[SE] Mit dem Packraft am Rogen – die Entdeckung der Langsamkeit

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Freedom33333
    antwortet
    Wie viel wiegt denn das rote Zelt & Was war für dich der Grund das mitzunehmen? So richtig komme ich bei deinen Zelten nicht mit. Weil dass das Unna recht schwer ist ok, dann hattest du doch das Chinook als leichtere Variante, im Sarek letztes Jahr hattest du ein noch leichteres Zelt mit Rundbogen - und jetzt wieder ein anderes. Worin liegt der Vorteil dieses Zelts gegenüber den beiden anderen? Noch leichter?

    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
    Statt des sehr leichten Fly-Paddels hatte ich dieses Mal das Anfibio Basic 4p benutzt - ein wirklicher Komfortgewinn. Wenn man mehr als nur eine kurze Strecke paddelt, lohnt sich das Mehrgewicht.
    Da muss ich nochmal mit einer Ausrüstungsfrage einhaken. Ich hatte bisher schon irgendwie das Fly Paddel auf dem Schirm fürs Trekking, wiegt es doch immer nur die Hälfte des anderen. Was genau ist beim Fly anders? Ist das Blatt kleiner und damit das Paddeln anstrengender? Oder woran liegt es?

    Siehst du dann denn überhaupt noch legitimen Anwendungsbereich für das Fly, wenn du es nichtmal beim Trekking mitnimmst?

    Jenseits des Komfortgewinns stellt sich dann ja auch die Frage der Sicherheit. Wenn nämlich die Überfahrt über eine kritische Stelle bei nicht wenig Wind, wie du es ja hattest, schon verlangt, dass du dich körperlich anstrengen musst, dann wäre das ja womöglich mit schlechterem Paddel auch gefährlicher.

    @ Tom welches Paddel hattest du?

    Einen Kommentar schreiben:


  • evernorth
    antwortet
    Noch 02. September: Rückzug zur Rogenstuga und weiter zum Öster - Rödsjön

    Da ich für meine Verhältnisse gestern recht früh schlafen gegangen bin, werde ich heute auch schon früh wach.
    06:30 Uhr zeigt mir meine Armbanduhr an. Beim Öffnen des Zelteingangs ziehe ich unwillkürlich den Nacken ein: Plipp - Plapp - Plopp macht es und ein paar Kondens - Tropfen landen zielsicher ….genau dort!
    Brrrr…. hat also der Kondens diese Nacht den Raureif der vorherigen Nacht ersetzt.
    Geht doch, denke ich, so früh, und dann auch gleich wach!



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 542B0F8A-240F-4AB4-BFE3-5736B7FD04F9_1_201_a.jpeg Ansichten: 135 Größe: 7,81 MB ID: 3014172

    Morning glory

    Im anderen Zelt rührt sich scheinbar noch nichts. Das ist mir ganz recht, dann können wir heute ja zeitgleich aufbrechen, frohlocke ich gerade so vor mich hin, da knackt es hinter mir und ein gut gelaunter, ausgeschlafener und total fokussierter Bernd schlendert mir entgegen.
    „Ich war grad mal pieseln an der Landzunge, hab schon einen Kaffee getrunken und will gleich aufbrechen, noch bevor der Wind zu stark auffrischt.“
    „Ach, ja, nun…..bin noch nicht ganz so weit“, druckse ich rum. „Will noch frühstücken und einen Kaffee…..“ „Wie du meinst“, sagt Bernd, „ich will nur rasch zusammenpacken, dann bin ich um 07:30 Uhr auf dem Wasser.“
    Mist, denke ich, so wird das wieder nichts mit dem gemeinsamen Aufbruch.
    Ehrlicherweise möchte ich anmerken, dass wir bereits gestern diese Möglichkeit diskutiert hatten und somit waren wir beide auf eine getrennte Rogen - Passage bereits vorbereitet.
    Als Bernd gegen 07:30 Uhr guter Dinge an mir vorbei paddelt, bin ich gerade dabei, mein Zelt auszuräumen und alles für den Rucksack bereitzulegen.
    Am Ende dauert alles wieder so seine Zeit und als ich - ganz zum Schluss, also nach dem Frühstück und dem Kaffee - das Zelt einpacke, ist es doch wieder Dreiviertel neun. Dann noch das Packraft aufblasen und kurz nach neun lege ich vom Ufer ab.
    Für mich ist das ein beinahe zügiger Aufbruch.
    Fotos gibt es von der Passage keine, denn ich mache mich auf eine ungemütliche und feuchte Überfahrt gefasst. Alles ist wasserdicht im Inneren verpackt.
    Bis ich die ganzen, vorgelagerten Inseln hinter mich habe, vergeht bestimmt eine Dreiviertel Stunde, wenn nicht mehr.
    Dann geht es hinaus aufs offene Wasser und, was soll ich sagen, das sieht schon von hier erstaunlich weit und vor allem recht „kabbelig“ aus. Der Wind bläst jedenfalls ganz anständig aus Süd und vereinzelt kann ich einige Schaumkronen entdecken. Das ganze stellt sich in etwa so dar, wie die erste Überfahrt war. Bei diesen Verhältnissen, wie sie jetzt hier vorherrschen, fühle ich mich recht sicher in meinem Alligator und noch genieße ich den „Ritt“ auf den schwankenden Wellen. Ähnlich wie Bernd fahre ich „offen“, na, ja, so halb - offen. Der Alligator ist ja im Gegensatz zum Alpha vorne geschlossen. Auf meine Spritzschürze habe ich verzichtet, die habe ich bewusst im Auto gelassen.
    Meine Erfahrungen im Wildwasser geben mir viel Selbstvertrauen. Zeitweilig macht mir der „Tanz auf den Wellen“ richtig Spass und ich jauchze laut vor mich hin. Hört mich ja sowieso keiner.
    Zur Orientierung peile ich eine gut sichtbare Hütte an, die ich für die Rogenstuga halte.
    Als ich schon näher gekommen bin, erkenne ich, dass ich viel zu weit westlich gelandet bin und eine ganz andere Hütte angepeilt habe. Nun muss ich, zwar in Ufernähe, aber doch voll gegen den Wind, nach Osten paddeln…. und das auch noch wie ein Weltmeister!
    Inzwischen hat der Wind erheblich an Stärke zugenommen und nun wird es doch glatt noch einmal hart. Ich paddel, was das Zeug hält! Dann passiere ich die Rogenstuga und somit weiss ich schon mal, dass es nun bis zur Insel nicht mehr weit ist.
    So ein kurzes Stück kann sich beachtlich in die Länge ziehen, das merke ich gerade. Kostet richtig Körner!
    An einer kleinen Landzunge bläst mir der Wind unbarmherzig und gnadenlos entgegen. Keine Chance, da komme ich nicht mehr gegen an. Im entscheidenden Moment fahre ich gerade noch so an großen Steinen vorbei und kann an Land setzen.
    Ich ziehe das Boot ans Ufer und schnaufe erst mal durch. Dann schnappe ich mir den Rucksack, Paddel und Boot und bringe alles in ein lichtes Birkenwäldchen.




