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Islandreise 2009
Lange hat es gedauert um diesen Reisebericht doch noch zu schreiben. Viel Frust hat den Weg bis zu diesen Zeilen gesäumt, über verpasste Chancen und auch Verärgerung durch falsche Entscheidungen. Aber ich will nicht gleich vorweg greifen sondern nur einen Hinweis darauf liefern das bei der Tour nicht alles so klappte wie man es sich in fast 12 Monaten Planung vorgenommen hatte. Die ursprüngliche Planung ging von der Eldgja über die Askja zum Myvatn, das ganze in 15 Tagen Laufzeit.

(Tatsächlicher Routenverlauf in etwa)
Tag 0 (05.07.09) :

Langsam Richtung Flughafen losgefahren um nur keine Hektik aufkommen zu lassen, der erste Tag soll ja nicht in Streß ausarten. Bei der Aufgabe des Gepäcks wurde mir mitgeteilt das der Flug um 1 Stunde verspätet ist. In Wirklichkeit wurde aus der einen Stunde dann zwei Stunden, das brachte meine Zeitplanung ein wenig durcheinander da mein Bus schon 8.30 Uhr ging. Es würde also eine sehr kurze Nacht werden. Um ja nicht zu verschlafen habe ich mir im Flieger noch einen Wecker gekauft, laut Aussagen der Stewardes war das der erste der jemals verlangt wurde. Es machte sich also ein klein wenig Ratlosigkeit bei den Stewardessen breit da niemand wusste wo genau der Wecker ist. Sehr schlecht das Garmin die Weckfunktion aus ihren GPS herraus genommen hat. Je weiter der Flieger sich Island näherte um so heller wurde es am Himmel, eine Vorahnung beschlich mich bei dem Anblick des Himmels. Sie bestätigte sich dann bei der Landung da es keine "Nacht" im herkömmlichen Sinne gab. Das Phänomen "Mitternachtssonne" hat zugeschlagen. Dann das übliche mit zu viel Lebensmittel durch den Zoll zu wandern, aber zum Glück hat keiner der Zöllner ein Interesse an einem alten Mann mit Rucksack. Dann mit dem Bus zum Campingplatz und dort schnell in den Schlafsack gekrabbelt immerhin war es schon 3 Uhr.
Tag 1 (06.07.09) :
Nach nichtmal 3 Std Schlaf schon wieder munter gewesen, nicht ganz das was ich mir erhofft hatte aber besser so als wenn ich verschlafe. So hatte ich genügend Zeit um zum Buscenter zu kommen und noch zu frühstücken. Man muss es einfach positiv sehen. Der Bus nach Landmanalaugar war wie erwartet voll aber das stellte kein Problem dar. In Landmanalaugar wollte ich noch ein schönes warmes Bad nehmen, Bad ja aber warm eher nicht. Der "warme" Fluß war arschkalt gewesen! Einzig am Einlauf der heißen Quelle wurde es etwas heißer. Man kann nur hoffen das sich der Fluß wieder stabilisiert da er doch eine Attraktion darstellt. Über den Bergen stand eine gewaltige Nebelwand, leider hatte ich die Kamera aus Sicherheitsgründen im Rucksack verstaut weil ich baden wollte. Kurz nach Abfahrt des Busses in Richtung Eldgja tauchten wir in diese Nebelwand ein. Der Nebel lichtete sich leider nicht mehr an diesem Tag. Am Bushalt dann langsam fertig gemacht und in Bewegung gesetzt.

Mein Plan sah vor der Eldgja zu folgen und einen Aufstieg zu finden, ein Plan der nicht so einfach war wie gedacht. Die Wände der Schlucht waren zu steil. Aber improvisieren gehört immer dazu. Hihi Am Ende der Schlucht fand sich dann eine Möglichkeit aus ihr herraus zu kommen. Der Aufstieg war schwerer als gedacht.

Der Rand der Schlucht bestand aus etwa 30 cm dicker Vulkanasche. Das Motto war: Zwei Schritte vor, einer zurück. Es dauerte etwa 1 Std bis ich oben am Rand der Schlucht stand. Oben stand ich dann im Nebel und hatte kaum eine sinnvolle Sichtweite gehabt. Es blieb nichts weiter übrig als den Fußspuren zu folgen die auf dem Boden zu sehen waren. Laut GPS ging der Pfad wohl zum Gipfel des Gjatindur, bei Sichtweiten von 20-50m wurde mir der Weg aber zu gefährlich und ich fing an mir einen Platz für die Nacht zu suchen. Ein Vorhaben das nicht so einfach war bei fast Nullsicht. In einer kleinen Seitenschlucht fand ich dann doch noch ein einigermaßen ebenes Plätzchen mit einem kleinen Bächlein in der Nähe. Somit war dann die Nacht gesichert.
Tag 2 (07.07.08) :
Die Nacht wie ein Toter geschlafen und leider zum Frühstück kaum etwas hinter bekommen. Beim anziehen gemerkt das die Sachen immer noch feucht waren da bei der hohen Luftfeuchte nichts trocknen konnte. Es fing leider wieder an leicht zu nieseln also wieder rein in den Schlafsack und gewartet das sich das Wetter bessert. Gegen 11 Uhr dann eingepackt und auf den Weg gemacht.

Der Marsch durch dieses Gebiet war anstrengender als gedacht da keinerlei optische Orientierungsmöglichkeiten vorhanden waren. Karten, Kompass und GPS mögen zwar vieles möglich machen aber ohne Augen sind diese ganzen Hilfmittel nichts wert. Nach einigen Stunden Marsch bin ich auf eine Hochlandpiste gestoßen und das Gelände wurde flacher. Diese Piste ging laut Karten zu dem See "Blautulon" wo ich eigentlich die Nacht verbringen wollte. Also folgte ich ihr einfach.

Die Piste für Autos ging durch den Seerand hindurch. Wer dort keinen wirklich geländegängigen Wagen besitzt wird wohl eine böse Überraschung erleben wenn er diese Route befährt. Als Fußgänger ist es einfacher da ein Reitpfad rund um den See geht.

Weiter ging es zum Langisjör den ich unbedingt noch erreichen wollte. Nach 18 Uhr war ich am Anfang des Langisjör. Dort wollte ich eigentlich zu einer Hütte und sehen ob ich dort schlafen könnte ohne das Zelt aufzubauen. Allerdings war der Standort der Hütte falsch in den Karten eingezeichnet. Was aber kein echtes Problem war da ich mein eignes Hotel ja im Rucksack dabei hatte.

