[SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • ottone
    Anfänger im Forum
    • 05.09.2011
    • 21
    • Privat

    • Meine Reisen

    AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

    Schön, jetzt Deine herbstlicheren Eindrücke aus diesem Jahr mit meinen sommerlichen Erlebnissen vergleichen zu können.
    Es stimmt schon, die Gegend am Virihaure ist einfach traumhaft.

    Euer Zeltplatz am Abend des 2.9. scheint nicht so weit von meinem im Juli entfernt zu sein. Der Blick über den See war wunderbar.

    Ich kann mir vorstellen, wie es Euch hinter Arasluokta erging. Das hat schon was, wie´s da über teilweise blanken Fels nach oben geht.

    Ich freue mich schon auf die nächsten Etappen. Es macht Spaß den selbst gegangenen Weg mit anderen Augen zu sehen.

    LG, Peter.
    Zuletzt geändert von ottone; 08.12.2011, 11:41.

    Kommentar


    • Buddy99
      Fuchs
      • 06.08.2009
      • 1136
      • Privat

      • Meine Reisen

      AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

      Vielen Dank für diese herrliche Urlaubsdoku.
      Das ließt sich wie ein spannendes Buch mit wirklich herrlichen Bildern.
      Bei dem Wetter solch Tour durch zu ziehen find ich beeindruckend.
      Aber freiwillig all diese reißenden Bäche und Flüsse zu durchqueren und das mit dem Gepäck.. Echt verrückt und zum Glück immer gut gegangen.
      Bin schon gespannt wie es weiter geht.
      Gruss Sven

      Kommentar


      • Karl-Koch
        Erfahren
        • 16.05.2007
        • 282
        • Privat

        • Meine Reisen

        AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

        Hallo,

        danke für diesen grandiosen Reisebericht und die tollen Fotos! Bei deiner Schilderung ist man ja quasi live dabei :-)

        Mich würde interessieren was ihr für Rucksäcke benutzt, da ich gerade auf der Suche nach einem bin der >27 kg gut verträgt.

        Viele Grüße,

        KK

        PS: Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt!
        23

        Kommentar


        • woelfchen
          Erfahren
          • 20.03.2010
          • 276
          • Privat

          • Meine Reisen

          AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

          Zitat von Karl-Koch Beitrag anzeigen
          ... Mich würde interessieren was ihr für Rucksäcke benutzt, da ich gerade auf der Suche nach einem bin der >27 kg gut verträgt ...
          Wir haben beide den Deuter Aircontact Pro 70+15. Schwachpunkt war für uns die Schnalle des Beckengurtes, die schon auf der ersten Tour letztes Jahr bei mir ausgetauscht werden musste. Die geht auch schon bei einem Gewicht von etwas über 20 kg von allein auf, was doch recht unangenehm sein kann und manchmal auch nicht ungefährlich. Die Ersatzverschlüsse waren deutlich stabiler, nur für 40 kg auch nicht ausgelegt. Die haben sich ganz allmählich während der diesjährigen Tour auch verbogen.

          Bei mir sitzt der Rucksack angnehm auf dem Becken, die Schultergurte drücken kaum, müssen bei hohem Gewicht nur hin- und wieder nachgezogen werden. Sonst drückt es doch irgendwann ordentlich auf die Schultern. Mein Mann bekommt es irgendwie nicht richtig hin, dass der Rucksack sich ebenso angehm tragen lässt wie bei mir. Der Beckengurt ist gut gepolstert und passt sich gut - zumindest meiner - Anatomie an.

          Es sind jetzt nach den Touren nirgends Scheuerstellen entstanden, das Material ist nirgends gerissen, nicht eine Naht hat sich angefangen aufzulösen. Selbst die Schultergurte haben es ausgehalten, wenn mein Mann den schweren Rucksack vom Boden in einem durch auf seinen Rücken "geschleudert" hat. Und da hängt das ganze Gewicht incl. Fliehkraft an nur einem einzigen Schultergurt. Die Reißverschlüsse haben bisher auch alles mitgemacht, selbst unter starkem ziehen und Druck haben sie gehalten.

          Insgesamt können wir sagen, dass wir die Kaufentscheidung nicht bereut haben. Und das man das Deckelfach abnehmen kann, haben wir von Anfang an zu schätzen gewusst. So konnten wir auf Tagestouren problemlos Wasser und Futter mitnehmen.


          Aber jetzt geht's weiter:
          03.09.2011

          Zum Zauber des Nordens gehört eindeutig das Nordlicht, nur bisher war uns dieses Glück verwehrt geblieben. Im vergangenen Jahr hatten wir es verpennt und bisher hatten die wenigen wolkenfreien Nächte uns dieses Naturschauspiel nicht sehen lassen.

          Es war 3:00 Uhr und ich musste dringend austreten, der viele Tee forderte seinen Tribut. Meine Nase war eiskalt und ich erschauderte bei dem Gedanken daran, jetzt aus dem warmen Schlafsack raus zu müssen. Es führte aber kein Weg dran vorbei. Der Wind rüttelte am Zelt, ich öffnete die Apsis und …. Uijuijui . Das allzu menschliche Bedürfnis war nun erst einmal vergessen. Akku in die Kamera, Stativ geschnappt, Stirnlampe im Zelt auf gehangen und dann versucht draußen im Wind die Kamera aufs Stativ zu drehen, auszurichten und richtig einzustellen. Der Fernauslöser musste natürlich auch noch angeschlossen werden. Bis die Kamera einsatzbereit war - ich hatte natürlich in der Hektik Blende 22 gewählt und nicht 4, also das Rädchen in die falsche Richtung gedreht und mich über die ersten schwarzen Aufnahmen ohne auch nur einen Lichtpunkt gewundert -, war das Nordlicht schon fast verschwunden. Der Wind rüttelte so an Kamera und Stativ, dass die ersten Aufnahmen verwackelt waren. Also nochmal so umstellen, dass die Kamera in meinem Windschatten stehen konnte.





          Als der letzte grüne Schimmer am Nachthimmel verschwunden war, wurde mir auch der eigentliche Grund für das nächtliche Wachwerden wieder bewußt, denn inzwischen stand ich mit gekreuzten Beinen in der kalten Nachtluft. Erst wenig später im Schlafsack bemerkte ich, wie viel Wärme durch diese Aktion verloren gegangen war. Die Beine waren eiskalt und es dauerte sehr lange, bis es in der Kunstfasertüte wieder warm wurde und ich weiterschlafen konnte. Dabei hatte ich noch nicht einmal gezittert! Immerhin habe ich in dieser Nacht gelernt, die Kamera zukünftig „nordlichtfertig“ einzustellen und auszustatten sobald das Zelt aufgestellt ist.


          Ausblick auf den Virihaure über die Landzunge Dijddernjárgga

          Wir frühstückten in Ruhe im Sonnschein und bauten in aller Ruhe unser Zelt ab. Als wir abmarschbereit waren und losliefen erreichten uns die ersten Wanderer aus Árasluokta. Wir erfuhren, dass der Hüttenwart um 20:00 Uhr noch nicht wieder zurück war. Er wäre unfreundlich gewesen, hätte aber noch zwei Hütten aufgeschlossen. In der Sonne wäre das Warten ganz angenehm gewesen, aber sobald die Sonne hinter Wolken versteckt war und dann untergegangen, wäre es kühl geworden. Die beiden waren alles andere als begeistert gewesen.


          Am Padjelantaleden zwischen Àrasluokta und Staloluokta

          Nachdem der Wanderpfad eine Fläche mit mehreren Seen zur rechten und linken Seite passiert hatte, gelangten wir zu einem herrlichen Aussichtspunkt mit Blick über den Virihaure. Die Sonne strahlte die gelb gefärbten Birken am Dijddernjárgga an, das Wasser des Sees leuchtete blau. Als wir dort auf einem großen flachen Felsblock saßen, die Kamera wieder weggesteckt worden war, landete ein kleiner Raubvogel auf der anderen Seite unseres Sitzplatzes.

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Aussicht auf den Virihaure

          So gut, wie die Frau tags zuvor berichtete, lies sich die Etappe Árasluokta – Staloluokta bei weitem nicht laufen. Es ging, wie am Abend zuvor schon, über Fels hinauf, hin und wieder musste ich die Hände zu Hilfe nehmen und wie immer einige zusätzliche Höhenmeter aufwärts und abwärts. Nach dem Anstieg jedoch, war die Pfadbeschaffenheit wieder deutlich einfacher.

          Der Wind hatte seit der Nordlichtaktion nicht wieder abgenommen und brauste immer noch in Böen über uns hinweg. Bei den Seen war es wieder deutlicher zu spüren, weil wir uns nicht mehr im Windschatten des Berges befanden. Wie auch bei Árasluokta ging es auch nach Staloluokta steil hinab, zuvor konnten wir noch einmal die herrliche Aussicht mit Blick auf das Sami-Sommerdorf genießen. Meine Füße schmerzten natürlich bereits schon wieder spürbar.


          Rentiere oberhalb des Virihaure

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Letzte Pause vor dem Abstieg nach Staloluokta

          Am Hubschrauberlandeplatz in Staloluokta warteten bereits viele Menschen. Wir liefen durch die Siedlung mit recht modernen Holzhäusern, auch an zum Teil gut erhaltenen, aber auch verfallenen Torfkåten, direkt auf die Touristenhütte auf einer kleinen Anhöhe zu. Direkt nebenan befand sich die für diesen Ort bekannte Kapelle. Der Kapelle statteten wir später auf einer kleinen Erkundungstour noch einen kleinen Besuch ab. Sie war nicht abgeschlossen. Inmitten der Kapelle befand sich eine Feuerstelle und ein Gang. Die Seiten waren mit Birkenreisig ausgelegt, Rentierfelle hingen von den Deckenbalken. Auf der Seite gegenüber dem Eingang stand ein Altar. Die Kapelle wirkte warm und gemütlich, errichtet wurde sie in traditioneller Bauweise einer Torfkåta.


