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Land: Island
Reisezeit: August 2009
Region/Kontinent: Nordeuropa
ISLAND - HORNSTRANDIR

01.08.09
Es ist Abend, ein Berg von Ausrüstung und Proviant türmt sich in unserem Wohnzimmer vor uns auf.
Morgen geht es nach Island statt wie vorher geplant nach Grönland. Die Flüge waren schlagartig 200 € teurer geworden, hatten unser Budget überschritten. Die 3 Wochen die wir für den diesjährigen Trip haben wären für Grönland eh schon fast ein Kompromiss gewesen.
So hatten wir uns kurzerhand für Island entschieden. Auch ohne jemals grönländischen Boden betreten zu haben denk ich im Nachhinein, dass Island sicherlich nicht nur ein notdürftiger Ersatz war, oh nein, das war es wahrhaftig nicht…
Die Klamotten waren eigentlich recht schnell zusammen, hatten wir uns doch mit einigen von euch schon Wochen vorher über die Packlisten hergemacht. Im Verhältnis zur letzt jährigen Sarek-Tour hatten immerhin einige Kilos von der Packliste verbannt werden können. Jetzt ging es nur noch darum die Sachen geschickt in den beiden Säcken unterzubringen, alles noch ein zweites und ein drittes Mal durchzugehen ob auch wirklich nichts fehlt.
Während der Abend so langsam vorwärts schritt kam einer von uns beiden auf die geistreiche Idee doch mal langsam nach den Zugfahrzeiten für den nächsten Morgen zu schauen, mussten wir doch recht früh schon am Flughafen sein.
Und wie es natürlich kommen musste kam es auch, wir mussten so früh beim airport sein, dass noch keine Züge fuhren, der letzte fuhr viel zu früh und hätte uns um die aktuelle Zeit auch schon arg in Bedrängnis gebracht.
02.08.09
Aber wozu hat man Freunde, Thomas war bereit uns um 4:00 Uhr zum Flughafen zu bringen. Dies bedeutete aber auch, dass wir gegen Viertel nach 3 bei Uns losfahren mussten.
Als die Rucksäcke endgültig gepackt waren und in der Wohnung Klarschiff gemacht war lohnte es nicht mehr sich hinzulegen. Aber was soll´s im Flieger könnten wir doch noch genug schlafen dachten wir uns…
Pünktlich kommen wir am Düsseldorfer Flughafen an. Die Säcke werden problemfrei aufgegeben und wir passieren genau so problemfrei die Sicherheit. Hätten wir also auch dieses kleine Hindernis bei dem sich in zahlreichen threads so unterschiedliche und erschreckende Erfahrungen nachlesen lassen bewältigt. Das sogar ohne dass uns Tüten mit weißem Pulver, ein auseinander gebauter Kocher oder irgendwelche Spitze Gegenstände entwendet wurden. Trotzdem würde ich Sarah auch das nächste mal den kleinen Scherz mit der Aufschrift „Kokain“ auf der Milchpulvertüte vehement austreiben. Schaden kann es auf jeden Fall nicht.
So, jetzt aber Schluss mit dem Flughafengedöns. Der Flug vergeht ohne nennenswerte Ereignisse. Ich verdaddel mir die Zeit mit dem Tonlosen Monitor im Sitz meines Vordermannes und freu mich, dass man Stirb langsam im Zweifelsfall auch ohne Ton gucken kann. Für die 5 € Kopfhörer war ich zu geizig. Sarah schläft, ich kann es leider nicht. Mehr als ein kleines Einnicken hier und da sitzt bei mir leider nicht drin.
Zu meiner großen Freude haben wir gute Sicht. Nachdem wir kurz Nordengland gestriffen haben zeichnet sich irgendwann die Südküste Islands vor meinen Augen ab. Was für ein Anblick. Der schwarze Strand von Vik, der Vatnajökul der sich bis zum Horizont erstreckt und die vorgelagerten Westmännerinseln…die Vorfreude steigt.
Nach einer vorbildlichen Landung ziehen wir ein Busticket aus dem Automaten und steigen in den Bus der uns, über eine Strasse durch viel dampfendes Nichts, nach Reykjavik bringen soll.
Eine halbe Stunde später steigen wir am BSI dem Busterminal aus. Hier in der Nähe soll der Inlandsflughafen sein mit dem wir heute Abend weiter gen Norden nach Isafjordur fliegen wollen. Wir beschließen direkt dort hinzugehen und unsere Rucksäcke bis zum Weiterflug dort zu lassen. Als wir irgendwann vor einem Zaun stehen, hinter dem sich die Landebahn befindet sehen wir dass das kleine Flughafengebäude sich leider auf der genau entgegengesetzten Seite befindet. Der Weg um das gesamte Flughafengelände ist gar nicht so kurz und wir haben jetzt keine Lust öde Wege doppelt zu gehen. Wir fassen kurzerhand den Entschluss mit den Rucksäcken in die Stadt zu laufen, um dort die letzten Einkäufe zu tätigen.
Dummerweise will ich nicht auf meine Frau hören als sie vorschlägt die Säcke im BSI einzuschließen. Ich habe keine Schließfächer gesehen und bin der festen Überzeugung es geht nicht.
Selbstverständlich ist dies überhaupt gar kein Problem und der BSI hat wie auch ähnliche Institutionen die Möglichkeit Gepäck sicher aufzubewahren.
Aber nun ich will ja nicht hören und so buckeln wir die Rucksäcke und machen uns auf, Richtung City…
Wir wollen zum Bonus, dem unter Rucksackreisenden allseits bekanntem „Billigsupermarkt“. Schließlich durften wir ja nur eine begrenzte Menge Nahrungsmittel importieren (5 kg pro P.?). Für die 9 Tage die wir auf Hornstrandir verbringen wollten ist es jedenfalls zu wenig.
Als wir vor der Tür des Supermarktes stehen ist es erst 11:00 Uhr. Der Laden macht erst in einer Stunde auf und so setzen wir uns noch ein Stündchen vor ein Kaffee namens Hljörnalind (guter Tipp auf der Straße namens Laugavegur). Die Stunde verstreicht schnell und als wir nach zwölf wieder vor dem Bonus stehen regt sich immer noch nichts…
Na ja, wie soll man sagen, die Uhren ticken hier irgendwie anders als in Deutschland. Der Laden macht halt nicht auf und kein Schwein weiß warum. Also auf zum nächsten Bonus. Als wir davor stehen müssen wir die unerfreuliche Erfahrung ein zweites Mal machen. Der Laden ist zu, die Lichter sind aus und kein Mensch weiß warum. Ein Hinweiß oder ein Schild auf dem der Grund erklärt sein könnte gibt es nicht.
Es bleibt uns nichts anderes übrig als uns damit abzufinden und uns auf den Weg zum weitaus teureren 24h –Markt zu machen.
Wenigstens ist dieser offen. Der Laden ist extrem voll und so wurschteln wir uns mit den großen Rucksäcken durch die Regale mit der begrenzten Auswahl.
Was soll´s, das was wir noch brauchen finden wir auch wenn wir etwas mehr Geld dafür ausgeben als wir eigentlich wollten. Bleibt nur zu hoffen, dass das Müsli das wir soeben gekauft haben und die nächsten 10 Tage essen müssen auch schmeckt.
Bis unser Flieger nach Isafjordur geht haben wir noch viel Zeit und so machen wir es uns in einem kleinen, erhöhten Park mit guter Aussicht gemütlich und verdrücken die im Supermarkt erworbenen und in Karamel getränkten Süßteile.
Das Müsli und die Nüsse werden in Gefrierbeutel umgefüllt und gleichmäßig auf beide Rucksäcke verteilt. Da wir Abends in Isafjordur ankommen und es direkt am nächsten Morgen losgehen soll wollen wir alles vorher fertig haben.
Es ist ca. 16:00 Uhr als wir am Domestic Railway-Airport ankommen, eine Stunde vorm Abflug. Dies hat nicht viel mit den Flughäfen zu tun die wir sonst gewohnt sind, die verhältnismäßig kleine Halle hat viel mehr was von einem Bahnhof. Von einem Ausweß oder ähnlichem will hier niemand was wissen. Man sagt einfach seinen Namen und hat ,zack, sein ticket in der Tasche. Es wird höchsten noch mal darauf hingewiesen, dass kein Brennstoff mittransportiert werden darf aber das ist es dann auch.
Die kleine Propellermaschine startet gen Norden. Zu unseren großen Glück haben wir gutes Wetter und so raubt mir die Möglichkeit Island von Oben zu sehen die letzte Chance einwenig Schlaf nachzuholen.
Dadurch, dass das Flugzeug so tief fliegt wird der Flug über Snaefellets zu einem absolutem Erlebnis und so spielen wir kurz mit dem Gedanken auf dem Rückweg vielleicht noch einen kleinen Abstecher zu machen.
Es sind noch ca. 15 Minuten bis zur Landung, wir nähern uns Isafjordur und gleichzeitig einer ziemlich abenteuerlichen Landung wie ich finde.
Das Städtchen befindet sich inmitten eines lang gezogenen Fjordes auf einer Sandbank. Die Landebahn hingegen befindet sich am Fuße eines steilen Berghanges. Nachdem die kleine Propellermaschine eine Schleife gedreht ist fliegt sie parallel zum Berg auf die kurze Landebahn zu. Links Fels, rechts Wasser, ein seltsames Gefühl muss ich sagen.
Nach einer kurzen Unterhaltung mit zwei Schweden, die mit uns im Flieger saßen und ähnliches vor haben, erfahren wir, dass ein Shuttel von hier nach Isafjordur reinfährt. Man muss einmal um den Fjord um die Stadt zu erreichen.
Draußen angekommen ist aber leider nichts dergleichen zu sehen, auch keine Passagiere mehr. Tja, da haben wir wohl zu lange gequatscht und so bleibt uns nichts anderes übrig als den Weg zu Fuß zu bewältigen.
Ca. 5 km sind es zum Camping-ground welcher völlig unspektakulär hinter einem Hastel/Hotel mit rotem Dach liegt. Da wir mit den beiden Schweden laufen bringt uns auch das Daumen raushalten nichts. Wir sind wohl einfach zu viele mit den großen Rucksäcken.
Während die zwei Schweden irgendwann abbiegen um in einer kleinen Fichtenschonung zu kampieren gehen wir zum Campingplatz. Wir hoffen dort vielleicht noch die eine oder andere Gasflasche zu finden. Ansonsten müssen wir´s im Ort versuchen. Morgen früh haben wir nicht sehr viel Zeit.

Blick von Hornstrandir Richtung Landinneres
Das Wetter ist ungemütlich. Regen hat eingesetzt der zudem noch von einer steifen Brise unterstütz wird. Aber nun, was haben wir erwartet, wir sind auf Island…wir sind in den Westfjorden.

