[SE] Frostviksfjäll - Hinter den 5 Bergen... + Fotos

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  • fanaticTRX
    Gerne im Forum
    • 06.03.2004
    • 86

    • Meine Reisen

    [SE] Frostviksfjäll - Hinter den 5 Bergen... + Fotos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden
    Region/Kontinent: Nordeuropa


    Editiert vom Moderator
    Reisebericht siehe unten

    Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der



    Sonnenuntergang auf dem Jemesvardo. Die Idylle trügt, die Mücken waren auf diesem Miniaturberg aggressiver als irgendwo sonst auf unserer

    Tour durch Südlappland Anfang August 2004

    Das Bild ist nur ein kleiner Teaser, ein ausführlicher Tourbericht mit Wegpunkten folgt in den nächsten Tagen. Wer die Bilder schon mal sehen möchte, kann das hier tun.

    Gute Nacht
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 04.11.2011, 23:32. Grund: Reisecharakter eingestellt
    When the goin' gets tough the tough get goin'...

  • travelkai
    Erfahren
    • 24.05.2004
    • 277
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Habe mir deine schönen Fotos angesehen Das Licht und die Natur in Lappland sind einfach grandios Eigentlich war das keine gute Entscheidung :bash: Nun erhalte ich wieder FERNWEH Werde auf meine nächste Trekking-Tour noch 5 Wochen warten müssen, allerdings zieht es mich dann in den Süden 8)
    Gruß Kai
    Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es. Robert Walser (1878-1956) www.travelkai.de

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    • fanaticTRX
      Gerne im Forum
      • 06.03.2004
      • 86

      • Meine Reisen

      #3
      Ausführliche Tourbeschreibung: Donnerstag bis Samstag BILDER

      Münster, 5.8 2004, 10 Uhr abends. Jana und ich treffen auf dem Parkplatz eines Studentenwohnheims in Münster ein. Wir kommen von Köln hoch und sollten eigentlich schon seit ca. 3 Stunden hier sein... mein Fehler, ich war zu spät, mea culpa... Stephan und Markus wirken etwas angenervt, aber es ist ja Urlaub, keine Hetze.
      Jetzt wird im orangenen Licht der Straßenlaternen erstmal umgepackt: Vier große Rucksäcke + Tagesrucksäcke mit Kram für die zweite Woche + Andererkrempel + vier Leute müssen so verstaut werden, dass sie die gut 2100 Kilometer lange Anreise nach Gäddede in Südlappland einigermaßen unbeschadet überstehen... in einem Golf 4! Logistikexperte
      Stephan beginnt erstmal damit, Dinge wie Shampoo auszusortieren. "Das musst Du nur alles schleppen das brauchst du nicht. Das auch nicht..." (Zu Jana, die das erste Mal auf einer Trekkingtour mitgeht)
      Um viertel vor 12 Uhr kommen wir endlich los. Die Anreise über Dänemark, die neue Brücke über den Belt und Stockholm zieht sich endlose 21 Stunden, aber mit Abwechseln gehts. Ausserdem bekommen wir den Sonnenaufgang genau auf der Brücke mit - da kommt endlich Urlaubsstimmung auf, auch bei Jana, die eigentlich lange Autofahrten hasst...das fällt ihr dann ab Kilometer 1500 wieder ein. Die nette schwedische Zöllnerin an der Grenze warf übrigens nur einen Blick ins vollgestopfte Auto und liess uns ziehen.
      Die letzten 130 kilometer nach Gäddede schließlich ziehen sich auf der Straße 342 durch fast unbewohnte Wälder - ein kleiner Vorgeschmack... Außerdem regnet es in Strömen, wir ahnen schlimmes. Das es der letzte Regen für die nächsten 7 Tage sein wird, wagt keiner zu hoffen - zu unrecht! Mit dem Wetter hatten wir schlicht unglaublich viel Glück.


      Das GPS nach der Anreise...

