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Ein kurzer Fotoreport für Anfänger, die zum ersten Mal eine Fjälltour im Winter unternehmen wollen. Steht ihr, wie ich selber vor einem Monat, völlig ahnungslos vor Fragen wie diesen?
- Was ist besser geeignet, Ski oder Schneeschuhe? (Ski, genauer gesagt: Fjellski.)
- Kann man Skiausrüstung vor Ort leihen? (Ja, 60 € für 11 Tage inkl. Schuhe.)
- Braucht man im Vergleich zum Sommertrekking irgendwelche zusätzliche Ausrüstung? (1. dunkle Brille, 2. Gamaschen, 3. Schneeteller für die Trekkingstöcke, 4. Thermoskanne, 5. warme Jacke)
- Was noch? (6. warme Fäustlinge, 7. warme Fäustlinge, 8. warme Fäustlinge)
- Wo gibt es Ende März genug Schnee bei nicht zu langer Anreise mit dem Auto? (Siehe Angaben im Titel; an dieser Stelle vielen Dank Ljungdalen für den goldrichtigen Tipp.)
- Wie kalt wird es? (Tagsüber 0°...-15°, nachts bis -25°. Eher ungewöhnlich, da 2023 laut den Einheimischen der kälteste März seit 8 Jahren war.)
- Übernachtung besser in Hütte oder Zelt? (Eine Hütte als Basis bietet für den Anfang viele Vorteile und wenig Nachteile.)
- Kosten? (Für 2 Wochen 700 € pro Person, davon 270 € Benzin+Fähre, 265 € Hütte, 80 € Essen, 60 € Skiausrüstung.)
Im Rückblick war das Schwierigste an dieser Tour herauszufinden, ob man besser die zwei Brücken in Dänemark mit ihrem komplizierten Maut-Abosystem benutzt oder die Fähre Deutschland-Schweden. Für uns zwei Reisende war 1x Nachtfähre + 1x Tagfähre deutlich billiger und natürlich auch komfortabler. Ansonsten war alles easy, auch für jemanden, der keine Ahnung von Skilaufen hat und beim Abfahren vom Pass den gezielten Sturz in den Schnee als Bremse einsetzen muss. Wer jetzt im April noch nichts vorhat, kann unsere Reise durchaus kopieren. Die Schneebedingungen im Zielgebiet sollen zumindest in diesem Jahr bis in den Mai hinein gut bleiben.
Wenn ihr also Interesse an einer ersten Wintertour habt, dann könnt ihr hier gerne noch weitere "dumme Fragen" posten. Falls ihr zu denjenigen mit Erfahrung auf Wintertouren gehört, dann sind eure Kommentare und Tipps für uns Anfänger hier ebenfalls sehr willkommen.
Mein Studienfreund Liu, mit dem zusammen ich diese Reise machte. Hier eine Tour auf Schneeschuhen.
Schneeschuhe: Zur Sicherheit hatten wir vor der Abfahrt noch Schneeschuhe gekauft, falls es mit dem Skiverleih, insbesondere natürlich mit der Schuhgröße, Probleme geben würde. Meine Schneeschuhe sind für 140 kg ausgelegt. Im weichen Tiefschnee im Wald sinkt man damit trotz allem sehr stark ein. Man verbraucht deutlich mehr Kraft als auf den Fjellski und kommt viel langsamer voran. Einen Vorteil für Schneeschuhe sehe ich höchstens, wenn man einen sehr steilen, hart vereisten Hang hoch oder runter steigen will. Für diesen Zweck müsste man sie im Rucksack mitführen, da für die restlichen 95% der Tour die Fjellski das Mittel der Wahl sind. In unserem Zielgebiet gab es keine Notwendigkeit für Schneeschuhe.
Fjellski: Sehen aus wie normale Langlaufski, mit Stahlkante zum Queren vereister Hänge. Wir bekamen vom Skiverleih die Fischer Transnordic 66 Crown, ein bewährtes Modell ohne Felle und wachsfrei. Für mich waren sie perfekt. Skilänge 2,10 m bei Körpergröße 2 m bzw. Gewicht inkl. Rucksack 125 kg.
Bindung: Unsere Ski hatten die Rottefella NNN BC (New Nordic Norm Back Country) Bindung, die laut Aussage des Skiverleihs im Fjäll weit verbreitet ist.
Schuhe: Ich bekam vom Skiverleih zur Bindung passende Schuhe vom Hersteller Alpina (Slowenien), wobei 1,5-2 EU Größen über der normalen Größe für Straßenschuhe sehr gut passten. In diesen Schuhen wurde mir nie kalt - bemerkenswert, da ich sonst schnell an den Füßen friere.
Start im Femundsmarka NP kurz vor der Grenze nach Schweden
Aufstieg aufs Fjäll
Liu auf dem Hochplateau
Es geht immer weiter hinauf
Blick zurück aufs norwegische Tiefland, wo irgendwo unsere Hütte liegt.
Das müsste der Digerhogna sein, knapp 1300 m
Blick nach Norden zum Gröthogna, 1400 m.
Hier oben auf dem Plateau ist außer uns kein Mensch, keine Spur.
Der Sattel beim Store Lifjellet, knapp 1200 m
Es ist nur heißer Tee!
Liu vor dem Abstieg ins Tiefland
Blick vom Femunden-See, an dem unsere Hütte liegt
In der Nähe unserer Hütte
Bei unserer Hütte. Geh irgendwo in den Wald, und du bist allein.
