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Mitreisende | |
Land: UK
Reisezeit: 1. - 11. April 2010
Region: Europa - UK - Schottland
Anzahl Reisende: 2 Personen
Inhalt
Packliste
Wetter
Anreise: Berlin-Glasgow-Milngavie
Etappen:
1. Milngavie – Drumquassle Farm
2. Drumquassle Farm – Conic Hill – Balmaha – Cashel
3. Cashel – Rowardennan – Iversnaid – Beinglas Farm
4. Beinglas Farm – Tyndrum
5. Tyndrum – Bridge of Orchy
6. Bridge of Orchy – Inveroran – Kingshouse Hotel – Kinlochleven
7. Kinlochleven – Fort William
8. Besteigung Ben Nevis
Abreise: Fort William-Glasgow-Berlin
Fazit
Packliste
Bekleidung: 2 Wanderhosen (leichte), 1 Merino T-Shirt, 2 Merino Longshirts, 3 Funktionsunterhosen, 3 paar Wandersocken, 1 Softshell Jacke, 1 Polartech Jacke, 1 Fleece Jacke, 1 Regenjacke, 1 Regenhose, 1 paar Wanderschuhe, Mütze, Handschuhe
Waschzeug/Medizinischer Kram: Outdoor Seife/Spüli/Shampoo, Zahnbürste + -paste, Haarbürste, Labello, Sonnencreme (50 ml), 1. Hilfe Pack (Verbandszeug, Pflaster, Dreieckstuck), Anti-Blasengel, Blasenpflaster, Ibu (6 Schmerztabletten), Paracetamol (6 Stück), Tabletten gegen Blasenentzündung (20 Stück)
Technik: Stirnlampe, Kamera (EOS 20 D + Sigma 10-20 mm + Ersatzakku) und Tasche, GPS + Batterien, Handy für Notfälle
Organisatorisches: Wichtiger Papierkram (Flugbuchungen und Notizen zu Etappen, Einkaufsmöglichkeiten und Zelt- und Duschmöglichkeiten), Buch der Outdoorserie aus dem Stein-Verlag „West Highland Way, Landkarte von Harvey „West Highland Way“ Polyethylene Map, 2 Blatt A4, 1 Kugelschreiber
Lebensmittel: 6 Mal Globelunch für 2 Personen je 250 g, 10 x Müsli á 100g mit 1-2 EL Milchpulver drin (abgepackt zuhause in Tiefkühlbeutel und mit Folienschweißgerät), 24 Riegel PickUp, Flasche Wasser 1,5 Liter (vom Supermarkt)
Sonstiges: Microfaser Handtuch, Küche (Kocher 80 g, Gastkartusche, 2 Mal Plasteschüssel 800 ml, 2 Spork, 2 Feuerzeuge, 1 Topf (Titan), 1 Deckel/Pfanne beschichtet), 1 Rolle Klopapier, 2 Pakete Taschentücher, 1 Buch, Isomatte (Neoair), Schlafsack (Daune), Kissen (Mammut das Gelbe aufblasbare)
Das Zelt trägt mein Begleiter. (Terra Nova Laser Large)
Das Gewicht meines Rucksacks betrug ca. 14-15 kg inklusive Wasser und Kamera.
Wetter
Das Wetter hat gut mitgespielt. Wir hatten lediglich an 2 Tagen Regen, alle anderen Tage waren sonnig bis bewölkt. Nachts lagen die Temperaturen zwischen 0 und 4 Grad, tagsüber zwischen 8 und 15 Grad.
Anreise: Berlin-Glasgow-Milngavie
3 Wochen vor Abreise buchen wir im Internet bei Easyjet den Flug, der Preis: 450,- € für Hin- und Rückflug für 2 Personen. Am Donnerstag Nachmittag vor Ostern sind wir dann von Berlin-Schönefeld nach Glasgow geflogen. Unser Hauptaugenmerk lag zu diesem Zeitpunkt auf der Beschaffung einer Gaskartusche, da der Freitag ein Feiertag sein würde und Geschäfte maximal die Sonntagsöffnungszeiten haben. Gegen 18.35 Uhr landen wir mit dem Flieger und bis 19.30 Uhr haben wir die Chance in Glasgow im Tiso, einem Outdoorladen, eine Kartusche zu kaufen. Dass es eventuell nicht klappen könnte, war uns bewusst, aber manchmal funktioniert alles reibungslos. Unser Gepäck kam nach wenigen Minuten, der Bus der Linie 500 fuhr 10 Minuten später (Preis 4,50 Pfund pro Person) und gegen 19 Uhr erreichten wir das Stadtzentrum Glasgows. Dort waren innerhalb von 2 Minuten am Tiso. Das Thema Gaskartusche war damit abgehakt und es ging weiter Richtung Hostel. Das hatte ich nach Lage und Preis ausgewählt. Wir waren im Euro-Hostel untergebracht, in einem 2 Bett Zimmer für ca. 50 Pfund. Das Hostel war in Ordnung, wenn auch kein 3 Sterne-Hotel, hatte es alles, was das Herz begehrt. Kalte Getränke im Eingangsbereich, Frühstück, Bett und kleines Badezimmer. Nachdem der Zimmercheck absolviert war begaben wir uns draußen auf die Suche nach Nahrung und kehrten in einem Imbiss in der Nähe des Hostels ein. Man konnte zwischen indischem Curry, Burger, Pizza und Döner wählen. Die Portionen waren gigantisch. Nach dem Essen gings ab ins Bett, schließlich macht Fliegen müde und der kommende Tag würde eventuell anstrengend werden.
Am Freitag begann der Tag mit einem sehr einfachen Frühstück im Hostel. Es folgte die Anreise nach Milngavie mit der Bahnlinie 8 vom Bhf Glasgow Queen Street (2,65 Pfund pro Person). GPS und Kamera wurden mit einander in zeitlichen Einklang gebracht, danach ging es los Richtung Startobelisk. Ab Bahnhof Milngavie war der WHW bereits ausgeschildert.
1. Etappe: Milngavie – Drumquassle Farm (18 + 8 km)

In der Fußgängerzone Milngavies trafen wir auf den ersten freundlichen Schotten, der uns vorm Startobelisken fotografierte, uns den WHW als Ganzes ans Herz legte und zum sonnigen Wetter folgenden Kommentar abgab: „So ist Schottland. Regnet es heut nicht, regnet es morgen.“ Das erste Stück führte durch eine Parkanlage, die sich später in einen Wanderweg verwandelte.

