[SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Chiloe
    Fuchs
    • 19.07.2009
    • 1411
    • Privat

    • Meine Reisen

    [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden
    Reisezeit: 09.08.2010 bis 22.08.2010
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Padjelantaleden 2010
    Ritsem bis Kvikkjokk


    Prolog
    Nachdem ich im letzten Jahr den Kungsleden von Vakkotavare nach Abisko gelaufen bin, hat auch mich das Skandinavien-Fieber vollends gepackt und so stand auch in diesem Jahr relativ schnell fest, dass es in den Semesterferien erneut gen Norden gehen soll. Durch die zahlreichen Reiseberichte hier im Forum fiel meine Wahl auf den Sarek, da eine Tour abseits der vielbegangenen Wanderwege und bewirtschafteten Hütten doch ihren ganz besonderen Reiz ausübt. Dies ist gleichzeitig aber auch einer der Hauptgründe, warum ich dieses Gebiet nicht -wie im letzten Jahr- alleine durchwandern wollte. Im Fall der Fälle hat man einfach die zusätzliche Sicherheit, dass noch jemand da ist, der Hilfe organisieren kann, auch wenn einem nicht mehrmals täglich andere Wanderer über den Weg laufen oder das nächste Nottelefon maximal 10 km entfernt ist. So war ich auch froh, als ich durch die letzte Tour hier im Forum Charlotte, wohl besser bekannt als "Dogeared" kennenlernte. Wir waren beide etwa zur selben Zeit auf dem Kungsleden unterwegs und haben deshalb einige Tipps und Ratschläge per PN ausgetauscht. Daraus entwickelte sich dann ein reger Schreibverkehr, der schon bald über das Thema Outdoor hinausging und irgendwann auch den Plan zu einer gemeinsamen Reise entstehen ließ. Was zunächst als pures Hirngespinst begann, nahm zusehends konkretere Gestalt an. Die ultimative Bewährungsprobe kam dann in Form eines ersten persönlichen Treffens, bei dem sich der schriftlich gewonnene Eindruck aber zum Glück bestätigte und nach einem zweiten Treffen stand schließlich fest: "Wir tun's!". Und wir taten es tatsächlich, wie auch der folgende Bericht zeigen wird...
    Zuletzt geändert von Chiloe; 05.11.2011, 14:32.
    ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

  • Chiloe
    Fuchs
    • 19.07.2009
    • 1411
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

    Tag 1: Hinreise - ein erster Versuch
    Es ist 05:15 Uhr an diesem Montag Morgen. Um 05:26 Uhr geht unser Zug zum Flughafen Berlin Schönefeld. Charlotte steht -wie am Vorabend verabredet- pünktlich am Treffpunkt vor dem Hauptbahnhof Hannover. Einziges Problem: Ich leider nicht. Vielmehr ziehe ich es zu diesem Zeitpunkt vor, seelig schlummernd im Bett zu liegen. Als bekennender Langschläfer muss wohl auch mein Handy von einem Irrtum ausgegangen sein, als ich tags zuvor 04:15 Uhr als Weckzeit einprogrammiert habe und hat es daraufhin geflissentlich unterlassen, mich zu diesem Zeitpunkt mit der Macht des Dezibels aus dem Schlaf zu reißen. Als ich dann in vermeintlich tiefster Nacht kurz aufwache und reflexhaft nach der Uhrzeit schaue, trifft mich fast der Schlag: 2 Minuten nach 6! Scheiße, das ist jetzt ein Scherz, oder? Bin ich der neue "Kevin allein in Hannover"? Nachdem auch eine zweite und dritte Uhr die Anzeige ihrer Kollegin bestätigen, dämmert es mir langsam: Das ist kein Scherz! Was also tun? Ich entscheide mich dafür, meinen momentanen Adrenalinspiegel sinnvoll zu nutzen, indem ich mir in geradezu atemberaubendem Tempo die Zähne putze, die bereitliegenden Klamotten überschmeiße, den gepackten Rucksack schnappe und in Richtung U-Bahn sprinte. Um 06:22 erreiche ich den Hauptbahnhof. Eine absolute Rekordzeit aber davon hab' ich in diesem Moment auch nix. Die Anzeigetafel verrät mir, dass der nächste Zug in Richtung Bundeshauptstadt um 06:31 startet. Theoretisch reicht das locker, da wir genug Zeitreserven bis zum Abheben des Fliegers eingeplant haben. Doch auch hier gibt es leider ein Problem: Ich kann Charlotte nicht erreichen. Sie geht weder an Ihr Handy, noch ist sie am Haupteingang oder direkt am Gleis zu finden. Da fällt mir ein, dass wir in allerbester UL-Manier beschlossen haben, dass ein Handy für Beide völlig ausreicht, zumal der Sarek sowieso größtenteils inmitten eines riesigen Funklochs liegt. Genau dieses Exemplar befindet sich nun in meiner rechten Hand und wählt dennoch Charlottes' Nummer im Minutentakt. Ein Akt der puren Verzweiflung, denn es ist bereits 06:40, der Zug ist weg und die Reise damit wohl gestorben.
    Als ich Charlotte dann gegen halb 8 endlich erreiche, ist diese wieder zu Hause, klar, da liegt ja auch Ihr Handy. Nachdem ich demütig zu Kreuze gekrochen und Ihr meine Schlafsucht gebeichtet habe, erzählt Sie, dass Sie auf der hektischen Suche nach mir mitsamt Rucksack ein paar Treppenstufen am Bahnhof hinabgeschlittert ist, nun recht starke Schmerzen am rechten Knöchel hat und erstmal zum Arzt gehen will, um sicher zu gehen, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Diese Info gibt meiner Stimmung den Rest.
    Gegen Mittag teilt mir Charlotte mit, dass sie sich bei Ihrem Sturz eine Bänderdehnung zugezogen hat. Der Arzt hat Ihr zwar geraten, den Fuß in nächster Zeit zu schonen aber auf Nachfrage betont, dass sich der Zustand durch die Tour nicht weiter verschlimmern sollte, wobei sich dann allerdings die Heilung verzögern dürfte. Charlotte ist bereit, dieses Risiko einzugehen, vorausgesetzt, wir finden noch eine günstige Last-Minute-Anreisemöglichkeit. Tatsächlich gibt es noch (oder wieder) preiswerte Plätze für den nächsten Tag, sowohl bei Germanwings, als auch bei der SJ. Zudem besteht die Möglichkeit, für kleines Geld einen "Zug zum Flug" direkt über die Germanwings-Homepage zu buchen, sodass auch die Deutsche Bahn unseren Last-Minute-Plänen nicht den Todesstoß versetzen kann. So beschließen wir, dass am nächsten Tag ein zweiter Versuch gestartet wird. Dann auch erst um halb 10, damit sich das Missgeschick vom Vortag keinesfalls wiederholen kann. Außerdem entscheiden wir uns doch für den Padjelantaleden, da uns Beiden eine Tour quer durch den Sarek auf Grund des verlorenen Tages und Charlottes Verletzung zu riskant geworden ist...
    Zuletzt geändert von Chiloe; 05.09.2010, 11:14.
    ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

    Kommentar


    • Chiloe
      Fuchs
      • 19.07.2009
      • 1411
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

      Tag 2/3: Hinreise - Versuch Nr. 2
      Heute ist es also soweit, der zweite Versuch steht an, es endlich nach Schweden zu schaffen. Aus Angst davor, das Desaster von Gestern könnte sich wiederholen, habe ich vorsorglich sämtliche Wecker gestellt, die ich in meiner Wohnung finden konnte und so werde ich zuverlässig von Handy, Armbanduhr, MP3-Player & Mikrowelle gleichzeitig geweckt. Ok, zugegeben, von letztgenannter dann doch nicht.





      Pünktlich um 09:30 Uhr sitzen Charlotte und ich im Zug zum Flughafen Schönefeld, dann im Flieger nach Arlanda, im Arlanda-Express zum Stockholmer Hauptbahnhof und schließlich im Nachtzug bis Boden. Wobei, im Nachtzug haben wir uns den Luxus gegönnt, die Nacht im Schlafwagen zu verbringen, da das nur 20€ Aufpreis im Vergleich zum Sitzplatz und 10€ Mehrkosten verglichen mit einem Platz im Liegewagen bedeutet. Dafür gibt's fertig bezogene Betten und eine heiße Dusche am Morgen. Außerdem kommt's auf die paar Euro mehr oder weniger jetzt auch nicht mehr an .








