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Anreise 25.08.2022
Mehrere Male schon bin ich von Deutschland nach Kiruna geflogen. Diesmal von Düsseldorf, sonst immer von Berlin. Von Düsseldorf aus lagen diesmal die Flüge terminlich und preislich günstiger. Allerdings musste ich zum ersten Mal nicht nur in Stockholm Arlanda sondern diesmal sogar auch noch in Oslo Gardermoen zwischenlanden, auf dem Rückweg allerdings nur in Stockholm. Entgegen meiner Internetrecherche konnte ich sowohl in Oslo als auch in Stockholm im Transitbereich bleiben und musste nicht durch den Sicherheitscheck. Auch musste ich in Oslo nicht mein Gepäck vom Band nehmen und neu aufgeben. Das hatte ich im Internet anders gelesen. Die Nachfrage beim Check-in und auch später noch einmal bei SAS-Bediensteten ergab, dass dies nicht mehr nötig wäre und es hat sich dann auch tatsächlich so bestätigt. Ich konnte in Kiruna mein Koffer vom Band nehmen und zwischendrin hat es die SAS geschafft, in relativ kurzen Transferzeiten von zweieinhalb bzw anderthalb Stunden die Koffer jeweils in den richtigen Flieger umzuladen. Der Flug mit der SAS auf allen Teilstrecken hat diesen Vorteil, dass der Koffer immer durchgecheckt werden kann. Wenn ich den Flug etwa vier Monate vorher buche, habe ich immer recht günstige Preise gefunden, insbesondere für ein Zusatzgepäck bis 23 kg. Bei der Norwegian ist das oft teuer, wenn man dieses Gepäck hat. In Kiruna habe ich wieder im Yellow House übernachtet. Das ist ein ganz einfaches für mich aber ausreichendes und sehr günstiges Quartier. Der Besitzer ist etwas speziell, aber wir kommen gut zurecht.


Ich darf dort immer meinen Koffer mit meinem Reisegepäck die Woche über kostenlos stehen lassen, in der ich wandern gehe. Ich empfinde es als gut, am 1 und am letzten Tag der Reise dieses Hostel zu haben und einmal in Ruhe mich vorbereiten zu können auf die Wanderung und auch am Ende der Tour noch mal einen ruhigen Tag zu haben.

26.08.2022- 1. Wandertag
Nikkaluokta – Borrasgorsa
Es ging mit dem Nikkaluokta Express am nächsten Vormitag eben in dieses kleine Samendorf und ich war mittags da. Mit mir saßen vielleicht 40 bis 50 Rucksackwanderer im Bus, aber es wanderten wohl alle Richtung Kebnekaisefjällstation bzw darüber hinaus zum Kungsleden. Ich aber bin gen Süden in Richtung Tjuonajokk gewandert und habe am ersten Tag noch eine Tageswanderin danach aber 5 Tage niemanden mehr gesehen.
Zunächst ging es auf dem Wanderweg ein paar Kilometer nach Osten. Man quert auf einer Brücke den Laddjujokka mit seiner milchigen Farbe. Es geht über ausgedehnte Feuchtwiesen, meist auf Bohlen.
Dann kommt der Abzweig nach Tjuonajokk, es geht südwärts hinauf ins Kahlfjäll. Die Höhenmeter fallen am ersten Tag noch schwer.
Ich pflücke oft Blaubeeren, im Anstieg finde ich noch große Exemplare, manche bleiben fürs Abendessen, andere werden sofort gegessen.
Nach etwa 10 km ist in der Borrasgorsa-Schlucht schon Schluss.
Ich stellte bei Sonne mein neues Hilleberg Soulo auf.
Ich freute mich über so gerade ausreichende Kopffreiheit für meine 190 cm Größe.
Meine Verpflegung besteht (auch heute Abend) zum großen Teil aus selbstgedörrten Gerichten, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Mir schmeckt es besser als die gekaufte Tourenleichtnahrung. Als Beilage habe ich immer Kartoffelpüree (mit Zusatz von Milchpulver) oder Reis oder Nudeln dabei. Insbesondere habe ich festgestellt, dass man Hackfleisch ganz hervorragend dörren kann und dann auf der Wanderung durch das Zusetzen von Wasser fast das ursprüngliche Fleisch erhält. Auf der Seite von „Silke in Europa“ kann man einiges zu gedörrter Nahrung finden.
Als Nachtisch sind leicht überzuckerte und gedrückte Blaubeeren (wegen des Wetters kühlschrankkalt) ein Genuss. Da bin ich Gourmet. :-)





27.08.2022 2. Wandertag
Borrasgorsaschlucht bis an den Cuolddajokka
Nach Abbau des Lagers gehe ich zunächst auf den Wanderweg zurück. Bald laufe ich aus dem Handynetz heraus. Das Gelände ist sehr gut zu gehen als ich erstmal die Höhe erreicht habe. Es fängt aber leicht an zu regnen und ich wechsle in die Regenklamotten. Hinter der Brücke über den Guadekvaggejohka kommen bald Nasswiesen, auf den teilweise aber noch alte Wegbohlen liegen. Eine Überraschung habe ich erlebt etwa nach zwei Dritteln der Tour am Vuoktajohka, wo ein sehr schöner Windschutz in Form einer kleinen Hütte errichtet worden ist mit daneben liegender Trockentoilette. Der Windschutz hat allerdings keinen Ofen. Im Hüttenbuch habe ich festgestellt, dass in den drei Wochen vorher lediglich zwei Leute sich eingetragen hatten und daraus geschlossen, dass der Weg wenig begangen ist.
Die Landschaft ist sehr weitläufig und ganz anders als im Kebnekaisegebiet.


