[SE] Auf dem Lapplandsleden von Borgafjäll nach Hemavan

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    [SE] Auf dem Lapplandsleden von Borgafjäll nach Hemavan

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden
    Reisezeit: 7.-21.8.2022
    Region: Lappland/Västerbottens län
    Karte: Komoot-Link (etwas runterscrollen)



    Einleitung

    Der Lapplandsleden - ein neuer Wanderweg in Lappland? Meine kurzfristige Hoffnung auf einen Ansatz für den mittleren Teil des Kungsleden hatte sich zwar nicht bestätigt, die Wegführung hat mich aber trotzdem neugierig gemacht.
    Viel Material ist noch nicht im Netz zu finden, aber immerhin sah es bei meinen Recherchen so aus, als wäre der Lapplandsleden eine Mischung aus bestehenden und neuen Abschnitten. Beides sprach dafür, dass der Weg keineswegs übervölkert ist und so ist die Entscheidung für den Lapplandsleden gefallen.
    Der Lapplandsleden führt ca. 190 Kilometer von Borgafjäll bis Hemavan. Die übliche schwedische Hütteninfrastruktur des STF gibt es hier nicht, es stehen lediglich vier unbewirtschaftete Hütten ohne Einkaufsmöglichkeiten (Slipsikstugan, Tjåkkelestugan, Åtnikstugan und Arevattnet) und einige Nothütten auf dem Trail. Auch die Einkaufsmöglichkeiten (Borgafjäll, Klimpfjäll, Gränjö, Boxfjäll und Hemavan) sind begrenzt.
    Erreichbar ist der Lapplandsleden mit dem Bus über Borgafjäll oder mit Bus und Flugzeug über Hemavan. Unterwegs gibt es wenige Orte mit ÖPNV. Interessant ist noch: Die Wegeführung des Lapplandsleden wurde gemeinsam mit den örtlichen Rentierhaltern gestaltet, sodass die Tiere möglichst nicht gestört werden. Aber keine Sorge, es gibt trotzdem genug Tiere zu sehen.
    Zur meiner Freunde hat mittlerweile auch Calazo einen Friluftsatlas Lapplandsleden in den Startlöchern, der viele wichtige Informationen zu dem neuen Weg bereithält. Auch wenn das Buch auf Schwedisch ist, kann ich es wegen der Kartenseite (statt mehrerer Fjällkarten) sehr empfehlen. Für das Buch habe mir eine recht holprige automatische Übersetzung erstellt, die ich gerne bei Bedarf weitergebe (bitte PN).
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 14:25.
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    #2
    7. August - Flug von Berlin nach Umeå

    Aufgeregt steige ich unterm Flughafen Berlin aus dem Zug. Es gibt ihn wirklich und er ist fertig - wow … Je mehr ich mich durch die Gänge und Hallen bewege, desto mehr bin ich auch davon überzeugt, dass er wirklich funktioniert … Spaß beiseite … es ist mein erster Flug seit Corona-Beginn und im Sommer des großen Flughafenchaos allerorten. Ich bin gleich mal mit reichlich Zeitpuffer angereist, den ich gemütlich vor dem Terminal absitze und dafür nutze, mir einen Überblick über den Flughafen zu verschaffen und mir schon mal ein paar Kronen zu besorgen.
    Zwei Stunden später macht endlich der SAS Check-In-Schalter auf und Dank wohl investierter 40€ extra für ein SAS Plus-Ticket gehe ich an den anderen hundert wartenden Passagieren nach Stockholm und Kopenhagen einfach vorbei. Hier ist sowieso gerade leichte Unruhe ausgebrochen, weil die Schalter nach ARN und CPH kurzfristig zusammengelegt wurden und in der neu gebildeten Reihe dann aber nur Stockholm eingecheckt wird.
    Ich checke allerdings entspannt ein und erfahre, dass mein Rucksack natürlich wieder zum Sperrgepäck muss. Die Kollegen dort schauen genau hin, haben aber an meinem (zerlegten) Gaskocher im Gepäck nichts auszusetzen.
    Innerhalb von Minuten schlüpfe ich problemlos durch die Fast-Track Security und lasse mich in der Lufthansa Business Lounge (SAS Plus) nieder, bis es Zeit zum Boarding wird. Die Maschine ist bis auf den letzten Platz belegt und der Flug vergeht, dank Fensterplatz und Essen schnell.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Lapplandsleden01_01.jpg
Ansichten: 712
Größe: 1,45 MB
ID: 3208586

    In Stockholm leicht verspätet angekommen habe ich jetzt gut fünf Stunden Zeit bis meine Flug nach Umeå weitergeht. Bei den Gepäckbändern gönne ich mir den Luxus noch zu warten, ob mein Gepäck ggf. fälschlicherweise ausgeladen wurde. Das Gepäck der kleinen Maschine ist aber schnell durch und wie immer scheint alles hier vorbildlich zu klappen.
    Schnell geht esnochmal durch die Fast-Track-Security und dann ziehe ich in der SAS Lounge ein (die ist auch wieder in meinen vierzig Euro Aufpreis drin). Die vier Stunden nutze ich dort, um Informationen aus dem Friluftsatlas in meine Karte zu übernehmen. Vollgefuttert wechsele ich von der Lounge wieder zum Gate. Wenig später starten wir für die letzte Etappe in den Sonnenuntergang über den Wolken. Keine Stunde später sind wir in Umeå gelandet.

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Name: Lapplandsleden01_02.jpg
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Größe: 1,69 MB
ID: 3208587

    Wir sind der letzter Flug für heute und so bekommen wir das wenige Gepäck aus unserem kleinen Flugzeug super schnell. Das alles ging dann so schnell, dass ich jetzt noch eine Stunde bis zu meinem Bus in die Stadt habe. Ich liebäugele mit einem Taxi, die wartentenden Taxis sind aber alle schon reserviert. Als die alle weg sind und es fast schon einsam am Flughafen wird, kommt ein einzelnes Taxi auf der Suche nach Fahrgästen an gedüst. Wenn das kein Zeichen ist. Zehn Minuten und 300 SEK später bin ich am Hotel Björken, meinem Platz für heute Nacht, angekommen. Ich sortiere und prüfe noch mal etwas meine Ausrüstung für morgen und genieße dann die letzte Nacht in einem Bett für längere Zeit.
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 18.07.2023, 17:59.
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      #3
      8. August - Von Umeå bis an den Korpån - 12km

      Der Wecker klingelt früh. Jetzt geht es erstmal zu Biltema zum Gaseinkauf - ja richtig gehört. Um nicht so viel Zeit auf der Anreise zu verlieren, will ich den Bus um 10:10 ab Umeå Busstation nehmen. Da Naturkompaniet aber erst um 10:00 Uhr aufmacht, passt der Gaseinkauf dort vorm Bus nicht mehr. Wenn ich den späteren Bus ab Umeå nehmen würde, käme ich in Borgafjäll erst einen Tag später an.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_01.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3208614

      So nehme ich schnell den Bus vom Umeå Universitetssjukhuset zum Umeå Fogvägen, springe in den Biltema und kaufe dort die Schraubkartusche. Ich schaffe es so schnell wieder zur Bushaltestelle, dass ich quasi ohne Wartezeit gleich den nächsten Bus zurück erreiche. Beim Austeigen fällt mir noch ein, dass ich meinen Gaskocher zum Testen des Kochers und der Kartusche eingepackt hatte. Das hole ich dann gleich mal an der Bushaltestelle nach und muss leider verdutzt feststellen, dass mein Gaskocher das Ventil der Kartusche nicht weit genug reindrückt und nichts funktioniert … die ganze Aktion eben war also umsonst.
      Geknautscht gehe ich erstmal frühstücken und gestärkt steht dann der Plan … naja es ist eher der Versuch, es doch noch von Naturkompaniet schnell zum Busbahnhof zu schaffen. Ich lasse ein paar Klamotten im Gepäckraum des Hotels und mache mich zu Fuß auf zum Busbahnhof. Diesen schaue ich mir schon mal genau an, um nachher nicht suchen zu müssen. Mein Bus ist sogar schon angeschlagen, steht aber noch nicht da.
      Schnellen Schrittes laufe ich zu Naturkompaniet und messe 4:30 min für die Strecke - könnte klappen. Eine viertel Stunde vor Öffnungszeit lungere ich schon auffällig vor der Tür rum. Die eine Mitarbeiterin schaut schon verdutzt auf die Uhr, hat mich so aber immerhin schon bemerkt. Um 9:54 haben sie dann ein Erbarmen und öffnen das Geschäft. Ich lasse mir gleich den Gasschrank öffnen und erstehe eine Kartusche. Das Angebot noch etwas weiter umherzuschauen lehne ich freundlich ab.
      Draußen dann schnell ein erfolgreicher Funktionstest und noch vor zehn bin ich wieder auf dem Weg zurück zum Busbahnhof. Da dort vom Bus noch nichts zu sehen ist, gönne ich mir den Luxus, das Ticket noch am Schalter zu erstehen. Für die bevorstehenden sieben Stunden Busfahrt (inkl. zwei Stunden Pausen) zahle ich nur schlanke 307 Kronen.
      Mit dem Ticket bis Borgafjäll gehe ich zum Bussteig und unser Bus Linie 14 verlässt den Busbahnhof mit zehn Minuten Verspätung. … ohne Worte. Die Verspätung ist schnell aufgeholt, da für den Bus nur viel Gezuckel und einige Bussgods-Stopps eingeplant sind. Nach knappen drei Stunden erreichen wir die Endstation Åsele.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_04.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,81 MB ID: 3208615

      Mein erster Weg führt mich in den örtlichen Coop für ein paar Getränke, da ich im Bus nichts zu trinken mit hatte. Danach steht eine schnelle Pizza (neben einer deutschen Gruppe mit Fremdschämeffekt) bei Mannes Pizzeria auf dem Plan, bevor es von der Busstation mit dem Taxi-Buss 799 weiter nach Dorotea geht.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_05.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,55 MB ID: 3208616

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_06.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,07 MB ID: 3208617

      Pünktlich fährt ein Volvo V90-Taxi vor und da ich der einzige Gast bin, geht es auch schnell los. Ich war etwas verwundert, dass ich hier allein mit dem Taxi chauffiert werde, allerdings hätte ich das eigentlich erwarten können. Aus dem Bus 14 sind in Åsele auch schon nur zwei Personen ausgestiegen - der Busfahrer und ich.
      Meine Fahrerin ist freundlich aber etwas wortkarg, trotzdem vergeht die Fahrt nach Dorotea schnell. Da bin ich nun in der Weltmetropole Dorotea, Heimat der legendären Husvagnsmuseet (=Wohnwagenmuseum) und habe eine gute Stunde Zeit. Wenig später sitze ich mit einem Eis am örtlichen See Bergvattenjön und genieße die Sonne.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_07.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3208618
      ​Bergvattenjön

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_08.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,10 MB ID: 3208619
      ​Nächste Etappe

      Zurück beim Busbahnhof belädt der Fahrer den Bus 436 schon mit einigen Paketen und einer Palette. Bei Fahrtbeginn bin ich der einzige Passagier, wenig später steigt dann noch eine Mutter mit ihrem Kind ein, die aber schon bald wieder aussteigt. Ich bin wieder alleine im Bus und als wir Dorotea hinter uns gelassen haben fragt mich der Fahrer, ob er Musik anmachen könne. Und so fahren wir zu den Klängen von gutem Hardrock gemütlich durch die schwedische Einöde. Ab und zu hält der Busfahrer mal an, um ein paar Pakete an einem Briefkasten abzulegen oder einen Eimer Farbe bei einer Halle abzuladen.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_10.jpg Ansichten: 0 Größe: 599,8 KB ID: 3208620
      So ist es fein ...

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_11.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,23 MB ID: 3208621
      ​Borgafjällens Lanthandel

      Gegen fünf erreichen wir bei 19°C dann Borgafjäll und der Bus endet hier am Borgafjällens Lanthandel für den die Palette bestimmt ist. Ich nutze den Laden gleich für den Kauf von Abendessen. Hier gibt es eine einfache Auswahl an allem, was man hier so weit weg von großen Läden braucht, allerdings keine Gaskartuschen und nur ganz wenige Fertiggerichte für den Rucksack.


