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Ich werde hier mal meine Tourerfahrungen vom Sommer hinein schreiben.
Leider nur Schrittweise und ohne Bilder. Habe noch nicht alles aufgeschrieben und Bilder habe ich nicht (mehr). Sorry dafür. Versuche das aber so zu erstellen dass man das zumindest anhand der Namen googeln kann und sich so vorstellen kann wie es war.
Tag 1; 26. Juni:
Es ist Sonntag, später Vormittag. Ich bin nach irgendwas zwischen 24 und 28 Stunden Zug - und Busfahrt endlich in Storlien angekommen. Erkenne den Ort kaum wieder. Überall ganze Ferienhausviertel aus dem Boden gestampft. Leerstehendes, schwedisches Immobiliengold. Vor vier Jahren war ich schon einmal hier. Damals war es ein total verschlafenes Nest am Ende der Welt mit Bahnhof. Ich startete hier in meine erste größere Hinking Tour in Richtung Süden, bis hinunter nach Sälen. Den „südlichen Kungsleden“, wie (fast) nur die deutschen ihn kennen. Letztes Jahr bin ich den nördlichen Kungsleden von Abisko nach Hemavan gegangen. Beides sehr eindrucksvolle und sehr schöne Erfahrungen, die mich haben wieder kommen lassen. Denn es tat sich zwischen Storlien und Hemavan eine Lücke auf und jetzt stehe ich hier, um diese zu schließen.
Es geht dieses Jahr also nordwärts bis nach Hemavan. Ich freue mich auf die Tour, auf die tolle Landschaft und auf die netten Menschen, die ich unterwegs begegnen werde.
Ziel heute ist die DNT-Angeltjonnhytta in Norwegen, etwa 25km entfernt. Das Wetter scheint mir wohlgesonnen zu sein. Es ist warm und sonnig. Ich habe alles dabei, der Rucksack ist - wie immer - viel zu schwer. Ich nehme die Bahngleise in Richtung Westen anstelle der Straße, denn ein Teil der Gleise ist nicht da, da die Strecke gerade renoviert wird. So spare ich mir den Straßenlärm. In Teveldalen geht es rauf und das Skillerfjellet. Puh, scheiße was für ein Anstieg. Ich schwitze bei dem Wetter wie ein Schwein. Nix gutes mehr gewohnt. Endlich oben kann ich aber das wunderschöne Fjell genießen. Ein Mix aus Weite, Schneefelder und Seen. Ein schöner Traum, ein anstrengender Traum. Das Wetter hat sich inzwischen zugezogen. In der Ferne sehe ich erste Schauer. Aber immernoch schwülwarm.
Östlich vom „Huva“ mache ich an einem gelben schwedisch norwegischen Grenzsteinhaufen kurz Rast. Die paar Meter gingen ganz schön in die Knochen. Was zum Teufel hab ich mir da wieder eingebrockt! Während ich darüber sinniere und eine kühle Briese genieße schlafe ich ein.
Bis mich gefühlt Stunden später ein paar Regentropfen wieder aufwecken. Also weiter geht es. Doch aus den paar Regentropfen wird später ein richtiges Gewitter. Super, alle vier Jahreszeiten an einem Tag! Hält zum Glück nicht an, später wird es wieder trockener. Es reicht aber um festzustellen, dass meine Lowas immeroch so wasserdicht wie ein Sieb sind. Scheiß Schuhe!
Bis zur Angeltjonnhytta schaffe ich es heute nicht. An einer schönen Stelle am Berg mit traumhaftem Blick auf den Hallsjoen und neben einem badewannengroßen See aus Eiswasser in einem Bach schlage ich mein Zelt auf, genieße fast das kühlende Bad und mache für heute Feierabend.
Tag 2:
5km vor Angeltjonhytta – Schutzhütte nach Ferslia
Guten Morgen liebe Sonne! Wolken sind weg, Sonne da, heute wird ein warmer Tag. Ich breche am Morgen auf. Kaum verlasse ich den Berg, wird der Boden wie ein Schwamm und ich sinke mit jedem Schritt in das nasse Gras etwa 3-4cm ein. Komme aber dennoch gut voran.
An der zur Angeltjonhytta treffe ich auf Christina aus Göteborg. Sie packt gerade ihr Zelt zusammen, dass sie direkt am See aufgestellt hat. Sie möchte einmal quer durch in nördlich Richtung gehen, bis hinauf zum Tripelpunkt Schweden-Norwegen-Finnland. Wow, denke ich nur. So etwas würde ich mit nie zutrauen. Schon gar nicht in ihrem Alter mit Anfang fünfzig. Da ziehe ich meinen Hut vor. Wir schnacken eine weile nett miteinander und ich verabschiede mich von ihr, wohlwissend, dass ich sie bestimmt in den nächsten Tagen ein paar Mal treffen werde.
