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    • 06.07.2011
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    [UK] Von Perth nach Cape Wrath

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    So...und hier endlich der erste Teil meiner Reise. Viel Spaß beim lesen!


    23.08.2011 – Anreise
    Nach den ersten Strapazen, die sich früh um halb 4 in meinem Bett abspielten, ging es mit dem Bus nach Berlin, welcher dort pünktlich um sieben Uhr am Flughafen Schönefeld ankam. Nach drei Stunden, die glücklicherweise schnell vorbeigingen, saß ich auch schon im Flieger und stand keine weitere drei Stunden später in Edinburgh in der nähe des berühmten Schlosses.



    Nach ersten kleineren Orientierungsschwierigkeiten (na wenn das hier schon los geht!) wusste ich dann auch irgendwann mit meinem „Stadtplan“, den ich vom Computerbildschirm abfotografiert hatte, zurechtzukommen, fand die St. Andrews Bus Station, einen Outdoorfachverkäufer meines Vertrauens und schließlich das Hostel, welches ich einige Tage zuvor gebucht hatte.



    Erstmal duschen, dann nach ewiger Sucherei noch etwas eingekauft und schließlich ausgiebig zu Abend gegessen.

    24.08.2011 – Tag 1
    Morgens voller Tatendrang aus dem Bett gesprungen und noch die letzten Sachen aus dem Handgepäck im Rucksack verstaut. Gar nicht so einfach gewesen den ganzen Mist dort noch irgendwie unterzubringen. Aber es geht ja erstaunlicherweise immer noch was rein. Aber das Gefühl diesen Koloss auf dem Rücken zutragen... unbezahlbar!
    Noch schnell auschecken und ab zum Bus. Nach einer recht kurzen Busfahrt nach Perth, auf der das wunderschöne schottische Wetter bereits den Anflug von zu viel Optimismus im Keim erstickte, hab ich mir dort noch etwas Müsli zum Frühstück für die ersten Tage besorgt und immer wieder, nicht ohne jeden Respekt, im Kopf wiederholt: „Dann beginnt es also.“
    Perth schien recht schön zu sein. Allerdings hatte ich nun eigentlich vor meine Wanderung zu beginnen, an statt noch Zeit mit Sightseeing zu vergeuden. Also ging es los, ein Stück am Fluss entlang, dann über die Brücke und schließlich entlang der Straße in Richtung Scone. Landschaftlich gab es hier natürlich keine Preise zu vergeben und auch der „Wanderweg“ war nicht der Rede wert. Hinzu kam, dass auch das Wetter nicht vor hatte besser zu werden. Also lief ich eine gefühlte Ewigkeit diese Straße entlang währenddessen es leicht regnete. Irgendwann traf ich dann die Entscheidung doch meinen Regenschutz über den Rucksack zu ziehen. Die Karten sollten schließlich nicht am ersten Tag nass und unlesbar werden. Endlich am Flughafen Scone angekommen merkte ich, dass ich eigentlich einen Abzweig vorher hätte abbiegen sollen. Egal...am Flughafen vorbei und dann irgendwo im ersten Waldstück erst einmal ein wenig verlaufen. Geht ja gut los. Nebenbei hörte man noch ganz in der Nähe Schüsse... Irgendwann wurde es dann noch ein bisschen dörflicher, sodass die Strecke wenigstens etwas ansehnlicher wurde. Nach zweimal weiterem Einschlagen der falschen Richtung war gegen Abend dann zum Glück ein Waldstück in der Nähe, zu dem ich mich sofort auf den Weg machte. Eine solch kultivierte erste Etappe hatte ich eigentlich nicht erwartet. Aber nun ja. Nach dem Aufschlagen des Zeltes bot sich mir wenigstens noch eine Flugshow eines alten Doppeldeckers, welche mich die kleineren Strapazen des Tages etwas vergessen ließ.

    25.08.2011 – Tag 2
    Die erste Nacht hat es gleich komplett durch geregnet und zwar ziemlich heftig. Das Zelt hat somit die Feuer(Wasser-)taufe erst einmal bestanden. Die erste Nacht wurde mir auch gleich nahegelegt, jeden Abend vor dem Schlafengehen noch einmal zu kontrollieren, ob das Footprint auch an keiner Stelle unter dem Außenzelt herausschaut. Genau das hab ich nämlich zum Glück zum Beginn des nächtlichen Regens bemerkt, sonst wäre mir sicher das komplette Vorzelt mit sämtlicher Ausrüstung durchnässt worden.
    Am heutigen Tag hieß es mal wieder Hauptstraßen wandern. Diesmal sogar ohne Fußweg, sodass es an einigen Stellen doch recht gefährlich war. Irgendwann bin ich dann recht Asphaltmüde in Blairgowrie angekommen und durfte mich erstmal im dortigen Co-operative laben. Noch ein bisschen Proviant für den Weg eingepackt, Wasser nachgefüllt und dann ging es weiter in Richtung Stadtkern, wo am Startpunkt des Cateran Trails...



    ...eine wunderschöne kleine Wiese direkt am Fluss nach einem müden Wanderer rief, der sich ein wenig zu ihr gesellte.



    Also ein kleines Nickerchen in wunderschönem Sonnenschein gehalten und dann gemächlich weitergelaufen. Was für eine willkommene Abwechslung dieser Weg doch zu den letzten zwei Tagen war.





    Traumhaft! Erst ein Stück entlang des Flusses und dann den Berg hinauf zu meiner ersten schottischen Aussicht.



    Zwar noch nicht wirklich die Highlands, aber trotzdem schön. Der Weg wurde irgendwann immer enger, die ersten für einen Wanderer mit großem Gepäck doch recht eng geratenen Tore mussten geöffnet werden und auch die ein oder andere Anhöhe war zu bewältigen. Irgendwann nach einem sehr kräfteraubenden Berg dachte ich mir mit Blick auf die etwas wilder erscheinende Landschaft vor mir, dass ich doch nun mein Zelt aufschlagen sollte. Die Umgebung lud dazu ein und ich beugte mich ihrem Willen.



    Mit einem recht schönen Blick auf tolle schottische Heidelandschaft aß ich dann also Oberkörper frei zu Abend, was ich die folgenden Tage noch bereuen sollte.

    26.08.2011 – Tag 3
    Was wünscht man sich am 3. Tag eines Urlaubes in der Wildnis am meisten? Nein, kein Snickers, sondern eine schöne Erkältung! Und da einem die Natur meist keinen Wunsch abschlägt, tat sie mir auch den gefallen. Als ich früh im Zelt aufwachte konnte ich bereits ein unangenehmes Kratzen im Hals spüren, was sich von Minute zu Minute verstärkte. Ich hoffte, dass das noch vorbeigehen würde, doch so viel Glück sollte ich nicht haben.
    Die Landschaft an diesem Morgen war hingegen wunderschön. Ersteinmal mit Blick auf tolle schottische Heidelandschaft gefrühstückt und nach dem Zusammenpacken durch ebenes Land in eben jener Landschaft gelaufen.



    Allerdings sollte sich meine eigentlich gute Grundstimmung im Laufe des Tages wieder verlieren. Grund dafür war einerseits, dass das Wetter begann umzuschlagen und ich nicht wirklich Lust darauf hatte am vierten Tag mit Fieber im Zelt zu liegen



    und andererseits, dass zusätzlich aller Hundert Meter irgendwelche Zäune und Mauern überklettert werden mussten.



    Größtenteils mit Hilfe von Leitern, allerdings ist es trotzdem kein Spaß mit einem 20 Kilo Rucksack über zwei Meter Hohe Zäune zu klettern ;)



    An diesem Tag erfuhr ich dann auch, dass es in manchen Ländern völlig normal zu sein scheint, wenn Wanderwege über die Weiden fast sämtlicher Tierarten führen.



