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Mitreisende | |
Land: Schweden
Reisezeit: Juli
Region/Kontinent: Nordeuropa
Dieser Trip auf dem südlichen Bohusleden sollte meine erste Solotour werden, von kurz hinter Göteborg bis Munkedal oder Dingle, also bis kurz hinter dem Ende des südlichen Trailabschnitts.
Das Solowandern als solches hat gut geklappt, Motivationsprobleme hatte ich eigentlich nie, allerdings hat mich ein verletzter Fuß nach ca. 2/3 der Strecke zum Aufgeben in Uddevalla gezwungen. Den Reisebericht für die Strecke Uddevalla-Dingle und den restlichen nördlichen Trailabschnitt kann ich dann hoffentlich nächstes Jahr nachreichen
Ansonsten war der Trip geprägt von einigen Pannen, die aber glücklicherweise nur zum Teil auf Planungsfehler zurückzuführen waren.
Tag 1
Anreise per Lufthansa nach Göteborg Landvetter. Von dort mit dem Flygbus bis Kungsportsavenyn (direkt an der Haltestelle liegt ein sonntags geöffnetes Turistbyrå, und keine 500m weiter die Naturkompaniet, ebenfalls mit Sonntagsöffnungszeiten). Nicht weit von der Avenyn liegt die Centralstation, und dahinter das Busterminal Nils Ericsson Terminalen. Wer nichts mehr bei der Naturkompaniet kaufen muss, kann auch mit dem Flygbus direkt bis zur Centralstation durchfahren.
Von dort aus ging es mit dem Linienbus nach Angereds Kyrka, dem Anfangspunkt von Etappe 6. Die südlicheren Etappen habe ich mir gespart, da mein Ziel war mich möglichst schnell von der Großstadt zu entfernen. Hier trat bereits das erste Problem der Reise auf, nämlich eine fehlerhafte Kreditkarte ohne die man im Bus keine Fahrkarte kaufen kann. Fahrkarte gegen Bargeld gibt es nur im Terminal beim Västtraffik-Schalter.
Von der Bushaltestelle Angereds Kyrka aus sieht man bereits die orange Wegmarkierung. Es ging zunächst noch ein Stück weit durch bewohntes Gebiet und hügeliges Wiesen- und Weideland sowie ein kleines Wäldchen, bevor der Weg am Store Mölnesjön in den Wald abzweigt.
Vorbei an der Badestelle erreicht man wenig später den "Kanuübergang" an Wegpunkt 6. Hier wurde spekuliert, um was es sich bei einem Kanuübergang handeln könnte - es ist tatsächlich eine Stelle an der man sein Kanu tragen muss, um den Übergang vom einen See zum anderen zu schaffen, für Wanderer also eher unbedeutend.
Das Gelände wird etwas hügeliger und nach relativ kurzer Zeit ist der Windschutz am Gäddevatten erreicht, wo ich für diese Nacht das Lager aufgeschlagen habe.
Schon trat das nächste Problem auf: Die hier beschriebene Konstruktion aus zwei Wasserbehältern und dem Aquamira-Filter funktioniert zwar prinzipiell, aber nicht vernünftig mit meinem Trinksystem (Schlauchdurchmesser falsch), so dass das ganze immer wieder auseinanderfällt und während des Filtervorgangs ununterbrochen festgehalten werden muss. Beim Testfiltern zuhause ging es noch, aber jetzt leider nicht mehr. Ärgerlich, aber nicht schlimm, so lange dauert es ja nicht etwas über 2 Liter zu filtern.
Tag 2
Der Weg führt weiter durch recht einfaches, bewaldetes Gelände. Hier ist mir prompt der erste Elch über den Weg gelaufen, hab ihn beim Fressen auf einer Wiese am Trail gesehen, vielleicht 15m entfernt. Leider geflüchtet, bevor ich die Kamera in der Hand hatte.
Der Trail trifft nun bei Jennylund wieder auf die Straße. Ab jetzt geht es fast nur noch bergab zum Ort Bohus, wo man den Götaälv überquert und sich nun in Kungälv befindet.
