[NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Riksgränsen. Mein ganz persönlicher Gränsleden.

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  • Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
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    [NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Riksgränsen. Mein ganz persönlicher Gränsleden.

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    Mitreisende

    Mit der für mich üblichen langen Wartezeit möchte ich nun auch wieder einen kleinen Reisebericht hier im Forum beisteuern. Es führte mich dabei ins nördliche Lappland und ich hoffe, dass der Bericht hier für ein wenig Interesse sorgen wird. 😉



  • Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
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    • Meine Reisen

    #2
    Vorwort

    Die Idee für meine Tour hatte ich bereits im Sommer 2020 gehabt. Damals aber konnte ich sie Corona bedingt nicht umsetzen, da Norwegen die Grenzen geschlossen hatte. Auch im Folgejahr wurde wieder nichts daraus. Im nächsten Jahr ging es dann aufgrund eines Jobwechsels nicht und anschließend hatte meine große Alaska Tour in der Brooks Range oberste Priorität. Ich fragte mich schon, ob ich meine Idee jemals würde realisieren können. 😄

    Jetzt aber standen mir endlich keine Hindernisse oder anderen Reisen im Weg um den Plan in die Realität umzusetzen. Dieses Mal sollte es endlich etwas werden, so dass ich diese alte Rechnung würde begleichen können. Und das gute war, dass meine Reisepläne im Großen und Ganzen ja bereits vorhanden waren. Sprich, allzu viel musste ich nicht organisieren.

    Starten würde ich in Kilpisjärvi, von dort dann erstmal für paar Tage dem Nordkalottleden folgen und mich später abseits bekannter Wanderwege durch die Büsche schlagen. Größtenteils querfeldein würde es dann bis nach Riksgränsen, dem Ziel meiner Tour, gehen. Und während der offizielle (und durchaus nicht ganz unbekannte) Wanderweg Gränsleden die norwegisch-schwedische Grenze nur ein einziges Mal überquert, würde ich mich bei dieser Route fast permanent entlang der Grenze bewegen und sie folglich auch häufig passieren. Somit war dies eben eine Art persönlicher Gränsleden für mich. Das erklärt dann auch den Titel dieses Berichts. 😉

    Im Vergleich zur 2020er Planung habe ich dann noch ein paar kleine kosmetische Modifikationen eingebaut und natürlich bin ich dem ursprünglichen Plan unterwegs dann nicht eins zu eins gefolgt. Wann kommt es schonmal vor, dass die tatsächliche Tour haargenau der theoretischen entspricht. Ich glaube bei mir war das noch nie der Fall. Die gelaufene Tour kann jedenfalls UNTER DIESEM LINK betrachtet werden kann.

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    • Mortias
      Fuchs
      • 10.06.2004
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      • Meine Reisen

      #3
      Tag 1 (05.08.)

      Im Vergleich zu meinen früheren Lapplandtouren ging die Anreise diesmal nicht über Schweden, sondern Norwegen. Über Oslo sollte es nach Tromsø gehen und von dort dann mit dem Bus nach Kilpisjärvi. Insgesamt versprach die Anreise sehr entspannt zu werden. Mittags ging mein Flug von München aus und in Oslo würde ich über 1 ½ Stunden Zeit zum Umsteigen haben. So zumindest in der Theorie.


      Rucksack ist gepackt. Auf geht’s.

      Die erste unangenehme Überraschung kam dann nämlich beim Einchecken in München, als mir gesagt wurde, dass ich in Oslo den Rucksack erneut würde einchecken müssen, da dies ja kein EU-Gebiet ist. Das kam jetzt unerwartet und hat meine Stimmung doch etwas getrübt. Zusätzlich getrübt wurde die Stimmung dann noch durch die Tatsache, dass mein Flieger Verspätung hatte. Das würde in Oslo ziemlich eng werden.

      Als ich dann mit einer halben Stunde Verspätung in Oslo landete und eine gefühlte halbe Ewigkeit am Gepäckband auf meinen Rucksack wartete, wurde mir langsam klar, dass ich den Flug nach Tromsø wohl verpassen würde. Prophylaktisch suchte ich bereits nach weiteren Flügen, als dann endlich mein Rucksack kam. Mir blieben noch 20 Minuten bis zum Schließen das Gates. Ich schnappte mir also meinen Rucksack, rannte raus und zum nächsten SAS-Gepäckschalter. Glücklicherweise war der Flughafen sehr übersichtlich und am Schalter grad kein anderer Passagier. Gestresst fragte ich ob es noch nicht zu spät sei meinen Rucksack abzugeben, worauf mir gesagt wurde, dass es noch passe, weil der Flug Verspätung hat. Der Security-Check ging dann auch sehr flott, so dass ich kurze Zeit später hocherleichtert am Gate war. Ich würde meinen Flug nach Tromsø also doch nicht verpassen. Schwein gehabt.

      Als der Flieger dann abhob freute ich mich schon auf die Aussicht. Mir ist noch gut mein Flug nach Bodø 2019 in Erinnerung, der landschaftlich unheimlich spektakulär war und mich schon richtig in Stimmung für meine damalige Tour gebracht hat. Aber auf einen solchen Stimmungsbooster musste ich diesmal verzichten, denn leider verdeckten Wolken einen Großteil der unter mir vorbeiziehenden Landschaft. Erst beim Einflug nach Tromsø klarte es auf. Das war aber auch schon ein echt toller Anblick.


      Suboptimale Aussicht im Flieger


      Ein bisschen was habe ich dann aber schon noch gesehen von der Landschaft.


      Anflug auf Tromsø

      Vom Flughafen nahm ich dann den Bus in die Innenstadt. Dort checkte ich im Quality Hotel Saga ein. Einem eher zweckmäßigem, aber dafür sehr gut gelegenen Hotel. Anschließend lief ich noch ein wenig durch die Stadt, setzte mich später auf eine Bank und genoss die Abendstimmung. Die Sonne ging erst gegen halb 11 unter und auch danach war es noch lange hell. So kenne und so liebe ich die Sommernächte im hohen Norden. Ich war froh jetzt planmäßig hier angekommen zu sein.


      Einchecken im Hotel


      Abendstimmung in Tromsø


      Sah teilweise ganz nett aus.


      Sonnenuntergang gegen halb 11

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      • Mortias
        Fuchs
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        • Meine Reisen

        #4
        Tag 2 (06.08.)

        Der heutige Tag war als Puffertag eingeplant. Sprich ich würde mir irgendwie die Zeit in Tromsø totschlagen müssen. Das lag einfach daran, dass ich noch Gas für meinen Kocher kaufen musste. Gestern Abend hatten die Fachgeschäfte bereits geschlossen und der Bus nach Kilpisjärvi fährt wiederrum bereits vorm Öffnen der Geschäfte los. Also brauchte ich diesen einen zusätzlichen Tag. Aber wirklich gestört hat mich das nicht. So hatte ich immerhin noch einen gemütlichen freien Tag, den ich dann ganz entspannt in Tromsø verbringen konnte.


        Domkirche von Tromsø

        Glücklicherweise war heute fabelhaftes Sommerwetter und ein paar kleine Sehenswürdigkeiten hatte die Stadt dann schon zu bieten. Als erstes schaute ich mir das Polaria an. Hierbei handelt es sich um ein nettes arktisches Aquarium, in dem es dann auch eine recht unterhaltsame Robbenfütterung gab.


        Polaria


        Robbenfütterung

        Anschließend lief ich durch die Stadt und steuerte die Eismeerkathedrale am anderen Ufer des Fjords an. Von außen war sie ein recht markantes und ansehnliches Gebäude. Aber von innen war es dann nicht ganz so spektakulär. Dafür dann umgerechnet 8 € Eintritt zu zahlen fand ich schon recht happig.


        Netter Aussichtspunkt


        Blick zur Eismeerkathedrale


        Eismeerkathedrale


        Von innen nicht sonderlich beeindruckend

        Im Anschluss suchte ich einen kleinen Park direkt am Wasser auf, setzte mich auf eine Bank, las ein wenig, beobachtete die vorbeifahrenden Schiffe und genoss einfach das schöne Wetter. In der Summe würde ich sagen, dass man durchaus mal einen Tag hier verbringen kann, aber länger muss es dann auch nicht sein. Sonderlich spektakulär ist die Stadt jetzt nicht. Aber glücklicherweise würde ja morgen früh der Bus nach Kilpisjärvi losfahren. Dann würde meine Tour endlich losgehen. 😎


        Schicker Rastplatz. Und war auch überhaupt nichts los hier.


        Blick auf die Tromsøbrücke


        Schiff ahoi


        Blick von der Tromsøbrücke nach Süden


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        • Mortias
          Fuchs
          • 10.06.2004
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          • Meine Reisen

          #5
          Tag 3 (07.08.)

          Morgens um 7:05 Uhr würde der Bus heute losfahren. Praktischerweise lag der Busbahnhof direkt neben meinem Hotel (was auch das ausschlaggebende Kriterium bei der Buchung gewesen ist). Ein wenig müde war ich natürlich schon, als der Bus dann planmäßig losfuhr. Für ca. 2 Stunden ging es nun an der Küste mit einer durchaus spektakulären Fjordlandschaft entlang, bis der Bus dann bei Skibotn ins Binnenland abbog.


          Fjordlandschaft kurz vor Skibotn

          Um 10:30 Uhr Ortszeit (Finnland liegt ja in eine Zeitzone vor der MESZ) war ich dann in Kilpisjärvi, dem Startort meiner Tour angekommen. Ich schnappte mir meinen Rucksack und endlich konnte der Spaß beginnen. Wobei die ersten paar Kilometer weniger eher spaßig waren, da ich erstmal direkt an der Straße laufen musste. Ich hätte zwar auch den richtigen Wanderweg nehmen können, aber das wäre wiederrum ein kleiner Umweg gewesen, auf den ich auch keine Lust hatte. Aber immerhin schien die Sonne, auch wenn es ziemlich windig war.


