Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Land: Schweden
Reisezeit: Juli
Region/Kontinent: Nordeuropa
Für uns stand fest, dass es dieses Jahr endlich mal nach Skandinavien gehen würde. Nach einigem hin und her, (Bedenken was zu viele Mücken angeht) werfen wir alle Zweifel übern Haufen und entscheiden uns für den ohnehin auf der todo-Liste stehenden Sarek. Ein kleiner Traum soll in einem für uns noch unbekanntem Land wahr werden…
Nach dem Flug nach Stockholm wo wir uns einen eintägigen Aufenthalt mit Gasbesorgung, Altstadt usw. vertreiben steigen wir am Abend des 1. Julis in den Nachtzug der uns nach Gällivare bringen soll.
Der richtige Zug ist schnell gefunden. Auch ohne Bahnsteignummern und Beschriftungen wäre er ohne Probleme zu finden gewesen. Auf dem Bahnsteig stehen fast ausschließlich Menschen mit großen Trekkingrucksäcken. Wie sich während der Fahrt noch herausstellen soll sind die meisten Fahrgäste unterwegs zum Kungsleden. Interessant ist, dass sich hier alle Altersstufen zusammenfinden, die meisten sind Schweden was unschwer an den alten Außengestellrucksäcken und dem hölzernen Wanderstock zu erkennen ist.
An unserm Abteil angekommen indem wir die nächsten 15 Stunden mit ein paar Schweden verbringen werden, muss zunächst einmal einwenig Ordnung geschafft werden. Kaum haben wir die sechs Rucksäcke in die obersten Kojen verfrachtet beginnt die entspannte Fahrt in den Norden. Unsere Abteilinsassen, ein älteres paar und ein Vater mit seinem 10 jährigen Sohn sind unterwegs zum Kungsleden.
Nach ein paar Gesprächen, Abendbrot und einem Bierchen (das was in Schweden halt Bier genannt wird) schauen wir noch ein wenig aus dem Fenster den vorbeiziehenden Bäumen, Seen und Faro-roten Häuschen zu, bis sich irgendwann alle einstimmig für das Umbauen unseres Abteils zum Liegewagen entscheiden.


Ich muss sagen, in schwedischen Zügen lässt es sich doch ganz gut schlafen. Das einzige was einwenig stört ist der Geruch von verbranntem Gummi wenn der Zug bremst.
1. Tag / 02.07.08
Am nächsten Morgen wird bei einem Kaffee noch einwenig mit Leuten gequatscht die ebenfalls in den Sarek wollen und dann kommen wir auch schon ziemlich schnell um 9:12 Uhr in Gällivare an, wo wir von leicht bewölktem aber blauem Himmel begrüßt werden.
Bis unser Bus fährt haben wir noch eine Dreiviertelstunde und so fläzen wir uns noch einwenig auf die Rasenfläche neben den Bahnhof.
Kaum sitzen wir da kommen auch schon die ersten Mücken angeschwirrt. Kleine Vorboten die ankündigen was die nächsten Tagen noch auf uns zukommen soll.
Hier lernen wir auch Ulli und Martin kennen die ebenfalls in den Sarek wollen. Sie sind gestern Abend mit dem Flieger angekommen und haben bei strömendem Regen in der Nähe des Bahnhofes am Fluss gezeltet. Sie erzählen uns dass es die Woche zuvor Woche geschneit hat. Da momentan ca. 25°C herrschen, haben sie etwas Bedenken was das Furten der Bäche angeht. Das Wetter soll so bleiben und so hoffen wir, dass die Bäche durch den schmelzenden Schnee nicht zu viel Wasser führen. Aber was hilft jetzt spekulieren. Wir werden schon sehen.
Es wird sich noch einwenig über Ausrüstung und Proviant unterhalten und dann geht´s auch schon zum Bus. Wie alle anderen Fahrgäste verklappen wir unsere Rucksäcke in den dafür vorgesehenen Fächern und nehmen in einem halbvollen und äußerst komfortablen und modernem Bus platz.
Die Busfahrt führt uns zunächst durch ehr unspektakulärem Waldgebiet. Unser Busfahrer Gil überholt ein Rentier auf der linken Spur was für ihn nichts außergewöhnliches zu sein scheint und verteilt während der Fahrt Zeitungen indem er sie fahrender Weise auf Hauseinfahrten wird – so ganz nach paperboy manier.
Langsam wird die Fahrt immer interessanter, wir fahren an dem spiegelglattem Stausee, dem Suorvajaure lang. Auf der anderen Uferseite die schneebedeckten Gipfel, im Osten Gletscherbäche die sich die Berge runterstürzen. Für uns absolutes Neuland, das uns in die richtige Stimmung für die nächsten zwei Wochen bringt.
Als wir am Bootsanleger in Ritsem ankommen sitzen nicht mehr als zehn Leute im Bus. Wir können es kaum noch abwarten unsere Rucksäcke zu schnappen und loszulaufen.
Vorher müssen wir allerdings noch mit dem Boot das schon auf uns wartet rüber nach Akkajaure.


Als der Bus ankommt wartet das Boot schon auf uns
Inzwischen ist kein einziges Wölkchen mehr am Himmel. Es ist angenehm warm und das Boot legt ab, den Ahkka der sich in der Wasseroberfläche spiegelt vorm Bug.
Nach einer entspannten Fahrt voller Vorfreude auf das was vor uns liegt setzen wir den ersten Fuß auf die Erde des Stora Sjöfallets Nationalpark. Doch bevor es losgeht reiben wir uns zum Schutz vor den hier auf uns wartenden Blutsaugern mit dem in Stockholm erworbenem Mygga ein.


Der Ahhka heißt uns willkommen, die Vorfreude steigt
Martin und Ulli gehen vor. Wir vollen uns gleich an der Akkastugorna treffen und sehen ob wir vielleicht ein Stückchen zusammen laufen.
Es ist sehr warm und so kommen wir schon auf dem kurzen Stückchen zur Hütte ins Schwitzen. Angekommen sitzen die zwei Brüder auch schon am gedeckten Tisch und tanken noch einwenig Kraft bevor es richtig losgeht. Die beiden verwerfen angesichts des Schnees ziemlich schnell den Plan einer Gletscherbegehung. Nach einer Runde Kaffee und einem kleinen Snack machen Ulli und Martin sich auf den Weg. Sie scheinen gemerkt zu haben, dass wir es ehr gemütlich angehen lassen. Wohl nicht ganz vereinbar mit deren Tempo. Sie wollen wahrscheinlich heute noch auf den Sjnjuvtjudis und dort campieren.
Wir haben keinen festen Plan und so machen wir uns eine halbe Stunde nach den Beiden auch auf den Weg, dem Padjelantaleden. Inzwischen dürfte es ca. halb vier sein.
Der Weg führt uns, teils über Bohlen, zum ersten ,zwei Kilometer entferntem, Hightlight unserer Wanderung – der Brücke über den Vuojatädno. Was hier für manch einen von euch nichts Besonderes sein dürfte verschlägt uns beiden die Sprache. Die Gewalt und die Schnelligkeit mit der dieser Fluss sein satt-blaues Wasser führt ist absolut atemberaubend. Wir können nicht anders als die Rucksäcke abzulegen und uns einwenig niederzulassen. Ein paar Fotos und ein paar Minuten Film weiter machen wir uns wieder auf den Weg.


der Vuojatädno
Wir laufen noch ca. 3 km über niedrig bewachsene Flächen mit vereinzelten Birken bis wir unseren ersten Zeltplatz ausmachen. Der Platz ist leicht erhöht, der Akkha in unserem Rücken, der Fluss in einiger Entfernung vor uns. An der Feuerstelle und dem relativ kahlem Boden ist leicht zu erkennen, dass wir nicht die ersten sind die hier lagern. Das Zelt ist schnell aufgebaut, das Abendessen gekocht und so lassen wir den Abend bei einem Teechen ausklingen. Das Zeitgefühl ist durch die nicht untergehende Sonne jetzt schon nicht mehr vorhanden und so verschwinden wir gegen Mitternacht in die Schlafsäcke.
2. Tag / 03.07.08
Um 6:00 Uhr wache ich auf. Die Hitze ist nahezu unerträglich. Sarah scheint es nicht viel auszumachen. Trotzdem raff ich die eine Seite des Außenzeltes hoch damit sie noch einwenig weiterschlafen kann.
Bis es soweit ist nutze ich einwenig die Zeit um einen Kaffee zu kochen und ein paar Fotos in der näheren Umgebung zu machen. Das neue Weitwinkel muss noch eingeschossen werden. Schon jetzt ärgere ich mich über den evtl. bis zum Ende der Tour nicht reichenden Speicherplatz.
8:00 Uhr – ich beginne mit der äußerst Zeitraubenden Aufgabe Sarah zu wecken. Ich kann es kaum noch abwarten, das zu entdecken was vor uns liegt.