Auf der Insel Fästningsholmen kann man einerseits die Ruine der Festung Bohus besichtigen, andererseits gibt es dort Campingplatz und Jugendherberge. Wer hier nicht übernachten will, sollte zumindest Wasser aufnehmen, auf dem nächsten Streckenstück gibt es keine zuverlässige Wasserquelle (bzw. wenn, habe ich sie nicht gefunden). Direkt nach der Kirche von Kungälv steigt der Weg steil an und führt ins Naturreservat Svarte Mosse am gleichnamigen See. Der See ist klein und zugewuchert und das Wasser meiner Ansicht nach nicht trinkbar. An der Kaffeestube gibt es einen Wasserhahn, der allerdings nur zu den Öffnungszeiten zugänglich ist.
Wer dem Bohusleden noch ca. 1km folgt kommt auf einem Hügel zum ehemaligen Gehöft Kålebacka, wo es eine Hütte mit Feuerstelle gibt, die extra für Fernwanderer vorgesehen ist, sowie ein Plumpsklo. Hier gibt es leider kein Wasser.
Die Hütte enthält außer etwas Brennholz nur eine Holzbank die Platz für zwei Personen bietet, ein bis zwei weitere können bei Bedarf auf dem Boden Platz finden.
Die Füße fangen an, ein wenig weh zu tun, dafür wirkt der Rucksack schon etwas leichter :-)
Tag 3
Heute sollte es bis Grandalen gehen, also die komplette Etappe 7.
Es geht zunächst durch Mischwald in Richtung des Wegpunkts 4. Dort soll der Berg Aleklätten einen schönen Ausblick über die Umgebung bieten. Leider hab ich offenbar die Abzweigung verpasst die man nehmen muss um den Weg auf den Berg zu finden. Ein zunächst vielversprechender Trampelpfad verliert sich schließlich auf einer abgeholzten Fläche unterhalb des Gipfels.
Nachdem man den Berg umrundet hat führt der Pfad aus dem Wald über eine abgeholzte Fläche mit reichlich Sumpflöchern und schlechter Markierung bevor die Straße von Kungälv nach Diseröd gekreuzt wird.
Jetzt wechselt sich Mischwald ab mit Blumenwiesen die mir teilweise bis über die Hüfte reichten. Kurz hinter dem Dorf Rostock befindet sich rechts des Weges ein Hügelgräberfeld aus der Eisenzeit, ebenfalls inmitten einer gigantischen Blumenwiese.
Ein paar Kilometer später war erst einmal Mittagspause am Römesjön angesagt. Es gibt kurz vor dem offiziellen Badeplatz eine winzige Bucht, die eigentlich auch viel schöner ist als der offizielle Strand. Baden, Wasser filtern, kurze Pause, und weiter geht’s, es sind ja noch ein paar Kilometer.
In Grandalen stellte sich erstmals für mich völlig klar heraus, dass die in der Broschüre vorgeschlagenen Etappen sich keineswegs dazu eignen als Tagesetappen geplant zu werden, das „Etappenziel“ liegt nämlich mitten auf einer Kreuzung ohne brauchbare Übernachtungsmöglichkeit oder überhaupt irgendwas in der Nähe.
Hier fiel die Entscheidung weiterzugehen bis zum Windschutz am Tvängen und dort die Nacht zu verbringen.
Der Trail steigt sofort steil an und das Gelände wird anstrengender. Die in der Wegbeschreibung angekündigten Katen-Ruinen sind tatsächlich bis auf eine nur noch Steinhaufen im Wald.
Ziemlich erschöpft wurde jetzt noch schnell das Innenzelt im Windschutz aufgebaut um einen Insektenschutz für die Nacht zu haben. Die Nacht selbst war relativ unruhig, weil irgendein Raubtier unten am See Vögel gejagt hat und ich abwechselnd von Vogelgeschrei und (Raub)Tiergeräuschen die ich nicht eindeutig zuordnen kann geweckt wurde. Dafür hatte ich einen netten Ausblick aus meinem Moskitozelt auf eine Horde Mäuse die in der Morgendämmerung in, vor und auf dem Vindskydd rumgeklettert sind.
Tag 4
Morgens Aufbruch richtung Bottenstugan mit dem Vorhaben mich dort etwas auszuruhen. Durch Moorlandschaft und Mischwald geht es an einigen schönen Seen vorbei bis man schließlich die Bottenstugan erreicht. Von dem in der Broschüre beschriebenen Steinhaus ist nichts zu sehen, auffindbar ist nur ein verschlossenes rotes Holzhaus mit dem Schild „Bottenstugan“.
Da es noch relativ früh und das Gelände bei der Bottenstugan nicht besonders hübsch war, fiel der Entschluss weiterzugehen bis Lysevatten.
