn der Nordens“ bringt viel Vertrautes. Dazu zählt der Durchhänger auf den ersten Kilometern, eine Anlaufzeit zum Warm werden, Zweifel, ob mir das Ganze wirklich so viel Spaß macht, Unsicherheit, ob ich die Nacht im Zelt verbringen soll etc. Wind und Regen peitscht die Zweifel in mir zu einem Sturm hoch und viel zu spät sehe ich ein, dass es darauf nur eine passende Reaktion geben kann: Ich setze mich hin und koche mein Mittagessen!
Mit vollen Magen sieht die Welt immer gleich ganz anders aus. Auch das Wetter hat Einsehen, der Wind lässt nach, der Regen geht in Schnee über und ab und zu schaut sogar die Sonne hervor. So wandere ich gestärkt am Ufer des Abiskojaure entlang und versuche, mich, gegen die Verlockung der STF-Hütte vorzubereiten. Die idyllischen Abiskojaurestugorna verströmen wirklich einen besonderen Reiz und das Gespräch mit den netten Hüttenwirten, denen ich Post aus Abisko mitgebracht habe, trägt seinen Teil dazu bei. Doch die Sonne am Horizont erinnert mich an mein Vorhaben, so dass ich Bett, Holzofen und Plumpsklo hinter mir lasse und alleine weiter ziehe.
Die beiden Hüttenwirte erkundigten sich noch, ob mir einige Wanderern (eine am Knie verletzte Frau mit Hunden sowie in Plastiktüten eingepackte Franzosen) über den Weg gelaufen waren, baten mich, nach einer Gruppe deutscher Pfadfinder Ausschau zu halten. Sie gaben mir auch den Tipp, diesseits des Kieronpasses zu zelten. Jetzt liege ich nach einem ersten Wandertag in meinem Zelt, auf welches der Schnee prasselt. Zufrieden blicke ich auf diesen ersten Tag im Fjäll zurück und freue mich auf die Kommenden.
8/9 Alesjaure
Als ich morgens aufwache, sind die Farben unter einer dicken Schicht Schnee verschwunden. Nur allmählich kriechen sie wieder hervor und befreien sich von ihrer kalten Last. Es ist milder geworden, Tauwetter, ich sitze in meinem Zelt und verdaue das Abendessen, während mein Blick in die Ferne schweift. Und dabei war mir heute morgen noch nach Hütte zu mute.
Ein eiskalter Wind peitscht mir den Schnee um die Ohren, als ich die letzten Meter des Kieronpasses hinaufstiefel. Erleichtert, dass ich den viel bewanderten Kungsleden gewählt habe, suche ich den unter dem Schnee begrabenen Pfad. Ich bin der erste an diesem Morgen, noch keine Schritte sind als Wegweiser in den Schnee getrampelt. Weiter oben auf dem Pass passiere ich ein Campingzelt, aus dem gerade ein von der weißen Pracht erschrockene Langschläfer kriecht.
Das Wetter zeigt sich von seiner rauen Seite und schafft es, verstärkt von den besorgten Blicken einer Gruppe älterer schwedischer Wanderer und deren Frage, ob ich den ganz alleine unterwegs sei, mich zu verunsichern. Dann bin ich alleine dem Schneetreiben ausgesetzt. Doch nach gut zwei Stunden erkenne ich weniger hundert Meter vor mir in einem schwarzen Punkt einen weiteren, einsamen Wanderer. Das Wissen der Anwesenheit eines anderen Menschen gibt mir neuen Mut. Der Abstand zwischen uns verringert sich, obwohl ich auf den glatten Steinen und rutschigen Planken nur langsam vorwärts komme. Beim Rentierzaun habe ich ihn eingeholt, wir wechseln ein paar freundliche Worte und jeder setzt den Weg für sich fort. Erst bei der Rasthütte verlieren sich unsere Wege.
Drinnen stoße ich auf zwei Österreicherinnen, die im Ofen ordentlich eingeheizt haben. Sie zelten nun schon den zweiten Abend neben der kleinen Hütte und berichten mir auch von den Pfadfindern, welche vom Waten im eiskalten Wasser mitgenommen, in der Hütte Zuflucht gesucht hatten. Während die beiden Frauen sich auf eine kleine Mittagstour aufmachen, trockne ich Zelt und Klamotten über dem kleinen Ofen, hacke Holz und breche nach ausgiebigem Mittagessen viel zu spät auf.
