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Region/Kontinent: Nordeuropa
Intro
Da in Norwegen noch zu viel Schnee zu liegen schien, musste eine Alternative her: Wo soll es hingehen dieses Jahr? Strecken in Schottland, Irland und der Slowakei standen zur Wahl - bis aus dem Nichts Snowdonia auftauchte.
Schnell war klar, dort müssen wir hin...
Am Mittwoch Abend (18.04.07) starten wir von Stuttgart aus nach Manchester, unser Flug hat eine Stunde Verspätung.
Nachdem wir in England von Bord gegangen sind, hilft uns ein netter alter Herr bei der Besorgung der Fahrkarten: Idiotischerweise sind bei der lokalen Bahn die Tickets günstiger, wenn man "Hin + Zurück" statt "einfache Fahrt" wählt... (jedenfalls gilt das für die Strecke Flughafen-Piccadilly). Mit der Metro geht es dann zu unserem Hotel, dem Trafford Hall. Das 3 Sterne Hotel bietet saubere & solide Zimmer, einen Fernseher, einen Wasserkocher und eine Auswahl an Instantgetränken (Tee, Kaffee, heiße Schokolade - hat uns besonders gefreut, das wir sonst verdurstet wären).
Schieferberge, Stacheldraht und Querfeldein
Am Morgen geht es nach einem zünftigen engl. Frühstück (Rührei, Speck, Bohnen...) wieder nach Piccadilly zum Hauptbahnhof. Dort erreichen wir den Zug nach Llandudno Junction in buchstäblich letzter Minute.
Die allgemeine Überwachung ist recht massiv: Neben einem gigantischen Kameranetzwerk (CCTV) stehen an jeder Ecke Sicherheitsleute und Kontrolleure. So können wir erst in den Zug, nachdem wir ein Ticket gelöst haben, dort werden wir dann nochmal kontrolliert; manchmal wird man sogar beim verlassen einer Station auf gültige Fahrkarten überprüft.
Die Fahrt dauert ca. 2:20 Std.
In Llandudno erledigen wir die letzten Einkäufe im örtlichen Tesco-Supermarkt. Dort kommt man schnell mit einem der Sicherheitsleute am Eingang ins Gespräch, der uns erst für Polen hält. Er spricht ein paar Worte deutsch und berichtet uns ein wenig von seiner harten Zeit in einer üblen Gegend Manchesters. Wales sei viel friedlicher und sicherer, ein guter Ort zum arbeiten. Er zeigt uns noch Schusswunden am Bein, um seine Worte zu verdeutlichen.
Spiritus für unsere Trangias gibt es weder im Tesco, noch im Netto nahe des Bahnhofs. Eine Apotheke führt nur eine 0,5 Liter Flasche. Bei einer Tankstelle hingegen werden wir fündig und packen vier 0,5 L Flaschen in unser Gepäck. Zurück an der Bahnstation treffen wir auf eine gesprächige alte Lady, die uns gerne ausführlich Auskunft zu Fahrplänen und Attraktionen der Gegend Snowdonia gibt.
Mit dem Zug geht es dann weiter nach Blaneau Ffestiniog , ca. 1 Std Fahrtzeit, wo die Tour an einem schönen sonnigen Tag startet.
Nicht lange dauert es, da treffen wir die Lady aus Llandudno wieder (sie fuhr mit dem Bus). Sie wohnt offensichtlich in Blaneau und hat erneut Ratschläge zu Unterkünften parat und wünscht uns viel Spaß.
Nach einigen Anstiegen und ersten Ausblicken auf den Schiefer-Reichtum der Gegend, erreichen wir Tanygrisiau. Dort entdecken wir kurz vor einem Gehöft ein in Stacheldraht verheddertes Schaf. Nach einigen Versuchen öffnet uns eine attraktive Waliserin die Tür. Sie weiß zwar auch nicht, was zu tun ist, alarmiert aber nach einer Weile ihren Vater, der sich mit einer Zange auf den Weg macht.
Wir ziehen dann weiter.
Durch Hitze und Staub geht es hoch bis zum See Llyn Cwmorthin. Wir treffen eine Gruppe Nordic Walker und steigen immer weiter hinauf. Links und rechts von uns türmen sich immer wieder riesige Schieferberge auf, die einst wirtschaftliche Grundlage für die gesamte Region waren und für das Eisenbahnnetz sorgten.
Der Weg wir immer steiler, die Sonne brennt einem im Nacken.
Nachdem wir uns schließlich verlaufen haben und das Tal in Richtung Cwm Crroessoer erblicken, geht es Querfeldein bergauf, am Llyn Cwm y foel und Llynnau Diffwys vorbei. Kurz bevor der Bergkamm völlig überquert ist, erreichen wir Llyn Coch – von dort hat man einen schönen Ausblick über einige Täler und Seen. Da uns der Platz zum Zelten ungeeignet erscheint, zwingen wir uns weiterzugehen, bis wir mit dem letzten Licht beim Llyn yr Adar ankommen.