          Tourbeginn in Kilpisjärvi


          Nerviges Wandern auf der E8


          Ich war scheinbar nicht der Einzige, der die Straße genutzt hat. 😉

          Nach einer halben Stunde traf ich dann endlich auf den Nordkalottleden. Nur würde es also richtig in die Natur reingehen. Endlich. Langsam ließ ich dann auch die Birkenwälder hinter mir und stieg in die Tundra hinauf. Der Weg war breit ausgetreten und ständig begegneten mir andere Wanderer. Davon auch viele Tagestourenwanderer mit kleinem Rucksack. So richtig genießen konnte ich diesen Abschnitt irgendwie nicht. Landschaftlich war es zwar gar nicht so schlecht, besonders der Blick auf den bläulich in der Sonne schimmernden Ylinen Kilpisjärvi konnte sich durchaus sehen lassen. Aber trotzdem hatte ich das Gefühl einfach noch nicht so richtig in der Natur angekommen zu sein. Die Hektik hier hat es mir echt schwer gemacht mal richtig runterzukommen und abzuschalten. Davon abgesehen fiel mir auf, dass die Birken teilweise bereits eine leichte Herbstverfärbung aufwiesen. Für Anfang August eher unüblich. Aber in Tromsø habe ich gestern noch etwas von Waldbränden hier in der Region gelesen. Vermutlich war es die letzten Wochen recht trocken, so dass sich die Birken auch früher als sonst verfärbt haben.


          Nordkalottleden. Oder auf Finnisch halt Kalottireitti.


          Blick zum Siilasjärvi


          Erste Pause auf dieser Tour


          Breit ausgetretener Wanderweg


          Bisschen Aussicht gab es hier schon.


          Ylinen Kilpisjärvi


          Landschaftlich ein schicker Abschnitt…


          ... aber leider war auch extrem viel los.

          Als ich dann aber meinen ersten Blick auf den Golddajavri werfen konnte, kam nun doch endlich mal ein Ansatz von Euphorie auf. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Dreiländereck, dem berühmten Treriksröset. Auf diesen Ort habe ich mich im Voraus schon extrem gefreut. Und nach einem kurzen Abstecher durch den Wald stand ich nun an dem Punk wo Finnland, Schweden und Norwegen aufeinandertrafen. Mit dem Golddajavri und den markanten Bergen Norwegens im Hintergrund war das wirklich eine fantastische Kulisse. Aber auch hier herrschte ein ziemlich reger Betrieb. Ich war bei weitem nicht der einzige und musste erstmal über 10 Minuten warten, bis der Grenzstein endlich freu war und ich einige Fotos machen konnte.


          Erster Blick zum Golddajavri


          Der Weg führte nun an der finnisch-norwegischen Grenze entlang.


          Am Treriksröset


          Der Blick Richtung Norwegen war schon genial. Besonders der markante Barras stach echt hervor.

          Anschließend suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen und genoss erstmal meine Mittagspause bei strahlendem Sonnenschein. So lob ich mir das. Gut gestärkt ging es nun weiter. Nun aber auf schwedischer Seite. Der Weg war hier deutlich schmaler und jetzt begegneten mir auch erstmal keine anderen Wanderer mehr. Anscheinend liefen die meisten Tagestourenwanderer nur bis zum Treriksröset, was ja auch völlig nachvollziehbar ist. Mich störte das jedenfalls überhaupt nicht. Ich kam nun wieder aus dem Wald in die Tundra und genoss den Fernblick der sich mir bot. Nun endlich hatte ich das Gefühl richtig in der Natur angekommen zu sein und die Hektik hinter mir zu lassen.


          Toller Platz für eine Mittagspause


          Ja das hat die Laune echt gehoben. 👍


          Es gab hier noch ein paar weitere Grenzmarkierungen.


          Blick zurück in den Wald


          Wunderbare Fernsicht

          Sonderlich anspruchsvoll war das Wandern hier nicht. Es ging langsam aber stetig am Duoibal bergauf. Was aber doch etwas anstrengend war, war der starke Wind der hier wehte. Trotz des Sonnenscheins war es dadurch etwas ungemütlich. Aber dafür freute ich mich darüber wieder die charakteristische Weite des Fjälls aufsaugen zu können. Das war ja etwas, was bei meiner Alaska Tour im Vorjahr etwas zu kurz gekommen ist. Aber nun konnte ich es nachholen und genoss es einfach hier sein zu können.


          Beim Aufstieg am Duoibal


          Jetzt ging es durch eine typische offene Fjälllandschaft.

          So ging es stetig in einem angemessenen Tempo voran. Gegen 17 Uhr kam ich zu dem Bach an dem ich ursprünglich vorgehabt hatte mein Zelt aufzustellen. Aber mir war noch nicht nach Zelten zumute. Lieber wollte ich noch ein bisschen Strecke schaffen. Der Wind nervte zwar schon etwas, aber ansonsten konnte ich mich über die Bedingungen echt nicht beschweren. Also lief ich noch etwa zwei Stunden weiter, bis ich den Ruovddasvaggejavri erblickte. Da direkt am See bereits andere Wanderer campten entschied ich mich dafür ein bisschen oberhalb davon an einem Bach mein Zelt aufzuschlagen. Wenn ich schon in der Wildnis bin, dann find ich es auch besser abends meine Ruhe zu haben.


          Der Wind ließ sich auf dem Foto natürlich nicht einfangen, aber er pustete schon ganz ordentlich.


          Ruovddasvaggejavri voraus

          So saß ich dann gemütlich bei der Abendsonne im Gras und verzehrte mein erstes Abendbrot auf dieser Tour. In der Summe kann ich mit dem Tag echt zufrieden sein. Ich bin besser vorangekommen als erwartet und hatte mittlerweile auch das Gefühl mental wieder voll in der Natur drin zu sein. Von daher blickte ich der vor mir liegenden Tour mit Freude und einer ordentlichen Prise Optimismus entgegen.


          Erster Zeltplatz auf dieser Tour


          Gemütlich im Gras sitzen während das Essen langsam koch. Sowas liebe ich am Outdoorleben.


          Abenddämmerung. Einen richtigen Sonnenuntergang gab's von hier leider nicht zu sehen.

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          • Fjellfex
            Fuchs
            • 02.09.2016
            • 1646
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            • Meine Reisen

            #6
            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
            ich hoffe, dass der Bericht hier für ein wenig Interesse sorgen wird. 😉
            Fishing for compliments! Natürlich interessiert ein Bericht aus einer Ecke mit wenig Lesefutter brennend.
            Und du gibst ja richtig Gas ... von 0 auf Tag 3 in ein paar Stunden.
            Geniale Landschaft im Superwetter...

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            • Moltebaer
              Freak

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              Liebt das Forum
              • 21.06.2006
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              • Meine Reisen

              #7
              Bin mal gespannt auf Deine Wegführung. Es wird nicht der Nordkalotten werden, sondern was eigenes?
              Wandern auf Ísland?
              ICE-SAR: Ekki týnast!

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              • Ljungdalen

                Alter Hase
                • 28.08.2017
                • 3267
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Zitat von Moltebaer Beitrag anzeigen
                Bin mal gespannt auf Deine Wegführung. Es wird nicht der Nordkalotten werden, sondern was eigenes?
                Ja, in der Einleitung war/ist doch ein Link auf den Track. Bin auch gespannt, besonders auf den Abschnitt nördlich des Torneträsk... und bis Riksgränsen (statt einfach nach Björkliden raus) geht dann ja auch nicht jeder...

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                • zilka

                  Erfahren
                  • 29.06.2017
                  • 419
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Da bin ich dabei! Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. Das Wetter zu Beginn schaut ja schon mal toll aus, den Barras habe ich so noch nie sehen können.
                  zilka

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                  • Blahake

                    Vorstand
                    Fuchs
                    • 18.06.2014
                    • 1918
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Oh fein, oh fein, da les' ich mit und träume mich in den Norden!

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                    • Bottoey

                      Erfahren
                      • 15.06.2013
                      • 208
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen

                      Ja, in der Einleitung war/ist doch ein Link auf den Track. Bin auch gespannt, besonders auf den Abschnitt nördlich des Torneträsk... und bis Riksgränsen (statt einfach nach Björkliden raus) geht dann ja auch nicht jeder...
                      👍​ ich erstmal. Hab mich da in Inset von einer Idee abraten lassen.

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                      • Mortias
                        Fuchs
                        • 10.06.2004
                        • 1261
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                        Fishing for compliments! Natürlich interessiert ein Bericht aus einer Ecke mit wenig Lesefutter brennend.
                        Und du gibst ja richtig Gas ... von 0 auf Tag 3 in ein paar Stunden.
                        Geniale Landschaft im Superwetter...
                        Hehehe, es geht doch nichts über ein bisschen Angeln. 😉 Aber das mit dem Gas geben täuscht etwas. 😄 Hab den ganzen Text bereits im Vorfeld in einem Word Dokument ausformuliert inklusive umfangreicher Korrekturen und Verbesserungen. Nur das Einfügen der Bilder kommt jetzt noch als letztes hinzu. Aber ich werd mir zumindest Mühe geben und versuche mir mit den Fortsetzungen nicht allzuviel Zeit zu lassen.

                        Zitat von Moltebaer Beitrag anzeigen
                        Bin mal gespannt auf Deine Wegführung. Es wird nicht der Nordkalotten werden, sondern was eigenes?
                        Jo, größtenteils zumindest was eigenes. Aber ein kleines bisschen Nordkalottleden war ja auch mit dabei.​

                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                        Ja, in der Einleitung war/ist doch ein Link auf den Track. Bin auch gespannt, besonders auf den Abschnitt nördlich des Torneträsk... und bis Riksgränsen (statt einfach nach Björkliden raus) geht dann ja auch nicht jeder...
                        Korrekt beobachtet. 👍 Die gelaufene Route habe ich gleich zu Anfang verlinkt. Und dann hoffe ich natürlich, dass ich Deine Vorfreude auf den Abschnitt nördlich des Torneträsk nicht enttäuschen werde. Im Vorfeld war das der Abschnitt auf den ich mich tatsächlich am meisten gefreut habe. 😎​

                        Zitat von zilka Beitrag anzeigen
                        Da bin ich dabei! Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. Das Wetter zu Beginn schaut ja schon mal toll aus, den Barras habe ich so noch nie sehen können.
                        zilka
                        Vielen Dank. Den Blick auf den Barras fand ich auch extrem cool. Und ohne jetzt zuviel zu spoilern, kann ich bereits verraten, dass das Wetter im Laufe der Tour meist nicht ganz so toll gewesen ist wie noch am ersten Tag. 😅

                        Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                        Oh fein, oh fein, da les' ich mit und träume mich in den Norden!
                        Das freut mich sehr zu lesen. 😊​
                        Zitat von Bottoey Beitrag anzeigen
                        👍​ ich erstmal. Hab mich da in Inset von einer Idee abraten lassen.
                        Das ist natürlich schade. Was hast Du denn vorgehabt? Und was hat dann dagegenen gesprochen? 🤔​​​
                        Zuletzt geändert von Mortias; 06.04.2025, 18:57.