    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 229C8390-8D5F-4E00-9C0E-2C4E0F7E21CC_1_201_a.jpeg Ansichten: 125 Größe: 7,04 MB ID: 3014173

    Windstille

    Unfassbar, hier ist es fast windstill. Windstill ja, aber nicht wirklich still und - erstaunlicherweise - nicht menschenleer. Es kommen mir gleich drei schwedische Angler entgegen. Wir staunen alle zusammen nicht schlecht. Die drei sind aber nicht zum Gespräch aufgelegt, sondern stattdessen sehr mit sich und irgendetwas, nach dem sie Ausschau halten (Fisch?) beschäftigt.
    Dann eben nicht, ich brauche jetzt erst mal einen Riegel!
    Den Riegel noch halb im Mund finde ich auf dem Mobiltelefon Bernds Nachricht. Seinen Worten nach ist es auf der Insel auch nicht soo toll und wir verabreden uns bei der Rogenstuga.
    Ich schnappe mir meine Sachen und schwenke auf einen deutlichen Pfad ein.
    Keine 5 Minuten später stehe ich an der Rogenstuga, wo Bernd bereits kurz vorher eingetroffen ist.
    Natürlich kocht er erst mal für uns einen Kaffee und danach sieht die Welt schon wieder viel besser aus.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 22088492-E54C-4515-99F0-65DD5423D972_1_201_a.jpeg Ansichten: 117 Größe: 5,97 MB ID: 3014174

    Rogenstuga

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 4F64806A-DD5F-4344-95C7-DBA90ADC314D_1_201_a.jpeg Ansichten: 120 Größe: 5,59 MB ID: 3014175

    Gehört zur Rogenstuga

    Wir einigen uns recht schnell über unseren neuen Tour - Verlauf: Ein kleines Stück zurück in Richtung Käringsjön, dann auf einen markierten Pfad wechseln und diesen für ingesamt etwa 8,5 km folgen, bis zum Ende der roten Bucht, Rödviken. Dort ist ein Windschutz eingezeichnet, bei dem sich vielleicht auch gut zelten lässt. Sonst findet sich gewiss etwas in der Nähe.
    Morgen wollen wir dann dem Bustvålen, ein knapp 1000m hoher Aussichtsberg, einen Besuch abstatten. Zelt wollen wir stehen lassen und nach unserer Rückkehr alles einpacken, um dann über den Öster - Rödsjön zum Väster - Rödsjön zu einer eingezeichneten Hütte zu paddeln.
    Im Verlauf der nächsten zwei Tage wollen wir den vielen, kleinen Seen in Richtung Käringsjön folgen, kleine Umtragen über Land inbegriffen. Über den Stor - Tandsjön, Öster - und Väster - Vingarna wieder zurück nach Käringsjön. So soll sich der Kreis schließen.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: F5CA2D32-15D6-44F3-8400-6EA3F4E8867A_1_201_a.jpeg Ansichten: 124 Größe: 6,57 MB ID: 3014177

    Durch den Rogen - Wald


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 070057D5-01D1-4477-B23F-549A8A61B902_1_201_a.jpeg Ansichten: 119 Größe: 5,56 MB ID: 3014176


    Bei bestem, sonnigen Wetter brechen wir um die Mittagszeit auf.
    Über den Weg, bis zum Ende der roten Bucht, gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen.
    Alles gut zu finden und am Ende stehen wir vor dem erhofften Windschutz. Wenig spektakulär, doch vor allem völlig ungeeignet für einen Zeltaufbau.
    Also schauen wir, ob wir direkt etwas am Öster - Rödsjön finden. Hier gibt es ein paar einzelne Bootsschuppen und die eine, oder andere kleine Hütte, doch ist alles einsam und verlassen - niemand weit und breit zu sehen.
    Nach einigem Suchen findet am Ende jeder von uns im recht rauem und unebenem Gelände ein Plätzchen für sein Zelt.
    Mein Platz, direkt unter einer Kiefer ist der einzige, größere und ebene Platz weit und breit.
    Glück gehabt.
    Trotzdem dauert es wieder eine Ewigkeit, bis ich zufrieden bin und mein Zelt endlich vernünftig steht.
    Als ich schließlich mein Abendessen zubereiten kann, wird es bereits etwas duster. Bernd hat zu diesem Zeitpunkt bereits seinen Abwasch längst erledigt. Sein Akto steht immer im Handumdrehen.
    Vielleicht hätte ich doch das Unna, Chinook…..

    Ich schaue auf das Zelt und dieses wunderbare Ensemble aus Wasser, Ufer und knorrigen Kiefern, die einen magischen, umwölkten Himmel zu berühren scheinen.
    Dieser Platz ist wunderschön, ja, einmalig, und im letzten Licht der untergehenden Abendsonne berührt mich ein Windhauch ganz sanft in meinem Nacken, fast mystisch - unerklärlich, wie ein Kuss von…..ich habe Tränen in den Augen und bin fast ein wenig überfordert, überwältigt geradezu „angefasst“ von dieser gewaltigen Emotion.
    Deshalb bin ich hier, für diese Momente, wenn die Seele der Natur die Seele des Menschen berührt.
    So innig und tief beseelt schlafe ich „wie auf Wolken im goldenen Licht“.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 0BB0EA49-9FA7-4DBE-99F0-044318E6DCAD_1_201_a.jpeg Ansichten: 118 Größe: 3,78 MB ID: 3014178

    Camp am Öster - Rödsjön


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 78AAE163-E493-4D9B-893A-535EE3132DE4_1_201_a.jpeg Ansichten: 119 Größe: 4,64 MB ID: 3014179
    Zuletzt geändert von evernorth; 23.01.2021, 12:53.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Pfiffie
    antwortet
    Herrlich und schlechtes Wetter gabs bis hier hin auch nicht . Die Gegend soll ja auch die trockenste in Schweden sein. Ich war schon mehrmals dort in der Gegend, leider noch nicht so intensiv wandernd, aber ich kann mich ganz gut hineinversetzen.