Das einzigste Problem war das der Strandstreifen sehr schmal war und überall lagen Felsen die von den Hängen herab gestürzt waren. Die Chance das ich von so einem Geschoss getroffen werde ist zwar sehr gering aber nicht auszuschließen. Also baute ich das Zelt nah am Wasser auf. Etwas nachteilig ist das die Häringe wenig Halt haben in diesem Boden, mit großen Steinen habe ich das Problem sehr einfach gelöst. Es wurde im Lauf des Abends immer windiger, so konnte ich meine Sachen trocknen und kann morgen trocken auf Tour gehen. Aber bevor ich zum einschlafen komme zieht noch ein Wasservogel direkt vorm Zelt seine laute Tauchshow durch und das schrille schreien von ihm lässt mich erstmal nicht an Schlaf denken. 26 km2 Seefläche reichen ihm wohl nicht aus oder er hat etwas gegen Rucksacktouristen. Hihi
Tag 3 (08.07.09) :
Es ist schön wenn man durch strahlenden Sonnenschein geweckt wird, aber eigentlich würde ich ganz gern noch etwas schlafen. Aber wenn schonmal so tolles Wetter ist dann sollte man auch mal rausschauen. Gefühlte 10 Mrd Mücken stürzten sich sofort auf mich, aber man muss Entwarnung geben da sie nicht stechen. Wirklich nervig ist nur ihre Anwesenheit und das man sie einatmet bzw. sie in die Ohren kriechen. Zum Glück hatte ich mir ein Mückennetz eingepackt, eigentlich war das für die Mücken am Myvatn vorgesehen. Jetzt war ich froh das ich es doch eingepackt hatte obwohl ich in Deutschland noch stark gezögert hatte es überhaupt mit zu nehmen. 10 Uhr war alles eingepackt und es ging dann los. Ich folgte einem Trampelpfad auf dem mir Fußspuren entgegen kamen. Eine Entscheidung die ich später teilweise noch bereute, allerdings ist das Gelände am Langisjör nicht so einfach und ob alle Karten bzw. GPS-Karte stimmten konnte ich auch nicht sagen. Um mir jetzt böse Überraschungen zu ersparen wollte ich also der Fußspur folgen. Das heftigste hierbei war erstmal der Aufstieg auf die Berge beim Langisjör, man steht in 20-30m an einem steilen Berghang und das Material rutscht einem unter den Sohlen weg. Da wird einem dann doch etwas anderst.

Das ist der "Pfad" wo es lang ging. Bei einem Abstieg bin ich ins rutschen gekommen und habe einige Meter im freien Fall zurück gelegt. Bis auf eine kleine Abschürfung am Knie, etwas lädiderte Handfläche und einer ausgerissenen Schlaufe vom Trekkingstock ist zum Glück nicht viel passiert. Nach einigen Kilometern bin ich wieder auf die Fußspuren getroffen und werde ihnen weiter folgen. Ein eigner Weg hatte sich nach einiger Zeit als ziemlich heftig erwiesen und endete dann in einer Steilwand. Der Pfad zog sich in vielen Windungen durch Nebentäler und an kleinen Seen vorbei. Auf- und Abstiege standen den ganzen Tag auf dem Programm.

Das ging ganz schön an die Substanz vor allem weil es so heiß war wie noch nie auf Island. Es gab kaum Wind und somit waren bei jeder eingelegten Rast wieder Unmengen an Mücken da die nur darauf lauerten das man stehen blieb. Auf Bergspitzen war man meist vor den kleinen Plagegeistern sicher da dort doch etwas Wind wehte. Am späten Nachmittag hatte ich die Fußspuren verloren und suchte mir meinen Weg selber. Langsam sollte ich mir einen Platz für die Nacht suchen. Auf einem Bergkamm hatte ich dann die Aussicht auf den perfekten Platz für die Nacht. Musste nur noch hinab steigen.

Um eine kleine Lavahöhle an einem Bach anzusehen habe ich erstmal den Rucksack hingeworfen und das Zelt aufbauen auf später verschoben. Wasser und Lavasand sind allerdings in ihrer Kombination ein schlechter Boden. Nachdem ich bis zu den Knien im Boden versunken bin habe ich es doch vorgezogen das Zelt aufzubauen und mir etwas zu essen zu machen. Und etwas zu trinken, habe an diesem Tag 6 Liter Wasser verbraucht. Leider muss ich alles im Zelt machen da draußen die Luft vor Mücken nur so wimmelt. Bei diesem schönen Wetter ist es eine Qual im geschlossenen Zelt zu hocken und zu kochen. Nur anderst geht es nicht sonst wird man wahnsinnig durch die Mücken. An schlafen war leider nicht so einfach zu denken, mein Körper hat gekocht oder zumindest hat es sich so angefühlt. Vermutlich habe ich mir einen Sonnenstich geholt. Also ausziehen und dann nur mit dem Mückenschleier bekleidet zum See und rein ins kühle Nass. Welch eine Erfrischung! Bin dann weiter in den doch relativ flachen See hinein gelaufen. Und auf einmal im lockeren Sediment versunken, jetzt hieß es erstmal die Sandalen wieder aus dem Sediment zu befreien. Zumindest war ich jetzt doch relativ gut abgekühlt. Vorm schlafen nochmal 1,5L Tee gekocht da ich wie ausgetrocknet war. Unten beiden großen Zehen hatte ich jetzt Blasen, vermutlich durch die ganzen Auf-/Abstiege im Lauf des Tages. Nervig aber nicht wirklich sehr schmerzhaft.
Tag 4 (09.07.09) :
Die Nacht richtig gut geschlafen, wenn auch etwas kurz. Aber was will man machen wenn es 24 Std lang hell ist. Draußen warten schon wieder Milliarden von Mücken darauf das man das Zelt öffnet. Leider habe ich einen gut 15cm langen Riss im Mückennetz, da muss ich also noch etwas nähen bevor ich aufbrechen kann. Und das in einem Zelt das einer Sauna ähnelt. Also schnell kochen, essen und dann raus aus dem Zelt. Bei der Wärme habe ich mich gleich im freien umgezogen dann ist es nicht ganz so schweißtreibend. Es ging dann los Richtung Utfall, dem Abfluß des Langisjör zur Skafta.