Blick von Hornstrandir Richtung Landinneres
Das Zelt ist schnell aufgebaut. Ein kurzer check am Spülbecken offenbart uns, dass die Meisten hier leider Stechkartuschen verwenden. Mist! Wir brauchen Brennstoff, ohne brauchen wir morgen gar nicht nach Hornstrandir. Also machen wir uns auf den Weg in die city. (Der Zeltplatz hat 1400 ISK pro Nase und Nacht gekostet)
An der Tankstelle…Fehlanzeige, sie haben nur noch Stechkartuschen, wann neue kommen, das weiß hier kein Mensch. Im gut sortierten Supermarkt…Nichts. Dies bedeutet nicht nur ein kaltes Abendessen, was wir ganz gut verkraften können, nein, wir haben ein echtes Problem. Morgen geht das Boot um 9:00 Uhr und vorher müssen wir was haben sonst heißt es Umplanen. Unsere letzte Hoffnung ist die Touriinfo, die für heute aber leider schon zu hat.
Nicht dass uns das Brennstoffproblemchen reichen würde, nein, zu allem Glück fängt Sarah´s Hüfte an zu schmerzt. Das obwohl es schon so lange gut gegangen ist. Ihre Hüftdisplasie hatte schon so lange keine Probleme gemacht und ausgerechnet jetzt wo die große Wanderung bevor steht geht es los. Das kann einfach nicht sein.
Da uns keine befriedigende Alternative einfällt die nichts mit Laufen zu tun hat beschließen wir vorerst unsere Pläne beizubehalten und den morgigen Tag abzuwarten. Die Stimmung ist ziemlich im Keller und wir verkriechen uns mit der Hoffnung auf ein besseres Morgen in´s Zelt.
03.08.09
Ich stehe früh auf und mache mich umgehend auf den Weg zur Touri-info um die Schraubkartuschenlage zu prüfen…unsere letzte Hoffnung. Das Wetter ist immer noch ungemütlich, wir sind immer noch in Island.
Zu meinem großen Entsetzen wird meine Frage negativ beantwortet. Ich will es einfach nicht wahr haben. Die Tour kann doch wohl nicht an so was scheitern…als Plötzlich ein Hühne von Isländer aus dem hinter dem Besucherraum gelegenen Büro tritt, in der Hand 2 große Schraubventilkartuschen. Es muss sich eindeutig um einer der hier Sagenumwobenen Feen handeln. Die Feen in meiner Vorstellung sind zwar keine 2m mit Stoppelbart und Hosenträgern aber ich lasse mir meine Illusionen an diesem Morgen gerne zerstören, oh ja.
Nun bleibt uns zwar noch das viel größere Problem mit Sarah´s Hüfte, aber das müssen wir später sehen. Das Boot geht um 9:00. Uns bleibt nicht viel Zeit. Auf dem Rückweg ruf ich noch Sarah an, ich hätte Gas und sie könne mit dem Abbau anfangen. Es ist 8:10 Uhr.
Angekommen geh ich Sarah fix zur Hand und so ist das nasse Zelt und die restlichen Plünnen schnell verstaut.
8:45 Uhr, wir machen uns auf dem Weg zur Touriinfo, die Tickets holen und dann müssen wir noch den richtigen Steg finden. Der Ort ist sehr überschaubar, es kann nicht sehr weit auseinander sein. Sarah´s Hüfte schmerzt immer noch.
Um Punkt 9:00 treffen wir in der Info ein. Die Fee teilt uns mit, dass die Wellen am Kapp zu hoch wären, sie könnten nicht auslaufen. Zu hoch? Zu hoch für wen fragt sich da. Tatsächlich für´s Boot oder vielleicht doch für die Insassen die das Ganze Schiffsinnere vollreiern würden. Was soll´s, 4-5m Wellen, ich kann es verstehen. Das geplante Auslaufen ist nun für 12:00 Uhr vorgesehen. Die neue Startzeit…verständlicherweise unverbindlich. Wir seien zu wenige Passagiere, um genau zu sein 3 zu wenig.
Mittags heißt es dann, 17:00 vielleicht 18:00 Uhr, das Unwetter würde anhalten. Es sei nicht sicher, dass wir überhaupt noch nach Hornvik kommen würde. Eventuell würden sie uns auch nach Veidileisuffjordur bringen, ein zum Landesinneren orientierter und somit geschützter Fjord.
Ok, heißt es halt einwenig umzuplanen. Wir haben doch genug Zeit, 9 Tage wollen wir uns auf Hornstrandir gönnen. Jede Menge Puffer. Vom Veidileisuffjordur sind es ca. 12 km über einen Kamm nach Hornvik. Halt eine Etappe mehr.
Wir verbringen die Zeit des Wartens in der Touriinfo, dem Anliegenden Kaffee wo man wie überall in Island für eine Tasse zahlt und dann so viel man will trinken kann, und Hoddog essend in der Tanke. Isafjordur ist übersichtlich und somit ist auch der Gang durch den Ort relativ schnell vorüber. Der springende Punkt ist aber eigentlich, dass wir rüber wollen, rüber nach Hornstrandir. Wir haben keine Lust zu warten. Wenn wir drüben ankommen wollen wir erst mal einen Tag pausieren und sehen was dann mit Sarahs Hüfte ist. Im schlimmsten Fall müssen wir früher zurück. Von den Fährzeiten her gibt es eine Möglichkeit, eine. Erst mal schauen wo uns das Boot denn hinbringt.

Hafen Isafjordur
Gegen 16:00 Uhr macht die Touriinfo heute zu und so müssen wir uns bis zum Ablegen des Bootes eine neue Bleibe suchen.
Neben dem Anleger von dem aus die Fähre geht steht eine Art Gartenhäuschen. Es gibt Kekse, Kaffee und Kartenspiele. Das kann doch eigentlich nur der Warteraum sein, oder? Als wir uns breit gemacht haben steht plötzlich eine Frau in der Tür die ziemlich verdattert auf uns drein blickt. Auf die Frage hin ob wir hier vielleicht nicht sein dürften und dies privater Bereich sei, sagt sie nur es sei ihr Haus und wir sollten die Tür schließen wenn wir gehen, und zack weg ist sie wieder.

Im Hafen

Im Hafen
Dann ist es endlich so weit, wir dürfen an Bord. Inzwischen steht fest, es geht nicht nach Hornvik, sondern nach Veidileysufjordur. Hier treffen wir auch wieder auf die Beiden schwedischen Brüder von gerstern, Martin und Marten.
Während der einstündigen Überfahrt, vorbei an wunderschönen Steilklippen von denen sich hin und wieder kleine Wasserfälle stürzen sitzen wir unter Deck an einem Tisch und probieren schwedische Wurst und Hartkäse. Da die beiden Brüder heute Abend noch nach Hornvik laufen wollen können sie mit dem Abendessen an Bord noch einwenig Zeit sparen.

Aufbruch

im Boot
Für uns hingegen steht fest, dass wir auch den morgigen Tag im Veidileysufjordur verbringen werden in der Hoffnung, dass die Hüfte nach einwenig Pause wieder mitmacht. Die Zeit haben wir, das Proviant auch und schließlich sind wir ja auch im Urlaub.

Landung
Am Ende des Fjordes angekommen, macht das Boot an einer Boje fest und bringt uns Grüppchenweise mit dem Dingi ans Festland. Insgesamt sind wir zu 8 die hier an Land gehen. Der Fjord ist fantastisch und bietet uns sogar eine Toilette die in Form eines kleinen Dreieckes am Ufer zu erkennen ist und in den nächsten Tagen noch einen entscheidende Rolle einnehmen soll.
Scheinbar und auch zum Glück sind wir die einzigen die heute hier bleiben. Es ist 20:00 Uhr Abends als die anderen sich auf den Weg machen. Sie haben laut dem Bootbetreiber gut 4 Stunden Marsch vor sich.

angekommen
Als alle verschwunden sind bauen wir in Nähe des Toilettenhäuschens unser Zelt auf. Sie wird scheinbar so selten benutzt, dass mit keinerlei Geruchsbelästigung zu rechnen ist. Umgeben von den hier typischen Plateaubergen und mit Blick auf den Fjord gibt es noch ein halbwegs passables Abendessen woraufhin wir recht zügig im Zelt verschwinden.

noch ist es ein herrlicher Zeltplatz
04.08.09
Es ist ca. halbacht als meine volle Blase mich aus dem Zelt treibt. Das Wetter hat sich einwenig gebessert und lässt hier und da sogar mal einen Sonnenstrahl auf die Erde treffen.
Nach dem ersten Morgenkaffe geht es erst mal zum nächst gelegenen Bach zur Morgenwäsche. Wasser wird hier kein Mangel sein. Überall schlängeln sich kleine Rinnsale die Hügel hinunter.
Nach einem aus Müsli bestehendem frühstück gönnen wir uns den Luxus uns noch mal einwenig auf die Matten zu hauen. Heute ist Ruhetag, dass obwohl wir noch keinen Meter gelaufen sind. Wobei die Anreise insgesamt doch mit ziemlich wenig Schlaff verbunden war.
Als ich wieder aufwache ist mir aber dann doch nach Bewegung und da gerade Ebbe ist mach ich mich auf den Weg in die nächste Bucht. Bei Flut ist dies nicht ohne Weiteres möglich.
Ich ziehe mir vorsichtshalber Regenklamotten an, schnapp mir die Kamera und mache mich zu einem kleinen Erkundungsgang auf den Weg.
Am Ufer fliegen die Seeschwalben bei meinem Näherkommen erste Scheinangriffe gegen mich.

Angriff von Oben
Ich hatte zwar schon öfter davon gehört, bin aber doch verwundert über die mutigen Vögelchen. Fakt ist, ich bin unerwünscht. Sie scheinen irgendwie so was wie einen Toleranzradius zu haben. Überschreitet man eine gewisse Grenze geht´s es bei lautem Getöse hoch und schon kann der Kamikaze anmutende Sturtzflug beginnen. Das erklärte Ziel ist ganz klar, der Kopf. Erst in letzter Sekunde wird laut keifend abgedreht. Wollen wir mal einfach hoffen, dass sie wissen was sie tun und dies auch zu 100 % beherrschen. Die im Verhältnis zum Tier doch recht großen Schnäbel sehen doch verdammt spitz aus.

Jetzt heißt es Kopf enziehen
Ich räume freiwillig das Feld und tapse auf glitschigem Tang weiter an der Steilwand entlang von der sich zahlreiche Rinnsale stürzen.

Bei Ebbe geht das Wasser bis an den Fels
Der Fels der Steilwand sieht sehr interessant aus. Als sei er aus tausenden und abertausenden von kleinen Steinchen zusammengepusselt worden.

Mosaik
100 Meter weiter und stehe in der benachbarten Bucht. Auch hier wie in unserer Bucht steht ein kleines spitzes Klohäuschen. Dafür dass wir hier wirklich voll in der Pampas sind doch erstaunlich.

die Nachbarbucht
Diese Bucht unterscheidet sich doch noch mal deutlich von der indem unser Zelt mit der schlafenden Sarah steht. Hier stehe ich auf einer recht großen und extrem üppig bewachsenen Wiese. Wären wir doch einwenig nah einer halbwegs ebenen Fläche suchen mussten wäre hier der perfekte Zeltplatz schnell gefunden gewesen. Aber gut was soll´s, unsere Bucht ist auch sehr schön. Wir wollen uns ja mal nicht, noch nicht , beklagen.

Das Nachbarklo
Auf dieser Fläche soll es irgendwo eine alte Hofruine geben. Ohne diese großartig zu suchen mach ich mich wieder auf den Weg zurück, natürlich nicht ohne die faszinierende Landschaft mit ein paar Fotos festgehalten zu habe.
Wieder am Ufer lang laufend schweift mein Blick kurz über eine nicht weit weg liegende Sandbank als ich plötzlich diesen dicken, sich ausruhenden Seehund erblicke. Er schaut zwar kurz zu mir rüber, lässt sich aber sonst nicht weiter stören und ermöglicht mir so einen schnellen Objektivwechsel und ein paar nette Schnappschüsse.

Als ich ein Stückchen weiter zwei Seeschwalben fotografiere rückt plötzlich ein dicker Kopf ins Bild, wieder ein Seehund. Irgendwie scheinen die Burschen recht neugierig zu sein. So schaut gelegentlich immer mal einer vorbei als würde er einfach nur mal nach dem Rechten sehen und schauen ob seine neuen Nachbarn immer noch da sind oder er endlich wieder seinen Fjord für sich alleine hat. Ein super Erlebnis, man fühlt sich so richtig drin.

dieses Mal friedlich und schwer beschäftigt
Am Zelt angekommen laufe ich noch mal ein Stückchen in die entgegengesetzte Richtung den Hang hoch. Ich bin einfach zu neugierig einwenig von dem zu sehen, was uns morgen auf den weg über den Pass erwartet. Wenn es so bleibt wie jetzt, dann werden wir ziemlich schnell in den Wolken verschwinden, es ist etwas weiter oben nichts zu erkennen. Von oben kommt ein breiter Bach den Hang runtergesaust der auf einigen Höhen schon ordentliche Wasserfälle bildet. Der Pass liegt im Nebel. Ich kann den Morgen kaum noch erwarten, unwissend, was in ein paar Stunden noch alles geschehen kann bzw. wird.

