[SE] Das Erste Mal - Kungsleden Nordteil - Neulingseindrücke und Erfahrungen

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    [SE] Das Erste Mal - Kungsleden Nordteil - Neulingseindrücke und Erfahrungen

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    Mitreisende
    Hallo an alle - Neulinge und alte Hasen!
    Hier soll in den nächsten Tagen schrittweise mein Bericht zu meiner ersten längeren Wanderung entstehen. Schwerpunkt sind dabei sicherlich meine Erfahrungen als Rookie sowohl zu Fuß als auch so weit im Norden.
    Vielleicht finden die Spezialisten unter Euch ein paar Punkte zum Schmunzeln und hoffentlich finden alle, die ihr "Erstes Mal" noch vor sich haben, ein paar ermutigende Eindrücke. Ihr Schafft das!

    PS: Ein paar Fotos gibt es dazu, jedoch nicht zu jedem Stein und jeder Brücke, sondern eher zu Dingen, die mich persönlich beeindruckt haben. In den einschlägigen Videos findet Ihr ausreichend Infos zu den Naturbedingungen vor Ort.

    Ausgangssituation 2019:
    Nach fast zwanzigjähriger Wanderabstinenz spricht mich meine erwachsene Tochter an: "Mein Kollege hat hier eine Vorstellung seiner Kungsledenwanderung gemacht. Du wolltest sowas doch auch mal machen!"
    Und die Idee war geboren.
    Sie arbeitete schon ein dreiviertel Jahr lang als Lehrerin in Tingsryd/Smaland.
    Sie hat auch alles organisiert. Zugfahrt und STF-Mitgliedschaft mit Hüttenbuchung. Damals konnte man noch z. B. 7 Übernachtungen​ in den Hütten bezahlen und musste nur angeben, dass man sich von - bis in der Gegend aufhält. Das reduzierte die Bargeldmitnahme.
    Bei einem Besuch in den Osterferien haben wir dann im Outnorth und Stadium in Växjö unsere Ausrüstung mit Wanderhosen, Longsleeves und Fleeces und Wanderschuhen vervollständigt. Zum Geburtstag kam noch ein Gaskocher-/Kochgeschirrset oder eine Trinkflasche dazu. Rucksack hatte ich noch von damals mit angenehm gepolstertem Hüft- und Tragegurten, leichtem Alugestell inside, Außentaschen und Öffnung von oben und unten usw.
    Zur Vorbereitung habe ich die Wanderschuhe alltags, im Büro, bei Spaziergängen getragen und bin auch zweimal mit leicht gepacktem Rucksack durch den örtlichen Wald gegangen.
    Nun gut, ich wusste noch von früher, dass meine Füße schmerzen würden und genauso kam es auch. OK, das konnte ich aushalten.

    Die Reise war auf Ende Juni geplant, als ihr Schuljahr zu Ende ging. Sie ging den Freitagabend noch aufs Midsommarfest in ihrem Acht-Häuser-Dorf, wo sie in einem alten roten Holzhaus gewohnt hatteKlicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: vra kellehult.jpg
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Größe: 5,18 MB
ID: 3196120
    und ich fuhr aus Niedersachsen mit kleinem Anhänger los, um nach unserer Wanderung ihren Hausrat und sie wieder mit nach Deutschland zu nehmen.


    Erster Tag der Reise mit meiner großen Tochter.
    Kurz nach zwölf Uhr nachts nahe Tingryd angekommen, haben wir noch ein Weilchen gequatscht.

    Nach fünf Stunden Schlaf hab ich mich in die Küche gesetzt und begann, mein Forum zu checken.

    Um neun waren wir fertig mit Frühstück und die Aufregung war bei mir groß. Ich hatte richtig Stress. Eigentlich war alles fertig, aber immer noch gab es Kleinigkeiten zu erledigen.
    Halb eins fuhren wir los Geld holen und letzte Einkäufe. Dann zum Bahnhof nach Alvesta und ab in den Zug. Dreieinhalb Stunden bis nach Stockholm. Dort herrliches Wetter, bequem umgestiegen in unser sechs Personen Schlafwagenabteil, wo kurz darauf ein schwedisches und ein französisches Pärchen dazu kam.
    Wir waren freundlich und umsichtig miteinander, wobei sich das französische Pärchen schnell zurückgezogen hatte und wir mit den Schweden einige Erfahrungen und Erwartungen (Befürchtungen?) besprechen konnten.

    Jetzt um halb zwölf abends ist es draußen allenfalls dämmrig, obwohl wir noch bis morgen früh um neun fahren müssen, um zum Polarkreis zu kommen. Die Temperaturvorhersage ist nicht so doll zwischen sieben und zwölf Grad. Na, wir bewegen uns ja auch und die Mücken sind dann nicht so aktiv.

    Ich verstehe mich mit meiner Tochter gut. Alles ist sehr natürlich.

    Morgen früh um sieben aufstehen und in den Speisewagen zum Frühstück gehen.

    Ich bin müde. Ich bin zufrieden.



    Zweiter Tag
    Nikkaluokta nach Kebnekaise Fjällstation.
    21 km 7,5 h

    In der Nacht im Schlafwagen mehrmals aufgewacht, aber es hat sich gelohnt. Der Himmel war wunderbar.
    Heute Morgen um neun sind wir bei Regen in Kiruna angekommen. Mit dem Reisebus ging es 35 km bis nach Nikkaluokta, dort haben wir uns noch den Shop der Stuga angesehen und unser Gepäck und uns gewogen. Dann ging es um 12:00 Uhr endlich zu Fuß los.
    Der Regen hatte schon aufgehört und wir zogen nach etwa einer Stunde unsere Jacken aus.
    Es ging hoch und runter über Stock und Stein. Viele Wasserläufe säumten den Weg. Dann immer waren Bohlenwege gelegt. Nach zwei Stunden machten wir Rast und aßen unser Riesenbaguette aus dem Zug.
    Wir gingen weiter über zwei Brücken durch Birkenwald und machten eine weitere Pause an einem als Meditationsplatz ausgezeichneten Felsen, den wir erst erklimmen mussten.
    Nach sieben Stunden angekommen.
    Erstmal Sauna und dann essen. Das Essen war ein fünf Gänge Menü („Wollt Ihr am Dinner teilnehmen?“ fragte man uns an der Rezeption à € 40,-) und wirklich sehr lecker.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Dinner 1.jpg
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    Nach der abendfüllenden Unterhaltung mit zwei schwedischen Lehrern waren wir überrascht von der Helligkeit um halbzwölf Uhr Abends.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Abends hell.jpg
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ID: 3196121

    Einfach toll.


    Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

  • Breitfuessling
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    #2
    Dritter Tag
    Von der Fjällstation zum Kebnekaise und zurück
    12 km von 18 etwa acht Stunden

    Ich bin um sieben aufgewacht und um halbacht sind wir aufgestanden. Das Frühstücksbüffet war sehr lecker mit drei verschiedenen Brötchen, Eiern, Porridge, Wurst, Käse, und selbstgemachte Marmeladen. Müsli , Joghurt, Milch, Kaffee, Tee nicht zu vergessen und Säfte.

    Wir entschieden uns, einen Rucksack leer zu räumen und darin fünf Liter Wasser, etwas zum essen und warme Klamotten mitzunehmen. Wir hatten die Information, dass man für den kompletten Weg zwischen 10 und 15 h unterwegs sein würde.

    Um zehn gingen wir los (😂 was haben wir uns nur dabei gedacht?)
    Zunächst flach über zum Teil grobsteinige Wege, die immer wieder von Rinnsalen gekreuzt wurden, die wir auf großes Steinen überqueren könnten. Drei Mal jedoch war es so breit und wild, dass wir intensiv einen passablen Weg finden mussten und uns gegenseitig stützten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Nach drei Kilometern ging es rechts herum in ein Seitental immer steiler den Hang entlang. Zum einen für uns steil hoch, aber auch wenn man seitlich herunter guckte steil runter.
    Die ganze Zeit fing es immer wieder an zu regnen, sodass wir schon all unsere Regensachen an hatten.
    Belohnt wurden wir immer wieder durch einen herrlichen Ausblick zurück ins Tal, wo die Sonne die grünen Wiesen und wenigen Bäume erstrahlen ließ, während sich die Berge großartig rechts und links erhoben.
    Ziemlich schnell merkten wir, dass die Jacken innen auch klitschnass waren. Mit den Funktionsfaserkleidungsstücken war es aber trotzdem warm. Wir kamen über ein großes Geröllfeld an eine Stahlbrücke über den Gebirgsfluss.
    Ab dort hatten nepalesische Sherpas immer wieder Steintreppen gebaut.
    Nachdem wir eine Weile stahlblauen Himmel mit weißen Wolken hatten blies nun der Wind Schnee vom Gletscher hinunter und die Gipfel lagen in Wolken. Wir entschlossen uns noch, bis zu einem besonderen Steinhaufen auf dem Sattel
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte AnsichtName: Der Sattel.jpgAnsichten: 0Größe: 838,7 KBID: 3196126
    (zwischen Duolbagorni und Vierranvarri) zu gehen und drehten um. Die Rücktour war anders anstrengend. Schlimm waren die Abschnitte über Schnee, bei denen immer zu befürchten war, dass wir abrutschten (ohne Stöcke!).

    Nach sieben Stunden gesamt war die Luft einfach raus. Es war anstrengend.

    Angekommen verschnauften wir zunächst und gingen dann in die Sauna und anschließend kochten wir uns Tee und aßen Pumpernickel und eine Dose Corned Beef - das Schwere zuerst - sowie eine Tasse Spargelcremesuppe.

    Die neuen Bettnachbarn sind wortkarg und ich fühle mich beäugt.
    Zuletzt geändert von Breitfuessling; 27.04.2023, 11:00.
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      #3
      Vierter Tag
      Von Kebnekaise Fjällstation nach Singistugorna

      Nach einem letzten üppigen Frühstück Sachen gepackt und um halb elf losgegangen. Den Anfang des Weges kannten wir schon vom Vortag. Es ging gut mit den Füßen zum Anfang und als wir am Abzweig zum Kebnekaise angekommen waren, stiegen wir auf eine kleine Felskuppe, die von einem alten Gletscher gezeichnet war. Die Sonne schien so schön und wir legten uns auf Moos in den Windschatten eines kleineren Felsens.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Windschatten.jpg
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ID: 3196279
      Es ging weiter bei Wind und Wolken. Wir folgten einem Fluss, der flach durch sein Kieselbett mäandrierte und immer wieder Seen bildete. Der Weg war wie bisher häufig steinig und wieder überquerten wir viele kleine Bäche.

      An einer Stelle war ein bestimmt 48 Kubikmeter großer Felsen aus dem Berg gebrochen und herabgestürzt.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Block.jpg
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ID: 3196280
      Ihn betrachtend entdeckten wir unsere erste Rentierherde in vielleicht 300 m Entfernung. Sie lagen dort im Gras. Dann bemerkten sie uns auch und das Leittier wurde unruhig, wollte die Herde weiterführen, doch nur die Hälfte folgte.

      Wir ließen sie hinter uns und folgten dem Weg. Nach jeder Kuppe tat sich eine neue Landschaft auf, beständig waren nur die Berge, die uns mit jedem Schritt näher kamen und uns genauso nachschauten, bis sie hinter einer weniger weit entfernten Höhe verschwanden.
      Wir erwarteten jetzt nach jeder Biegung, die Singihütten zu sehen.
      Doch weit gefehlt. Endlich ein Wegweiser und es waren immer noch drei Kilometer.
      Dann sind wir wirklich langsam gegangen! Weitere 1:20 h später war es endlich soweit. Der Hüttenwart kam uns schon entgegen, um uns zu empfangen. Es gab Saft aus dem Kanister zur Begrüßung.