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                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1261
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Tag 4 (08.08.)

                          Wie vom Wetterbericht vorhergesagt begrüßte mich heute Morgen die Sonne. Das versprach also wieder ein schöner Tag zu werden. Allerdings zog der Himmel dann immer mehr zu und als ich gegen kurz nach 10 aufbrach, sah es leider nicht mehr ganz so fein aus. Tja, und mit dem aufgekommenen Wind was es mit einem Mal längst nicht mehr so angenehm wie erhofft. Scheinbar wieder ein Beispiel dafür, dass auf den Wetterbericht nicht allzu viel Verlass ist.


                          Sonniger Morgen


                          Beim Aufbruch war es dann leider nicht mehr so sonnig.

                          Aber egal, immerhin hatte ich erstmal einen recht leichten Weg vor mir. Nach einem kleinen Aufstieg zur nächsten Hügelkuppe eröffnete sich mir nun ein schicker Ausblick Richtung Pältsastuga und dem westlich davon gelegenen Gebirgsmassiv mit dem Bergen Pältsan, dem Moskkugaisi und dem Juoksavatnjunni. Dort würde ich nachher noch lang gehen. Jetzt aber hieß es erstmal zur Hütte abzusteigen. Schwierig war dies nicht und gegen halb 12 machte ich eine kleine Pause bei der Brücke übern Bealcanjohka.


                          Nettes Gebirgsmassiv


                          Beim Abstieg zur Pältsastuga


                          Pältsastuga


                          Nahe Kiruna finden im Herbst und Winter regelmäßig Raketenstarts statt. Und in diesem Bereich findet dann der planmäßige Abwurf der einzelnen Stufen statt. Daher auch die formelle Warnung. Zum Glück besteht im Sommer aber keine Gefahr.


                          Bealcanjohka

                          Hier würde ich den Nordkalottleden jetzt erstmal verlassen und querfeldein ins Bealcanvaggi aufsteigen. Landschaftlich erinnerte es mich ein klein wenig an das erste Seitental nach dem Hulahula River bei meiner Alaska Tour im Vorjahr. Zumindest redete ich es mir ein, da ich nun ein klar definiertes Tal mit steileren Hängen zu beiden Seiten vorfand und keine offene Hügellandschaft. Allerdings galt es jetzt erstmal vernünftig das Tal hochzukommen. Der Boden war hier mit dichtem Gestrüpp bewachsen und auch wenn der Anstieg nur sehr moderat verlief, so war es doch ziemlich anstrengend. Ich hatte den Eindruck kaum vom Fleck zu kommen und begann schon meine Entscheidung, den Nordkalottleden verlassen zu haben, etwas zu bereuen.


                          Bealcanvaggi

                          Aber glücklicherweise wurde es weiter oben im Tal besser und ich lief nun über eine von zahlreichen Blaubeersträuchern gesäumte Wiesenlandschaft. An einem namenlosen See auf 780 m wollte ich dann eigentlich meine verspätete Mittagspause einlegen. Mittlerweile war es schon halb drei und ich war ziemlich hungrig. Doch gerade als ich mich hinsetzen wollte, spürte ich die ersten Regentropfen. Ein sehr beschissenes Timing. Weiterlaufen wollte ich aber auch nicht, also schlug ich schnell mein Zelt auf und verbrachte dort dann meine Mittagspause. Das hatte ich mir definitiv anders vorgestellt.


                          Blaubeeren gab’s hier wirklich in Hülle und Fülle


                          Im Bealcanvaggi



                          Hier gabs mal bisschen Hochgebirgslandschaft zu bewundern.


                          Namenloser See auf 780 m


                          Verregnete Mittagspause

                          Zum Glück hielt der Regen nicht lange und ich konnte mich an den Aufstieg zum Pass machen. Knappe 300 Höhenmeter galt es dafür zu überwinden. Mein erster richtiger Pass auf dieser Tour. Aber wenn ich an die Pässe bei meiner Alaska Tour zurückdenke, so war dies hier ein reinstes Zuckerschlecken. Schwierigkeiten oder Gefahren gab es keine und der Ausblick von dort oben Richtung Norden war wirklich lohnenswert. Allerdings pfiff hier auch wieder ein extrem starker Wind. Vorhin, beim Aufstieg, war ich noch relativ gut davor geschützt, aber nun war ich ihm mit voller Kraft ausgesetzt. Gemütlich war das nicht gerade.


                          Blick zum Pass


                          Beim Aufstieg mit Blick zurück ins Bealcanvaggi


                          Passhöhe auf 1062 m


                          Blick nach Norden. Unten ist der Njearrejavri zu sehen.


                          Beeindruckender Blick ins Signaldalen

                          Folglich blieb ich auch nicht länger als nötig. Ich schoss ein paar Bilder und pausierte kurz hinter einem größeren Stein. Dann ging es auch wieder runter. Der Abstieg auf der anderen Seite war wirklich ein Kinderspiel und eh ich es mich versah, war ich auch wieder unten im Tal. Und nach einigen Kilometern traf ich dann auch wieder auf einen regulären Wanderweg, wo ich dann kurze Zeit später die Grenze zu Norwegen überquerte. Die Grenzmarkierungen hier waren wirklich nicht zu übersehen.


                          Beim Abstieg


                          Kurz überlegte ich hier zu Zelten. Bei gutem Wetter wäre der Platz echt genial gewesen. Aber schlussendlich war es mir einfach noch zu früh.


                          Unten im Tal angekommen


                          Grenzmarkierung

                          Ich folgte dem Weg noch ein Stückchen das Tal hinauf und entschied mich dann vor der nächsten kleinen Passhöhe mein Zelt aufzustellen. Es begann hier bereits ziemlich steinig zu werden und ich konnte mir ausmalen, dass es weiter oben nicht leichter werden würde mit der Zeltplatzsuche. Aber auch hier war es aufgrund des Windes nicht so leicht. Mein Akto ist zwar durchaus sturmfest, nur wollte ich es auch nicht über Gebühr strapazieren (zumal das Zelt auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat). Somit wollte ich eine wenigstens halbwegs windgeschützte Stelle suchen.


                          Auf dem kleinen See lassen sich gut die Wellen ausmachen. Windstill war es wirklich nicht.

                          Um halb 8 stand das Zelt dann endlich und ich war trotz der rauen Wetterbedingungen happy, dass ich auch heute wieder mehr als geplant geschafft hatte. Somit habe ich mir bereits einen netten Vorsprung herausgelaufen. Der war aber auch hilfreich, da meine Gesamtroute schon etwas ambitioniert war und ich sie nur schaffen würde, wenn ich jeden Tag ausreichend Strecke zurücklegen würde. Und das Wetter machte mir schon ein bisschen Sorgen. Heute hätte es laut Wetterbericht eigentlich noch richtig schön sein sollen, während für die nächsten Tage viel Regen angekündigt war. Wer weiß also, wie es die nächsten Tage werden würde und wie sich das aufs Vorankommen auswirkt.


                          Man kann gut erkennen, wie der Wind gegen das Zelt pustet. Aber einen wirklich windstillen Zeltplatz gab es leider nicht.


                          Bei solchen Bedingungen habe ich mein Abendessen natürlich nicht draußen zubereitet.


                          Außerhalb des Zeltes war es nun etwas ungemütlich und frisch.


                          Ein Anflug von Dämmerung schien durch die Wolkendecke hindurch.

                          Kommentar


                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1261
                            • Privat

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                            #14
                            Tag 5 (09.08.)

                            Groß geändert hat sich die Wind- und Wetterlage leider nicht. Irgendwie überraschte mich das nicht. Dennoch hatte ich Lust auf die vor mir liegende Etappe. Besonders auf den ersten Abschnitt am Isdalsfjell vorbei und dann ins Isdalen runter. Dieses Hochgebirgstal sah auf der Karte schon durchaus reizvoll aus. Und enttäuscht wurde ich wirklich nicht. Trotz der tiefhängenden Wolken sahen die Bergflanken des Isdalsfjells zu meiner Rechten wirklich beeindruckend aus. Karg und abweisend aber gleichzeitig eben auch wild und schön.


                            Aufbruch um kurz vor halb 11


                            Blick zum Isdalsfjell


                            Schade nur, dass die Wolken so tief hingen und den Blick auf den Gipfel nicht freigaben.

                            Auf der Passhöhe durchlief ich eine karge, von kleinen Moränenhügeln geprägte Steinlandschaft. Vermutlich war in früheren Zeiten hier alles vergletschert. Der Name Isdal, also Eistal, deutet zumindest stark darauf hin. Vor allem fand ich krass, dass ich mich nur auf knapp 1000 Höhenmetern bewegte. Von den landschaftlichen Gegebenheiten her kam es mir deutlich höher vor. Richtig schön hochalpin. Dieser Abschnitt hat mir wirklich gut gefallen.


                            Interessante Wegmarkierungen


                            Passhöhe auf etwa 980 m


                            Schicker namenloser See

                            Langsam ging es nun bergab und die Grünflächen nahmen wieder zu. Weiter unten erwartete mich dann ein langer und überaus ebener Wiesenabschnitt. Dort war das Wandern wirklich einfach, so dass ich extrem gut vorankam. Am späten Vormittag gönnte ich mir dann eine kleine Pause, legte mich ins Gras und genoss einfach mal den Moment. Genau diese Augenblicke des intensiven Innehaltens, in denen ich die Natur auf mich wirken lasse, sind immer das Sahnehäubchen bei meinen Touren. Dann kann ich immer richtig schön abschalten. Und genau so etwas habe ich beispielsweise am Anfang der Tour (also bis zum Treriksröset) klar vermisst. Wenn zu viele Leute unterwegs sind, ist mir einfach alles zu hektisch und ich komme nicht zur Ruhe und fühle mich oft getrieben. Nun sah es aber zum Glück ganz anders aus.


                            Abstieg ins Isdalen


                            Sehr angenehme Wanderbedingungen


                            Ich würd mal sagen diese Herrschaften haben echt einen tollen Zeltplatz gefunden.