          Kapelle in Staloluokta


          Kapelle in Staloluokta


          Kapelle in Staloluokta


          Kapelle in Staloluokta

          Meine Füße brauchten dringend Erholung und so beschlossen wir, in der Hütte zu übernachten. Sie war im Vergleich zu den anderen bisher purer Luxus und schon eher ein Hotel. Durch die erhöhte Lage hatte man vom Aufenthaltsraum sogar eine schöne Aussicht auf den Virihaure und die Berge. Es gab eine richtige Rezeption und Waschräume für Herren und Damen. Nur das Wasser musste man immer noch selbst holen. Dafür gab es aber bereits Abflüsse. Die Frischwasserstelle in Hüttennähe war schon deinstalliert, also mussten wir für frisches Wasser zum Fluss hinunter laufen. In Staloluokta erfolgte die erste gründliche Körperwäsche, aber auch die Unterwäsche und vor allem die Socken hatten einen gründlichen Waschgang inzwischen schon mehr als dringend nötig.

          In der Staloluoktastugorna trafen wir auch Mutter und Tochter (die beiden, die den Nordkalottleden erwanderten) wieder. Es hatte ihnen hier so gut gefallen hatte, dass sie einen Pausentag eingelegt hatten. Im Licht der Nachmittagssonne gingen wir nochmal hinunter zum Strand und zu den Hubschrauberlandeplätzen. Der Helikopter war die Strecke nach Kvikkjokk insgesamt 3 Mal geflogen, um alle Passagiere in die Zivilisation zurückzubringen. Zugegeben … verführerisch war es schon, aber wir wollten ja noch gerne rüber Richtung Sulitelma und das Wetter war ja inzwischen auch nicht mehr so nass.


          Letzer Helikopterflug des Tages nach Kvikkjokk

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Am Ufer des Virihaure in Staloluokta


          Staloluokta

          Ich freute mich schon auf tolle Sonnenuntergangsfotos und schaute ziemlich dumm aus der Wäsche, als am späten Nachmittag immer dickere und großflächigere Wolken aufzogen, die zu allem Überfluss noch Regen mitbrachten. Dennoch ging ich nach draußen und musste feststellen, dass der Wind nochmal deutlich aufgefrischt hatte. Die Birken neben der Hütte wiegten sich in den Böen schon ordentlich hin und her. Wir waren dankbar bei dem Wind in der gemütlichen Hütte übernachten zu können und nicht im Zelt zu sitzen.

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Abendstimmung über dem Virihaure


          Der Wind ... der Wind ...


          ... das himmlische Kind ... und glücklich der Wanderer, der in der warmen Hütte sitzen konnte

          Preislich gesehen hat der Kiosk in Staloluokta den Vogel abgeschossen. Die Wanderer, die schon seit mehreren Tagen unterwegs sind, bezahlen wohl alle Preise um mal etwas anderes als Trockennahrung und Wasser zu sich nehmen zu können. Die Rechnung ging auf, denn wir zahlten auch 105 SEK für 2 Dosen Cola und 1 Dose Bier. Ich hätte ja auch gerne Ansichtskarten geschrieben und mit dem nächsten Heli nach Kvikkjokk geschickt, aber es gab keine Briefmarken mehr.


          04.09.2011

          An diesem Tag wurden die Hütten im Padjelantaleden geschlossen und die Hüttenwärte mit dem Helikopter ausgeflogen.


          Meiner! - Ohne Fotoausrüstung


          Wo die 30 kg herkamen, wussten wir auch nicht - rechnerisch hätte es schon weniger sein müssen


          Aufbruch in Staloluokta - auch für die tapferen Zelter am Seeufer


          Begeisterung sieht anders aus ... oder sollten wir doch den Heli nehmen?

          Wir brachen zeitig in Staloluokta auf und folgten die ersten Meter dem Padjelantaleden, an einer Gabelung bogen wir dann Richtung Staddajåkkåstugorna ab. Es war sehr stürmisch, die Berggipfel steckten in Wolken. Diese Wolken waren langgezogen und glatt.

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Oberhalb von Staloluokta

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Wir folgten dem Norkalottleden - also immer der Nase nach oder dort hin, wo es nass und ungemütlich aussieht

          Immer häufiger mussten wir gegen orkanartige Böen ankämpfen, die besonders unangenehm waren, wenn sie einen seitlich trafen. Nicht nur die Wellen hatten Schaumkronen, auch das Weidengestrüpp bewegte sich wellenartig im Sturm. Je später der Tag wurde, umso mehr nahm der Wind an Intensität zu.

          Der Wanderpfad selbst war einfach zu gehen, nasse Stellen waren mit Bohlenstegen ausgelegt. Zu Beginn mussten einige Moränen überquert werden, danach ging es eher eben weiter. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mannshohes Weidengestrüpp als Erholung ansehen würde. Es war weiträumig weggeschnitten, so dass einen beim Wandern nicht behinderte. An diesem Tag bot es aber auch einen angenehmen Windschutz.

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Am Nordkalottleden zwischen Staloluokta und Staddajåkkå

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Eine Landschaft ... von Eis geformt - Moränen am Nordkalottleden zwischen Staloluokta und Staddajåkkå


          Nordkalottleden zwischen Staloluokta und Staddajåkkå

          Die Windböen hatten inzwischen eine Intensität erreicht, dass man aufpassen musste, nicht umgeweht zu werden. Besondere Konzentration war bei den Bohlenstegen gefragt, denn nicht allzu selten traten wir dank dem Lüftchen schon mal daneben. Wir mussten viel Kraft aufwenden, um „auf Kurs“ zu bleiben.

          Von der Landschaft bekamen wir auf den letzten Kilometern zu den Staddajåkkåstugorna gar nicht so viel mit, das eher flache Gelände war abwechselnd mit grasbewachsenen Flächen und Weidengestrüpp bedeckt. Wirklich sumpfig war es nur selten. Wir sehnten uns so sehr nach der schützenden Hütte, der Sturm erlaubte kaum Pausen, machte man doch welche, fror mach kurze Zeit später. Es wurde immer anstrengender - kam der Wind von vorn, brauchten wir viel Kraft um überhaupt vorwärts laufen zu können, kam er von der Seite, musste man aufpassen, nicht in Windrichtung gedrückt zu werden.

          Auf das Foto klicken, um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelangen, dann evtl. nochmal drauf klicken um die volle Größe zum Scrollen angezeigt zu bekommen

          Gáhpesluoppal - leider sieht man die Wellen nicht richtig und auch nicht die Uferzonen, an denen sie sich spritzend brachen

          Der Gáhpesluoppal bei den Staddajåkkåstugorna hatte hohe Wellen, die sich spritzend an den Steinen im Uferbereich brachen. Kurz bevor wir die Hütte erreichten, waren schon weitere drei „Windkämpfer“ dort angekommen und eingekehrt. Trotz des heftigen Sturmes war der Hüttenwart nur kurz zuvor mit dem Helikopter abgeholt worden. Wir waren allesamt der Meinung gewesen, dass bei diesen Windverhältnissen kein Helikopter starten oder landen würde. So erschöpft wie an diesem Tag waren wir schon lange nicht mehr gewesen. Das letzte Mal im Sarvesvágge, als wir uns durch das Weidengestrüpp kämpfen müssten.

          Die anderen drei Wander waren zwei junge Männer aus Australien, die schon seit dem Frühjahr in Europa durch die Lande zogen, der andere war ein Schwede oder Norweger, der allein unterwegs war – dafür aber ein Satellitentelefon dabei hatte. Alle drei wollten von hier nach Sulitelma weiterlaufen. Wir legten alle legten die „Zutaten“ für eine Brotzeit zusammen auf den Tisch, stellten das Gas an um Köttbollar und Wasser für Kaffee zu kochen. Das war die leckerste Mahlzeit seit Tagen. Niemand aß das eigene Essen, jeder freute sich über die Abwechselung im Speiseplan. Wir plauderten viel und hatten jede Menge Spaß.

          Gegen 15:30 Uhr dachten wir, der Wind hätte an Intensität abgenommen und machten uns wieder auf den Weg. Weil die Berge in Wolken waren, brauchten wir gar nicht erst darüber zu diskutieren, wie wir durch das Sulitelma-Gebirge wandern wollten. Stattdessen blieben wir auf dem Nordkalottleden Richtung Pieskehaure.


          Brücke über Stáddájåhkå


          Stáddájåhkå

          Die Windstärke hatte natürlich nicht abgenommen und obendrein war der Wanderpfad nicht mehr so gut ausgebaut wie die letzten Tage. Sumpfige Bereiche waren nicht mehr mit Bohlen ausgelegt, der Pfad selbst nicht immer gut erkennbar, das Weidengestrüpp zu Beginn des Anstiegs war nicht mehr zurück geschnitten worden und Bäche mussten wieder übersprungen oder durchwatet werden. Dank der Wolken sah man auch nicht wirklich viel von der Umgebung. Inzwischen fing es auch noch an zu Regnen. Durch den Wind fühlten sich die Tropfen wie Nadeln auf der Haut an. Meist liefen wir im Windschatten von Hügeln/Erhebungen, die uns ein wenig vor den Sturmböen schützten. Eigentlich wollten wir ein Platz hinter einem dieser schützenden Wälle oder einer Felswand finden. Dummerweise waren genau diese Stellen meist sehr feucht, oder die nächste Frischwasserstelle weit entfernt.