      Tolle Hütte und tolle Leute. Wir sind einfach auf die vier Leute zugegangen und haben uns vorgestellt.

      Zusammenfassend sind es junge Menschen, die fast alle allein losgezogen sind und sich auf dem Weg gefunden haben. Ein erfahrener wandernder Mediziner, ein die ganze Welt kennenlernender Informatiker, die Frau aus Nepal und die Deutsche, die beide in einer weltweiten Organisation für lokales Wasser Management forschen. Dazu der Vater mit 14 jährigem Sohn aus Israel.

      Ich merke, wie klein ich eigentlich bin. Oder ich sehe, welche unterschiedlichen Lebenserfahrungen hier aufeinander treffen.

      Und immer wieder der Gedanke, dass ich in meinem Leben niemals allein war.

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      • Breitfuessling
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        #4
        Fünfter Tag
        Singi nach Sälka
        13 km 6 h

        Der Abend war sehr schön, denn wir hatten ja Matthias, Philipp, Stephanie und Gita aus Nepal kennengelernt.
        Um zwölf Uhr nachts war ich nochmal raus, weil ich die Kamera auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Dabei bin ich dann mit Stephanie und Matthias noch bis zwei Uhr hängen geblieben. Es waren sehr schöne Gespräche über Kommunikation, Kinder und Lebensziele und weshalb ich das schreibe ist, weil sie mich bei der Verabschiedung richtig lieb angeschaut hat, als ob sie darüber mit mir noch einen Tag lang hätte reden wollen.

        Wir hatten uns wieder Zeit gelassen und sind erst um halb elf losgegangen.
        Wie Philipp uns geraten hatte, fanden wir unseren ersten „Stecken“ noch direkt an den Hütten.
        Der Weg ging wie gehabt durch kleine Büsche und über Steine. Ziemlich schnell erreichten wir die Brücke (Abzweig nach Westen ins Neasketvaggi) mit dem tollen Blick auf den wilden Fluss. Danach wurde der Weg allgemein leichter und wir erhöhten unser Tempo auf fast drei km pro Stunde.
        Wie geplant machten wir nach zwei Stunden an einer Schutzhütte außen Rast, um endlich mal ordentlich Nährstoffe und Wasser auch während der Wanderung zu uns zu nehmen.
        Ich zog meine Jacke aus und meine Tochter ihre Regenhose, weil wir einfach nur nass geschwitzt darunter waren. Dank der modernen Funktionsfasern war mir trotz des nassen Longsleeve drunter schnell wieder warm.

        Unterwegs kreisten bis zu drei Falken über unseren Köpfen und auch mal eine verirrte Möwe.
        Am besten war aber, als wir ein lautes Grunzen hörten. In die Richtung geblickt war kurz ein weißer Vogel zu sehen, es grunzte weiter und wir gingen weiter. Da war es wieder und der weiße Vogel flog grunzend quer vor uns lang. Wenige 50 m weiter deutete mir meine Tochter, stehen zu bleiben. Und da schaute sein Kopf hinter den Steinen hervor.
        Er blähte seinen Hals wie ein Frosch und erzeugte wieder dieser quäkende Grunzen.
        Zu unserer Freude ging er etwas und kam hinter den Steinen zum Vorschein. Er war wunderbar weißbraun gezeichnet.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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        Nach vielleicht fünf Stunden kamen wir in leichtem Regen an und konnten uns aussuchen, mit drei Australiern im sechs Bett Zimmer zu schlafen.
        Ich zog mich erstmal eine gute Stunde ins Bett zurück, Tochter ging in die Sauna, als die Männer dran waren, ging ich dann.

        Die Sauna war echt klasse. Holzbeheizt mit Warmwasserbereitung, sodass man sich erst einmal warm waschen konnte.
        Die Sauna war voll besetzt.
        Wir gossen viel und oft auf bei fast 100 Grad und dann tatsächlich kaum zu glauben, zum Abkühlen sind wir immer wieder in den Fluss gegangen und bis zum Hals untergetaucht. Ich war bestimmt 1,5 h in der Sauna.

        Jetzt grunzt gerade so ein Vogel draußen. Ich habe vorhin auch ein flauschiges Küken an der Feuerholzhütte gesehen.

        Auf dem Weg schon kam ich auf die Idee, Chinaöl ins Aufgusswasser zu tun und das fand dann auch Anklang.

        Ich sprach mit Bayern englisch, lernte ein altes Schweizer Pärchen kennen und junge Paare, denn die gemischte Zeit hatte begonnen. Bis dann ein Pärchen sich im Vorraum kalt wusch, wie man an ihren spitzen Ausrufen erkannte.
        Ich entschloss mich, hinauszugehen und zu fragen, ob sie nicht warmes Wasser haben wollten und da stand Anders mit seiner Partnerin aus unserem Schlafwagenabteil vor mir, wie Gott sie beide geschaffen hatte, das war irgendwie toll.

        Ich wusch anschließend noch unsere Wäsche am Fluss nur mit dünnem Longsleeve, langer Sportunterhose und Croques bekleidet bei fünf Grad und Nieselregen. Es war einfach toll.
        Zu essen gab es für mich wieder eine scharfe Asia Suppe ergänzt mit einer guten Portion Couscous, sodass der tiefe Teller einen kleinen Berg hatte.