Wenige Kilometer nach den ersten (Schaf-)Weiden

Schiefer gefällig?

Unser Lagerplatz (HDR bearbeitet)

Gleicher Platz, Nachts
Abstieg, Safari im Unterholz und Aufstieg
Über Nacht passiert ein mittelgroßes Unglück: Da die Lederstiefel etwas feucht werden, will ich sie wie gewohnt mit Teelichtern trocknen. Dummerweise steht ein Stiefel leicht schräg - als das Teelicht mit dem abbrennen also an Gewicht verliert, rutscht es in die Spitze des Stiefels und brennt ein schönes 2€ Münzen großes Loch hinein. Mit Klebeband muss das Loch abgedichtet werden, bevor wir mit dem Abstieg ins Tal beginnen. Über einen steinigen Weg und schmale Pfäde entlang geht es immer weiter hinab. Nach einer Weile steht wieder Querfeldein auf dem Programm. Irgendwann erreichen wir einen starken Bach, der auf der anderen Seite nach ein paar Metern von einem Felsplateau begrenzt wird. Ein weiterer Abstieg ist hier nicht möglich.
Also folgen wir dem Bach ins Tal, bis wir ein Stück Wald erreichen. Dort verlaufen wir uns auch prompt und können die in der Nähe gelegenen Straße nicht erreichen. Nun wird einfach die Holzhammer-Methode angewandt: Wir marschieren geradeaus auf die Mitte des Tals zu, koste es, was es wolle. Nachdem wir uns durchs Gestrüpp gewühlt haben und einen kleineren Bach passiert haben, stehen wir in einem kleinen Nadelwald. Auf dessen anderer Seite erwartet uns dichtes totes Gehölz, durch welches wir uns einige Meter durchbrechen bzw. auf allen Vieren durcharbeiten.
Irgendwann erreichen wir die Klippen des weiter oben bereits gesehenen Bachelaufs (dem wir ins Tal gefolgt sind). Weiter geht es durch den Dschungel, bis sich der Bewuchs lichtet. Durch einen glücklichen Zufall finden wir nach wenigen Metern an einer mit weniger Gestrüpp bewachsenen Stelle eine alte, knarrende Holzbrücke, welche schon lange nicht mehr in offiziellem Betrieb ist. Doch sie hält uns noch aus und so stehen wir bald am Rand einer Wiese – die Straße in ca. 100m Entfernung. Geschafft.
Ein Stück folgen wir der Straße, bis wir auf einen markierten Weg, der durch den Wald führt, kommen. An dessen Ende üben einige Baumpfleger mit Motorsägen in Bäume zu klettern, um diese zu stutzen. Nach einem weiteren Kilometer an der Straße entlang, erreichen wir den Abfluss des Sees Llyn Gwynant , wo wir Mittagspause machen. Dann geht es an dessen linkem Ufer weiter. Wir sehen einige graue Eichhörnchen und genießen den Ausblick auf den See. Wir passieren den öffentlichen Campingplatz (wie kann man nur direkt neben dem Auto zelten?
) und nähern uns Meter für Meter dem Mt. Snowdon.
Als wir an der Pipeline des Pumpwerks vorbeikommen, beschließen wir eine kleine Abkürzung zu nehmen und folgen einfach der Pipeline den Berg hoch. Nach einigen 100 Höhenmetern verlässt uns so langsam die Sonne, mal davon abgesehen, dass wir leicht erschöpft sind und wir werden gezwungen am Llyn Teym unser Lager aufzuschlagen. Im Hintergrund sehen wir bereits unser Ziel für den nächsten Tag, den Mt. Snowdon.

