Arran Coastal Way - Zelttour in Schotttland für Anfänger*innen

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    • 20.10.2025
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    Arran Coastal Way - Zelttour in Schotttland für Anfänger*innen

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    ​Dieser Text besteht aus drei Teilen:
    1. kurze Anreisebeschreibung per Bahn („Tag 0“)
    2. Wanderbericht des „Arran Coastal Way“ („Tag 1...6“)
    3. kurze Abreisebeschreibung per Bahn („letzter Tag“)
    4. Fazit
    Am Ende jedes Wandertages sind außerdem Bilder eingefügt. Unter jedem Bild steht eine Beschreibung.
    Sollte es möglich sein sogenannte "Alt-Texte" für Screenreader an den Bildern einzufügen, teilt es mir gern mit☺.
    Die An- und Abreisebeschreibungen dienen dazu mögliche Leerstellen oder Unsicherheiten bei Anderen zu füllen, die aus welchen Gründen auch immer gerne mal mit dem Zug nach Schottland und zurück wollen.

    Anreise – Tag 0
    Eines frühen Samstags Ende Mai stand ich kurz vor 7 am Hauptbahnhof einer ostdeutschen Großstadt.
    Mein Ziel war – oh Wunder – die gut 1.200km entfernte „Isle of Arran“.
    Anfang des Jahres hatte ich mich selbst reingeredet, dass es dieses Jahr zwei Schottlandtouren sein müssten. Eine alleine und eine weitere mit Freund*innen.
    Da das abseits des Forststeigs meine erste Trekkingtour mit Zelt und sowieso die erste allein sein sollte, war ich mächtig aufgeregt.
    Oder eher: Beunruhigt.

    Aber schnell die Gefühle runtergeschluckt und in den Zug.
    Die Fahrt nach Frankfurt a.M. verläuft mit minimaler Verspätung und der Umstieg in den ICE nach Brüssel Midi geht gut.
    In Brüssel schnell noch in ein Café gesetzt, heiße Schokolade getrunken und anschließend Check-In beim Eurostar Terminal.

    30 Minuten vorher muss man da sein, da ich aber 45 Minuten vorher reingehe bleiben mir am Ende 30 Minuten um in einem fensterlosen Raum im ewigen Renovierungslimbo mit etwas zu wenig Sitzplätzen zu warten.
    Das Taschenmesser löste zwischendrin noch den Gepäckscanner aus, nachdem ich den Rucksack einmal zu guten Teilen leergeräumt habe präsentiere ich mein Klappmesser. Da die Klinge nicht fest einrastet und unter 7,5cm Länge hat darf es mit rein.
    Gaskartusche konnte hier keine auffliegen, die ist ganz verboten.
    Die Kontrollen sind ähnlich wie am Flughafen, nur schneller.
    Anschließend ein Sprung unter dem Ärmelkanal durch und kurzer Umstieg von London St Pancras zu London Kings Cross.
    Wer sich einen Sitz weit vorne im Zug reserviert, kommt bedeutend schneller raus!
    Der LNER Zug Richtung Edinburgh kommt pünktlich.

    Auf einem guten Teil der folgenden Fahrt rede ich mit meiner Sitznachbarin. Eine englische Professorin, ursprünglich aus den USA und mit zeitweisem Aufenthalt in Deutschland! Es geht um Fußball, Politik, wie viel Wein noch in ihrer mitgebrachten Flasche ist und dass der Tee aus LNERs Bordbistro nicht schmeckt.
    Kurz vor Edinburgh steigt sie aus und überlässt mir zwei selbstgebackene Schokokekse sowie einen Zip-Lock-Beutel – beides super toll!
    Kurzer Umstieg in Edinburgh in einen Regionalzug nach Glasgow, dann Fußweg zum Glasgow Youth Hostel.
    Wegen Bauarbeiten dauerte die Fahrt heute ca. 16h, normalerweise kann man direkt nach Glasgow fahren und spart sich damit noch 45 Minuten.
    Wer die extra Zeit hat nutzt die Verbindung über Edinburgh und sitzt in dieser Richtung auf der rechten Seite – wenn man sich nicht verquatscht hat man schöne Ausblicke auf die Ostküste Großbritanniens.
    Preis für diese Richtung: ca. 130€ in diese Richtung inkl. Reservierung im Eurostar, exklusive Snacks und nochmal Inklusive der Zugfahrt die zwischen Glasgow und Troon/Ardrossan nötig ist.
    Gekauft wurde das Ticket als 4-Tagesticket bei einer der zahlreichen Rabattaktion – hier lohnt es sich besonders jünger als 27 oder älter als 60 zu sein.
    Also: man langweilt sich nicht zu Tode, strandet vermutlich nicht und hat eine schöne Aussicht.

