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Rekonvaleszenz auf dem Gendarmenpfad
Reisezeit: 3. – 7. September 2022
Land: Dänemark
Region Sønderjylland, Flensburger Förde
Länge: 84 Kilometer, immer in Küstennähe
Startort: Padborg
Zielort: Skøby
So, damit ich hier keine neue Berichtsruine hinterlasse, schreibe ich mal flugs einen kleinen, weniger literarischen als vielmehr informationsfurztrockenen Bericht zusammen, um den Gendarmenpfad vorzustellen, über den man hier im Forum noch recht wenig findet. Das gehört nach den Forumsregeln gerade noch zu den Reiseberichten "Nördliches Europa" - alles nördlich von Flensburg. Und das ist der Gendarmenpfad gerade mal so.
Wie kam's? Als mitgenommene Corona-Rekonvaleszentin hatte ich keine Chance, die geplante Hardangerjøkulen-Tour oder gar den alternativ erwogenen Beck’schen B1 zu machen und saß im Spätsommer vor planlosen Urlaubswochen. Ich suchte also eine Rucksacktour mit Zeltübernachtung in der Natur für 4-5 Tage ohne große Höhenmeter, mit der Möglichkeit, jederzeit auszusteigen, und das in gerade noch erträglicher Reiseentfernung. Und, wenn schon zu schlapp für Berge, dann vielleicht am Meer? Und mal eine ganz neue Ecke vielleicht? Im Netz stieß ich auf einen Bericht und vor allem Bilder zum Gendarmenpfad oder (dänisch) Gendarmenstien und dachte sofort: Das isser doch.
Auf der Homepage Gendarmsti.dk fand ich alle Infos und einen gpx-Track zum Herunterladen. Vor Ort gibt es auch eine kleine Faltkarte, auf der Route, Shelter und Zeltplätze sowie Busverbindungen einzeichnet sind. Die hat sich für mich als hilfreicher erwiesen als der Track auf dem Handy, aber ich mag einfach auch Papierkarten gerne. Der Weg ist durchgehend bestens markiert.
Übernachtet werden kann kostenlos in Sheltern oder auf ausgewiesenen kleinen Campgrounds meist an der Küste, es darf maximal zwei Tage am Stück an einem Platz übernachtet werden. Zudem werden mehrere Campingplätze an der Ostsee passiert. Shelter und Campgrounds in Ortsnähe sind bei schönem Wetter am Wochenende allerdings gut durch Einheimische frequentiert, Montag bis Freitag ist daher für die Tour wohl die bessere Wahl.
Nachdem eine für Mensch und Hund halbwegs erträgliche Bahnverbindung von Karlsruhe nach Padborg im 9-Euro-Ticket-Chaos nicht möglich war, bin ich wohl oder übel doch mit dem Wohnmobil nach Norden gefahren und habe kurz hinter der dänischen Grenze auf dem netten Campingplatz in Kruså eingecheckt. Dort konnte das WoMo auch während der Tour auf einem gesicherten Parkplatz für drei Euro pro Tag stehen bleiben. Die ersten fünf Kilometer vom offiziellen Start in Padborg Nähe Bahnhof bin ich also nicht gelaufen, sondern bei Kruså auf den Pfad eingestiegen.
Da das Wetter trocken und warm war, nur sehr, sehr windig, waren am Sonntag (meinem Starttag) die ersten Zelt- und Shelterplätze, an denen ich vorbeikam, zum Teil gut belegt. Es wurde gefeiert und gegrillt. Das änderte sich aber rasch später am Tag hinter Kollund.
Überall auf den Lagerplätzen sind Sitzbänke, zum Teil Tische und feste Feuerstellen angelegt, Feuerholz ist zum Teil vorhanden, kann aber auch gesammelt werden. Feuermachen war trotz der großen Trockenheit Anfang September überall erlaubt. Ich hatte eine kleine Klappsäge dabei, die mir sehr nützlich und die paar Gramm Zusatzgewicht allemal wert war.
Trinkwasser gibt es auf der Route an angelegten Wasserstellen oder einzelnen kostenlosen, beheizten und recht sauberen kleine WC-Stationen mit Trinkwasser, Warmwasser und, wenn es sein muss, einfachster Waschgelegenheit. Einkaufs- und Verpflegungsmöglichkeiten sind als Abstecher von der Route ausgeschildert. Wer die Informationsangebote und Besichtigungsvorschläge mitnimmt, erfährt viel über die spannende bewegte Geschichte dieser Grenzregion. Den Namen hat der Weg von den dänischen Gendarmen, die entlang der Küste und der deutsch-dänischen Grenze auf der Jagd nach Schmugglern patrouillierten.
Geeignet für: Rekonvaleszenten, Tour-Einsteiger, Familien mit Kindern, Menschen, die stress- und quasi anstrengungsfrei mit freier Einteilung eine erstaunlich abwechslungsreiche und (Anfang September) wenig begangene Tour am Meer machen wollen. Es gibt auch eine Fahrradvariante. Und es gibt auch Fahrradfahrer, die die Fußvariante machen…was aber einige nasse, steinige und sandige Hindernisse parat hat und zum Teil auch explizit verboten ist.
Nicht geeignet für: Kilometerfresser, Zivilisations- und Windphobiker
Wegbeschaffenheit: Wo größere Orte durchquert werden müssen, geht es ein paar Asphaltkilometer nervig und unschön durch Wohngebiete oder entlang von Straßen. Das könnte aber – etwa in Egernsund oder Sønderborg – gut mit einer kurzen Busfahrt überwunden wurden. Wer mit Hund unterwegs ist, der keine Gitter-Wendeltreppe überwinden kann, muss ansonsten in Egernsund ein paar Extrakilometer Umweg laufen, um von der Brücke über den Flußarm in der Stadt wieder auf den Pfad zu kommen.
Der ganz überwiegende Teil der Route aber geht auf sehr schönen Pfaden oder auch unbefestigten Wegen durch Wäldchen, Felder, durch Schilfbereiche oder direkt an der Küste am Strand entlang, zum Teil sind Alternativen (mit nassen Füßen/ohne nasse Füße) ausgeschildert.
Ab Kollund habe ich auf dem Pfad und an den Sheltern die ganzen nächsten Tage insgesamt nur etwa ein Dutzend Menschen getroffen, die ebenfalls auf dem Pfad unterwegs waren. Zwei junge Holländerinnen mit Riesenrucksäcken, ebenfalls mit Hund, und ein deutsches Paar, das mit kleiner Tochter und Fahrrädern unterwegs war, haben zwischendurch zweimal am gleichen Platz wie ich übernachtet, danach haben wir uns aus den Augen verloren.
Unser erster Campground.
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