Abstieg ins Tal

Beim Auffüllen der Wasservorräte

Der Llyn Gwynant

Die Pipeline (einige 100m weiter oben)
Gipfelstürmer auf der Ameisenstraße
Da es noch einige Meter bis zum Gipfel sind, beschließen wir unser Gepäck in einer Felsspalte nahe des Sees zurückzulassen und machen uns leichtfüßig auf den Weg. Wir nutzen den Miner’s Track um auf den Snowdon zu kommen. Der Weg gleicht einer Ameisenstraße: Vom Morgen bis zum Abend strömen ganze Familien samt Haustieren dem höchsten Punkt Wales entgegen. Der Aufstieg zieht sich und teilweise muss geklettert werden, um voran zu kommen.
Oben angekommen bietet sich einem ein schönes Panorama mit zig Seen und der kargen Gebirgslandschaft rundum. Es herrscht ein reges kommen und gehen, die Bahnstation und die Hütte am Gipfel sind noch nicht fertig. Der Abstieg geht dann etwas schneller, wobei auch hier die Kraxelei auf den steinigen Wegen deutlich in die Knie geht.
Nachdem wir unser Gepäck wieder aufgenommen haben, geht es zu Pen y Pass wo wir uns als kleine Entschädigung für die Strapazen Curry-Pommes und ein Eis gönnen. Weiter geht es ins Tal, wieder an der Pumpstation vorbei, bis wir uns am Zufluß des Sees Llyn Gwynant niederlassen (einen halben Kilometer vom Campingplatz entfernt).

Ausblick vom Snowdon

Nebel, Regen und der Sturm
Nun geht es über Hafod Rhisgl das Tal verlassend auf der anderen Seite die Bergkette hinauf. Dichter Nebel minimiert die Sicht, feiner Tröpfchenregen bläst einem ins Gesicht, die allgemeine Feuchtigkeit hat stark zugenommen. Wir müssen kurz ein Handy-Navi einschalten, um wieder auf den Weg zu kommen.
Nachdem wir den höchsten Punkt der Kette gequert haben, geht es durch mooriges Gebiet, bis wir ein Waldstück erreichen. Dort können wir kurz einigermaßen trocken pausieren, bevor wir dem matschigen Weg weiterfolgen bis wir einen geschotterten Weg erreichen. Wir passieren einige Schafwiesen, die durchgehend reichlich mit ausgewachsenen Tieren und Lämmern bevölkert sind (davon wird man in Wales eine Menge zu sehen bekommen – hier leben wahrscheinlich weit mehr Schafe als Menschen).
Letztendlich kommen wir durchnässt im Dorf Dolwyddelan an, wo erfreulicherweise noch ein kleines Spar offen hat (Mo-Sa: 0800-2100 So: 0900-2100). So können wir unsere erschöpften Vorräte auffrischen und frohen Mutes weitermarschieren. Durch einen Wald geht es weiter, hier finden wir weder eine saubere Wasserquelle, noch einen ordentlichen Zeltplatz. Nachdem wir den Wald verlassen haben, geht es erschöpft bis auf ein Plateau hoch, auf dem ein namenloser See liegt.
Es ist äußerst windig und stürmt wie verrückt, der beste Zeltplatz liegt mitten im Wind.
Auch schäumt das Wasser seltsam, wie bereits in den Bächen im Wald. Doch wir müssen rasten und bauen das Zelt auf. Zuerst nur die Außenhülle, so dass wir noch genug Platz zum bequemen kochen haben. Außen prallt der Wind heftig gegen das gut abgespannte AZ. Während besonders hohen Windgeschwindigkeiten fangen die Abspannleinen an zu summen. An der Windseite werden durch die nicht abgedichteten Nähte (besonders am Lüfter) Wassertropfen gepresst. Der Regen kommt mit hoher Geschwindigkeit fast waagerecht auf das Zelt.
Nachdem das IZ eingehangen wurde, schälen wir uns aus den feuchten Klamotten und betten uns zum Schlaf. Bis zu unserem Aufbruch am nächsten Morgen stürmt und regnet es unvermindert weiter. Etwas Wasser ist an der Windseite ins IZ gelangt, allerdings zu wenig, um ernsthaft Schaden anzurichten. Das Zelt hält dem Sturm unbeschädigt stand.