      Schlafwagen - Man möge mir die schlechte Quali verzeihen

      Als wir Boden am nächsten Morgen um Viertel nach 9 erreichen, haben wir noch eine kurze Zugfahrt nach Gällivare vor uns und zum Finale geht es dann etwa 3 Stunden mit dem Bus nach Ritsem, den Startpunkt unserer Tour, wo wir alsbald mit der "MS Storlule" ans andere Ufer des Akkajaure, nach Änonjalme übersetzen. Immer im Blick das imposante Ahkka-Massiv, dessen Gipfel wir bereits auf der Busfahrt bestaunen konnten.
      Auf Grund der fortgeschrittenen Uhrzeit beschließen wir, nur noch ein kurzes Stück zu laufen und uns am nächstbesten gefälligen Plätzchen für diese Nacht niederzulassen. Zunächst führt uns der Weg durch Birkenwald und bietet kaum Zeltmöglichkeiten. Nach etwa 2 km kommen wir an den Akkastugorna vorbei. Da das Wetter hervorragend ist, sehen wir jedoch keinen Grund, in der Nähe der Hütten zu campieren und ziehen weiter.
      Brücke über den Vuojatädno

      Kurz nachdem wir den Vuojatädno überquert haben, findet sich auf einer Anhöhe ein Platz, der unseren Ansprüchen genügt und so beginnen wir, das erste Mal auf dieser Tour die Zelte aufzustellen. Kaum haben wir damit angefangen, schwirren bereits die ersten kleinen Schwärme aus Stech- und Kriebelmücken um unsere Köpfe. Gut, es ist noch relativ waldig und sonderlich viele Höhenmeter haben wir auch noch nicht geschafft. In den nächsten Tagen wird das schon nachlassen, denken wir zu diesem Zeitpunkt noch. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellen wird...

      Erster Zeltplatz mit Ahkka-Massiv im Hintergrund und bei Nacht
      Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 11:19.
      ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

      Kommentar


      • Chiloe
        Fuchs
        • 19.07.2009
        • 1411
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

        Tag 4: Kurz hinter Akka bis etwa 8 km hinter Kisuris (ca. 20 km + ?)
        Immer am Fluss entlang - die heutige Etappe

        Am nächsten Morgen treibt die Sonne die Temperaturen im Zelt frühzeitig auf ein unerträgliches Niveau. Wie schon am gestrigen Abend weht nur ein laues Lüftchen, über das das alteingesessene Stechgetier nur müde lächelt und so halten wir uns nicht länger als notwendig auf, frühstücken kurz im Zelt, befriedigen unsere hygienischen Grundbedürfnisse und starten in den Tag.
        Die lustigen kleinen Punkte sind definitiv keine Bildfehler und ich bin definitiv nicht Spiderman

        "Dreiländereck"

        Der Weg führt abwechselnd durch Wald und über kleinere Lichtungen. Wenig später erreichen wir die Stelle, an der die 3 großen Nationalparks der Region (Sarek, Padjelanta, Stora Sjöfallets) aufeinandertreffen.
        Wir folgen dem Padjelantaleden und kommen wenig später in Kisuris an, wo wir die Gunst der Stunde in Form eines auffrischenden Windes nutzen, um eine ungestörte Mittagspause zu verbringen. Außerdem studieren wir nochmals die Fjällkartan, da der weitere Tagesplan vorsieht, dem alten Verlauf des Padjelantaleden zu folgen, welcher kurz hinter Kisuris vom jetzigen Streckenverlauf abzweigen soll. Grund dafür ist ein Faden im Forum, in dem Järven die landschaftlichen Vorzüge dieses Weges anpreist und auch ein Beweisphoto parat hat. Da der alte Pfad zudem um einiges höher liegt und wir deshalb von einer geringeren Mückenkonzentration ausgehen, brauchen wir nicht lange zu überlegen, für welchen Weg wir uns entscheiden.
        Nach einiger Zeit wundern wir uns jedoch, weil der Weg eigentlich unmittelbar hinter Kisuris kurz nach der Überquerung einer Brücke abgehen soll, allein es fehlt besagte Brücke und das GPS verrät uns, dass wir den in der Karte eingezeichneten Abzweig schon längst hinter uns gelassen haben. Wir entschließen uns, dass wir einfach einen Punkt des alten Weges ins GPS einprogrammieren, uns das kurze Stück bis dorthin querfeldein durchschlagen, um dann dem alten Weg weiter zu folgen. Kann ja so schwer nicht sein. Denkste! Nachdem sich die erste Spur nach kurzer Zeit im Nichts verliert und wohl eher ein Rentierpfad war, probieren wir's nochmal und kraxeln munter den Hügel hinauf, an dessen Flanke der gesuchte Weg verlaufen soll. Wir wollen uns wohl einfach nicht eingestehen, dass wir zu blöd sind, einen Weg zu finden, der jahrelang den offiziellen Streckenverlauf darstellte und in unserer Vorstellung auch dementsprechend ausgelatscht aussehen müsste. Irgendwann macht sich dann Charlottes Knöchel bemerkbar, dem die bisher zurückgelegten Höhenmeter doch arg zugesetzt haben und welcher Ihr nun signalisiert, dass weiter bergauf zu gehen eine ganz dumme Idee ist. Da wir keine schlimmere Verletzung riskieren wollen, brechen wir die Wegsuche ohne Ergebnis (und leider auch ohne Photo) ab und kehren auf den aktuellen Streckenverlauf zurück. In der Ebene läuft es sich für Charlotte wesentlich angenehmer und so schaffen wir von der 24 km-Etappe bis Laddejakka an diesem Tag doch noch etwa 8 km. Unser Nachtlager schlagen wir unmittelbar hinter der Brücke über den Tsiekkimjagasi auf. Da es bereits relativ spät ist und innerhalb kürzester Zeit Heerscharen von Kriebelmücken vorstellig werden, verziehen wir uns zügig in die Zelte...
        Das Lager des Grauens
        Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 11:21.
        ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

        Kommentar


        • Chiloe
          Fuchs
          • 19.07.2009
          • 1411
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

          Tag 5: 8 km hinter Kisuris bis kurz hinter Laddejakka (ca. 17 km)
          Der heutige Morgen ist das pure Grauen. Kaum haben wir die Zelte verlassen, sind auch wieder die kleinen fliegenden Quälgeister am Start, die scheinbar die Nacht intensiv dazu genutzt haben, sämtliche Freunde, Ver- und Bekannte zu einem kleinen Morgen-Imbiss einzuladen. Haben wir letztes Jahr auf dem Kungsleden einfach nur verdammtes Glück mit den Mücken gehabt und das hier ist schlichtweg der Normalfall? Hat sich das Schicksal gegen uns verschworen? Erst verpenne ich die Hinreise & Charlotte verletzt sich am Knöchel, dann übersehen wir den Abzweig ins Hochfjäll und zur absoluten Krönung nun dieses Mücken-Inferno. Wir fragen uns, wie das wohl weitergehen soll. Doch alles fluchen und hadern hilft nichts, es muss schließlich weitergehen und so packen wir im Zelt unsere Rucksäcke, bauen in voller Schutzausrüstung die Zelte ab und sehen zu, dass wir Land gewinnen. Im Verlauf des Tages sind einige Höhenmeter zu meistern und so hoffen wir, dass sich die Mückenkonzentration von ganz alleine auf ein erträgliches Maß reduzieren wird.
          Das hier ist noch harmlos!