    Tag 1 – Brodick nach Sannox
    Bei gutem Wetter aber eher starkem Wind fährt meine Fähre von Troon nach Brodick.
    Ich liebe ja die Hundefreundlichkeit in Schottland. Viele Tiere tummeln sich auf dem „Pet Deck“. Ich nehme dann aber doch vorlieb mit einem der Panoramasitze in Fahrtrichtung.
    Meine Angst vor Seekrankheit bewahrheitet sich nicht.
    Das Schiff liegt relativ ruhig und ich bin auf einer Vomex bereits medikamentös ausreichend eingestellt, so dass die Schnecke in meinem Ohr nichts zu melden hat.
    Gestärkt von meiner vegetarisch-Ausnahme (Fish n Chips) auf der Fähre geht es endlich los.
    Aufgrund des Windes entscheide ich mich gegen die Route über Goatfell und gehe stattdessen durch den Wald hinter der Brauerei.
    Bevor es richtig losgeht hole ich noch schnell Gas aus dem Outdoorladen in Brodick. Man kann hier vorbestellen und an allen Tagen der Woche abholen sowie sein nicht geleertes Gas zurückgeben.
    Am Strand sehe ich schon zahlreiche Schwäne während sich der Weg als „Fishermens Walk“ zwischen Golfplatz und Strand windet.
    Hinter einer Art Strandbar geht es vorbei an der Brauerei einen kleinen Anstieg in Richtung Goatfell hoch.
    Kurz vor dem Beginn des eigentlichen Aufstiegs zweigt der Weg nach Nordwesten ab.
    Hier geht es jetzt einen eher uninteressanten Forstweg entlang der bei Zeiten das Örtchen Corrie erreicht.
    Vorbei an einem kleinen Bücherladen inklusive Community-Pinnwand mit nützlichen Tipps geht es immer auf der recht ruhigen Straße entlang des Meeres nach Sannox.
    Der Weg über Goatfell hätte hier sicherlich eine schönere Variante geboten, aber ich mag das Meer und die kleinen Dörfchen, also ist es trotz des Asphalts schön.

    Nach einer Weile erreiche ich Sannox. Hier gibt es eine öffentliche Toilette, einen Golfplatz und angegliederten Tea Room.
    Ich weiche etwas vom Weg ab und gehe vorbei an einem Friedhof in den „Glen Sannox“ (Sannoxtal, oder so ähnlich).
    Kurz bevor der Wind stärker wird und es anfängt zu regnen habe ich mein Zelt aufgebaut.
    Unzufrieden mit dem Standort, da ich ihn für zu windig hielt, entschloss ich das Zelt zu verschieben.
    Da es semi-freistehend ist hob ich es vorsichtig an, nur um ihm dabei zuzusehen, wie es sich nun in Abwesenheit jeglicher Seilspannung im Wind verbiegt.
    Ich baue es schnell an einem anderen Ort wenige Meter weiter auf.
    Hier ist der Wind stärker, aber dafür schlafe ich auch noch unter einem Baum, der bereits schräg ist und dessen starker Wurzelballen bereits halb entwurzelt ist.
    Super Entscheidung!
    In meiner aufkommenden Unruhe esse ich nur Riegel zum Abendbrot, schreibe den Daheimgebliebenen wo ich bin und begebe mich in einen unruhigen Schlaf, immer in Gedanken an meine baldige Erschlagung durch Dummheit.