Extrem dichter Nebel am Morgen

Der Zeltplatz am See
Zwangspause in der Jugendherberge
Nach dieser anstrengenden Nacht müssen wir uns in unsere noch klammen Sachen zwingen und die 5 km bis Capel Curig laufen, wo wir in einer Jugendherberge Unterschlupf finden. Dort gibt es auch einen schönen Trockenraum, wo wir sofort unsere Ausrüstung deponieren. Da wir bereits vor Mittag angekommen sind, dösen wir ein wenig vor uns hin und regenerieren unsere Kräfte.
Heiter bis wolkig und das Baden in den Aber Falls
Langsam scheint sich das Wetter zu bessern, es nieselt nur noch sporadisch. Mit wunderbar getrockneten Sachen fahren wir mit dem Bus nach Bethesda und setzen unsere Tour fort. Die Sonne kommt raus und wir können ohne Jacken über gut zu laufende Schafswiesen wandern. Wir sehen schnell das Meer und umrunden einen Bergkamm in Richtung Aber Falls.
Da wir in einiger Höhe am Berg entlang laufen, begegnen wir keinen anderen Besuchern, welche nur wegen den Wasserfällen anreisen. Im Tal sehen wir immer wieder große Besuchergruppen. Als wir das Ende des Tals mit seinen beiden großen Wasserfällen erreichen und es schon etwas später ist, bauen wir unser Zelt am Bach des Wasserfall ca. 200-300 rechts von den Aber Falls auf. Ohne Gepäck laufen wir dann zur Hauptattraktion. Es sind nur noch drei Besucher am Naturschauspiel und nach einer Zeit des Bestaunens ist man schnell entkleidet und im Eiswasser am Fuß der Fälle verschwunden. Nach wenigen Minuten äußerster Erfrischung wird das Bergquellwasser wieder schleunigst verlassen, will man sich doch keine ernsthafte Erkältung einfangen. Dann geht es zurück zum Zeltplatz, ein Stück weit wird der andere Wasserfall erkundet und dann geht es einen rauschenden Bach im Ohr in die Kojen.

Eines der vielen Lämmer sucht Schutz vor dem Wind, ein anderes vollführt tollkühne Sprünge

Vor den Aber Falls
Outro
Der letzte Wandertag. Den Touri-Weg entlang geht es in das Dorf nahe der Falls, von wo ein Bus nach Conwy fährt. Dort kann man eine exzellent erhaltene, mächtige Burg besichtigen. Direkt nebenan liegt Llandundno Junction, von wo es zur nächsten Station, Liverpool, geht.

