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Mitreisende | |
Land: Norwegen
Reisezeit: April
Region/Kontinent: Nordeuropa
Prolog
Am Ende meiner Tour mit Foss (http://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?40702), beim gemeinsamen Abendessen mit Ben und Kati war mir klar, dass ich nicht das letzte Mal hier gewesen bin und unbedingt eine Tour im Winter mit Ben, Foss und den anderen Hunden übernommen werden muss. Und so entstand noch an diesem Abend die lose Abmachung einer gemeinsamen Schlittenhundetour durch die winterliche Finnmark: Nicht das standardisierte Touristenprogramm mit einer festen Route, vorbereiteten Übernachtungen in Hütten oder fest stehenden Lavvus und einer großen zusammengewürfelten Gruppe, sondern nur zu zweit eine Woche unterwegs fernab vorgefertigter Routen und dem Zelt im Schlitten. Nach meiner Abreise gingen ein paar Monate ins Land, bevor Ben und ich begannen, die Idee zu konkretisieren. Unter Berücksichtigung der wichtigen Rennen der Saison und meinen Urlaubsmöglichkeiten fiel die Wahl auf den Anfang des Aprils.
6. April Anreise
Von Berlin aus bringt mich das Flugzeug mitsamt dem ganzen Gerümpel für die Schlittenhundetour und eine Skitour alleine, die sich daran anschließen soll, zuerst ins vorsommerliche Oslo. Dort ist es nun wirklich nicht gerade winterlich, eher Wetter für kurze Hosen. Ich verbringe die Zeit bis zum Anschlussflug lesend in der Sonne, getragen von der Hoffnung, dass die auch für die Finnmark angesagten etwas wärmeren Temperaturen nicht allzu hoch ausfallen werden. Endlich geht es weiter über Tromø nach Alta: Schon kurz nach dem Start im schneefreien Oslo steigert sich meine Zuversicht auf tiefere Temperaturen und vor allem jede Menge Schnee im Norden. Die kurze Zwischenlandung in Tromø ist zwar schön mit dem Blick auf die Lygensalpene, aber ich kann es kaum erwarten, weiterzukommen. Gegen 22 Uhr überfliegen wir das gut zu identifizierende Langfjordbotn, mein Reiseziel für heute. Rund eine Viertelstunde später landet das Flugzeug in Alta. An der Gepäckausgabe wartet auch schon Ben. Ich freue mich, ihn endlich nach über anderthalb Jahren wiederzusehen! Er hat die einstündige Fahrt nach Alta genutzt und gleich noch einen neuen Hund bei Roger Dahl (dem mehrfachen Gewinner des Finnmarksløpet) gekauft, da dieser seine Rennkariere beendet hat. Ecko heißt der neue und hat selbst schon dreimal am Finnmarksløpet teilgenommen – eine willkommene Verstärkung für die nächsten Tage. Der Weg nach Langfjordbotn verwöhnt uns mit den ersten Nordlichtern. In Langfjordbotn empfängt Kati uns herzlich und hat bereits Essen gekocht. Es tut so gut, wieder hier oben im Norden zu sein, vor allem, wenn einem solch ein netter Empfang bereitet wird. Vor dem Essen werden noch kurz die mittlerweile über 20 Hunde hinterm Haus (und Eyk im Haus) begrüßt. Keine Ahnung, ob Foss mich wieder erkennt, er freut sich jedenfalls – das tut der Rest des Kennels aber auch, nur Ecko ist noch zurückhaltend ob der neuen und ungewohnten Umgebung. Aus dem Fenster in meinem Zimmer, das sich wieder beziehen darf, kann ich noch kurz die Nordlichter beobachten, bevor der Schlaf mich übermannt.
