[UK] Von Perth nach Cape Wrath

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  • LeMonde
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    • 06.07.2011
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    #21
    AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

    15.09.2011 – 23. Tag
    Diese Nacht verlief besser. Es wurde geheizt, sodass es am morgen richtig warm war und mein Schlaf nicht durch Albträume gestört wurde. Ich starte also recht ausgeruht in den Tag.
    Draußen sieht es ebenfalls besser aus. Es ist zwar kein blauer Himmel zu sehen aber dafür hat der Sturm aufgehört und es sind keinerlei Regenwolken in Sicht.
    Nach dem morgendlichen Duschen und Packen war ich sehr erleichtert, endlich wieder in meinen Stiefeln zu stehen und mich auf den Weg zu begeben. Nach einem kleinen Stück entlang der Straße ging einen breiten Weg entlang Richtung Norden. Im Navi hatte ich den Tag zuvor eine Hütte ausmachen können, welche mir heute als Ziel und Nachtlager dienen sollte. Mal sehen, ob heute alles glatt läuft.
    Schon nach kurzer Zeit wurde die Landschaft wieder atemberaubend und sogar das Wetter spielte mit. Es bildeten sich immer größere Löcher in den Wolken, welche schließlich nur noch Löcher im blauen Himmel waren.
    Die Berge entlang des Strath Vaich spiegelten sich im gleichnahmigen Loch, das, durch das Fehlen jeglichen Luftzuges, völlig glatt zu sein schien und somit ein glasklares Spiegelbild der Umgebung, inklusive blauem Himmel, zeigte. Meine Stimmung stieg nach den Ereignissen der letzten Tage ins unermessliche.










    Es folgte ein wunderschöner Weg entlang des Glens, welches von hohen Bergketten gesäumt war.





    Als ich am Nachmittag langsam an meinem Zielpunkt eintraf, war zunächst nichts von irgendeiner Hütte zusehen. Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen, da tauchte plötzlich mitten aus dem Nichts ein kleines, verstecktes Quartier auf, welches ich so niemals erwartet hätte...“Badger Hide“, Dachsbau stand am Eingang geschrieben. Ob es eine öffentliche Behausung war oder eher den Jägern vorbehalten, kann ich nicht sagen. Da ich aber vor hatte alles ordningsgemäß zu verlassen, sollte niemandem ein Nachteil entstehen. Die kleine, mit Erden und Gras überschüttete Hütte befand sich in bester Lage direkt an dem kleinen Fluss. Große Fenster ließen wenigstens etwas Licht in den Innenraum. Ein Tisch, eine Bank und ein Stuhl gehörten ebenso zum Inventar, wie ein Ofen und Brennmaterial.













    Ich machte es mir gemütlich, merkte aber schon bald, dass die Nacht hier im Tal sehr kalt werden sollte.
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    • Ruckie
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      • 23.10.2011
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      #22
      AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

      Toller Bericht und Bilder, ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Verkürzt mir die Zeit bis ich wieder mitte April nach Schottland komme.

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        #23
        AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

        Sach mal, mir ist völlig unklar, wie Du auf der Strecke von Garve zum Aultguish Inn Probleme mit der Weg- und Brückenfindung haben konntest. So wie Du es in deinem Planungstrack richtigerweise eingezeichnet hast, bin ich den Weg schon zweimal gelaufen. Wer sich in Gegenrichtung vertut - ok, den Abzweig nach Süden zu finden ist nicht einfach. Aber nach Norden?

        Kennst Du eigentlich "Scottish Hill Tracks"? 95 Prozent der WEgbeschreibungen dort funktionieren auch. Scheint bloß im Moment nicht neu erhältlich zu sein. Gelegentlich mal bei Scotways gucken, ob es eine Neuauflage gibt.
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        • LeMonde
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          • 06.07.2011
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          #24
          AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

          Frag mich nicht warum aber ich wollte die Abkürzung nehmen Garve-Aultguish.kml

          Aber das ging ja wohl ordentlich in die Hose...

          btw...bei google earth ist die Brücke, die ich überqueren wollte auch noch da
          Zuletzt geändert von LeMonde; 05.12.2011, 10:18.
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            #25
            AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

            Zitat von LeMonde Beitrag anzeigen
            btw...bei google earth ist die Brücke, die ich überqueren wollte auch noch da
            Schön zu wissen, dass die auch bei OS eingezeichnete Brücke, die ich schon seit Jahren vergeblich aus dem vorbeifahrenden Bussen zu erspähen versucht habe, wirklich nicht existiert.
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            • LeMonde
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              • 06.07.2011
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              #26
              AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

              Ja, auf einer Tour drei eklatante Fehler im Kartenmaterial zu finden ist schon ärgerlich. Und das bei den sonst rundum perfekten OS Karten...


              16.09.2011 – 24. Tag
              Als ich am Morgen erwachte, war das nicht das erste Mal an diesem Tag. In der Nacht bin ich unzählige Male aufgewacht, weil es schon recht kalt geworden war und der Holzboden auch nicht sehr bequem gewesen ist. Glücklich sind diejenigen, die eine aufblasbare Isomatte ihr Eigen nennen können! ;)
              Bevor ich mein letztes Müsli zubereitete, öffnete ich die Tür, um etwas Licht in meine bescheidene Behausung zu lassen und mich über die Wetterlage zu informieren. Mir bot sich ein einmaliger Blick auf das Tal, welches noch in Morgennebel gehüllt war.