auf dem Padjelanta
Nach einer Portion Müsli bauen wir ab und liegen noch ein wenig vorm Zelt rum…noch lassen uns die Mücken. Bis wir endlich in die Pötte kommen und alles gepackt haben ist es ca. 11:00 Uhr. Gestern Abend haben wir noch Wasser gefiltert, womit wir uns wohl eindeutig als Fjäll-Greenhorns outen. Wir dürften wohl die einzigen gewesen sein die hier einen Filter mit sich rumgeschleppt haben.
Der Weg führt uns durch Wälder und offene Flächen die teils sumpfig sind. Die Birken hier sind sehr interessant, man sieht ihnen an was sie mit der Witterung so mitmachen…krüppelige Fotomotive soweit das Auge reicht. Ich muss mich schon zusammenreißen nicht ständig stehen zu bleiben um selbige vor die Linse zu nehmen. Wo es zu feucht oder sumpfig ist erleichtern Bohlen einem das Vorwärtskommen.
Nach ca. 8 Kilometern erreichen wir die Brücke die über den Sjnjuvtjudisjahka führt. Für uns die Eintrittspforte zum Sarek. Wir laufen noch ein Stückchen und passieren eine zweite Brücke die über den Spietjavjahka führt und für uns die Austrittspforte aus dem Sarek darstellt (An dieser Stelle bitte kein Kommentar und nein wir wollten nicht zur Kisurisstugan). Anstatt hier noch mal auf die Karte zu schauen laufen wir an dem uns im Westen am nächsten gelegenem Fluss weiter, im Glauben uns im Sarek zu befinden. Tatsächlich befinden wir uns im Padjelanta Nationalpark was uns an dieser stelle jedoch noch nicht bewusst werden soll. Ca 2-3 Km laufen wir bis wir am erhöhten Ufer des Flusses stehen bleiben um den Ausblick Richtung Gisuris und Nijak zu genießen. Erst hier wird uns bewusst, dass sich zwei Flüsse durch das vor uns liegende Tal schlängeln. Nach kurzem Stutzen und einem Blick auf die Karte ist es offensichtlich. Die Karte nur flüchtig im Gedächtnis haben wir uns verlaufen. Wir hätten uns erstens hier nicht verlaufen dürfen und zweitens die zweite Brücke nicht passieren dürfen. Was für ein dämlicher Fehler!
Der erste Gedanke ist den Spietjavjahka zu furten. Nach dem abchecken einiger Stellen wird die Idee allerdings ziemlich schnell wieder verworfen. Auch wenn es vielleicht möglich wäre gehen wir auf nu mal sicher und laufen zurück zur Brücke.


auf Umwegen - erst einige Zeit später bemerken wir, dass wir falsch gelaufen sind
Der Umweg war zwar ärgerlich, er hat uns aber auch einen schönen Ausblick beschert und da es eh nicht dunkel wird, gibt´s auch keinen Zeitdruck. Etwas sehr angenehmes, was wir von anderen Touren nicht kennen. Kein Zeitdruck noch im hellen anzukommen um ohne Stirnlampe essen zu können. Nebenbei übrigens ein absolut überflüssiger Ausrüstungsgegenstand den wir ebenfalls mitgeschleppt haben.
Da es ja nun keine andere Möglichkeit gibt laufen wir zurück zur Brücke. Obwohl der Abend fortgeschritten ist, ist es immer noch sehr warm. Die Windstille welche die Mücken schamlos ausnutzen tut ihr übriges. Nach der Brücke laufen wir etwas kaputt und demotiviert noch ca. 1 – 2 km weiter und beschließen auf einer kleinen Anhöhe zu campieren.
Vor uns liegt eine tolle Kulisse, der Ahkka, der Fluss und die tief stehende Sonne die alles in warme Töne färbt.
Beim Zeltaufbau setzen die Mücken uns übel zu. Zum ersten Mal setzen wir die doch sehr störenden Kopfnetze auf. Wir sitzen noch einwenig vorm Zelt und genießen die Landschaft bis wir zum Kochen dann im Zelt verschwinden. Wir essen heute zum ersten Mal einen Traveller lunch von dem wir sehr positiv überrascht sind. Gute Portion, guter Geschmack und echt schnell zubereitet, der Kartoffelbrei mit was weiß ich was.
Anschließend geh ich meine Füße und das Geschirr waschen. Ein Ritual das nun jeden Abend zelebriert werden soll.


Abendstimmund
Unser kleiner Umweg hat uns doch einwenig geschlaucht und so fallen wir um 1:00 Uhr rum tot in die “Betten“. Die Sonne ist hinterm Ahkka verschwunden und lässt uns so bei angenehmen Temperaturen glücklich und zufrieden einschlummern. Die Gewöhnung an die schweren Rucksäcke wird wohl noch ein, zwei Tage dauern. Ich mit meinen ungefähr 27 und Sarah mit ihren ca. 20 kg brauchten beim Wandern noch nie so viel zu schleppen. Die Stöcke, die wir zum ersten Mal benutzen leisten hervorragende Dienste und werden in Zukunft wohl bei keiner Tour dieser Art fehlen.
3. Tag / 04.07.08
9:00 Uhr – Ich sitze Kaffee schlürfend vorm Zelt, genieße den Ausblick und mache mir ein paar Gedanken zu dem was wir gerade tun. Einerseits kann ich´s noch gar nicht fassen, dass wir hier sind, andererseits kommt es mir vor als seien wir schon seit Tagen unterwegs. Ich denk ein gutes Zeichen dafür, dass man abgeschaltet hat. Kein Telefon, kein Verkehrslärm, keine anderen Menschen. Für mich, der nun seid einem Jahr überwiegend im Büro sitzt genau das richtige. Einfach nur die Weite, das rauschen des Flusses und Wir. Genau so habe ich es mir vorgestellt.


ja, genau so...
Unser erster ganzer Wandertag im Sarek steht bevor und so weck ich langsam Sarah, die glaub ich gut und gerne noch ein paar Stündchen weiterschlafen könnte. Auch am heutigen Morgen hatte ich das Außenzelt auf einer Seite aufgerafft. Unsere Schlafsäcke sind zumindest für die Morgenstunden viel zu warm.
Heute durchwandern wir das Tal zwischen Gisuris und Ahkka. Irgendwo am Fuße des Nijaks wollen wir Abends das Zelt aufschlagen. Wir sind heute erst um 13:00 - 14:00 Uhr losgelaufen. Es scheint so als ob unser Laufrhythmus sich langsam auf Nachmittags und Abends einpendeln wird. Aber wie auch immer, es bleibt ja hell. Die Mücken rücken uns auch heute wieder heftigst zu Leibe. Einen solchen Auflauf der schei…Biester hatte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemahlt. Das in Stockholm gekaufte Mittel hält sie ungefähr eine halbe Stunde ab, dann muss wieder nachgelegt werden. Meiner Meinung nach aber immer noch besser als die Netze. Obwohl wir bei diesen Temperaturen eigentlich mit kurzen Sachen laufen würden haben wir aus eben genanntem Grund lange Sachen an. Ich bin froh die Einride dabei zu haben. Sie lässt sich auch bei relativ hohen Temperaturen mit Kapuze sehr gut tragen. Wie sich in den Nächsten Tagen noch heraus stellen soll ein hervorragender Schutz gegen die Moskitos.
Wir passieren heute einige kleine Bäche die sich meistens durch schnelles Durchgehen mit Gamaschen durchqueren lassen.


auf dem Weg zum Niak
Als wir am Fuße des Nijaks ankommen ist es 23:00 Uhr. Wir haben doch recht viele Pausen gemacht die wir mit Fotografieren und einfach mit dem Genießen hier zu sein verbracht haben.
Auch hier finden wir wieder ein tolles Plätzchen in Flussnähe wo wir unseren Tunnel aufstellen können. Bis alles hergerichtet ist und wir gekocht haben ist es wieder ziemlich spät. Die Sonne ist hinterm berg verschwunden. Einzig der Gipfel vom Nijak wird noch angeleuchtet als wir uns zum Schlafen ins Innenzelt verkriechen.
Leider haben wir heute keine Rentiere gesehen. Bis jetzt lassen leider nur die Spuren in Form von Geweihstangen und Hufabdrücken ihre Anwesenheit erahnen.