    Einen Kommentar schreiben:


  • TilmannG
    antwortet
    Wunderschön!!!
    Lasst euch weiter Zeit, ich bin dabei, voller Sehnsucht nach dem Norden.
    Grüße von Tilmann

    Einen Kommentar schreiben:


  • Borgman
    antwortet
    Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
    Dass du da noch das Handy oder die Kamera rausfriemelst beim Boot fahren, Respekt .
    Die Bilder sind natürlich auch ein Traum!
    Danke! Die Kamera habe ich eigentlich fast immer in einer passenden Tasche um den Hals hängen (beim Paddeln zusätzlich in einem Gefrierbeutel). Beide Fotos sind in relativ ruhigen Momenten bei stetigem Wind gemacht, da kann man schon mal kurz das Paddel ablegen. Problem ist nur, dass sich das Packraft dann sofort zu drehen anfängt und das angepeilte Motiv in Sekunden aus dem Blickfeld verschwindet . Am besten richtet man das Boot vorher entsprechend aus (so dass es sich in die gewünschte Richtung hineindreht) und beeilt sich mit dem Foto .

    Zu der Begegnung -[....] Unhöflichkeit geht aber gar nicht.
    Ist mir im Norden auch extrem selten passiert. Vielleicht hatte der König auch nur einen schlechten Tag (oder kurz vorher sein Porridge über die Hose gekleckert) und ist sonst ganz umgänglich – man soll ja nie nach einer einzigen Begegnung urteilen. Andererseits kann man als Autokrat schon mal das Gespür für den richtigen Tonfall im Umgang mit Eindringlingen verlieren. Schließlich ist Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige und nicht, äh ... Höflichkeit



    Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
    Toller und total amüsanter Bericht (ich habe immer wieder laut aufgelacht) mit wunderbaren Fotos!
    Da wir seit letztem Jahr auch ein Packraft haben, bin ich an Paddelberichten sehr interessiert und gespannt wie es weiter geht.
    Ja, jetzt wo Du es sagst, erinnere ich mich – da gab es ein Foto mit Packraft vor Eurer Sarek-Tour. Dann gibt es vielleicht auch bald von Euch einen Paddel-Bericht . Freut mich jedenfalls, dass Du Spaß an diesem hast.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Highbeat
    antwortet
    Toller und total amüsanter Bericht (ich habe immer wieder laut aufgelacht) mit wunderbaren Fotos!
    Da wir seit letztem Jahr auch ein Packraft haben, bin ich an Paddelberichten sehr interessiert und gespannt wie es weiter geht.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Freedom33333
    antwortet
    Dass du da noch das Handy oder die Kamera rausfriemelst beim Boot fahren, Respekt .
    Die Bilder sind natürlich auch ein Traum!

    Zu der Begegnung - ausgerechnet ein Deutscher. Mir ist bei Tour-Start im Stora Sjöfallets ein Schwede begegnet, den habe ich zweimal auf 5m eingeholt, er hat mich trotzdem keines Blickes gewürdigt und ist demonstrativ möglichst schnell weggerannt ohne auch nur kurz zuzunicken. Naja, manche Leute sind halt seltsam. Das einen vielleicht nicht zwingend die pure Freude durchströmen muss wenn auf der vermeintlich einsamen Insel Leute kommen und man erstmal beobachtet, was das für Leute sind ist ja noch verständlich, Unhöflichkeit geht aber gar nicht. Am Ende kommts halt auch drauf an, wenn man mit den Leuten zusammen rumsitzt ist es doch ne nette Abwechslung, Mist ist es dagegen wenn die ne geschlossene Gruppe sind und sich trotzdem laut unterhalten. Ist mir aber noch nie passiert im Urlaub.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Borgman
    antwortet
    @karteundkanu, @ChuckNorris: Danke für Euer Feedback! Bei der Januar-Grütze da draußen macht es uns aber auch einen Heidenspaß, an das sonnige Schweden zurückzudenken. Also schnell weiter im Text:



    02. September: Rückzug zur Rogenstuga

    Heute soll das Wetter ähnlich werden wie gestern, also sonnig und windig. Von beidem ist noch nicht viel zu merken, als ich in der Dämmerung einen frühen Kaffee zubereite und schon mal die Sachen sortiere. Das Zeitfenster für die Rogenquerung ist von sieben bis neun Uhr offen. Für den Rest des Tages sagt yr.no zunehmend kräftigen Wind um 9 m/s aus Süden voraus, was bedeutet, dass die Böen durchaus noch stärker ausfallen können. Zur Erinnerung: km/h = m/s x 3,6. Also schon 32,4 km/h als Basiswind. Zum Wandern absolut harmlos, aber auf einem großen See wird das ungemütlich.

    Am liebsten wäre mir, wenn Tom gleich mitkäme. Andererseits ist er erwachsen und im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte. Mit anderen Worten: er muss es selber wissen. Als ich um halb acht das Packraft besteige und in See steche, sortiert er immerhin schon seine Sachen auf einer Plane vor dem Zelt. Wir wollen uns auf der kleinen Insel direkt südlich der Rogenstuga treffen.









