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PROLOG
Eine Solo-Tour schwirrt mir schon lange durch den Kopf. Am Anfang noch aus Trotz heraus entstanden (Wenn du nicht mitkommen willst, dann mach ich das halt alleine!) wurde die Idee auch ganz ohne Grant immer reizvoller. Immer öfter ertappte ich mich dabei ganze Touren samt An- und Abreise durchzuplanen und wieder in der Lade verschwinden zu lassen. Proportional mit dem Wunsch nach einer Tour allein, wurde auch die Angst vor dem Scheitern größer.
Anfang des Sommers zeichnete sich immer stärker ab, dass es unvermeidbar ist, dass ich mich endlich über einen Jobwechsel drüber traue. Und so wurde klar, dass sich die Möglichkeit zu einer längeren Reise alleine ergeben könnte. Meine Frau bekommt in ihrem Job nicht so einfach Urlaub und so würde ich auch nicht mögliche gemeinsame Zeit vergeuden. Außerdem sind wir beide in einem Alter in dem wir mittelfristig durchaus über eine Familie nachdenken und mit kleinen Kindern werden wir dann wohl auch andere Sorgen haben als einen Ego-Selbstverwirklichungstrip meinerseits.
Und so machte ich mich an die Planung. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit plante ich also eine Tour, bei der es absolut realistisch war, dass ich auch die Zeit habe sie zu machen. Ich stellte also eine Liste zusammen, welche Kriterien mir wichtig sind für meine Solo-Reise. Bei Planungsbeginn dachte ich noch, dass meine Reise Anfang September stattfinden sollte.
Folgende Punkte standen ganz am Anfang auf meiner Liste:
• Ich wollte durchgehend im Zelt schlafen
• Die Tour sollte für mich als Frau solo unbedenklich sein
• Nicht heiß
• Zumindest teilweise vertrautes Gebiet
• Möglichst kein blutsaugendes Getier (Mücken, Gelsen, Knots,…)
Recht schnell war der Kungsleden im Gespräch. Dort war ich mit meiner Frau gemeinsam vor 4 Jahren und die Wanderung hat mich damals irgendwie mit einem unbefriedigten Gefühl zurück gelassen. Wir waren doch recht überfordert und ich hatte mit diesem Weg noch eine Rechnung offen. Für meine Frau war klar, dass sie sich das nicht nochmal antun will. Optimal eigentlich. Ich wollte das gewonnene Wissen der letzten Jahre anwenden und das überfordernde Erlebnis mit einem neuen überschreiben. Dann kamen die Brände und mit ihnen die Zweifel. Ich wurde unsicher, denn selbst wenn kein Feuer da war zu dem Zeitpunkt war es wohl entweder trocken oder verregnet. Ich begann meine Zweifel auch laut zu äußern und in den Gesprächen mit meiner Frau stellte sich heraus, dass ihr die Wahl des Kungsledens von Anfang an nicht so ganz geheuer war. Sie hätte mich lieber in einer gewohnteren Gegend gewusst, aber sie wollte mich nicht einschränken. Gleichzeitig zeigte sich immer stärker, dass eine Reise Mitte August viel besser zu unseren restlichen Sommerplänen passt. Das würde aber heißen, dass die Knots im Fjäll noch voll aktiv sind. Damit war für mich endgültig eine Entscheidung gefallen, denn ich hasse blutsaugende Insekten wirklich sehr. Die Anforderungsliste wurde also überarbeitet. Folgende Punkte kamen dazu:
• Viele Möglichkeiten zum Nahrung Einkaufen
• Problemlos jederzeit Ausstieg und Streckenkürzung möglich
• Breites Angebot an Alternativen, falls ich doch nicht wandern kann oder will
• Schlafen entweder ganz wild oder auf Campingplätzen