Die Sonne, der niedrige Schwierigkeitsgrad des Weges, die reizende Landschaft und unser leichtes Gepäck sorgten gleich zu Beginn der Wanderung für eine positive Stimmung. Die km flossen mit Leichtigkeit dahin, sodass wir erst nach 16 km bei Gartness eine erste Pause einlegten.

Bis zum Ende der Tagesetappe bei der Easter Drumquassle Farm waren es noch 2 km. Dort kamen wir gegen ca. 14 Uhr an.

Nach dem Zeltaufbau entschieden wir uns einen Abstecher nach Drymen zu machen. Gedacht, getan. Dort statteten wir dem ältesten Pub Schottlands The Clachan einen Besuch ab, nutzten den Supermarkt im Ort und aßen eine Kleinigkeit in einer Töpferei. Auf dem Weg zurück zur Drumquassle Farm machten sich langsam meine Füße bemerkbar. 26 km Tagesleistung.

2. Etappe: Drumquassle Farm – Conic Hill – Balmaha – Cashel (15,7 km)
Die Nacht über hatte es geregnet und der Himmel war bedeckt. Ich war mir sicher, dass wir an diesem Tag dem berühmten schottischen Wetter ausgeliefert sein würden. Also Regenklamotten an, bis auf die Regenhose und los.

Die Strecke führte zunächst über hügeliges, durchnässtes Gelände, in einen Wald hinein (Garadhban Forest), der wiederum in hügeliger Landschaft mündete. Diese war geprägt von Wasser, Schlamm und Restschneefeldern.

Langsam ging es bergauf, ab und zu wurde es steiler. Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Weg, der ein verzweigtes Netz aus Matsch und fließenden Flüsschen war.

Am Ende des Aufstiegs hatte ich den Conic Hill bezwungen, bis auf die letzten 20 Höhenmeter.

Von dort aus hatte man eine gute Aussicht auf den Loch Lomond, den größten Süßwassersee Schottlands. Der steile Abstieg nach Balmaha war ebenso schlammig, glitschig und wässrig, wie der Aufstieg auf der anderen Seite des Berges. Unten angekommen, gönnten wir uns nach 12 km absolvierten Kilometern eine Pause mit warmem Essen aus dem Rucksack. Mein Nacken war leicht angespannt und begann weh zu tun. Planmäßig standen uns weitere 12 km bis Rowardennan bevor. Also machten wir uns auf den Weg. Der führte uns nicht wie erwartet am Ufer des Loch Lomand vorbei, sondern auf einen Aussichtsberg in Balmaha. Die Höhenmeter, die man dafür in Kauf nehmen musste, hätten aber nicht Not getan, da der Ausblick vom Conic Hill wesentlich beeindruckender war. Der weitere Verlauf der Strecke war sehr schön, nur leider nahmen die Schmerzen zu. In Cashel entschieden wir dann, die Etappe zu beenden. Nach hinten raus hatten wir noch 2 Puffertage. Der Zeltplatz war toll. Warme Duschen und ein grandiose Landschaft.

Der Loch Lomond lag spiegelglatt vor uns und wurde in den Abendstunden immer schöner. Die Nacht war verregnet. Aber pünktlich zum Aufstehen kam die Sonne raus.
3. Cashel – Rowardennan – Iversnaid – Beinglas Farm (9 Stunden, 33,8 km)
Was wir am Vortag nicht geschafft hatten, wollten wir an diesem Tag schaffen. Wir werden uns im Verlauf des Tages einen Fanclub aus älteren Damen anlachen. 2 betagte Frauen laufen den WHW in 6 Tagen, ohne Gepäck mit Hüttenübernachtung und 3 andere ältere Damen haben sich eine stattliche Etappe von knapp 40 km für den Tag vorgenommen.

Der Weg führt am Ufer des Loch Lomond entlang. An einsamen Buchten, auf und ab, über Felsen und glatten Weg.

In Inversnaid machen wir Mittagspause. Die Sonne brennt. Nach einer Stunde Pause geht es weiter. Es ist schön, aber durch das Gekletter auf dem Weg, kommt man nur schlecht voran.

Die letzten km bis Beinglas Farm werden sich hinziehen und haben zudem noch deutlich spürbare Höhenmeter.

Als wir gegen 20 Uhr ankommen, sind wir glücklich über den Shop und die Duschanlagen. Selten war eine heiße Dusche dermaßen angenehm wie nach dieser Wanderung. An diesem Abend gibt es zur Belohnung den Elcheintopf aus unserer Menüsammlung.
4. Beinglas Farm – Tyndrum (8 Stunden, 17,5 km)
Nach 3 sonnigen Tagen trifft es uns. Es wird an diesem Tag viel regnen. Die
Etappe führt uns durch hügeliges Gelände.

Die dominanten Farben sind hier braun und gelb. Während der Weg anfangs noch annehmbar ist, entwickelt er sich im Verlauf der kommenden Stunden zu einer sehr feuchten Angelegenheit. Zum ersten Mal in meinem Leben wate ich knöcheltief durch Kuhscheiße und Schlamm. Es läuft sich aber schön weich.

Auf halber Strecke liegt Crianlarich. Davon bekommen wir nur wenig mit, denn Crianlarich liegt ein Stück abseits des Weges und bei dem schlechten Wetter entscheiden wir lieber unsere Etappe schnell zu schaffen, als den Umweg in Kauf nehmen. Fast alle WanderInnen, die wir an dieser Stelle sehen, entscheiden sich weiter zu laufen.

