[IS] spätwinterliches Schnupperisland 2016

[Moltebaer]

"Island im Winter? Da gibt's doch gar nicht genug Schnee!" - so ähnlich reagierten die meisten potentiellen Tourenpartner auf meine Idee, mal nicht immer nur in Festlandskandinavien auf Wintertour zu gehen und neues auszuprobieren.
In Ermangelung an Begleitung wollte ich daher mein Gepäck minimal halten um bessere Chancen beim Anhaltern zu haben und machte dabei den folgenschweren Fehler, auf Schneeschuhe zu setzen, des geringeren Packmaßes wegen. Mit den Dingern kommt man einfach nicht vorwärts - besonders im Tiefschnee!
Außerdem bastelte ich mir noch eine Minipulka aus einem Kinderbob und dem großen Rackpack von Ortlieb.
Aus Furcht vor den isländischen Winterstürmen wurde in ein Zweitgestänge für mein Akto investiert, ebenso ein Paar zusätzliche Abspannleinen, der höheren Stabilität und Symmetrie wegen.

[Moltebaer]

Zuerst ging es mit dem Bus nach Hvolsvöllur, wo ich meine Anhaltertour begann und noch am selben Tag spät abends bei der Jökulsárlón rausgelassen wurde. Vom großen Parkplatz lief ich noch ein paar Minuten nach Osten und suchte mir in der Dunkelheit ein nettes, schneefreies Plätzchen. Still und heimlich brachte ich auf meinem Außenzelt etwas Saharastaub vom letzten Gomeratrip mit.
Am nächsten Morgen lief ich eine Weile nach Süden zur dort entlangführenden Straße und wartete bei Sonnenschein im T-Shirt knapp 2 Stunden auf meine erste Mitfahrgelegenheit.
Zwischendurch meinte ich jedoch, meinen Augen nicht zu trauen: "mitten im Nirgendwo" wo ich wartete, einige Kilometer von der bekannten Gletscherlagune entfernt, kam doch plötzlich ein anderer Wanderer aus genau der Region in der ich meinte, mutterseelenalleine gezeltet zu haben, genau auf meinen Standort zugelaufen. Es stellte sich heraus, daß der Franzose ebenfalls per Anhalter unterwegs war. Verrückte Leute gibt's hier! Da unsere Mitnahmechancen zu zweit sehr gering, aber seine eigenen höher als meine mit dem vielen Gepäck sein dürften, einigten wir uns darauf, daß er noch hinter die nächste Kurve nach Osten wandern würde und ich denjenigen, die zwar anhielten aber keinen Platz für die Pulka hatten, Bescheid geben, daß sie alternativ hinter der nächsten Kurve jemanden aufsammeln könnten. Der Plan schien aufgegangen zu sein, denn im Vorbeifahren sah ich den Franzosen nicht mehr.
An diesem Tag kam ich noch bis Stafafell, wo ich abends knuffige Pferde und nachts eine geniale Lightshow zu sehen bekam.
Am nächsten Tag kam ich noch bis tief in die Ostfjorde nach Neskaupstaðir, wo ich von Bekannten aufgenommen wurde.
Da es beim Einsteigen meistens turbulent zuging und ich den Mitnehmern nicht noch mehr zur Last fallen wollte, landete die Kamera meist im Kofferraum und so fuhr ich tausende Kilometer um die Insel und habe lediglich Fotos von langweiligen Rausschmeißorten am Straßenrand. Najo, ich weiß ja, wie schön es dort war
Weiter ging das Trampen via Egilsstaðir bis nach Hákonarstaðir im Jökuldalur, wo ich auf einen kleinen Kaffee eingeladen wurde. Hier bekam ich letzte Tips zu der von mir erdachten, ersten Schnuppertour und eine Anekdote erzählt, daß sie einst von einem Skiwanderer begangen wurde, der auf dem Weg zum nächsten Arzt war um dringend benötige Medikamente heimzubringen. Neun Monate später sei auf einer Farm auf dem Weg ein Kind zur Welt gekommen

[Moltebaer]

Ab Hákonarstaðir sollte es nun 2-3 Tage nordwestlich ins Möðrudalur gehen und so beginnt der erste, erwähnenswerte Teil meiner Reise.




Erstmal den Hügel hoch und abends schnell das Zelt bombensicher aufgebaut. Die Nacht wurde jedoch ruhiger als erwartet.

[Moltebaer]

Tagsdarauf ging es mit Peilung Litla-Svalbarð los, entlang einer Stromtrasse ins Nirgendwo. Teils komplett verschneit, stellenweise freigeblasen, teils vereist und teils von unten angeschmolzen offenbarte sich die Umgebung.














Entlang der alten Ringstraße sollte es laut Karte am Fuße zum östlichen Möðrudalsfjallgarður eigentlich eine Nothütte geben, doch da war nichts. Und so zeltete ich nicht neben der Hütte, sondern in einer Kurve am ersten, kleinen Paß der 901 in Richtung Möðrudalur - es kam sonst niemand vorbei...

[Moltebaer]

Am dritten Tourtag ging es durch ähnliche Landschaft weiter: viel Schnee, stellenweise schneefrei, in den Niederungen vereiste Oberfläche, am windigen Paß oben offenere Schneedecke, aber irgendwie ließ sich immer eine Fahrbahn für die Pulka finden.