Etwas südlich ( 2-3 km) des Windschutzes habe ich etwa auf Höhe des Sees 888 den Wanderweg Richtung Westen verlassen. Da ich mich etwas zu weit nördlich gehalten hatte, bin ich in das Weiden- und Birkengestrüpp und in nasse Flächen östlich des Cuolddajavri hineingeraten. Nachdem ich mich dort durchgekämpft hatte, kam ich dann am westlichen Ufer des Cuolddajohka an und habe mein Lager aufgeschlagen.
Heute waren es etwa 20 km.

28.08.2022 Dritter Wandertag
Rund um den Cuolddajavri
Am nächsten Morgen habe ich als erstes versucht, den Cuoldajokka zu queren, nachdem ich mein Lager abgebaut hatte.
Ich bin etwa 2 km den Fluss abwärts gelaufen bis zur Baumgrenze, konnte aber keine Stelle finden, die nach meiner Meinung furtbar wäre. Der Fluss ist meistenteils schmal und deshalb eben auch entsprechend tief und sehr schnell strömend. Es gibt keine Bereiche, die flache Becken ausgebildet haben. Dann bin ich zurückgegangen und bin den Fluss bis zum Auslauf aus dem Cuolddajavri hochgegangen in der Hoffnung, dass ich vielleicht dort bei Beginn des Flusses eine Möglichkeit finden würde, aber der See fließt trichterförmig und mit relativ großer Tiefe aus in den Fluss und auch dort war ein Queren nicht möglich. Daher blieb er nur die eine Möglichkeit um zur Sirccamfurt zu kommen, nämlich den Cuolddajavri nördlich zu umgehen. Hierbei musste ich mich etwa 3 km durch das Birken- und Weidendickicht mit sumpfigen Flächen kämpfen. Hier sinkt die Wandergeschwindigkeit auf etwa eine Stundenkilometer ab. In der Vorbereitung hatte ich bei Mortias gelesen, dass der Verbindungsfluss zwischen Guorjjajavri und Cuolddajavri nicht leicht zu furten ist. Dies habe ich auch bestätigt gefunden, allerdings war es dann doch relativ gut möglich, weil er an meiner Furtstelle nur etwas mehr als knietief war und relativ langsam strömte.

Weil ich in dem Bericht von Mortias den Hinweis der schwierigen Furtung gelesen hatte, hätte ich mir denken können, dass der Cuoldajokka unmöglich zu furten sein könnte, weil er doch mehr Wasser einsammelt, als eben dieser erstgenannte Verbindungsfluss, aber da hatte ich nicht entsprechend weiter gedacht. Also ist meine Empfehlung, den Cuolddajavri weitläufig nördlich zu umgehen, wenn man zur Sirccamfurtkommen möchte.
Rund um den Cuolddajavri gibt es Strecken mit Birkengestrüpp, aber nicht mehr soviele sumpfige Wiesen.

Das Gehen ist aber recht anstrengend. Ich habe mich etwas oberhalb des Sees am Hang halten.
An seinem Westende muss man aber in die etwas sumpfigen Niederungen hinein und die Geschwindigkeit ist wieder gesunken.
Beim Sprung über einen Bach bin ich weggerutscht und habe mir das Handgelenk gestaucht, aber ich konnte dann doch weiter mit den Trekkingstöcken gehen.
Ich habe mich durch die Nassflächen am Westende des Sees dann irgendwie hindurch manövriert und mich dann auf der Südseite wieder etwas oberhalb des Cuolddajavri gehalten um bis zu dem kleinen unbenannten Bach zu kommen, der von dem Höhenrücken zwischen Buoiddis und Cuolddabakti hinunter kommt. Dort habe ich auch einen schönen Zeltplatz oberhalb des Sees gefunden. Heute waren das mit den Furtversuchen am Cuoldajokka nur etwa 12 km.
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29.08.2022 Vierter Wandertag
Vom Cuolddajavri über die Sirccamfurt zum Cihkkumjohka
Ein grauer aber trockener Tag begann. Heute war mein Ziel etwa in direkter Linie zur Sirccamfurt zu gehen.
Der Höhenrücken zwischen Buoiddis und Cuolddabakti war nach etwa 100 Höhenmetern in südlicher Richtung erreicht. Dann stand ich auf der Hochebene, wo mich eine kleine Herde Rentiere erfreute. Auch tauchte immer mehr der Kuoperatjakka und seine Nebengipfel auf. Die höchsten Erhebungen lagen aber in den Wolken. Der Gebirgsstock mit den über 1700 Meter hohen Gipfeln liegt jenseits des Kaitumjauresees, den man zunächst noch nicht sieht, höchstens erahnen kann. Dann kam ich endlich an den Rand der Hochebene und der Blick wurde frei auf den Kaitumjauresee. Und da war sie auch endlich. Die Sirccamfurt. Ihre Breite von 150 Metern kann man von der Hochebene aus 3-4 km noch nicht erahnen.
Zunächst habe ich aber den richtigen Punkt gesucht, von wo ich in der Falllinie den Hang zunächst im freien Gelände, dann im Birkenwald hinabsteigen kann.


