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[NO] [FI] Von der Kueste nach Kautokeino oder den Muecken entgegen
AW: [NO] [FI] Von der Kueste nach Kautokeino oder den Muecken entgegen
Toller Bericht mit sehr schönen Bildern einer großartigen Landschaft.
Wenn ich so weiterlese finde ich heute abend noch jede Menge neuer Reiseziele für die nächsten Jahre!
Gegen 20 Uhr klingelt der Wecker. Eigentlich haette es diesen nicht gebraucht, da ich bei der Daemmse eh keinen richtigen Schlaf gefunden habe. Ich befinde mich irgendwo zwischen Wachsein und Ruhezustand und im Hintergrund das staendige Geknister der Muecken an der Zeltwand. Als ich vor das Zelt trete steht die Luft immer noch. Kein Windhauch, keine Abkuehlung. Nur in der Ferne sehe ich wie ein paar dunkle Wolken sich langsam den Weg in unsere Richtung bahnen.
Ich packe unsere Sachen und waessere Foss. Dann brechen wir auf. Heute ist Freitag. Am Montag fruehs, muss ich in Kautokeino sein. Das GPS zeigt 45 Kilometer Luftlinie an. Also sind es in Wirklichkeit mindestens 60 Kilometer. Da ich die Karten fuer die Paddeltour zusammengestellt hatte, bemerke ich, dass mir ein Stueck Karte fehlt. Gute 10 Kilometer einer bewaldeten Tiefebene welche wir heute durchqueren sollen. Zum Glueck habe ich immer eine Strassenkarte im Massstab 1:400000, als Sicherheit mit, die mir jetzt gute Dienste zur groben Orientierung leistet. Erst einmal hingehen, denke ich mir, so werde ich vor Ort live entscheiden wo ich langlaufen werde.
Wir folgen nun einem kleinen Pfad am østlichen Ufer des Poroenos. Dieser erleichtert mir das Vorwaertskommen in der aus Birkenwald und niedrigen Bueschen bestehenden Vegetation ungemein. Ich muss immer wieder aufpassen, diesen nicht zu verlieren, doch mit etwas logischem Denken, stosse ich immer wieder auf ihn.
Nach einer guten Stunden erreichen wir den Punkt Rr309. Hier ist quasi ein Laenderdreieck wo die Grenze von Finnland und die Fylkesgrenzen von Troms und Finnmark sich treffen. Ich hieve meinen Rucksack ueber den Zaun und hole Foss nach.
Ich weiss nicht ob es Einbildung ist, aber als ich wieder die ersten Schritte in die Finnmark setze, kommt ein Gefuehl von Vertrautheit und Waerme in mir auf. Irgend etwas habe ich an diesen Landstrich gefressen.
Wir laufen noch einige Kilometer am Rentierzaun entlang, bevor wir uns wieder mehr østlicher halten. In der Ferne kann ich schon den ca. 600m hohen Stuoracohkka erkennen und peile diesen an. Das bewaldete Tal des Poroenos haben wir schon lange hinter uns gelassen. Nun sind wir wieder in karger „Hochfjell - Landschaft“ unterwegs. Die Uhr zeigt Punkt 00.00H als wir auf dem „Gipfel“ des Stuoracohkka stehen. Besser kann das Timeing nicht sein. Langsam aber sicher hat sich der Himmel bewølkt und die Temperaturen sind ertraeglich geworden. Mit guter Laune stapfen wir den gut 4 Kilometer langen Bergruecken entlang. Zum Glueck gibt es eine alte Atv - Spur. So muessen wir uns nicht durch die kniehohen Buesche kaempfen.
Punkt Mitternacht
Von hier oben hat man einen phantastischen Rundblick ueber die Umgebung. Hinter uns im Norden und Westen die schneebedeckten Berge der Kueste, die wir die vergangen Tage durchquert haben. Im Sueden das immer breiter werdende Tal des Poroeno - Flusses und vor uns im Osten eine Anreihung von Huegelketten, Suempfen und Seen. Ich fuehle mich uebergluecklich hier oben und bin dankbar dies erleben zu duerfen. Ganz alleine auf einem Berg hoch im Norden zur Mitternachtssonne mit einem unglaublich schønen Panorama. Genau jetzt fuehle ich mich wie ein Kønig.