                            Super entspannte Pause

                            Kurz vor der Rostahytta stieß ich dann wieder auf den Nordkalottleden. Ich war jedenfalls unheimlich froh darüber den kleinen Abstecher gemacht zu haben. Ich denke wäre ich nur dem eigentlichen Weg gefolgt, wäre es landschaftlich deutlich langweiliger gewesen. Jetzt näherte ich aber der erste Schauer des heutigen Tages. Zum Glück war er nicht sonderlich stark. Und außerdem war die Hütte nicht mehr weit. Dort konnte ich dann auf einer Bank, die durch die Hütte gut vom Regen abgeschirmt war, meine Mittagspause einnehmen Das war natürlich Gold wert. Ich merke einfach, dass es mir doch sehr wichtig ist, dass ich irgendwann am Tag die Möglichkeit bekomme in Ruhe mein Mittagessen einzunehmen. Zudem hatte ich noch ein paar nette und interessante Gespräche mit den Norwegern hier. Größtenteils waren es Angler. Einer davon war schon um die 80 und in Begleitung seiner Tochter unterwegs. Wirklich großen Respekt, dass er in dem Alter noch so fit und aktiv war.


                            Die beiden Wanderer waren in kurzer Hose unterwegs. Das fand ich bei dem Wetter schon sehr mutig.


                            Rostahytta in Sicht. Regenschauer aber leider auch.


                            Rostahytta


                            Mittagspause im Trockenen

                            Auf der anderen Seite des Rostaelvas ging’s nun wieder moderat bergauf. Es war wieder trocken, ich war gut gestärkt und zudem voller Motivation. Vom Hang aus hatte ich zudem einen schönen Blick zurück zum Isdalen. Zwar alles wolkenverhangen, aber ich konnte mich trotzdem nicht beschweren. Wichtig ist ja einfach, dass man das Wandern möglichst genießen kann. Und das war grad definitiv der Fall.


                            Rostaelva


                            Bei Aufstieg auf der anderen Talseite


                            Blick zurück Richtung Isdalen

                            Dieser Genuss hielt aber nur solange an, bis ich auf ca. 750 m auf eine offene Plateaufläche kam. Hier wehte wieder ein ungemütlich starker Wind. Und außerdem kündigten erste Regentropfen den nächsten Schauer an. Also wurden wieder die Regensachen angezogen. Nun wurde das Wandern deutlich schleppender. Zwar war der Anstieg weiterhin nur sehr moderat, aber dennoch hatte ich das Gefühl einfach nicht voranzukommen. Die Landschaft erschien mir recht monoton, der Gegenwind strengte unheimlich an und ich spürte einfach eine generelle Erschöpfung. Aber bis zu den Gassavakkejavrrit Seen wollte ich es heute schon noch schaffen. Dort, versprach ich mir, würde ich dann mein Zelt aufstellen und mich entspannen können.


                            Hier wurde es dann wieder richtig windig.


                            Ausgetrocknetes Flussbett


                            Mühsamer und zäher Aufstieg


                            Meine Laune war daher grad etwas verhalten. 🙄

                            Tja, zumindest dachte ich das. Als ich dann aber endlich die Seen erreicht hatte, wehte mir ein dermaßen starker Wind ins Gesicht, dass mir schnell klar war, dass es höchst unklug wäre hier mein Zelt aufzustellen. Eine solche extreme Sturmbelastungsprobe wollte ich meinem Akto definitiv nicht zumuten. Dennoch suchte ich beim Weitergehen immer wieder nach eventuell windgeschützten Stellen. Nur leider ohne Erfolg. Am Ausfluss des hinteren Sees ging ich dann nochmal gründlich die Landschaft ab. Nur waren die wenigen Plätze, die guten Windschutz boten leider allesamt zu uneben und steinig. Hier würde ich definitiv nichts finden. Sehr ärgerlich.


                            Am vorderen der beiden Gassavakkejavrrit Seen


                            Einer der wenigen windgeschützten Plätze. Leider aber zum Zelten nicht geeignet.


                            Am Ausfluss des hintern Sees


                            Schade, dass es hier keinen Zeltplatz gefunden habe. Bei weniger windigen Bedingungen wäre das sonst echt ein schöner Ort gewesen.

                            Mittlerweile war es schon 19 Uhr und eigentlich wollte ich gerne Schluss machen. Aber mir blieb nichts anderes übrig als weiterzugehen und bei den nächsten Gewässern auf mehr Glück zu hoffen. Bis dahin waren es aber nochmal ca. drei Kilometer. Naja, sich beschweren nützte nichts, also lief ich einfach weiter. So würde ich heute immerhin wieder ordentlich Strecke zurücklegen und mir einen weiteren Vorsprung zum eigentlichen Routenplan herauslaufen können.


                            Blick zurück


                            Steinige Passhöhe

                            Nachdem ich dann einen kleinen Pass überquert hatte, erreichte ich gegen 20 Uhr einen kleinen Bach mit angenehm ebener Wiesenfläche wo zudem glücklicherweise deutlich weniger Wind pfiff als noch am Gassavakkejavrrit. Es war somit definitiv die richtige Entscheidung weitergelaufen zu sein. Jetzt aber war ich ziemlich kaputt und wollte mich einfach nur noch erholen. Was für ein unerwartet anstrengender Tag das doch war.


                            Abstieg zum nächsten See


                            Endlich Feierabend


                            Zuletzt geändert von Mortias; 16.04.2025, 19:54.

                            Kommentar


                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1261
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                              #15
                              Tag 6 (10.08.)

                              Heute Morgen war ich erst recht froh darüber gestern noch den kleinen Pass genommen zu haben. Denn mein Zelt befand ich sich einer einzigen Nebelwand und ich Sicht war auf vielleicht gerade mal 25 m beschränkt. Zwar war der Weg über den Pass mit Steinmännchen markiert gewesen, aber bei der schlechten Sicht wäre die Chance hoch gewesen die Markierungen trotzdem zu verfehlen. Jetzt hatte ich jetzt erstmal nur einen kleinen Abstieg vor mir, wo der Weg hoffentlich gut zu finden war. Zudem beschloss ich nun erstmal im Zelt auf eine Wetterbesserung abzuwarten. Gerade dafür hatte ich ja den Puffer herausgelaufen.


                              Morgens um 8 Uhr. Noch war die Sicht in Ordnung. Aber kurze Zeit später zog es dann zu.


                              Aufbruch im Nebel

                              Als es am späten Vormittag aber nicht besser wurde, beschloss ich trotzdem aufzubrechen. Lange untätig im Zelt zu liegen gefällt mir einfach nicht. Immerhin ließ sich der Weg ließ gut finden und war leicht zu folgen. Und es dauerte auch nicht lange, da war ich unter der Nebelwand und hatte wieder etwas klarere Sicht. Von daher war es definitiv die richtige Entscheidung aufgebrochen zu sein.


                              Gut zu findende Wegmarkierung


                              Endlich wieder bisschen bessere Sicht.

                              Ich näherte mich nun der Dærtahytta und da mal wieder ein Regenschauer runterkam, beschloss ich einfach mal zu gucken ob ich in eine der Hütten Unterschlupf finden konnte. Und tatsächlich, eine der Hütten war nicht abgeschlossen und von einem deutschen Ehepaar und einer norwegischen Familie besetzt. Ich fragte ob es OK sei, wenn ich den Regenschauer hier abwettere und setzte mich dann zu den beiden Landsleuten. Definitiv die richtige Entscheidung, denn diesmal kam ordentlich was runter. Zudem hatte ich ein nettes Gespräch mit denen. Sie waren auf dem Nordkalottleden in umgekehrter Richtung unterwegs und hatten dadurch hatten das Glück länger von der Schönwetterphase profitiert zu haben. Und angeblich, so meinten sie, solle sich das Wetter die nächsten Tage auch wieder bessern. Naja, abwarten. Da ich unterwegs permanent offline bin, konnte ich das nicht nachprüfen.


                              Dærtahytta

                              Als sich nach etwa einer Stunde der Schauer wieder beruhigte lief ich weiter. Im Vergleich zu den anderen Hüttenbewohnern wollte ich heute keinen kompletten Ruhetag einlegen, sondern noch einiges an Strecke bewältigen. Dafür galt es aber erstmal einen etwas steinigen Abschnitt zurückzulegen. Das Südufer des Cievccasjavri Zuflusses war nämlich ziemlich verblockt und von Moränenhügeln durchzogen. Aber das deutsche Ehepaar in der Hütte hatte mich diesbezüglich bereits vorgewarnt, so dass ich nicht allzu überrascht war.


                              Beim Aufbruch war sogar ein Ansatz von Sonne zu sehen.


                              Cievccasjavri

                              Südlich des Cievccasjavri besserte sich die Bodenbeschaffenheit dann zum Glück wieder. Dafür find es erneut an zu regnen. Das passte mir grad gar nicht, da es bereits 15 Uhr war und ich noch keine Mittagspause gemacht habe. Vielleicht hätte ich doch bereits schon in der Hütte etwas essen sollen. Jetzt aber galt es zu improvisieren und ich suchte mir einen großen Felsblock, wo ich an der windabgewandten Seite einigermaßen vom Regen geschützt war. Gemütlich war das nicht, aber immerhin hatte ich jetzt die Möglichkeit halbwegs trocken mein Mittag einzunehmen.


                              Der nächste Schauer ließ nicht lange auf sich warten.


                              An diesem Stein habe ich dann meine Mittagspause gemacht.


                              Ich würd mal sagen besser als nichts.

                              Und zum Glück hörte der Regen bald wieder auf, so dass ich jetzt gestärkt und halbwegs erholt weiterlaufen konnte. Allerdings sah ich bereits die nächsten Regenwolken herbeikommen. Das war nur eine Frage der Zeit. Und dann hatte ich bereits den Salat. Denn diesmal kam wieder ein extrem langer und heftiger Schauer runter. Das einzig Gute war nur, dass der Wanderweg keinerlei Schwierigkeiten bot und ich somit einfach stumpf einen Schritt vor den anderen setzen konnte. Dafür merkte ich aber, dass meine Regenjacke nicht mehr wirklich gut dichthielt. Schon nach kurzer Zeit war sie total durchnässt, was natürlich nicht grad förderlich für meine Motivation war. Echt mal ziemlich eklig.


                              Kurze Trockenphase


                              Heftiger Regenschauer


                              Tja, da ist leider nichts trocken geblieben.