Da ich ja in ein Gebiet wollte, das ich schon kenne kam schnell Schottland auf den Tisch. Dort waren wir letztes Jahr mit Auto und Zelt auf Hochzeitsreise. In Inverness waren wir fast 2 Wochen auf dem gleichen Campingplatz (Ardtower), der uns sehr gut gefallen hat. Diesen wollte ich jetzt als Anlaufstelle nutzen. Ich suchte also Touren die gut von Inverness aus machbar sind. Da ich keine Blutsauger treffen wollte war das Hochland schnell nicht mehr auf der Liste. Dann fand ich die Region rund um Moray. Der Moray Coast Trail gefiel mir gleich. Also nach Wanderführern geschaut. Es gab nur einen beim bösen großen A und der beschrieb eigentlich den Speyside Way, der Moray Coast Trail wurde aber als Nebentour erklärt. Bei meiner Recherche stieß ich außerdem auf den Moray Way, der eine Rundtour auf Teilen des Moray Coast Trails, dem Speysideway und dem Dava Way beschreibt. Mit meinem Reiseführer war das ganze Gebiet abgedeckt. Also ideal. In der Arbeit wurde es immer dichter durch meinen baldigen Abgang, dazwischen wurden auch noch Bewerbungsgespräche mit neuen Arbeitgebern geführt und daheim hatten wir eine Baustelle. Außerdem gab es in der engen Familie eine Hochzeit zu feiern. Normalerweise plane ich alles bis ins kleinste Detail, aber auf dieser Reise sollte das anders sein. Es fehlte schlicht und einfach die Vorbereitungszeit und so beschloss ich das gleich als Übung zu benutzen die Dinge mehr auf mich zukommen zu lassen. Ich hatte einen Wanderführer in dem alle möglichen Touren genau beschrieben standen. Ich checkte nochmal schnell, ob die Campingplätze die auf meiner Route eingezeichnet waren eh nicht inzwischen geschlossen wurden (das wird noch relevant…) und dann ging es eigentlich schon los. Der Grundplan war es erstmal nach Inverness zu fliegen und von dort mit dem Bus nach Forres zu fahren. Von dort startet der Moray Coast Trail. Ich wollte unbedingt möglichst viel Meer sehen und an der Küste gibt es viele Campingplätze in kurzem Abstand. So konnte nicht viel passieren, selbst wenn das Gepäck zu schwer war. Wann immer ich nicht mehr konnte oder wollte bestand die Möglichkeit nach Inverness zu fahren und gemütlichen Campingurlaub in vertrauter Umgebung zu machen.
Kurz vor meiner Abreise wurde die Aufregung und die Angst davor was ich mir da vorgenommen habe immer größer. Ich führte noch ein Gespräch mit meiner Schwester, die in unserer Familie mit Abstand schon die abenteuerlichsten Reisen erlebt hat. Sie erklärte mir, sie würde sich das ja nicht trauen. In dem Moment kamen mir die Tränen, denn jetzt war ich wirklich beunruhigt. Sowas von der furchtlosen großen Schwester zu hören macht doch unsicher. Ich ging noch einmal in mich und checkte die Rahmenbedingungen der Reise in meinem Kopf:
• Ich spreche die Landessprache
• Ich kennen einen Ort zu dem ich fahren kann, von dem ich weiß, dass dort nette Menschen sind
• Ich kenne mich in diesem Ort aus und weiß wo ich Dinge ersetzen kann, falls etwas abhanden kommt
• Ich befinde mich nie weit weg der Zivilisation
• Ich habe vermutlich überall Handyempfang
• Ich gebe in der Früh bescheid wohin ich mich an diesem Tag bewegen werde
• Ich kann jederzeit ein Rückflugticket buchen
• Ich war ein halbes Jahr alleine auf Auslandsemester und das war zwar nicht schön, aber ich hab es trotzdem irgendwie gepackt
• Wenn gar nichts mehr geht, dann habe ich mit meiner Frau ausgemacht, dass ich mein Zelt aufstelle, ihr sage wo ich bin und sie holt mich nach Hause
Für all die furchtlosen Abenteurer da draußen mag das alles lächerlich klingen, aber für mich war es eine große Herausforderung mich auf diese Reise einzulassen.
