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Lockdownbedingt wird mir gerade etwas langweilig. Und wenn ich schon nicht reisen kann, kann ich ja vielleicht mal versuchen, darüber zu schreiben. Die hier beschriebene 6-Tage Tour von Hjerkinn nach Andalsnes ist zwar schon ein paar Jahre her, aber das ändert nichts an ihrer Schönheit. Beide Orte haben den Vorteil, dass man sie mit der Bahn erreichen kann. Hjerkinn liegt an der Bahnlinie Oslo-Trondheim, von Oslo ist man in 5-6h in dort. Der Zug hält dort nur auf Verlangen, ich bin der einzige, der dort aussteigt, im Bahnhof ist auch niemand. Ich komme abends an und übernachte in Hjerkinn.
Im Døvrefjell gibt es Selbstbedienungshütten (d.h. ohne Hüttenwart) des DNT in Tagesetappenabständen. Den Schlüssel dafür hat man als DNT-Mitglied. Die Hütten haben Lebensmittelvorräte, an denen man sich bedienen kann. Man schreibt dann auf, was man verbraucht hat, und das wird dann irgendwann später von der Kreditkarte abgebucht. In den Hütten sind auch Küchen und Gasflaschen, Betten und Decken. Dadurch kann man mit ziemlich leichtem Gepäck reisen. Ich hatte vielleicht 6-7 kg dabei - das ging im Flieger sogar ins Handgepäck. Als Karte hatte ich die Sunndalsfjell 1 : 100.000 dabei, aber ich denke, man kann das auch komplett nach ut.no navigieren.
26.8. Snøheim - Snøhetta - Åmotdalshytta
Von Hjerkinn bis Snøheim gibt es einen Bus. Da der Weg relativ langweilig aussieht und ich Moschusochsen schonmal gesehen habe (das Dovrefjell ist die einzige Region Norwegens, wo es die gibt), nehme ich den Bus, das gibt etwas mehr Zeit für die Snøhetta. Der Weg von Snøheim zur Snøhetta ist recht gradlinig, blockig und steil, aber gut zu gehen. Bis kurz vorm Gipfel ist das Wetter gut, dann zieht es in Nullkommanichts völlig zu und es wird ziemlich ungemütlich da oben. Außerdem nimmt die Wetterstation eh fast den ganzen Gipfel ein. Aber bei gutem Wetter muss man hier einen super Blick zum Jotunheimen haben.
Snøhetta
Das war's dann mit der Aussicht
Im Nebel und Schnee finde ich erstmal den Weg zur Åmotdalshytta nicht, aber die Richtung ist eh klar und irgendwann klart es etwas auf und ich kann weglos dorthin gehen. Die Hütte ist recht gut besucht, die meisten Leute sind Jäger - Ende August ist wohl Rentierjagdsaison. Die Jäger waren anscheinend erfolgreich, die ganze Küche war voller Blut. Meine heimliche Hoffnung auf ein Rentiersteak zum Abendessen erfüllte sich leider nicht.
27.8. Åmotdalshytta - Grøvudalshytta
Eine recht lange Etappe, 8-9h. Das erste Stück Richtung Westen ist sehr gut zu gehen, aber ab der Stelle, wo der Weg nach Norden abknickt, wird es für einige Kilometer ziemlich blockig. Das ist technisch alles nicht schwierig, aber es dauert halt, und man hat viele Gelegenheiten, sich durch Unachtsamkeit die Knochen zu lädieren. Einige Schafe fliehen hunderte Meter vor mir den Weg entlang, bis sie begreifen, dass ein kleiner Schritt zur Seite es auch tut. Man kommt dann etwa 2km nach einer Hängebrücke, die den Fluss quert, zur Grøvudalshytta. Es gibt dort noch einige weitere Gebäude der Gammelsetra - Grøvudalshytta ist diejenige, die am nächsten am Fluss liegt. Die Hütte ist sehr gemütlich eingerichtet, außer mir sind nur zwei Leute da.