                              Als ich mich dann den nächsten beiden Seen nährte, ließ der Regen endlich nach. Und nun war ich ausnahmsweise mal dankbar über den kräftigen Wind, weil ich dadurch schneller trocknen würde. Immerhin etwas. Der Weg führte mich nun zwischen den beiden namenlosen Seen durch eine matschig-sumpfige Ebene. Wobei es sicherlich übertrieben wäre hier noch vom Weg zu sprechen. Eher ein loser Trampelfpad im Schlamm. Holzplanken wären definitiv hilfreich gewesen. Aber Norwegen geht bei diesem Thema ja leider sehr sparsam um. Zumindest beim Nordkalottleden.


                              Trotz des Regens hat sich dieser Wanderer anscheinend an der Aussicht erfreut.


                              Abstieg zu den beiden Seen


                              Schlammiger Trampelpfad. Da wären Holzplanken echt nicht verkehrt gewesen.


                              Ursprünglich hatte ich geplant direkt zwischen den beiden Seen mein Zelt aufzustellen. Aber dafür war es noch zu früh und außerdem wäre ich hier auch dem Wind völlig ausgesetzt gewesen.

                              Ein paar kurze Schauer kamen jetzt noch runter, aber die waren zum Glück nicht mehr so wild. Ich lief jetzt noch weiter bis zum namenlosen See unterhalb des Stuora Nanna und wollte dort mein Zelt aufschlagen. Das wäre ein wirklich schöner Panoramaplatz mit tollem Fernblick nach Süd-Osten gewesen. Aber leider hatte der Wind etwas dagegen. Es stürmte zwar nicht ganz so heftig wie gestern um diese Zeit, aber hier wäre ich dennoch extrem exponiert und ungeschützt gewesen. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.


                              Blick zurück


                              Hier wollte ich eigentlich gerne Zelten. Aber es gab leider keinen windgeschützten Platz.


                              Blick nach Süd-Osten

                              Also hieß es mal wieder weitergehen. Ich folgte dem Weg noch bis ins Skaktardalen hinab und schlug dann am Südufer des Skaktarjohka mein Zelt auf. Hier hatte ich dank des Hanges einen ganz ordentlichen Windschutz und zudem wunderbar ebenen Zeltboden. Und immerhin blieb es abends trocken. Mehr konnte ich bei diesen Bedingungen echt nicht verlangen. Außerdem war ich ganz happy, dass ich trotz des späten Aufbruchs nichts von meinem angesammelten Puffer verbraucht hatte. Mittlerweile betrugt mein Vorsprung gegenüber meiner Planung bereits gute 10 km, was doch schon ganz ordentlich war. Wenn sich jetzt tatsächlich das Wetter wieder bessern würden, sahen die Aussichten für die nächsten Tage gar nicht mal so schlecht aus.


                              Abstieg ins Skaktardalen


                              Um kurz nach 7 stellte ich dann mein Zelt auf.


                              Wirklich ein sehr gut gelegener Zeltplatz

                              Zuletzt geändert von Mortias; 16.04.2025, 19:56.

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                              • Mortias
                                Fuchs
                                • 10.06.2004
                                • 1261
                                • Privat

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                                #16
                                Tag 7 (11.08.)

                                Von einer Wetterbesserung war erstmal nichts zu bemerken als morgens erstmal ein kräftiger Schauer auf meinem Zelt niederging. Aber bei meinem Aufbruch gegen 11 war es dann immerhin trocken und es gab sogar ein paar kleine Abschnitte blauen Himmels zu sehen. Und da ich jetzt erstmal einen Aufstieg von etwa 300 Höhenmeter vor mir hatte war ich echt froh über die trockenen Bedingungen. Denn bei Regen aufzusteigen ist in der Regel extrem ätzend, da man dann die Regenjacke auch noch von innen nass schwitzt. Dieses Vergnügen wurde mir netterweise erspart.


                                Bewölkter Morgen


                                Skaktarjohka


                                Blick zum Jerta


                                Blick hinab zum Skaktarjohka


                                Aus der Richtung bin ich gestern gekommen.

                                Nun kam sogar kurzzeitig auch mal die Sonne raus und ich konnte meine letzten Kilometer auf dem Nordkalottleden nochmal richtig genießen. Denn demnächst würde ich diesen Weg verlassen. Diesmal endgültig. Ich durchlief noch den Pass zwischen dem Jerta und Iitle Jerta und bog dann kurze Zeit später nach Süden ab. Nun würde es querfeldein weitergehen. Und der seicht abfallende Hang war echt ein traumhafter Auftakt dafür. Ich hatte das Gefühl jetzt völlig frei zu sein. Nun würde meine Tour quasi erst so richtig losgehen. Fast wirkte es als hätte der Teil auf dem Nordkalottleden nur als Einstieg dafür gedient. Zumindest würde ich die kommenden Tage vermutlich kaum noch anderen Wanderern begegnen. Das heißt ich konnte so richtig schön tief in die Natur dieser doch eher unbekannten Ecke Lapplands eintauchen. Ach war das herrlich.


                                Passhöhe auf ca. 950 m


                                Blick zurück zum Pass


                                An dieser Stelle verließ ich den Nordkalottleden.


                                Blick nach Süden. Dort würde es nun langgehen.

                                Gemütlich ging es jetzt zum also ins Julosvaggi hinab. Den Strom dort musste ich mit meinen Crocs furten. Und da es nun eh 14 Uhr war, beschloss ich auch gleich meine Mittagspause einzulegen. Der Platz hier war ideal dafür. Ich holte gerade mein Essen raus und setze mich gemütlich hin, als es langsam anfing zu regnen. Na das war ja ein super Timing. Also habe ich schnell wieder alles eingepackt und lief leicht angesäuert weiter. 20 Minuten später, als es wieder trocken war, dann das gleiche Spiel. Wieder kam, als ich grad Essen wollte, ein kleiner Schauer runter. Scheinbar wollte mir das Wetter einfach keine Mittagspause gönnen. Beim dritten Versuch hatte ich dann aber endlich Erfolg. Das wurde aber auch Zeit. Weil große Felsen hinter denen ich Deckung suchen konnte gab’s hier nicht.


                                Julosjohka


                                Tja, da dachte ich noch ich hätte eine gemütliche Mittagspause vor mir. Und kurz darauf setzte der Regen ein.

                                Dafür aber gab es eine wunderbare Gras-Flechtenlandschaft mit weichem Boden und einzelnen kleinen Sträuchern. Geradezu perfekte Bedingungen fürs Querfeldeinwandern. Und nun blieb es erfreulicherweise auch trocken. Vorm Abstieg ins nächste Tal packte ich dann die Regensachen wieder ein. Die brauchte ich nun definitiv nicht mehr.


                                Super Wanderbedingungen


                                Blick zurück


                                Blick ins nächste Tal und zum Duoibal. Dort würde es nachher noch hinauf gehen.


                                Ist doch immer ein schönes Gefühl, wenn man den Regenüberzeug wieder im Rucksack verstauen kann. 😉

                                In der Talsenke galt es dann einige kleine Sumpfflächen zu überwinden bzw. zu umgehen. In der Summe moderate Hindernisse, aber auch keine allzu große Herausforderung. Dafür kam nun die Sonne raus und auch die Mücken wurden wieder aktiv. Und ich stieg jetzt sogar auf kurze Hose und T-Shirt um. Scheinbar hat sich die gestern angekündigte Prognose von der Wetterbesserung bewahrheitet. Jetzt war ich jedenfalls richtig motiviert.


                                Pause inklusive Kleidungswechsel

                                Dies kam auch echt gut vom Timing, denn ich musste auf der anderen Talseite noch einen ca. 200 m hohen Hang hinauf der, im Vergleich zu den bisherigen Anstiegen, etwas steiler war. Aber jetzt, luftig bekleidet und voller Tatendrang strotzend, habe ich diese Anstrengung eher genossen und mich schlichtweg darüber gefreut mich so lebendig zu fühlen. Vermutlich hätte ich bei dem gestrigen Wetter total das Kotzen gekriegt. Aber zum Glück sah es jetzt gänzlich anders aus.


                                Blick zurück


                                Ganz hinten ist der Jerta zu sehen. Ich hatte mich somit schon ein gutes Stück vom Nordkalottleden entfernt.

                                Oben am Duoibal Höhenrücken angekommen lief ich dann noch weiter zu einem kleinen See weiter. Hier ging jetzt wieder die Zeltplatzsuche los. Das Ufer war leider meist zu schräg und mögliche Zeltstellen weiter oben dem Wind zu sehr ausgesetzt. Am Ausfluss des Sees hatte ich dann aber mehr Glück. Das war wirklich eine super Campstelle. Wasser war direkt in der Nähe, der Boden angenehm eben und die Aussicht nach Westen hin echt sehenswert. Zudem tummelten sich auch einige Rentiere in der Nähe die sich durch meine Anwesenheit anscheinend nicht sonderlich gestört fühlten und erstmal ausgiebige von mir beobachtet wurden.


                                Der besagte See. Ich hatte erst versucht direkt am Ufer einen Zeltplatz zu finden.


                                Aber ich kann von Glück reden, dass ich dabei keinen Erfolg hatte. Denn sonst wäre mir dieser geniale Zeltplatz entgangen.


                                Rentiere vor Bergkulisse


                                Rentiermutter mit Jungtier


                                War schon cool die jetzt beobachten zu können. Ich finde auch solche Momente gehören zum Outdoorleben einfach mit dazu.

                                Mein Abendessen konnte ich dann auch endlich mal wieder außerhalb des Zeltes einnehmen. Auch darüber war ich richtig happy. Es ist einfach viel befreiender auf einem Stein zu sitzen und mit Blick auf die umliegenden Berge das Essen zu genießen als sich dafür ins enge Zelt quetschen zu müssen. Und anschließend spazierte ich noch zur nächsten Anhöhe und genoss den Ausblick von dort. Zwar war es für eine richtigen Sonnenuntergang samt Dämmerung zu bewölkt, aber allein die Tatsache mal wieder ganz entspannt abends noch ein wenig den Blick über die umliegende Landschaft schweifen zu lassen hat mich bereits enorm zufriedengestellt. Das war wirklich eine gute Entschädigung für die Strapazen der letzten Tage.


                                Tat echt gut mal wieder draußen essen zu können.