    Bilder:

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250525_121150_165.jpg Ansichten: 0 Größe: 493,8 KB ID: 3354883
    MV Glen Sannox - Die Fähre von Troon nach Brodick

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250525_145519_146.jpg Ansichten: 0 Größe: 556,2 KB ID: 3354884[
    Blick auf Goatfell vom "Fishermens Walk"

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250525_175838_253.jpg Ansichten: 0 Größe: 598,0 KB ID: 3354885
    Blick auf die Berge aus Glen Sannox


    Tag 2 – Sannox nach Lochranza
    Da ich gottes liebstes Wanderskind bin komme ich am nächsten Tag mit einem gesunden Abstand zum Baum zu mir.
    Ich schlinge mein über Nacht hydriertes, kaltes Porridge mit Fruchtgeschmack (ein Freund würde es als „Frucht01“ beschreiben) hinunter, reiße das Zelt ab und laufe bei einsetzendem Wind und Regen los.
    Über ein paar künstlich angelegte Steine quere ich einen Fluss und laufe Richtung Küste.
    An einem Picknickplatz bauen Andere ihre Zelte ab während ich nun etwas zügiger auf den schmaler werdenden Weg gehe.
    Ich passiere drei Wandernde, die sich unterhalten. Zwei von Ihnen auf deutsch, wobei ich alle drei daran wiedererkenne, dass ich sie bereits auf der Fähre gesehen hat. Eine Frau, N., die später noch wichtig wird, trägt meine Haarfarbe, was mich freut.

    Nachdem ich an einer imposanten roten Klippe vorbeikomme und einwenig weiter gelaufen bin öffnet sich der Blick langsam, der Wald durch den ich laufe lichtet sich.

    Neben mir beginnt der charakteristische Eindruck dieser Tour: rechterhand Küste, meist steinig und linkerhand Hügel oder klippen, ebenfalls meist steinig. Der Weg selbst verläuft aber durch Gras und ist gut begehbar.

