[SE] Windiges Winterwochenende im Jämtland

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • toppturzelter
    Fuchs
    • 12.03.2018
    • 1877
    • Privat

    • Meine Reisen

    [SE] Windiges Winterwochenende im Jämtland

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Zwei stuermische Winternächte in Windschutzhuetten und eine im Zelt
    Fuenf Tage mit Ski und Pulka im Jämtland - ein Equipmenttest

    Reisezeitraum: 25/2 - 2/3 2021
    Reisegegend: Södra Jämtlandsfjällen, Jämtland, Schweden
    Lawinenstufe: mässig - erheblich (2-3)
    Wetter: genau richtig, um Technik und Ausruestung zu testen

    Prolog

    Ein grösserer Plan bedarf gelegentlich kleinerer Vorbereitungen, und dazu gehört bei unserem eigenartigen Hobby des Draussenseins oft ein bisschen Equipment, und hin und wieder auch ein bisschen Uebung - oder zumindest Einuebung mit den neusten Errungenschaften. Zu den grösseren Anschaffungen des Jahres gehörten wohl ein paar Turski (Backcountry-Langlauflatten) und ein Luxusschlitten (Fjellpulken als Ersatz fuer die seilgezogene Paris-Pulka). Darum plante ich ein langes Wochenende Ende Februar/Anfang März, fuhr mit dem Zug nach Duved, weiter mit dem Bus nach Storulvån, und verbrachte 5 Tage bei wechselnden Bedingungen in altbekanntem Gebiet - diesmal jedoch weniger topp, mehr tur. Somit fällt dieser Kurzurlaub auch ein bisschen unter Equipmenttest.

    Ich war schon frueher mit Ski und Zelt/Pulka unterwegs, jedoch (a) auf Touringski und (b) mit einer selbstumgebauten Paris-Pulka (zum Beispiel hier). Neu dieses Jahr war vor allem die Fortbewegung auf den wackligen Langlauflatten (okeee, mit Stahlkante, aber verglichen mit "richtigen" Ski und Schuhen ist es dann doch eher wackelig). Ein paar Langlauf-Tagestouren hatte ich schon gemacht, gelegentlich auch "weglos", jedoch dann ohne Gepäck. Die flachen Stuecke wuerden sicher gemuetlicher werden, und auch die leichten Aufstiege einfacher, doch wie wuerde ich mich auf den unterschiedlichen Abfahrten machen, vor allem mit der Pulka im Ruecken? Wie gehts bergauf mit Pulka und den verschiedenen Fellen? Und wie wuerde ich mit der neuen Pulka mit festem Gestänge klarkommen?


    Gepackte Pulka

    Die geplante Route war von Storulvån zum Gåsån Vindskydd, weiter ueber Helags nach Sylarna, und dann, je nach Zeit, auf dem direkten Weg oder ueber Enkälen und Ulvåtjärn, wieder zum Ausgangspunkt in Storulvån. Da ich weder Reservetage noch viele Abkuerzungsmöglichkeiten hatte (von Gåsån - Sylarna mal abgesehen, aber das hätte ich gleich an Tag 2 angehen muessen) hielt ich mir noch den Fjällexpress zwischen Sylarna und Storulvån im Hinterkopf. Fuer Nachahmer: der ist jetzt vorerst eingestellt.

    Anreise

    Die Anreise war eine alte bekannte, doch diesmal "musste" ich schon tagsueber anreisen, da an Nachtzuegen nur noch eine Fahrt fuer sage und schreibe 4000 Kronen verfuegbar war: Snälltåget vermietet zur Zeit nur ganze Abteils, und das alles andere als Spätbucherfreundlich. Stattdessen bekam ich fuer einen normalen Preis die Fahrt am Tage plus eine Uebernachtung in der Pension Mullfjället, inklusive Transfer vom/zum Bahnhof in Duved, Abendessen und Willkommensbierchen zu später Stunde und ein letztes stärkendes Fruehstueck am Morgen. Das Wetter in Duved eher Bescheiden: am Freitag, an dem es dann losgehen sollte, erstmal Regen. Die Pension jedoch, zumindest fuer alle, die es einfach mögen, oder als Zwischenhalt wie in meinem Fall, sehr zu empfehlen.

    Mit steigenden Höhenmetern auf der Busfahrt nach Storulvån wandelte sich der Regen zu Schnee, doch auch hier war der Schneemangel des Jahres gut zu sehen. Viele Stellen noch kahl, wobei einiges davon auch durch den starken Wind der letzten Tage verursacht war. Der starke Wind, von dem sollte ich noch ein paar Mal zu hören bekommen...

    Angekommen in Storulvån war alles schnell erledigt: Arbeits-Laptop sicher verschlossen (den hatte ich nur bei, um den Anreisetag im Zug noch arbeiten zu können, da ich nicht wirklich Urlaub genommen hatte) und auch ein paar ueberfluessige Sachen in der Fjällstation verstaut (Skitasche, Rollen fuer Pulka, Hose und Schuhe), Pulka umgepackt, Skihose angezogen und dann gings es wieder vor die Tuer nach draussen.

    Grobe Ausstattungsliste

    - Ski (Åsnes Amundsen Fram), mit Schuppen, Kurz- und Langfellen
    - Pulka (Fjellpulken 144)
    - Zelt (Hilleberg Tarra) - das hatte ich schon ausgiebig auf frueheren Touren getestet
    - Actic Bedding mit Winterschlafsack, EVA + Exped TT - abgesehen von der Verpackung auch hier nichts Neues
    - Benzinkocher (MSR Whisperlite) + Gaskocher (PocketRocket - Ersatz oder fuer wärmere Tage, mit Wintergas) - ebenfalls bestehendes Equipment
    - Essen: viel Trockenmat (zwecks "Equipmenttest"), und ein paar Luxusgueter wie Brot, Brotaufstrich, Kekse, Schokomuesli, ein Liter Hafermilch.. (denn warum nicht, wenn man den Platz hat und sonst nicht viel braucht)

    ... und alles das, was man sowieso alles beihaben sollte.
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von toppturzelter; 08.03.2021, 14:09.

