[SE] Von Sulitjelma nach Jäkkvik auf Nordkalott-, Padjelanta- und Kungsleden

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    [SE] Von Sulitjelma nach Jäkkvik auf Nordkalott-, Padjelanta- und Kungsleden

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    Meine Tour von Kvikkjokk nach Stáloluokta und Sulitjelma und zurück nach Kvikkjokk im Jahr 2019 war zwar nicht da erste Tour, die nicht geklappt hat, wie geplant, es war aber meine erste Tour, bei der ich umdrehen musste, weil es nicht weiter ging. Schon damals habe ich mir vorgenommen, dieses Stück zu laufen und die Lücke zu schließen. 2024 hat es dann geklappt …

    Aber erstmal von vorne …

    11.08.2024 – Anreise

    Voller Vorfreude geht es Sonntag mit gepacktem Rucksack mit der Bahn von zu Hause nach Berlin. Mit einem verspäteten Zug und einer Bahn, die kurz vorm Flughafen ungeplant enden musste, komme ich dennoch mehr als rechtzeitig am Flughafen BER an. Der SAS-CheckIn funktioniert dort jetzt auch ohne Personal, was bedeutet, dass ich schon sofort einchecken kann und mich nicht noch vorher auf dem Flughafen rumdrücken muss. Für den Transport von Rucksäcken und Sporttaschen über die Bänder stehen jetzt große Plastikwannen bereit, allerdings packe ich meinen Rucksack für den gesamten Flug noch in einen Beutel.

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    Früh kann ich durch die leeren Sicherheitskontrollen gehen und mich dann Dank SAS Plus Buchung in der Lufthansa-Lounge bis zum Abflug vergnügen. Der Aufpreis von knapp 40€ lohnt sich bei meiner Verbindung von Berlin über Kopenhagen und Oslo nach Bodø besonders, da ich neben dem Abflughafen zwei Umstiege mit jeweils fast drei Stunden Wartezeit habe.

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    Pünktlich verlassen wir dann mit einem vollen Flieger Berlin nach Kopenhagen. Mit einem Umweg über die SAS-Lounge geht’s dann auch dort wieder zum nächsten ausgebuchten Flieger, der Dank nordisch entspanntem Boarding schon etwas früher loskommt. In Oslo wartet dann das letzte Umsteigen. So langsam habe ich aber auch von Flughäfen und Fliegen genug, freue mich aber schon auf den Sonnenuntergang über den Bergen Norwegens. Ich sitze zwar auf der richtigen Seite des Flugzeugs, allerdings ist es für angeleuchtete Berge schon etwas zu spät und so verläuft der Flug recht unspektakulär.

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    Als letzter Flug gegen 23:15 in Bodø bekommen wir zügig unser Gepäck und ich mache mich zu Fuss auf den Weg in die Stadt zu meinem Hotel für heute Nacht. Denn wo schafft man es schon in unter fünfzehn Minuten vom Gepäckband zu Fuss in die Innenstadt. Im Comfort Hotel Bodø angekommen, mache ich noch einen letzten Vollständigkeitscheck meiner Ausrüstung und lege mich dann ins Bett. Immerhin stelle ich dabei fest, dass mein Spork den Flug nicht überlebt hat und jetzt aus zwei Teilen besteht. Nach einem kurzen Impuls doch morgen einen Löffel beim Frühstück „auszuleihen“, entscheide ich mich für die legale und leichtere Variante und setze ihn auf die Einkaufsliste für morgen …

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    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 13.05.2025, 19:28.
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    #2
    12.08.2024 Sulitjelma - Lomivatnet - 9 km

    Nach einer vorerst letzten Nacht im bequemen Bett mache ich mich großzügig über das Frühstücksbuffet im Hotel her. Gut genährt drehe ich eine Runde durch Bodø und kaufe bei Sport Norge eine 230g-Gaskartusche und für viel Geld ein Primus Lightweight Trailcuterly Tritan Besteckset, da es das einzige leichte Besteck im Shop ist.

    Nach dem Hotel-Checkout geht es die Straße runter und mit dem Bus nach Fauske. Dort habe ich nochmal knappe drei Stunden Aufenthalt bis zum Bus nach Sulitjelma. Fauske ist recht überschaubar und so ist mein Rundgang schon bald zu Ende. Nach einer Pizza bei der Pizzabakeren geht es nochmal in den Coop-Markt für das heutige Abendessen und einen Nachtisch, den ich dann an der Seepromenade auf einer Bank genieße. Trotz der entspannten Pause kribbelt es langsam in den Füßen und ich will endlich loslaufen.

    Nach weiterer Wartezeit und netten Gesprächen mit anderen Trekkern an der Fauske Rutebilstasjon fährt unser Bus pünktlich ab und bringt uns mit ein paar Umwegen nach Sulitjelma. Ich passe nicht auf und steige mit anderen Trekkern zu früh aus. So bin ich wenigstens schon aufgewärmt, als ich endlich zum eigentlichen Startpunkt meiner Tour komme. Von da geht es dann gleich mal mit einem Anstieg von 500 Höhenmetern los, die mich von Sulitjellma ohne Umwege direkt ins Fjell bringen.

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    Immerhin ist das „Gelände“ mit einer Schotterstraße nicht zu anspruchsvoll und es besteht ja noch die Chance, dass jemand mit dem Auto den Berg hochfährt und mich eventuell aus Mitleid mitnehmen könnte. Diese Hoffnung habe ich allerdings gegen Mitte des Aufstiegs schon aufgegeben, als ich einen deutschen E1-Thruhiker aus Flensburg treffe und das Gespräch gleich für eine unauffällige Pause nutze.

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    Weiter oben wird mein Aufstieg dann zunehmend mit einem schönen Blick ins Tal von Sulitjelma belohnt. Kurz nachdem sich die Straßen zum Lomivatnet und zur DNT-Hütte Ny-Sulitjelma trennen, biege ich auf den schmalen Pfad zum Lomivatnet ab und begebe mich in die hüglige Landschaft. Auf den vier Kilometern bis zu dem großen See geht es ständig über unzählige kleine Hügel auf und ab. In dieser wildromantischen Landschaft verschwindet die zivilisierte Welt gefühlt rasend schnell und ich bin endlich „draußen“ angekommen. Zwischen ein paar Hügeln sehe ich noch ein Zelt stehen und bis zum Lomivatnet folgt mir noch eine Wandererin, ansonsten bin ich hier endlich alleine.

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    Auf einer großen ebenen Wiese am Nordwestende des Lomivatnet, auf der ich 2019 schon gezeltet habe, schlage ich auch wieder mein Zelt auf. Zum Abendessen gibt es schnell noch ein Coop-Pizza-Baguette, bevor ich mich ins Zelt verkrieche.

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      #3
      13.08.2024 Lomivatnet - Labbájåhkå - 18 km

      Die Nacht war trocken, der Tag ist es aktuell auch. Gute Bedingungen, um den kommenden Abschnitt meines Weges zum zweiten Mal - und dieses Mal erfolgreich - in Angriff zu nehmen. Ende Juli 2019 hatte ich etwas unbedarft eine Runde von Kvikkjokk über Staloluokta und Sulitjelma zurück nach Kvikkjokk begonnen. Der Abschnitt von Sorjushytta bis Ny-Sulitjelma war schon sehr eisig, kurz vor der Grenze nach Schweden war dann so viel Eis/Schnee über einem See, dass ich zur Sicherheit umgedreht bin (Reisebericht). Umzudrehen weil man nicht weiter kommt nervt schon, zwölf Kilometer zurückzulaufen haben mich danach doch sehr angek…. . Und so habe ich diese attraktive Strecke dieses Jahr nochmal in meine Nordtour aufgenommen. Immerhin bin ich mir dieses Mal sicher, dass dieses Jahr an den relevanten Stellen kein Schnee mehr liegt.

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      Nach dem Frühstück kann ich mein Zelt trocken einpacken und starte motiviert auf die heutige Schicksalsstrecke. Erstes Highlight ist die recht massive Brücke über den Oterelva, die aus zwei verbogenen H-Trägern besteht. Die Brücke ist schnell passiert und von hier sind es jetzt sechs Kilometer entlang des mehr oder weniger steilen Ufers des Lomivatnet. Dieser ist aktuell nicht annähernd gefüllt und somit von einem hässlichen grauen Rand umgeben.

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      Immer wieder passiere ich kleinere Bäche, bis ich zu einem größeren Bach von einer kleinen Gletscher-/Eisfläche (viel weiter oben am Berg) komme, der durch ein stufenförmiges etwas tieferes Bachbett gefurtet werden will. Wenig später führt eine etwas schräg hängende Seilbrücke über den nächsten größeren Bach, ich entscheide mich aber wieder unterhalb der Brücke übers Wasser zu springen. Als ich am Ostende des Lomitvatnet angekommen bin, stehe ich dann endlich vor dem Abschnitt, an dem ich 2019 gescheitert bin.

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      Bevor ich zur Schlüsselstelle der letzten Tour komme, mache ich erstmal Mittag an einem Bach. Die Schmach des Scheiterns der letzten Tour zieht beim Warten auf mein Real Tourmat Chili con Carne irgendwie noch mal durch. Mit Essen im Magen und Sonne im Gesicht kann ich die dunklen Schatten der Vergangenheit (das klingt jetzt aber doch etwas zu dramatisch) zur Seite wischen und mich auf das Schicksalsstück der vergangenen Tour machen.