              Als ich schließlich alles zum abrücken fertig gemacht hatte, ging es weiter entlang des Gleann Mòr in Richtung Croick, wo mich ein Stück schottische Geschichte erwarten sollte, von deren Existenz auf meiner Route ich noch gar nichts wusste, allerdings zufällig schon zuhause etwas gelesen hatte.
              Kurz bevor ich meinen ersten Fluss des Tages zu überqueren hatte, fand ich mich auf einmal vor den Toren von Jurassic Park wieder, zumindest befürchtete ich dies im ersten Moment. An dem neben dem Weg verlaufenden Zaun waren nämlich Schilder angebracht auf denen zu lesen war: „Do not enter. Dangerous wild animals.“ Außerdem standen die Zäune laut Aufschrift unter Starkstrom.
              Wie sich etwas später herausstellte, sollte hier wohl in Zukunft ein Tierpark entstehen. Ich wundere mich allerdings bis heute, was dort zu bestaunen sein wird. Ich würde spontan auf Schafe tippen... =)
              Die folgende Strecke kam mir auf einmal völlig „unschottisch“ vor. Der Weg zwischen Alladale und Glencalvie Lodge



              erinnerte mich eher an Australien oder Neuseeland, oder zumindest an die Landschaft die ich mir für besagte Länder vorstellte. Einige Meter weiter traf ich dann plötzlich auf einen Rehbock, der, als er mich erblickte, hastig versuchte zu fliehen und dabei mehrmals gegen ein in der Nähe stehenden Zaun rannte. Ich beeilte mich ein wenig, um aus dem Sichtfeld des Tieren zu verschwinden und ihm seine Ruhe zu lassen und ging weiter





              nach Croick, wo ich die berühmte Croick Church entdeckte und diesen geschichtsträchtigen Ort als Rast nutzte. In den Jahren 1845 und 1854 fanden auch hier die berüchtigten Clearances statt, bei denen sich die Bürger des Dorfes in ihrer Verzweiflung auf den Kirchhof begaben und hier für einige Tage blieben. Einige verewigten sich auf einer Scheibe an der Ostseite der Kirche. Diese Schriften sind heute, nach über 150 Jahren immer noch lesbar und bescheren einem während des Entzifferns ein eindrucksvolles Gefühl.
              Im Innern der Kirche war es recht kalt, sodass ichmich, nachdem ich meinen Entdeckerdrang gestillt hatte, wieder auf den Weg machte und mich langsam schon wieder nach einem geeigneten Zeltplatz umschaute. Einige Kilometer und ein äußerst schlammigen Weg später, entdeckte ich auf der anderen Uferseite ein von weiten sehr intakt aussehendes Haus. Das musste eine Bothy sein und so durchquerte ich ohne langes zögern und mit nackten Füßen das eiskalte Wasser



              und wurde durch ein traumhaftes Haus mit Kamin und bereitliegendem Brennholz entlohnt.







              Sobald ich meine Sachen abgelegt hatte fing es draußen auch schon an zu regnen. Ich fühlte mich sauwohl und triumphierte an der geöffneten Tür mit einer Zigarette in der Hand. Als ich schließlich noch Kakaopulver fand war mein Tag perfekt. Mit einem Kakao, einer weiteren Zigarette auf einem Hocker vor dem brennenden Kamin sitzen...Was will man denn mehr?
              Später am Abend bereitete ich mein Nachtquartier und schlief endlich einmal wieder recht zufrieden ein.
              Zuletzt geändert von LeMonde; 05.12.2011, 19:13.
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              • LeMonde
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                • 06.07.2011
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                • Meine Reisen