Im Nachhinein nach der schon unfreiwillig verlängerten Etappe des Vortags eine ziemlich blöde Idee, andererseits war nicht unmittelbar absehbar was jetzt folgen würde.
Der Weg geht erstmal weiter bergauf, die Etappe wird allerdings sehr schnell zur anstrengenden Kletterpartie auf Steigungen/Gefällen von teilweise deutlich über 45%. Streckenweise ist ein Weg im prinzip nicht vorhanden, mehrfach war er von umgefallenen Bäumen versperrt die über- oder unterklettert werden mussten, weil ein Umgehen in dem Gelände nicht möglich war.
Die großartigen Ausblicke die man für seine Anstrengungen geboten bekommt, entschädigen einen aber ausreichend :-)
Nachdem der Trail wieder auf die Straße trifft, hat man die Möglichkeit an dem eingezeichneten Rastplatz zu nächtigen, wo es Badestelle, Vindskydd und Toilette gibt. Da der Windschutz belegt war, bin ich noch ein Stück weitergegangen und habe das Zelt für die Nacht an einem Strand am oberen Rödvatten aufgestellt, kurz vor dem Etappenende.
Hier ist dann beim abendlichen Wasserfiltern leider der Filter kaputtgegangen (Gewinde am Vorfilter-Element gerissen, Wasser läuft jetzt außen am Filter vorbei anstatt durch). Wie sich herausgestellt hat, ist das Seewasser aber auch ungefiltert zum Trinken und Kochen geeignet.
Nachts hatte ich hier die Gelegenheit, kurz einen Fuchs beim Jagen zu beobachten, bzw. ihn später immer wieder an meinem Zelt vorbeilaufen zu hören beim Versuch am Ufer irgendwas zu fangen.
Tag 5
Gut ausgeruht ging es weiter, nunmehr mit einer veränderten Etappenplanung, die nichts mehr mit den vorgegebenen Etappen zu tun hatte.
Ziel war entweder der Windschutz am Djupevatten oder die angekündigte Jugendherberge in Backamo.
Es zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen, ein, zwei Mal bringt das Gelände mich zu Fall und der rechte Knöchel muss bandagiert werden um drauf weiterlaufen zu können. Trotzdem entscheide ich mich nach einer kurzen Kaffeepause mit zwei entgegenkommenden Schweden dazu, noch nach Backamo zu wanern und dort einen Tag Pause zu machen.
Es geht jetzt durch offenes Gelände mit wenig Wald und viel Sumpf, wobei ich erfahren habe dass ein 20cm breites Sumpfloch durchaus auch mal ebenso tief sein kann. Wasser läuft in meinen Stiefel, der bis weit über den Knöchel verschwunden ist. Und weil Wasser von unten nicht reicht, hat es natürlich genau jetzt angefangen zu regnen. Einen Poncho mitzunehmen war die falsche Entscheidung, nächstes Mal kommt Regenjacke und -hose mit. Zu flatterig, zu unflexibel, zu oft im Weg. Wie sich zeigt sind meine Schuhe auch nicht wasserdicht, habe wohl doch nicht ausreichend imprägniert. Die letzten Kilometer bis Backamo im strömenden Regen sind eine Qual. Der Weg ist schlecht ausgeschildert, deshalb folge ich der Straße.
Angekommen am Backamo Lagerplats gibt es keinen Hinweis auf ein Vandrarhem, äußerlich sieht das ganze eher wie ein großes Heimatmuseum aus.
Die Nachfrage im Café auf dem Gelände ergibt, dass wohl ein Vandrarhem existiert, allerdings hat es keine Öffnungszeiten und es gibt auch kein Personal. Da ich völlig durchnässt war und offenbar recht fertig aussah, hat der Cafébesitzer freundlicherweise für mich telefoniert und jemanden gefunden der einen Schlüssel hatte und bereit war vorbei zu kommen.
So kam ich denn immerhin noch zu einer heißen Dusche, einem großen Köttbullar-Smörgås im Café und einem richtigen Bett.
Tag 6
Pause in Backamo, ein bisschen in der Umgebung rumlaufen um die Füße nicht einrosten zu lassen und die Fortsetzung des Trails suchen, Klamotten waschen und trocknen.