  • toppturzelter
    Fuchs
    • 12.03.2018
    • 1877
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Freitag, 26/2: Storulvån - Gåsån vindskydd (ca. 14 km, +150 m)

    Obwohl bei meiner Ankunft in Storulvån alles recht zuegig verlief, war es beim Aufbrechen dann doch schon 12 Uhr mittags. Beim Handölan gleich die erste Schwierigkeit, die mit Tourenski kein Problem gewesen wäre: eine gut ein Meter hohe, aus meiner Sicht fast senkrechte Stufe lag zwischen Weg und der Höhe des Schnees, der den Fluss bedeckte. Ich gewöhnte mich grade noch an das Tragegeschirr... Mit einem kleinen Umweg (da war ich nicht der einzige, aber meiner war etwas länger), mit der Pulka an der Hand gefuehrt, kam ich zum schneebedeckten Fluss herunter und wagte mich auf die nicht ueberall sehr fest wirkende Schneefläche. Mit Ski war es kein Problem, aber die paar Fussspuren, die auf dem Schnee zu sehen waren, waren teils tief eingesunken.

    Ich erreichte den alten Winterweg, und bei gutem Wetter lief alles bestens. Auch der Anstieg bereitete mir, noch ganz ohne Felle, keine Probleme. So sehr gut war das Wetter jedoch nicht: es war recht warm, Null-Grad-warm. Schon nach wenigen Kilometern pappte der Schnee immer wieder unter den Ski. Das weitergehen war nicht immer sehr einfach, vor allem die gelegentliche Schieflage durch ungleich verteilte Schneeklötze unter den Ski machte mir zu schaffen - und ich sehnte mich ein bisschen nach schweren, breiten Ski mit langen Fellen...

    Bei Tjallingen machte ich eine erste Verschnaufpause, gönnte mir einen Tee und kratzte den Schnee von den Ski. An die Pulka im Flachen, ohne Wind und technische Schwierigkeiten (hier ist zwar nicht gespurt, aber man läuft doch auf einem breiten Weg, wo hin und wieder Ski und Snowmobile durchgefahren werden), und die duennen Ski, hatte ich mich ansonsten bereits gewöhnt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00382.JPG Ansichten: 0 Größe: 7,19 MB ID: 3026992
    Handölanbruecke bei Tjallingen

    Kurz hinter Tjallingen kommt die Querung des Tjallingån, oft nicht mehr als eine kleine Kuhle in der weissen Weite. Doch dieses Jahr war der Bach schon gut zu sehen, der Schnee an weiten Teilen eingebrochen. Zwei kleine Schneebruecken blieben mir, um trockenen Fusses auf die andere Seite zu kommen, und fuer welche ich mich auch entschieden habe, sie hat zum Glueck gehalten. Erst mich, und dann die Pulka.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00385.JPG Ansichten: 0 Größe: 7,38 MB ID: 3026993
    Tjallingån im Rueckblick

    Während der Schnee kaum weniger pappig wurde, nahm der Wind am späteren Nachmittag zu. Doch alte Erinnerungen bewogen mich, nach Gåsån weiterzulaufen, um dort mein Zelt aufzustellen. Unsicher, wann genau es dunkel werden wuerde, setzte ich mir ein Limit fuer 17 Uhr, an dem ich mir einen Zeltplatz suchen wollte, wenn ich es bis dahin nicht zur Huette schaffen wuerde (wenn wer die Aufnahmezeit der Fotos herausbekommt - die Kamera stand noch auf Sommerzeit).

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00386.JPG Ansichten: 0 Größe: 5,36 MB ID: 3026994
    Suedlich des Tjallingån auf dem Weg Richtung Gåsån

    Einige nette Zeltplätze passierte ich, die windgeschuetzt lagen, doch es war noch nicht so spät, als ich den Windschutz erreichte. Nur gab es ein Problem... Nicht der Wind selbst (der nicht ohne war, aber auch kein grosses Thema), sondern der vom Wind davongetragene Schnee. Bei der ganzen Huette nicht eine Stelle mit Schnee, die nicht vereist oder arg duenn war, sodass man ein Zelt hätte vergraben können. Nicht im Wäldchen, wo ich in vergangenen Jahren schonmal gezeltet hatte, nicht hinter der Huette, und auch nicht um die Ecke, wo es zur Fjällstuga hochgeht. So entschied ich mich, leicht enttäuscht, die Nacht in der Huette zu bleiben.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00387.JPG Ansichten: 0 Größe: 5,06 MB ID: 3026995
    Gåsån vindskydd (am nächsten Morgen)

    Am Abend nahm der Wind weiter zu zu einem kleinen Sturm (harter Wind heisst sowas bei SMHI, Wetterwarnstufe 1), sodass ich, hätte ich im Zelt geschlafen, doch gerne etwas Schnee als Baumaterial zur Verfuegung gehabt hätte. Hätte es geklappt? Mit Sicherheit. Gemuetlich? Eher nicht. Dann war es auch so in Ordnung.

    Das Bett war schnell "aufgebaut" (also hingelegt und zu Ende aufgepumpt), Tee und Wasser fuers Abendessen hatte ich noch genug bei mir, und nach dem Kochen stellte ich mir den mit Schnee gefuellten Topf in die Huette, in der Hoffnung, dass dieser am nächsten Morgen weitgehend geschmolzen sein wuerde.

    Die Huette klapperte mittlerweile ordentlich im Wind als ich gegen 21 Uhr die Augen schloss und somit nach längerer Zeit mal wieder lange schlafen konnte.

    Kommentar


    • toppturzelter
      Fuchs
      • 12.03.2018
      • 1877
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Samstag, 27/2: Gåsån vindskydd - Hulke vindskydd (ca. 10 km, +150 m, - 150 m)

      Der nächste Morgen brachte Windstille, wobei der Wetterbericht weiterhin von 15 m/s plus Böen sprach, die im Laufe des Tages zunehmen sollten, und zum Abend hin in einer Warnstufe 2 enden sollten. Nach knapp 12 Stunden schlaf freute ich mich auf weitgehend getauten Schnee im Kochtopf, sodass ich mir das Schneeschmelzen sparen konnte. Frischer Tee, Schokomuesli mit Hafermilch und eine Scheibe Brot sollten die Grundlage fuer den ersten vollen Tag im Fjäll bilden.

