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Land: Finnland
Reisezeit: Juli 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
Hinweis:
Der Reisebericht existiert schon im Web: Kanutour 2012 Finnland - Valtijoki, Poroeno und Lätäseno
Im Original Reisebericht sind einfach ein paar mehr Bilder und Verlinkungen drin. Der Text ist aber exakt der selbe
Prolog:
Eine mehrtägige Kanutour beginnt bei uns immer erst so richtig mit dem Abschiednehmen. Das mag im normalen Leben hin und wieder schmerzhaft sein, beim Urlaub mit dem Kanu ist es einfach nur befreiend. Egal ob man jetzt von Freunden, einem Kanutouren Veranstalter oder einem Wasserflugzeug Piloten verlassen wird, unvermittelt steht man nur mit seinen Paddel Gefährten und der Ausrüstung am Startpunkt und freut sich wie ein Kleinkind auf die kommenden Tage. Es ist der Moment ,wo es endlich los geht. So auch dieses Jahr am Anfang unser Kanutour in finnisch Lappland auf den Flüssen Valtijoki, Poroeno und Lätäseno.
Tourendetails:
Land: finnisch Lappland
Strecke: 131 Kilometer
Zeitraum: Mitte bis Ende Juli 2012
Paddler: Jens und Holger
Boot / Canadier: Grabner Adventure
Abschnitt 1: Detaillierter Streckenverlauf Valitjoki in Finnland
Abschnitt 2: Detaillierter Streckenverlauf Poroeno in Finnland
Abschnitt 3: Detaillierter Streckenverlauf Lätäseno in Finnland
Sonntag 15 Juli 2012: „Am nördlichsten Sandstrand Finnlands“
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Video: Ein Wasserflugzeug Pilot in Finnland weiss ganz genau wann der letzte Moment ist um den Steuerknüppel nach oben zu ziehen!
Ursprünglich wollten wir unsere Tour am Porojärvi starten, es ergab sich allerdings, dass wir uns für die Einsetzstelle am Somasjärvi entschieden haben. Das Wasserflugzeug startete in Kilpisjärvi und der Pilot gratulierte uns ebenfalls zu unserem Startpunkt am Somasjärvi, dem „nördlichsten Sandstrand von Finnland“. Das war auch kein Marketing Gag, denn innerhalb von diesem Abschnitt Finnlands, gibt es nicht mehr besonders viel was nördlicher ist. Alles was im Hintergrund auf dem obigen Video zu sehen ist, gehört schon zu Norwegen. Die Grenze verläuft mitten durch den See.
Wir standen also wieder einmal in einer sagenhaften Landschaft und blickten auf auf die finnische Tundra, den See und die Berge mit Schneefeldern.
Nach einer ausreichenden Zeit diese Landschaft zu huldigen, machten wir uns daran den Canadier aufzupumpen und die Ausrüstung zu verstauen, stoßen uns vom Ufer ab und Jens und Holger gleiten das erste mal dieses Jahr gemeinsam über die Wasseroberfläche. Herrlich.
Bevor wir von der eigentlichen Paddeltour berichten, müssen wir zeitlich noch einmal etwas in die Vergangenheit. Dies erklärt etwas ein paar Hintergründe und macht eventuell ein paar Entscheidungen etwas verständlicher.
Die Zeit vor dem ersten Paddelschlag:
Die Anreise Organisation war dieses Jahr etwas …. nun ja, sagen wir besonders. Es ist auch nicht so wichtig, und wer meint es unbedingt verstehen zu müssen darf nachfolgendes Bild analysieren.

Bild: Anreise Finnland 2012
Das ganze Gekritzel macht eines leider deutlich. So richtig umweltfreundlich kann man diesen Urlaub nicht bezeichnen. Das ist auch bei Reisen in exotischen Ländern leider ebenfalls oft der Fall. Aber eine Anreise mit Wohnmobil, Linienflieger, Transportdienst und Wasserflugzeug verdeutlichen sofort: Die Öko Bilanz von diesem Kanuurlaub ist schon vor dem ersten Paddelschlag komplett im Arsch.
Klar war, das wir am Samstag Nachmittag mit dem Wasserflieger vom Kilpisjärvi zu unserem Startpunkt im finnischen Outback geflogen werden sollten. Als wir am Samstag dort eintrafen, haben wir dann erfahren, dass ein Abflug an dem Tag nicht mehr möglich sei. Das Wetter war einfach zu schlecht. Viel zu stürmisch. Den ganzen Samstag konnte der Flieger nicht aufsteigen. Das war für uns natürlich erst mal ärgerlich aber wenn man seine Urlaube in der Natur verbringt kennt man diese Abhängigkeit. Schließlich planen wir wegen solcher Umstände immer ein paar Reserve Tage in den Touren ein. Und allein waren wir auch nicht. Auf dem Parkplatz vor der Wasserflugzeug Anlegestelle standen schon ein paar Autos, und ebenso ein paar Leute, die offensichtlich ebenfalls darauf warteten, ausgeflogen zu werden. Wir erfuhren auch, dass es teilweise Leute gab, die schon seit zwei Tagen auf ihre Abholung warten, irgendwo dort draußen.
Als wir die wartenden Leute sahen, befürchteten wir zuerst, dass dies ebenfalls alles begeisterte Paddler seien. Wir also in unserer Planungsphase auf einen mafiösen „Kanutouren auf eigene Faust“ Discounter hereingefallen waren. Einer von denen, die bisher nur in manchen südschwedischen Gebieten aktiv sind. Aber dem war nicht so. Es waren Fliegenfischer, Raft Gruppen, Sami Familien oder sympathische Finnen, welche eine Woche in der Natur verbringen wollten. Einen oder mehrere Vertreter dieser Lappland- Liebhaber Gruppen sollen wir während unser Tour wieder treffen.
Wir bezahlten bei der dauerrauchenden Abflugs Koordinatorin, eine Art Mutter im Fliegenfischerpuff, unsern Flug und die Angellizenzen und bekamen dann von ihr ein kleine Hütte zugewiesen, in der wir übernachten könnten bis wir ausgeflogen werden. Wir machten erst einmal ein Feuer, brutzelten ein paar Steaks und hofften auf besseres Wetter am nächsten Tag.

