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Nils Holgersson - Skulptur in Karlskrona
„Småland ist ein hohes Haus, mit Tannen auf dem Dache; vor dem Hause aber ist eine breite Treppe mit drei Stufen, und diese Treppe wird Blekinge genannt.
Sie erstreckt sich acht Meilen weit über die Vorderseite des småländischen Hauses, und wer die Treppe bis an die Ostsee hinuntergehen will, hat vier Meilen zu wandern.
Es ist auch schon recht lange her, seit die Treppe gebaut worden ist. Tage und Jahre sind vergangen, seit die ersten aus Feldsteinen gehauenen Stufen zu einer bequemen Verkehrsstraße zwischen Småland und der Ostsee eben und gleichmäßig gelegt wurden.
Aber zugleich ist zwischen den drei Stufen ein großer Unterschied entstanden. Die oberste, die Småland am nächsten liegt, ist zum großen Teil mit magrer Erde und kleinen Steinen bedeckt, und es wachsen nicht gern andre Bäume da als Weißbirken und Faulkirschen und Tannen, die die Kälte dort oben ertragen und mit wenig zufrieden sind. Am allerbesten begreift man, wie kärglich und ärmlich es da oben ist, wenn man sieht, wie klein die vom Walde urbar gemachten Äcker sind, was für winzige Häuser die Leute sich da bauen und wie weit die Kirchen voneinander entfernt sind.
Auf der mittlern Treppe gibt es bessere Erde, und es wird dort auch nicht so sehr kalt. Man sieht das gleich daran, daß die Bäume höher und von besserer Art sind. Dort wachsen Ahorn und Eichen und Linden, Hängebirken und Haselsträucher, aber keine Nadelhölzer. Und noch deutlicher sieht man es an den vielen bebauten Landstrecken und an den großen und schönen Häusern, die sich die Menschen gebaut haben. Es stehen auch viele Kirchen auf der mittleren Stufe, und große Ortschaften liegen rings um sie herum, und sie nimmt sich in jeder Beziehung besser und schöner aus als die oberste Stufe.
Aber die unterste Stufe ist doch von allen die beste. Sie ist mit guter, richtiger Erde bedeckt, und da, wo sie liegt und sich im Meere badet, hat man nicht das geringste Gefühl von der småländischen Kälte. Hier unten gedeihen Buchen und Kastanien und Nußbäume, und sie werden so groß, daß sie über das Kirchendach hinausragen. Hier sind auch die größten Ackerfelder; aber die Leute leben nicht allein vom Ackerbau und vom Ertrag der Wälder, sie beschäftigen sich auch mit dem Fischfang, mit Handel und Schiffahrt. Deshalb gibt es hier auch die kostbarsten Häuser und die schönsten Kirchen, und die Kirchspiele sind zu Handelsplätzen und Städten herangewachsen.“
Aus:
Selma Lagerlöf: Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen
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Ich habe vom vorigen Jahr noch ein paar Tage Urlaub übrig und entscheide mich für eine Wanderung in Südschweden, auf dem Blekingeleden. Vor vielen Jahren, im Dezember 2007, bin ich bereits das erste Teilstück von Sölvesborg bis zum Fluss Mörrum nördlich von Svängsta gelaufen. Vielleicht wird es diesmal ähnlich ungemütlich nass-kalt wie damals, vielleicht wird es aber auch eine erste Vorfrühlingstour werden.
Nichts von beidem trat ein- es wurde die kälteste Woche dieses Winters.
Während der Herr Pfad-Finder also in Gesellschaft den Nordpol Brandenburgs erkundet, begebe ich mich, völlig auf mich allein gestellt, auf eine Fahrt über das Nordmeer (von manchen Ignoranten auch einfach Ostsee genannt).
Tag eins
Die Anreise verläuft gewohnt beschaulich: mit dem Zug bis nach Rostock und von dort über Nacht mit der Fähre nach Trelleborg. Der Ort hat inzwischen eine Bahnanbindung nach Malmö. War ich wirklich so lange nicht mehr hier? Ich nehme trotzdem den Bus, einfach, weil gerade einer fährt. In Malmö gelingt es mir gerade noch rechtzeitig, mit vorher abgehobenem Bargeld eine Fahrkarte nach Karlshamn zu erwerben – an den vorhandenen Automaten bin ich grandios gescheitert. In Karlshamn angekommen, bringt mich nur wenige Minuten später der Bus ein paar Kilometer nach Norden.
So steige ich an einem Freitag gegen Mittag an einer Bushaltestelle im Dorf aus und doch erscheint es mir schon, als stände ich mitten im Nichts: nur ein Haltestellenschild an der Straße, kein Wartehäuschen, locker verstreute Häuser. Ich ziehe meine warmen Sachen aus und die Wandersachen an. Es ist recht kalt, Schnee liegt wenig. Das erste Stück laufe ich eine kaum befahrene Straße entlang nach Norden – ideal zum einlaufen. Ich merke, dass der Untergrund glatt ist und ich immer wieder ins schlittern komme; ich muss mich konzentrieren.
Schon bald treffe ich am Nordende des Långasjön auf den Blekingeleden. Es ist nicht die gleiche Stelle, an der ich vor vielen Jahren abgebrochen habe, sondern etwa einen knappen Tagesmarsch weiter östlich. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln in das winzige Dorf am Mörrumsån zu gelangen, wäre zu kompliziert und die Gesamtstrecke wäre für meinen Zeitrahmen dann auch zu lang gewesen. Und letztendlich kam es mir auch gar nicht darauf an, den Blekingeleden komplett zu laufen. Auch diesmal habe ich ihn nicht bis zum (bitteren) Ende gehen können.
Oberhalb des verlassenen Campingplatzes am Långasjön steht die erste Rastschutzhütte dieser Tour, die hier als offizille Etappenziele gelten. Doch für mich ist heute noch lange nicht Schluss, es ist lediglich ein perfekter Platz für eine Mittagspause.
Kurz darauf treffe ich auf die Ruinen einer ehemaligen Fabrikanlage. Sie liegen unter einer dünnen Schneeschicht und wirken so noch karger und aus der Zeit gefallener, als wären sie mit üppigem Grün bedeckt. Ich bin begeistert.
Was mir hier zum ersten mal auffällt und mich noch ein paar Tage begleiten wird, sind die flachen Mauern aus Feldsteinen, teils entlang der alten Wege, teils mitten im Wald. Vor langer Zeit kunstvoll gebaut und vermutlich immer wieder ausgebessert, stehen sie nicht nur einfach so herum, sondern werden teilweise anscheinend immer noch genutzt. Immer wieder gibt es Anzeichen, dass diese Mauern die kleinen Viehweiden der Bauern begrenzen. Und auch ich finde sie hervorragend geeignet, um mich für eine kurze Rast zu setzen.
Zu dieser Jahreszeit fallen diese Mauern und auch die Reste alter Gehöfte besonders auf, da sie nicht durch „störende“ Vegitation verdeckt werden.
Überhaupt ist diese Gegend ein steinreiches Land.
Irgendwann habe ich genug. Für den ersten Tag habe ich genug gesehen und bin genug gelaufen. Ein Stück oberhalb des Weges baue ich meine „Insel“ auf.
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