7. April Vorbereitungen
Heute soll es also das erste Mal mit dem Schlitten zu einer kleinen Trainingsrunde losgehen – ich stand schließlich noch nie auf einem Hundeschlitten. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Ben erklärt dieser mir die ersten Grundlagen des Schlittenfahrens. Anschließend bereiten wir in der Sonne die Schlitten vor, sorgen dafür, dass alle Leinen richtig geknüpft sind und beginnen nach und nach die Hunde einzuschirren. Ich bekomme fürs Erste 6 Hunde, die es kaum erwarten können, endlich loszurennen. Mit einem Ruck geht es auch schon los, Ben mit seinem Achtergespann hinterher. Es wackelt und ruckelt ganz schön und die Hunde geben richtig Gas, während ich voll und ganz damit beschäftigt bin, mich mit den beiden Bremsen des Schlittens vertraut zu machen und die Geschwindigkeit etwas zu drosseln, um nicht gleich aus der ersten Kurve zu fliegen. Nachdem die ersten schärferen Kurven gemeistert sind, geht es auch schon mit einem Ruck über die Schneewände der hier oben nicht mehr allzu stark befahrenen E6 und dann die ersten Hügel hinauf und in den Wald hinein. Bislang läuft es ganz gut. Nach einiger Zeit geht es dann aber recht steil und kurvenreich die Hügel auch wieder hinunter. Der Schlitten wird, während ich die Bremse mit den Füssen suche, immer schneller und kippt in einer Kurve um. Der Schneeanker löst sich nicht, da die Leine etwas zu kurz und damit zu straff ist. Einige Sekunden kann ich mich noch am Schlitten festhalten und werde hinterhergezogen, dann verliere ich den Halt und die Hunde ziehen ohne mich, aber samt Schlitten hinfort (laut Ben der größte Fehler, der einem Musher passieren kann; es passierte mir auch kein zweites Mal!). Nach einigen Metern warten die Hunde zum Glück auf mich, so dass die Fahrt auf dem Schlitten weitergehen kann. Zwar kippt der Schlitten noch einmal um, aber diesmal kann mich solange festhalten, bis die Hunde zum Stehen kommen. Immerhin. Durch den Schaden klüger geworden, habe ich zumindest das Gefühl, auf dem verbleibenden Rückweg so langsam allerdings ein Gefühl dafür zu bekommen, wo ich auch ohne den Blick von der Strecke nehmen zu müssen, die Bremse mit den Füssen zu suchen habe, und mit welcher Geschwindigkeit eine Kurve mit einem unbeladenen und somit kippanfälligeren Schlitten noch zu fahren ist. Dass Ben mir bei unserer Rückkehr mitteilt, dass die von uns gefahrene Runde einem Anfänger durchaus etwas zumutet und dies deutlich mehr sei, als dem durchschnittlichen Touristen auf einer mehrtägigen Tour über die Vidda abverlangt wird, baut mein Ego wieder etwas auf. Und großen Spaß hat dieser erste Versuch den Stürzen zum Trotz allemal gemacht. Gerne würde ich gleich zur Tour aufbrechen, aber es gibt noch einiges zu tun. Zurück am Haus, werden die Hunde ausgeschirrt und zu ihren Hütten zurückgebracht. Den restlichen Tag verbringen wir damit, für die Tour noch einen anderen, größeren Schlitten und noch 4 ausgewachsene Hunde aus der Nachbarschaft zu besorgen, da eine mehrtägige Tour mit vollem Gepäck für die Junghunde aus dem letzten Jahr noch zu viel wäre. Glücklicherweise gibt es einige Musher in Langfjordbotn, die Ben gerne aushelfen.
8. April Tag 1
Das gute Wetter von gestern ist leider gänzlich verschwunden, stattdessen hängen die Wolken tief und lassen ab und zu etwas Schneeregen fallen. Da ich auf unsere Tour brenne und es kaum erwarten kann, endlich loszukommen, stört mich das nicht weiter. Gegen Mittag sind die Schlitten bis obenhin gepackt (vor allem das Hundefutter macht verdammt viel aus), alle 18 Hunde (8 vor meinem Schlitten, 10 vor Bens größerem Schlitten) eingeschirrt und wir brechen endlich auf. Um möglichst viel Zeit auf dem Schlitten statt auf der Straße zu verbringen und weil ich gerne nicht nur auf der Vidda, sondern vor allem auch in den Bergen fahren wollte, starten wir direkt von Langfjordbotn mit dem Plan uns in Richtung Finnmarksvidda vorzuarbeiten. Schon bald sieht man im leichten Schneetreiben gar nichts mehr von Langfjordbotn und der E6.