          Zwei Wanderer kamen uns entgegen, die sagten, dass wir bald die Anhöhe bewältigt hätten und es dort oben noch viel stärker wehen würde. HURRA! Aber es gäbe gute Zeltplätze. Wir fanden auch tatsächlich einen fantastischen Lagerplatz, direkt neben einem Bach, dem wir größere Steine entnehmen konnten, um die Häringe zu beschweren. Es blieb auch nicht mehr viel Zeit bis zum Sonnenuntergang.

          Eigentlich sollte man das Zelt ja so aufstellen, dass die Aspisen dem Wind zugewandt sind – also längs zur Windrichtung. Zumindest habe ich das so verstanden. Auf der Hochebene Luohttoláko hatte ich aber die Erfahrung machen müssen, dass man die Aspisen dann gar nicht mehr richtig gespannt bekommt, weil man gegen den Wind arbeiten muss. Wir wollten außerdem einen Eingang komplett windgeschützt haben und so stellten wir das Tarra quer in den Wind. Vor dem Ausbreiten des Zeltes selbst verteilten wir zunächst die Heringe und holten sofort die Steine aus dem Bach. Das Footprint war ebenfalls schon am Zelt selbst befestigt - wie immer. Das Zelt wurde ausgerollt und auf der windzugewandten Seite mit den Heringen am Boden befestigt. Jeder Hering wurde sofort mit einem Stein beschwert. Danach erst war das Gestänge dran, gleich danach kam die Sturmbespannung zum Einsatz. Auch dort lagen die Heringe und die Steine schon bereit. Zum guten Schluss mussten nur noch die Aspisen gespannt werden, was bei dieser Ausrichtung des Zeltes überhaupt kein Problem darstellte. Auch die orkanartigen Böen schafften es nicht, das fertig aufgestellte Zelt irgendwie zu verbiegen. So konnten wir in unserer Festung kochen und ganz ruhig schlafen. Noch nicht einmal der Wind verursachte störende Geräusche am Gestänge oder der Aufhängung. Nur die Aspisen blähten sich auf und vergrößerten so den Innenraum auf angenehme Weise.

          Ich glaube, wir waren noch nie so froh und dankbar gewesen, ein solches Zelt mitgeschleppt zu haben. In dem Moment wäre es uns auch egal gewesen, wenn es das Doppelte gewogen hätte.



          Dieser Tag war der Anfang von der Fortsetzung des Tour-Mottos: "Schlimmer? Geht immer!" ... oder dem Beginn der Feststellung: "Wir hätten den Helli nehmen sollen!"

          Kommentar


          • bjoernsson
            Fuchs
            • 06.06.2011
            • 1863
            • Privat

            • Meine Reisen

            AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

            Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
            Dieser Tag war der Anfang von der Fortsetzung des Tour-Mottos: "Schlimmer? Geht immer!" ... oder dem Beginn der Feststellung: "Wir hätten den Helli nehmen sollen!"
            Du kannst doch mit so einer Ankündigung nicht den Bericht abbrechen... Wahrscheinlich bin ich nicht der einzige, der auf eine baldige Fortsetzung hofft!

            Kommentar


            • dingsbums
              Fuchs
              • 17.08.2008
              • 1503
              • Privat

              • Meine Reisen

              AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

              Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
              Danke für dieses Bild. Ich habe mich letztes Jahr in diese Ebene 'verliebt'. Einfach klasse!

              Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
              Dieser Tag war der Anfang von der Fortsetzung des Tour-Mottos: "Schlimmer? Geht immer!" ... oder dem Beginn der Feststellung: "Wir hätten den Helli nehmen sollen!"
              Ich bin auch gespannt. Ich habe auch gleich nach dem Datum geguckt. Noch ist der 04.09. Wir haben am 06.09. unser Zelt in SEHR starkem Wind mit Regen aufgebaut und sind den nächsten Tag lieber im Zelt geblieben. Das war der erste und zweite 'Wandertag'! Was mich daran erinnert - mein Reisebericht steht auch noch aus. Na, jetzt kommt ja bald die beschauliche Weihnachtszeit ...

              Kommentar


              • sejoko
                Erfahren
                • 23.12.2009
                • 492
                • Privat

                • Meine Reisen

                AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                Hallo

                Ein genialer Bericht, mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.

                Am liebsten würde ich mir jetzt einen 40 kg Rucksack aufsetzen und die Strecke nachlaufen, auch wenn ich bei dem Gewicht wahrscheinlich nach dem ersten Kilometer zusammenbrechen würde.

                Ein nicht unerheblicher Teil des Gewichts wird wohl die Kameraausrüstung ausgemacht haben. Willst du vielleicht verraten was alles an Equipment dabei war? Oder steht es hier schon irgendwo und hab' es nur überlesen?

                Gruß
                Sebastian
                TRAVLRS.COM
                ein Fenster zur Welt

                Kommentar


                • paul2902
                  Gerne im Forum
                  • 06.02.2005
                  • 75

                  • Meine Reisen

                  AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                  Ich sag doch, ein super Zelt.

                  Danke schöner Bericht
                  Grüße Paul

                  Kommentar


                  • blauloke

                    Lebt im Forum
                    • 22.08.2008
                    • 8361
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                    Super Bericht. Ich habe ihn heute regelrecht verschlungen und warte gespannt auf die Fortsetzung.

                    Respekt zu eurem Willen die Tour durch zu ziehen. Ich habe bei nur halbem Rucksackgewicht und weniger Regen meine Tour heuer abgebrochen.



                    OT: Hier werden zu viele Reiseberichte geschrieben. Ich komme mit dem Lesen nicht hinterher.
                    Zuletzt geändert von blauloke; 26.12.2011, 16:23.
                    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                    Kommentar


                    • smeagolvomloh
                      Fuchs
                      • 07.06.2008
                      • 1929
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                      Heute morgen hatte ich mal die Muße, alle Berichte der Tour durchzuarbeiten.
                      Ich bin ehrlich gesagt sehr beeindruckt.
                      Dieser Beitrag stellt wirklich einen der Höhepunkte der Kategorie Reiseberichte dar!
                      Die Bilder sind einfach großartig.

                      Zuletzt geändert von smeagolvomloh; 26.12.2011, 17:00.
                      "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                      Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

                      Kommentar


                      • woelfchen
                        Erfahren
                        • 20.03.2010
                        • 276
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                        Zitat von sejoko Beitrag anzeigen
                        Ein nicht unerheblicher Teil des Gewichts wird wohl die Kameraausrüstung ausgemacht haben. Willst du vielleicht verraten was alles an Equipment dabei war? Oder steht es hier schon irgendwo und hab' es nur überlesen?
                        Schrieb schon einmal, dass die Kameraausrüstung etwa 5 kg auf die Waage gebracht hat.

                        Dabei war eine DSLR, 3 Objektive (L-Klasse v. Canon mit Brennweiten zw. 17 und 200 mm), leichtes Stativ, Winkelsucher, 6 Akkus, 4 Filter, Fernauslöser, ca. 8 CF-Speicherkarten, Blasebalg und 2 Mikrofasertücher.


                        @ Paul:
                        JAAAAA! Ein super Zelt. Überlege nur, ob wir das originale Gestänge gegen 11 mm Carbon austauschen. Aber bis zum nächsten Herbst ist es noch eine Weile hin. Und zuvor ist eine Solo-Tour geplant.


                        @ all:
                        Der Bericht wird in Kürze weitergehen.

                        Kommentar


                        • woelfchen
                          Erfahren
                          • 20.03.2010
                          • 276
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                          05.09.2011

                          Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                          Vierttjamoalkke

                          Es war zunächst bewölkt, gegen Mittag setzte Nieselregen ein, der hin und wieder in eine richtige Regenschauer überging. Der Sturm war auch vorüber, es wehte "nur noch" mäßiger Wind. Von der Landschaft um uns herum war leider wieder einmal nicht viel zu sehen, dafür hingen die Wolken zu tief. Letztere sanken im Laufe des Tages natürlich auf uns hinunter, so dass wir z. T. Mühe hatten, die nächste Wegmarkierung zu entdecken. Dementsprechend froh waren wir, als wir immer weiter ins Tal hinabsteigen konnten. Unser Wanderpfad verlief – wahrscheinlich auch aufgrund des Regens – überwiegend durch matschiges und sumpfiges Gelände. Zwei breitere Bäche mussten neben unzähligen Rinnsalen durchwatet werden, die Watschuhe benötigten wir nicht, dafür hatten die Wanderstöcke ganze Arbeit leisten müssen, denn die Steine in den Bächen waren größtenteils sehr glitschig. Allerdings waren nicht nur die Steine glitschig, auch der aufgeweichte Boden sorgte für die eine oder andere Rutschpartie. Zugegeben rutschte ich einmal nicht mit den Schuhen den Hang zum Fluss hinunter, sondern mit dem Hinterteil . Den ganzen Tag über waren wir keinem anderen Menschen begegnet, nur Lemmingen und Rentieren.


                          Unser Zeltplatz am namenlosen Fluss oberhalb von Vierttjamoalkke


                          Unser Zeltplatz am namenlosen Fluss oberhalb von Vierttjamoalkke

                          Vom Lapgerplatz aus ging es mit geringer Steigung weiter bis zum "Pass". Als wir diesen erreichten, senkten sich die Wolken auf uns hinab, so dass wir im Nebel unseren Marsch fort setzten.