      Zunächst geht es einen steilen Abhang parallel zu einer kleinen Schlucht hinauf. Letztes Mal war die Schlucht noch mit einem Eispanzer bedeckt, zu meiner Freude sehe ich jetzt kein Weiß mehr. Einen halben Kilometer später stehe ich dann an dem kleinen See, der 2019 noch von einer Eis-/Schneefläche überspannt wurde und nur andeutungsweise zu sehen war. Jetzt liegt er einfach so idyllisch vor mir und ist über eine kleine Insel mühelos zu überqueren.

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      2024 - Mitte August

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      2019 - Ende Juli

      Im Nachhinein betrachtet hätte ich diese Insel unter der Schneeplatte aber nur mit einem extrem genauen GPS-Track treffen und somit den See nicht sicher überqueren können. Allerdings sieht die Umgebung ohne Schnee und Eis viel flacher und entspannter aus, als ich sie in Erinnerung hatte. Wie auch immer, das war damals eine „Tatsachenentscheidung“ mit Fokus auf Sicherheit und hinterher ist man sowieso immer schlauer.

      Schnell bin ich über die paar Steine gesprungen und kann meine Wanderung auf der anderen Seite problemlos fortsetzen - so einfach geht das.

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      Die Landschaft ist hier oben sehr karg, dafür aber auf ihre spezielle Art wunderschön. Besonders dann, wenn immer größere Teile des nahen Sulitjelma-Gletscher sichtbar sind. Nach einigen kleinen Sightseeing-Stopps erreiche ich die Grenze zwischen Schweden und Norwegen, die durch in dieser Landschaft fremdartig wirkende Schilder angezeigt wird. Von hier wollte ich eventuell gen Norden abbiegen und bis an den See unterhalb des Gletschers laufen. Allerdings ist der nahe Fluss dann doch viel größer und das Gelände erheblich steiler als ich es nach der Karte vermutet hatte. Und so fällt diese kleine Exkursion Richtung Gletscher wohl flach.

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      Nach dem Überschreiten der Grenze verliert sich der Weg nach fünfzig Metern gefühlt im Nichts. Trotz einiger Suche finde ich den in der Karte verzeichneten Pfad nicht und mache mich weglos auf in Richtung Pieskehaure. Immerhin geht es tendenziell kontinuierlich bergab und der rauschende Gletscher-Fluss Lájrrojåhkå gibt die Richtung vor. Für die nächsten acht Kilometer suche ich mir den einfachsten Weg um Sümpfe herum und an steilen Abschnitten vorbei bis ich nahe der Brücke über den Lájrrojåhkå wieder auf eine Art Pfad stoße, da das Gelände hier weniger verschiedene Wege zulässt.

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      Nachdem ich die Hängebrücke über den Lájrrojåhkå überquert habe, möchte mir mein Körper mitteilen, dass es nach der ganzen weglosen Strecke doch nicht verkehrt wäre, hier irgendwo das Nachtlager aufzuschlagen und den Tag zu beenden. Zwischen der gerade überquerten und der nächsten Brücke finde ich keinen Platz, der meinen derzeitigen Ansprüchen genügt. Als ich dann aber durch eine Furt laufe, stoße ich dahinter auf ein nettes Plätzchen mit ein paar flachen Stücken. So bleiben die Wanderstiefel gleich aus und ich baue in nassen Crocs hier am Ufer mein Lager auf.

      Beim Essen hat mich dann auch die lokale Mückenpopulation endlich entdeckt, sie muss aber ihrerseits ohne Abendessen auskommen, da ich mich bald ins Zelt verziehe, um noch etwas zu lesen. Meine aktuelle Lektüre ist das Buch „Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück" von Ulf Kvensler. Ein durchaus interessanter Krimi, der im Sarek spielt und mit vielen interessanten Details aus der Gegend aufwarten kann. Mal schauen wie sehr das fiktive Geschehen sich mit den täglichen Eindrücken vermischt und was da im Kopf daraus entsteht.

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      Ob das schon beim Einschlafen eine direkte Folge der Lektüre ist oder nicht, mir fällt auf, dass ich heute auf der gesamten Strecke keinen anderen Menschen gesehen habe. Vielleicht ist es für solche Tage doch mal nicht schlecht, ein Inreach mitzunehmen. Bevor ich noch alle Pros und Contras gesammelt habe, bin ich eingeschlafen.
      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 14.05.2025, 06:45.
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        #4
        14.08.2024 Labbájåhkå - STF Vaimok - 20 km

        Die Nacht war super entspannt und die Abendlektüre hat meine Träume nicht bewusst erreicht. Ich komme nach einem idyllischen Frühstück erst um 9:00 los und mache mich zunächst auf die zwei Kilometer bis zur STF-Hütte Pieskehaure. Dort treffe ich die Hüttenwirtin Sofia, mit der ich mich länger unterhalte. Als es mich dann weiter zieht werde ich noch Teil der Lappland Posten und bekomme noch einen Brief für die Hüttenwirtin in Vaimok mit.

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        Das nächste Stück Weg wird etwas holpriger und matschiger, bis ich auf eine Furt treffe. Dort unterhalte ich mich noch etwas mit einem Deutschen Pärchen, das hier auch gerade furtet. Danach geht der Weg erstmal einen guten Kilometer flach wie eine Autobahn weiter, bevor der lange aber nicht steile Anstieg auf den Vistek folgt. Auf sieben Kilometern steige ich insgesamt 500 Meter auf und passiere zwei sinnlose Brücken, die über so kleine Bäche führen, als wären sie übrig geblieben und hier nur so abgestellt worden.

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        Nahe dem Gipfel ist die Landschaft wieder ganz rau. Überall sind nur noch Steine und die wenigen Pflanzen schaffen es nicht, sich auf mehr als 10cm Höhe ausstrecken. Wo es rauf geht, geht’s auch wieder runter. Zum See Vistejávrre sind es hier gleich mal knappe hundert Höhenmeter auf nicht mal einem Kilometer über blanke Steinhaufen. Mitten in dem Geröllfeld treffe ich auf ein Deutsches Paar um die 50, die den Nordkalottleden laufen und unten am See bauen weitere Personen ein Zelt auf. Nach der gestrigen Einsamkeit wirkt dieses Stück schon gleich wieder hochfrequentiert. Am See gönn ich mir noch was zu trinken und steige dann weiter über Felsen und Stein bis in ein weitläufiges Bachtal ab, das in den Vájmok mündet.

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        Mit Blick auf den nächsten Anstieg überlege ich, wie es heute für mich noch weiter geht. Zur Auswahl stehen eine Übernachtung hier im Tal oder eine Übernachtung in oder bei der Vaimokstugan. Zwar ist die erste Möglichkeit mit direktem Blick auf den Berg vor mir äußerst verlockend, da es morgen früh aber stark regnen soll, werde ich heute noch über den Berg Vájmokbákte gehen, um nicht morgen im Regen den steilen Abstieg zur Vaimokstugan machen zu müssen.
        So geht es zum Tagesende noch mal 250 Höhenmeter bis fast zum Gipfel des Vájmokbákte hoch. Der Aufstieg ist zwar halbwegs moderat, dauert aber gefühlt ewig - schließlich ist der Akku auch schon ziemlich leer.

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        Nach einem kurzen relativ ebenen Stück beginnt auf der anderen Seite gleich wieder der steile und extrem steinige Abstieg. Immerhin habe ich von hier oben eine gute Aussicht über den Vájmok. Während ich die Hütte vor mir auf Grund der steilen Berghänge kaum sehen kann, habe ich einen guten Ausblick auf das Ufer des Vájmok dahinter. Da das Stück steiler und steiniger ist, als ich es zum Zelten erhofft hatte, werde ich mich wohl in der Vaimokstugan einnisten.

        Dort muss ich aber erstmal hinkommen. So steige ich langsam (gefühlt eher in Zeitlupe) über die unzähligen Steine 250 Höhenmeter hinab ins Tal und muss am Ende nochmal über große Felsbrocken, die einen Bach in zwei Arme teilen. Um die schon an der Hütte wartende Hüttenwartin nicht zulange stehen zu lassen gebe ich nochmal Gas und rutsche in einem Bacharm fast nochmal aus.

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        An der Hütte treffe ich Ingrid, die fast am Ende Ihrer drei Wochen als Hüttenwirtin ist. Pflichtbewusst übergebe ich ihr die Fjällpost, bevor sie mir die Hütte zeigt. Zu meiner Überraschung habe ich die ganze Hütte mit ihren 26 Betten für mich alleine. Die Vaimokstugan ist (Stand 2024) die letzte STF Hütte bei der man noch nicht per Karte bezahlen kann und so wechselt hier noch Bargeld die Hände. Bevor Ingrid sich wieder in ihre Hütte zurückzieht erzählt sie noch von einer Schwedin, die heute im Laufe des Tages mit dem Hubschrauber abgeholt wurde. Sie hatte zuvor vier Tage von Kvikkjokk hierher gebraucht und wollte dann nicht mehr weiterlaufen. Sie hat dann eine Woche an der Vaimokstugan gezeltet, bevor sie sich mit dem Hubschrauber hat abholen lassen.