Tag 7
Mein Frühstücksmüsli schmeckt komisch, irgendwas ist nicht in Ordnung damit. War gezwungen Teile meines Proviants zu entsorgen ohne unmittelbar Ersatz beschaffen zu können. Aber man hat ja genug Müsliriegel in Reserve, bis man mal einen Laden findet...
Der Trail ist in Backamo nicht ausgeschildert, also die Straße ein Stück zurück und über Måröd wieder auf den Wanderweg. Hier liegt der Aussichtspunkt Måröd Lyseberg, der leider ein mal mehr nicht ausgeschildert ist. Es gibt mehrere unterschiedlich farbig markierte Wege auf den Berg die sich irgendwann teilen, wobei unklar bleibt welchem man folgen muss. Also umgedreht ohne auf dem Aussichtspunkt gewesen zu sein.
Der Weg am Store Väktor vorbei macht keine Probleme, ich komme gut voran und kann die Aussicht auf den See, und den Weg durch die ehemalige Kulturlandschaft mit ein paar Hinterlassenschaften mittelalterlicher Bauernhöfe genießen.
Im Verlauf der Strecke bei den Seen Store Galten und Bjuvattnet wurde abgeholzt und bis auf die Markierungen existiert hier momentan kein Weg, das Ganze verkommt zur Stolperpartie durch Unterholz und Erdlöcher, die mir nun auch noch einen schmerzenden linken Knöchel einbringt.
Nach einer sehr erholsamen Pause am Bjuvattnet nehme ich das letzte Teilstück des Tages in Angriff mit dem Ziel Vindskydd Stenshult. Kurz vor meinem Ziel lag der letztlich tourbeendende Kieselstein, denn viel mehr war es eigentlich nicht. Allerdings bin ich so ungeschickt darauf aufgekommen, dass ich zunächst dachte, ich hätte mir einen Mittelfußknochen gebrochen. Die letzten zwei Kilometer bis zum Windschutz waren nicht sonderlich angenehm.
Hier fiel mir abends dann noch als weitere Kleinigkeit auf, dass mein Handy den Geist aufgegeben hatte.
Tag 8
Ich folge dem Trail weiter richtung Uddevalla. Der Streckenverlauf führt bei Glimminge tatsächlich mitten durch eine Motocross-Anlage, was ich ehrlich gesagt grenzwertig wahnsinnig finde, außerdem ist der Weg hier nicht markiert – es gibt zwar ein Schild, dass darauf hinweist, man solle nicht den orangen Markierungen folgen (alter Wegverlauf, endet jetzt wohl an der E6), sondern dem rot-weißen Band, allerdings hängt auf dem Gelände überall rot-weißes Flatterband rum.
Ich merke trotz mehrerer Pausen, dass mein Fuß nicht besser wird und entscheide mich letztendlich der Straße nach Uddevalla zu folgen und nach Göteborg zurückzukehren. Die vor mir liegenden Etappen über Övre Trästickeln und Viksjön hätte ich so vermutlich nicht bewältigen können bzw. wollte es auch nicht riskieren es drauf ankommen zu lassen.
In Uddevalla stellte sich wieder das Problem, dass ich mit meiner Kreditkarte keine Fahrkarte kaufen kann, und einen Schalter gibt es nicht. Glücklicherweise fand sich ein netter Schwede, der bereit war, mir im Tausch gegen Bargeld mit seiner Kreditkarte eine Fahrkarte zu kaufen.
Epilog
Es brauchte dann noch zwei Anrufe bei der schwedischen Lufthansa-Niederlassung um einen früheren Flug zu bekommen (Göteborg ist zwar schön, aber 5 Tage ungeplanter Aufenthalt dort wären mir zu viel gewesen), und zwei Nächte im Hotel (nur weil das Zimmer 1200 Kronen kostet, bedeutet das nicht, dass man es nicht auch für 700 bekommen kann ) bis ich wieder auf dem Weg nach Hause war.
Fazit
Trotz aller kleinen Pannen und trotz verfrühtem Tourende war es ein toller Urlaub, der wenn es irgendwie geht nächstes Jahr fortgesetzt wird. Ich habe immerhin 2/3 der geplanten Strecke oder rund 100km geschafft (zuzüglich Umwege und Abstecher), von daher bin ich ganz zufrieden. Aus den gemachten Fehlern hab ich gelernt und bis nächstes Jahr wird auch sicher noch mal einiges an der Ausrüstung geändert
Danke fürs Lesen, ich freue mich natürlich über Kommentare!