Als in der Ferne die Alesjaurestugorna neben der Samensiedlung sichtbar werden, weiß ich, dass es Zeit wird, mein Nachtlager zu suchen. Ich will der Versuchung der Hütten erst gar nicht ausgesetzt sein. So beginne ich, nach potentiellen Zeltplätzen Ausschau zu halten und werde bald fündig. Mein heutiger Zeltplatz ist ein echter Glücksgriff. Eine kleine terrassenförmige Fläche, nach Süden und Westen hin durch einen kleinen Hügel geschützt. Nur fünf Schritte weiter verschafft mir ein kleiner, gemächlich dahinfließender Bach Zugang zu Wasser. Der recht ungeschützten Ostseite habe ich die flache Seite des Zelte zugewandt. Nachdem ich noch einmal nachgespannt habe, schlüpfe ich bald in meinen Schlafsack.
So, dann will ich diesem Forum auch mal einen Reisebericht beisteuern, und zwar meine Solotour auf dem Kungsleden zwischen Abisko und Kvikkjokk im September. Bilder gibt es leider noch keine, weil ich die noch nicht entwickelt habe. Ich habe während der Tour Reisetagebuch geschrieben, welches ich hier, falls sich jemand dafür interessiert, Stück für Stück einstelle.
Viel Spass beim Lesen!
6/9 Abisko
Der Wind peitscht die Wellen auf dem Torneträsk in die Höhe, eine Brandung wie an der Meeresküste. Schwer hängen die Wolken in den Bergen. Alles scheint mir zurufen zu wollen: Herbst, die geliebte Jahreszeit, besteht nicht nur aus Farbenpracht und Klarheit sondern auch aus Sturm und Regen. Einen kleinen Aufschub habe ich mir daher noch gegönnt. Obwohl ich gute drei Stunden früher als erwartet hier ankam, quartierte ich mich noch eine letzte Nacht in der Bergstation ein. Angesichts der Preise bereue ich es fast ein wenig. Aber eine letzte Nacht in einem richtigen Bett, mit Dusche, Frühstücksbuffe und vor allem Sauna, bevor ich morgen früh aufbreche. Dann gilt es, Abschied zu nehmen von Bequemlichkeit und Zivilisation. Endlich!
7/9 Abisko morgens
Das Wetter treibt weiterhin sein Spiel, der Wind fegt Wolken von Norwegen herüber, die immer wieder kurz aufreißen und den Blick auf die von einer dünnen Schicht Neuschnee bedeckten, herbstlich glänzenden Berge freigeben. Der Anblick, den ich so liebe.
Ich werde langsam nervös. Bin schon eine Stunde über die geplante Aufbruchszeit hinaus. Das Frühstück hab ich nur halb aufgegessen.
Auf geht’s, 180 spannenden Kilometer Kungsleden warten auf mich!
7/9 Kieronpass
Wie soll ich diese Farben nur beschreiben? Ich müsste mich sämtlicher Herbstklischees bedienen und doch wäre es nur ein schwaches Abbild der Wirklichkeit. Neben Euphorie macht sich vor allem Erleichterung breit. Erleichterung darüber, dass mein Gedächtnis mich nicht getäuscht hat, meine Erinnerung diese Jahrszeit in Lappland nicht schöngefärbt hat.
Mein erster Tag auf der „Autobahn der Nordens“ bringt viel Vertrautes. Dazu zählt der Durchhänger auf den ersten Kilometern, eine Anlaufzeit zum Warm werden, Zweifel, ob mir das Ganze wirklich so viel Spaß macht, Unsicherheit, ob ich die Nacht im Zelt verbringen soll etc. Wind und Regen peitscht die Zweifel in mir zu einem Sturm hoch und viel zu spät sehe ich ein, dass es darauf nur eine passende Reaktion geben kann: Ich setze mich hin und koche mein Mittagessen!
Mit vollen Magen sieht die Welt immer gleich ganz anders aus. Auch das Wetter hat Einsehen, der Wind lässt nach, der Regen geht in Schnee über und ab und zu schaut sogar die Sonne hervor. So wandere ich gestärkt am Ufer des Abiskojaure entlang und versuche, mich, gegen die Verlockung der STF-Hütte vorzubereiten. Die idyllischen Abiskojaurestugorna verströmen wirklich einen besonderen Reiz und das Gespräch mit den netten Hüttenwirten, denen ich Post aus Abisko mitgebracht habe, trägt seinen Teil dazu bei. Doch die Sonne am Horizont erinnert mich an mein Vorhaben, so dass ich Bett, Holzofen und Plumpsklo hinter mir lasse und alleine weiter ziehe.