Man darf nicht zu weit nach Westen kommen da dann das Gelände nahe am Buoiddis zu steil wird. Ich habe versucht, mich von dort oben zu orientieren wie ich am besten durch die sumpfigen Flächen in Ebene gehen könnte. Dies hat aber nur mäßig geklappt. In der Ebene angekommen bin ich etwas im Zickzack gelaufen und hatte immer wieder sehr sumpfige Flächen unter mir wo sich die Grassoden auf dem Sumpfuntergrund in Wellen bewegten, wenn ich sie betrat. Immer wieder musste ich reine nasse Torfflächen umgehen. Dann kam ich endlich zur Sirccamfurt, die eigentlich einerseits sehr schwer zu erreichen ist, andererseits aber stehen dort mehrere Gebäude an der äußersten südlichen Spitze der Sirccamebene. Wahrscheinlich ist das ein Anglerlcamp, das von Samen benutzt wird. Es ist aber wohl nur mit dem Hubschrauber bzw mit dem Boot oder im Winter mit dem Scooter gut erreichbar. Zu Fuß kommen dort wohl nur ganz wenige Leute hin. So atmet die Gegend einerseits Einsamkeit und Abgeschiedenheit während die Gebäude des Anglercamps irgendwie genau anders wirken.
Ich war froh endlich die Stelle der Furt erreicht zu haben, die Robtrek in seinem Beitrag aus dem Jahr 2020 beschrieben hat und über die er auch zwei YouTube-Videos gemacht hat unter der Überschrift „50 days in Lappland“. Die beiden Videos und ein Bericht haben mich erstens inspiriert diese Wanderung zu machen und zweitens eine ausgezeichnete Anweisung gegeben, wie die Furt gequert werden kann.
Wenn man dort am Ufer der Furt steht, wo der Kaska Kaitumjaure in den Vuolep Kaitumjaure fließt, kann man sich nicht vorstellen, dass sie machbar wäre. Sie hat etwa eine Breite von 150 m und ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ein Fluss dieser Breite, der nicht ganz langsam strömt, in der Mitte nur etwas mehr als knietief sein könnte.
Robtrek hat allerdings auch beschrieben, dass er von schwedischer Seite mehrfach gewarnt worden ist, dass dort zu furten unmöglich sei. Für mich war es schon eine grenzwertige Erfahrung. Wichtig ist, dass man Trekkingstöcke oder Wanderstöcke dabei hat, so dass man sozusagen immer auf vier Beinen steht und dann eines dieser Standbeine anhebt, um einen neuen Stand zu suchen. Je nachdem, ob man klares Wetter hat oder grauen Himmel, je nachdem ob das Wasser etwas schneller oder etwas langsamer strömt (das ist meiner Erachtens auch Abhängig von der Windrichtung und -stärke) kann man nicht immer den Untergrund optimal erkennen. So ist es auch manchmal ein Tasten in den tieferen Bereichen. Sicherlich ist es auch ein Unterschied ob man alleine unterwegs ist oder in einer Gruppe. Alleine muss man schon besondere Vorsicht walten lassen. Mir klopfte das Herz jedenfalls, um das einfach mal so zu sagen und als ich das andere Ufer glücklich erreicht hatte, habe ich erstmal meinen Zelt aufgebaut und mich eine Stunde aufgewärmt und wollte so auch wieder zur Ruhe kommen.
Robtrek in seinem Bericht darauf hingewiesen, dass der Wasserstand der Furt abhängt von den Regenfällen in den Tagen zuvor. Das ist sicherlich zu berücksichtigen. Man könnte sich jedenfalls an dem „black stone“ aus Robtreks Video orientieren. Bei mir war der Wasserstand vergleichbar.
So ist meine Empfehlung, dass man hier nur am jeweiligen Tag der gewünschten Querung ausprobieren kann, ob das Wasser in der Mitte der Furt nicht zu tief wird. Bei meiner Größe von 1,90 m groß bin reicht es etwa ein bis zwei Handbreit über das Knie.

Wer findet den "black stone" bei vergrößertem Bild? (vgl. Robtreks video auf youtube "50 days in Lappland"


Für die weiteren 3 km Luftlinie durch die sumpfige Ebene bis dorthin, wo der Cihkkumjohka die Baumgrenze erreicht, bin ich Bögen von vielleicht 6 km gelaufen. Ich habe mich erst Richtung Sirccamvarri gewendet und dann nach Süden und habe versucht, die Nasswiesen möglichst zu umgehen.
Ich muss gestehen, das ich es auch etwas unheimlich finde, wenn der Wiesenboden unter mir anfängt zu schwingen.
Auf kurzen Strecken ließ es sich nicht vermeiden. Den optimalen Weg habe ich auch nicht gefunden. Meine 100.000 Calazo-Karte war da auch nicht ganz exakt.
Als ich endlich in den Anstieg und den lockeren Birkenwald kam, war ich froh.
Hier gab es herrliche Blaubeerfelder.
Dann habe ich einen schönen Zeltplatz nahe am Fluss gefunden, windgeschützt und mit ein paar Mücken.