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Nach den ersten Kilometern, noch gibt es Bäume
Um weiter den Süden vordringen zu können, gilt es nach nur wenigen Kilometern einige sehr steile Höhenmeter zu überwinden. In Anbetracht der vollbeladenen Schlitten heißt es jetzt, die Hunde so gut es geht, zu unterstützen. Solange es noch nicht allzu steil ist, reichen ausladende Trittbewegungen wie beim kindlichen Rollerfahren. Da es aber noch steiler wird, heißt es vom Schlitten abzusteigen und diesen anzuschieben. Bisweilen bleiben die Hunde sogar am steilen Hang stehen und bewegen sich erst weiter, wenn man Ihnen durch Anschieben des Schlittens ein Signal dazu gibt – kein leichtes Unterfangen, wenn das Gelände so steil ist und der Schlitten vor allem bis obenhin voll geladen ist. Wird es dann wieder etwas flacher, gilt es zum richtigen Zeitpunkt wieder auf die Kufen aufzuspringen: Springt man zu früh auf, kommt der Schlitten gleich wieder zum Stehen, ist man zu spät dran, fährt einem der Schlitten davon. Irgendwann ist die steile Passage endlich überwunden – ich keuche ziemlich, aber die Hunde hecheln auch ganz gut – und wir können wieder etwas gleichmäßigere Fahrt aufnehmen. Von der Umgebung sieht man im Nebel und dem Schneetreiben leider nur sehr wenig. Wir folgen deshalb, um uns nicht zu verirren, den mit Birkenzweigen markierten Scootertrails, die glücklicherweise hier oben kaum befahren sind. Nach rund zwei Stunden machen wir eine erste Rast, essen gefühlte Pirogen (Ben, schick mir doch mal das Rezept!) und besprechen die weitere Route.
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Rast
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Idun und Blåbær, meine Leithunde
Unser Ziel für heute soll das Holmvatnet sein, damit wären wir heute über 30km gefahren. Gesagt, getan! Die letzten Meter haben es nochmal in sich, da wir einige Hängen zu queren haben. Mein Gefühl für den Schlitten ist glücklicherweise über den Tag immer besser geworden, jetzt wo ich mich nicht mehr auf alles gleichzeitig konzentrieren muss. Und so mache ich intuitiv das Richtige und komme ohne Probleme über die Hänge. Am Holmvatnet angekommen, scheinen wir (und vor allem die Hunde) für die Tagesleistung belohnt zu werden: Der Himmel reißt endlich auf, die Sonne kommt heraus und wir sehen endlich etwas von der grandiosen Umgebung. Die Hunde bekommen jeder einzeln eine große Portion Streicheleinheiten für ihre Tagesleistung, werden ausgespannt und an Leinen für die Nacht angebunden. Das Zelt ist schnell aufgestellt und ein Schneegraben ausgehoben.
xxx
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Sichtlich erschöpfte Hunde
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Das Lager steht
Mit dem Eisbohrer bohren wir einige Löcher ins Eis: zur Wasserversorgung und zum Angeln (heute beißen allerdings nur kleine Fische).
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Ben mit dem Eisbohrer in Aktion
Bevor wir uns selbst bekochen, heißt es die Hunde zu verpflegen, was unter diesen Bedingungen eine durchaus Zeit füllende Tätigkeit ist, die man allerdings gerne macht. Mit solch einer Meute auf Tour zu sein, ist etwas ganz Eigenes. Nicht zu vergleichen mit anderen Wintertouren ohne Hunde und auch etwas anderes als eine Sommertour mit nur einem Hund, wie damals mit Foss.
Nachdem auch wir gegessen haben, ziehen wir uns ins Zelt zurück und genießen vor dem Schlaf die durch den Kocher verbreitete wohlige Wärme.