Etappenziel - der Niak
4. Tag / 05.07.08
Ich sitze vorm Zelt und schreibe die Ereignisse vom Vortag nieder. Abends bin ich zu müde dafür. Am heutige Morgen lassen die Mücken mich Kaum ein lesbares Wort schreiben. Im Zelt halt ich die Wärme nicht mehr aus. Die Sonnenstrahlung ist einfach zu stark.
Heute herrscht zwar noch schönes Wetter, allerdings kommen vereinzelt Wolken durch den Mückenvertreibenden und kalten Wind auf.
Heute sind wir ziemlich früh auf den Beinen und so kommen wir etwas ehr als die letzten Tage los.
Die Ruothesvagge steht uns bevor und lässt einige größere Furten vermuten. Mit den kleinen Bächen vom Vortag hatten wir einen guten Einstieg, mit dem wir uns einwenig an´s Furten rantasten konnten.
Wir kommen nicht sehr schnell vorwärts. Wir umgehen aufgrund mangelnder Erfahrung grundsätzlich die Schneebrücken. An den Rändern sind sie teilweise doch schon ziemlich abgetaut.


eine gute Übung für die bevorstehende Furt in der Ruohtesvagge
Wir wollen noch bis zum Smajllajahka laufen, diesen furten und dann einen geeigneten Platz für die Nacht suchen. Bis dahin marschieren wir bei bewölktem Himmel auf Gletscher blickend durchs Tal, an der Renvaktarstuga vorbei, Richtung Südosten. Obwohl es die ganze Zeit nach Regen aussieht bleiben wir verschont. Das meiste scheint auf der anderen Bergseite abzuregnen.


unterwegs
Am Abend kommen wir am zu furtenden Smajllajahka an. Er stellt das bisher größte Wasserhindernis für uns dar und besteht an seiner Mündung aus mehrere Bächen. Das Wasser ist trüb und lässt weder Tiefe noch die Beschaffenheit des Grundes erahnen. Wie an den Spuren zu erkennen ist hat nicht lange vor uns hier ebenfalls jemand eine gut zu durchquerende Stelle gesucht. Die Fußabdrücke weisen darauf hin, dass hier mehrmals auf und ab gegangen wurde.


auf der Suche nach der geeigneten Stelle
Auch wir sind gezwungen erst mal auf und ab zu gehen um die geeignete Stelle ausfindig zu machen. Letztendlich entscheiden wir uns nachdem wir durch den ersten Bach mit Gamaschen durchgesprungen sind für die Mündung. Erst mal heißt es aber Hose ausziehen, Schuhe wechseln und die Verschraubung der Stöcke kontrollieren. Ist dies getan, begehe ich als erstes den erfolgreichen Versuch den trüben Bach zu durchqueren. Das Wasser reicht knapp übers Knie und ist extrem kalt. Auf der anderen Seite entledige ich mich zunächst meines Rucksackes und hüpf zum Aufwärmen auf der Stelle rum bis auch Sarah erfolgreich rübergekommen ist. Zügig passieren wir noch zwei weitere Bäche und laufen in unseren Gummilatschen noch ein paar Meter auf eine kleine Anhöhe direkt am Fluss. Hier wollen wir zelten. Unsere Füße spüren wir seit dem Wasserkontakt nicht mehr.
Das Wetter scheint schlechter zu werden und so bauen wir schnell das Zelt auf dem kleinen Buckel auf. Kaum haben wir das hinter uns gebracht setzt Regen ein der die ganze Nacht anhalten soll. Wir freuen uns trocken im Zelt zu sitzen und kochen vorm schlafen gehen noch was. Es regnet, der Wind pfeift kalt um die Ecke und wir schlafen den Tag Revue passieren lassend friedlich ein. Hoffentlich regnet es morgen nicht.
5. Tag / 06.07.08
Als ich aufwache regnet es nicht mehr. Der nahe unserem Zelt plätschernde Bach soll mir heute morgen als Badezimmer dienen. Der Wind der die Mücken in ihre Verstecke treibt muss ausgenutzt werden. Trotzdem geht das ganze ziemlich zügig vonstatten…es ist kalt. Die kleine Waschsession hinter mich gebracht fühle ich mich wie neu geboren, kann aber glücklich sein eine Mütze dabei zu haben.
Sarah ist inzwischen aufgestanden und so wird nach der alltäglichen Müsliration das Zelt, Gott sei Dank trocken, eingepackt.


Schlafsäcke lüften nicht vergessen
Wir machen uns auf den Weg durch baumloses Gelände. Auch heute müssen wir wieder recht häufig Schneebrücken umgehen, die den Weg einwenig in die Länge ziehen. Die von grün-gelben Flechten überzogenen Steine leuchten von dem in der Nacht gefallenen Regen und stellen tolle Fotomotive dar. Eigentlich müssen wir hier noch mal nur zum Fotografieren und Filmen her. Wir müssen uns so schon recht häufig zusammenreißen nicht noch öfter zum Fotografieren stehen zu bleiben. Die Landschaft ist einfach toll.


Gegen Mittag treffen wir auf ein etwas älteres Ehepaar mit ihrer 15jährigen Tochter. Der Mann spricht fließend Deutsch. Hätte er nicht kurz nach einem Wort gesucht hätte ich nicht gemerkt, dass er Schwede ist.
Er wirkt ziemlich mitgenommen, durch die Sonne sind seine Augenlieder extrem geschwollen. Er kann nur mit einem Auge sehen, ist aber ansonsten gut drauf. Ich werd mich auf jeden fall nicht beklagen wenn ich mit Mitte fünfzig oder vielleicht auch sechzig noch solche Touren auf mich nehme.
Als wir uns kurz über den jeweils vor uns liegenden Weg erkundigen sagt er nur: „Wir müssen uns setzen“. Und so sitzen wir zu fünft um eine BD 10 Karte und gehen die komplette Strecke bis ins Detail durch. Sie sind nicht durch das Rapadalen gegangen sondern sind am Osthang bzw. Kamm gelaufen. Er beschreibt den Weg als äußerst strapaziös. Sie sind über einige Schneebrücken gelaufen, erzählen aber auch im gleichen Atemzug, dass es teils grenzwertig wäre. Kein Wunder, wenn man sieht was für riesen Schneebrocken schon ausgebrochen sind.
Er erzählt von einer recht tiefen Furt, bei der wir achtsam vorgehen sollen. Das Wasser ging ihm ungefähr bis zur Hälfte des Oberschenkels. Des weiteren erzählt er noch von weidenden Elchen, Rentieren auf den Hängen und dem couscous den er vorhin für die Vögel im Gelände verstreut hätte…es sei ihm zu schwer geworden.
Er legt uns noch ans Herz den Skierfe zu besteigen - das Schönste was er in seinem ganzen Leben gesehen habe.
Als wir dankend aufbrechen fragt er seine Tochter die ebenfalls gut Deutsch spricht ob sie uns noch was mitteilen möchte. Sie sagt nur: „Oben lang ist anstrengend…verdammt anstrengend“…
Wir bedanken uns noch mal für die Infos und machen uns wieder auf den Weg. Der Himmel ist immer noch bedeckt, ein kalter Wind weht.
Wir laufen noch ungefähr 8 km als die Mikkastugan in Sicht kommt. Wir passieren den Zaun und nehmen zunächst die Hütte mit dem Nottelefon in Augenschein. Ein kleiner Raum mit einem Tisch und zwei Bänken, das Nottelefon, zwei abgelaufene Notrationen und zwei Hefte in denen sich durchreisende verewigen. Vor etwa einer Stunde sind hier zwei deutsche vorbei gekommen. Vielleicht die Besitzer des Zeltes das etwas weiter unten Richtung Brücke steht. Die Trekkingstöcke vor deren Zelt an dem Unterwäsche trocknet lässt die Herkunft der Benutzer erahnen.


an der Mikkastugan
Neben der Haupthütte sind die Überreste einer runtergebrannten Hütte zu erkennen, ansonsten gibt es hier noch ein Plumpsklo und eine kleine Fläche die, aussieht als sei sie zum Zelten vorgesehen.
An der Brücke machen wir noch einige Fotos vom darunter befindlichem Wasserfall und bauen anschließend das Zelt auf einem gegenüber liegendem Plateau auf. Die Mücken sind wie nicht anders zu erwarten wieder zahlreich und lassen uns wie so oft recht schnell im Zelt verschwinden. Beim Kochen scheint die erste Kartusche langsam zur Neige zu gehen was eigentlich nicht sein dürfte – seltsam, es befindet sich eindeutig noch was drin. Ein kurzer Report in die Kamera und wir schlafen seelenruhig ein.


6. Tag / 07.07.08
Als ich heute aufwache gehe ich zunächst zum Fluss um die hartnäckigen Überreste des gestrigen Mahls aus dem Geschirr zu entfernen. Unsere Nachbarn am gegenüberliegendem Ufer sind noch nicht wach und so freu ich mich einwenig in Ruhe am Fluss zu sitzen und das Rauschen zu genießen.
Ich sitze kaum 10 Minuten, als 15 Meter Luftlinie auf der anderen Seite zwei gestalten zur Morgenwäsche auftauchen. Als ich rüber winke um ihnen die Entscheidung zu überlassen sich hier oder wo anders zu waschen kommt leider keine Reaktion, stattdessen wird sich ausgezogen und in aller Ruhe gereinigt. An und für sich kein Ding, allerdings würde ich mir schon einwenig blöd vorkommen wenn sie mich jetzt entdecken. Aber nun, ich war als erstes hier und lasse mir mein Plätzchen an der Sonne jetzt auch nicht mehr streitig machen.
Als sie wieder weg und sauber sind bleibe ich noch ein Weilchen sitzen und mache mich auf den Morgenkaffee freuend auf zu unserem Zelt. Nach dem Frühstück geht es recht schnell ans Packen. Bei unseren Nachbarn ist ebenfalls Aufbruchstimmung angesagt. Ungefähr zeitgleich brechen wir auf, allerdings nicht ohne vorher ein kleines Plauschchen gehalten zu haben. Ist ja schließlich doch immer ganz interessant zu hören was die anderen so erlebt haben.