30.08.2022 Fünfter Wandertag
Die letzte Nacht war richtig schön ruhig. Das Rauschen des Flusses habe ich gar nicht gehört, obwohl er nur 10 Meter entfernt abwärts strömt.
Der Tag startet grau, aber immerhin trocken. Mein Lager hatte ich dann ziemlich schnell abgebaut und um 9 Uhr ungefähr ging es los.
Auf der Südseite des Cihkkumjohka bin ich zunächst geblieben und habe mich langsam den Hang hochgearbeitet. Interessanterweise gab es hier Pfadspuren, die eher so aussahen als wären sie von Menschen und nicht von Rentieren, aber genau kann ich das nicht sagen. Immer dicht am Fluss entlang aber noch oberhalb der Schlucht habe ich mich denn weiter nach Westen und schließlich nach Nordwesten gearbeitet.
Ganz vorne die Schlucht des Cihkkumjohka, dahinter die Sirccamebene, ganz hinten der Ahkavarri

Bald hatte ich die 200 Höhenmeter hinter mich gebracht, so dass die Steigung nachließ und ich in das Tal des Cihkkumjavri hinein kam. Endlich wieder mal einige Kilometer auf kurzer Bergheide wandern ohne Sumpf und ohne Steigung. Nun ging leicht und locker voran. Von den hohen Bergen auf der Westseite kamen einige kleine Flüsse herunter, aber alle waren leicht zu queren. Das Tal ist sehr offen und hell.

Dann kam der Cihkkumjavri in Sicht.
Das Feuchtgebiet auf der Westseite des Sees konnte ich Queren, ohne dass ich nasse Füße bekam. Ich fand kleinen Bäche, an denen entlang der hangabwärts liegende Geländestreifen gut entwässert war.
Es ging immer weiter nach Norden. Westlich die steilen in Wolken verhüllten Berge des Alemcohkka, die bis 1700 m hoch sind.
Bald hinter dem See (etwa 2 km) fängt das Gelände an sich zu neigen und der Kaska Kaitumjaure taucht auf. Ich achte darauf, nicht zu viel Höhe zu verlieren und steuere den Steilhang des Berges an, der das Livamvaggi auf der Südostseite begrenzt. Es ist hier relativ kühl und der Wind kommt von Nordwesten. Eine Pause mache ich an einer kleinen Geländekante noch oberhalb des Kaska Kaitumjaure, wo ich auch schön Blaubeeren ernten kann. Die Aussicht ist schön. Wie toll wäre es, wenn jetzt die Sonne schiene und der See smaragdgrün leuchtete.
Dicht am Steilhang schlage ich dann den Weg ins Livamvaggi ein. Dann geht es in dasTal hinein und der Livamjaure kommt in Sicht. Hier beginnen für mich mehrere Kilometer entlang der Südseite des Sees.
Der See wird auf der Nordseite und der Südseite von zwei über 1500 m hohen Bergen eingerahmt, die grau bis schwarz sind und darüber liegt heute leider der graue Himmel.


Der See ist vielleicht 5 km lang und an seinem Westende erkennt man schon eine Rentierwächterhütte, die einfach nicht näher kommen will. Als ich sie dann endlich passiert habe, merke ich, dass sie doch nicht ganz am Westende des Sees liegt und der Weg entlang des Sees zieht sich noch weiter.
Es geht immer auf und ab durch kleine Einschnitte hindurch und dann um etwa 18:30 Uhr beschließe ich, das für heute Schluss sein soll nach ungefähr 20 km.
Der Zeltplatz ist nicht ideal, aber doch ist einer der vielen Seen am oberen Talende recht nah und einen einigermaßen ebenen Untergrund habe ich auch.