      Endlich da

      Mit einer kalten Cola in der Hand beginnt so meine diesjährige Tour und ich mache mich auf den Weg zum Trailhead des Lapplandsleden nahe des Campingplatzes. Startpunkt ist ein kleiner Parkplatz mit vier Sitzgruppen und ein paar Infotafeln. Von der Haustür bis hier habe ich jetzt mit Pausen und Übernachtung keine 36 Stunden gebraucht - keine schlechte Zeit. Ich check nochmal die wichtigsten Sachen und merke, dass ich noch Schokolade kaufen wollte - muss auch ohne gehen.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_13.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,37 MB ID: 3208623
      ​Bereit

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_14.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,52 MB ID: 3208624
      ​Bequemes am Trailhead

      Im T-Shirt geht es frohen Mutes auf den Lapplandsleden und schon nach zweihundert Metern treffe ich die ersten anderen Menschen. Mutter und Tochter aus Deutschland/Sachsen kommen aus Saxnäs und freuen sich, dass sie bald den Campingplatz erreicht haben. Weiter geht es entspannt auf dem Waldpfad, der hier an jeder Ecke idiotensicher mit neuen Schildern versehen ist. Lediglich bei den Schildern für Sommer- und Winterweg muss man etwas aufpassen, die sehen sich sehr ähnlich.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_15.jpg Ansichten: 0 Größe: 385,3 KB ID: 3208625
      ​Feine Unterschiede

      Die ersten Meter sind extrem einfach zu gehen, wenn auch etwas matschig, dann biegt der Weg allerdings in einen Teil ab, der wirkt, als wäre erst vor kurzer Zeit als Weg ausgewiesen worden. Die Vegetation hat sich noch nicht vom Weg zurückgezogen und die Steine sind manchmal noch vermoost und rutschig.
      So arbeite ich mich in der Abendsonne bei tollem Licht durch die Bäume und versuche heute so weit zu kommen, wie es Dämmerung und Wetter zulassen. Idealerweise komme ich noch bis zu einem Windschutz bei Kilometer zwölf, ansonsten stoppe ich bei Kilometer neun schon. Windstille und Dämmerlicht locken jetzt allerdings Massen von Mücken an, die sich trotz Mückenmittel über meine Schultern und Arme hermachen.

      ​​Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_16.jpg Ansichten: 0 Größe: 4,49 MB ID: 3208626

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_17.jpg Ansichten: 0 Größe: 5,06 MB ID: 3208627

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_19.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,31 MB ID: 3208628

      ​Immerhin geben die Mücken nach sechs Kilometern Ruhe und ich kann relativ entspannt weitergehen. Ab und zu verliere ich den Weg bei großen sumpfigen Abschnitten, allerdings sind die orangen Wegmarkierungen irgendwann dann doch wieder zu finden. So passiere ich zwei Schutzhütten und ein paar Bäche, bevor ich gegen zehn Uhr am Windschutz am idyllischen Fluss Korpån ankomme. Es wird auch langsam Zeit für ein Lager, da es schon recht kühl und hier am Fluss sogar etwas neblig wird.
      Ein Zelt steht dort schon auf der anderen Seite des Flusses. Der Hund vor dem Zelt ist mit meiner Anwesenheit alles andere als zufrieden und alarmiert Frauchen lautstark über den neuen Nachbarn. Dort drüben wäre zwar noch ein schöner Platz, so wird die Nacht aber für den Hund und mich sicherlich nicht so gut. Ich baue mein Zelt stattdessen direkt neben dem Windschutz auf, esse noch Polarbröd mit Schinken aus Borgafjäll und verkrieche mich dann bald in den Schlafsack. Die zwölf Kilometer heute haben mir nach dem ganzen Rumsitzen echt gut getan und ich döse schnell weg.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden02_22.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,75 MB ID: 3208629
      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 05:40.
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        #4
        9. August - Vom Korpån zur Slipstikstugan - 17km

        Morgens weckt mich der Regen, ich dreh mich aus Prinzip nochmal um. Gegen acht bin ich dann richtig wach und auch der Regen ist verstummt. Beim Verlassen ist mein Zelt noch klitschnass und auch die Bäume tropfen noch. Ich nutze die Schutzhütte für ein prosaisches Frühstück mit Polarbröd und Schinken, bevor ich mich an den Abbau meines Zeltes und das Verpacken der Ausrüstung mache. Alles geht noch etwas zäh von der Hand, das darf es aber an Morgen eins auch noch.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_01.jpg Ansichten: 0 Größe: 452,3 KB ID: 3208688
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_02.jpg Ansichten: 0 Größe: 430,0 KB ID: 3208689
        Brücke über den Korpån

        Bald schon starte ich in vollem Regenzeug in den heutigen Tag, da es schon wieder zu regnen beginnt. Minimalziel für heute ist der See Sliptjehke - wenn es gut läuft, komme ich heute noch in die Nähe von Klimpfjäll, wo ich meine Vorräte noch etwas ergänzen kann/sollte/will/muss. Die Frau mit dem Hund startet fast zeitgleich mit mir, nimmt aber den Weg nach Süden Richtung Storviken.
        Ich halte mich auf dem Lapplandsleden nach Nordwesten, wo der Weg wieder neu ausgewiesen ist. An einigen Stellen ist die Vegetation noch nicht stark runtergetreten, an anderen Stellen stehen die niedrigen Birken gefühlt noch in voller Breite auf dem Weg. Auch verliert sich der Weg in dem teilweise verblockten Gelände immer wieder, da die Wanderer scheinbar verschiedene Routen nehmen.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_04.jpg Ansichten: 0 Größe: 299,3 KB ID: 3208690
        Aktuell die einzige Sonne

        Immerhin sind die orangen Markierungen nagelneu und dadurch klar zu erkennen. Es reicht also die Augen hier offen zu halten und nicht stumpf dem Weg auf dem Boden zu folgen. Bald lasse ich die Baumgrenze hinter mir und passender Weise wird das Wasser von den Zweigen durch stärkeren Regen mit Wind von vorne ersetzt. In den muss ich jetzt immer öfter gucken, denn der Weg ist nur noch anhand von entfernten Steinen und einem kleinen braunen Streifen zu erkennen.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_05.jpg Ansichten: 0 Größe: 180,7 KB ID: 3208691
        Windschutz am Fuße des Vielpenjuone

        Bald erreiche ich den höchsten Punkt des Vormittags, einen Windschutz am Fuße des Vielpenjuone. Wenn ich gestern etwas schneller gewesen wäre, hätte ich es vielleicht noch bis hierher geschafft. Nach der Hütte geht es wieder leicht den Berg herunter und hier wechseln sich ein alter Weg und neue Markierung ab. Leider passen deren Verläufe oft nicht zusammen, sodass ich immer wieder durchs Gebüsch laufe, um zum Weg zurück zu kommen
        In diesem Labyrinth aus Pfaden treffe ich ein älteres schwedisches Ehepaar, das von Klimpfjäll nach Borgafjäll läuft und auch munter auf der Suche nach dem besten Weg ist. Nach einer längeren Unterhaltung geht es weiter und zur späten Mittagszeit erreiche ich die neu errichtete Schutzhütte Geartoe, in der ich mich beim Mittagessen einem stärkeren Regenschauer entziehen kann.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_07.jpg Ansichten: 0 Größe: 282,3 KB ID: 3208692
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_06.jpg Ansichten: 0 Größe: 174,1 KB ID: 3208693
        Schutzhütte Geartoe

        Nach der Mittagspause geht es bis zur Schutzhütte Slipstikstugan jetzt durch ein großes Gebiet mit vielen Seen und Gewässern. Auch hier ist der neue Weg oft nur anhand der gut markierten Steine zu erkennen, er verliert sich aber in der Weite des niedrig bewachsenen Geländes immer wieder, da jeder hier irgendwie ohne Weg läuft. Immerhin kann ich jedes Gewässer und jeden fließenden Bach trockenen Fußes überqueren.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_08.jpg Ansichten: 0 Größe: 168,3 KB ID: 3208694​Viel Grün, wenig Lapplandsleden

        Auf den letzten vier Kilometern zur Slipstikstugan geht es noch mal über zwei Hügel zwischen den ich ein Vater und Sohn Duo treffe, das ebenfalls von Klimpfjäll nach Borgafjäll unterwegs ist. Es scheint mir irgendwie so, als wäre ich der einzige, der den Lapplandsleden läuft.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_09.jpg Ansichten: 0 Größe: 137,4 KB ID: 3208695
        Blick auf den Sliptjehke

        Über die sanften Hügel komme ich gut voran und habe vom letzten Hügel einen guten Ausblick über den See Sliptjehke. Beim Abstieg zur Slipstikstugan am Ufer des Sees merke ich deutlich den im schwedischen Wanderführer angedrohten Wind, der hier aus dem Fjäll über den See weht.
        Vor der Slipstikstugan geht es noch mal über Bohlenwege und durch ausgedehnte Sumpfgebiete, bevor ich an der großen Hütte ankomme. Die Hütte gibt es schon länger, da sich hier bereits drei Wege treffen, zu denen jetzt der letzte Abschnitt des Lapplandsleden als vierter hingekommen ist.
        Pünktlich an der Hütte fängt es an zu regnen. Während ich bis kurz vor der Hütte noch der festen Überzeugung war, mein Zelt einfach irgendwo am See aufzuschlagen, lockt jetzt der Luxus einer Hüttenübernachtung. Gleich meldet sich die Erinnerung an den Wetterbericht für morgen, der für den ganzen Tag Regen und am Vormittag Sturm angesagt hat. Der innere Schweinehund redet mir ein, dass es vernünftig ist, in der Hütte zu übernachten und schon geht’s nach drinnen.
        Die Hütte hat neben einem abgesperrten Raum einen großen Schlaf- und Wohnraum mit vier bis sechs Betten (je nachdem wie gut man sich kennt), Sofa und Küchenzeile. Vor den Vorsaal ist noch ein großer Windschutz gebaut und ein Stück weiter gibt es noch ein Nebengebäude mit Holz und Toilette. Drinnen ist es nicht ganz so gut in Schuss wie in einer SFT-Hütte, kostet aber auch nur zweihundert Kronen, die überwiesen werden müssen.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden04_02.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,1 KB ID: 3208696Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_10.jpg Ansichten: 0 Größe: 246,4 KB ID: 3208697
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden03_11.jpg Ansichten: 0 Größe: 208,2 KB ID: 3208698
        Slipstikstugan

        Heute bleibt mir nicht mehr viel zu tun außer der Tagesroutine - frisches Wasser holen, Abendessen kochen und den morgigen Tag planen. Heute habe ich immerhin mein Minimalziel geschafft und bin siebzehn Kilometer weit gekommen. Ich lese noch etwas und hau mich dann in den Schlafsack.
        Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 05:59.
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          #5
          10. August - von der Slipstikstugan nach Klimpfjäll - 15km

          Bei Tageslicht wache ich auf und höre Regen und Sturm draußen. Ich riskiere einen kurzen Blick aus dem Fenster und verkrieche mich gleich wieder im Schlafsack. Ein gutes Stündchen später mache ich noch einen Versuch - immer noch Regen und Sturm - diesmal regnet es aber waagerecht. Ich stehe trotzdem auf und werfe einen Blick aus beiden Fenstern: Der große See wirkt wie die Ostsee bei Sturm und selbst auf den kleinen Tümpeln um die Hütte herum bildet sich Gischt.
          Die Natur ruft und ich mache mich dick eingepackt auf den Weg zum Toilettengebäude. Die Tür vom Windfang reißt es mir fast aus den Händen und auf den paar Metern holt es mich fast von den Beinen. Zurück bei der großen Hütte hat es die Tür vom Windfang aufgesaugt, obwohl die Tür beim Schließen deutlich mit Holz auf Holz geschlossen hatte. Heute Nacht hatte ich in weißer Voraussicht den Verriegelungshaken von innen eingehängt. So hätte ich zwar bei späteren Neuankömmlingen aufstehen müssen, aber immerhin ist die Tür heute so noch heil. Ein Glück, dass ich mein Zelt gestern nicht draußen aufgebaut habe, sonst wäre ich heute Nacht vielleicht umgezogen.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden04_01.jpg Ansichten: 0 Größe: 191,9 KB ID: 3208706Ungemütlicher Sliptjehke

          Bei so einem Wetter muss ich jetzt auf jeden Fall nicht raus ins Fjäll. Zwar wird der Wind sicherlich im Tal bei Klimpfjäll schwächer sein, allerdings sind es bis dahin mindestens fünf Kilometer durchs offene Fjäll. So packe ich erstmal meine Sachen zusammen, um bei Wetterbesserung sofort starten zu können. Und nach dem Frühstück sitze ich dann mit dem Kindle auf dem Sofa und starte den Tag sehr unproduktiv. Den ganzen Vormittag wird es nicht besser und ich verkrieche mich weiter in der im Moment sehr gemütlichen Hütte.
          Gegen eins lässt der Wind dann nach und der Regen hört auf. Eigentlich ist das der Startschuss, auf den ich die ganze Zeit warte, gerade jetzt habe ich mir aber Mittagessen gekocht. Und so sitze ich mit Nudeln Bolognese in der Hütte und muss zusehen wie es schon wieder anfängt zu regnen. Allerdings sind die Bedingungen draußen nicht mehr ganz so grausig wie heute Morgen.
          Nachdem ich ganz kurz mit der Vorstellung auf eine weitere Hüttenübernachtung geliebäugelt habe, packe ich meine Sachen zusammen und verpacke meine Ausrüstung und mich wasserdicht. Draußen merke ich gleich wie stark der Wind noch ist, aber gut eingepackt in Gore-Tex ProShell mache ich mich auf dem Weg nach Klimpfjäll.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden04_03.jpg Ansichten: 0 Größe: 115,4 KB ID: 3208707
          Ciao Slipstikstugan