Bild: Wasserflieger Taxistand in Kilpisjärvi. Gut zu erkennen: Die Angeltransportrohre der Fliegenfischer
Am nächsten Morgen wurden wir von Wasserflugzeugmotorenlärm geweckt. Ein sehr willkommener Klingelton für diesen Morgen. Das Wetter ist folglich also etwas besser geworden, nicht der Wahnsinns Sonnenschein, aber doch so gut das der Flieger abheben darf. Die Warteschlange wurde abgearbeitet und der Flieger brachte die verschiedenen Leute an ihren Zielort, oder holte sie auch wieder ab. Manche warteten, wie bereits erwähnt, schon seit 2 Tagen darauf, dass sie am vereinbarten Ort wieder abgeholt werden. Unsere Abflugs Koordinatorin informierte uns zwischen ihren Lungenzügen, dass wir irgendwann am späten Nachmittag an der Reihe sind. Und dann passierte etwas, was unseren geplanten Reiseverlauf stark beeinflusste. Wir lernen Arttu und Maarit kennen. Die beiden gehörten zu einer siebenköpfigen finnischen Freundes Clique. Sie hatten zwei Hütten am Porojärvi gemietet, und wollten dort eine Woche mit Entspannen, Wandern und Angeln verbringen. Die Probleme begannen damit, dass sich herausstellte, dass die beiden echt sympathisch waren und Arttu zudem noch so eine Art finnischer Crocodile Dundee ist. Er war schon häufiger hier in der Gegend unterwegs und kannte offensichtlich jede Pfütze im Umkreis von 200 Kilometer, da er sie schon alle beangelt hatte. Ein richtiger Outdoor Freak, wie man sie bei uns allenfalls noch in einigen, von der Außenwelt verborgenen Kleinstsiedlungen im Allgäu antrifft. Er konnte uns auf der Karte ziemlich genau zeigen, wo wir Handy Empfang haben werden und wo nicht. Die Infos wurden uns natürlich auch nicht so an den Kopf geknallt, wir haben uns einfach ein bisschen unterhalten und haben nebenher unseren sowieso viel zu großzügig mitgeführten Bierdosen Vorrat dezimiert.
Und irgendwann machte Artur uns doch den Vorschlag, unsere Kanutour etwas weiter nördlicher zu beginnen und auch noch den Valtijoki zu paddeln. Er sei zwar selber kein Kanu Fahrer, aber er kenne den Fluss von seinen Wanderungen und es sei der Zitat „schönste Fluss Finnlands“. Arttu stiefelte also in die Hütte zur Flugkoordinatorin und kam mit zwei DINA 4 Seiten zurück, die den Flussverlauf vom Valtijoki beschrieb, leider auf finnisch. Das war aber kein Problem, Maarit und Arttu übersetzten uns alles, und wir machen uns Notizen zu den finnischen Beschreibungen. Jens und Holger waren mit einem mal total euphorisch und somit beschlossen wir, unsere Tour zu verlängern. Unsere Zeit war sowieso großzügig bemessen, somit hatten wir keine Bedenken die Tour um 17 Kilometer zu verlängern.
Wären wir nicht im Rausch von Lappland Sucht, Sweden-Snoose und Bier gewesen, hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewisse Schwierigkeiten (bzw. eine Menge von Wildwasserkategorien größer WW III) erkennen können. Haben wir aber nicht, und somit schritten wir zur Flug Stornierung und Umbuchung. Denkbar einfach dort oben: „Is it possible to start at the Somasjärvi?“ „Yes you can. It´s 70 EURO extra. Tell the pilot your new drop off point when he will you pick up“.
Klasse, wieder freuten wir uns wie die Kleinkinder und quatschten und tranken noch eine Weile mit Maarit und Arttu. Die beiden meinten, dass wir sie auf jeden Fall besuchen müssten, wenn wir bei ihnen vorbeipaddeln, die anderen Leute von ihrer Gruppe hätten sicher nichts dagegen. Sie zeigten uns den Standplatz ihrer Hütten am Porojärvi.
Nachdem eine Sami Gruppe, aufgrund zu hoher Zulandung, nicht abheben konnte waren wir an der Reihe. Ausrüstung rein ins Flugzeug und los ging´s. Der Pilot war ebenfalls ein echt netter und cooler Typ. Er zeigte uns während des Fluges die verschiedenen Seen und unser Flüsse welche wir die nächsten Tage paddeln werden. Wobei Jens, nach kurzer Zeit im Flieger, übermannt von den Eindrücken des Flugs, des Snoose und der vier Bier auf nüchternen Magen das erste mal die Tauglichkeit des Schöpfeimers testete. Er erwies sich als ausreichend groß und dicht.

Bild: Blick auf den Valtijoki
Am „most northern sand beach from Finland“ angekommen, luden wir die Sachen aus und der Pilot war ebenfalls äußerst entspannt. Er stand auf seinen Flugzeugkufen und redete noch ein bisschen mit uns. Nun und dann legte er den Abflug hin, der am Anfang dieses Reiseberichts zu sehen ist.
Die ersten Kilometer:
Mit den ersten Paddelschlägen gleiten wir Richtung Süden. Zu aller erst galt unsere Aufmerksamkeit dem Grabner Adventure. Der Luft Canadier wurde erst in diesem Frühjahr angeschafft. Natürlich gab es Probefahrten und andere Testläufe, aber der echte Härtetest begann erst hier. Eine detaillierte Analyse zur Tauglichkeit des Bootes machen wir an späterer Stelle. Wir hatten es nicht besonders eilig, da wir wussten, dass zu Beginn des Valtijoki eine VI Stromschnell auf uns wartete. An dieser wollten wir auch unser Zelt für die erste Nacht aufschlagen. Somit waren nur ein paar Kilometer Seenpaddeln auf dem Somasjärvi und dem anschließenden Somaslompolo hinter uns zu bringen. Aufgrund des bisherigen Tagesverlaufs immer in ca. 4 Meter Abstand vom Ufer.
Das Paddeln selber war erst mal nicht so richtig interessant, es ist diese sensationelle Umgebung in welcher man sich befindet. Eine Ruhe und Abgeschiedenheit, die einen nach Monaten der Arbeit, der Anreise per Autobahn, Zug und Flugzeug, den Stoßgebeten am Gepäckband des Zielflughafens fast immer erschlägt. Wir verbrachten die ersten Stunden also mit angeln, paddeln, schauen und glücklich sein.
Am Beginn des Valtijoki halten wir an und schlagen unser Zelt an der Stromschnelle Somaskköngäs auf einem kleinen Hügel auf. Da irgendwelche Bäume, Sträucher und dem daraus resultierendem Totholz, im Gegensatz zum Mückenaufkommen sehr rar sind, gibt es auch kein Lagerfeuer. Die Stimmung ist hervorragend. Abends können wir noch ein paar Wanderer bzw. Fliegenfischer beobachten die am Fluss entlanglaufen, und ihr Glück probieren. Selber fangen wir nur zwei unter-massige Forellen, welche zurück ins Wasser durften.
Bild: Blick auf dem Somasjärvi
Montag 16.7.2012: „Aufwärmphase im kühlen Norden“
An diesem Morgen ist das Wetter erst richtig schön. Warm ist es hier oben nicht so richtig, vielleicht so 13 bis 14 Grad, aber wir haben uns temperaturmäßig auch nicht auf mehr eingestellt.... höchstens gehofft. Wir umtragen das Boot um die Stromschnelle, packen alles zusammen und machen unseren obligatorischen Kontrollgang am Übernachtungsplatz, so dass anschließend nur ein geschultes Indianerauge unsere Anwesenheit erahnen könnte.
Wir paddeln die ersten I bis III Stromschnellen. Spaßig und stressig zugleich. Wir benötigen immer etwas Zeit am Anfang, um in das gemeinsame Paddeln reinzukommen. Echtes Kanuwandern mit Wildwasser betreiben wir gemeinsam nur in Skandinavien. Doch dort sind wir, mangels zur Verfügung stehender Urlaubstage, leider viel zu selten.
