[NO][FI][SE] Nordkalottruta von Kilipisjärvi bis Abisko 2023. Solo ohne Zelt.

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    [NO][FI][SE] Nordkalottruta von Kilipisjärvi bis Abisko 2023. Solo ohne Zelt.

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    Ein paar Infos

    Die Nordkalottruta (das ist der norwegische Name; Schwedisch heißt es Nordkalottleden; Finnisch Kalottireitti) führt insgesamt durch Norwegen, Schweden und Finnland. Ich hatte 10 Tage Zeit und wollte den Abschnitt zwischen Kilpisjärvi und Abisko laufen. Der Abschnitt startet somit in Finnland und endet in Schweden, aber der weitaus größte Teil der Strecke führt durch Norwegen. Insbesondere alle besuchten Hütten liegen in Norwegen und sind somit vom DNT.

    Ich hatte großen Respekt vor der Tour. Ich hatte keine wirkliche Ahnung, wie kalt es so weit nördlich des Polarkreises werden würde, wie lange es hell ist, ob schon Schnee möglich ist und so weiter. Alles ist gut gegangen, es war eine hervorragende Wanderung, Note 1+, uneingeschränkte Empfehlung.

    Die Wanderung ließ sich in drei Teile gliedern: Auf den ersten drei Etappen begegnete ich überwiegend finnischen Männergruppen, auf den mittleren drei Tagen norwegischen Frauengruppen und auf den letzten drei Tagen niemandem mehr. Wobei „begegnen“ heißt, dass abends jemand an den Hütten auftaucht. Tagsüber sieht man eigentlich auf keiner der Etappen jemanden, vielleicht 2-3 Menschen. Zumindest mehr Rentiere als Menschen.

    Ich lief die 10 Tage allein, Zeitraum war Ende August bis Anfang September 2023. Ich hatte kein Zelt und keinen Schlafsack dabei, musste es also immer bis zur nächsten Hütte schaffen. Die Gesamtlänge lag bei 180 km mit rund 4000 Höhenmetern (und wieder 4000 Meter hinab).

    Ich beschreibe erst meine ganz persönlichen Eindrücke der Etappen. Am Ende dann ein paar Infos und Tipps, falls jemand die Strecke in Erwägung zieht („Braucht man eine Powerbank?“ und so weiter).

    Anreise

    Der Flug nach Tromsö war gut, der Flughafen sehr schick und modern. Erleichtert war ich insbesondere, als mein Rucksack auf dem Gepäckband auftauchte. Ich nahm den Bus in die Stadt, stieg ab im Enter-Backpack-Hotel (zu empfehlen). Auf dem Abendspaziergang schaute ich mal beiläufig, wo denn am nächsten Morgen um 7:10 Uhr der Bus vom Busunternehmen Matkahuolto abgehen sollte.

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    Damit endete die entspannte Phase. Ich hatte übers Netz reserviert (55 Euro kostete die Fahrt in 2023), was zu empfehlen ist, da der Busfahrer dann weiß, dass er nach einem Fahrgast Ausschau halten sollte. Auf der Suche nach der Bushaltestelle „Prostneset bay 3“ (Bay 3 ist der Fahrgaststeig, Prostneset die Straße bzw. der Platz) musste ich feststellen, dass am Hafen großflächig ein Musikfestival aufgebaut wurde. Alle Busbahnsteige und das gesamte Areal großflächig gesperrt. Na toll. Und jetzt?

    Ich fragte herum und bekam letztendlich 3 Antworten, wo der Bus am nächsten Morgen sein könnte. Erstens könnte der finnische Busfahrer einfach versuchen, bis zur alten (gesperrten) Bushaltestelle zu fahren. Das sei aber verboten und nicht möglich, sagten mir die Festival-Leiter. Zweitens könnte der Busfahrer zu der neu eingerichteten Haltestelle fahren, etwa 2 Kilometer entfernt. Das war die offizielle Version. Drittens könnte ich den Bus dort erreichen, wo er über Nacht parkte, an der Circle K Tankstelle an der Brücke. Ebenfalls 2 Kilometer entfernt.

    Ich hatte also 3 Punkte, wo ich um 7:10 Uhr zeitgleich sein sollte. Zudem wurde mir geraten „sicherheitshalber“ schon um 6 Uhr dort zu sein. Die Nacht verlief entsprechend. Ich stellte mir den Wecker und machte mich um 5:30 Uhr auf den Weg durch die Stadt. Den Urlaubsstart hatte ich mir etwas entspannter vorgestellt.

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    Letztendlich erwischte ich den Bus an der Circle K Tankstelle. Der Busfahrer war schon vor Ort und ich durfte als erster Fahrgast ausnahmsweise dort schon einsteigen, normalerweise verboten! Er kurvte dann mit mir durch die Stadt, holperte durch die geschlossene Baustelle, machte anschließend stolz ein Foto von seinem Bus („Der Kollege sollte morgen auch so fahren“, siehe Foto oben) und es stiegen etwa 6 Personen ein, teilweise abgehetzt und im Laufschritt unterwegs, ebenso auf der Suche nach der richtigen Haltestelle. Als alle Kandidaten mit Internetbuchung da waren, fuhr er ab. Die offizielle neue Haltestelle sahen wir nie. Wer dort wartete, ging zumindest an dem Tag leer aus. An anderen Wochen im Jahr dürfte Prostneset natürlich frei und erreichbar sein.

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    Die Fahrt dauert von 7:10 Uhr bis 10:35 Uhr (dann finnischer Zeit, eine Stunde nach vorne, also 9:35 Uhr norwegischer Zeit). Gehalten wird unterwegs nicht (man kann zwar zusteigen, aber keine Möglichkeit für einen Kaffee). Es geht über die Grenze nach Finnland und bald dahinter ist bereits Kilpisjärvi, 100 Einwohner, ein Supermarkt, ein Camping und ein Truckstop. An letzterem hält der Bus.

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    Die Raststätte ist sehr empfehlenswert (Ravintola Kilpisjärven retkeilykeskus). Sie wird von drei jungen Damen geschmissen, alles ganz entspannt. Kaffee mit Nachfüllen, es gibt Frühstück, tolle Toiletten und viel Platz, um alle Sachen nochmals zu ordnen. Ich nahm erstmal ein paar Tassen Kaffee. Durchatmen, aus dem Fenster schauen auf die tief hängenden Wolken.

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    Das ist der Weg.

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    #2
    Kilpisjärvi bis Goldahytta
    rund 14k, etwa 5 Stunden


    Es ging los. Wenn man aus dem Fenster auf den See schaut, kann man rechts einen Berg sehen. Den kann man mit rund 12km wandern überqueren als erste Etappe. Man kann auch um 14 Uhr (finnischer Zeit!) hinunter ans Ufer gehen, dort an Bord 40 Euro bezahlen (Finnland hat den Euro) und ins MS Malla-Boot steigen, das einen in 30 Minuten über den See schippert.

    Das machten einige (und liefen an dem Tag nicht nur bis Goldahytta, sondern sofort bis Gappohytta).
    Ich nahm nicht das Boot, sondern lief an der Landstraße einige Kilometer zurück Richtung Norwegen. Es gibt auch einen Pfad durchs Gestrüpp, den sparte ich mir. An einem sehr großen Parkplatz auf der linken Seite dann der richtige Start meiner Tour. Es gibt ein paar Schilder und der Pfad verschwindet nach rechts im Unterholz.

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    Würde ich wieder so machen: Bus, Kaffee in der Raststätte, zu Fuß über den Bergrücken und kein Boot. Leicht zu schaffen am ersten Tag, guter Einstieg.

    Anfangs ist der Pfad hinter dem Parkplatz etwas steinig, geht leicht bergauf. Rechts hat man Blicke auf die norwegischen Grenzanlagen und Gewässer. Bereits die ersten Rentiere auf den Wiesen. Später wird der Pfad besser zu begehen, die Ausblicke sind gut und die Strecke lohnt auf jeden Fall. Oben kann man auch einen kleinen Unterstand begutachten, in dem sich deutsche Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges versteckt haben. Dem Thema begegnet man natürlich immer, egal wo man in Norwegen Urlaub macht.