Kurz vorm Utfall fand ich dann auch die Fußspuren wieder, also sind auch die Wanderer hier vorbei gekommen. Man kann es ihnen nicht verdenken weil der Anblick wirklich spektakulär ist.

(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Es waren noch einige Kilometer bis zum Ende des Langisjör den ich aber ab jetzt nur noch sehr selten sehe da der Weg durch Seitentäler geht. Der Abstieg zum Ende des Langisjör gestaltet sich relativ einfach da der Weg dort ziemlich ausgetreten ist.

Am Fuß des Berges fanden sich dann viele Radspuren und kaum noch Fußspuren. Vermutlich werden die isländischen Wanderer mit Fahrzeugen zum Ostufer gefahren und laufen dann von dort mit leichtem Gepäck zum Westufer.

Laut Karten gab es hier eine Straße die zur Furt der Tungnaa führte. Ich stand also vor der Entscheidung per GPS einfach zur Tungnaa zu laufen oder der Straße zur Furt zu folgen. Da der Fluß sehr heftig ist entschloss ich mich der Straße zu folgen und somit die richtige Furt zu erreichen.

Um es kurz zu machen außer vielen Kilometern Umweg brachte es nichts ein da es keine Furt im eigentlich Sinn gab.

Ob überhaupt Fahrzeuge die Tungnaa durchquert haben ist fraglich da auf der anderen Seite keine Fahrzeugspuren mehr zu finden waren. Aber ich stand nun am Ufer der Tungnaa und stand vor der Entscheidung umzudrehen oder die furtung zu versuchen.

Wer mal am Ufer der Tungnaa stand der weis welch gewaltiger Fluß das ist, weniger von der Wassermasse her sondern von der Breite her. 500-700m würde ich mal schätzen. Also das ganze Equipment wasserdicht verstaut und dann im Neoprenanzug in den Fluß gestürzt.

Schon in der zweiten Rinne wurde ich von den Beinen gerissen, die Strömung war einfach zu stark gewesen. Das ganze war nichts was mich wirklich erschreckte da ich es schon eingeplant hatte. Das einzig schwierige war das man nicht so einfach aus der Rinne herraus kommt, ich bin so etwa 100-150m abgetrieben worden bis ich eine Möglichkeit fand um den Flußarm zu verlassen. In einem anderen Flußarm der Tungnaa passierte es wieder das ich abgetrieben wurde. Der Rest der durchquerung war zwar anstrengend aber doch ziemlich harmlos. Nach etwas über 40 Minuten war es geschafft und ich war auf der anderen Seite.
Ich möchte hier noch anmerken das diese Flußquerung auch in einem Leichensack hätte enden können! Der Fluß sieht harmlos aus aber ist es nicht! Wer also glaubt das ist mal ebend so nebenher zu machen der irrt sich gewaltig. Allein die Vorbereitungen für diese Furtung hat viel Zeit und Material gekostet. Dazu kam noch extrem viel Glück mit dem Wetter, es hätte auch anderst kommen können. Also nicht zur Nachahmung empfohlen.
Ich bin dann weiter zur Hütte "Jökulheimar" gelaufen. Ich vermutete das die Hütte zwar abgeschlossen ist aber eventuell finde ich dort eine Möglichkeit mein Trinkwasser aufzufüllen.

Zum Glück war die Hütte offen und ich beschloss die Nacht auf den Liegen zu verbringen. Auch mein Trinkwasserproblem war damit gelöst, auch wenn man sagen muss das Wasser aus dem Tank war doch ziemlich eigenartig vom Geschmack her.


(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
(Rundblick von der Jökulheimar-Hütte)
Tag 5 (10.07.09) :
Das war keine gute Nacht gewesen, ich habe wohl keine Hüttenerfahrung. Laufend verrutschte der Schlafsack (als Decke genutzt) und es wurde kühl. Nach dem essen bin ich gegen 9 Uhr losgelaufen in Richtung der nächsten Hütte die ich als Tagesziel geplant hatte. Weniger als Schlafplatz sondern wegen Wasser da man in dieser Wüste kein Wasser bekommt.

Einige Zeit folgte ich noch einem Track in der Nähe der Tungnaa aber der Weg war dann einfach weggespült worden. Aber das stellte kein Problem dar da ich ja genug GPS-Koordinaten hatte nach denen ich laufen konnte.

Der Weg ging durch sehr karge Gebiete ohne Grün oder Wasser. Nur an einen Zufluß gab es einmal trinkbares Wasser. Beim laufen merkte ich immer mehr das die großen Blasen unter den Fußsohlen immer mehr schmerzen. Ich suchte mir daher einfaches Terrain aus das nicht zu sehr Schmerzen bereitete. Zum Glück gab es einen Track der zum Vatnajökull ging, ich folgte ihm einfach.





Wenige Kilometer vor der Hütte war ein Fluß zu queren. Gegen 18 Uhr einen Gletscherfluß zu furten ist eigentlich eine dumme Idee, aber was will man machen. Also alles fertig machen und dann durch. Was sich einfach anhört erwies sich als ziemlich schwierig da die Strömung so stark war das die Trekkingstöcke weggerissen wurden.

Aber es klappte alles auch wenn es nicht einfach war. Es ging dann weiter zur Hütte. Dort angekommen stellte sich herraus das dies eine Privathütte war die abgeschlossen war. Eigentlich kein wirkliches Problem leider war keine Möglichkeit dort an frisches Wasser zu kommen. Somit blieb nichts anderes übrig als Gletscherwasser zu trinken. Der Aufbau des Zeltes in der Nähe der Hütte scheiterete am Platzmangel, somit zog ich weiter um einen besseren Platz zu finden. 5 Liter Gletscherwasser begleiteten mich dabei.

(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Etwa 1 Kilometer weiter fand ich einen guten Platz für die Nacht. Also das Zelt aufgebaut und dann was zu essen gekocht. Aber wichtiger war etwas zu trinken da ich sehr ausgetrocknet war. Endlich konnte man auch mal das Zelt offen haben und den Ausblick genießen da durch den leichten Wind keine Mücken da waren. Meine Füße sahen schrecklich aus, die Blasen unter den Fußsohlen waren offen und leicht vereitert. Es muss also eine Entscheidung getroffen werden weil mit diesen Füßen kann ich nicht weiter laufen. Entweder ich folge dem Verlauf des Vatnajökull zur Askja oder gehe nach Nyidalur. Der Weg zur Askja ist voll mit Furten und meine Vorräte an Pflaster gehen langsam zur Neige. Somit steht der Weg fest, es geht nach Nyidalur. Einzig der Übergang über die Kaldakvisl stellte noch einen Faktor dar den ich nicht einschätzen konnte. Es sollte einen Übergang geben aber die Informationen waren vollkommen ungesichert. Aber jetzt wird erstmal geschlafen.