Am Vorabend der Abreise schlief ich unruhig ein…
Eine Solo-Tour schwirrt mir schon lange durch den Kopf. Am Anfang noch aus Trotz heraus entstanden (Wenn du nicht mitkommen willst, dann mach ich das halt alleine!) wurde die Idee auch ganz ohne Grant immer reizvoller. Immer öfter ertappte ich mich dabei ganze Touren samt An- und Abreise durchzuplanen und wieder in der Lade verschwinden zu lassen. Proportional mit dem Wunsch nach einer Tour allein, wurde auch die Angst vor dem Scheitern größer.
Anfang des Sommers zeichnete sich immer stärker ab, dass es unvermeidbar ist, dass ich mich endlich über einen Jobwechsel drüber traue. Und so wurde klar, dass sich die Möglichkeit zu einer längeren Reise alleine ergeben könnte. Meine Frau bekommt in ihrem Job nicht so einfach Urlaub und so würde ich auch nicht mögliche gemeinsame Zeit vergeuden. Außerdem sind wir beide in einem Alter in dem wir mittelfristig durchaus über eine Familie nachdenken und mit kleinen Kindern werden wir dann wohl auch andere Sorgen haben als einen Ego-Selbstverwirklichungstrip meinerseits.
Und so machte ich mich an die Planung. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit plante ich also eine Tour, bei der es absolut realistisch war, dass ich auch die Zeit habe sie zu machen. Ich stellte also eine Liste zusammen, welche Kriterien mir wichtig sind für meine Solo-Reise. Bei Planungsbeginn dachte ich noch, dass meine Reise Anfang September stattfinden sollte.
Folgende Punkte standen ganz am Anfang auf meiner Liste:
• Ich wollte durchgehend im Zelt schlafen
• Die Tour sollte für mich als Frau solo unbedenklich sein
• Nicht heiß
• Zumindest teilweise vertrautes Gebiet
• Möglichst kein blutsaugendes Getier (Mücken, Gelsen, Knots,…)
Recht schnell war der Kungsleden im Gespräch. Dort war ich mit meiner Frau gemeinsam vor 4 Jahren und die Wanderung hat mich damals irgendwie mit einem unbefriedigten Gefühl zurück gelassen. Wir waren doch recht überfordert und ich hatte mit diesem Weg noch eine Rechnung offen. Für meine Frau war klar, dass sie sich das nicht nochmal antun will. Optimal eigentlich. Ich wollte das gewonnene Wissen der letzten Jahre anwenden und das überfordernde Erlebnis mit einem neuen überschreiben. Dann kamen die Brände und mit ihnen die Zweifel. Ich wurde unsicher, denn selbst wenn kein Feuer da war zu dem Zeitpunkt war es wohl entweder trocken oder verregnet. Ich begann meine Zweifel auch laut zu äußern und in den Gesprächen mit meiner Frau stellte sich heraus, dass ihr die Wahl des Kungsledens von Anfang an nicht so ganz geheuer war. Sie hätte mich lieber in einer gewohnteren Gegend gewusst, aber sie wollte mich nicht einschränken. Gleichzeitig zeigte sich immer stärker, dass eine Reise Mitte August viel besser zu unseren restlichen Sommerplänen passt. Das würde aber heißen, dass die Knots im Fjäll noch voll aktiv sind. Damit war für mich endgültig eine Entscheidung gefallen, denn ich hasse blutsaugende Insekten wirklich sehr. Die Anforderungsliste wurde also überarbeitet. Folgende Punkte kamen dazu:
• Viele Möglichkeiten zum Nahrung Einkaufen
• Problemlos jederzeit Ausstieg und Streckenkürzung möglich
• Breites Angebot an Alternativen, falls ich doch nicht wandern kann oder will
• Schlafen entweder ganz wild oder auf Campingplätzen