    Rechts im Bild die Nationalstraße, Blick auf Norwegen und die Grenze (also die Hinfahrt)
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    Alles gut zu laufen
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    Anlagen aus dem 2. Weltkrieg. Übernachten nicht gestattet.
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    Blick auf den See, der mit dem Boot gequert werden kann. Links Kilpisjärvi, rechts das Dreiländereck
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    Der weitere Weg hinab schwach zu erkennen. Wo der neue See rechts anfängt, ist ungefähr der Betonklotz im Wasser (mit der Lupe zu erkennen)
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ID: 3216888


    Es geht wieder hinab die letzten Meter, entlang am Grenzzaun Finnland - Norwegen, unten am See dann eine Fülle an Hinweisschildern und durch die Bäume hindurch kann man den berühmten gelben Grenzstein im See bereits erkennen. Auf der linken Seite findet sich eine finnische Hütte, die allerdings nicht sehr gut ausgestattet sein soll (Kuohkimajärvivaraustupa, wenn ich mich nicht vertippt habe). Auf der rechte Seite sieht man den Pfad zum Grenzstein (inzwischen mit Eisengattern ausgelegt) und kurz vorher kann man schon den weiteren Weg zur Golda Hytta erkennen, wohin es nach den Fotos am Grenzstein dann weiter geht.

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    Liebevoll gestalteter Grenzdurchgang FI - NO, der zwar für Wanderer passierbar ist, nicht jedoch Rentieren ohne Reisepass.
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ID: 3216890

    Auf dem Weg über den Berg sind mir rund ein Dutzend Personen entgegen gekommen, alles Tageswanderer, die morgens mit dem Boot über den See gesetzt hatten und nun zurück liefen nach Kilpisjärvi (daher auch die vielen Autos auf dem Parkplatz). Am Grenzstein bin ich dann völlig alleine. Ich mache eine ausgiebige Pause, eine Reihe von Fotos. So langsam beginnt die Wanderung. Es ist absolut windstill, kurz kommt sogar die Sonne hervor. Ich kann, für mich überraschend, im Hemd laufen.

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    Bis zur Golda Hytta sind es dann nur noch wenige Kilometer, etwas beschwerlich im Unterholz, und als ich an einem kleinen Bachlauf Wasser auffülle, bekomme ich einen deutlichen Kommentar von einem älteren Norweger, dichter weißer Bart: „Das sind doch nur noch 2 Kilometer bis zur Hütte!“ Okay, da nimmt man vorher wohl kein Wasser mehr auf.

    Goldahytta
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    Es stellt sich heraus, dass er ein DNT-Ehrenamt-Mann ist, der an der Golda-Hytta herum wurschtelt. Die Hütte ist voll belegt mit finnischen Männergruppen. Sie machen alle die Runde Golda-Hytta - Gappo-Hytta - Pältsa Stugan (in Finnland), teilweise noch mit einem Schlenker über Rosta-Hytta. Viele liefen mir entgegen, andere liefen in meine Richtung.

    Ausblick mit Barras, links davon liegt das Tagesziel am nächsten Tag. Der Berg selbst wird von vielen erklommen.
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ID: 3216894

    Mit anderen Worten wird man auf den ersten drei Etappen vielen Finnen und Finninnen begegnen, zumindest abends in den Hütten. Sie merkten an, dass die Region und diese Runde in Finnland sehr bekannt sei (immer wieder seltsam, welche nationalen Moden es gibt. Södra Kungsleden und auch der NPL scheinen insbesondere in Deutschland bekannt). Da es in Finnland faktisch keine Berge gibt und wandern dort eher freudlos (die Finnen verwiesen aufs Radfahren), weichen sie auf Norwegen aus und waren sehr begeistert von den Bergen ringsum. Weitere Themen waren ihre Fitnessuhren und die Inhaltsangaben auf den Packungen der gefriergetrockneten Mahlzeiten (sie verspeisten 2 Packungen pro Person und Abend).

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ID: 3216895

    Ich hatte keine Reservierungen (außer für Altevasshytta, siehe unten). Leider gelten Reservierungen in den DNT Hütten dort oben bis 21:00 Uhr (und nicht bis 19 Uhr wie im Süden Norwegens) und zudem können ALLE Betten reserviert werden, nicht nur ein Kontingent. Daher saß ich mehr oder weniger unstet herum, mit meinem Krempel um mich drapiert. Erst um 21:00 Uhr könnte ich mich auf ein freies Bett stürzen. Da war es schon dunkel.

    Letztendlich verbrachte ich die Nacht auf der Sitzbank im Aufenthaltsraum. Ich hatte einen dünnen Leinen-Hüttenschlafsack dabei, schnappte mir eine Decke, riss die Fenster auf und schlief sehr gut. Der Aufenthaltsraum hat den Vorteil, dass man niemanden Schnarchen hört. Einziger Nachteil ist, dass man so lange wach bleiben muss, bis alle anderen sich zurückgezogen haben. Um 21 Uhr ist das aber eigentlich immer auch der Fall gewesen.

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ID: 3216896
    Das ist der Weg.

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      #3
      Goldahytta bis Gappohytta
      11k, etwa 4 Stunden

      Bis 08:00 Uhr rührt sich überhaupt nichts in der Hütte. Und ich habe auch die Schnarcher nur sehr leise gehört, die dort in den ja dann doch eher engen Kabinen für Akustik sorgten. Um 05:00 Uhr morgens wird es bereits hell, wie ich bei einem schrägen Blick nach oben zum Fenster feststellte. Auch das war mir nicht so ganz klar gewesen, inwieweit die winterliche Umstellung von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bereits Ende August, Anfang September zuschlägt. Aber abends kann man sicher bis 20:00 Uhr wandern, und morgens bei Tageslicht so früh aufbrechen wie man möchte, was aber kaum jemand macht. Die durchschnittliche Zeit für den Aufbruch scheint so etwa bei 10:00 Uhr zu liegen.

      An dem Morgen ist es sehr neblig. Golda-Hytta liegt in einem Tal und die Wolken (oder Nebel) schoben sich auf dem Boden herum. Die Sicht lag bei unter 50 Metern. Die Atmosphäre ist allerdings dadurch sehr angenehm, es ist vollkommen ruhig und windstill und immer wieder tauchen im Nebel Rentiere auf. Der Pfad ist gut erkennbar, es geht im Prinzip erst durch ein weites Tal ohne Steigung, sehr grün, Bäume, dann eine leichte Flussquerung und einen Anstieg links hinauf. Bald lässt man Sumpf und Bäume hinter sich und es geht stetig über das Fjäll bergan.

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ID: 3216898

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ID: 3216900

      Auf einen Stein am Weg hat jemand mit Filzstift „NPL 2023 – You are strong“ geschrieben. Kann man machen. Auch in Goldahytta lag bereits ein Stein auf dem Regal, auf den sich jemand mit dem Spruch verewigt hat. Die Finnen und Norweger beeindruckt die rege Diskussion um NPL weniger, hatte ich den Eindruck. Das scheint eine sehr deutsche Angelegenheit zu werden. Später mehr dazu.

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ID: 3216901

      Durch die große Trockenheit 2023 war das Nachfüllen von Wasser durchaus ein Problem. Ich hatte meinen Wasserfilter dabei, aber viele Personen sind nur mit Tasse unterwegs und scheinen sich (und mich) teilweise zu fragen, wann das nächste Trinkwasser kommen würde. Neben den Wegen sind metertiefe Trichter, schwarz und steinig, die völlig ausgetrocknet sind. Auch die Flüsse haben wenig Wasser, aus den Seen kann man nicht mehr trinken.

      Es geht durch zwei beinahe eckiig ausgeschnittene Schluchten (dort gibt es auch Wasser) und gegen 14:30 Uhr komme ich bereits bei Gappohytta an. Der Nebel hebt sich und die Hütten liegen gut sichtbar am Hang. Eine kleine Schlucht muss noch gequert werden (dort ist auch die Wasserquelle für die Hütte, jedes Mal ein durchaus respektabler Weg von 500 Metern Länge mit Abstieg, der nur von wenigen Gästen gerne absolviert wird).

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ID: 3216902

      Es wird sonnig, als ich die Hütten erreiche. Einige Gäste machen sich erst jetzt auf zum Barras, 1419 Meter hoch, und markant links erkennbar. Viele scheinen sich zwei Tage in Gappo einzumieten um an dem nächsten Tag den Barras zu besteigen. Nicht so die Finnen. Sie kommen um 15:30 Uhr an Gappo an, schmeißen die Rucksäcke ab und machen sich sofort an den weiteren Weg auf den Gipfel, für den sie nochmals 4 Stunden veranschlagen. Eine respektable Leistung, auch wenn zunächst eine Fahrstraße hinüber führt und der Aufstieg „leichter ist als er aussieht“, wie sie versichern. Um 21:00 Uhr sind sie zurück, müde und glücklich. Respekt für diese Leistung. „Wir sind wegen der Berge hier“, sagen sie. Weitere Erklärung unnötig.