    Durch hochwachsende Farne und zahlreiche lila und rosa blühende Pflanzen laufe ich an der Küste entlang.
    Auf den roten Steinen die aus dem Meer ragen sehe ich immer wieder Oyster Catcher. Mir gefällt ihr orangener Schnabel so sehr.
    Sie sind in Schottland weit verbreitet, aber in großer Zahl sieht man sie wohl im Frühling und Frühsommer. Bei einem Besuch Ende August waren nur noch ganz wenige zu sehen.
    In der Ferne kommt eine weiße, einfach Hütte in mein Blickfeld. Das ist „White Laggan“, eine Hütte die in den 70ern und 80ern von einer niederländischen Familie als Ferienhaus genutzt wurde. Heute ist sie leer und verschlossen. Ein angebauter und überdachter Schuppen mit Tür bietet zwar keine Schlafmöglichkeit, dafür aber Unterstand und vier geschlossene Wände.
    Ein anderer Wanderer erzählte mir später, er hätte seine Hängematte darin aufgespannt.
    Wo ich die Hütte gerade zum greifen nah halte wird der Wind auf einmal deutlich stärker und es beginnt ziemlich starker Regen.
    Während ich weiterlaufe und mich bei dem für meine Erfahrungen sehr schlechtem Wetter (meint: absolut erwartbares Wetter) zwischen unbegehbaren Hängen links und Meer rechts zunehmend eingeengt fühle beginne ich mir langsam Sorgen zu machen.
    Ein großes Stück hinter mir läuft N.
    Ich bleibe stehen, spreche sie an und wir laufen letztendlich bis Lochranza mal mehr mal weniger nah beieinander zusammen.
    Dafür bin ich auch beim Schreiben immer noch dankbar, das hat mich ungemein beruhigt.
    Nach einer gemeinsamen Pause unter einem großen roten Felsen geht es weiter.
    Wir begegnen einer kleinen Menge an Leute und kommen zu einer kleinen Kraxelstelle, bzw. mehreren.
    Die verschiedenen Steinformationen und die Art und Weise wie der Weg nun über die große, getürmten Felsen die mit zahlreichen größeren Lücken die Küste an dieser Stelle Formen verläuft, finde ich sehr spannend.
    Anschließend ist der Weg wieder sehr einfach und enthält die eben beschriebenen Aussichten.
    Der Ausblick über die Bucht und die Burgruine, die bei Ebbe auf einer Insel im Trockenen steht gefällt mir sehr.
    Ich komme deutlich verfrüht am Hostel in Lochranza an.
    Ich vertreibe mir die Zeit mit zwei sehr langsam getrunkenen heißen Schokoladen und checke anschließend im Hostel ein.
    Mein vorbestelltes Abendessen besteht aus einer winzigen Portion Fertigessen. Sie ist so mickrig, dass eine Familie an einem anderen Tisch mich zu ihrem Abendessen einlädt. Bei Kraut, Kartoffelbrei und Wurst mache ich eine weitere vegetarier-Ausnahme.
    Ich bekomme tellerweise Essen angeboten welches ich dankend annehme und wir unterhalten uns. Sie sind zum Fahrradfahren hier, machen immer Inselurlaub in Schottland, einer am Tisch hat wegen seiner italienischen Wurzeln – so die Aussage einer Frau - immer die besten Zutaten parat und ich solle dringend in Blackwaterfoot zum „Rolls n Rolls“-Sandwichladen und ins Kilmory Bunkhouse.
    Da von den besten Zutaten noch der Rotwein übrig ist wird mir gleich noch der Rest davon angeboten und bei leerem Glas auch kräftig nachgeschenkt.
    Hellauf begeistert und sehr dankbar verabschiede ich mich nach dem Abwasch von meiner Abendgemeinschaft und ziehe mich in den Schlafsaal zurück.
    Die Namen aller Anwesenden und ihre Verwandtschaftsgrade erfrage ich am nächsten Morgen nochmal, damit sie in mein Tagebuch können.

    Bilder:

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250526_093528_633.jpg Ansichten: 0 Größe: 772,3 KB ID: 3354888
    Die Küste zwischen Sannox und Lochranza an einem bedeckten Tag

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250526_132706_852.jpg Ansichten: 0 Größe: 780,4 KB ID: 3354889
    Lochranzas Häuser auf der anderen Seite der Bucht

    Tag 3 – Lochranza nach Machrie Moor & Schlenker zu „Machrie Standing Stones“

    Nach dem Frühstück, einer Verabschiedung von der gestrigen Familie, einem Hirsch unmittelbar im Hof des Hostels und ein paar bestärkenden Worten von N., die wegen eines nass gewordenen Zelts auch hier schlief machte ich mich auf den Weg.
    Vorbei am Fähranlegeplatz von Lochranza nach Clanoaig ging es für mich oberhalb des Orts auf dem „Old Posties Path“ weiter.
    Bei grandiosem Wetter sah das Meer einfach perfekt aus.

    Der Pfad war gut erkennbar, aber von dichtem Bewuchs umgeben. Nach einem Abstieg Richtung Catacaol verlief der Weg bis Pirnmill erneut auf der Straße.
    Wer das vermeiden will könnte über die Pirnmill Hills auch weglos dahin gelangen, ich bleibe lieber nah am Wasser.
    In Pirnmill stattete ich dem kleinen Dorfladen einen Besuch ab. Hier kaufte ich Briefmarken für Karten nach Hause.

    Ansonsten hatte der Laden alle nötigen Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Tiefkühlnahrung und trockenes Fertigessen, sowie Snacks.
    Die Verkäuferin hatte noch einige Tipps zum Zelten parat.
    Ich solle unterhalb der Klippen an der Küste schlafen, da gibt es viel flache Grünfläche und ist nah am Weg.
    Nach Pirnmill verlief der Weg wieder am Strand. Durch größtenteils grasiges oder steiniges Gelände machte das Laufen auch wieder mehr Spaß. Unterwegs saßen zwei Schwäne direkt auf dem Weg, einer brütet im Nest ein Ei aus.
    Um sie nicht zu stören versuchte ich etwas Abstand zu halten, was schwer möglich war. Sie schien es nicht weiter zu stören.