Ich laufe ein Weile in Euphorie versunken bis ich zum Cearrogeasgielas (toller Name) komme. Ab jetzt wurde es ernster. Vor mir lag die benannte Ebene, von der ich keine Karte hatte. Ein Blick durch das Ferrnglas bestaetigte meine Annahme. Ungefaehr acht Kilometer Wald, Sumpf und Wasser. Das wird ein Spass. Ich krame den Kompass und das GPS heraus, checke noch einmal die Position und mache mich auf den Weg. Immer gen Osten halten. Ich steige ab und beginne einen dichten Birkenwald zu queren. Der Bastevarri (660m) den ich mir als grobe Landmarke gesetzt habe, ist lange nicht mehr zu sehen. „Was habe ich gelernt“?, der Kompass hat immer recht. Es faellt nicht immer leicht dem Teil 100%ig zu vertrauen, wenn die innere Intuition einem das Gefuehl gibt doch etwas weiter nach links oder rechts zu gehen.
Immer wieder bleibe ich mit dem Rucksack in den Birken und Gestruepp haengen, trotzdem kommen wir gut voran. Der sandige Boden ist schøn trocken. Das dies sich bald aendern sollte, bekommen wir spaeter zu erfahren. Jetzt ist aber Zeit fuer eine Pause.
Angenehmerweise sind die laestigen Insekten, dank der kuehlen Nachtluft, bedeutend weniger geworden. An einem kleinen See setze ich mich nieder und verspeise eine Rolle Kekse. Es ist gegen zwei Uhr und die Sonne steigt langsam wieder empor. Morgenstimmung kommt auf. Das angrenzende Sumpfgebiet wird in ein weiches rotes Morgenlicht getaucht, ein paar Schneehuehner kaeckern, Vøgel beginnen zu singen. Eine himmliche Stimmung die Erinnerungen an Deutschland zurueckbringen. An jene fruehe Morgenstunden in Brandenburg, als man zur Pirsch durch dichten Buchenwald aufgebrochen ist.
Im Juni im Norden unterwegs zu sein hat eh seinen Reiz. Zu keiner anderen Jahreszeit blueht und strotzt die Natur so vor Leben. Auf meinen Wanderungen sah ich eine Vielzahl von Singvøgeln, Saeugetieren und Pflanzen. Diese Erlebnisse lassen die laestigen Muecken vergessen.
Ich mache mich wieder auf. Der Birkenwald tritt zurueck und die Landschaft wird offener. Zu meinem Leid.
Ein Sumpf nach dem anderen erstreckt sich vor mir. Stundenlang laufe ich diese entlang und sinke teilweise bis zum Knie ein. Das Schlaucht!!! Zwischendurch muss ich mich hunderte Meter durch mannshohe Buschguertel kaempfen. Ja, wirklich kaempfen. Ich braeuchte eigentlich ein Machete.
Diese zu umlaufen macht keinen Sinn, da sie sich soweit das Auge reicht erstrecken. Immer wieder bleibe ich mit dem Rucksack haengen. Schei.... denke ich. Als ob dies nicht genug waere, erreiche ich einen ca. 3m breiten Fluss. Ein typisch skandinavisches Sumpffluesschen. Gute 2m tief, ohne Stroemung, steilen bewachsenen Ufern und schoenem braunen Wasser. Auch das noch. Wie soll ich da rueber. Ich quaele mich ein kurzes Stueck durch die Uferbuesche bis ich im trueben Wasser einen Stein (ca. 1m tief), liegen sehe. Das ist meine Chance relativ trocken ueber den Fluss zu kommen. Alle Reissverschluesse werden verschlossen und schon stellt sich heraus, dass der Stein gute 1,50m tief liegt. Fast bis zur Brust im Wasser stehend wate ich durch den Fluss. Es wird noch einmal ein Kraftakt das andere Ufer hochzuklettern, doch dann ist es geschafft. Foss ist das erste Mal mit Packtaschen geschwommen. Zum Glueck habe ich wasserdicht gepackt.
Weiter gehts. Wieder ueber Suempfe, Buesche,...usw. Wieder durch einen Fluss,..... Jetzt gegen fuenf Uhr steht die Sonne wieder hoch am Horizont. Die Bewølkung der Nacht hat sich verzogen und der Planet brennt. Feucht bis auf die Unterhose und einen schwarzen Schwarm aus Muecken ueber dem Kopf, streife ich durch die Gegend. Heute haben wir schon um die zwanzig Kilometer zurueckgelegt. Aber irgendwann hat auch dieses Matuerium sein Ende.
Gegen sechs Uhr steigen wir den Bastevarri hinauf. Jetzt sind wir wieder auf der Karte. Ich bin ganz schoen groogy. Die vergangen Stunden und die Sonne machen mir und Foss ganz schoen zu schaffen. Die letzten 3 Kilometer zum Luhppogierratjavri werden zu den længsten meines Lebens. Nach 11 Stunden und 32 Kilometern Marsch haben wir es endlich geschafft und erreichen den See.