Tag 6 (11.07.09) :

Die Nacht verlief ganz gut. Einzig das ich ständig das Gefühl habe das ich mich erbrechen müsste. Ob das am Gletscherwasser liegt oder an meinem starken Sonnenbrand lässt sich schwer sagen allerdings vermute ich eher das es am Wasser liegt. Gegen 8 Uhr ging es los hinein in ein schweres Gebiet. Vor mir lagen etwa 13 Kilometer Lavawüste. Nur diese Lava hier war vollkommen ausgebrannt und war vollkommen brüchig. Ich bin mehrfach durch Platten durchgebrochen. Das ganze war extrem kraftzehrend und zeitaufwändig. Mehrfach bin ich gestürzt weil sich Lavabrocken unter meinem Gewicht einfach in groben Staub auflösten. Nach etwa 3 Kilometern wurde der Weg einfacher zu gehen. Trotz allem dauerte es noch gut 4 Std bis ich am Damm stand. Dort erstmal eine Pause eingelegt und auf einem Ersatzschleusentor darüber gegrübelt für was überhaupt dieser Stausee hier sein soll. Weil es führen keine Überlandleitungen vom Pumpenhaus weg und sehr groß ist es auch nicht. Sehr merkwürdig das ganze weil als großes Flutbecken ist der Stause zu voll.


Ich folgte dann der Strasse am Rande das Hagöngulon Richtung Nyidalur. Durch den Wind gab es große Wellen auf dem Stausee und man kam sich vor wie an der Küste eines Meeres. Beim Blick zurück zum Vatnajökull fielen mir die gigantischen Dustdevil auf die über den Lavafeldern standen.

Was auf diesem Bild schon gewaltig wirkt hat sich noch weiter vergrößert. Diese Dustdevil müssen allein an ihrer Basis locker 200-300m Breite gehabt haben! Die Größe kann sich dann wohl jeder denken. Ein gewaltiger Anblick! Einige Kilometer weiter fand ich dann einen brauchbaren Platz für die Nacht. Dort das Zelt aufgebaut und alle Zelthäringe mit großen Steinen abgesichert da in diesem Staub kein richtiger Halt vorhanden war. Der Wind wurde auch stärker und man spürte ihn deutlich.

Aber weit nerviger war der feine Staub der sich im Zelt verteilte. Vor allem in der Apside wurde alles ganz fein eingepudert. Das Essen wurde dann wieder mit dem Wasser vom Stausee gemacht, also reines Gletscherwasser. In der Nacht rebellierte wieder mein Magen. Das Wasser ist wohl trinkbar aber über lange Zeit ist es nicht zu empfehlen. Nochmal die Füße behandelt und das rohe Fleisch vom Eiter befreit bevor ich schlafen gehe.
Tag 7 (12.07.09) :
Keine gute Nacht da ich schon 3 Uhr munter war und nicht richtig einschlafen konnte, immerhin war es draußen fast Taghell. Da streikt die innere Uhr schonmal. Mit der aufgehenden Sonne ging der Wind los der von der Sprengisandur kam, nicht sehr bedrohlich aber doch schon ziemlich stark. Gegen 8 Uhr war alles eingepackt und es ging los. Der feine Staub in der Luft knirschelte zwischen den Zähnen, es wird wohl ewig dauern bis ich alles aus den Sachen raus bekomme.

Der Weg ging jetzt direkt nach Nyidalur über einen Bergkamm bzw. auf ihm entlang.

Oben gab es eine Art Sumpfgebiet, sehr verrückt das ganze. Es gab im Verlauf des Weges noch kleine Seen denen man sich aber nicht nähern durfte da man sonst im Boden versinkt.


Der Weg ging dann weiter auf der Berghöhe entlang. Auf dem Weg noch einen Wasserfall gesehen dessen Wasser durch den Wind nach oben gedrückt wurde. Schon verrückt was der Wind alles so bewirkt.

Beim Laufen nochmal auf den Plan geschaut und festgestellt das sogar heute ein Bus zum Myvatn fährt, also gebe ich die letzten 5 Kilometer nochmal richtig Gas um ihn zu erreichen. Auch wenn das nicht ganz so geplant war. Von einer Anhöhe aus sah ich zum ersten mal die Hütte von Nyidalur dabei fiel mir auf das die Koordinaten vom GPS nicht stimmen. Die Hütte lag wo anderst als angegeben. Bei der Hütte angekommen fiel mir die Entscheidung zum Myvatn zu fahren noch leichter. Der Wind dort war sehr stark und trug sehr viel Staub mit sich.

Dort angekommen dauerte es etwa 20 Min bis der Bus zum Myvatn eintraf. Die Rückfahrt war bis kurz vor den Aldeyarfoss relativ eintönig da man nur durch die Wüste fährt. Dort fing es dann wieder an grün zu werden. Eine Wohltat für das Auge!

Die Fahrt ging dann weiter über den Godafoss zum Myvatn. Dort angekommen wurde erstmal Orangenlimo und Cola gekauft um das Zeugs zu mixen. Richtig geraten! Das war die Phantasie die man dann so entwickelt wenn man durch trockene Wüsten latscht. Hatte mir das vorgenommen wenn ich wieder in der "Zivilisation" bin. Ab hier gibt es nicht mehr viel zu sagen, übernachten auf dem Campingplatz, Rückkehr nach Reykjavik und dann Umbuchung des Fluges. Daheim angekommen erstmal krankgeschrieben worden für 2 Wochen wegen meinen Füßen.

Später habe ich für diese gigantischen Blasen eine Erklärung gefunden. Ich war selber daran schuld! Habe erstmals zusätzlich eine Hirschtalgcreme zu den Hirschtalgsticks benutzt, diese Creme hat die Fußsohle wohl so aufgeweicht das sich die Haut vom Fleisch löste. Eine kleine Sache die eine ganze Tour versaute. Extrem ärgerlich war das auf Island ein Wetter herrschte das ich die nächsten Jahre wohl nie wieder dort erleben werde. Temperaturen die man eher bei uns im Hochsommer erwartet aber nicht auf Island. Das ganze hat dann einen mächtigen Frust in mir ausgelöst.
Torsten
Lange hat es gedauert um diesen Reisebericht doch noch zu schreiben. Viel Frust hat den Weg bis zu diesen Zeilen gesäumt, über verpasste Chancen und auch Verärgerung durch falsche Entscheidungen. Aber ich will nicht gleich vorweg greifen sondern nur einen Hinweis darauf liefern das bei der Tour nicht alles so klappte wie man es sich in fast 12 Monaten Planung vorgenommen hatte. Die ursprüngliche Planung ging von der Eldgja über die Askja zum Myvatn, das ganze in 15 Tagen Laufzeit.