Guten Morgeeeenn...
Der Weg führt uns heute mit etwas Abstand entlang des Rahpajahka. Langsam scheint die Vegetation sich einwenig zu ändern. Das Gelände wird feuchter und die Landschaft bunter. Der Pfad geht inzwischen immer häufiger durch hüfthohes Weidendickicht und die vielen bunten Blumen prägen die heutige Etappe. Insgesamt eine schöne Abwechslung wenn die von uns aufgescheuchten Mücken nicht immer zahlreicher werden würden.


Wir stehen inzwischen am „Ufer“ des Gletscherbaches Mahtujagasj, welcher uns zwingt die Stiefel auszuziehen. Die Strömung ist relativ stark jedoch problemlos passierbar. Das Wasser wie gewohnt eiskalt was uns bei dem heute strahlend blauem Himmel relativ wenig ausmacht. Etwas oberhalb ist ein wundervoller Wasserfall. Kaum haben wir die Furt hinter uns gebracht Stiefel ich hoch um en paar Fotos zu schießen. Sarah nutzt die Zeit einwenig zu filmen.


am Mahtujagasj


...und durch
Wieder unten geht es wieder weiter durch seicht ansteigendes Gelände Richtung Südosten. Die zahlreichen kleinen Bäche die wir kreuzen stellen hier kein wirkliches Hindernis dar, bereichern die Landschaft aber ungemein.
Einige Zeit später kommen wir an einen kleinen Hügel namens Bielawarasj. Sarah hat auf dem Weg hierher ziemlich abgebaut und so lassen wir uns für ein Stündchen hier nieder um ein Nickerchen zu machen. Im Windschatten eines großen Felsen genießen wir den Blick zurück Richtung Mikkastugan die man in der Ferne eben gerade noch erkennen kann. In den nächsten Stunden werden wir den Aufstieg ins Hochtal Snavvavagge hinter uns bringen. Die Karte lässt schon vermuten, dass das ganze nicht unbedingt zu unterschätzen ist. Ich besteige den kleinen Hügel, vielleicht kann ich hier mehr von dem Weg erkennen der vor uns liegt. Obwohl dies wirklich nur ein kleines Hügelchen ist habe ich einen absolut grandiosen Blick in alle Himmelsrichtungen. Vom Weg kann ich nicht all zuviel erkennen aber so wie es aussieht geht es parallel zur Steilwand, den Spokstenen, hoch. Sieht ganz und gar nach einer kleinen Kletterpartie aus.


vom Bielawarasj - der Blick zurück
Als wir aufbrechen ist es 20:00 Uhr. Das Gelände wird immer steiler, die Vegetation immer schöner. Zunächst geht es durch hüfthohes Weidengestrüpp, welches das Gehen nicht gerade einfacher macht und eine ganze Armader von Mücken in sich birgt. Der Blick zurück ins Tal ist bei dem tiefen Sonnenstand grandios und läst uns hin und wieder innehalten bis die Mücken uns wieder weiterscheuchen.
Nach einer weile sind wir an den Spoksteinen angekommen. Wie aus der Ferne schon erwartet ist der Weg mit den schweren Rucksäcken ziemlich anspruchsvoll. Ab jetzt wird gekrabbelt, geklettert und geflucht. Die bunten Blumen werden mit Gewinn an Höhe zunächst immer zahlreicher und versüßen uns den Aufstieg, den wir das nächste Mal glaub ich nicht noch mal um 8:00 Uhr Abends antreten würden. Obwohl Sarah heute nicht ganz fitt ist meistert sie das ganze sehr gut. Für jemanden der sonst nie Sport macht auf jeden Fall ne super Leistung.
Ich mache mir einwenig Sorgen, dass von der Steilwand über uns was runter kommen könnte aber nun sind wir schon so weit, dass der Aufstieg fast kürzer als der Abstieg wäre. Als wir so vor uns herkraxeln taucht plötzlich ein Steinadler auf, der bei unserem Anblick sofort wieder abdreht und hinter einem Felsen verschwindet.
Obwohl uns der Anblick des wunderschönen Vogels einwenig anspornt merken wir wie unsere Kräfte langsam schwinden. Bis wir oben sind halten wir noch ein paar mal inne um die Konzentration nicht vollends zu verlieren. Als wir oben sind ist es fast Mitternacht. Wir wollen noch bis zum See laufen und dort das Zelt aufbauen. Dies allerdings nicht ohne vorher einwenig den Blick ins heute durchwanderte Tal zu genießen.




langsam geht´s nach oben


oben angekommen - die Mühe hat sich gelohnt
Wir schleppen uns froh oben zu sein bis zu einem geeigneten Zeltplatz am Ufer des Sees, bauen zügig das Zelt auf und kochen noch schnell was bevor wir tot auf die Matten fallen.


die Zeugen
7. Tag / 08.07.08
Als wir wach werden begrüßt uns wieder mal strahlender Sonnenschein. Um es einwenig länger im Zelt auszuhalten wird wieder die Lüftung hochgerafft. Es hat sich inzwischen als eine tolle Funktion des Zeltes herausgestellt. Der leichte Muff der durchgeschwitzten Körper wird hervorragend aus dem Zelt getragen.
Die gestrigen Strapazen die einiges an Schweiß in die Klamotten getrieben haben bewegen uns dazu etwas Wäsche zu waschen und den Tag etwas langsamer angehen zu lassen. Bis diese im Wind halbwegs angetrocknet ist und die Rucksäcke gepackt sind ist es 16:00 Uhr.


unser Zelt im Hochtal
Nach einem kleinen Anstieg von ca. 100 Metern und eine stunde später genießen wir den grandiosen Blick auf den Rapadalen. Der mäandrierende Fluss und die Weite bewegen uns dazu ein Weilchen zu verharren und ein paar Fotos zu schießen.


auch wenn wir nur kurz unterwegs waren mußten wir hier ein Weilchen verharren
Abstieg der vor uns liegt lässt sich gut erkennen und deutet jetzt schon darauf hin kein Spatziergang zu werden. Es geht ziemlich direkt runter über einige kleine Geröllfelder. Von dem Gewicht unserer Rucksäcke geschoben machen wir uns langsam auf den Weg hinunter ins Tal. Der Weg ist zwar müßig, geht aber doch recht flott vonstatten. Bevor es in den Wald geht, gilt es allerdings noch eine Furt hinter sich zu bringen. Der Wasserstand ist zwar nicht allzu hoch jedoch ziemlich stark fließend. Der Bach fließt in einer richtigen Schneise. Hier unten wirkt es nach dem bisher gegangenem Weg wie in einer Oase. Die Vegetation scheint in dem kleinen Tal förmlich zu explodieren. Auch dieser ort lädt uns wieder mal zu einer kleinen Rast ein die einwenig Zeit lässt über Steine schwappendes Wasser zu fotografieren und eine Zigarette zu rauchen.


Wir kraxeln nach der Pause aus dem Tal und tauchen langsam in den Djungel, der die Ufer des Rapadalen rechts und links der Ufer flankiert. Die Vegetation wird hier wieder von krüppelig wachsenden Birken und einer atemberaubenden Unterflur von Blumen und krautigen Gewächsen bestimmt. Willkommen im wirklichen Mückenland!


Welcome to the jungle
Wir verlaufen uns direkt zu Beginn auf einem der zahlreichen Pfade die in den Wald führen. Als wir irgendwann vor einem riesigen Haufen Scheiße stehen , fragen wir uns ob der bisher gegangene Weg tatsächlich von Menschen durchs Unterholz getrieben wurde oder vielleicht doch von eine größeren Säugetier angelegt wurde. Die Entscheidung fällt nicht schwer, wir kehren um, um den richtigen Pfad wieder zu finden.


Blumen wo man hinschaut


G-1000, ich liebe es
Inzwischen ist es schon recht spät und die in riesigen Schwärmen auftretenden Mücken scheuchen uns durch den Wald. Es wird uns ziemlich schnell klar, dass es hier unten im Tal nicht die allermeisten Zeltplätze für unseren Tunnel geben wird und so entscheiden wir uns, einen der als nächstes auftauchenden und gut geeigneten Plätze in Anspruch zu nehmen. Als vor uns eine kleine Lichtung auftaucht wird nicht lange überlegt. Das Zelt wird zügig aufgebaut und ein Pastasnack gekocht. Ist dies einmal getan fallen wir totmüde ins Bett.
Ein anstrengender und zugleich wundervoller Tag geht zu Ende. Noch 20 km bis zum Bootsanleger nach Aktse.