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ID: 3216903

      Ich lasse es den Nachmittag langsam angehen, trinke erstmal Kaffee (und hole Wasser). In den DNT Hütten gibt es mysteriöserweise nie Kaffeefilter, so dass ich mein Gestell dabei habe. Ein ganzes Pfund Kaffee war etwas großzügig für die 10 Tage, aber auch nicht zu knapp.

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ID: 3216904

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ID: 3216905

      Im alten Gebäude gibt es Strom (wie immer 12 V, manchmal liegen Kabel, meist benötigt man ein Kabel mit einem USB-A Stecker). Handyempfang gibt es, anders als im Internet beim DNT behauptet, bei Gappo definitiv nicht. Der See hinter der Hütte, wird mir gesagt, sei umgekippt. Zu wenig Wasserdurchlauf und dann hat jemand sich oder seine Kleidung darin noch mit Seife gewaschen und vor ein paar Tagen ist jemandem dann nach dem Genuss des Wassers, trotz filtern, übel geworden. Also immer runter zum Fluss, um Wasser zu holen. Dass Norwegen mal ein Wasserproblem bekommt, hätte vor ein paar Jahren niemand vermutet.

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ID: 3216906

      Diesmal kann ich um 21 Uhr eine Koje in dem Aufenthaltsraum beziehen. Die scheint nicht vorbestellt, eine Verbesserung gegenüber dem Sofa gestern. Die Finnen kommen von ihrer Gipfeltour zurück, sind aber erfreulich leise und bald ist Ruhe.

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ID: 3216907

      Für mich weiter unklar, ob es eine Ehre ist, als Bild auf der Toilette zu hängen. Die Norweger sagen zumindest: Kein Problem.
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ID: 3216908
      Das ist der Weg.

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      • zilka

        Erfahren
        • 29.06.2017
        • 340
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        #4
        Hi Belge,
        es war nett, Dich getroffen zu haben! Bin sehr gespannt, hier mitzulesen! Finde es immer spannend, wie verschieden - und manchmal auch ähnlich - die Eindrücke sind. Gelaufen bin ich ja genau denselben Abschnitt wie Du, nur mit Zelt. Und gestartet bin ich etwas eher.
        Viele Grüße!
        zilka

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        • Fjellfex
          Fuchs
          • 02.09.2016
          • 1272
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Zitat von Belge Beitrag anzeigen
          Auf der Suche nach der Bushaltestelle „Prostneset bay 3“ (Bay 3 ist der Fahrgaststeig, Prostneset die Straße bzw. der Platz) musste ich feststellen, dass am Hafen großflächig ein Musikfestival aufgebaut wurde. Alle Busbahnsteige und das gesamte Areal großflächig gesperrt. Na toll. Und jetzt?
          Ich bin ja so froh, dass du den Bus noch erreicht hast! Ich hatte etwas weniger Vorlauf: gegen 6:45 war ich in Prostneset und sah, dass da nix fuhr. Ich schaffte es bis 7:10 zu der Ersatzhaltestelle für den Fernverkehr (praktischerweise war die Ersatzhaltestelle für den Lokalverkehr woanders), aber an meiner Haltestelle kam kein Bus nach Kilpisjärvi.
          Wollte dich warnen, konnte mit meinem Handy aber leider keine ODS-PN schicken und textete deswegen Borgman an der gerade auch unterwegs war, aber bei ihm war das Internetsignal zu schwach.
          Aber Ende gut - alles gut; meine Ersatztour war ja auch klasse.
          Bin natürlich bei deinem Bericht dabei.

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          • Belge
            Erfahren
            • 23.02.2021
            • 466
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            zilka, Fjellfex : Beinahe umheimlich, wie viele aus dem Forum zur gleichen Zeit in der gleichen Gegend herum laufen! Ich danke nochmals sehr für die Hinweise im Vorfeld der Wanderung, das war sehr hilfreich.
            Das ist der Weg.

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            • Belge
              Erfahren
              • 23.02.2021
              • 466
              • Privat

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              #7
              Gappohytta bis Rostahytta
              20k, 6 Stunden


              Als ich mich morgens fertig mache, schläft noch alles. Die Koje direkt im Aufenthaltsraum ist sehr gut, ein Geheimtipp, man hört das Schnarchen nicht und kann sich morgens ausbreiten. Als ich nach zwei Tassen Kaffee und Frühstück aufbreche, taucht die erste Frau auf. „Gestern haben wir bis 11 Uhr geschlafen“, meint sie. Okay, da ist sie heute noch früh dran.

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ID: 3216921

              Der Himmel ist bereits klar, Gappo liegt auch etwas höher am Berg. Unten im Tal, also auch bei Golda, schieben sich dichte Wolken herum. Ein toller Anblick, ein perfektes Schauspiel für Time-Lapse.

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ID: 3216922

              Der Weg steigt mäßig an über einen breiten Bergrücken, ist einfach zu gehen. Rentiere zeigen sich im letzten Morgennebel. Oberhalb der Gappohytta kann man auch überall gut Zelte aufstellen. Links erscheint dann ein breiter Fluss, den man auch quert. Nach einigen Kilometern wird das Tal enger, dramatische Szenerie mit Felswänden, ganz klare Seen. Das sind sehr gute Fotomotive, wenn das Wetter stimmt, und es stimmte bei mir.

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ID: 3216923

              Flussquerung easy
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ID: 3216924

              Und zurück aus dem Zipfel Schweden nach Norwegen
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ID: 3216927

              An der höchsten Stelle wird es teilweise sehr steinig und man kommt langsam voran. Die Orientierung kann bei schlechter Sicht etwas Sorgfalt erfordern, ist aber insgesamt okay. Dann steht man an einer Kante und sieht ein tief grünes Tal vor sich, wie im Märchen der Übergang von den Steinwüsten. Das könnte für Star Wars nicht besser am Computer generiert werden.

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ID: 3216928

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ID: 3216929

              Ein steiler Abstieg, unten eine Flussquerung bei der mir zwei ältere Herren entgegen humpeln, kurze Hosen, alle Gelenke mit Bandagen, aber eiserner Wille. Ihre Sorge gilt nicht dem Anstieg vor ihnen, sondern ob oben noch Schnee läge. Nein, kein Schnee mehr. Sie scheinen erleichtert und stapfen weiter. Bewundernswert.

              Es geht kilometerlang durch ein phantastisches Wiesental, ein Gefühl wie Schottland. Man kann sich kaum sattsehen. An den Seiten gewaltige Hänge in leuchtendem Grün, nochmals ein See, nach vorne öffnete sich das Tal und fällt etwas steiler ab. Dort unten liegt dann Rosta-Hytta und der gegenüberliegende Hang ist (leider) der, den man morgen wieder hinauf muss.

              Schwach ist links der weitere Weg zu erkennen, der dann rechts um den Berghang herum führt. Dort ist dann Rostahytta. Am nächsten Tag geht es gegenüber wieder hinauf.
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ID: 3216930

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ID: 3216931

              In dem Wiesental überholen mich sogar zwei Radfahrer mit hohem Tempo. Nun, es ist Samstag, und Rosta ist nicht weit von einem Parkplatz entfernt, nur 6km. Das merkt man dann auch an der Hütte. Als ich mittags eintreffe, liegt zwar alles verlassen da. Die Tagestouren sind noch nicht wieder da, die Langstreckenwanderer sind bereits aufgebrochen. Aber bis abends füllen sich die Hütten sehr: bestes Wetter, gut erreichbar und eine tolle „Jubiläumshütte“, die sehr schick und neu ist (und Strom hat).

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ID: 3216932

              So ist Strom. Kabel mit USB-A nicht vergessen.
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ID: 3216933

              Ich habe wieder das Problem, dass ich nicht weiß, welche Hütte mit welchen Betten bereits reserviert ist. Ich wähle nicht die piekfeine und wunderschöne Jubiläumshütte, sie wird offenbar vorwiegend von Familien gebucht. Die Nye Hytta ist auch okay, ich erwische sogar eine 4er Koje für mich allein. Jeder Tag ein Fortschritt.

              Bisher waren nur Finnen unterwegs, ab dem Teil der Tour treffe ich vorwiegend auf Norweger, insbesondere Norwegerinnen. Sie haben Press-Kaffee dabei, Roséwein und allerlei Rentierfleisch. Ich muss sehr elend aussehen, denn ein Norweger schenkt mir spontan eine Packung gefriergetrocknete Nahrung, die ich wohl dringender benötige als er selbst, wie er glaubt. Wir unterhalten uns gut, sehr nette Menschen, entspannte Atmosphäre in Rosta.