      Ankommen am Campingplatz in Gäddede um 20.50h und feststellen dass das Hotel nebenan die Küche 5 Minuten vorher dichtgemacht hatte war fast eins - wir haben uns wirklich beeilt, aber zu spät. Also Essen aus der Dose und Flucht in die Miethütte. Da dann noch großes Ausrüstungssortieren, später noch mal an den See, die ewige Abenddämmerung bewundern.


      Jana am See: ewige Abenddämmerung

      Wirklich dunkel wird es nicht, wir sind das erste Mal so weit nördlich und von der Lichtstimmung begeistert.

      Am nächsten Tag (Samstag) versuchen wir verzweifelt den Euro als Alternativwährung zu etablieren: Wir müssen noch mal in den Supermarkt und haben keine Kronen. Einen Geldautomat gibt es
      (für uns doch recht überraschend) in Gäddede nicht.... hmpf. Aber egal, das Touribüro tauscht schließlich doch noch Geld, und zu Mittag steigen wir in den Bus, der uns nach Bägede bringen soll - 50 kilometer zurück auf der Straße, auf der wir gestern gekommen sind. Der Busfahrer will kaum glauben dass wir hier tatsächlich aussteigen und dann nur noch laufen wollen. Als er "Ankarede" als Ziel genannt bekommt, fährt er entgültig ungläubig von dannen - mit meinem Sonnen/Regengorehut im Bus, ich hab ihn dort vergessen und könnte vor Wut meinen Hut auffressgehtjanicht, egal Thema erledigt, ich hab Urlaub... (das könnte noch zum Mantra werden "Immer dran denken, das hier ist URLAUB!"). (Als Ersatz wird mir die folgenden Tage die Kombination aus meinem knallbunten Handtuch und einem Packriemen dienen. Ohne geht nicht wegen zu spärlichem Haupthaar. Sieht ein bisschen komisch aus aber was solls, schon ab dem dritten Tag machen sich die anderen nur noch gelegentlich drüber lustig.)


      Bene: Hier schon mit Handtuch...

      Rucksäcke schultern, Riemen einstellen, über idiotische 26 Kilo Gewicht stöhnen (ichmusstsjawiederübertreiben,drandenkendasisturl...), Gruppenfoto per Selbstauslöser und dann los! (STARTWEGPUNKT: An der Route 342, Kartenbezug Swedish Grid/RT90, Koordinaten: 14 52 419, 71 38 140, Fjällkartan Z3) Die ersten 14 Kilometer laufen wir auf einem kleinen Natursträßchen im Wald, in den Lücken zwischen den Fichten blitzen immer wieder Ausblicke auf die beiden Seen Östra und Vestra Fiskavattnet auf. Vor uns steigt die Straße langsam an und in der Ferne werden bereits die Höhen des Fiskafjälls sichtbar. Nach 8 Kilometern machen wir an der Zufahrt zur Fagernässtugan (irgendsoeine Hütte eben...) Pause und stellen Jana den Rucksack richtig ein. Danach kann sie sich das erste mal vorstellen, auch die nächsten Tage noch MIT ihrem Rucksack zu laufen. Ausserdem verflucht sie Stephan: Der hatte ihr im Vorfeld die Anschaffung von Trekkingstöcken als völlig unnötig dargestellt, rannte dann aber prompt 3 Tage vor Urlaubsstart selbst in den Steppenwolf in Bonn und kaufte sich schöne neue Lekis... Die muss er Jana jetzt leihen, später sucht sie sich Holzstöcke. Mir fällt siedentheis ein: GPS-Gerät zurücksetzen und Touraufzeichnung starten. Ein wenig ists ja schon "Wandern nach Zahlen", andererseits einfach praktisch.

      Nach knapp 4 Stunden gemächlichen Wandern erreichen wir bei der Ansiedlung Fiskavattnet den Einstieg in unsere (unbenannte) Wanderroute. (START WANDERWEG: 14 47 403, 71 48 419, F.k. Z3). Nur ein unscheinbares Holzkreuz an der Straßenböscchungdeutet einen Pfad an, der sich nach Norden in den lichten Mischwald schlängelt. Die Holzkreuze werden auf
      unserer Tour zu unentbehrlichen Begleitern, nur einen Tag lang müssen wir wirklich mal auf sie verzichten. Alle 50 bis 250 Meter steht eines in der Landschaft - oft mal halb umgefallen, und Holzkreuze heissen noch lange nicht dass auch immer ein passender Pfad da ist, aber die gute Absicht ist klar erkennbar.