Am Zelt angekommen gibt es erst mal einen würzigen Asiasnack. Ich mach noch ein kleines Nickerchen während Sarah ließt. Erstaunlich, dass ich schon wieder schlafen kann. Das muss wohl die isländische Luft sein.
Während Herr Seehund noch ein paar Mal den Kopf über die Wasseroberfläche hebt um nach uns zu schauen sinkt die Wolkendecke immer weiter. Der Wind legt einen Zahn zu.

Das Wetter kippt
18:00 Uhr, der Wind dreht noch ein wenig auf.
20:00 Uhr, wir wollen essen, nicht ohne alle Sturmleinen nachzuspannen und die Häringe mit Steinen vom Ufer zu beschwert.
Inzwischen würde ich mal von einem ausgewachsenen Sturm sprechen. So würde ich es zumindest in Deutschland nennen. In Island,… ja in Island sitzt noch allerhand mehr drin. Das sollen wir in den nächsten Stunden hautnah und auf unvergessliche Weise erfahren.

Isländisches Wetterchen von seiner besten Seite
Dummerweise hat im Laufe des Abends der Wind einwenig gedreht. Unser Tunnel steht zwar nicht quer zum Wind, aber auch nicht mehr ganz optimal. Die Längsseite wird im spitzen Winkel vom Wind in Angriff genommen. Ein neues Ausrichten hält uns aus Angst unser Zelt im Fjord wieder zu finden zu diesem Zeitpunkt ab. Das würde ich heute vielleicht einwenig anders sehen, aber dazu später.
So gegen 22:00 Uhr wollen wir versuchen ein Auge zu schließen. Der Wind hat zumindest gefühlt noch mal einwenig zugelegt und so bleibt eine letzte Kontrolle der Verankerung bevor wir in die Schlafsäcke kriechen nicht aus. Ein Stein mehr pro Häring kann nicht schaden denken wir uns. Gesagt getan.
Das laute Flattern der Zeltplane lässt uns in einen halbschlafartigen Zustand fallen.
05.08.09
Es ist 24:00 Uhr. Ich werde kurz wach um festzustellen, dass der Wind nicht nachgelassen hat. Es rappelt zwar ganz schön an unserem Häuschen, aber es scheint alles im grünen Bereich zu sein. Es ist doch sehr beruhigend zu wissen, dass man ein ordentliches, erprobtes Zelt hat.
Sarah hat die Augen zu, auch ich schlafe wieder ein.
2:00 Uhr.
Der Wind der vom Pass runtergeschossen kommt kattapultiert den einsetzenden Regen gegen unsere Zeltwand. Er wird einwenig lauter. Der Regen kommt nicht von oben, er kommt eindeutig aus der Waagerechten. Scheinbar meint hier jemand, dass unsere Ausrüstung und wir selber einwenig auf die Probe gestellt werden sollen. Ist das die Islandtaufe?
Ich falle wieder in einen leichten Schlummerzustand. Ein Ohr bleibt für das Draußen offen, lässt mich hin und wieder aufschrecken wenn eine Böe unser Zelt durchrüttelt.
Es ist 4:00 Uhr als der Sturm seinen gefühlten Höhepunkt erreicht. Jetzt geht es richtig zur Sache. Der dem Wind zugewandte Bogen wird von den Zahlreichen Böen eingedrückt. Sind es überhaupt noch Böen? Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass der Wind es schafft unser Zelt auf der exponierten Seite Minutenlang auf uns nieder zu drücken. Der Regen hat nicht nachgelassen, immer peitscht er mit voller Breitseite aus der Horizontalen kommend auf die Zeltaußenhaut.
Die Nacht ist für uns zu diesem Zeitpunkt definitiv beendet. Raus aus den Daunentüten! Alles wird wasserdicht in die Rucksäcke verpackt. In voller Regenmontur sitzen wir nun im Zelt uns nehmen des ersten und zweiten Zeltbogens an die quasi nach unserer Unterstützung schreien. Bis jetzt ist noch nichts gebrochen. Das wollen wir um jeden Preis verhindern. Wir stehen am Anfang unserer Tour, der ersten von zweien die wir uns für unseren Urlaub auf Island vorgenommen haben. Das Zelt muss heil bleiben!
Wir spielen kurz den Gedanken durch abzubauen und uns auf den Weg nach Hornvik zu machen. Auch wenn es zum Glück nicht dunkel wird verwerfen wir den Gedanken sofort wieder. Der Pass liegt bei ca. 500 Höhenmetern. Der Sturm würde uns schier umreißen. Das tut er schließlich schon hier unten. Bei 150 Hm liegt außerdem alles in einer trüben undurchsichtigen Suppe.
Wenn man da so sitzt und nicht wirklich was tun kann kommt man halt schon mal auf seltsame Gedanken. Wir sitzen da und harren aus, warten, dass es endlich vorüber geht. Es kann doch nicht ewig so bleiben. Nein, ewig nicht aber trotzdem verdammt lange wie wir sehen werden. Hier scheint die Musik einfach etwas anders zu spielen.
Und dann passiert das scheinbar unvermeidliche. Als eine weitere gewaltige Böe auf das Zelt knallt bricht die Stange im Fußbereich der Kabine im unteren Bereich. Das untere Ende wird nun erbarmungslos runtergedrückt, die Plane flattert ohrenbetäubend im Wind.
Gut, dass schon aus Angst, dass genau dieser Fall eintreten würde, die Rucksäcke gepackt sind.
Wir verfrachten uns nach draußen und bringen die Rucksäcke vorerst im Klohäuschen unter, das weit und breit den einzigen Schutz vorm Wetter bietet.
Nachdem wir die fantasievoll gebogenen Zeltstangen aus den Ösen gezogen haben legen wir alles flach und beschweren das Zelt mit Steinen. Peut à peut rollen wir es zusammen und schmeißen das nasse Bündel neben die Klohütte, natürlich nicht ohne es vorher ausreichend mit Steinen beschwert zu haben.
Gut, das wenigstens das schon mal ohne Paragleit-Einlage geklappt hat. Die kaputte Stange hat ein Loch in die Außenseite des Stangenkanals gerissen, was jedoch nicht weiter schlimm zu seien scheint.
Ist das Zelt gesichert bleibt uns vorerst nichts anderes übrig als uns zu unseren Rucksäcken zu gesellen.
Wer diese nicht gerade überdimensionierten Klohäuschen kennt kann sich vorstellen, dass 2 Personen und zwei große Taschen für geschätzte 1,5 m² und bis zum Boden runtergezogenes Dach nicht gerade viel mit Komfort zu tun haben. Aber was soll ich sagen, wir sind einfach nur dankbar überhaupt so ein Plätzchen zu haben. Nur dumm, dass wir auch hier in Regenmontur bleiben müssen. Der immer noch waagerecht heran sausende Regen wird vom Wind von unten durch die Verlattung gedrückt. Man fühlt sich einwenig wie in einer dieser Jakusi-Duschen in denen man von allen Seiten gleichmäßig bestrahlt wird.

Unser neues Zuhause
Nun sitzen wir da, warten, …warten bis es vorüber geht. Jedes Mal wenn wir denken es würde sich bessern, macht uns der wieder aufdrehende Wind deutlich, dass es sich doch nur um ein kleines Päuschen handelte.
Kleine Gänge in verschiedene Richtungen machen uns deutlich, das ein Vorrankommen kaum möglich ist. Der Regen, der einem ins Gesicht peitscht zwingt einen trotz tief gezogenem Kapuzenschirm auf seine eigenen Füße zu gucken. Skibrillen haben wir zufällig nicht dabei. Es bleibt uns tatsächlich erst mal nur das Klohäuschen.
Heute ist Mittwoch. Das nächste Boot läuft am Samstag diese Bucht an. Vorrausgesetzt ist natürlich, dass es überhaupt fährt, ist ja schließlich kein Busfahrplan wie wir wissen sollten. Erwartet werden wir jedenfalls erst am Dienstag nächste Woche in Hesteyri. Gut, im Notfall haben wir alles was wir brauchen. 10 Tage könnten wir ohne Probleme ausharren. Wir haben sogar eine Toilette…schon interessant auf was für Gedanken wir in unserer, dieser Lage hier so kommen…völlig übertrieben; oder etwa doch nicht?
Im Grunde genommen gibt es ja eigentlich nur eine vernünftige Lösung. Wir müssen über den Pass und wenn sich das Wetter dann irgendwann mal bessern sollte können wir endlich mit der eigentlichen Tour beginnen. Dieses hilflose rumgesitze hier ist auf jeden Fall nicht sehr gut erträglich aber im Moment ist es leider alles was wir tun können. Abwarten und Tee trinken. Wenigstens das. Die Kloküche funktioniert super, auch wenn einer dann immer raus muss damit ausreichend Platz ist. Was für ein Glück, dass hier scheinbar nicht all zu häufig jemand ist.
So und dann passiert uns hier in dieser kleinen Hütte noch ein kleines Malör, dass ich kaum schildern mag. Die Situation könnte wirklich aus einem schlechten Film stammen.
Der nun hier doch reichlich beschriebene Wind (nerv ich schon?)weht dermaßen, dass es hinter der offen stehenden Tür ziemlich zieht und so komme ich auf die glorreiche Idee, nur für ein Momentchen ins Klo zu verschwinden um eben vor dieser, langsam ganz schön penetrantem Luftbewegung zu flüchten.
Kaum bin ich drin und habe die Tür hinter mir zu gezogen, man ist das eng mit geschlossener Tür, kommt eine dieser hinterlistigen Windstöße herangesaust, als hätte er seit Stunden auf nichts anderes gewartet und es geschieht das zumindest für mich unvorstellbare.
Dazu muss man sagen, dass diese isländischen Toilettenhäuschen ein besonderes Ausstattungsmerkmal besitzen. An der Tür dieses Häuschens befindet sich nicht nur ein an der Innenseite befindlicher Schließmechanismus, nein, es gibt auch einen auf der Außenseite. Warum? Ganz einfach. Um zu verhindern, dass der Wind die offen stehende Tür (Klinkenlos) zerschlägt. Dieser Mechanismus wird nach verrichtetem Geschäft einfach von Außen verriegeln. Ihr versteht schon, damit da keiner Vorhaut. Besagter Schließmechanismus besteht ganz simpel aus einer Latte die an einem Nagel oder einer Schraube befestigt ist und sich um 360° drehen lässt. Natürlich in beide Richtungen. Diese Latte kann man dann durch eine halbe Drehung einfach in ein U-förmiges Eisen führen das an der Tür montiert ist und schon ist die Tür verrammelt.
Nun kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen was als nächstes kommt. Der kleine fiese Windstoß kommt heran gesaust und versetzt der eben beschriebenen Latte einen satten Stoß. Es macht kurz „klack“ und die Tür ist sauber von Außen verriegelt. Dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, das es ein kleines Problemchen bei der Sache gibt. Richtig, wir sitzen drin, beide, es ist zappenduster. Nur noch ein kleiner Lichtschimmer fällt durch das kleine dreieckige Fensterchen über uns.