      Nach dem Fruehstueck tauchten zwei Stimmen draussen an der Huette auf, ein leichtbepacktes Mutter-Tochter-Gespann (wobei die Tochter um die 40 gewesen sein duerfte). Die beiden kamen grade aus Gåsen (der Fjällstuga) und hatten, der Wettervorhersage wegen, ihre Tour geändert und waren jetzt auf dem Weg nach Sylarna, statt ueber Helags zu laufen. Bei der Abfahrt von Gåsen hatten sie sich dummerweise verguckt und sind Richtung Helags runter, und dann durchs Holkendurrie gegangen. Die vier km Umweg wuerden sie gut verkraften, und ich hatte frische Informationen, dass man dort problemlos durchkommt - denn da wollte ich gleich lang. Bald zogen die beiden weiter und ich packte meine Sachen auf den Schlitten.

      Ein weiterer Skifahrer, diesmal mit Pulka, kam von Gåsen und wir kamen kurz ins Gespräch, unter anderem natuerlich ueber den Wetter und dessen Vorhersage. Auch er wollte nach Sylarna, folgte dann aber, bis ich ihn korrigierte, dem Weg nach Storulvån. Kennt sich hier denn niemand aus...? Er war mit langen Fellen unterwegs und hatte wohl diverse Schwierigkeiten, war bei der Abfahrt wohl schon auf die Nase gefallen und hatte auch bei der Flussueberquerung seine Schwierigkeiten, sodass er Abschnallte und ein Stueck lief. Ich machte mich fertig.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00388.JPG
Ansichten: 753
Größe: 4,32 MB
ID: 3027475
      Der letzte meiner Morgengesellschaft auf dem Weg nach Sylarna

      Ich folgte dem Holkendurrie fuer etwa 4 km, bis ich auf den Winterweg stoss, der die Gåsenstuga mit der Helagsstuga verbindet. Auch wenn hier kein Winterweg ist (im Sommer gibt's einen Trampelpfad) ist die Strecke leicht zu gehen und sehr leicht zu navigieren. Der Fluss lässt sich gut erahnen, und zu Beginn kreuzte ich immer wieder die zwei Spuren des Mutter-Tochter-Gespanns, die wenige Stunden zuvor in anderer Richtung hier unterwegs gewesen sind. Doch schon das Wegfallen der Wegkreuze, die oft auf langen Stuecken schnurgeradeaus verlaufen, sorgte dafuer, dass man mehr Bögen macht und sich bewusster dem Gelände anpasst. Zugefrorene und schneebedeckte Wasserstrecken waren gut auszumachen, und auch wenn es hier nicht mehr nötig war, wählte ich meist die Stellen, wo man sicher nicht - oder nicht zu lange - auf Eis unterwegs war.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00394.JPG
Ansichten: 705
Größe: 4,40 MB
ID: 3027476
      "Weglos" durchs Holkendurrie

      Bald entdeckte ich die ersten Winterwegmarkierungen (immer wieder interessant, wie man sie von der Seite kommen fast nicht sieht) und folgte dem Winterweg nach Suedwesten. Nach der Flussueberquerung war es bald Zeit, die Felle unter die Ski zu machen, da die Schuppen mir - mit Pulka - nicht mehr genug Halt boten. So war auch gleich eine Gelegenheit fuer eine Teepause gefunden, bevor es an den Aufstieg ging.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00401.JPG
Ansichten: 686
Größe: 5,05 MB
ID: 3027477
      Kurze Pause vor dem Aufstieg - und eine Nebenfunktion fuer den Hueftgurt entdeckt

      Der Aufstieg selbst gestaltete sich weitgehend problemlos, nur an einer Stelle lag eine Wechte auf dem Weg. Von oben kommend könnte es hier ungemuetlich werden, aber von oben kam niemand. Von unten kommend konnte ich sie gemuetlich umlaufen - bei der Steigung auf dem Stueck vermutlich eh die bessere Wahl.

      Der Schlitten machte sich beim Aufstieg natuerlich bemerkbar, aber mit den kurzen Fellen kam ich gut voran - wieder eine Sorge weniger. Der Schnee war gluecklicherweise auch weniger pappig als am Vortag. So erreichte ich eine Weile später die Passhöhe und konnte die Aussicht bis ins Sylmassiv geniessen, sowie gelegentliche Sonnenstrahlen, die den Schnee erhellten.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00410.JPG
Ansichten: 685
Größe: 5,20 MB
ID: 3027478
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00411.JPG
Ansichten: 685
Größe: 5,24 MB
ID: 3027479
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00417.JPG
Ansichten: 672
Größe: 4,21 MB
ID: 3027480
      Aussicht vom Holkepass

      Genug von der Aussicht und mehr Tee machte ich mich auf, zum Hang zu kommen, der mich zum Hulkewindschutz runter bringen wuerde. Ich machte meine ersten Schneepflug-Pulka-Bögen, wo der Schnee es zuliess, doch immer dann, wenn sich fluffiger Schnee und eisige Abschnitte abwechselten, wurde es anstrengend. Die Pulka wollte meist was anderes als ich, da sie oft auf einem schnellen Abschnitt war, wo ich schon wieder langsam wurde, oder noch auf langsamen Schnee war, während meine Ski schon Fahrt aufnahmen... Aber ich entdeckte die Vorteile eines relativ starren Zuggepannes und bewegte mich mal zähfluessig mal holprig den leichten Hang hinunter.


      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00418.JPG
Ansichten: 670
Größe: 4,39 MB
ID: 3027481
      Hulke vindskydd

      Ein paar Bögen und Holperer später wurde die Hulkehuette sichtbar, die auch das Ende der ersten Abfahrt ankuendigte. Bei der Huette machte ich wieder Rast, und schaute nach Updates im Wetterbericht. Dieser sagte weiter, es sei sehr windig (da lag er falsch), und es wuerde in den nächsten Stunden noch einiges windiger werden. Unschluessig ueberlegte ich, was ich machen sollte. Zum Bleiben war es mir eigentlich zu frueh, doch Weiterlaufen wäre auch nicht gut: Zelten in den Konditionen ist eher schwierig (weiterhin grösstenteils vereiste oder duenne Schneedecke, dazu starker Wind angekuendigt mit Wetterwarnstufe 2), und darauf verlassen, in Helags unterzukommen, wollte ich mich auch nicht, weil ich nichts gebucht hatte.

