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Land: Schweden, Norwegen
Reisezeit: 29.07.2007 - 14.08.2007
Region/Kontinent: Nordeuropa
Moin allerseits,
da mir hier so viele fleißig bei der Planung unserer Reise geholfen haben, möchte ich mich hier mit einem Bericht und vielen Fotos revanchieren.
Ich hoffe ihr habt genausoviel Spaß beim Lesen, wie wir beim Wandern.
Aus Zeitgründen wird dies ein Episodenbericht. Ich versuche möglichst schnell weiter zu schreiben.
Los geits.
______________________
Ich kannte Schweden und Norwegen schon von diversen Besuchen, in denen ich die Länder mit dem Auto und Übernachtungen in Hütten kennengelernt hatte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis mich das Hiking Fieber so richtig erfassen sollte und ich Ende Frühjahr 2007 anfing mich nach Informationen bezüglich gut geeigneter Wanderwege und dem nötigen Wissen umzuschauen.
Ursprünglich wollte ich zwei Wochen lang auf den Lofoten Wandern/Klettern. Nachdem ich jedoch eine National Geographic mit dem Artikel "Top 11 Trails of the World" in die Finger bekommen hatte, wurde die Inselgruppe im Nordmeer recht pronto durch den Kungsleden ergänzt.
Einige viele Abende Recherche ergaben dann, insbesondere auch mit Hilfe des outdoorseiten.net Forums, eine Vorstellung vom Weg und Unmengen wichtiger kleiner Details.
Nachdem wir -mein Grundschulkumpel Pempi und ich- unsere Kreditkarten im örtlichen Globetrotter arg strapaziert hatten, waren wir auch für alle Erdenklichen Situationen gerüstet und es konnte losgehen.
28.07.2007
Ich Reise aus Köln nach Hamburg an, wo wir letzte Besorgungen tätigen und unsere Rucksäcke Probepacken. Ohne Nahrung und Brennstoff sind wir beide bei etwa 15kg Gewicht.
29.07.2007
Gegen 14 Uhr geht es los zum Ryanair Flughafen in Hamburg Lübeck, wo wir uns noch spontan mit einer Flasche Glenfiddich eindecken und gegen 17 Uhr in die Luft gehen. Ein wenig Spaß darf auch bei einer Wanderung nicht fehlen ;)
Nach der Ankunft in Stockholm geht es mit dem Bus zum Hauptbahnhof. Auf der Fahrt stellen wir durch empirische statistische Methoden heraus, dass mindestens 33% aller Autos Saabs und Volvos sind. Unser Plan sieht vor in den 3h Zeit, die uns bis zur Abfahrt des Veolia Transport Zuges gen Norden um 22 Uhr bleiben
a.) Kultur Testen: BurgerKing
b.) Verpflegung kaufen
c.) Gas kaufen
Die Chronologie spiegelt die Priorität in diesem Fall recht gut wieder.
Ein Burger King ist zum Glück schnell gefunden. Fakt ist: Am Hbf gibt es so gut wie keinen Ort, an dem man nicht mindestens ein FastFood Restaurant erblicken kann. Wir müssen konstatieren: Die Schweden haben Kultur
Die Grillfachkraft geht dann auch recht leisure an die Bestellungen und so brauchen wir von Sichtung des Schlemmertempels bis zum letzten Happen über eine Stunde Zeit.
Einen vernünftigen großen Lebensmittelladen können wir dann im Folgenden leider nicht mehr finden und so kaufen wir in einem TanteEmma Laden das allernötigste, um die Bahnfahrt gen Norden zu Überstehen. Manchmal muss man halt Prioritäten setzen.
Gas lässt sich allerdings überhaupt nirgends finden und die Spiritus-Anarchos können uns auch nicht so recht Auskunft geben, bis wir beide beim Anblick eines Engels in Uniform, Lederhandschuhen, Kanone und Pfefferspray am Gürtel für kurze Zeit ins Wachkoma fallen. Ein Polizistin wie es sie sonst nur auf Beteigeuze gibt, ist schon reichlich unverschämt und führt sicher zu der einen oder anderen Komplikation im Alltagsleben. Wir sind uns schnell einig: Von der Lady würden wir uns gerne mal verhaften lassen… Ich bin kurz gewillt sie um Erlaubnis für ein Foto zu bitten – rein aus professionellem Interesse selbstredend ^^
Schnell stellt sich jedoch heraus: „You can buy gas in Gas Stations but you won’t find any in the city. It’s forbidden and all other shops are closed”. ****!
Naja, im Probleme vertagen sind wir beide ungeschlagene Weltmeister und so hoffen wir auf mehr Glück in Kiruna.
Nach ein wenig Herumwandern im Bahnhof wird klar: Die Schwedischen Männer leben im Schlaraffenland. Ein Babe nach dem Nächsten und BurgerKing ohne Ende…Unterschwellig hoffen wir auf 4 blonde, blauäugige schwedische Grazien in unserem 6er Abteil. Zunächst sind wir allein, doch dann die Ernüchterung: Statt Eva Padberg steigt ein dicker Vater mit zwei dicken Kindern hinzu und eine Station später eine höchst unkommunikative Schwedin, deren Lebenssinn einzig und allein Schlafen zu sein scheint. Naja Latex.
30.07.2007