eingesperrt
Ich schwöre euch, es ist genau so passiert. Ja, ich weiß, wie in einem schlechten Film.
Und was lernen wir daraus? …genau, auf Solotouren wird nur bei offener Tür geschissen. Liebe Sologänger, dass ist kein Scherz!
Hmm… was soll ich sagen, nachdem der erste kleine Schock verflogen ist können wir nur noch lauthals lachen. Was für eine Situation, einfach unglaublich.
Gott sei Dank ist diese Tür jetzt nicht so super akkurat gearbeitet, sondern viel mehr von der Sorte „zusammengezimmert“ und so bleibt ein kleiner Spalt der Hoffnung zwischen Tür und Rahmen. Das richtige Ausrüstungsteil, sozusagen der Schlüssel zum Glück wird gesucht…Sarah´s Löffel vielmehr Löffelstiel ist es, der uns aus dieser kuriosen Lage retten soll. Er ist gerade, lang und stabil genug. Ein paar Anläufe und der Balken springt aus der Verankerung. Gerettet!
Jetzt stellt euch mal vor, wir hätten die Rucksäcke und somit die Ausrüstung nicht bei uns oder noch besser, wir wären UL unterwegs, dabei nur ein abgesägter Löffel und eine 3 cm Messerklinge in der Tasche…gar nicht auszumalen wie die Geschichte zu Ende gegangen wäre. Nein, jetzt mal im Ernst, die Situation war nun wirklich nicht so ernst wie der eine oder Andere vielleicht annimmt. Man wäre irgendwie auf jeden fall rausgekommen und hätte man zur Not ein Brett nach dem Anderen rausgetreten. Für uns kam dies aber nicht in Frage, schließlich brauchten wir, wer weiß wie lange noch, unser Dach überm Kopf.
Ein paar Stunden warten wir noch bis das Wetter gegen 15 Uhr langsam besser wird. Der Sturm flaut ab und der Regen beginnt sich in die Diagonale zu begeben. Wir sitzen nun seit fast 10 Stunden irgendwo im Norden in einem isländischen Klohäuschen.
Der Abschied fällt schwer aber nun kann es endlich los gehen. Hornvik, wir kommen!
Das nasse Zelt ist schnell im Rucksack verschwunden und wir schnell Richtung Pass Hafnarskard unterwegs. Über den grünen Hang geht es durch wegloses Gelände nach oben. Wie lange werden wir wohl brauchen? Es ist schwer zu sagen. Beim Bootsbetreiber war die Rede von 4-5 Stunden, ein recht junger guide sprach was von 3 wobei er einen bösen Blick des Älteren erntete.
Auf dem Weg hoch kommen uns zahlreiche Bäche und Rinnsale vom Berg entgegen. Der Regen der vergangenen Stunden. Der ganze Boden ist in einem Schwammartigen Zustand.

auf dem Weg zum Pass
Das Wasser hält auf, viele der Rinnsale und Bäche können nicht mit einem Sprung überwunden werden. Wenn doch, dann muss man die Stelle häufig suchen. Ohne Rucksäcke wäre das sicherlich kein Problem aber so … keine Chance. Am Anfang der Wanderung ziehen die schweren Rucksäcke einen einfach zu sehr nach unten.
Es dauert nicht lange, und die Gore Stiefel sind auch von Innen nass. Das Meine Membrane nicht mehr dicht ist, wusste ich aber auch das Gründliche Einwachsen hat scheinbar nicht gereicht. Wo kommt bloß das verdammte Wasser rein? Auch Sarah schwimmt schon in Ihren Stiefeln. Im Moment soll uns das aber nicht weiter stören.
Das Wetter ist gerade so gut wie seit einer Ewigkeit nicht mehr. Ab und zu schafft es sogar ein Sonnenstrahl auf die umliegenden Hänge und die Wasseroberfläche des Fjords, der jetzt von hier oben grandios aussieht. Auch wenn es noch ein wenig windet und nieselt sind wir guter Dinge. Wir sind endlich unterwegs, Sarah´s Hüfte macht keine Mucken, wir arbeiten uns weiter den Berg hoch.

kurze Pause

Blick auf den Fjord
Es kommt uns so vor als sei überhaupt nichts passiert.
In Wirklichkeit kommen wir gerade aus einer Notsituation. Das Zelt wird sich mit Sicherheit ohne Probleme reparieren lassen. Auch wenn alles verbogen ist, man kann es aufbauen und es steht. Aber was ist wenn noch solch ein Sturm kommt? Wird das Zelt dies noch mal mitmachen? Mit Sicherheit nicht. Mal sehen, Drüben wartet auf jeden Fall ein Shelter auf uns. Entscheiden können wir dann immer noch. Wir müssen morgen früh auf jeden Fall eine wichtige Entscheidung treffen. Das letzte Boot der Saison wird laut Plan morgen Hornvik anlaufen. Dann heißt es entweder ganz oder gar nicht. Mit dem Höhersteigen verdichtet sich der Dunst der in der Luft hängt, der Regen wird mehr und der Wind versucht meine Regenhülle mitzunehmen, die Sarah in letzter Sekunde noch fangen kann. Ab jetzt wird sie verstaut. Das wichtigste ist eh wasserdicht verpackt.
Wie so oft bei Anstiegen befindet sich hinter jedem nächsten Hügel wieder einer der einwenig höher ist und versucht an der Motivation zu nagen. Das gelände wird langsam steiniger, verblockter.
Die den Weg markierenden Steinmännchen lassen uns ohne großartig navigieren zu müssen den Weg aufwärts finden. Ich blicke lediglich ein paar Mal auf das GPS um zu sehen wie gut wir voran kommen. Es geht gut vorwärts. Wenn wir so weiter laufen sind wir tatsächlich in 3 – 4 h da.
Wir steigen weiter auf bis sich langsam unsere Konturen im Nebel verlieren. Aber nicht nur unsere, auch die der Steinmännchen. Inzwischen kann man kaum noch 20 m weit gucken, der Weg besteht mehr und mehr aus Geröll der ab und zu von einem Schneefeld unterbrochen wird.
Die herrliche Sicht auf den Vestileysifjordur, die wir noch vor kurzem Genießen durften ist entgültig im Nebel verschwunden, eine seltsame Atmosphäre macht sich breit.
Immer häufiger müssen wir auf das GPS schauen, der Pass ist als Wegpunkt markiert.
Das Gelände wird immer steiler, als wir auf ein vereistes Schneefeld stoßen dessen Ende im Nebel nur zu erahnen ist. Die Steigung ist wirklich extrem, wir müssen Stufen in die harte Oberfläche treten. Jetzt ist wirklich höchste Konzentration geboten, ein Fehltritt dürfte hier bittere Folgen haben. An dieser Stelle hätte man schon gut 100 m Anlauf um mit voll Karacho in das unten wartende Geröllfeld zu sausen. Keiner von uns sagt was, uns ist beiden klar was passiert wenn einer ausrutscht, bloß nicht Ablenken.
Dann ist es endlich geschafft und wir kraxeln weiter durch das nächste Geröllfeld. Das nun vor uns liegende und noch steilere Schneefeld umlaufen wir, wir wollen kein Risiko eingehen, das Schicksal nicht heraus fordern. Lediglich ein kurzes Stück müssen wir aufgrund der Felsen oben kreuzen. Die Angst auszurutschen ist da, langsam und vorsichtig treten wir eine Stufe nach der Anderen in den Schnee.
Dann ist es endlich geschafft, ein kurzes Stück und der Pass ist erreicht.
Auf der anderen Seite scheint der Nebel noch dichter. Auch hier erwarten uns wieder Geröl-und Schneefelder. Dieses Mal laufen sie jedoch flach aus und stellen keine Bedrohung dar. Wir müssen nun öfters das GPS zur Hilfe nehmen, es ist unmöglich geworden von einem zum anderen Steinmännchen zu gucken. Der Nebel ist einfach zu dicht. Trotzdem kommen wir im hier ehr flachen Gelände gut voran, können uns langsam wieder entspannen. Die Landschaft ist gespenstisch.
Bisher sind wir kaum angehalten, die Motivation, bald den Emergency-Shelter zu erreichen ist groß und lässt nicht mal eine Pause für ein paar Fotos zu, später werde ich es sicherlich bereuen.
Als wir so vor uns hinmarschieren, uns unterhalten, wir vielleicht weniger konzentriert sind, passiert es dann. Das Gelände ist nicht sehr anspruchsvoll und das Ziel ca. 5 km Luftlinie von uns entfernt.
Als ich mich gerade zu Sarah umdrehe rutscht sie aus. Ein lauter Schrei dringt durch den Nebel, die Hand in der Stockschlaufe verhindert ein Abfangen des Sturzes das sicherlich schlimmeres verhindert hätte. Ungebremst trifft ihr Gesicht auf den Fels. Blut, viel Blut. Es schießt Sarah wie ein Wasserfall aus der Nase, mit der Sie direkt auf den schroffen Fels gestoßen ist, auf die Brust. Gut, dass sie sich in diesem Augenblick nicht selber sieht. Trotzdem scheint sie unter Schock zu stehen. Ich versuche umgehend sie zu beruhigen während sie sich einen Lappen auf´s Gesicht drückt um die Blutung zu stoppen. Unter keinen Umständen darf sie in Panik geraten. Ich sehe ihr an, dass sie nicht weit davon entfernt ist. Gott sei Dank fängt sie sich, das Blut hat aufgehört zu fließen. Eine Dunkle Kruste bildet sich an der Stelle an der ihre Nase den Fels getroffen ist. Das Gesicht schwillt einseitig an.
Ich helfe ihr langsam auf, sie macht einen völlig abwesenden Eindruck auf mich. Ich bin trotzdem in diesem Moment sehr dankbar dafür, dass sie nicht aufgibt, den Rucksack wieder aufsetzt und langsam hinter mir her läuft. Die Situation muss unbedingt beherrscht werden, ich darf ihr auf gar keinen Fall zeigen, dass es irgendwelche Zweifel gibt. Ich habe das Gefühl, dass ich das einzige bin voran sie Halt finden kann. Ich muss ihr diesen Halt geben.
Wir gehen langsam, ich bitte Sarah mir jeden Schritt nachzumachen, es ist erschreckend wie schnell sich eine Situation ändern kann auch wenn einem immer bewusst ist, dass so etwas passieren kann.
Wir laufen ein Stück, als sich plötzlich ein breiter Bach aus dem Nebel auftut. Das andere Ufer ist nur schemenhaft zu erkennen. Wie breit ist es hier wohl? 20, vielleicht 30 m oder etwa noch mehr? Wir vermögen nicht mehr zu urteilen.
Der erste Teil scheint furtbar zu sein aber was ist dem dem Teil dahinter, der von einem 2 m breiten Kieselstreifen unterbrochen wird? Man kann es kaum erkennen, aber scheinbar führt der Bach dort wesentlich mehr Wasser. Es sieht wild aus, Wellen kräuseln sich auf ihm. Kein Wunder bei dem Regen der letzten Stunden.
Aber wo kommt das verdammte Ding überhaupt her? Da dürfte laut Karte doch gar nichts sein. Die Lösung ist einfach. Weiter oben an der Quelle dieses Stroms sind wir falsch gelaufen. Statt links der Quelle runter zu gehen sind wir rechts gegangen. Und nun stehen wir da, 3 km Luftlinie vom Ziel entfernt.
Was gibt es für Möglichkeiten? Wieder hoch und die Quelle umlaufen? Auf gar keinen Fall, wir sind viel zu kaputt, ein Umweg von 5 km würde nur das Risiko eines weiteren Sturzes bergen.
Den Versuch wagen zu furten? Zum Glück ist Sarah noch so geistesgegenwärtig mich davon abzuhalten. Auch wenn wir unsere Rucksäcke schon lange nicht mehr spüren sind wir fertig. Die Ereignisse der letzten 24 h haben uns doch ziemlich zugesetzt. Es gibt nur noch eine Möglichkeit. Das Zelt reparieren und morgen weiter laufen. Das Boot geht morgen erst gegen Mittag. Zeit genug um das Ziel rechtzeitig zu erreichen. Hoffentlich führt der Bach morgen früh weniger Wasser.
Zum Glück brauchen wir nicht lange zu suchen um einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Neben einem Wasserfall finden wir eine ebene Fläche um unser windschiefes Zelt aufzustellen. An sich ein schöner Ort, dem wir unter andere Umständen sicherlich mehr Beachtung schenken würden. Das Zelt steht wesentlich besser als ich dachte, es ist glücklicherweise seit langem mal windstill, wer weiß wie viel unsere Behausung noch in der Lage ist einzustecken. Sarah ist anzumerken, dass sie sichtlich erleichtert ist. Ich glaube sie hatte das Zelt schon abgeschrieben. Sie bringt sogar noch die Kraft auf die Matten aufzublasen während ich das Zelt sturmsicher mache. Wer weiß was Island noch für uns bereit hält.