              Dies ist dann mein erstes Travel-Kit, das ich im Leben verspeise. Ich habe es überstanden. Auf der gesamten Tour gibt es keine Möglichkeit, den Abfall loszuwerden, auch daran sollte man denken. Einige Personen essen offenbar 3 Fertigpackungen am Tag, das heißt sie haben nicht nur am Start 30 Fertigpackungen im Rucksack, sondern auch am Ende (immerhin leer). Ich bleibe bei den dünnen Spaghetti-Packungen.

              Wasser gibt es bei Rosta reichlich im breiten Fluss vor den Hütten, ich wasche mich endlich mal notdürftig. Richtung Parkplatz kann man zudem bald auf einen kleinen Hügel steigen und dort oben hat man prima Handyempfang.

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ID: 3216934
              Das ist der Weg.

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              • Belge
                Erfahren
                • 23.02.2021
                • 466
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Rostahytta bis Dærtahytta
                16k, 5,5 Stunden


                Und wieder scheint die Sonne. Morgens überquert man den Fluss auf einer langen wippenden Brücke (Foto oben), dann folgt ein langer, durchaus steiler Anstieg. Ein Blick zurück zeigt das lange Wiesental, das man am Vortag herab kam.

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ID: 3216936

                Und der Blick nach links
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ID: 3216937

                Man gelangt in ein Hochtal, hält sich etwas nach rechts, quert einen Bach ohne Brücke (an der Grenze dessen, was man mit trockenen Füßen schafft, obgleich er nicht tief ist). Es geht weiter bergauf und rechts bleiben einige Seen.

                Unten ist der Bach im Tal, den Hang geht es einfach wieder hinauf
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ID: 3216938

                Hinter dem See geht es schräg rechts den Hang hinauf. Dort wird es sehr steinig.
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ID: 3216939

                Es folgt mit das anstrengendste Stück der gesamten Tour, zumindest mein subjektiver Eindruck. Bei der Planung hatte ich immer auf die Stundenzahl geschaut und die langen Etappen (8h Gehzeit) als Herausforderung vermerkt. Doch dieses Steinfeld dort oben fand ich insgesamt als physisch und psychisch herausfordernd. Völlig weglos geht es durch endlose Blockfelder. Jeder Schritt hochkonzentriert. Bei Nässe ist das eher noch unangenehmer. Dieser Abschnitt ist einer der mental anstrengendsten der gesamten Wanderung.

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ID: 3216940

                Die gute Nachricht ist, dass man nach der flachen Kuppe vergleichsweise einfach absteigt und die nächste Hütte Dærtahytta sehr früh sehen kann, winzig unten im Tal inmitten weiter grüner Wiesen.

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ID: 3216941

                Ein letzter Steilabstieg in Serpentinen und dann einfach auslaufen lassen entlang des Baches, der auch die Hütte mit Wasser versorgt. Die Hütte hat keine nahe Straße, ist entsprechend wenig besucht, und sie ist wunderschön. Mit die schönste Hütte der gesamten Tour. Nur noch Victor und seine Mutter sind da, endlich mal Ruhe.

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ID: 3216943

                Victor ist Norweger und läuft den NPL. Seine Mutter hat ihm Gemüse und frische Kräuter mitgebracht und läuft ein paar Etappen mit ihm. Er macht 30k am Tag und hat seine Rationen von 1kg am Tag auf 1,5 kg am Tag steigern müssen, da er zu stark abnahm. Keine 500 km mehr bis zum nördlichsten Punkt, wie er meint. Weniger als 3 Wochen will er dafür brauchen. Eine starke Leistung.

                Er sagt mir auch, dass die lange Etappe morgen, 8 Stunden, nicht sehr schwer wäre. Und die gefürchtete Flussquerung sei trockenen Fußes möglich, es gebe vorher nur etwas Sumpf.

                Der Weg für den nächsten Tag, zunächst über den Fluss, dann rechts halten. Das Foto entstand wegen des Rentiers in der Bildmitte.
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ID: 3216942
                Das ist der Weg.

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                • Belge
                  Erfahren
                  • 23.02.2021
                  • 466
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Dærtahytta bis Dividalshytta
                  23k, 8 Stunden


                  Dies wird ein langer Tag, wahrscheinlich der Längste. Ich stehe um 6:00 Uhr auf, mache mich fertig. 1,5 Stunden benötigt man immer, bis es losgeht. Kaffee, Müsli, spülen, Frischwasser auffüllen, Holz auffüllen, Durchfegen.

                  Der Weg ist zunächst einfach zu finden, am Fluss hinab, den queren und dann auf der südlichen Flussseite immer auf einer Höhe das Tal entlang. Nicht schwierig zu gehen. Irgendwann dreht der Weg leicht nach Süden und es geht stetig bergauf. Der Wind blies den gesamten Tag sehr kräftig exakt von vorne.

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ID: 3216946

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ID: 3216947

                  Irgendwann quert man eine Hochebene, kein Problem, auf der anderen Seite der flachen Hochebene geht es kurz steil hinab und man kann vor sich Seen und die weite Sumpffläche erkennen, die man durchqueren muss. Sie wurde mir bereits angekündigt, die einzige Stelle der Etappe, wo nasse Füße kommen.

                  Da unten wird es nass, und dann geht es rechts um die Nasen herum in das Tal.
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ID: 3216948

                  Links vor sich sieht man bereits die markante Felsnase, um die man rechts herum muss, um in das nächste Seitental zu kommen. Grandiose Landschaft. Im Sumpf bekomme ich in der Tat nasse Füße, es folgt der flache Aufstieg an der Felsnase und dann ein langer Abstieg hinab zum Fluss, dem breitesten der gesamten Tour.

                  Abstieg zum Fluss, der gequert werden muss.
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ID: 3216949

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ID: 3216950

                  Eine absolut leere Gegend, sehr schön. Wolken ziehen auf und es wird dunkel. Am Fluss muss ich mich orientieren, er ist so breit, dass es gar nicht einfach ist, vom Ufer aus einen Weg über Steine hinweg auf die andere Seite zu erkennen. Irgendwann hilft planen nicht mehr und es kommt auf einen Versuch an. An einigen Stellen sind größere Schritte nötig, tiefes Tasten mit den Stöcken im Wasser, aber es klappt trockenen Fußes. Im Frühjahr oder bei Regen dürfte das ein Abenteuer werden.

                  Ich mache Pause und zwei Franzosen tauchen auf, gewaltige Rucksäcke. Ich wusste nicht, dass es so große Rucksäcke gibt. Ich beschreibe ihnen meinen Weg durch den Fluss, aber es bleibt Skepsis bei ihnen. Sie wundern sich, dass so viele Deutsche unterwegs seien, schieben dies auf das deutsche Buch zum Nordkalottleden (gelb), von dem ich überhaupt nie gehört hatte. Sie haben es sogar auf Deutsch dabei.

                  Die beiden Franzosen im Fluss. An der Stelle kehren sie um und versuchen es mit anderen Schuhen. Auf der anderen Seite der Weg, den man herab gekommen ist.
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ID: 3216951

                  Hinter dem Fluss beginnt sofort ein sehr steiler Anstieg, der nach dem bereits langen Tag nochmals etwas Kraft kostet. Als ich ein paar Meter hoch bin sehe ich, dass die beiden Franzosen wieder umdrehen, mitten im Fluss. Sie wollen wohl doch Watschuhe anziehen.

                  Der Anstieg ist hart, auch weil das Wetter sich ändert, etwas Regen, der Horizont bleibt aber klar erkennbar. Oben findet sich ein weites Tal, ich muss mich immer rechts halten und vor sich sieht man bald den tiefen Einschnitt mit Wald.

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ID: 3216952

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ID: 3216953

                  Es geht den Hang hinab. Auf der anderen Seite geht es am nächsten Tag durch dichten Wald wieder hinauf.
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ID: 3216954

                  Dort unten zu Beginn des Waldes muss Dividalshytta liegen. (Wenn man oben an dem Abhang steht, hat man Mobilempfang, unten an der Hütte nicht mehr). Morgen geht es leider auf der anderen Seite des Tales im Wald wieder steil bergauf, alles, was man nun steil hinab gehen muss. Immerhin: Es hat aufgehört zu regnen.