Der Weg ist gut gemacht, nur ab uns zu hat man es mit Wassermassen zu tun. An einer Stelle hilft uns nur ein Stock weiter, mit dessen Hilfe man im Strom stochern kann und Halt suchen. Meine Füße bleiben trocken. Langsam stellt sich aber heraus, dass ich eine Schwellung der Achillessehne bekommen werde, die mich die gesamte restliche Strecke des WHW begleiten wird.

Der ganze Tag ist sehr regnerisch und kühl. Selbst von den Bergen stürzen Bäche herab und der Weg ist immer wieder überflutet. Leicht unterkühlt erreichen wir unser Nachtlager „By the Way Hostel & Camping“. Unsere stille Hoffnung auf eine Hüttenübernachtung, wird jedoch enttäuscht. Die letzten 3 Betten im Hostel wurden 5 Minuten zuvor verkauft, also nehmen wir mit unserem Zelt vorlieb. An diesem Tag sind wir die einzigen, die im Zelt nächtigen, sodass wir vom Platzbesitzer persönlich betreut werden. Er schaltet für uns den Trockenraum ein, damit wir die leichte Feuchtigkeit vom Morgen aus den Schlafsäcken pusten. Es regnet die ganze Nacht über. Am nächsten Morgen bietet er uns Betten im Hostel an, aber wir starten lieber zur nächsten Etappe, denn das Ziel, den WHW zu meistern, ist mir wichtig.
5. Tyndrum – Bridge of Orchy (13,5 km)
Es wird feucht und der Weg führt nur durch ein und das selbe Tal. Bei Sonnenschein ist es hier sicher schön, aber ich habe keine Lust die Kamera aus dem Rucksack zu wühlen. Wir wollen an diesem Tag nur eine kurze Etappe laufen, weil die kommenden Tage wieder sonniger werden sollen und es in Bridge of Orchy unterschiedliche Möglichkeiten zum Übernachten im Warmen geben soll. Leicht enttäuscht, wie klein Bridge of Orchy ist, versuchen wir ein 2 Bett Zimmer im Bunkhouse zu bekommen. Leider sind alle ausgebucht, sodass wir uns mit einem Doppelstockbett im 8er Zimmer zufrieden geben. Ein 2-Bett Zimmer im Hotel würde 100 Pfund pro Nacht kosten, das Bunkhouse lediglich 25 pro Person. Immerhin ist es sehr warm, schön trocken, und ich konnte meine Wunden lecken, vor allem die Achillessehne genauer inspizieren.

Das Essen im Hotel war erstklassig. Wir gönnen uns Lamm mit Kräuterkruste und Nachtisch. Bei jedem Blick aus dem Fenster regnet es, es ist trübe und windig. Ich hoffe auf besseres Wetter.
6. Bridge of Orchy – Inveroran – Kingshouse Hotel – Kinlochleven (10 Stunden, 33 km)
Der Tag beginnt mit dem besten Frühstück der Tour. Man kann sich eins aussuchen, das dann in der Küche zubereitet wird. Ich entscheide mich für das „Highlander Breakfast“. Es besteht aus Bohnen, geschmacksneutraler Bratwurst, Bacon, Ei, Tomate, Blutwurst, einem Pancake und Toast. Das macht ordentlich satt und spart die Verpflegungspausen an diesem Tag.
Die kommende Etappe wird die schönste der gesamten Tour. Man hat zwar einige Höhenmeter zu stemmen, wird aber mit herrlichen Ausblicken belohnt.

So stellt man sich die Higlands vor. Hohe Berge, unterschiedliche Farbfelder, ab und zu fließendes Wasser. Inveroran nimmt man kaum wahr, zum Zelten ist es eher unkomfortabel. Die Etappe bis Kingshouse Hotel beeindruckt uns sehr. Hier kann man jede Menge Schätze sammeln (tolle Landschaftsbilder machen).



Die Strecke vom Skilift bis zum Kingshouse Hotel zieht sich dann und man läuft nur Straße. Tödlich für die angeschlagenen Füße, aber der nächste Aufstieg wird Linderung verschaffen. Ich bereite mich innerlich auf Devil's Staircase vor. Die Erwartungen sind gespalten. Einerseits soll der Anstieg nur 300 Höhenmeter haben und vom nördlichen Kungsleden und den Lofoten bin ich weitaus mehr gewohnt. Die Beschreibungen aus anderen Reiseberichten zeugen jedoch von einer enormen Anstrengung. Ca. 6 km später sehe ich dann endlich dem „Feind“ ins Auge. Devil's Staircase hat ungefähr 30 Minuten meiner Lebenszeit gekostet und war weniger anstrengend als die meisten Anstiege im Norden Skandinaviens.

Die anschließende Etappe verwöhnte dann wiederum mit schönen Aussichten und quälte mit weiteren Höhenmetern.

Der Abstieg nach Kinlochleven hatte es dann wieder in sich. Von einer Schotterstraße aus, konnte man den Ort bereits lange vorher sehen, sodass die Vorfreude auf die Ankunft stieg. Als wir dann nach 10 Stunden auf den Beinen am Ziel ankamen, waren wir froh, direkt am Weg einen Zeltplatz erwischt zu haben, der sehr gute sanitäre Anlagen vorzuweisen hatte und nur 200 m von einem Supermarkt entfernt lag. Glücklich diese lange Etappe geschafft zu haben, schliefen wir in einer weiteren regenreichen Nacht in unsere letzte Etappe.
7. Kinlochleven – Fort William (18,6 km)
Der letzte Tag: Mein Fuß tat höllisch weh. Lediglich das Offenlassen des Wanderschuhs und ein stattlicher Anstieg vertrieben den Schmerz. Abbrechen kam nun nicht mehr in Frage. Zunächst ging es quer durch Kinlochleven und dann aufwärts. Für die ersten 6 km benötigten wir 2 Stunden, ein vernichtender Durchschnitt. Bei dem Tempo würden wir für die letzten 22 km ewig brauchen.