                #27
                AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                17.09.2011 – Tag 25
                In der vergangenen Nacht wurden meine Träume weder durch laute Geräusche des Zeltes, welche durch den Wind verursacht wurden, noch durch irgendwelche Wurzeln in meinem Rücken gestört. Ich erwachte morgens in völliger Dunkelheit, da ich sämtliche Fensterläden und die Tür verschlossen hatte und merkte so gar nicht wie spät es war, bis ich auf die Uhr schaute. Trotz der Dunkelheit war ich aber wieder recht zeitig wach, sodass ich mir an diesem Tag extra viel Zeit lassen konnte, da ich einerseits nicht so viel wie sonst zusammenpacken musste und selbst bei dem wenigen was herum lag noch vor schlechtem Wetter oder Midges geschützt war, und andererseits nicht so viel Strecke vor mir hatte, wie das normalerweise der Fall war. Ich plante lediglich bis zur nächsten Ortschaft zu laufen und hoffte dort einen Bus nach Scourie nehmen zu können um einige Tage gut zu machen. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich also von meiner einmaligen Schlafmöglichkeit und lief die etwa 10 unspektakulären Kilometer bis zum nächsten „Städtchen“. Wie ich dort von dem angestellten eines Hotels erfuhr, verkehrte auf dieser Strecke tatsächlich ein Bus, der nur einmal am Tag fuhr und den ich noch nicht verpasst hatte. Allerdings dauerte es auch noch ein paar Stunden bis er wieder hier vorbei kommen würde und so entschied ich mich weiter die Straße entlang zu wandern bis der Bus an mir vorbeikommen wurde. Nach etwa einer Stunde sah schon in weiter Entfernung eine starke Regenfront heranziehen. Dieses Mal konnte ich den Kampf gegen das ewige Wasser sogar einmal gewinnen. Ich packte rechtzeitig meine Regensachen aus und bereitete mich entsprechend auf den Regen vor. Als alles recht schnell auch schon wieder vorbei war, streifte ich mir einfach meine zweite Haut ab und ging genauso trocken wie vorher weiter. =) (Wahrscheinlich der einzige schottische Regenschauer, den ich wirklich trocken überstand...außer nachts im Zelt)
                Im Anschluss widmete ich mich erst einmal meinem Rückflug und kontaktierte einen Freund in Deutschland. Glücklicherweise konnte er einen günstigen Flug ausfindig machen und so legte ich mich auf den 27. September fest. Nicht viel später sah ich aus der Entfernung auch schon einen roten Kleinbus auf mich zu fahren, ignorierte ihn aber vorerst, da ich einen „richtigen“ Bus erwartet hatte. Der Fahrer der Royal Mail hielt glücklicherweise trotzdem neben mir an und erkundigte sich , ob ich eine Mitfahrgelegenheit gebrauchen könnte. Seine Tour würde ihn allerdings nicht nach Scourie führen, er versicherte mir aber, mir an der bestmöglichen Stelle bescheit zu sagen und mich dort herauszulassen. Ich willigte schließlich ein. Meine Pläne waren zwar wieder über den Haufen geworfen, mir blieb aber nichts anderes übrig.

                Im Inneren des Busses erwarteten mich bereits zwei Flachlandengländerinnen, die hier oben für eine Woche wandern wollten und so unterhielten wir uns ein wenig und bestaunten die atemberaubende Landschaft, die mir sitzend noch viel schöner vorkam. Als wir schließlich am Loch Assynt ankamen, fiel mir sofort eine verfallene Ruine auf einer kleinen Halbinsel auf, die ich zu gerne auf Foto festgehalten hätte, aber mein Handy nicht so schnell zur Hand hatte. Aber ich hatte noch einmal Glück. Nach wenigen Metern kam auch schon der Abzweig nach Scourie, wo für mich Endstation war. Ich verabschiedete mich und wünschte eine angenehme Woche und kam sogar davon ohne für die Fahrt zu zahlen. Ich nahm sofort die Straße in Richtung Scourie in Angriff. Nach einigen Höhenmetern und einer nahenden Schlechtwetterfront entschied ich mich jedoch wieder umzukehren und mein Zelt am See aufzuschlagen, da ich stark bezweifelte hier oben in der nächsten Zeit einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Als ich das Zelt schließlich direkt am Wasser aufgeschlagen hatte, machte ich mich erst einmal auf in Richtung Ruine um mich dort in Ruhe umzusehen.













                Es dauerte nicht lange und es fing wieder an zu regnen. Ich ergab mich also den Naturgewalten und machte mich auf den Rückweg zum Zelt, wo ich das Abendessen zubereitete und den restlichen Abend mit lesen verbrachte.
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                  • 06.07.2011
                  • 77
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                  18.09.2011 – Tag 26
                  Als ich gegen 6 aufwachte, ahnte ich noch nicht, dass mir an diesem Morgen eine der anstrengendsten Abbauprozeduren bevorstand. Zunächst schien der neue Tag sehr gut zu beginnen. Als ich meinen Kopf aus dem Zelt streckte, war es windstill und man konnte die Morgensonne das eine odere andere Mal zwischen den Wolken erkennen. Ich aß zunächst im Zelt Frühstück und machte mich recht schnell bereit zum Aufbruch, um den kommenden Tag gänzlich auszunutzen und so möglichst schnell die an diesem Tag geplante Strecke nach Scourie hinter mich zu bringen. Als ich nun das Zelt verließ waren plötzlich tausende Midges um mein Zelt versammelt. Ich zog mich sofort wieder in Zelt zurück und packte erst einmal sämtlichen Kleinkram. Irgendwann musste ich aber raus, um mein Zelt abzubauen und mich auf den Weg zu machen. Und da begann die Tortur. Diese verdammten Tiere schienen besonders auf die hellen Farben meines Zeltes und des Regenüberzuges meines Rucksacks scharf zu sein und so waren sie immer genau da wo ich etwas zu tun hatte und kleine krabbelnde Tierchen gar nicht gebrauchen konnte. In diesem Moment verdammte ich meine Entscheidung kein Moskitonetz gekauft zu haben, was mich in Ruhe hätte abbauen und zusammenpacken lassen. Und so verzweifelte ich fast und wusste nicht, wie ich meine Arbeit zu Ende bringen sollte ohne aller 5 Sekunden genervt wegzulaufen und mich dann wieder an der selben Aufgabe zu versuchen ohne endgültig meine Nerven zu verlieren. Und so fluchte ich aufs übelste vor mich hin und verdammte alles und jeden in meiner Umgebung und darüber hinaus, bis ich schließlich, nach einer Ewigkeit voller Verdruss und Wut, die letzten Kleinigkeiten in meinem Rucksack verstaute und mich, so glücklich ein Mensch nur sein kann, auf den Weg nach Norden machte. Das Gefühl den schweren Rucksack auf dem Rücken zu tragen und einen leichten Luftzug im Gesicht zu spüren war unbeschreiblich. Und so ging es nun erneut den Berg hinauf, den ich am vorigen Tag schon halb bezwungen hatte. Als ich fast oben angekommen war, bemerkte ich jemanden von der Straße weg in Richtung Bergkette laufen. Der Punkt wurde immer kleiner, bis ich ihn nur noch auf Grund der markanten Rucksackfarbe erkennen konnte und verschwand nach einiger Zeit in den Bergen. Sehr gern wäre ich diesem Punkt gefolgt und wäre auf die umliegenden Gipfel gestiegen, aber ich fühlte mich irgendwie getrieben und dachte auch nicht ernsthaft darüber nach es zu tun.