    Sehr ungewöhnlich, wenn man vor allem das Wandern in Deutschland gewohnt ist, wo so etwas undenkbar ist.
    Jedenfalls war meine Stimmung an diesem Tag an ihrem Tiefpunkt angelangt, sodass sich Gedanken in meinem Kopf breit machten, die mich sogar zum Abbruch meiner Reise aufforderten. Diesen erwiderte ich nur: „Was bist du denn für ein Wanderer?“ und drängte sie mit einem ungläubigen Kopfschütteln von mir. Allerdings kam ich meiner Bequemlichkeit wenigstens insofern nach, dass ich im nächsten Ort, den ich gegen Nachmittag erreichte, ein Hotel aufsuchte und ersteinmal ausgiebig im Post Office von Kirkmichael einkaufte, vor allem Vitaminreiche Kost und Schokoladiges ;) Die beiden Hotels des Ortes waren erstaunlicherweise fast ausgebucht, sodass ich im Zweiten gerade noch Glück hatte und das letzte Zimmer zu recht hohen Kosten erhielt. Aber das störte mich letztendlich relativ wenig und nach einem Bad und ausgiebigem Essen sah die Welt wenigstens ein wenig besser aus, bis es schließlich nach einiger Zeit an meiner Zimmertür klopfte und mir zwei Angestellte des Hotels zwei Flaschen Wasser reichten, mit der Begründung, dass ich zum trinken und Zähne putzen lieber nicht das Wasser im Bad benutzen sollte, das einige Tage zuvor Bakterien darin festgestellt worden waren. Na vielen Dank!

    27.08.2011 – Tag 4
    Nach zehn Stunden erholsamen Schlafes wachte ich ich auf. Da die Wände dieses Holzhauses recht dünn waren, störten beim Schlaf nur die nächtlichen Aktivitäten einiger Hotelgäste. Aber nunja... Vor dem Fenster waren schon die ersten Kaninchen unterwegs die es hier anscheinden wie Unkraut zu geben schien. Meine Halsschmerzen waren vorüber. Die restliche Erkältung allerdings schlimmer geworden.
    Nach dem Frühstück machte ich mich weiter auf den Weg Richtung Norden. Entlang einiger Straßen, aber auch eines wunderschönen Weges quer durch den Wald und über den ein oder anderen Bach, kamen mir nach und nach immer mehr Menschen entgegen. Erst wunderte ich mich doch sehr über den Besuch aus der Gegenrichtung, schließlich fiel mir aber wieder der Grund für die Überbelegung der Hotels des kleinen Städtchens ein, irgendwelche Highlandgames zu denen offensichtlich auch Besucher der umliegenden Gegenden aufgebrochen waren.
    Nach nur wenigen Kilometern und bereits um 13 Uhr beendete ich meine Wanderei für diesen Tag. Eine atemberaubenden Landschaft und etwas Unwohlsein ließen mich an einem kleinen Hang mein Zelt aufschlagen und bei strahlendem Sonnenschein bis in die Abendstunden, auf verschiedenen Felsen sitzend, die wunderschöne Landschaft bestaunen.









    Glücklicherweise fand ich mehrere Windgeschütze Plätze, da in diesem Tal schon ein recht ordentlicher Wind blies, der mich veranlasste mein Zelt noch etwas mehr für die kommende Nacht vorzubereiten.
    Beim herumschauen in der Landschaft, blieb mein Blick auch das eine oder andere Mal an den beiden Häusern in diesem Tal hängen. Was für ein tolles Leben diese Menschen hier doch haben. Leben quasi inmitten der Wildnis, haben bloß ihre Schafe und kommen trotzdem recht einfach in den Genuss vieler Vorteile der Zivilisation.
    An diesem Tag beschloss ich auch einen kleinen Umweg über Blair Atholl zunehmen, da ich einerseits noch zu viel Zeit bis zu meinem Treffen mit einem Freund in Kingussie hatte und andererseits in Blair nocheinmal einkaufen konnte.
    Am Abend begann es zu stürmen, was auch die restliche Nacht so blieb und mich Hasenfuß eine Weile beschäftigen sollte.
    Zuletzt geändert von LeMonde; 30.10.2011, 15:38.
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    #2
    AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

    Weiter so!
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      #3
      AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

      Das fängt ja prima an!

      Schnell weiterschreiben sagt,
      Rainer
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      • Ruckie
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        #4
        AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

        Lass uns nicht hängen, wir wollen wissen wie es weiter geht

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          #5
          AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

          Der Anfang gefällt mir schon mal. Bitte weiterschreiben!!

          Ach ja, in der Sonne auf einem Felsen sitzend die Landschaft zu betrachten, das ist doch was Feines. Dazu hatte ich dieses Jahr wetterbedingt leider kaum Gelegenheit. Ich genieße daher auch die Schönwettertage in Reiseberichten.

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          • LeMonde
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            • 06.07.2011
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            #6
            AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

            Auf euren Wunsch kommt der 2. Teil etwas schneller... ;)

            28.08.2011 – Tag 5
            „Ich schlief solange ich schlafen konnte, ich las solange ich lesen konnte, ich aß solange ich essen konnte … dann ging ich zu Bett.“ Ein Satz der diesen Tag wohl recht treffend zu beschreiben in der Lage ist.
            „Ein Tag ohne Geschehnisse.“
            Ich habe viel geschlafen, gegessen und gelesen, wie schon gesagt ;) Ich konnte kaum nach draußen. Den ganzen Tag hörte man es nur aufs Zelt prasseln, sodass ich auch nicht viel Lust verspürt habe nach draußen zu gehen. Es ist nur recht schwierig den ganzen Tag im Zelt zu verbringen ohne vor Langeweile zu sterben. Das ist mir allerdings recht gut gelungen. Ersteres natürlich! Die Gesundheit ist mittlerweile auch wieder auf dem Vormarsch, vielleicht nicht zuletzt wegen meines Ruhetages. Die gute Laune ist auch zurück, also steht, bis auf das Wetter, ein paar heiteren Tagen nichts mehr im Wege =) Allerdings wäre der Zweck einer solchen Reise auch etwas verfehlt, wenn alles optimal laufen und nur Spaß machen würde, getreu dem Motto: Alles was dich nicht umbringt, macht dich härter, man! So auch die letzten Worte an diesem Abend.

            29.08.2011 – Tag 6
            Als ich früh aufwachte, spürte ich einen regelrechten Drang endlich weiterzulaufen. Das Wetter sah ganz ordentlich aus und so zögerte ich nicht lange und war schon bald wieder unterwegs.



            Ein Blick zurück:




            An diesem Tag ging es entlang des Gleann Fearnach immer weiter in die Berge hinein. Von weitem konnte man schon die ersten Tausender erahnen, welche sich zum frühen Morgen noch tief in Nebel und Wolken gehüllt hatten.





            Umso näher ich ihnen kam umso mehr wurde das Wetter dem Grauen immer ähnlicher, welches ich mir oben auf den drei Gipfeln ausmalte. Aber es hielt und außer etwas Feuchtigkeit, die der Wind von den Bergspitzen herüber wehte, blieb ich trocken. Je näher ich in die Nähe der Berge kam desto mehr zogen diese mit Geröll und schroffem Fels bedeckten Giganten mich in ihren Bann. Mitten in dieser kargen Landschaft tauchte plötzlich ein Quad auf, auf dessen Ladefläche drei Hütehunde dem Hin und Her wankenden Gefährt bei einer beachtenswerten Geschwindigkeit ohne jegliche Anstrengung zu trotzen schienen. Erst jetzt bemerkte ich, dass die gesamte Weite dieses Tales eine einzige große Weidefläche war, dessen Schafe dieser eine Mann mit seinen Hunden hier zusammen zu treiben versuchte.





            In der folgenden halben Stunde wurde ich Zeuge der tadelosen Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund. Wirklich atemberaubend wie diese Tiere „funktioniert“ haben! An irgendeiner Stelle verpasste ich schließlich meine Abzweigung und stand auf einmal auf einer riesigen Wiese. Eine Flussdurchquerung, einen nassen Fuß und mein erstes recht sumpfiges Gebiet später war ich wieder auf dem richtigen Pfad, der mich auf eine Straße und schließlich auf den Campingplatz in Blair Atholl führte. Unterwegs begegnete mir noch ein älterer Mann in einem Auto, welcher mich interessiert ausfragte woher ich käme und wohin es gehen solle. Nicht das letzte Mal, dass ich ihn sehen sollte. In Blair angekommen, wurde noch reichlich eingekauft und während des Abendbrotes beschloss ich den morgigen Tag hier zu verbringen, da ich noch reichlich Zeit bis zu meinem Treffen hatte und so auch mal wieder meine Sachen waschen konnte.