Patrick
Reisezeit: Juli
Region/Kontinent: Nordeuropa
Dieser Trip auf dem südlichen Bohusleden sollte meine erste Solotour werden, von kurz hinter Göteborg bis Munkedal oder Dingle, also bis kurz hinter dem Ende des südlichen Trailabschnitts.
Das Solowandern als solches hat gut geklappt, Motivationsprobleme hatte ich eigentlich nie, allerdings hat mich ein verletzter Fuß nach ca. 2/3 der Strecke zum Aufgeben in Uddevalla gezwungen. Den Reisebericht für die Strecke Uddevalla-Dingle und den restlichen nördlichen Trailabschnitt kann ich dann hoffentlich nächstes Jahr nachreichen
Ansonsten war der Trip geprägt von einigen Pannen, die aber glücklicherweise nur zum Teil auf Planungsfehler zurückzuführen waren.
Tag 1
Anreise per Lufthansa nach Göteborg Landvetter. Von dort mit dem Flygbus bis Kungsportsavenyn (direkt an der Haltestelle liegt ein sonntags geöffnetes Turistbyrå, und keine 500m weiter die Naturkompaniet, ebenfalls mit Sonntagsöffnungszeiten). Nicht weit von der Avenyn liegt die Centralstation, und dahinter das Busterminal Nils Ericsson Terminalen. Wer nichts mehr bei der Naturkompaniet kaufen muss, kann auch mit dem Flygbus direkt bis zur Centralstation durchfahren.
Von dort aus ging es mit dem Linienbus nach Angereds Kyrka, dem Anfangspunkt von Etappe 6. Die südlicheren Etappen habe ich mir gespart, da mein Ziel war mich möglichst schnell von der Großstadt zu entfernen. Hier trat bereits das erste Problem der Reise auf, nämlich eine fehlerhafte Kreditkarte ohne die man im Bus keine Fahrkarte kaufen kann. Fahrkarte gegen Bargeld gibt es nur im Terminal beim Västtraffik-Schalter.
Von der Bushaltestelle Angereds Kyrka aus sieht man bereits die orange Wegmarkierung. Es ging zunächst noch ein Stück weit durch bewohntes Gebiet und hügeliges Wiesen- und Weideland sowie ein kleines Wäldchen, bevor der Weg am Store Mölnesjön in den Wald abzweigt.
Vorbei an der Badestelle erreicht man wenig später den "Kanuübergang" an Wegpunkt 6. Hier wurde spekuliert, um was es sich bei einem Kanuübergang handeln könnte - es ist tatsächlich eine Stelle an der man sein Kanu tragen muss, um den Übergang vom einen See zum anderen zu schaffen, für Wanderer also eher unbedeutend.
Das Gelände wird etwas hügeliger und nach relativ kurzer Zeit ist der Windschutz am Gäddevatten erreicht, wo ich für diese Nacht das Lager aufgeschlagen habe.
Schon trat das nächste Problem auf: Die hier beschriebene Konstruktion aus zwei Wasserbehältern und dem Aquamira-Filter funktioniert zwar prinzipiell, aber nicht vernünftig mit meinem Trinksystem (Schlauchdurchmesser falsch), so dass das ganze immer wieder auseinanderfällt und während des Filtervorgangs ununterbrochen festgehalten werden muss. Beim Testfiltern zuhause ging es noch, aber jetzt leider nicht mehr. Ärgerlich, aber nicht schlimm, so lange dauert es ja nicht etwas über 2 Liter zu filtern.
Tag 2
Der Weg führt weiter durch recht einfaches, bewaldetes Gelände. Hier ist mir prompt der erste Elch über den Weg gelaufen, hab ihn beim Fressen auf einer Wiese am Trail gesehen, vielleicht 15m entfernt. Leider geflüchtet, bevor ich die Kamera in der Hand hatte.
Der Trail trifft nun bei Jennylund wieder auf die Straße. Ab jetzt geht es fast nur noch bergab zum Ort Bohus, wo man den Götaälv überquert und sich nun in Kungälv befindet.