Ich bin müde, der Wind ist kalt und es wird langsam dämmerig. Deswegen wird heute ganz bequem im Zelt gewaschen. Dazu mache ich in meinem größeren Trangiatopf Wasser warm und wasche mich damit im Zelt mit Seife. Das hat etwas von Katzenwäsche, aber es ist heute auch schön, nicht draußen in der Kälte zu sein.
Heute brauche ich ein Essen, das mich aufwärmt und das zum kalten grauen Wetter passt. Das ist Kassler mit Kartoffelpüree und Sauerkraut. Das Sauerkraut hat beim Dörren etwa 90% seines Gewichtes verloren, duftet aber selbst im gedörrten Zustand noch wie Sauerkraut eben duftet. Ich gebe Wasser dazu in der Menge wie es beim Dörren Wasser verloren hat. Ich gebe auch das Fleisch dazu und ebenfalls die entsprechende Wassermenge. In einem zweiten Topf mache ich das Kartoffelpüree, das mit Vollmilchpulver zubereitet werden muss. Das Kassler hatte ich zu Hause zunächst vor dem Dörren in Scheiben geschnitten und dann noch in kleine -etwa Cent große Stückchen-. Ich gebe zu, dass es beim Köcheln im Topf (etwa 10 Minuten) nicht wieder richtig weich geworden ist, eher bissfest. Aber dadurch lasse ich mir den Appetit nicht verderben. Es schmeckt.
Mehrere Male schon bin ich von Deutschland nach Kiruna geflogen. Diesmal von Düsseldorf, sonst immer von Berlin. Von Düsseldorf aus lagen diesmal die Flüge terminlich und preislich günstiger. Allerdings musste ich zum ersten Mal nicht nur in Stockholm Arlanda sondern diesmal sogar auch noch in Oslo Gardermoen zwischenlanden, auf dem Rückweg allerdings nur in Stockholm. Entgegen meiner Internetrecherche konnte ich sowohl in Oslo als auch in Stockholm im Transitbereich bleiben und musste nicht durch den Sicherheitscheck. Auch musste ich in Oslo nicht mein Gepäck vom Band nehmen und neu aufgeben. Das hatte ich im Internet anders gelesen. Die Nachfrage beim Check-in und auch später noch einmal bei SAS-Bediensteten ergab, dass dies nicht mehr nötig wäre und es hat sich dann auch tatsächlich so bestätigt. Ich konnte in Kiruna mein Koffer vom Band nehmen und zwischendrin hat es die SAS geschafft, in relativ kurzen Transferzeiten von zweieinhalb bzw anderthalb Stunden die Koffer jeweils in den richtigen Flieger umzuladen. Der Flug mit der SAS auf allen Teilstrecken hat diesen Vorteil, dass der Koffer immer durchgecheckt werden kann. Wenn ich den Flug etwa vier Monate vorher buche, habe ich immer recht günstige Preise gefunden, insbesondere für ein Zusatzgepäck bis 23 kg. Bei der Norwegian ist das oft teuer, wenn man dieses Gepäck hat. In Kiruna habe ich wieder im Yellow House übernachtet. Das ist ein ganz einfaches für mich aber ausreichendes und sehr günstiges Quartier. Der Besitzer ist etwas speziell, aber wir kommen gut zurecht.
Ich darf dort immer meinen Koffer mit meinem Reisegepäck die Woche über kostenlos stehen lassen, in der ich wandern gehe. Ich empfinde es als gut, am 1 und am letzten Tag der Reise dieses Hostel zu haben und einmal in Ruhe mich vorbereiten zu können auf die Wanderung und auch am Ende der Tour noch mal einen ruhigen Tag zu haben.
26.08.2022- 1. Wandertag
Nikkaluokta – Borrasgorsa
Es ging mit dem Nikkaluokta Express am nächsten Vormitag eben in dieses kleine Samendorf und ich war mittags da. Mit mir saßen vielleicht 40 bis 50 Rucksackwanderer im Bus, aber es wanderten wohl alle Richtung Kebnekaisefjällstation bzw darüber hinaus zum Kungsleden. Ich aber bin gen Süden in Richtung Tjuonajokk gewandert und habe am ersten Tag noch eine Tageswanderin danach aber 5 Tage niemanden mehr gesehen.
Zunächst ging es auf dem Wanderweg ein paar Kilometer nach Osten. Man quert auf einer Brücke den Laddjujokka mit seiner milchigen Farbe. Es geht über ausgedehnte Feuchtwiesen, meist auf Bohlen.
Dann kommt der Abzweig nach Tjuonajokk, es geht südwärts hinauf ins Kahlfjäll. Die Höhenmeter fallen am ersten Tag noch schwer.
Ich pflücke oft Blaubeeren, im Anstieg finde ich noch große Exemplare, manche bleiben fürs Abendessen, andere werden sofort gegessen.
Nach etwa 10 km ist in der Borrasgorsa-Schlucht schon Schluss.
Ich stellte bei Sonne mein neues Hilleberg Soulo auf.
Ich freute mich über so gerade ausreichende Kopffreiheit für meine 190 cm Größe.
Meine Verpflegung besteht (auch heute Abend) zum großen Teil aus selbstgedörrten Gerichten, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Mir schmeckt es besser als die gekaufte Tourenleichtnahrung. Als Beilage habe ich immer Kartoffelpüree (mit Zusatz von Milchpulver) oder Reis oder Nudeln dabei. Insbesondere habe ich festgestellt, dass man Hackfleisch ganz hervorragend dörren kann und dann auf der Wanderung durch das Zusetzen von Wasser fast das ursprüngliche Fleisch erhält. Auf der Seite von „Silke in Europa“ kann man einiges zu gedörrter Nahrung finden.