          Zunächst führt uns der Weg über diverse kleinere Hügel, die allesamt Relikte der letzten Eiszeit darstellen und entsprechend -wie auch der Rest des Weges- vor Allem aus Gletscherschutt bestehen. Nach etwa 3 km kommt eine ungewöhnlich lange Hängebrücke in Sicht. Hier mündet der Nordkalott- auf den Padjelantaleden. Wir beschließen, auf unserer Flussseite eine kurze Mittagspause einzulegen aber mittlerweile schieben wir einen ziemlichen Groll auf alles was Flügel hat und als auch hier die ersten Kriebelmücken auftauchen, entscheiden wir uns für ein paar Müsliriegel "To Go".
          Nach weiteren 4 km müssen wir den ersten richtigen Anstieg mit etwa 200 Höhenmetern meistern, der uns auf ein sumpfiges und mit zahlreichen Holzstegen versehenes Hochplateau führt. Außer, dass ich auf einer der Holzplanken ausrutsche und Teile meines Körpers sowie der Ausrüstung rücklings im Schmodder versenke, gibt es hierüber egtl. nix Erwähnenswertes zu berichten, ist halt weder Charlottes, noch mein favorisiertes Landschaftsbild. Am Ende des Plateaus kommt dann die Laddejakkastugan in Sicht, welche sich im Tal des Laddejakka (wer hätt's gedacht) befindet, was mit einem entsprechenden Abstieg verbunden ist. Hier machen wir eine kurze Rast und fassen den Plan, irgendwo am nun folgenden erneuten Anstieg unser Lager für die Nacht zu errichten, immer in der Hoffnung, dass wir endlich den ersten gemütlichen Abend vorm Zelt verbringen können und uns in aller Ruhe die erste richtige Mahlzeit des Tages zubereiten können. Zumindest der Himmel wäre bereit, seinen Anteil beizusteuern, denn er spendiert uns wolkenfreien Himmel und Sonnenschein. Irgendwo auf halber Strecke verlassen sowohl Charlotte, als auch mich langsam die Kräfte und wir beschließen, etwa auf halber Strecke zum Gipfel unser Nachtlager zu errichten.
          Toller Platz, super Wetter, kaum Mücken - so kann's bleiben!

          Die erste richtige Mahlzeit des Tages

          Als gleichzeitig der Wind etwas auffrischt, scheint der Abend gerettet. Tatsächlich können wir uns fast ohne ungewollte Fleischbeilage in Form von Kamikaze-Mücken ein üppiges Abendessen zubereiten und wenig später einen phantastischen Sonnenuntergang genießen. Genau so haben wir uns das vorgestellt! Das Laufen ist die Pflicht aber ein Abend mit Sonne und lecker Essen inmitten einer phantastischen Landschaft, OHNE MÜCKEN, das ist wahrlich die Kür und einer der Hauptgründe, warum wir solche Touren einer Pauschalreise im Bettenbunker mit Sonnenbaden tagein, tagaus am überfüllten und von landestypischer Kultur hermetisch abgeriegelten Hotelstrand bei Weitem vorziehen. Gut, hinzu kommt noch meine ausgeprägte Sandphobie, aber das ist ein anderes Thema...
          Sonnenuntergang
          Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 11:24.
          ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

          Kommentar


          • Chiloe
            Fuchs
            • 19.07.2009
            • 1411
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

            Tag 6: Kurz hinter Laddejakka bis Arasluokta (ca. 12 km)

            Während der Nacht muss es einen Wetterumschwung gegeben haben, denn als ich den ersten Blick aus meinem Zelt werfe, ist es bewölkt, windig und zeitweise fallen auch ein paar Regentropfen vom Himmel. Der Padjelantaleden führt uns zunächst über eine weitere Hochebene, die ebenfalls nicht das Prädikat "Hochfjäll" verdient und schon bald erkennt man in einiger Entfernung den Virihaure und, an dessen Ufer gelegen, auch die Samensiedlung Arasluokta mitsamt der zugehörigen Hütten.














            Morgenstimmung


            Erster Blick auf den Virihaure


            Der Abstieg dorthin zieht sich allerdings eine gefühlte Ewigkeit hin, was zum einen am immer schlechter werdenden Wetter und zum anderen an der Tatsache liegt, dass man gerade auf den letzten Kilometern den Eindruck gewinnt, dass der Weg mit Absicht über sämtliche Hügel der Umgebung verläuft, anstatt gemächlich am Ufer entlangzuführen. Naja, letzten Endes führt das dazu, dass es am Ende der Etappe, was Stürze anbetrifft, 2:0 für mich steht und wir froh sind, als wir die Arasluoktastugorna bei strömendem Regen endlich erreichen. Die Hügellatscherei der letzten Stunde hat auch Charlottes Knöchel nicht allzu gut verkraftet. In Kombination mit dem miesen Wetter brauchen wir nicht lange zu überlegen, bis wir beschließen, die Nacht an der Hütte zu verbringen. Kaum angekommen, taucht auch schon die Hüttenwartin auf und nachdem wir Ihr verklickert haben, dass wir gerne an der Hütte zelten möchten, will sie erst mal Bares sehen. Also zahlen wir brav 100 Kronen pro Nase, bekommen daraufhin eine Hütte zugewiesen und verabschieden uns dorthin.
            Als wir uns die Regensachen ausziehen und den Gasofen anfeuern, wissen wir instinktiv, dass diese 100 Kronen richtig gut angelegt sind. Da die Hütte nicht sonderlich groß ist, haben wir sie innerhalb kürzester Zeit auf Wohlfühltemperatur gebracht und Charlotte spendiert einen Chai Latte. Dabei handelt es sich um ein Produkt, dass alleine schon auf Grund seines höchsttuckigen Namens niemals den Weg in meinen Einkaufswagen, geschweige denn in meinen Rucksack gefunden hätte. Und dann noch der Inhalt: "Mildes Milchtee-Getränk mit Schwarztee-Extrakt & exotisch-sinnlicher Chai-Note" heißt es auf der Verpackung. Heititei hoch 3, wenn man mich fragt! Naja, die Produktentwickler von Krüger werden sich schon etwas dabei gedacht haben und dass ich scheinbar nicht zu Ihrer "werberelevanten Zielgruppe" gehöre, kann ich gerade noch verkraften. Aber was soll's, probieren geht über studieren und so lasse ich mich todesmutig auf dieses Geschmacks-Experiment ein. Als der erste Schluck meine Geschmacksknospen benetzt, bin ich doch erstaunt: Das Zeug schmeckt gar nicht mal so übel! Unter "exotisch-sinnlich" verstehe ich zwar etwas Anderes aber das tut dem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch. Wenn mich also jemand aus dem Forum vor der nächsten Tour mit dem offenbar stereotypischen Benehmen eines Mannes, der gerade vollbepackt einen Sexshop verlässt, an der Kasse eines REWE erwischt, dann weiß er hiermit, welch "heiße Ware" da gerade in meiner Einkaufstüte verschwindet.

            So, jetzt aber zurück zum Bericht:
            Arasluokta - rechts die Siedlung, links die Hütten

            Kurz nachdem wir besagtes Heißgetränk zu uns genommen haben, beschließen wir, die aktuelle Regenpause zu nutzen, um unser Nachtlager direkt neben der Hütte zu errichten. Unterdessen trifft eine größere deutschsprachige Wandergruppe aus Staloluokta kommend ein und lässt sich in unmittelbarer Nähe unserer Hütte nieder. Es scheint sich dabei um eine geführte Tour zu handeln, denn ein Mann mit niederländischem Akzent lässt kaum einen Zweifel an seinem Status des Alpha-Männchens aufkommen. Als wir gerade munter unsere Zelte aufbauen, bekommen wir mit, dass insbesondere einige Damen der Gruppe den starken Drang verspüren, die Nacht auf Grund des Wetters und Ihrer regentriefenden Kleidung ebenfalls in oder zumindest an einer der Hütten zu verbringen. Ihre Hoffnungen werden jedoch unmittelbar im Kein erstickt, als "König Käse" feststellt, dass sowas keinesfalls in Frage kommt und heute noch ein paar Kilometer gelaufen werden. Basta! Als dann etwa 10 Minuten nach Ihrem Aufbruch ein erneuter Platzregen niedergeht, haben wir echt Mitleid mit den Wanderinnen, hoffen aber auch, dass der Niederländer diese Nacht nicht gemeuchelmordet wird.
            Kurz darauf gesellen sich noch zwei deutsche Wanderinnen zu uns, welche ebenfalls auf dem Weg nach Kvikkjokk sind. Nachdem wir unser Abendessen verspeist haben, kommt die Hüttenwartin vorbei, um auch die restlichen 200 Kronen zu kassieren und verabschiedet sich mit den Worten "Trii Taims", was wir als "Three Times" interpretieren. Da keiner genau weiß, was die gute Frau damit sagen will, nicken wir freundlich und gehen wieder zum Abendprogramm über. Als sie etwas später erneut auftaucht und sich -diesmal mit etwas ernsterer Miene- erneut bezüglich "Trii Taims! TRII TAIMS!!!" an uns wendet, dämmert uns langsam, dass Sie uns womöglich mitteilen will, dass wir die Hütte für die entrichteten 100 Kronen nur 3 Stunden lang (oder 3 Mal?) benutzen dürfen. Wir finden diese Regelung zwar etwas seltsam, da wir das vom Kungsleden anders gewohnt sind aber nun gut, die Hütte gehört schließlich nicht zum STF und vielleicht herrschen hier andere Sitten. Wir versprechen also, dass wir nur kurz unsere Sachen zusammenpacken und dann die Hütte verlassen. Da sie daraufhin gut gelaunt von dannen zieht, fühlen wir uns in unserer Annahme bestätigt und tun, wie uns geheißen, indem wir von der wohlig-warmen Hütte in die kalt-klammen Zelte umziehen...
            Hütten in Arasluokta
            Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 11:27.
            ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