                  Also ging ich weiter die Straße entlang, auf der nichts spektakuläres zu sehen war, bis ich schließlich an eine Kurve kam, hinter der die Straße recht steil nach unten führte und ich am Horizont meinen ersten Blick auf den Atlantik werfen konnte.



                  Die Landschaft war nicht besonders schön, mein Weg schon gar nicht, doch in diesem Moment realisierte ich erst wirklich, wie weit ich eigentlich schon gekommen war und dass ich mittlerweile an einem Punkt angelangt war, der für mich, vor ein paar Wochen, noch unendlich weit entfernt gewesen ist. Ich merkte, wie schnell die Zeit vergangen ist und war traurig und erfreut zugleich, dass ich mich nun fast schon am Ende meines Weges befand. Ein beeindruckender Moment!
                  Durchströmt von neuer Motivation setzte ich meinen Weg fort.





                  Nach einiger Zeit errecihte ich Kylesku, die erste kleine Stadt, mit einem gewissen Atlantikflair zu beeindrucken wusste.



                  Die Landschaft hatte sich mittlerweile vollkommen verändert. Die schottischen Täler und Berglandschaften hatten sich nun in ein wunderschönes Küstengebiet verändert und stellte nach der langen Zeit eine willkommene Abwechslung dar. Ich schaute mir den Hafen an und gelangte schließlich hoch zur Brücke, auf die man hier anscheinend relativ stolz zu sein schien. Auf einem Schild konnte ich lesen, dass sich hier während des zweiten Weltkrieges eine geheime Ausbildungsstätte für U-Boot Besatzungen befand, was man sich in der großen Bucht recht gut vorstellen konnte.







                  Im Folgenden erwartete mich eine endlos erscheinende Strecke, auf der mich mehrere Male fast die Kraft verließ, ich mich aber immer wieder weiter quälte, mit dem Gedanken an eine Einkaufmöglichkeit und einen Zeltplatz in Scourie. Als ich irgendwann nach endlosem Asphalt in Scourie ankam, begrüßte mich ein Sparschild, das meine Laune sofort hon und mich bereits von diversen Süßigkeiten träumen ließ. Vorbei an ein Paar Highlandrindern ging es zum Zeltplatz, der mit seiner Schönheit und der Aussicht alles übertraf von dem ich zu träumen gehofft hätte. Und so baute ich zufrieden mein Zelt auf und begab mich ersteimal in Richtung Einkaufsmöglichkeit. Bereits am Eingang des Zeltplatzes fiel mir aber nun ein, dass es Sonntag war und so durchsuchte ich ersteinmal die Aushäge am Zeltplatzeingang, auf denen ich auch bald lesen konnte, dass Sontags alle Geschäfte des kleinen Ortes geschlossen waren. Völlig ernüchtert kehrte ich zum Zelt zurück und kochte mir meinen letzten Couscous...ungewürzt und ohne Beilage. Doch der Hunger war so groß, dass selbst dieser schmeckte. Und ohnehin entschädigte mich die Aussicht für so einiges an diesem Tag.







                  Am späten Nachmittag ging ich dann wenigstens noch zur nächstgelegenen Bar organisierte mir ein Bier in der Papiertüte und versuchte schließlich dem Zigarettenautomaten klarzumachen, dass mir nur noch ein Päckchen aus seinem Inneren zu meiner vollkommenen Glückseligkeit fehlte. Er hatte leider kein Mitgefühl und so machte ich mich ein wenig erbost über diese Dreistigkeit „nur“ mit meinem köstlichen Bier auf zum Strand. Dort verbrachte ich in aller Seelenruhe den restlichen Abend und genoss die grandiose Landschaft.



                  Das Wetter war bis zum Abend atemberaubend und selbst später im Zelt war kein Luftzug zu spüren, was mich für den nächsten Morgen böses erahnen ließ.
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                  • Perlenfischer
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                    Ich würde ja gern in den allgemeinen Beifallstaumel einstimmen, allerdings stören mich ca. zwei Dinge am bisherigen Bericht:

                    1) habe ich den Eindruck, dass in erster Linie negative Emotionen transportiert werden, obwohl die durchwanderte Umgebung voll der tollsten Landschaften ist. (wie man z.B. die Landschaft nördlich von Loch Assynt so beschreiben kann: "Die Landschaft war nicht besonders schön", kann ich als Kenner dieser Landschaft nicht wirklich nachvollziehen). Dass regnerisches Wetter in Schottland eher zur Regel als zur Ausnahme gehört, ist auch nichts, womit man bei Kennern noch irgendwelches Mitleid hervorrufen könnte.