    Momentan ist alles noch sehr ruhig. Die geschützte innere Buch durchfahre ich zügig und erwische diesmal sogar auf Anhieb die richtige Stelle, um vor der westlichsten Insel auf den offenen See zu kommen. Als ich die Insel schon fast passiert habe, entdecke ich darauf die perfekte Rogen-Kiefer für ein Foto. Das kann ich mir nicht entgehen lassen, so viel Zeit muss sein.


    ikonische“ Rogen-Kiefer

    Jetzt frischt der Wind schon merklich auf. Leicht angespannt lasse ich das sichere Ufer hinter mir und halte mit kräftigen Paddelschlägen direkt auf den Punkt zu, wo nach der Karte die kleine Insel sein sollte. Von hier, anderthalb Kilometer über den Rogen, ist sie zwar noch nicht genau zu erkennen, aber sie muss rechts von einer großen Bucht mit Hütte liegen, die wiederum rechts von einem größeren Moor ist. Letzteres kann ich von hier gut sehen. Natürlich versucht der Wind immer, mich nach Norden zu schieben, was ich ein paar Mal im Zickzack korrigieren muss, um nicht vom Kurs zu abzukommen. Soll heißen, die größeren Wellen möglichst in Längsrichtung nehmen und dazwischen wie wild nach Osten paddeln.


    auf dem Rogen


    Insel fast erreicht

    Trotzdem dauert es ab der Kiefer kaum mehr als eine halbe Stunde, bis ich glücklich den ersten Fuß auf die Insel setze. Es ist kurz vor neun, ich hoffe sehr, dass Tom schon unterwegs ist. Das gelbe Boot binde ich gut sichtbar an einer Uferbirke fest und mache erst mal einen Rundgang. Da steht ein recht großes Zelt, ein Ally liegt nicht weit davon.

    Am Windschutz treffe ich ihn dann. Den Deutschen. Den König der Insel. Er scheint nicht sehr erfreut über den Besuch. Und noch weniger, als er hört, dass noch ein Anderer kommt. Wahrscheinlich befürchtet er, dass wir uns frech in seinem Reich einnisten. Und außerdem ist er natürlich der Experte. Bei dem Wind macht man das doch nicht! Und wenn, dann so und so, damit das klar ist. Ist doch scheißgefährlich! Ich fasse jetzt mal beide knappen Gespräche zusammen. Da fühlt man sich gleich ganz klein und unwissend. Hoffentlich belehrt er die schwedischen Paddler nicht auch so barsch, sonst ist der Ruf unserer Landsleute hier am Rogen bald ruiniert.

    Selbstverständlich wage ich nicht, ihn um einen Platz im Windschutz zu bitten, da hat er vorsorglich überall seine Sachen deponiert, auch auf der Picknickbank, sondern stelle bescheiden mein Zelt an unauffälliger Stelle zum Trocknen auf. Ist sowieso viel gemütlicher als der blöde, zugige Windschutz. Abgesehen von dem griesgrämigen Bewohner ist die Insel ganz zauberhaft. Zwischen den üblichen Kiefern und Birken finden sich etliche schöne Zeltplätze, daneben laden kleine Sandstrände und familienfreundliche Badebuchten zum Verweilen ein. Wie aus der Schwedenwerbung: "Besuchen Sie den Rogen! Lassen Sie die Seele baumeln! Zu Paddeltouren berät Sie gerne, ungefragt und umfassend unser freundlicher Experte."


    Urlaubsidyll Rogeninsel



    Alles sehr schön, aber wo bleibt Tom? Déjà-vu, ick hör dir trapsen. Der Wind hat noch deutlich zugelegt und verziert nach und nach immer mehr Wellen mit Schaumkronen. Da will man nicht mehr auf dem Wasser sein. Nachdem ich vergeblich eine Weile Ausschau nach einem blauen Packraft gehalten habe, schmeiße ich den Kocher an und beginne mit den Vorbereitungen fürs Frühstück. Dann kriegt Tom gleich einen Kaffee, wenn er hoffentlich bald wohlbehalten anlegt. Langsam mache ich mir Sorgen. Soll ich ihn anrufen? Nee, er ist jetzt irgendwo da draußen und hat ganz sicher alle Hände voll zu tun.

    Um 10:48 Uhr dann die erlösende Nachricht per WhatsApp. Tom hat es über den Rogen geschafft, aber nicht auf die Insel. Wir treffen uns an der Rogenstuga. Erleichtert packe ich zusammen, hole das Boot auf die Leeseite und setze über zum Festland. Von da ist es nur noch ein kurzer Fußmarsch. Bin gespannt, was er zu erzählen hat...

    Einen Kommentar schreiben:


  • ChuckNorris
    antwortet
    Das sieht nach einer sehr schönen Tour aus. Eine tolles Format habt ihr auf jeden Fall auch gefunden.

    Einen Kommentar schreiben:


  • karteundkanu
    antwortet
    Toller Bericht und wieder einmal richtig geile Bilder, das macht noch mehr Lust auf diese Gegend, vielen Dank!
    LG Heinz
    PS.: ein paar Schritte oberhalb des Windschutzes am Bredån gibt es ganz gute Stellen für ein paar Zelte, die sind trocken und nicht ganz so kondensgefährdet, aber halt nicht direkt am Wasser...

    Einen Kommentar schreiben:


  • evernorth
    antwortet
    Noch 01. September: Bredåsjön


    Was ist….was ist los??
    Nur langsam komme ich zu mir, denn eigentlich ist es noch recht abgedunkelt im Inneren meines Zeltes. Die Sonne ist jedenfalls noch nicht über die nahen Baumwipfel gestiegen.
    Ist es jetzt 5:00 oder 6:00 Uhr (oder doch noch später?), so genau weiß ich das heute gar nicht mehr, da ich nicht auf die Uhr gesehen habe. Früh ist es und ja, recht kalt, wenn nicht frostig, ist es auch noch dazu.
    Hej, sage ich mir, es ist Urlaub, ich stehe unter keinem besonderen Zeitdruck, kuschelig - warm im Schlafsack und somit noch viel zu früh, um jetzt schon aufzustehen.
    Eben noch wundere ich mich, warum ich denn trotzdem aufgewacht bin, da zieht ein feiner Rauchgeruch in meine Nase. Das ist also der Grund!
    Bernd ist bereits wach und hat sich wohl bereits einen Kaffee gekocht. Jetzt raucht er eine seiner legendären Zigarillos. Der feine Rauchgeruch, vermischt mit dem Duft von frischem Kaffee, wird mich ab jetzt noch des öfteren begleiten und, je nachdem, wie nah unsere Zelte zusammenstehen, oder wie die jeweilige Windrichtung ist, meinen morgendlichen Wecker ersetzen.
    So döse ich noch ein bisschen weiter bis gegen 7:00 Uhr.
    Die Sonne hat endlich die Baumwipfel erreicht und jetzt ist es auch bereits viel heller im Zelt.
    Also Zeit, aufzustehen.
    Beim Öffnen des Zeltes rieselt mir erst einmal ordentlich Raureif in den Nacken. Genau der richtige Zeitpunkt (nun bin ich definitiv wach! ), um ein paar Fotos zu machen.
    Beim Aussteigen aus meinem Lan Shan 1Plus muss ich aufpassen, dass ich nicht gleich in den Modder rutsche, da das Ufer hier sehr morastig wird. Wie so oft muss ich mich erst mal „sortieren“. Die Nacht war nur teilweise erholsam, da ich mich leicht abschüssig hinstellen „musste“. Da bin ich etwas gerutscht, allerdings nicht so doll wie bei der Petersburger Schlittenfahrt….was auch immer da abgegangen ist, also in Petersburg, auf dem Schlitten. Ist in dieser Gegend leider überhaupt nicht so trivial, für das Lan Shan einen guten Platz zu finden, da das Zelt schon überdurchschnittlich viel Platz beansprucht. Gestern Abend habe ich fast eine Ewigkeit gebraucht, bis es vernünftig stand.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 7B6B3125-A215-4708-AF9A-70EC55A12C21_1_201_a.jpeg Ansichten: 344 Größe: 3,51 MB ID: 3012260