        Nachdem ich etwas gegessen habe, wasche ich noch Wäsche und hänge den Trockenraum voll. Danach ist wieder meine Abendllektüre „Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück" dran - nicht die beste Lektüre, wenn man alleine in einer Hütte ist, die ab und zu knackt und knarzt Ich kann das Buch aber auf jeden Fall jetzt schon empfehlen …
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          #5
          15.08.2024 STF Vaimok - STF Tarrekaise - 22 km

          In der Nacht habe ich schon mal Regen gehört, jetzt aber schüttet es pausenlos. Ich bleibe lange im Schlafsack liegen und beglückwünsche mich zu der Entscheidung, gestern noch bis hierher gelaufen zu sein. Auch beim Frühstück schüttet es draußen weiter und so packe ich erstmal meine sieben Sachen ein und warte noch bis der Regen aufhört oder zumindest weniger wird.

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ID: 3325808


          Kurz vor zehn wird aus dem Regenguss dann fast schlagartig Nieselregen - ich sehe das als Zeichen, mich doch endlich mal auf den Weg zu machen. Ein kurzer Gruß zu Ingrid und ich folge dem Pfad oberhalb des Seeufers Richtung Kurajaure. Wie zu erwarten, ist das Ufer steinig, rutschig und matschig und komme aber doch anständig voran. Bald hört sogar der letzte Regen auf und ich kann aus meinen Regenklamotten schlüpfen. Als ich gute hundert Meter später auf meine Lantmateriet-Kartenausdrucke schauen will sind sie weg. Vorm Klamottenwechsel waren sie noch da. Notgedrungen lasse ich meinen Rucksack am Weg stehen und gehe aufmerksamen bis zu dem Punkt zurück, wo ich mich umgezogen hatte - und finde nichts. Also wieder zurück zum Rucksack, in dem ich noch eine unhandliche gedruckte Fjällkartan als Backup habe. Als ich die Regenjacke aus dem Rucksack ziehe knistert sie schon so komisch und - oh, Wunder - in einer Tasche finde ich die vermissten Ausdrucke. Gibt es eigentlich den Dämlichkeiten-Thread hier noch im Forum?

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ID: 3325809


          Der weitere Weg am See entlang verläuft ereignis- und verlustlos. Zum Ende geht es nochmal etwas hoch und oben erreiche ich dann die Seenkette Gurájávrre. Hier wird das Gelände flach, es bleibt aber weiter steinig. Am dritten größeren See erreiche ich dann die Schutzhütte Kurajaure. Es ist beste Mittagszeit, Wind und Wolken drängen zum Aufwärmen und ein Klo gibt’s hier auch. Da ist die Pause quasi Pflicht …

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ID: 3325811

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ID: 3325812
          Nach der Pause ist alles einfacher. Gut genährt geht es jetzt bis ins Tarradalen nur noch abwärts am Fluss entlang. Zum Anfang ziehen noch Wolken ins Tal bis die Sichtweite keine fünfzig Meter mehr beträgt, aber nachdem sie sich abgeregnet haben und ich etwas tiefer gelaufen bin verschwinden sie ebenso schnell wieder und geben den Blick auf die Berglandschaft frei. Noch besser wird es dann an der Kante vor dem Abstieg ins Tarradalen. Von hier kann man das Tarradalen hinauf und hinab schauen. Die Aussicht verlangt nach einer Pause und ich ziehe sie so lange in die Länge, bis mir kalt wird.

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ID: 3325813

          Ab hier geht es jetzt steil bergab, teils über Flächen mit Sand und kleinen Steine, hinunter ins Tal. Alles machbar, ich freue mich aber, hier nicht hoch zu müssen. Als ich die Baumgrenze wieder passiert habe, wird der Hang wieder flacher und bald auch schon wieder matschiger. Da ich wahrscheinlich auf diesem Abschnitt heute der erste Mensch bin, sind die Mücken entsprechend hungrig und umschwärmen mich im Wald in Massen. Im Gehen trage ich Mückenschutz auf und suche mein Heil in der Fl …. Geschwindigkeit. Die bringt im sumpfigen Gestrüpp am Tarreätno auch nicht mehr viel und so kämpfe ich mit den Plagegeistern, bis ich die Brücke erreicht habe. Dort mache ich eine Pause und beschließe, dass der Tag auch bald enden kann und ich mir am Fluss einen schönen Zeltplatz suche.

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ID: 3325814


          Der erste Kandidat ist schon eine große ebene Fläche direkt am Fluss neben der Brücke. Während ich schon überlege, wo ich mein Zelt aufstelle, werde ich von Mückenschwärmen förmlich überfallen. Da habe ich jetzt gar keine Lust drauf und schultere wieder meinen Rucksack. Wer weiß ob es anderswo besser ist, aber schlimmer kann es gerade mit den Mücken kaum werden.

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ID: 3325815

          Vom Fluss ist es nur ein guter Kilometer bis zum Padjelantaleden, der durch das Delta eines kleinen Flusses mit einem knappen Duzend kleiner Arme führt. Die gute Bewässerung sorgt dafür, dass die wenigen Leute, die sich hier durch schlagen, die Vegetation gerade soweit zurück drängen, dass überall ein sichtbarer Weg entsteht. So ist der Weg zugewachsen, teilweise überschwemmt und einige Bäche haben keine Brücken, obwohl man sie brauchen könnte. Das der Fluss auf Grund des heutigen Regens auch noch mehr Wasser führt, trägt nicht zu Verbesserung der Lage bei. Mitten in Tunnel aus Pflanzen treffe ich auf ein junges Schwedisches Paar, das den Weg sogar ganz verloren hat. Ich versuche ihnen so gut wie möglich den weiteren Weg zu beschreiben und setze dann meinen bis zum Padjelantaleden fort.
          Dort komme ich vermatscht an und freue mich auf den vermeintlichen großen guten Weg. Ich hatte scheinbar aber schon wieder verdrängt, dass der Padjelantaleden in diesem Abschnitt auch matschig und steinig ist - immerhin ist er nicht ansatzweise so zugewachsen und schlecht erkennbar. Dort wo ab und zu mal Bohlenwege unterstützen, wirken die schon sehr verbraucht und der ganze Trail wirkt irgendwie etwas vernachlässigt.
          Irgendwann komme ich dann doch an etwas ganz Neuem vorbei - einem Haufen frischer Bärensch….
          Ich weiß zwar, dass Meister Petz sich ab und zu mal hier rumtreibt, das Ganze erinnert aber nochmal sehr plastisch daran. Manchmal ertappe ich mich auf den folgenden vier Kilometern bis zur Tarrekkaisestugan dabei, wie ich mit meinen Trekkingstöcke lauter auf den Boden stampfe oder gegen Holz klopfe …

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ID: 3325816


          Mittlerweile habe ich mich schon damit angefreundet, bis zur Tarrekkaisestugan zu laufen und nicht mein Zelt irgendwo in den mückenverseuchten Wald zu quetschen. Dennoch oder gerade deswegen werden die vier Kilometer bis zu STF-Hütte noch mal hart. Gegen 19:30 erreiche ich Tarrekkaise und gehe mich beim Hüttenwart anmelden. Unglücklicherweise habe ich ihn um diese Zeit schon aus dem Bett geschmissen, er sieht das aber sehr entspannt. Ich bezahle per Karte und erfahre, dass ich wohl eine komplette Hüttenseite für mich habe. Ein weiterer Wanderer bewohnt die andere Hüttenseite und er rechne heute nicht mehr weiteren Gästen - schon mit mir hätte er ja nicht mehr gerechnet.
          Ich beziehe meine Hüttenhälfte und quatsche noch kurz mit dem Bewohner der anderen Hälfte, einem Deutschen. Dann folgt noch schnell die Abendroutine bevor es - heute ohne Sarek-Krimi - wieder in ein Holzbett geht.
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          • 5-oclock-charlie

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            • Meine Reisen

            #6
            16.08.2024 STF Tarrekaise - Kvikkjokk - 20 km

            Augen auf und schon wieder Regen. Wie gestern Morgen schüttet es auch heute wieder munter. Nach einem kräftigen Frühstück sammele ich meine gut verteilte Ausrüstung wieder zusammen und bereite alles für eine zügige Abreise vor, falls der Regen aufhört. Im Eingangsbereich treffe ich meinen Nachbarn, der erzählt, dass es wohl auch schon die Nacht durchgeregnet hat. Das kann ja gleich eine schöne Schlammschlacht auf dem Leden werden.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 06_01.jpg Ansichten: 0 Größe: 255,2 KB ID: 3325819


            Als der Regen dann aufhört, mache ich mich wieder relativ spät auf den Weg. Die heutige Etappe wird allerdings nicht schwierig, da ich nur bis zum Bootsanleger nach Kvikkjokk laufen will und dort bis zum frühen Boot am kommenden Tag übernachten will.
            Es beginnt heute wieder, wie es gestern aufgehört hat: Der Weg ist matschig und teilweise zugewachsen, die Bohlenwege alt und löchrig und alles ist nass und rutschig. Mein innerliches Fluchen hält nur so lange an, bis mir im Chaos aus rutschigen Steinen und Bäumen zwei gut gelaunte Jogger in kurzen T-Shirts entgegenkommen, die mit zwei Mini-Rucksäcken den Nordkalottleden laufen, die jeden Hardcore-Ultraleichter wie einen Packesel aussehen lassen. Wenn die beiden pitschnassen Gestalten sich über die Bedingungen schon nicht aufregen, kann ich das mit meinen hohen Schuhen, Trekkingstöcken und Goretex-Klamotten schon mal gar nicht.