                          Auf dem Nordkalottleden unterhalb des Kaisekietj-tjåkkåh


                          Auf dem Nordkalottleden unterhalb des Kaisekietj-tjåkkåh


                          Auf dem Nordkalottleden unterhalb des Kaisekietj-tjåkkåh


                          Auf dem Nordkalottleden unterhalb des Kaisekietj-tjåkkåh


                          Auf dem Nordkalottleden unterhalb des Kaisekietj-tjåkkåh


                          Auf dem Nordkalottleden unterhalb des Kaisekietj-tjåkkåh

                          Nachdem wir die Wanderung in der Wolkendecke hinter uns gelassen hatten lag ein breites Tal mit einem zwischen Hügeln und Wällen in Schlingen verlaufender Fluss zu unseren Füßen. Vermutlich hätte man auch eine herrliche Aussicht zu den Gletschern vom Sulitelma-Massiv gehabt. Immerhin war diese Aussicht so schön, dass wir trotz des Regens eine kleine Pause einlegten.

                          Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                          Aussicht auf die Flusslandschaft

                          Die Motivation und unsere Laune war inzwischen schon weit unter dem Nullpunkt angelangt. Regen, Wolken, Regen, keine Aussicht, nasse Klamotten – außen vom Regen, innen vom Schwitzen – machte man längere Pausen, fing man deshalb an zu frieren. Es stimmte also doch, was von Schweden erzählt wird: Es regnet immer und es ist immer kalt. Man hatte noch nicht mal Lust dazu, irgendwelche Vorräte aus dem Rucksack zu kramen um etwas zu Essen. Bei mir mussten die Snickers, die als Tagesvorrat in der Tasche vom Hüftgurt aufbewahrtwurden, herhalten, mein Mann kaute lustlos auf den Müsliriegeln rum. Immerhin hatte er nicht einen einzigen Schimmeligen erwischt.

                          Inzwischen begann ich schon, in Gedanken die gesamte Outdoorausrüstung zu vertickern und stattdessen Pläne zu schmieden, den nächsten Urlaub mit dem Wohnwagen auf einem Campingplatz in den Alpen zu verbringen. Es machte überhaupt keinen Spaß mehr. Wir empfanden inzwischen nichts positives mehr um eine solche Tour zwischen all den Strapazen zu genießen. Und ist es nicht ironisch, dass wenn man gegen 17:30 Uhr, nass bis auf die Haut, aufgibt, das Zelt aufstellt und es dann aufhört zu regnen? Kein einziges Tröpfchen fiel mehr vom Himmel hinab! Da oben saß bestimmt jemand, der sich einen Spaß daraus gemacht hat! Dieses nass-kalte Wetter hatte, neben den äußerlichen Unannehmlichkeiten, inzwischen auch den letzten Winkel des Körpers erreicht. Frustriert lagen wir zum Aufwärmen in unseren mollig warmen Schlafsäcken.

                          Warum unternimmt man Touren im Gebirge, wenn man praktisch nichts sehen kann. Man wurde noch nicht einmal durch eine weite und atemberaubende Aussicht nach einem langen und anstrengenden Aufstieg belohnt. Auch die zuvor erwähnte Aussicht auf die Fluss- und Seenlandschaft im Tal hätte im Licht der Sonne auch um einiges besser gewirkt. Die Farben um uns herum waren einfach nur noch dunkel – matschgrün, matschorange, tausende graue Farbtöne.

                          Der Gedanke, wie dämlich wir gewesen waren und uns nicht am 03.09. mit dem letzten Helitaxi rausfliegen zu lassen, drängte sich immer mehr in den Vordergrund. Immerhin war es nun nicht mehr so stürmisch. Gegen Abend wurde es sogar beinahe windstill. Unser Lager schlugen wir an einem breiteren Bach – und eigentlich schön gelegen – kurz vor der ersten eingezeichneten Brücke über den Varvvekjåhkå auf.

                          Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                          In der Nähe unseres Lagerplatzes am Varvvekjåhkå

                          Ich muss natürlich zugeben, dass meine Füße inzwischen wieder scheußlich schmerzten und ich auch total erschöpft war. Bloß nicht daran denken, wie sehr ich mich eigentlich auf diesen Streckenabschnitt gefreut hatte. Es konnte doch nicht sein, dass die paar trockenen und sonnigen Tage lediglich eine Verschnaufpause zwischen dem ewigen Nass von oben waren!

                          Nein, diese wenigen sonnigen und warmen Tage waren eher etwas wie die Ruhe vorm Sturm!

                          Kommentar


                          • woelfchen
                            Erfahren
                            • 20.03.2010
                            • 276
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                            06.09.2011

                            Der morgendliche Blick aus dem Zelt zeigte den gewohnt bedeckten Himmel. Wir packten bei mäßigem Wind alles ordentlich zusammen und setzten unsere Tour fort. Der Pfad war immer gut erkennbar, anfangs einfach zu laufen und nicht besonders anstrengend. Die auf der Karte eingezeichneten Brücken existierten nicht es mehr alle, meist lagen sie am Bachufer auf dem Trockenen. Die Querung dieser schmalen Bäche war aber überhaupt kein Problem, eine Brücke wäre auch gar nicht nötig gewesen. Das Gelände war trocken, sumpfige Stellen konnte man umgehen oder waren mit Bohlen ausgelegt. Hin und wieder führte uns der Pfad über Moränenwälle. Dicke Regenwolken flogen über den Himmel dahin. Es wurde der düsterste Tag, den wir in Schweden jemals erlebt hatten. Kaum Licht konnte durch die Wolkenschicht gelangen.


                            Padjelantaleden - unterhalb ds Uhtsa Varvvek

                            Die Aussicht war wieder einmal "eingeschränkt" - um es positiv auszudrücken, nur selten konnten wir den unteren Rand der Gletscher erblicken, die Berge selbst blieben in dicke Wolken verhüllt. Diese Wolken sorgten im weiteren Tagesverlauf für Regen, der gegen Mittag einsetzte. Je stärker der Regen wurde, desto stärker wurde auch der Wind.

                            Schließlich erreichten wir den Abstieg zum Pieskehaure. Mit dem Abstieg begann der Pfad sumpfiger und rutschiger zu werden. Nicht zuletzt durch den immer stärker werdenden Regen. Wir durften uns mal wieder glücklich schätzen, denn wir konnten zu Beginn des Abstiegs die Aussicht auf den Pieskehaure noch einigermaßen genießen, denn die dicke Wolkensuppe senkte sich im gleichen Maße hinab, wie wir Höhenmeter um Höhenmeter zum See hinab liefen.

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Pieskehaure und das Sulitelma-Massiv, über das in dicke dunkle Regenwolken zogen

                            Und wäre dieser dunkle Tag nicht schon „motivierend“ genug, verstärkte sich im gleichen Maße, wie sich die Wolken senkten und wir die Höhenmeter verringerten, der Wind – bis er wieder zu einem ausgewachsenen Sturm herangewachsen war, der uns wieder Probleme bereitete, die „Spur“ zu halten und uns die Regentropfen wie Nadeln ins Gesicht peitschen lies. HÄTTEN WIR DOCH DEN HELI GENOMMEN!

                            Weil das Ganze so angenehm war, durften wir durch die sumpfigen, wassergefüllten und matschigen Abschnitte auf den letzten 500 Metern bis zur Hütte hin und wieder über Bohlenstege laufen. Erstens bereitete uns der Wind wieder einmal Schwierigkeiten, den Fuß auch wirklich auf die Bohlen zu stellen und nicht ins Nass daneben zu treten, zweitens waren die Bohlenstege häufig sehr rutschig und drittens waren sie so weit vom „trockenen Ufer“ entfernt, dass wir über Wurzeln und Steine erst einmal ca. 2 Meter darauf zu balancieren durften um keine nassen Füße zu bekommen. ACH, WÄREN WIR DOCH MMIT DEM HELI NACH KVIKKJOKK GEFOLGEN!

                            Hätte uns zu Beginn der Tour jemand gesagt, dass der viele Regen am Anfang der Tour eigentlich noch als „gutes“ Wetter zu bezeichnen gewesen wäre, geglaubt hätten wir ihm nicht! … Schlimmer? Geht immer!

                            Diese 500 Meter bis zur Hütte hatten es tatsächlich in sich gehabt, zum einen das vermatschte, steinige und sumpfige Gelände, zum anderen der heftige Gegenwind. So erreichten wir absolut erschöpft und durchgefrohren gegen 14:30 Uhr die Pieskehaurestugan gegen 14:30 Uhr die Pieskehaurestugan, die natürlich auch schon geschlossen war. Der Hüttenwart war am Tag zuvor Richtung Sulitelma aufgebrochen. Warum müssen die Hüttenwarte vom STF eigentlich zu Fuß an- und abreisen, während die Hüttenwarte im Padjelanta allesamt mit dem Helikopter gebracht und abgeholt werden, egal wie windig es ist???

                            Wir brachten erst einmal den Ofen in Gang. Es dauerte eine ganze Weile bis der völlig ausgekühlte Notraum, der bis vor kurzem als „Shop“ genutzt wurde endlich warm war. Wir trockneten die Regenhosen, die Regenjacken, die Schuhe und die Rucksäcke. Während wir in der warmen Hütte saßen, stürmte und regnete es draußen. Wir nahmen erst einmal eine warme Mahlzeit zu uns und tranken Tee … wohltuende Wärme von Innen!