Auf der Insel Fästningsholmen kann man einerseits die Ruine der Festung Bohus besichtigen, andererseits gibt es dort Campingplatz und Jugendherberge. Wer hier nicht übernachten will, sollte zumindest Wasser aufnehmen, auf dem nächsten Streckenstück gibt es keine zuverlässige Wasserquelle (bzw. wenn, habe ich sie nicht gefunden). Direkt nach der Kirche von Kungälv steigt der Weg steil an und führt ins Naturreservat Svarte Mosse am gleichnamigen See. Der See ist klein und zugewuchert und das Wasser meiner Ansicht nach nicht trinkbar. An der Kaffeestube gibt es einen Wasserhahn, der allerdings nur zu den Öffnungszeiten zugänglich ist.
Wer dem Bohusleden noch ca. 1km folgt kommt auf einem Hügel zum ehemaligen Gehöft Kålebacka, wo es eine Hütte mit Feuerstelle gibt, die extra für Fernwanderer vorgesehen ist, sowie ein Plumpsklo. Hier gibt es leider kein Wasser.
Die Hütte enthält außer etwas Brennholz nur eine Holzbank die Platz für zwei Personen bietet, ein bis zwei weitere können bei Bedarf auf dem Boden Platz finden.
Die Füße fangen an, ein wenig weh zu tun, dafür wirkt der Rucksack schon etwas leichter :-)
Tag 3
Heute sollte es bis Grandalen gehen, also die komplette Etappe 7.
Es geht zunächst durch Mischwald in Richtung des Wegpunkts 4. Dort soll der Berg Aleklätten einen schönen Ausblick über die Umgebung bieten. Leider hab ich offenbar die Abzweigung verpasst die man nehmen muss um den Weg auf den Berg zu finden. Ein zunächst vielversprechender Trampelpfad verliert sich schließlich auf einer abgeholzten Fläche unterhalb des Gipfels.
Nachdem man den Berg umrundet hat führt der Pfad aus dem Wald über eine abgeholzte Fläche mit reichlich Sumpflöchern und schlechter Markierung bevor die Straße von Kungälv nach Diseröd gekreuzt wird.
Jetzt wechselt sich Mischwald ab mit Blumenwiesen die mir teilweise bis über die Hüfte reichten. Kurz hinter dem Dorf Rostock befindet sich rechts des Weges ein Hügelgräberfeld aus der Eisenzeit, ebenfalls inmitten einer gigantischen Blumenwiese.
Ein paar Kilometer später war erst einmal Mittagspause am Römesjön angesagt. Es gibt kurz vor dem offiziellen Badeplatz eine winzige Bucht, die eigentlich auch viel schöner ist als der offizielle Strand. Baden, Wasser filtern, kurze Pause, und weiter geht’s, es sind ja noch ein paar Kilometer.
In Grandalen stellte sich erstmals für mich völlig klar heraus, dass die in der Broschüre vorgeschlagenen Etappen sich keineswegs dazu eignen als Tagesetappen geplant zu werden, das „Etappenziel“ liegt nämlich mitten auf einer Kreuzung ohne brauchbare Übernachtungsmöglichkeit oder überhaupt irgendwas in der Nähe.
Hier fiel die Entscheidung weiterzugehen bis zum Windschutz am Tvängen und dort die Nacht zu verbringen.
Der Trail steigt sofort steil an und das Gelände wird anstrengender. Die in der Wegbeschreibung angekündigten Katen-Ruinen sind tatsächlich bis auf eine nur noch Steinhaufen im Wald.
Ziemlich erschöpft wurde jetzt noch schnell das Innenzelt im Windschutz aufgebaut um einen Insektenschutz für die Nacht zu haben. Die Nacht selbst war relativ unruhig, weil irgendein Raubtier unten am See Vögel gejagt hat und ich abwechselnd von Vogelgeschrei und (Raub)Tiergeräuschen die ich nicht eindeutig zuordnen kann geweckt wurde. Dafür hatte ich einen netten Ausblick aus meinem Moskitozelt auf eine Horde Mäuse die in der Morgendämmerung in, vor und auf dem Vindskydd rumgeklettert sind.
Tag 4
Morgens Aufbruch richtung Bottenstugan mit dem Vorhaben mich dort etwas auszuruhen. Durch Moorlandschaft und Mischwald geht es an einigen schönen Seen vorbei bis man schließlich die Bottenstugan erreicht. Von dem in der Broschüre beschriebenen Steinhaus ist nichts zu sehen, auffindbar ist nur ein verschlossenes rotes Holzhaus mit dem Schild „Bottenstugan“.
Da es noch relativ früh und das Gelände bei der Bottenstugan nicht besonders hübsch war, fiel der Entschluss weiterzugehen bis Lysevatten.