Zwangsübernachtung
Auch wenn wir eigentlich viel zu müde sind und keinen Hunger haben zwingen wir uns etwas zu kochen. Während ich umrühre nicke ich immer wieder ein. Wir zwängen uns das Essen rein und schlafen, nicht ohne einen Wecker zu stellen, umgehend ein.
Sarah schläft unruhig, sie hat vermutlich Angst das Boot nicht zu bekommen, den Fluß nicht furten zu können oder ….
Eins steht fest. Die Tour wird abgebrochen.
Reisezeit: August 2009
Region/Kontinent: Nordeuropa
ISLAND - HORNSTRANDIR

01.08.09
Es ist Abend, ein Berg von Ausrüstung und Proviant türmt sich in unserem Wohnzimmer vor uns auf.
Morgen geht es nach Island statt wie vorher geplant nach Grönland. Die Flüge waren schlagartig 200 € teurer geworden, hatten unser Budget überschritten. Die 3 Wochen die wir für den diesjährigen Trip haben wären für Grönland eh schon fast ein Kompromiss gewesen.
So hatten wir uns kurzerhand für Island entschieden. Auch ohne jemals grönländischen Boden betreten zu haben denk ich im Nachhinein, dass Island sicherlich nicht nur ein notdürftiger Ersatz war, oh nein, das war es wahrhaftig nicht…
Die Klamotten waren eigentlich recht schnell zusammen, hatten wir uns doch mit einigen von euch schon Wochen vorher über die Packlisten hergemacht. Im Verhältnis zur letzt jährigen Sarek-Tour hatten immerhin einige Kilos von der Packliste verbannt werden können. Jetzt ging es nur noch darum die Sachen geschickt in den beiden Säcken unterzubringen, alles noch ein zweites und ein drittes Mal durchzugehen ob auch wirklich nichts fehlt.
Während der Abend so langsam vorwärts schritt kam einer von uns beiden auf die geistreiche Idee doch mal langsam nach den Zugfahrzeiten für den nächsten Morgen zu schauen, mussten wir doch recht früh schon am Flughafen sein.
Und wie es natürlich kommen musste kam es auch, wir mussten so früh beim airport sein, dass noch keine Züge fuhren, der letzte fuhr viel zu früh und hätte uns um die aktuelle Zeit auch schon arg in Bedrängnis gebracht.
02.08.09
Aber wozu hat man Freunde, Thomas war bereit uns um 4:00 Uhr zum Flughafen zu bringen. Dies bedeutete aber auch, dass wir gegen Viertel nach 3 bei Uns losfahren mussten.
Als die Rucksäcke endgültig gepackt waren und in der Wohnung Klarschiff gemacht war lohnte es nicht mehr sich hinzulegen. Aber was soll´s im Flieger könnten wir doch noch genug schlafen dachten wir uns…
Pünktlich kommen wir am Düsseldorfer Flughafen an. Die Säcke werden problemfrei aufgegeben und wir passieren genau so problemfrei die Sicherheit. Hätten wir also auch dieses kleine Hindernis bei dem sich in zahlreichen threads so unterschiedliche und erschreckende Erfahrungen nachlesen lassen bewältigt. Das sogar ohne dass uns Tüten mit weißem Pulver, ein auseinander gebauter Kocher oder irgendwelche Spitze Gegenstände entwendet wurden. Trotzdem würde ich Sarah auch das nächste mal den kleinen Scherz mit der Aufschrift „Kokain“ auf der Milchpulvertüte vehement austreiben. Schaden kann es auf jeden Fall nicht.
So, jetzt aber Schluss mit dem Flughafengedöns. Der Flug vergeht ohne nennenswerte Ereignisse. Ich verdaddel mir die Zeit mit dem Tonlosen Monitor im Sitz meines Vordermannes und freu mich, dass man Stirb langsam im Zweifelsfall auch ohne Ton gucken kann. Für die 5 € Kopfhörer war ich zu geizig. Sarah schläft, ich kann es leider nicht. Mehr als ein kleines Einnicken hier und da sitzt bei mir leider nicht drin.
Zu meiner großen Freude haben wir gute Sicht. Nachdem wir kurz Nordengland gestriffen haben zeichnet sich irgendwann die Südküste Islands vor meinen Augen ab. Was für ein Anblick. Der schwarze Strand von Vik, der Vatnajökul der sich bis zum Horizont erstreckt und die vorgelagerten Westmännerinseln…die Vorfreude steigt.
Nach einer vorbildlichen Landung ziehen wir ein Busticket aus dem Automaten und steigen in den Bus der uns, über eine Strasse durch viel dampfendes Nichts, nach Reykjavik bringen soll.
Eine halbe Stunde später steigen wir am BSI dem Busterminal aus. Hier in der Nähe soll der Inlandsflughafen sein mit dem wir heute Abend weiter gen Norden nach Isafjordur fliegen wollen. Wir beschließen direkt dort hinzugehen und unsere Rucksäcke bis zum Weiterflug dort zu lassen. Als wir irgendwann vor einem Zaun stehen, hinter dem sich die Landebahn befindet sehen wir dass das kleine Flughafengebäude sich leider auf der genau entgegengesetzten Seite befindet. Der Weg um das gesamte Flughafengelände ist gar nicht so kurz und wir haben jetzt keine Lust öde Wege doppelt zu gehen. Wir fassen kurzerhand den Entschluss mit den Rucksäcken in die Stadt zu laufen, um dort die letzten Einkäufe zu tätigen.
Dummerweise will ich nicht auf meine Frau hören als sie vorschlägt die Säcke im BSI einzuschließen. Ich habe keine Schließfächer gesehen und bin der festen Überzeugung es geht nicht.
Selbstverständlich ist dies überhaupt gar kein Problem und der BSI hat wie auch ähnliche Institutionen die Möglichkeit Gepäck sicher aufzubewahren.
Aber nun ich will ja nicht hören und so buckeln wir die Rucksäcke und machen uns auf, Richtung City…
Wir wollen zum Bonus, dem unter Rucksackreisenden allseits bekanntem „Billigsupermarkt“. Schließlich durften wir ja nur eine begrenzte Menge Nahrungsmittel importieren (5 kg pro P.?). Für die 9 Tage die wir auf Hornstrandir verbringen wollten ist es jedenfalls zu wenig.
Als wir vor der Tür des Supermarktes stehen ist es erst 11:00 Uhr. Der Laden macht erst in einer Stunde auf und so setzen wir uns noch ein Stündchen vor ein Kaffee namens Hljörnalind (guter Tipp auf der Straße namens Laugavegur). Die Stunde verstreicht schnell und als wir nach zwölf wieder vor dem Bonus stehen regt sich immer noch nichts…
Na ja, wie soll man sagen, die Uhren ticken hier irgendwie anders als in Deutschland. Der Laden macht halt nicht auf und kein Schwein weiß warum. Also auf zum nächsten Bonus. Als wir davor stehen müssen wir die unerfreuliche Erfahrung ein zweites Mal machen. Der Laden ist zu, die Lichter sind aus und kein Mensch weiß warum. Ein Hinweiß oder ein Schild auf dem der Grund erklärt sein könnte gibt es nicht.
Es bleibt uns nichts anderes übrig als uns damit abzufinden und uns auf den Weg zum weitaus teureren 24h –Markt zu machen.
Wenigstens ist dieser offen. Der Laden ist extrem voll und so wurschteln wir uns mit den großen Rucksäcken durch die Regale mit der begrenzten Auswahl.
Was soll´s, das was wir noch brauchen finden wir auch wenn wir etwas mehr Geld dafür ausgeben als wir eigentlich wollten. Bleibt nur zu hoffen, dass das Müsli das wir soeben gekauft haben und die nächsten 10 Tage essen müssen auch schmeckt.
Bis unser Flieger nach Isafjordur geht haben wir noch viel Zeit und so machen wir es uns in einem kleinen, erhöhten Park mit guter Aussicht gemütlich und verdrücken die im Supermarkt erworbenen und in Karamel getränkten Süßteile.
Das Müsli und die Nüsse werden in Gefrierbeutel umgefüllt und gleichmäßig auf beide Rucksäcke verteilt. Da wir Abends in Isafjordur ankommen und es direkt am nächsten Morgen losgehen soll wollen wir alles vorher fertig haben.
Es ist ca. 16:00 Uhr als wir am Domestic Railway-Airport ankommen, eine Stunde vorm Abflug. Dies hat nicht viel mit den Flughäfen zu tun die wir sonst gewohnt sind, die verhältnismäßig kleine Halle hat viel mehr was von einem Bahnhof. Von einem Ausweß oder ähnlichem will hier niemand was wissen. Man sagt einfach seinen Namen und hat ,zack, sein ticket in der Tasche. Es wird höchsten noch mal darauf hingewiesen, dass kein Brennstoff mittransportiert werden darf aber das ist es dann auch.
Die kleine Propellermaschine startet gen Norden. Zu unseren großen Glück haben wir gutes Wetter und so raubt mir die Möglichkeit Island von Oben zu sehen die letzte Chance einwenig Schlaf nachzuholen.
Dadurch, dass das Flugzeug so tief fliegt wird der Flug über Snaefellets zu einem absolutem Erlebnis und so spielen wir kurz mit dem Gedanken auf dem Rückweg vielleicht noch einen kleinen Abstecher zu machen.
Es sind noch ca. 15 Minuten bis zur Landung, wir nähern uns Isafjordur und gleichzeitig einer ziemlich abenteuerlichen Landung wie ich finde.
Das Städtchen befindet sich inmitten eines lang gezogenen Fjordes auf einer Sandbank. Die Landebahn hingegen befindet sich am Fuße eines steilen Berghanges. Nachdem die kleine Propellermaschine eine Schleife gedreht ist fliegt sie parallel zum Berg auf die kurze Landebahn zu. Links Fels, rechts Wasser, ein seltsames Gefühl muss ich sagen.
Nach einer kurzen Unterhaltung mit zwei Schweden, die mit uns im Flieger saßen und ähnliches vor haben, erfahren wir, dass ein Shuttel von hier nach Isafjordur reinfährt. Man muss einmal um den Fjord um die Stadt zu erreichen.
Draußen angekommen ist aber leider nichts dergleichen zu sehen, auch keine Passagiere mehr. Tja, da haben wir wohl zu lange gequatscht und so bleibt uns nichts anderes übrig als den Weg zu Fuß zu bewältigen.
Ca. 5 km sind es zum Camping-ground welcher völlig unspektakulär hinter einem Hastel/Hotel mit rotem Dach liegt. Da wir mit den beiden Schweden laufen bringt uns auch das Daumen raushalten nichts. Wir sind wohl einfach zu viele mit den großen Rucksäcken.
Während die zwei Schweden irgendwann abbiegen um in einer kleinen Fichtenschonung zu kampieren gehen wir zum Campingplatz. Wir hoffen dort vielleicht noch die eine oder andere Gasflasche zu finden. Ansonsten müssen wir´s im Ort versuchen. Morgen früh haben wir nicht sehr viel Zeit.
Blick von Hornstrandir Richtung Landinneres
Das Wetter ist ungemütlich. Regen hat eingesetzt der zudem noch von einer steifen Brise unterstütz wird. Aber nun, was haben wir erwartet, wir sind auf Island…wir sind in den Westfjorden.
Blick von Hornstrandir Richtung Landinneres
Das Zelt ist schnell aufgebaut. Ein kurzer check am Spülbecken offenbart uns, dass die Meisten hier leider Stechkartuschen verwenden. Mist! Wir brauchen Brennstoff, ohne brauchen wir morgen gar nicht nach Hornstrandir. Also machen wir uns auf den Weg in die city. (Der Zeltplatz hat 1400 ISK pro Nase und Nacht gekostet)
An der Tankstelle…Fehlanzeige, sie haben nur noch Stechkartuschen, wann neue kommen, das weiß hier kein Mensch. Im gut sortierten Supermarkt…Nichts. Dies bedeutet nicht nur ein kaltes Abendessen, was wir ganz gut verkraften können, nein, wir haben ein echtes Problem. Morgen geht das Boot um 9:00 Uhr und vorher müssen wir was haben sonst heißt es Umplanen. Unsere letzte Hoffnung ist die Touriinfo, die für heute aber leider schon zu hat.