          Die Wege um die Hütte sind gut mit einigen Bohlenwegen ausgestattet, dazwischen ist aber alles eine einzige Schlammschlacht. Nach einiger Zeit geht es nach oben weg vom See und die Wege werden etwas besser. Auf dem zweiten Hügel kommt mir ein junger Mann entgegen, der mich gleich fragt, ob Holz in der Hütte wäre oder ob noch Feuer brennen würde. Seine Freundin wäre ein Stück hinter ihm und völlig durchnässt. Ich muss ihm mitteilen, dass ich den Ofen nicht anhatte aber in Hütte und im Nebengebäude jede Menge Holz wäre. Er düst gleich frohen Mutes weiter …
          Fünf Minuten später kommt mir eine völlig durchnässte Gestalt entgegen - seine Freundin. Sie trägt eine für dieses Wetter eher nicht geeignete Regenjacke und ist nach eigenen Angaben bis auf die Knochen nass. Ich kann ihr Mut machen, dass ihr Freund wahrscheinlich schon in der Hütte ist und sich ganz Gentleman um ein Feuer kümmert. Sie trottet weiter die letzten Kilometer bis zur Slipstikstugan gegen Wind und Regen, während ich in meiner Richtung den Wind von Hinten habe.
          Nach vier Kilometern und Massen von Matsch und Wasser wechselt der Weg in einen Quad-Trail und es geht wieder abwärts. Ich komme unterhalb der Baumgrenze in ein Tal und endlich ist es mal windgeschützt. Bei ein paar Samischen Hütten wird aus der Piste dann ein Schotterweg und nach einem weiteren Kilometer erreiche ich dann eine Straße.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden04_04.jpg Ansichten: 0 Größe: 438,9 KB ID: 3208708
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden04_05.jpg Ansichten: 0 Größe: 308,7 KB ID: 3208709
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden04_06.jpg Ansichten: 0 Größe: 229,5 KB ID: 3208710
          Fluss Saxån

          Der Lapplandsleden überquert die Straße hier eigentlich nur und führt dann dreihundert Höhenmeter auf einem neu angelegten Stück durch den Wald den Berg hoch. Warum sie den Weg wohl um Klimpfjäll mit seiner Infrastruktur herum geführt haben? Meine Vermutung ist, dass sie das Stück Straße vermeiden wollten, das ich jetzt gehen werde.
          Ich schaue noch kurz ein paar Meter in das neue Stück Lapplandsleden hinein bis der Weg zwischen Steinen im Wald nicht mehr sichtbar ist und mache mich dann auf den Weg nach Klimpfjäll. Diesen kleinen Umweg brauche ich, da meine Vorräte wahrscheinlich nicht ganz bis zum Ziel reichen werden und ich über die zwei weiteren Einkaufsmöglichkeiten bis Hemavan keine verlässlichen Informationen gefunden haben.

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          Blick von der Straße auf den Spegeldammen

          Immerhin ist auf der Straße, die Teil des bekannten Vildmarksvägen ist, nicht viel Verkehr. Ganze elf Fahrzeuge (davon immerhin acht Wohnmobile) haben mich auf den vier Kilometern bis Klimpfjäll passiert, von den mir zwei sogar angeboten haben, mich mitzunehmen. In Klimpfjäll steuere ich zielstrebig den kleinen Laden „Butiken i Klimpen“ am Ortsrand an. Hier gibt es eine typische Auswahl für einen kleinen Landhandel, Trekkingnahrung oder ähnliches gibt es hier aber nicht. Ich verlasse den Laden mit Essen für weitere zwei Tage, reichlich Schokolade, einigen Nüssen, ein paar Äpfeln und einer Flasche Cola zum Sofortverzehr.

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          Butiken i Klimpen

          In einem verfallenden Bushäuschen niste ich mich ein und beim Auffrischen des Zuckerspiegels überlege ich, wie es weitergeht. Klimpfjäll scheint mehr auf Wintertourismus ausgerichtet zu sein und hat aktuell wenig zu bieten. Neben einem Hotel mit Restaurant und einem Hubschrauber-Platz, sind hier nur noch ein paar Miethäuser und ein Campingplatz. Letzterer liegt mir gegenüber und macht einen vorsichtig ausgedrückt nicht ganz frischen Eindruck. Außerdem scheint der Fokus hauptsächlich auf Wohnmobilen und -wagen zu liegen.
          Ich will den Ort wieder verlassen und mir oberhalb des Ortes irgendwo ein ruhiges Plätzchen bei oder auf der Langlaufanlage suchen.

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          Hotell Klimpfjäll

          Dazu folge ich der Straße bis zum Hotel, dem gegenüber ein unbefestigter Weg den Berg hoch durch die Häuser führt. So komme ich bald ans obere Ortsende und folge der geteerten Straße bis der Pfad Richtung Lapplandsleden abzweigt. Jetzt bin ich allerdings schon deutlich oberhalb der Wintersportanlage, bei der ich mir einen Lagerplatz suchen wollte. Ich folge dem Weg weiter den Berg hoch und treffe nach anderthalb Kilometern bei einer Weggabelung auf einen ebenen Rastplatz mit zwei Bänken und schönem Ausblick.

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          Blick auf die Langlaufanlage

          Schnell baue ich mein Zelt auf und trockne die Regensachen in den umstehenden Bäumen. So mies der Tag angefangen hat, umso angenehmer endet er jetzt hier. Immerhin habe ich heute Nachmittag noch fünfzehn Kilometer geschafft, was sicherlich auch den einfachen Wegbedingungen rund um Klimpfjäll geschuldet ist. Nach einer - kürzlich erstandenen - Mahlzeit geht es ins Zelt und bald ins Reich der Träume.
          Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 06:47.
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            #6
            11. August - von Klimpfjäll zur Tjåkkelestugorna - 16km

            Der Morgen fängt gut an - nämlich äußerst still. Motiviert krieche ich aus dem Zelt und erfreue mich an ein paar Wolkenlücken - so einfach bin ich nach gestern zufrieden zu stellen. Ich frühstücke zügig auf einer Bank mit Ausblick und mach mich dann schnell an den Zeltabbau. Heute will alles in mir schnell auf den Leden kommen.

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ID: 3208715
            Übernachtungsplatz

            Die ersten Meter laufe ich noch durch Wald, dann komm ich wieder in offenes Gelände und damit auch wieder in den Wind. Und schon gibt es den ersten Dämpfer, den es wird so frisch, dass ich wieder ins Hardshell schlüpfen muss. Die Motivation steigt allerdings gleich wieder, als ich bei einem kleinen Bach meine ersten fünf Rentiere auf der Tour durch die Landschaft springen sehe.

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ID: 3208716
            Besuch auf dem Weg

            Hinter dem Bach geht es erstmal im leichten Auf und Ab durch lichten Wald rund um die Baumgrenze. Nach einer weiteren Brücke kommt mir ein Pärchen mit Hund entgegen, die auch wieder nicht den Lapplandsleden laufen. Bin ich den der einzige, der ihn läuft? Immerhin haben sie schon mal von dem Weg gehört
            Der Pfad folgt weiter der Baumgrenze und um eine Bergflanke herum kann ich endlichen den majestätischen Durrenpiken in Form einer Haifischflosse sehen. Irgendwo an seinem Fuß steht die Durrenstugan. Irgendwo ist gut, denn der Fuß des Durrenpiken ist durchaus ein paar Kilometer breit. Immerhin wurde die Hütte kürzlich einen Kilometer in meine Richtung verschoben.

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            Durrenstugan

            Je näher ich der Durrenpiken komme, desto stürmischer wird es. Als ich die Durrenstugan dann erreiche, muss ich mich schon etwas gegen den starken Wind lehnen. Der scheint hier nicht unüblich zu sein - die Hütte ist mit Stahltrossen am Boden gesichert. In der Hütte treffe ich auf den vermutlich einzigen Schweden, der kein Englisch spricht. Mit Händen und Füßen und ein paar dürftigen Brocken Schwedisch meinerseits kommen wir dann irgendwie ins „Gespräch“. Als er dann den Calazo Friluftsatlas Lapplandsleden aus der Tasche zieht kommt sowas wie ein Austausch über den Weg in Gang. Immerhin habe ich mit ihm endlich den ersten getroffen, der ebenfalls den ganzen Lapplandsleden geht. Ich nutze die künstliche Windstille noch für mein Mittagessen und verlasse dann die Hütte wieder.
            Draußen reißt es mir die Tür fast aus der Hand - es ist noch stürmischer geworden. Nachdem ich meine vorhin an die Hauswand gelehnten Trekkingstöcke wieder aus der Landschaft geholt habe, geht es weiter durch das spektakuläre Tal. Leider formen die beiden 1200m hohen Berge einen wunderbaren Windkanal, in den ich jetzt geradewegs hineinlaufe. Gefühlt wird jeder Schritt schwerer und bei jeder Drehung zerrt der Wind an meinem Rucksack.

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            Tal am Durrenpiken

            Als ich langsam das Ufer des Sees Durrienjaevrie erreiche kann nicht mich schon gegen den Wind lehnen, ohne umzufallen und das Laufen fällt merklich schwerer. Beim Zurechtrücken meiner Mütze fliegt sie mir dann noch vom Kopf und ich springe ihr mit Rucksack auf dem Rücken durch die Landschaft hinterher, bis ich sie dank der tatkräftigen Unterstützung eines Steines wieder eingefangen habe.
            Am Ufer des Durrienjaevrie erreiche ich dann das Fundament der alten Durrenstugan. Beim derzeitigen Sturm wundert es mich nicht, dass man die Hütte etwas aus dem Windkanal heraus verlegt hat. Ich kämpfe mich noch ein paar hundert Meter um eine Bergflanke herum, bevor der Wind endlich nachlässt.
            Bei einer kurzen Pause habe ich die Möglichkeit nochmal das landschaftlich imposante Tal zu bewundern. Ein Blick auf meine Schuhe ist nicht so imposant - das bei Meindl vor Beginn der Tour frisch aufgeklebte Geröllschutzbank löst sich an einer Stell schon wieder. Bei meiner letzten Tour in der Femundsmarka, war genau dieses teilweise abgelöste Geröllschutzband das vermutete Einfallstor für Wasser im Schuh. Ich kann jetzt hier nur nichts ändern und trotte weiter.

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            Blick zurück auf den Durrenpiken

            Bald wird das Tal wieder weitläufiger und auch die Wege werden besser. Wenig später ist zu erkennen, dass man hier im Bereich von einigen Rengärden ist und hier auch mal mit dem Quad gefahren wird. Die restlichen sechs Kilometer bis zur Tjåkkelestugorna vergehen so schnell und früher als gedacht stehe ich an den Gebäuden, die mein Ziel für heute markieren.

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ID: 3208723
            Tjåkkelestugorna

            Hier stehen drei Gebäude zur Übernachtung bereit - ein Hauptgebäude und zwei etwas herunter gekommene kleinere Hütten. Im Hauptgebäude sind im Erdgeschoss zwei Schlafräume und ein weitere rudimentärer unterm Dach. Ich betrete die Hütte und treffe im ersten Raum auf zwei Angler, die nur in Unterhosen am Tisch sitzen, weil sie den Ofen viel zu sehr angeheizt haben. Nach etwas Smalltalk zieh ich mich aus diesem skurrilen Raum zurück und treffe im Flur auf den Bewohner des zweiten Raums. Er wandert das Gröna Bandet und lädt mich in „sein“ Zimmer ein. Auch hier ist es Dank des Ofens viel zu warm, aber er hat sich für Lüften statt Striptease entschieden. Er hat super viel Interessantes zu erzählen und so quatschen wir gefühlt eine Stunde, bevor ich mich wieder nach draußen aufmache, um mein Zelt am wild rauschenden Fluss Ransarån aufzustellen.
            Als das Zelt steht, kann ich im Fluss noch das Wäschewaschen nachholen, um das ich mich gestern gedrückt habe. Wenig später, kommt Konni vorbei, der eine der beiden kleineren älteren Hütten bewohnt und auch aus Deutschland kommt. Ganz so richtig ist das nicht, denn er kommt eigentlich gerade aus Tarifa, dem südlichsten Punkt Spaniens und ist zu Fuß auf dem Weg zum Nordkap. Seinen Podcast findet ihr übrigens unter 8000kilometer.de Das birgt natürlich jede Menge Gesprächsstoff und so quatschen wir einen ganze Weile, bis mir der Magen knurrt und Konni noch was für seinen Podcast aufnehmen will.
            Nach sechszehn Kilometern Tagesleistung und Wind habe ich mit das Abendessen heute verdient. So schmeckt das Essen auch gleich besser und gut gesättigt lese ich noch etwas am Flussufer, bis die Sonne hinterm nächsten Berg verschwindet und es kühler wird.

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ID: 3208724
            Der Tag geht zu Ende
            Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 06:54.
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              #7
              12. August - Von der Tjåkkelestugorna zur Åtnikstugan - 18km

              Schon wieder ein trockener Morgen … nicht dass ich mich dran gewöhne. Ich habe gut geschlafen und starte voller Elan mit einem reichhaltigen Müsli in den Tag. Beim Einpacken kommt Konni vorbei, um sein Solarpanel noch etwas in die Sonne zu packen. Wir stellen fest, dass wir heute beide bis ungefähr zur Åtnikstugan wollen und werden uns sicherlich noch irgendwo auf den Trail treffen.
              Für heute verspricht die Karte ein entspanntes Tagesprofil, nur einmal geht es zweihundert Höhenmeter über einen Berg. Kurz nach der Hütte ist erstmal der wilde Ransarån zu überqueren, was aber dank Brücke eine mehr als lösbare Aufgabe ist. Danach geht es über mehrere Hügel, bevor der Lapplandsleden in das Tal des Laaktjemjohke, einem Zufluss zum Ransarån, hinabführt und ihm sechs Kilometer folgt.