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            So arbeite ich mich weiter vor und überquere bei nur noch leichtem Regen den kleinen Berg einen Kilometer vor der STF-Hütte Nunjes. Ein Blick zurück verheißt nichts Gutes, denn aus dem Tal zieht stärkere Regen auf mich zu. In der letzten Stunde hat der Wind auch deutlich aufgefrischt und zerrt jetzt schon etwas am Rucksack. Ich verabschiede mich von dem schönen Ausblick übers Tal und steige nach Nunjes ab.

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            An der Hütte pfeift der Wind schon an den Dachkanten und ich verziehe mich zum Mittagessen in die Hütte. Der Hüttenwart wirkt schon fast enttäuscht, dass ich nur kurz hier bleiben will und verzieht sich wieder grummelig in sein Zimmer. Ich lasse die Tagesabgaben in der dafür vorgesehenen Box und mache mir erstmal warmes Mittag und einen Tee. Schmeckt doch gleich viel besser, wenn der Regen draußen an die Fenster peitscht. Als der Regenschauer durchgezogen ist, packe ich meine Sachen in der Hütte wieder für den zweiten Teil der heutigen Etappe zusammen. Als ich mir die Schuhe anziehe, kommt eine spanische Familie klitschnass in die Hütte - zum Missfallen des Hüttenwartes auch wieder nur als Mittagsgäste.
            Von der STF-Hütte sind es knappe zwei Kilometer bis zum Hof Nunjes, wo ein breiterer Weg beginnt. Dort angekommen fällt mir sofort ein schön renoviertes altes Haus am Wegesrand auf, in das jemand kürzlich viel Liebe und Arbeit gesteckt hat. Hier könnte man es im Urlaub echt mal gut ein paar Tage aushalten. Beim Hof beginnt jetzt ein akkurater Quad- Trail auf dem es sich vorzüglich vorankommen lässt.
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            Gerade als ich ausrechne, wie lange ich wohl noch bis zur Anlegestelle nach Kvikkjokk braucheund wann ich auf die ersten Personen vom 13:30-Boot treffe, kommt mir schon der erste Langstrecken-Hiker von der Anlegestelle entgegen. Später passiere ich dann noch ein junges Pärchen und dann war es das für heute auch schon wieder mit anderen Hikern. Dachte ich, denn nachdem ich gemütlich den einfachen Weg mit guten Brücken zur Nothütte am Bootsanleger gelaufen bin, treffe ich keine 100 Meter davor einen Ultraleicht-Hiker aus UK. Er erzählt mir, dass er vor ein paar Minuten von Helena abgesetzt wurde und sie sicher noch auf dem Fluss unterwegs ist und ggf. noch umdreht. Ich versuche mein Glück und bekomme sie mit Motorenlärm im Hintergrund ans Telefon. Ich frage höflich und nur mit geringer Hoffnung, aber zu meiner Überraschung sagt sie mir zu, dass ich in einer halben Stunde von Björn abgeholt werde.

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            Ich kann mein Glück kaum fassen, dass ich heute noch Richtung Kvikkjokk komme und dann morgen entweder dort früher wieder los komme oder länger rasten kann. Während ich am Bootsanleger warte und meinen Rucksack mit Regenschutz schon für die Bootsfahrt bereit mache, kommt noch ein Britisch Österreichisches Paar, das den Nordkalottleden und bis hierher gelaufen ist. Bei der Information des nahenden Bootes, überlegen sie kurz, wollen dann aber noch eine letzte Nacht „draußen“ übernachten.
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            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 06_11.jpg Ansichten: 0 Größe: 328,6 KB ID: 3325830
            Als dann Björn kommt, gibt’s gleich die nächste Überraschung. Im Boot sitzen bereits eine Redakteurin und ein Kameramann vom Schwedischen Fernsehen SVT und drehen einen Beitrag über die Gegend, Kvikkjokk und Björn. Ich profitiere insofern davon, dass Björn mit den beiden extra nochmal den Tarreätno hoch gefahren ist und mich so mitnehmen konnte. Kurz vor Kvikkjokk fragt er mich, ob er mich direkt absetzen soll oder ob ich noch mit zum Kungsleden und zu den Wasserfällen fahren möchte. Das Angebot lass ich mir natürlich nicht entgehen und so fahren wir Richtung Kungsleden-Anleger. Auf dem Weg, wie auch schon auf dem Tarreätno, zeigt Björn natürlich, was er mit seinem Boot kann und wir düsen spektakulär durch kleine Flussarme. Am Kungsleden Anleger machen wir fest und der Kameramann bringt seine Drohne in die Luft. Während er Landschaftsaufnahmen macht, unterhalten wir uns im Boot und Björn plaudert aus dem Nähkästchen - auch über die neue Konkurrenz auf der Route, dazu morgen mehr.

            Die Redakteurin erzählt mir noch, dass die beiden den ganzen Sommer Beiträge für eine Lappland Dokumentar-Serie drehen. Bisher habe ich Bilder von dem Dreh nur in einer Reportage entlang des Kungsleden gesehen: Vandringar – Kungsleden | SVT Play

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 06_12.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,1 KB ID: 3325831Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 06_13.jpg Ansichten: 0 Größe: 335,9 KB ID: 3325832


            Als alles im Kasten bzw. Speicher ist, düsen wir zurück nach Kvikkjokk, nicht ohne vorher noch den Wasserfall des Gamájåkhå zu besuchen. Björn fährt uns so dicht ran, wie es Boot und Fluss zulassen, bevor er sein Boot in einer kleinen Bucht für die Nacht parkt. Auf dem Weg zur Fjällstation treffe ich noch Helena und melde mich gleich für das Nachmittagsboot am nächsten Tag an. Eigentlich wollte ich ihr nur noch dafür danken, dass sie mich so spät noch geholt haben, irgendwie quatschen wir dann aber noch, bis es dämmert.

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            Mein Weg führt mich danach dann auch auf der kürzesten Route am Wasserfall entlang zur Fjällstation und so stolpere ich direkt über den Zeltplatz. Um das letzte Licht noch zu nutzen und die Nachbarn später nicht zu stören, die schon schlafen wollen, baue ich zuerst mein Zelt auf, bevor ich in die Fjällstation gehe. Im Hauptgebäude gibt es dann eine gute und eine schlechte Nachricht: Gut ist, dass der Zeltplatz kostenlos ist und die schlechte Nachricht ist, dass die Bar schließt gleich. Und so genieße ich noch dreckig von draußen ein Bier zwischen den schon sauberen Hikern - gefühlt bin ich der einzige, den das hier etwas stört.
            Nach dem Bier geht es mit einem Schokoriegel als Abendbrot wieder auf den Zeltplatz und in den Schlafsack. So leise muss ich dabei gar nicht sein - das monotone Rauschen des nahen Wasserfalls übertönt fast alle Geräusche.
            Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 13.05.2025, 18:51.
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              #7
              17.08.2024 Kvikkjokk - Tsielekjåhkå - 13km

              Die Nacht neben gut zehn Nachbarzelten war Dank der natürlichen Beschallung sehr erholsam. Um 7:30 wache ich auf und überlege kurz, ob ich das 9:00-Boot zum Kungsleden nehmen soll, entscheide mich aber dagegen und penne nochmal bis zur Abfahrtzeit des Bootes.
              Als ich dann endlich aus dem Zelt krieche und mich zum Frühstück auf eine Bank mit Tisch setze, sind fast alle anderen Zelte weg oder werden abgebaut. Danach gehe ich in die Fjällstation, reserviere mir eine Dusche für 11:00 und stocke meine Vorräte aus dem Shop des Hauptgebäudes auf. Das ist zwar etwas teurer als anderswo, aber ein Versand von Vorräten hierher war nicht möglich - und da ich nur für gute drei Tage Verpflegung nachkaufe, wäre das Paket wahrscheinlich noch teurer gekommen.

              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 07_00.jpg Ansichten: 0 Größe: 389,4 KB ID: 3325838


              Zusammen mit meinen verbliebenen gut anderthalb Tagen Verpflegung verpacke ich jetzt Essen für fünf Tage in portioniert neu und komme damit sicher bis Jäkkvik. Danach hole ich mir dann den Duschschlüssel und kann meine 70 SEK für die warme Dusche ausgiebig genießen. Glücklicherweise wurden die Dusche direkt vorher noch frisch gereinigt …
              Als dann das Zelt abgebaut und der Rucksack gepackt ist, hänge ich noch bis zum Mittag in der Fjällstation ab. Dort unterhalte ich mich noch mit einem Deutschen Sarek-Hiker, bis wir zusammen zum Mittagessen gehen können. Für uns gibt es jeweils Kartoffelsalat mit Lachs, der extrem lecker und toll angerichtet ist, aber eher in ein feines Bistro passt, als als kalorienreiche Hiker-Kost zu dienen. So vergreifen wir uns nach dem Essen noch etwas an den Keksen auf dem Kaffee-Tisch, bevor es für mich wieder zum Bootsanleger geht.