    Als ich an dem beschriebenen Zeltort ankam war es leider noch viel zu früh, ich wollte weiterlaufen.
    Es ging wieder auf der Straße vorbei am „Douglas Boat House“ bis Machrie.
    Auf dem Weg konnte ich zahlreiche Robben sehen, die sich auf einzelnen Felsen im Wasser sonnten.
    In Machrie machte ich einen Abstecher zu den „Standing Stones“ und wurde langsam unruhig. Ab hier beginnt der Südteil der Insel – viel Viehwirtschaft, wenig Orte zum Schlafen.
    Bei den Standing Stones ist zwar viel Platz, aber Aufgrund der Ausweisung dieses Ortes als historische Stätte ist es verboten dort zu zelten.
    Ich entschied mich nah am Strand vor dem „Tea Room“ zu bleiben.
    Das war weniger versteckt als ich es gerne gehabt hätte, aber hier war immerhin kein Baum über mir.

    Bilder:

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image.png Ansichten: 0 Größe: 584,0 KB ID: 3354901
    Blick auf die Fähre von Lochranza vom "Old Posties Path"

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250527_140801_881.jpg Ansichten: 0 Größe: 939,5 KB ID: 3354890
    Schwäne auf dem unmittelbar dahinter verlaufenden Weg zwischen Pirnmill und Douglas

    Tag 4 – Machrie nach Kilmory
    Der Tag begann mit einem weiteren Straßenabschnitt bis zum Abzweig zur Kings Cave.

    Hier gibt es einen Picknickplatz, der ebenfalls nicht sehr privat ist, aber wohl auch zum Übernachten geeignet wäre.

    Nach einem kurzen Anstieg geht es einen schmalen Weg hinab, bevor es dann am felsigen Strand teils etwas anstrengend zu gehen wird. Linker hand sind zahlreiche Höhlen, in einer sind unzählige kleine Steintürmchen aufgetan. Eine andere – die Kings Cave – ist riesig, aber teilweise mit einem Gitter gesichert.
    Anschließend entschloss ich mich nicht den originalen Weg rund um die Landzunge zu laufen. Das hätte mehr Kraxelstellen bedeutet, auf die ich allerdings nicht viel Lust hatte, da ich noch bis Kilmory kommen wollte.
    Nachdem ich auf einer absolut langweiligen Straße zwischen Weiden nach Blackwaterfoot kam, stattet ich wie besprochen „Rolls n Rolls“ einen Besuch ab und holte mir eine „Roll“.
    In britischer Tradtition bestand das Essen hauptsächlich aus Weißbrot und in diesem Fall Ketchup als Soße.
    Oder mit anderen Worten: Ich fand es super, eine roll mit Ei und Ketchup, eine kalte Cola sowie Wasserauffüllung ist genau das, was ich nach dem demotivierenden Straßenabschnitt gebraucht hatte.
    Der Weg nach Kilmory ging in der ersten Hälfte wieder an der Küste entlang, der Weg war teilweise nicht ganz ersichtlich, aber das etwas ungeschliffenere Gefühl unter den Füßen tat gut.
    An einer ausgeschilderten Weggablung entschied ich mich dem Weg per steilem Aufstieg – der wegen gelegentlichem Regen ein Bach war – über die Straße nach Kilmory zu folgen.
    Auch hier wäre der Weg über die Küste empfehlenswert gewesen.
    Beim Abbiegen ging ich noch davon aus, dass ich das Kilmory Bunkhouse nicht vom Strand aus erreichen könnte, was falsch war.
    Das Bunkhouse befindet sich ein einem Mehrzweckhaus. Im Untergeschoss ist eine Sporthalle, im Hauptraum ein Selbstbedienungsladen mit allem was man braucht inklusive Kartenterminal und in den Nebenräumen wohl eine kleine Bar und ein Koch- und Aufenthaltsraum.
    Im Obersgeschoss war dann das Hostel.
    Eine ganze Weile war ich unsicher, ob ich denn tatsächlich einen Schlafplatz bekommen würde.
    Ich habe zwar telefonisch reserveirt, allerdings wird das gesamte Haus von Freiwilligen betrieben.
    Während einige Anwesenden überlegten, wer denn diese Woche das Hostel übernimmt und ob diese Person heute noch kommt, wurde ich von Ihnen zu einer Bastel- und Kaffeetrinkrunde eingeladen, was vor meinem Erscheinen Ihre eigentliche Beschäftigung war.
    Nach einer recht langen Weile warten war allerdings alles geklärt und ich bekam völlig unverhofft das einzige Zweipersonenzimmer für mich allein zugeteilt.
    Im Hostel war lediglich eine kleine Familie inklusive wunderschönem Hund, mit der ich mich kurz unterhielt.
    In meinem Zimmer schlief ich sehr gut, während draußen ziemlich heftiger Wind und Regen dominierten.