              Ransarån

              Beim Abstieg kommt mir ein älterer Schwede Ü70 entgegen, der mir gleich erzählt, dass er die Alpen viel besser findet und ihm hier alles zu flach ist. Im weiteren Gespräch klagt er über Schmerzen im Fuß und ist sich nicht so sicher, ob er es ohne Pausentag nach Klimpfjäll schafft. Da er keine Schmerzmittel dabei hat, gebe ich ihm für den Notfall eine Ration Ibuprofen mit, die ihn mit Pausentag bis Klimpfjäll bringt und erkläre ihm noch ausführlich Dosierungen, Tipps zur Einnahme und das höhere Risiko für ältere Menschen. Mit einen erleichterten Gesicht bedankt er sich und fragt, ob ich Arzt wäre, so wie ich das erklärt hätte – ich war nur mal gezwungener Nutzer …





              Wälle durch die Landschaft

              Wir machen uns wieder auf unsere Wege und meiner führt mich jetzt bis ins Tal. Dort wechselt der Weg zwischen dem Flussufer und lang gezogenen Wällen, die teilweise natürliche Wasserscheiden zwischen parallel laufenden Bächen bilden. Nach einigen Kilometern wird der Weg dann etwas breiter und die Quad-Spuren tauchen wieder auf. Bei der Abzweigung zur verlassenen Samensiedlung Remdalen mach ich vor dem Aufstieg des Tages Mittagspause.
              Bisher hat mich Konni noch nicht eingeholt und auch beim Aufbruch nach der Pause ist von ihm auf dem guten Kilometer Weg, den ich überblicke, noch nichts zu sehen. Kurz nachdem ich den Aufstieg durch den Wald begonnen habe, passiere ich die paar einsamen und verlassenen Hütten von Remdalen. Um die ehemalige Siedlung herum wirkt der Weg wieder recht neu und auf Lichtungen ist er teilweise sogar etwas eingewachsen. Tiefer im Wald und oberhalb der Baumgrenze ist der dann wieder besser zu erkennen.


              ​​​​
              Remdalen

              Leider hat sich hier oben wieder ein unangenehmer Wind zu mir gesellt. Während ich mich mehr einpacke stört der Wind die zwei Rentiergruppen nicht, die hier neben dem Weg gemütlich futtern. Immerhin habe ich hier oben so ganz ohne Bäume eine tolle Aussicht auf das umliegende Fjäll und die vielen Berge in alle Richtungen.


              Fernblick des Tages

              Die Hochebene ist hier nicht übermäßig groß und so geht es bald wieder an einem Berghang hinab, der angenehm vorm Wind schützt. Die letzten vier Kilometer bis zur Åtnikstugan führen dann wieder durch lichten Wald. Und natürlich ist der Weg gleich wieder schlammig und auch die Mücken müssen sich unbedingt wieder in Szene setzen. Kurz vor der Hütte passiere ich dann noch zwei interessante Bäche auf kleinen Brücken. Beide sind ungewöhnlich tief und die Ufer sind so unterspült, dass sie fast so wirken, als würden sie im Wasser schweben.
              Über einen breiteren Weg erreiche ich die Åtnikstugan. Die Zeit passt, Strecke habe ich heute auch gemacht, warum also nicht hierbleiben. Ich suche mir ein Bett aus und ein paar Minuten später verteilt sich meine Ausrüstung komplett über Bett und Tisch. Nach Wäschewaschen und Körperpflege mache ich mich auf die Suche nach den Sandquellen, die als Wasserquelle für die Hütte dienen. Hundertfünfzig Meter südwestlich der Hütte finde ich sie dann ein Stück neben dem Weg.
              Hier sprudelt eiskaltes Wasser aus dem Boden und wirbelt dabei Sand auf, als wäre es eine Schlammquelle. Das Wasser ist hier so kalt, dass der Metalleimer aus der Hütte sofort Kondenswasser bildet. Hier könnte man super ein Bier kühlen … wenn man denn eins hätte.


              Sandige Quellen

              Kurze Zeit später kommt auch Konni an. Wir quatschen noch etwas, bevor es Abendbrotzeit wird. Während ich eine schöne Tüte Real Turmat genießen kann, macht sich Konni sein Vernunftsabendessen aus Couscous, Röstzwiebeln und Öl … Hauptsache es bringt Kalorien. Danach zieht er sich schon zum Schlafen in die obere Etage zurück, weil er sich etwas angeschlagen fühlt.
              Ich lese gerade noch etwas, als gegen acht noch Lina und Jonas in die Hütte stolpern. Während sich Lina mit mir unterhält, durchsucht Jonas die Schubladen und Schränke. Ich muss etwas verwundert geguckt haben, drum erklärt mir Lina, dass ihnen das Toilettenpapier ausgegangen sei und sie jetzt bald akuten Bedarf hätten. Ich habe Erbarmen in dieser Ausnahmesituation und gebe ihnen ein paar Blatt, die natürlich strahlend angenommen werden.
              Die beiden haben es nicht so eilig und wir quatschen noch etwas. Sie kommen auch aus Richtung Klimpfjäll, wollen von hier aber nicht den Lapplandsleden gehen, um das längere Straßenstück auszulassen, was nach Gränssjö folgt. Stattdessen gehen sie einen kleineren Pfad am See Daarnege entlang durch die Berge.
              Beiläufige frage ich auch, ob sie heute einen älteren Mann gesehen haben. Als Antwort kommt ein „Are you the guy who gave the old man the drugs“. Scheinbar ist der ältere Herr gut unterwegs gewesen und auf dem Weg zur Tjåkkelestugorna.
              Irgendwann müssen die beiden dann weiter, da sie vorm Sonnenuntergang noch einen Lagerplatz finden wollen und auch für mich endet der Tag nach einem kurzen Check der Tagesleistung.
              Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 07:11.
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                #8
                13. August - Von der Åtnikstugan bis Gränssjö - 23km

                Am nächsten Tag wache ich dann auf, weil mir die Sonne durch einen Spalt an der Gardine ins Gesicht scheint. Motiviert stehe ich auf, mache mich und meine Ausrüstung fertig und wenig später kommt Konni von oben runter. Nach einer kräftigen Portion Müsli gehe ich noch mal zur sandigen Quelle und mache ein kleines Video und trinke noch ein paar Schlucke von dem kalten Wasser, bevor wir dann zusammen losgehen.
                Ziel für uns heute ist die Umgebung von Gränssjö, das gute zwanzig Kilometer entfernt ist. Zunächst geht es erst mal einfach los, da die Wege gut zu laufen sind und an einigen Stellen sogar Bohlenwege gebaut sind. Nach einem guten Kilometer treffen wir dann einen Fernwanderer, der sich auch ein ganzes Jahr Auszeit genommen hat und zwischen vielen bekannten Weitwanderwegen hin und her reist. Lustiger Weise ist auch er ein Sozialpädagoge wie Konni - das scheint ein sehr flexibler Beruf zu sein, auf jeden Fall viel flexibler als meiner.
                Wir arbeiten uns weiter durch lichten Wald und erreichen nach sieben Kilometern den einsamen Hof Vardofjäll. Er wirkt ein bisschen wie ein Bauernhof am Ortsrand, ein Blick auf die Karte verrät auf jeden Fall, dass er hier mitten im Nichts liegt. Immerhin gibt es auf dem Grundstück ein paar Fahrzeuge und Fahrwege - auch soll es hier für Wanderer Unterkunftsmöglichkeiten geben.

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                Weg bei Vardofjäll

                Nach Vardofjäll geht es sanft den Berg hoch und bei einer Brücke über einen kleinen Fluss machen wir Halt für eine Mittagsrast. Beim Herumstreifen zum Wasser holen entdecke ich dann noch ein Rentiergeweih, dass es verdient hat, von mir noch knappe hundert Kilometer mitgeschleppt zu werden. Nach einem heißen Mittagessen und ein paar Süßigkeiten geht es für uns wieder den Berg hinauf.

                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden07_03.jpg Ansichten: 0 Größe: 354,8 KB ID: 3208733
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden07_04.jpg Ansichten: 0 Größe: 246,1 KB ID: 3208734
                Aufstieg wird belohnt

                Gut gestärkt warten jetzt gute 150 Höhenmeter Aufstieg auf uns. Man merkt, dass Konni die letzten Monate nichts anders gemacht hat und mir am Berg langsam davon zieht. So kommt es, dass oben auf einer kleinen Hochebene eine größere Rentierherde versucht, Konni auszuweichen und mir damit direkt in den Weg läuft. Ich bleibe stehen, um die Herde weiterziehen zu lassen und das Schauspiel zu genießen. Nach einer Viertelstunde hat mich ca. 60-70 Tiere umfassende Gruppe dann inklusive aller Nachzügler passiert und ich kann meinen Weg fortsetzen.

                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden07_05.jpg Ansichten: 0 Größe: 238,2 KB ID: 3208735
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                Mitläufer

                Der führt mich allerdings hier oben durch einige Abschnitte mit Matsch und Schnee die immerhin teilweise mit Bohlenwegen bebaut sind. Irgendwann erreiche ich dann auch Konni wieder und wir machen gemeinsam Pause mit Blick auf Gränssjö.
                Kurz nach dem Aufbruch zum Abstieg hat mich dann Konni schon wieder abgehängt. Als Fernwanderer hält er sich einfach nicht so viel mit Gucken und Fotografieren auf wie ich. Nach Erreichen der Baumgrenze ist es damit aber auch für mich vorbei, denn hier beginnt wieder ein schlammiger Abschnitt des Weges. Was im Anfang noch nach etwas Matsch aussieht entwickelt sich dann zu einer der übelsten Schlammschlachten der Tour. Alles steht unter Wasser und ist matschig und so gehe ich kaum auf dem Weg, um zu verhindern, dass mir das Wasser indie Schuhe läuft. Fluchend arbeite ich mich abseits des Weges durchs Gebüsch, das hier immerhin halbwegs trocken ist.

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                Blick nach Gränssjö

                Weiter unten ist es dann wieder besser und irgendwann treffe ich Konni kurz vor der Straße nach Gränssjö beim Beerenpflücken wieder. Schnell haben wir die Straße erreicht und folgen ihr in Richtung Gränssjö. Wir liebäugeln kurz mit einer Übernachtung auf dem örtlichen Campingplatz, der ist dann doch aber wenig einladend. Wir gehen trotzdem zur Rezeption in einer Hütte bei einem Privathaus, um im Kiosk des Campingplatzes einzukaufen. Der Kiosk ist dann doch überraschend gut sortiert und wir erstehen Naschereien wie Chips, Schokolade und Softdrinks. Konni freut sich zusätzlich wie ein Schneekönig über Nudeln mit Sauce aus dem Glas.
                Gut versorgt gehen wir zurück zur Straße und treffen noch auf ein wanderndes Pärchen, das sein Weg in Richtung Kiosk einschlägt. Für uns ist Gränssjö allerdings abgeschlossen und wir gehen weiter die Straße entlang, um uns einen schönen Platz an den Seen Bleriken oder Nedre Vapstsjön zu suchen. Nachdem es zunächst nicht vielversprechend aussieht, treffen wir am Ostende des Nedre Vapstsjön auf einen unansehnlichen Parkplatz und versuchen unser Glück mal in Richtung See. Bingo - ein Kiesstrand am See und ein paar flache Plätze zwischen den Bäumen - hier lässt es sich aushalten.

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                Lager am Nedre Vapstsjön

                Nachdem die Zelte stehen, geht es ans Kochen und während es bei mir nur eine übliche Tüte gibt, zelebriert Konni seine Nudeln. Danach ist für mich noch Wäschewaschen dran und als das erledigt ist klingt der Tag mit Chips und Limo am See aus. Leicht überfressen und mit 23 Kilometern in den Knochen geht es für mich dann bald ins Zelt.
                Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 07:35.
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                  #9
                  14. August - von Gränssjö bis an den Arevattnet - 24km

                  Dank der gestrigen Anstrengung und dem Plätschern des Sees habe ich geschlafen wie ein Baby. Auch das schöne Wetter trägt zur guten Laune bei, allerdings erinnere ich mich bald daran, dass der Morgen gleich erst mal mit einem fünf Kilometer Stück Straße beginnt. Das wollen wir so schnell wie möglich hinter uns bringen und starten deswegen ohne Frühstück auf das Asphaltstück. Erstes Ziel für heute ist also ein Rastplatz, an dem der Lapplandsleden die Straße verlässt und bei dem wir auf einer Bank mit Tisch fürs Frühstück hoffen.
                  So trotten wir dann bald an der Straßen entlang, auf der immerhin so gut wie keine Autos fahren. Auf der Hälfte verabschiedet sich Konni für ein menschliches Bedürfnis in die Büsche und ich laufe weiter die Straße entlang, bis ich nach einer guten Stunde das Stück bis zum Rastplatz geschafft habe. Fast wäre ich schon etwas vorher in eine Matschpiste abgebogen, habe aber dann doch das Lapplandsleden-Schild für den Winterweg erkannt.