In Deutschland sind es meistens eher gemütliche Fahrten in stillem Wasser und unter Begleitung der Regierung (aka Management aka Frau/Verlobte/Freundin), welche spaßigere Fahrmanöver kategorisch ablehnen. Und dann kann man auch sagen, dass Kanutouren für uns ein geliebtes Hobby ist, allerdings gibt es da noch ein paar andere, welchen wir ebenfalls leidenschaftlich nachgehen. Alle brauchen irgendwie Zeit. Hätten wir dieselben Stundenanzahl im Kanu verbracht wie auf dem Fahrrad oder im Dojo, könnten wir vermutlich über alle Stromschnellen kleiner VI nur herzhaft lachen. So aber müssen wir uns immer sehr bemühen wenn es wilder wird.
Ein weiterer Umstand ist auch der Wasserstand, welchen wir haben. Der Wasserstand war hoch genug, so dass wir nach Aussage von Polar Lento die Tour auf dem Valtijoki machen konnten. An ein paar Stellen war es aber einfach zu flach so dass wir, trotz des geringen Tiefgang des Grabner Adventures, aus dem Boot raus mussten und immer mal wieder im Wasser standen um ein paar Flachstellen auf unserer Paddeltour zu passieren.

Bild: Hier beginnt der Valtijoki
Vom Ziehen, Ruckeln, Treideln und den falschen Klamotten
Auf dem Valtijoki, wie auch auf dem oberen Teil von Poroeno gab es einige Stellen an denen wir das Boot durchs Wasser schieben mussten, da die Stellen zu flach waren. Hin und wieder war es ausreichend, wenn entweder Jens oder Holger das Boot verlassen hat. Oft mussten aber beide raus. Dann wateten wir gemeinsam durch das Wasser und suchten die Stellen, an denen es wieder tiefer wurde. Auf dem Valtijoki sind diese leicht zu erkennen, der Fluss schlängelt sich relativ schmal durch die wunderschöne finnische Landschaft. Auf dem Poroeno muss man öfters während der Fahrt eine Entscheidung treffen welche Linie man zwischen den Steinen paddelt. Oder es werden einem die Entscheidungen auch abgenommen, da verdeckte Steine knapp unter der Wasseroberfläche nur noch eine Richtung zulassen. Wie gut diese Entscheidungen zur Laufzeit getroffen werden, hängt mit einer gewissen Erfahrung und auch den Fähigkeiten der eigenen Paddeltechnik zusammen. Dies führt dann eventuell dazu, dass man später im Wasser neben dem Canadier steht, den Flussverlauf von unterhalb betrachten kann und sich denkt: „Schade, so wie es aussieht hätten wir dort uns weiter rechts/links halten sollen, dann wären wir wohl durchgekommen“. Uns passiert diese Situation immer mal wieder. Wie schon weiter oben beschrieben verbessert sich das ganze Wildwasser Paddeln während der Tour deutlich, nach ein paar Tagen ist man eingespielt. Was allerdings nicht immer klappt, ist zu erkennen wo der Hauptstromzug verläuft. Es gibt diese Grundregeln mit den Kurven Außenseiten usw. Aber die schön gezeichneten Bilder in den Kanuführern passen nicht immer so toll mit der Wirklichkeit zusammen.
Wer schon öfters gepaddelt ist, wird dies vermutlich kennen: niedrige Sitzposition, Wasserspiegelungen und das Wasser teilt sich in verschiedene Stromzüge auf. Jetzt muss man halt eine Entscheidung treffen, die bei uns nicht immer die richtige ist, aber umgesetzt wird. Jetzt kann auch der Einwand kommen, dass man ja anhalten kann um die Stromschnelle vom Ufer aus zu erkunden. Nun, dies machen wir auch soweit das möglich ist. Aber wenn überhaupt erst ab der Wildwasserkategorie III. Hätten wir auf dieser Tour 2012 jede Stromschnelle mit WW I bis WW II+ auch noch vorher erkundet, hätte uns der Weihnachtsmann einsammeln können, da hätten wir uns auch gleich auf eine Trekking Tour begeben können. Eine WW II+ ohne Besichtigung zu befahren hat uns bisher noch nie in Schwierigkeiten gebracht, wir hoffen das diese Einschätzung bis zur Rente auch anhält.
Im Zusammenhang mit Treideln und Co. müssen wir jetzt noch über unsere Kleidung sprechen. Auf unsern bisherigen Touren haben wir es immer folgendermaßen gehalten:
Wir hatten normale Outdoor Hosen, T-Shirt und Jacken an. Je nach Wetter dann eventuell noch Hard Shells. An den Füssen tragen wir dann entweder Stiefel oder eine sexy Neopren–Socken-Crocs Kombination. Auf den vergangenen Touren hat dies auch absolut ausgereicht und wir waren damit immer höchst zufrieden. Hatten wir mit diesem Outfit während der Tour ein Vollbad genommen, wurde bei schönem und warmen Wetter einfach weiter gepaddelt. Waren die Temperaturen zu niedrig, wurde der nächst gelegene Rastplatz angesteuert, die Wechselkleidung angelegt und die nassen Sachen am Feuer getrocknet.
Um dem höheren Wildnis Charakter der diesjährigen Tour gerecht zu werden, machten wir aber einen Upgrade.
Modelabels 2012 Finnland:
Holger: Alles wie bisher, allerdings an den Füssen eine Neopren-Socken mit Kajak Schühchen Kombination.
Jens: Präsentierte sich in der Saison 2012 mit einer günstigen Angler Wathose am Unterleib und seinem Standard Outfit am Oberkörper.
Beide Modelabels erwies sich auf dieser Tour als suboptimal bis idiotisch. Für diese Kanu – Kajaktouren auf dem Valtijoki, Poroen und Lätäseno sollten man sich unbedingt einen Neopren Long John zulegen, oder einen Trockenanzug. Wird einem auch jeder empfehlen. Die Herren aus Süddeutschland wussten es mal wieder besser. Solche Trockenanzüge oder Neopren Kleidungen sollen ja nur etwas lästig werden wenn die Sonne zu stark scheint. Eventuell haben wir einfach mit zu gutem Wetter gerechnet, aber auf jeden Fall haben wir unseren Erfahrungshorizont auf dieser Tour auch bezüglich geeigneter Paddelkleidung erweitern können. Beide Kleiungskobinationen von Jens und Holger haben einfach den Nachteil das sie nicht dauerhaft warm halten wenn man ins Wasser steigen muss. Eine Wathose Model „günstig“ hält zwar trocken aber nicht warm. Und trocken auch nur bis zum Kontakt mit dem „Prallfelsen“ ,da hat sich die Hose eher als Trichter erwiesen denn als hilfreich. Dazu später mehr.
Eine nicht zu erwartende Kriegsverletzung waren die blauen Zehen von Holger. Die Kajakschühchen waren zwar mit den Neopren Socken zusammen warm genug, aber die Kappen vorne müssen für die Kanutour hier oben stabiler sein. Zu oft stößt man beim durchwaten der Flüsse an Steine auf dem Grund. Die letzten Blut-verfärbten Zehnnägel wurden erst 6 Monate später entfernt.