    Bilder:Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250528_091843_689.jpg Ansichten: 0 Größe: 738,1 KB ID: 3354891
    Weidefläche nahe Machrie

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250528_101554_536.jpg Ansichten: 0 Größe: 607,2 KB ID: 3354892
    Die Küste in Richtung Blackwaterfoot - nicht im Bild: zahlreiche Höhlen

    Tag 5 - Kilmory nach Lamlash

    Nach den anfänglich schönen Kilometern direkt an der Küste traf ich erneut eine Entscheidung in der Wegfindung. Ich lief die ausgeschilderte Umleitung für Flut, da der folgende Abschnitt nur bei Ebbe passierbar war.

    Das brachte mich erneut für einige Kilometer auf die Straße, gefolgt von breiten Forstwegen, dafür wenigstens im Wald.
    Da ich aufgrund von Straße und Forstweg so schnell voran kam entschied ich mich nicht in Whiting Bay zu bleiben, sondern lief bis Lamlash weiter.
    Der flutsensible Abschnitt am Meer wäre hier erneut schöner gewesen. Eine andere Wanderin erzählte mir später allerdings, dass sie den Abschnitt aufgrund ungünstiger Flutverhältnisse abbrechen musste.
    Da die Zeltmöglichkeiten in Lamlash ebenfalls sehr schlecht waren entschied ich mich für eine Übernachtung auf dem „Middletons Campground“ und nutzte den Abend um am Strand zu spazieren.
    Neben einem wunderbaren Keramikladen sah ich aufgrund der durchziehenden Regenschauer auch einige Regenbögen über der „Hosly Isle“, meiner Meinung nach einer der schönsten Eindrücke dieser Tour.
    Auf der Holy Isle befindet sich außerdem tatsächlich ein Kloster, es werden auch Tagestouren auf die Insel angeboten.

    Bilder:

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250529_181133_910.jpg Ansichten: 0 Größe: 513,6 KB ID: 3354893
    Ein Regenbogen über "Holy Isle"

    Tag 6 – Lamlash nach Brodick

    Die letzten Kilometer nach Brodick verliefen anfangs durch Lamlash. Neben Holy Isle von gestern konnte ich außerdem Palmen in einem Vorgarten sehen und mir einen Oyster Catcher aus Ton im Keramikladen sichern.
    Nach einer weiteren Weile auf einer Nebenstraße ging es diesmal sehr grün und ziemlich hoch an der Küste entlang.
    Laut Warnschild kann auch dieser Abschnitt unpassierbar werden, allerdings nur bei sehr hoher Flut – also wohl nicht jeden Tag.

    Wieder etwas weiter unten angelangt lief ich über rote Felsen, die an vielen Stellen die Küste prägen.
    Einige Häuschen am Strand kamen in den Blick und nachdem ich ein paar Viehweiden überquert hatte stand ich auf einmal in unmittelbarer Nähe des Fährhafens.
    Das wars!