Da ich ja in ein Gebiet wollte, das ich schon kenne kam schnell Schottland auf den Tisch. Dort waren wir letztes Jahr mit Auto und Zelt auf Hochzeitsreise. In Inverness waren wir fast 2 Wochen auf dem gleichen Campingplatz (Ardtower), der uns sehr gut gefallen hat. Diesen wollte ich jetzt als Anlaufstelle nutzen. Ich suchte also Touren die gut von Inverness aus machbar sind. Da ich keine Blutsauger treffen wollte war das Hochland schnell nicht mehr auf der Liste. Dann fand ich die Region rund um Moray. Der Moray Coast Trail gefiel mir gleich. Also nach Wanderführern geschaut. Es gab nur einen beim bösen großen A und der beschrieb eigentlich den Speyside Way, der Moray Coast Trail wurde aber als Nebentour erklärt. Bei meiner Recherche stieß ich außerdem auf den Moray Way, der eine Rundtour auf Teilen des Moray Coast Trails, dem Speysideway und dem Dava Way beschreibt. Mit meinem Reiseführer war das ganze Gebiet abgedeckt. Also ideal. In der Arbeit wurde es immer dichter durch meinen baldigen Abgang, dazwischen wurden auch noch Bewerbungsgespräche mit neuen Arbeitgebern geführt und daheim hatten wir eine Baustelle. Außerdem gab es in der engen Familie eine Hochzeit zu feiern. Normalerweise plane ich alles bis ins kleinste Detail, aber auf dieser Reise sollte das anders sein. Es fehlte schlicht und einfach die Vorbereitungszeit und so beschloss ich das gleich als Übung zu benutzen die Dinge mehr auf mich zukommen zu lassen. Ich hatte einen Wanderführer in dem alle möglichen Touren genau beschrieben standen. Ich checkte nochmal schnell, ob die Campingplätze die auf meiner Route eingezeichnet waren eh nicht inzwischen geschlossen wurden (das wird noch relevant…) und dann ging es eigentlich schon los. Der Grundplan war es erstmal nach Inverness zu fliegen und von dort mit dem Bus nach Forres zu fahren. Von dort startet der Moray Coast Trail. Ich wollte unbedingt möglichst viel Meer sehen und an der Küste gibt es viele Campingplätze in kurzem Abstand. So konnte nicht viel passieren, selbst wenn das Gepäck zu schwer war. Wann immer ich nicht mehr konnte oder wollte bestand die Möglichkeit nach Inverness zu fahren und gemütlichen Campingurlaub in vertrauter Umgebung zu machen.
Kurz vor meiner Abreise wurde die Aufregung und die Angst davor was ich mir da vorgenommen habe immer größer. Ich führte noch ein Gespräch mit meiner Schwester, die in unserer Familie mit Abstand schon die abenteuerlichsten Reisen erlebt hat. Sie erklärte mir, sie würde sich das ja nicht trauen. In dem Moment kamen mir die Tränen, denn jetzt war ich wirklich beunruhigt. Sowas von der furchtlosen großen Schwester zu hören macht doch unsicher. Ich ging noch einmal in mich und checkte die Rahmenbedingungen der Reise in meinem Kopf:
• Ich spreche die Landessprache
• Ich kennen einen Ort zu dem ich fahren kann, von dem ich weiß, dass dort nette Menschen sind
• Ich kenne mich in diesem Ort aus und weiß wo ich Dinge ersetzen kann, falls etwas abhanden kommt
• Ich befinde mich nie weit weg der Zivilisation
• Ich habe vermutlich überall Handyempfang
• Ich gebe in der Früh bescheid wohin ich mich an diesem Tag bewegen werde
• Ich kann jederzeit ein Rückflugticket buchen
• Ich war ein halbes Jahr alleine auf Auslandsemester und das war zwar nicht schön, aber ich hab es trotzdem irgendwie gepackt
• Wenn gar nichts mehr geht, dann habe ich mit meiner Frau ausgemacht, dass ich mein Zelt aufstelle, ihr sage wo ich bin und sie holt mich nach Hause
Für all die furchtlosen Abenteurer da draußen mag das alles lächerlich klingen, aber für mich war es eine große Herausforderung mich auf diese Reise einzulassen.
Am Vorabend der Abreise schlief ich unruhig ein…
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