      Ich entschied mich, zu bleiben, und nach einer Zeltplatzspähtour auch, in der Huette zu uebernachten - was mir mit zunehmend auffrischendem Wind quittiert wurde. Um die Zeit nicht ganz gelangweilt herumzusitzen drehte ich ein paar Runden zu Fuss um die Huette.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00422.JPG
Ansichten: 669
Größe: 4,53 MB
ID: 3027482
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00426.JPG
Ansichten: 661
Größe: 4,92 MB
ID: 3027483
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00427.JPG
Ansichten: 662
Größe: 5,90 MB
ID: 3027484
      Rund um den Hulke vindskydd

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00425.JPG
Ansichten: 662
Größe: 4,44 MB
ID: 3027485
      Hulke vindskydd

      Danach verzog ich mich in die Huette, packte mich langsam aus und beobachtete den Weg in beide Richtungen, ob noch wer vorbeikommen wuerde - das war aber nicht der Fall. Die Abendgestaltung verlief wie so oft, mit Kochen, Essen, Schneeschmelzen, studieren der Wettervorhersage fuer die nächsten Tage (weiterhin windig, ein paar Grad unter Null), und studieren des weiteren Weges unter Beruecksichtigung verschiedener (Wetter-)Szenarios.

      Am Abend ruettelte der Wind wieder ordentlich an der Huette, und ich machte mir Sorgen, dass ich mich zu sehr an diese Luxusunterkuenfte gewöhnen wuerde, und ob ich das machte, was ich eigentlich nicht gerne sehe - wenn man die Huetten ohne guten Grund fuer die Uebernachtung nutzt. Aber - zumindest redete ich es mir ein - bei Warnstufe 2 und eher miesen Schneebedingungen ist das schonmal in Ordnung.

      Kommentar


      • toppturzelter
        Fuchs
        • 12.03.2018
        • 1877
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Sonntag, 28/2: Hulke vindskydd - Miesehketjahke vindskydd (ca. 16 km, +150 m, - 180 m)

        Am nächsten Morgen liess der nächtliche Wind schnell nach und ein weiterer "sonniger" Tag kuendigte sich an. Die Tagesroute bestand aus einer Huegelueberquerung auf dem Weg nach Helags, und dann weiter auf dem Weg von Helags nach Sylarna. Ich hatte die Windschutzhuette anvisiert, nur fuer den Fall, dass es weiter so windig bleiben sollte. Immerhin versprach die Wettervorhersage eine ruhigere Zeit. Vielleicht stimmt's ja heute.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00444.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,66 MB ID: 3028489
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00447.JPG Ansichten: 0 Größe: 5,19 MB ID: 3028490
        Der Morgen beginnt ruhig und abgelegen

        Ich begann den Anstieg zum Pass zwischen Miesehtjahke und Soenehketjärra. Wenige hundert Meter nach der Huette konnte ich schon die Felle aufziehen, das hätte ich wohl auch gleich machen können. Aber wie am Vortrag reichten auch hier die kurzen Felle, die genuegend Grip gaben. Der Anstieg relativ leicht, doch mit manchen steinigen und schneearmen Passagen, die es mit der Pulka zu navigieren galt. Gut fuers Training

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00453.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,56 MB ID: 3028491
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00455.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,75 MB ID: 3028492
        Anstieg zum Pass

        Oben angekommen öffnete sich der Blick sowohl nach Sylarna, als auch aufs Helagsfjället, wobei die Wolken ueber Sylarna immer wieder mal öffneten und das ganze Massiv ins Sonnenlicht tauchten. Gleich musste ich daran denken, dass ich die beste Sicht auf Sylarna immer aus längerer Distanz hatte, während das Wetter, wann immer ich vor Ort war, eher mies war...

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00456.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,45 MB ID: 3028493
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00469.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,84 MB ID: 3028494
        Sylmassivet

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00457.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,26 MB ID: 3028495
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00470.JPG Ansichten: 0 Größe: 5,39 MB ID: 3028496
        Helagsfjället

        Aus dem Winkel hatte ich Sylarna noch nie gesehen und ich war etwas ueberrascht, ein kleines "Lappporten" zu sehen. Dort unten in der Mitte muesste die Ekorrdörren-Huette liegen, das wurde mir aber erst hinterher, als ich wieder zuhause war, bewusst.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00459.JPG Ansichten: 0 Größe: 4,23 MB ID: 3028497
        Ekorrdörren-dal

        Die Abfahrt zur Kreuzung mit dem Sylarna-Helags-Weg ging wieder ganz gut, langsam hatte ich den dreh mit Drehen und dem pulkabedingten Stop and Go heraus. Im Tal angekommen war es mit dem schönen Wetter aber schnell vorbei - ein Nordwind zog durchs Tal, das ich relativ ungeschuetzt queren wollte. Zum Wind kam der entsprechende Schnee, der auf- und herumgewirbelt wurde. Dazu war der Schnee hart, ein Vorwärtskommen war nicht so einfach. Als ich mir die Felle wieder unter die Ski machte, um ueberhaupt etwas Grip zu bekommen (fuer die Abfahrt hatte ich sie natuerlich entfernt), lernte ich etwas ueber starre Zuggeschirre und arcic beddings: die Pulka kippte im Wind auf die Seite und liess sich erst dann wieder richten, als ich mich ein paar Meter in den Wind drehte - ich hätte sie natuerlich auch abschnallen können, aber ich wollts mal so versuchen. Bei der seilgezogenen Paris-Pulka hätte es wohl nur die Pulka wie ein Boot in den Wind gedreht (und mich verknotet). Alles in allem war das feste Geschirr dennoch einfacher zu handhaben.

        Während ich ueber den Boden kroch, um Ski, Felle und Pulka gleichzeitig zu halten und dabei die Felle aufzuziehen fand ich auch einen Weg, die Bett-tuete vorne fester mit der Pulka zu verbinden, sodass das Konstrukt weniger Wind auffing.

        Ab der Kreuzung musste ich direkt gegen den Wind, das hatte zumindest den Vorteil, dass die Pulka nicht zur Seite gedrueckt wurde. An einer Traverse quer zum Wind musste ich kurz warten, bis es zwischenzeitig abflaute, doch dann wurde es wieder gut machbar, wenn auch anstrengend. Einen Abstecher nach Helags hatte ich zu Anfangs geplant, aber aufgrund der Verzögerungen eigentlich schon am Vortag gestrichen. Bei gutem Wetter wäre ich vielleicht hochgelaufen, aber so war es wohl besser, weiter zu ziehen.