Ich bin todmuede. Das war mit Abstand das koerperlich anstrengendste was ich jemals gemacht habe. All die Trainingslager mit der Rugby - Nationalmannschaft in frueheren Jahren waren Nichts dagegen.
Jetzt muss ich mich ersteinmal hinlegen und lange schlafen. Ich bin unglaublich stolz auf Foss. Der Bursche hat niemals Anstalten gemacht aufzugeben. Ich liebe ihn....
Fortsetzung folgt...
(Leider habe ich nicht mehr Bilder, da das Licht nachts doch etwas zu schwach war)
AW: [NO] [FI] Von der Kueste nach Kautokeino oder den Muecken entgegen
Bis auf die Mücken weckst du immer mehr Neid!
Was für Temperaturen hattest du denn? Weil mit anstrengender Hitze sollte man so weit nördlich ja nicht unbedingt rechnen.
Bis auf die Mücken weckst du immer mehr Neid!
Was für Temperaturen hattest du denn? Weil mit anstrengender Hitze sollte man so weit nördlich ja nicht unbedingt rechnen.
Ich schaetze so nachts ueber hatten wir 5 - 10 Grad. Also schoen angenehm.
Am Tag, wenn die Sonne scheinte und fast Windstille herrschte, bestimmt 25, gefuehlte 35. Je laenger wir ins Landesinnere kamen desto waermer wurde es. Kautokeino hat schon ausgepraegtes Kontinentalklima, sprich es kann sehr warme Sommer und sehr kalte Winter geben. Auf ner Schlittentour, als wir die Hunde von Alta nach Karasjok fuhren, hatten wir minus 36 Grad Plus Windstaerke 6-7. Das war kalt!!! Nun hatten wir das andere "Extrem".
Gruss!
Ben
AW: [NO] [FI] Von der Kueste nach Kautokeino oder den Muecken entgegen
Icg glaube dann bleibe ich doch bei meiner Einstellung Touren nur im Spätsommer/Herbst und Winter zu unternehmen. Zumal dann die Bäche einfacher sind. Gegen frieren wird einfach die Zwiebel erweitert, aber gegen schwitzen?
AW: [NO] [FI] Von der Kueste nach Kautokeino oder den Muecken entgegen
Schöner Bericht der Erinnerungen weckt. Als ehemaliger Besitzer einer Huette an der fin- norwegischen Grenze, habe ich aber die Gegend wegen den Muecken im Juni/Juli wie der Teufel das Weihwasser gemieden.
Eine Frage noch:
Welche Karten hast du für das Gebiet verwand?
Hei Ulfs,
um die Tour nachzulaufen benoetigst du:
STATENS KARTVERK 1:50000:
- Adjit 1832 IV
- Coahppejavri 1733 III
- Siebe 1832 I
- Cierte 1733 II
- Raisduottarhaldi 1733 IV
- Gorzevarri 1732 I
- Raisjavri 1833 III
AW: [NO] [FI] Von der Kueste nach Kautokeino oder den Muecken entgegen
Hi,
danke für die Antwort. Ist es wirklich nötig 1:50000er zu verwenden? Oder gibt es auch gute 1:100000er? Finde leider nur eine norwegische Hompage, und damit komme ich leider nicht zurecht
Gute Nacht!
Hi,
danke für die Antwort. Ist es wirklich nötig 1:50000er zu verwenden? Oder gibt es auch gute 1:100000er? Finde leider nur eine norwegische Hompage, und damit komme ich leider nicht zurecht
Gute Nacht!
100000er gibt es von dem Gebiet nicht. Die 1:100000 vom Statens Kartverk sind meist Touristenwanderkarten und von denen gibt es bis auf Pasvik und Sørøya keine fuer die Finnmark. Leider. So ein Kartensatz in 1:50000 kostet schon etwas. In Deutschland kannst du die Karten ueber den Nordlandshop beziehen. Die haben auch ne generelle Uebersichtskarte von den Einzelkarten der 1:50000er.
100000er gibt es von dem Gebiet nicht. Die 1:100000 vom Statens Kartverk sind meist Touristenwanderkarten und von denen gibt es bis auf Pasvik und Sørøya keine fuer die Finnmark. Leider. So ein Kartensatz in 1:50000 kostet schon etwas. In Deutschland kannst du die Karten ueber den Nordlandshop beziehen. Die haben auch ne generelle Uebersichtskarte von den Einzelkarten der 1:50000er.
Neben dem Preis spielt natürlich auch das schleppen eine Rolle. Du konntest ja alles auf den guten Foss abladen, unsereins muss es ja tragen
Ne Spaß beiseite:
Super infos! Danke eine weiteres mal!
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