Reisezeit: April
Region/Kontinent: Nordeuropa
Prolog
Am Ende meiner Tour mit Foss (http://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?40702), beim gemeinsamen Abendessen mit Ben und Kati war mir klar, dass ich nicht das letzte Mal hier gewesen bin und unbedingt eine Tour im Winter mit Ben, Foss und den anderen Hunden übernommen werden muss. Und so entstand noch an diesem Abend die lose Abmachung einer gemeinsamen Schlittenhundetour durch die winterliche Finnmark: Nicht das standardisierte Touristenprogramm mit einer festen Route, vorbereiteten Übernachtungen in Hütten oder fest stehenden Lavvus und einer großen zusammengewürfelten Gruppe, sondern nur zu zweit eine Woche unterwegs fernab vorgefertigter Routen und dem Zelt im Schlitten. Nach meiner Abreise gingen ein paar Monate ins Land, bevor Ben und ich begannen, die Idee zu konkretisieren. Unter Berücksichtigung der wichtigen Rennen der Saison und meinen Urlaubsmöglichkeiten fiel die Wahl auf den Anfang des Aprils.
6. April Anreise
Von Berlin aus bringt mich das Flugzeug mitsamt dem ganzen Gerümpel für die Schlittenhundetour und eine Skitour alleine, die sich daran anschließen soll, zuerst ins vorsommerliche Oslo. Dort ist es nun wirklich nicht gerade winterlich, eher Wetter für kurze Hosen. Ich verbringe die Zeit bis zum Anschlussflug lesend in der Sonne, getragen von der Hoffnung, dass die auch für die Finnmark angesagten etwas wärmeren Temperaturen nicht allzu hoch ausfallen werden. Endlich geht es weiter über Tromø nach Alta: Schon kurz nach dem Start im schneefreien Oslo steigert sich meine Zuversicht auf tiefere Temperaturen und vor allem jede Menge Schnee im Norden. Die kurze Zwischenlandung in Tromø ist zwar schön mit dem Blick auf die Lygensalpene, aber ich kann es kaum erwarten, weiterzukommen. Gegen 22 Uhr überfliegen wir das gut zu identifizierende Langfjordbotn, mein Reiseziel für heute. Rund eine Viertelstunde später landet das Flugzeug in Alta. An der Gepäckausgabe wartet auch schon Ben. Ich freue mich, ihn endlich nach über anderthalb Jahren wiederzusehen! Er hat die einstündige Fahrt nach Alta genutzt und gleich noch einen neuen Hund bei Roger Dahl (dem mehrfachen Gewinner des Finnmarksløpet) gekauft, da dieser seine Rennkariere beendet hat. Ecko heißt der neue und hat selbst schon dreimal am Finnmarksløpet teilgenommen – eine willkommene Verstärkung für die nächsten Tage. Der Weg nach Langfjordbotn verwöhnt uns mit den ersten Nordlichtern. In Langfjordbotn empfängt Kati uns herzlich und hat bereits Essen gekocht. Es tut so gut, wieder hier oben im Norden zu sein, vor allem, wenn einem solch ein netter Empfang bereitet wird. Vor dem Essen werden noch kurz die mittlerweile über 20 Hunde hinterm Haus (und Eyk im Haus) begrüßt. Keine Ahnung, ob Foss mich wieder erkennt, er freut sich jedenfalls – das tut der Rest des Kennels aber auch, nur Ecko ist noch zurückhaltend ob der neuen und ungewohnten Umgebung. Aus dem Fenster in meinem Zimmer, das sich wieder beziehen darf, kann ich noch kurz die Nordlichter beobachten, bevor der Schlaf mich übermannt.