            Kommentar


            • Chiloe
              Fuchs
              • 19.07.2009
              • 1411
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

              Tag 7: Arasluokta bis Tuottar (ca. 31 km)

              Als ich am frühen Morgen wach werde, stelle ich fest, dass mein Kaitum gehörig im Wind flattert. Haben wir die Zelte gestern Abend noch im Windschatten der Hütte aufgebaut, so hat dieser im Laufe der Nacht ganz offensichtlich an Stärke zugelegt und seine Richtung unglücklicherweise dahingehend geändert, dass er mein Zelt nun auf voller Breitseite trifft. Zwar trotzt das Gestänge sämtlichen Böen und macht keinerlei Anstalten, unter der Last des Windes seine Form zu verändern aber das Weiterschlafen fällt dennoch schwer. Gegen 7 Uhr unternehme ich einen ersten zaghaften Kontaktversuch, um zu sehen, ob im Nebenzelt die Nachtruhe ebenfalls ein jähes Ende gefunden hat. Als dieser prompt beantwortet wird und Charlotte mitteilt, dass in Ihrem Taurus Ultralight auch eine Geräuschkulisse herrscht, die nicht gerade zum Weiterschlafen einlädt, beschließen wir, den heutigen Wandertag recht früh zu beginnen. Zum Glück regnet es zu diesem Zeitpunkt nicht und so können wir die Zelte in einigermaßen trockenem Zustand in unseren Rucksäcken verstauen. Nach dem anschließenden Frühstück und kurzer Körperpflege starten wir um Viertel nach 8 in Richtung Staloluokta.
              Virihaure x3

              Zunächst verläuft der Weg erneut über einige kleinere Hügel, bis wir einen etwas längeren Aufstieg meistern müssen. Als wir den höchsten Punkt erreichen, bietet sich ein grandioser Panoramablick über den Virihaure und wir können -trotz des eher mäßigen Wetters- nachvollziehen, warum in unserem Reiseführer von einem, wenn nicht sogar dem schönsten See Schwedens gesprochen wird. Die verschiedenen Blautöne des Wassers mit den teilweise schneebedeckten Bergen im Hintergrund sind einfach ein toller Anblick. Nicht auszumalen, wenn jetzt noch strahlender Sonnenschein wäre, denken wir uns. Ganz im Gegenteil stellt Charlotte verwundert fest, dass sich durch den starken kalten Wind in Kombination mit der feuchten Luft kleinere Eiskristalle an meinem Rucksack gebildet haben. Dazu passt auch, dass sich unsere Finger mittlerweile etwas steif anfühlen und wir ernsthaft überlegen, ob es sich lohnt, die Handschuhe aus den Tiefen unserer Rucksäcke hervorzukramen. Letztendlich siegt aber die Faulheit und nach ein paar Metern mit verstärktem Stockeinsatz kehrt das Gefühl zum Glück von ganz alleine in unsere Hände zurück.
              Hochebene in Richtung Staloluokta

              Weiter geht es über eine kleine, von zahlreichen Seen bedeckte Ebene, bevor sich der Weg langsam in Richtung Staloluokta absenkt. Die Samensiedlung zieht sich wie eine Perlenkette am Ufer des Virihaure entlang und an ihrem Ende befinden sich die Staloluoktastugorna, wo wir zwecks Mittagspause und weiterer Tagesplanung einkehren. Die Hüttenwartin begrüßt uns freundlich und in mehr als passablem Deutsch. Ein Relikt aus Ihrer Zeit im Schwarzwald, wo Sie vor etlichen Jahren eine Zeit lang gelebt hat, wie Sie uns später mitteilt. Es gibt eine größere Haupthütte, die einen sehr gepflegten und aufgeräumten Eindruck macht und in der wir die Mittagszeit mit Blick auf den Virihaure verbringen.
              Staloluokta - Blick auf den Virihaure

              Hier stellt sich auch die Frage, wie es an diesem Tag weitergehen soll. Zum Einen gibt es die Möglichkeit, sich per Helikopter nach Kvikkjokk ausfliegen zu lassen. Da es uns bereits jetzt vor den Mücken im Tarradalen graut und wir nicht wissen, wie Charlottes Knöchel auf die nun folgenden Etappen reagieren wird, ist dies eine echte Alternative. Andererseits ist sie mit 900 Kronen pro Person nicht gerade günstig und es stellt sich zudem die Frage, was wir mit der restlichen Zeit bis zur Rückfahrt sinnvollerweise anstellen sollen. Tagestouren hier oder in Kvikkjokk? Irgendwie auch blöd! So entscheiden wir uns gegen diese Möglichkeit. Bleibt noch zu klären, ob wir's mit dem Wandern für diesen Tag gut sein lassen oder ob wir noch in Richtung Tuottar starten sollen. Der Wind hat mittlerweile Sturmstärke erreicht und die einhellige Meinung in der Hütte ist, dass Zelten bei diesem Wetter keine so gute Idee ist. Wenn das Zelt die Nacht auch heile überstehen mag, so dürfte ruhiger Schlaf dennoch ein Ding der Unmöglichkeit sein. Bis Tuottar sind es allerdings 18 km und ob wir die am heutigen Tag noch bewältigen können, ist ebenfalls fraglich.
              Blick zurück auf Staloluokta



              Da eine Hüttenübernachtung aber nicht in Frage kommt, weil auch sie -wie der Heli-Flug- ein ungeplantes und nicht gerade kleines Loch in unsere Reisekasse reißen würde, machen wir uns am frühen Nachmittag doch noch auf in Richtung Tuottar. Ob wir nun hier an der Hütte oder aber auf freier Strecke keinen Schlaf finden, weil der Wind die Zelte durchschüttelt, ist schließlich auch egal. Halten werden sie schon, da sind wir optimistisch.
              Wir laufen zunächst ein kleines Stück bergauf und blicken hinter uns ein letztes Mal auf Staloluokta und den Virihaure. Anschließend führt uns der Weg mit konstanter aber gemächlicher Steigung immer weiter unserem eigentlichen Ziel, dem Hochfjäll, entgegen. Dieser Abschnitt ist wirklich gut zu gehen, da weder Schlamm noch größere Steine oder kraftraubendes Hügelauf- und -abgehen unser Vorankommen behindern. Dennoch sind wir ziemlich erstaunt, als uns nach etwa 2,5 Stunden ein einsamer Wegweiser darauf aufmerksam macht, dass wir bereits die Hälfte der Etappe zurückgelegt haben und nur noch 9 km zwischen uns und Tuottar liegen. Diese Info weckt unseren Ehrgeiz, es doch noch an diesem Tag bis zu den Hütten zu schaffen.
              Auf dem Weg nach Tuottar


              Mittlerweile hat sich der Himmel von Neuem zugezogen, was in Kombination mit der fortgeschrittenen Uhrzeit und der Höhe dazu führt, dass die Temperatur immer weiter sinkt. Sind wir in Staloluokta noch mit einfachem langärmligen Oberteil gestartet, so sind inzwischen Jacke, Mütze und Handschuhe dazugekommen. Als wir die Hütten bereits in Sichtweite haben, stehen wir vor einer letzten Herausforderung. Scheinbar muss man zwei breitere Bäche durchwaten, wenn man Tuottar erreichen will. Das verwundert uns zunächst, da bei ähnlich breiten und sogar wesentlich schmaleren Bächen bisher immer eine Brücke vorhanden war. Nun gut, sonderlich tief sind beide Gewässer nicht und so wagen wir die Überquerung, ohne vorher das Schuhwerk zu wechseln. Bei 30 km in den Beinen und in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit sind wir dazu schlichtweg zu faul, wir wollen Beide einfach nur noch ankommen. Mit Hilfe der Trekkingstöcke klappt das Unterfangen dann aber problemlos und so erreichen wir trockenen Fußes um kurz nach 8 die Tuottarstugorna.