Ja, auch das muss sein
Der Zug sammelt 2h Verspätung auf der Fahrt gen Norden und so steigen wir nach 19 Stunden Bahnfahrt gegen 18 Uhr in Kiruna aus. Es ist am Pladdern und ein Geschäft, das Gas führen könnte ist so direkt auch nicht auszumachen. Auch ein BurgerKing fehlt hier gänzlich. Scheißkaff ;)
Bugger me, in Nikkaluokta wird es schon was geben. Wir verladen unsere Rucksäcke in einen der wartenden Busse und wollen gerade mit Plastik bezahlen, da gibt es den ersten Schlag straight in die Visage: Bezahlung nur per Cash. Cash haben wir nicht. Etwas enttäuscht und über uns selbst verärgert laden wir unsere Rucksäcke wieder aus und wollen uns gerade auf den Weg zu einem Bankomaten und einem Zeltplatz machen, als uns ein Fahrgast zurückpfeift: „I will pay for you guys“
Schwer relaxeter Kerl. Es soll in Nikkaluokta wohl die Möglichkeit geben Geld abzuheben, sodass wir es ihm dort zurückzahlen können.
Der Gute hat uns somit einen halben Tag Urlaub geschenkt und glücklich geht’s auf nach N. Zwei Busse fahren Kolonne. In unserem ist die komplette Frontscheibe einmal gerissen und der vordere Bus entscheidet sich nach 250m, dass er keine Lust mehr hat und macht einen auf Totalstreik. Es wird also recht kuschelig in unserem Bus.
In Nikkaluokta dann das freudige Erlebnis: Sie haben sowohl einige wenige Fertigsuppen als auch Gas! Allerdings ist in allem Essen Milch enthalten, was ich Lactoseallergiker eher weniger spannend finde. Brechdurchfall im Fjaell, ich kann mir geileres vorstellen. Naja in Kebnekaise wird es schon irgendwie was geben denken wir uns und laufen zum Helikopterstartplatz. Dort angekommen sind wir erstaunt über die Meute, die etwas missmutig vor dem Rezeptionshäuschen sitzt. „Is it possible to go tonight?“ „Oh well, probably not, they’re having technical problems. We’ve been waiting for hours”.
Hm, dann halt nicht. Reservierung für den nächsten Tag wird noch schnell erledigt und dann machen wir uns auf den Weg Richtung Kebnekaise, wo wir nach etwa 2km einen schönen Zeltplatz finden. Und Mücken. Dutzende, Hunderte, Tausende, Millionen, Milliarden. „Hilfeeeeeee“.