      Nach einem ersten Kilometer durchs Unterholz kommen wir an die Brücke am See Byxtjärnen. Erstmal Rucksäcke ab - und kaum sitzt man 30 Sekunden, blasen die vereinigten Mückengeschwader zur ersten Attacke.


      Die Brücke: Erstes Tagesziel erreicht. Vlnr: Jana, Stephan, Markus

      Stephan und Markus machen sich zur Lagerplatzsuche auf - und finden einen Traumplatz am "Nachbarsee" Fiskatjärnen.(ZELTPLATZ 1: 14 46 320, 71 49 537, Z3) Ein ganzer See für uns allein! Fast perfekt, wenn da nicht die Mücken.. egal, Geheimwaffen sind unsere schottischen Mückennetze, da kommt nix durch. Ausserdem hab ich mir noch hübschhellblaue und stichfeste Putzhandschuhe mitgebracht, optische Aspekte fallen ab einer gewissen Mückendichte nicht mehr sonderlich ins Gewicht.
      Zeltaufbau und dann Schwimmen gehen im See: Wahnsinn, jetzt sind wir endlich wirklich "angekommen", das realisiere ich erst angesichts der großartigen Kulisse von See und Bergen und Sonnenuntergang und Zelten und... Magie des Nordens!


      Ein Mann, sein Zelt und seine Flagge

      Stephan vergisst auch nicht, seine Flagge der europäischen Union zu hissen, einfach so, weil die Schweden doch so große Fans der EU sind. Am ersten Abend gibts halb zerbröselte Königinnenpasteten mit Ragout-Fin-Füllung a la Trangia und frischer Zitrone, keine Nachfragen bitte, das hat lange Tradition.

      Später am Abend taucht dann noch ein Ruderboot auf dem See auf und hält zielstrebig auf uns zu. Aus ihm entsteigen ein Lappe in Gummistiefeln und sein Hund, umgehängt hat der alte Herr ein Funkgerät, umgeschnallt ein Messer. Er kommt heran und guckt etwas ungläubig über zwei Zelte, Trangiakocher, Plane und Wäscheleine mit Handtüchern, wünscht uns dann aber doch erstmal Guten Abend. Markus beherrscht etwas Schwedisch und übernimmt die Verhandlungen. Was wir denn hier machen würden, so weit weg von allem? Wandern? Aber nicht Fischen oder? Wir verweisen auf das Fehlen jeder Angelausrüstung. Gut, Fischen ist nämlich in diesem See nicht erlaubt. Er guckt nochmal über unsere Klamotten und kann immer noch keine Angeln entdecken. Wir versuchen Small Talk, scheitern aber ein wenig an der Sprachbarriere. Immer noch etwas ungläubig über unsere Wanderpläne wünscht er uns schließlich eine gute Tour, packt seinen Hund wieder ein und rudert davon.

      Später am Abend, nach Abwaschen, Wasser filtern und Tee kochen, versucht sich Jana daran, uns englische Kurzgeschichten vorzulesen, scheitert aber ein wenig am unserem mangelnden Interesse/Vokabelschatz. Naja, nimm nächstes Mal ruhig wieder eines von meinen Büchern mit und mach es auch ruhig wieder ordentlich nass, sollte es einmal mehr nicht taugen, Jana... Um 12 verziehen wir Junggesellen uns in die Zelte, nur Jana will noch nicht so recht, zerrt mich eine halbe Stunde später wieder aus meinem Zelt und nochmal in den See. Die anderen wollen nicht, die Feiglinge! Nachts schwimmen, ich hab vergessen wie verzaubert das sein kann, ein See wie schwarzes Glas.