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ID: 3216955

                  An der Hütte picknickt ein älteres Ehepaar aus Norwegen, aber sie sind nur Tagesgäste, Kaffee aus der Thermoskanne. In 6 km Entfernung ist auch hier ein Parkplatz, aber nicht der Betrieb wie in Rosta. Die Hütte ist etwas älter und dunkel. Das Wasser findet sich in einer Quelle in einem abgedeckten Häuschen, etwas umständlich, aber im Winter friert es so nicht zu.

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ID: 3216956

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Ansichten: 513
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ID: 3216957


                  Den Abend sinniere ich über die Frage, weshalb die Toiletten immer höher am Hang sind als die Frischwasserquellen? Hätte ich intuitiv mal anders herum geplant, aber ich plane auch keine Hütten.

                  Ich bin froh, beinahe allein in der Hütte zu sein. Bei der Planung hatte ich noch Sorge, ob ich nicht zu allein unterwegs wäre. Jetzt bin ich froh über jeden Abend, wo niemand auftaucht. Den anderen Wanderern scheint es ähnlich zu gehen. Sobald die Hütten aufgeschlossen sind, Schuhe vor der Tür stehen, drehen sie ab und schauen erstmal in den anderen Hütten nach, ob die noch unbelegt sind. Das sagt doch einiges über die Leute aus, die im Norden unterwegs sind.

                  Links oben am Hang der Weg, den man herab kommt. Auf der umgekehrten Richtung sicher ein beachtlicher Anstieg.
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ID: 3216958
                  Das ist der Weg.

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                  • Belge
                    Erfahren
                    • 23.02.2021
                    • 466
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Dividalshytta bis Vuomahytta
                    19k, 6 Stunden


                    Ich hatte gedacht, dass ich nach den langen Tagen irgendwelche Schmerzen oder Blasen hätte, aber nichts zu spüren. Kein Rücken, keine Blasen, morgens keinerlei Steifigkeit. Im Gegenteil scheint jeder Tag der Gesundheit nochmals gut zu tun. Solange man genug isst, scheint man endlos laufen zu können. Mir kommt (wieder mal) der Gedanke, dass das viele Sitzen am Schreibtisch zuhause die Ursache allen Übels ist.

                    Nun ja, gestern war mit der längste Tag, heute würde der Dümmste kommen. Morgens regnet es in dichtem Niesel. Die Wolken hingen tief. Ich starte mit Regenhose, aber bereits nach wenigen Metern im dichten Wald merke ich, dass das viel zu warm ist. Ich schaffe es noch hinab bis zum breiten Fluss, dann ziehe ich die Regenhose nur über die nackten Beine an. Das ist weitaus besser.

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Ansichten: 505
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ID: 3216961

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Größe: 4,06 MB
ID: 3216962

                    Über den Fluss führt eine Brücke, danach geht es steil bergauf. Schwitzen, Regen. Der Weg ist zugewachsen, Birken, Wurzeln, Steine. Bei jedem Schritt streift man noch einige Liter Wasser von den Blättern ab. Das ist kein Fun. Steigen, Schwitzen. Pausen sind kaum möglich, ich bin völlig nass und der Wind kühlt einen sofort aus.

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Größe: 5,77 MB
ID: 3216963

                    Der Weg wendet sich nach links, auf der rechten Seite zeigt sich bald ein weiterer breiter Fluss, gewaltige Wasserfälle, Lärm. Ein paar Zeltplätze direkt an der Kante. Wann hört endlich der Wald auf? Das wird leider erst wenige Kilometer vor der Hütte sein. Es ist eng zwischen den Ästen. Immer wieder bleibe ich hängen, endlose Windungen. Der Wald nervt mich gewaltig.

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Ansichten: 472
Größe: 6,93 MB
ID: 3216964

                    Auf der linken Seite zieht sich bald eine lange Felswand empor, imposant und im Winter scheinen Lawinen abzugehen, denn teilweise sind die Bäume auf breiter Ebene abgeknickt.

                    Blick zurück auf die Felswand. Eigentlich ist sie links der Gehrichtung.
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Ansichten: 491
Größe: 3,85 MB
ID: 3216965

                    Die letzten 3 km bis zur Vuomahütte sind wieder besser, Fjäll, Blicke auf den See voraus. Aber der Regen hält an. Die Vuoma-Hytta ist wunderbar, neu, hell, phantastisch und hat sogar Strom. Aber (unter anderem) von mehreren älteren Norwegerinnen belegt, die sich 3 Tage eingemietet haben und in farblich abgestimmten Unterzeug herum laufen. Sie stricken und unterhalten sich lebhaft, scheinen komplexe Gerichte in der Pfanne zu haben.

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Größe: 4,42 MB
ID: 3216966

                    Da will ich nicht stören und verziehe mich in die alte Hütte, was sehr okay ist. Endlich wieder Ruhe, einheizen. Absolute Stille in der Hütte, der Ofen bullert und trocknet meine Sachen. Schon toll.

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ID: 3216967

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ID: 3216968

                    Wem es zu einsam ist, der kann sich diesmal mit dem König austauschen. Netter Mann, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
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ID: 3216969
                    Das ist der Weg.

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                    • Belge
                      Erfahren
                      • 23.02.2021
                      • 466
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Vuomahytta bis Gaskasshytta
                      17k, 6 Stunden


                      Eigentlich eine kurze Etappe, aber in der Mitte ist wieder mal eine längere Steinpassage zu überwinden. Sie ist aber (aus meiner Einschätzung) nicht so schlimm wie hinter Rostahytta.

                      Erst zieht sich der Weg von Vuoma das Tal hinauf, sehr schöne Zeltplätze und Wiesen, ein Fluss, einfach zu laufen. Oben wird das Tal steiniger, eine etwas elende Stolperei über endlose Steinflächen. Aber die Blicke auf die Berge sind sehr gut.

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ID: 3217041

                      Der Blick zurück auf Vuomahytta
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ID: 3217043

                      Es stürmt ziemlich und ich ziehe wieder die Regenhose über, benötige sie aber gar nicht. Ein Regenbogen scheint immerhin vor den Berge, irgendwo muss es also doch regnen.

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ID: 3217044

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ID: 3217045

                      Dann senkt sich das Land wieder, es wird einfacher zu gehen und nach links herum geht es bergab, wieder Wiesen, dann vereinzelte Bäume.
                      Die Orientierung war einfach, auch auf den Steinfeldern, immer geradeaus, im Zweifel etwas rechts halten dort oben.

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ID: 3217050

                      Oben am Berg über Gaskasshytta gibt es auch wieder Mobilempfang, denn man kann schon in das Tal des Rostavatn-Stausees schauen, an dessen Ende viele Hütten stehen werden, das ist die morgige Etappe.
                      Gaskasshytta wird renoviert in 2023, die gesamte Hütte versank im Boden und wird mit einer hydraulischen Konstruktion angehoben von einigen Freiwilligen. Tolle Leistung. In der einzigen verbleibenden Hütte ist dann eine Schweizer Männergruppe. Ich schlafe wieder im Wohnraum, was eine gute Option ist.

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ID: 3217048

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ID: 3217049

                      Am heutigen Tag sind mir weitere 4 NPL-Leute entgegen gekommen, alles Deutsche. Auch an den Vortagen bereits mehrere Deutsche (neben Viktor aus Norwegen). Was für eine Leistung, alle frohen Mutes (sie haben es auch so gut wie geschafft, behaupte ich mal), auch wenn eine junge Frau sagte: „NPL hatte ich mir schwieriger vorgestellt.“ Bei trockenem Sommer kann NPL auch schön sein! Und alle machten sich offenbar schon Gedanken, wie wohl der letzte Tag sein würde und, wichtiger noch, der Tag nach dem letzten Tag.
                      Norweger finden NPL überraschenderweise nicht durchgängig atemberaubend (so wie auch vielen Deutschen nicht vor Ehrfurcht der Kiefer herunter fällt, wenn man verkündet von Flensburg bis Garmisch laufen zu wollen). Angesichts der Touren, die sie das ganze Jahr über laufen, und das bei jedem Wetter und bis ins hohe Alter, ist das verständlich. Einige Unterkünfte am NPL hatten früher wohl freie Kost und Logis für NPLer, haben das angesichts der Vielzahl (nicht nur deutscher) Wanderer auf der Strecke inzwischen jedoch eingestellt. Bleibt abzuwarten, ob der NPL sich durchsetzt als „PCT für Erwachsene“ (wie ich es mal genannt habe) und wer diesen Markenamen weiter entwickeln wird (wie Fjällräven den Kungsleden als „Classic“ entwickelt hat). Es bleibt immer die tolle Leistung und der Mut zum Aufbruch.
                      Das ist der Weg.