    Bilder:

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20250530_122438_587.jpg Ansichten: 0 Größe: 822,0 KB ID: 3354894
    Die übliche Küstenästhetik zwischen Lamlash und Brodick

    Letzter Tag – Abreise
    Nach ein paar Zusatztagen auf der Insel vermache ich meinen Gaskanister der Familie it dem schönen Hund aus dem Hostel und nehme eine Nachmittagsfähre nach Troon.
    Schnell in den Zug nach Glasgow und Abendessen.
    Kurz vor 21:00 betrete ich meinen Nachtzug Richtung Glasgow.
    Ein Sitzplatz ist mit Interrail bei Reservierung kostenlos, ein Schlafplatz hingegen gibt es gegen eine heftige Reservierungsgebühr.
    Verschlimmert wird das dadurch, dass die Wagen nur 2er-Belegung zulassen und man aus „Health & Safety“-Gründen seit einigen Jahren nicht mehr mit Fremden zusammengebucht werden kann, wie das in Europa sonst möglich ist.

    Pünktlich und stolze 176€ ärmer komme ich in London Euston an. Die Nachtzüge hier fahren sehr pünktlich, diese Verbindung ist also anders als bei europäischen Nachtzügen ziemlich sicher.

    Kurzer Umstieg zur Kettengastro „Greggs“ und dann nach St Pancras zum Eurostar.
    Wiedereinmal bin ich zu früh im Wartebereich, hier ist er sogar voller als in Brüssel.
    Wenigstens interessierte ein Messer in diese Richtung niemand, auf mein Vorzeigen erntete ich lediglich ein wenig Unverständnis.
    Der Rückweg Bestand aus der selben „Brüssel-Frankfurt a.M. – Ostdeutsche Großstadt“-Kombination wie auf dem Hinweg.
    In diese Richtung ist es sehr sinnvoll sicheinen Platz soweit wie möglich in Fahrtrichtung zu sichern. Die Eurostar-Züge die nicht nach Amsterdam durchfahren enden auf Gleis 1 oder 2, wobei diese den selben Ausgang nutzen. Der besteht aus zwei Drehkreuzen durch die ca. eine Person pro Sekunde kann. Anschließend geht es dann für alle eine eher schmale Treppe herunter.
    Wenn man hier hinter einer vollen Zugladung aus 800 Menschen mit Gepäck hängt kann das schon nerven.
    Aber egal wo man sitzt, der 20-Minuten Umstieg zum ICE sind sehr entspannt machbar.
    Aufgrund des Einzelzimmers im Zug landet dieser Teil der Fahrt bei 306€, was die Gesamtkosten der Fahrt (Fähre nicht eingerechnet) auf 436€ bringt.
    Wer leidensfähiger ist (& so plane ich es für den nächsten Solo-Trip) kann per Sitzwagen über Nacht auf Gesamtkosten von ca. 260€ kommen.

    Fazit:
    Der „Arran Coastal Path“ ist ein ortsnaher Weg, der gleichzeitig ziemlich viel Ruhe und weniger Menschen als erwartet – zumindest direkt auf ihm – bereit hält.
    Die Ortsnähe kommt mit Infrastruktur (Läden, Zeltplätze, Hostels, Wasser usw.) die viel Sicherheit gibt, ideal für eine erste Tour.
    Auch Empfang hat man an sehr vielen Orten. Für einige ist das sicher abträglich, aber für mein erstes größeres Unterfangen hat es mich beruhigt.
    Suboptimal sind hingegen häufig die Zeltmöglichkeiten. Wer weiter ins Inselinnere geht oder darauf eingestellt ist auch bei Wind am Strand zu schlafen wird damit gut klar kommen, ansonsten bleiben eben feste Unterkünfte und Zeltplätze.
    Die Küste selbst ist sehr schön (auch nicht zu flach!) und wenn das Wetter es zulässt hat man einige sehr schöne Berge, auf die man gehen kann.
    Und am wichtigsten: Midges gab es dank dem Wind an der Küste vor allem in Glen Rosa, nach der Tour. Aber allein dafür hat sich das extra feinporige Kopfnetz gelohnt.