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              Ich bin zu früh da, treffe aber schon auf Björn und Helena. Wir unterhalten uns noch etwas, während nebenan das Konkurrenzboot fertig gemacht wird.
              Seit 2023 fahren Björn und Helena, die das mittlerweile in dritter Generation machen nicht mehr alleine hier. Hinzugekommen ist Jan, ein pensionierter Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes aus Jokkmokk. Der Wettbewerb führt dazu, dass im Wald an der Grenze des Mobilfunkempfangs jetzt Werbeschilder für beide Anbieter stehen und alle Strecken zwischen Kvikkjokk und den beiden Leden doppelt befahren werden.

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              Wir hart und teilweise unsportlich der Wettbewerb hier geführt wird, erlebe ich selbst mit. Während ich in Kvikkjokk warte, wird Helena vom Kungsleden-Pier angerufen und eine Pärchen reserviert bei Ihr eine Überfahrt. Das Boot von Jan fährt aber früher von Kvikkjokk zum Kungsleden, um möglichst alle Hiker abzuholen, die dort ohne Reservierung warten.
              Wir folgen mit Björn zum Kungsleden und als wir dort angekommen sind, sind die beiden Hiker, die Helena vom Pier angerufen hatten nicht mehr da und wahrscheinlich gerade in das Boot von Jan gestiegen (weil sie vielleicht auch den Unterschied nicht kennen). Das Boot von Jan legt gerade vom Pier ab, als wir ankommen und Björn fragt noch in Jans Boot, ob die Leute dort sind, die mit Helena telefoniert haben und für sein Boot reservierte haben. Statt auf eine Antwort zu warten, gibt Jan Gas und verschwindet mit dem ganzen Umsatz Richtung Kvikkjokk.
              Ich würde an Björns Stelle so ausrasten, er bleibt aber zumindest äußerlich gelassen. Für mich habe ich aber schon entschieden, immer wieder mit den Helena und Björn zu fahren, wenn ich in Kvikkjokk bin.
              Der Däne schaut auch etwas verdutzt, macht sich dann aber gleich auf den Kungsleden, während ich mir noch einen Snack gönne und dann mit Björn loslaufe. Er hat jetzt noch etwas Zeit bis zur nächsten Reservierung und schaut im nahegelegenen Shelter mal nach dem Rechten.
              Nach dem Shelter beginnt gleich mal ein anständiger Aufstieg von 400 Höhenmetern auf einem steinigen Weg durch den Wald. Natürlich hat genau auf diesem Stück der Wind ausgesetzt und ich komme bei einem kleinen Wasserfall auf halber Höhe total durchgeschwitzt an - und schon ist das frische Duschgefühl von Kivikkjokk wieder weg.
              Nach einer Erfrischung und einer Pause, bei der mich gleich vier Hiker auf dem Weg zum Boot passiert haben steige ich weiter auf. Drei Kilometer vom Ufer entfernt habe ich dann den steilsten Teil hinter mir und werde gleich mal von zwei Trailrunnern im Laufschritt überholt. Bei den beiden frage ich mich, wie die sich auf diesem Stück ohne Infrastruktur ernähren oder wo sie übernachten, denn in deren Gepäck passen maximal ein paar Energieriegel.
              Allerdings habe ich mich zu früh gefreut, denn bald wird es nochmal für einen Kilometer steiler. Nach ca. sechs Kilometern bin ich dann auf einer flachen Hochebene angekommen, die sogar weitläufige Zeltmöglichkeiten bis hin zu Zirkuszelten bietet. Allerdings gibt’s hier oben wenig Wasser und gefühlt bin ich noch zu wenig voran gekommen, um jetzt schon mein Zelt aufzuschlagen. Bis zum Fluss Tsielekjåhkå will ich heute auf jeden Fall noch kommen, da dort eine kleine Schutzhütte und viel Platz für Zelte sind.

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              Nach der Ebene geht es langsam wieder abwärts durchs Elchland mit Sumpfwiesen und Birken. Mir kommen nochmal zwei Pärchen auf dem Weg hoch entgegen und wir tauschen uns über die jeweils nächsten Übernachtungsmöglichkeiten aus. Während sie sich über den vielen Platz auf der Hochebene freuen, kann ich meine Übernachtung im Shelter schon mal abhaken, da dieser belegt ist. An der Brücke stehen dann sogar auf den ebenen Flächen schon sechs Zelte und nach meinen Ansprüchen passt mein Zelt nirgens mehr dazwischen, ohne jemand zu sehr auf die Pelle zu rücken. Als ich ausschwärmen will, um nach alternativen Stellflächen zu schauen, fordert mich eine ältere Schwedin auf, mein Zelt doch direkt neben ihres zu stellen. Das mach ich doch gerne und bald schon reiht sich mein Zelt in den kleinen Outdoorzeltplatz sein. Wie sich später herausstellt heißt sie Grace und läuft mit ihren 72 Jahren den Kungsleden von Kvikkjokk bis Hemavan mit knapp 20kg Gepäck.

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              Nach dem Zeltaufbau und etwas Katzenwäsche mache ich mir eine Schüssel Kartoffelbrei, die mir, kurz bevor ich fertig bin, dann aus der Hand rutscht und wertvollen Kartoffelbrei in Gras und Busch verteilt. Mit einem Stück Schokolade als Ausgleich geht es bald in den Schlafsack, bevor es dunkel wird.
              Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 13.05.2025, 18:15.
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                #8
                18.08.2024 Tsielekjåhkå - Piteälven - 19 km

                Dank des kontinuierlichen Rauschens des wilden Tsielekjåhkå habe ich heute Nacht wieder perfekt geschlafen. Draußen erwarten mich mit Sonne und leichten Wolken gleich beste Bedingungen für einen schönen Tag. Grace hat schon ihr Zelt abgebaut und während ich frühstücke, startet sie schon auf ihre Tagesetappe. Allerdings kommt sie nach einer halben Stunde schon wieder zurück, weil sie Ihre Trekkingstöcke vergessen hat.

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ID: 3325845

                Der Däne vom Boot, der auch hier genächtigt hat, hatte eine nicht so gute Nacht und flickt gerade seine Thermarest NeoAir, die er heute Nacht alle zwei Stunden wieder neu aufblasen musste. Er ist sowieso gerade nicht der glücklichste, da er sich vor Kvikkjokk ein paar größere Blasen eingefangen hat.

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ID: 3325847


                Meine Füße sind noch bestens und so breche ich gut gelaunt auf. So stören mich auch die knapp 150m Aufstieg nicht, die mich wieder aus dem Tal des Tsielekjåhkå heraus bringen. Auf dem Weg hoch treffe ich zwei junge Pärchen aus Deutschland und der Schweiz, die in Richtung des Nachmittagsbootes hetzen.
                Am Ende des Aufstieges kommt nochmal ein steiles Stück durch ein kleines Tal, das zwar zäh ist, mir aber die Laune auch nicht verderben kann. Oben treffe ich eine ältere Dame von der Britischen Insel und komischerweise geht die Unterhaltung ganz klischeehaft gleich Richtung Bier.

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ID: 3325849
                Nach dem Anstieg wird das Gelände flach und eröffnet einen grandiosen Weitblick bis zum Tjieggelvas und auf die Berge drüber hinaus. Der Weg führt nun durch offenes Gelände in einem großen Bogen um die Samensiedlung Parka herum. Flacher einfacher Weg, toller Ausblick und jetzt kommt auch noch die Sonne raus, besser kann es kaum werden. Nach drei Kilometer erreiche ich die steile Flanke des Goabddábákte, wo der Wind massiv zunimmt. Von hier sind es noch gut zehn Kilometer bis zum Piteälven, die zunächst mit einem steilen Abstieg beginnen.

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ID: 3325850


                An der Baumgrenze wird das Terrain wieder flacher und Birken prägen nach und nach wieder die Landschaft. Leider ging es den Birken hier scheinbar in den letzten Jahren sehr gut, sodass sie sich massiv vermehren konnten. Jetzt stehen überall bis zu zwei Meter hohe, junge Birken, die sich mal so gar nicht für den Kungsleden interessieren. An vielen Stellen muss man sich förmlich durch kleine Birkenwäldchen schieben. Dabei geben die robusten Bäumchen nicht nach und zerren und streichen an Körper und Rucksack. Ich packe erstmal alles in den Rucksack, was in den Netztaschen steckt und außen am Rucksack befestigt ist, damit es sich nicht irgendwo in den Bäumchen verabschiedet. Zwischendurch treffe ich drei Hiker, die mir keine Hoffnung machen können, dass es mit den Minibirken bald vorüber ist.

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ID: 3325852


                Am See Ruovddejávre treffe ich Grace wieder, die hier Pause macht. Ich habe noch keinen großen Hunger und arbeite mich noch zwei Kilometer durch die Birken, bevor ich mich an einem Bach für ein Mittagessen niederlasse. Dabei werde ich wieder von Grace überholt, die ich dann nach der Mittagspause wieder überhole. Von meinem Mittagsbach sind es noch drei Kilometer bis zum Piteälven, die frisch gestärkt wie im Fluge vergehen.

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ID: 3325853


                Kurz nach dem Abzweig zu einigen Hütten treffe ich auf den Piteälven. Praktischerweise ist gleich hier ein fast strandartiges Stück Ufer, das gut Platz für eine Hand voll Zelte bietet. Nachdem mein Zelt an der flachsten Stelle aufgebaut ist, kommt der Däne fußtechnisch sichtlich angeschlagen hier an und stellt sein Zelt am Strand gleich mit auf. Während des fast schon obligatorischen Austausches über Tour und Ausrüstung kommt Grace an und beendet hier auch ihre heutige Tour.