Am frühen Nachmittag passiert es dann in einer blöden II. Holger landet im Wasser. Die Lufttemperatur liegt bei geschätzten 10 Grad. Wir suchen uns sofort einen Lagerplatz. Wir finden auch schnell ein wirklich schönes Plätzchen. Holger zieht erst einmal trockene Sachen an und dann haben wir das Glück, dass wir an diesem Flussabschnitt eine relativ große Menge Treibholz und Gestrüpp finden. Wir reaktivieren eine alte Feuerstelle und freuen uns.
Das Wasser an unserem Lagerplatz ist außergewöhnlich klar. Bäume gibt es hier immer noch nicht, nur ein paar Sträucher und noch ein paar Schneefelder in schattigeren Hügelbereichen.

Dienstag 17.7.2012: „Der schönste Fluss Finnlands“
Nach dem Zusammenpacken und Aufräumen fahren wir den Valtijoki weiter Richtung Porojärvi. Wir sind nun auf dem Abschnitt welchen Arttu wohl als den „most beautiful river from Finland“ bezeichnet hat. Er ist wunderschön hier. Wenn man mit dem Paddeln aufhört, ist es eine unglaubliche Stille. Es ist echt fantastisch hier. Dies sind die Augenblicke wo alle Strapazen vergessen machen.
Eventuell freut sich jetzt der eine oder andere Leser darauf, die Bilder von diesem Abschnitt zu sehen. Da wird leider nichts draus. Wir haben nämlich keine gemacht und das ist schade und richtig zugleich.
Auf der einen Seite muss man wirklich gestehen, dass wir uns über schöne Urlaubsbilder daheim immer freuen. Ich schaue sie mir häufig an, mache Fotobücher (natürlich nur auf Büchern mit echtem Fotopapier :-) ) oder veröffentliche ein paar davon in einem Reisebericht im Internet.
Allerdings, habe ich bei verschieden Situationen schon Menschen beobachtet, die das, was sie fotografiert haben, überhaupt nicht mehr angeschaut haben. Das „Live“ Bild bzw. die Situation war ihnen unwichtig. An Priorität eins stand, dass das ganze fotografiert werden muss. Wie gesagt ich bin gerade etwas zwiespältig. Es ist schade das wir diesen Abschnitt fotografisch nicht festgehalten haben, auf der anderen Seite ist es herrlich dass man sich noch so über eine Umgebung freuen kann das man die Kameras, ja wir hatten zwei dabei, vergisst.
Wie gesagt die Landschaft ist absolut sensationell. Manche Flussabschnitte sind spiegelglatt, meist kurz vor einer der VI Stromschnelle von denen es insgesamt sechs am Valtijoki gibt. Das Wasser staut sich auf, bevor es dann knackig nach unten geht.
Eine Stromschnelle von Wildwasserkatgorie V und VI bedeutet natürlich immer Umtragen. Die hohe Anzahl dieser Wildwasserkategorien auf dem Valtijoki hätte uns bei der Besprechung mit unseren finnischen Freunden auch auffallen können. Jedenfalls hat das Wort „Umtragen“ in diesem Urlaub einen neue Dimension bekommen. Es wurde ja schon erwähnt, dass wir die Entscheidung den Valtijoki zu befahren sehr spontan und vor allem unter dem Konsum von legalen Drogen getroffen haben. Es kann auf den 17 Kilometern am Valtijoki bis zu 11 Portagen geben. Wir waren nie eine Touren Gruppe die sich von solchen Umtragungen hat abhalten lassen, allerdings gelten hierfür ab jetzt gewisse Einschränkungen.
Bei unserer ersten Lappland Kanutour hatte ich noch eine Excelliste mit allen Reiseutensilien gemacht. Und es gab die Spalte Gewicht, welche alles addiert hat. Nichtsnutzige Besucher, welche ich immer noch zu meinem Freundeskreis zählen muss, haben mich damit aufgezogen und es als übertrieben hingestellt, um genau zu sein sie belustigen sich heute noch darüber. Nun ja ich hätte diese Spalte beibehalten sollen, denn eines hat uns in diesem Fall eine Menge Schweiß und Blut gekostet:
Im Grunde freuen wir uns jetzt schon darauf, dass wir für die nächste Tour alles besser machen können, aber im Jahr 2012 sind bei uns komplett die Pferde durchgegangen. Im Jahr 2013 werden wir wieder nur mit Lendenschurz und Rambo Messer aufbrechen, mehr nicht.
Ok, ein kleines Quiz. Wie zählen nun ein paar Ausrüstungsgegenstände bzw. Umstände auf welche wir dabei hatten:
-Ein Grabner Komfort Sitz für das Luftboot.
-Ein Boccia Kugeln Spielset
-Einen 4 Kilo schweren Tischräucherofen inklusive Räuchermehl und Spezial Lauge zum einlegen.
-Jagdzwille inklusive Stahlkugeln
-Bier > 20 kg inklusive Rum und Gin Tonic
-2 Kilo Outdoor Wok
-Am Ende der Kanutour noch 15 Kilogramm Essen übrig
Auflösung: Nur ein Punkt davon ist gelogen. Hintergrund ist unsere bisherige Einstellung gewesen: Auf Canadier Touren können wir uns einen gewissen Komfort bzw. Bespassung gönnen. Man hat ja schon eine Art Lastkahn dabei, im Vergleich zum Kajakfahren oder gar einer Trekking Tour. Essen wurde nach Gefühl eingekauft. Jedes mal wenn wir über ein Teil der Ausrüstung gesprochen haben, endete das so gut wie immer damit das es hieß „Ach, wir haben doch einen Canadier, da haben wir genug Platz und Zuladung“. Wir sind schliesslich keine Anfänger, waren doch schon so oft auf Kanutouren unterwegs. Das war alles wirklich nicht so intelligent. Unser Hochmut, den wir in dieser Planungsphase gezeigt haben kam uns bei den vielen Portagen während der Kanutour sehr teuer zu stehen. Und dann noch das ganze Bier!
Exkurs Bier:
Das mit dem Bier bzw. Alkohol ist nun mal so eine Sache. Was ist richtig was ist falsch? Alkohol ist ungesund und führt zu Problemen, das ließt man so häufig. Wieso sehe ich dann aber so häufig offensichtlich glückliche Menschen im bayrischen Biergarten mit diesem Getränk in der Hand? Meistens geht es doch nur darum, einen vernünftigen Umgang mit diesen verschiedenen Verführungen des Lebens zu finden. Immer nur zu sagen "Das ist total schlecht und das darfst du nicht machen" fruchtet da oft wenig.
Anyway. Das mit dem Alkohol ist so ähnlich wie mit den Themen "Fahrradfahren ohne Helm", "Darf ich ein Lagerfeuer im Fjell anzünden, ohne dass ich in Todesgefahr schwebe" oder die Ausführung des vorehelichen Geschlechtsverkehrs. Je nachdem welche moralische Institution bzw. Person man mit solchen Lebensfragen konfrontiert, wird man beleidigt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt, mit dem Kapitän der Excon Valdez verglichen oder eben mit einem fragenden Achselzucken angeschaut.
Eine Menge an Bierdosen auf eine Kanutour mitzuschleppen wie wir das getan haben war idiotisch aber wir haben dafür bezahlt, und damit meinen wir nicht die horrenden Preise für Alkohol in Finnland. Sagen wir es mal so: das Bier bringt weniger Spaß als es wiegt.