Wasser tanken
Reisezeit: Juli
Region/Kontinent: Nordeuropa
Für uns stand fest, dass es dieses Jahr endlich mal nach Skandinavien gehen würde. Nach einigem hin und her, (Bedenken was zu viele Mücken angeht) werfen wir alle Zweifel übern Haufen und entscheiden uns für den ohnehin auf der todo-Liste stehenden Sarek. Ein kleiner Traum soll in einem für uns noch unbekanntem Land wahr werden…
Nach dem Flug nach Stockholm wo wir uns einen eintägigen Aufenthalt mit Gasbesorgung, Altstadt usw. vertreiben steigen wir am Abend des 1. Julis in den Nachtzug der uns nach Gällivare bringen soll.
Der richtige Zug ist schnell gefunden. Auch ohne Bahnsteignummern und Beschriftungen wäre er ohne Probleme zu finden gewesen. Auf dem Bahnsteig stehen fast ausschließlich Menschen mit großen Trekkingrucksäcken. Wie sich während der Fahrt noch herausstellen soll sind die meisten Fahrgäste unterwegs zum Kungsleden. Interessant ist, dass sich hier alle Altersstufen zusammenfinden, die meisten sind Schweden was unschwer an den alten Außengestellrucksäcken und dem hölzernen Wanderstock zu erkennen ist.
An unserm Abteil angekommen indem wir die nächsten 15 Stunden mit ein paar Schweden verbringen werden, muss zunächst einmal einwenig Ordnung geschafft werden. Kaum haben wir die sechs Rucksäcke in die obersten Kojen verfrachtet beginnt die entspannte Fahrt in den Norden. Unsere Abteilinsassen, ein älteres paar und ein Vater mit seinem 10 jährigen Sohn sind unterwegs zum Kungsleden.
Nach ein paar Gesprächen, Abendbrot und einem Bierchen (das was in Schweden halt Bier genannt wird) schauen wir noch ein wenig aus dem Fenster den vorbeiziehenden Bäumen, Seen und Faro-roten Häuschen zu, bis sich irgendwann alle einstimmig für das Umbauen unseres Abteils zum Liegewagen entscheiden.


Ich muss sagen, in schwedischen Zügen lässt es sich doch ganz gut schlafen. Das einzige was einwenig stört ist der Geruch von verbranntem Gummi wenn der Zug bremst.
1. Tag / 02.07.08
Am nächsten Morgen wird bei einem Kaffee noch einwenig mit Leuten gequatscht die ebenfalls in den Sarek wollen und dann kommen wir auch schon ziemlich schnell um 9:12 Uhr in Gällivare an, wo wir von leicht bewölktem aber blauem Himmel begrüßt werden.
Bis unser Bus fährt haben wir noch eine Dreiviertelstunde und so fläzen wir uns noch einwenig auf die Rasenfläche neben den Bahnhof.
Kaum sitzen wir da kommen auch schon die ersten Mücken angeschwirrt. Kleine Vorboten die ankündigen was die nächsten Tagen noch auf uns zukommen soll.
Hier lernen wir auch Ulli und Martin kennen die ebenfalls in den Sarek wollen. Sie sind gestern Abend mit dem Flieger angekommen und haben bei strömendem Regen in der Nähe des Bahnhofes am Fluss gezeltet. Sie erzählen uns dass es die Woche zuvor Woche geschneit hat. Da momentan ca. 25°C herrschen, haben sie etwas Bedenken was das Furten der Bäche angeht. Das Wetter soll so bleiben und so hoffen wir, dass die Bäche durch den schmelzenden Schnee nicht zu viel Wasser führen. Aber was hilft jetzt spekulieren. Wir werden schon sehen.
Es wird sich noch einwenig über Ausrüstung und Proviant unterhalten und dann geht´s auch schon zum Bus. Wie alle anderen Fahrgäste verklappen wir unsere Rucksäcke in den dafür vorgesehenen Fächern und nehmen in einem halbvollen und äußerst komfortablen und modernem Bus platz.
Die Busfahrt führt uns zunächst durch ehr unspektakulärem Waldgebiet. Unser Busfahrer Gil überholt ein Rentier auf der linken Spur was für ihn nichts außergewöhnliches zu sein scheint und verteilt während der Fahrt Zeitungen indem er sie fahrender Weise auf Hauseinfahrten wird – so ganz nach paperboy manier.
Langsam wird die Fahrt immer interessanter, wir fahren an dem spiegelglattem Stausee, dem Suorvajaure lang. Auf der anderen Uferseite die schneebedeckten Gipfel, im Osten Gletscherbäche die sich die Berge runterstürzen. Für uns absolutes Neuland, das uns in die richtige Stimmung für die nächsten zwei Wochen bringt.
Als wir am Bootsanleger in Ritsem ankommen sitzen nicht mehr als zehn Leute im Bus. Wir können es kaum noch abwarten unsere Rucksäcke zu schnappen und loszulaufen.
Vorher müssen wir allerdings noch mit dem Boot das schon auf uns wartet rüber nach Akkajaure.


Als der Bus ankommt wartet das Boot schon auf uns
Inzwischen ist kein einziges Wölkchen mehr am Himmel. Es ist angenehm warm und das Boot legt ab, den Ahkka der sich in der Wasseroberfläche spiegelt vorm Bug.
Nach einer entspannten Fahrt voller Vorfreude auf das was vor uns liegt setzen wir den ersten Fuß auf die Erde des Stora Sjöfallets Nationalpark. Doch bevor es losgeht reiben wir uns zum Schutz vor den hier auf uns wartenden Blutsaugern mit dem in Stockholm erworbenem Mygga ein.


Der Ahhka heißt uns willkommen, die Vorfreude steigt
Martin und Ulli gehen vor. Wir vollen uns gleich an der Akkastugorna treffen und sehen ob wir vielleicht ein Stückchen zusammen laufen.
Es ist sehr warm und so kommen wir schon auf dem kurzen Stückchen zur Hütte ins Schwitzen. Angekommen sitzen die zwei Brüder auch schon am gedeckten Tisch und tanken noch einwenig Kraft bevor es richtig losgeht. Die beiden verwerfen angesichts des Schnees ziemlich schnell den Plan einer Gletscherbegehung. Nach einer Runde Kaffee und einem kleinen Snack machen Ulli und Martin sich auf den Weg. Sie scheinen gemerkt zu haben, dass wir es ehr gemütlich angehen lassen. Wohl nicht ganz vereinbar mit deren Tempo. Sie wollen wahrscheinlich heute noch auf den Sjnjuvtjudis und dort campieren.
Wir haben keinen festen Plan und so machen wir uns eine halbe Stunde nach den Beiden auch auf den Weg, dem Padjelantaleden. Inzwischen dürfte es ca. halb vier sein.
Der Weg führt uns, teils über Bohlen, zum ersten ,zwei Kilometer entferntem, Hightlight unserer Wanderung – der Brücke über den Vuojatädno. Was hier für manch einen von euch nichts Besonderes sein dürfte verschlägt uns beiden die Sprache. Die Gewalt und die Schnelligkeit mit der dieser Fluss sein satt-blaues Wasser führt ist absolut atemberaubend. Wir können nicht anders als die Rucksäcke abzulegen und uns einwenig niederzulassen. Ein paar Fotos und ein paar Minuten Film weiter machen wir uns wieder auf den Weg.


der Vuojatädno
Wir laufen noch ca. 3 km über niedrig bewachsene Flächen mit vereinzelten Birken bis wir unseren ersten Zeltplatz ausmachen. Der Platz ist leicht erhöht, der Akkha in unserem Rücken, der Fluss in einiger Entfernung vor uns. An der Feuerstelle und dem relativ kahlem Boden ist leicht zu erkennen, dass wir nicht die ersten sind die hier lagern. Das Zelt ist schnell aufgebaut, das Abendessen gekocht und so lassen wir den Abend bei einem Teechen ausklingen. Das Zeitgefühl ist durch die nicht untergehende Sonne jetzt schon nicht mehr vorhanden und so verschwinden wir gegen Mitternacht in die Schlafsäcke.
2. Tag / 03.07.08
Um 6:00 Uhr wache ich auf. Die Hitze ist nahezu unerträglich. Sarah scheint es nicht viel auszumachen. Trotzdem raff ich die eine Seite des Außenzeltes hoch damit sie noch einwenig weiterschlafen kann.
Bis es soweit ist nutze ich einwenig die Zeit um einen Kaffee zu kochen und ein paar Fotos in der näheren Umgebung zu machen. Das neue Weitwinkel muss noch eingeschossen werden. Schon jetzt ärgere ich mich über den evtl. bis zum Ende der Tour nicht reichenden Speicherplatz.
8:00 Uhr – ich beginne mit der äußerst Zeitraubenden Aufgabe Sarah zu wecken. Ich kann es kaum noch abwarten, das zu entdecken was vor uns liegt.