Am Aufstieg zwischen dem Halsfjellet und dem Steinkleivfjellet rutsche ich auf einem matschigen Wiesenhang weg und nehme die katholische Grundstellung ein. Die Gebetsstellung auf den Knien meine ich. Puh, denke ich, weich gefallen. Stehe auf und sehe, dass in dem Matsch ein Stein mein rechtes Knie neben der Kniescheibe sauber auf drei cm aufgeschlitzt hat. Kurze Hose sei Dank. Scheiße, denke ich, die Tour ist vorbei. Bewege vorsichtig mein Knie – Alles gut, fast keine Schmerzen und läuft sauber. Intakt. Große Erleichterung, kein Helikopter notwendig. Aber was mache ich mit dem Schlitz?? Ich kann in mein Knie schauen und ich habe nicht die geringste Ahnung was das angeht. Hoffe, dass irgendwo Christina in der Nähe ist, oder irgendjemand anders, den ich fragen kann. Aber – nein. Weit und breit niemand. Gehe ich zurück zur Hütte, oder weiter? Entschließe mich trotz allem weiter zu gehen. Durch den Matsch. Knie funktioniert ja. Dreckige Wunde lasse ich offen und bluten. Sehe aus wie ein blutiges Schwein, ist mir aber egal. Sauberes Wasser war gerade nicht da und mein Medikit ist dafür ungeeignet.
Etwa eine halbe Stunde später treffe ich erneut auf ein Schneefeld. Suche dort den Ablauf und finde einen eiskalten Bach mit sauberem Wasser. Endlich. Nehme in der Affenhitze ein Bad und spüle meine Wunde aus, bis ich darin kein Dreckkörnchen mehr sehen kann. Lasse sie aber trotzdem offen bluten, damit es sich weiter ausblutet. Blutet nicht viel, aber ich hoffe so den Dreck aus den Tiefen heraus zu bekommen. Ich musste unweigerlich an Lester Nygaard aus Fargo denken, wie sich seine Hand mit der Kugel drin entzündete. Das wollte ich unbedingt vermeiden, bin ja noch Wochen unterwegs. Aber allein an den Gedanken an Fargo musste ich wieder unweigerlich lachen.
Der Weg behält im Verlauf seinen matschigen Charakter und ist stellenweise nur schwer zu erkennen, weil sich in dem Modder nur schwer Trampelpfade erkennen lassen oder schnell wieder zuwachsen. Die einzige Orientierung sind die Winterkreuze, die ich aber immer wieder verliere und so gerade das letzte Stück vor der Hütte Ferslia querfeldein durch den Wald gehen muss. Mit der Wunde will ich nicht an einem Ast oder Strauch hängen bleiben. Schließlich erreiche ich dort die Hütte Ferslia und mache eine ausgedehnte Pause. Treffe dort auf einen verrückten, der einmal Cross Norway bis zu Kap geht, aber wirklich helfen kann er mir nicht. Zudem stelle ich fest, dass ich mir im letzten Waldstück meine Schuhe für das Camp und zum Furten vom Rucksack abgerissen haben muss als ich mich durch den Wald gewühlt habe. Großes Problem für den weiteren Verlauf der Tour, dass es zu lösen galt, aber derzeit nicht das größte. Und das nach gerade mal zwei Tagen auf Tour….
Nach der Pause ging es weiter durch schöne und matschige Landschaften bis ich nach etwa 6km mein Tagesziel die Schutzhütte nach Ferslia erreicht habe und daneben an einem kleinen See mein Zelt aufgestellt habe. Das Ende des Tages wurde auch Zeit, denn bei der Hitze und Südwind hatte ich den ganzen Tag über ca. 20 Fliegen vor der Nase, wie sich zunehmend für meine Wunde interessierten. Das konnte so nicht bleiben. Gegen Abend nach einem ausgedehnten Bad im Fluss noch einmal mit dem mittags abgefüllten Eiswasser meine Wunde ausgespült, mit Mini-Alkoholpads aus meinem Medikit abgetupft und dem einzigen Pflaster aus dem Kit, dass groß genug war, verschlossen. Und im Anschluss über das Pflaster Fixierband noch gewickelt. Das schränkt die Bewegungsfreiheit etwas ein, hält aber alles dort, wo es ist. Das war eine Lösung, aber keine Lösung für drei Wochen.