    Mehr Informationen zum Wanderweg gibt es auf dem größten schottischen Wanderforum:
    https://www.walkhighlands.co.uk/arra...stal-way.shtml

    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von RosaGoesWalking; Gestern, 21:28.

  • Goldi

    Erfahren
    • 11.09.2022
    • 340
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Ah, endlich mal wieder ein Schottland-Bericht. Davon gab es in letzter Zeit nicht so viele. Vielen Dank dafür. Schön geschrieben, kompakt und gut. Es müssen ja nicht immer Fortsetzungsromane sein. Einzig die Bilder sind ein bisschen mini. Wolltest du sie absichtlich nicht im Vollformat einfügen?

    Kommentar


    • fhvdrais
      Dauerbesucher
      • 16.08.2015
      • 631
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Schöner Bericht, danke!

      Kommentar


      • codenascher

        Lebt im Forum
        • 30.06.2009
        • 5233
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Ich sage ebenfalls danke für den kurzen Bericht.
        Nach Arran muss ich auch einmal, die Goatfell Range lacht mich schon seit Jahren an.

        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

        meine Weltkarte

        Kommentar


        • Ljungdalen

          Alter Hase
          • 28.08.2017
          • 3564
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Danke für den Bericht.

          OT:
          Zitat von RosaGoesWalking Beitrag anzeigen
          Wer leidensfähiger ist (& so plane ich es für den nächsten Solo-Trip) kann per Sitzwagen über Nacht auf Gesamtkosten von ca. 260€ kommen.​
          In *eine* Richtung, für "leidensfähig"?! Krass. Also, ich fahre ja auch Zug/ggf. Bus, aber nur, wenn es zumindest in einer Größenordnung mit den eigentlich fast immer günstigeren und dazu logischerweise bei größeren Entfernungen auch schnelleren Flügen ist (in diesem Jahr Slowakei & zweimal Skandinavien zumindest in eine Richtung). Bei UK offensichtlich regelmäßig nicht der Fall - so bringt man Leute in der Masse nicht vom Fliegen ab. Schon klar, Zuhausebleiben geht immer, aber...

          Kommentar


          • RosaGoesWalking
            Anfänger im Forum
            • 20.10.2025
            • 17
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6

            OT:
            Bei UK offensichtlich regelmäßig nicht der Fall - so bringt man Leute in der Masse nicht vom Fliegen ab



            Sehe ich mit Blick auf UK genauso. Wenn man Tagzüge nutzt und dafür ggf. nochmal einen Tag als Stadtaufenthalt einplant, dann spart man sich auf jeden Fall die Übernachtfahrt, hat aber auch weitere Übernachtungskosten - es muss also irgendwie "ohnehin" Interesse an der jeweiligen Stadt bestehen.
            Für mich kommt das nur in Frage, da ich die Zugfahrt an sich meist bereits sehr gut finde.
            Die Briten die ich getroffen habe waren ganz überrascht wie günstig ich bei der Strecke im Vergleich zu den einheimischen Zugpreisen davon komme. Da werden wohl auch regelmäßig ~115€ fällig nur für den Abschnitt Glasgow-London.

            Edit: Aber ich glaube ein kleines Missverständnis gab es doch. Für 260€ hat man bei Sitzzug (ob nun Nachts oder Tags) die Strecke "Ost-D über Glasgow nach Troon" UND den ganzen Weg zurück drin - nicht nur eine Richtung. Hängt aber eben vom Alter, Kauf im Sale vs normal usw. ab.
            Zuletzt geändert von RosaGoesWalking; Heute, 11:06.

            Kommentar


            • Bienenfresser
              Erfahren
              • 13.07.2022
              • 281
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Für nicht in UK lebende Menschen sind der Britrail Pass und Interrail immer Alternativen.

              Kommentar


              • qwertzui
                Moderator
                Alter Hase
                • 17.07.2013
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                • Meine Reisen

                #8
                Schöne Tour in einer tollen Gegend

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