              Einziger windgeschützter Zeltplatz weit und breit

              Da sich der Wind immer noch nicht beruhigt hat, endet unsere Suche nach einem Zeltplatz in derselben Senke, die auch im Reiseführer als windgeschützter Zeltplatz mit entsprechendem Photo angepriesen wird. In der Tat ist dies der einzige Platz, an dem es vergleichsweise windstill ist. Nachdem die Zelte aufgebaut sind, bezahlen wir die 100 Kronen pro Person und bekommen vom Hüttenwart eine feste Unterkunft für den Abend zugewiesen. Wie auch in Arasluokta gibt es hier mehrere kleine Hütten, die jeweils über 4 Betten, einen separaten Trockenraum, Gasheizung und Küchenzeile verfügen. Eiziger Unterschied: Eine "3-Stunden-Regel", wie sie an der letzten Hütte galt, ist hier gänzlich unbekannt. Wir dürfen die Hütte laut Hüttenwart solange benutzen, wie wir wollen und auch Morgen früh zum Essen und Packen gerne nochmal reingehen. Außerdem wird uns mitgeteilt, dass es tatsächlich keine Brücke zum Erreichen der Hütte gibt und ein Durchwaten deshalb unumgänglich ist. Hier kann sich also -je nach Wasserstand- die Mitnahme von Trekkingstöcken bzw. Watschuhen wirklich lohnen.
              Da will man gar nicht wieder raus!

              In unserer Hütte angekommen schmeißen wir schnell den Gasbrenner an, denn mittlerweile ist es richtig kalt geworden, das Außenthermometer an unserer Hütte zeigt -1°C an. Passend dazu setzt dann noch Schneeregen ein. Charlotte und ich sind in diesem Moment richtig froh, dass wir es bis zur Hütte geschafft haben und die Nacht nicht irgendwo auf freier Fläche verbringen müssen.
              Nachdem wir uns den Bauch mit Real Turmat und Süßem Moment vollgeschlagen und ausreichend Wärme für die Nacht getankt haben, begeben wir uns um kurz vor 11 in die Zelte und verkriechen uns schnellst- und tiefstmöglich in unseren Schlafsäcken...
              Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 11:35.
              ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

              Kommentar


              • Chiloe
                Fuchs
                • 19.07.2009
                • 1411
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                Tag 8: Tuottar bis 2 km hinter Tarraluoppal (ca. 13 km)
                Tuottar bei Sonne


                Als ich an diesem Morgen erwache und einen ersten Blick aus dem Zelt wage, kann ich es kaum glauben: Der Himmel ist fast wolkenfrei, die Sonne lacht und eine dicke Jacke braucht es auch nicht mehr. Kein Vergleich also zu den Bedingungen von gestern Abend. Charlotte ist -wen wundert's- auch schon wach und so begeben wir uns zum gemeinsamen Frühstück in die Hütte. Da Charlotte Ihre Sachen größtenteils bereits gepackt hat, als ich noch im Land der Träume weilte, gebe ich mich kurzzeitig der Körperpflege hin und sehe dann zu, dass ich meine Ausrüstung ebenfalls zurück in den Rucksack bekomme. Währenddessen liegt meine Begleiterin regungslos auf einer Bank, auf der Sie die Sonne in vollen Zügen zu genießen scheint. Als ich endlich fertig gepackt habe, können wir am späten Vormittag in Richtung Tarraluoppal starten.



                Charlotte bei Sonne

                Endlich Hochfjäll!

                Sonderlich weit kommen wir allerdings nicht, denn die von zahlreichen Seen bedeckte Hochebene, über die uns der Weg anfangs führt, schreit geradezu nach einer ausgiebigen Pause. So lassen wir uns an einem der Seen nieder und entschließen uns kurzerhand, unsere verschwitzten Körper im eisigen Wasser zu versenken. Also Sachen aus und rein ins kühle Nass. Da es relativ windstill ist und immer noch kaum eine Wolke am Himmel zu sehen ist, sind unsere Körper im Anschluss schnell wieder aufgewärmt und während die nassen Klamotten munter auf der Leine vor sich hintrocknen, bereiten wir unser Mittagessen zu. Für mich gibt's Kaiserschmarrn mit Puderzucker, Charlotte bevorzugt Pasta Bolognaise. Alles in allem eine perfekte Mittagspause! Nach dem Essen dösen wir noch ein wenig in der Sonne, sodass wir erst am frühen Nachmittag unseren Weg fortsetzen.
                Mittagspause de luxe

                Als sich das Ende der Hochebene abzeichnet und die Karte verrät, dass wir den höchsten Punkt der gesamten Strecke bereits passiert haben, nutzen wir auch hier nochmals die Gelegenheit für eine kurze Rast. Da uns der restliche Weg bis Kvikkjokk in die Niederungen des Tarradalen -laut Karte potentielles Feindes- bzw. Mückengebiet- führt, wollen wir die Landschaft, das Wetter und die Ruhe zumindest bis hierhin maximal auskosten.
                Abstieg - in der Ferne Tarraluoppal

                Nach einem Abstieg von etwa 200 Höhenmetern erreichen wir dann auch die Tarraluoppalstugorna. Vernünftige Zeltplätze sind hier rar gesät aber auf Grund des herrlichen Wetters sehen wir eh keinen Grund, direkt an der Hütte zu campieren. Wir beschließen, dass wir noch etwas weiter gehen und uns auf dem erstbesten Platz für die Nacht niederlassen. Viele Möglichkeiten dazu gibt es aber auch hinter der Hütte nicht. An einem Bach etwas abseits des Weges werden wir schließlich fündig. Ein Deutsches Paar hat hier bereits Quartier bezogen. Zum Glück findet sich etwas oberhalb Ihres Lagerplatzes -selbstverständlich mit ausreichendem Höflichkeitsabstand- eine weitere Zeltmöglichkeit, die wir sofort in Beschlag nehmen.

                Das Wetter bleibt auch abends super, die Kriebelmücken-Konzentration ist erstaunlich gering und gegen die ganz normalen Stechmücken hilft das mitgebrachte DEET erstaunlich gut. Dass es als Nebenwirkung Hirnfraß verursachen soll, ist uns in dem Moment wirklich sch***egal. Schon Paracelsus wusste schließlich: "Dosis sola venenum facit" und da wir nicht vorhaben, wochenlang in dem Zeug zu baden, geht das schon in Ordnung. Hauptsache, die Mücken bleiben uns vom Leib. Und falls sich doch mal ein Exemplar auf unsere Haut verirrt, dann fällt es in Sekundenbruchteilen apathisch taumelnd zu Boden. Selbst Schuld die Viecher, hätten ja auch Pflanzenfresser werden können. So bekommen sie die volle chemische Keule des modernen Homo sapiens zu spüren, welcher dabei natürlich die ultimative Genugtuung empfindet, weil er sein Selbstbild der dominanten Lebensform einmal mehr unter Beweis stellen kann.
                So endet ein herrlicher Tag mit einem gemütlichen Abendessen im Freien, während die Sonne bereits ihren Sinkflug am Horizont begonnen hat...
                Ein perfekter Tag geht zu Ende...
                Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 11:45.
                ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                Kommentar


                • Chiloe
                  Fuchs
                  • 19.07.2009
                  • 1411
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                  Tag 9: 2 km hinter Tarraluoppal bis kurz hinter Sammarlappa (ca. 12 km)