                                Blick nach Westen zum Kistelfjell


                                Und ein bisschen Abenddämmerung konnte ich dann doch noch genießen.


                                Da kam echt mal richtig Freude bei mir auf. Das habe ich wirklich gebraucht. 👍


                                Kommentar


                                • Mortias
                                  Fuchs
                                  • 10.06.2004
                                  • 1261
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Tag 8 (12.08.)

                                  So richtig überzeugt hat mich das Wetter zwar nicht, aber es war definitiv freundlicher als die Tage zuvor. Und gleichzeitig würde mich heute auch nur eine leichte Etappe erwarten. Ein paar Höhenmeter, einige Seen und dabei hoffentlich eine schöne Fernsicht und somit das Gefühl die Weite der Landschaft zu erleben. Könnte definitiv schlimmer sein.


                                  Sonnig-wolkiger Morgen

                                  So schaffte ich es für meine Verhältnisse relativ früh gegen 10 nach 10 loszumarschieren. Es ging nun über den saften Höhenrücken des Duoibals und dabei bot sich mir bereits der erhoffte Eindruck von Weite. Naja, ohne Wolken wäre es sicherlich deutlich besser gewesen. Aber ich fand es erneut einfach sehr beeindruckend in der Ferne die vielen Seen und ausgedehnten Wälder zu erblicken und mich dabei einfach frei zu fühlen. Wie schon zuvor erwähnt, war diese Erfahrung genau etwas, was mir in Alaska ein wenig gefehlt hatte. Weil dort eben die Täler doch deutlich eingeengter waren und selten ein wirklich freier Blick möglich war.


                                  Rentiere vorm Altevatnet


                                  Blick vom Duoibal nach Osten


                                  Rentierzaun

                                  Ich passierte nun erneut die Landesgrenze (wie der Titel bereits sagte: Persönlicher Gränsleden 😉) und machte mich an den Abstieg ins nächste Tal. Unter mir glänzten der Cuovzajavri und Giehpanjavri in der Sonne und zwischen den beiden Seen erblickte ich eine kleine Samensiedlung. Interessant. Auf der Karte war diese gar nicht eingezeichnet. Den Einfluss der Siedlung bemerkte ich auch daran, dass es beim Abstieg nun breite Quadspuren gab, denen ich gemütlich folgen konnte. Das war gar nicht so unpraktisch, weil ich mich weiter unten sonst durch einen nervigen Birkenwald hätte kämpfen müssen.


                                  Grenzstein


                                  Ich wurde mal wieder gewarnt.


                                  Vorm Abstieg ins nächste Tal mit Blick auf den Cuovzajavri


                                  Die besagte Samensiedlung


                                  Giehpanjavri


                                  Es war wirklich eine Freude hier zu sein. Und endlich auch mal bei etwas besserem Wetter.

                                  An den Hütten begegnete mir aber niemand. Es wirkte alles etwas ausgestorben. Schade eigentlich, ich hätte es schon cool gefunden, hier, fern der frequentierten Wanderwege, mal mit einem Bewohner ins Gespräch zu kommen und dadurch mehr über die samische Lebensweise zu erfahren. Jetzt lief ich einfach weiter und folgte weiter den Quadspuren auf den Darfal Hügel hinauf. So wie es aussah, führten diese nämlich genau da lang wo ich auch hinwollte. Lustiger Zufall, zumal auch das nicht auf meiner Karte eingezeichnet war. Nicht ganz so lustig fand ich aber die zunehmend aufziehenden dunklen Wolken. Weiter im Westen ging bereits ein fetter Schauer nieder und ich meinte auch ein oder zwei Tropfen zu spüren. Aber zum Glück blieb es trocken.


                                  Niemand zu Hause. Aber immerhin ein ordentlicher Weg.


                                  Blick zurück

                                  So folgte ich jetzt den Quadspuren, die ziemlich exakt entlang der Grenze verliefen. Sonderlich spannend fand ich diesen Abschnitt aber nicht. Ob es jetzt am trüben Wetter lag oder an der Monotonie des Wanderns konnte ich nicht genau sagen, aber ich merkte wie eine zunehmende Müdigkeit und Lustlosigkeit aufkam. Sowas kommt bei einer Tour natürlich immer wieder vor und da muss man halt einfach durch. Immerhin gab es hier auch gut ausgebaute Holzplanken, die mir einige Sumpfdurchquerungen ersparten. Und als der Weg dann ans Ufer des Giehpanjavri führte, beschloss ich hier Mittagspause zu machen. Die Sonne schien jetzt wieder und ich war einfach unheimlich glücklich darüber mal wieder eine wirklich entspannte Pause genießen zu können. Endlich konnte ich mich mal wieder sorglos zurücklegen und musste nicht nach dem nächsten Regenschauer Ausschau halten.


                                  Blick auf den Giehpanjavri


                                  Blick nach Westen. Da kam ordentlich was runter. Zum Glück zog der Schauer aber vorbei.


                                  Nette Holzplanken. Ein unerwarteter Luxus.


                                  Mittagspause am Giehpanjavri


                                  So lob ich mir das. 😎


                                  Der See war echt herrlich.

                                  Es war mir aber klar, dass es nicht so schön bleiben würde. Die zunehmende Bewölkung und auch die Schwüle in der Luft kündigten ziemlich deutlich an, dass früher oder später noch etwas runterkommen würde. Mein Ziel war es daher, zumindest noch den nächsten kleinen Anstieg im Trockenen zurückzulegen, damit ich meine Regenjacke nicht unnötig vollschwitzen würde.


                                  Schicke Sumpflandschaft


                                  Nächste Grenzüberschreitung


                                  Blick zurück zum Darfal Hügel. Mittlerweile war ich auch wieder querfeldein unterwegs.

                                  Glücklicherweise gelang mir das auch, aber auf der Höhe des Unna Gamasjavrras kam dann der erwartete Schauer. Und der fiel durchaus ordentlich aus. Erneut merkte ich, dass meine Regenjacke nicht mehr gut dichthielt und ich am Oberkörper ziemlich schnell komplett nass war. Von daher war ich heilfroh, als ich einen kleinen Felsbrocken fand hinter dem ich halbwegs Deckung finden konnte. Als ich jetzt auch mal einen Blick auf mein Handy warf (wo ich die Karten in der Fjällkarten App draufhatte) stellte ich anhand meines Positionssignals fest, dass ich grad drauf und dran war ein wenig in die falsche Richtung zu laufen. Statt nach Süden, war ich war dabei immer weiter nach Westen zu laufen. Somit gut, dass ich nachgeschaut habe.


                                  Auf der kleinen Passhöhe. Noch war es trocken.


                                  Aber das sollte sich bald ändern.


                                  Heftiger Regenschauer


                                  Was war ich doch froh, dass dieser Felsbrocken hier rumlag.

                                  Als ein Regenbogen dann das Ende des Schauers ankündigte, machte ich mich wieder auf und schlug mich durch die Büsche nach Süden durch. Die Sträucher waren natürlich alle noch komplett durchnässt, so dass irgendwann auch meine Regenhose klatschnass war. Aber egal, dafür regnete es nicht mehr und ich war wieder in der richtigen Richtung unterwegs. Nur das zählte.


                                  Netter Regenbogen


                                  Es klarte jetzt langsam wieder auf.

                                  Am Stuora Gamasjavri wollte ich dann eigentlich mein Zelt aufschlagen. Nur wo, das war jetzt die Frage. Die Sträucher hier waren zwar nicht besonders hoch, aber doch hoch genug um keinen vernünftigen Zeltuntergrund zu bilden. Aber dann fand ich tatsächlich eine präparierte Zeltstelle, wo es sogar einen Lagerfeuerplatz mit einer improvisierten Bank gab. Und am Ufer lag ein umgedrehtes Ruderboot. Anscheinend nutzen die Samen diese Stelle gerne mal als Angelplatz. Zumindest ist das meine Vermutung. Wie auch immer, ich war jedenfalls heilfroh über diesen tollen Zeltplatz.


                                  Toller Zeltplatz am Stuora Gamasjavri


                                  Wirklich schön idyllisch hier.


                                  Herrliches Gegenlicht

                                  Jetzt konnte ich meine nassen Sachen in der Sonne trocknen und mir ein erfrischendes Bad im See gönnen. Sowas ist ja immer ein Vergnügen. Besonders wenn es die Tage zuvor nie möglich war. Und wenn man sich dann richtig sauber fühlt, sieht die Welt auch schon gleich deutlich besser aus. Auf der Bank (naja, es war ein über paar Steine gelegtes Holzbrett) konnte ich mich dann zum Abendessen hinsetzen, während der Mix aus Wolken und tiefstehender Sonne für ein unglaublich schönes Licht gesorgt hat. Ich war jetzt hier in einem abgelegenen Teil Lapplands an diesem einsamen See und blickte auf die weite Landschaft um mich herum während sich die Sonne langsam senkte. Was für eine Entspannung und was für ein Glücksgefühl das doch war. Genau solche Erlebnisse habe ich mir von dieser Tour erhofft.


                                  Abendliche Kochsession


                                  Stuora Gamasjavri im Abendlicht


                                  Diese Mahlzeit habe ich wirklich genossen.


                                  Das war wirklich ein herrlicher Zeltplatz über den ich unheimlich dankbar bin.


                                  Abenddämmerung gegen Viertel vor 10


                                  Kommentar


                                  • Mortias
                                    Fuchs
                                    • 10.06.2004
                                    • 1261
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Tag 9 (13.08.)

                                    Heute war nun endlich mal ein echter Schönwettertag. Nachdem die morgendliche Wolkendecke sich verzogen hat, konnte ich mich am unverfälschten Sonnenschein erfreuen. Gleichzeitig hatte ich es auch überhaupt nicht eilig und konnte mir morgens somit ausreichend Zeit lassen. Ich war ja eh bereits deutlich vor meinem Routenplan. Und es tat auch ehrlich gesagt auch wirklich gut noch morgens ein bisschen bequem im Zelt zu lesen und halt nicht hetzen zu müssen. So wie heute eben.


                                    Sonniger Morgen

                                    Um 20 vor 11 wollte ich dann aber doch endlich mal los. Es sollte heute wirklich keine schwere Etappe werden. In dieser Ecke von Lappland gab es nämlich kaum größere Berge die ein echtes Hindernis darstellten. Stattdessen wurde die Landschaft durch sanfte, abgerundete Hügel geprägt. Sprich viele Höhenmeter würde es nicht geben. Einen kleinen Anstieg hatte ich dabei jetzt zum Grenzstein Rr 280 vor mir. Aber der war wirklich easy. Der Boden war gut zu laufen und beim Blick zurück hatte ich eine nette Aussicht.