        Jetzt ist es halb zwölf und ich schließe die Augen. Gute Nacht

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          #5
          Sechster Tag
          Sälka nach Tjäktja
          12 km 5 1/2 h

          Heute sind wir noch später los, aber eine gute Vorbereitung jeden Tag ist auch Gold wert. Die erste Hälfte des Weges war sehr angenehm zu gehen, wenig Geröll, viele Brücken.
          Das Wetter meinte es gut mit uns, viel blauer Himmel zwischen den Wolken und nur selten Regenschauer. Die Strecke ging kontinuierlich bergauf, wir mussten den Tjäktapasset überqueren. Bevor die Steigung anzog, machten wir ausgiebig Rast , ich füllte unsere Wasserflaschen am Fluss auf und wir legten die Gamaschen an. Denn von nun an sollte es durch Schneefelder gehen, wo man bis zum Knie einsinken könnte.
          So kam es auch. Insbesondere wenn unter dem Schnee sich schon ein kleiner Bach gebildet hatte und man dort hinein einbrach. Zum Glück sind wir nie richtig ins Wasser getaucht, sodass das Wasser über den Schaft des Schuhs hineingelaufen wäre. Ihre Schuhe haben bis zum Ende fast dicht gehalten, mein Obermaterial war durch, sodass es schon kalt wurde, wenn ich stehen blieb. Zum Glück stand das Wasser nicht im Schuh, da das Goretex Innenfutter das Wasser nicht reinließ.
          Nach ein paar Metern tauschten wir die Gamaschen, weil ihre größer waren als meine und sich der vordere Haken ständig löste.

          Der Anstieg wurde schärfer. Zum Glück hatten wir noch einen zweiten Stock für Sie gefunden. Kurz vor dem Gipfel sah ich komische Bilder auf den Steinen. Vogelfüße? Ich schaute genauer. Auf vielen Steinplatten waren diese Bilder und ich entschied, es seien versteinerte Pflanzen (worüber mich Dr. Google später noch einmal eines Besseren belehrte).
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Stein.jpg
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Größe: 5,48 MB
ID: 3196288

          Sie ging vor und suchte einen Rastplatz und ich einen kleinen Stein mit Bild. Es endete damit, dass ich einen größeren dieser schieferartigen Steine über einen Granitkiesel zerbrach, sodass mir ein Teil gegen das Schienbein flog, sodass ich jetzt auch noch Sterne sah.
          Aber ich hatte zwei kleine Steine gewonnen, die ich mitnahm.

          Dann kam der Gipfel und das Wetter änderte sich. Wolken pur und bald fing es an zu regnen und schneien und der Wind kam jetzt nicht mehr von vorn sondern von hinten links.

          Zum Glück ging es nur noch bergab, aber die Schneefelder blieben bis zum Schluss. Wir überquerten eine hohe Brücke und darunter toste der Schmelzwasserfluss. An seinen Ufern türmte sich der Schnee bestimmt vier Meter hoch.

          Zur Begrüßung bekamen wir einen warmen süßen Beerentee und fanden gute Betten in einem (bis dahin) ruhigen Zimmer. Sie spendierte zwei Pfifferlingsuppen und ein Trekkingfertiggericht und ich kochte zweihundert Gramm Bulgur dazu.
          Das Gericht war ungarisches Gulasch mit Lammaroma. Mit Bulgur verlängert und Maggi dazu machte es uns satt, ohne dass wir ständig denken mussten, ein Lamm abzulecken.

          Waschen, ins Bett und gleich schlafen. Neun Uhr abends und taghell draußen. Leichter Schneesturm.



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          • Breitfuessling
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            • 06.04.2023
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            #6
            Ist noch jemand hier, der seine ersten Erfahrungen dort erst kürzlich gemacht hat?
            Zuletzt geändert von Breitfuessling; 27.04.2023, 23:25.
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            • Ljungdalen
              Alter Hase
              • 28.08.2017
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              #7
              Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen
              Ist noch jemand hier, der seine ersten Erfahrungen dort erst kürzlich gemacht hat?
              Nicht kürzlich, sondern lange her (1996), und damals als reine Zelttour und teils auf alternativer Route (...Tarfala - Teil des Jojo-Leden - Vistas - Alesjaure...)

              Die Steinplatten zum Keb hoch gab es da noch nicht. Ich bin an dem Tag ungeplant früh aufgewacht und dann gleich los, kurz nach 5 (Anfang Juli, war natürlich taghell). Hatte den Vorteil, dass ich bis zum Gipfel völlig allein war; oben leider in den Wolken. Und genug Zeit, runter durch das Kaffedalen bis zum Kungsleden nördlich von Singi und zurück zum Zelt bei der Fjällstation zu laufen. Da war ich aber platt (35 km oder so) - aber am nächsten Tag ging es trotzdem weiter

              Der "grunzende Vogel" ist übrigens ein Alpenschneehuhn (bzw. hier Hahn, also Männchen). Moorschneehuhn gibt es auch noch, aber in diesem Kleid (ändert sich im Jahresverlauf) ist das Dunkle tendenziell mehr braun, weniger grau und weniger fleckig, und das Rote über den Augen größer. Schwedisch Alpenschneehuhn = fjälllripa, Moorschneehuhn = dalripa - finde ich gut: fjäll/dal = Berg/Tal - das entspricht den tendenziellen Lieblingsaufenthaltsorten der beiden Arten; Ausnahmen bestätigen aber die Regel, und durcheinander sind sie auch anzutreffen. Und naja, "Alpen"/Moor geht ja in eine ähnliche Richtung (wie auch englisch rock vs. willow ptarmigan, also Felsen/Weide).

              Singi war ich zuletzt Anfang August 2019 mit 2 unserer Töchter, Hüttentour, wir kamen von Nikkaluokta via Tarfala und Guobirvággi (Kuopervagge). Da (Singi) war es total überfüllt, aber wir bekamen Matratzen im - im Sommer als solcher außer Betrieb - Trockenraum (mit Fenster immerhin, alles gut). Außerdem herrschte Dürre: Wasser musste mit Kanistern aus 400 m Entfernung geholt werden (Bach am Weg Richtung Fjällstation; unten bei Singi war der völlig ausgetrocknet).

              Dann ging es weiter via Neasketvággi (eines der besten Täler dort!) nach Hukejaure und weiter rüber nach Norwegen. Schon Hukejaure waren wir die *einzigen* Gäste - und das ist *der* Unterschied zum Kungsleden...