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                  Straße und Rastplatz

                  Auf dem Rastplatz erwartet mich eine schöne Sitzecke mit Bank und Tisch mit Blick auf einen Wasserfall. Bisher habe ich den Platz abgesehen von einem Camper Van noch für mich und schmeiße gleich den Kocher an und packe meinen Müsli aus. Während ich mich schon ein bisschen wundere, wo Konni bleibt, fällt mein Blick auf mein Smartphone, das gerade auf dem Tisch an der Powerbank lädt. Konni hat versucht mich anzurufen, als ich am Fluss Wasserholen war. Ich rufe zurück und erfahre, dass er schon auf den Lapplandsleden abgebogen ist. Da er bei mir noch nicht vorbei gekommen ist, vermute ich, dass er den Winterweg erwischt hat. Nach etwas Abgleich bestätigt sich, dass er da gerade auf dem falschen Weg den Berg hochstapft. Da er schon viele Meter im Matsch gemacht hat, möchte er weiter laufen. Ich schaue auf die Karte und sehe, dass das nur klappt, wenn er den Winterweg irgendwann verlässt und dann über einige Gipfel in einem riesigen Bogen auf den Weg zurückkommt. Eventuell ist dann aber auch ein Fluss im Weg, über den er nicht hinüber kann. Er will noch etwas weiter gehen und schauen, bereitet sich geistig schon mal aufs Umkehren vor.
                  So frühstücke ich in Ruhe zu Ende und mache mich dann gut gestärkt an den „Sommer-„Anstieg des Lapplandsleden auf der anderen Straßenseite. Gefühlt bin ich heute total früh dran - die fünf Kilometer vor dem Frühstück waren äußerst gut für die Motivation.
                  Bald nach der Straße merkt man, dass der Lapplandsleden hier wieder als neuer Weg angelegt wurde - an einigen Stellen muss ich schon zweimal hinschauen, wo es entlang geht. Schnell wird es auch wieder sumpfiger und besonders an engen Stellen ist der Boden matschig gelaufen. Die gute Nachricht nach dreihundert Metern: Der Sumpf wird weniger - die schlechte Nachricht: Es geht wieder bergauf. Ich lasse es locker angehen, denn dieser Anstieg hat ca. 450 Höhenmeter und im Laufe des Tages kommen noch viel mehr.

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                  Ein Hauch von Weg

                  Als ich ein kleines Plateau am Ostende des Skalvattnet erreiche, pumpe ich nach zweihundert Höhenmetern Aufstieg wie eine Dampflok. Bei der Pause genieße ich den Ausblick ins Tal und versuche meinen Weg nachzuvollziehen. Dabei entdecke ich am Fuße des Berges einen orangen Punkt - vermutlich Konni, der sich doch für diesen Weg entschieden hat.
                  Nach einer kleinen Stärkung geht es weiter den Berg hinauf, der auf den nächsten hundert Höhenmetern nochmal steil ist, dann aber nach und nach abflacht. Immer mehr verliert sich der Pfad im Nichts und ich laufe im Gelände nur noch grob die Steinmarkierungen ab. Kurz vorm höchsten Punkt treffe ich einen Schweden, der vom Kungsleden weiter nach Süden läuft, weil dieser Abschnitt so schön sein soll.
                  Das kann ich sehr gut verstehen, denn in diesem Abschnitt führt der Weg fünf Kilometer weit über einen Bergrücken mit tollem Blick nach beiden Seiten ins Tal. Durch Geländeeinschnitte und über kleine Hügel erreiche ich dann bald den mit 980m ersten Gipfel des spektakulären Bergrückens, auf dem ich jetzt weiter entlang laufe.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden08_05.jpg Ansichten: 0 Größe: 244,6 KB ID: 3208766Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden08_06.jpg Ansichten: 0 Größe: 135,1 KB ID: 3208767Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden08_07.jpg Ansichten: 0 Größe: 226,1 KB ID: 3208768
                  Ausblicke überall

                  Im Gelände folge ich frei den orange markierten Steinen, die in regelmäßigen Abständen zu sehen sind. Bei einer supersteilen Passage treffe ich noch zwei einzelne Frauen jeweils mit Hund und später passiere ich noch ein Pärchen, das weiter unten am Hang sitzt - richtig was los hier.
                  Zum Gipfel des Aamere geht’s nochmal hoch auf 970m, dann aber bald deutlich herunter zur norwegischen Grenze. Beim Abstieg genieße ich nochmal den spektakulären Fernblick, bevor ich am Grenzstein(-haufen) eine kleine Pause mache.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden08_08.jpg Ansichten: 0 Größe: 155,9 KB ID: 3208769
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                  Blick nach Norwegen

                  Die große Pause erfolgt dann anderthalb Kilometer weiter im Tal beim Bach, der in den Sklavattnet mündet. Hier ist der Lapplandsleden wieder als Pfad erkennbar und führt direkt zu einer flachen Stelle, an der der Bach gut zu überqueren ist. Bevor es wieder ein paar hundert Höhenmeter den Berg hoch geht, ist aber erstmal Mittag angesagt. Auch meinen angeschlagenen Wasserhaushalt fülle ich wieder großzügig im Bach auf. Danach gibt’s noch eine Tüte Real Turmat Kebab und die Welt sieht wieder gut aus. Beim Einpacken treffe ich noch zwei Frauen, die ist eine mit Hund Richtung Gränssjö unterwegs, die andere geht in meine Richtung und macht ebenfalls hier erstmal Pause.

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                  Bach zum Sklavattnet

                  Nach ein paar weiteren Schlucken aus dem Bach mach ich mich an den zweiten großen Anstieg des Tages. Das Terrain steigt vom Fluss langsam an, wir dann aber schnell sehr steil - schließlich wollen auf den nächsten zwei Kilometern vierhundert Höhenmeter überwunden werden. Irgendwann wird es so steil, dass ich nicht mehr in gerader Linie den Berg hoch komme, sondern stattdessen kleine Serpentinen im Gelände gehen muss.
                  Bei einer kleinen Pause sehe ich, dass Konni unten im Tal angekommen ist und die Dame vom Fluss sich „an meine Verfolgung“ gemacht hat. Ich falle in den Rennmodus und will mich von ihr nicht überholen lassen. Zunächst schrumpfen aber meine hundertfünfzig Meter Vorsprung, da es jetzt an einem Stück noch steiler wird. Bald kommt sie aber auch in steileres Gelände und mit gleichbleibenden Abstand mühen wir uns den Berg hinauf.

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                  Blick bergauf

                  Nach unzähligen Serpentinen spüre ich, wie das Terrain flacher wird. Schneller als gedacht habe ich das Gröbste des Aufstiegs geschafft und laufe langsam bis zum höchsten Punkt des Bergrückens aus. Dort gönne ich mir erstmal eine ausführliche Pause und belohne mich mit Schokolade, auch wenn es hier unangenehm windig ist. Nach dem Siegermahl und dem Beschluss heute definitiv keine Höhenmeter mehr zu gehen, trotte ich langsam weiter. Jetzt geht es die erkämpften Höhenmeter - fünfhundert an der Zahl - gleich wieder runter.
                  Bald überholt mich die Dame, die mich beim Aufstieg „verfolgt“ hat. Ich lass mir Zeit, um meine Knie zu schonen und werde irgendwann auch von Konni eingeholt. Wir machen kurze Pause - sein (Winter-)Weg war ihn zu matschig und danach kam er irgendwie nicht so richtig in Gang, um mich einzuholen.

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                  Blick zum Aravattnet

                  Wir gehen ein Stück zusammen, aber nach einem Bach, der sich durch den Fels schneidet, möchte Konni nach einem Lagerplatz suchen, um seine Schuhe bald trocknen zur können. Ich gehe noch weiter und will mir unten am See einen ebenen Platz am Wasser bzw. am Strand suchen.
                  Der steile Abstieg nervt zum Ende dann doch etwas und so bin ich fast froh als ich in der Nähe des Seeufers wieder in flaches sumpfiges Gelände komme. Wenig später passiere ich am Westende des Sees Aravattnet einen kleinen Sandstrand, der zwar schön, aber nach Sekunden schon mückenverseucht ist.
                  Ein Stück das Ufer weiter will ich noch erkunden, wenn da nichts Besseres kommt, dann geht’s zurück zum Sandstrand. Vorbei an der Rengärde an Nordwestufer finde ich aber sofort überall große ebene Flächen, auf denen eine ganze Kompanie ihre Zelte aufschlagen könnte.
                  Zehn Minuten später steht hier schon mein Zelt mit Blick auf den See. Die Entscheidung für den Platz wurde durch eine aufkommende Wolkenfront vereinfacht, die sich jetzt aber in den Bergen gefangen hat, die ich eben überquert habe - da haben sich die Höhenmeter heute doch doppelt gelohnt.

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                  Lager am Aravattnet

                  Da das Wasser von oben ausbleibt, geht es jetzt über die Abbruchkante hinunter ans Wasser zum Wäschewaschen und zur Körperpflege. Als ich dann später mit meinem Abendessen am See sitze, versuche ich das olivfarbene Zelt von Konni auf der anderen Seeseite zu entdecken … aber unmöglich. Bald zieht dann ein kalter Wind vom Berg hinunter und ich verkrümele mich ins Zelt und lese noch etwas.
                  Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 08:24.
                  Das Leben ist kein Ponyhof!

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                  • 5-oclock-charlie

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                    • 23.11.2008
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                    #10
                    15. August - Vom Arevattnet bis Atostugan - 21km

                    Heute Nacht habe ich dank der gestrigen 24 Kilometer mit knapp tausend Höhenmetern geschlafen wie ein Murmeltier. Guter Schlaf, sonniges Wetter und ein nahrhaftes Frühstück am See lassen diesen Tag optimal beginnen. Beim Einpacken des Zeltes kommt Konni frohen Mutes vorbei und wenig später machen wir uns gemeinsam auf dem Weg
                    Nach einem guten Kilometer erreichen wir die Hütte Aravattnet und schauen uns etwas um. Hinter der Hütte folgt - wie sollte es nicht anders sein - ein Anstieg von zweihundert Höhenmetern. Oben angekommen ist die Sonne dann verschwunden und unter dicken Wolken gehen wir durch das Fjäll. Dabei verlieren wir wieder hundertfünfzig mühsam erarbeitete Höhenmeter bis zum Fluss Noelejohke, den wir laut Karte furten müssen.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden09_02.jpg Ansichten: 0 Größe: 294,8 KB ID: 3208835
                    Aravattnet

                    Bei der eingelegten Pause streunen wir etwas herum und finden westlich der Furt eine Stelle, an der wir über den Fluss springen können. Hier schießt der Fluss durch eine Felsspalte in einen Wasserfall. Mit meinen langen Beinen habe ich gar kein Problem mit schwerem Rucksack (noch ca. 16,5kg) rüber zu kommen. Bei Regen ist diese Stelle aber mit Vorsicht zu genießen: Wer beim Absprung hier wegrutscht, landet eventuell direkt im Wasserfall und unweigerlich ein paar Meter tiefer.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden09_04.jpg Ansichten: 0 Größe: 286,6 KB ID: 3208836
                    Einfacher Übergang

                    Zwei Kilometer weiter wartet gleich die nächste Furt am Kroarjohke. Hier fließt mehr Wasser und mit Springen ist hier gar nichts mehr zu machen. Während Konni mit seinen Trailrunnern einfach durchs Wasser läuft und sich schon mal auf den Weg zur Schutzhütte Deavna macht, wechsele ich auf Neoprenschuhe. Die engen übel riechenden Schuhe nerven zwar beim Anziehen aber so habe ich sei nicht umsonst mitgeschleppt und komme mit warmen Füßen (aber kalten Knien) durch den Fluss. Am anderen Ufer warten schon die Mücken auf mich und versuchen sich bei mir ein Mittagessen zu organisieren.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden09_05.jpg Ansichten: 0 Größe: 269,8 KB ID: 3208837
                    Furt am Kroarjohke.

                    Ich verwehre ihnen diese Mahlzeit und mache mich zu meinem eigenen Mittagessen in der Schutzhütte Deavna auf. Diese liegt nur anderthalb Kilometer entfernt, dafür aber hundertfünfzig Meter höher.
                    Der größte Teil des Weges dorthin führt durch hüft- bis schulterhohes Gebüsch, das mir so kurz vorm Mittag aus zwei Gründen auf die Nerven geht: Es beherbergt Schwärme von Mücken und die Äste der eng stehenden Sträucher versuchen mir ständig ein Bein zu stellen. Oben angekommen treffe ich in Nothütte wieder auf Konni, der seine Couscous-Öl-Zwiebel-Mischung isst. Ich stelle meinen Kocher dazu und gönne mir eine Tüte Chili con Carne.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden09_10.jpg Ansichten: 0 Größe: 197,0 KB ID: 3208838
                    Schutzhütte Deavna

                    Nach einer kleinen Siesta verlangt das Fjäll mit zweihundert weiteren Höhenmetern wieder einiges an Anstrengung. Während ich immer wieder für Fotos stoppe, zieht Konni langsam davon und ist oben auf dem Berg schon hinter der nächsten kleinen Kuppe verschwunden. Hier oben treffe ich auch wieder auf schmelzenden Altschnee, dessen breites Abflussgebiet vorbildlich mit einem Bohlenweg zu überqueren ist.