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 8E536B29-2157-498D-BFCB-4FCF8FF01E51_1_201_a.jpeg Ansichten: 333 Größe: 3,67 MB ID: 3012261


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 0E59DDAE-F560-4732-A8DD-B155CD892853_1_201_a.jpeg Ansichten: 326 Größe: 4,02 MB ID: 3012262


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 24A17CCC-8062-4EAF-B104-E75C2B647B10_1_201_a.jpeg Ansichten: 327 Größe: 6,87 MB ID: 3012263

    Dieser frische und strahlend - sonnige Morgen ist einfach herrlich.


    Als Bernd, der sich extra Zeit gelassen hat, gegen 9:00 Uhr alleine aufbricht, verabreden wir uns an der Umtragestelle zum Läsjön.
    Ich will diesen wunderbaren Platz noch etwas genießen, außerdem soll mein inzwischen nasses Zelt möglichst abtrocknen. Bernd hat in windeseile alles zusammengepackt, ein Tatbestand, der im Laufe der Zeit noch des öfteren bei mir für Erstaunen und Bewunderung sorgen wird.
    „Bis gleich“ sagt er noch augenzwinkernd, und schon ist er hinter den Büschen und Blättern und hinter zwei knorrigen Kiefern verschwunden.
    Jetzt kann ich die Zeit nutzen, um das Plumpsklo zu nutzen. Sogar Toilettenpapier ist vorhanden.
    Da kann ich meinen diesmal viel zu dürftigen, eigenen Vorrat schonen (Am Ende sollte sich das aber doch nicht ausgehen und ich musste Bernd noch das eine oder andere Blatt „abschnorren“ ).
    Ein Himmelreich für ausreichend Klopapier!



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: F102A9BB-362F-48CA-8ADC-72FB3BFB70CE_1_201_a.jpeg Ansichten: 326 Größe: 6,86 MB ID: 3012264

    Windschutz

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: F2EC8EAD-37FA-48CA-AB9B-65D4D33CE12B_1_201_a.jpeg
Ansichten: 795
Größe: 5,70 MB
ID: 3014160

    Beachtliche Geröll - Moräne



    Nach 10 Uhr (vermutlich aber eher noch später als 10:30 Uhr) breche ich endlich auf. Auch ich habe mir das Packraft unter den Arm geklemmt, was, nach etwas Eingewöhnung, doch einigermaßen gut geht.
    Schließlich ist es ja nur ein „Katzensprung“. Ein „Katzensprung“ mit etlichen ups and downs, um viele Ecken und vor allem: über eine beachtliche Geröll - Moräne. So dauert dieses kleine Stück doch etwas länger, als ich veranschlagt hatte. Immerhin ist der Weg erstaunlich gut markiert.
    Schließlich erreiche auch ich den kleinen See, den ich bereits für einen Teil des Bredåsjön halte.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 1217FF2F-FFDC-4ABC-8EE9-7D8D860569DA_1_201_a.jpeg Ansichten: 320 Größe: 5,05 MB ID: 3012265

    Kleiner See


    Ich werfe das Packraft auf den Boden für eine kurze Pause, als just in diesem Moment Bernd um die nächste Kiefer biegt, um mich, schon etwas erleichtert, darauf hinzuweisen, dass dies noch nicht der Bredåsjön ist.
    So, so,…..ist das so? Ja, so ist das.
    Schließlich gehen wir also noch ein Stück gemeinsam, und Bernd, der gerade beide Hände frei hat, schnappt sich meinen Alligator und klemmt ihn sich unter den Arm. Das nehme ich nur zu gerne an.
    Er zeigt mir unterwegs die Stelle, wo er mit dem Bein ins Wasser getreten ist. Schade, dass ich nicht dabei war. Das kann in manch angespannter Lage durchaus belustigend wirken, sofern alles glimpflich und gut ausgeht. „Befreites Lachen“, sozusagen.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 3E1F892B-F4EC-4992-8BB9-6D7EC03A44D8_1_201_a.jpeg Ansichten: 312 Größe: 6,25 MB ID: 3012266

    Entspannter "Sherpa" Bernd

    Kurz darauf erreichen wir den Zugang zum Bredåsjön mit der Schutzhütte. Leider verschlossen, da wohl privat.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 89639A17-C420-4D74-9F1B-729EA87BAD20_1_201_a.jpeg Ansichten: 313 Größe: 5,49 MB ID: 3012267

    Hütte mit Bredåsjön


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 0998F8AA-57D8-41D7-A71C-8A920C4BC69D_1_201_a.jpeg Ansichten: 314 Größe: 6,66 MB ID: 3012268


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 8B7EB26C-BF66-436F-971E-4CE1B00FDE1F_1_201_a.jpeg Ansichten: 309 Größe: 6,96 MB ID: 3012269


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 7589F7C7-DAD9-417E-AA12-EB251D6AB1BD_1_201_a.jpeg Ansichten: 303 Größe: 5,29 MB ID: 3012270

    Wir einigen uns dann sehr schnell darauf, dass der Wind für einen größeren See inzwischen zu stark ist. Den Kick müssen wir uns heute nicht geben. Zumal es an den kommen Tagen nicht besser wird und nördlich des Rogen genügend kleine Seen liegen. Der neue Plan: hier noch einen Spaziergang machen, am Nachmittag zurück zu unserem wunderschönen Platz, morgen früh über den Rogen und dann auf die Karte gucken. Rückzug auf ganzer Linie.
    Aber zuerst eine gepflegte Mittagspause mit Kaffee, , Kornmo, Käse und luftgetrockneter Salami.