Als Nachtisch sind leicht überzuckerte und gedrückte Blaubeeren (wegen des Wetters kühlschrankkalt) ein Genuss. Da bin ich Gourmet. :-)
27.08.2022 2. Wandertag
Borrasgorsaschlucht bis an den Cuolddajokka
Nach Abbau des Lagers gehe ich zunächst auf den Wanderweg zurück. Bald laufe ich aus dem Handynetz heraus. Das Gelände ist sehr gut zu gehen als ich erstmal die Höhe erreicht habe. Es fängt aber leicht an zu regnen und ich wechsle in die Regenklamotten. Hinter der Brücke über den Guadekvaggejohka kommen bald Nasswiesen, auf den teilweise aber noch alte Wegbohlen liegen. Eine Überraschung habe ich erlebt etwa nach zwei Dritteln der Tour am Vuoktajohka, wo ein sehr schöner Windschutz in Form einer kleinen Hütte errichtet worden ist mit daneben liegender Trockentoilette. Der Windschutz hat allerdings keinen Ofen. Im Hüttenbuch habe ich festgestellt, dass in den drei Wochen vorher lediglich zwei Leute sich eingetragen hatten und daraus geschlossen, dass der Weg wenig begangen ist.
Die Landschaft ist sehr weitläufig und ganz anders als im Kebnekaisegebiet.
Etwas südlich ( 2-3 km) des Windschutzes habe ich etwa auf Höhe des Sees 888 den Wanderweg Richtung Westen verlassen. Da ich mich etwas zu weit nördlich gehalten hatte, bin ich in das Weiden- und Birkengestrüpp und in nasse Flächen östlich des Cuolddajavri hineingeraten. Nachdem ich mich dort durchgekämpft hatte, kam ich dann am westlichen Ufer des Cuolddajohka an und habe mein Lager aufgeschlagen.
Heute waren es etwa 20 km.
28.08.2022 Dritter Wandertag
Rund um den Cuolddajavri
Am nächsten Morgen habe ich als erstes versucht, den Cuoldajokka zu queren, nachdem ich mein Lager abgebaut hatte.
Ich bin etwa 2 km den Fluss abwärts gelaufen bis zur Baumgrenze, konnte aber keine Stelle finden, die nach meiner Meinung furtbar wäre. Der Fluss ist meistenteils schmal und deshalb eben auch entsprechend tief und sehr schnell strömend. Es gibt keine Bereiche, die flache Becken ausgebildet haben. Dann bin ich zurückgegangen und bin den Fluss bis zum Auslauf aus dem Cuolddajavri hochgegangen in der Hoffnung, dass ich vielleicht dort bei Beginn des Flusses eine Möglichkeit finden würde, aber der See fließt trichterförmig und mit relativ großer Tiefe aus in den Fluss und auch dort war ein Queren nicht möglich. Daher blieb er nur die eine Möglichkeit um zur Sirccamfurt zu kommen, nämlich den Cuolddajavri nördlich zu umgehen. Hierbei musste ich mich etwa 3 km durch das Birken- und Weidendickicht mit sumpfigen Flächen kämpfen. Hier sinkt die Wandergeschwindigkeit auf etwa eine Stundenkilometer ab. In der Vorbereitung hatte ich bei Mortias gelesen, dass der Verbindungsfluss zwischen Guorjjajavri und Cuolddajavri nicht leicht zu furten ist. Dies habe ich auch bestätigt gefunden, allerdings war es dann doch relativ gut möglich, weil er an meiner Furtstelle nur etwas mehr als knietief war und relativ langsam strömte.
Weil ich in dem Bericht von Mortias den Hinweis der schwierigen Furtung gelesen hatte, hätte ich mir denken können, dass der Cuoldajokka unmöglich zu furten sein könnte, weil er doch mehr Wasser einsammelt, als eben dieser erstgenannte Verbindungsfluss, aber da hatte ich nicht entsprechend weiter gedacht. Also ist meine Empfehlung, den Cuolddajavri weitläufig nördlich zu umgehen, wenn man zur Sirccamfurtkommen möchte.
Rund um den Cuolddajavri gibt es Strecken mit Birkengestrüpp, aber nicht mehr soviele sumpfige Wiesen.
Das Gehen ist aber recht anstrengend. Ich habe mich etwas oberhalb des Sees am Hang halten.
An seinem Westende muss man aber in die etwas sumpfigen Niederungen hinein und die Geschwindigkeit ist wieder gesunken.
Beim Sprung über einen Bach bin ich weggerutscht und habe mir das Handgelenk gestaucht, aber ich konnte dann doch weiter mit den Trekkingstöcken gehen.
Ich habe mich durch die Nassflächen am Westende des Sees dann irgendwie hindurch manövriert und mich dann auf der Südseite wieder etwas oberhalb des Cuolddajavri gehalten um bis zu dem kleinen unbenannten Bach zu kommen, der von dem Höhenrücken zwischen Buoiddis und Cuolddabakti hinunter kommt. Dort habe ich auch einen schönen Zeltplatz oberhalb des Sees gefunden. Heute waren das mit den Furtversuchen am Cuoldajokka nur etwa 12 km.
29.08.2022 Vierter Wandertag
Vom Cuolddajavri über die Sirccamfurt zum Cihkkumjohka
Ein grauer aber trockener Tag begann. Heute war mein Ziel etwa in direkter Linie zur Sirccamfurt zu gehen.