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden09_11.jpg Ansichten: 0 Größe: 211,8 KB ID: 3208839
                    Luxus beim Schnee

                    Bald treffe ich auf sechs ältere Damen, die nur mit leichten Rucksäcken durchs Fjäll laufen. Als ich nach einem kurzen Plausch weitergehe und überlege, wie weit die sechs heute ohne sichtbare Übernachtungsausrüstung noch wollen, kommt ein Quad mit Anhänger durchs Fjäll. Der Fahrer fährt den Winterweg entlang und zieht alle Markierungsstangen raus. Zudem hat er noch jede Menge Werkzeug auf dem Anhänger - ich hätte da eine Idee, an welchem Gebüsch er sich vergnügen könnte. Vielleicht hat er ja auch noch was für die Damen dabei - er steigt zumindest bei ihnen ab und unterhält sich ausführlich mit ihnen.
                    Hinter dem Bergrücken habe ich bald Sicht nach Norden - ist das dort hinten schon der heilige Berg Atoklimpen? Erstmal geht es ungefähr zweieinhalb Kilometer vorwiegend den Berg hinunter bis zu einer Furt über den Fluss Gahpsjohke. Ein paar hundert Meter vor der Furt sehe ich Konni allerdings schon winkend am Westufer des Gahpsjohke stehen. Irgendwie ist er anders rüber gekommen und will mir die Stelle zeigen - ich signalisiere dankend zurück und steuere auf die Stelle zu.

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Name: Lapplandsleden09_14.jpg
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ID: 3208840
                    Alternativer Übergang am Gahpsjohke

                    Am Zusammenfluss zweier kleinerer Flüsse angekommen sehe ich Duzende größerer Stein im Wasser liegen. Hier sollte sich doch ein trockener Weg finden lassen. Ich liebe solche Rätsel, die was von einem Labyrinth haben. Im schlimmsten Fall steht man halt nur irgendwo in einer Sackgasse im Fluss oder gleich im Wasser. Dieses Mal komme ich mit einigem Zickzack gut durch und stehe nach ein paar Minuten trockenen Fußes am Westufer.

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ID: 3208841
                    "Offizielle" Furt am Gahpsjohke

                    Nach ein paar Metern ohne Pfad erreiche ich die „offizielle“ Furt - hier wären wieder die Neoprenschuhe dran gewesen. Jetzt kommt das Entspurtstück Richtung Atostugan ohne nennenswerte Höhenmeter. Es geht an kleinen Seen entlang und durch niedriges Gebüsch, das wundersamer Weise um den Weg herum frisch geschnitten ist. Quad-Spuren neben dem Weg lassen vermuten, dass der Quad-Fahrer von vorhin hier vielleicht den Weg pflegt und besser begehbarer macht.

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ID: 3208842
                    Atoklimpen

                    Langsam arbeite ich mich Sumpf für Sumpf und Hügel für Hügel voran und hole Konni irgendwann wieder ein. Gemeinsam gehen wir vorbei am Atoklimpen bis zum Fluss Risbäcken. Am neu errichteten Rastplatz direkt am Fluss legen wir unser Gepäck ab und erkunden die Möglichkeiten für ein Nachtlager. Ich suche rund um den Rastplatz und entdecke ein paar unebene Flächen für Zelte. Konni hat es auf die weiter den Weg entlang eingezeichnete Hütte Atostugan abgesehen. Kurze Zeit später hat er die besseren Nachrichten und wir ziehen in der Atostugan ein. Die historische zweistöckige Hütte hat unten eine Wohnstube und einen Mini-Raum und oben eine Art Schlafzimmer mit zwei verkeimten Betten.

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ID: 3208843
                    Rastplatz am Risbäcken

                    Nach der Körperpflege und Nachbereitung der Ausrüstung essen wir was und dann zieht es uns schnell in die Schlafsäcke. Ich hole mir noch eine Matratze von oben und lege sie zum Schutz unter meine Exped Downmat in der Wohnstube - Konni legt sich oben ins Bett.
                    Ich lese noch etwas bis es zu dunkel wird und versuche dann zu schlafen. Jedes Mal wenn ich mich zur Seite drehe, weht mir allerdings ein leichter Geruch nach den Hinterlassenschaften von Mäusen in die Nase. Heute wird auf dem Rücken geschlafen, schließlich kann ich die verkeimte Matratze nicht loswerden, da sie meine Downmat vor Splittern aus dem Holzboden schützen soll.

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                    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 10:16.
                    Das Leben ist kein Ponyhof!

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                    • 5-oclock-charlie

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                      #11
                      16. August - Von der Atostugan bis an der Aejliesjaevrie - 31km

                      Heute habe ich nur mäßig geschlafen und bin früh wach. Entgegen der Gedankenspiele beim Einschlafen haben nachts scheinbar keine Mäuse um mich herum Party gefeiert. Dazu mag vielleicht auch beigetragen haben, dass alles Essbare an Haken weg vom Boden aufgehängt war.
                      Hier gibt es immerhin einfachen Mobilfunkempfang und so prüfe ich gleich mal das Wetter. Mist, in zwei bis drei Stunden soll es ergiebig regnen und morgen dann auch gleich nochmal. Ich bereite meine Sachen für einen schnellen Abgang vor, als Konni mit auch schon vorgepackten Sachen von oben runter kommt. Nach einem Express-Frühstück brechen wir zügig auf.
                      Während ich heute den Großteil des verbleibenden Lapplandsleden bis Hemavan gehen will, wird Konni ab Joesjö der Straße bis nach Hemavan folgen, um sich dort noch etwas auszuruhen, bevor ihn ein Freund für die Tour bis Kvikkjokk besuchen kommt. Zusammen gehen wir zunächst den Schotterweg Richtung Straße. Gar nicht so weit unterhalb der Atostugan folgt eine offene Schutzhütte und … eine moderne Toilette an den Parkplätze für den Atoklimpen. Das hätte man mal bei der Atostugan wissen sollen
                      Wir erreichen die Straße, auf der erfreulicher Weise nichts los ist. Nach drei Kilometern und nur zwei Autos auf der Straße erreichen wir eine Kreuzung mit einem Hinweisschild auf ein Geschäft mit Rentierräucherei in Boxfjäll. Das öffnet aber leider erst um 10:00 Uhr, also in neunzig Minuten. Diese Zeit will keiner von uns warten und so gehen wir die Straße weiter in Richtung Ort.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden10_01.jpg Ansichten: 0 Größe: 151,3 KB ID: 3208864
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden10_02.jpg Ansichten: 0 Größe: 296,0 KB ID: 3208865
                      Övre Jovattnet

                      In der Nähe des Strandes trennen sich dann unsere Wege, da ich hier nochmal zu einer Toilette und wenig später dann wieder auf den Lapplandsleden abbiege. Konni will der Straße heute noch so weit wie möglich bis Hemavan folgen.
                      Der Strand am Wasser eignet sich auch gut als Übernachtungsplatz - mit Schutzhütte, Bänken und Toilette usw. Allerdings können hier auch Wohnmobile parken und die Straße führt direkt vorbei, wenn auch fast ohne Verkehr. Ein Stück weiter stehen auch noch ein paar zentrale Müllcontainer für Ferienhäuser, die mein bisschen Verpackungsmüll sicher verkraften können.
                      Beim Übergang zwischen den beiden Seen Övre Jovattnet und Kalven in Joesjö kommt dann der angekündigte Regen. Wenig später biege ich von der Hauptstraße ab und einen Kilometer weiter geht es dann auf einen recht neuen Trail in den Wald. Beim Abbiegen muss ich einen Schalter ausgelöst haben - von einer Sekunde auf die nächste beginnt es zu schütten.
                      Schnell schlüpfe ich in die volle Regenkluft und arbeite mich auf dem neuen Weg weiter durch den Wald den Berg hoch. Als ich bei einem kleinen See ankomme, wird der Regen weniger und ich kann mir eine Pause mit etwas Schokolade gönnen. Leider fühlen sich die Füße jetzt aber schon nicht mehr ganz trocken an - ein Nachteil der Meindl Borneo auf längeren Touren mit zu viel Nässe.
                      Hilft alles nichts - ich setzt den Weg durch den nassen Wald fort. Der Pfad ist eigentlich sehr schön, aber in der aktuellen etwas vom Regen gedrückten Stimmung kann ich das aber nicht richtig genießen. In stärker werdendem Regen erreiche ich den See Skälvattnet, über den die einzige Bootspassage des Lapplandsleden führt. Auf der Karte sieht es so aus, als hätte hier der Grundstückeigentümer der Route über sein Grundstück nicht zugestimmt oder so ähnlich.

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                      Boote und Umgehung

                      Ein Ruderboot liegt halb an Land und eine große Kiste mit Schwimmwesten etc. steht daneben. So richtig Lust auf eine Seefahrt habe ich hier allerdings nicht. Da hier auch nur ein Boot liegt, muss ich die Tour auch gleich dreimal rudern, wenn ich das schwere Boot ins Wasser bekomme. Die Alternative ist das Herumirren in Wald und Sumpf. Zwei Wege sind hier zwar eingezeichnet, auf den Satellitenbildern war allerdings nichts davon im Gelände zu sehen.
                      Vor Ort führt hinter einer kleinen Brücke ein sichtbarer Weg in den Wald, allerdings eher am Ufer entlang als auf der Route in der Karte. Im Wald ist der Weg nur noch zu erahnen und so verliere ich ihn mehrfach und entdecke ihn dann vermeintlich wieder. Irgendwann stehe ich vor einem sumpfigen Bereich in Ufernähe, der mir von den Satelliten-Bildern bekannt vorkommt und arbeite mich mit ein paar Tritten ins Wasser schnell hindurch.
                      Östlich des Sumpfes treffe ich wie aus dem Nichts direkt wieder auf eine Schneise mit zwei orangen Lapplandsleden-Markierungen. Ein paar Meter später haben die Birken dann nur noch Stellen mit abgelöster Rinde - sieht so aus, als wäre die Markierung hier entfernt worden. Den „Markierungen“ kann ich trotzdem gut folgen und stehe ruckzuck am anderen Anleger - auch mit nur einem Boot. Wenn nicht zufällig gerade jemand mit dem Boot auf dem See unterwegs ist, gibt es hier nur zwei Boote und man muss immer dreimal die achthundert Meter paddeln.
                      Ein paar Meter weiter erreiche ich einen geschotterten Fahrweg, der zu einem verlassenen Bauernhof führt. Nach fünfhundert Metern zweigt wieder ein neu angelegter Weg in den Wald ab und es geht wieder 250 Höhenmeter im Regen über rutschige Steine den Berg hoch - ich freu mich total.
                      Als ich dann weiter oben aus dem Wald komme, kann ich nicht mal die Aussicht genießen, da ich gefühlt schon in den Wolken laufe. Bald ist meine Laune auf dem Tiefpunkt und nach gut drei Kilometern Aufstieg entscheide ich mich für eine Mittagspause. Beim Anschmeißen des Kochers hört der Regen dann auf und als ich meine warme Tüte Chili con Carne in der Hand halte, kann ich schon wieder bis ins Tal sehen. Beim Schokoladennachtisch kommt die Sonne durch die Wolken und schon genieße ich bei besten Wetter den schönen Ausblick hier oben. Was für ein Wetterwechsel!
                      Als eine halbe Stunde später meine Füße vom Laufen warm sind und die Schuhe wieder trocken werden, ist es vor Glück kaum noch auszuhalten. Aber der Berg legt noch einen drauf und mehrere große Rentiergruppen grasen um den Weg herum. Dieser geht um kleine Hügel herum und durch kleine Täler hindurch - die pure Idylle.
                      Beim Durchqueren des Tals des Kråbpoejohke kommr ich beim Aufstieg trotz T-Shirt sogar leicht ins Schwitzen - zum ersten Mal auf der Tour. Auf den Rikarfjället gehe ich dann auf dem Kamm entlang und kann den Weitblick zu beiden Seiten genießen. Bald geht es wieder hinab vom Berg zum See Seinessjön hinunter, den ich mir heute Morgen als Tagesziel gesetzt hatte.

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                      Seinessjön

                      An der Brücke über den Seinesbäcken mache ich erstmal ausführlich Pause und mir ist eigentlich schon klar, dass ich noch weiter laufen will - ich bin im Hikers High. Das Wetter ist so gut wie noch nie auf der Tour und morgen soll es kräftig regnen. Als neues Ziel für heute wähle ich mir eine der Schutzhütten um die Seen in 5-8km Entfernung aus. So schaufele ich mir noch eine Marabou-Tafel rein und schultere wieder den Rucksack.
                      Den Berg rauf geht es mit dem Zuckerturbo recht einfach. Fast oben angekommen laufe ich um den Berghang herum und kann wieder frei nach Osten schauen - da kommen aber eine Menge dunkle Wolken auf mich zu. Ein paar Minuten später, ich laufe gerade über einen Kamm, grummelt es in der Ferne leicht. Das löst bei mir die Alarmglocken aus, schließlich zieht die Wolkenfront gefühlt auf mich zu. Ich beschleunige meinen Schritt sofern es das steinige Terrain zulässt und ohne zu rennen. Ich hetze über den Kamm und steige dann fix in ein kleines Wäldchen ab, während es munter weiter immer etwas lauter donnert. Als ich den kleinen See Ohtje Tjåålmere erreiche, beginnt es bereits zu regnen - noch aber zurückhaltender, als der Donner erwarten lässt.