Am Anfang der Etappe nieselte es gelegentlich und es war sehr windig, sodass ich mir trotz imposanter Bergwelt ringsherum schnell im Klaren darüber war, dass mir die Etappe nicht gefällt. Man konnte den Weg, der immer wieder hoch und runter führte, auf gefühlte 10 km Entfernung ausmachen.

Die kleinen Anstiege sorgten dafür, dass mir immer wieder sehr warm wurde. Lichtblicke waren kleine Lämmer, die die Schafe vor kurzem geboren hatten. Nach 10 km machten wir in einer kleinen Einbuchtung an einem Bach eine Rast mit warmer Mahlzeit. Gut gestärkt fiel die restliche Strecke dann leichter. Langsam entwickelte sich die Landschaft.

Hinter einem gerodeten Waldstück ging es dann wieder spürbar bergauf und Aussicht und Wetter besserten sich. Ca. 5 km vorm Ziel machten wir noch einmal Rast in der Hoffnung, dass mir diesmal die letzte Stunde leichter fallen würde. Überrascht machten wir weitere Höhenmeter im Wald und landeten gegen Ende auf einer Schotterstraße. Im Verlauf des Tages legten wir insgesamt 800 Höhenmeter zurück, aber etwas weniger km als erwartet. Von der Schotterstraße aus hoffen wir auf eine Abkürzung zum Ben Nevis Campingplatz. Wir schlagen uns durch die Büsche und sind dann alsbald am Ziel. Von den sanitären Einrichtungen und vom Zeltgelände her, ist der Zeltplatz der beste den wir bisher auf der Strecke hatten. Im Shop gab es alles Mögliche und in der Information konnten wir einen Blick auf den Wetterbericht werfen. Rein theoretisch hätten wir noch 2 Tage Zeit, um den Ben Nevis zu besteigen. Entspannter ist die Variante, am folgenden Tag den Berg zu bezwingen und dann einen Tag darauf gemächlich nach Glasgow zurückzufahren. Da das Wetter an beiden Tagen gut werden sollte, entschieden wir uns den Ben Nevis am nächsten Tag zu nehmen.
8. Besteigung Ben Nevis (ca. 15 km, 6 Stunden, 1344 m hoch)
Wir stehen für meine Verhältnisse früh auf. Die Besteigung soll 7 bis 8 Stunden. An diesem Tag gibt es die doppelte Ladung Müsli zum Frühstück. Die Energie werde ich brauchen. Nach dem Frühstück geht es los. Wir laufen Richtung Ben und Glen Nevis Besucherzentrum. Ein Umweg, wie sich später herausstellen wird.

Die Besteigung beginnt gemächlich, wird dann aber steiler. Uns kommen 2 Hillrunner von oben entgegen, ansonsten befinden sich nur Menschen im Aufstieg. Wir steigen aufwärts. Ich finde es anstrengend, aber machbar. Nach ca. 2,5 Stunden kommen wir oben an. Zwischendurch hat der Anteil an Schnee erheblich zugenommen. Auf den letzten 200 Höhenmetern liegt nur noch Schnee und die Sicht ist durch eine Wolke sehr stark eingeschränkt. Man kann ungefähr 30 m weit gucken und es ist sehr windig und kalt. Oben angekommen lautet der Standardsatz „Can you take a picture of me/us?“. Alle fotografieren sich gegenseitig und ziehen warme Bekleidung an. Ich hoffe, dass der Ausflug in arktische Temperaturen nur kurz dauert.

Oben auf Sonne zu warten erscheint nach ca. 1 Stunde unrealistisch. Es ist zu kalt. Dementsprechend brechen wir zum Abstieg auf. Solange der Untergrund von Schnee bedeckt ist, läuft es sich wunderbar weich und man kommt gleitend und zügig voran.

Die Aussicht unterhalb der Wolke ist wieder beeindruckend. Man kann bis zum offenen Meer sehen und wirft den Blick über die zerklüftete Landschaft der Highlands. Der Abstieg fühlt sich sehr lang an und die Höhenunterschiede zwischen den Schritten sind erheblich.

Meine Fußsohlen und Knie fangen mit der Zeit an, weh zu tun. Nach 2,5 Stunden und gefühlter unendlich langer Zeit, sind wir wieder unten am Zeltplatz und ich möchte mich nicht mehr bewegen. Die letzte Hürde, der Ben Nevis ist genommen.