                    2) fehlen mir in den Beiträgen die Erwähnungen von Namen. Es wäre für mich (und wahrscheinlich auch viele andere) schön, nachvollziehen zu können, welcher Fluss überquert oder welcher Loch gesichtet oder welcher 800er bezwungen oder welche Ruine besichtigt wurde. Im Falle der Ruine weiss ich es zufällig, da ich schon bei Ardvreck Castle war, aber sollte der Bericht nicht auch für solche Schottland-Fans inspirierend sein, die noch nichts von alledem kennen?
                    Zuletzt geändert von Perlenfischer; 18.12.2011, 20:03.

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                    • Pfad-Finder
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                      • 18.04.2008
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                      #30
                      AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                      Ich habe volles Verständnis für LeMonde. Wenn es schüttet, dann ist Assynt einfach eine grauenhafte Steinwüste, die nur dort nicht glitschig ist, wo sie matschig ist.

                      Mehr genaue Weglokalisierung würde ich mir allerdings auch wünschen.
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                      • Cattlechaser
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                        • 04.08.2010
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                        #31
                        AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                        Zitat von Perlenfischer Beitrag anzeigen
                        wie man z.B. die Landschaft nördlich von Loch Assynt so beschreiben kann: "Die Landschaft war nicht besonders schön", kann ich als Kenner dieser Landschaft nicht wirklich nachvollziehen.
                        Um nicht den falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Ich finde das Assynt ist eine der faszinierendsten Landschaften, die Schottland zu bieten hat. Aber gerade auf der Straße von Ullapool Richtung Durness überkommt einem bei schlechtem Wetter durch die faktische Wüste aus Wasser und Steinen schon manchmal eine große Melancholie. Als ich gelesen habe, dass LeMonde zu Fuss vom Loch Assynt über die Straße nach Scourie gelaufen ist habe ich gedacht: WAS? DAS ist der gelaufen? Die Ödnis kann einem an einen schlechten Tag sicherlich gefangen nehmen.

                        Ansonsten hat er natürlich etwas auf den Strapazen herum geritten. Das machen ja viele von uns in ihren Reiseberichten. Mich eingeschlossen. Man muss es (zumindest habe ich es so verstanden) mit einem selbstironischen Augenzwinkern lesen.

                        und: Ja, die Route hätte ich auch gerne nachvollzogen.

                        LeMonde, wie sieht's aus? ist doch nur noch Scourie - Rhiconich - Kinlochbervie - Cape Wrath. Noch zweieinhalb bis drei Tagesmärsche, schätze ich. Wann geht's denn weiter.
                        Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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                          • 06.07.2011
                          • 77
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                          #32
                          AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                          Also, wie Pfadfinder schon sagte, kann ich der Landschaft nördlich von Loch Assynt, mag es an meinem Gemütszustand gelegen haben, nicht viel abgewinnen. Vor allem nicht, wenn man, wie ich, die Straße entlang läuft. Außerdem spiegelt dieser bericht meine persönlichen Eindrücke wieder, die durchaus von denen anderer abweichen können... Aber nun weiter:

                          19.09.2011 – Tag 27
                          Nach einem wunderschönen Abend, begann auch der Morgen sehr vielversprechend. Wenige Wolken, völlige Windstille und wider Erwarten keine Midges! Ich drehte mich im Schlafsack noch mehrmals auf die andere Seite und stand erst gegen 8 Uhr auf um zu frühs... nein, war ja alles alle =( Aber da kam mir wieder der Gedanke, dass der Sparmarkt heute offen hatte. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht packte ich meine Sachen und machte mich die einhundert Meter auf zum Frühstück. Die Augen waren mal wieder größer als der Magen und so kaufte ich so viel, dass ich es nachher kaum in den Rucksack bekommen konnte und es auch sonst ziemlich mit dem Zucker übertrieb. Eis, Schokomilch, Kekse und irgendeine Limonade später versuchte ich meinen Rucksack anzuheben, was mir beim ersten Mal nicht gelingen wollte. Mindestens drei Kilo mehr fühlten sich eher wie Zehn an. Aber ich hatte wieder etwas zu essen und das machte mich schon sehr zufrieden.
                          Neue Runde, neues Glück...und so ging es wieder die Straße entlang in Richtung Durness. Die Strecke war erneut, wie erwartet, nicht spektakulär. Ich lief an einigen ganz hübschen Seen vorbei, der erste recht große Kandidat gleich nach dem Ortsausgang von Scourie, genoss eine recht schöne Aussicht aufs Meer (ich glaube an der Kurve kurz nach Loch na Claise Feàrna), wo ich mir auch eine Zigarettenpause gönnte und sah einen recht überdimensionierten Staubsauger, den sogar ich überholen konnte.