Der Höhenrücken zwischen Buoiddis und Cuolddabakti war nach etwa 100 Höhenmetern in südlicher Richtung erreicht. Dann stand ich auf der Hochebene, wo mich eine kleine Herde Rentiere erfreute. Auch tauchte immer mehr der Kuoperatjakka und seine Nebengipfel auf. Die höchsten Erhebungen lagen aber in den Wolken. Der Gebirgsstock mit den über 1700 Meter hohen Gipfeln liegt jenseits des Kaitumjauresees, den man zunächst noch nicht sieht, höchstens erahnen kann. Dann kam ich endlich an den Rand der Hochebene und der Blick wurde frei auf den Kaitumjauresee. Und da war sie auch endlich. Die Sirccamfurt. Ihre Breite von 150 Metern kann man von der Hochebene aus 3-4 km noch nicht erahnen.
Zunächst habe ich aber den richtigen Punkt gesucht, von wo ich in der Falllinie den Hang zunächst im freien Gelände, dann im Birkenwald hinabsteigen kann.
Man darf nicht zu weit nach Westen kommen da dann das Gelände nahe am Buoiddis zu steil wird. Ich habe versucht, mich von dort oben zu orientieren wie ich am besten durch die sumpfigen Flächen in Ebene gehen könnte. Dies hat aber nur mäßig geklappt. In der Ebene angekommen bin ich etwas im Zickzack gelaufen und hatte immer wieder sehr sumpfige Flächen unter mir wo sich die Grassoden auf dem Sumpfuntergrund in Wellen bewegten, wenn ich sie betrat. Immer wieder musste ich reine nasse Torfflächen umgehen. Dann kam ich endlich zur Sirccamfurt, die eigentlich einerseits sehr schwer zu erreichen ist, andererseits aber stehen dort mehrere Gebäude an der äußersten südlichen Spitze der Sirccamebene. Wahrscheinlich ist das ein Anglerlcamp, das von Samen benutzt wird. Es ist aber wohl nur mit dem Hubschrauber bzw mit dem Boot oder im Winter mit dem Scooter gut erreichbar. Zu Fuß kommen dort wohl nur ganz wenige Leute hin. So atmet die Gegend einerseits Einsamkeit und Abgeschiedenheit während die Gebäude des Anglercamps irgendwie genau anders wirken.
Ich war froh endlich die Stelle der Furt erreicht zu haben, die Robtrek in seinem Beitrag aus dem Jahr 2020 beschrieben hat und über die er auch zwei YouTube-Videos gemacht hat unter der Überschrift „50 days in Lappland“. Die beiden Videos und ein Bericht haben mich erstens inspiriert diese Wanderung zu machen und zweitens eine ausgezeichnete Anweisung gegeben, wie die Furt gequert werden kann.
Wenn man dort am Ufer der Furt steht, wo der Kaska Kaitumjaure in den Vuolep Kaitumjaure fließt, kann man sich nicht vorstellen, dass sie machbar wäre. Sie hat etwa eine Breite von 150 m und ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ein Fluss dieser Breite, der nicht ganz langsam strömt, in der Mitte nur etwas mehr als knietief sein könnte.
Robtrek hat allerdings auch beschrieben, dass er von schwedischer Seite mehrfach gewarnt worden ist, dass dort zu furten unmöglich sei. Für mich war es schon eine grenzwertige Erfahrung. Wichtig ist, dass man Trekkingstöcke oder Wanderstöcke dabei hat, so dass man sozusagen immer auf vier Beinen steht und dann eines dieser Standbeine anhebt, um einen neuen Stand zu suchen. Je nachdem, ob man klares Wetter hat oder grauen Himmel, je nachdem ob das Wasser etwas schneller oder etwas langsamer strömt (das ist meiner Erachtens auch Abhängig von der Windrichtung und -stärke) kann man nicht immer den Untergrund optimal erkennen. So ist es auch manchmal ein Tasten in den tieferen Bereichen. Sicherlich ist es auch ein Unterschied ob man alleine unterwegs ist oder in einer Gruppe. Alleine muss man schon besondere Vorsicht walten lassen. Mir klopfte das Herz jedenfalls, um das einfach mal so zu sagen und als ich das andere Ufer glücklich erreicht hatte, habe ich erstmal meinen Zelt aufgebaut und mich eine Stunde aufgewärmt und wollte so auch wieder zur Ruhe kommen.
Robtrek in seinem Bericht darauf hingewiesen, dass der Wasserstand der Furt abhängt von den Regenfällen in den Tagen zuvor. Das ist sicherlich zu berücksichtigen. Man könnte sich jedenfalls an dem „black stone“ aus Robtreks Video orientieren. Bei mir war der Wasserstand vergleichbar.
So ist meine Empfehlung, dass man hier nur am jeweiligen Tag der gewünschten Querung ausprobieren kann, ob das Wasser in der Mitte der Furt nicht zu tief wird. Bei meiner Größe von 1,90 m groß bin reicht es etwa ein bis zwei Handbreit über das Knie.
Wer findet den "black stone" bei vergrößertem Bild? (vgl. Robtreks video auf youtube "50 days in Lappland"
Für die weiteren 3 km Luftlinie durch die sumpfige Ebene bis dorthin, wo der Cihkkumjohka die Baumgrenze erreicht, bin ich Bögen von vielleicht 6 km gelaufen. Ich habe mich erst Richtung Sirccamvarri gewendet und dann nach Süden und habe versucht, die Nasswiesen möglichst zu umgehen.
Ich muss gestehen, das ich es auch etwas unheimlich finde, wenn der Wiesenboden unter mir anfängt zu schwingen.