                  Ab heute führt uns der Weg bis zum Ende der Tour in Kvikkjokk durch das Tarradalen. Das Hochfjäll werden wir also nicht mehr betreten, soviel steht fest. Dazu kommt noch die sattgrüne Färbung der Karte links und rechts des Weges. Da sind Unmengen kleiner Plagegeister fast schon vorprogrammiert. Beides sorgt nicht gerade für die beste Wanderstimmung aber da das Wetter auch an diesem Morgen mitspielt, können wir bei strahlendem Sonnenschein einfach nicht mit getrübter Stimmung in den Tag starten. Nach der allmorgendlichen Routine laufen wir ein kleines Stück querfeldein, bis wir wieder auf den Weg stoßen und machen uns dann auf in Richtung Sammarlappa. Es geht zunächst durch niederes Buschwerk, welches im Verlauf aber immer mehr an Höhe gewinnt und schon bald befinden wir uns inmitten kleinerer Birkenwälder, die von zahlreichen Lichtungen und Moorflächen durchzogen sind.
                  Tarradalen


                  Hier sollte man aufpassen: Die Planken sind stellenweise sehr glitschig und die Pfade in den Waldabschnitten mit zahlreichen Wurzeln und umgeknickten Baumstämmen gespickt. Zum Mittag lassen wir uns auf einer freien Fläche nieder, auf der andere Wanderer eine Feuerstelle und eine improvisierte Sitzbank errichtet haben. Mit ein wenig DEET auf Händen, Nacken, Wangen und Stirn halten die Mücken auch hier einen gebührenden Sicherheitsabstand, so dass wir ungestört essen und faulenzen können.
                  Weiter geht's und schon ein paar Kilometer später passieren wir die Grenze des Padjelanta-Nationalparks. Von alleine hätten wir das sicherlich nicht bemerkt, mit der nicht zu übersehenden Hinweistafel direkt neben dem Weg ist es hingegen kein Kunststück. Wenn man der Karte glauben darf, dann sind es jetzt noch etwa 4 km bis Sammarlappa.

                  Der Weg ist stellenweise nicht der Beste


                  Wir verlassen den Padjelanta-NP
                  Weiter im Tarradalen

                  Dieser Abschnitt ist allerdings wenig spektakulär und so zieht er sich eine gefühlte Ewigkeit hin. Irgendwann taucht aus dem Nichts dann doch die Sammarlappastugan auf. Direkt am Tarrajakka gelegen, bietet sie einen schönen Ausblick in Richtung Westen, während das Flussufer zum Entspannen und Sonne tanken einlädt. Als wir dann noch den gut sortierten Shop entdecken, in dem es kalte(!) Cola, Schokolade und Kekse zu kaufen gibt, ist vor allem Charlotte überglücklich. Da die letzten 5 Hütten nur über ein sehr eingeschränktes Lebensmittel-Sortiment verfügten, ist Ihr Verlangen nach gezuckerter Blubberbrause mittlerweile ins Unermessliche gestiegen. Ok, das mag vielleicht etwas überspitzt dargestellt sein, aber für jemanden, der nach eigener Aussage auch zu Hause am liebsten stilles Wasser trinkt, finde ich Ihren Cola-Jieper doch recht ausgeprägt. Wobei auch ich zugeben muss, dass ein Getränk mit Kohlensäure und Geschmack nach 5 Tagen Bachwasser eine echte Delikatesse ist. In Kombination mit Sonnenschein und grandioser Umgebung wird daraus dann mein Inbegriff von Urlaub.
                  Tarraätno direkt an der Sammarlappastugan

                  Und nochmal als "kulinarisches Stillleben"

                  Nachdem wir unsere Zucker-Orgie beendet haben, wollen wir schnellstmöglich einen Lagerplatz für die Nacht finden, um auch die letzten Stunden des Tages ohne die Last eines vollbepackten Rucksacks genießen zu können. Wie schon am gestrigen Tag, so sind auch hier die Zeltmöglichkeiten limitiert. Die Hüttenwartin teilt uns mit, dass auf dem weiteren Weg 2 Stellen in Frage kommen. Eine nach etwa 10, die andere nach ungefähr 15 Minuten Fußmarsch. Als wir die erste Stelle erreichen, ist diese jedoch durch ein anderes Zelt belegt. War ja klar! Innerlich stellen wir uns schon darauf ein, dass auch der nächste Platz belegt sein wird. Doch welch ein Wunder: 5 Minuten später erblicken wir direkt am Fluss einen kleinen aber feinen und vor allem leeren Lagerplatz, der daraufhin sofort in Besitz genommen wird. Mit ein wenig Improvisation bekommen wir beide Zelte aufgebaut und so steht dem Abendprogramm nichts mehr im Wege.
                  Nach einem Bad im Fluss betätige ich mich als Baumeister, indem ich das matschige Ufer der Badestelle mit ein paar Steinen und Ästen zu befestigen versuche. Charlotte denkt in diesem Moment wohl nur: Männer!!! Kurze Zeit später muss ich aber auch einsehen, dass diese Aufgabe in keinerlei Verhältnis zu meinen Fähigkeiten steht. Der Schlick ist einfach zu tief und bis zum nächsten Baumarkt sind's wahrscheinlich 200 km. Von der Schmach der Niederlage gezeichnet kehre ich daraufhin zu den Zelten zurück, wo Charlotte bereits das Wasser für's Abendessen auf den Brenner gesetzt hat. Mit Seewolf, Hühnchen in Currysoße und Schokopudding im Magen genießen wir den restlichen Abend...
                  Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 11:50.
                  ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                  Kommentar


                  • Chiloe
                    Fuchs
                    • 19.07.2009
                    • 1411
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                    Tag 10: Kurz hinter Sammarlappa bis 2 km hinter Njunjes (ca. 20 km)
                    Blick zurück

                    Einmal mehr treibt uns die Hitze schon frühzeitig aus den Schlafsäcken. Es sind zwar einige Wolken am Himmel aber im Verlaufe des Vormittags lichtet sich der Himmel zusehends. Es geht weiter durch das Tarradalen, im Vergleich zu gestern ist der Weg aber deutlich steiniger und wir müssen über einige Geröllfelder balancieren, die von den Bergflanken des Tarrekaisemassivs bis über den Weg reichen. Mit Trekkingstöcken und ein wenig Vorsicht ist das aber kein großes Problem. Gegen Mittag erreichen wir die Tarrekaisestugan und gönnen uns auch dort eine Cola und etwas Schokolade. Die Hütte liegt am Tarraure, vom Padjelantaleden und der Haupthütte bis zum Ufer des Sees sind es aber etwa 100 Meter. Nachdem ich Wasser für meine Apfelpfannkuchen organisiert habe, packe ich die Pfanne aus dem Rucksack und mache mich an die Zubereitung. Zum Schluss noch etwas Zimt & Zucker oben drauf, schon kann fürstlich getafelt werden. Lecker!
                    Opferplatz

                    Die Vegetation wird immer dichter

                    Nach der Mittagspause machen wir uns auf die verbleibenden 6 km bis Njunjes. Wenig später sehen wir auf der linken Seite den samischen Opferplatz, der im Reiseführer in Wort und Bild ausführlich beschrieben wird. Bis dorthin ist es allerdings ein gutes Stück und einige Höhenmeter wären auch zu meistern. So begnügen wir uns mit dem Blick aus der Ferne. Von unserem Standpunkt sieht es aus, als hätte man einen Tunnel durch den Berg graben wollen, das Unterfangen aber nach ein paar Metern aufgegeben. Trotzdem eine beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt, dass der Torbogen wohl mit purer Handarbeit aus dem Fels herausgemeißelt wurde. Kurz vor der Njunjesstugan kommt nochmal ein Anstieg, der in der Karte eigentlich recht harmlos aussieht. In Wirklichkeit empfinden wir ihn aber als durchaus anstrengend, was aber daran liegen mag, dass wir bereits 15 km gelaufen sind.

                    Ein letzter grandioser Ausblick!