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                      Regen kommt

                      Ein Hügel trennt mich jetzt noch von der ersten Schutzhütte an den Seen. Der Aufstieg auf den Hügel dem Gewitter entgegen fühlt sich komisch an, allerdings meidet der Weg den höchsten Punkt deutlich. Beim Abstieg wird der Regen wieder stärker und so flitze ich die letzten Meter zur Schutzhütte am Aejliesjaevrie. Leider übertreibe ich es etwas und mache mich auf einem Bohlenweg kurz vor der Hütte nochmal lang - allerdings ohne größere Folgen. Die letzte Meter im jetzt aufkommenden Starkregen lass ich etwas erschrocken ruhiger angehen und sitze bald unter dem Dach des alten Windschutzes am See. Etwas weiter hinten steht noch eine neue Hütte, die ich mir jetzt aber nicht anschauen will, während sich das Gewitter beginnt, über mir zu entladen.
                      Den Sendeturm über Hemavan sehe ich anfangs noch, schnell verschwindet er aber im Regen, genau wie immer mehr von dem See und der Landschaft vor mir. Bald hat die alte Hütte genug vom Regen und das Wasser hat ein Weg durch das Dach gefunden. Ich positioniere mich dort, wo es noch trocken ist und beruhige mich, dass diese alte Hütte sicher schon duzende Gewitter ohne Einschlag überstanden hat. Die Blitze sind jetzt ziemlich nah, ich sehe sie aber nicht direkt. Das Gewitter zieht langsam östlich des Sees vorbei und macht sich auf den Weg nach Hemavan. Für Konni hoffe ich, dass er schon dort ist oder wenigstens vorher irgendwo untergezogen ist.
                      Als es bei mir nur noch müde tröpfelt, schaue ich mir die möglichen Plätze fürs Zelt an. Leider ist kaum etwas zu finden außer einer ebenen Fläche direkt neben der Feuerstelle. Das ginge irgendwie, da ich heute kein Feuer mehr machen will. Eine Übernachtung in den Schutzhütten bietet sich nicht an - da die alte undicht ist und die neue nur schmale Sitzbänke hat.
                      Aber vielleicht passt mein Zelt auch in die neue Schutzhütte - dort ist es immerhin flach. Versuch macht kluch - ich baue das Zelt außerhalb mit nur zwei Stangen auf und versuche, es in die Hütte irgendwie reinzubekommen. Leider ist es etwas zu groß bzw. würde mit Gewalt vielleicht irgendwie reinpassen. Ich will mir aber nicht in der letzten Nacht das Gestänge zerbrechen und stelle es neben der Feuerstelle auf, nachdem ich den Boden gründlich nach allem Spitzen in der Asche durchsucht habe. Hoffentlich kommt heute nicht noch ein durchnässter Trekker mehr an, der Wärme braucht.

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Name: Lapplandsleden10_26.jpg
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                      Lager an Feuerstelle

                      Zum Abendbrot esse ich in der Schutzhütte noch ein paar Kekse, da ich keine Lust mehr zum Kochen habe. Als es weiterhin regnet, verziehe ich mich ins Zelt und lese noch etwas mit Hilfe meiner zwei Gramm schweren UL USB LED in der Powerbank - nicht, dass ich das Gewicht umsonst mitgenommen habe. Während weiterer Regen monoton aufs Zelt prasselt, penne ich dank 31 Kilometer Tagesstrecke schnell ein.
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                      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 12:43.
                      Das Leben ist kein Ponyhof!

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                      • 5-oclock-charlie

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                        #12
                        17. August - vom Aejliesjaevrie bis Hemavan - 8km

                        Bei Regen wache ich auch wieder auf, nur dass es jetzt aus Kübeln schüttet. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es erst fünf Uhr ist und das Wetter für mich noch nicht relevant ist. Der nächste Blick fällt um sieben auf die Uhr und es schüttet immer noch bzw. schon wieder. Jetzt bin ich wach genug, um mal auf die Idee zu kommen, mein Zelt auf eingedrungenes Wasser zu prüfen. Immerhin ist es bis auf Kondenswasser am Fußende trocken. Ich mag mein Zelt immer noch ganz doll
                        Nach draußen zieht es mich jetzt nicht und so liege ich noch etwas rum und lese. Gegen acht wird der Regen dann weniger und ich krieche aus meinem Zelt ins Nasse. Schnell bringe ich alles aus dem Zelt in den neuen Shelter, bevor der Regen nach ein paar Minuten wieder stärker wird.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden11_02.jpg Ansichten: 0 Größe: 230,7 KB ID: 3208883
                        Trübe Aussichten

                        Als es wieder wie aus Eimern schüttet, sitze ich in der Schutzhütte und frühstücke. Damit mir nicht zu kalt wird, hole ich das warme Abendessen von gestern nach. Mit Nudeln Bolo kann man es im Trockenen doch ganz gut aushalten. Beim Essen fällt mein Blick vor meine Füße und ich merke, dass der Boden der Schutzhütte von irgendwoher langsam mit Wasser voll läuft.
                        Damit mir nichts von meiner rund herum ausgebreiteten Ausrüstung in die größer werdende Pfütze fällt, packe ich meine Rucksack schon mal soweit, dass ich nur noch das nasse Zelt unterklemmen muss, wenn der Regen nachlässt. Heute stehen nur noch acht Kilometer bis Hemavan entlang einiger Seen und dem Flughafen an. Theoretisch würde heute um 13:20 noch ein Bus Richtung Umeå fahren, aber zum einen habe ich reichlich Reserve eingeplant und zum anderen sieht es aktuell nicht so aus, dass das bis dahin noch was wird.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden11_03.jpg Ansichten: 0 Größe: 560,3 KB ID: 3208885
                        Alles nass

                        So ist mein Plan, für eine Nacht in der STF Hemavan Fjällstation zu übernachten und dann morgen frisch geduscht in den Bus nach Umeå zu steigen. Da sich hier noch nichts beim Regen tut, gehe ich nochmal die üblichen Portale durch und stoße bei Airbnb auf ein geräumiges Haus für etwas über 50€ pro Nacht (jetzt nur noch abzwei Nächte buchbar). Das ist jetzt nicht viel teurer als die Gemeinschaftsunterkunft/-dusche bei STF. Gesehen gebucht - ab 12:00 kann ich rein. Jetzt muss ich nur noch hinkommen.
                        Gegen elf wird es dann gefühlt heller und der Regen lässt etwas nach. Das ist für mich der Startschuss, mein Zelt abzubauen und zu verstauen. Bevor ich mich auf den Weg mache, gehe ich nochmal mit der Tasse zum See, um noch was zu trinken. Die Stelle an der ich gestern mein Wasser aus dem See geschöpft habe, steht nun dreißig Zentimeter unter Wasser. Schnell überschlagen ist der Stand des Sees jetzt einen knappen halben Meter höher als gestern Abend. Wie gut, dass ich auf den nächsten Kilometern meist an Seen entlang und über kleine Brücken muss - das kann ja spaßig werden. Eigentlich hätte mir das auch schon früher einfallen können …
                        So mache ich mich mit einer unguten Vorahnung und gut verpackt im Regen auf den Weg. Nach fünfzig Metern führt der Weg wieder zurück ans Ufer und steht gleich mal unter Wasser. Über größere Steine komme ich dann aber halbwegs zügig und trocken voran. Spannend sind einige Stücke Bohlenweg, die optisch nicht überschwemmt sind, aber beim Drauftreten im Wasser versinken, da sie aufgeschwommen sind.
                        So ein Stück führt auch gleich über einen sonst kleinen Bach, der hier jetzt wild plätschernd in den See fließt. Ich gehe vorsichtig weiter über überschwemmte Wege und mache mir einen Spaß, den Zustand einer jeden Bohle vorher zu tippen. Das nächste Problem folgt dann gleich ein paar hundert Meter später, wo ein Bach den Aejliesjaevrie verlässt. Hier führt nur noch eine einzelne überspülte Bohle über bzw. durchs Wasser. Ich balanciere drüber, solange sie dort noch liegt und sichere sie dabei noch mit ein paar extra Steinen.

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                        "Brücke" ...

                        Auf feuchte Schuhe muss ich heute, glaube ich, keine Rücksicht mehr nehmen. Normalerweise sind das hier sicherlich tolle Wege am See entlang, jetzt steht aber alles unter Wasser oder ist klitschnass. Vom Aejliesjaevrie geht es erstmal abwärts durch den Wald zum nächsten See. Ohne Gewässer in der Nähe ist der Weg immerhin nur matschig bzw. wird selber zum leichten Fließgewässer. Am nächsten See Holmtjärnen geht der Weg wieder romantisch am See entlang - mit den gleichen Problemen wie am See zuvor.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden11_06.jpg Ansichten: 0 Größe: 680,7 KB ID: 3208888
                        Bach oder Weg? - im Moment beides ...

                        An zwei Stellen münden noch kleine Bäche in den See, die vor kurzen massiv Wasser geführt haben müssen. Auf beiden Seiten sind Pflanzen runtergedrückt und es liegen Äste und Baumstämme unmotiviert herum. Immerhin kann ich diese Stellen Dank Bohlen und Brücken einfach passieren. Nach einem kleinen Aufstieg zu einer Schutzhütte geht es wieder hinab ans Ufer auf die schwimmenden Bohlenwege. Auch hier hat wieder ein Bach sein Bett auf dem Weg in den See verlassen. Alles mittlerweile hier Routine …
                        Anders sieht es dann bei der nächsten Querung des Hauptstroms zwischen den Seen aus. Hier überspannen zwei Brücken die beiden Arme des Flusses, von denen eine vom Wasser nach unten gedrückt wird. Ich überlege, ob ich zur Schutzhütte zurückgehe und bei einem warmen Essen abwarte.
                        Als ob Anstarren die Brücke solider machen würde, entscheide ich mich nach ein paar Minuten es zu versuchen. Sollte ich doch trotz Anstarren im Wasser landen, so kann ich mich fünf Meter stromabwärts im See immerhin außerhalb der Strömung wieder aufrichten. So öffne ich den Brustriemen, um den Rucksack im Notfall schneller vom Rücken zu bekommen und gehe los über die überspülte Brücke. Abgesehen davon, dass meine Schuhe tief ins rauschende Wasser tauchen, hatte die Überquerung der Brücke wenig Spannendes zu bieten - solide schwedische Arbeit.

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                        Solider als sie aussieht

                        Ich bin gleich schon auf die nächste Brücke gespannt, die nach dem See Bastan in der Karte eingezeichnet ist. Erstmal geht es aber wieder munter am überfluteten Seeufer entlang, was mich jetzt aber nicht mehr überraschen kann. Der Fluss nördlich des Bastan führt massiv Hochwasser, wird aber von einer Quad- bzw. Schneemobiltauglicher Brücke überspannt - also gar kein Problem.

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                        Noch solidere Brücke

                        Wenig später kommt mir ein Jogger mit Hund entgegen - so schlimm kann es ja jetzt nicht mehr werden. Nach einem langen Bohlenweg kommt mir sogar eine ältere Schwedin entgegen, die den Lapplandsleden gerade begonnen hat. Sie warnt mich noch, dass weiter unten der Weg auf einem längeren Stück überschwemmt ist, sie aber gut durchgekommen wäre. Das Wasser ging ihr dort bis unter die Knie. Ich erzähle ihr von der vorletzten Brücke und dass sie mein erheblich höheres Gewicht getragen hat.
                        Weiter den Berg runter ist der Weg mittlerweile zum Bach geworden und das Wasser macht keine Anstalten mehr vom Weg weg zu fließen. Noch „besser“ wird es wenig später, da ist der Weg ausgespült und das Wasser hat aus einem geschotterten Fahrweg einen Graben am Berg gemacht. Ob die ältere Dame diese Stelle meint?

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ID: 3208896
                        Aus Weg wird Bach

                        Unterhalb des Hangstücks wird das Gelände zum Umeälven zügig flacher und der Weg trockener. Schnell stehe ich an der Brücke über den Umeälven und Lärm von einer Propellermaschine auf dem nahen Flughafen kündet von der Rückkehr in die Zivilisation. Ich schaue von der Brücke noch etwas in die braunen Fluten - hier wälzt sich eine Menge Hochwasser den Fluss runter.

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Name: Lapplandsleden11_13.jpg
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ID: 3208897
                        Umeälven

                        Jetzt sind es nur noch zwei Kilometer bis Hemavan und ich folge einem großen geschotterten Fahrweg zwischen Flughafenzaun und Fluss. Nach ein paar hundert Metern passiere ich eine große Kota, die ein bisschen wie eine Eventlocation wirkt. Eine Ecke weiter weiß ich sofort, dass ich die Stelle erreicht habe, von der die Dame vorhin sprach. Der ganze Fahrweg verschwindet einfach im braunen Wasser. Umgehen ist zwischen Fluss und Zaun nicht möglich, also durch. Ich überlege noch kurz ob ich auf Neopren wechseln soll, meine Schuhe sind aber gefühlt die letzten zwei Stunden schon völlig durchnässt.