Wir verkriechen uns in die Jacken, ziehen Schutzgaze über und Handschuhe an. Es ist ein sehr erhabenes Gefühl die kleinen Scheißviecher am Versuch einem etwas anzuhaben kläglich scheitern zu sehen. Dumm nur, dass nicht wenige Tiefflieger beim Überflug unseres heißen Kochtopfes den Sudden Death sterben und post mortem Punktlandungen in unseren Macaroni machen. Mhm, lecker Fleischbeilage…
Ab geht’s nach dem Essen ins Zelt. Eine Oase der Ruhe, des Friedens und der Glückseligkeit. Wir diskutieren noch ein wenig über die Lebensberechtigung von Mücken. Ein interdisziplinärer Disput, der über die reine Biologie weit hinaus geht, entbrennt und schnell wird das Thema philosophisch. „Warum haben sich Mücken entwickelt?“ „Worin liegt ihre biologische Funktion?“ "Was ist ihre soziologische Funktion?" "Haben sie eine Berechtigung diesen Planeten zu terrorisieren?" „Ist es moralisch grenzwertig beim Gedanken an eine Ausrottung der ganzen Rasse Mücke leuchtende Augen zu bekommen?“ „Tut man damit nicht der Menschheit und allen anderen Organismen einen großen Gefallen?“ „Ist es vertretbar das Leben einer Art zu opfern für das Wohlergehen des größeren Ganzen?“ Schwierig, schwierig
Wir schlafen ein und werden erst durch Beben des Zeltes und lautes Geflatter recht abrupt geweckt. Einmal mehr offenbart sich uns die Primitivität der uns umgebenden belebten Natur. Ein etwas übermotivierter Piepmatz auf XTC hat sich zwischen Innen und Außenzelt verirrt, ist bis nach ganz oben geflogen und macht großen Terror bei dem Versuch das Außenzelt mit Gewalt zu durchbrechen.
Nun ist guter Rat teuer. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Vögel bei Angst und in Stresssituationen instinktiv anfangen zu fäkieren, kann man das Viech ja auch nur in begrenztem Maße aktiv lenken. Doch es gelingt uns schließlich und wir versuchen wieder einzuschlafen, was mir wegen der Helligkeit nicht leicht fällt.
31.07.2007
Um 9:00 nehmen wir den Helikopter. Zunächst habe ich noch ein etwas mulmiges Gefühl, nachdem sie gestern technische Problem hatten und Mundil hier im Forum noch kundttat, dass beim letzten Mal ein Hubschraube nicht auf, sondern gegen den Kebnekaise geflogen sei…

Es stellt sich schnell als eine tolle Sache heraus. Knapp unter den tiefhängenden Wolken geht es das Tal zur Kebnekaise Fjällstation hinauf, wo wir entgegen allen Skeptizismen wohlbehalten landen.
Ich fühle mich wieder einmal in meiner verdrängenden Herangehensweise an komplexe Problemstellungen bestätigt, als es wir entdecken, dass es im Kebnekaise Shop diverse tolle Gerichte völlig ohne Milch gibt.
Für 90€ decken wir uns mit Fressalien für die nächsten paar Tage ein und machen uns dann ganz balante auf in Richtung Kebnekaise-Gipfel. Auffällig ist, dass wir die einzigen sind, die mit großen Tourenrucksäcken den Aufstieg wagen.




Und 8,5 Stunden später wird uns knapp unter dem Gipfel bewusst warum. Wir sind an der Grenze unsere Leistungsfähigkeit angelangt. 18kg Gepäck, Nebel, Regen, starker Wind und dann auch noch Schneefall mit Sicht gegen 0. Wir entschließen uns die Nothütte aufzusuchen und empfinden sie als den einladensten Ort der ganzen Welt.