    Da wir die Boote heute sowieso nicht mehr brauchen, lassen wir die Luft ab und schnallen sie auf die Rucksäcke. Dann laufen wir ohne Gepäck über die Hügel nach Süden bis zu einer Landzunge, wo wir einen guten Blick auf das offene Wasser haben. Ja, zur Not ginge es, aber gemütlich ist was Anderes.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: F634B9E4-7D5E-4070-B938-D3624CCCC10F_1_201_a.jpeg Ansichten: 307 Größe: 4,85 MB ID: 3012271

    Bredåsjön


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 42139D8A-2406-4626-8214-F4377D8B1F1B_1_201_a.jpeg Ansichten: 303 Größe: 5,54 MB ID: 3012272


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: D73021F9-36EE-4669-8FAB-6CFB71C29030_1_201_a.jpeg Ansichten: 305 Größe: 5,48 MB ID: 3012273


    Ohne sperriges Packraft in der Hand ist der Rückweg zum Rogen sogar richtig entspannt. Gerade die Mischung aus viel Geröll und knorrigen Kiefern macht diese Gegend so besonders reizvoll, es wirkt alles ein bisschen rauer, vielleicht auch wilder als andere Paddelgebiete, die wir so kennen. In stillschweigendem Einverständnis beschließen wir an diesem Nachmittag, dass wir eigentlich gar keine riesige Tour machen müssen. Wenn man nach Norwegen rein dürfte, tja, dann würden sich ganz andere Möglichkeiten eröffnen. Doch darauf wollen wir es nicht ankommen lassen. Wir halten uns an die Bestimmungen.
    Die vielen, kleinen Seen wecken ganz neue Begehrlichkeiten. Auf schwedischer Seite gibt es bestimmt auch viel zu entdecken.
    Da lässt sich doch gewiß eine spannende Route zusammenstellen?
    Zuletzt geändert von evernorth; 19.01.2021, 21:47.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Borgman
    antwortet
    Also, äh ... Giganten sehe ich hier zwar weit und breit nicht (wir sind beide, wohlwollend ausgedrückt, eher durchschnittlich groß ), aber danke für die lobenden Worte. Schön, dass Du dabei bist, Oesine. Die jeweiligen Eigenarten – ja, das ist eine spannende Sache. Hätten wir eine vorgeplante Tour absolviert, dann hätten wir uns jeder für sich mal zusammengerissen und einen Kompromiss gefunden. Tatsächlich wollten wir aber genau das nicht – sich zusammenreißen und Kompromisse finden muss man im Alltag schon genug, oder?

    Einen Kommentar schreiben:


  • oesine63
    antwortet
    Einfach herrlich! Ein Bericht zweier Skandinavien-Giganten mit - wie es eh schon viele vor mir gesagt haben - wunderbar poetischen Worten geschrieben und mit stimmungsvollen Bildern ergänzt. Es gehört Mut dazu, sich auf die jeweiligen Eigenarten eines Reisepartners einzulassen. Für uns Leser lohnt es auf jeden Fall! Ich freu mich!!!

    Einen Kommentar schreiben:


  • Mika Hautamaeki
    antwortet
    Ein Traum!!!!

    Einen Kommentar schreiben:


  • Borgman
    antwortet
    Zum Alpha: für meine 1,77m passt die Größe perfekt, da ist auch noch ein bisschen Reserve drin. Wer wesentlich größer ist, sollte mal ausprobieren, ob es nach ein, zwei Stunden immer noch bequem ist. Den Rucksack kann man wie gesagt nur quer auf den Bug schnallen, dafür geht das extrem einfach mit zwei Handgriffen. Gegen den Wind könnte das nachteilig sein, weil er quer eine größere Angriffsfläche bietet als längs. Beim Delta oder Sigma könnte man den Rucksack vielleicht eher längs verspannen, weiß ich nicht, aber wirklich komfortabel ist das nur, wenn das Boot eine Spritzdecke hat. Wo sollte er sonst längs aufliegen? Vielleicht auf einem extra Spannriemen. Quer geht jedenfalls gut, man sitzt genau so wie ohne Gepäck. Später kommen auch noch Bilder, wo man das besser erkennen kann.

    Wie stabil liegt das Boot dann noch im Wasser, besonders bei stärkerem Wellengang? Na ja, man darf es nicht mit Bootstypen vergleichen, die einen Kiel haben. Ein Packraft dreht sich ständig. Dafür ist es sehr kippstabil. Nach meinem Empfinden macht es keinen großen Unterschied, ob ein normaler Trekkingrucksack mit 20 kg Gewicht drauf liegt oder nicht. Ich fühle mich mittlerweile sehr sicher darin, auch bei spürbaren Wellen. Vor der allerersten Tour habe ich auf einem großen See in der Nähe ausprobiert, bei welchem Wind man noch paddeln kann und wie sich das anfühlt. Eine Richtungsfinne bringt eine gewisse Verbesserung im Geradeauslauf, kann ich auf jeden Fall empfehlen, aber Wunder sollte man davon nicht erwarten.

    Einen Kommentar schreiben:


  • evernorth
    antwortet
    Ich will da mal vorgreifen und zunächst für mich antworten: Es kommt darauf an, z. B., wie lang der Rucksack ist.
    Auf meinem Alligator lässt sich auch ein eher langer Rucksack gut (in der Länge) verspannen. Letztlich ist es aber relativ egal, an der Wasserlage des Bootes ändert es relativ wenig. Eigentlich war Bernds Rucksack sogar schneller befestigt, da er meist nur mit einem Riemen befestigt wurde und ich immer noch einen zweiten Riemen benutzt habe. Der zweite Riemen ist eigentlich bei „Zahmwasser“ überflüssig. Ich bin da eher der „Pingelige“ und benutze ihn von Anfang an, das heißt, seit der Befahrung des Vistasjohka. Da war das natürlich „von Vorteil“, denn das Wasser war eher nicht so zahm.
    Zuletzt geändert von evernorth; 10.01.2021, 21:24.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Freedom33333
    antwortet
    Es ist doch immer wieder schön zu sehen, dass bei Touren, bei denen sich Individuen zusammenschließen (die sonst eigenständig Touren machen) Vorlieben variieren.