[Moltebaer]

Die Herdubreið linker Hand ging es flach auf Islands höchstgelegene, bewirtschaftete Farm zu und am Ziel der Reise wurde ich von Vilhjálmur und seinem (winterlich minimalen) Team bewirtet.





Wir quatschten ein wenig über meine weitere Reise, es wurde mir eine Räuberpistole von Eisbären im Möðrudalur anno siebzehnhundertschießmichtot aufgetischt, es gab Kaffee und Schnittchen, eine kleine Anekdote zur Kirche und weitere, nette Gespräche und am nächsten Tag einen kleinen Lift bis zur Péturskirkja am Abzweig zum Dettifoss, denn Villi mußte ohnehin "nach Süden" fahren, also nach Reykjavík um Baumaterialien zu besorgen.

[nunatak]

"Island im Winter? Da gibt's doch gar nicht genug Schnee!" - so ähnlich reagierten die meisten potentiellen Tourenpartner auf meine Idee, mal nicht immer nur in Festlandskandinavien auf Wintertour zu gehen und neues auszuprobieren.
In Ermangelung an Begleitung wollte ich daher mein Gepäck minimal halten um bessere Chancen beim Anhaltern zu haben und machte dabei den folgenschweren Fehler, auf Schneeschuhe zu setzen, des geringeren Packmaßes wegen. Mit den Dingern kommt man einfach nicht vorwärts - besonders im Tiefschnee!
Außerdem bastelte ich mir noch eine Minipulka aus einem Kinderbob und dem großen Rackpack von Ortlieb.
Aus Furcht vor den isländischen Winterstürmen wurde in ein Zweitgestänge für mein Akto investiert, ebenso ein Paar zusätzliche Abspannleinen, der höheren Stabilität und Symmetrie wegen.

Ah, klingt spannend, freu mich schon auf deinen Bericht. Schnee oder kein Schnee ist ja immer ein Thema bei Wintertouren in Island. Hab mal in einem Jahr bei Dauersturm und Kälte die komplette Sprengisandur-Durchquerung im Winter von Norden nach Süden gemacht, bei der Wintertour im Jahr drauf gab's fast keinen Schnee in tieferen Lagen, wurde dann eher ein touristischer Herbsturlaub mit Wander-Tagestouren.

[lina]

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schreib, schreib!

[Moltebaer]

Pssst... Teil 1 ist online.

[Blahake]

[ApoC]

Sehr schön! Und schön mal jemanden zu sehen der mit dem Akto auf Wintertour geht!

[lina]

… und auch schön zu sehen, dass der riesige Gepäckhaufen in das Akto reinpasst. D.h.: Wo schlief eigentlich Molte?

[Moltebaer]

Sehr schön! Und schön mal jemanden zu sehen der mit dem Akto auf Wintertour geht!

Das war allerdings eher ein fauler Kompromiß, weil ich (aufgrund fehlender Begleitung) nicht alleine das Nammatj 3 GT herumschleifen wollte. Und die Zeltwahl wird später noch für Unannehmlichkeiten sorgen...

… und auch schön zu sehen, dass der riesige Gepäckhaufen in das Akto reinpasst.
D.h.: Wo schlief eigentlich Molte?

Baeren müssen draußen schlafen

[nunatak]

Sehr schöner Bericht und fantastische Bilder. Plötzlich kommt in mir ein warmkaltes Gefühl auf, dass ich auch unbedingt da mal hin möchte. Solo-Wintertouren mache ich auch gerne, wenn sich gerade sonst niemand findet, der Zeit und Lust hat. Vielleicht sollte wir doch mal eine Wintertour zusammen machen, Molte? Bisher hat es ja nur im unpulkösen Gelände geklappt beim ODS-Wintertreffen und beim Felsklettern mit nicht ausreichender Schneeauflage

[Moltebaer]

Danke sehr!
Ich würde liebend gerne nochmal eine gescheite Wintertour auf der Insel machen. Vielleicht klappt's ja mit uns beiden? Laß uns mal bei Gelegenheit über mögliche Routen fachsimpeln

[Moltebaer]

Ring frei für Teil 2!

[TilmannG]

Starke Fotos im Teil 2 !!! Da bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Danke sagt Tilmann

[Moltebaer]

Über die flache, weite, schneebedeckte Ebene lief ich bei bestem Sonnenschein nach Norden (ohne die Gamaschen angezogen zu haben, denn die Tage vorher waren keine nötig...) - und was der Baer noch nicht wußte: ich schaufelte mir mit jedem Schritt etwas Schnee an die Waden, der dort schmolz und durch die Hose in die Socken und Schuhe sickerte...

[Moltebaer]

Am Dettifoss angekommen, bezog ich mein mobiles Zimmer auf dem Logenplatz nachdem die Tagesgäste fort waren und fuhr tagsdarauf nach Westen fort um eine kleine 3-4-Tagesschleife in Richtung Leirhnjúkur und schließlich Mývatn zu laufen - doch soweit sollte ich nicht kommen, man erinnere sich an die nassen Socken und Schuhe...

[Dieter]

Endlich wieder mal Island - und dann auch noch im Winter! Ganz großes Lob!

Hehe - wenn das nicht auf dem Weg zum Skeiðvatn ist, fress ich einen Hákarl!