Links im Bild ist die Grøvudalshytta
28.8. Grøvudalshytta - Raubergshytta
Von der Grøvudalshytta geht es erst ein gutes Stück bergauf, dann herrlich über Hochebenen mit phantastischer Aussicht. Eine wunderbare Etappe! Unterwegs war mal ein zu querender Bach einen Zentimeter zu tief und bescherte mir nasse Füße, aber das liess sich durch Sockenwechsel gut lösen.
Auch auf der Raubergshytta ist es sehr ruhig, insgesamt sind fünf Leute da.
29.8. Raubergshytta - Reinsvassbu
Wieder eine recht leicht zu gehende Etappe. Reinvassbu liegt am Ende des Reinvasnet, man kann im Prinzip rechts oder links rum um den See gehen. Ein Argument für die nördliche Variante ist wohl, dass laut Hüttenbuch die Brücke über den Fluss zum Reinvasnet öfter mal weggespült wird und der Fluss dann nicht ganz einfach zu queren ist. Als ich da war, gab es aber eine schöne neue Brücke. Die Reinsvassbu ist mit 10 Schlafplätzen recht klein, aber ich habe sie komplett für mich allein. Leider hat sie - anders als die meisten anderen dieser Hütten - auch keinerlei Lesestoff, so wird's abends etwas langweilig, weil der Tolino sich unterwegs irgendwie entladen hat.
30.8. Reinsvassbu - Hoemsbu
Der Weg geht zuerst einigermaßen eben in einen Sattel und fällt dann dramatisch ab zum Eikesdalsvatnet. Das muss man am nächsten Tag alles wieder rauf. Die Hütte Hoemsbu liegt auf der anderen Seite des etwa zwei Kilometer breiten Sees. Einen Weg um den See herum gibt es nicht, und wenn, dann wäre er ziemlich lang. Die einzige Möglichkeit, rüber zu kommen, ist Arne. Arne besitzt ein Boot und fährt einen rüber. Man ruft am besten vorher an (wenn man irgendwo Netz hat) oder schickt vorab eine Mail. Arne hat ein offenes Boot mit einem ziemlich kräftigen Außenborder, in gefühlt drei Minuten ist man über den See. Das kostet dann 200 NOK, finde ich aber okay.
Hoemsbu ist ein aufgegebenes Bauernhaus, recht groß und mit vielen authentischen Details ausgestattet. Ein herrliches Haus, direkt am See, der zum Bade lädt. Man könnte locker eine Woche dort bleiben. Und wieder ist außer mir niemand da.
Die DNT-Hütte Hoemsbu (das gelbe Gebäude)
31.8. Hoemsbu - Andalsnes
Heute geht es die gestern verlorenen Höhenmeter wieder rauf, und noch einige dazu, insgesamt 1250 hm. Laut Hüttenbuch wird diese Etappe recht selten gegangen. Der Weg führt stetig bergauf zuerst durch ein dicht bewachsenes Kerbtal und dann in alpines Gelände mit einigen kleinen Gletschern (die man aber nicht queren muss). Die Orientierung ist dort nicht leicht und die Markierungen sind eher dünn gesät. Hier möchte ich nicht bei Nebel sein.
Blich zurück zum Eikesdalsvatnet
Oben am Pass Hoemskaret angekommen kann man schon den Isfjorden sehen. Der Abstieg führt erstmal weiter durch ziemlich blockiges Gelände. Die Wegmarkierungen sind wieder sehr rar, man muss etwas improvisieren. Es gibt auch einige Schneefelder, und ein paar davon überdecken offensichtlich Bäche, und nicht alle sehen vertrauenswürdig aus. Das bedingt einige Umwege.
Danach wird der Abstieg leichter und führt schließlich auf einen Schotterweg, der später in ein Sträßchen übergeht. Von hier sind es noch 12 etwas langweilige Kilometer nach Andalsnes. Ich frage einen Traktorfahrer, ob er mich ein Stück mitnehmen kann. Der weist mich darauf hin, das hier am Ende der Welt in fünf Minuten ein Bus käme - und der kam auch pünktlich.
Von Andalsnes geht es am nächsten Morgen mit dem Zug nach Dombas. Das ist eine großartige Bahnstrecke, man sollte sie eigentlich mehrmals hin und zurück fahren. Von Dombas dann direkt nach Oslo - und Tschüss ...
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