                          Schließlich kam ich in Rhiconich an, welches mich mit einem einladenden Hotel und sogar einer Polizeiwache überraschen konnte! Ich verwarf den Gedanken schon wieder Geld auszugeben und entschloss mich kurz nach dem Ort einen Zeltplatz für die Nacht zu suchen. Kurz hinter dem Ortsausgang schien auf der Karte ein Feldweg rechts abzubiegen, welcher, zumindest auf der Karte, recht einladend aussah. Als ich am Ort meiner Begierde ankam, fand ich dort eine Art alte Halde oder so etwas in der Art, die an und für sich zum Zelten einlud. Das Problem war nur, dass der Boden entweder von Steinen durchzogen war und ich somit keine Chance hatte an irgendeiner Stelle einen Hering dort hinein zu bekommen, oder so matschig, dass der Hering, samt Zelt und mir in selbigem versunken wäre. Also Gerödel wieder zusammen gepackt und ab dafür back on the road.
                          Als ich einen Kilometer weiter an die Stelle kam, an der rechts eine Steilwand hoch und links eine fastebenso steile Wand herunter geht, hätte ich schon fast mein Zelt in einer Ausweichbucht „geparkt“, da ich eigentlich keine Lust mehr hatte zu laufen und der Regen wieder einsetzte. Aber ich denke die Entscheidung mein Zelt nicht dort aufzubauen, was ich mir wirklich ernsthaft überlegte, war eine sehr gute!


                          Cape Wrath?

                          Mittlerweile hatte es begonnen wirklich stark zu regnen. Dabei war der Tag bis dahin wirklich gut gewesen. Hinzu kam starker Wind aus Süden, sodass ich mich an der nächsten Brücke hinter den Nördlichen Brückenkopf kauerte um ein wenig abzuwarten. Aber das Wetter wurde nicht besser und ich ging, der Teufel weiß warum, kurzärmelig weiter bis ich nach zwei Stunden völlig durchnässt war und mir das Regenwasser, die Beine entlang, in die Schuhe lief. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt bereits so deprimiert, dass mir das nichts mehr ausmachte und ich einfach weiterlief. Plötzlich kam mir bei diesem Wetter, das mich kaum 100 Meter weit sehen lies, ein Bus entgegen. Der Fahrer gab mehrmals Lichthupe und streckte mir, breitgrinsend, den Daumen entgegen. Ich musste lächeln und war zugleich verwundert, dass ich das noch konnte.
                          Die Landschaft links und rechts der Straße war alles andere als zum Zelten geeignet, bis ich in der Nähe des Lochan na Glamhaichd an einem Haus vorbei kam. Ich hätte fast geklingelt und nach einem Zeltplatz im Garten gefragt, kam mir aber dann so blöd dabei vor, dass ich lieber weiterlief, in dem Wissen es niemals mehr bis Durness zu schaffen, da meine Füße so stark schmerzten, dass ich teils mein Gesicht verzog und meine Hände, ohne Übertreibung, so kalt waren, dass ich sie kaum noch bewegen konnte. Und so schleppte ich mich, dem Tode nahe, meinem Ende entgegen, als plötzlich... ein Auto neben mir hielt und ein älterer, seiner Aussage nach, Durnesse mich fragte, ob ich mitfahren wolle. Ich überlegte nicht lange und fand mich einige Sekunden später auf dem Rücksitz eines Autos wieder. Der ältere Herr drehte die Heizung voll auf und ich merkte, wie das Leben zurück in meinen Körper kroch. Im tiefsten Inneren war ich diesem Mann sehr dankbar, konnte es aber in diesem Moment nicht wirklich äußern. Er erzählte mir, dass er auch gerade vom wandern komme und sich in etwa vorstellen könne wie es mir ginge, da er auch des Öfteren bei solchem Wetter durch seine Berge gewandelt sei. Ihm schien auch nichts auszumachen, dass ich seine Sitze durchnässte, und so bedankte ich mich auf dem Campingplatz von Durness herzlich und war beeindruckt von dem Fakt, dass der hiesige Zeltplatz noch schöner zu sein schien als mein voriger.

















                          Vorne an den Klippen baute ich mein Zelt im noch immer andauernden Regen auf und verkroch mich erst einmal in meinem Schlafsack um mich ein wenig aufzuwärmen, bis es am späten Nachmittag noch einmal richtig schön wurde und ich meine Ankunft doch noch gebührend im Freien „feiern“ konnte. Viele Köstlichkeiten, einen kleinen Spaziergang und eine warme Dusche später ging ich zu Bett, ohne richtig realisiert zu haben, dass meine Reise nun quasi ein Ende gefunden hatte. (Abgesehen von dem Abstecher nach Cape Wrath)
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                            • 04.08.2010
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                            #33
                            AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                            Ich weiß, dass das Assynt bei Regen sehr trübe bis melancholisch wirken kann. Allerdings ist es trotzdem eine der schönsten Ecken von Schottland. Warum bist du denn über die Straße von Loch Assynt über Scourie nach Durness gelaufen? Das Assynt hat so viele tolle Ecken zu bieten, während die Straße eher durch eine gewisse Gleichförmigkeit heraus sticht. Hast du z.B. mal in den Touren von Pfad-Finder geschaut? Dort (Cape Wrath Trail, Pitlochy-Farraid Head-Trail) siehst du die wahren Schönheiten des Assynt.

                            Schade auch, dass du nicht den Weg über Kinlochbervie und Sandwood Beach zu Cape Wrath gegangen bist. Es ist zwar (mit Ausnahme von Sandwood Beach) eher flaches mooriges Land, durch das du gehst, aber das Gefühl der absoluten Einsamkeit weit ab von jeglicher Zivilisation ist wirklich etwas Besonderes.