                    Oben angekommen wird man dann mit einem fantastischen Panoramablick über das Tarradalen belohnt, welcher die Mühe allemal wert ist. Einziger Schandfleck ist eine deutsche Wanderin, die gerade mitten auf dem Weg ihr Geschäft verrichtet . Charlotte, die diesen Anblick als Erstes ertragen muss, leitet mich daraufhin dezent auf einen parallel verlaufenden Pfad um, auf dem uns das männliche Gegenstück -zum Glück mit geschlossener Hose- sogleich in ein Gespräch verwickeln will. Wir gehen nicht großartig darauf ein und sehen stattdessen zu, dass wir Land gewinnen. Nach einem steilen Abstieg erreichen wir die auf einem Felsplateau gelegene Njunjesstugan und legen eine kurze Trink- und Kartenpause ein. Die Fjällkartan verrät uns, dass der Tarraätno und der Padjelantaleden in etwa 2 km wieder aufeinandertreffen und wir hoffen, an dieser Stelle eine geeignete Zeltmöglichkeit zu finden. Unsere Hoffnungen werden zum Glück nicht enttäuscht, denn genau an dieser Stelle befinden sich mehrere kleine Grasflächen in unmittelbarer Flussnähe und sogar eine Mülltonne ist vorhanden. Schnell sind die Zelte aufgebaut und wir verbringen einen weiteren ungestörten und sonnigen Abend...
                    Einmal mehr Sonnenuntergang am Fluss
                    Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 12:06.
                    ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                    Kommentar


                    • Chiloe
                      Fuchs
                      • 19.07.2009
                      • 1411
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                      Tag 11: 2 km hinter Njunjes bis Kvikkjokk (ca. 11 km zu Fuß, 3 km per Boot)
                      Auf der heutigen und gleichzeitig letzten Etappe geht's für uns zurück in die Zivilisation. Da nur noch 11 km zu laufen sind, machen wir uns am späten Vormittag auf den Weg, damit wir das Nachmittags-Boot nach Kvikkjokk erreichen.
                      Verlaufen ausgeschlossen

                      Ob da wirklich alle reinpassen?

                      Die letzten Kilometer des Padjelantaleden sind relativ unspektakulär. Der Pfad hat an vielen Stellen Quad- bzw. Skidoobreite und führt größtenteils durch borealen Nadelwald. Rechtzeitig erreichen wir die Anlegestelle, wo bereits ein bunter Haufen ausnahmslos deutsch sprechender Wanderer auf die Ankunft des Bootes wartet. Um kurz nach 2 trifft schließlich der Fährmann ein und nachdem 10 Personen inklusive Gepäck irgendwie in seiner Nussschale Platz gefunden und jeweils 100 Kronen den Besitzer gewechselt haben, erreichen wir kurze Zeit später Kvikkjokk. Vom Bootsanleger bis zur STF-Fjällstation sind es etwa 400 Meter. Die Station ist die mit Abstand Größte der Tour, wenngleich Abisko als Endpunkt der letztjährigen Tour nochmal in einer anderen Liga spielt. Ein großer Vorteil an Kvikkjokk ist aber, dass sich etwa 70 Meter südöstlich des Haupthauses eine Grasfläche befindet, auf der man kostenlos zelten darf. Allerdings muss man etwas Glück haben, um einen der wenigen ebenen Plätze auf dem ansonsten leicht abschüssigen Gelände zu bekommen. Die sanitären Anlagen der Station darf man dann zwar nicht benutzen aber der etwa 20 Meter entfernte Gamajahka reicht zur Körper- und Ausrüstungspflege allemal.
                      Finaler Campingplatz

                      Beim Abendessen kommen wir mit einem deutschen Paar aus Hamburg ins Gespräch, welches ebenfalls den Padjelantaleden gelaufen ist und dessen männlicher Part vor geraumer Zeit im Forum aktiv war. Als wir erzählen, dass wir wahrscheinlich einen Reisebericht über die Tour verfassen werden, verspricht er, nach Jahren der Abstinenz auch mal wieder bei den Outdoorseiten vorbeizuschauen. Ein Beweis dafür darf in Form eines kurzen "Bekennerschreibens" unter dem Bericht gerne erbracht werden...
                      Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 12:08.
                      ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                      Kommentar


                      • Chiloe
                        Fuchs
                        • 19.07.2009
                        • 1411
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                        Tag 12: Kvikkjokk

                        Auf Grund der Tatsache, dass Charlottes Knöchel die Strapazen der Tour erstaunlich gut weggesteckt hat und wir am siebten Tag bis Tuottar gekommen sind, haben wir nun einen freien Tag in Kvikkjokk vor uns. Wir nutzen ihn, indem wir die Ausrüstung von groben Verschmutzungen befreien und auch die Anziehsachen für die morgige Rückreise in einen sauberen und wohlriechenden Zustand bringen. Während die Klamotten im Wind trocknen, bleibt genügend Zeit, um Kvikkjokk ein wenig zu erkunden. Wirklich viel gibt es nicht zu entdecken aber was will man bei so einem kleinen Ort mitten im schwedischen Niemandsland schon Großartiges erwarten? So kehren wir nach der Besichtigung der Kirche im örtlichen Schnellrestaurant ein, welches gleichzeitig Supermarkt, Museum und Dorfkneipe zu sein scheint. Der Hamburger mit Pommes, den sich Charlotte bestellt, sieht echt lecker aus und auch geschmacklich erfüllt er Ihre Erwartungen. Ich habe irgendwie noch keinen Hunger. Wahrscheinlich liegt mir das halbe Kilo Haferpampe vom Morgen noch zu schwer im Magen. So belasse ich's bei einem Getränk und schnorre ein paar frittierte Kartoffelstäbchen von Charlottes Teller. Im Anschluss besorgen wir noch ein paar Dinge für's Abendessen und gehen zurück zum Zeltplatz. Das Hamburger Pärchen fährt ebenfalls erst am nächsten Tag nach Stockholm zurück und hat sich für die letzte Nacht den Luxus eines Zimmers in der Fjällstation gegönnt. Hoffentlich haben sie sich ein Doppelzimmer genommen oder aber mehr Glück mit Ihren Mitbewohnern, als ich es im letzten Jahr in Abisko hatte. Auf Lesbenaction und schnarchende Omis können die Beiden wahrscheinlich ebenso gut verzichten, wie ich.
                        Als das letzte Abendessen verspeist und die verbliebenen Gasvorräte einen neuen Besitzer gefunden haben, verkriechen wir uns ein letztes Mal in unsere Schlafsäcke...
                        Zuletzt geändert von Chiloe; 07.08.2011, 12:09.
                        ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                        Kommentar


                        • Chiloe
                          Fuchs
                          • 19.07.2009
                          • 1411
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                          Tag 13/14: Rückreise
                          Nachdem wir die Zeit bis zur Abfahrt des Busses im lokalen Schnellrestaurant totgeschlagen haben, geht es über feinste Schotter- und Schlaglochpisten zunächst nach Jokkmokk -im Vergleich zu Kvikkjokk eine wahre Metropole- und schließlich weiter nach Murjek, wo wir um halb 8 am Abend in den Nachtzug zurück nach Stockholm steigen. Für die Rückreise haben wir uns für Sitzplätze entschieden, da diese mit 106 Kronen pro Person unwiderstehlich günstig waren. Leider müssen wir uns den Wagen mit einer Schulklasse teilen, sodass fast alle Plätze belegt sind und wir bis in die Morgenstunden mit Handylärm und Gequatsche beschallt werden. Einzig der Lehrer des pubertären Haufens schlummert die ganze Zeit seelig vor sich hin. Als wir endlich in Stockholm ankommen, bummeln wir noch ein wenig in der Stadt, bevor der Flieger zurück nach Berlin geht. Die Krönung ist dann die Fahrt mit der Deutschen Bahn, denn aus 22.37 Uhr, der geplanten Ankunft in Hannover, wird letztendlich 01:04 Uhr. Ein Blitz hat irgendwo auf der Strecke ein Stellwerk lahmgelegt und so geht's in "gemäßigtem Tempo" über Magdeburg und Braunschweig Richtung Heimat. Naja, so gibt`s zumindest die Hälfte des Geldes zurück.
                          Nachdem ich mich von Charlotte verabschiedet habe, gehe ich die letzten Meter in die Südstadt und lasse die Reise genau dort enden, wo sie begonnen hat: In meinem Bett...
                          Zuletzt geändert von Chiloe; 11.08.2011, 22:37.
                          ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                          Kommentar