            30.08.2011 – Tag 7
            Duschen und Toiletten sind schon etwas Feines! Die Nacht war ebenfalls herrlich! Zwölf Stunden Schlaf und unzählige Träume. Ich Schlafe in meinem Zelt in Schottland so gut wie fast noch nie vorher...
            Heute habe ich mir etwas die Stadt angesehen. Ist nicht viel. Irgendwann stand ich vor dem kleinen städtischen Museum und schaute mir dort eine Reliefkarte der Gegend an. Da stand er auf einmal wieder vor mir. Wir unterhielten uns kurz und er erzählte mir, dass er hier in diesem Museum arbeite. Er gab mir eine Karte und meinte ich könne ja ein wenig im Museum spenden. So konnte ich sogar noch etwas Kultur in mich aufsaugen, was ich sonst wahrscheinlich nicht gemacht hätte. Der Besuch des Museums war wirklich nicht verkehrt. Unter Anderem war ein komplettes original eingerichtetes Post Häuschen zu bestaunen



            und in einem zweihundert Jahre alten Bild eines Schuhmachers, war ich mir sicher eben jenen Mann wiederzuerkennen, den ich bereits zweimal gesehen hatte...



            Und auf einmal stand er auch wieder neben der Eingangstür. Zwar in einer Pose, die den Schluss erlaubte, dass er sich gerade noch mit dem „Pförtner“ unterhalten hatte, allerdings habe ich das nicht gesehen und auch letzterer schien in irgendeine Arbeit vertieft zu sein. Mit einem Kopfnicken verschwand er und zog die qietschende Tür hinter sich zu.

            Nach dem Besuch ging ich noch ein wenig durch die Stadt, wo ich Herrn X. Ein weiteres und Letztes Mal vor mir anhielten sah. Einen Schlossbesuch,



            ein köstliches Mittagessen inklusive einem guten Ale sowie einem Abendessen und den ersten Zigaretten seit meiner Erkältung später lag ich wieder im Zelt und schlief bevor es die nächsten Tage wieder in etwas wildere Gefilde gehen sollte.

            31.08.2011 – Tag 8
            Am Morgen hieß es erst einmal wieder das Zelt und die restliche Ausrüstung zu verstauen. Der eine Tag Pause hatte mich aber anscheinend meinen Orientierungssinn gekostet, sodass ich mich erstmal auf dem Campingplatz verlief und den hinteren, zugegeben etwas versteckten Ausgang nicht auf Anhieb fand. Aber naja...das kann passieren am frühen Morgen. Das Wetter versprach gleich am morgen perfekt zum Wandern zu werden. Blauer Himmel, Sonnenschein und für meinen Geschmack die perfekte Temperatur, welche sich wohl so auf 8 Grad belief. Die Steigung sagte mir schon bald, dass ich dieses Tal wohl nun recht schnell verlassen würde, sodass ich trotz kühler Morgenluft recht schnell ins schwitzen kam. Etwas später, als ich schon wieder die gewohnte und wildere schottische Landschaft durchschritt,





            kam ich an einer Ruine vorbei, welche diesmal direkt an meinem Weg lag und die ich mir deshalb natürlich etwas näher anschaute. Drinnen war schon viel verfallen, auch gewährte mir das Dach an einigen Stellen einen Blick auf den blauen Himmel über mir. An vielen Stellen innerhalb des Hauses hatten sich diverse Wanderer verewigt, deren Hinterlassenschaften ich nun aufmerksam betrachtete. Nachdem mich das Haus kaum aus seinem Inneren entlassen wollte, da der Türrahmen so niedrig war, dass mein Rucksack an selbigem hängen blieb, schaute ich mich noch ein wenig im Umfeld des Hauses um und fühlte mich, von Einflüssen aus dem gestrigen Museumsbesuch geleitet, zurückversetzt in die Zeit als dieses Haus noch bewohnt gewesen war. Ein Gefühl als ob dieses Haus eine Seele besessen hätte, die man hier in seinem Umfeld zu spüren bekam und welche einem versuchte seine Geschichte zu erzählen, überkam mich. Recht eindrucksvoll!
            Nach dem Weitergehen kam ich recht schnell auf einen gut ausgebauten Weg, dem ich entlang des Tales folgte.



            Nach einiger Zeit tauchte vor mir plötzlich ein recht großer Gebäudekomplex auf, welcher so überhaupt nicht in die doch sehr wilde Gegend passen wollte, sich jedoch schließlich als Lodge herausstellte, welche auch in der Karte eingezeichnet war.





            Allerdings hätte ich an diesem Ort ein kleineres Gebäude erwartet. Ein Stück weiter wollte ich bereits mein Zelt an einem kleinen See aufschlagen,


            ein Stück weiter

            dort angekommen stellte sich allerdings heraus, dass diese Idee bereits zwei Radfahrer gehabt zu haben schienen. Also ging ich noch ein Stück weiter und fand einen Platz direkt an einen kleinen Fluss, welcher den besagten See speiste. Als das Zelt aufgebaut war,



            kochte ich mir mein Mittag-/Abendessen an MEINEM steinigen Strand direkt am Fluss. Der gefürchtete Wind blieb den Abend und die kommende Nacht aus.

            01.09.2011 – Tag 9
            Während der Morgendämmerung wachte ich auf und wagte einen Blick nach draußen, den ich mir einerseits hätte sparen sollen, da ich sofort zehntausend Midges im Gesicht hatte aber sich andererseits trotzdem gelohnt hat, da die umliegenden Berge komplett in Wolken gehüllt waren, was einfach atemberaubend aussah. Wie kann ein Tag denn besser beginnen.





            An diesem Morgen bestätigte sich auch mein schon Jahre bestehendes „Bauchwissen“, dass Mückensprays absolut für'n Arsch sind! Und da habe ich schon mal auf die Schotten vertraut und mir für sieben Pfund „Smidge“ gekauft aber...vergesst es. Egal, denn ich hatte andere Probleme, nämlich einen ziemlich großen, etwa 800 Meter hohen Berg, der auf mich wartete. Das Tal zog sich länger hin als ich dachte, schon bald aber war ich am Fuße meines Herausforderers angekommen, an dem sich der breite, gut ausgebaute Weg in einen kleinen Trampelpfad wandelte, welcher sich den Berg empor schlängelte. Solche Anstrengung am frühen Morgen. Ich fragte mich häufig was ich hier eigentlich suchte und warum ich mich nicht mit einem ausgiebigem Frühstück in der Heimat befand. Aber der Blick zurück und die Landschaft, die vor mir lag beantworteten mir meine Frage schnell.



            Auf dem Weg zum gegenüberliegenden Gebirgskamm



            verlor ich unterwegs den Weg, welcher sich mehr und mehr mit der umliegenden Vegetation zu verbinden schien.





            Dank GPS, vor allem aber wegen meiner vorzüglichen navigatorischen Kenntnisse ;), war ich ein Sumpfgebiet und mehrere Kaninchen später wieder auf dem rechten Weg. Vom Kamm aus konnte man in der Ferne schon Kingussie erahnen, mein nächstes Etappenziel.







            Unten im Tal angekommen folgte ich dem „Weg“, welcher mittlerweile überhaupt nicht mehr zu existieren schien entlang eines Flusses, den ich dabei unzählige male überqueren musste, da ein anderweitiges vorankommen nicht möglich war. Schließlich fand ich wieder einen perfekten Zeltplatz am Fluss, welcher die Schönheit des gestrigen noch übertraf.



            Auch machte das Wetter diesen Nachmittag wunderschön, da nach recht kühlen Morgen- und Mittagsstunden sich nun endlich die Sonne zeigte und meine kalten Knochen ein wenig aufwärmte und ich somit den restlichen Tag nicht im Zelt verbringen musste, sondern im Sonnenschein über Gott und die Welt nachdenken konnte. Abends im Zelt widmete ich mich wieder voller Spannung dem Spiel des Engels von Zafon.

            ps.: Der Nächste Teil dauert vllt ein bisschen länger, da ich erst noch die Fotos organisieren muss...
            Zuletzt geändert von LeMonde; 29.10.2011, 18:54.
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              #7
              AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

              Auf dem Weg zum gegenüberliegenden Gebirgskamm verlor ich unterwegs den Weg, welcher sich mehr und mehr mit der umliegenden Vegetation zu verbinden schien.
              Kommt mir bekannt vor. Von unten betrachtet fragt man sich allerdings, wie man diese so offensichtliche Wegspur nur verpassen konnte,

              Unten im Tal angekommen folgte ich dem „Weg“, welcher mittlerweile überhaupt nicht mehr zu existieren schien entlang eines Flusses, den ich dabei unzählige male überqueren musste, da ein anderweitiges vorankommen nicht möglich war.
              Und im Gegensatz zu mir bist Du offenbar nicht beim Hin- und Herhoppeln in den Fluss gefallen?