                            Blick nach draußen



                            Ich hätte die Tagestour hier enden lassen, mein Mann meinte aber, ein paar Kilometer könnten wir noch laufen ... immerhin wäre es ja erst Nachmittag. Gut, so besonders gemütlich war der Notraum nicht, aber trocken und warm. Der Regen hatte immerhin aufgehört. Windig war es nach wie vor, wenn auch nicht mehr ganz so stürmisch.

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Blick zurück Richtung Sulitelma


                            Aufbruch in Pieskehaure

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Blick zurück zur Pieskehaurestugan

                            Schweden schien uns in diesem Jahr überhaupt nicht zu mögen, denn kaum waren wir wieder unterwegs, setzten Regen und auch Sturm wieder ein. Wo der Pfad Nahe eine Flussschlinge des Varvvekjåhkå verlief, war die Wegführung umgelegt worden. Ein paar Schilder markierten den neuen, aber auch schon gut erkennbaren und ausgetretenen Pfad, wenngleich er z. T. blockig war. Wenig später sah man auch, dass die Flussschlinge den ursprünglichen Pfad „abgeschnitten“ hatte.

                            Wir wollten an diesem Tag wenigstens noch die auf der Karte eingezeichnete Watstelle hinter uns lassen und anschließend einen Übernachtungsplatz ausfindig machen. Nach der Flussquerung, die sich trotz der Breite und des Regens als unproblematisch erwies, ging es auf ebenen Flächen weiter, die von der Natur „terrassenartig“ angelegt worden waren. Wir hätten zwar zwischen dem Weidengestrüpp hinter der Watstelle unser Zelt aufstellen können, da aber der Weg so einfach zu gehen war wollten wir noch ein paar Meter weiterlaufen. Man fühlte sich wie in einer Prärie, wie man sie aus Indianerfilmen kennt – die einzelnen Höhenstufen absolut eben, vereinzelt niedriges Buschwerk, dazwischen Gras. Im Licht der untergehenden Sonne, mit ein paar Rentieren, würde man hier fantastische Fotos machen können.

                            Etwa 500 m später fanden wir ein relativ windgeschütztes Plätzchen bei einer Stromschnelle des Varvvekjåhkå. Wir besorgten uns wieder einige größere Steine zur Beschwerung der Heringe und bauten routiniert das Zelt im Wind auf.


                            07.09.2011

                            Merke: „Schlimmer? Geht immer! … oder „hätten wir doch den Taxi-Helikopter nach Kvikkjokk genommen“.

                            Am Abend zuvor hatte es sich etwas aufgeklart, zwar waren immer noch Wolken am Himmel zu sehen gewesen, aber der Wind hatte nachgelassen (dachten wir!). Es war sogar kurz die Sonne zum Vorschein gekommen. Als es dunkel wurde, sah man sogar Sterne am Himmel. Um 2:30 Uhr sah man noch mehr Sterne, weil noch weniger Wolken am Himmel waren, leider war weit und breit kein Nordlicht zu sehen. Bestimmt nur deshalb, weil seit jener einen Nacht, die Kamera vor dem Schlafengehen immer Nordlicht-einsatzbereit gemacht wurde.

                            Jedenfalls freute ich mich bei diesen Aussichten auf einen herrlich sonnigen Tag und meine Hoffnung wurde am Morgen gegen 8:00 Uhr als wir das Zelt öffneten enttäuscht. Der Himmel war bedeckt und es nieselte, der Wind war im Vergleich zum Tag zuvor eine „sanfte Brise“.



                            Das Stimmungsbarometer fiel inzwischen von Tag zu Tag um mehrere Grad. An diesem Morgen muss es so um die – 20 °C angezeigt haben. Wir packten ohne große Worte unseren Kram zusammen und stapften auf direktem Weg den Wall hinauf um dann wieder auf den Wanderpfad zu stoßen. Aha … der Wind hatte überhaupt nicht nachgelassen, er hatte nur etwas gedreht, so dass unser Zeltplatz über Nacht sehr geschützt gelegen hatte. Es blies noch genauso stark wie eh und je, die Windstärke war gefühlt mit der von vor 2 Tagen zu vergleichen, was hieß, dass man sich richtig in den Wind legen musste, um nicht um gepustet zu werden. Das Stimmungsbarometer viel um weitere 10 °C. WIR HÄTTEN DEN HELI NEHMEN SOLLEN!

                            Zusammengefasst war die Strecke bis zur Vaimokstugan eigentlich nicht sonderlich schwer zu laufen, vorausgesetzt man wandert nicht bei Sturm und Regen. Es gab kaum Regenpausen, die wenigen nutzten wir für Pausen. Der Regen war begleitet von orkanartigen Windböen. Der Sturm erreichte seine volle Kraft, als wir vom Vistekjávrre zum Vájmok hinunter liefen. Die Aussicht auf dem Vájmok war wunderschön.

                            Aber alles der Reihe nach: Wir liefen also wieder einmal meist im 45°-Winkel in den Wind gebeugt. Das Raincover vom Rucksack meines Mannes mussten wir schon sehr früh mit einem Gurt befestigen, damit es nicht ständig ab geweht wurde.




                            Blick zum Pieskehaure bei "herrlichstem Wanderwetter"

                            Es ging zu Beginn der Tour zwar nicht steil bergauf, aber mit Gegen- und Seitenwind wurde es zu einer anstrengenden und kräftezehrenden Etappe. Der Regen peitschte ins Gesicht und die Enden der Spanngurte vom Rucksack hinterließen Striemen im Gesicht, wenn man sie nicht ordentlich befestigte.

                            Als wir den höchsten Punkt des ersten Abschnittes erreichten (unterhalb Vistek / 1098 m) fegte es so stark, dass ich kurz davor war auf allen vieren weiter zu machen. Es gab so gut wie keine windgeschützten Stellen. Ich lag so weit in den Wind gebeugt, dass ich keine Chance mehr gehabt hätte und auf der Nase gelegen hätte, wäre der Wind hier oben auch nur für eine Sekunde schwächer geworden.


                            Unterhalb des Vistek - dem höschten Punkt der ersten Etappe

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Vor dem Abstieg zum Vistekjávrre - Blickrichtung Sulitelma

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Vistekjávrre

                            Beim Abstieg zum Vistekjávrre und auch zum Vájmok mussten mehrere Geröllfelder überquert werden. Bei der Nässe und dem Wind nicht unbedingt das, was man gern macht. Vor allem dann, wenn das Geröll auch etwas mit Flechten überzogen ist.

                            Hier präsentierte sich uns eine Landschaft, wie ich sie von Schweden noch gar nicht kannte. Sie erinnerte eher an eine Fahrt durch das südnorwegische Sirdalen zum Adlerhorst und zur Wanderung zum Kjerag. Wild und steinig, steile Ab- und Anstiege, glatt geschliffener Fels. Allerdings war es in bei der Wanderung zum Kjerag zum Teil noch steiler gewesen. Es wäre bestimmt interessant, hier noch andere Touren zu unternehmen, falls wir zukünftig überhaupt noch Interesse an solchen Touren haben.

                            Während des Abstiegs ins Tal wurde die Hoffnung zunichte gemacht, dass wir am Ufer des Vájmok zur Hütte gelangen können. Dingsbums schrieb es schon in ihrem Tourbericht, der Berg dort fiel zu steil in den See hinab, an den steilsten Stellen befanden sich zudem grobblockige Geröllfelder. Also mussten wir doch den nächsten Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Das wollten wir bei den stürmischen Verhältnissen eigentlich verhindern.

                            Im Vájmokvágge fanden wir auch keinen Platz, an dem wir hätten unser Zelt aufstellen konnten. Das Gelände war zu „buckelig“. Einer der heikelsten Momente während der Tagesetappe war eindeutig das Überqueren der Brücke dort. Sie bestand aus zwei Holzbohlen und der Wind versuchte starrsinnig von der Seite her uns hinunter zu wehen. Wir hatten inzwischen den Eindruck, im Zentrum des Sturms angelangt zu sein.

                            Der Aufstieg zum Pass auf dem Vájmokbákte war zwar anstrengend, aber bei Weitem nicht so stürmisch, wie wir erwartet hatten. Die meiste Zeit befanden wir uns im Windschutz des Berges. Der Vájmok selbst war an diesem Tag alles andere als ein idyllischer See umgeben von glattgeschliffenen Bergen. Er zeigte seine „Zähne“, hohe Wellen mit Schaumkronen brachen sich am Ufer.


                            Der letzte Aufstieg des Tages


                            Der Vájmok

                            In Gipfelnähe wurde das Gelände wieder steiniger, die meiste Zeit waren wir während des Anstiegs über wiesenartige Flächen gelaufen. Es folgte ein steiler Abstieg zur Hütte. Ich sagte später, dass es ja fast unmöglich gewesen wäre zu stürzen, man hätte eher aufpassen müssen, nicht wieder hinauf geweht zu werden. Inzwischen war auch mein Raincover ein Sturmopfer geworden, kurzerhand hatte ich es zwischen Beckengurt und Bauch eingeklemmt. Dafür wurde der Rucksack jetzt richtig nass.