Die Burg in Conwy

Weltkulturerbe - die Albert Docks in Liverpool
Fazit:
Auf nach Snowdonia! Schöne Landschaft, viele kleine Lämmchen und gute Querfeldein-Möglichkeiten (...so lange es einigermaßen trocken ist). Mit dem Zelten gibt es keinerlei Probleme; wir haben entweder immer an einem großen See oder neben einem Bach campiert.
Alle Leute sind sehr freundlich, beim wandern selbst begegnet man wenigen Leuten, wenn man nicht gerade Tourismus-Magnete wie den Snowdon oder die Aber Falls ansteuert. Mit der Einsamkeit in div. skandinavischen Gegenden ist das natürlich nicht vergleichbar.
Die generellen Preise für Lebensmittel etc. sind in England etwas teurer als bei uns, aber das ist ja kein Geheimnis. Bergziegen werden ihren Spaß an den vielen Auf- und Abstiegen haben, der Rest läuft eben etwas weniger am Tag. ;)
Da boch,
Thrawn
Intro
Da in Norwegen noch zu viel Schnee zu liegen schien, musste eine Alternative her: Wo soll es hingehen dieses Jahr? Strecken in Schottland, Irland und der Slowakei standen zur Wahl - bis aus dem Nichts Snowdonia auftauchte.
Schnell war klar, dort müssen wir hin...
Am Mittwoch Abend (18.04.07) starten wir von Stuttgart aus nach Manchester, unser Flug hat eine Stunde Verspätung.
Nachdem wir in England von Bord gegangen sind, hilft uns ein netter alter Herr bei der Besorgung der Fahrkarten: Idiotischerweise sind bei der lokalen Bahn die Tickets günstiger, wenn man "Hin + Zurück" statt "einfache Fahrt" wählt... (jedenfalls gilt das für die Strecke Flughafen-Piccadilly). Mit der Metro geht es dann zu unserem Hotel, dem Trafford Hall. Das 3 Sterne Hotel bietet saubere & solide Zimmer, einen Fernseher, einen Wasserkocher und eine Auswahl an Instantgetränken (Tee, Kaffee, heiße Schokolade - hat uns besonders gefreut, das wir sonst verdurstet wären).
Schieferberge, Stacheldraht und Querfeldein
Am Morgen geht es nach einem zünftigen engl. Frühstück (Rührei, Speck, Bohnen...) wieder nach Piccadilly zum Hauptbahnhof. Dort erreichen wir den Zug nach Llandudno Junction in buchstäblich letzter Minute.
Die allgemeine Überwachung ist recht massiv: Neben einem gigantischen Kameranetzwerk (CCTV) stehen an jeder Ecke Sicherheitsleute und Kontrolleure. So können wir erst in den Zug, nachdem wir ein Ticket gelöst haben, dort werden wir dann nochmal kontrolliert; manchmal wird man sogar beim verlassen einer Station auf gültige Fahrkarten überprüft.
Die Fahrt dauert ca. 2:20 Std.
In Llandudno erledigen wir die letzten Einkäufe im örtlichen Tesco-Supermarkt. Dort kommt man schnell mit einem der Sicherheitsleute am Eingang ins Gespräch, der uns erst für Polen hält. Er spricht ein paar Worte deutsch und berichtet uns ein wenig von seiner harten Zeit in einer üblen Gegend Manchesters. Wales sei viel friedlicher und sicherer, ein guter Ort zum arbeiten. Er zeigt uns noch Schusswunden am Bein, um seine Worte zu verdeutlichen.
Spiritus für unsere Trangias gibt es weder im Tesco, noch im Netto nahe des Bahnhofs. Eine Apotheke führt nur eine 0,5 Liter Flasche. Bei einer Tankstelle hingegen werden wir fündig und packen vier 0,5 L Flaschen in unser Gepäck. Zurück an der Bahnstation treffen wir auf eine gesprächige alte Lady, die uns gerne ausführlich Auskunft zu Fahrplänen und Attraktionen der Gegend Snowdonia gibt.
Mit dem Zug geht es dann weiter nach Blaneau Ffestiniog , ca. 1 Std Fahrtzeit, wo die Tour an einem schönen sonnigen Tag startet.
Nicht lange dauert es, da treffen wir die Lady aus Llandudno wieder (sie fuhr mit dem Bus). Sie wohnt offensichtlich in Blaneau und hat erneut Ratschläge zu Unterkünften parat und wünscht uns viel Spaß.