Abreise: Fort William-Glasgow-Berlin
Am vorletzten Tag unserer Reise laufen wir die letzten Kilometer vom Zeltplatz nach Fort William. Dort erwartet und der Zielobelisk und der Zug nach Glasgow. Wir sind früh dran. Am Obelisken, der das Ende des WHW markiert, machen wir ein letztes Foto. Geschafft! Am Bahnhof kaufen wir dann die Tickets für den Zug. Wir stellen fest, dass es besser gewesen wäre, wenn Plätze zu reservieren, so wie alle anderen Mitreisenden. Die Reservierung wäre sogar kostenlos gewesen. Wir schaffen es trotzdem Sitzplätze zu ergattern und fahren dann auf einer der schönsten Bahnstrecken zurück nach Glasgow. Jeder Blick nach draußen ist ein Postkartenmotiv.
In Glasgow angekommen, suchen wir das uns bekannte Hostel, buchen für die Nacht ein Zimmer und machen uns am nächsten Tag auf den Weg zum Flughafen, wieder mit dem Bus 500 und wieder klappt alles reibungslos bis zu Ankunft in Berlin.
Fazit: Der WHW ist eine tolle Strecke und ich habe ihn weitestgehend genossen. Alle Gegenstände , die ich mitgenommen habe, inklusive der Bekleidungsstücke, habe ich benutzt. Eine Ausnahme bildet das 1.Hilfe-Set. Für die nächste Tour würde ich Latschen einpacken und eine Salbe gegen Schwellungen oder Entzündungen. Als empfehlenswert hat sich folgendes Produkt herausgestellt: Anti-Blasen-Gel. Das ist Silikongel, das man direkt auf die Haut schmiert. Es funktioniert. Ansätze von Blasen werden nicht größer, sondern mit der Zeit kleiner.
Reisezeit: 1. - 11. April 2010
Region: Europa - UK - Schottland
Anzahl Reisende: 2 Personen
Inhalt
Packliste
Wetter
Anreise: Berlin-Glasgow-Milngavie
Etappen:
1. Milngavie – Drumquassle Farm
2. Drumquassle Farm – Conic Hill – Balmaha – Cashel
3. Cashel – Rowardennan – Iversnaid – Beinglas Farm
4. Beinglas Farm – Tyndrum
5. Tyndrum – Bridge of Orchy
6. Bridge of Orchy – Inveroran – Kingshouse Hotel – Kinlochleven
7. Kinlochleven – Fort William
8. Besteigung Ben Nevis
Abreise: Fort William-Glasgow-Berlin
Fazit
Packliste
Bekleidung: 2 Wanderhosen (leichte), 1 Merino T-Shirt, 2 Merino Longshirts, 3 Funktionsunterhosen, 3 paar Wandersocken, 1 Softshell Jacke, 1 Polartech Jacke, 1 Fleece Jacke, 1 Regenjacke, 1 Regenhose, 1 paar Wanderschuhe, Mütze, Handschuhe
Waschzeug/Medizinischer Kram: Outdoor Seife/Spüli/Shampoo, Zahnbürste + -paste, Haarbürste, Labello, Sonnencreme (50 ml), 1. Hilfe Pack (Verbandszeug, Pflaster, Dreieckstuck), Anti-Blasengel, Blasenpflaster, Ibu (6 Schmerztabletten), Paracetamol (6 Stück), Tabletten gegen Blasenentzündung (20 Stück)
Technik: Stirnlampe, Kamera (EOS 20 D + Sigma 10-20 mm + Ersatzakku) und Tasche, GPS + Batterien, Handy für Notfälle
Organisatorisches: Wichtiger Papierkram (Flugbuchungen und Notizen zu Etappen, Einkaufsmöglichkeiten und Zelt- und Duschmöglichkeiten), Buch der Outdoorserie aus dem Stein-Verlag „West Highland Way, Landkarte von Harvey „West Highland Way“ Polyethylene Map, 2 Blatt A4, 1 Kugelschreiber
Lebensmittel: 6 Mal Globelunch für 2 Personen je 250 g, 10 x Müsli á 100g mit 1-2 EL Milchpulver drin (abgepackt zuhause in Tiefkühlbeutel und mit Folienschweißgerät), 24 Riegel PickUp, Flasche Wasser 1,5 Liter (vom Supermarkt)
Sonstiges: Microfaser Handtuch, Küche (Kocher 80 g, Gastkartusche, 2 Mal Plasteschüssel 800 ml, 2 Spork, 2 Feuerzeuge, 1 Topf (Titan), 1 Deckel/Pfanne beschichtet), 1 Rolle Klopapier, 2 Pakete Taschentücher, 1 Buch, Isomatte (Neoair), Schlafsack (Daune), Kissen (Mammut das Gelbe aufblasbare)
Das Zelt trägt mein Begleiter. (Terra Nova Laser Large)
Das Gewicht meines Rucksacks betrug ca. 14-15 kg inklusive Wasser und Kamera.
Wetter
Das Wetter hat gut mitgespielt. Wir hatten lediglich an 2 Tagen Regen, alle anderen Tage waren sonnig bis bewölkt. Nachts lagen die Temperaturen zwischen 0 und 4 Grad, tagsüber zwischen 8 und 15 Grad.
Anreise: Berlin-Glasgow-Milngavie
3 Wochen vor Abreise buchen wir im Internet bei Easyjet den Flug, der Preis: 450,- € für Hin- und Rückflug für 2 Personen. Am Donnerstag Nachmittag vor Ostern sind wir dann von Berlin-Schönefeld nach Glasgow geflogen. Unser Hauptaugenmerk lag zu diesem Zeitpunkt auf der Beschaffung einer Gaskartusche, da der Freitag ein Feiertag sein würde und Geschäfte maximal die Sonntagsöffnungszeiten haben. Gegen 18.35 Uhr landen wir mit dem Flieger und bis 19.30 Uhr haben wir die Chance in Glasgow im Tiso, einem Outdoorladen, eine Kartusche zu kaufen. Dass es eventuell nicht klappen könnte, war uns bewusst, aber manchmal funktioniert alles reibungslos. Unser Gepäck kam nach wenigen Minuten, der Bus der Linie 500 fuhr 10 Minuten später (Preis 4,50 Pfund pro Person) und gegen 19 Uhr erreichten wir das Stadtzentrum Glasgows. Dort waren innerhalb von 2 Minuten am Tiso. Das Thema Gaskartusche war damit abgehakt und es ging weiter Richtung Hostel. Das hatte ich nach Lage und Preis ausgewählt. Wir waren im Euro-Hostel untergebracht, in einem 2 Bett Zimmer für ca. 50 Pfund. Das Hostel war in Ordnung, wenn auch kein 3 Sterne-Hotel, hatte es alles, was das Herz begehrt. Kalte Getränke im Eingangsbereich, Frühstück, Bett und kleines Badezimmer. Nachdem der Zimmercheck absolviert war begaben wir uns draußen auf die Suche nach Nahrung und kehrten in einem Imbiss in der Nähe des Hostels ein. Man konnte zwischen indischem Curry, Burger, Pizza und Döner wählen. Die Portionen waren gigantisch. Nach dem Essen gings ab ins Bett, schließlich macht Fliegen müde und der kommende Tag würde eventuell anstrengend werden.
Am Freitag begann der Tag mit einem sehr einfachen Frühstück im Hostel. Es folgte die Anreise nach Milngavie mit der Bahnlinie 8 vom Bhf Glasgow Queen Street (2,65 Pfund pro Person). GPS und Kamera wurden mit einander in zeitlichen Einklang gebracht, danach ging es los Richtung Startobelisk. Ab Bahnhof Milngavie war der WHW bereits ausgeschildert.
1. Etappe: Milngavie – Drumquassle Farm (18 + 8 km)

In der Fußgängerzone Milngavies trafen wir auf den ersten freundlichen Schotten, der uns vorm Startobelisken fotografierte, uns den WHW als Ganzes ans Herz legte und zum sonnigen Wetter folgenden Kommentar abgab: „So ist Schottland. Regnet es heut nicht, regnet es morgen.“ Das erste Stück führte durch eine Parkanlage, die sich später in einen Wanderweg verwandelte.