Hier probieren wir auch zum ersten Mal „REAL TURMAT von Drytech.“ Ein ganz vorzügliches Produkt. Die Temperaturen liegen auch in der Hütte bei unter 0° und der Atem gefriert ganz leicht an den Mützen. Endlich habe ich mal Gelegenheit meinen Schlafsack vernünftig zu testen und tatsächlich ist es voll zugezogen mit einem t-shirt nach kurzer Zeit zu warm.
Völlig erschöpft schlafen wir im höchsten Gebäude Schwedens auf 1950m ü.NN. ein, bis wir mitten in der Nacht durch dumpfes Stampfen geweckt werden. Die Tür wird quietschend aufgestoßen und ein Mann steht mitten in der Nacht im Rahmen und ist so schnell wie er kam wieder verschwunden.
„Was war das?`“
“Da stand n Kerl in der Tür“
„Was wollte der?“
„Keine Ahnung, ist wieder gegangen“
"Nadenn. Gute Nacht."
________
to be continued
Reisezeit: 29.07.2007 - 14.08.2007
Region/Kontinent: Nordeuropa
Moin allerseits,
da mir hier so viele fleißig bei der Planung unserer Reise geholfen haben, möchte ich mich hier mit einem Bericht und vielen Fotos revanchieren.
Ich hoffe ihr habt genausoviel Spaß beim Lesen, wie wir beim Wandern.
Aus Zeitgründen wird dies ein Episodenbericht. Ich versuche möglichst schnell weiter zu schreiben.
Los geits.
______________________
Ich kannte Schweden und Norwegen schon von diversen Besuchen, in denen ich die Länder mit dem Auto und Übernachtungen in Hütten kennengelernt hatte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis mich das Hiking Fieber so richtig erfassen sollte und ich Ende Frühjahr 2007 anfing mich nach Informationen bezüglich gut geeigneter Wanderwege und dem nötigen Wissen umzuschauen.
Ursprünglich wollte ich zwei Wochen lang auf den Lofoten Wandern/Klettern. Nachdem ich jedoch eine National Geographic mit dem Artikel "Top 11 Trails of the World" in die Finger bekommen hatte, wurde die Inselgruppe im Nordmeer recht pronto durch den Kungsleden ergänzt.
Einige viele Abende Recherche ergaben dann, insbesondere auch mit Hilfe des outdoorseiten.net Forums, eine Vorstellung vom Weg und Unmengen wichtiger kleiner Details.
Nachdem wir -mein Grundschulkumpel Pempi und ich- unsere Kreditkarten im örtlichen Globetrotter arg strapaziert hatten, waren wir auch für alle Erdenklichen Situationen gerüstet und es konnte losgehen.
28.07.2007
Ich Reise aus Köln nach Hamburg an, wo wir letzte Besorgungen tätigen und unsere Rucksäcke Probepacken. Ohne Nahrung und Brennstoff sind wir beide bei etwa 15kg Gewicht.
29.07.2007
Gegen 14 Uhr geht es los zum Ryanair Flughafen in Hamburg Lübeck, wo wir uns noch spontan mit einer Flasche Glenfiddich eindecken und gegen 17 Uhr in die Luft gehen. Ein wenig Spaß darf auch bei einer Wanderung nicht fehlen ;)
Nach der Ankunft in Stockholm geht es mit dem Bus zum Hauptbahnhof. Auf der Fahrt stellen wir durch empirische statistische Methoden heraus, dass mindestens 33% aller Autos Saabs und Volvos sind. Unser Plan sieht vor in den 3h Zeit, die uns bis zur Abfahrt des Veolia Transport Zuges gen Norden um 22 Uhr bleiben
a.) Kultur Testen: BurgerKing
b.) Verpflegung kaufen
c.) Gas kaufen
Die Chronologie spiegelt die Priorität in diesem Fall recht gut wieder.
Ein Burger King ist zum Glück schnell gefunden. Fakt ist: Am Hbf gibt es so gut wie keinen Ort, an dem man nicht mindestens ein FastFood Restaurant erblicken kann. Wir müssen konstatieren: Die Schweden haben Kultur
Die Grillfachkraft geht dann auch recht leisure an die Bestellungen und so brauchen wir von Sichtung des Schlemmertempels bis zum letzten Happen über eine Stunde Zeit.
Einen vernünftigen großen Lebensmittelladen können wir dann im Folgenden leider nicht mehr finden und so kaufen wir in einem TanteEmma Laden das allernötigste, um die Bahnfahrt gen Norden zu Überstehen. Manchmal muss man halt Prioritäten setzen.
Gas lässt sich allerdings überhaupt nirgends finden und die Spiritus-Anarchos können uns auch nicht so recht Auskunft geben, bis wir beide beim Anblick eines Engels in Uniform, Lederhandschuhen, Kanone und Pfefferspray am Gürtel für kurze Zeit ins Wachkoma fallen. Ein Polizistin wie es sie sonst nur auf Beteigeuze gibt, ist schon reichlich unverschämt und führt sicher zu der einen oder anderen Komplikation im Alltagsleben. Wir sind uns schnell einig: Von der Lady würden wir uns gerne mal verhaften lassen… Ich bin kurz gewillt sie um Erlaubnis für ein Foto zu bitten – rein aus professionellem Interesse selbstredend ^^
Schnell stellt sich jedoch heraus: „You can buy gas in Gas Stations but you won’t find any in the city. It’s forbidden and all other shops are closed”. ****!
Naja, im Probleme vertagen sind wir beide ungeschlagene Weltmeister und so hoffen wir auf mehr Glück in Kiruna.
Nach ein wenig Herumwandern im Bahnhof wird klar: Die Schwedischen Männer leben im Schlaraffenland. Ein Babe nach dem Nächsten und BurgerKing ohne Ende…Unterschwellig hoffen wir auf 4 blonde, blauäugige schwedische Grazien in unserem 6er Abteil. Zunächst sind wir allein, doch dann die Ernüchterung: Statt Eva Padberg steigt ein dicker Vater mit zwei dicken Kindern hinzu und eine Station später eine höchst unkommunikative Schwedin, deren Lebenssinn einzig und allein Schlafen zu sein scheint. Naja Latex.
30.07.2007