Nach einigen Anstiegen und ersten Ausblicken auf den Schiefer-Reichtum der Gegend, erreichen wir Tanygrisiau. Dort entdecken wir kurz vor einem Gehöft ein in Stacheldraht verheddertes Schaf. Nach einigen Versuchen öffnet uns eine attraktive Waliserin die Tür. Sie weiß zwar auch nicht, was zu tun ist, alarmiert aber nach einer Weile ihren Vater, der sich mit einer Zange auf den Weg macht.
Wir ziehen dann weiter.
Durch Hitze und Staub geht es hoch bis zum See Llyn Cwmorthin. Wir treffen eine Gruppe Nordic Walker und steigen immer weiter hinauf. Links und rechts von uns türmen sich immer wieder riesige Schieferberge auf, die einst wirtschaftliche Grundlage für die gesamte Region waren und für das Eisenbahnnetz sorgten.
Der Weg wir immer steiler, die Sonne brennt einem im Nacken.
Nachdem wir uns schließlich verlaufen haben und das Tal in Richtung Cwm Crroessoer erblicken, geht es Querfeldein bergauf, am Llyn Cwm y foel und Llynnau Diffwys vorbei. Kurz bevor der Bergkamm völlig überquert ist, erreichen wir Llyn Coch – von dort hat man einen schönen Ausblick über einige Täler und Seen. Da uns der Platz zum Zelten ungeeignet erscheint, zwingen wir uns weiterzugehen, bis wir mit dem letzten Licht beim Llyn yr Adar ankommen.
Wenige Kilometer nach den ersten (Schaf-)Weiden
Schiefer gefällig?
Unser Lagerplatz (HDR bearbeitet)
Gleicher Platz, Nachts
Abstieg, Safari im Unterholz und Aufstieg
Über Nacht passiert ein mittelgroßes Unglück: Da die Lederstiefel etwas feucht werden, will ich sie wie gewohnt mit Teelichtern trocknen. Dummerweise steht ein Stiefel leicht schräg - als das Teelicht mit dem abbrennen also an Gewicht verliert, rutscht es in die Spitze des Stiefels und brennt ein schönes 2€ Münzen großes Loch hinein. Mit Klebeband muss das Loch abgedichtet werden, bevor wir mit dem Abstieg ins Tal beginnen. Über einen steinigen Weg und schmale Pfäde entlang geht es immer weiter hinab. Nach einer Weile steht wieder Querfeldein auf dem Programm. Irgendwann erreichen wir einen starken Bach, der auf der anderen Seite nach ein paar Metern von einem Felsplateau begrenzt wird. Ein weiterer Abstieg ist hier nicht möglich.
Also folgen wir dem Bach ins Tal, bis wir ein Stück Wald erreichen. Dort verlaufen wir uns auch prompt und können die in der Nähe gelegenen Straße nicht erreichen. Nun wird einfach die Holzhammer-Methode angewandt: Wir marschieren geradeaus auf die Mitte des Tals zu, koste es, was es wolle. Nachdem wir uns durchs Gestrüpp gewühlt haben und einen kleineren Bach passiert haben, stehen wir in einem kleinen Nadelwald. Auf dessen anderer Seite erwartet uns dichtes totes Gehölz, durch welches wir uns einige Meter durchbrechen bzw. auf allen Vieren durcharbeiten.
Irgendwann erreichen wir die Klippen des weiter oben bereits gesehenen Bachelaufs (dem wir ins Tal gefolgt sind). Weiter geht es durch den Dschungel, bis sich der Bewuchs lichtet. Durch einen glücklichen Zufall finden wir nach wenigen Metern an einer mit weniger Gestrüpp bewachsenen Stelle eine alte, knarrende Holzbrücke, welche schon lange nicht mehr in offiziellem Betrieb ist. Doch sie hält uns noch aus und so stehen wir bald am Rand einer Wiese – die Straße in ca. 100m Entfernung. Geschafft.
Ein Stück folgen wir der Straße, bis wir auf einen markierten Weg, der durch den Wald führt, kommen. An dessen Ende üben einige Baumpfleger mit Motorsägen in Bäume zu klettern, um diese zu stutzen. Nach einem weiteren Kilometer an der Straße entlang, erreichen wir den Abfluss des Sees Llyn Gwynant , wo wir Mittagspause machen. Dann geht es an dessen linkem Ufer weiter. Wir sehen einige graue Eichhörnchen und genießen den Ausblick auf den See. Wir passieren den öffentlichen Campingplatz (wie kann man nur direkt neben dem Auto zelten?