(Tatsächlicher Routenverlauf in etwa)
Tag 0 (05.07.09) :

Langsam Richtung Flughafen losgefahren um nur keine Hektik aufkommen zu lassen, der erste Tag soll ja nicht in Streß ausarten. Bei der Aufgabe des Gepäcks wurde mir mitgeteilt das der Flug um 1 Stunde verspätet ist. In Wirklichkeit wurde aus der einen Stunde dann zwei Stunden, das brachte meine Zeitplanung ein wenig durcheinander da mein Bus schon 8.30 Uhr ging. Es würde also eine sehr kurze Nacht werden. Um ja nicht zu verschlafen habe ich mir im Flieger noch einen Wecker gekauft, laut Aussagen der Stewardes war das der erste der jemals verlangt wurde. Es machte sich also ein klein wenig Ratlosigkeit bei den Stewardessen breit da niemand wusste wo genau der Wecker ist. Sehr schlecht das Garmin die Weckfunktion aus ihren GPS herraus genommen hat. Je weiter der Flieger sich Island näherte um so heller wurde es am Himmel, eine Vorahnung beschlich mich bei dem Anblick des Himmels. Sie bestätigte sich dann bei der Landung da es keine "Nacht" im herkömmlichen Sinne gab. Das Phänomen "Mitternachtssonne" hat zugeschlagen. Dann das übliche mit zu viel Lebensmittel durch den Zoll zu wandern, aber zum Glück hat keiner der Zöllner ein Interesse an einem alten Mann mit Rucksack. Dann mit dem Bus zum Campingplatz und dort schnell in den Schlafsack gekrabbelt immerhin war es schon 3 Uhr.
Tag 1 (06.07.09) :
Nach nichtmal 3 Std Schlaf schon wieder munter gewesen, nicht ganz das was ich mir erhofft hatte aber besser so als wenn ich verschlafe. So hatte ich genügend Zeit um zum Buscenter zu kommen und noch zu frühstücken. Man muss es einfach positiv sehen. Der Bus nach Landmanalaugar war wie erwartet voll aber das stellte kein Problem dar. In Landmanalaugar wollte ich noch ein schönes warmes Bad nehmen, Bad ja aber warm eher nicht. Der "warme" Fluß war arschkalt gewesen! Einzig am Einlauf der heißen Quelle wurde es etwas heißer. Man kann nur hoffen das sich der Fluß wieder stabilisiert da er doch eine Attraktion darstellt. Über den Bergen stand eine gewaltige Nebelwand, leider hatte ich die Kamera aus Sicherheitsgründen im Rucksack verstaut weil ich baden wollte. Kurz nach Abfahrt des Busses in Richtung Eldgja tauchten wir in diese Nebelwand ein. Der Nebel lichtete sich leider nicht mehr an diesem Tag. Am Bushalt dann langsam fertig gemacht und in Bewegung gesetzt.

Mein Plan sah vor der Eldgja zu folgen und einen Aufstieg zu finden, ein Plan der nicht so einfach war wie gedacht. Die Wände der Schlucht waren zu steil. Aber improvisieren gehört immer dazu. Hihi Am Ende der Schlucht fand sich dann eine Möglichkeit aus ihr herraus zu kommen. Der Aufstieg war schwerer als gedacht.

Der Rand der Schlucht bestand aus etwa 30 cm dicker Vulkanasche. Das Motto war: Zwei Schritte vor, einer zurück. Es dauerte etwa 1 Std bis ich oben am Rand der Schlucht stand. Oben stand ich dann im Nebel und hatte kaum eine sinnvolle Sichtweite gehabt. Es blieb nichts weiter übrig als den Fußspuren zu folgen die auf dem Boden zu sehen waren. Laut GPS ging der Pfad wohl zum Gipfel des Gjatindur, bei Sichtweiten von 20-50m wurde mir der Weg aber zu gefährlich und ich fing an mir einen Platz für die Nacht zu suchen. Ein Vorhaben das nicht so einfach war bei fast Nullsicht. In einer kleinen Seitenschlucht fand ich dann doch noch ein einigermaßen ebenes Plätzchen mit einem kleinen Bächlein in der Nähe. Somit war dann die Nacht gesichert.
Tag 2 (07.07.08) :
Die Nacht wie ein Toter geschlafen und leider zum Frühstück kaum etwas hinter bekommen. Beim anziehen gemerkt das die Sachen immer noch feucht waren da bei der hohen Luftfeuchte nichts trocknen konnte. Es fing leider wieder an leicht zu nieseln also wieder rein in den Schlafsack und gewartet das sich das Wetter bessert. Gegen 11 Uhr dann eingepackt und auf den Weg gemacht.

Der Marsch durch dieses Gebiet war anstrengender als gedacht da keinerlei optische Orientierungsmöglichkeiten vorhanden waren. Karten, Kompass und GPS mögen zwar vieles möglich machen aber ohne Augen sind diese ganzen Hilfmittel nichts wert. Nach einigen Stunden Marsch bin ich auf eine Hochlandpiste gestoßen und das Gelände wurde flacher. Diese Piste ging laut Karten zu dem See "Blautulon" wo ich eigentlich die Nacht verbringen wollte. Also folgte ich ihr einfach.

Die Piste für Autos ging durch den Seerand hindurch. Wer dort keinen wirklich geländegängigen Wagen besitzt wird wohl eine böse Überraschung erleben wenn er diese Route befährt. Als Fußgänger ist es einfacher da ein Reitpfad rund um den See geht.

Weiter ging es zum Langisjör den ich unbedingt noch erreichen wollte. Nach 18 Uhr war ich am Anfang des Langisjör. Dort wollte ich eigentlich zu einer Hütte und sehen ob ich dort schlafen könnte ohne das Zelt aufzubauen. Allerdings war der Standort der Hütte falsch in den Karten eingezeichnet. Was aber kein echtes Problem war da ich mein eignes Hotel ja im Rucksack dabei hatte.