              Da, wo Du Dein Zelt aufgebaut hast, habe ich meine nassen Klamotten gewechselt.
              Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                #8
                AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                Und im Gegensatz zu mir bist Du offenbar nicht beim Hin- und Herhoppeln in den Fluss gefallen?
                Das kommt noch an anderer Stelle aber ich will ja nicht zu viel verraten...;)
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                  #9
                  AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                  Die nächsten Tage ein wenig zusammen gefasst, da ich hier kaum dazu gekommen bin Tagebuch zu schreiben...

                  02.09. - 09.09. 2011 – Tage 10 – 17
                  Als ich an diesem Morgen die Augen öffnete, war ich wieder einmal perfekt ausgeschlafen. Der erste Blick nach draußen begeisterte mich durch die Landschaft und die Art, wie der Morgen sie zu verändern wusste. Nach meinem eigenen Frühstück folgte das Frühstück derer, die die gesamte Nacht bereits an meiner Zeltwand auf mich gewartet hatten. Aber das Zusammenpacken ging glücklicherweise schnell vorüber und ich befand mich wieder auf dem Weg. Für den heutigen Morgen hatte ich mir erst einmal vorgenommen mich auf einen richtigen Weg zu begeben, um ein wenig meine Kräfte zu sparen und etwas schneller voranzukommen. Gegen 13 bis 14 Uhr wollte ich Kingussie erreichen und man weiß ja nie, welche Naturgewalten einem in die Quere kommen. Für den ersten Kilometer brauchte ich an diesem Tag wohl etwa eine Stunde, da ein Fluss, Sumpf und mehrere Anstiege mich ziemlich stark in meiner Geschwindigkeit bremsten. Letztendlich erreichte ich den Weg, der allerdings für meinen Geschmack doch zu sehr Weg war, denn für den Rest des Tages hieß es nun auf Asphalt zulaufen. Wenigstens fuhren hier kaum Autos, die Landschaft war toll und ich kam einigermaßen schnell voran. Als ich schließlich gegen Mittag die Barracks von Kingussie erblickte, wusste ich, es ist wieder ein Tag vorbei und die erste Etappe meiner Reise ist bereits Geschichte.





                  Nun hieß es noch ein paar Stunden die Zeit zu vertreiben, da die Ankunft von meinen potentiellen Begleitern sich wohl etwas verzögerte. Diese Zeit vertrieb ich mir schließlich mit Fish & Chips und ein oder zwei Zigaretten.
                  Irgendwann sah ich dann den Bus vor dem Park halten, den ich als Rastplatz auserwählt hatte. Eine freudige Begrüßung, einen kurzen Austausch der vergangenen Tage und einen Besuch im örtlichen Outdoorfachgeschäft später, ging es noch ein Stück weiter die Straße entlang, in Richtung Aviemore. Von meiner ursprünglich geplanten Route quer durch die Berge sahen wir auf Grund Anratens des Outdoorverkäufers ab und entschieden uns über Aviemore zu laufen und von dortaus einen Wanderweg zu nehmen, der später wieder an meine alte Tour anknüpfen sollte.
                  Die Suche nach einem Zeltplatz stellte sich allerdings entlang der Straße als schwierig heraus, bis uns nach einiger Zeit ein Geländewagen entgegen kam und neben uns anhielt. Wie sich herausstellte durften wir Bekanntschaft mit dem zuständigen Gamekeeper machen, welcher uns kurzerhand erlaubte eine Schafweide, ein Stück weiter an der Bundesstraße, zu unserem persönlichen Zeltplatz zu machen. Die Lautstärke des Autolärms wurde glücklicherweise durch eine kleine Böschung gemindert, sodass es sich hier nachts aushielten ließ. Auch die Schafe waren uns wohlgesonnen. Nach einer kurzen kollektiven Begrüßung aus nächster Nähe, ließen sie den Großteil von uns die Nacht über ruhig schlafen.









                  Es sollte eine ordentliche Einweihungsnacht werden, denn das Thermometer sank gefühlt auf eine Temperatur unter dem Gefrierpunkt.
                  Am nächsten Morgen folgte das erste Frühstück in Gesellschaft. Kurze Zeit später befande wir uns wieder auf der Straße, auf der wir schon nach einigen Kilometern entschieden den Bus nach Aviemore zu nehmen, da einfach keine große Begeisterung für den Asphalt aufkommen wollte. In Aviemore angekommen, fühlten wir uns plötzlich, wie in einem anderen Land. Massig Menschen, unzählige Sportgeschäfte und Einkaufsmöglichkeiten und ein Flair, der uns eher an Aspen erinnerte als an eine schottischen Kleinstadt. Wir brauchten auch einige Stunden um uns diesem zwiespältigen Scharm zu entreißen und unseren Weg in die Wildnis zu suchen. Aber schließlich war es geschafft und wir befanden uns auf einem kleinem Weg durch schottische Heidelandschaft entlang der Bahnstrecke des Flying Scotsman, welchen wir sogar zu Gesicht bekamen.



                  Am Ende unserer Etappe kamen wir auf dem Campingplatz von Boat of Garden an, der für uns diese Nachte sogar kostenlos blieb, da das Büro schon geschlossen war und der nächste Tag ein Sonntag war, an dem sich dort wohl gar niemand die Mühe machen wollte den ganzen Tag in einem Büro zu sitzen. Ich bekam meine erste Dusche nach über sechs Tagen und wir erlebten einen wunderschönen, sternenklaren Abend, der bereits wieder die Temperaturen der kommenden Nacht vorhersagte.



                  Am nächsten Tag lag der erste gemeinsame 800er vor uns. Als wir gegen Nachmittag an dessen Fuße ankamen, wirkte er nicht wirklich so hoch, wie wir uns das vorgestellt hätten. Allerdings gab jeder Anstieg etwas mehr von dem gesamten Ausmaß des Berges preis, sodass auf dem mutmaßlichen Gipfel erst der eigentliche Berg zum Vorschein kam. Selbst der Weg wurde gegen Ende so steinig, dass es teilweise schwer viel nicht den Mut zu verlieren und das Zelt einfach am Berghang auf Stein aufzuschlagen. Aber wie es sich gehört errecihten wir nach einer gefühlten Ewigkeit alle gesund und munter den Gipfel, auf dem wir eine wohlverdiente Pause einlegten und unser Tageswerk vom Gipfel aus betrachteten. Gutes Gefühl.
                  Der Abstieg wurde weit weniger Anstrengend, als wir schließlich sogar eine Lunchhütte entdeckten, die wir schnell entschlossen zu unserem Nachtquartier machten.





                  Wieder einmal froh darüber nicht extra das Zelt aufzubauen und einen windgeschützten Platz mit echten Sitzmöglichkeiten gefunden zu haben, machten wir uns ans Abendessen und genossen den Luxus, den eine so simple Hütte einem bieten kann.
                  Als ich morgens erwachte fühlte ich mich etwas beengt, da Tische und Bänke sicherlich zweidrittel des gesamten Raumes einnahmen und wir so gut wie möglich auf dem Boden Platz gefunden hatten. Hinzu kam, dass wohl einige einen schlechten Platz erwischt haben, an dem es entweder die Nacht über zog oder sogar herein geregnet hatte. Ich blieb glücklicherweise von solchen Strapazen verschont.
                  Nach dem Frühstück bekamen wir noch Besuch, welcher uns darauf hinwies die Hütte sauber zu verlassen und heute keinesfalls in die Richtung weiter zu laufen, aus der wir den Tag zuvor gekommen waren, da man dort heute jagen würde. Na zum Glück hatten wir am vorhergehenden Tag entschieden den Berg noch zu besteigen, sonst hätte wir an diesem Morgen wohl eine böse Überraschung erlebt. Der weitere Abstieg ging soweit ins Tal hinunter, dass wir nach einer etwas längeren Etappe entlang eines Flusses erneut unerwartet viel an Höhe erwandern mussten und es schließlich auch noch zu regnen begann.





                  Etwas später wurden diese Strapazen jedoch durch ein Loch wie aus einem der bestgezeichneten Bilderbücher entlohnt.