                                    Nette Landschaft


                                    Einsames Bäumchen

                                    Gut 1 ½ Stunden später und kurz hinter der Grenzmarkierung stand ich dann auf dem was man mit viel Wohlwollen eventuell eine Passhöhe nennen könnte. Aufgrund der niedrigen Erhebungen gab es hier aber kaum markante Landschaftsmerkmale. Alles bettete sich in eine weite grüne Tundralandschaft ein. Und nach Osten hin lief ich nun auf ein komplett flaches Land zu. Lediglich der 1119 m hohe Tsåktso stach klar aus der Umgebung heraus. Ansonsten war hier wirklich alles total flach. Wirklich eine faszinierende Gegend. Ein wenig hatte ich das Gefühl hier in der Unendlichkeit zu versinken.


                                    Blick nach Osten


                                    Und zurück, in nordwestliche Richtung


                                    Tsåktso

                                    An einem kleinen See gönnte ich mir dann erstmal eine längere Pause. Es wehte zwar (mal wieder) ein leichter Wind, aber hier war es gut windgeschützt und einfach gemütlich. Richtig idyllisch war es an dieser kleinen Wasserfläche mit dem flachen Horizont im Hintergrund. Ich war wirklich froh über meine Routenwahl und dass ich dadurch diesen Teil von Lappland zu Gesicht bekam. Ich schätze hier kommen nur wenige Wanderer vorbei. Außerdem freute es mich darauf, dass ich bald auf einen Wanderweg stoßen würde, und dem dann anschließend ganz komfortabel würde folgen können.


                                    Kleiner namenloser See


                                    Ein guter Platz für eine Pause

                                    Als ich aber nach meiner Pause weitergehen wollte, erblickte ich in westlicher Richtung eine Winterwegmarkierung. Wie kam die denn dahin? Der Winterweg verläuft doch östlich vom Sommerweg und an dem bin ich noch gar nicht vorbeigekommen. Das war wirklich seltsam. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir dann aber, dass ich tatsächlich schon zu weit nach Osten gelaufen bin. Aber wie konnte ich denn den Wanderweg übersehen haben? War ich so unaufmerksam? Tatsächlich stellte ich fest, dass ich drauf und dran war in die falsche Richtung zu laufen. Statt nach Süden lief ich immer weiter nach Osten. Nun, diese flache Landschaft machte mir die Orientierung halt auch echt nicht leicht. Aber natürlich ärgerte ich mich tierisch über meine Unaufmerksamkeit. Mit einer ordentlichen Wut im Bauch folgte ich nun also den Winterwegmarkierungen. Irgendwann würden die mich zwangsläufig zum Sommerwanderweg führen, da sich beide Wege weiter südlich vereinigen würden.


                                    Markierungen des Winterwanderweges


                                    Blick nach Westen. Von dort kam ich her.

                                    Dann fand ich endlich den ersehnten Wanderweg. Allerdings erst, nachdem ich zur Sicherheit nochmal aufs Handy geschaut hatte. Denn als richtigen Weg konnte ich das echt nicht bezeichnen. Wenn überhaupt, so war nur ansatzweise ein Trampelpfad zu erkennen. Und Steinmarkierungen waren auch nur ganz wenige vorhanden. Kein Wunder, dass ich den Weg vorhin völlig übersehen habe. Ich würde sogar so weit gehen und es als Witz bezeichnen, dass dieser auf der Karte überhaupt noch als Wanderweg geführt ist. Aber egal, jetzt hatte ich endlich den Weg gefunden und konnte diesem weiter nach Süden folgen. Und von der nächsten kleinen Passhöhe hatte ich immerhin wieder eine nette Fernsicht und erblickte zum ersten Mal die Berge bei Abisko im Südwesten.



                                    Der gesuchter „Wanderweg“


                                    Herrliche Weite. Ganz im Hintergrund sind die Berge von Abisko.


                                    Die Fernsicht war schon nicht schlecht.


                                    See 705


                                    Hier gönnte ich mir eine wirklich herrliche Mittagspause.

                                    Südlich vom Rahpes Vuoskkoaivi ging es nun bergab und in den Wald hinein. Hier begannen auch wieder deutlich sichtbare Quadspuren die zu der im Tal gelegenen Samensiedlung Vuoskojaure führten. Leichtes Wandern also. Und hier an der Baumgrenze erblickte eine ausgedehnte Waldlandschaft mit einigen Seen und milden Hügeln am Horizont. Wunderschön. Und dort würde ich jetzt eintauchen. Wirklich genial.


                                    Passhöhe beim Rahpes Vuoskkoaivi


                                    An der Waldgrenze


                                    Blick nach Süden. Unten im Tal lag die Samensiedlung Vuoskojaure.


                                    Blick nach Westen zum Vuoskkojavri und Leinavatn

                                    Über die Quadspuren, die mich auf dem ersten Blick eher störten, war ich allerdings gar nicht so undankbar. Denn bei der Qualität des Wegen vorhin wäre die Durchquerung des Birkenwaldes sonst de facto ein nerviges Querfeldeinwandern gewesen. Jetzt aber konnte ganz entspannt den Wald durchwandern, der sich unten in der Ebene merklich lichtete. Hier gab es sogar ein richtiges Netzt an Wegen bzw. Quadspuren. Und irgendwo hier wollte ich auch mein Lager aufschlagen. Mein erster Versuch eine Wiese am Vuoskkojavri anzusteuern stellte sich aber als Fehlschlag raus, da der Boden schlichtweg zu sumpfig war. An einer anderen Stelle war das Ufer leider viel zu dicht bewachsen. Sah somit schlecht aus hier etwas Brauchbares zu finden. Also musste ich weiter in der Hoffnung bei der Brücke am Ausfluss des Vuoskkojavri mehr Erfolg zu haben.


                                    Unten im Tal angekommen


                                    Lichter offener Wald mit etlichen freien Flächen und durchsetzt von kleinen Seen. Wirklich idyllisch.


                                    Es geht doch nichts über eine ordentliche Beschilderung.


                                    Vuoskkojavri. Schade, dass ich hier keinen Zeltplatz gefunden habe.

                                    Glücklicherweise gab bei den Wegen hier auch gut ausgebaute Holzplanken, so dass ich problemlos einige größere Sumpfflächen überqueren konnte. Allerdings kam mir langsam die Richtung, in die ich lief, komisch vor. Ein Blick aufs Handy bestätigte mir, dass ich mal wieder falsch unterwegs war und bereits zu weit nach Süden gekommen bin. Anscheinend gab es hier mehr Wege als auf der Karte eingezeichnet waren. Mir blieb somit jetzt nichts anderes übrig, als mich nun querfeldein durch den Wald zu schlagen (umzukehren wäre mir zu lang gewesen). Jetzt war ich wirklich froh darüber die Fjällkarten App samt Standortsanzeige dabei zu haben. Sonst hätte ich in der Gegend bestimmt noch längere Umwege in Kauf nehmen müssen.


                                    Die Holzplanken war schon überaus praktisch.

                                    Endlich erreichte ich gegen halb 7 die angepeilte Brücke. Eine längere Zeit inspizierte ich beide Ufer, bis ich dann eine einigermaßen geeignete Stelle fand. Nicht top, aber besser als nichts. Denn hätte ich hier nichts gefunden, hätte ich noch etliche Kilometer weitergehen müssen bis zur nächsten Wasserstelle. Außerdem war der Platz durchaus nett. Im Fluss konnte ich baden und danach bequem auf der Brücke sitzen und mein Abendbrot kochen. Anschließend spazierte ich noch ein bisschen durch die Gegend um zu versuchen ein wenig vom Sonnenuntergang einzufangen. Das hat zwar nur so mäßig gut geklappt, aber davon abgesehen genoss ich einfach den Frieden und die Stille hier unten im Wald. Hier konnte ich wirklich richtig gut abschalten und zur Ruhe kommen.


                                    Am Ziel angekommen


                                    Sicherlich kein optimaler Zeltplatz, aber es war das Beste was ich hier vorgefunden habe.


                                    Sumpfebene


                                    Vuoskkojavri im Abendlicht


                                    Einen richtigen Sonnenuntergang konnte ich zwar nicht bewundern, aber ich fand die Abenddämmerung jetzt auch nicht schlecht.

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                                    • Mortias
                                      Fuchs
                                      • 10.06.2004
                                      • 1261
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Tag 10 (14.08.)

                                      Welch ein herrlicher sonniger Morgen. Endlich war das Wetter wirklich auf meiner Seite. Und dazu auch noch keine Mücken. Jetzt wieder auf der Brücke zu sitzen, das Frühstück zu genießen und mich auf die vor mir liegende Etappe zu freuen war echt was Feines. Wobei es auf der heutigen Etappe schon ein Fragezeichen geben würde. Und zwar die Furt des Ribasjohkas. Auf den Satellitenaufnahmen sah der Fluss nämlich schon etwas breiter aus und anderweitige Fotos waren leider nicht zu finden. Das würde also spannend werden.


                                      Wunderbarer Morgen. Ein Auftakt nach Maß.

                                      Aber jetzt galt es erstmal dem Wanderweg durch den Wald weiter zu folgen. Sollte ja nicht weiter schwer werden. Naja, wenn es denn nur den einen auf der Karte eingezeichneten Weg gegeben hätte. Tatsächlich stieß ich hier aber auf mehrere Trampelpfade von denen nicht klar war welcher denn der richtige war. Und nach einiger Zeit (und einem Blick aufs Handy) stellte ich fest, dass der von mir gewählte Pfad in die falsche Richtig führte. Aber hier im dichten Wald wo es auch keine markanten Orientierungspunkte gab, war es auch echt nicht so einfach immer den richtigen Weg zu finden. Als ich dann aber auf dem eigentlichen Weg kam, war dieser schlussendlich doch sehr deutlich erkennbar und leicht zu folgen.


                                      Gemütliches Wandern durch lichten Wald


                                      Rentierzaun. Bis hierhin war der Weg noch eindeutig. Aber danach wurde die Wegfindung etwas schwieriger.