                            Der Abstieg war zwar steil, der Untergrund aber meist fest und einfach zu gehen. Einzige Ausnahme war ein grobblockiges Geröllfeld, hier war besondere Vorsicht angebracht. Rutschte man ab, gab es kaum Aussicht, sich wieder „fangen“ zu können. Man blickte eher in tiefe Löcher zwischen den Felsbrocken. Der Pfad führte neben einem „Wasserfallfluss“ zum See hinab. Schließlich trennte uns nur noch dieser Fluss von der Hütte am See, die wir schon vom Berg aus ausmachen konnten und uns die ganze Zeit wie die „Rettung“ erschien. Der Fluss fächerte sich an der Einmündung zum See mehrfach auf. Wir hätten zwar noch eine bessere Stelle zum Waten finden können, aber der Gedanke an die trockene Hütte, die anscheinend noch bewirtschaftet war, lies uns den erstbesten Weg durch das Wasser nehmen.

                            An der Hütte angelangt, erfuhren wir auch, warum die Fahne noch gehisst war, obwohl die bewirtschaftete Zeit vorüber war. Der Hüttenwart war krank geworden, bezahlen sollte man an der nächsten Hütte entlang des Weges. Ob hier wohl noch jemand vorbeikommen würde um abzuschließen?

                            Wir freuten uns jedenfalls tierisch, dass das Haupthaus mit Gasheizung in den Schlafräumen noch geöffnet war. Der Trockenraum kam gerade richtig, denn durch das fehlende Raincover war alles im Rucksack nass geworden. Kann gar nicht sagen, wie dankbar ich war, dass die Bekleidung in Gefrierbeuteln aufbewahrt wurde.

                            So saßen wir im Kerzenschein in der warmen Hütte, während draußen das Unwetter tobte. Ja, so konnte man es aushalten!


                            In der Vaimokstugan - am warmen Holzofen


                            Vaimokstugan

                            Erst aus der Nähe betrachtet sah man, wie hoch die Wellen eigentlich waren. Von drinnen, in der warmen Stube, betrachtete ich fasziniert die bis zu 1 Meter hohen Wellen, die sich am steinigen Ufer brachen. Für mich war das alles kein einfacher Sturm mehr, eher ein Orkan. Ob unser Zelt sich jetzt immer noch so tapfer schlagen würde? Bestimmt! Ausprobieren wollten wir es dennoch nicht. Hätte auch zu gern die Windgeschwindigkeit gewusst, leider lag mein Messgerät vermutlich nach wie vor im Njoatsosvágge.


                            Der tobende Vájmok

                            Hoffentlich ließen Sturm und Regen bis zum nächsten Tag nach … oder sollten diese Wetterverhältnisse der passende Abschluss zur Tour sein? Immerhin hatten wir ja noch die zwei herausgelaufenen Reservetage, die es uns ermöglichten, hier etwas abzuwarten.


                            Gemütlicher und warmer Abend in der Vaimokstugan


                            08.09.2011


                            Bach neben der Vaimokstugan

                            Wir würden noch zu Frühaufstehern werden! Bereits um 7:00 Uhr saßen wir am Frühstückstisch und packten anschließend unseren Kram zusammen. Selbstverständlich hinterließen wir die Hütte geputzt und da wir nicht wussten, wann der nächste hier eintreffen würde, drehten wir vorsichtshalber auch die großen Gasflaschen am Gebäude zu.


                            Sonnenstrahlen - Vájmok

                            Es war bereits 9:00 Uhr, als wir wieder auf Tour gingen. Der Wind hatte nachgelassen, der Himmel war bedeckt und es nieselte. Der Nieselregen ging natürlich – wie hätte es auch anders sein sollen - in richtige Regenschauer über. Trockener wurde es erst, als wir den Aufstieg ins Vájmokvágge Richtung Tarradalen hinter uns gelassen hatten.


                            Die Vaimokstugan


                            Vájmok

                            Der Wanderpfad am See war einfach nur Quälerei. Das Wasser kam überall aus dem Berg heraus, die Steine waren glitschig, so dass man den Eindruck hatte, auf Schmierseife laufen zu müssen. So kam dann natürlich auch, was kommen musste … ich rutschte aus. Mit Armen und Beinen ausgestreckt schaffte ich es gerade noch so mich abzufangen, damit ich mich nicht mit dem Bauch und der Fototasche voran, der Länge nach im Bächlein breit machte. Ich befand mich also in einer "gestützten Waagerechten" über dem Bach und die Wanderstöcke lagen kreuz und quer – dummerweise mit den Schlaufen immer noch am Handgelenk. Leider konnte ich mich aus dieser merkwürdigen Lage nicht mit selbst befreien, ohne mich tatsächlich in den Bach zu legen.

                            Meinem Mann blieb nichts anderes übrig, als mich am Rucksack wieder hoch zu ziehen (dem Himmel sei Dank, dass ich die Kamera hatte und nicht eher, so sind mir zumindest höchst peinliche Fotos erspart geblieben ).

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Aufstieg ins Vájmokvágge - das Wetter wird freundlicher!



                            Die Wanderung durch das hochgelegene kahle, blockige und von Seen durchsetzte Vájmokvágge ging erstaunlicher Weise recht gut. Zum Teil war der Weg wo es nötig war mit Planken ausgelegt, die anderen Abschnitte ließen sich einfach laufen. Inzwischen hatte es auch aufgehört zu regnen. Das laue Lüftchen sorgte dafür, dass die Flechten auf den Steinen ruck-zuck trockneten und sich so auch die blockigen Passagen ohne Schwierigkeiten und weitere Zwischenfälle überquert werden konnten.

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Vájmokvágge

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Vájmokvágge - See 977


                            Vájmokvágge


                            Vájmokvágge

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Vájmokvágge - See Gurájávrre


                            Vájmokvágge - Sonnenstrahlen [/SIZE]

                            Die Kurajaurestugan nutzten wir für eine kurze Pause, da bereits jetzt meine Füße unerträglich schmerzten. Durch die „Wasserwanderung“ zu Tagesbeginn waren Strümpfe und Schuhe sehr feucht geworden. Die Schuhe hatten dringendst eine Wachsschicht nötig. Inzwischen hatte sich auch mal kurz die Sonne blicken lassen – hin und wieder mal für ungefähr zwei Minuten!!! Die Raststuga selbst war ziemlich schmuddelig. Aus diesem Grund wollten wir auf keinen Fall hier bleiben. Weil sich auch der Himmel immer weiter zu zog, entschlossen wir uns, nicht oberhalb des Tarradalen uns einen Weg nach Njunjes zu suchen, sondern weiter dem offiziellen Nordkalottleden zu folgen.

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Gurájåhkå

                            Der Abstieg zur Tarraälvshyddan wurde wieder sumpfiger und rutschiger. Eigentlich konnte man schon sagen, dass je weiter wir abstiegen, umso nasser der Pfad wurde. Teilweise waren die Planken „tiefergelegt“, soll heißen, die befanden sich unterhalb der Wasseroberfläche. Man könnte auch sagen, sie waren „sportlich“, den man kam schnell ins Rutschen.

                            Einzig der letzte steile Abstieg war wieder sehr einfach. Der Untergrund bestand aus festem Sand und Kies. Aber zuvor … eine Aussicht! Traumhaft schön. Weit blickten wir über den Tarraure, das Tarrekaisemassiv und über das Tarradalen. Selbst die Sonne ließ sich noch einmal kurz blicken, um dieser Szenerie den richtigen Ausdruck zu verleihen. Und das sogar für länger als lediglich zwei Minuten! Leider sah man in der Ferne schon aus Richtung Kvikkjokk die nächsten kräftigen Regenschauer auf uns zukommen.

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Aussicht auf das Tarradalen


                            Tarradalen


                            Tarradalen

                            Diese Regenschauer trieben uns zur Eile an. Wir wollten noch die kleine Raststuga am Tarraätno erreichen und dort drinnen unser Nachtlager aufschlagen. Die Tarraälvshyddan soll die älteste STF-Hütte sein und steht nach wie vor Wanderern zur Verfügung. Vor kurzem erst war sie anscheinend frisch gestrichen worden. Die Feuerstelle in der Hütte machte rund ¼ des gesamten Innenraumes aus, eine Anrichte, die auch als Tisch dient, befand sich gegenüber den Kojen. Mit gut Will kann man dort drin zu zweit übernachten. Es ist eine urige, aber eher dunkle Hütte und ich mit meiner Arachnophobie hätte da drinnen niemals ein Auge zu bekommen. Mit den Rucksäcken und zwei Personen wäre es auch sehr eng geworden. Die Hütte befand sich direkt am Ufer des Tarraätno. Letzterer führte mächtig viel stark strömendes Wasser!


                            Tarraätno bei der Tarraälvshyddan


                            Tarraälvshyddan


                            Tarraälvshyddan

                            Direkt in Hüttennähe fanden wir keinen Platz für unser Zelt, also beschlossen wir bis zur Hängebrücke zu laufen und dort unser Zelt auf zu stellen. Es war inzwischen später Nachmittag geworden, aber immerhin zogen die Regenschauern um uns herum. Der Pfad zur Hängebrücke war dann eher einer der nassen Sorte. Wasser befand sich dort, wo es normalerweise nicht war, wie man leicht an der Vegetation erkennen konnte. Wie auch beim Abstieg waren hier die meisten Holzplanken tiefer gelegt. Bäche, die sonst nur langsam und gemächlich vor sich hin gluckerten waren tief mit Wasser gefüllt.

                            Viel mehr Wasser kann sich hier zu Zeit der Schneeschmelze auch nicht mehr befinden. Wir überquerten schnell die Hängebrücke. Es war schon ein komisches Gefühl, diese Wassermassen durch die Gitterroste unter den eigenen Füßen durchsausen zu sehen. Nicht nachdenken! Einfach Blick gerade aus und rüber zur gegenüberliegenden Flussseite.