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ID: 3325854


                Gerade noch rechtzeitig kann sie ihr Zelt aufbauen, bevor ein fast einstündiges Gewitter auf uns herunterprasselt. Zwischenzeitlich mach ich mir Sorgen um die Dichtigkeit meines Zeltbodens, der irgendwann komplett im Wasser steht, das hier nicht mehr schnell genug versickern kann. Doch der Boden hält und als das Gewitter dann endlich durchgezogen ist, verschwindet das Wasser auch zügig wieder im Boden. Das bringt mich dann zu meiner zweiten Sorge: Mein Zelt steht zwar vier Meter vom Piteälven weg, der Höhenunterschied zwischen aktuellem Wasserstand und meinem Standort ist allerdings nur knappe 15 Zentimeter. Sicherheitshalber markiere ich den derzeitigen Wasserstand mit einem Stock fest und beobachte meine Markierung den ganzen Abend regelmäßig. In zwei Stunden tut sich so gut wie gar nicht und so gehe ich beruhigt schlafen.

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                  #9
                  19.08.2024 Piteälven - Vilitjåhkå - 22 km

                  Trotz des Rauschens bin ich nachts zweimal aufgewacht und beim zweiten Mal konnte ich dem Drang nicht widerstehen mal kurz nach meiner Markierung zu schauen, die allerdings nur zehn Zentimeter weiter im Wasser gesteckt hat. Auch bis zum Aufstehen hat mich der Piteälven nicht davon gespült. Als ich mich noch außerhalb des Zeltes strecke, starte Grace schon wieder auf den Kungsleden.

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                  Auch mein Dänischer Nachbar bricht wenig später auf. Er will es heute mal langsamer angehen lassen, da er sich am Fuß mittlerweile mehrere Blasen eingefangen hat.
                  Nachdem ich nochmal ins Gebüsch verschwunden bin, schultere ich meinen Rucksack und mache mich als letzter von hier auf den Weg. Schon bald erreiche ich die Brücke über den Piteälven. Dort gibt es in der Nähe sogar eine Toilette, ich weiß aber nicht ob die offen ist. Nach der Brücke folgen noch einige gute Übernachtungsplätze, bevor es vier Kilometer nahe des Sees Tjieggelvas durch den Wald geht. Ab und zu wird dieser von matschigen Abschnitten unterbrochen, an denen schon reichlich Planken (scheinbar schon länger) bereit liegen, die aber nicht verbaut wurden. Ich erfahre später von Grace, dass die Förderung für solche Bauvorhaben aktuell massiv runtergeschraubt werden musste.

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                  Bei einem kleinen See abseits des Tjieggelvas mache ich eine Pause in der Sonne und trinke Wasser aus dem kleinen Fluss. Dabei passiert mich eine junge Frau, die mich anschaut, als würde ich mit meiner Tasse direkt aus einer Jauchegrube schöpfen.

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ID: 3325860

                  Nach dem See geht es auf drei Kilometern dreihundert Höhenmeter den Berg hinauf. An der Baumgrenze überhole ich Grace und hundert Höhenmeter späte ist das gröbste geschafft. Das flachere Terrain gibt den Blick auf eine schöne Landschaft aus vielen Felsen frei, zwischen denen viele Bäche und Seen versteckt sind. Irgendwie knurrt mein Magen schon und bald finde ich an einer Brücke einen gemütlichen und vor allem windgeschützten Felsen in der Sonne für ein ausgiebiges Lunch.

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ID: 3325861


                  Zunächst werde ich von einem Mann, dann von Grace passiert. Ein Stück später macht auch der Mann Pause und ich passiere ihn wieder. Wir unterhalten uns und merken, wie so oft im Fjäll, dass wir beide aus Deutschland sind. Ich sehe ihn später noch öfters, mir ist aber peinlicherweise sein Name wieder entfallen, der Einfachheit halber nenne ich ihn folgend einfach Martin.

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                  Nach dem Felsenmeer folgt ein weiterer Anstieg über hundert Höhenmeter, an dem ich Grace wieder überhole. Bald wird der Weg nahezu eben und führt über einen langen Bergrücken. Von hier oben hat man zunächst eine tolle Aussicht zurück über den Tjieggelvas, dann später nach vorne auf den Bartávrre und Riebnes. Zwar gibt die Sonne alles, mich hier zum Verweilen einzuladen, der scharfe kalte Wind treibt aber unermüdlich voran.

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                  Besser wird es wieder, als ich im Abstieg ein kleines Tal durchlaufe und dann langsam weiter vom Bergrücken weg komme. Nach einem Kilometer passiere ich linker Hand eine Senke, in der mehrere Personen und ein Zelt zu sehen sind. Diese Senke hatte der Däne gestern erwähnt und für heute als sein Schon-Ziel ausgegeben. Mir ist es aber noch zu windig hier oben und so setze ich meinen Abstieg weiter fort. Zwischendurch passiere ich am Berg einen aus Steinen gelegten Artic Cicle Schriftzug. Ich vermute hier war jemand der knapp zwei Kilometer entfernte echte Polarkreis im Wald für Social Media nicht repräsentativ genug.

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ID: 3325865


                  Vielleicht passiere ich den echten Polarkreis heute noch. Zunächst versuche ich beim kleinen Fluss Vilitjåhkå etwas zu finden, ansonsten gehe ich weiter bis zu den Seen am Fluss Bartek jenseits des Polarkreises. Nach der Baumgrenze folgt erstmal ein Hochgeschwindigkeitsabschnitt mit leichtem Gefälle und einfachem Weg. Bis zum Vilitjåhkå komme ich perfekt voran, an dem kleinen Fluss ist dann trotzdem Schluss, da an dessen Ufer ein perfekter Übernachtungsplatz ist.
                  Ich wasche mich schnell im Fluss solange die Mücken meine Anwesenheit noch nicht Spitz bekommen haben. Als ich nach dem Zeltaufbau auf der Brückenkante noch ein paar Nudeln esse, kommt ein deutsches Paar an, das sich dann nördlich des Flusses einen Platz sucht. Ein kurzer Regenschauer treibt mich dann ins Zelt, wo mich das Plätschern des Baches bald ins Reich der Träume schickt, ich könnte mich glatt daran gewöhnen.

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                  • 5-oclock-charlie

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                    #10
                    20.08.2024 Vilitjåhkå – Hávggajávrre - 19km

                    Heute kann ich es erstmal entspannt angehen lassen, denn ich bin zu weit von Riebnes weg, um noch das frühe Boot zu bekommen, zumal ich nicht angerufen hatte, wann es heute fährt. Feste Zeiten gibt es hier meines Wissens nicht, nach Aussage entgegenkommender Hiker fährt das Boot in der Regel aber einmal vor- und einmal nachmittags.

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ID: 3325871

                    Ich packe zusammen solange es noch trocken ist und frühstücke dann wieder auf der Brücke. Dabei überholt mich Grace, die in der Senke weiter oben am Berg übernachtet hat und wieder früh gestartet ist. Nach dem Frühstück starte ich direkt zum Polarkreis und statte dem Schild einen Besuch ab. Kurz danach habe ich Grace wieder überholt und kurz vor der Brücke über den Bartek treffe ich zwei Pärchen aus dem frühen Boot über den Riebnes. Nach einer kurzen Pause am Bartek mache ich mich auf die verbliebenen vier Kilometer bis Vuonatjviken, wo nachher hoffentlich das späte Boot startet. Auf der Hälfte der Strecke überrasche ich eine Frau, die direkt vom Kungsleden nackt in den angrenzenden See gesprungen ist und scheinbar nicht mit Begängnis um diese Zeit gerechnet hat. Ganz Gentleman richte ich meinen Blick starr nach vorne und laufe freundlich grüßend vorbei. Der restliche Weg bis Vuonatjviken verläuft ereignislos, sieht man mal von einem Schwedischen Armeehubschrauber ab, der über mich fliegt und irgendwo weit hinter mir landet.
                    In Vuonatjviken passiere ich erst das geschlossene Restaurant, dann ein paar Ferienhütten, bevor ich dann, viel zu früh für das Boot, zur Rezeption komme. Darin finde ich einen kleinen Kiosk und einen unaufgeräumten Schreibtisch. Aus der angrenzenden Küche kommt Jan, der mit seiner Frau Eva diese Anlage betreibt und den Bootsservice hier anbietet. Mit dem Hinweis, dass er erst nachmittags ablegen wird, kaufe ich eine Überfahrtskarte und ein paar kalte Getränke und ziehe dann in einem Windschutz in Sichtweite des Piers ein.

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ID: 3325872


                    Lange bin ich nicht allein, denn dann kommen erst Grace, dann das Pärchen von meinem letzten Übernachtungsplatz und dann Martin. Von meinen Bekanntschaften der letzten Tage fehlt lediglich der Däne noch. Wir essen alle zusammen Mittag und quatschen über alles Mögliche, bis es langsam Zeit fürs Boot wird.