Als wir an der Pipeline des Pumpwerks vorbeikommen, beschließen wir eine kleine Abkürzung zu nehmen und folgen einfach der Pipeline den Berg hoch. Nach einigen 100 Höhenmetern verlässt uns so langsam die Sonne, mal davon abgesehen, dass wir leicht erschöpft sind und wir werden gezwungen am Llyn Teym unser Lager aufzuschlagen. Im Hintergrund sehen wir bereits unser Ziel für den nächsten Tag, den Mt. Snowdon.
Abstieg ins Tal
Beim Auffüllen der Wasservorräte
Der Llyn Gwynant
Die Pipeline (einige 100m weiter oben)
Gipfelstürmer auf der Ameisenstraße
Da es noch einige Meter bis zum Gipfel sind, beschließen wir unser Gepäck in einer Felsspalte nahe des Sees zurückzulassen und machen uns leichtfüßig auf den Weg. Wir nutzen den Miner’s Track um auf den Snowdon zu kommen. Der Weg gleicht einer Ameisenstraße: Vom Morgen bis zum Abend strömen ganze Familien samt Haustieren dem höchsten Punkt Wales entgegen. Der Aufstieg zieht sich und teilweise muss geklettert werden, um voran zu kommen.
Oben angekommen bietet sich einem ein schönes Panorama mit zig Seen und der kargen Gebirgslandschaft rundum. Es herrscht ein reges kommen und gehen, die Bahnstation und die Hütte am Gipfel sind noch nicht fertig. Der Abstieg geht dann etwas schneller, wobei auch hier die Kraxelei auf den steinigen Wegen deutlich in die Knie geht.
Nachdem wir unser Gepäck wieder aufgenommen haben, geht es zu Pen y Pass wo wir uns als kleine Entschädigung für die Strapazen Curry-Pommes und ein Eis gönnen. Weiter geht es ins Tal, wieder an der Pumpstation vorbei, bis wir uns am Zufluß des Sees Llyn Gwynant niederlassen (einen halben Kilometer vom Campingplatz entfernt).
Ausblick vom Snowdon
Nebel, Regen und der Sturm
Nun geht es über Hafod Rhisgl das Tal verlassend auf der anderen Seite die Bergkette hinauf. Dichter Nebel minimiert die Sicht, feiner Tröpfchenregen bläst einem ins Gesicht, die allgemeine Feuchtigkeit hat stark zugenommen. Wir müssen kurz ein Handy-Navi einschalten, um wieder auf den Weg zu kommen.
Nachdem wir den höchsten Punkt der Kette gequert haben, geht es durch mooriges Gebiet, bis wir ein Waldstück erreichen. Dort können wir kurz einigermaßen trocken pausieren, bevor wir dem matschigen Weg weiterfolgen bis wir einen geschotterten Weg erreichen. Wir passieren einige Schafwiesen, die durchgehend reichlich mit ausgewachsenen Tieren und Lämmern bevölkert sind (davon wird man in Wales eine Menge zu sehen bekommen – hier leben wahrscheinlich weit mehr Schafe als Menschen).
Letztendlich kommen wir durchnässt im Dorf Dolwyddelan an, wo erfreulicherweise noch ein kleines Spar offen hat (Mo-Sa: 0800-2100 So: 0900-2100). So können wir unsere erschöpften Vorräte auffrischen und frohen Mutes weitermarschieren. Durch einen Wald geht es weiter, hier finden wir weder eine saubere Wasserquelle, noch einen ordentlichen Zeltplatz. Nachdem wir den Wald verlassen haben, geht es erschöpft bis auf ein Plateau hoch, auf dem ein namenloser See liegt.
Es ist äußerst windig und stürmt wie verrückt, der beste Zeltplatz liegt mitten im Wind.
Auch schäumt das Wasser seltsam, wie bereits in den Bächen im Wald. Doch wir müssen rasten und bauen das Zelt auf. Zuerst nur die Außenhülle, so dass wir noch genug Platz zum bequemen kochen haben. Außen prallt der Wind heftig gegen das gut abgespannte AZ. Während besonders hohen Windgeschwindigkeiten fangen die Abspannleinen an zu summen. An der Windseite werden durch die nicht abgedichteten Nähte (besonders am Lüfter) Wassertropfen gepresst. Der Regen kommt mit hoher Geschwindigkeit fast waagerecht auf das Zelt.