                            Die Elchjagd hatte inzwischen begonnen. Mit Hightech ausgerüstet standen sie da, die Jäger. Auf einer schönen ebenen Fläche, wo wir gerne das Zelt aufgestellt hatten, hatten sie sich breit gemacht und ein Lagerfeuer gemacht. Ein Motorboot lag am Ufer.

                            Wir unterhielten uns kurz, sie fragten, wo wir die letzte Nacht verbracht hätten und fragten, wie sich die Strecke hätte laufen lassen. Ich sagte nur, dass das Wasser dort überall aus dem Berg kommt, der Abschnitt im Hochtal sich aber sehr gut hätte laufen lassen. Hier hätte es auch sehr viel Regen gegeben. Sie fragten noch, ob wir zur Tarrekaisestugan wollten, denn die Flüsse würden sehr viel Wasser führen und zum Teil wären Bäche nicht mehr passierbar. Dabei machten sie uns auf den nächsten Bach aufmerksam. Das Wasser würde hüfthoch stehen und stark strömen. Manchmal gäbe es keine Planken mehr, die wären weggespült worden.

                            Na Prima! Das waren ja Aussichten! Dabei waren wir davon ausgegangen, dass wir jetzt besser vorankommen würden. Da die Jäger die einzigen trockenen und ebenen Flächen bereits in Beschlag genommen hatten zogen wir weiter. Der Pfad selbst war nicht immer leicht auszumachen. „Pfade“ gab es inzwischen überall. Zahlreiche Wasserrinnen hatten die Vegetation platt gedrückt. Hier muss noch vor kurzem viel mehr Wasser durchgeflossen sein. Schließlich erreichten wir den erwähnten Bach. Die Strömung hatte einiges an Uferzone weggerissen. Ein Baum ragte ins Wasser hinein. Wir zogen Schuhe und Hose aus, benutzten den Stamm des Baumes als Stütze und durchquerten den max. knietiefen und nicht hüfttiefen Bach.


                            Tarradalen - mein Mann ist schon fast durch!

                            Anschließend setzten wir den Weg fort und dachten, das Schlimmste hätten wir nun hinter uns. Stege und Brücken waren tatsächlich beschädigt oder weggespült. Meist konnte man dies jedoch umgehen. Neben den Planken ging es hin und wieder sehr tief hinab … ins Wasser - tiefer als die Wanderstöcke lang! Wir mussten bei jedem Schritt aufpassen und uns konzentrieren. Dann kam eine Stelle, wo die Planken fast weggespült worden waren. Auf der gegenüberliegenden Seite hingen sie noch an einem Nagel fest, auf unserer Seite zog ich sie auf die vorhandenen Planken. Überall Wasser. Das war einfach unbeschreiblich. Vorsichtig bewegte ich mich balancierend über meine improvisierte Brücke. Die Wanderstöcke waren hier absolut nutzlos. Das konnte doch nicht sein! So kurz vor dem Ziel wieder umkehren zu müssen! Wir hätten den Helikopter nehmen sollen!!! Es ging gut, beide kamen wir wohlbehalten auf der anderen Seite an. Der Weg wurde irgendwann trockener und fester, dann gabelte er sich nach einem weiteren Bach und beide Pfade verliefen im Nichts. Keine Markierung, kein gar nichts! Wir hätten den Helikopter nehmen sollen!!! Immer wieder fanden wir etwas pfadähnliches, jedoch keine Markierungen. Jeder Pfad löste sich im Nichts auf!

                            Und da soll man ruhig bleiben! Es wurde zwar dämmrig, weit und breit waren nur Bäume, Steine und Gestrüpp zu sehen. Aber Panik brachte uns auch nicht weiter. Die Rettung, das GPS! Wozu hatten wir denn in die Karten investiert. Sollte und das Ding doch auf den etwas weiter oben verlaufenden Padjelantaleden führen. Der war ja gut ausgetreten, wie wir vom Jahr zuvor wussten und würde nicht verfehlbar sein. Wir schoben uns durch das Wachholder- und Weidengestrüpp, liefen über mossbewachsene Steine, über Wurzeln, durch Sumpf und sprangen über kleine Bäche. Noch 100 m, noch 50 m, noch 10 m, noch 5 m, noch 3 m, noch 1 m … ähhh, der Padjelantaleden sollte jetzt 2 m hinter uns liegen? Ich hatte ihn noch gar nicht gesehen. Man! Wir hätten den Heli nehmen sollen!!! Wir hätten den Jägern das letzte Bargeld in die Hand drücken sollen, damit sie uns mit dem Boot zur Tarrekaisestugan bringen!!!

                            Also wieder ein Stück zurück, jedoch immer mit Laufrichtung Tarraure. Lt. Navi stünden wir kurz vor einem sumpfigen Gebiet. Das konnte doch nicht sein?!? Wir hätten doch längst auf den Padjelantaleden treffen müssen! Ich sagte dann, dass es mir egal wäre, was das GPS meint. Irgendwo oberhalb unserer Position müsse sich der markierte Pfad befinden, er sei gut ausgetreten und nicht verfehlbar! Man muss es positiv sehen, denn ohne den Zeitdruck, ohne die Aggression wäre es kaum möglich gewesen, sich durch das dichte Gestrüpp zu quetschen.

                            Schnurstracks ging ich sanft ansteigenden Hang durch die hinderliche Vegetation hinauf, mein Mann kam hinterher, immer wieder einen Blick auf das GPS werfend mit dem Kommentar, dass wir wieder einige Meter oberhalb des Pfades seien und ob es nicht besser wäre, weiter unten zu suchen. Nein! Ich war mir zwar auch nicht sicher, aber dann sah ich eine Stelle, an der wir hätten unser Zelt aufschlagen können. Es sah aus wie ein Lagerplatz. Nur wenige Schritte von diesem Lagerplatz entfernt erkannte ich dann auch einen deutlich erkennbaren Wanderpfad. Wir hatten es geschafft! Wir waren wieder auf Kurs!

                            Inzwischen war es schon nach 18:00 Uhr, dennoch liefen wir zur Tarrekaisestugan weiter. Der Pfad war steinig-matschiger Natur, infolgedessen natürlich auch rutschig. Häufig war er mit Wasser überflutet. Auch die Holzplanken waren rutschig, so dass auch noch mein Hinterteil sein Fett weg bekam. All das nur, weil ich zur Eile antrieb.

                            In der Stuga wurden wir schon erwartet und direkt in den Trockenraum geschoben. Sahen wir so nass aus ?. Die Jäger hatten uns schon angekündigt. Bei einem Gespräch mit dem Stugvärd kam heraus, dass das Wasser so tief und die Strömung in dem Bach den wir durchwatet hatten, so stark gewesen war, dass sein Hund abgetrieben sei. Er hätte ihn gerade noch so zu fassen bekommen. Das Wasser hätte ihm selbst bis zur Oberschenkelmitte gereicht. So viel Wasser hätte es hier noch nie gegeben.

                            Zur Entschädigung leisteten wir uns eine große Tafel Schokolade, jeder eine Dose Bier und zwei Dosen Cola. Das Beef im „Lapskaus“ (Kartoffeleintopf) wurde aus den Tüten aussortiert und gegen Dosenwürstchen ersetzt. Somit schmeckte auch dieses Gericht zum ersten Mal richtig lecker. Hätte der STF ähnliche Preise wie der Kiosk in Staloluokta, wäre diese Entschädigung ein teures Vergnügen geworden.

                            Merke: Je ekliger die Füße stinken, desto attraktiver und wohlriechender erscheinen sie Hunden. Der süße kleine Kerl, der am Morgen fast abgesoffen war, hing ständig mit seiner Nase an meinen Füßen, schnupperte und wedelte anschließend freudig mit dem Schwanz. Davon abgesehen, wich er mir kaum von der Seite, musste schon aufpassen, ihn nicht zu treten, wenn ich mich bewegte.

                            Wir teilten uns eine Hüttenseite mit zwei Holländern, die uns schon prophezeiten, dass der Weg nach Njunjes sehr nass sein würde und sie dafür nicht das richtige Schuhwerk hätten.


                            09.09.2011



                            Tarrekaisestugan

                            Der Himmel war bedeckt als wir aufwachten und es fing natürlich auch gleich wieder an zu regnen. Warum hätten wir auch anderes erwarten sollen?

                            Ohlala, wir konnten anderes erwarten! Denn als wir endlich alles zusammengepackt hatten hörte es doch tatsächlich auf mit dem Niederschlag! Und noch besser! Es blieb sogar trocken. Nur auf den letzten Metern nach Bobäcken fing es dann wieder an nass von oben zu werden.

                            Der Weg an sich war nicht so schlecht, wie wir ihn in Erinnerung hatten. Die Erinnerung muss sich dann wohl auf den Abschnitt kurz hinter der Såmmarlappastugan beziehen. Damit sich aber keine Enttäuschung breit machen konnte, weil wir uns ja schon so auf diese Herausforderung gefreut hatten, war der Weg zu 90 % ein Bach, zu 8 % See und die restlichen 2 % immerhin gut und einfach über festen Untergrund zu laufen.


                            Steinig ...


                            ... und nass war unser Weg nach Kvikkjokk


                            Bäche überall


                            Bach oder Wanderpfad?


                            Njunjes

                            In Njunjes angekommen riefen wir gleich Björn an. Wir hatten einfach keine Lust mehr. Björn ist ein Schatz! Für ihn war es kein Problem uns auch außerhalb der angeschlagenen Zeiten abzuholen. Wir teilten ihm die ungefähre Ankunftszeit mit und vereinbarten einen kurzen Rückruf, wenn wir die Hängebrücke über den Vállegårsså erreicht hätten.