Feierabend.
Leider nur Schrittweise und ohne Bilder. Habe noch nicht alles aufgeschrieben und Bilder habe ich nicht (mehr). Sorry dafür. Versuche das aber so zu erstellen dass man das zumindest anhand der Namen googeln kann und sich so vorstellen kann wie es war.
Tag 1; 26. Juni:
Es ist Sonntag, später Vormittag. Ich bin nach irgendwas zwischen 24 und 28 Stunden Zug - und Busfahrt endlich in Storlien angekommen. Erkenne den Ort kaum wieder. Überall ganze Ferienhausviertel aus dem Boden gestampft. Leerstehendes, schwedisches Immobiliengold. Vor vier Jahren war ich schon einmal hier. Damals war es ein total verschlafenes Nest am Ende der Welt mit Bahnhof. Ich startete hier in meine erste größere Hinking Tour in Richtung Süden, bis hinunter nach Sälen. Den „südlichen Kungsleden“, wie (fast) nur die deutschen ihn kennen. Letztes Jahr bin ich den nördlichen Kungsleden von Abisko nach Hemavan gegangen. Beides sehr eindrucksvolle und sehr schöne Erfahrungen, die mich haben wieder kommen lassen. Denn es tat sich zwischen Storlien und Hemavan eine Lücke auf und jetzt stehe ich hier, um diese zu schließen.
Es geht dieses Jahr also nordwärts bis nach Hemavan. Ich freue mich auf die Tour, auf die tolle Landschaft und auf die netten Menschen, die ich unterwegs begegnen werde.
Ziel heute ist die DNT-Angeltjonnhytta in Norwegen, etwa 25km entfernt. Das Wetter scheint mir wohlgesonnen zu sein. Es ist warm und sonnig. Ich habe alles dabei, der Rucksack ist - wie immer - viel zu schwer. Ich nehme die Bahngleise in Richtung Westen anstelle der Straße, denn ein Teil der Gleise ist nicht da, da die Strecke gerade renoviert wird. So spare ich mir den Straßenlärm. In Teveldalen geht es rauf und das Skillerfjellet. Puh, scheiße was für ein Anstieg. Ich schwitze bei dem Wetter wie ein Schwein. Nix gutes mehr gewohnt. Endlich oben kann ich aber das wunderschöne Fjell genießen. Ein Mix aus Weite, Schneefelder und Seen. Ein schöner Traum, ein anstrengender Traum. Das Wetter hat sich inzwischen zugezogen. In der Ferne sehe ich erste Schauer. Aber immernoch schwülwarm.
Östlich vom „Huva“ mache ich an einem gelben schwedisch norwegischen Grenzsteinhaufen kurz Rast. Die paar Meter gingen ganz schön in die Knochen. Was zum Teufel hab ich mir da wieder eingebrockt! Während ich darüber sinniere und eine kühle Briese genieße schlafe ich ein.
Bis mich gefühlt Stunden später ein paar Regentropfen wieder aufwecken. Also weiter geht es. Doch aus den paar Regentropfen wird später ein richtiges Gewitter. Super, alle vier Jahreszeiten an einem Tag! Hält zum Glück nicht an, später wird es wieder trockener. Es reicht aber um festzustellen, dass meine Lowas immeroch so wasserdicht wie ein Sieb sind. Scheiß Schuhe!
Bis zur Angeltjonnhytta schaffe ich es heute nicht. An einer schönen Stelle am Berg mit traumhaftem Blick auf den Hallsjoen und neben einem badewannengroßen See aus Eiswasser in einem Bach schlage ich mein Zelt auf, genieße fast das kühlende Bad und mache für heute Feierabend.
Tag 2:
5km vor Angeltjonhytta – Schutzhütte nach Ferslia
Guten Morgen liebe Sonne! Wolken sind weg, Sonne da, heute wird ein warmer Tag. Ich breche am Morgen auf. Kaum verlasse ich den Berg, wird der Boden wie ein Schwamm und ich sinke mit jedem Schritt in das nasse Gras etwa 3-4cm ein. Komme aber dennoch gut voran.
An der zur Angeltjonhytta treffe ich auf Christina aus Göteborg. Sie packt gerade ihr Zelt zusammen, dass sie direkt am See aufgestellt hat. Sie möchte einmal quer durch in nördlich Richtung gehen, bis hinauf zum Tripelpunkt Schweden-Norwegen-Finnland. Wow, denke ich nur. So etwas würde ich mit nie zutrauen. Schon gar nicht in ihrem Alter mit Anfang fünfzig. Da ziehe ich meinen Hut vor. Wir schnacken eine weile nett miteinander und ich verabschiede mich von ihr, wohlwissend, dass ich sie bestimmt in den nächsten Tagen ein paar Mal treffen werde.