Auf kurzen Strecken ließ es sich nicht vermeiden. Den optimalen Weg habe ich auch nicht gefunden. Meine 100.000 Calazo-Karte war da auch nicht ganz exakt.
Als ich endlich in den Anstieg und den lockeren Birkenwald kam, war ich froh.
Hier gab es herrliche Blaubeerfelder.
Dann habe ich einen schönen Zeltplatz nahe am Fluss gefunden, windgeschützt und mit ein paar Mücken.
30.08.2022 Fünfter Wandertag
Die letzte Nacht war richtig schön ruhig. Das Rauschen des Flusses habe ich gar nicht gehört, obwohl er nur 10 Meter entfernt abwärts strömt.
Der Tag startet grau, aber immerhin trocken. Mein Lager hatte ich dann ziemlich schnell abgebaut und um 9 Uhr ungefähr ging es los.
Auf der Südseite des Cihkkumjohka bin ich zunächst geblieben und habe mich langsam den Hang hochgearbeitet. Interessanterweise gab es hier Pfadspuren, die eher so aussahen als wären sie von Menschen und nicht von Rentieren, aber genau kann ich das nicht sagen. Immer dicht am Fluss entlang aber noch oberhalb der Schlucht habe ich mich denn weiter nach Westen und schließlich nach Nordwesten gearbeitet.
Bald hatte ich die 200 Höhenmeter hinter mich gebracht, so dass die Steigung nachließ und ich in das Tal des Cihkkumjavri hinein kam. Endlich wieder mal einige Kilometer auf kurzer Bergheide wandern ohne Sumpf und ohne Steigung. Nun ging leicht und locker voran. Von den hohen Bergen auf der Westseite kamen einige kleine Flüsse herunter, aber alle waren leicht zu queren. Das Tal ist sehr offen und hell.
Dann kam der Cihkkumjavri in Sicht.
Das Feuchtgebiet auf der Westseite des Sees konnte ich Queren, ohne dass ich nasse Füße bekam. Ich fand kleinen Bäche, an denen entlang der hangabwärts liegende Geländestreifen gut entwässert war.
Es ging immer weiter nach Norden. Westlich die steilen in Wolken verhüllten Berge des Alemcohkka, die bis 1700 m hoch sind.
Bald hinter dem See (etwa 2 km) fängt das Gelände an sich zu neigen und der Kaska Kaitumjaure taucht auf. Ich achte darauf, nicht zu viel Höhe zu verlieren und steuere den Steilhang des Berges an, der das Livamvaggi auf der Südostseite begrenzt. Es ist hier relativ kühl und der Wind kommt von Nordwesten. Eine Pause mache ich an einer kleinen Geländekante noch oberhalb des Kaska Kaitumjaure, wo ich auch schön Blaubeeren ernten kann. Die Aussicht ist schön. Wie toll wäre es, wenn jetzt die Sonne schiene und der See smaragdgrün leuchtete.
Dicht am Steilhang schlage ich dann den Weg ins Livamvaggi ein. Dann geht es in dasTal hinein und der Livamjaure kommt in Sicht. Hier beginnen für mich mehrere Kilometer entlang der Südseite des Sees.
Der See wird auf der Nordseite und der Südseite von zwei über 1500 m hohen Bergen eingerahmt, die grau bis schwarz sind und darüber liegt heute leider der graue Himmel.
Der See ist vielleicht 5 km lang und an seinem Westende erkennt man schon eine Rentierwächterhütte, die einfach nicht näher kommen will. Als ich sie dann endlich passiert habe, merke ich, dass sie doch nicht ganz am Westende des Sees liegt und der Weg entlang des Sees zieht sich noch weiter.
Es geht immer auf und ab durch kleine Einschnitte hindurch und dann um etwa 18:30 Uhr beschließe ich, das für heute Schluss sein soll nach ungefähr 20 km.
Der Zeltplatz ist nicht ideal, aber doch ist einer der vielen Seen am oberen Talende recht nah und einen einigermaßen ebenen Untergrund habe ich auch.
Ich bin müde, der Wind ist kalt und es wird langsam dämmerig. Deswegen wird heute ganz bequem im Zelt gewaschen. Dazu mache ich in meinem größeren Trangiatopf Wasser warm und wasche mich damit im Zelt mit Seife. Das hat etwas von Katzenwäsche, aber es ist heute auch schön, nicht draußen in der Kälte zu sein.
Heute brauche ich ein Essen, das mich aufwärmt und das zum kalten grauen Wetter passt. Das ist Kassler mit Kartoffelpüree und Sauerkraut. Das Sauerkraut hat beim Dörren etwa 90% seines Gewichtes verloren, duftet aber selbst im gedörrten Zustand noch wie Sauerkraut eben duftet. Ich gebe Wasser dazu in der Menge wie es beim Dörren Wasser verloren hat. Ich gebe auch das Fleisch dazu und ebenfalls die entsprechende Wassermenge. In einem zweiten Topf mache ich das Kartoffelpüree, das mit Vollmilchpulver zubereitet werden muss. Das Kassler hatte ich zu Hause zunächst vor dem Dörren in Scheiben geschnitten und dann noch in kleine -etwa Cent große Stückchen-. Ich gebe zu, dass es beim Köcheln im Topf (etwa 10 Minuten) nicht wieder richtig weich geworden ist, eher bissfest. Aber dadurch lasse ich mir den Appetit nicht verderben. Es schmeckt.
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