        Der Wind liess bald wieder nach und auch die Sonne kam wieder durch. Das Sylmassiv prägte die Sicht fuer den Rest der Strecke.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00474.JPG Ansichten: 0 Größe: 6,64 MB ID: 3028498

        Als ich die erste Bruecke erreichte, wusste ich, dass ich bald an der Huette sein wuerde. Danach wurde der Weg technisch gesehen wieder etwas anspruchsvoller, was kleinere Huegeln und vor allem vielen vom Wind freigewehten Steinen zu danken war. Doch dank der guten Sicht konnte man den Winterweg weitläufig umschlenkern, ohne ihn aus den Augen zu verlieren, und waren die steinigen Passagen gut zu umfahren.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00476.JPG Ansichten: 0 Größe: 5,29 MB ID: 3028499
        Eine "Schneebruecke"?

        Als bald die Windschutzhuette in Sicht kam sah ich gleich, dass schon/noch jemand dort war. Im ersten Moment meinte ich auch ein Kind zu erkennen, aber davon war später nichts mehr zu sehen. Ob die Person auf Tagestour von Sylarna unterwegs war? Ohne Gepäck könnte man es vielleicht noch bis zur Fjällstation zurueck schaffen, auch wenn man wohl besser eine Lampe mit hat. Bei der Huette angekommen sah ich, dass die Person in Wanderschuhen unterwegs ist, und auch Ski konnte ich keine entdecken. Leicht verwirrt löste ich die Pulka.

        Es stellte sich heraus, es war ein Schneeschuhgänger, mit Rucksack, der von Huette zu Huette lief. Wo der urspruenglich herkommen könnte duerft ihr euch selbst ueberlegen Er wollte in der Huette uebernachten, Platz sei aber genug - doch ich dachte mir, doch mal im Zelt zu nächtigen. Gleich hinter der Huette gab es eine windgeschuetzte Stelle (dachte ich zumindest), um die sich der Huegel, auf dem die Huette steht, in einer Kurve herumlegt. Der Schnee dort war immerhin knietief, sodass ich das Zelt gut aufbauen konnte, aber das Wetter war ruhig und die Vorhersage versprach eine eher ruhige Nacht. Fool me once, shame on you, fool me twice, shame on me.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00477.JPG Ansichten: 0 Größe: 6,95 MB ID: 3028500
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00479.JPG Ansichten: 0 Größe: 5,32 MB ID: 3028501
        Windgeschuetzter Zeltplatz (das zweite Bild vor allem fuer einen späteren Vergleich...)

        Wir verbrachten den Abend mit Unterhaltungen ueber Equipment, Wassermengen, Essensmengen, Pulkaluxus, und natuerlich mit Essen. Auf dem Weg ins Zelt war es immernoch nahezu windstill und sternenklare Nacht, was zu ein paar Fotoversuchen einlud.

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00485.JPG Ansichten: 0 Größe: 5,30 MB ID: 3028502
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00486.JPG Ansichten: 0 Größe: 2,94 MB ID: 3028503
        Huette und Zelt bei Nacht, kein Stativ und nix
        ==============


        Nach ein paar Stunden schlaf wurde es doch wieder windig, das Zelt flatterte laut. Kurz nach Mitternacht verriegelte ich die Reissverschluesse, sodass sich die Eingänge nicht öffnen. Ich machte eine Runde ums Zelt, vergrub die Pulka, sodass ich sie am nächsten Morgen nicht sonstwo suchen muesste, und bedeckte die Ecken des Zeltes, um den Wind draussen zu halten. Ab dem Moment war an Schlaf nur noch gelegentlich zu denken, nur mit Schlafsack, Armen und Fleecejacke auf den Ohren war es halbwegs möglich...

        Kommentar


        • Blahake

          Vorstand
          Fuchs
          • 18.06.2014
          • 1972
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          So grandiose Bilder!

          Kommentar


          • TilmannG
            Fuchs
            • 29.10.2013
            • 1383
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Sehr eindrucksvolle Fotos!
            Mir hat es natürlich Sylarna angetan - warst du da mal mit den Tourenski auf topptur?
            Grüße von Tilmann
            http://www.foto-tilmann-graner.de/

            Kommentar


            • toppturzelter
              Fuchs
              • 12.03.2018
              • 1877
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
              So grandiose Bilder!
              und
              Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
              Sehr eindrucksvolle Fotos!
              Danke Ich mag sie auch, die Bilder. Die neue Kamera hat sich definitiv gelohnt, mit dem Telefon wäre das nichts geworden


              Mir hat es natürlich Sylarna angetan - warst du da mal mit den Tourenski auf topptur?
              Grüße von Tilmann
              Genau, in den letzten Jahren war ich dort auf den Bergen unterwegs, teils allein/selbstgeplant, teils auf den vom STF angebotenen Tourentagen. Immer wieder ein Erlebnis dort oben.

              Kommentar


              • toppturzelter
                Fuchs
                • 12.03.2018
                • 1877
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Montag, 1/3: Miesehketjahke vindskydd - Sylarna Fjällstation (ca. 10 km, +250 m, - 100 m)

                Trotz der unruhigen Nacht war ich am Morgen kaum später auf den Beinen als die anderen Tage, und eigentlich auch gut ausgeschlafen. Der Wind spielte weiterhin verrueckt, doch das Zelt stand bombenfest, auch wenn mittlerweile einiges an Schnee auf einer Seitenwand lag, und sich auch unter das Aussenzelt gedrueckt hatte. Die Schuhe in der Vorzeltgrube waren halb begraben. Beim Verlassen des Zeltes begruesste mich eine Ladung frischer Schnee, aber der erste Blick galt der Pulka und den Ski, die das hintere Ende des Zeltes befestigten. Beides schaute gut aus, aber natuerlich hatte es auch die Pulka gut eingeweht. Hinterm Zelt, wo der Wind herkam, hatte sich eine ordentliche Schneewehe aufgebaut.

                Der Weg zur Huette war beschwerlich, so wehte es noch immer. Oben angekommen war der Schneeschuhgänger schon fertig mit Fruehstueck und packte sich zusammen, er wollte trotz des Windes nach Helags aufbrechen. Ich schaute ihm noch eine Weile durchs Fenster nach, mit seinem Rucksack und Gepäck hatte er sich ein schönes Segel gebaut, aber zumindest bis zur Bruecke ging es gut. Danach war er aus meinem Sichtfeld verschwunden.