      Damit schließt der erste lange und der zweite Tag, mal sehn ob die nächsten Tage auch so ausführlich ausfallen... freue mich über Euer Feedback! Je nachdem mehr später hier...

      PS: zur Gruppe: Stephan: studiert Jura in Münster, lange "urlaubserfahren", was gemeinsame Touren angeht, mit mir das ?achte? Mal in einem Urlaub unterwegs. Unser Logistikexperte, Koch und Mitplaner.

      Markus: studiert auch Jura in Münster, das letzte Jahr in Schottland das erste Mal dabei.

      Jana: studiert Medizin in Köln, das erste Mal auf Trekkingtour und das erste Mal mit drei Junggesellen einen ganzen Urlaub lang unterwegs... Hochachtung!

      Meine Wenigkeit: studiere VWL und Journalismus in Köln, kenne als einziger alle Beteiligten schon lange und habe diese Tour geplant. Ausserdem Ausrüstungsfreak(und -schlepper...)

      PPS: Zur Route: Ich versuche für ernsthaft Interessierte die Route mit Wegpunkten aus dem GPS nachvollziehbar zu machen, die Angaben beziehen sich auf das in den Fjällkartans eingezeichnete schwedische Kartengitter, in Garmingeräten als swedish grid /RT90 gekennzeichnet. Die Tour ist ca. 90 Kilometer lang, überwindet insgesamt knapp 4000 Höhenmeter, ist an sich sehr einfach, sehr einsam und lässt sich auf den Fjällkartans Z3 und Z1 nachsehen.
      When the goin' gets tough the tough get goin'...

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      • Buschkind
        Erfahren
        • 21.08.2003
        • 103

        • Meine Reisen

        #4
        Schöner Bericht mit klasse Fotos!
        Lese mit Begeisterung (und Fernweh) mit und warte schon auf die nächsten Tages-Berichte .

        Buschkind

        PS: Mit welcher Kamera hast du denn die Fotos gemacht?
        PPS: Das GPS ist das Garmin GPS 60, oder? Wie zufrieden bist du damit?

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        • Elch
          Gerne im Forum
          • 21.06.2004
          • 99

          • Meine Reisen

          #5
          Wirklich schöner Bericht. Die Fotos machen Lust auf mehr.
          Bitte lass nuns nicht länger warten!

          Elch

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          • Rapunzel
            Anfänger im Forum
            • 08.09.2004
            • 12

            • Meine Reisen

            #6
            Bin begeistert von den Bildern und dem Bericht. Bekomme richtig Fernweh beim Lesen. Bin gespannt auf die Fortsetzung.
            Gruß
            Rapunzel

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            • fanaticTRX
              Gerne im Forum
              • 06.03.2004
              • 86

              • Meine Reisen

              #7
              Tage Zwei und Drei der Frostviken-Tour

              Sonntag morgen: Ich wache auf und stelle fest: Ich hab in meiner Schlafsack-Inlett-kombi ziemlich geschwitzt. Jana wacht auf und stellt fest, sie habe in der Nacht „etwas gefroren“. Das kann schon vorkommen, schließlich wiegt ihr Schlafsack auch doppelt so viel wie meiner und hat augenscheinlich ein deutlich höheres Füllvolumen. HÄH? Ja, alte Aldipenntüte, garantiert laut Aufschrift bis minus irgendwas geeignet, aber… nur wenn’s drinnen ist und nicht unter 10 Grad.

              So recht wollen alle trotzdem noch nicht aus dem Zelt, obwohl der Tag außerordentlich schön zu werden verspricht – bereits um 9 Uhr hat die Sonne eine ziemliche Kraft.



              Der nächste Morgen: Der Tag verspricht warm zu werden...