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                      • Belge
                        Erfahren
                        • 23.02.2021
                        • 466
                        • Privat

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                        #12
                        Gaskasshytta bis Altevasshytta
                        13k, 4 Stunden


                        Die Schweizer sind erst am Beginn ihrer Wandertour und haben noch alpentauglichen Schlafrhythmus. Bis spät nachts hocken sie vor der Hütte und erzählen. Zum Glück heute eine eigentlich kurze Etappe, aber sie fällt mir schwer. Morgens geht es lange durch den Wald, der aber erfreulich licht ist und überwiegend eigentlich gut zu gehen, immer am Stausee entlang. Es wird wieder sonnig.

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ID: 3217052

                        Dies ist kein Golfplatz, sondern Sumpfgebiet. Man kann auch die Ferienhäuser gut erkennen.
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ID: 3217053

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ID: 3217054

                        Über eine kleine Brücke geht es am Zulauf des Stausees hinüber zu den Hütten, einer großen Ferienhaussiedlung. Teilweise sind größere Villen darunter, teilweise eher Bootsschuppen.

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ID: 3217055

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ID: 3217056

                        Der Wanderweg führt in einem Bogen um die Siedlung herum und recht unvermittelt steht man vor der Altevasshütte. Altevasshütte ist phantastisch, sehr groß, neu, schöne Zimmer. Ein Wohnzimmer, das besser ist als alles, was man sich in Deutschland oder in den Alpen vorstellen könnte.

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ID: 3217057

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ID: 3217058

                        Man benötigt einen Zahlencode und muss die Hütte vorbuchen. Mit der Buchung im Internet bekommt man den Zahlencode per Mail zugeschickt. Man stellt das Schloss auf den Code ein, drückt es einmal zusammen und es öffnet sich. Nebenhütte und Toiletten haben denselben Code.

                        Das System mit dem Code (Specialnokkel) ist wohl nötig, da der Parkplatz der Ferienhäuser zu nah ist. Überhaupt stehen in allen Hütten nun Schilder (auf Deutsch), dass man die Hütten auch bezahlen muss, dass man sich in das Buch eintragen muss und so weiter. Offenbar ist auch das DNT-Vertrauenssystem in Norwegen an seine Grenzen gestoßen.

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ID: 3217059

                        Ich sitze dort, lese, schaue hinaus auf den Stausee. Besser kann es kaum werden. Mir wird klar, dass es ich es bald geschafft habe, auch diese Wanderung geht in zwei Tagen zu Ende. Viele machen bereits Schluss in Innset (oder starten dort), es soll irgendwo eine Huskyfarm geben, zu der auch eine Straße führt, über die man wieder in die Gesellschaft kommt.

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ID: 3217062
                        Das ist der Weg.

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                        • Belge
                          Erfahren
                          • 23.02.2021
                          • 466
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Altevasshytta bis Lappjordhytta
                          25k, 8 Stunden


                          Von der Strecke her die längste Etappe, ebenfalls 8h. Bisher habe ich immer ziemlich genau diese Zeitangaben des DNT auch benötigt, und da waren meine Pausen dann schon mit drin. Bei einem Start gegen 9 Uhr müsste ich also gegen 17 Uhr an Lappjord sein.

                          Es wird eine der besten Etappen werden, absolut lohnenswert, sie noch anzuhängen. Es beginnt unspektakulär in dichtem Nebel, Sicht unter 30 Meter. Ich quere den Staudamm. Der Nebel ist so dicht, dass man nicht erkennen kann, ob der Stausee nun links oder rechts der Staumauer ist (er ist links). Eine Baustelle (in 2023), dann folgt der Weg den Fahrspuren von Quads, vermutlich Sami, die zu ihren Herden das Tal hinauf fahren. Denn es gibt reichlich Rentiere im Tal und oben finden sich ein paar Dutzend kleine Hütten verstreut im Gelände, links am Hang.

                          Links Stausee, rechts Abgrund.
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ID: 3217064

                          Die Quadspur
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ID: 3217065

                          Eine Norwegerin beschwerte sich am Vortag über diese ausgefahrenen Quadspuren in der Natur (und offenbar werden bald auch kleine Brücken errichtet, das Material lag bereits dort). Verkehrte Welt. Meist beschweren sich Sami über die Touristen, die alles aufscheuchen. Hier beschweren sich die Touristen über die Sami, die zu ihren Herden fahren. Auch in Norwegen wird es eng.

                          Die Hütten der Sami. Auch auf der Karte eingezeichnet. Hier enden die Spuren.
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ID: 3217066

                          Die Spuren machen das Gehen leicht, auch die Orientierung natürlich. Es geht aber sowieso einfach immer am Fluss entlang. Irgendwann biegt man von der Fahrspur nach rechts ab, quert den breiten Fluss und sticht hinauf ins offene Gelände, leichter Anstieg. Die Wolken drücken den Hang schneller hinauf als ich gehe, sehr spooky, wenn eine Nebelwand einen einholt und völlig verschluckt. Immer wieder verschwinde ich komplett in den Wolken, keine Sicht mehr. Dann reißt es wieder auf.

                          Und dann wird es richtig spektakulär, gewaltige Berge um mich herum, beinahe ein Kessel, Gletscher, sehr imposant alles. Dieser Tag lohnt noch sehr. Es geht hinab zu einer sumpfigen Ebene, dann nochmals eine etwas hakelige Flussquerung (die zweitschwierigste der gesamten Tour, würde ich sagen). Aber sehr machbar bei diesen niedrigen Wasserständen.

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ID: 3217067

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ID: 3217068

                          Letzte Flussquerung (bereits geschafft)
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ID: 3217069

                          Auf der anderen Seite nochmals ein letzter Anstieg. Der Tag war schon lang, also Zähne zusammen beißen und einfach steigen. Ich komme auf eine Kante, und von dort ein phantastischer Blick hinüber nach Schweden, Sarek, den See vor Abisko. Grandiose Sicht, immer wieder versetzt mit Wolken.

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ID: 3217070

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ID: 3217071

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ID: 3217072

                          Ich setze mich hin und schaue eine ganze Weile. Absolut niemand dort oben, außer großen Herden von Rentieren. Faktisch endet hier oben die Wanderung. Dann der steile Abstieg, immer wieder Wolken, die mich einhüllen. Der Weg ist aber einigermaßen zu erkennen an den Steinen, obgleich er viele Windungen hat. Aus der anderen Richtung ist das ein ziemlicher Anstieg.

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ID: 3217073

                          Die Hütte liegt dann zu Beginn des Waldes. Alles färbt sich bereits rot und gelb für den Herbst, die Sicht hinab ins Tal ist weiterhin grandios. Die Hütte allerdings bereits älter und etwas duster. Ich mag die neuen hellen Hütten einfach lieber. Das Wasser kommt auch hier wieder aus einer Quelle unter einem kleinen Häuschen in einem Loch. Langsam und behutsam schöpfen, sonst hat man viel Torf oder Erde mit drin.

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ID: 3217074

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ID: 3217075

                          Zwei Norwegerinnen tauchen noch auf, wieder Rosé und aufwändiges Kochen. Sie machen das alle 14 Tage, sagen sie, und studieren erstmal das Hüttenbuch, welche ihrer Freundinnen denn wann da war. Europäische Datenschutzgrundverordnung wird hier ganz klein geschrieben.

                          Nach Schweden gehen sie nie hinüber, sagen sie beinahe erschrocken. „Dort liegen überall Planken!“ Hoffentlich ist das morgen so, denke ich bei mir. Es wird früh dunkel, es gibt keinen Strom und ich lese mit Stirnlampe, die ich nun hemmungslos aufbrauchen kann. Das Ende naht. Ich buche noch ein Zimmer in Kiruna (Spis-Hostel). Es gibt erfreulich guten Empfang an der Hütte.

                          Interessante Konstruktion zum Offenhalten der Tür
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ID: 3217076

                          Und der Abfall inzwischen auch nennenswert.
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ID: 3217077
                          Das ist der Weg.

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                          • Belge
                            Erfahren
                            • 23.02.2021
                            • 466
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Lappjordhytta bis Björkliden (Bahnhof)
                            16k, 5,5 Stunden


                            Ich bin wieder früh wach und los. Durch den Wald geht es sehr steil hinab. Wenn man die Tour in umgekehrter Richtung macht, muss man wirklich ordentlich steigen. Gestern hatte ich schon etwas Gelbes dort unten an einem See entdeckt (ein Zelt?). Als ich davor stehe, sehe ich, dass es der Grenzstein nach Schweden ist.