Die beiden Hüttenwirte erkundigten sich noch, ob mir einige Wanderern (eine am Knie verletzte Frau mit Hunden sowie in Plastiktüten eingepackte Franzosen) über den Weg gelaufen waren, baten mich, nach einer Gruppe deutscher Pfadfinder Ausschau zu halten. Sie gaben mir auch den Tipp, diesseits des Kieronpasses zu zelten. Jetzt liege ich nach einem ersten Wandertag in meinem Zelt, auf welches der Schnee prasselt. Zufrieden blicke ich auf diesen ersten Tag im Fjäll zurück und freue mich auf die Kommenden.
8/9 Alesjaure
Als ich morgens aufwache, sind die Farben unter einer dicken Schicht Schnee verschwunden. Nur allmählich kriechen sie wieder hervor und befreien sich von ihrer kalten Last. Es ist milder geworden, Tauwetter, ich sitze in meinem Zelt und verdaue das Abendessen, während mein Blick in die Ferne schweift. Und dabei war mir heute morgen noch nach Hütte zu mute.
Ein eiskalter Wind peitscht mir den Schnee um die Ohren, als ich die letzten Meter des Kieronpasses hinaufstiefel. Erleichtert, dass ich den viel bewanderten Kungsleden gewählt habe, suche ich den unter dem Schnee begrabenen Pfad. Ich bin der erste an diesem Morgen, noch keine Schritte sind als Wegweiser in den Schnee getrampelt. Weiter oben auf dem Pass passiere ich ein Campingzelt, aus dem gerade ein von der weißen Pracht erschrockene Langschläfer kriecht.
Das Wetter zeigt sich von seiner rauen Seite und schafft es, verstärkt von den besorgten Blicken einer Gruppe älterer schwedischer Wanderer und deren Frage, ob ich den ganz alleine unterwegs sei, mich zu verunsichern. Dann bin ich alleine dem Schneetreiben ausgesetzt. Doch nach gut zwei Stunden erkenne ich weniger hundert Meter vor mir in einem schwarzen Punkt einen weiteren, einsamen Wanderer. Das Wissen der Anwesenheit eines anderen Menschen gibt mir neuen Mut. Der Abstand zwischen uns verringert sich, obwohl ich auf den glatten Steinen und rutschigen Planken nur langsam vorwärts komme. Beim Rentierzaun habe ich ihn eingeholt, wir wechseln ein paar freundliche Worte und jeder setzt den Weg für sich fort. Erst bei der Rasthütte verlieren sich unsere Wege.
Drinnen stoße ich auf zwei Österreicherinnen, die im Ofen ordentlich eingeheizt haben. Sie zelten nun schon den zweiten Abend neben der kleinen Hütte und berichten mir auch von den Pfadfindern, welche vom Waten im eiskalten Wasser mitgenommen, in der Hütte Zuflucht gesucht hatten. Während die beiden Frauen sich auf eine kleine Mittagstour aufmachen, trockne ich Zelt und Klamotten über dem kleinen Ofen, hacke Holz und breche nach ausgiebigem Mittagessen viel zu spät auf.
Als in der Ferne die Alesjaurestugorna neben der Samensiedlung sichtbar werden, weiß ich, dass es Zeit wird, mein Nachtlager zu suchen. Ich will der Versuchung der Hütten erst gar nicht ausgesetzt sein. So beginne ich, nach potentiellen Zeltplätzen Ausschau zu halten und werde bald fündig. Mein heutiger Zeltplatz ist ein echter Glücksgriff. Eine kleine terrassenförmige Fläche, nach Süden und Westen hin durch einen kleinen Hügel geschützt. Nur fünf Schritte weiter verschafft mir ein kleiner, gemächlich dahinfließender Bach Zugang zu Wasser. Der recht ungeschützten Ostseite habe ich die flache Seite des Zelte zugewandt. Nachdem ich noch einmal nachgespannt habe, schlüpfe ich bald in meinen Schlafsack.
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