7. April Vorbereitungen
Heute soll es also das erste Mal mit dem Schlitten zu einer kleinen Trainingsrunde losgehen – ich stand schließlich noch nie auf einem Hundeschlitten. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Ben erklärt dieser mir die ersten Grundlagen des Schlittenfahrens. Anschließend bereiten wir in der Sonne die Schlitten vor, sorgen dafür, dass alle Leinen richtig geknüpft sind und beginnen nach und nach die Hunde einzuschirren. Ich bekomme fürs Erste 6 Hunde, die es kaum erwarten können, endlich loszurennen. Mit einem Ruck geht es auch schon los, Ben mit seinem Achtergespann hinterher. Es wackelt und ruckelt ganz schön und die Hunde geben richtig Gas, während ich voll und ganz damit beschäftigt bin, mich mit den beiden Bremsen des Schlittens vertraut zu machen und die Geschwindigkeit etwas zu drosseln, um nicht gleich aus der ersten Kurve zu fliegen. Nachdem die ersten schärferen Kurven gemeistert sind, geht es auch schon mit einem Ruck über die Schneewände der hier oben nicht mehr allzu stark befahrenen E6 und dann die ersten Hügel hinauf und in den Wald hinein. Bislang läuft es ganz gut. Nach einiger Zeit geht es dann aber recht steil und kurvenreich die Hügel auch wieder hinunter. Der Schlitten wird, während ich die Bremse mit den Füssen suche, immer schneller und kippt in einer Kurve um. Der Schneeanker löst sich nicht, da die Leine etwas zu kurz und damit zu straff ist. Einige Sekunden kann ich mich noch am Schlitten festhalten und werde hinterhergezogen, dann verliere ich den Halt und die Hunde ziehen ohne mich, aber samt Schlitten hinfort (laut Ben der größte Fehler, der einem Musher passieren kann; es passierte mir auch kein zweites Mal!). Nach einigen Metern warten die Hunde zum Glück auf mich, so dass die Fahrt auf dem Schlitten weitergehen kann. Zwar kippt der Schlitten noch einmal um, aber diesmal kann mich solange festhalten, bis die Hunde zum Stehen kommen. Immerhin. Durch den Schaden klüger geworden, habe ich zumindest das Gefühl, auf dem verbleibenden Rückweg so langsam allerdings ein Gefühl dafür zu bekommen, wo ich auch ohne den Blick von der Strecke nehmen zu müssen, die Bremse mit den Füssen zu suchen habe, und mit welcher Geschwindigkeit eine Kurve mit einem unbeladenen und somit kippanfälligeren Schlitten noch zu fahren ist. Dass Ben mir bei unserer Rückkehr mitteilt, dass die von uns gefahrene Runde einem Anfänger durchaus etwas zumutet und dies deutlich mehr sei, als dem durchschnittlichen Touristen auf einer mehrtägigen Tour über die Vidda abverlangt wird, baut mein Ego wieder etwas auf. Und großen Spaß hat dieser erste Versuch den Stürzen zum Trotz allemal gemacht. Gerne würde ich gleich zur Tour aufbrechen, aber es gibt noch einiges zu tun. Zurück am Haus, werden die Hunde ausgeschirrt und zu ihren Hütten zurückgebracht. Den restlichen Tag verbringen wir damit, für die Tour noch einen anderen, größeren Schlitten und noch 4 ausgewachsene Hunde aus der Nachbarschaft zu besorgen, da eine mehrtägige Tour mit vollem Gepäck für die Junghunde aus dem letzten Jahr noch zu viel wäre. Glücklicherweise gibt es einige Musher in Langfjordbotn, die Ben gerne aushelfen.
8. April Tag 1
Das gute Wetter von gestern ist leider gänzlich verschwunden, stattdessen hängen die Wolken tief und lassen ab und zu etwas Schneeregen fallen. Da ich auf unsere Tour brenne und es kaum erwarten kann, endlich loszukommen, stört mich das nicht weiter. Gegen Mittag sind die Schlitten bis obenhin gepackt (vor allem das Hundefutter macht verdammt viel aus), alle 18 Hunde (8 vor meinem Schlitten, 10 vor Bens größerem Schlitten) eingeschirrt und wir brechen endlich auf. Um möglichst viel Zeit auf dem Schlitten statt auf der Straße zu verbringen und weil ich gerne nicht nur auf der Vidda, sondern vor allem auch in den Bergen fahren wollte, starten wir direkt von Langfjordbotn mit dem Plan uns in Richtung Finnmarksvidda vorzuarbeiten. Schon bald sieht man im leichten Schneetreiben gar nichts mehr von Langfjordbotn und der E6.