                            Aber trotz allem: tolle Tour! Gratulation hierzu und danke für den Reisebericht.
                            Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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                              • 06.07.2011
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                              #34
                              AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                              Ja, ich hatte leider am Ende meiner Reise etwas Zeitdruck. Ich dachte ich laufe lieber die Straße, spare mir dadurch ein bis zwei Tage und lasse mir dann in für den Weg nach Cape Wrath mehr Zeit... Aber sieh selbst...


                              20.09.2011 ff. – Tage 28 ff.
                              Als ich nach einigen Wochen der Internetabstinenz nun (endlich) wieder Zugang zum WWW hatte, war die erste Seite die ich öffnete der Internetauftritt meiner Universität. Dort erwartete mich bereits die frohe Kunde der endlich erfolgten Bewertung meiner Bachelorarbeit. Das Wetter in der „richtigen Welt“ war, wie am Vortag vorausgesagt, miserable und bestätigte meine gestrige Entscheidung doch noch einen Tag länger in Durness zu bleiben und so dem schlechten Wetter zu entgehen. Und so nutzte ich den restlichen Tag für "Sightseeing".



















                              Ich machte mir den ganzen Tag Sorgen, ob das Wetter am kommenden Tag wohl mitspielen würde und dachte darüber nach, wie es wohl wäre zwei Tage lang im Sturm zum Kap und wieder zurück laufen zu müssen. Und was, wenn der Worst Case eintreten sollte und die Fähre wegen des Sturmes überhaupt nicht fährt?



                              Und so ging ich an meinem Ruhetag besorgt zu Bett und drückte noch im Schlafsack die Daumen. Irgendwann in der Nacht wurde es auf einmal laut. Einige Fahrzeuge schienen sich ganz in meiner Nähe aufzubauen. Lichter waren zu sehen. Der Wind war so stark, dass die Zeltwände gegen das Innenzelt peitschten und ich bei dieser Lautstärke kaum schlafen konnte. Ich suchte verzweifelt meinen Gehörschutz aus BW-Zeiten, fand ihn schließlich und schlief wenig später wieder ein.

                              Am Morgen des 22. wachte ich auf und hörte Regentropfen und starken Wind auf mein Zelt einpeitschen. Weder gute Voraussetzungen für die finalen Wandertage noch für die Überfahrt der Fähre. Als ich den Kopf aus dem Zelt steckte umringten mich sechs schwarze Landrover. Einer stand etwas entfernt auf einer kleinen Anhöhe. Mutete alles etwas militärisch an und wegen des Lärms am Abend zuvor war ich auch stinksauer. Ich frühstückte zügig und verstaute mein Zeug im Rucksack. Dann folgte ich der Straße in Richtung Fähre, zur Abwechslung meine Regensachen tragend. Dort angekommen sah alles schon recht verlassen aus.



                              Ich trat näher ans Schild und bemerkte, dass die Fähre ihre Fahrt an diesem Tag wohl tatsächlich nicht aufnehmen würde.



                              Da ich die letzten Tage bis auf die letzte Sekunde verplant hatte, hieß das für mich Abschied von meinem Ziel zu nehmen, da eine Wanderung um die Bucht herum zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Also nahm ich nach einiger Zeit des Grübelns meinen Rucksack auf und entschied mich entlang der Küste zurück zum Campingplatz zu marschieren.



                              Als wäre meine Laune noch nicht schlecht genug, seifte mich ein ausgewachsener Regenschauer ordentlich ein. Diese Küstengegend war dafür aber außergewöhnlich. Saftig grüne Wiesen und Dünen soweit das Auge reichte und dahinter das Meer bis zum Horizont, an dem man riesige Wellen erahnen konnte.



















                              Vorbei an der Balnakeil Bay, mit ihrem riesigen Sandstrand, dem Örtchen Balnakeil und schließlich dessen Craft Village ging es zurück nach Durness, wo ich erneut mein Zelt auf dem Campingplatz aufbaute. Etwas resigniert entschied ich mich am nächsten Tag das „kleine Stück“ nach Faraid Head in Angriff zu nehmen.

                              Am 23. brach ich ohne Gepäck auf in Richtung Faraid Head. Immer an der Küste entlang ging es im Sprühregen in Richtung Norden.





                              Die Landschaft wusste durch ihre Kargheit zu überzeugen und zeigte sich von ihrer „nordseelichsten“ Seite. Mein Weg wurde irgendwann zu einer kleinen Straße und diese kleine Straße beugte sich dann wieder dem Willen der Dünen, die sie einfach umhüllten, und wurde wieder zu einem Weg bzw. einer Verwehung.





                              Die Spitze der Landzunge versperrte schließlich ein Schild des MOD.



                              Aber ich fand meine eigene „nördlichste“ Stelle, die, etwas den Fels hinab, sogar Windstille bot. Dort verweilte ich nun ein wenig und wurde mir der letzten Wochen bewusst.







                              Am Abend flog der Stein, den ich aus dem fernen Süden mitgenommen hatte, bei einer feierlichen Zeremonie, unter Begleitung des Kronos Quartetts, in die Fluten des Atlantik. Das monumentale Naturspektakel, welches ich dabei erwartete, blieb jedoch seltsamerweise aus. Der Stein traf das Wasser völlig unscheinbar. Kein Zischen, keine Wellen, die in alle Himmelsrichtungen rasten, um die Küstenlandschaften zu überfluten... Nur der Sturm und etwas Musik in meinen Ohren.

