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Lappland für Anfänger - Nördlicher Kungsleden und ein eisiger Gipfel
Also, um es gleich vorweg zu sagen: Das hier ist kein Expeditionsbericht in unerforschtes Gelände. Wer das sucht, bitte nicht weiterlesen. Ich habe keinen unbekannten Winkel Skandinaviens für das Forum entdeckt, niemand muss meine Route auf der Karte nachverfolgen und ich muss auch nicht die Begehbarkeit des Geländes und die Furtbarkeit der Flüsse bewerten. Es gibt KEINE Überraschungen. Das hier ist der nördliche Kungsleden zwischen Abisko und Nikkkaluokta - die Wanderautobahn.
Für mich ist es die Lappland-Prämiere, also seid nachsichtig mit mir. Ich verspreche auch, nicht jede Kleinstbegebenheit episch auszuwalzen, schließlich ist ja alles hinlänglich bekannt und oft genug beschrieben.
Warum also diese Strecke? Ich dachte mir, für einen Anfänger wie mich ist es ganz gut, nicht verloren gehen zu können (und das kann man wirklich nicht) und auch kein InReach zu brauchen, um Hilfe zu holen. Man wartet einfach ein paar Minuten und schon kommt der nächste Wanderer vorbei, den man ansprechen kann.
Außerdem passt die Route schön in das sechs-Tage-Fenster, das ich zur Verfügung habe. Fünf Tage für die Strecke und einen Tag für Kebnekaise oder als Puffer, wenn ich unterwegs einen Tag verlieren sollte.
Anreise (Montag, 28.08.2023) – Flug und Zug
Ich fliege von Frankfurt nach Stockholm-Arlanda und von dort mit dem „Flybusarna“ nach Stockholm. Der Expresszug wäre zwar schneller gewesen, aber auch doppelt so teuer und die 45min Fahrtzeit nehme ich gerne in Kauf. Der Nachtzug geht ja erst um 18:10 Uhr und ich bin am frühen Nachmittag schon in Stockholm. So kann ich in Ruhe ein wenig Proviant für die Zugfahrt kaufen und Gas bei Alewalds. Zum Glück ist dort heute Rabatt-Tag, und so macht es nichts, dass es nur das teurere und so ein bisschen Greenwashing-mäßige SIP Primus-Gas zu kaufen gibt. Immerhin erklärt der Aufdruck ehrlich, dass die CO2-Neutralität durch Aufrechnung gegen eine äquivalente Menge Biogas ist, die man quasi mitkauft.
Dann esse ich in dem sehr schönen Hauptbahnhof meine letzte Pizza und trinke noch ein „Stark-Öl“ und schon geht es in den Zug. Mein Liegewagenabteil ist voll ausgebucht wie überhaupt der ganze Zug. Mit den vielen Rucksäcken wird es ganz schön eng. Hier ein Blick in den Gepäckverschlag am Waggon-Ende. Mein armer Rucksack unten rechts ist kaum noch zu sehen.
Mit mir im Abteil ist ein Belgier, der in einem Outdoorgeschäft arbeitet und natürlich (aus seiner Sicht) die perfekte Ausrüstung dabei hat. Vor allem seine Lundhags Wanderschuhe geben mir zu denken. Vielleicht ist das das einzig wahre Schuhwerk fürs Fjäll ist. Von wegen wasserdicht und so. (Gibt es nicht so einen Feuerwehrfilm, in dem Robert De Niro in ein ausgebranntes Haus muss und dazu sehr lässig aus seinem Kofferraum superschwere Feuerwehrstiefel holt, während sein schnöseliger Begleiter sich seine feinen Business-Halbschuhe ruiniert? So stelle ich mir das vor: Schuhe, an denen man den wahren Profi erkennt.) Besonders, als ich sie später noch häufiger sehen werde, vor allem bei Schweden, die auch sonst recht martialisch daherkommen, langhaarig, langbärtig und behängt mit allerlei Ausrüstung und so. Leider blicken die meisten dabei so mürrisch und sind so wortkarg, als wären sie auf einer wichtigen Kommandomission unterwegs, die außer einem durch die Zähne gequetschten „Hej“ keinen Aufschub duldet. (Aber dass kein falscher Eindruck entsteht: Ich habe unterwegs auch sehr nette Leute getroffen, Schweden und Nicht-Schweden.)
So liege ich voller Vorfreude in meiner Koje und schlafe ziemlich bald ein, obwohl der Zug sich in den vielen Kurven unangenehm nach außen lehnt.
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