                  Als wir aber im Laufe des Nachmittages schlechtes Wetter bekamen sank die Stimmung recht schnell wieder. Wir liefen noch eine gute halbe Stunde an einer Straße entlang, bis uns schließlich der Mut verlor und wir erschöpft unsere Rucksäcke am Straßenrand fallen ließen. Keine zehn Minuten und eine Zigarette später, kam auch schon der Bewohner des gegenüberliegenden Grundstückes mit einem Auto auf uns zugefahren und bot uns an in seinem Schafstall zu übernachten. Wir nahmen natürlich dankend an und bereiteten sogleich unser Nachtlager. Sogar ein Vordach durften wir unser eigen nennen und dieses Mal schien unsere Behausung auch dicht zu sein.







                  Nach einigen Stunden erholsamen Schlafes schien das Wetter draußen immer noch nicht viel besser geworden zu sein. Wir beschlossen noch einige Zeit verstreichen zu lassen um auf eine Besserung zu warten, welche allerdings nicht wirklich einzutreten begann. Also ging es im Nieselregen und unter vereinzelt auftretenden Windböen auf in Richtung der letzten Etappe zum Loch Ness. Der Weg war, bis auf ein paar wirklich schöne Ausblicke auf diverse Seen, nicht wirklich spektakulär.
                  Und so erreichten wir, nach einem kräftigen Regenguss, mittags Loch Ness, welches uns auch nicht gerade mit schönem Wetter empfing.





                  Die Stelle am See, die wir uns eigentlich zum Zelten ausgesucht hatten lag bei diesem starken Wind so unvorteilhaft, dass wir uns eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen mussten. Nachdem wir erfuhren, dass es hier nicht mal etwas zum Einkaufen gab entschieden wir uns bei einem Burger mit Chips den nächsten Bus nach Inverness zu nehmen, um dort bereits diese Nacht im Hostel zu verbringen. Am gleichen Abend wollten wir eigentlich noch einen Blick auf den Strand werfen. Also ein paar Bier in die Hand und los gings in Richtung mehr, was wir aber im dunkeln nicht wirklich fanden. Nach dem Durchqueren eines Hafenviertels, was dem aus GTA gar nicht so unähnlich war und wir nur darauf warteten, einen Job als Drogenkurier angeboten zu bekommen, erreichten wir wenigstens einen Ausläufer des Meeres nahe der Autobahnbrücke. Ansonsten haben wir die freien Tage genossen, uns die Stadt ein wenig angesehen und natürlich den obligatorischen Besuch einer Whisky-Destillerie begangen.





                  Am 09.10. hieß es dann Abschied nehmen und wieder alleine auf das letzte Stück Richtung Norden.



                  Gar nicht so einfach plötzlich wieder allein mitten in Schottland zu stehen. Aus Inverness raus bin ich schließlich dem Great Glen Way gefolgt, auf dem mir innerhalb von zwei oder drei Stunden mindestens 50 Wanderer entgegen kamen. Eine doch sehr ungewöhnliche Erfahrung, hatte ich immerhin bis dahin noch keinen Einzigen dieser Spezies gesehen. Das Wetter wollte auch nicht so recht besser werden und laut Wetterbericht sollte es auch die kommenden Tage so bleiben. Tolle Aussichten also. Da ich für diese Etappe nur meine Turnschuhe angezogen hatte waren diese auch recht schnell nass, so dass ich schon gegen Mittag absolut keine Lust mehr hatte weiterzulaufen.



                  Dummerweise war aber die ganze Gegend noch recht urban, sodass es mit geeigneten Plätzen zum zelten auch nicht gerade rosig aussah. Irgendwann am späteren Nachmittag und nach dem ein oder anderen Schlammloch war mir alles so egal, dass ich mein Zelt in einem Waldstück gleich neben einer kleinere Straße aufstellte. Während des Aufbaus hätte mir dann noch fast ein Hund mein frisches Brot weggefressen, aber das wusste ich heroisch zu verteidigen und wäre wohl nach diesem Tag auch soweit gegangen mein Leben dafür zu geben. Letzter Eintag des Tages war: „Die Zivilisation hatte mich schon wieder und hält mich nun unerbittlich fest.“
                  Zuletzt geändert von LeMonde; 03.11.2011, 15:00.
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                    #10
                    AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                    Weiter bütttääähh!

                    Könntest Du auch mal Deinen groben Weg auf einer Karte zeigen? Notfalls in Gugel Örs zeichnen und als kml/gpx hier einstellen. Hinter Boat of Garten habe ich nämlich die Orientierung verloren.

                    Noch was im Klugscheißermodus: Der Flying Scotsman hat auf der Museumsbahn nix verloren, historisch betrachtet gehört der auf die East Coast Main Line London-Doncaster-York-Edinburgh.
                    Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                      #11
                      AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                      Schöner Bericht, ich war ungefähr eine Woche vor dir in Boat of Garten. Dein eingangs erwähntes "Sauwetter" ist mir auch noch in guter Erinnerung. Du hast dir mit dem Norden Schottlands aber auch ein sehr sumpfiges Gebiet ausgewählt.

                      Zitat von LeMonde Beitrag anzeigen
                      An diesem Morgen bestätigte sich auch mein schon Jahre bestehendes „Bauchwissen“, dass Mückensprays absolut für'n Arsch sind! Und da habe ich schon mal auf die Schotten vertraut und mir für sieben Pfund „Smidge“ gekauft aber...vergesst es.
                      Ich habe 8 Pfund bezahlt, dafür hats dann auch gewirkt

                      In Cape Wrath war ich auch, bin gespannt auf deine Erlebnisse. Bin allerdings mit dem Bus dahingefahren, aber die Landschaft dort ist trotzdem genial.

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                        • 06.07.2011
                        • 77
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                        #12
                        AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                        Damit es hier mal ein bisschen weiter geht hab ich mal den Weg von Boat of Garden bis Loch Ness zusammengetragen. Die Restliche Tour hatte ich schon mal hochgeladen. Hat sich zwar auch an einigen Stellen etwas verändert, dürfte aber nur unwesentlich sein... Perth-Cape Wrath.kml 02.09. - 09.09. 2011.kml

                        Ich frage mich dann aber was ich mit diesem Smidge Zeugs falsch gemacht habe... hätte ich das vorher kochen müssen?? Naja...nun ises ja vorbei, vorerst ;)

                        In den kommmenden Tagen gehts weiter.

                        Beste Grüße
                        bjoernbloggt.wordpress.com

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                        • Blueface
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                          • 10.06.2007
                          • 1086
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                          #13
                          AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                          Weiter, weiter!
                          Jetzt müssten die Abschnitte kommen, auf denen ich zum Teil 2011 und 2009 mit dem MTB unterwegs war. Es ist immer besonders schön, wenn man Landstriche, die man selbst kennt, noch einmal mit den Augen eines anderen sieht. Ich bin gespannt.
                          Iserlohner Impressionen - Blog zu Landschaften, MTB- und Wandertouren im Sauerland

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                            • 06.07.2011
                            • 77
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                            #14
                            AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                            10.09.2011 – Tag 18
                            Der beginnende Tag passte sich meinem Gemütszustand an. Oder andersherum? Egal, jedenfalls regnete es in strömen, als ich an meinem alles andere als tollen Zeltplatz in Straßennähe erwachte. Ich wartete also einige Zeit bis das Regenwasser nur noch von den Bäumen tropfte, was aber ausreichte mich beim zusammenpacken vor mich hin fluchen zu lassen. Wie gesagt, irgendwie war der Wurm drin. Als ich schließlich aufbrach, war ich erleichtert diesen Platz hinter mir zu lassen. Der Weg, dem ich folgte, hörte alsbald auch schon wieder auf, so dass ich gleich nach einigen Minuten vor dem ersten kleineren Problem stand. Etwas Gestrüpp und Stacheldraht später (vielen Dank liebe Leute!) stand ich auf einer weiteren Straße, der ich den halben Tag folgte. Mein heutiger Weg führte mich ausschließlich gen Westen, was nicht gerade motiviert, da man seinem Ziel gefühlt kein Stück näher kam. Darüber ärgerte ich mich nun noch so einige Zeit und vergaß dabei wenigstens den harten Asphalt unter meinen Füßen. Gegen Mittag besserte sich wenigstens die Landschaft ein wenig, sodass ich einen herrlichen Blick auf einen Fluss und die gegenüberliegende Bergkette genießen durfte.