auf dem Padjelanta
Nach einer Portion Müsli bauen wir ab und liegen noch ein wenig vorm Zelt rum…noch lassen uns die Mücken. Bis wir endlich in die Pötte kommen und alles gepackt haben ist es ca. 11:00 Uhr. Gestern Abend haben wir noch Wasser gefiltert, womit wir uns wohl eindeutig als Fjäll-Greenhorns outen. Wir dürften wohl die einzigen gewesen sein die hier einen Filter mit sich rumgeschleppt haben.
Der Weg führt uns durch Wälder und offene Flächen die teils sumpfig sind. Die Birken hier sind sehr interessant, man sieht ihnen an was sie mit der Witterung so mitmachen…krüppelige Fotomotive soweit das Auge reicht. Ich muss mich schon zusammenreißen nicht ständig stehen zu bleiben um selbige vor die Linse zu nehmen. Wo es zu feucht oder sumpfig ist erleichtern Bohlen einem das Vorwärtskommen.
Nach ca. 8 Kilometern erreichen wir die Brücke die über den Sjnjuvtjudisjahka führt. Für uns die Eintrittspforte zum Sarek. Wir laufen noch ein Stückchen und passieren eine zweite Brücke die über den Spietjavjahka führt und für uns die Austrittspforte aus dem Sarek darstellt (An dieser Stelle bitte kein Kommentar und nein wir wollten nicht zur Kisurisstugan). Anstatt hier noch mal auf die Karte zu schauen laufen wir an dem uns im Westen am nächsten gelegenem Fluss weiter, im Glauben uns im Sarek zu befinden. Tatsächlich befinden wir uns im Padjelanta Nationalpark was uns an dieser stelle jedoch noch nicht bewusst werden soll. Ca 2-3 Km laufen wir bis wir am erhöhten Ufer des Flusses stehen bleiben um den Ausblick Richtung Gisuris und Nijak zu genießen. Erst hier wird uns bewusst, dass sich zwei Flüsse durch das vor uns liegende Tal schlängeln. Nach kurzem Stutzen und einem Blick auf die Karte ist es offensichtlich. Die Karte nur flüchtig im Gedächtnis haben wir uns verlaufen. Wir hätten uns erstens hier nicht verlaufen dürfen und zweitens die zweite Brücke nicht passieren dürfen. Was für ein dämlicher Fehler!
Der erste Gedanke ist den Spietjavjahka zu furten. Nach dem abchecken einiger Stellen wird die Idee allerdings ziemlich schnell wieder verworfen. Auch wenn es vielleicht möglich wäre gehen wir auf nu mal sicher und laufen zurück zur Brücke.


auf Umwegen - erst einige Zeit später bemerken wir, dass wir falsch gelaufen sind
Der Umweg war zwar ärgerlich, er hat uns aber auch einen schönen Ausblick beschert und da es eh nicht dunkel wird, gibt´s auch keinen Zeitdruck. Etwas sehr angenehmes, was wir von anderen Touren nicht kennen. Kein Zeitdruck noch im hellen anzukommen um ohne Stirnlampe essen zu können. Nebenbei übrigens ein absolut überflüssiger Ausrüstungsgegenstand den wir ebenfalls mitgeschleppt haben.
Da es ja nun keine andere Möglichkeit gibt laufen wir zurück zur Brücke. Obwohl der Abend fortgeschritten ist, ist es immer noch sehr warm. Die Windstille welche die Mücken schamlos ausnutzen tut ihr übriges. Nach der Brücke laufen wir etwas kaputt und demotiviert noch ca. 1 – 2 km weiter und beschließen auf einer kleinen Anhöhe zu campieren.
Vor uns liegt eine tolle Kulisse, der Ahkka, der Fluss und die tief stehende Sonne die alles in warme Töne färbt.
Beim Zeltaufbau setzen die Mücken uns übel zu. Zum ersten Mal setzen wir die doch sehr störenden Kopfnetze auf. Wir sitzen noch einwenig vorm Zelt und genießen die Landschaft bis wir zum Kochen dann im Zelt verschwinden. Wir essen heute zum ersten Mal einen Traveller lunch von dem wir sehr positiv überrascht sind. Gute Portion, guter Geschmack und echt schnell zubereitet, der Kartoffelbrei mit was weiß ich was.
Anschließend geh ich meine Füße und das Geschirr waschen. Ein Ritual das nun jeden Abend zelebriert werden soll.


Abendstimmund
Unser kleiner Umweg hat uns doch einwenig geschlaucht und so fallen wir um 1:00 Uhr rum tot in die “Betten“. Die Sonne ist hinterm Ahkka verschwunden und lässt uns so bei angenehmen Temperaturen glücklich und zufrieden einschlummern. Die Gewöhnung an die schweren Rucksäcke wird wohl noch ein, zwei Tage dauern. Ich mit meinen ungefähr 27 und Sarah mit ihren ca. 20 kg brauchten beim Wandern noch nie so viel zu schleppen. Die Stöcke, die wir zum ersten Mal benutzen leisten hervorragende Dienste und werden in Zukunft wohl bei keiner Tour dieser Art fehlen.
3. Tag / 04.07.08
9:00 Uhr – Ich sitze Kaffee schlürfend vorm Zelt, genieße den Ausblick und mache mir ein paar Gedanken zu dem was wir gerade tun. Einerseits kann ich´s noch gar nicht fassen, dass wir hier sind, andererseits kommt es mir vor als seien wir schon seit Tagen unterwegs. Ich denk ein gutes Zeichen dafür, dass man abgeschaltet hat. Kein Telefon, kein Verkehrslärm, keine anderen Menschen. Für mich, der nun seid einem Jahr überwiegend im Büro sitzt genau das richtige. Einfach nur die Weite, das rauschen des Flusses und Wir. Genau so habe ich es mir vorgestellt.


ja, genau so...
Unser erster ganzer Wandertag im Sarek steht bevor und so weck ich langsam Sarah, die glaub ich gut und gerne noch ein paar Stündchen weiterschlafen könnte. Auch am heutigen Morgen hatte ich das Außenzelt auf einer Seite aufgerafft. Unsere Schlafsäcke sind zumindest für die Morgenstunden viel zu warm.
Heute durchwandern wir das Tal zwischen Gisuris und Ahkka. Irgendwo am Fuße des Nijaks wollen wir Abends das Zelt aufschlagen. Wir sind heute erst um 13:00 - 14:00 Uhr losgelaufen. Es scheint so als ob unser Laufrhythmus sich langsam auf Nachmittags und Abends einpendeln wird. Aber wie auch immer, es bleibt ja hell. Die Mücken rücken uns auch heute wieder heftigst zu Leibe. Einen solchen Auflauf der schei…Biester hatte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemahlt. Das in Stockholm gekaufte Mittel hält sie ungefähr eine halbe Stunde ab, dann muss wieder nachgelegt werden. Meiner Meinung nach aber immer noch besser als die Netze. Obwohl wir bei diesen Temperaturen eigentlich mit kurzen Sachen laufen würden haben wir aus eben genanntem Grund lange Sachen an. Ich bin froh die Einride dabei zu haben. Sie lässt sich auch bei relativ hohen Temperaturen mit Kapuze sehr gut tragen. Wie sich in den Nächsten Tagen noch heraus stellen soll ein hervorragender Schutz gegen die Moskitos.
Wir passieren heute einige kleine Bäche die sich meistens durch schnelles Durchgehen mit Gamaschen durchqueren lassen.


auf dem Weg zum Niak
Als wir am Fuße des Nijaks ankommen ist es 23:00 Uhr. Wir haben doch recht viele Pausen gemacht die wir mit Fotografieren und einfach mit dem Genießen hier zu sein verbracht haben.
Auch hier finden wir wieder ein tolles Plätzchen in Flussnähe wo wir unseren Tunnel aufstellen können. Bis alles hergerichtet ist und wir gekocht haben ist es wieder ziemlich spät. Die Sonne ist hinterm berg verschwunden. Einzig der Gipfel vom Nijak wird noch angeleuchtet als wir uns zum Schlafen ins Innenzelt verkriechen.
Leider haben wir heute keine Rentiere gesehen. Bis jetzt lassen leider nur die Spuren in Form von Geweihstangen und Hufabdrücken ihre Anwesenheit erahnen.