              Schließlich ringen wir uns – getrieben auch von einem wanderlustigen Markus – aus den Kunstfasern und gehen das Frühstück an – Tee mit Honig und Müsli. Zum Müsli gibt’s Globi-Trockenmilch, liebevoll mit dem extra mitgeschleppten Minischneebesen angerührt – hatte ich erwähnt das ich Ausrüstungsfreak bin? Ja? Nun gut, danach Spülen und Polieren des Trangia (wichtig für Stefans psychisches Wohlbefinden – auch wenn ich nicht weis wie die Spülkrankheit auf fachchinesisch heißt.), packen, Schuhe zubinden und los.
              Das mit dem Schuhe zubinden hätte ich sorgfältiger angehen sollen, ich vergesse nämlich auf der rechten Seite die Tiefzughaken und werde das erst 4 Stunden später bemerken… an der resultierenden Blase unter der Ferse habe ich den Rest der Tour Freude. Na ja, jetzt weis ich wozu Tiefzughaken gut sind. Ansonsten haben wir bemerkenswert wenige Blasenprobleme, auch dank der norwegischen Handcreme, die wir zu Fußcreme umfunktionieren.
              Natürlich kommen wir viel zu spät los, es ist kurz nach zwölf, als wir endlich die Rucksäcke schultern.
              Egal, Tagesziel heute ist Jougdaberg, und das liegt auf der anderen Seite des Fiskafjälls. Vom Fiskatjärnen aus suchen wir uns im Fichtenwald wieder die roten Holzkreuze. Sie führen uns durch das Unterholz und über Lichtungen entlang eines teilweise völlig zugewachsenen Pfades den Hang hinauf.


              Durchs Unterholz geht es bergan

              Nach knapp sechs Kilometern wird’s merklich steiler, ausserdem haben wir die Baumgrenze erreicht. Der Himmel ist fast wolkenlos, und das Minithermometer an meinem Rucksack zeigt - noch im Baumschatten - 27 Grad an. Kein Lüftchen rührt sich, ich hasse es bei so einer Hitze zu laufen und falle merklich zurück. Stephan erbarmt sich meiner und lässt sich zurückfallen, der Rest wartet weit oberhalb der Baumgrenze am Ajeltjakke-Miniberg an einem Schild auf mich. Auf dem steht, dass wir hier das Jougdadalen-Naturreservat betreten („Välkommen till Jougdadalen!“), an seinem Fuß liegen Rentiergeweihe – extra für die Touristen? Egal, jetzt brauch ich erstmal neues Wasser, meine drei Liter hab ich auf den letzten 8 Kilometern zu schnell weggenuckelt – blöde Hitze. Wir machen eine lange Pause am Borkafluss (FISKAFJÄLL / BORKAFLUSS: 14 43 212, 71 55 132, Z1), das Wasser kommt direkt vom Berg und schmeckt toll, speziell wenn man die letzen Kilometer kein Wasser mehr hatte…



              Die Wegkreuze führen uns übers Fiskafjäll

              Eine lange Reihe der hier eng gesteckten Kreuze führt uns weiter über den Pass hinüber ins Tal des Strockvattnet-Sees. Die Passhöhe liegt mit 840 Metern gar nicht mal hoch, aber der Weg hinüber war doch anstrengender als erwartet.



              King of the Hill: Markus ist als erster oben.

              Auf dem Weg hinunter sehen wir unsere ersten Rentiere, erst zwei, dann – genau auf unserem Weg und vielleicht grade mal 50 Meter weit weg – einen größeren Rentier-bock? –hirsch? Egal, er flüchtet, hat aber immerhin vorher noch fürs Photo stillgehalten. Die Aussicht ist auch ohne ihn wunderbar, zum ersten Mal meinen wir am Horizont die Schneefelder an den Hängen des Ertseke erkennen zu können.



              Blick nach Norden ins Naturreservat

              Unten im Tal angekommen, wird kurz beraten – der Strockvattnet sieht sehr nett aus, wir haben schon fast acht Uhr, wir könnten doch auch hier zelten und morgen die zwei Kilometer nach Jougdaberg weiterlaufen… Jana will noch weiter, wird aber irgendwie ignoriert. Oligarchie…



              Wenn man einmal so schön sitzt...