Die erwähnten Portagen waren teilweise 1 Kilometer lang. Oder es waren steile Pfade zu erklimmen welche man auch wieder nach unten musste. Die Menge und Kilozahl unser Ausrüstung machten es erforderlich, das jeder von uns drei mal tragen durfte, und dann noch einmal gemeinsam den Grabner Canadier. Bei 1 Kilometer Umtrage- Strecke macht dies also 7 Kilometer Fußmarsch pro Person mit Gepäck an teilweise recht spaßig, steilen Flussufern. Am Valtijoki gab es pro Tag 3 – 4 Portagen am Tag. Ja, doch, sehr sportlich war diese Tour auf dem Valtijoki, das darf man ruhig erwähnen.
Wir sind gerade in einem WW II – III Abschnitt als sich das Boot an ein Stein quer stellt und wir es nicht mehr rechtzeitig ausrichten könne. Es kippt und wir stehen in der Strömung und betrachten die Bootsunterseite. Der Schöpfeimer schwimmt davon.
Wir richten das Boot aus und besprechen kurz die Situation. Alles ist sicher verstaut in Kanusäcken und Tonnen. Diese sind mit dem Seil am Canadier gesichert, so wie wir es immer machen. Das einzige Problem könnte die Angel sein, die mit einem Karabiner auf der Oberseite befestigt ist. Die Strömung ist stark, wir können aber sicher stehen. Ufer ist ca. 5 Meter entfernt und bis dahin ein paar Felsbrocken. Wir gehen zusammen auf eine Seite und drehen das Boot wieder um. Die Angel sieht noch gut aus. Wir fahren noch ein Stück und waten dann am Rand durch das Wasser. Es kommt wieder eine V Stromschnelle in einem kleinen Canyon die wir umtragen tragen müssen. Dabei müssen wir auf einen kleinen Hügel hoch und wir beschließen dort unseren Lagerplatz einzurichten.

Bild: Die üblichen Besucher. Das ist Standard. Wir lieben Mücken!
Der Platz ist der absolute Oberhammer. Wir richten das Lager ein und stellen dabei mal wieder einmal fest, dass die Kanusäcke mit den Rollverschlüssen nicht absolut zuverlässig sind. Also die Dinger sind schon dicht, wenn sie nur im Regen stehen oder unter Wasser gedrückt werden. Aber wenn sie unter Wasser in der Strömung hängen, und diese so richtig zerrt und rüttelt sind teilweise die Grenzen erreicht. Wir haben das schon 2011 feststellen müssen. In diesem Jahr haben wir auch beschlossen, zumindest den Schlafsack doppelt zu sichern. Diese Jahr also wieder. Es ist nicht weiter schlimm, da es nichts wirklich wichtiges erwischt hat. Ärgerlich ist es trotzdem. Aber auch nur kurz. Dazu sind wir in dieser Umgebung einfach zu glücklich. Wir machen ein Bier auf, haben ja eh genug, und beobachten ein paar Wanderer in ca 300 Meter Entfernung. Super, 4 Kilometer an einem Tag. Hoffentlich erfährt niemand was von dieser Glanzleistung.
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Video: Glanzleistung
Mittwoch 18.7.2013: „Einchecken im Porojärvi Luxus Resort“
Am nächsten Tag tragen wir alles runter in den Canyon. Und paddeln weiter. Nach ein paar hundert Meter fischen wir unseren Schöpfeimer am Rand auf, den wir glücklicherweise wieder finden.
Es kommen ein paar nette Stromschnellen und auch zwei sportliche Portagen, teilweise durch Dickicht, welches jetzt häufiger auftritt. Die Temperaturen sinken weiter und der Himmel sieht nach Regen aus.
An einer Stromschnelle kommt eine Diskussion auf. Holger ist an dem Tag etwas durch und klassifiziert eine Stromschnelle in die Kategorie „umtragen“. Jens sieht das anders. Er möchte kalkuliertes Risiko gegen sportliche Ertüchtigung am Uferrand tauschen. Wir hatten mal eine Regel zu Anfang unserer Touren aufgestellt, daher umtragen wir auch diese Stromschnelle. Aber wir verfluchen mittlerweile unseren Biervorrat und haben auch schon einem Plan uns von diesem zu entledigen.
Am Ende dieser Portage filmen wir dann noch eine 360 Grad Aufnahme von der Landschaft:
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Video: Rundumblick
Der Fluss wird breiter und verzweigt sich etwas. Wir sind am Ende des Valtijoki
Fazit Valtijoki:
Der Valtijoki ist ein wunderschöner Fluss. Er ist wild und rau. Er ist abgelegen, einsam und nur zu Fuß bzw. dem Wasserflieger / Helikopter erreichbar. Der Fluss ist für Paddel Anfänger, wie auch für Leute die etwas gegen körperliche Ertüchtigung haben, nicht geeignet. Kajakfahrer und Paddler mit minimalistischem Gepäck sind im Vorteil. Eine III sollte im beladenen Kajak / Canadier sicher befahren werden können. Handyempfang hat man keinen am Valtijoki, dies kann zu einer Belastung werden, da man bei einem Unfall nicht einfach Hilfe mit dem Handy rufen kann. Belohnt wird man dafür mit einer sensationellen finnischen Tundra Landschaft. Den Valtijoki muss man sich erarbeiten.
Wir erreichen das Ende des Valtijoki und rechts zeigt sich der Porojärvi. Das Wetter wird schlechter und nochmal kälter. Geschätzt sind es jetzt 8 Grad. Wir sehen ein paar Hütten in Ufernähe und überlegen ob das die Unterkünfte von Arttu, Maarit und ihren Freunden sind. Es fängt gerade an mit regnen was nicht stört, da wir am letzten Stop schon unsere Hardshells angelegt haben. Da kommt eine unbekannte Person von der Hütte an Ufer und ruft „Hallo, habt ihr Lust auf ein trockenes Plätzchen in einer warmen Hütte?“ Es ist Juho. Er gehört zu der finnischen Gruppe aus Oulu. Er hat einen Teil seine Architekturstudiums in Deutschland gemacht und freut sich ganz offensichtlich , dass er mal wieder Deutsch sprechen kann. Und wahrscheinlich hat er auch instinktiv unsere Biervorräte gewittert.
Wir legen an und Juho führt uns Haupthaus und wir lernen den Rest kennen.
Maarit kennen wir ja schon vom Kilpisjärvi. Arttu ist nicht da, er ist mit Eero zu einer zweitägigen Wanderung aufgebrochen, da sie einen bestimmten See irgendwo im finnischen Outback befischen wollen. Dann sind da noch Vesku, Anna und Maiju. Maiju spricht ebenfalls sensationell gut deutsch. Aber meistens sprechen wir Englisch, das versteht jeder. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt , dass eigentlich überall in Skandinavien Englisch gesprochen und verstanden wird. Manchmal kann es so einfach sein. Wir fragen uns wieso das deutsche Bildungsministerium nicht einfach die Synchronisation von ausländischen Filmen verbietet. Die englischen Sprachkenntnisse in einem Land können damit enorm verbessert werden.