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ID: 3325873

                    Kurz vor der Abfahrtszeit sammeln wir uns am Steg und kurze Zeit später kommt Jan die paar Meter von seinem Haus per Dreiachs-Quad gefahren. Wir können nach Abgabe unserer Fahrkarte an Bord gehen, allerdings nicht ohne vorher unsere Sohlen gründlich zu reinigen. Alle nehmen in der Kabine hinter dem Führerstand auf Höhe der Wasserlinie Platz und los geht es. Jan gibt gefühlt kräftig Gas und die Fahrt vergeht wie im Flug, obwohl wir so tief im Rumpf nicht so viel sehen.
                    Wir merken bald, dass wir langsamer werden und nachdem wir sanften Kontakt mit dem Ufer hatten, geht es schon wieder raus aus der warmen Kabine. Über den Bug steigen wir auf das steinige Ufer und werden dort von über fünfzehn Personen empfangen, die in der Gegenrichtung unterwegs sind. Wider Erwarten passen alle in die Kabine und das Boot fährt wieder zurück über den See.

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                    Ich unterhalte mich noch kurz mit Martin und mache mich dann noch an den Aufstieg von knapp 300 Höhenmetern. Im steilen Beginn des Anstieges hole ich langsam Grace ein und kann sehen, dass sie immer 200 Meter geht, dann eine kurze Pause macht und dann wieder 200 Meter geht usw. Etwas langsamer, aber am Ende des Tages schafft sie so die gleiche Kilometerleistung wie die meisten anderen hier auf den Leden.

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ID: 3325876


                    Als ich die Baumgrenze passiere, wird die Steigung wie so oft geringer und ich komme wieder dazu, den Ausblick über den Riebnes zu genießen. Zusammen mit der Erkenntnis, dass das die letzte nennenswerte Steigung auf meiner Tour war, setzt ein leichtes Hoch ein.
                    Kurze Zeit später holt mich eine entgegenkommende Deutsche wieder in die Realität, die vor extrem viel Matsch auf dem kommenden Abstieg warnt. Ganz so schlimm wird es dann auf dem Abstieg aber zunächst nicht, dann ist der Weg ein Paradies für jedes Wildschwein. Ich versuche die Schlammflächen zu umgehen und komme langsamer voran.
                    Als der Weg ein Stück auf einer Hochspannungstrasse läuft, wird das Terrain flacher und trockner und gibt mir Hoffnung auf ein entspanntes Auslaufen und einen schönen Platz abseits der Hochspannungsleitung für die Nacht. Allerdings komme ich danach in ein Waldstück, in dem der Weg steinig wird und ständig auf und ab geht. Zudem ist kein Platz für ein Zelt zu finden und schon beginnt der Weg sich zu ziehen, zumal es schon etwas später ist.
                    Mitten im Wald treffe ich auf einen Deutschen, der mir von der besonderen Vogelwelt in der Region erzählt und was ich alles in den Bäumen besonders sehen kann. Leider habe ich jetzt keine Muße mehr in die Bäume zu gucken, zumal der Weg hier vornehmlich aus Steinen besteht, die nur drauf warten mir ein Bein zu stellen.
                    Ein bzw. zwei Kilometer von den Stromleitungen entfernt passiere ich zwei kleine Seen ohne nutzbare Zeltplätze. Als ich die Entfernung auf der Karte nachgucke, bin ich erschreckt, wie langsam ich geworden bin. Beim Hávggajávrre finde ich zunächst einen schrägen Platz, der im Notfall gehen würde, ich gehe allerdings noch etwas weiter und finde südlich vom Weg am Ende eines Trampelpfades abseits des Kungsleden Platz für ein bis zwei Zelte. Besser wird’s heute nicht.

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                    Auch wenn hier ein Wildwechsel enden könnte, baue ich mein Zelt am Rand der kleinen Lichtung so auf, dass zur Not noch ein zweites Zelt neben mich passt. Martin und Grace stehen ja vor dem gleichen Problem wie ich. Als alles steht, gehe ich zum Waschen zu einer Brücke, unter der der Ájgájåhkå aus dem Hávggajávrre fließt. Als ich fertig bin kniee ich noch neben der Brücke und fülle meine Flaschen im Fluss, als plötzlich wie aus dem Nichts Grace hinter mir steht.
                    Sie ist auch schon die vergangenen Kilometer auf der Suche nach einem Platz gewesen und nun ganz froh, als ich ihr meinen verborgenen Platz zeigen konnte, an dem sie schon vorbei gelaufen war. Sie stellt schnell ihr Zelt auf und haut sich aufs Ohr. Ich koche mir auch noch schnell was zu Essen und dann ist auch der Tag für mich bald vorbei.
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                    • 5-oclock-charlie

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                      • 23.11.2008
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                      #11
                      21.08.2024 Hávggajávrre – Jäkkvik - 8km

                      Als ich aufwache, höre ich, dass Grace ihr Zelt schon abbaut. Ich stehe dann auch bald auf, obwohl ich heute mehr als genug Zeit habe, da mein Ziel Jäkkvik schon ganz in der Nähe ist. Während ich noch abbaue, läuft Grace schon wieder gut gelaunt los. Wenig später bin auch ich startbereit, da das Frühstück auf mögliches Warten am Boot verschoben wird.
                      Die gut zwei Kilometer bis zur Bootsrampe vergehen fix und bald bin ich nahe des windigen Sees Hornavan. Kurz vor der Bootsrampe komme ich ans Wasser und freu mich nicht gerade über die weiße Gischt auf dem See. Meine Laune bessert sich schlagartig wieder, als ich zwei Boote am Ufer sehe - ich muss also nur einmal durch die Wellen.
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ID: 3325882

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ID: 3325879

                      Bei einem der Boote sitzt Grace und wartet auf einen Ruderer, der das Boot bei dem Wetter bewegen kann. Wir verpacken die Rucksäcke, ziehen die Schwimmwesten an und schieben ein Boot ins Wasser. Ein Wasserstand einen guten Meter niedriger als sonst mach das Reinschieben des Boots umständlich, mal gucken, wie wir das Boot später mit der Seilwinde wieder aus dem Wasser bekommen. Aber jetzt warten erstmal Wind und Wellen auf uns.

                      Ganz Gentleman übernehme ich das Rudern. Richtig gerade fahr ich allerdings nicht, der Wind dreht mich überall hin nur nicht aufs Ziel. Und die Tatsache, dass eine Ruderbefestigung halb kaputt ist, trägt nicht gerade zum Geradeauslauf bei. Nach endlosen Korrekturen haben wir es dann endlich über den See geschafft. Mein Körper ruft nach Frühstück, erst will aber das Boot noch aus dem Wasser. Wir hoffen kurz, dass noch wer zufällig gerade aus dem Wald kommt und sich über ein Boot im Wasser freut. Den Gefallen tut uns aber keiner und so heben wir das Boot grob aus dem Wasser und mit dem Bug vor die Holzschienen. Grace kurbelt, ich hebe und drücke es in Holzschienen und ziehe dann am Rumpf mit, bis es ganz aus dem Wasser ist. Nachdem Westen und Ruder wieder sicher verstaut sind, geht Grace weiter und ich frühstücke erstmal am See.

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ID: 3325880

                      Beim Weitergehen treffe ich das Pärchen vom Vilitjåhkå, das eine Bucht nach dem Boot übernachtet hat. Ich gehe noch ein Stück durch den Wald, bevor ich auf einen geschotterten Fahrweg treffe. Auf den folgenden 800 Metern kommen mir bis zu einer Brücke neun Personen entgegen - das wird Stau am Boot geben.

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ID: 3325881


                      Jetzt sind es noch drei Kilometer entlang des Sees Jäggávrre bis zum meinem Ziel Jäkkvik. Der Weg wird nochmal steiniger, aber das fühlt sich trotzdem weiter nach Endspurt an. Um die Mittagzeit erreiche ich Jäkkvik und etwas später Kyrkans Fjällgård, wo ich übernachten will.

                      Gefühlt ist hier gar nichts los, lediglich Schilder vermelden, dass die Anmeldung erst ab 17:00 möglich ist und dass der, der zelten will, sein Zelt auch schon vorher einfach aufbauen kann.
                      Mir fällt auch ein Busfahrplan auf, der sagt, dass der Bus heute vor ein paar Minuten schon gefahren ist und der nächste erst übermorgen nachmittags fährt. Es folgt ein kurzer Schockmoment, dann erinnere ich mich, dass letzte Woche die Schule in Schweden wieder begonnen und damit ein Fahrplanwechsel stattgefunden hat - und hier hängt noch der alte Plan. Also alles gut.