Das einzigste Problem war das der Strandstreifen sehr schmal war und überall lagen Felsen die von den Hängen herab gestürzt waren. Die Chance das ich von so einem Geschoss getroffen werde ist zwar sehr gering aber nicht auszuschließen. Also baute ich das Zelt nah am Wasser auf. Etwas nachteilig ist das die Häringe wenig Halt haben in diesem Boden, mit großen Steinen habe ich das Problem sehr einfach gelöst. Es wurde im Lauf des Abends immer windiger, so konnte ich meine Sachen trocknen und kann morgen trocken auf Tour gehen. Aber bevor ich zum einschlafen komme zieht noch ein Wasservogel direkt vorm Zelt seine laute Tauchshow durch und das schrille schreien von ihm lässt mich erstmal nicht an Schlaf denken. 26 km2 Seefläche reichen ihm wohl nicht aus oder er hat etwas gegen Rucksacktouristen. Hihi
Tag 3 (08.07.09) :
Es ist schön wenn man durch strahlenden Sonnenschein geweckt wird, aber eigentlich würde ich ganz gern noch etwas schlafen. Aber wenn schonmal so tolles Wetter ist dann sollte man auch mal rausschauen. Gefühlte 10 Mrd Mücken stürzten sich sofort auf mich, aber man muss Entwarnung geben da sie nicht stechen. Wirklich nervig ist nur ihre Anwesenheit und das man sie einatmet bzw. sie in die Ohren kriechen. Zum Glück hatte ich mir ein Mückennetz eingepackt, eigentlich war das für die Mücken am Myvatn vorgesehen. Jetzt war ich froh das ich es doch eingepackt hatte obwohl ich in Deutschland noch stark gezögert hatte es überhaupt mit zu nehmen. 10 Uhr war alles eingepackt und es ging dann los. Ich folgte einem Trampelpfad auf dem mir Fußspuren entgegen kamen. Eine Entscheidung die ich später teilweise noch bereute, allerdings ist das Gelände am Langisjör nicht so einfach und ob alle Karten bzw. GPS-Karte stimmten konnte ich auch nicht sagen. Um mir jetzt böse Überraschungen zu ersparen wollte ich also der Fußspur folgen. Das heftigste hierbei war erstmal der Aufstieg auf die Berge beim Langisjör, man steht in 20-30m an einem steilen Berghang und das Material rutscht einem unter den Sohlen weg. Da wird einem dann doch etwas anderst.

Das ist der "Pfad" wo es lang ging. Bei einem Abstieg bin ich ins rutschen gekommen und habe einige Meter im freien Fall zurück gelegt. Bis auf eine kleine Abschürfung am Knie, etwas lädiderte Handfläche und einer ausgerissenen Schlaufe vom Trekkingstock ist zum Glück nicht viel passiert. Nach einigen Kilometern bin ich wieder auf die Fußspuren getroffen und werde ihnen weiter folgen. Ein eigner Weg hatte sich nach einiger Zeit als ziemlich heftig erwiesen und endete dann in einer Steilwand. Der Pfad zog sich in vielen Windungen durch Nebentäler und an kleinen Seen vorbei. Auf- und Abstiege standen den ganzen Tag auf dem Programm.

Das ging ganz schön an die Substanz vor allem weil es so heiß war wie noch nie auf Island. Es gab kaum Wind und somit waren bei jeder eingelegten Rast wieder Unmengen an Mücken da die nur darauf lauerten das man stehen blieb. Auf Bergspitzen war man meist vor den kleinen Plagegeistern sicher da dort doch etwas Wind wehte. Am späten Nachmittag hatte ich die Fußspuren verloren und suchte mir meinen Weg selber. Langsam sollte ich mir einen Platz für die Nacht suchen. Auf einem Bergkamm hatte ich dann die Aussicht auf den perfekten Platz für die Nacht. Musste nur noch hinab steigen.

Um eine kleine Lavahöhle an einem Bach anzusehen habe ich erstmal den Rucksack hingeworfen und das Zelt aufbauen auf später verschoben. Wasser und Lavasand sind allerdings in ihrer Kombination ein schlechter Boden. Nachdem ich bis zu den Knien im Boden versunken bin habe ich es doch vorgezogen das Zelt aufzubauen und mir etwas zu essen zu machen. Und etwas zu trinken, habe an diesem Tag 6 Liter Wasser verbraucht. Leider muss ich alles im Zelt machen da draußen die Luft vor Mücken nur so wimmelt. Bei diesem schönen Wetter ist es eine Qual im geschlossenen Zelt zu hocken und zu kochen. Nur anderst geht es nicht sonst wird man wahnsinnig durch die Mücken. An schlafen war leider nicht so einfach zu denken, mein Körper hat gekocht oder zumindest hat es sich so angefühlt. Vermutlich habe ich mir einen Sonnenstich geholt. Also ausziehen und dann nur mit dem Mückenschleier bekleidet zum See und rein ins kühle Nass. Welch eine Erfrischung! Bin dann weiter in den doch relativ flachen See hinein gelaufen. Und auf einmal im lockeren Sediment versunken, jetzt hieß es erstmal die Sandalen wieder aus dem Sediment zu befreien. Zumindest war ich jetzt doch relativ gut abgekühlt. Vorm schlafen nochmal 1,5L Tee gekocht da ich wie ausgetrocknet war. Unten beiden großen Zehen hatte ich jetzt Blasen, vermutlich durch die ganzen Auf-/Abstiege im Lauf des Tages. Nervig aber nicht wirklich sehr schmerzhaft.
Tag 4 (09.07.09) :
Die Nacht richtig gut geschlafen, wenn auch etwas kurz. Aber was will man machen wenn es 24 Std lang hell ist. Draußen warten schon wieder Milliarden von Mücken darauf das man das Zelt öffnet. Leider habe ich einen gut 15cm langen Riss im Mückennetz, da muss ich also noch etwas nähen bevor ich aufbrechen kann. Und das in einem Zelt das einer Sauna ähnelt. Also schnell kochen, essen und dann raus aus dem Zelt. Bei der Wärme habe ich mich gleich im freien umgezogen dann ist es nicht ganz so schweißtreibend. Es ging dann los Richtung Utfall, dem Abfluß des Langisjör zur Skafta.