              Ja OK, denke schon, dass hier der eine oder andere mitliest Vielen Dank für den Bericht bis hierher schon mal.

              PS Wandern mit Tochter/Töchtern ist cool. Im August geht es (hoffentlich) wieder los, diesmal mit der dritten (nicht die 2 von der 2019er-Tour): nach Norwegen, Jotunheimen...Breheimen...Tafjordfjella...

              Tingsryd, interessant: da in der Nähe (15 km) haben wir in einer Hütte 1994 unseren ersten Schwedenurlaub überhaupt gemacht; Tingsryd oder Urshult waren die nächsten Einkaufsmöglichkeiten, etwa gleich weit, und das war etwas herausfordernd, weil wir da von D aus mit Rädern waren (hin von Trelleborg 4 Tage, zurück 5). Da hatten wir erst eine Tochter, und die war 2. Wir waren echt verrückt
              Zuletzt geändert von Ljungdalen; 29.04.2023, 08:11.

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              • DerNeueHeiko
                Alter Hase
                • 07.03.2014
                • 3137
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen
                Ist noch jemand hier, der seine ersten Erfahrungen dort erst kürzlich gemacht hat?
                Bei mir noch nicht ganz so lange her wie bei Ljungdalen - aber 2009 war meine erste Solo-Tour von Nikkaluokta durch das Vistasvagge->Alesjaure->Unna Allakas->Caihnavagge->Gautelis->nördlich an Singi vorbei->Kebnekaise Fjällstation->Nikkaluokta. Leider zum Ende hin schlechtes Wetter, Wolkenuntergrenze knapp 1000m, so dass ich den Aufstieg zum Kebnekaise ausfallen lassen habe. Den eingesparten Tag konnte ich dann mit einer Bergwerksführung in Kiruna verbringen.

                MfG, Heiko

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                • Breitfuessling
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen

                  Ja OK, denke schon, dass hier der eine oder andere mitliest Vielen Dank für den Bericht bis hierher schon mal.

                  PS Wandern mit Tochter/Töchtern ist cool. Im August geht es (hoffentlich) wieder los, diesmal mit der dritten (nicht die 2 von der 2019er-Tour): nach Norwegen, Jotunheimen...Breheimen...Tafjordfjella...

                  Tingsryd, interessant: da in der Nähe (15 km) haben wir in einer Hütte 1994 unseren ersten Schwedenurlaub überhaupt gemacht; Tingsryd oder Urshult waren die nächsten Einkaufsmöglichkeiten, etwa gleich weit, und das war etwas herausfordernd, weil wir da von D aus mit Rädern waren (hin von Trelleborg 4 Tage, zurück 5). Da hatten wir erst eine Tochter, und die war 2. Wir waren echt verrückt
                  Hey, schön dass du dich meldest. Wie alt waren deine Töchter, als sie mitgewandert sind?
                  Ich habe meine Kleine schon gefragt, ob die denn auch Lust hätte, vielleicht mit 13.

                  Wenn du jetzt mit deiner Kleinen gehst, die müsste dann ja schon aus dem Gröbsten raus sein 😉, rein rechnerisch, oder?

                  Es gibt da ein Video, wo Vater mit Zwölfjährigem mit Zelt unterwegs ist und die besteigen auch den Kebnekaise. OK, natürlich war jugendliches Genöle dabei, aber auch sehr viel Energie, das hat er gut mitgemacht.
                  Ich schau mal, ob es einen Thread bezüglich wandern mit jungen Leuten/Kindern gibt.
                  Wir hatten auch eine Großmutter kennengelernt, die seit ihrer Kindheit JEDES Jahr am Kungsleden war. Erst mit ihren Eltern, dann mit ihren Kindern und jetzt hatte die einen Enkel dabei. Herrlich!

                  Morgen kommt die nächste Etappe.

                  Gruß und danke auch an denNeuenHeiko.
                  Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                  • Breitfuessling
                    Erfahren
                    • 06.04.2023
                    • 371
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Siebter Tag
                    Tjäktja nach Allesjaure
                    12 km in 4,5 h

                    Ja, was soll man heute aufschreiben?
                    Die Tour war sehr entspannt, man neigte zum Schnellgehen und deshalb taten die Füße weh.

                    Ich fange etwas früher an.
                    Um sechs Uhr wurde ich wach und erledigte zuerst meine Gemeinschaftsaufgaben: Ofen in der Küche angeheizt, Schmutzwasser rausgebracht und Frischwasser aus dem Fluss holen.
                    Linke Hand den Edelstahleimer wie in der Molkerei und rechte Hand die Digicam.
                    Es hatte geschneit in der Nacht und der Fluss lag vielleicht 25 m unterhalb der Hütten. Die Sonne schien durch ein großes Loch in den Wolken und der Schnee strahlte hell. Ich dachte, dass das wirklich schön sei. Je weiter ich herunter stieg, desto mehr erhob sich die hohe Schneewand, die der Fluss freigespült hatte. Gegenüber vielleicht zehn Meter Schneeabbruchkante,
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Name: Tjäktja 1.jpg
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Größe: 3,68 MB
ID: 3196751
                    neben mir schroffer Fels und vor mir der tosende Wasserfall, in dem sich der Fluss über einen leicht abgerundeten Felsen in das breite Flussbett darunter ergoss. Die Gischt stieg empor und glitzerte im Sonnenschein, als ich über die Steine, die aus dem fließenden Wasser hervorragten der gegenüberliegenden Schneewand näher trat. Die Sonne reflektierte sich im Wasser, die Gischt glitzerte wild wirbelnd und der Schnee leuchtete mich hell an, während die Sonne mich wärmte.