Gastfreundschaft Finnland: Full Points
Diese finnische Truppe ist einfach herzlich. Wir dürfen uns erst mal im Haupthaus aufwärmen und bekommen Kaffee. Sie fragen uns natürlich, weshalb wir jetzt erst nach drei Tagen hier sind, und wir erzählen unser Geschichten vom Schleppen, Zerren, Baden und unseren suboptimalen Kanusack Inhalten. Ein paar Geschichten von uns finden sie durchaus interessant und somit fühlen wir uns in der richtigen Situation sie um einen Gefallen zu bitten. Wir hatten nämlich nicht vor, auch nur eine einzige volle Bierdose weiterhin mit uns rumzuschleppen. Wir würden gerne den gesamten Vorrat vernichten und erbaten hierfür finnische Unterstützung. Die Antwort auf diesen Antrag war eindeutig. Juho, Maarit, Vesku, Anna und Maiju wollten in jedem Falle ihre finnische Gastfreundschaft unterstreichen und stellten sich zur Verfügung, diesen Projektplan umzusetzten.
Zu aller erst kam aber die Frage auf, ob wir denn Lust auf frisch geräucherten Fisch hätten? Was für eine Frage, klar hatten wir. Und es wurde erst mal eine Forelle geräuchert.
Die Sauna war irgendwann auch heiß genug und die Jungs fragen uns doch tatsächlich „Is it ok if we also go into the sauna“. Unglaublich die verköstigen uns, unterhalten uns, heizen die Sauna an und fragen uns dann auch noch ob sie mit rein dürfen. Klasse.
Wir machten dann zusammen die klassischen drei Gänge mit anschließendem Bad im Poroeno. Während in deutschen Saunen beim Aufguss jedes mal eine Zeremonie wie bei einem Staatsbegräbnis gemacht wird, läuft das im Ursprungsland der Sauna etwas pragmatischer. Man schwitzt und quatscht und wenn es zu schwach wird, wirft irgendeiner einfach eine Kelle voll Wasser Richtung Saunaofen und macht ein neues Bier auf.
In der Sauna erfahren wir interessante Dinge über diese Hütten in denen wir uns aufhalten. Zum Beispiel, dass der ehemalige finnische Präsident Urho Kekkonen hier öfters anzutreffen war. Er verbrachte hier seine Ferien bzw. lud auch politische Gäste aus dem Osten hierher ein. Zur Jagd, zum Trinken und um Themen der Weltpolitik zu diskutieren. Somit haben sowohl der ehemalige finnische Präsident, wie auch der russische, und nun auch Jens und Holger ihre blanken Hintern in dieser Sauna auf die Holzbalken gedrückt. Fantastisch! Also noch eine Bierdose, wir haben ein Projekt zu erfüllen.

Bild: Kippis
Nach den Saunagängen wurde dann das vorzügliche Schweine-Stew serviert, welches seit ungefähr 8 Stunden auf dem Herd köchelte. Dazu gereicht wurden Salat, Dosenbier und Schnaps welcher auch noch irgendwo aufgetaucht ist.
Irgendwie kommen wir uns vor wie in einer Werbepause. Wildnis Trip? Das war doch dieses Ding in welchem sich diese beiden Informatiker jedes Jahr beweisen mussten, dass sie echt harte Kerle sind. Und jetzt feiern und genießen wir das feinste Essen in gefühlter 5 Sterne Umgebung am Porojärvi. Nun ja, man muss das Leben so nehmen wie es kommt.
Es gab noch Lagerfeuer, Zwillenschießen und interessante Unterhaltungen. Irgendwann um 3.00 Uhr Morgens, natürlich taghelle so weit nördlich vom Polarkreis, haben wir die deutsche Fahne eingeholt und uns schlafen gelegt.
Reisezeit: Juli 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
Hinweis:
Der Reisebericht existiert schon im Web: Kanutour 2012 Finnland - Valtijoki, Poroeno und Lätäseno
Im Original Reisebericht sind einfach ein paar mehr Bilder und Verlinkungen drin. Der Text ist aber exakt der selbe
Prolog:
Eine mehrtägige Kanutour beginnt bei uns immer erst so richtig mit dem Abschiednehmen. Das mag im normalen Leben hin und wieder schmerzhaft sein, beim Urlaub mit dem Kanu ist es einfach nur befreiend. Egal ob man jetzt von Freunden, einem Kanutouren Veranstalter oder einem Wasserflugzeug Piloten verlassen wird, unvermittelt steht man nur mit seinen Paddel Gefährten und der Ausrüstung am Startpunkt und freut sich wie ein Kleinkind auf die kommenden Tage. Es ist der Moment ,wo es endlich los geht. So auch dieses Jahr am Anfang unser Kanutour in finnisch Lappland auf den Flüssen Valtijoki, Poroeno und Lätäseno.
Tourendetails:
Land: finnisch Lappland
Strecke: 131 Kilometer
Zeitraum: Mitte bis Ende Juli 2012
Paddler: Jens und Holger
Boot / Canadier: Grabner Adventure
Abschnitt 1: Detaillierter Streckenverlauf Valitjoki in Finnland
Abschnitt 2: Detaillierter Streckenverlauf Poroeno in Finnland
Abschnitt 3: Detaillierter Streckenverlauf Lätäseno in Finnland
Sonntag 15 Juli 2012: „Am nördlichsten Sandstrand Finnlands“
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Video: Ein Wasserflugzeug Pilot in Finnland weiss ganz genau wann der letzte Moment ist um den Steuerknüppel nach oben zu ziehen!
Ursprünglich wollten wir unsere Tour am Porojärvi starten, es ergab sich allerdings, dass wir uns für die Einsetzstelle am Somasjärvi entschieden haben. Das Wasserflugzeug startete in Kilpisjärvi und der Pilot gratulierte uns ebenfalls zu unserem Startpunkt am Somasjärvi, dem „nördlichsten Sandstrand von Finnland“. Das war auch kein Marketing Gag, denn innerhalb von diesem Abschnitt Finnlands, gibt es nicht mehr besonders viel was nördlicher ist. Alles was im Hintergrund auf dem obigen Video zu sehen ist, gehört schon zu Norwegen. Die Grenze verläuft mitten durch den See.
Wir standen also wieder einmal in einer sagenhaften Landschaft und blickten auf auf die finnische Tundra, den See und die Berge mit Schneefeldern.
Nach einer ausreichenden Zeit diese Landschaft zu huldigen, machten wir uns daran den Canadier aufzupumpen und die Ausrüstung zu verstauen, stoßen uns vom Ufer ab und Jens und Holger gleiten das erste mal dieses Jahr gemeinsam über die Wasseroberfläche. Herrlich.
Bevor wir von der eigentlichen Paddeltour berichten, müssen wir zeitlich noch einmal etwas in die Vergangenheit. Dies erklärt etwas ein paar Hintergründe und macht eventuell ein paar Entscheidungen etwas verständlicher.
Die Zeit vor dem ersten Paddelschlag:
Die Anreise Organisation war dieses Jahr etwas …. nun ja, sagen wir besonders. Es ist auch nicht so wichtig, und wer meint es unbedingt verstehen zu müssen darf nachfolgendes Bild analysieren.