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Name: Lapplandsleden11_15.jpg
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Name: Lapplandsleden11_16.jpg
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                        Aus Weg wird Fluss

                        Großer Fehler. Es gibt noch einen deutlichen Unterschied zwischen „durchnässt“ und „Wasser läuft oben in den Stiefel herein“. Nach den ersten Metern wird das Wasser schnell tiefer und bald reicht es mir bis deutlich über die Knie. Da ist das Wasser wohl noch etwas gestiegen seit die Dame hier durch ist. Immerhin kann man den Verlauf des Weges Anhand des hohen Grases am Wegesrand noch gut verfolgen. Schnell findet das Wasser seinen Weg an Garmaschen und Regenhose vorbei in die Schuhe. Noch macht es einfach nur Spaß durchs Wasser zu waten, wie ein kleines Kind. Nach dreihundert Metern ist der braune nasse Spuk dann wieder vorbei.

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Name: Lapplandsleden11_17.jpg
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                        Outdoor-Venedig

                        Wieder aus dem Wasser heraus sind die vollen Schuhe dann nicht mehr so lustig, ich fühle mich ein bisschen wie ein begossener Pudel. Vor der Hütte möchte ich die Stiefel aber nicht mehr ausziehen und laufe quatschend am Flughafenzaum um die Landebahn weiter.

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                        Die letzten Meter am Flughafen

                        Bald biege ich an der Hauptstraße in Hemavan ab und habe nur noch ein paar Meter zu der kleinen Hüttenanlage, in der ich meine Hütte schnell finde. Der Zugangscode für die Schlüsselbox passt und meine Tour endet offiziell auf der Terrasse der Hütte Nr. 9.
                        Groß gefeiert wird nicht, ich habe ein dringendes Bedürfnis aus meinen Stiefeln zu kommen. Nach dem sie samt Socken ausgezogen sind und das Wasser ausgeschüttet ist, kann ich mein Unterkunft besichtigen. Gleich im Eingangsbereich fällt mir ein großer Trockenschrank für Skiklamotten auf. Wer sagt denn, dass der nicht auch Outdoor-Klamotten trockenen kann.
                        Nachdem ich wieder trockene Kleidung aus dem Rucksack anhabe, wird die gesamte Ausrüstung in „sauber“ und zu reinigen/waschen aufgeteilt und verbreitet sich auf wundersame Weise in der ganzen Hütte. Die Klamotten von heute wasche ich gleich zivilisationstauglich für morgen, damit sie schnell in den Trockenschrank kommen, wo sie zumindest erstmal antrocknen können. Das nasse Zelt wandert ausgebreitet auf die Terrasse, wo mir meine gequälten Schuhe wieder auffallen.
                        Ich werde sie nochmal ausdrücken und dann wohl etwas bei niedriger Temperatur mit in den Trockenschrank geben. Das ist zwar eine ganz doofe Idee, ich brauche sie aber morgen wieder halbwegs trocken - was hat mich da nur geritten, damit so durchs Wasser zu latschen.
                        Heute muss ich auf jeden Fall nicht mehr raus, ich habe noch einiges an Essen übrig behalten und morgen ist noch viel Zeit für Hemavan übrig, bevor der Bus fährt. So schlimm finde ich das Hierbleiben auch gar nicht - schließlich sitze ich einer warmen Hütte mit TV, Sofa und WLAN.

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Name: Lapplandsleden11_25.jpg
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                        Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 13:36.
                        Das Leben ist kein Ponyhof!

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                        • 5-oclock-charlie

                          Dauerbesucher
                          • 23.11.2008
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                          #13
                          18. August - Von Hemavan nach Umeå

                          Oh Wunder, meine Stiefel sind akzeptabel trocken geworden. Ich habe sie von gestern Abend bis heute Morgen noch mit schmutziger Wäsche ausgestopft, die ich dann immer wieder im Trockenschrank getrocknet habe. Der Rest kann dann im Bus trocknen, wenn es dort niemanden zu sehr belästigt.

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                          Sehr zu empfehlen

                          Nach dem Frühstück und einer Grundreinigung mache ich mich erstmal ohne Rucksack auf den Weg nach Hemavan Downtown, da ich erst um zwölf hier raus muss. Einzige feste Anlaufstellen sind der ICA und ein Outdoor-Shop, die beide im kleinen örtlichen Einkaufszentrum liegen. Mit Verpflegung für die sechsstündige Busreise treffe ich wieder in meiner Hütte ein. Nachdem die leicht feuchten Socken gewechselt sind, mach ich noch alles fein und packe den Schlüssel wieder in die Schlüsselbox.
                          Entspannt geht es noch zu einer Pizzeria im Zentrum, bevor ich mich bei der Bushaltestelle postiere. Zum meiner Überraschung treffe ich dort Lina und Jonas wieder, die in der Åtnikstugan auf der Suche nach Klopapier waren. So vergeht die Wartezeit auf Bus 31 nach Umeå wie im Flug.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden12_01.jpg Ansichten: 0 Größe: 259,6 KB ID: 3208911
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden12_02.jpg Ansichten: 0 Größe: 160,1 KB ID: 3208912
                          Heute nicht - ich ziehe nur meine Schuhe aus ...

                          Ich stehe perfekt, kann so meinen Rucksack als erster ins Gepäckfach werfen und stehe in der Schlange beim Busfahrer mit ganz vorne. Diese Position macht sich bezahlt und ich beziehe oben im Bus einen Platz direkt an der Frontscheibe. Neben mir quartiert sich ein schwedisches Ehepaar ein und zieht die Schuhe aus, bevor der Bus überhaupt einen Meter gefahren ist. Meine Schuhe können also auch fröhlich weiter trocknen.

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                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Lapplandsleden12_04.jpg Ansichten: 0 Größe: 181,4 KB ID: 3208914
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                          Letzter Bus

                          Der Sitzplatz ist perfekt und so sehe ich viel von der Landschaft. Je flacher und monotoner es aber draußen wird, desto mehr zieht sich allerdings die Fahrt. Nach vier Stunden machen wir eine Pause an der Lycksele Busstation, wo wir nach dem obligatorischen Toilettenbesuch dann spontan nochmal alle den Bus wechseln müssen, bevor es weiter nach Umeå geht. Nach zwei weiteren Stunden sind wir dann endlich in Umeå. Ich checke wieder im Hotel Björken nahe der Uniklinik ein und nehme mein gelagertes Gepäck in Empfang. Dank großzügiger Planung bleiben mir jetzt noch zwei volle Tage in Umeå, bis mein Flieger in die Heimat geht.

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                          Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 14:08.
                          Das Leben ist kein Ponyhof!

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                          • 5-oclock-charlie

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                            #14
                            19. August - Umeå

                            Dieser Tag wird ein Ruhetag und so schlafe ich erstmal aus. Nach dem Frühstück geht es zum Sightseeing in die Stadt. Die großen Touristenhighlights gibt es dort allerdings nicht und so gehe ich nachmittags wieder zurück, nachdem ich ein China-Buffet unsicher gemacht habe. Den Rest des Tages relaxe ich noch etwas und plane meine morgige Wanderung.

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                            Wahlkampf auf Schwedisch: Man trifft sich samt Hütte auf dem Markt und redet entspannt miteinander


                            20. August - Umeå

                            Ohne Anstrengung ist die Nacht früh vorbei uns so komme ich gleich mal früh los. Gestern habe ich mir noch eine 28km-Runde im Nordosten von Umeå zusammengestellt, die ich heute mal erkunden werde.
                            Zunächst geht es zum Umeåälven und ein gutes Stück daran entlang. Dann halte ich mich landeinwärts und durchlaufe, sehr zur Freude der lokalen Mücken, das Naturreservat Grossjöns. Der Weg führt mich weiter entlang des Sees Nydalasjön und über eine kleine Hügelkette im Stadtteil Mariehöjd in den Norden von Umeå. Hier steuere ich nochmal ein Einkaufzentrum in Ersboda für ein Eis und Getränkenachschub an, bevor es über den Hausberg Bräntberget wieder in die Innenstadt geht.

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                            Impressionen von der Wanderung

                            Bei Bastard Burger gönne ich mir noch ein Abschluss“menu“. Während ich den Burger noch in Ruhe auf der Terrasse essen kann, fängt es auf dem Rückweg zum Björken wieder leicht an zu regnen. Drinnen angekommen, beginnt es passend an zu schütten und der Regen wird den ganzen Abend kaum weniger.

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                            Umeå​ verabschiedet sich

                            21. August - Von Umeå nach Berlin

                            Und auch am nächsten Morgen regnet es immer noch. So mache ich mich auch in Regenjacke auf zum Bus und fahre zum Flughafen. Immer noch im Regen starten wir pünktlich und landen eine Stunde später im sonnigen Stockholm. Auch der Flieger nach Berlin geht pünktlich raus und ist sogar vor der Zeit am BER.
                            Gefühlt ewig gondeln wir mit der S-Bahn auch dank 20 Minuten Standzeit auf freier Strecke zum Hauptbahnhof. Der ist dann genauso wie der Zug völlig überfüllt - ein komisches Gefühl nach so langer Corona-Zeit ohne große Menschenansammlungen. War es nicht schön einsam in Lappland …

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                            Auf Wiedersehen Umeå​


                            Rückblick:

                            Kurzum: Zwar hat sich der Lapplandsleden wettertechnisch nicht von der besten Seite gezeigt, hat mich aber dennoch begeistert. Besonders der nördliche Teil mit den beiden Höhenzügen ab der Straße von Gränsjö hat es mir angetan. Alles in allem kann der Lapplandsleden meiner Meinung nach nicht ganz mit seinen großen Brüdern in Lappland mithalten, ist aber auf jeden Fall eine Reise wert. Auch bietet sich der Lapplandsleden optimal als Verlängerung für den nördlichen Kungsleden an, der in Hemavan nahtlos in den Lapplandsleden übergeht.
                            Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 19.07.2023, 14:17.
                            Das Leben ist kein Ponyhof!

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                            • 5-oclock-charlie

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                              #15
                              Jetzt auch mit Bildern
                              Das Leben ist kein Ponyhof!

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                              • Ljungdalen
                                Alter Hase
                                • 28.08.2017
                                • 2742
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                                #16
                                Sehr cool, vielen Dank für den Bericht. Überlege, den auch mal zu machen... Klimpfjäll waren wir mal (Stück außerhalb) mit den Kindern eine Woche in einem Sommerhaus; in der Umgebung kann man einiges unternehmen (obwohl der Ort im Sommer "tot" ist, das stimmt).

                                Zitat von 5-oclock-charlie Beitrag anzeigen
                                Ich überlege noch kurz ob ich auf Neopren wechseln soll, meine Schuhe sind aber gefühlt die letzten zwei Stunden schon völlig durchnässt.

                                Großer Fehler. Es gibt noch einen deutlichen Unterschied zwischen „durchnässt“ und „Wasser läuft oben in den Stiefel herein“.
                                Wenn Schuhe erstmal nass, gehe ich ziemlich gern im Wasser, vor allem, wenn die Alternative wegloses Gestrüpp und es nicht mehr weit bis zum Ziel ist. Bin so sicher schon insgesamt mehrere Kilometer im Sarek und Padjelanta gegangen (Ráhpaädno-Nebenarm unterhalb des Skierffe, Sarvesjåhkå, Låddejåhkå - dort auch bis über knietief und paarmal Wechsel auf die andere Seite...). Geht auch bedeutend schneller, größere Zuflüsse zu queren: bevor man lange herumsucht, einfach durch

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                                • Pflaume09
                                  Erfahren
                                  • 01.02.2022
                                  • 160
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  Danke für deinen Bericht. Wirklich interessant!

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                                  • Fjellfex
                                    Fuchs
                                    • 02.09.2016
                                    • 1274
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    Auch von mir vielen Dank für den schönen Bericht.
                                    Besonders spannend fand ich den "neuen" Abschnitt entlang dieses Rückens zwischen Skalmodal und Skalvattnet.
                                    Und die Erfahrung, dass abseits "bekannterer" Sachen wie nördlicher Kungsleden oder Jämtlandsfjäll die Wanderwege sehr "nass" sein können, habe ich auch schon ein paar mal gemacht.

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                                    • Mika Hautamaeki
                                      Alter Hase
                                      • 30.05.2007
                                      • 3979
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Vielen Dank für den Bericht in Deinem, wie immer von dir gewohnten, unterhaltsamen Schreibstil
                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                      A. v. Humboldt.

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                                      • Petrolhead
                                        Gerne im Forum
                                        • 09.02.2019
                                        • 56
                                        • Privat

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                                        #20
                                        Vielen, vielen Dank für Deinen Bericht und die Bilder!
                                        War dort letztes Jahr nicht ganz so nass aber ähnlich nass unterwegs und konnte mangels Handy (liegt immernoch etwa 150km südwestlich in Norwegen) keine Bilder machen. Bei Deinen Bildern kommen Erinnerungen wieder hoch. 👍
                                        Vor allem dieses verschissene Drecksboot. Ich habe 1x bei starkem Wind gerudert und das noch zur falschen Stelle🤬 Einen halben Tag habe ich an diesem Tümpel verbracht😄 Am Rand durchs Wasser laufen ist echt die beste Lösung.

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