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ID: 3325884

                      Ich entscheide mich für den Zeltplatz und baue mein Zelt auf, damit alles noch anständig trocknen kann. Beim Auslegen der Ausrüstung in der Sonne komme ich mit dem Herbergsvater ins Gespräch, der gerade eine Böschung mit Sense und Rasenmäher bearbeitet. Ich erzähle ihm dass ich nur eine Nacht bleibe und am nächsten Tag den frühen Bus nehme. Er verweist auf den Plan und den Bus übermorgen. Es geht nicht anders, ich muss den Klugscheißer spielen und sage ihm, dass sein Plan veraltet ist. Er nimmt mit Humor und tadelt sich lachend selbst, dass er sich von einem Ausländer sagen lassen muss, wann die Schule in Schweden beginnt.
                      Da es noch recht leer ist, nehme ich schnell in der einzigen Duschkabine für den Außenplatz eine Dusche und wasche dann schnell etwas Wäsche per Hand, da die Waschmaschinen für heute schon ausgebucht sind. In der Sonne sind die Klamotten hoffentlich bis heute Abend wieder trocken.
                      Mein Magen knurrt schon länger und so ist mein nächstes Ziel ist der ICA Supermarkt. Auf dem kurzen Weg treffe ich das Pärchen vom Vilitjåhkå wieder, die auch in Kyrkans Fjällgård übernachten wollen. Der ICA hat alles was das Herz auf und nach der Tour begehrt. Ich bleibe bescheiden und gönne mir Tortellini mit Pesto - nicht dass ich die letzte Woche nicht schon täglich Nudeln gegessen hätte. Fürs Abendessen habe ich mir noch nichts mitgebracht, da hier so wenig zu tun ist, dass der zweite Gang zum ICA schon wieder ein Highlight ist.
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ID: 3325883

                      In der großzügigen Küche mit ca. zehn Sitzplätzen koche ich … mach ich mir das Essen warm. Bald kommt Martin hinzu und wir unterhalten uns den Rest des Nachmittags über den Kungsleden, seinen PCT Thruhike und alle verwandten Themen. Martin bucht sich nebenbei noch einen Rückflug von Arvidsjaur nach Arlanda.
                      Als es 17:00 wird, checken wir erstmal ein. Ich bezahle mein Zelt, Martin gönnt sich ein Bett und bekommt voraussichtlich ein Zimmer für sich alleine. Wir treffen uns wenig später für das letzte Tageshighlight - den ICA-Besuch. Wir zelebrieren unsere Abendbeschäftigung und gehen jedes Regal nach Interessantem ab. Wenig kreativ fällt unsere Wahl dann auf Tiefkühlpizzen und Pizzastücke.
                      Wieder zurück entwickelt sich aus dem gemütlichen Abendessen im Küchenraum dann ein netter Abend mit anderen Gästen. Trotzdem geht es für mich recht früh ins Bett, da ich morgen um 6:00 aufstehen will/sollte.
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                        #12
                        22.08.2024 Bustag

                        Nach dem Aufwachen bei Regen in der Nacht klingelt der Wecker um 6:00 Uhr. Schnell ist das nasse Zelt verpackt und ich gehe mit Martin zum ICA, wo um 7:20 der (Schul-)Bus nach Arjeplog abfährt. Pünktlich starten wir und fahren mit unserem Kleinbus über ein paar Dörfer nach Arjeplog. Dort habe ich dann jetzt fast sechs Stunden Aufenthalt, bevor es weiter geht. Das Wetter spielt mit und so sitze ich mit Martin drei Stunden auf Bänken am Silvermuseet in der Sonne. Nebenbei frühstücken wir und ich trockne mein Zelt auf dem Rasen.
                        Gegen 11:00 geht es in das örtliche Outdoorgeschäft, das auch gleichzeitig der örtliche Baumarkt zu sein scheint. Danach ist Mittag im Arjeplog Vilt & Kafé angesagt, einer Mischung aus Wildfleischhandel, Souvenirladen und Bistro. Nach einem leckeren Snack gehen wir zurück zum Buszentrum, wo Martin von einem Taxi abgeholt und zum Bustarif nach Arvidsjaur Flughafen gebracht wird.
                        Ich muss noch etwas warten, bevor es endlich mit dem Bus nach Arvidsjaur geht. Dort will ich am Busbahnhof eigentlich im nahe gelegenen Coop etwas Reiseproviant einkaufen, allerdings werden dessen Reste gerade von Baggern zusammen geschoben. So geht’s in den ICA und beim Warten auf den nächsten Bus recherchiere ich im Netz, dass der Coop im Mai abgebrannt ist.

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                        Weiter geht’s nach Lulea, wo ich für drei Tage meine Unterkunft beziehe, bis mein Flieger nach Hause geht. Bevor es in die Stadt geht, reinige ich meine Ausrüstung und breite sie explosionsartig in meinem Zimmer aus.
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                          #13
                          23.08.2024 Ruhetag

                          Der heutige Tag läuft gaaaanz entspannt. Ich schlafe lange, frühstücke entspannt und toure etwas durch die Stadt. Dabei kaufe ich noch etwas Nordic Summer für einen Bekannten ein, bevor es traditionell zu Bastard Burger geht. Danach will ich eigentlich ins Kino, es kommt aber nicht spannendes. Drum plane ich noch eine Wanderung für den kommenden Tag und hau mich dann hin


                          24.08.2024 Wandertag

                          Nach Frühstück geht es bewaffnet mit einem Packsack als Rucksack-Ersatz auf Wanderschaft. Ich habe mir eine Route von der Innenstadt entlang des Gammelstadviken nach Gammelstad, dem alten Zentrum der Stadt Luleå und UNESCO-Welterbe, ausgesucht.

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                          Auf dem Rückweg stoppe ich in Notviken noch auf ein Eis und lasse mich dann noch vom stürmischen Wind durchpusten. Auf dem letzten Stück entlang des Lulefjärden passiere ich dann zwei umgestürzte Bäume und ein Hausboot, das sich losgerissen hat und ans Ufer gedrückt wurde.


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                          25.08.2024 Rückflug

                          Noch ein schnelles Frühstück und dann mit dem Taxi zum Flughafen. Es wirkt, als würde Lappland weinen, dass ich es verlassen muss, so doll regnet es beim Einchecken am Flughafen.

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                          Die Flüge von Luleå nach Hannover mit Zwischenstopps in Stockholm und Kopenhagen verlaufen wenig beeindruckend und bald bin ich wieder zu Hause

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                          Das Leben ist kein Ponyhof!

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                          • Ljungdalen

                            Alter Hase
                            • 28.08.2017
                            • 3276
                            • Privat

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                            #14
                            Wow, ganze Tour auf einen Schlag!

                            Sehr schön, vielen Dank, und gut, dass der fehlende Abschnitt nun für dich geklappt hat.

                            Sulitjelma - Kvikkjokk erinnert mich (in Kombination) an unsere Vater-Töchter-Touren 2011 & 2017. Auch die Etappen sehr ähnlich, aber klar, die bieten sich ja an. Vaimok, immer wieder gerne! (Aber das andere auch ​)

                            Zitat von 5-oclock-charlie Beitrag anzeigen
                            Für mich habe ich aber schon entschieden, immer wieder mit den Helena und Björn zu fahren, wenn ich in Kvikkjokk bin.
                            Ja, auch immer wieder gern, seit 2009. Als Björn meine Tochter und mich 2011 als einzige Fahrgäste spät in der Saison vom Padjelantaleden abgeholt hat, hat er gratis 'nen kleinen Abstecher zum Mierdekjávvre hinzugefügt... er fährt da offensichtlich auch einfach gern. Hoffentlich kann er das noch lange machen; er ist ja immerhin fast 72 (sagt Ratsit...)

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                            • Prachttaucher
                              Freak

                              Liebt das Forum
                              • 21.01.2008
                              • 12051
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Von mir auch vielen Dank für den Bericht, der Erinnerungen weckt. Alles in einem finde ich auch eindrucksvoll.

                              In Pieskeshaure war ich am letzten regulären Öffnungstag in der letzten August-Woche 2024 bei eher schlechtem Wetter. Kulinarisch nicht ganz uninteressant, weil es noch viele Reste gab, die weg mussten. Die nette Dame (aus Stockholm) war dann vermutlich auch noch Sonja.

                              Jäckvik war 2021 bei mir, wobei ich von der anderen Seite her kam (aus Ammarnäs). Damals gab es schon den neuen ICA, der mich am Tourende auch sehr beeindruckte. Gleiche Rückfahrt von da, mit meinem Reisebegleiter ging es in der Pause ins Silvermuseet - gefiel mir gut.

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                              • Kondor
                                Erfahren
                                • 29.12.2022
                                • 123
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Vielen Dank für den schönen Reisebericht! Im letzten Jahr war ich ebenfalls in der Region unterwegs und unsere Routen haben sich am Pieskehaure gekreuzt. Respekt das du alles in so kurzer Zeit fertig schreiben konntest, mein Text wird leider noch länger dauern...

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                                • Goldi
                                  Erfahren
                                  • 11.09.2022
                                  • 252
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Auch von mir vielen Dank für den Bericht. Schön geschrieben. Beim Lesen, wie Du die ganzen Leute immer wieder getroffen hast, denke ich einmal mehr, dass ich hin und hergerissen bin: Ja, das ist schon cool. Trail-Family und so. Man trifft nette Leute. Alle hier haben die gleichen Interessen und die Themen gehen einem nie aus. Man sieht sich immer wieder, es bilden sich automatisch Running-Gags und Insider-Jokes. Einerseits. Andererseits ist die Naturerfahrung so viel intensiver, wenn man mit sich und der Landschaft alleine unterwegs ist. Man ist mit allen Sinnen bei seinen Schritten und dem, was einen umgibt. Die Gedanken werden immer klarer und ruhiger. Und ein paar mal ist es mir auf vielbegangenen Wegen schon so gegangen, dass ich dachte: "Ich würde ja gerne anhalten und ein Foto machen, aber dann überholt mich das Paar wieder, von dem ich mich nach einer kurzen gemeinsamen Strecke und einem netten Gespräch gerade verabschiedet habe, weil sie minimal langsamer sind als ich. Lieber weitergehen und den Vorsprung ausbauen. Sich drei-vier mal am Tag zufällig treffen und smalltalken ist ja ganz lustig, aber alle paar Minuten ist für beide Seiten dann doch zu viel."

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