Nachdem das IZ eingehangen wurde, schälen wir uns aus den feuchten Klamotten und betten uns zum Schlaf. Bis zu unserem Aufbruch am nächsten Morgen stürmt und regnet es unvermindert weiter. Etwas Wasser ist an der Windseite ins IZ gelangt, allerdings zu wenig, um ernsthaft Schaden anzurichten. Das Zelt hält dem Sturm unbeschädigt stand.
Extrem dichter Nebel am Morgen
Der Zeltplatz am See
Zwangspause in der Jugendherberge
Nach dieser anstrengenden Nacht müssen wir uns in unsere noch klammen Sachen zwingen und die 5 km bis Capel Curig laufen, wo wir in einer Jugendherberge Unterschlupf finden. Dort gibt es auch einen schönen Trockenraum, wo wir sofort unsere Ausrüstung deponieren. Da wir bereits vor Mittag angekommen sind, dösen wir ein wenig vor uns hin und regenerieren unsere Kräfte.
Heiter bis wolkig und das Baden in den Aber Falls
Langsam scheint sich das Wetter zu bessern, es nieselt nur noch sporadisch. Mit wunderbar getrockneten Sachen fahren wir mit dem Bus nach Bethesda und setzen unsere Tour fort. Die Sonne kommt raus und wir können ohne Jacken über gut zu laufende Schafswiesen wandern. Wir sehen schnell das Meer und umrunden einen Bergkamm in Richtung Aber Falls.
Da wir in einiger Höhe am Berg entlang laufen, begegnen wir keinen anderen Besuchern, welche nur wegen den Wasserfällen anreisen. Im Tal sehen wir immer wieder große Besuchergruppen. Als wir das Ende des Tals mit seinen beiden großen Wasserfällen erreichen und es schon etwas später ist, bauen wir unser Zelt am Bach des Wasserfall ca. 200-300 rechts von den Aber Falls auf. Ohne Gepäck laufen wir dann zur Hauptattraktion. Es sind nur noch drei Besucher am Naturschauspiel und nach einer Zeit des Bestaunens ist man schnell entkleidet und im Eiswasser am Fuß der Fälle verschwunden. Nach wenigen Minuten äußerster Erfrischung wird das Bergquellwasser wieder schleunigst verlassen, will man sich doch keine ernsthafte Erkältung einfangen. Dann geht es zurück zum Zeltplatz, ein Stück weit wird der andere Wasserfall erkundet und dann geht es einen rauschenden Bach im Ohr in die Kojen.
Eines der vielen Lämmer sucht Schutz vor dem Wind, ein anderes vollführt tollkühne Sprünge
Vor den Aber Falls
Outro
Der letzte Wandertag. Den Touri-Weg entlang geht es in das Dorf nahe der Falls, von wo ein Bus nach Conwy fährt. Dort kann man eine exzellent erhaltene, mächtige Burg besichtigen. Direkt nebenan liegt Llandundno Junction, von wo es zur nächsten Station, Liverpool, geht.
Die Burg in Conwy
Weltkulturerbe - die Albert Docks in Liverpool
Fazit:
Auf nach Snowdonia! Schöne Landschaft, viele kleine Lämmchen und gute Querfeldein-Möglichkeiten (...so lange es einigermaßen trocken ist). Mit dem Zelten gibt es keinerlei Probleme; wir haben entweder immer an einem großen See oder neben einem Bach campiert.
Alle Leute sind sehr freundlich, beim wandern selbst begegnet man wenigen Leuten, wenn man nicht gerade Tourismus-Magnete wie den Snowdon oder die Aber Falls ansteuert. Mit der Einsamkeit in div. skandinavischen Gegenden ist das natürlich nicht vergleichbar.
Die generellen Preise für Lebensmittel etc. sind in England etwas teurer als bei uns, aber das ist ja kein Geheimnis. Bergziegen werden ihren Spaß an den vielen Auf- und Abstiegen haben, der Rest läuft eben etwas weniger am Tag. ;)
Da boch,
Thrawn
Kommentar