Die Sonne, der niedrige Schwierigkeitsgrad des Weges, die reizende Landschaft und unser leichtes Gepäck sorgten gleich zu Beginn der Wanderung für eine positive Stimmung. Die km flossen mit Leichtigkeit dahin, sodass wir erst nach 16 km bei Gartness eine erste Pause einlegten.

Bis zum Ende der Tagesetappe bei der Easter Drumquassle Farm waren es noch 2 km. Dort kamen wir gegen ca. 14 Uhr an.

Nach dem Zeltaufbau entschieden wir uns einen Abstecher nach Drymen zu machen. Gedacht, getan. Dort statteten wir dem ältesten Pub Schottlands The Clachan einen Besuch ab, nutzten den Supermarkt im Ort und aßen eine Kleinigkeit in einer Töpferei. Auf dem Weg zurück zur Drumquassle Farm machten sich langsam meine Füße bemerkbar. 26 km Tagesleistung.

2. Etappe: Drumquassle Farm – Conic Hill – Balmaha – Cashel (15,7 km)
Die Nacht über hatte es geregnet und der Himmel war bedeckt. Ich war mir sicher, dass wir an diesem Tag dem berühmten schottischen Wetter ausgeliefert sein würden. Also Regenklamotten an, bis auf die Regenhose und los.

Die Strecke führte zunächst über hügeliges, durchnässtes Gelände, in einen Wald hinein (Garadhban Forest), der wiederum in hügeliger Landschaft mündete. Diese war geprägt von Wasser, Schlamm und Restschneefeldern.

Langsam ging es bergauf, ab und zu wurde es steiler. Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Weg, der ein verzweigtes Netz aus Matsch und fließenden Flüsschen war.

Am Ende des Aufstiegs hatte ich den Conic Hill bezwungen, bis auf die letzten 20 Höhenmeter.

Von dort aus hatte man eine gute Aussicht auf den Loch Lomond, den größten Süßwassersee Schottlands. Der steile Abstieg nach Balmaha war ebenso schlammig, glitschig und wässrig, wie der Aufstieg auf der anderen Seite des Berges. Unten angekommen, gönnten wir uns nach 12 km absolvierten Kilometern eine Pause mit warmem Essen aus dem Rucksack. Mein Nacken war leicht angespannt und begann weh zu tun. Planmäßig standen uns weitere 12 km bis Rowardennan bevor. Also machten wir uns auf den Weg. Der führte uns nicht wie erwartet am Ufer des Loch Lomand vorbei, sondern auf einen Aussichtsberg in Balmaha. Die Höhenmeter, die man dafür in Kauf nehmen musste, hätten aber nicht Not getan, da der Ausblick vom Conic Hill wesentlich beeindruckender war. Der weitere Verlauf der Strecke war sehr schön, nur leider nahmen die Schmerzen zu. In Cashel entschieden wir dann, die Etappe zu beenden. Nach hinten raus hatten wir noch 2 Puffertage. Der Zeltplatz war toll. Warme Duschen und ein grandiose Landschaft.

Der Loch Lomond lag spiegelglatt vor uns und wurde in den Abendstunden immer schöner. Die Nacht war verregnet. Aber pünktlich zum Aufstehen kam die Sonne raus.
3. Cashel – Rowardennan – Iversnaid – Beinglas Farm (9 Stunden, 33,8 km)
Was wir am Vortag nicht geschafft hatten, wollten wir an diesem Tag schaffen. Wir werden uns im Verlauf des Tages einen Fanclub aus älteren Damen anlachen. 2 betagte Frauen laufen den WHW in 6 Tagen, ohne Gepäck mit Hüttenübernachtung und 3 andere ältere Damen haben sich eine stattliche Etappe von knapp 40 km für den Tag vorgenommen.

Der Weg führt am Ufer des Loch Lomond entlang. An einsamen Buchten, auf und ab, über Felsen und glatten Weg.

In Inversnaid machen wir Mittagspause. Die Sonne brennt. Nach einer Stunde Pause geht es weiter. Es ist schön, aber durch das Gekletter auf dem Weg, kommt man nur schlecht voran.

Die letzten km bis Beinglas Farm werden sich hinziehen und haben zudem noch deutlich spürbare Höhenmeter.

Als wir gegen 20 Uhr ankommen, sind wir glücklich über den Shop und die Duschanlagen. Selten war eine heiße Dusche dermaßen angenehm wie nach dieser Wanderung. An diesem Abend gibt es zur Belohnung den Elcheintopf aus unserer Menüsammlung.
4. Beinglas Farm – Tyndrum (8 Stunden, 17,5 km)
Nach 3 sonnigen Tagen trifft es uns. Es wird an diesem Tag viel regnen. Die
Etappe führt uns durch hügeliges Gelände.

Die dominanten Farben sind hier braun und gelb. Während der Weg anfangs noch annehmbar ist, entwickelt er sich im Verlauf der kommenden Stunden zu einer sehr feuchten Angelegenheit. Zum ersten Mal in meinem Leben wate ich knöcheltief durch Kuhscheiße und Schlamm. Es läuft sich aber schön weich.

Auf halber Strecke liegt Crianlarich. Davon bekommen wir nur wenig mit, denn Crianlarich liegt ein Stück abseits des Weges und bei dem schlechten Wetter entscheiden wir lieber unsere Etappe schnell zu schaffen, als den Umweg in Kauf nehmen. Fast alle WanderInnen, die wir an dieser Stelle sehen, entscheiden sich weiter zu laufen.