                          • Chiloe
                            Fuchs
                            • 19.07.2009
                            • 1411
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                            Epilog
                            Tja, das war also der Reisebericht unserer diesjährigen Schwedentour. Dass ich die Abreise verschlafen habe, ist natürlich ultimativ blöd gelaufen. Einzig die Tatsache, dass wir dadurch in den Genuss einer Hinfahrt im Schlafwagen gekommen sind, ließe sich als positiver Punkt anführen. Im Nachhinein muss ich nämlich sagen, dass ich dieser Variante bei künftigen Reisen den klaren Vorzug geben werde, sofern sie auch bei frühzeitiger Buchung nicht exorbitant teurer als die anderen Plätze im Zug ist. Das Plus an Platz, Komfort und Intimssphäre war den von uns gezahlten Aufpreis allemal wert.
                            Zur Strecke: Insgesamt ist der Padjelantaleden nicht die erste Wahl für Freunde des Hochfjälls, wenngleich die wenigen hochgelegenen Abschnitte die Reise fast schon wert sind. Außerdem machen die verschiedenen Landschaftsformen, die man auf dem Weg durchwandert, ebenfalls den Reiz der Strecke aus. Hierzu muss man aber sagen, dass wir mit dem Wetter insbesondere im letzten Streckenabschnitt großes Glück hatten, denn bei Dauerregen durch Birken- und Fichtenwald zu latschen, ist sicherlich ein eher frustranes Erlebnis.
                            Der Schwierigkeitsgrad und die Etappenlängen sind absolut vergleichbar mit dem nördlichen Kungsleden, der Weg ist also auch für absolute "Durchschnittswanderer" geeignet. Fjällkartan und Kompass sollten trotz eindeutiger Wegführung auf der Packliste zu finden sein, ein GPS oder anderes Spezialequipment braucht man aber nicht unbedingt.
                            Apropos Equipment: Auch auf dieser Reise gab es zum Glück keine Totalausfälle zu vermelden. Einzig Charlotte war mit der Lüftung Ihres Vaude Taurus Ultralight nicht zufrieden, denn das Fußteil Ihres Schlafsacks war fast jeden Morgen mindestens klamm. Hinzu kommt noch meine Primus Litech Pfanne, die nach der Mittagspause in Tarrekaise liegengeblieben ist. Das ist aber nicht der Pfanne an sich (super Teil!), sondern vielmehr der Schusseligkeit Ihres (ehemaligen) Besitzers anzulasten.
                            Besonders ausgezeichnet haben sich erneut die üblichen Verdächtigen, die ich bereits im letztjährigen Reisebericht mit ein paar warmen Worten bedacht habe. Hinzu kommen Charlottes Trekkingstöcke, die Fizan Compact, die trotz vergleichsweise geringem Gewicht und Preis eine gute Figur gemacht haben. Für Leute mit meiner Größe und entsprechendem Gewicht sind die Stöcke zwar zu kurz und wahrscheinlich auch zu fragil aber Charlotte war rundum zufrieden. Ebenfalls positiv erwähnen möchte ich Drytech's Real Turmat. Ist wahrlich nicht die erste Lobhudelei, die dieses Produkt bei den Outdoorseiten erfährt, trotzdem nochmal ein kurzes Statement meinerseits: Top Geschmack, abwechslungsreiche Zutaten, einfache Zubereitung! Was will man mehr? Für das Gebotene geht auch der Preis in Ordnung. Wer sich allerdings nicht daran stört, wenn es 2 Wochen lang nur Nudeln oder Reis mit Soße gibt, der wird auch für einen Bruchteil des Geldes mit den Fertiggerichten vom LIDL zufrieden sein, welche es auf dieser Tour jeden zweiten Abend gab und deren Anteil sich auf folgenden Reisen wohl weiter verringern wird.
                            Zum Schluss sei noch mein Schlafsack (ein Western Mountaineering Badger) erwähnt, der mich ebenfalls vollends überzeugt hat. Als ich ihn gekauft habe, hatte ich ehrlich gesagt ein mulmiges Gefühl, denn er war stark reduziert und da man die Säcke von Western Mountaineering sonst fast nur zum offiziellen Preis findet, fragt man sich zwangsläufig: Ist der nur so günstig, weil ihn keiner haben will? Und wenn ja, warum nicht? Soll ich doch besser den Apache nehmen, zu dem gibt's immerhin diverse Testberichte im Forum?
                            Letztendlich war das Angebot aber zu verlockend und mittlerweile habe ich auch keinen Zweifel mehr, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Für unruhige Schläfer wie mich, die dazu noch leicht klaustrophobisch veranlagt sind, ist dieser Schlafsack einfach ideal und die Qualität ist WM-typisch hervorragend. Und wie ich schon in diversen Beiträgen betont habe, ist ein 1-Personen-Setup bestehend aus Kaitum 2, Badger und ProLite Plus large sicherlich nicht das Leichteste aber für mich persönlich genau der richtige Kompromiss aus Gewicht und Komfort, solange das Reiseziel Skandinavien in Spätsommer bzw. Frühherbst heißt.

                            So, das soll's jetzt gewesen sein.
                            Nochmal ein großes Dankeschön an Charlotte, die mir nach der Pleite am ersten Tag nicht den Kopf abgerissen hat. Ich denke, es war trotzdem eine sehr schöne Tour. Vielleicht ist der Sarek dann im nächsten Jahr fällig...

                            Gruß
                            Markus
                            Zuletzt geändert von Chiloe; 18.09.2010, 20:19.
                            ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                            Kommentar


                            • silversheep
                              Gerne im Forum
                              • 29.03.2007
                              • 90
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                              Hört sich spannend an, ich freue mich auf den Rest. Aber mit kaputten Bändern in den Sarek zu ziehen, halte ich aus Eigener Erfahrung für leicht fahrlässig...

                              Kommentar


                              • Chiloe
                                Fuchs
                                • 19.07.2009
                                • 1411
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                                Aber mit kaputten Bändern in den Sarek zu ziehen, halte ich aus Eigener Erfahrung für leicht fahrlässig...
                                Darum ist es auch der Padjelantaleden geworden. Titel nicht gelesen?
                                ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                                Kommentar


                                • silversheep
                                  Gerne im Forum
                                  • 29.03.2007
                                  • 90
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                                  Oh, hatte Ritsem und Kvikkjokk gelesen, da war's um mich geschehen ;)

                                  Kommentar


                                  • paddel
                                    Fuchs
                                    • 25.04.2007
                                    • 1880
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                                    Sehr geschickt angelegt. Ich hoffe die Platzhalter füllen sich auch
                                    Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                                    vorausgesetzt man hat die Mittel.

                                    W.Busch

                                    Kommentar


                                    • Dogeared
                                      Erfahren
                                      • 22.05.2009
                                      • 306
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                                      Hej!


                                      Ja - deswegen sind wir auch den Padjelantaleden gelaufen mit der Option entweder umzukehren, wenn es gar nicht geht oder den Heli zu nehmen - aber eigentlich war es halb so schlimm - man muss eben nur ein wenig aufs Bein hören und Chiloe hat sich mir da netterweise sehr gut angepasst, sodass wir trotzdem recht flott voran gekommen sind
                                      Und der Arzt hat Recht behalten - ich kann schon wieder joggen gehen
                                      Man muss einfach mal Glück haben

                                      @paddel: ich kann Dir versichern, dass die anderen Teile noch kommen - habe sie schon teilweise gelesen, sie müssen nur noch in ein ansprechendes, mit Photos bestücktes Format gebracht werden

                                      @Chiloe: Das mit den Platzhaltern finde ich sehr gut, dann muss man nicht immer ganz durchscrollen!
                                      Hike My Hike, Damn it!
                                      Meine Reiseberichte

                                      Kommentar


                                      • Chiloe
                                        Fuchs
                                        • 19.07.2009
                                        • 1411
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [SE] Padjelantaleden 2010; Ritsem bis Kvikkjokk

                                        So, die ersten Wandertage sind eingefügt. Wenn ich mit Dogeared die letzten Photos getauscht habe, könnte sich diesbezüglich noch was ändern. Ansonsten hoffe ich, dass der Anfang schon mal gefällt...
                                        Und falls nicht, dann ist es mir auch egal !
                                        ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X