                            Als ich den Fluss schließlich überquerte bot sich mir eine große Wiese mit kurzem Gras, quasi der perfekte Zeltplatz. Allerdings hatte ich auf Grund des ständigen nach Westen laufens das Gefühl weiter gehen zu müssen, was ich schließlich auch Tat, später aber bereuen sollte. Im Laufe der nächsten Stunde begann es nämlich immer mal wieder zu regnen, was schließlich in einer ausgiebigen Dusche endete. Wie immer versuchte ich das Anziehen meiner Regenbekleidung soweit wie möglich hinauszuzögern und verlor mich wieder einmal in der endlosen inneren Diskussion...bis es wieder einmal zu spät war und ich wie ein begossener Pudel oben auf einem Bergkamm ankam. Irgendwann bemerkte ich dann auch, dass ich unten im Tal den falschen Abzweig genommen hatte und mich nun etwa 1 – 2 Kilometer östlich meines eigentlichen Weges befand. Da ich keine Lust hatte den ganzen Weg zurück zu laufen und diesen Berg noch einmal zu besteigen, entschied ich mich für die „einfachere Variante“ und ging straight through the Gelände. Nach einer ausgedehnten Sumpfquerung folgte ein Recht dichtes (Ur-)Waldgebiet, dessen Durchquerung ein immer steiler werdendes Gefälle noch schöner machte. Als ich wieder auf dem rechten Weg kam, reichte ein Blick nach oben und ich versuchte etwas schneller zu gehen um vor dem nächsten Regenguss einen Zeltplatz zu finden.







                            Die Suche gestaltete sich allerdings als schwieriges Unterfangen allerdings fand ich schließlich mit viel Glück ein Plätzchen auf einer Wiese in toller Kulisse und einem Boden, der besser war als auf jedem Zeltplatz!





                            Als ich später am Abend noch einmal das Zelt verließ, um schon mal Wasser fürs Frühstück zu holen, bemerkte ich, zugegeben etwas spät, dass das naheliegende Bächlein zu einem ausgewachsenen Bach geworden war und nun mein Hab und Gut bedrohte. Einen Meter hinter meinem Zelt hatte sich schon ein kleiner „Teich“ gebildet, der vor dem Aufbau noch nicht da gewesen war (glaube ich). Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend ging ich letztendlich schlafen.



                            11.08.2011 – Tag 19
                            Die Nacht gab es glücklicherweise keinen Regen mehr und auch der benachbarte Bach machte mir keinen Ärger. Der Tag versprach echt schön zu werden und so besserte sich meine Laune des vorigen Tages und der erste Anstieg und die darauf folgende Aussicht brachte wieder reichlich Spaß.













                            Gegen Mittag blitzte am Horizont irgendetwas mehrmals auf, als ob jemand mit einem Spiegel Zeichen aus der Entfernung geben würde. Einige Minuten später fiel ein Sonnenstrahl auf genau die gleiche Position und ein Regenbogen endete (oder begann ;) ) an eben jener Stelle. Je näher ich kam, desto gespannter wurde ich, was mich wohl dort erwarten würde. Beim Weiterlaufen bemerkte ich im Augenwinkel eine Bewegung an der gegenüberliegenden Bergkette und versuchte zu erkennen, was es damit auf sich hatte. Bei genauerem Hinsehen konnte ich eine recht große Menge an Rotwild ausmachen, welche dort am Berghang grasten und mich nun, einer nach dem anderen, bemerkten und in kleineren Gruppen Reißaus in Richtung Kamm nahmen, bis sich die letzten Tiere, oben angekommen, noch einmal umdrehten und schließlich hinter den Bergen verschwanden. Als ich nun weiter ging, wurden irgendwann die Umrisse einer kleinen Hütte immer deutlicher und es stellte sich heraus, dass ich soeben die erste Bothy auf meinem Weg erreicht hatte. Im Inneren befanden sich unzählige Stühle, Gaskartuschen und diverse Erste-Hilfe-Utensilien. Schade nur, dass ich mein Tagespensum noch nicht erreicht hatte und dies wohl heute nicht mein Schlafplatz werden würde. Ich folgte also weiter meinem Weg, welcher schließlich inmitten einer recht wild anmutenden Landschaft einen Staudamm offenbarte, welcher nicht so recht hierher passen wollte und damit recht surreal wirkte.







                            Der Weg wandelte sich immer mehr in eine kleine Straße. Die Umgebung blieb allerdings das was sie schon vorher gewesen ist. Wild. Daran konnte auch ein am Straßenrand geparkter Land Rover nichts ändern, zumal der Fahrer weit und breit nicht zu sehen war. So suchte ich noch eine Weile erfolglos die umliegenden Bergkämme ab bis mein Vorwärtskommen an einem verschlossenen Tor endete. Der sichtlichen Instabilität nach war ein überklettern mit schwerem Gepäck unmöglich. Was also tun? Die enge Fußgängerschleuse, die es glücklicherweise gab war mit Rucksack unpassierbar. Die 20 Kilogramm Gepäck über einen zwei Meter Zaun zu hiefen, erschien auch nicht sehr erfolgversprechend. Irgendwann entdeckte ich am unteren Ende des Zaunes eine Lücke, die mir helfen sollte meinen Rucksack auf die andere Seite des Tores zu befördern und mich schließlich selbst durch das Fußgängertor zu zwängen. Wieso schließt man hier mitten im nichts auch ein Tor ab? Irgendjemand kennt die Antwort... ich nicht.
                            Ich erreichte nun wieder etwas besiedeltere Gefilde und plante einen naheliegenden Fluss auf einem Staudamm zu überqueren, der auf meiner Karte klar als passierbar gekennzeichnet war. Natürlich machte ich mir keine Gedanken um einen Alternativplan, da die Kartenersteller wohl nicht einen so eklatanten Fehler in ihr Material einbauen würden, und war schließlich umso ratloser als ich vor besagtem Damm stand und auf einem Schild las, dass dieser seit über einem Jahr für die Öffentlichkeit gesperrt war. Vielen Dank OS! Glücklicherweise gab es in der Nähe eine andere Brücke. Also hieß es nun die 3 Kilometer bis zum Abzweig zurück und dann mindestens noch einmal soweit bis zur nächsten Übergangsmöglichkeit. Dort angekommen empfing mich ein Verkehrszeichen, welches mir zu verstehen gab, dass diese Brücke bei Flut unpassierbar wäre. Es war glücklicherweise keine Flut! Wenigstens dieses Inferno ging an mir vorbei. Aber es ging noch weiter. Es war mal wieder einer dieser Tage... Weiter ging es auf einer sehr, sehr, sehr befahrenen Hauptstraße, die eher einer Autobahn glich. Schon bald wurde mir die nächste schlechte Nachricht von einem Herren übermittelt, welcher am Straßenrand stand und das Gras mähte. Der Campingplatz hat geschlossen. Super, wieder eine Nacht kostenlos im Luxus schwelgen! Die können das Teil schließlich nicht abschließen und ihre Gäste da einsperren. Und ganz geschlossen konnte es ja auch nicht sein. Waren ja überall Schilder und auf der Karte iser schließlich auch eingezeichnet. An der nächsten Tanke dann die gleiche Aussage: Geschlosssen. Ich gehe weiter und stehe tatsächlich vor einem verschlossenen Tor, auf dem steht, dass der Laden seit einem Jahr oder so geschlossen hat. Danke OS! Sagte ich das schon einmal? Also weiter in Richtung Wald, der von Naturlehrpfaden oder etwas in der Art durchzogen zu sein schien und mich mit einem dementsprechend ansprechenden Parkplatz begrüßte. Große Picknickfläche mit Bänken und einem Toilettenhäuschen! Wahnsinn, denk ich mir. Doch noch etwas Glück an so einem scheiß Tag. Dann baue ich also heute hier mein Zelt auf, habe sanitäre Einrichtungen, also sauberes Trinkwasser und ein Klo zum sch*****. Was gibt es besseres. Kurz bevor ich meine Zähne putzen will kommt sogar noch ein älteres Ehepaar zum putzen vorbei (Perfekt!) und... schließt die Hütte ab. Hmm... Ein deprimierender Tag geht zu ende. Letzte Worte des Tages: „Na hoffentlich wird morgen vor dem Aufbruch nochmal geöffnet. Ich bin wie immer guter Dinge...“
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                              AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                              wann gehts denn weiter????

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                              • Borderli
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                                AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                                Darf ich mich deiner Frage anschließen, Alex?