Etappenziel - der Niak
4. Tag / 05.07.08
Ich sitze vorm Zelt und schreibe die Ereignisse vom Vortag nieder. Abends bin ich zu müde dafür. Am heutige Morgen lassen die Mücken mich Kaum ein lesbares Wort schreiben. Im Zelt halt ich die Wärme nicht mehr aus. Die Sonnenstrahlung ist einfach zu stark.
Heute herrscht zwar noch schönes Wetter, allerdings kommen vereinzelt Wolken durch den Mückenvertreibenden und kalten Wind auf.
Heute sind wir ziemlich früh auf den Beinen und so kommen wir etwas ehr als die letzten Tage los.
Die Ruothesvagge steht uns bevor und lässt einige größere Furten vermuten. Mit den kleinen Bächen vom Vortag hatten wir einen guten Einstieg, mit dem wir uns einwenig an´s Furten rantasten konnten.
Wir kommen nicht sehr schnell vorwärts. Wir umgehen aufgrund mangelnder Erfahrung grundsätzlich die Schneebrücken. An den Rändern sind sie teilweise doch schon ziemlich abgetaut.


eine gute Übung für die bevorstehende Furt in der Ruohtesvagge
Wir wollen noch bis zum Smajllajahka laufen, diesen furten und dann einen geeigneten Platz für die Nacht suchen. Bis dahin marschieren wir bei bewölktem Himmel auf Gletscher blickend durchs Tal, an der Renvaktarstuga vorbei, Richtung Südosten. Obwohl es die ganze Zeit nach Regen aussieht bleiben wir verschont. Das meiste scheint auf der anderen Bergseite abzuregnen.


unterwegs
Am Abend kommen wir am zu furtenden Smajllajahka an. Er stellt das bisher größte Wasserhindernis für uns dar und besteht an seiner Mündung aus mehrere Bächen. Das Wasser ist trüb und lässt weder Tiefe noch die Beschaffenheit des Grundes erahnen. Wie an den Spuren zu erkennen ist hat nicht lange vor uns hier ebenfalls jemand eine gut zu durchquerende Stelle gesucht. Die Fußabdrücke weisen darauf hin, dass hier mehrmals auf und ab gegangen wurde.


auf der Suche nach der geeigneten Stelle
Auch wir sind gezwungen erst mal auf und ab zu gehen um die geeignete Stelle ausfindig zu machen. Letztendlich entscheiden wir uns nachdem wir durch den ersten Bach mit Gamaschen durchgesprungen sind für die Mündung. Erst mal heißt es aber Hose ausziehen, Schuhe wechseln und die Verschraubung der Stöcke kontrollieren. Ist dies getan, begehe ich als erstes den erfolgreichen Versuch den trüben Bach zu durchqueren. Das Wasser reicht knapp übers Knie und ist extrem kalt. Auf der anderen Seite entledige ich mich zunächst meines Rucksackes und hüpf zum Aufwärmen auf der Stelle rum bis auch Sarah erfolgreich rübergekommen ist. Zügig passieren wir noch zwei weitere Bäche und laufen in unseren Gummilatschen noch ein paar Meter auf eine kleine Anhöhe direkt am Fluss. Hier wollen wir zelten. Unsere Füße spüren wir seit dem Wasserkontakt nicht mehr.
Das Wetter scheint schlechter zu werden und so bauen wir schnell das Zelt auf dem kleinen Buckel auf. Kaum haben wir das hinter uns gebracht setzt Regen ein der die ganze Nacht anhalten soll. Wir freuen uns trocken im Zelt zu sitzen und kochen vorm schlafen gehen noch was. Es regnet, der Wind pfeift kalt um die Ecke und wir schlafen den Tag Revue passieren lassend friedlich ein. Hoffentlich regnet es morgen nicht.
5. Tag / 06.07.08
Als ich aufwache regnet es nicht mehr. Der nahe unserem Zelt plätschernde Bach soll mir heute morgen als Badezimmer dienen. Der Wind der die Mücken in ihre Verstecke treibt muss ausgenutzt werden. Trotzdem geht das ganze ziemlich zügig vonstatten…es ist kalt. Die kleine Waschsession hinter mich gebracht fühle ich mich wie neu geboren, kann aber glücklich sein eine Mütze dabei zu haben.
Sarah ist inzwischen aufgestanden und so wird nach der alltäglichen Müsliration das Zelt, Gott sei Dank trocken, eingepackt.


Schlafsäcke lüften nicht vergessen
Wir machen uns auf den Weg durch baumloses Gelände. Auch heute müssen wir wieder recht häufig Schneebrücken umgehen, die den Weg einwenig in die Länge ziehen. Die von grün-gelben Flechten überzogenen Steine leuchten von dem in der Nacht gefallenen Regen und stellen tolle Fotomotive dar. Eigentlich müssen wir hier noch mal nur zum Fotografieren und Filmen her. Wir müssen uns so schon recht häufig zusammenreißen nicht noch öfter zum Fotografieren stehen zu bleiben. Die Landschaft ist einfach toll.


Gegen Mittag treffen wir auf ein etwas älteres Ehepaar mit ihrer 15jährigen Tochter. Der Mann spricht fließend Deutsch. Hätte er nicht kurz nach einem Wort gesucht hätte ich nicht gemerkt, dass er Schwede ist.
Er wirkt ziemlich mitgenommen, durch die Sonne sind seine Augenlieder extrem geschwollen. Er kann nur mit einem Auge sehen, ist aber ansonsten gut drauf. Ich werd mich auf jeden fall nicht beklagen wenn ich mit Mitte fünfzig oder vielleicht auch sechzig noch solche Touren auf mich nehme.
Als wir uns kurz über den jeweils vor uns liegenden Weg erkundigen sagt er nur: „Wir müssen uns setzen“. Und so sitzen wir zu fünft um eine BD 10 Karte und gehen die komplette Strecke bis ins Detail durch. Sie sind nicht durch das Rapadalen gegangen sondern sind am Osthang bzw. Kamm gelaufen. Er beschreibt den Weg als äußerst strapaziös. Sie sind über einige Schneebrücken gelaufen, erzählen aber auch im gleichen Atemzug, dass es teils grenzwertig wäre. Kein Wunder, wenn man sieht was für riesen Schneebrocken schon ausgebrochen sind.
Er erzählt von einer recht tiefen Furt, bei der wir achtsam vorgehen sollen. Das Wasser ging ihm ungefähr bis zur Hälfte des Oberschenkels. Des weiteren erzählt er noch von weidenden Elchen, Rentieren auf den Hängen und dem couscous den er vorhin für die Vögel im Gelände verstreut hätte…es sei ihm zu schwer geworden.
Er legt uns noch ans Herz den Skierfe zu besteigen - das Schönste was er in seinem ganzen Leben gesehen habe.
Als wir dankend aufbrechen fragt er seine Tochter die ebenfalls gut Deutsch spricht ob sie uns noch was mitteilen möchte. Sie sagt nur: „Oben lang ist anstrengend…verdammt anstrengend“…
Wir bedanken uns noch mal für die Infos und machen uns wieder auf den Weg. Der Himmel ist immer noch bedeckt, ein kalter Wind weht.
Wir laufen noch ungefähr 8 km als die Mikkastugan in Sicht kommt. Wir passieren den Zaun und nehmen zunächst die Hütte mit dem Nottelefon in Augenschein. Ein kleiner Raum mit einem Tisch und zwei Bänken, das Nottelefon, zwei abgelaufene Notrationen und zwei Hefte in denen sich durchreisende verewigen. Vor etwa einer Stunde sind hier zwei deutsche vorbei gekommen. Vielleicht die Besitzer des Zeltes das etwas weiter unten Richtung Brücke steht. Die Trekkingstöcke vor deren Zelt an dem Unterwäsche trocknet lässt die Herkunft der Benutzer erahnen.


an der Mikkastugan
Neben der Haupthütte sind die Überreste einer runtergebrannten Hütte zu erkennen, ansonsten gibt es hier noch ein Plumpsklo und eine kleine Fläche die, aussieht als sei sie zum Zelten vorgesehen.
An der Brücke machen wir noch einige Fotos vom darunter befindlichem Wasserfall und bauen anschließend das Zelt auf einem gegenüber liegendem Plateau auf. Die Mücken sind wie nicht anders zu erwarten wieder zahlreich und lassen uns wie so oft recht schnell im Zelt verschwinden. Beim Kochen scheint die erste Kartusche langsam zur Neige zu gehen was eigentlich nicht sein dürfte – seltsam, es befindet sich eindeutig noch was drin. Ein kurzer Report in die Kamera und wir schlafen seelenruhig ein.


6. Tag / 07.07.08
Als ich heute aufwache gehe ich zunächst zum Fluss um die hartnäckigen Überreste des gestrigen Mahls aus dem Geschirr zu entfernen. Unsere Nachbarn am gegenüberliegendem Ufer sind noch nicht wach und so freu ich mich einwenig in Ruhe am Fluss zu sitzen und das Rauschen zu genießen.
Ich sitze kaum 10 Minuten, als 15 Meter Luftlinie auf der anderen Seite zwei gestalten zur Morgenwäsche auftauchen. Als ich rüber winke um ihnen die Entscheidung zu überlassen sich hier oder wo anders zu waschen kommt leider keine Reaktion, stattdessen wird sich ausgezogen und in aller Ruhe gereinigt. An und für sich kein Ding, allerdings würde ich mir schon einwenig blöd vorkommen wenn sie mich jetzt entdecken. Aber nun, ich war als erstes hier und lasse mir mein Plätzchen an der Sonne jetzt auch nicht mehr streitig machen.
Als sie wieder weg und sauber sind bleibe ich noch ein Weilchen sitzen und mache mich auf den Morgenkaffee freuend auf zu unserem Zelt. Nach dem Frühstück geht es recht schnell ans Packen. Bei unseren Nachbarn ist ebenfalls Aufbruchstimmung angesagt. Ungefähr zeitgleich brechen wir auf, allerdings nicht ohne vorher ein kleines Plauschchen gehalten zu haben. Ist ja schließlich doch immer ganz interessant zu hören was die anderen so erlebt haben.