    Das mit dem Boot tragen, da hätte ich auch Bedenken. Ich erinnere mich z.B. an einen Bericht irgendwo im Internet, wo eine Familie auch ein Packraft gekauft hat und dann eines der Kinder mit dem gerade neu aufgeblasenen Boot an einer scharfen Tischkante vorbeirannte und schon machte es pff. Ich glaube, so schnell wie man das Boot auf- und abbauen kann, würde ich im Zweifelsfall immer die sicherere Option nehmen. Einmal falsch umfallen, einmal hängenbleiben und schon ist der Ärger groß.

    Nochmal zur Ausrüstung, ich schließe mich Matthias Frage an und ergänze sie: es gibt ja zwei Alternativen zum Alpha, die eine ist 20cm länger, die andere 40cm länger. Du schreibst, das du den Rucksack nur quer befestigen konntest. Hättest du ihn denn gerne längs befestigt? Was für Vorteile hätte das gebracht? (und, schwerer zu beantworten da hypothetischer) Wäre das mit 20cm mehr möglich gewesen?

    Einen Kommentar schreiben:


  • Mortias
    antwortet
    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
    @Mortias: Für eine Packraft-Tour ist die Gegend tatsächlich optimal, besonders wenn man das angrenzende Gebiet in Norwegen mit einbezieht. Irgendwann werden die Grenzen wieder geöffnet, und dann möchte ich da noch mal hin. Lieber für eine Streckentour als eine Rundtour, um noch mehr unterschiedliche Landschaft zu erleben. Über das MRS Alligator wird Tom sicher noch was sagen, nur schon mal vorweg: er hat das Boot mehr in Hinblick auf Wildwasser-Touren gekauft. Das Anfibio Alpha XC hatte ich ja schon 2019 mit auf Tour und war sehr angetan. Was meinst Du mit Performance? Es tut, was es soll und hat mich (nach anfänglichen Schwierigkeiten , aber das war allein meine Schuld) nie im Stich gelassen. Das Alligator paddelt sich angenehmer und flotter, wiegt aber eben auch deutlich mehr. Für meine Bedürfnisse ist das Alpha auf jeden Fall robust genug und auf längeren Wanderstrecken noch tragbar. Statt des sehr leichten Fly-Paddels hatte ich dieses Mal das Anfibio Basic 4p benutzt - ein wirklicher Komfortgewinn. Wenn man mehr als nur eine kurze Strecke paddelt, lohnt sich das Mehrgewicht.


    Danke für die Rückmeldung. Jetzt wo Du es schreibst hab ich mich auch wieder an Deinen Bericht von letztem Jahr erinnert. Was mich halt noch interessieren würde ist auch beispielsweise der Platz um den Rucksack zu verstauen. Wie stabil liegt das Boot dann noch im Wasser, besonders bei stärkerem Wellengang? Und wie bequem sitzt es sich dann so im Boot? Ein ähnliches Modell (was ich für solche Touren mal lose ins Auge gefasst habe) wäre ja noch das Anfibio Sigma, was nochmal ein wenig länger aber dafür auch etwas schwerer ist.

    Und tolle Fortsetzung. Die Bilder von dem frostigen Morgen wecken grad so richtig schon das Fernweh wieder nach Skandinavien aufbrechen zu wollen.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Borgman
    antwortet
    01.September: Bredåsjön

    Platsch! Ein dicker Wassertropfen landet mitten auf dem rechten Auge und reißt mich unsanft aus den Träumen. Zu früh. Ich drehe mich auf die andere Seite und versuche, in einen angenehmen Dämmerzustand zurückzufinden. Da löst sich der nächste Tropfen vom Innenzelt und trifft diesmal die Nase. Akto, das Zelt mit integriertem Wecker! Als ich ein kleines Tuch gefunden habe, um das Innenzelt trockenzuwischen, bin ich auch schon wach. Dann kann ich genauso gut aufstehen, hell genug ist es. Das Kondensat am Außenzelt ist gefroren, ebenso der Waschlappen, Ein paar Minusgrade wird es wohl haben.

    Unter diesen Bedingungen braucht der Spiritusbrenner ein Streichholz als Docht, aber schon bald stabilisiert sich die Flamme und spendet willkommene Wärme. Bis das Wasser kocht, habe ich Milch angerührt, den Kaffee vorbereitet und die Haferkekse herausgekramt. Gestern hat Tom viel davon gesprochen wie entsetzlich langsam sein neuer Kocher im Gegensatz zum Soto Windmaster ist… ganz ehrlich, beide würden mich überfordern. Ich brauche genauso viel Zeit wie mein Trangia - nach all den Jahren ticken wir im selben Takt.

    Durch eine Lücke zwischen den Kiefern erreichen ein paar Strahlen der aufgehenden Sonne den Zelteingang. Der zarteste Nebelschleier schwebt über Wasser und Sumpf. Beeren und Grashalme sind bedeckt mit Raureif. Was - wirklich! - kann es Schöneres auf der Welt geben, als einen leuchtend frostigen Septembermorgen?















    Tom ist auch schon wach, aber noch nicht bereit zum Aufbruch. Wir einigen uns darauf, dass wir am Vormittag, jeder nach seinem Rhythmus, auf dem Pfad zum Bredåsjön laufen, dort die Boote einsetzen und auf diesem genau nach Süden paddeln. An der Umtragestelle zum Läsjön wollen wir uns treffen und je nach Bedingungen die weitere Route besprechen. Kann man ja kaum verfehlen.

    Der Wind soll heute von Süden wehen und im Tagesverlauf deutlich auffrischen. Also packe ich nach dem Frühstück schnell zusammen, benutze noch das hervorragende Plumpsklo am Windschutz, nicht weit von unserem Lagerplatz, und mache mich gegen 09:00 Uhr auf die Socken. Paddel am Rucksack, Wanderstock in der einen, das aufgeblasene Boot in der anderen Hand. Das ist nicht sehr bequem, aber ich will mir den Umstand ersparen, es jetzt zusammenzufalten und am Bredåsjön wieder aufzublasen.