                    "Mann, ist das schön, ist das schön! Das ist sooo schön!" sagte ich immer wieder
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ID: 3196752

                    und wischte mir die Tränen aus den Augen, denn ich weinte, fasst schluchzte ich vor Rührung, dass ich diesen Moment in der Frühe erleben durfte, als noch alle schliefen.

                    Die Etappe führte uns zum großen Teil über flaches Wiesengelände teils mit Steinen versetzt, wenig Geröll. Geröll bedeutet hier große Felsen und spitze Platten, die man überlegt von Stein zu Stein bewältigen muss.

                    Noch zwei Etappen. Morgen ist es etwas länger und wir müssen durch einen Fluss waten. Übermorgen etwas kürzer bis zum Zug.
                    Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                    • Breitfuessling
                      Erfahren
                      • 06.04.2023
                      • 371
                      • Privat

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                      #11
                      Achter Tag
                      Allesjaure nach Abiskojaure
                      21 km in 8 h

                      Das war eine anstrengende Tour. Sie war einfach lang.
                      Morgens um sieben standen die Wetterzeichen nicht so gut. Es regnete ziemlich stark und durchgängig. Jedoch als wir losgingen schien die Sonne.
                      Wir wussten, dass wir nach kurzer Zeit durch einen Bach waten mussten und bald erreichten wir diesen auch. Das Wasser floss etwa 15 cm hoch und wir suchten noch nach einer passierbaren Furt, entschieden aber ziemlich schnell: Schuhe und Strümpfe aus, Croques an und Gamaschen drüber und durch. Das war so unspektakulär, dass nicht mal Zeit für ein Foto war.

                      Wir gingen weiter und ich fotografierte Blumen am Wegesrand. Wir kamen an das Ufer eines großen Sees, an dem es sogar feinkieselige Strandabschnitte gab.
                      Der Weg zog sich ziemlich glatt mit nur wenigen Steinen. Es kamen solche wie Sumpfdotterblumen hinzu und dann auch noch in nur einem kleinen Abschnitt diese kleinen weißen Sternblüten.

                      Wir machten eine schöne Pause in der Sonne und gingen weiter. Nach fünf Stunden hatten wir 14 km geschafft und ich rechnete mit weiteren dreien für acht km.

                      Fünf Stunden sind genug Wanderung. Die Füße und Schultern taten weh, dann gingen wir über eine weite Ebene mit starkem eisigen Wind und Schnee.
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Name: AbJau1.jpg
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ID: 3196756
                      Hier haben wir gut zehn Minuten probiert und aufgegeben. Voller Überraschung mussten wir nur fünfzehn Meter rechts herum gehen. Das war gar kein Bächlein, sondern nur eine Pfütze 😄.
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ID: 3196757
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Größe: 4,12 MB
ID: 3196758
                      Der nächste Abschnitt war schräg, nass und sehr steinig, ber der Himmel wurde wieder blau.
                      Zuletzt ging es auch noch bergab, was besonders in den Füßen und Knien schmerzte.

                      Um fünf kamen wir an, essen, ausruhen und dann über eine Stunde Sauna, diesmal mit Foto beim Abkühlen im Fluss.

                      Waschen, Zähne putzen, ins Bett.

                      Morgen fünf Stunden zum Zug, es ist genug Zeit.


                      Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                      • Breitfuessling
                        Erfahren
                        • 06.04.2023
                        • 371
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Neunter Tag
                        Abiskojaure nach Abisko
                        Letzte Etappe zu Fuß
                        12 km 4,5 h

                        Früh aufgestanden und die Küche geheizt. Viel zu heiß, wir waren ja nicht mehr in den Bergen! Nach und nach pellten sich die anderen Gäste aus ihren Betten. Sie hat etwas Gutes zu mir gesagt, da ich in den letzten Tagen zunehmend mit der nach außen gezeigten Verfassung der Leute unzufrieden war. Ich solle sie doch einfach lassen...
                        Das hatte ich aus den Augen verloren und nur meinen Wunsch und meine Erwartung nach gegenseitiger Freundlichkeit in den Mittelpunkt gestellt und damit genau das Gegenteil gelebt.

                        Der Weg war eigentlich leicht, jedoch lag uns nach der ganzen Tour vor allem noch die letzte lange Etappe in den Knochen. Wir taten uns beide schwer, doch die Aussicht auf das Ziel baute uns auf.

                        Die Strecke ging nun durch waldige Abschnitte kleinwüchsiger Birken, unterfüttert von dichtem Moos und vielen Sumpfdotterblumen und den kleinen Sternen und viele andere. Alle paar hundert Meter kreuzte ein Bächlein unter unserem Steg hindurch, aus Bächlein wurden Bäche, kleine Flüsse, bis es sich links von uns zu einem breiten Strom zusammen gefunden hatte und mit Macht dem großen See, oder vielleicht war es auch das Meer, entgegen floss.

                        Etliche Hängebrücken aus Stahl führten uns über die Zuflüsse.

                        In diesem Gelände sind bestimmt etliche Fototapeten entstanden.

                        Als wir dem Ziel näher kamen, sah ich immer mehr Spaziergänger mit lustiger Alltagskleidung und sogar Kopfhörern im Ohr. Ich glaube, die haben über uns geschmunzelt.

                        Aber dann kam die Krönung, der große Abschluss unserer Tour. Der Fluss verengte sich vor einem höheren Felsentor, in dass er sich über die Jahrhunderte eine Schneise geschnitten hatte.
                        Wir machten Pause, legten die Rucksäcke ab und erkletterten die Felsen.
                        Der Fels bestand aus einem schieferartigen Gestein, das flach in Platten von bis zu einem Zentimeter Dicke übereinander lag. Die in der jeweiligen Strömung mitgerissenen Kiesel hatten sehr schöne runde Formen herausgearbeitet, die in den Farben der einzelnen Schichten leuchteten.
                        Der Fels wurde kontinuierlich zerrieben. Die Brandung war zu stark. Aber in jedem Alter wird der Fels dem Fluss eine gute Basis sein, seinen Weg zu finden.
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: IMG_2356.jpg
Ansichten: 725
Größe: 5,21 MB
ID: 3196763
                        Ich packte fünf Kilo Steine ein. Nach wenigen hundert Metern kam die Eisenbahnbrücke und die Turiststation.
                        Wir aßen lecker zu Mittag und begaben uns zum Bahnhof, in dessen Häuschen es zweit gepolsterte Sitzbänke gab. Ich schlief eine Stunde und ziemlich bald kam auch der Zug...