              Wir überqueren über einige Steine den Zufluss des Sees, dabei rutscht Jana aus und packt sich und ihren Rucksack erstmal ins Wasser. Die Laune sinkt weiter, als sich der angepeilte Platz als mückenverseuchter Minisumpf erweist. Also zurück über das Flüsschen und am anderen Ufer finden wir doch noch ein schönes Plätzchen an einem Steinstrand (ZELTPLATZ 2: 14 42 188, 71 59 126, Z1). Geschafft! Zwar nur dreizehn Kilometer und 600 Höhenmeter, aber das muss reichen.



              Steinstrand am Strockvattnet

              Zum Schwimmengehen erweist sich der See als fast schon zu flach. Dafür hats auch hier wieder Mücken en Masse – was müssen wir auch im August in Nordschweden ständig an irgendwelchen Seen zelten… Zum Abendessen gibts heute ein Süppchen (isst Jana mit) und Nudelkrams (isst Jana nicht mit, dafür schleppt sie aber frische Möhren und Äpfel mit erklecklichem Gewicht durch die Lande. Jedem das seine…). Danach wird’s schnell erstaunlich kalt, ich kapituliere als erster und flüchte ins Zelt – hoffentlich läuft es sich morgen besser.

              Nächster Morgen: Das Wetter hält immer noch, und heute will Markus früher los – dafür der Rest aber mal wieder nicht. Der typische Tourmorgen einmal schematisch und ein wenig überspitzt:

              Halb Neun: Ich werde langsam wach und weis: Wenn ich jetzt „Guten Morgen“ hinüber zum anderen Zelt rufe, wird Markus mir bereits antworten und der Rest mich verwünschen.

              Neun Uhr: Man könnte ja mal aus dem Zelt gucken. Dann würde man sehen, dass Markus den Trangia rauskramt, den Frühstückskram zusammensucht und schon die Milch anrührt. Muss man aber nicht.

              Halb Zehn: Tee schon fertig? Markus isst schon? Stephan auch schon aus dem Zelt? Jana steht auf? Dann muss man wohl. Hmpf, das ist Uuuurlaub.
              Zehn Uhr: Die drei Jungs frühstücken. Jana wäscht sich im See, ordnet Klamotten und sagt sie würde „gleich“ frühstücken. Markus ist schon fertig, filtert Wasser und wirft flehende Blicke gen Himmel.

              Halb Elf: Stephan spült. Eigentlich wollte Markus spülen, aber ohne Spüli und schnell. Das geht nicht. Nicht mit Stephan. Jana ist auf die Idee gekommen, sich die Beine zu rasieren (sie hat tatsächlich einen Einwegrasierer in den Tiefen ihres Rucksacks gefunden). Ich baue - mit Hilfe von Markus – mein Zelt ab. Das andere Zelt ist längst verpackt.

              Elf Uhr: Jana frühstückt. Jana kocht schnell noch einen Tee. Ich wasche schnell noch eine Unterhose im See. Stephan packt seinen Rucksack. Markus sitzt auf seinem seit einer halben Stunde fertig gepackten Rucksack und würde gerne loskommen. Wir filtern noch Wasser für den Tag.



              Wasserfiltern - wir haben Zeit...

              Halb Zwölf: Ich habe inzwischen auch Schuhe an, anziehen dauert ein bisschen mit einer Blase unter der Ferse. Jana putzt die Zähne. Sie sieht ein dass das jetzt zu lange dauert und bricht ab. Markus wäre am liebsten schon fünf Kilometer weiter. Ich ziehe die Schuhe noch mal aus, weil eine Socke nicht richtig sitzt.

              Zwölf Uhr: Wir gehen los!!! Wir hatten uns am Abend zu vor vorgenommen, so kurz nach zehn loszulaufen…

              Heute peilen wir den Gransjön an – gut zwanzig Kilometer weit entfernt. Mir ist bereits seit gestern Abend klar, das wir erst um zwölf loskommen, das dann nicht so richtig schaffen können, deswegen hab ich mir bereits ein näheres Ziel gesucht. Aber erst mal laufen lassen, zurückstecken können wir später immer noch.