    Geht auch eigentlich ganz gut, bis ich nähere Bekanntschaft mit den allseits beliebten Rogen-Moränen mache: Steinfelder, durchsetzt von Kiefern, Rentiermoos und Heidelbeeren. Die werden wir ab jetzt wohl öfter durchqueren müssen. Wahrscheinlich käme ich besser voran, wenn ich das Boot aufgerollt am Rucksack befestige. Andererseits ist das die offizielle Tragestelle, man hat sich sogar die Mühe gemacht, mit einfachen Steinmännchen eine Route zu markieren. Hier muss man theoretisch sogar die Alu-Leihkanadier rüberschleppen können. Davon hatten meine Frau und ich auch mal einen am Femund – seitdem wissen wir, wie schwer und sperrig diese Biester sind. Dagegen ist das Packraft doch ein Klacks!


    Rogen-Moräne




    kleiner See am Wegesrand

    Als ich den kleinen See in der Mitte der Landenge erreiche, überlege ich kurz, ob ich nicht für ein paar hundert Meter paddeln soll, entscheide mich aber aus unerfindlichen Gründen dagegen. Stattdessen folge ich weiter den Markierungen. Am Seeabfluss passiert es dann: ich trete auf einen wackelnden Stein im Bach, kann mich mit dem Boot in der Hand nicht richtig ausbalancieren und mache instinktiv einen Schritt zurück. Dabei erwische ich leider genau eine wassergefüllte Lücke zwischen drei großen Steinen, in der mein Bein bis zum Knie versinkt. Immerhin bin ich geistesgegenwärtig genug, mich nicht auf das Boot fallen zu lassen, sonst hätte es vielleicht Schaden genommen. So komme ich mit einer 15 cm langen Schramme am Schienbein und einem vollgelaufenen Stiefel davon. Puh, Glück gehabt. Ab jetzt bis zum Bredåsjön bitte ein bisschen besser aufpassen.


    Bredåsjön



    Am Ufer steht eine verschlossene kleine Hütte, die als Windschutz sehr willkommen ist. Kalt weht es über den See, fast zu frisch für meinen Geschmack. Bevor ich die Wanderstiefel gegen die Sandalen tausche und das Boot fertig mache, hole ich noch die aktuelle Wettervorhersage ein und schicke meiner Frau ein Foto. Es ist kurz nach zehn. Eigentlich will ich sofort in See stechen, doch als eine geeignete Stelle gefunden und alles fertig vorbereitet ist, beschleichen mich Zweifel. Das hier ist ja nur eine geschützte Bucht. Draußen auf dem See wird es noch mehr wehen, schon in zwei Stunden mindestens so stark wie gestern. Momentan geht es ja noch, aber: wenn Tom sich zu viel Zeit lässt, könnte er Probleme kriegen. Und war die Umtrageroute wirklich so gut markiert, oder habe ich sie nur durch Zufall gefunden?

    Nein, das ist mir alles zu unsicher. Ich bleibe erst mal hier und warte, dann können wir immer noch gemeinsam entscheiden, ob wir die Überfahrt riskieren. Und warte ... und warte. Es wird elf Uhr, dann halb zwölf. Keine Spur von Tom. Da wird doch nichts passiert sein? Hat er sich im Geröll vielleicht auch so blöd die Haxen vertreten wie ich? Noch länger kann ich hier nicht tatenlos herumsitzen. Lieber laufe ich ohne Gepäck zurück und suche ihn. Hoffentlich ist er nicht an einer anderen Stelle zum See gekommen und paddelt schon zum Treffpunkt. Bestimmt mache ich mir mal wieder zu viele Gedanken.

    Die Kiefernwipfel rauschen leise im Wind, und ... ja, und sonst nichts. Nach einer Viertelstunde bleibe ich stehen und lausche. Kein Vogel, kein Tom und schon gar keine anderen Menschen. Fast ein bisschen unheimlich, mitten am Tage. Da bleibt mir nichts, als weiter zurück zu gehen. So spät kann er doch gar nicht aufgebrochen sein. Aber ein Stück danach, am östlichen Zipfel vom kleinen See, leuchtet etwas Blaues, dann etwas Rotes, und ein tiefenentspannter Tom steht daneben. Er hatte sich gerade gefragt, ob das schon der Bredåsjön ist. Die Karte sicher verpackt im Rucksack. Da komme ich ja gerade recht, um ihn zur Hütte zu lotsen.

    Einen Kommentar schreiben:


  • Borgman
    antwortet
    @Blahake: Danke für die Blumen, Anne . Das hast Du sehr treffend ausgedrückt: was erst mal ziemlich gegensätzlich klingt, kann man tatsächlich gut kombinieren, wenn man sich drauf einlässt.

    @Mortias: Für eine Packraft-Tour ist die Gegend tatsächlich optimal, besonders wenn man das angrenzende Gebiet in Norwegen mit einbezieht. Irgendwann werden die Grenzen wieder geöffnet, und dann möchte ich da noch mal hin. Lieber für eine Streckentour als eine Rundtour, um noch mehr unterschiedliche Landschaft zu erleben. Über das MRS Alligator wird Tom sicher noch was sagen, nur schon mal vorweg: er hat das Boot mehr in Hinblick auf Wildwasser-Touren gekauft. Das Anfibio Alpha XC hatte ich ja schon 2019 mit auf Tour und war sehr angetan. Was meinst Du mit Performance? Es tut, was es soll und hat mich (nach anfänglichen Schwierigkeiten , aber das war allein meine Schuld) nie im Stich gelassen. Das Alligator paddelt sich angenehmer und flotter, wiegt aber eben auch deutlich mehr. Für meine Bedürfnisse ist das Alpha auf jeden Fall robust genug und auf längeren Wanderstrecken noch tragbar. Statt des sehr leichten Fly-Paddels hatte ich dieses Mal das Anfibio Basic 4p benutzt - ein wirklicher Komfortgewinn. Wenn man mehr als nur eine kurze Strecke paddelt, lohnt sich das Mehrgewicht.

    @naturelover467: Danke auch Dir für Dein Interesse. Die komplette Ausrüstung würde ich lieber am Ende des Berichts besprechen, weil Ausrüstungsthemen hier gerne mal ausufern. Aber wir kommen ganz bestimmt dazu. Tom und ich haben durchaus im Detail unterschiedliche Ansätze, da kommt also noch was zum Thema Gegensätze kombinieren (s.o.) .

    Einen Kommentar schreiben:

Lädt...
X