                An Zelt abbauen war jetzt noch nicht zu denken. Stattdessen räumte ich das Zelt leer, packte alles in und auf die Pulka, und frachtete diese in die Huette in einem langen Bogen um den Huegel herum, auf dem die Huette sich befand. Der Wind packte die Pulka, aber nach einiger Muehe war ich wieder oben und hatte alles, was ich zum fruehstuecken brauchte.

                Die Wettervorhersage kuendigte Besserung an, allerdings wuerde es noch eine Weile dauern. Nach dem Fruehstueck schauten ein paar Rentiere am Zelt vorbei, meine Spuren waren alle wieder verwischt, den Rackern scheint der Wind nicht viel aus zu machen.

                Ich wartete. Und wartete. Die Huette wackelte, ganz dicht war sie auch nicht. Es ist ein anderer Typ als die meisten Windschutzhuetten, im Grunde grösser, aber mit dem Ofen in der Mitte des Raumes, einer Ecke zum Aufhängen nasser Kleidung und schmalen Eckbänken in zwei Ecken von der Nutzfläche her viel kleiner. Die einzige Schlafmöglichkeit war auf dem Boden, und auch der Platz zum Ablegen von Sachen war begrenzt.

                Immer wieder schien der Wind nachzulassen, es wurde ruhig draussen, doch ein kurzer Schritt nach draussen, um die Ecke des Hauses, genuegte, um zu verstehen, dass es alles andere als ruhiger war. Nachdem ich die Huette studiert und alle Infotafeln - die ich gefuehlt doch schon kenne - nochmal durchgelesen hatte, meine Sachen sortiert fuer den Tag bereitgelegt hatte, war es gegen 11:30, drei Stunden nach dem Aufstehen, so weit, dass man zumindest ohne grössere Schwierigkeiten rausgehen konnte und ich begab mich daran, das Zelt abzubauen.

                Teils waren die Heringe und Anker jetzt tief vergraben, aber alles in allem gab es kein Problem. Schwieriger ist in solchen Situtation, wenn Heringe und Anker völlig zugefroren sind und man den Spaten als Hacke nutzen muss, aber bei den Temperaturen und der relativ kurzen Standzeit war alles ok.

                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC00487.JPG Ansichten: 0 Größe: 5,27 MB ID: 3028853
                Zeltplatz nach dem Abbau (vom Zelt nach der Nacht hab ich praktischerweise nichts festgehalten...). Am Abend vorher war der Schnee hinterm Zelt, aus dieser Perspektive gesehen, noch flach. Vergleiche Bild vom Vorabend.

                Als das Zelt abgebaut und alles verstaut war, machte ich mich auf den Weg Richtung Sylarna. Erstmal zur Stuga, und dann weitersehen. Die "Ruhe" vor dem Wind hielt nicht lange an, so kämpfte ich mich nicht nur bergauf, sondern auch noch gegen den Wind, und all den Schnee, den er mit sich nahm. Menschen waren hier draussen keine unterwegs, auf Helags muss es ruhig gewesen sein.

                Auch, wenn ich die Berge bei Sylarna recht gut kenne, hatte ich meist keine Ahnung, wo ich wirklich war (ich hätte auf eine Karte gucken können, aber so wichtig war es dann auch nicht). Die Berge waren kaum zu erkennen, zudem kam ich aus der fuer mich "falschen" Richtung. Bis zur Passhöhe (zwischen Herrklumpen und Kläppen) war es oft hart und eisig, und viele Stellen waren kahlgeweht. Ich freute mich auf die Abfahrt, auch wenn diese, schneebedingt, nicht gerade rosig war. Immerhin ging es bergab, und ich konnte ein paar Meter gleiten. Die Abfahrt ging, trotz Wetter, Schnee (oder besser Eis und Steine) und Pulka ganz gut, die Huette kam irgendwann in Sicht.

                Es war frueher Nachmittag, ich musste mich entscheiden, ob ich weitergehen wuerde (runter bis Gamla Sylen, und dann dort zelten/hausen) oder schaue, ob ich bleiben kann. Ich versuchte mein Glueck - es gab noch leere Zimmer. Ueberhaupt war eher wenig los - ich konnte ohne Schwierigkeiten bleiben.

                Ich muss dazu sagen, ich habe einige Touren an diesem Ort gemacht und die Huette immer genossen. Wer weiss, wann ich das nächste Mal hier sein werde - da geh ich gerne rein. Und dann gibt's ja noch die anderen Vorzuege...

                Der Abend verging mit Bier vom Fass und einer Saunastunde ("eigentlich geschlossen, aber da Schnee und Wetter sind, wie sie sind, machen wir sie trotzdem auf - einzeln zu buchen"), und endete in einem Bett, das - ehrlich gesagt - auch nicht bequemer ist als meine Schlafmatte.

                Draussen tobte wieder der Wind.



                Zuletzt geändert von toppturzelter; 14.03.2021, 20:43.

                Kommentar


                • toppturzelter
                  Fuchs
                  • 12.03.2018
                  • 1877
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Dienstag, 2/3: Sylarna Fjällstation - Storulvån (ca. 16 km, - 300 m)

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00497.JPG
Ansichten: 445
Größe: 5,69 MB
ID: 3030077
                  Sylarna Fjällstation

                  Kurz nach dem Aufstehen blickte ich heraus und auf den Wetterbericht. Da ich bis etwa 17 Uhr Zeit hatte, die 16 km bis Storulvån zu ueberbruecken, hatte ich zwei Möglichkeiten: Bergtaxi oder Ski. Das Wetter war ganz ok, der Wetterbericht noch besser, ich sollte auch aus eigener Kraft problemlos ankommen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00501.JPG
Ansichten: 429
Größe: 4,48 MB
ID: 3030078
                  Slottet, Sylarna

                  Beim Fruehstueck kam schon gelegentlich die Sonne heraus, ich machte mir Tee und legte die Verpflegung fuer den Tag bereit. Danach ging es ans Pulka packen, heute ohne Sleeper, da ich die Hälfte doch schon auseinandergenommen hatte fuer die Nacht im richtigen Bett. Während ich packte brachen die ersten Skitourer auf. Manche wuerde ich später nochmal treffen.