Kurz vorm Utfall fand ich dann auch die Fußspuren wieder, also sind auch die Wanderer hier vorbei gekommen. Man kann es ihnen nicht verdenken weil der Anblick wirklich spektakulär ist.

(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Es waren noch einige Kilometer bis zum Ende des Langisjör den ich aber ab jetzt nur noch sehr selten sehe da der Weg durch Seitentäler geht. Der Abstieg zum Ende des Langisjör gestaltet sich relativ einfach da der Weg dort ziemlich ausgetreten ist.

Am Fuß des Berges fanden sich dann viele Radspuren und kaum noch Fußspuren. Vermutlich werden die isländischen Wanderer mit Fahrzeugen zum Ostufer gefahren und laufen dann von dort mit leichtem Gepäck zum Westufer.

Laut Karten gab es hier eine Straße die zur Furt der Tungnaa führte. Ich stand also vor der Entscheidung per GPS einfach zur Tungnaa zu laufen oder der Straße zur Furt zu folgen. Da der Fluß sehr heftig ist entschloss ich mich der Straße zu folgen und somit die richtige Furt zu erreichen.

Um es kurz zu machen außer vielen Kilometern Umweg brachte es nichts ein da es keine Furt im eigentlich Sinn gab.

Ob überhaupt Fahrzeuge die Tungnaa durchquert haben ist fraglich da auf der anderen Seite keine Fahrzeugspuren mehr zu finden waren. Aber ich stand nun am Ufer der Tungnaa und stand vor der Entscheidung umzudrehen oder die furtung zu versuchen.

Wer mal am Ufer der Tungnaa stand der weis welch gewaltiger Fluß das ist, weniger von der Wassermasse her sondern von der Breite her. 500-700m würde ich mal schätzen. Also das ganze Equipment wasserdicht verstaut und dann im Neoprenanzug in den Fluß gestürzt.

Schon in der zweiten Rinne wurde ich von den Beinen gerissen, die Strömung war einfach zu stark gewesen. Das ganze war nichts was mich wirklich erschreckte da ich es schon eingeplant hatte. Das einzig schwierige war das man nicht so einfach aus der Rinne herraus kommt, ich bin so etwa 100-150m abgetrieben worden bis ich eine Möglichkeit fand um den Flußarm zu verlassen. In einem anderen Flußarm der Tungnaa passierte es wieder das ich abgetrieben wurde. Der Rest der durchquerung war zwar anstrengend aber doch ziemlich harmlos. Nach etwas über 40 Minuten war es geschafft und ich war auf der anderen Seite.
Ich möchte hier noch anmerken das diese Flußquerung auch in einem Leichensack hätte enden können! Der Fluß sieht harmlos aus aber ist es nicht! Wer also glaubt das ist mal ebend so nebenher zu machen der irrt sich gewaltig. Allein die Vorbereitungen für diese Furtung hat viel Zeit und Material gekostet. Dazu kam noch extrem viel Glück mit dem Wetter, es hätte auch anderst kommen können. Also nicht zur Nachahmung empfohlen.
Ich bin dann weiter zur Hütte "Jökulheimar" gelaufen. Ich vermutete das die Hütte zwar abgeschlossen ist aber eventuell finde ich dort eine Möglichkeit mein Trinkwasser aufzufüllen.

Zum Glück war die Hütte offen und ich beschloss die Nacht auf den Liegen zu verbringen. Auch mein Trinkwasserproblem war damit gelöst, auch wenn man sagen muss das Wasser aus dem Tank war doch ziemlich eigenartig vom Geschmack her.


(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
(Rundblick von der Jökulheimar-Hütte)
Tag 5 (10.07.09) :
Das war keine gute Nacht gewesen, ich habe wohl keine Hüttenerfahrung. Laufend verrutschte der Schlafsack (als Decke genutzt) und es wurde kühl. Nach dem essen bin ich gegen 9 Uhr losgelaufen in Richtung der nächsten Hütte die ich als Tagesziel geplant hatte. Weniger als Schlafplatz sondern wegen Wasser da man in dieser Wüste kein Wasser bekommt.

Einige Zeit folgte ich noch einem Track in der Nähe der Tungnaa aber der Weg war dann einfach weggespült worden. Aber das stellte kein Problem dar da ich ja genug GPS-Koordinaten hatte nach denen ich laufen konnte.

Der Weg ging durch sehr karge Gebiete ohne Grün oder Wasser. Nur an einen Zufluß gab es einmal trinkbares Wasser. Beim laufen merkte ich immer mehr das die großen Blasen unter den Fußsohlen immer mehr schmerzen. Ich suchte mir daher einfaches Terrain aus das nicht zu sehr Schmerzen bereitete. Zum Glück gab es einen Track der zum Vatnajökull ging, ich folgte ihm einfach.





Wenige Kilometer vor der Hütte war ein Fluß zu queren. Gegen 18 Uhr einen Gletscherfluß zu furten ist eigentlich eine dumme Idee, aber was will man machen. Also alles fertig machen und dann durch. Was sich einfach anhört erwies sich als ziemlich schwierig da die Strömung so stark war das die Trekkingstöcke weggerissen wurden.

Aber es klappte alles auch wenn es nicht einfach war. Es ging dann weiter zur Hütte. Dort angekommen stellte sich herraus das dies eine Privathütte war die abgeschlossen war. Eigentlich kein wirkliches Problem leider war keine Möglichkeit dort an frisches Wasser zu kommen. Somit blieb nichts anderes übrig als Gletscherwasser zu trinken. Der Aufbau des Zeltes in der Nähe der Hütte scheiterete am Platzmangel, somit zog ich weiter um einen besseren Platz zu finden. 5 Liter Gletscherwasser begleiteten mich dabei.

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Etwa 1 Kilometer weiter fand ich einen guten Platz für die Nacht. Also das Zelt aufgebaut und dann was zu essen gekocht. Aber wichtiger war etwas zu trinken da ich sehr ausgetrocknet war. Endlich konnte man auch mal das Zelt offen haben und den Ausblick genießen da durch den leichten Wind keine Mücken da waren. Meine Füße sahen schrecklich aus, die Blasen unter den Fußsohlen waren offen und leicht vereitert. Es muss also eine Entscheidung getroffen werden weil mit diesen Füßen kann ich nicht weiter laufen. Entweder ich folge dem Verlauf des Vatnajökull zur Askja oder gehe nach Nyidalur. Der Weg zur Askja ist voll mit Furten und meine Vorräte an Pflaster gehen langsam zur Neige. Somit steht der Weg fest, es geht nach Nyidalur. Einzig der Übergang über die Kaldakvisl stellte noch einen Faktor dar den ich nicht einschätzen konnte. Es sollte einen Übergang geben aber die Informationen waren vollkommen ungesichert. Aber jetzt wird erstmal geschlafen.