Am Aufstieg zwischen dem Halsfjellet und dem Steinkleivfjellet rutsche ich auf einem matschigen Wiesenhang weg und nehme die katholische Grundstellung ein. Die Gebetsstellung auf den Knien meine ich. Puh, denke ich, weich gefallen. Stehe auf und sehe, dass in dem Matsch ein Stein mein rechtes Knie neben der Kniescheibe sauber auf drei cm aufgeschlitzt hat. Kurze Hose sei Dank. Scheiße, denke ich, die Tour ist vorbei. Bewege vorsichtig mein Knie – Alles gut, fast keine Schmerzen und läuft sauber. Intakt. Große Erleichterung, kein Helikopter notwendig. Aber was mache ich mit dem Schlitz?? Ich kann in mein Knie schauen und ich habe nicht die geringste Ahnung was das angeht. Hoffe, dass irgendwo Christina in der Nähe ist, oder irgendjemand anders, den ich fragen kann. Aber – nein. Weit und breit niemand. Gehe ich zurück zur Hütte, oder weiter? Entschließe mich trotz allem weiter zu gehen. Durch den Matsch. Knie funktioniert ja. Dreckige Wunde lasse ich offen und bluten. Sehe aus wie ein blutiges Schwein, ist mir aber egal. Sauberes Wasser war gerade nicht da und mein Medikit ist dafür ungeeignet.
Etwa eine halbe Stunde später treffe ich erneut auf ein Schneefeld. Suche dort den Ablauf und finde einen eiskalten Bach mit sauberem Wasser. Endlich. Nehme in der Affenhitze ein Bad und spüle meine Wunde aus, bis ich darin kein Dreckkörnchen mehr sehen kann. Lasse sie aber trotzdem offen bluten, damit es sich weiter ausblutet. Blutet nicht viel, aber ich hoffe so den Dreck aus den Tiefen heraus zu bekommen. Ich musste unweigerlich an Lester Nygaard aus Fargo denken, wie sich seine Hand mit der Kugel drin entzündete. Das wollte ich unbedingt vermeiden, bin ja noch Wochen unterwegs. Aber allein an den Gedanken an Fargo musste ich wieder unweigerlich lachen.
Der Weg behält im Verlauf seinen matschigen Charakter und ist stellenweise nur schwer zu erkennen, weil sich in dem Modder nur schwer Trampelpfade erkennen lassen oder schnell wieder zuwachsen. Die einzige Orientierung sind die Winterkreuze, die ich aber immer wieder verliere und so gerade das letzte Stück vor der Hütte Ferslia querfeldein durch den Wald gehen muss. Mit der Wunde will ich nicht an einem Ast oder Strauch hängen bleiben. Schließlich erreiche ich dort die Hütte Ferslia und mache eine ausgedehnte Pause. Treffe dort auf einen verrückten, der einmal Cross Norway bis zu Kap geht, aber wirklich helfen kann er mir nicht. Zudem stelle ich fest, dass ich mir im letzten Waldstück meine Schuhe für das Camp und zum Furten vom Rucksack abgerissen haben muss als ich mich durch den Wald gewühlt habe. Großes Problem für den weiteren Verlauf der Tour, dass es zu lösen galt, aber derzeit nicht das größte. Und das nach gerade mal zwei Tagen auf Tour….
Nach der Pause ging es weiter durch schöne und matschige Landschaften bis ich nach etwa 6km mein Tagesziel die Schutzhütte nach Ferslia erreicht habe und daneben an einem kleinen See mein Zelt aufgestellt habe. Das Ende des Tages wurde auch Zeit, denn bei der Hitze und Südwind hatte ich den ganzen Tag über ca. 20 Fliegen vor der Nase, wie sich zunehmend für meine Wunde interessierten. Das konnte so nicht bleiben. Gegen Abend nach einem ausgedehnten Bad im Fluss noch einmal mit dem mittags abgefüllten Eiswasser meine Wunde ausgespült, mit Mini-Alkoholpads aus meinem Medikit abgetupft und dem einzigen Pflaster aus dem Kit, dass groß genug war, verschlossen. Und im Anschluss über das Pflaster Fixierband noch gewickelt. Das schränkt die Bewegungsfreiheit etwas ein, hält aber alles dort, wo es ist. Das war eine Lösung, aber keine Lösung für drei Wochen.
Feierabend.
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