Nicht dass uns das Brennstoffproblemchen reichen würde, nein, zu allem Glück fängt Sarah´s Hüfte an zu schmerzt. Das obwohl es schon so lange gut gegangen ist. Ihre Hüftdisplasie hatte schon so lange keine Probleme gemacht und ausgerechnet jetzt wo die große Wanderung bevor steht geht es los. Das kann einfach nicht sein.
Da uns keine befriedigende Alternative einfällt die nichts mit Laufen zu tun hat beschließen wir vorerst unsere Pläne beizubehalten und den morgigen Tag abzuwarten. Die Stimmung ist ziemlich im Keller und wir verkriechen uns mit der Hoffnung auf ein besseres Morgen in´s Zelt.
03.08.09
Ich stehe früh auf und mache mich umgehend auf den Weg zur Touri-info um die Schraubkartuschenlage zu prüfen…unsere letzte Hoffnung. Das Wetter ist immer noch ungemütlich, wir sind immer noch in Island.
Zu meinem großen Entsetzen wird meine Frage negativ beantwortet. Ich will es einfach nicht wahr haben. Die Tour kann doch wohl nicht an so was scheitern…als Plötzlich ein Hühne von Isländer aus dem hinter dem Besucherraum gelegenen Büro tritt, in der Hand 2 große Schraubventilkartuschen. Es muss sich eindeutig um einer der hier Sagenumwobenen Feen handeln. Die Feen in meiner Vorstellung sind zwar keine 2m mit Stoppelbart und Hosenträgern aber ich lasse mir meine Illusionen an diesem Morgen gerne zerstören, oh ja.
Nun bleibt uns zwar noch das viel größere Problem mit Sarah´s Hüfte, aber das müssen wir später sehen. Das Boot geht um 9:00. Uns bleibt nicht viel Zeit. Auf dem Rückweg ruf ich noch Sarah an, ich hätte Gas und sie könne mit dem Abbau anfangen. Es ist 8:10 Uhr.
Angekommen geh ich Sarah fix zur Hand und so ist das nasse Zelt und die restlichen Plünnen schnell verstaut.
8:45 Uhr, wir machen uns auf dem Weg zur Touriinfo, die Tickets holen und dann müssen wir noch den richtigen Steg finden. Der Ort ist sehr überschaubar, es kann nicht sehr weit auseinander sein. Sarah´s Hüfte schmerzt immer noch.
Um Punkt 9:00 treffen wir in der Info ein. Die Fee teilt uns mit, dass die Wellen am Kapp zu hoch wären, sie könnten nicht auslaufen. Zu hoch? Zu hoch für wen fragt sich da. Tatsächlich für´s Boot oder vielleicht doch für die Insassen die das Ganze Schiffsinnere vollreiern würden. Was soll´s, 4-5m Wellen, ich kann es verstehen. Das geplante Auslaufen ist nun für 12:00 Uhr vorgesehen. Die neue Startzeit…verständlicherweise unverbindlich. Wir seien zu wenige Passagiere, um genau zu sein 3 zu wenig.
Mittags heißt es dann, 17:00 vielleicht 18:00 Uhr, das Unwetter würde anhalten. Es sei nicht sicher, dass wir überhaupt noch nach Hornvik kommen würde. Eventuell würden sie uns auch nach Veidileisuffjordur bringen, ein zum Landesinneren orientierter und somit geschützter Fjord.
Ok, heißt es halt einwenig umzuplanen. Wir haben doch genug Zeit, 9 Tage wollen wir uns auf Hornstrandir gönnen. Jede Menge Puffer. Vom Veidileisuffjordur sind es ca. 12 km über einen Kamm nach Hornvik. Halt eine Etappe mehr.
Wir verbringen die Zeit des Wartens in der Touriinfo, dem Anliegenden Kaffee wo man wie überall in Island für eine Tasse zahlt und dann so viel man will trinken kann, und Hoddog essend in der Tanke. Isafjordur ist übersichtlich und somit ist auch der Gang durch den Ort relativ schnell vorüber. Der springende Punkt ist aber eigentlich, dass wir rüber wollen, rüber nach Hornstrandir. Wir haben keine Lust zu warten. Wenn wir drüben ankommen wollen wir erst mal einen Tag pausieren und sehen was dann mit Sarahs Hüfte ist. Im schlimmsten Fall müssen wir früher zurück. Von den Fährzeiten her gibt es eine Möglichkeit, eine. Erst mal schauen wo uns das Boot denn hinbringt.
Hafen Isafjordur
Gegen 16:00 Uhr macht die Touriinfo heute zu und so müssen wir uns bis zum Ablegen des Bootes eine neue Bleibe suchen.
Neben dem Anleger von dem aus die Fähre geht steht eine Art Gartenhäuschen. Es gibt Kekse, Kaffee und Kartenspiele. Das kann doch eigentlich nur der Warteraum sein, oder? Als wir uns breit gemacht haben steht plötzlich eine Frau in der Tür die ziemlich verdattert auf uns drein blickt. Auf die Frage hin ob wir hier vielleicht nicht sein dürften und dies privater Bereich sei, sagt sie nur es sei ihr Haus und wir sollten die Tür schließen wenn wir gehen, und zack weg ist sie wieder.
Im Hafen
Im Hafen
Dann ist es endlich so weit, wir dürfen an Bord. Inzwischen steht fest, es geht nicht nach Hornvik, sondern nach Veidileysufjordur. Hier treffen wir auch wieder auf die Beiden schwedischen Brüder von gerstern, Martin und Marten.
Während der einstündigen Überfahrt, vorbei an wunderschönen Steilklippen von denen sich hin und wieder kleine Wasserfälle stürzen sitzen wir unter Deck an einem Tisch und probieren schwedische Wurst und Hartkäse. Da die beiden Brüder heute Abend noch nach Hornvik laufen wollen können sie mit dem Abendessen an Bord noch einwenig Zeit sparen.
Aufbruch
im Boot
Für uns hingegen steht fest, dass wir auch den morgigen Tag im Veidileysufjordur verbringen werden in der Hoffnung, dass die Hüfte nach einwenig Pause wieder mitmacht. Die Zeit haben wir, das Proviant auch und schließlich sind wir ja auch im Urlaub.
Landung
Am Ende des Fjordes angekommen, macht das Boot an einer Boje fest und bringt uns Grüppchenweise mit dem Dingi ans Festland. Insgesamt sind wir zu 8 die hier an Land gehen. Der Fjord ist fantastisch und bietet uns sogar eine Toilette die in Form eines kleinen Dreieckes am Ufer zu erkennen ist und in den nächsten Tagen noch einen entscheidende Rolle einnehmen soll.
Scheinbar und auch zum Glück sind wir die einzigen die heute hier bleiben. Es ist 20:00 Uhr Abends als die anderen sich auf den Weg machen. Sie haben laut dem Bootbetreiber gut 4 Stunden Marsch vor sich.
angekommen
Als alle verschwunden sind bauen wir in Nähe des Toilettenhäuschens unser Zelt auf. Sie wird scheinbar so selten benutzt, dass mit keinerlei Geruchsbelästigung zu rechnen ist. Umgeben von den hier typischen Plateaubergen und mit Blick auf den Fjord gibt es noch ein halbwegs passables Abendessen woraufhin wir recht zügig im Zelt verschwinden.
noch ist es ein herrlicher Zeltplatz
04.08.09
Es ist ca. halbacht als meine volle Blase mich aus dem Zelt treibt. Das Wetter hat sich einwenig gebessert und lässt hier und da sogar mal einen Sonnenstrahl auf die Erde treffen.
Nach dem ersten Morgenkaffe geht es erst mal zum nächst gelegenen Bach zur Morgenwäsche. Wasser wird hier kein Mangel sein. Überall schlängeln sich kleine Rinnsale die Hügel hinunter.
Nach einem aus Müsli bestehendem frühstück gönnen wir uns den Luxus uns noch mal einwenig auf die Matten zu hauen. Heute ist Ruhetag, dass obwohl wir noch keinen Meter gelaufen sind. Wobei die Anreise insgesamt doch mit ziemlich wenig Schlaff verbunden war.
Als ich wieder aufwache ist mir aber dann doch nach Bewegung und da gerade Ebbe ist mach ich mich auf den Weg in die nächste Bucht. Bei Flut ist dies nicht ohne Weiteres möglich.
Ich ziehe mir vorsichtshalber Regenklamotten an, schnapp mir die Kamera und mache mich zu einem kleinen Erkundungsgang auf den Weg.
Am Ufer fliegen die Seeschwalben bei meinem Näherkommen erste Scheinangriffe gegen mich.
Angriff von Oben
Ich hatte zwar schon öfter davon gehört, bin aber doch verwundert über die mutigen Vögelchen. Fakt ist, ich bin unerwünscht. Sie scheinen irgendwie so was wie einen Toleranzradius zu haben. Überschreitet man eine gewisse Grenze geht´s es bei lautem Getöse hoch und schon kann der Kamikaze anmutende Sturtzflug beginnen. Das erklärte Ziel ist ganz klar, der Kopf. Erst in letzter Sekunde wird laut keifend abgedreht. Wollen wir mal einfach hoffen, dass sie wissen was sie tun und dies auch zu 100 % beherrschen. Die im Verhältnis zum Tier doch recht großen Schnäbel sehen doch verdammt spitz aus.
Jetzt heißt es Kopf enziehen
Ich räume freiwillig das Feld und tapse auf glitschigem Tang weiter an der Steilwand entlang von der sich zahlreiche Rinnsale stürzen.
Bei Ebbe geht das Wasser bis an den Fels
Der Fels der Steilwand sieht sehr interessant aus. Als sei er aus tausenden und abertausenden von kleinen Steinchen zusammengepusselt worden.
Mosaik
100 Meter weiter und stehe in der benachbarten Bucht. Auch hier wie in unserer Bucht steht ein kleines spitzes Klohäuschen. Dafür dass wir hier wirklich voll in der Pampas sind doch erstaunlich.
die Nachbarbucht
Diese Bucht unterscheidet sich doch noch mal deutlich von der indem unser Zelt mit der schlafenden Sarah steht. Hier stehe ich auf einer recht großen und extrem üppig bewachsenen Wiese. Wären wir doch einwenig nah einer halbwegs ebenen Fläche suchen mussten wäre hier der perfekte Zeltplatz schnell gefunden gewesen. Aber gut was soll´s, unsere Bucht ist auch sehr schön. Wir wollen uns ja mal nicht, noch nicht , beklagen.
Das Nachbarklo
Auf dieser Fläche soll es irgendwo eine alte Hofruine geben. Ohne diese großartig zu suchen mach ich mich wieder auf den Weg zurück, natürlich nicht ohne die faszinierende Landschaft mit ein paar Fotos festgehalten zu habe.
Wieder am Ufer lang laufend schweift mein Blick kurz über eine nicht weit weg liegende Sandbank als ich plötzlich diesen dicken, sich ausruhenden Seehund erblicke. Er schaut zwar kurz zu mir rüber, lässt sich aber sonst nicht weiter stören und ermöglicht mir so einen schnellen Objektivwechsel und ein paar nette Schnappschüsse.
Als ich ein Stückchen weiter zwei Seeschwalben fotografiere rückt plötzlich ein dicker Kopf ins Bild, wieder ein Seehund. Irgendwie scheinen die Burschen recht neugierig zu sein. So schaut gelegentlich immer mal einer vorbei als würde er einfach nur mal nach dem Rechten sehen und schauen ob seine neuen Nachbarn immer noch da sind oder er endlich wieder seinen Fjord für sich alleine hat. Ein super Erlebnis, man fühlt sich so richtig drin.
dieses Mal friedlich und schwer beschäftigt
Am Zelt angekommen laufe ich noch mal ein Stückchen in die entgegengesetzte Richtung den Hang hoch. Ich bin einfach zu neugierig einwenig von dem zu sehen, was uns morgen auf den weg über den Pass erwartet. Wenn es so bleibt wie jetzt, dann werden wir ziemlich schnell in den Wolken verschwinden, es ist etwas weiter oben nichts zu erkennen. Von oben kommt ein breiter Bach den Hang runtergesaust der auf einigen Höhen schon ordentliche Wasserfälle bildet. Der Pass liegt im Nebel. Ich kann den Morgen kaum noch erwarten, unwissend, was in ein paar Stunden noch alles geschehen kann bzw. wird.