Bild: Anreise Finnland 2012
Das ganze Gekritzel macht eines leider deutlich. So richtig umweltfreundlich kann man diesen Urlaub nicht bezeichnen. Das ist auch bei Reisen in exotischen Ländern leider ebenfalls oft der Fall. Aber eine Anreise mit Wohnmobil, Linienflieger, Transportdienst und Wasserflugzeug verdeutlichen sofort: Die Öko Bilanz von diesem Kanuurlaub ist schon vor dem ersten Paddelschlag komplett im Arsch.
Klar war, das wir am Samstag Nachmittag mit dem Wasserflieger vom Kilpisjärvi zu unserem Startpunkt im finnischen Outback geflogen werden sollten. Als wir am Samstag dort eintrafen, haben wir dann erfahren, dass ein Abflug an dem Tag nicht mehr möglich sei. Das Wetter war einfach zu schlecht. Viel zu stürmisch. Den ganzen Samstag konnte der Flieger nicht aufsteigen. Das war für uns natürlich erst mal ärgerlich aber wenn man seine Urlaube in der Natur verbringt kennt man diese Abhängigkeit. Schließlich planen wir wegen solcher Umstände immer ein paar Reserve Tage in den Touren ein. Und allein waren wir auch nicht. Auf dem Parkplatz vor der Wasserflugzeug Anlegestelle standen schon ein paar Autos, und ebenso ein paar Leute, die offensichtlich ebenfalls darauf warteten, ausgeflogen zu werden. Wir erfuhren auch, dass es teilweise Leute gab, die schon seit zwei Tagen auf ihre Abholung warten, irgendwo dort draußen.
Als wir die wartenden Leute sahen, befürchteten wir zuerst, dass dies ebenfalls alles begeisterte Paddler seien. Wir also in unserer Planungsphase auf einen mafiösen „Kanutouren auf eigene Faust“ Discounter hereingefallen waren. Einer von denen, die bisher nur in manchen südschwedischen Gebieten aktiv sind. Aber dem war nicht so. Es waren Fliegenfischer, Raft Gruppen, Sami Familien oder sympathische Finnen, welche eine Woche in der Natur verbringen wollten. Einen oder mehrere Vertreter dieser Lappland- Liebhaber Gruppen sollen wir während unser Tour wieder treffen.
Wir bezahlten bei der dauerrauchenden Abflugs Koordinatorin, eine Art Mutter im Fliegenfischerpuff, unsern Flug und die Angellizenzen und bekamen dann von ihr ein kleine Hütte zugewiesen, in der wir übernachten könnten bis wir ausgeflogen werden. Wir machten erst einmal ein Feuer, brutzelten ein paar Steaks und hofften auf besseres Wetter am nächsten Tag.

Bild: Wasserflieger Taxistand in Kilpisjärvi. Gut zu erkennen: Die Angeltransportrohre der Fliegenfischer
Am nächsten Morgen wurden wir von Wasserflugzeugmotorenlärm geweckt. Ein sehr willkommener Klingelton für diesen Morgen. Das Wetter ist folglich also etwas besser geworden, nicht der Wahnsinns Sonnenschein, aber doch so gut das der Flieger abheben darf. Die Warteschlange wurde abgearbeitet und der Flieger brachte die verschiedenen Leute an ihren Zielort, oder holte sie auch wieder ab. Manche warteten, wie bereits erwähnt, schon seit 2 Tagen darauf, dass sie am vereinbarten Ort wieder abgeholt werden. Unsere Abflugs Koordinatorin informierte uns zwischen ihren Lungenzügen, dass wir irgendwann am späten Nachmittag an der Reihe sind. Und dann passierte etwas, was unseren geplanten Reiseverlauf stark beeinflusste. Wir lernen Arttu und Maarit kennen. Die beiden gehörten zu einer siebenköpfigen finnischen Freundes Clique. Sie hatten zwei Hütten am Porojärvi gemietet, und wollten dort eine Woche mit Entspannen, Wandern und Angeln verbringen. Die Probleme begannen damit, dass sich herausstellte, dass die beiden echt sympathisch waren und Arttu zudem noch so eine Art finnischer Crocodile Dundee ist. Er war schon häufiger hier in der Gegend unterwegs und kannte offensichtlich jede Pfütze im Umkreis von 200 Kilometer, da er sie schon alle beangelt hatte. Ein richtiger Outdoor Freak, wie man sie bei uns allenfalls noch in einigen, von der Außenwelt verborgenen Kleinstsiedlungen im Allgäu antrifft. Er konnte uns auf der Karte ziemlich genau zeigen, wo wir Handy Empfang haben werden und wo nicht. Die Infos wurden uns natürlich auch nicht so an den Kopf geknallt, wir haben uns einfach ein bisschen unterhalten und haben nebenher unseren sowieso viel zu großzügig mitgeführten Bierdosen Vorrat dezimiert.
Und irgendwann machte Artur uns doch den Vorschlag, unsere Kanutour etwas weiter nördlicher zu beginnen und auch noch den Valtijoki zu paddeln. Er sei zwar selber kein Kanu Fahrer, aber er kenne den Fluss von seinen Wanderungen und es sei der Zitat „schönste Fluss Finnlands“. Arttu stiefelte also in die Hütte zur Flugkoordinatorin und kam mit zwei DINA 4 Seiten zurück, die den Flussverlauf vom Valtijoki beschrieb, leider auf finnisch. Das war aber kein Problem, Maarit und Arttu übersetzten uns alles, und wir machen uns Notizen zu den finnischen Beschreibungen. Jens und Holger waren mit einem mal total euphorisch und somit beschlossen wir, unsere Tour zu verlängern. Unsere Zeit war sowieso großzügig bemessen, somit hatten wir keine Bedenken die Tour um 17 Kilometer zu verlängern.
Wären wir nicht im Rausch von Lappland Sucht, Sweden-Snoose und Bier gewesen, hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewisse Schwierigkeiten (bzw. eine Menge von Wildwasserkategorien größer WW III) erkennen können. Haben wir aber nicht, und somit schritten wir zur Flug Stornierung und Umbuchung. Denkbar einfach dort oben: „Is it possible to start at the Somasjärvi?“ „Yes you can. It´s 70 EURO extra. Tell the pilot your new drop off point when he will you pick up“.
Klasse, wieder freuten wir uns wie die Kleinkinder und quatschten und tranken noch eine Weile mit Maarit und Arttu. Die beiden meinten, dass wir sie auf jeden Fall besuchen müssten, wenn wir bei ihnen vorbeipaddeln, die anderen Leute von ihrer Gruppe hätten sicher nichts dagegen. Sie zeigten uns den Standplatz ihrer Hütten am Porojärvi.
Nachdem eine Sami Gruppe, aufgrund zu hoher Zulandung, nicht abheben konnte waren wir an der Reihe. Ausrüstung rein ins Flugzeug und los ging´s. Der Pilot war ebenfalls ein echt netter und cooler Typ. Er zeigte uns während des Fluges die verschiedenen Seen und unser Flüsse welche wir die nächsten Tage paddeln werden. Wobei Jens, nach kurzer Zeit im Flieger, übermannt von den Eindrücken des Flugs, des Snoose und der vier Bier auf nüchternen Magen das erste mal die Tauglichkeit des Schöpfeimers testete. Er erwies sich als ausreichend groß und dicht.