                            Es geht weiter endlos durch Wald, sumpfige Gegenden, Flussquerungen, an Seeufern entlang. Einige Seen sind nur noch riesige schwarze Steinflächen, völlig ausgetrocknet.
                            Es nieselt, mit Jacke ist es zu warm, ohne Jacke zu kalt. Der Weg schlängelt sich endlos hinauf und hinab, jeder Hügel wird mitgenommen, nirgendwo kann schnell ausschreiten, sehr knubbelig alles. Ich bin genervt (und ein anderer Wanderer berichtet mir tags darauf in Kiruna den absolut gleichen Eindruck. Wenn dies der erste Tag wäre, wären die Nerven sicher noch besser, meint er. Und er hat recht).




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ID: 3217080

                            Auch die angekündigten schwedischen Planken helfen da nicht viel (auch wenn sie in der Tat reichlich vorhanden sind). Die Hütte in Schweden, Palnostugan, eher eine Baracke, selbst die alte DNT-Hütte Lappjordhytta in Norwegen sieht weitaus besser aus als das. Die Empfehlung daher, das Geld für die DNT-Hütte einzuplanen und in Lappjordhytta zu nächtigen.

                            Die Äste zerren an mir, meine Regenhose reißt sogar ein. Irgendwann höre ich Autos. Von weitem sieht man bereits die E10 zwischen Kiruna und Narvik. Die erste Straße seit 10 Tagen, surreal.

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ID: 3217081

                            Auf der anderen Seite der Straße geht es wieder in einen Fußweg. Muss das sein? Ich überlege kurz, einfach die E10 entlang zu laufen, verwerfe das aber als zu peinlich. Und aufatmen, denn erfreulich weitet sich der Pfad bald zu einem Track, einer Art Radweg, der früher als Fahrspur dem Bau einer Eisenbahn diente (Rallarvegen). Das erleichtert das Gehen enorm und mir kommen wieder Tageswanderer entgegen.

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                            Ich sehe wohl ziemlich zerzaust und mitgenommen aus. Oben am Hang höre ich die Bahnwaggons klappern, links erstreckt sich der See. Und dann steht man in Björkliden. Das ist der erste Bahnhof, den man erreichen kann. Bis Abisko wären es nochmals 8 km auf dem Fahrweg und nach allem, was ich gehört habe, sollen es nicht wesentliche neue Eindrücke sein. Ich beschließe, dass es reicht.

                            In Björkliden stehen ein paar nette Häuser, Arbeitsunterkünfte vermutlich. Ein Campingplatz. Oben am Hang ist ein Hotel ausgeschildert. Aber sonst gibt es dort nichts, insbesondere sehe ich kein Café. Im Aufenthaltsraum des Bahnhofs findet sich immerhin eine Toilette mit Wasser, eine Steckdose und Wärme. Da war Kilpisjärvi ein anderes Level mit dem schönen Truckstop.

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                            Ich habe 3 Stunden Zeit. Täglich gegen 16:33 Uhr kommt der Zug aus Narvik (er geht bis nach Stockholm). Und er hat bereits 20 Minuten Verspätung (und in Kiruna lassen sich dann die Türen nicht öffnen – die gute Bahn. Überall das gleiche).

                            Ich steige in irgendeinen Waggon, ganz falsch. Die Sitzabteile sind hinten, ich muss mich mit Rucksack durch den gesamten Zug schlängeln, alle Gänge gefüllt mit Ehepaaren 80+ oder jungen Frauen, die begeistert auf den See bei Abisko hinaus starren.

                            Am Bistro im Zug kaufe ich meine Fahrkarte (165 SEK, etwa 14 Euro). Wie schnell der Wald vorbei zieht, durch den ich vorhin noch mühsam Schritt für Schritt meinen Weg gekämpft habe. Ich steige nicht in Abisko aus, sondern fahre bis Kiruna, was ich sehr empfehlen würde. Es gibt eine größere Auswahl an Unterkünften und die Stadt bietet mehr.

                            In Kiruna steht am Bahnhof immerhin ein Umsonst-Shuttle-Bus ins Stadtzentrum bereit, das mittlerweile weit entfernt liegt. Ich fahre an Ruinen vorbei und hoffe, dass mein gebuchtes Hotel überhaupt noch steht.
                            Im Spis-Hostel sind an der Rezeption vor mir zwei Männer aus Belarus, die bündelweise Bargeld blättern. Bargeld wird aber nicht mehr akzeptiert in Schweden. Überhaupt viele Migranten in der Stadt, viele Männer. Die Mine bietet gute Arbeit. Ich bekomme ein tolles Zimmer mit Bad, inklusive wahnsinnig gutem Frühstück. Verrückt. Die erste Dusche seit 10 Tagen. Alles ausbreiten, waschen, trocknen auf der Heizung. Licht.

                            In der Küche steht ein Russe, der vor 10 Jahren nach Kanada ausgewandert ist und spindeldürr ist. Sein Vater meinte, Russland habe zu viele Grenzen, daher fange das Land immer Kriege an. Kanada sei besser, es habe weniger Grenzen. In Kanada hat er einen Job im Bereich „Construction“ und während seiner drei Tage in Kiruna hat er den Wald nicht betreten, warnt mich auch davor: „Zu gefährlich. Die Bäume sehen alle gleich aus. Du findest nicht mehr heraus.“ Ich bin zurück in der Zivilisation.
                            Das ist der Weg.

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                            • Belge
                              Erfahren
                              • 23.02.2021
                              • 466
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Kiruna

                              Als Abschluss der Hinweis, dass man sich aus meiner Sicht in Kiruna das alte und neue Zentrum ansehen sollte, an einem Tag zu Fuß leicht zu schaffen. Das neue Rathaus steht bereits (das alte leider bereits abgerissen, nur den Turm hat man mitgenommen) , daneben ein Scandic-Hotel, nicht weit entfernt ein riesiger ICA-Supermarkt.
                              Im neuen Rathaus steht ein Modell mit einer roten Schnur, die anzeigt bis wohin im Jahr 2033 die Stadt abgerissen sein wird. Und tatsächlich sind die Häuser im alten Zentrum bereits weitgehend leer. Ich spüre eine Mischung aus Grusel und dem Respekt vor dem Mut, dieses Projekt in der heutigen Zeit durchzuziehen. Was für ein kultureller Kontrast zu den letzten 10 Tagen.

                              Und auch ein Kontrast zu Minenstädten in Kanada. Dort sind riesige Pickups, Äxte und Bier in 6-Packs stilbildend. In Kiruna fahren Familienväter Skoda, haben Kindersitze und Thermoskannen mit Tomatensuppe dabei.

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ID: 3217090

                              Und das neue Zentrum
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                              Das ist der Weg.

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                              • Belge
                                Erfahren
                                • 23.02.2021
                                • 466
                                • Privat

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                                #16
                                Infos und Tipps

                                Hier die gpx-Datei, für Höhenprofile etc.
                                Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.


                                Die Strecke im Überblick der Hütten, Reihenfolge Nord-Süd. Ich kam mit den Hüttennamen immer durcheinander (die Norweger aber auch):
                                Kilpisjärvi
                                6k or 16k (je nachdem, ob das Boot genommen wird)
                                Goldahytta
                                11k
                                Gappohytta
                                20k
                                Rostahytta
                                16k
                                Dærtahytta
                                23k
                                Dividalshytta
                                19k
                                Vuomahytta
                                16k
                                Gaskasshytta
                                13k
                                Altevashytta
                                25k
                                Lappjordhytta
                                16k
                                Björkliden or Abisko

                                Hauptherausforderung war aus meiner Sicht die Verpflegung. Die Hütten dort oben haben keinen Vorratsschrank wie die Hütten im Süden Norwegens ihn haben. Man muss also alles dabei haben. Ich habe 9 Etappen geplant plus einen Reservetag (bei sehr schlechtem Wetter oder Verletzungen etc.). Letztendlich habe ich den Reservetag nicht benötigt (und in Kiruna verbracht, siehe oben) aber dennoch hatte ich für 10 Tage Verpflegung dabei. Und das hatten alle Wanderer dort. In den Hütten gab es auch nicht „free food“ Regale wie man sie teilweise im Süden findet. Dort im Norden bleibt absolut nichts liegen, alles wird weg gefuttert.