Am Zelt angekommen gibt es erst mal einen würzigen Asiasnack. Ich mach noch ein kleines Nickerchen während Sarah ließt. Erstaunlich, dass ich schon wieder schlafen kann. Das muss wohl die isländische Luft sein.
Während Herr Seehund noch ein paar Mal den Kopf über die Wasseroberfläche hebt um nach uns zu schauen sinkt die Wolkendecke immer weiter. Der Wind legt einen Zahn zu.
Das Wetter kippt
18:00 Uhr, der Wind dreht noch ein wenig auf.
20:00 Uhr, wir wollen essen, nicht ohne alle Sturmleinen nachzuspannen und die Häringe mit Steinen vom Ufer zu beschwert.
Inzwischen würde ich mal von einem ausgewachsenen Sturm sprechen. So würde ich es zumindest in Deutschland nennen. In Island,… ja in Island sitzt noch allerhand mehr drin. Das sollen wir in den nächsten Stunden hautnah und auf unvergessliche Weise erfahren.
Isländisches Wetterchen von seiner besten Seite
Dummerweise hat im Laufe des Abends der Wind einwenig gedreht. Unser Tunnel steht zwar nicht quer zum Wind, aber auch nicht mehr ganz optimal. Die Längsseite wird im spitzen Winkel vom Wind in Angriff genommen. Ein neues Ausrichten hält uns aus Angst unser Zelt im Fjord wieder zu finden zu diesem Zeitpunkt ab. Das würde ich heute vielleicht einwenig anders sehen, aber dazu später.
So gegen 22:00 Uhr wollen wir versuchen ein Auge zu schließen. Der Wind hat zumindest gefühlt noch mal einwenig zugelegt und so bleibt eine letzte Kontrolle der Verankerung bevor wir in die Schlafsäcke kriechen nicht aus. Ein Stein mehr pro Häring kann nicht schaden denken wir uns. Gesagt getan.
Das laute Flattern der Zeltplane lässt uns in einen halbschlafartigen Zustand fallen.
05.08.09
Es ist 24:00 Uhr. Ich werde kurz wach um festzustellen, dass der Wind nicht nachgelassen hat. Es rappelt zwar ganz schön an unserem Häuschen, aber es scheint alles im grünen Bereich zu sein. Es ist doch sehr beruhigend zu wissen, dass man ein ordentliches, erprobtes Zelt hat.
Sarah hat die Augen zu, auch ich schlafe wieder ein.
2:00 Uhr.
Der Wind der vom Pass runtergeschossen kommt kattapultiert den einsetzenden Regen gegen unsere Zeltwand. Er wird einwenig lauter. Der Regen kommt nicht von oben, er kommt eindeutig aus der Waagerechten. Scheinbar meint hier jemand, dass unsere Ausrüstung und wir selber einwenig auf die Probe gestellt werden sollen. Ist das die Islandtaufe?
Ich falle wieder in einen leichten Schlummerzustand. Ein Ohr bleibt für das Draußen offen, lässt mich hin und wieder aufschrecken wenn eine Böe unser Zelt durchrüttelt.
Es ist 4:00 Uhr als der Sturm seinen gefühlten Höhepunkt erreicht. Jetzt geht es richtig zur Sache. Der dem Wind zugewandte Bogen wird von den Zahlreichen Böen eingedrückt. Sind es überhaupt noch Böen? Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass der Wind es schafft unser Zelt auf der exponierten Seite Minutenlang auf uns nieder zu drücken. Der Regen hat nicht nachgelassen, immer peitscht er mit voller Breitseite aus der Horizontalen kommend auf die Zeltaußenhaut.
Die Nacht ist für uns zu diesem Zeitpunkt definitiv beendet. Raus aus den Daunentüten! Alles wird wasserdicht in die Rucksäcke verpackt. In voller Regenmontur sitzen wir nun im Zelt uns nehmen des ersten und zweiten Zeltbogens an die quasi nach unserer Unterstützung schreien. Bis jetzt ist noch nichts gebrochen. Das wollen wir um jeden Preis verhindern. Wir stehen am Anfang unserer Tour, der ersten von zweien die wir uns für unseren Urlaub auf Island vorgenommen haben. Das Zelt muss heil bleiben!
Wir spielen kurz den Gedanken durch abzubauen und uns auf den Weg nach Hornvik zu machen. Auch wenn es zum Glück nicht dunkel wird verwerfen wir den Gedanken sofort wieder. Der Pass liegt bei ca. 500 Höhenmetern. Der Sturm würde uns schier umreißen. Das tut er schließlich schon hier unten. Bei 150 Hm liegt außerdem alles in einer trüben undurchsichtigen Suppe.
Wenn man da so sitzt und nicht wirklich was tun kann kommt man halt schon mal auf seltsame Gedanken. Wir sitzen da und harren aus, warten, dass es endlich vorüber geht. Es kann doch nicht ewig so bleiben. Nein, ewig nicht aber trotzdem verdammt lange wie wir sehen werden. Hier scheint die Musik einfach etwas anders zu spielen.
Und dann passiert das scheinbar unvermeidliche. Als eine weitere gewaltige Böe auf das Zelt knallt bricht die Stange im Fußbereich der Kabine im unteren Bereich. Das untere Ende wird nun erbarmungslos runtergedrückt, die Plane flattert ohrenbetäubend im Wind.
Gut, dass schon aus Angst, dass genau dieser Fall eintreten würde, die Rucksäcke gepackt sind.
Wir verfrachten uns nach draußen und bringen die Rucksäcke vorerst im Klohäuschen unter, das weit und breit den einzigen Schutz vorm Wetter bietet.
Nachdem wir die fantasievoll gebogenen Zeltstangen aus den Ösen gezogen haben legen wir alles flach und beschweren das Zelt mit Steinen. Peut à peut rollen wir es zusammen und schmeißen das nasse Bündel neben die Klohütte, natürlich nicht ohne es vorher ausreichend mit Steinen beschwert zu haben.
Gut, das wenigstens das schon mal ohne Paragleit-Einlage geklappt hat. Die kaputte Stange hat ein Loch in die Außenseite des Stangenkanals gerissen, was jedoch nicht weiter schlimm zu seien scheint.
Ist das Zelt gesichert bleibt uns vorerst nichts anderes übrig als uns zu unseren Rucksäcken zu gesellen.
Wer diese nicht gerade überdimensionierten Klohäuschen kennt kann sich vorstellen, dass 2 Personen und zwei große Taschen für geschätzte 1,5 m² und bis zum Boden runtergezogenes Dach nicht gerade viel mit Komfort zu tun haben. Aber was soll ich sagen, wir sind einfach nur dankbar überhaupt so ein Plätzchen zu haben. Nur dumm, dass wir auch hier in Regenmontur bleiben müssen. Der immer noch waagerecht heran sausende Regen wird vom Wind von unten durch die Verlattung gedrückt. Man fühlt sich einwenig wie in einer dieser Jakusi-Duschen in denen man von allen Seiten gleichmäßig bestrahlt wird.
Unser neues Zuhause
Nun sitzen wir da, warten, …warten bis es vorüber geht. Jedes Mal wenn wir denken es würde sich bessern, macht uns der wieder aufdrehende Wind deutlich, dass es sich doch nur um ein kleines Päuschen handelte.
Kleine Gänge in verschiedene Richtungen machen uns deutlich, das ein Vorrankommen kaum möglich ist. Der Regen, der einem ins Gesicht peitscht zwingt einen trotz tief gezogenem Kapuzenschirm auf seine eigenen Füße zu gucken. Skibrillen haben wir zufällig nicht dabei. Es bleibt uns tatsächlich erst mal nur das Klohäuschen.
Heute ist Mittwoch. Das nächste Boot läuft am Samstag diese Bucht an. Vorrausgesetzt ist natürlich, dass es überhaupt fährt, ist ja schließlich kein Busfahrplan wie wir wissen sollten. Erwartet werden wir jedenfalls erst am Dienstag nächste Woche in Hesteyri. Gut, im Notfall haben wir alles was wir brauchen. 10 Tage könnten wir ohne Probleme ausharren. Wir haben sogar eine Toilette…schon interessant auf was für Gedanken wir in unserer, dieser Lage hier so kommen…völlig übertrieben; oder etwa doch nicht?
Im Grunde genommen gibt es ja eigentlich nur eine vernünftige Lösung. Wir müssen über den Pass und wenn sich das Wetter dann irgendwann mal bessern sollte können wir endlich mit der eigentlichen Tour beginnen. Dieses hilflose rumgesitze hier ist auf jeden Fall nicht sehr gut erträglich aber im Moment ist es leider alles was wir tun können. Abwarten und Tee trinken. Wenigstens das. Die Kloküche funktioniert super, auch wenn einer dann immer raus muss damit ausreichend Platz ist. Was für ein Glück, dass hier scheinbar nicht all zu häufig jemand ist.
So und dann passiert uns hier in dieser kleinen Hütte noch ein kleines Malör, dass ich kaum schildern mag. Die Situation könnte wirklich aus einem schlechten Film stammen.
Der nun hier doch reichlich beschriebene Wind (nerv ich schon?)weht dermaßen, dass es hinter der offen stehenden Tür ziemlich zieht und so komme ich auf die glorreiche Idee, nur für ein Momentchen ins Klo zu verschwinden um eben vor dieser, langsam ganz schön penetrantem Luftbewegung zu flüchten.
Kaum bin ich drin und habe die Tür hinter mir zu gezogen, man ist das eng mit geschlossener Tür, kommt eine dieser hinterlistigen Windstöße herangesaust, als hätte er seit Stunden auf nichts anderes gewartet und es geschieht das zumindest für mich unvorstellbare.
Dazu muss man sagen, dass diese isländischen Toilettenhäuschen ein besonderes Ausstattungsmerkmal besitzen. An der Tür dieses Häuschens befindet sich nicht nur ein an der Innenseite befindlicher Schließmechanismus, nein, es gibt auch einen auf der Außenseite. Warum? Ganz einfach. Um zu verhindern, dass der Wind die offen stehende Tür (Klinkenlos) zerschlägt. Dieser Mechanismus wird nach verrichtetem Geschäft einfach von Außen verriegeln. Ihr versteht schon, damit da keiner Vorhaut. Besagter Schließmechanismus besteht ganz simpel aus einer Latte die an einem Nagel oder einer Schraube befestigt ist und sich um 360° drehen lässt. Natürlich in beide Richtungen. Diese Latte kann man dann durch eine halbe Drehung einfach in ein U-förmiges Eisen führen das an der Tür montiert ist und schon ist die Tür verrammelt.
Nun kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen was als nächstes kommt. Der kleine fiese Windstoß kommt heran gesaust und versetzt der eben beschriebenen Latte einen satten Stoß. Es macht kurz „klack“ und die Tür ist sauber von Außen verriegelt. Dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, das es ein kleines Problemchen bei der Sache gibt. Richtig, wir sitzen drin, beide, es ist zappenduster. Nur noch ein kleiner Lichtschimmer fällt durch das kleine dreieckige Fensterchen über uns.
eingesperrt
Ich schwöre euch, es ist genau so passiert. Ja, ich weiß, wie in einem schlechten Film.
Und was lernen wir daraus? …genau, auf Solotouren wird nur bei offener Tür geschissen. Liebe Sologänger, dass ist kein Scherz!
Hmm… was soll ich sagen, nachdem der erste kleine Schock verflogen ist können wir nur noch lauthals lachen. Was für eine Situation, einfach unglaublich.
Gott sei Dank ist diese Tür jetzt nicht so super akkurat gearbeitet, sondern viel mehr von der Sorte „zusammengezimmert“ und so bleibt ein kleiner Spalt der Hoffnung zwischen Tür und Rahmen. Das richtige Ausrüstungsteil, sozusagen der Schlüssel zum Glück wird gesucht…Sarah´s Löffel vielmehr Löffelstiel ist es, der uns aus dieser kuriosen Lage retten soll. Er ist gerade, lang und stabil genug. Ein paar Anläufe und der Balken springt aus der Verankerung. Gerettet!