Tag 6 (11.07.09) :

Die Nacht verlief ganz gut. Einzig das ich ständig das Gefühl habe das ich mich erbrechen müsste. Ob das am Gletscherwasser liegt oder an meinem starken Sonnenbrand lässt sich schwer sagen allerdings vermute ich eher das es am Wasser liegt. Gegen 8 Uhr ging es los hinein in ein schweres Gebiet. Vor mir lagen etwa 13 Kilometer Lavawüste. Nur diese Lava hier war vollkommen ausgebrannt und war vollkommen brüchig. Ich bin mehrfach durch Platten durchgebrochen. Das ganze war extrem kraftzehrend und zeitaufwändig. Mehrfach bin ich gestürzt weil sich Lavabrocken unter meinem Gewicht einfach in groben Staub auflösten. Nach etwa 3 Kilometern wurde der Weg einfacher zu gehen. Trotz allem dauerte es noch gut 4 Std bis ich am Damm stand. Dort erstmal eine Pause eingelegt und auf einem Ersatzschleusentor darüber gegrübelt für was überhaupt dieser Stausee hier sein soll. Weil es führen keine Überlandleitungen vom Pumpenhaus weg und sehr groß ist es auch nicht. Sehr merkwürdig das ganze weil als großes Flutbecken ist der Stause zu voll.


Ich folgte dann der Strasse am Rande das Hagöngulon Richtung Nyidalur. Durch den Wind gab es große Wellen auf dem Stausee und man kam sich vor wie an der Küste eines Meeres. Beim Blick zurück zum Vatnajökull fielen mir die gigantischen Dustdevil auf die über den Lavafeldern standen.

Was auf diesem Bild schon gewaltig wirkt hat sich noch weiter vergrößert. Diese Dustdevil müssen allein an ihrer Basis locker 200-300m Breite gehabt haben! Die Größe kann sich dann wohl jeder denken. Ein gewaltiger Anblick! Einige Kilometer weiter fand ich dann einen brauchbaren Platz für die Nacht. Dort das Zelt aufgebaut und alle Zelthäringe mit großen Steinen abgesichert da in diesem Staub kein richtiger Halt vorhanden war. Der Wind wurde auch stärker und man spürte ihn deutlich.

Aber weit nerviger war der feine Staub der sich im Zelt verteilte. Vor allem in der Apside wurde alles ganz fein eingepudert. Das Essen wurde dann wieder mit dem Wasser vom Stausee gemacht, also reines Gletscherwasser. In der Nacht rebellierte wieder mein Magen. Das Wasser ist wohl trinkbar aber über lange Zeit ist es nicht zu empfehlen. Nochmal die Füße behandelt und das rohe Fleisch vom Eiter befreit bevor ich schlafen gehe.
Tag 7 (12.07.09) :
Keine gute Nacht da ich schon 3 Uhr munter war und nicht richtig einschlafen konnte, immerhin war es draußen fast Taghell. Da streikt die innere Uhr schonmal. Mit der aufgehenden Sonne ging der Wind los der von der Sprengisandur kam, nicht sehr bedrohlich aber doch schon ziemlich stark. Gegen 8 Uhr war alles eingepackt und es ging los. Der feine Staub in der Luft knirschelte zwischen den Zähnen, es wird wohl ewig dauern bis ich alles aus den Sachen raus bekomme.

Der Weg ging jetzt direkt nach Nyidalur über einen Bergkamm bzw. auf ihm entlang.

Oben gab es eine Art Sumpfgebiet, sehr verrückt das ganze. Es gab im Verlauf des Weges noch kleine Seen denen man sich aber nicht nähern durfte da man sonst im Boden versinkt.


Der Weg ging dann weiter auf der Berghöhe entlang. Auf dem Weg noch einen Wasserfall gesehen dessen Wasser durch den Wind nach oben gedrückt wurde. Schon verrückt was der Wind alles so bewirkt.

Beim Laufen nochmal auf den Plan geschaut und festgestellt das sogar heute ein Bus zum Myvatn fährt, also gebe ich die letzten 5 Kilometer nochmal richtig Gas um ihn zu erreichen. Auch wenn das nicht ganz so geplant war. Von einer Anhöhe aus sah ich zum ersten mal die Hütte von Nyidalur dabei fiel mir auf das die Koordinaten vom GPS nicht stimmen. Die Hütte lag wo anderst als angegeben. Bei der Hütte angekommen fiel mir die Entscheidung zum Myvatn zu fahren noch leichter. Der Wind dort war sehr stark und trug sehr viel Staub mit sich.

Dort angekommen dauerte es etwa 20 Min bis der Bus zum Myvatn eintraf. Die Rückfahrt war bis kurz vor den Aldeyarfoss relativ eintönig da man nur durch die Wüste fährt. Dort fing es dann wieder an grün zu werden. Eine Wohltat für das Auge!

Die Fahrt ging dann weiter über den Godafoss zum Myvatn. Dort angekommen wurde erstmal Orangenlimo und Cola gekauft um das Zeugs zu mixen. Richtig geraten! Das war die Phantasie die man dann so entwickelt wenn man durch trockene Wüsten latscht. Hatte mir das vorgenommen wenn ich wieder in der "Zivilisation" bin. Ab hier gibt es nicht mehr viel zu sagen, übernachten auf dem Campingplatz, Rückkehr nach Reykjavik und dann Umbuchung des Fluges. Daheim angekommen erstmal krankgeschrieben worden für 2 Wochen wegen meinen Füßen.

Später habe ich für diese gigantischen Blasen eine Erklärung gefunden. Ich war selber daran schuld! Habe erstmals zusätzlich eine Hirschtalgcreme zu den Hirschtalgsticks benutzt, diese Creme hat die Fußsohle wohl so aufgeweicht das sich die Haut vom Fleisch löste. Eine kleine Sache die eine ganze Tour versaute. Extrem ärgerlich war das auf Island ein Wetter herrschte das ich die nächsten Jahre wohl nie wieder dort erleben werde. Temperaturen die man eher bei uns im Hochsommer erwartet aber nicht auf Island. Das ganze hat dann einen mächtigen Frust in mir ausgelöst.
Torsten
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