                  Auf ging's in eine suppige Nebelbruehe, die immer wieder von Sonne durchruehrt wurde. Schnee war wieder reichlich vorhanden, eisige Stellen gab es wenige. Die Abfahrten gingen gut, trotz Pulka ueberholte ich manche Gruppe. Auf den flachen oder leicht ansteigenden Stuecken ueberholten sie mich dann wieder auf dem Weg bis Spåime, der Windschutzhuette auf halber Strecke zwischen Sylarna und Storulvån.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00504.JPG
Ansichten: 426
Größe: 4,17 MB
ID: 3030079
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00508.JPG
Ansichten: 417
Größe: 5,01 MB
ID: 3030080
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00509.JPG
Ansichten: 419
Größe: 4,51 MB
ID: 3030083
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00510.JPG
Ansichten: 421
Größe: 4,27 MB
ID: 3030084
                  Unterwegs zwischen Sylarna und Spåime


                  An der (sehr grossen) kleinen Huette war es Zeit fuer eine Pause, dank mehrerer Räume ging das trotz grösserem Anlauf Corona-Konform, zumindest wenn man wollte. Bis hierher hatte ich kaum mehr als zwei Stunden gebraucht, und so liess ich mir Zeit, die letzte Pause zu geniessen. Draussen waren schon die ersten Grueppchen angekommen, vermutlich organisierte Skitouren, von denen immer mal wer einen Schlitten zog. Alle kamen aus Storulvån, und auf dem weiteren Weg dorthin wuerde ich noch der ein oder anderen Gruppe begegnen. Vor der Huette selbst kam es so zu einer spontanen kleinen...

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00512.JPG
Ansichten: 418
Größe: 5,08 MB
ID: 3030085
                  Pulkaparty

                  Der zweite Teil des Tages gestaltete sich eben einfach wie der erste, da es weiterhin fast immer leicht bergab ging. Auf ein paar steileren Stuecken feilte ich weiter an meiner Langlauftechnik, und versuchte mich bald am Pulkaschussfahren. Das ging erstaunlich gut, muss ich sagen. Ob ich es jedoch jeder/jedem empfehlen kann bin ich mir aber nicht so sicher, ein bisschen Skifahrkönnen ist da denk ich nicht verkehrt Das Gelände half auch sehr, da hier schon fast ein breiter Weg ist, wobei der Schnee gleichmässig und fest ist.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00514.JPG
Ansichten: 422
Größe: 4,64 MB
ID: 3030086
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00515.JPG
Ansichten: 417
Größe: 4,80 MB
ID: 3030087
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00516.JPG
Ansichten: 418
Größe: 4,29 MB
ID: 3030088
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00517.JPG
Ansichten: 409
Größe: 5,38 MB
ID: 3030089
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00521.JPG
Ansichten: 417
Größe: 5,46 MB
ID: 3030090
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00522.JPG
Ansichten: 418
Größe: 6,33 MB
ID: 3030091
                  Unterwegs von Spåime Richtung Storulvån

                  Immer öfter kam jetzt der Wald in Sicht, in dem auch die Storulvån Fjällstation liegt. Neben den Gruppen, die vermutlich auf dem Weg nach Sylarna waren, tauchten jetzt auch mehr und mehr Tagestourer auf, die sich in der Umgebung von Storulvån bewegten. Ich genoss derweil das gute Wetter, den Schnee und meine neue Abfahrtstechnik, während ich mich langsam aber sicher dem Ende meiner Tour näherte.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC00523.JPG
Ansichten: 413
Größe: 5,58 MB
ID: 3030092
                  Storulvån Fjällstation

                  Auf der letzten Abfahrt, kurz vor der Bruecke zur Fjällstation, tauchte der Fjällexpress hinter mir auf und wir lieferten uns ein kleines Rennen, bei dem ich aber den Kuerzeren zog. Angekommen bei der Huette packte ich noch meine Sachen um und genoss dann, bis der Bus kam, die Vorzuege von fliessendem warmen Wasser und sprudelndem kalten Getränk. Noch im Bus wurde mir klar, so schön die Tage auch waren, sie waren auch zu wenige. Aber fuer ein Wochenende war es eine schöne Tour.


                  Schlussgedanken
                  Wichtiger noch als das kurze Vergnuegen war, dass die Kombination aus Langlaufski und Pulka auch in den Bergen keine unueberwindbaren Probleme bringen wuerde, und oft besser funktionierte als erwartet. Im Vergleich zu denen, die ohne Pulka unterwegs waren, war ich kaum langsamer, und im Vergleich zu dem Schneeschuhgänger wie erwartet viel, viel schneller (grob doppelt so schnell oder mehr). Verglichen mit der Kombi Alpin-Touringski+Pulka war die Langlaufski-Variante zwar nicht viel schneller, aber auf den flachen Stuecken viel bequemer. Das gleiche gilt fuer die Anstiege, zumindest solange, wie es nicht steil oder eisig ist - da geben die breiten, festen Ski doch mehr Halt. Bergab ist es ähnlich - bei einfachen Abfahrten, wie denen auf dem Weg von Sylarna nach Storulvån, sind die Langlauflatten schwer in Ordnung. Bei schwierigeren Abfahrten, vor allem solche mit Steinen und Eisabschnitte, oder schwierigen Schneeverhältnissen, sind die Tourenski im Vorteil, aber auch das sollte mit mehr Uebung immer besser werden.
                  Angehängte Dateien

                  Kommentar


                  • Fjellfex
                    Fuchs
                    • 02.09.2016
                    • 1723
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Danke für den Bericht - ich habe interessiert mitgelesen.
                    Die Verhältnisse waren ja nicht ideal, aber zu "Testzwecken" war das vielleicht nicht schlecht.
                    Ich finde, man könnte den Bericht zur Pflichtlektüre für diejenigen erklären, die im Norden das erste Mal auf Skitour wollen. Zum Beispiel als Anschauung dafür, wie einem der Wind da zusetzen kann. Für mich ist bei winterlichen Wetterberichten ja der Wind die wichtigste Information, im Sommer/Herbst eher Sonne/Regen. Oder auch das mit den Schneeverhältnissen: Man könnte ja denken "Im Notfall grabe ich mich halt in den Schnee"... nur geht das bei einer dünnen/ eisigen Schneedecke schlecht.