Nach den ersten Kilometern, noch gibt es Bäume
Um weiter den Süden vordringen zu können, gilt es nach nur wenigen Kilometern einige sehr steile Höhenmeter zu überwinden. In Anbetracht der vollbeladenen Schlitten heißt es jetzt, die Hunde so gut es geht, zu unterstützen. Solange es noch nicht allzu steil ist, reichen ausladende Trittbewegungen wie beim kindlichen Rollerfahren. Da es aber noch steiler wird, heißt es vom Schlitten abzusteigen und diesen anzuschieben. Bisweilen bleiben die Hunde sogar am steilen Hang stehen und bewegen sich erst weiter, wenn man Ihnen durch Anschieben des Schlittens ein Signal dazu gibt – kein leichtes Unterfangen, wenn das Gelände so steil ist und der Schlitten vor allem bis obenhin voll geladen ist. Wird es dann wieder etwas flacher, gilt es zum richtigen Zeitpunkt wieder auf die Kufen aufzuspringen: Springt man zu früh auf, kommt der Schlitten gleich wieder zum Stehen, ist man zu spät dran, fährt einem der Schlitten davon. Irgendwann ist die steile Passage endlich überwunden – ich keuche ziemlich, aber die Hunde hecheln auch ganz gut – und wir können wieder etwas gleichmäßigere Fahrt aufnehmen. Von der Umgebung sieht man im Nebel und dem Schneetreiben leider nur sehr wenig. Wir folgen deshalb, um uns nicht zu verirren, den mit Birkenzweigen markierten Scootertrails, die glücklicherweise hier oben kaum befahren sind. Nach rund zwei Stunden machen wir eine erste Rast, essen gefühlte Pirogen (Ben, schick mir doch mal das Rezept!) und besprechen die weitere Route.
Rast
Idun und Blåbær, meine Leithunde
Unser Ziel für heute soll das Holmvatnet sein, damit wären wir heute über 30km gefahren. Gesagt, getan! Die letzten Meter haben es nochmal in sich, da wir einige Hängen zu queren haben. Mein Gefühl für den Schlitten ist glücklicherweise über den Tag immer besser geworden, jetzt wo ich mich nicht mehr auf alles gleichzeitig konzentrieren muss. Und so mache ich intuitiv das Richtige und komme ohne Probleme über die Hänge. Am Holmvatnet angekommen, scheinen wir (und vor allem die Hunde) für die Tagesleistung belohnt zu werden: Der Himmel reißt endlich auf, die Sonne kommt heraus und wir sehen endlich etwas von der grandiosen Umgebung. Die Hunde bekommen jeder einzeln eine große Portion Streicheleinheiten für ihre Tagesleistung, werden ausgespannt und an Leinen für die Nacht angebunden. Das Zelt ist schnell aufgestellt und ein Schneegraben ausgehoben.

Sichtlich erschöpfte Hunde
Das Lager steht
Mit dem Eisbohrer bohren wir einige Löcher ins Eis: zur Wasserversorgung und zum Angeln (heute beißen allerdings nur kleine Fische).
Ben mit dem Eisbohrer in Aktion
Bevor wir uns selbst bekochen, heißt es die Hunde zu verpflegen, was unter diesen Bedingungen eine durchaus Zeit füllende Tätigkeit ist, die man allerdings gerne macht. Mit solch einer Meute auf Tour zu sein, ist etwas ganz Eigenes. Nicht zu vergleichen mit anderen Wintertouren ohne Hunde und auch etwas anderes als eine Sommertour mit nur einem Hund, wie damals mit Foss.
Nachdem auch wir gegessen haben, ziehen wir uns ins Zelt zurück und genießen vor dem Schlaf die durch den Kocher verbreitete wohlige Wärme.
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