Im Nachhinein nach der schon unfreiwillig verlängerten Etappe des Vortags eine ziemlich blöde Idee, andererseits war nicht unmittelbar absehbar was jetzt folgen würde.
Der Weg geht erstmal weiter bergauf, die Etappe wird allerdings sehr schnell zur anstrengenden Kletterpartie auf Steigungen/Gefällen von teilweise deutlich über 45%. Streckenweise ist ein Weg im prinzip nicht vorhanden, mehrfach war er von umgefallenen Bäumen versperrt die über- oder unterklettert werden mussten, weil ein Umgehen in dem Gelände nicht möglich war.
Die großartigen Ausblicke die man für seine Anstrengungen geboten bekommt, entschädigen einen aber ausreichend :-)
Nachdem der Trail wieder auf die Straße trifft, hat man die Möglichkeit an dem eingezeichneten Rastplatz zu nächtigen, wo es Badestelle, Vindskydd und Toilette gibt. Da der Windschutz belegt war, bin ich noch ein Stück weitergegangen und habe das Zelt für die Nacht an einem Strand am oberen Rödvatten aufgestellt, kurz vor dem Etappenende.
Hier ist dann beim abendlichen Wasserfiltern leider der Filter kaputtgegangen (Gewinde am Vorfilter-Element gerissen, Wasser läuft jetzt außen am Filter vorbei anstatt durch). Wie sich herausgestellt hat, ist das Seewasser aber auch ungefiltert zum Trinken und Kochen geeignet.
Nachts hatte ich hier die Gelegenheit, kurz einen Fuchs beim Jagen zu beobachten, bzw. ihn später immer wieder an meinem Zelt vorbeilaufen zu hören beim Versuch am Ufer irgendwas zu fangen.
Tag 5
Gut ausgeruht ging es weiter, nunmehr mit einer veränderten Etappenplanung, die nichts mehr mit den vorgegebenen Etappen zu tun hatte.
Ziel war entweder der Windschutz am Djupevatten oder die angekündigte Jugendherberge in Backamo.
Es zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen, ein, zwei Mal bringt das Gelände mich zu Fall und der rechte Knöchel muss bandagiert werden um drauf weiterlaufen zu können. Trotzdem entscheide ich mich nach einer kurzen Kaffeepause mit zwei entgegenkommenden Schweden dazu, noch nach Backamo zu wanern und dort einen Tag Pause zu machen.
Es geht jetzt durch offenes Gelände mit wenig Wald und viel Sumpf, wobei ich erfahren habe dass ein 20cm breites Sumpfloch durchaus auch mal ebenso tief sein kann. Wasser läuft in meinen Stiefel, der bis weit über den Knöchel verschwunden ist. Und weil Wasser von unten nicht reicht, hat es natürlich genau jetzt angefangen zu regnen. Einen Poncho mitzunehmen war die falsche Entscheidung, nächstes Mal kommt Regenjacke und -hose mit. Zu flatterig, zu unflexibel, zu oft im Weg. Wie sich zeigt sind meine Schuhe auch nicht wasserdicht, habe wohl doch nicht ausreichend imprägniert. Die letzten Kilometer bis Backamo im strömenden Regen sind eine Qual. Der Weg ist schlecht ausgeschildert, deshalb folge ich der Straße.
Angekommen am Backamo Lagerplats gibt es keinen Hinweis auf ein Vandrarhem, äußerlich sieht das ganze eher wie ein großes Heimatmuseum aus.
Die Nachfrage im Café auf dem Gelände ergibt, dass wohl ein Vandrarhem existiert, allerdings hat es keine Öffnungszeiten und es gibt auch kein Personal. Da ich völlig durchnässt war und offenbar recht fertig aussah, hat der Cafébesitzer freundlicherweise für mich telefoniert und jemanden gefunden der einen Schlüssel hatte und bereit war vorbei zu kommen.
So kam ich denn immerhin noch zu einer heißen Dusche, einem großen Köttbullar-Smörgås im Café und einem richtigen Bett.
Tag 6
Pause in Backamo, ein bisschen in der Umgebung rumlaufen um die Füße nicht einrosten zu lassen und die Fortsetzung des Trails suchen, Klamotten waschen und trocknen.