Ja, auch das muss sein

Der Zug sammelt 2h Verspätung auf der Fahrt gen Norden und so steigen wir nach 19 Stunden Bahnfahrt gegen 18 Uhr in Kiruna aus. Es ist am Pladdern und ein Geschäft, das Gas führen könnte ist so direkt auch nicht auszumachen. Auch ein BurgerKing fehlt hier gänzlich. Scheißkaff ;)
Bugger me, in Nikkaluokta wird es schon was geben. Wir verladen unsere Rucksäcke in einen der wartenden Busse und wollen gerade mit Plastik bezahlen, da gibt es den ersten Schlag straight in die Visage: Bezahlung nur per Cash. Cash haben wir nicht. Etwas enttäuscht und über uns selbst verärgert laden wir unsere Rucksäcke wieder aus und wollen uns gerade auf den Weg zu einem Bankomaten und einem Zeltplatz machen, als uns ein Fahrgast zurückpfeift: „I will pay for you guys“
Schwer relaxeter Kerl. Es soll in Nikkaluokta wohl die Möglichkeit geben Geld abzuheben, sodass wir es ihm dort zurückzahlen können.
Der Gute hat uns somit einen halben Tag Urlaub geschenkt und glücklich geht’s auf nach N. Zwei Busse fahren Kolonne. In unserem ist die komplette Frontscheibe einmal gerissen und der vordere Bus entscheidet sich nach 250m, dass er keine Lust mehr hat und macht einen auf Totalstreik. Es wird also recht kuschelig in unserem Bus.
In Nikkaluokta dann das freudige Erlebnis: Sie haben sowohl einige wenige Fertigsuppen als auch Gas! Allerdings ist in allem Essen Milch enthalten, was ich Lactoseallergiker eher weniger spannend finde. Brechdurchfall im Fjaell, ich kann mir geileres vorstellen. Naja in Kebnekaise wird es schon irgendwie was geben denken wir uns und laufen zum Helikopterstartplatz. Dort angekommen sind wir erstaunt über die Meute, die etwas missmutig vor dem Rezeptionshäuschen sitzt. „Is it possible to go tonight?“ „Oh well, probably not, they’re having technical problems. We’ve been waiting for hours”.
Hm, dann halt nicht. Reservierung für den nächsten Tag wird noch schnell erledigt und dann machen wir uns auf den Weg Richtung Kebnekaise, wo wir nach etwa 2km einen schönen Zeltplatz finden. Und Mücken. Dutzende, Hunderte, Tausende, Millionen, Milliarden. „Hilfeeeeeee“.