                              Am letzten Morgen an der Nordküste blieb ich lange im Schlafsack. Das Wetter war erstaunlich ruhig. Kein Gerüttel am Zelt, keine Regentropfen. Irgendwann baute ich dann alles ab und machte mich auf den Weg in Richtung Visitor Centre, an dem der Bus nach Inverness starten sollte. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich noch das John Lennon Memorial und nutzte die Zeit, um mir die Smoo Caves anzuschauen.









                              Gut, dass ich die nicht verpasst habe. Sieht recht ordentlich aus.
                              Schließlich war es kurz vor 1500 Uhr und ich machte mich auf zum Bus. Der Busfahrer begrüßte mich recht herzlich und es stellte sich heraus, dass er es war, der mich einige Tage zuvor bereits im strömenden Regen am Straßenrand hatte laufen sehen. Im Bus befanden sich außer ihm noch sein „Best Mate“, der hier oben wohl mit dem Mountainbike unterwegs gewesen ist (Neid!!!), und eine Deutsche, die sich während ihres Aufenthalts in Großbritannien die Nordküste wohl nicht entgehen lassen wollte.
                              Ich war sehr gespannt auf die Fahrt, da ich nun endlich mal in den Genuss kommen durfte die wunderbare schottische Landschaft vom gemütlichen Sitz eines Busses aus zu sehen. Da es außerdem die letzte Fahrt des Fahrers für diese Saison war, machten wir einige Raucher- und Fotopausen an den schönsten Aussichtspunkten der Strecke.



                              Als er meinte: „Isn't it a beautiful Office where I work?“ konnte ich bedenkenlos zustimmen!
                              Ich genoss die knapp 5 Stunden Fahrt ohne mich auch nur eine Sekunde zu langweilen und sah einige Orte, an denen ich zuvor vorbeigewandert war wieder. So z.B. den Staudamm am, sowie das Altguish Inn selbst, mein Hotel in Garve und den Campingplatz, der keiner war, in Contin. Außerdem entdeckte ich auf der Fahrt noch einige Städte, die ich nicht gerne verpasst hätte, wie z.B. Ullapool und Unapool. Als es gegen Abend war und es schon langsam dunkel geworden war, erreichten wir die Brücke von Inverness. Am Busbahnhof verabschiedete ich mich von meinen Mitreisenden und dem „Reiseleiter“ und machte ich mich auf zum Eastgate Hostel, wo ich schon einmal vor zwei Wochen geschlafen hatte. Vorerst hatte ich ein Zimmer für mich allein. Am Abend gesellten sich dann noch zwei Mädels zu mir, eine von Ihnen wieder aus Deutschland und so verbrachte ich den restlichen Abend wenigstens nicht ganz allein. Am nächsten Tag erkundete ich noch ein wenig Inverness und entdeckte Ecken, welche ich beim letzten Mal noch nicht gesehen hatte, wie etwa das Krankenhaus. Am Abend führte ich noch das eine oder andere Gespräch mit einem Polen, der gerade angereist war, um in den kommenden Tagen hier seine Arbeit anzutreten und einem Österreicher.
                              Am nächsten Morgen stand ich zeitig auf, druckte mein Flugticket aus und begab mich auf meine letzte Fahrt nach Edinburgh. Dort angekommen schaute ich mir noch ein wenig die Stadt an und fuhr gegen sechs zum Flughafen, um mir dort zwölf Stunden um die Ohren zu schlagen, da es an keiner Stelle möglich war sich hinzulegen um zu schlafen ohne sich das Kreuz zu brechen...Irgendwie habe ich aber letztendlich diese Horrornacht hinter mich gebracht und so ging es mit dem Flieger zurück nach Deutschland.

                              Es war eine wahnsinnig tolle Reise. Fast fünf Wochen zu Fuß in Schottland, bis zur Küste. Ein tolles Gefühl das geschafft zu haben! Im Nachhinein hätte ich aber einiges besser machen können. Vor allem mehr Berge besteigen. Hätte ich gewusst, dass ich Cape Wrath sowieso nicht schaffe hätte ich mir sicher auch mehr Zeit gelassen und hätte die letzte Tage noch in der Wildnis verbracht. Aber Hätte ist eben nicht Habe und so war es trotzdem einwandfrei und ich sehe einer erneuten Reise nach Schottland sehnsüchtig entgegen!
                              bjoernbloggt.wordpress.com

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                                #35
                                AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                                Danke für den Bericht. Vor allem auch für die Einblicke in Deine Gefühlslage. Das macht so einen Bericht erst spannend.

                                Ich liebe es, wenn ich Orte virtuell nochmals bereisen kann. Gerade Durness und die Gegend davor ist eine Art Sehnsuchtsort für mich geworden. Einfach unglaublich schön. Ich war 2009 da oben und 2011 zumindest wieder in der Nähe. Nur das Wetter war 2009 einfach wesentlich besser in Durness
                                Iserlohner Impressionen - Blog zu Landschaften, MTB- und Wandertouren im Sauerland

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