Tag 7
Mein Frühstücksmüsli schmeckt komisch, irgendwas ist nicht in Ordnung damit. War gezwungen Teile meines Proviants zu entsorgen ohne unmittelbar Ersatz beschaffen zu können. Aber man hat ja genug Müsliriegel in Reserve, bis man mal einen Laden findet...
Der Trail ist in Backamo nicht ausgeschildert, also die Straße ein Stück zurück und über Måröd wieder auf den Wanderweg. Hier liegt der Aussichtspunkt Måröd Lyseberg, der leider ein mal mehr nicht ausgeschildert ist. Es gibt mehrere unterschiedlich farbig markierte Wege auf den Berg die sich irgendwann teilen, wobei unklar bleibt welchem man folgen muss. Also umgedreht ohne auf dem Aussichtspunkt gewesen zu sein.
Der Weg am Store Väktor vorbei macht keine Probleme, ich komme gut voran und kann die Aussicht auf den See, und den Weg durch die ehemalige Kulturlandschaft mit ein paar Hinterlassenschaften mittelalterlicher Bauernhöfe genießen.
Im Verlauf der Strecke bei den Seen Store Galten und Bjuvattnet wurde abgeholzt und bis auf die Markierungen existiert hier momentan kein Weg, das Ganze verkommt zur Stolperpartie durch Unterholz und Erdlöcher, die mir nun auch noch einen schmerzenden linken Knöchel einbringt.
Nach einer sehr erholsamen Pause am Bjuvattnet nehme ich das letzte Teilstück des Tages in Angriff mit dem Ziel Vindskydd Stenshult. Kurz vor meinem Ziel lag der letztlich tourbeendende Kieselstein, denn viel mehr war es eigentlich nicht. Allerdings bin ich so ungeschickt darauf aufgekommen, dass ich zunächst dachte, ich hätte mir einen Mittelfußknochen gebrochen. Die letzten zwei Kilometer bis zum Windschutz waren nicht sonderlich angenehm.
Hier fiel mir abends dann noch als weitere Kleinigkeit auf, dass mein Handy den Geist aufgegeben hatte.
Tag 8
Ich folge dem Trail weiter richtung Uddevalla. Der Streckenverlauf führt bei Glimminge tatsächlich mitten durch eine Motocross-Anlage, was ich ehrlich gesagt grenzwertig wahnsinnig finde, außerdem ist der Weg hier nicht markiert – es gibt zwar ein Schild, dass darauf hinweist, man solle nicht den orangen Markierungen folgen (alter Wegverlauf, endet jetzt wohl an der E6), sondern dem rot-weißen Band, allerdings hängt auf dem Gelände überall rot-weißes Flatterband rum.
Ich merke trotz mehrerer Pausen, dass mein Fuß nicht besser wird und entscheide mich letztendlich der Straße nach Uddevalla zu folgen und nach Göteborg zurückzukehren. Die vor mir liegenden Etappen über Övre Trästickeln und Viksjön hätte ich so vermutlich nicht bewältigen können bzw. wollte es auch nicht riskieren es drauf ankommen zu lassen.
In Uddevalla stellte sich wieder das Problem, dass ich mit meiner Kreditkarte keine Fahrkarte kaufen kann, und einen Schalter gibt es nicht. Glücklicherweise fand sich ein netter Schwede, der bereit war, mir im Tausch gegen Bargeld mit seiner Kreditkarte eine Fahrkarte zu kaufen.
Epilog
Es brauchte dann noch zwei Anrufe bei der schwedischen Lufthansa-Niederlassung um einen früheren Flug zu bekommen (Göteborg ist zwar schön, aber 5 Tage ungeplanter Aufenthalt dort wären mir zu viel gewesen), und zwei Nächte im Hotel (nur weil das Zimmer 1200 Kronen kostet, bedeutet das nicht, dass man es nicht auch für 700 bekommen kann ) bis ich wieder auf dem Weg nach Hause war.
Fazit
Trotz aller kleinen Pannen und trotz verfrühtem Tourende war es ein toller Urlaub, der wenn es irgendwie geht nächstes Jahr fortgesetzt wird. Ich habe immerhin 2/3 der geplanten Strecke oder rund 100km geschafft (zuzüglich Umwege und Abstecher), von daher bin ich ganz zufrieden. Aus den gemachten Fehlern hab ich gelernt und bis nächstes Jahr wird auch sicher noch mal einiges an der Ausrüstung geändert
Danke fürs Lesen, ich freue mich natürlich über Kommentare!
Patrick
Kommentar