              12 Uhr: Wir kommen doch noch mal los.

              Los geht’s mit dem Weg nach Jougdaberg. Diese Ansiedlung besteht nur noch aus einem Haus und einer Hütte, inmitten einer Blumenwiese am Hang liegt sie vor uns. Wir gehen entlang des Pfades den Berg hoch und schauen uns bei der typisch schwedischrot gestrichen Hütte ein wenig um. Das Haus macht einen sehr bewohnten Eindruck, und auf einem Holztisch davor liegen Streichhölzer und Werkzeug. Aber niemand ist zu sehn oder lässt sich blicken. Es gibt keine Zufahrt hierher, nichts was mit Auto oder Geländewagen zu befahren wäre. Wie schaffen die Einsiedler hier wohl Ausrüstung her, mit dem Heli?



              Jougdaberg: Wie bekommt man vom Supermarkt seinen Kram hierhin?

              Egal, weiter geht’s den Berg hoch zum Gakkapaß. Drei Kilometer und 300 Höhenmeter führt uns ein Pfad zur Passhöhe hinauf, den Schildern nach ist er auch für Schneemobile befahrbar – wie das angesichts von Felsblöcken und Bäumen klappen soll können wir uns zwar nicht vorstellen, aber wer hier im Winter lebt ist eh verrückt. Oben angekommen putzt Jana noch mal ausgiebig Zähne (ja das ist wichtig!), und wir werfen einen letzten Blick zurück auf das Fiskafjäll, ich werd es nicht vermissen. Wieder runter laufen wir entlang des Gakkajaure-Sees zuerst durch relativ pfadloses und sumpfiges Gelände, dann hat uns der Birkenwald wieder.



              Wegloses Terrain am Gakkajaure

              Im Abstieg sehen wir bereits die Häuser von Blomhöjden am Hang des Miniberges Jemesvardo liegen, auch zeugen Geländemotorradspuren und Ölflecke in Pfützen von Zivilisation. Die Ansiedlung selber ist eine kleine Bauernenklave inmitten der Fjällwelt, vielleicht zehn Häuser stehen am Hang, ein Hahn kräht, Ziegen meckern, und wir müssen ein kleines Stück Naturstraße laufen. Die Bewohner hier leben scheinbar von der Rentierzucht, die großen Gatteranlagen und abgezäunten Wiesen sind allerdings zurzeit leer. Markus entdeckt ein öffentliches Plumpsklo an einem kleinen Wanderparkplatz und ist begeistert – er hat die kleinen Grabungen mit dem Klappspaten jetzt schon satt.

              Wieder geht’s einen Berg hoch, diesmal den kurzen aber relativ steilen Anstieg zum 760 Meter hohen Jemesvardo. Auf dem Weg nach oben treffen wir eine Ziegenherde, und in Jana brechen beim Anblick eines Zickleins Muttergefühle durch: „Ach bist du aber ein süßes!“, hinknien, streicheln – keine gute Idee, denn das Viech scheint das erste Mal im Leben solche Zuneigung zu erfahren und beschließt prompt, Jana zu folgen. Nach ca. einem Kilometer ist die Ziege immer noch direkt hinter uns und meckert kläglich. Ich versuche, sie zurückzuscheuchen aber vergeblich – wenn es nach der Ziege geht ist Jana die neue Mama. Auch wenn Markus bereits die Abendessenpläne ändern will, mitnehmen können wir das Tier nicht wirklich – schließlich rennt Jana mit Ziege im Schlepptau einen Kilometer den Berg wieder runter und schafft es bei der Ziegenherde nur mit Mühe und einem Tritt in den Hintern, die Ziege wieder in ihre Truppe zu „integrieren.“



              Jana und ihre Ziege: Mutterinstinkte?