Jetzt stellt euch mal vor, wir hätten die Rucksäcke und somit die Ausrüstung nicht bei uns oder noch besser, wir wären UL unterwegs, dabei nur ein abgesägter Löffel und eine 3 cm Messerklinge in der Tasche…gar nicht auszumalen wie die Geschichte zu Ende gegangen wäre. Nein, jetzt mal im Ernst, die Situation war nun wirklich nicht so ernst wie der eine oder Andere vielleicht annimmt. Man wäre irgendwie auf jeden fall rausgekommen und hätte man zur Not ein Brett nach dem Anderen rausgetreten. Für uns kam dies aber nicht in Frage, schließlich brauchten wir, wer weiß wie lange noch, unser Dach überm Kopf.
Ein paar Stunden warten wir noch bis das Wetter gegen 15 Uhr langsam besser wird. Der Sturm flaut ab und der Regen beginnt sich in die Diagonale zu begeben. Wir sitzen nun seit fast 10 Stunden irgendwo im Norden in einem isländischen Klohäuschen.
Der Abschied fällt schwer aber nun kann es endlich los gehen. Hornvik, wir kommen!
Das nasse Zelt ist schnell im Rucksack verschwunden und wir schnell Richtung Pass Hafnarskard unterwegs. Über den grünen Hang geht es durch wegloses Gelände nach oben. Wie lange werden wir wohl brauchen? Es ist schwer zu sagen. Beim Bootsbetreiber war die Rede von 4-5 Stunden, ein recht junger guide sprach was von 3 wobei er einen bösen Blick des Älteren erntete.
Auf dem Weg hoch kommen uns zahlreiche Bäche und Rinnsale vom Berg entgegen. Der Regen der vergangenen Stunden. Der ganze Boden ist in einem Schwammartigen Zustand.
auf dem Weg zum Pass
Das Wasser hält auf, viele der Rinnsale und Bäche können nicht mit einem Sprung überwunden werden. Wenn doch, dann muss man die Stelle häufig suchen. Ohne Rucksäcke wäre das sicherlich kein Problem aber so … keine Chance. Am Anfang der Wanderung ziehen die schweren Rucksäcke einen einfach zu sehr nach unten.
Es dauert nicht lange, und die Gore Stiefel sind auch von Innen nass. Das Meine Membrane nicht mehr dicht ist, wusste ich aber auch das Gründliche Einwachsen hat scheinbar nicht gereicht. Wo kommt bloß das verdammte Wasser rein? Auch Sarah schwimmt schon in Ihren Stiefeln. Im Moment soll uns das aber nicht weiter stören.
Das Wetter ist gerade so gut wie seit einer Ewigkeit nicht mehr. Ab und zu schafft es sogar ein Sonnenstrahl auf die umliegenden Hänge und die Wasseroberfläche des Fjords, der jetzt von hier oben grandios aussieht. Auch wenn es noch ein wenig windet und nieselt sind wir guter Dinge. Wir sind endlich unterwegs, Sarah´s Hüfte macht keine Mucken, wir arbeiten uns weiter den Berg hoch.
kurze Pause
Blick auf den Fjord
Es kommt uns so vor als sei überhaupt nichts passiert.
In Wirklichkeit kommen wir gerade aus einer Notsituation. Das Zelt wird sich mit Sicherheit ohne Probleme reparieren lassen. Auch wenn alles verbogen ist, man kann es aufbauen und es steht. Aber was ist wenn noch solch ein Sturm kommt? Wird das Zelt dies noch mal mitmachen? Mit Sicherheit nicht. Mal sehen, Drüben wartet auf jeden Fall ein Shelter auf uns. Entscheiden können wir dann immer noch. Wir müssen morgen früh auf jeden Fall eine wichtige Entscheidung treffen. Das letzte Boot der Saison wird laut Plan morgen Hornvik anlaufen. Dann heißt es entweder ganz oder gar nicht. Mit dem Höhersteigen verdichtet sich der Dunst der in der Luft hängt, der Regen wird mehr und der Wind versucht meine Regenhülle mitzunehmen, die Sarah in letzter Sekunde noch fangen kann. Ab jetzt wird sie verstaut. Das wichtigste ist eh wasserdicht verpackt.
Wie so oft bei Anstiegen befindet sich hinter jedem nächsten Hügel wieder einer der einwenig höher ist und versucht an der Motivation zu nagen. Das gelände wird langsam steiniger, verblockter.
Die den Weg markierenden Steinmännchen lassen uns ohne großartig navigieren zu müssen den Weg aufwärts finden. Ich blicke lediglich ein paar Mal auf das GPS um zu sehen wie gut wir voran kommen. Es geht gut vorwärts. Wenn wir so weiter laufen sind wir tatsächlich in 3 – 4 h da.
Wir steigen weiter auf bis sich langsam unsere Konturen im Nebel verlieren. Aber nicht nur unsere, auch die der Steinmännchen. Inzwischen kann man kaum noch 20 m weit gucken, der Weg besteht mehr und mehr aus Geröll der ab und zu von einem Schneefeld unterbrochen wird.
Die herrliche Sicht auf den Vestileysifjordur, die wir noch vor kurzem Genießen durften ist entgültig im Nebel verschwunden, eine seltsame Atmosphäre macht sich breit.
Immer häufiger müssen wir auf das GPS schauen, der Pass ist als Wegpunkt markiert.
Das Gelände wird immer steiler, als wir auf ein vereistes Schneefeld stoßen dessen Ende im Nebel nur zu erahnen ist. Die Steigung ist wirklich extrem, wir müssen Stufen in die harte Oberfläche treten. Jetzt ist wirklich höchste Konzentration geboten, ein Fehltritt dürfte hier bittere Folgen haben. An dieser Stelle hätte man schon gut 100 m Anlauf um mit voll Karacho in das unten wartende Geröllfeld zu sausen. Keiner von uns sagt was, uns ist beiden klar was passiert wenn einer ausrutscht, bloß nicht Ablenken.
Dann ist es endlich geschafft und wir kraxeln weiter durch das nächste Geröllfeld. Das nun vor uns liegende und noch steilere Schneefeld umlaufen wir, wir wollen kein Risiko eingehen, das Schicksal nicht heraus fordern. Lediglich ein kurzes Stück müssen wir aufgrund der Felsen oben kreuzen. Die Angst auszurutschen ist da, langsam und vorsichtig treten wir eine Stufe nach der Anderen in den Schnee.
Dann ist es endlich geschafft, ein kurzes Stück und der Pass ist erreicht.
Auf der anderen Seite scheint der Nebel noch dichter. Auch hier erwarten uns wieder Geröl-und Schneefelder. Dieses Mal laufen sie jedoch flach aus und stellen keine Bedrohung dar. Wir müssen nun öfters das GPS zur Hilfe nehmen, es ist unmöglich geworden von einem zum anderen Steinmännchen zu gucken. Der Nebel ist einfach zu dicht. Trotzdem kommen wir im hier ehr flachen Gelände gut voran, können uns langsam wieder entspannen. Die Landschaft ist gespenstisch.
Bisher sind wir kaum angehalten, die Motivation, bald den Emergency-Shelter zu erreichen ist groß und lässt nicht mal eine Pause für ein paar Fotos zu, später werde ich es sicherlich bereuen.
Als wir so vor uns hinmarschieren, uns unterhalten, wir vielleicht weniger konzentriert sind, passiert es dann. Das Gelände ist nicht sehr anspruchsvoll und das Ziel ca. 5 km Luftlinie von uns entfernt.
Als ich mich gerade zu Sarah umdrehe rutscht sie aus. Ein lauter Schrei dringt durch den Nebel, die Hand in der Stockschlaufe verhindert ein Abfangen des Sturzes das sicherlich schlimmeres verhindert hätte. Ungebremst trifft ihr Gesicht auf den Fels. Blut, viel Blut. Es schießt Sarah wie ein Wasserfall aus der Nase, mit der Sie direkt auf den schroffen Fels gestoßen ist, auf die Brust. Gut, dass sie sich in diesem Augenblick nicht selber sieht. Trotzdem scheint sie unter Schock zu stehen. Ich versuche umgehend sie zu beruhigen während sie sich einen Lappen auf´s Gesicht drückt um die Blutung zu stoppen. Unter keinen Umständen darf sie in Panik geraten. Ich sehe ihr an, dass sie nicht weit davon entfernt ist. Gott sei Dank fängt sie sich, das Blut hat aufgehört zu fließen. Eine Dunkle Kruste bildet sich an der Stelle an der ihre Nase den Fels getroffen ist. Das Gesicht schwillt einseitig an.
Ich helfe ihr langsam auf, sie macht einen völlig abwesenden Eindruck auf mich. Ich bin trotzdem in diesem Moment sehr dankbar dafür, dass sie nicht aufgibt, den Rucksack wieder aufsetzt und langsam hinter mir her läuft. Die Situation muss unbedingt beherrscht werden, ich darf ihr auf gar keinen Fall zeigen, dass es irgendwelche Zweifel gibt. Ich habe das Gefühl, dass ich das einzige bin voran sie Halt finden kann. Ich muss ihr diesen Halt geben.
Wir gehen langsam, ich bitte Sarah mir jeden Schritt nachzumachen, es ist erschreckend wie schnell sich eine Situation ändern kann auch wenn einem immer bewusst ist, dass so etwas passieren kann.
Wir laufen ein Stück, als sich plötzlich ein breiter Bach aus dem Nebel auftut. Das andere Ufer ist nur schemenhaft zu erkennen. Wie breit ist es hier wohl? 20, vielleicht 30 m oder etwa noch mehr? Wir vermögen nicht mehr zu urteilen.
Der erste Teil scheint furtbar zu sein aber was ist dem dem Teil dahinter, der von einem 2 m breiten Kieselstreifen unterbrochen wird? Man kann es kaum erkennen, aber scheinbar führt der Bach dort wesentlich mehr Wasser. Es sieht wild aus, Wellen kräuseln sich auf ihm. Kein Wunder bei dem Regen der letzten Stunden.
Aber wo kommt das verdammte Ding überhaupt her? Da dürfte laut Karte doch gar nichts sein. Die Lösung ist einfach. Weiter oben an der Quelle dieses Stroms sind wir falsch gelaufen. Statt links der Quelle runter zu gehen sind wir rechts gegangen. Und nun stehen wir da, 3 km Luftlinie vom Ziel entfernt.
Was gibt es für Möglichkeiten? Wieder hoch und die Quelle umlaufen? Auf gar keinen Fall, wir sind viel zu kaputt, ein Umweg von 5 km würde nur das Risiko eines weiteren Sturzes bergen.
Den Versuch wagen zu furten? Zum Glück ist Sarah noch so geistesgegenwärtig mich davon abzuhalten. Auch wenn wir unsere Rucksäcke schon lange nicht mehr spüren sind wir fertig. Die Ereignisse der letzten 24 h haben uns doch ziemlich zugesetzt. Es gibt nur noch eine Möglichkeit. Das Zelt reparieren und morgen weiter laufen. Das Boot geht morgen erst gegen Mittag. Zeit genug um das Ziel rechtzeitig zu erreichen. Hoffentlich führt der Bach morgen früh weniger Wasser.
Zum Glück brauchen wir nicht lange zu suchen um einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Neben einem Wasserfall finden wir eine ebene Fläche um unser windschiefes Zelt aufzustellen. An sich ein schöner Ort, dem wir unter andere Umständen sicherlich mehr Beachtung schenken würden. Das Zelt steht wesentlich besser als ich dachte, es ist glücklicherweise seit langem mal windstill, wer weiß wie viel unsere Behausung noch in der Lage ist einzustecken. Sarah ist anzumerken, dass sie sichtlich erleichtert ist. Ich glaube sie hatte das Zelt schon abgeschrieben. Sie bringt sogar noch die Kraft auf die Matten aufzublasen während ich das Zelt sturmsicher mache. Wer weiß was Island noch für uns bereit hält.
Zwangsübernachtung
Auch wenn wir eigentlich viel zu müde sind und keinen Hunger haben zwingen wir uns etwas zu kochen. Während ich umrühre nicke ich immer wieder ein. Wir zwängen uns das Essen rein und schlafen, nicht ohne einen Wecker zu stellen, umgehend ein.
Sarah schläft unruhig, sie hat vermutlich Angst das Boot nicht zu bekommen, den Fluß nicht furten zu können oder ….
Eins steht fest. Die Tour wird abgebrochen.
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