                                      Dann kam ich aber endlich langsam über die Baumgrenze hinaus. Der Wald lichte sich und machte der hier gängigen Strauchtundra Platz. Und auch wenn ich jetzt nur auf ca. 600 Höhenmetern war, so war ich doch erneut von der grandiosen Fernsicht überwältigt die sich mir hier am Hang des Gaivarri bot. Wieder konnte ich mich an dem Anblick dieser ausgedehnten Waldlandschaft erfreuen und dabei ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit erleben. Welch ein Erlebnis und welch ein Glücksmoment.


                                      Kleine Pause auf einer Lichtung


                                      Hier wuchsen haufenweise Blaubeeren. Wirklich sehr schmackhaft.


                                      Es ging nun aus dem Wald hinaus…


                                      … und ich konnte nun wieder eine herrliche Fernsicht genießen. 🤩


                                      Blick nach Süd-Osten

                                      Nicht so glücklich war ich aber über die langsam aufziehenden Wolken. Und den mir bereits vertrauten Wind der mir hier mal wieder um die Ohren blies. Der schien bei dieser Tour fast sowas wie ein permanenter Begleiter zu sein. Was mir auch auffiel war, dass einige kleine Waldabschnitte hier oben am Hang schon sehr deutliche Herbstverfärbungen aufwiesen. Und das Mitte August. Das fand ich doch ungewöhnlich früh. Aber das ist mir ja bereits zu Beginn in Kilpisjärvi aufgefallen.


                                      Kleine Pause zwischen ein paar bereits herbstlich anmutenden Birken


                                      Nochmal bisschen Fernsicht

                                      Auf der Höhe des Jorbacohkka verließ ich nun den Wanderweg. Statt dem Weg hinab nach Laimoluokta zu folgen, ging es nun in westlicher Richtung weiter. Vor mir lag jetzt ein ausgedehnter Waldabschnitt, welchen ich irgendwie durchqueren musste. Dabei stand dann auch die Furt des Ribasjohkas an um dann im Anschluss am Ribasvarri hochzusteigen. Irgendwo dort oben wollte ich dann an einem kleinen See mein Zelt aufstellen. Soweit zumindest war der Plan. Jetzt galt es erstmal zum Fluss zu kommen.


                                      Blick nach Westen. Hier verließ ich den Weg. Links ist der Ribasvarri zu sehen.

                                      Langsam stieg ich also in den Wald hinab, durchquerte einige Sumpfebenen, bis ich dann endgültig von Bäumen umgeben war. Und jetzt ging die Plackerei erst richtig los. Während es manchmal ganz gut ging, waren einige Abschnitte extrem dicht zugewachsen, so dass ich ziemlich schnell ins Schwitzen gekommen bin. Teilweise hatte ich auch den Eindruck fast gar nicht voranzukommen. Irgendwann hört ich dann bereits das Rauschen des Ribasjohkas, nur um aber bei einem Blick auf mein Handy festzustellen, dass er noch ziemlich weit weg war. Kein gutes Zeichen, wenn ich den Fluss bereits aus der großen Entfernung hörte. Das hat mich gleich doppelt demoralisiert. Einige offene Sumpfflächen boten immerhin etwas Abwechslung vom dichten Wald, wenn aber auch keine echte Erleichterung. Ja, es ist wirklich kein Vergnügen für längere Zeit querfeldein durch einen Fjällbirkenwald zu laufen.


                                      Anfangs war es noch ein lichter Wald und ich kam ganz gut voran.


                                      Dann wurde die Vegetation aber zunehmend dichter.


                                      Wirklich leichter lief es sich auf den offenen Sumpfflächen auch nicht. Aber immerhin kratzen mich da keine Aste und Sträucher an den Armen.


                                      Teilweise gabs es sogar Quadspuren im Sumpf, die nach Norden führten. Genützt hat mir das aber leider nichts.

                                      Ziemlich abgekämpft erreichte hatte ich dann nach 1 ½ Stunden endlich den Fluss. Die Zeit für den Waldabschnitt kam mir ehrlich gesagt weitaus länger vor. Aber nun hatte ich es geschafft und stand am Ribasjohka. Allerdings war eine Furt nicht zu denken. Zu tief war das Wasser und zu stark die Strömung. Außerdem war das Ufer extrem dicht bewachsen, so dass es auch keine guten Stellen gab um überhaupt ans Wasser zu kommen. Aber aufgeben wollte ich nicht. Zumindest noch nicht. Also schlug ich mich ein wenig am Ufer Richtung Norden entlang. Und durchschlagen war ein durchaus passender Begriff. Denn wirklich zugänglich war das Ufer an keiner Stelle. Und eine geeignete Furt konnte ich auch nirgendwo ausmachen. Es war zum Heulen.


                                      Ribasjohka. Leider fand ich aber keine Stelle, wo ich den Fluss hätte furten können.


                                      Meine eine Stimmung war entsprechend ziemlich im Arsch. 🤬


                                      Tja, so nah war der Ribasvarri und leider doch so unerreichbar fern.

                                      Extrem frustriert beschloss ich jetzt erstmal meine verspätete Mittagspause nachzuholen und mich auf der Karte nach Alternativen umzusehen. Irgendwie musste es ja weitergehen. Nur wie? Weiter nach Norden und den Ihtanvarri ansteuern? Das hieße nochmal ein mindestens genauso langes Waldstück zu durchqueren. Puh, nicht sehr attraktiv. Außerdem würde ich dann den Ribasvarri verpassen, was ziemlich schade wäre. Aber dann fiel mir auf, dass es ja in Laimoluokta eine Brücke über den Ribasjohka gab. Das versprach mir die sicherste und vernünftigste Option zu sein. Ich frag mich nur, wieso ich das nicht schon gleich bei der Routenplanung ins Auge gefasst hatte. Ich hätte dabei bequem dem Wanderweg ins Tal folgen können ohne diese nervige Plackerei durch den Wald zu haben und hätte mir gleichzeitig keinerlei Gedanken machen müssen über den Fluss zu kommen. War es falscher Ehrgeiz der mich davon abhielt? Oder scheinbare Faulheit, weil ich ja ansonsten 150 Höhenmeter hätte absteigen müssen, die es anschließend ja wieder hinaufgegangen wäre? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich wusste nur, dass ich jetzt einfach nur nach Laimoluokta kommen wollte.

                                      Laut Karte sollte ich dabei auch auf einen kleinen Pfad stoßen (vorhin im Wald habe ich den bereits gequert). Und nachdem ich mich dann in südöstlicher Richtung ein wenig durch den Wald schlug, traf ich erfreulicherweise auf einen weiteren (nicht eingezeichneten) Pfad. Ab jetzt ging das Wandern leicht und unbeschwerlich. Noch einmal führte mich der Weg am Flussufer vorbei, nur um festzustellen, dass hier erst recht kein Durchkommen gewesen wäre. Natürlich ärgerte es mich, dass ich nicht über den Fluss gekommen bin. Aber es wäre töricht gewesen, wenn ich es überhaupt versucht hätte. Jetzt war ich nur froh darüber eine sichere Alternative gefunden zu haben.


                                      Die Mittagspause habe ich nun wirklich gebraucht. Ich hätte sie nur lieber am anderen Ufer gemacht.


                                      Wenigstens war das Wandern jetzt angenehm leicht.


                                      Der Fluss war wirklich ein unüberwindliches Hindernis.

                                      Gegen 18 Uhr kam ich dann unten im Tal an und stand kurze Zeit später wieder am Fluss. Erleichtert stellte ich fest, dass es hier wirklich eine Brücke gab. Diese war sogar in einem extrem guten Zustand. Jetzt war nur noch die Herausforderung einen vernünftigen Zeltplatz zu finden, was mich nochmal eine knappe halbe Stunde gekostet hat. Wirklich guten Zeltgrund gab es hier leider nicht, aber glücklicherweise habe ich dann noch etwas Akzeptables gefunden. Im Prinzip war die Situation also mit der von gestern vergleichbar. Aber im Wald ist das mit den Zeltplätzen nun mal nicht so einfach.


                                      Unten angekommen


                                      Die besagte Brücke übern Ribasjohka

                                      Jetzt gönnte ich mir erstmal ein erfrischendes Bad im Fluss und wusch den Schweiß und den Ärger von mir ab. Das habe ich echt gebraucht. Nun war ich auch wieder mehr in der Lage mich darüber zu freuen, dass zwar einen ungewollten Umweg eingelegt habe, aber trotzdem weiterhin auf Kurs war. Ich hatte eh immer noch einen mehr als komfortablen „Vorsprung“ gegenüber meiner eigentlichen Planung. Aber dennoch spürte ich hier jetzt nicht dieselbe Ruhe und Zufriedenheit die mich noch gestern Abend erfüllte. Ich hatte meinen ersten richtigen Rückschlag erlitten und zudem war das das Wetter nun auch deutlich bewölkter als heute Morgen. Sprich die Stimmung war grad eher etwas verhalten. Ich hoffte nur, dass es morgen keine bösen Überraschung mehr geben würde.


                                      Der einzige Platz, wo ich halbwegs gut zelten konnte. Und das war auch schon extrem eng. In solchen Fällen ist natürlich ein selbsttragendes Geodätzelt enorm von Vorteil.


                                      Aber zumindest konnte ich außerhalb des Zelts mein Abendbrot zubereiten. Die Mücken haben nur leider ein klein wenig genervt.


                                      Abendstimmung gegen 20 nach 9


                                      Ribasvarri. Gerne hätte ich jetzt dort oben meinen Zeltplatz gehabt.

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                                      • Goldi
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                                        • 11.09.2022
                                        • 251
                                        • Privat

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                                        #20
                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                        Tag 9 (13.08.)

                                        ... Tatsächlich stellte ich fest, dass ich drauf und dran war in die falsche Richtung zu laufen. Statt nach Süden lief ich immer weiter nach Osten. Nun, diese flache Landschaft machte mir die Orientierung halt auch echt nicht leicht. ...
                                        ​[/FONT][/SIZE]
                                        Hi Mortias, danke erstmal für den tollen Bericht und die schönen Fotos. Und natürlich die ehrlichen Selfies. Sehr schön. Da kann man aus ganzem Herzen mitfühlen.

                                        Eine Frage zum Zitat oben: Hattest du einen Kompass dabei? Wenn nein, denkst du, er hätte dir genützt? Ich bin immer hin und her gerissen zwischen Handy-Navigation und Old-School-Karte&Kompass.

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