Der Weg ist gut gemacht, nur ab uns zu hat man es mit Wassermassen zu tun. An einer Stelle hilft uns nur ein Stock weiter, mit dessen Hilfe man im Strom stochern kann und Halt suchen. Meine Füße bleiben trocken. Langsam stellt sich aber heraus, dass ich eine Schwellung der Achillessehne bekommen werde, die mich die gesamte restliche Strecke des WHW begleiten wird.

Der ganze Tag ist sehr regnerisch und kühl. Selbst von den Bergen stürzen Bäche herab und der Weg ist immer wieder überflutet. Leicht unterkühlt erreichen wir unser Nachtlager „By the Way Hostel & Camping“. Unsere stille Hoffnung auf eine Hüttenübernachtung, wird jedoch enttäuscht. Die letzten 3 Betten im Hostel wurden 5 Minuten zuvor verkauft, also nehmen wir mit unserem Zelt vorlieb. An diesem Tag sind wir die einzigen, die im Zelt nächtigen, sodass wir vom Platzbesitzer persönlich betreut werden. Er schaltet für uns den Trockenraum ein, damit wir die leichte Feuchtigkeit vom Morgen aus den Schlafsäcken pusten. Es regnet die ganze Nacht über. Am nächsten Morgen bietet er uns Betten im Hostel an, aber wir starten lieber zur nächsten Etappe, denn das Ziel, den WHW zu meistern, ist mir wichtig.
5. Tyndrum – Bridge of Orchy (13,5 km)
Es wird feucht und der Weg führt nur durch ein und das selbe Tal. Bei Sonnenschein ist es hier sicher schön, aber ich habe keine Lust die Kamera aus dem Rucksack zu wühlen. Wir wollen an diesem Tag nur eine kurze Etappe laufen, weil die kommenden Tage wieder sonniger werden sollen und es in Bridge of Orchy unterschiedliche Möglichkeiten zum Übernachten im Warmen geben soll. Leicht enttäuscht, wie klein Bridge of Orchy ist, versuchen wir ein 2 Bett Zimmer im Bunkhouse zu bekommen. Leider sind alle ausgebucht, sodass wir uns mit einem Doppelstockbett im 8er Zimmer zufrieden geben. Ein 2-Bett Zimmer im Hotel würde 100 Pfund pro Nacht kosten, das Bunkhouse lediglich 25 pro Person. Immerhin ist es sehr warm, schön trocken, und ich konnte meine Wunden lecken, vor allem die Achillessehne genauer inspizieren.

Das Essen im Hotel war erstklassig. Wir gönnen uns Lamm mit Kräuterkruste und Nachtisch. Bei jedem Blick aus dem Fenster regnet es, es ist trübe und windig. Ich hoffe auf besseres Wetter.
6. Bridge of Orchy – Inveroran – Kingshouse Hotel – Kinlochleven (10 Stunden, 33 km)
Der Tag beginnt mit dem besten Frühstück der Tour. Man kann sich eins aussuchen, das dann in der Küche zubereitet wird. Ich entscheide mich für das „Highlander Breakfast“. Es besteht aus Bohnen, geschmacksneutraler Bratwurst, Bacon, Ei, Tomate, Blutwurst, einem Pancake und Toast. Das macht ordentlich satt und spart die Verpflegungspausen an diesem Tag.
Die kommende Etappe wird die schönste der gesamten Tour. Man hat zwar einige Höhenmeter zu stemmen, wird aber mit herrlichen Ausblicken belohnt.

So stellt man sich die Higlands vor. Hohe Berge, unterschiedliche Farbfelder, ab und zu fließendes Wasser. Inveroran nimmt man kaum wahr, zum Zelten ist es eher unkomfortabel. Die Etappe bis Kingshouse Hotel beeindruckt uns sehr. Hier kann man jede Menge Schätze sammeln (tolle Landschaftsbilder machen).



Die Strecke vom Skilift bis zum Kingshouse Hotel zieht sich dann und man läuft nur Straße. Tödlich für die angeschlagenen Füße, aber der nächste Aufstieg wird Linderung verschaffen. Ich bereite mich innerlich auf Devil's Staircase vor. Die Erwartungen sind gespalten. Einerseits soll der Anstieg nur 300 Höhenmeter haben und vom nördlichen Kungsleden und den Lofoten bin ich weitaus mehr gewohnt. Die Beschreibungen aus anderen Reiseberichten zeugen jedoch von einer enormen Anstrengung. Ca. 6 km später sehe ich dann endlich dem „Feind“ ins Auge. Devil's Staircase hat ungefähr 30 Minuten meiner Lebenszeit gekostet und war weniger anstrengend als die meisten Anstiege im Norden Skandinaviens.

Die anschließende Etappe verwöhnte dann wiederum mit schönen Aussichten und quälte mit weiteren Höhenmetern.

Der Abstieg nach Kinlochleven hatte es dann wieder in sich. Von einer Schotterstraße aus, konnte man den Ort bereits lange vorher sehen, sodass die Vorfreude auf die Ankunft stieg. Als wir dann nach 10 Stunden auf den Beinen am Ziel ankamen, waren wir froh, direkt am Weg einen Zeltplatz erwischt zu haben, der sehr gute sanitäre Anlagen vorzuweisen hatte und nur 200 m von einem Supermarkt entfernt lag. Glücklich diese lange Etappe geschafft zu haben, schliefen wir in einer weiteren regenreichen Nacht in unsere letzte Etappe.
7. Kinlochleven – Fort William (18,6 km)
Der letzte Tag: Mein Fuß tat höllisch weh. Lediglich das Offenlassen des Wanderschuhs und ein stattlicher Anstieg vertrieben den Schmerz. Abbrechen kam nun nicht mehr in Frage. Zunächst ging es quer durch Kinlochleven und dann aufwärts. Für die ersten 6 km benötigten wir 2 Stunden, ein vernichtender Durchschnitt. Bei dem Tempo würden wir für die letzten 22 km ewig brauchen.