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                                • Alex79
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                                  AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                                  Gerne, ich hatte mich schon gewundert wo du bleibst...

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                                    • 06.07.2011
                                    • 77
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                                    #18
                                    AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                                    Tut mir leid! Total aus den Augen verloren...

                                    Versuche Sonntag weiter zu machen! Wird ja wirklich langsam Zeit das endlich fertig zu bekommen...

                                    edit: Oh...es wird recht lustig die kommenden Tage!
                                    Zuletzt geändert von LeMonde; 02.12.2011, 19:52.
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                                      • 06.07.2011
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                                      #19
                                      AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                                      12. und 13. 09. 2011 – Tage 20 und 21

                                      Der Ärger über den letzten Tag ließen mich diese Nacht nur schlecht schlafen. Immer wieder wachte ich auf und dachte darüber nach, ob die kommenden Tage besser werden würden und ich mal wieder etwas Glück haben sollte. Gegen ein Uhr nachts hörte ich Geräusche. Als ich langsam wach wurde, bemerkte ich ein Auto näher kommen und dachte sofort, jetzt werde ich aus dem Zelt gezerrt und mir wird unmissverständlich klar gemacht, dass das hier kein Zeltplatz ist. Das Auto parkte, aber keiner schien sich weiter in meine Richtung zu bewegen. Vielmehr hörte man noch einige Geräusche und nach geraumer Zeit war es wieder still. Ich dachte nicht weiter darüber nach und schlief wieder ein. Als ich das nächste mal erwachte, war es bereits hell und die Geräusche der letzten Nacht waren nicht verschwunden. Ich öffnete mein Zelt und als ich meinen Kopf nach draußen streckte, winkte mir, ein sein Frühstück bereitender Mann freundlich aus der Nähe seines Wagens zu. Ich zog mich an und sah zu meiner Verwunderung, dass die Toilette bereits wieder geöffnet war und war mir sogleich sicher, dass dieser Tag besser werden würde als der vorige.
                                      Der Regen hatte bereits etwas nachgelassen, sodass ich mich entschied nicht viel Zeit zu verschwenden und sofort nach dem Frühstück meine Sachen packte, noch etwas Wasser nachfüllte und mich auf den Weg in einen neuen, besseren Tag machte. Der Weg war breit und relativ trocken. Ich ging also schnell um mal etwas Kilometer zu machen und so zu versuchen meinem endgültigen Ziel etwas näher zu kommen. Eine knappe Stunde später wurde der Anflug eines stabileren Gemütszustandes aber abrupt beendet. Der gut begehbare Waldweg wurde zu einem „Bäume-aus-dem-Wald-zieh-Schlamm-Scheiß-Ding“, wie ich am Abend in meinen Notizen anmerken sollte. Und natürlich kommt ein Unglück selten allein, also dauerte es auch nicht lange bis es schließlich wieder anfing zu regnen und die sowieso schon relativ stark angeschwollenen Bäche teils zu echten Herausforderungen wurden. Als ich an einem einem überdachten Lagerplatz für Stroh vorbeikam, nutze ich diesen für eine kleine Pause im Trockenen und dachte darüber nach wie ich wohl heute weiter vorgehen würde. Ein auf der gegenüberliegenden Seite fressender Bulle vertrieb mir dabei die Zeit. Der Regenponcho, den ich mir eine Woche zuvor ausgeliehen hatte und am heutigen Tag das erste mal trug holf mir bei meiner Entscheidung, da er von Innen nasser geworden war als von Außen, und so entschloss ich mich bereits gegen Mittag in Richtung Garve abzubiegen und mich in ein Hotelzimmer einzuquartieren. Dort angekommen hatte ich mal wieder Glück im Unglück und bekam eines der letzten Zimmer, da in diesem kleinen Dorf gerade an diesem Tag zwei Reisebusse ankamen um ihre Reisenden in „mein“ Hotel einzuquartieren.







                                      Was die alle dort wollten frag ich mich heute noch. Naja, ich hatte schließlich ein Zimmer in einem Hotel, dass von Innen wesentlich besser aussah als von Außen und mit einem gewissen Jagdschloßcharme und wunderschönen Schachspielen zu begeistern wusste. Da ich an diesem Tag noch einige Zeit hatte und auf der Karte ein Postoffice entdeckt hatte, nutzte ich die Gelegenheit um mal wieder ausgiebig für die kommenden Tage einkaufen zu gehen. Zumindest nahm ich mir dies vor. Nach einer halben Ewigkeit und unter Zuhilfenahme des Navis fand ich schließlich die örtliche Poststelle in der hintersten Ecke einer Straße. In dessen Fenster lag ein Zettel mit der sinngemäßen Aufschrift: Geöffnet Di und Mi von 12 bis Mittag. Nun war es zwar gegen Mittag, allerdings keiner der genannten Wochentage. Also ging es zurück ins Zimmer und vor die Glotze. Simpsons und X-Factor. Wie tief kann man sinken... Ende eines weiteren deprimierenden Tages.

                                      Den nächsten Morgen versuchte ich, wie immer, so optimistisch und gut gelaunt wie möglich zu starten. Also extra zeitig den Wecker gestellt, noch einmal ausgiebig geduscht und dann gefrühstückt. Es regnete noch, allerdings wurde es bereits heller und der Tag versprach zwar nicht schön aber immerhin relativ trocken zu werden. Zumindest redete ich mir das ein und darin war ich mittlerweile ziemlich gut...vielleicht zu gut. An der Rezeption fragte man mich nur,ob ich wirklich heute wieder aufbrechen wollte, da ja „High winds“ angekündigt seien. Aber was stören mich schon Höhenwinde Sind ja schließlich keine Hohen Berge geplant. Doch von „Höhenwinden“ konnte ich nichts erkennen. Waren ja auch sehr hoch.

                                      Ganz im Gegenteil begann der Tag sehr gut. Der Regen hatte endgültig nachgelassen und mich störte nicht einmal die Hauptstraße der ich die erste halbe Stunde folgte. Schließlich nahm ich einen Abzweig in den Wald. Nach wenigen Metern sah ich ein Schild, welches Besucher vor der nicht ganz intakten Brücke warnte, welche später über einen Fluss auf die Straße führte, die ich gerade verlassen hatte. Mit dem Auto sei es recht gefährlich. Aber ich bewegte mich ja schließlich a pie. Die nächsten 2-3 Stunden kam ich, nicht zuletzt dank des reichlichen Frühstücks, hervorragend voran und hatte bereits die Abzweigung erreicht, die mich zur Brücke und wieder auf die Straße führen sollte. Als ich unten am Fluss ankam, überkam mich ein schlechtes Gefühl. Der Weg endete in viel Gestrüpp. Was ich nach dessen durchschreiten erblickte, heiterte mich weniger auf. Ein reißender Fluss von über sechs Metern Breite und lediglich zwei alte Brückenköpfe. Ich war nah am verzweifeln. Sollte ich etwa die drei Stunden bis zur Straße zurück laufen und den gesamten Weg auf eben dieser noch einmal zurück legen? Der Fluss war jedenfalls in jedem Falle unpassierbar. Die Strömung hätte mich auch ohne Gepäck locker mitgerissen. Ich versuchte etwas ruhiger zu werden und studierte noch einmal intensiv die Karte und das Navigationsgerät, welches für solche Situationen gedacht war. Weniger als einen Kilometer Flussaufwärts entdeckte ich auf der Karte eine Fußgängerbrücke. Meine letzte Chance wieder aus dieser Geschichte herauszukommen ohne zu viel Zeit zu verschwenden. Also ging ich den Weg bis zur Abzweigung zurück und bewegte mich etwa einen Kilometer Flussaufwärts, um mich dann dort noch einmal soweit durch dichten Wald und Gestrüpp bergab in Richtung Fluss durchzukämpfen. Psychisch und physisch entkräftet wurde das rauschen des Flusses schließlich immer lauter, bis ich selbigen endlich zu Gesicht bekam. Allerdings trennte uns ein Zaun voneinander und weder flussauf- noch flussabwärts war irgendwo eine Brücke zu erkennen. Rucksack runter, erneute Krisensitzung mit mir selbst, mitten im Gebüsch. Der Weg, auf dem ich oben gelaufen war endete wenige Kilometer weiter vor einem Waldgebiet. Hinter diesem Wald war eine kleiner Pfad eingezeichnet, welcher schließlich, viel weiter hinten als ich eigentlich wollte, zurück auf die Straße führte. Nun dann....die wirklich letzte Chance. Rucksack auf, zurück durchs Dickicht und eine gewisse Steigung hinauf, die alles nicht besser machte. Und dabei hatte ich irgendwann an diesem Morgen ein Schild gelesen, auf dem vor Pestiziden im Wald gewarnt wurde. Oben angekommen setzte der Regen wieder ein. Ich folgte dem Weg, bis ich schließlich an dessen Ende gelangte und zu meiner Verwunderung statt einem dichten Waldgebiet eine Schneise vorfand, welche genau der von mir geplanten Laufrichtung entsprach. Dumm nur, dass die gesamte ein Kilometer lange Schneise aus einem Sumpfgebiet bestand, welches sich noch links und rechts in den Wald hineinzog. Die Tannen Standen hier so dicht, dass mir nichts anderes übrig blieb, als von Grashügel zu Grashügel zu springen und mich dabei noch zu beeilen, da diese selbst zu versinken drohten. Als ich schließlich, in meiner Eile in ein Sumpfloch trat, versank ich rasch bis zum Onerschenkel, und das auch nur weil ich mich geistesgegenwärtig sofort nach vorne auf die Knie warf und ein einigermaßen festes Stück Untergrund erwischte. Nun stand ich dort, eingekreist von Wald und Sumpf und traute mich zunächst nicht mehr mich zu bewegen. Eine leichte Panik überkam mich. Da eine solche in so einer Situation alles andere als produktiv ist, versuchte ich wieder klar zu denken und führte mein Spiel fort. Einen ganzen Kilometer lang dauerte diese Tortur, bis ich den Wald und diese Schneise hinter mir ließ