Guten Morgeeeenn...
Der Weg führt uns heute mit etwas Abstand entlang des Rahpajahka. Langsam scheint die Vegetation sich einwenig zu ändern. Das Gelände wird feuchter und die Landschaft bunter. Der Pfad geht inzwischen immer häufiger durch hüfthohes Weidendickicht und die vielen bunten Blumen prägen die heutige Etappe. Insgesamt eine schöne Abwechslung wenn die von uns aufgescheuchten Mücken nicht immer zahlreicher werden würden.


Wir stehen inzwischen am „Ufer“ des Gletscherbaches Mahtujagasj, welcher uns zwingt die Stiefel auszuziehen. Die Strömung ist relativ stark jedoch problemlos passierbar. Das Wasser wie gewohnt eiskalt was uns bei dem heute strahlend blauem Himmel relativ wenig ausmacht. Etwas oberhalb ist ein wundervoller Wasserfall. Kaum haben wir die Furt hinter uns gebracht Stiefel ich hoch um en paar Fotos zu schießen. Sarah nutzt die Zeit einwenig zu filmen.


am Mahtujagasj


...und durch
Wieder unten geht es wieder weiter durch seicht ansteigendes Gelände Richtung Südosten. Die zahlreichen kleinen Bäche die wir kreuzen stellen hier kein wirkliches Hindernis dar, bereichern die Landschaft aber ungemein.
Einige Zeit später kommen wir an einen kleinen Hügel namens Bielawarasj. Sarah hat auf dem Weg hierher ziemlich abgebaut und so lassen wir uns für ein Stündchen hier nieder um ein Nickerchen zu machen. Im Windschatten eines großen Felsen genießen wir den Blick zurück Richtung Mikkastugan die man in der Ferne eben gerade noch erkennen kann. In den nächsten Stunden werden wir den Aufstieg ins Hochtal Snavvavagge hinter uns bringen. Die Karte lässt schon vermuten, dass das ganze nicht unbedingt zu unterschätzen ist. Ich besteige den kleinen Hügel, vielleicht kann ich hier mehr von dem Weg erkennen der vor uns liegt. Obwohl dies wirklich nur ein kleines Hügelchen ist habe ich einen absolut grandiosen Blick in alle Himmelsrichtungen. Vom Weg kann ich nicht all zuviel erkennen aber so wie es aussieht geht es parallel zur Steilwand, den Spokstenen, hoch. Sieht ganz und gar nach einer kleinen Kletterpartie aus.


vom Bielawarasj - der Blick zurück
Als wir aufbrechen ist es 20:00 Uhr. Das Gelände wird immer steiler, die Vegetation immer schöner. Zunächst geht es durch hüfthohes Weidengestrüpp, welches das Gehen nicht gerade einfacher macht und eine ganze Armader von Mücken in sich birgt. Der Blick zurück ins Tal ist bei dem tiefen Sonnenstand grandios und läst uns hin und wieder innehalten bis die Mücken uns wieder weiterscheuchen.
Nach einer weile sind wir an den Spoksteinen angekommen. Wie aus der Ferne schon erwartet ist der Weg mit den schweren Rucksäcken ziemlich anspruchsvoll. Ab jetzt wird gekrabbelt, geklettert und geflucht. Die bunten Blumen werden mit Gewinn an Höhe zunächst immer zahlreicher und versüßen uns den Aufstieg, den wir das nächste Mal glaub ich nicht noch mal um 8:00 Uhr Abends antreten würden. Obwohl Sarah heute nicht ganz fitt ist meistert sie das ganze sehr gut. Für jemanden der sonst nie Sport macht auf jeden Fall ne super Leistung.
Ich mache mir einwenig Sorgen, dass von der Steilwand über uns was runter kommen könnte aber nun sind wir schon so weit, dass der Aufstieg fast kürzer als der Abstieg wäre. Als wir so vor uns herkraxeln taucht plötzlich ein Steinadler auf, der bei unserem Anblick sofort wieder abdreht und hinter einem Felsen verschwindet.
Obwohl uns der Anblick des wunderschönen Vogels einwenig anspornt merken wir wie unsere Kräfte langsam schwinden. Bis wir oben sind halten wir noch ein paar mal inne um die Konzentration nicht vollends zu verlieren. Als wir oben sind ist es fast Mitternacht. Wir wollen noch bis zum See laufen und dort das Zelt aufbauen. Dies allerdings nicht ohne vorher einwenig den Blick ins heute durchwanderte Tal zu genießen.




langsam geht´s nach oben


oben angekommen - die Mühe hat sich gelohnt
Wir schleppen uns froh oben zu sein bis zu einem geeigneten Zeltplatz am Ufer des Sees, bauen zügig das Zelt auf und kochen noch schnell was bevor wir tot auf die Matten fallen.


die Zeugen
7. Tag / 08.07.08
Als wir wach werden begrüßt uns wieder mal strahlender Sonnenschein. Um es einwenig länger im Zelt auszuhalten wird wieder die Lüftung hochgerafft. Es hat sich inzwischen als eine tolle Funktion des Zeltes herausgestellt. Der leichte Muff der durchgeschwitzten Körper wird hervorragend aus dem Zelt getragen.
Die gestrigen Strapazen die einiges an Schweiß in die Klamotten getrieben haben bewegen uns dazu etwas Wäsche zu waschen und den Tag etwas langsamer angehen zu lassen. Bis diese im Wind halbwegs angetrocknet ist und die Rucksäcke gepackt sind ist es 16:00 Uhr.


unser Zelt im Hochtal
Nach einem kleinen Anstieg von ca. 100 Metern und eine stunde später genießen wir den grandiosen Blick auf den Rapadalen. Der mäandrierende Fluss und die Weite bewegen uns dazu ein Weilchen zu verharren und ein paar Fotos zu schießen.


auch wenn wir nur kurz unterwegs waren mußten wir hier ein Weilchen verharren
Abstieg der vor uns liegt lässt sich gut erkennen und deutet jetzt schon darauf hin kein Spatziergang zu werden. Es geht ziemlich direkt runter über einige kleine Geröllfelder. Von dem Gewicht unserer Rucksäcke geschoben machen wir uns langsam auf den Weg hinunter ins Tal. Der Weg ist zwar müßig, geht aber doch recht flott vonstatten. Bevor es in den Wald geht, gilt es allerdings noch eine Furt hinter sich zu bringen. Der Wasserstand ist zwar nicht allzu hoch jedoch ziemlich stark fließend. Der Bach fließt in einer richtigen Schneise. Hier unten wirkt es nach dem bisher gegangenem Weg wie in einer Oase. Die Vegetation scheint in dem kleinen Tal förmlich zu explodieren. Auch dieser ort lädt uns wieder mal zu einer kleinen Rast ein die einwenig Zeit lässt über Steine schwappendes Wasser zu fotografieren und eine Zigarette zu rauchen.


Wir kraxeln nach der Pause aus dem Tal und tauchen langsam in den Djungel, der die Ufer des Rapadalen rechts und links der Ufer flankiert. Die Vegetation wird hier wieder von krüppelig wachsenden Birken und einer atemberaubenden Unterflur von Blumen und krautigen Gewächsen bestimmt. Willkommen im wirklichen Mückenland!


Welcome to the jungle
Wir verlaufen uns direkt zu Beginn auf einem der zahlreichen Pfade die in den Wald führen. Als wir irgendwann vor einem riesigen Haufen Scheiße stehen , fragen wir uns ob der bisher gegangene Weg tatsächlich von Menschen durchs Unterholz getrieben wurde oder vielleicht doch von eine größeren Säugetier angelegt wurde. Die Entscheidung fällt nicht schwer, wir kehren um, um den richtigen Pfad wieder zu finden.


Blumen wo man hinschaut


G-1000, ich liebe es
Inzwischen ist es schon recht spät und die in riesigen Schwärmen auftretenden Mücken scheuchen uns durch den Wald. Es wird uns ziemlich schnell klar, dass es hier unten im Tal nicht die allermeisten Zeltplätze für unseren Tunnel geben wird und so entscheiden wir uns, einen der als nächstes auftauchenden und gut geeigneten Plätze in Anspruch zu nehmen. Als vor uns eine kleine Lichtung auftaucht wird nicht lange überlegt. Das Zelt wird zügig aufgebaut und ein Pastasnack gekocht. Ist dies einmal getan fallen wir totmüde ins Bett.
Ein anstrengender und zugleich wundervoller Tag geht zu Ende. Noch 20 km bis zum Bootsanleger nach Aktse.


Wasser tanken
Kommentar