                        Nun liegen wir im Schlafwagen und schaukeln nach Süden. Beine hoch und Augen gleich zu.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: KIXX3620.jpg
Ansichten: 698
Größe: 1,61 MB
ID: 3196764
                        Während des Essens beim Blick über den großen See und die schneebedeckten Berge dahinter würde ich ganz gerührt über das tolle Erlebnis mit meiner großen Tochter und was wir zusammen geschafft hatten. Ich riss mich zusammen, aber wenn es mit Macht kam, lies ich es zu und sie fragte mich, warum ich denn traurig sei.
                        Weil ich mich so freute.
                        Sicher ist die Erklärung noch etwas komplexer, aber so etwas ist in diesem Moment nicht zu zerreden.

                        Im Souvenirladen und Ausrüstungsshop haben wir uns schöne Erinnerungen gekauft.

                        Gerade in den Zug eingestiegen kommen noch zwei junge Männer dazu, die sind die Strecke in 22 h gerockt. Nur zweimal unterbrochen zum Essen kochen. Wahnsinn!

                        Meine Knie tun weh und ich bräuchte eine Fußmassage.

                        Hose und Shirt aus und Augen zu.
                        Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                        • Ljungdalen
                          Alter Hase
                          • 28.08.2017
                          • 2742
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen

                          Hey, schön dass du dich meldest. Wie alt waren deine Töchter, als sie mitgewandert sind?
                          Ich habe meine Kleine schon gefragt, ob die denn auch Lust hätte, vielleicht mit 13.
                          14. 25. 22 + 27.
                          In diesem Jahr geplant mit der "Kleinen", die ist jetzt 24. (War ihr Vorschlag, ziemlich überraschend. Die wollte "früher" am wenigsten, ist gerne mal bei Familien-Hütten-Urlauben "zuhause" geblieben, wenn wir anderen Tageswanderungen gemacht haben (Highlights: Helags, Glittertind, Snøhetta, Marsfjäll...). Fand die Urlaube aber trotzdem prinzipiell gut, sagt sie. Uffff...

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                          • Breitfuessling
                            Erfahren
                            • 06.04.2023
                            • 371
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Zehnter Tag
                            Angekommen in Stockholm, weiter mit dem Zug nach Alvesta und mit dem Auto ins Haus nach Övra Källehult, einem 15 Seelen Dorf bei Tingsryd in Südschweden.

                            In Alvesta noch in den Outnorth und ein Messer gekauft als Erinnerung.

                            Um vier vielleicht waren wir im roten kleinen Schwedenhaus, wo sie jetzt fast ein Jahr allein gelebt hat, während sie als Lehrerin im Gymnasium gearbeitet hat.

                            Anhänger angespannt und alles ins Auto und Hänger geladen. Wir wollten ja noch ins Spelkollektivet [facebook.com] nach Väckelsang, wo sie viele Freunde gefunden hatte. Mit den Leuten zu Abend essen, alles mir zeigen, was die da so machen und ich unterhielt mich mit Arnaud und Patrick, der das mit gegründet hatte, und ließ ihnen Zeit, sich gemeinsam voneinander in Ruhe zu verabschieden.

                            Wir fuhren unter Tränen.
                            Noch zum IKA einkaufen.

                            Wir haben acht Tage nicht persönlich geredet.
                            Dies war die Nacht, die letzten 18 Jahre zu besprechen.

                            Schlafanfall kurz vor vier in Dänemark.
                            Stau bei Hamburg.
                            Ankunft bei uns, Mittagessen.
                            Sie zu Ihrer Mutter gefahren. Wie sehr sie sich gefreut hat, ihre Tochter wieder zu sehen, wunderte ich mich zunächst... aber Weihnachten war das letzte Mal.

                            Meine große Tochter und ich hatten ein tolles Abenteuer erlebt und erfahren, dass wir uns auch unter diesen Belastungen aufeinander verlassen können, ohne Worte Hand in Hand zusammen arbeiten können.

                            Wir hatten einige herzliche Momente und kamen vom „es ist wie es ist“ weg. Ich habe sie als junge Frau besser kennen gelernt und sie mich mehr als nur als Vater.

                            Wenn ich den Himmel anschaue, bekomme ich Gänsehaut.​
                            Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                            • pekra62
                              Dauerbesucher
                              • 02.03.2012
                              • 837
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Dank für den Bericht. Und den Einblick in dein Seelenleben.
                              Und die Diagnose - bist du immun oder infiziert, mit dem Lappland-Virus?
                              Von den Momenten, die dich dort so berührt haben, gibt's noch viele, die warten, entdeckt zu werden.

                              Dein Bericht ruft zwei Gedanken bei mir hervor:
                              Sentimentale Gedanken an meine erste Tour, von Abisko nach Nikkaluokta. Im Juli 1990 hatte es mich mehr zufällig auf den Kungsleden geführt, unvorbereitet und schlecht ausgerüstet, außer mit "jugendlichem Leichsinn". Und seitdem komm' ich davon nicht mehr weg
                              Vorfreude an meine anstehende erste Tour mit meiner Tochter dieses Jahr

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                              • Breitfuessling
                                Erfahren
                                • 06.04.2023
                                • 371
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Zitat von pekra62 Beitrag anzeigen
                                Und die Diagnose - bist du immun oder infiziert, mit dem Lappland-Virus?