                                Jeder wird seine/ihre Erfahrungen mit Essenrationen haben. Ich vertraue auf Haferflocken morgens (eine Packung hält 4 Tage) plus Trockenfrüchte, auf Riegel und Brot mittags, und Nudeln abends (500 gr reichen für drei Tage). Der erwähnte NPL-Wanderer hatte mit 1kg Essen pro Tag begonnen, dann jedoch gemerkt, dass er auf 1,5 kg pro Tag steigern musste, um nicht zu stark abzumagern und leistungsfähig zu bleiben. Ich hatte unter 1kg pro Tag dabei (Experten tippen natürlich die Kalorien zusammen, nicht das Gewicht). Ich kam gut über die Runden, nahm aber auch ein paar Kilo ab. Wie gesagt kann man nichts nachkaufen in den 10 Tagen. Wer also viel isst, sollte auch viel mitnehmen.

                                Ich hatte meinen 40 Liter Rucksack, der zu Beginn 16 Kilo wog (inklusive Essen, aber ohne 0,7 Liter Wasser). Am Ende der Wanderung war er natürlich so gut wie leer. Beim nächsten Mal verzichten würde ich auf die dünne Daunenjacke (nicht benötigt, Softshell und Hardshell reichten). Stöcke würde ich schon für die Flussquerungen mitnehmen.

                                Auch die Powerbank habe ich faktisch nicht gebraucht (mindestens jede zweite Hütte hatte 12V Strom, und damit mehr Hütten als auf den Seiten des DNT angegeben. Aber verlassen kann man sich auf die Funktion natürlich nicht). Da ich zur Orientierung nur das Handy hatte, würde ich wieder die Powerbank mitnehmen. Als Backup hatte ich farbige Screenshot-Ausdrucke der Karten von Norgeskart (https://norgeskart.no/) dabei. Die sind umsonst und reichen im Notfall bei defektem Handy. Und man kann die letzten Papierausdrucke abends immer gut zum Anzünden des Ofens nehmen.

                                Zu meinem Erstaunen setzen sich Garmin-Geräte flächendeckend durch. So gut wie jede/r hatte eines der Geräte am Rucksack hängen, die alle 20 Minuten die exakte Position automatisch und weltweit nach Hause an die Lieben funken. Ein gutes Sicherheitsfeature.

                                Faktisch gibt es zwei knifflige Flussquerungen, wie oben beschrieben. Wat-Schuhe benötigte ich dort im Herbst 2023 nicht (Hoka Clifton 2 aber dabei, nach meiner Erfahrung die perfekten Wat-Schuhe). Adiletten hätten bei dem Wasserstand auch gereicht. Faktisch konnte ich aber überall in meinen Wanderschuhen bequem rüber kommen. Andere benötigten aber durchaus Watschuhe, da sie weniger Risiko eingehen wollten. Wenn Brücken da sind, dann sind es Ganzjahresbrücken. (und über die Riksojohka auf der Etappe Altevasshytta bis Lappjordhytta gibt es KEINE Brücke (Foto oben). Bei einigen Apps scheint da was eingezeichnet.).

                                Die Jahreszeit war perfekt. Es gab Ende August kaum noch Mücken, der Wasserstand in den Flüssen war niedrig. Allerdings war 2023 auch ein extrem trockenes Jahr (2022 war wohl sehr nass). In anderen Jahren kann es daher mit dem Wasserstand, den Mücken und auch der Kälte anders aussehen.

                                Zudem war es überraschend hell. Ich hatte vermutet, dass die Tage bereits rapide kürzer werden. Aber um 5 Uhr war es faktisch hell (sofern wolkenlos) und bis etwa 20 Uhr war Wandern problemlos möglich (und wurde auch gemacht von Finnen und Norwegern). Durch die östliche Lage verschiebt sich das Tageslicht mehr in die Morgenstunden, als zur gleichen Jahreszeit in Deutschland.

                                Ich bin immer vergleichsweise früh aufgebrochen (gegen 9 Uhr) und war damit einer der ersten. In Skandinavien wird gerne lange geschlafen. Ich habe für die Etappen immer ziemlich exakt die Zeiten benötigt, die vom DNT in den Beschreibungen angegeben sind, meine Pausen inklusive. Wer gerne mal länger pausiert oder mittags den Kocher hervor holt, der wird mit den DNT-Zeitangaben natürlich nicht auskommen.

                                Eine Stirnlampe ist trotz Helligkeit nötig, da in den Hütten teilweise recht kleine Fenster sind und die teils dunkle Einrichtung noch mehr Licht schluckt. Kerzen gibt es in den Hütten, aber es sind eben nur Kerzen.

                                Ich lief von Norden nach Süden (also Start in Kilpisjärvi, Ende in Abisko bzw. Björkliden) und würde dies wieder so machen. Erstens zeigt das Höhenprofil, dass man bei meiner Nord-Süd Richtung immer eher lange Anstiege hat und kurze knackige Abstiege, was mir lieber ist.

                                Zweitens ist die Anreise nach Kilpisjärvi vergleichsweise einfach. Man muss in Kilpisjärvi nicht übernachten, sondern kann sofort noch in die erste Etappe starten. Ich flog nach Tromsö, hatte dort eine Nacht und nahm am nächsten Morgen um 7:10 Uhr den Bus nach Rovaniemie. Um 9:35 Uhr norwegischer Zeit ist man bereits in Kilpisjärvi und kann sofort noch die erste Etappe leicht schaffen. Perfekt.

                                Dritter Vorteil ist, dass man in Abisko (oder besser noch in Kiruna, siehe unten) sehr gut einen oder zwei Tage Puffer einplanen und verbringen kann. Dort gibt es mehr Hotels und mehr zu sehen. Es gibt auch preiswerte Rückflüge aus Kiruna. Ich würde Kiruna auch gegen Narvik als Abflugsort vorziehen, da der Flughafen in Narvik eher außerhalb der Stadt liegt und (morgens nach der Reise) schwieriger zu erreichen scheint als der Flughafen in Kiruna. In Kiruna gibt es für jeden einzelnen Flug exakt einen Shuttle, der einen ganz einfach perfekt vom Stadtkern zum wirklich überschaubaren Flughafen hinaus bringt. (110 SEK)

                                Wer möchte, kann um 16:33 Uhr in Björkliden am letzten Tag natürlich auch sofort (mehr oder weniger verschwitzt) in den Nachtzug nach Stockholm springen und bis dorthin sitzen/ liegen bleiben.

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                                Das ist der Weg.

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                                • fhvdrais
                                  Erfahren
                                  • 16.08.2015
                                  • 434
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  Danke für den Bericht und die schönen Fotos! Wir haben die Tour 2019 gemacht und fanden sie auch großartig, obwohl wir deutlich weniger Sonne hatten. An die Steinpassagen erinnere ich mich kaum mehr - da hat Norwegen noch andere Kaliber zu bieten. Die zweite Hälfte der Etappe zur Lappjordhytta habe ich auch als grandios in Erinnerung.

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                                  • Pflaume09
                                    Erfahren
                                    • 01.02.2022
                                    • 160
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    Vielen Dank für den schönen Bericht!

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                                    • Igelstroem
                                      Fuchs
                                      • 30.01.2013
                                      • 1888
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      Auch von mir: Danke für den Bericht und die berückende Illustration.

                                      Das »Schlimmste« für mich daran (und auch schon am Rondane-Bericht) sind die Hüttenbilder. Man möchte gleich sein eigenes Haus abreißen und sich ein neues bauen. Also ich jedenfalls.

                                      Und auch sonst: Neid auf ein Land, wo alle wandern und freundlich sind.

                                      Wenn die Leute aber dort das Friluftsdings genauso selbstverständlich handhaben wie hierzulande die Gartenarbeit, die Kleintierhaltung oder das Basteln am Moped (bin ja gerade in Mecklenburg), haben sie womöglich nur begrenztes Verständnis für die »dramatische Form« der NPL-Challenge.
                                      Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                      • Funner
                                        Fuchs
                                        • 02.02.2011
                                        • 2146
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                                        #20
                                        Zitat von Belge Beitrag anzeigen
                                        Der See hinter der Hütte, wird mir gesagt, sei umgekippt. Zu wenig Wasserdurchlauf und dann hat jemand sich oder seine Kleidung darin noch mit Seife gewaschen und vor ein paar Tagen ist jemandem dann nach dem Genuss des Wassers, trotz filtern, übel geworden.
                                        Wir sind letztes Jahr im Sommer an der Hütte vorbei gelaufen und da auch da machte der kleine See keinen guten Eindruck auf uns. Der wird doch sicherlich eher zur Entsorgung genutzt, nicht umsonst weisen die Schilder für Trinkwasser zum Fluss.

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