                    Kommentar


                    • toppturzelter
                      Fuchs
                      • 12.03.2018
                      • 1877
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                      Danke für den Bericht - ich habe interessiert mitgelesen.
                      Die Verhältnisse waren ja nicht ideal, aber zu "Testzwecken" war das vielleicht nicht schlecht.
                      Ich finde, man könnte den Bericht zur Pflichtlektüre für diejenigen erklären, die im Norden das erste Mal auf Skitour wollen. Zum Beispiel als Anschauung dafür, wie einem der Wind da zusetzen kann. Für mich ist bei winterlichen Wetterberichten ja der Wind die wichtigste Information, im Sommer/Herbst eher Sonne/Regen. Oder auch das mit den Schneeverhältnissen: Man könnte ja denken "Im Notfall grabe ich mich halt in den Schnee"... nur geht das bei einer dünnen/ eisigen Schneedecke schlecht.
                      Danke, das freut mich. Vor allem die Nominierung zur Pflichtlektuere

                      Denke, das Wetter war fuer die Testzwecke und Uebungszwecke auch genau richtig und vielleicht wirklich ein gutes Beispiel, was einen erwarten kann. Aber daneben hatte ich ja auch genug sonnige und schöne Momente.

                      Zelten hätte sicher auch in den anderen Nächten gut funktioniert, wäre nur einiges mehr an Arbeit gewesen, aber das war ja eine der Sachen, die ich nicht testen musste. Mit den Schneeverhältnissen, das war aber sogar fuer mich eine gute Erinnerung. Die anderen Jahre hatte ich dort oben immer viel mehr und lockereren Schnee, zumindest in den Tälern. Dass weiter oben kahle Stellen sind, durch den Wind, ist ja normal.

                      Kommentar


                      • Torres
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 16.08.2008
                        • 32315
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Danke für den Bericht. Ich musste auch an einigen Stellen schmunzeln - zwischen Ideal und Realität klaffen bei solchen Bedingungen Welten und die eine oder andere Überlegung, lieber auf Sicherheit zu gehen, kam mir sehr bekannt vor. Im warmen Kämmerlein sieht die Welt eben anders aus, als im Windchill und Schnee hat viele Gesichter. Wobei Du ohne Zweifel einen Vorteil daraus ziehen konntest, dass Dir die Gegend bekannt war, denn die Sicherheit, mit der Du die nächste Hütte oder Übernachtungsmöglichkeit ansteuern konntest, war schon beeindruckend.

                        Ach so: Schöne Bilder, natürlich 😀
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

                        Kommentar


                        • toppturzelter
                          Fuchs
                          • 12.03.2018
                          • 1877
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                          Danke für den Bericht. Ich musste auch an einigen Stellen schmunzeln - zwischen Ideal und Realität klaffen bei solchen Bedingungen Welten und die eine oder andere Überlegung, lieber auf Sicherheit zu gehen, kam mir sehr bekannt vor. Im warmen Kämmerlein sieht die Welt eben anders aus, als im Windchill und Schnee hat viele Gesichter. Wobei Du ohne Zweifel einen Vorteil daraus ziehen konntest, dass Dir die Gegend bekannt war, denn die Sicherheit, mit der Du die nächste Hütte oder Übernachtungsmöglichkeit ansteuern konntest, war schon beeindruckend.

                          Ach so: Schöne Bilder, natürlich 😀
                          Danke

                          Ich denke auch, dass die Bekanntheit mit der Gegend einige Entscheidungen erleichtert oder ueberhaupt erst ermöglicht hat. Andernfalls wäre man (ich) eher mal an einer Stelle geblieben und hätte auf bessere Konditionen gewartet (beziehungsweise, hätte von vornherein mehr Sicherheit und mal einen Ruhetag/Ersatztag eingeplant).

                          Generell ist die Gegend natuerlich auch so relativ sicher, da man nie weit weg von der nächsten Huette oder dem nächsten Menschen, der sich auskennt, entfernt ist - weswegen ich sie gern fuer Neulinge auf solchen Touren empfehle. Und gleichzeitig ist es dort alles andere als langweilig

                          Kommentar


                          • Grimper
                            Neu im Forum
                            • 26.04.2021
                            • 5
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Danke für deinen Text und die schön verschneiten winterlichen Fotos. Tschüss Winter!
                            OM

                            Kommentar


                            • Ljungdalen

                              Alter Hase
                              • 28.08.2017
                              • 3376
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Zitat von toppturzelter Beitrag anzeigen
                              Generell ist die Gegend natuerlich auch so relativ sicher, da man nie weit weg von der nächsten Huette oder dem nächsten Menschen, der sich auskennt, entfernt ist - weswegen ich sie gern fuer Neulinge auf solchen Touren empfehle.
                              Jedoch Obacht: nur etwa 30 km entfernt passierte 1978 das "Anarisunglück" mit acht Toten (Erfrorenen)... auch nicht weit weg von der nächsten Hütte! (Thema hatten wir ja vor nicht allzu langer Zeit.)

                              Aber stimmt: *generell* relativ sichere Gegend.

                              ... Hatte ich mich bedankt? ...Nein. Also vielen Dank, sehr schön. Werde ich aber nicht nachmachen, mit Wintertouren fange ich jetzt nicht mehr an. Aber die Gegend steht für September wieder mal auf dem Plan... natürlich von/auf der anderen Seite (Ljungdalen! )

                              Kommentar


                              • Vintervik

                                Fuchs
                                • 05.11.2012
                                • 1930
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                OT:
                                Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen

                                Jedoch Obacht: nur etwa 30 km entfernt passierte 1978 das "Anarisunglück" mit acht Toten (Erfrorenen)... auch nicht weit weg von der nächsten Hütte! (Thema hatten wir ja vor nicht allzu langer Zeit.)

                                Aber stimmt: *generell* relativ sichere Gegend.

                                Ich würde eigentlich generell keine Fjällgegend im Winter als relativ sicher bezeichnen, trotz Nähe zu Hütten.
                                Erfahrung, Kenntnisse, richtige Ausrüstung und auch physisches Vermögen sind wichtig, falsche Entscheidungen können im Winter schnell fatal sein. Es gibt einige Beispiele für Unglücke oder Beinaheunglücke in der Nähe von Hütten, bekannt sind z.B., wie von Dir genannt, Anaris 1978, oder die drei Lehrerinnen in der Nähe von Alesjaure 1950. Erst vor drei Jahren gab es nur knapp 1 km von der Vålåstugan entfernt ein Beinaheunglück mit einer Gruppe, die sich mitten auf dem Winterweg halb eingegraben hatte, weil sie nicht mehr wussten, wo sie waren.

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X