Wir verkriechen uns in die Jacken, ziehen Schutzgaze über und Handschuhe an. Es ist ein sehr erhabenes Gefühl die kleinen Scheißviecher am Versuch einem etwas anzuhaben kläglich scheitern zu sehen. Dumm nur, dass nicht wenige Tiefflieger beim Überflug unseres heißen Kochtopfes den Sudden Death sterben und post mortem Punktlandungen in unseren Macaroni machen. Mhm, lecker Fleischbeilage…

Ab geht’s nach dem Essen ins Zelt. Eine Oase der Ruhe, des Friedens und der Glückseligkeit. Wir diskutieren noch ein wenig über die Lebensberechtigung von Mücken. Ein interdisziplinärer Disput, der über die reine Biologie weit hinaus geht, entbrennt und schnell wird das Thema philosophisch. „Warum haben sich Mücken entwickelt?“ „Worin liegt ihre biologische Funktion?“ "Was ist ihre soziologische Funktion?" "Haben sie eine Berechtigung diesen Planeten zu terrorisieren?" „Ist es moralisch grenzwertig beim Gedanken an eine Ausrottung der ganzen Rasse Mücke leuchtende Augen zu bekommen?“ „Tut man damit nicht der Menschheit und allen anderen Organismen einen großen Gefallen?“ „Ist es vertretbar das Leben einer Art zu opfern für das Wohlergehen des größeren Ganzen?“ Schwierig, schwierig

Wir schlafen ein und werden erst durch Beben des Zeltes und lautes Geflatter recht abrupt geweckt. Einmal mehr offenbart sich uns die Primitivität der uns umgebenden belebten Natur. Ein etwas übermotivierter Piepmatz auf XTC hat sich zwischen Innen und Außenzelt verirrt, ist bis nach ganz oben geflogen und macht großen Terror bei dem Versuch das Außenzelt mit Gewalt zu durchbrechen.
Nun ist guter Rat teuer. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Vögel bei Angst und in Stresssituationen instinktiv anfangen zu fäkieren, kann man das Viech ja auch nur in begrenztem Maße aktiv lenken. Doch es gelingt uns schließlich und wir versuchen wieder einzuschlafen, was mir wegen der Helligkeit nicht leicht fällt.
31.07.2007
Um 9:00 nehmen wir den Helikopter. Zunächst habe ich noch ein etwas mulmiges Gefühl, nachdem sie gestern technische Problem hatten und Mundil hier im Forum noch kundttat, dass beim letzten Mal ein Hubschraube nicht auf, sondern gegen den Kebnekaise geflogen sei…

Es stellt sich schnell als eine tolle Sache heraus. Knapp unter den tiefhängenden Wolken geht es das Tal zur Kebnekaise Fjällstation hinauf, wo wir entgegen allen Skeptizismen wohlbehalten landen.
Ich fühle mich wieder einmal in meiner verdrängenden Herangehensweise an komplexe Problemstellungen bestätigt, als es wir entdecken, dass es im Kebnekaise Shop diverse tolle Gerichte völlig ohne Milch gibt.
Für 90€ decken wir uns mit Fressalien für die nächsten paar Tage ein und machen uns dann ganz balante auf in Richtung Kebnekaise-Gipfel. Auffällig ist, dass wir die einzigen sind, die mit großen Tourenrucksäcken den Aufstieg wagen.




Und 8,5 Stunden später wird uns knapp unter dem Gipfel bewusst warum. Wir sind an der Grenze unsere Leistungsfähigkeit angelangt. 18kg Gepäck, Nebel, Regen, starker Wind und dann auch noch Schneefall mit Sicht gegen 0. Wir entschließen uns die Nothütte aufzusuchen und empfinden sie als den einladensten Ort der ganzen Welt.

Hier probieren wir auch zum ersten Mal „REAL TURMAT von Drytech.“ Ein ganz vorzügliches Produkt. Die Temperaturen liegen auch in der Hütte bei unter 0° und der Atem gefriert ganz leicht an den Mützen. Endlich habe ich mal Gelegenheit meinen Schlafsack vernünftig zu testen und tatsächlich ist es voll zugezogen mit einem t-shirt nach kurzer Zeit zu warm.

Völlig erschöpft schlafen wir im höchsten Gebäude Schwedens auf 1950m ü.NN. ein, bis wir mitten in der Nacht durch dumpfes Stampfen geweckt werden. Die Tür wird quietschend aufgestoßen und ein Mann steht mitten in der Nacht im Rahmen und ist so schnell wie er kam wieder verschwunden.
„Was war das?`“
“Da stand n Kerl in der Tür“
„Was wollte der?“
„Keine Ahnung, ist wieder gegangen“
"Nadenn. Gute Nacht."
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to be continued
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