Ein paar Angaben zur Kleidung: Ich benutzte meine Sachen vom Sommertrekking. Zur Sicherheit liste ich sie hier auf, damit klar ist, was genau gemeint ist.
Beine – 2 Schichten: Sommer-Trekkinghose mit irgendeiner langen Unterhose darunter.
Oberkörper – 2 Schichten: Sommer-Funktionshemd + robuste Bergjacke (Parka). Die Membran der Bergjacke spielt keine Rolle, aber sehr wichtig waren die großen Lüftungsschlitze, da ich beim Skifahren sofort stark ins Schwitzen geriet. Extrem wichtig auch die Kapuze gegen den eiskalten Wind. Alternativ habe ich auch mal 3 Schichten benutzt: 2 Sommer-Funktionshemden übereinander angezogen + dünne Regenjacke (Hardshell) darüber. Auch die Hardshell hat große Lüftungsschlitze und eine Kapuze gegen den Wind. Das Modell mit den 2 Schichten hat mir besser gefallen, aber wenn man keinen robusten Parka hat, geht das 3-Schichten Modell mit der Regenjacke auch.
Kopf – 2 Schichten: normale Sturmhaube + bei Bedarf Kapuze gegen den Wind. Die Kapuze war Gold wert, denn schon der leiseste Windhauch fühlte sich bei den herrschenden Minustemperaturen schneidend kalt an.
Füße – 2 Schichten: dünne Socken + normale Trekkingstrümpfe. Manchmal habe ich zwischen den beiden Schichten noch 10 l-Gefrierbeutel angezogen, um den Körperschweiß von den Trekkingstrümpfen und den Schuhen fernzuhalten. Es funktioniert, die dünnen Strümpfe werden dann nass und alles andere bleibt trocken. Hat aber bei einer Hüttentour, wo man abends alle Sachen trocknen kann, keine praktische Bedeutung.
Hände – 1, 2 oder 3 Schichten und für mich das einzige Problem. Dünne Trekkinghandschuhe oder auch einfache Skihandschuhe sind völlig ausreichend, solange kein Wind bläst. Sobald man aber oben im Fjäll auf einem Pass bei Wind die Handschuhe zum Fotografieren auszieht, frieren die Finger sofort ein und werden nicht mehr warm. Ein leiser Windhauch genügt für diesen Effekt. Ein paar Fotostops später ist dann die Schwelle zum Schmerz und zur Taubheit in den Fingerkuppen bereits erreicht. Auch eine Kombination von dünnen Trekkinghandschuhen + Skihandschuhen + Army-Überzugshandschuhen gegen den Wind half in diesem Fall nicht mehr. Ich hatte früher in Sibirien im Winter immer Fäustlinge dabei, die mit Hundefell gefüttert waren. Darin wurden die Hände auch bei -40° sofort wieder warm. Die Dinger sind mir leider abhanden gekommen, so dass ich für meine nächste Wintertour im Fjäll mindestens einen zusätzlichen Ausrüstungsgegenstand kaufen muss: Fäustlinge, in denen die Finger sofort warm werden. Für jegliche Erfahrungstipps hierzu wäre ich sehr dankbar.
Während der Pause – Isomatte zum Ausruhen. Manchmal habe ich während der Pausen auch meine Fleecejacke vom Sommertrekking über die nassgeschwitzte Kleidung angezogen, um das Auskühlen zu verlangsamen. Für den Notfall war immer auch eine Daunenjacke mit Kapuze dabei, die ich auf dieser Reise aber nie anziehen musste.
Was sonst noch im Rucksack ist: Neben der warmen Jacke für Notfälle natürlich die Apotheke sowie ein Set Thermo-Unterwäsche + Strümpfe als Ersatz, falls man irgendwo mal durchs Eis bricht und ins Wasser geraten ist. Da jegliches Missgeschick (Bein verstaucht, bewegungsunfähig) potenziell Tod durch Erfrieren bedeutet, gehe ich auch nie ohne Garmin Inreach Satellite Messenger auf Tour. Auf das Handynetz sollte man sich nicht verlassen, die Gegend ist wirklich nur sehr dünn besiedelt.
Aufbruch zu einer weiteren Tour im Femundsmarka NP
Blick auf den Djupsjöberget, 1100 m
Blick auf den Sölen, 1755 m
Aufstieg zum Pass
Blick nach Norden. Unter dem Schnee liegt der See Litle Grövelsjöen, 1000 m
Auf diesem Planeten existiert noch anderes Leben!
Links der Elgahogna, 1460 m
Aufstieg zum Sattel zwischen Digerhogna und Salsfjellet, knapp 1100 m
Von oben war dieses Schneeloch nicht gut einzusehen. Wenn man unachtsam hineinfährt, dürfte es ziemlich schwer sein, da wieder rauszukommen. An sehr steilen Kanten mit tiefem, weichem Schnee helfen Ski oder Schneeschuhe nicht mehr viel, und die Stöcke versinken trotz Schneetellern bis zum Griff. Haben wir ausprobiert, aber zum Glück nicht an dieser Stelle.
Ein herrlicher Abend. Es kommt leichter Wind auf und das heißt: Finger-Gefrieralarm beim Fotografieren.
Blick nach Schweden aufs Langfjället. Unten im Wald liegt Grövelsjön, wo wir unsere Skiausrüstung gemietet haben.
Die Sonne ist hinter dem Sölen versunken. Ab jetzt wird’s richtig kalt.
Unsere Hütte
Schlitten und Felle auf dem Bauernhof, wo unsere Hütte steht.
Ein Ausflug zum Rondane NP in Norwegen
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