                            Auch der weitere Weg nach Bobäcken war nicht viel trockener, aber dennoch wieder in 3 3/4 Std. zu schaffen. Zwei Brücken waren durch die Wassermassen beschädigt worden. In einer der beiden steckte eine Fichte. An der Stelle war die Brücke eingeknickt, das Wasser war hoch und extrem stark strömend. An der eingeknickten Stelle lief es über die „Lauffläche“. Als wir uns diesem Bach näherten, sahen wir schon über einen Wall weiße spritzende Wellen. Ich sagte noch, dass es gut wäre, dass dort eine Brücke hinüber führen würde. Nun standen wir stirnrunzelnd am Bachufer vor der Brücke. Mit dem Gedanken, dass die Fichte nun schon eine geraume Weile dort fest hängen würde und die Brücke trotz der starken Strömung noch stehen würde, müsste sie uns doch auch noch aushalten. Mit einem flauen Gefühl im Magen ging ich über die direkt ins Wasser führende Brücke. Vorsichtig tastete ich mich zur Fichte vor, man sah ja nicht, ob die „Lauffläche“ noch intakt oder weggesplittert war. Unter den Füßen fühlte es sich gut an. So hielt ich mich an Zweigen der Fichte fest, stieg hinüber, tastete mich wieder vorsichtig voran und machte mich schleunigst auf den Weg zum sicheren Ufer. Mein Mann kam auf diese Weise ebenfalls wohlbehalten bei mir an.


                            Tarraätno


                            Tarradalen


                            Nervenkitzel pur



                            Viele Stege lagen so tief unter Wasser, das es den hohen Lundhagsstiefeln fast bis zum Schaft reichte. Der Blick auf den Tarraälven verschlug uns die Sprache. Viel mehr Wasser konnte der auch bei der Schneeschmelze nicht haben!


                            Wasserwege


                            Wasserwege


                            Tarraätno

                            Nachdem wir die Hängebrücke passierte hatten, rief ich wie Verabredet Björn an. Er traf gleichzeitig mit uns in Bobäcken ein. D. h. die letzten Meter bewältigten wir im Laufschritt, da wir den Motor des Bootes schon hören konnten.

                            Am Bootsanleger stellte sich dann noch heraus, dass er uns noch vom letzten Jahr kannte und bedankte sich für die Email und die Fotos. Als wir einsteigen wollten, bekam er den nächsten Anruf. Jemand stünde am südl. Kungsleden und wollte gern abgeholt werden. So bekamen wir dann noch eine Gratisrundfahrt durch das Kvikkjokkdelta. Der Kontrast zum vergangenen Jahr hätte nicht größer sein können. Die Kanäle waren hoch mit Wasser gefüllt, selbst ein kleiner Arm, der schon jahrelang kaum Wasser gehabt hätte, wäre jetzt befahrbar gewesen. Björn wollte gerne diese „Abkürzung“ nehmen, weil er schon immer mal dort durch wollte, der Wasserstand aber immer zu niedrig gewesen sei. Nur wenige Meter hinter dem Abzweig versperrten Birken die Durchfahrt. Björn wollte sie gerne beseitigen, was nicht glückte. Also fuhren wir den bekannten Kanal zum Bootsanleger am Kungsleden. Selbst die Lagunen hätten befahren werden können.

                            Das heißt wir fuhren nicht den offiziellen, von der EU gesponserten Anleger an, von dem man nur noch das Geländer aus dem Wasser aufragen sah, sondern versuchten möglichst nah ans Ufer heranzukommen. Wegen der großen Steine stellte es sich als problematisch heraus. Björn zog sich seien Wathose an und zog sein Boot noch ein Stück in die kleine Bucht hinein. Mit den Rudern halfen wir bei der „Umschiffung“ der Steinbrocken. Mit von der Partie war ein englischer Student, der auf diese Weise eine komplett kostenlose Rundfahrt durch das Delta bekommen hatte. Über einen Rettungsring stieg dann der andere Wanderer zu uns ins Boot ein.

                            Auf direktem Weg ging es dann zur Fjällstation, wo wir nach einer warmen Dusche erst einmal richten „reinhauten“. Es gab eine Vorspeise und ein Hauptgericht. Nach den kleineren Portionen während der Tour hätte uns hier die Vorspeise allein schon ausgereicht. Aber LECKER!


                            Am nächsten Morgen in Kvikkjokk - Sonnenaufgang


                            Am nächsten Morgen in Kvikkjokk


                            Kvikkjokk Fjällstation


                            Kvikkjokk Fjällstation


                            Kvikkjokk Fjällstation


                            Kvikkjokk Fjällstation

                            Auf das Foto klicken um zu einer vergrößerten Ansicht zu gelanden, dann evlt. nochmal anklicken, um die volle Größe zum scrollen angezeigt zu bekommen

                            Lappviken

                            So, das war sie, unsere Tour. Jetzt mit einigen Wochen Abstand und dem Blick durch die rosarote Brille kann ich nur sagen, dass es eine geniale Tour war, die nur schwer zu toppen sein dürfte. Vergessen sind die Vorsätze, den nächsten Urlaub in den Alpen zu verbringen, mit dem Wohnwagen auf einem Campingplatz Die Pläne, die Outdoorausrüstung zu verkaufen, werden ebenso wenig in die Tat umgesetzt. Die Tour war eine Herausforderung und hat uns bis an unsere Grenzen gebracht, teilweise auch darüber hinaus. NOCHMAL!
                            Zuletzt geändert von woelfchen; 28.12.2011, 17:11.

                            Kommentar


                            • dingsbums
                              Fuchs
                              • 17.08.2008
                              • 1503
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                              Was für ein Abschluss, heftig! Eigentlich schade, dass der Bericht jetzt fertig ist. Da kann man sich gar nicht mehr auf die Fortsetzung freuen ... Aber es gibt ja nächstes Jahr. Nochmal danke, Bilder und Erzählung, einfach klasse.

                              Kommentar


                              • bjoernsson
                                Fuchs
                                • 06.06.2011
                                • 1863
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                                Grandioser Bericht! Danke! Auch wenn er - gerade am Ende - nicht undingt das "Norrlandfieber" geweckt hat...

                                Aber so ist das ja oft - die schlimmsten Tage bleiben einem am nachhaltigsten in Erinnerung.

                                Kommentar


                                • woelfchen
                                  Erfahren
                                  • 20.03.2010
                                  • 276
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                                  Zitat von bjoernsson Beitrag anzeigen
                                  Grandioser Bericht! Danke! Auch wenn er - gerade am Ende - nicht undingt das "Norrlandfieber" geweckt hat...

                                  Aber so ist das ja oft - die schlimmsten Tage bleiben einem am nachhaltigsten in Erinnerung.
                                  Ach, es hört sich ja noch nicht mal so schlimm an, wie es tatsächlich gewesen ist. Die vor Angst schlotternden Beine beim Überqueren der kaputten Brücke am letzten Tag wurden ja gar nicht erwähnt

                                  Auch wenn wir sehr frustriert waren, unser "Norrlandfieber" wurde durch die Witterung und deren Begleiterscheinungen nicht geheilt. Im Gegenteil, ich plane im nächsten Jahr meine erste Solotour, bevor es im Herbst dann wieder gemeinsam auf Wanderschaft geht.

                                  Kommentar


                                  • wait
                                    Erfahren
                                    • 25.05.2011
                                    • 404
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                                    Was für eine krasse Tour! Ich finde es klasse, dass Ihr das so durchgehalten habt und auch danke für die vielen Einblicke mit dem Bericht (super geschrieben) und den vielen sehr guten und stimmungsvollen Fotos.

                                    Kommentar


                                    • bjoernsson
                                      Fuchs
                                      • 06.06.2011
                                      • 1863
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                                      Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
                                      Auch wenn wir sehr frustriert waren, unser "Norrlandfieber" wurde durch die Witterung und deren Begleiterscheinungen nicht geheilt. Im Gegenteil, ich plane im nächsten Jahr meine erste Solotour, bevor es im Herbst dann wieder gemeinsam auf Wanderschaft geht.
                                      Das freut mich zu hören! Ich drücke dir (bzw. euch) auch die Daumen für 2 x besseres Wetter!

                                      Und - um dir kein schlechtes Gewissen zu machen: Auch wenn's nächstes Jahr "nur" Skane wird - für 2013 plane ich auch wieder eine Tour weiter im Norden!

                                      Kommentar


                                      • MonaXY

                                        Fuchs
                                        • 30.08.2009
                                        • 1094
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                                        Meinen größten Respekt! Ich bewundere eure Frustrationstoleranz und Durchhaltefähigkeit.

                                        Danke für den ehrlichen Bericht und die super schönen Fotos, die (wenn man den Bericht dazu nicht liest) durchaus einladend aussehen...
                                        "Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."
                                        Jean Paul

                                        Kommentar


                                        • OttoStover
                                          Fuchs
                                          • 18.10.2008
                                          • 1076
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          AW: [SE] Schlimmer? Geht immer! Reg. Sarek - Padjelanta - Sulitelma - Kvikkjokk

                                          I agree that this was an awesome tourreport, both pictures and what I managed to understand from the text. Though this kind of weather is not what one want for a trip, it makes the tour unforgettable. The sunshine tours are soon forgotten, the hellweather tours are rememberbered all your life.

                                          Well if this kind of weather does not frighten you to try again, I may (almost ) guarantee that you will never experience worse.
                                          Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                          Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X