                                      und nach wenigen Metern auch schon den gesuchten Pfad erblickte.





                                      Froh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, folgte ich dankbar dieser „Straße des Glücks“ bis ich unsanft von einer Furt aus meiner guten Laune gerissen wurde. Ein kleiner Bach war hier wieder einmal zu einem kleinen Flüsschen geworden. Die Steine benutzen war hier nicht mehr möglich. Auch sonst zu tief und zu breit um trockenen Fußes die andere Seite zu erreichen. Also suchte ich mir flussauf- und flussabwärts eine geeignete Stelle, welche ich aber partout nicht finden konnte. Es gab zwar schmale Stellen an denen sich sogar Felsen befanden, allerdings war dort die Strömung so stark und die Felsen so unvorteilhaft angeordnet und vor Allem mit scharfen kannten gespickt, dass ich mich nach einer aufgeschnittenen Hand von dieser Stelle zurückzog um Runterzukommen und eine Kleinigkeit zu essen. Etwas gestärkt fand ich nun eine Stelle, an der der Bach nur etwa einen Meter breit war, aber sehr tief zu sein schien. Mein Plan war zuerst den schweren Rucksack hinüber zu werfen und dann selbst auf die andre Seite zu springen, was dann keinerlei Problem mehr darstellen sollte. Gedacht, getan. Ich begann meinen Rucksack zu schwingen (1...2...3) und gerade als ich werfen wollte, bemerkte ich, dass dieser 20 Kilo Rucksack niemals soweit fliegen würde und versuchte in zurück zu ziehen. Der Rucksack hatte aber andere Pläne und zog so stark nach vorne, dass zuerst er und dann ich im Wasser landen. Mit einem Arm an der anderen Uferseite, wuchte ich den Rucksack aufs Land und springe so schnell wie möglich aus dem Wasser. Sofort löse ich meine Gürteltasche, kontrolliere Handy und Karte und werfe ersteinmal alles zu Boden. Scheiße!

                                      Ich bin nass bis zur Brust, der Rucksack komplett. Zum Glück kann er schwimmen. Ich hoffe nur, dass meine Aufzeichnungen noch trocken sind. Mehr fällt mir in diesem Moment nicht ein.
                                      Ich ziehe mir eine Jacke an, checke die Karte, entdecke das Aultguish in (ein Glück!) und mache mich dorthin auf den Weg. Der Pfad gleicht eher einem Bach, aber das ist mir egal. Ist sowieso alles nass.
                                      Schließlich komme ich direkt am Hotel raus, nehme mir ein Zimmer und gehe meine Ausrüstung durch. Zu meiner Verwunderung ist alles trocken! Der Rucksack ist nur von Außen komplett durchnässt. Besser geht’s nicht. Allerdings plane ich noch einen Tag für meine Lederstiefel und nehme mir vor endlich mal meine Hose zu waschen. Außerdem soll das Wetter übermorgen besser werden.

                                      Ein Tag der so gut begann...
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                                        #20
                                        AW: [UK] Von Perth nach Cape Wrath

                                        14.09.2011 – 22. Tag
                                        Nach einer elend kalten Nacht erwache ich diesen Morgen in meinem Hotelzimmern. Mein Schlaf war geprägt von Alpträumen und Schlaflosigkeit im Wechsel. Bei so wenigen Gästen denkt man sich hier wohl, dass man lieber etwas Heizkosten sparen sollte. Ich blicke aus dem Fenster und schaue in eine graue verregnete Landschaft, die mir die Lust mich aus dem Bett zu bewegen endgültig nimmt. Nach mehrmaligen herumdrehen stehe ich endlich auf und siehe da, das Wetter wird allmählich besser. Ich überlege kurz, ob ich die Gelegenheit nicht nutzen und sofort losziehen sollte. Die Erinnerung, dass ich hier in Schottland bin und sich dementsprechend schnell auch das Wetter verändern kann bewegt mich allerdings dazu, meine Pläne von Gestern zu verwirklichen und noch einen weiteren Tag hier zu bleiben.
                                        Also frühstücke ich, stopfe meine Schuhe mit neuem Zeitungspapier aus, wasche meine Hose und begebe mich schließlich hoch zum Staudamm.
                                        Inzwischen hat es heftigst zu stürmen begonnen. Die Highwinds von gestern müssen nun heruntergekommen sein ;) Als ich einen Schritt vor die Tür mache bläst mir sofort eine Windböe entgegen und wirft mich fast um.





                                        Gegen den Wind kämpfe ich mich ca. einen Kilometer die Straße entlang bis auf den Damm und Stelle mit Verwunderung fest, dass auf selbigem der Wind fast komplett aufhört. Ringsherum biegen sich die Bäume, der See wirft Wellen auf als hätte man es mit dem Meer zu tun und nicht mit einem kleinen Stausee und ich stehe in aller Seelenruhe auf dem Damm und rauche genüsslich eine Zigarette.















                                        Die Aussicht ist toll! Die Stimmung eigentlich auch... Ich bin nur heilfroh, dass ich nicht schon losgezogen bin. In diesem Sturm hätte das Wandern sicher keine Freude gemacht.
                                        Ich bleibe eine Weile hier oben und mache mir so meine Gedanken. Wie schutzlos man doch den Naturgewalten ausgeliefert ist, bzw. war. Ist man draußen in der Natur hat man einfach keine Chance etwas gegen sie zu unternehmen. Ich stelle mir vor, wie es den Menschen vor mehreren hundert Jahren ergangen ist und bemerke, wie hilfreich es für diese geworden sein muss, an etwas oder jemanden zu glauben, um der Natur nicht völlig ohnmächtig gegenüber zu stehen. Heutzutage haben wir so etwas eigentlich nicht mehr nötig, und das schlägt sich auch in den Zahlen derer wieder, die glauben. Aber steht man als Einzelner, ohne ein Dach über dem Kopf, der Natur gegenüber, sieht die ganze Sache schon anders aus, und man ist froh wenn einem die Imagination einer höheren Macht zur Seite steht. Aber ich schweife ab... Ich hoffe bloß, dass mir ein solcher Sturm nicht eines nachts im Zelt begegnet!

                                        Zurück im Hotel mache ich mir einem Plan für die kommenden Tage. Durch die kurzen Tagesetappen und den heutigen Hotelaufenthalt bin ich zeitlich ziemlich in Verzug geraten.
                                        Ich nehme mir vor, die Karte noch zu Ende zu laufen, dann mit dem Bus nach Unapool zu fahren, da meine Vorräte langsam aufgebraucht sind und in der Umgebung keine Möglichkeit besteht einkaufen zu gehen.
                                        Der restliche Tag vergeht im Zimmer nur langsam. Draußen tobt der Sturm.
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