              Zeit hats trotzdem gekostet, inzwischen ist es 18 Uhr und wir beschließen – wie von mir bereits am Abend vorher vorausgeahnt – am namenlosen See auf dem Gipfelplateau des Jemesvardo zu übernachten (ZELTPLATZ 3: 14 47 164, 71 68 092, Z1). Immerhin, knapp 15 Kilometer haben wir geschafft. Der See selber ist natürlich ein totales Mückenloch, aber oben am Hang haben wir eine wunderbare Aussicht auf das Tal des Gransjön, und wenn Wind weht sind auch keine Mücken da. Der Wind schläft ein. Hmpf, Mückennetze raus, ich zieh meine Putzhandschuhe an… Wasserholen erweist sich als nerviges Unterfangen, weil man die Faltschüssel immer erst den Hang hochschlüren muss, aber am See ists dank dieser Viecher völlig unerträglich. Dafür ist der Sonnenuntergang über den Bergen im Westen sehr schön, Markus und ich machen das x-te Gegenlichtphoto. (siehe erstes Bild in diesem Thread)



              Werbephoto fürs Denali II: Blick vom Jemesvardo

              Später am Abend beschließen wir, den morgigen Tag ganz ruhig anzugehen und nur die acht Kilometer bis zum Gransjön zu laufen – wir wollen am See das gute Wetter genießen, so lang es hält.



              Mückenplage: Mit Netzen gehts prima.

              Jana will noch Karten spielen, aber nur Stephan will um zwölf Uhr nachts noch mitmachen – die beiden spielen noch bis 2 Uhr „Feuer“ und zerkratzen sich die Hände, während der Rest schon mal in die Penntüten kriecht. Erstaunlich, wie kalt es hier auf lächerlichen 750 Metern nachts wird, obwohl es am Tag noch 24 Grad warm war.

              PS: Auf die Frage hin: Mitgenommene Technik war:
              - Ein GPSmap 60 CS von Garmin mit einigen vorher eingetrichterten Wegpunkten. Das Gerät hat genügend Speicher, um die gesamte Wandertour mitzuloggen, nachher hat man dann Höhenprofile und ähnlichen Schnickschnack. Ausserdem zeichnet das Ding ein Druckprofil der letzten 48 Stunden auf, auch wenn es aus ist. So kann man zumindest über Nacht verfolgen, ob der Luftdruck sich rapide (nach unten) verändert. Zwei AA-Batterien halten ca. 3 Tage ununterbrochenes Mitloggen beim Wandern lang. Nicht zu vergessen, es hat uns dank Straßennavigationsfunktion hervorragend durch Stockholm gelotst.
              - Ein Minidiscman für mein Privatvergnügen und Motivation am Hang.
              - Zwei Ixus 400-Digicams: Leicht, ziemlich unkaputtbar und ganz gute Bilder kriegen sie auch noch hin. Dazu insgesamt gut 800 MB an Speicherkarten und 4 Akkus, damit Markus und ich unsere Photosucht austoben können: Resultat waren gut 700 Bilder…
              - Diverse sinnlose Handys, Empfang hatten wir nur ein einziges mal auf dem Ertseke-Gipfel.
              When the goin' gets tough the tough get goin'...

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              • Fjaellraev
                Freak
                Liebt das Forum
                • 21.12.2003
                • 13981
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Schöne Bilder und ein lebhafter Bericht. Was will man mehr? Klar doch: Sofort wieder los, obwohl ich gerade erst wieder zurück bin.
                Tja das die Holzkreuze nicht unbedingt einen gangbaren Weg anzeigen liegt einfach da dran, dass sie die Markierung für den Winterweg darstellen. Da geht es dann auch ganz locker über den Sumpf oder den See.... Aber als Orientierungshilfe habe ich sie auch schon des öfteren benutzt.

                Gruss
                Henning
                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                nur unpassende Kleidung.

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                • Johannes2801
                  Erfahren
                  • 16.06.2004
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                  #9
                  Schöner Bericht und schöne Bilder. Es gibt einfach zu viele schöne Wandergegenden in Schweden....

                  Aber, sag mal: warum habt Ihr das Wasser den gefiltert? Ist meiner Meinung nach im Norden vollkommen unnötig. Lediglich bei einer Tour im dicht besiedelten Sörmland hab ich abgekocht, aber ansonsten immer direkt aus Fluss oder Bach getrunken.
                  Meine Touren auf: www.per-pedes-online.de

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