                                Im Juli 1990 hatte es mich mehr zufällig auf den Kungsleden geführt, unvorbereitet und schlecht ausgerüstet, außer mit "jugendlichem Leichsinn". Und seitdem komm' ich davon nicht mehr weg
                                Vorfreude an meine anstehende erste Tour mit meiner Tochter dieses Jahr
                                Infiziert? Ich würde es Entzug nennen. Am 30.06. fahre ich wieder los. Allein. Um einmal in Ruhe durchzugehen. Ich weiß jetzt ja, was auf mich zukommt.
                                Die gleiche Strecke. Ich will es nicht übertreiben und erst einmal in mich horchen, was die Gelenke davon halten.
                                Dabei habe ich drei doppelte Übernachtungen eingeplant: zweiter Versuch Kebnekaise, von den Singihütten aus nördlich umfassend auf den Madir, wenn man an seinem Ostrand zwischen Fels und Fluss durchkommt (kann das jemand beurteilen?)

                                (Ist die Abbildung der Karte hier urheberrechtlich zu überdenken, wenn sie aus der kostenfreien SWE Mountain App kommt?)
                                Und zuletzt in der Alesjaurehütte vielleicht nordwestlich das Coalmmevaggi hinauf oder direkt ostwärts Richtung Visttasvaggi.

                                Thema Jugendliche in Lappland:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_5997.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,71 MB ID: 3198738
                                Das war 1984… die ganzen Sommerferien zu Besuch bei ihren Großeltern in Jokkmokk. Ihre Mutter hat uns mit null Schwedisch „einfach“ drei Wochen dort allein gelassen und ist mit ihrer eigenen Schwester wandern gegangen… von Kvikkjokk nach Abisko.
                                Zuletzt geändert von Breitfuessling; 12.08.2023, 21:49. Grund: Karte entfernt wg Urheberrecht
                                Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                • Ljungdalen
                                  Alter Hase
                                  • 28.08.2017
                                  • 2742
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen
                                  ...von den Singihütten aus nördlich umfassend auf den Madir, wenn man an seinem Ostrand zwischen Fels und Fluss durchkommt (kann das jemand beurteilen?)
                                  Hm, an dieses Detail kann ich mich nicht erinnern, aber das hier ist der Madir von Süden, Standort ein Stück unterhalb der Brücke (und knapp oberhalb der zweiten, privaten samischen Brücke; nicht in Karte). Sollte auch einfach aus dieser Richtung gehen:

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Name: Madir_2019.jpg
Ansichten: 532
Größe: 1,02 MB
ID: 3198767

                                  Zitat von Breitfuessling Beitrag anzeigen
                                  Das war 1984… die ganzen Sommerferien zu Besuch bei ihren Großeltern in Jokkmokk. Ihre Mutter hat uns mit null Schwedisch „einfach“ drei Wochen dort allein gelassen und ist mit ihrer eigenen Schwester wandern gegangen… von Kvikkjokk nach Abisko.
                                  Cool. Da wäre ich 1984 auch gern gewesen...

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                                  • Breitfuessling
                                    Erfahren
                                    • 06.04.2023
                                    • 371
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Ich werde mich auf alle Fälle vor Ort mit dem Stugvärd beraten und treffe bestimmt Leute, die was dazu sagen können, ich habe ja den ganzen Tag Zeit und kann das schön erkunden. Wenn ich nicht zur Nordflanke komme, wäre es mir den Versuch von Süden her schon wert.

                                    1984 - Es war eine besondere Reise für mich auch ohne selber wandern zu gehen, doch fehlte mir noch das Verständnis für die Bedeutung, wo wir eigentlich waren. Für die Mutter meiner Freundin war Jokkmokk einfach Heimat. Wir wurden zu allen Verwandten mitgeschleppt und herzlich aufgenommen, sind Kanu gefahren, sind mit den Großeltern auf eine Insel zu deren Sommarhuset gefahren und der Opa war mit uns fischen, er wusste genau, wo die Barsche standen. Wir hatten die kleinen Eisangeln manchmal nur mit Haken ohne Köder reingehangen, die haben auf nahezu alles gebissen. Dann wurde der Fisch gebeizt.
                                    Um den Talvatissjön konnten wir damals komplett im Wald rumgehen, südlich des Hantverkargatan war noch nichts gebaut. Das sind wir direkt aus dem Haus über die Wiese in den Wald gegangen.

                                    Ich habe jetzt wahrscheinlich einen der Familie auf der Seite der Kirche dort gefunden… als ich den sah, habe ich gleich den jungen Mann erkannt, der mit uns im Sommarhuset dabei war.


                                    (Wie eng seht ihr das hier mit der Threadhygiene, wenn ich in meinem Thread von Tourbericht zur Tourplanung und Lagerfeuergesprächen übergehe?)
                                    Zuletzt geändert von Breitfuessling; 13.05.2023, 09:46.
                                    Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                    • qwertzui
                                      Alter Hase
                                      • 17.07.2013
                                      • 2900
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Breitfuessling (Wie eng seht ihr das hier mit der Threadhygiene, wenn ich in meinem Thread von Tourbericht zur Tourplanung und Lagerfeuergesprächen übergehe?)

                                      Ich bin kein Mod, meine unmaßgebliche
                                      Meinung: in Deinem Reisebericht darfst Du bestimmen, was ot ist und was nicht

                                      Außerdem gehört es doch zu einer guten Tour am Ende am Lagerfeuer zu sitzen und über dies und jenes zu ratschen.

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                                      • Moltebaer
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                                        Liebt das Forum
                                        • 21.06.2006
                                        • 12329
                                        • Privat

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                                        #20
                                        Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                                        BreitfuesslingAußerdem gehört es doch zu einer guten Tour am Ende am Lagerfeuer zu sitzen und über dies und jenes zu ratschen.
                                        Denke ich auch. Wieso nicht antworten, wenn sich Fragen ergeben?
                                        Wandern auf Ísland?
                                        ICE-SAR: Ekki týnast!

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