Am Anfang der Etappe nieselte es gelegentlich und es war sehr windig, sodass ich mir trotz imposanter Bergwelt ringsherum schnell im Klaren darüber war, dass mir die Etappe nicht gefällt. Man konnte den Weg, der immer wieder hoch und runter führte, auf gefühlte 10 km Entfernung ausmachen.

Die kleinen Anstiege sorgten dafür, dass mir immer wieder sehr warm wurde. Lichtblicke waren kleine Lämmer, die die Schafe vor kurzem geboren hatten. Nach 10 km machten wir in einer kleinen Einbuchtung an einem Bach eine Rast mit warmer Mahlzeit. Gut gestärkt fiel die restliche Strecke dann leichter. Langsam entwickelte sich die Landschaft.

Hinter einem gerodeten Waldstück ging es dann wieder spürbar bergauf und Aussicht und Wetter besserten sich. Ca. 5 km vorm Ziel machten wir noch einmal Rast in der Hoffnung, dass mir diesmal die letzte Stunde leichter fallen würde. Überrascht machten wir weitere Höhenmeter im Wald und landeten gegen Ende auf einer Schotterstraße. Im Verlauf des Tages legten wir insgesamt 800 Höhenmeter zurück, aber etwas weniger km als erwartet. Von der Schotterstraße aus hoffen wir auf eine Abkürzung zum Ben Nevis Campingplatz. Wir schlagen uns durch die Büsche und sind dann alsbald am Ziel. Von den sanitären Einrichtungen und vom Zeltgelände her, ist der Zeltplatz der beste den wir bisher auf der Strecke hatten. Im Shop gab es alles Mögliche und in der Information konnten wir einen Blick auf den Wetterbericht werfen. Rein theoretisch hätten wir noch 2 Tage Zeit, um den Ben Nevis zu besteigen. Entspannter ist die Variante, am folgenden Tag den Berg zu bezwingen und dann einen Tag darauf gemächlich nach Glasgow zurückzufahren. Da das Wetter an beiden Tagen gut werden sollte, entschieden wir uns den Ben Nevis am nächsten Tag zu nehmen.
8. Besteigung Ben Nevis (ca. 15 km, 6 Stunden, 1344 m hoch)
Wir stehen für meine Verhältnisse früh auf. Die Besteigung soll 7 bis 8 Stunden. An diesem Tag gibt es die doppelte Ladung Müsli zum Frühstück. Die Energie werde ich brauchen. Nach dem Frühstück geht es los. Wir laufen Richtung Ben und Glen Nevis Besucherzentrum. Ein Umweg, wie sich später herausstellen wird.

Die Besteigung beginnt gemächlich, wird dann aber steiler. Uns kommen 2 Hillrunner von oben entgegen, ansonsten befinden sich nur Menschen im Aufstieg. Wir steigen aufwärts. Ich finde es anstrengend, aber machbar. Nach ca. 2,5 Stunden kommen wir oben an. Zwischendurch hat der Anteil an Schnee erheblich zugenommen. Auf den letzten 200 Höhenmetern liegt nur noch Schnee und die Sicht ist durch eine Wolke sehr stark eingeschränkt. Man kann ungefähr 30 m weit gucken und es ist sehr windig und kalt. Oben angekommen lautet der Standardsatz „Can you take a picture of me/us?“. Alle fotografieren sich gegenseitig und ziehen warme Bekleidung an. Ich hoffe, dass der Ausflug in arktische Temperaturen nur kurz dauert.

Oben auf Sonne zu warten erscheint nach ca. 1 Stunde unrealistisch. Es ist zu kalt. Dementsprechend brechen wir zum Abstieg auf. Solange der Untergrund von Schnee bedeckt ist, läuft es sich wunderbar weich und man kommt gleitend und zügig voran.

Die Aussicht unterhalb der Wolke ist wieder beeindruckend. Man kann bis zum offenen Meer sehen und wirft den Blick über die zerklüftete Landschaft der Highlands. Der Abstieg fühlt sich sehr lang an und die Höhenunterschiede zwischen den Schritten sind erheblich.

Meine Fußsohlen und Knie fangen mit der Zeit an, weh zu tun. Nach 2,5 Stunden und gefühlter unendlich langer Zeit, sind wir wieder unten am Zeltplatz und ich möchte mich nicht mehr bewegen. Die letzte Hürde, der Ben Nevis ist genommen.

Abreise: Fort William-Glasgow-Berlin
Am vorletzten Tag unserer Reise laufen wir die letzten Kilometer vom Zeltplatz nach Fort William. Dort erwartet und der Zielobelisk und der Zug nach Glasgow. Wir sind früh dran. Am Obelisken, der das Ende des WHW markiert, machen wir ein letztes Foto. Geschafft! Am Bahnhof kaufen wir dann die Tickets für den Zug. Wir stellen fest, dass es besser gewesen wäre, wenn Plätze zu reservieren, so wie alle anderen Mitreisenden. Die Reservierung wäre sogar kostenlos gewesen. Wir schaffen es trotzdem Sitzplätze zu ergattern und fahren dann auf einer der schönsten Bahnstrecken zurück nach Glasgow. Jeder Blick nach draußen ist ein Postkartenmotiv.
In Glasgow angekommen, suchen wir das uns bekannte Hostel, buchen für die Nacht ein Zimmer und machen uns am nächsten Tag auf den Weg zum Flughafen, wieder mit dem Bus 500 und wieder klappt alles reibungslos bis zu Ankunft in Berlin.
Fazit: Der WHW ist eine tolle Strecke und ich habe ihn weitestgehend genossen. Alle Gegenstände , die ich mitgenommen habe, inklusive der Bekleidungsstücke, habe ich benutzt. Eine Ausnahme bildet das 1.Hilfe-Set. Für die nächste Tour würde ich Latschen einpacken und eine Salbe gegen Schwellungen oder Entzündungen. Als empfehlenswert hat sich folgendes Produkt herausgestellt: Anti-Blasen-Gel. Das ist Silikongel, das man direkt auf die Haut schmiert. Es funktioniert. Ansätze von Blasen werden nicht größer, sondern mit der Zeit kleiner.
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