Bild: Blick auf den Valtijoki
Am „most northern sand beach from Finland“ angekommen, luden wir die Sachen aus und der Pilot war ebenfalls äußerst entspannt. Er stand auf seinen Flugzeugkufen und redete noch ein bisschen mit uns. Nun und dann legte er den Abflug hin, der am Anfang dieses Reiseberichts zu sehen ist.
Die ersten Kilometer:
Mit den ersten Paddelschlägen gleiten wir Richtung Süden. Zu aller erst galt unsere Aufmerksamkeit dem Grabner Adventure. Der Luft Canadier wurde erst in diesem Frühjahr angeschafft. Natürlich gab es Probefahrten und andere Testläufe, aber der echte Härtetest begann erst hier. Eine detaillierte Analyse zur Tauglichkeit des Bootes machen wir an späterer Stelle. Wir hatten es nicht besonders eilig, da wir wussten, dass zu Beginn des Valtijoki eine VI Stromschnell auf uns wartete. An dieser wollten wir auch unser Zelt für die erste Nacht aufschlagen. Somit waren nur ein paar Kilometer Seenpaddeln auf dem Somasjärvi und dem anschließenden Somaslompolo hinter uns zu bringen. Aufgrund des bisherigen Tagesverlaufs immer in ca. 4 Meter Abstand vom Ufer.
Das Paddeln selber war erst mal nicht so richtig interessant, es ist diese sensationelle Umgebung in welcher man sich befindet. Eine Ruhe und Abgeschiedenheit, die einen nach Monaten der Arbeit, der Anreise per Autobahn, Zug und Flugzeug, den Stoßgebeten am Gepäckband des Zielflughafens fast immer erschlägt. Wir verbrachten die ersten Stunden also mit angeln, paddeln, schauen und glücklich sein.
Am Beginn des Valtijoki halten wir an und schlagen unser Zelt an der Stromschnelle Somaskköngäs auf einem kleinen Hügel auf. Da irgendwelche Bäume, Sträucher und dem daraus resultierendem Totholz, im Gegensatz zum Mückenaufkommen sehr rar sind, gibt es auch kein Lagerfeuer. Die Stimmung ist hervorragend. Abends können wir noch ein paar Wanderer bzw. Fliegenfischer beobachten die am Fluss entlanglaufen, und ihr Glück probieren. Selber fangen wir nur zwei unter-massige Forellen, welche zurück ins Wasser durften.

Bild: Blick auf dem Somasjärvi
Montag 16.7.2012: „Aufwärmphase im kühlen Norden“
An diesem Morgen ist das Wetter erst richtig schön. Warm ist es hier oben nicht so richtig, vielleicht so 13 bis 14 Grad, aber wir haben uns temperaturmäßig auch nicht auf mehr eingestellt.... höchstens gehofft. Wir umtragen das Boot um die Stromschnelle, packen alles zusammen und machen unseren obligatorischen Kontrollgang am Übernachtungsplatz, so dass anschließend nur ein geschultes Indianerauge unsere Anwesenheit erahnen könnte.
Wir paddeln die ersten I bis III Stromschnellen. Spaßig und stressig zugleich. Wir benötigen immer etwas Zeit am Anfang, um in das gemeinsame Paddeln reinzukommen. Echtes Kanuwandern mit Wildwasser betreiben wir gemeinsam nur in Skandinavien. Doch dort sind wir, mangels zur Verfügung stehender Urlaubstage, leider viel zu selten.
In Deutschland sind es meistens eher gemütliche Fahrten in stillem Wasser und unter Begleitung der Regierung (aka Management aka Frau/Verlobte/Freundin), welche spaßigere Fahrmanöver kategorisch ablehnen. Und dann kann man auch sagen, dass Kanutouren für uns ein geliebtes Hobby ist, allerdings gibt es da noch ein paar andere, welchen wir ebenfalls leidenschaftlich nachgehen. Alle brauchen irgendwie Zeit. Hätten wir dieselben Stundenanzahl im Kanu verbracht wie auf dem Fahrrad oder im Dojo, könnten wir vermutlich über alle Stromschnellen kleiner VI nur herzhaft lachen. So aber müssen wir uns immer sehr bemühen wenn es wilder wird.
Ein weiterer Umstand ist auch der Wasserstand, welchen wir haben. Der Wasserstand war hoch genug, so dass wir nach Aussage von Polar Lento die Tour auf dem Valtijoki machen konnten. An ein paar Stellen war es aber einfach zu flach so dass wir, trotz des geringen Tiefgang des Grabner Adventures, aus dem Boot raus mussten und immer mal wieder im Wasser standen um ein paar Flachstellen auf unserer Paddeltour zu passieren.

Bild: Hier beginnt der Valtijoki
Vom Ziehen, Ruckeln, Treideln und den falschen Klamotten
Auf dem Valtijoki, wie auch auf dem oberen Teil von Poroeno gab es einige Stellen an denen wir das Boot durchs Wasser schieben mussten, da die Stellen zu flach waren. Hin und wieder war es ausreichend, wenn entweder Jens oder Holger das Boot verlassen hat. Oft mussten aber beide raus. Dann wateten wir gemeinsam durch das Wasser und suchten die Stellen, an denen es wieder tiefer wurde. Auf dem Valtijoki sind diese leicht zu erkennen, der Fluss schlängelt sich relativ schmal durch die wunderschöne finnische Landschaft. Auf dem Poroeno muss man öfters während der Fahrt eine Entscheidung treffen welche Linie man zwischen den Steinen paddelt. Oder es werden einem die Entscheidungen auch abgenommen, da verdeckte Steine knapp unter der Wasseroberfläche nur noch eine Richtung zulassen. Wie gut diese Entscheidungen zur Laufzeit getroffen werden, hängt mit einer gewissen Erfahrung und auch den Fähigkeiten der eigenen Paddeltechnik zusammen. Dies führt dann eventuell dazu, dass man später im Wasser neben dem Canadier steht, den Flussverlauf von unterhalb betrachten kann und sich denkt: „Schade, so wie es aussieht hätten wir dort uns weiter rechts/links halten sollen, dann wären wir wohl durchgekommen“. Uns passiert diese Situation immer mal wieder. Wie schon weiter oben beschrieben verbessert sich das ganze Wildwasser Paddeln während der Tour deutlich, nach ein paar Tagen ist man eingespielt. Was allerdings nicht immer klappt, ist zu erkennen wo der Hauptstromzug verläuft. Es gibt diese Grundregeln mit den Kurven Außenseiten usw. Aber die schön gezeichneten Bilder in den Kanuführern passen nicht immer so toll mit der Wirklichkeit zusammen.
Wer schon öfters gepaddelt ist, wird dies vermutlich kennen: niedrige Sitzposition, Wasserspiegelungen und das Wasser teilt sich in verschiedene Stromzüge auf. Jetzt muss man halt eine Entscheidung treffen, die bei uns nicht immer die richtige ist, aber umgesetzt wird. Jetzt kann auch der Einwand kommen, dass man ja anhalten kann um die Stromschnelle vom Ufer aus zu erkunden. Nun, dies machen wir auch soweit das möglich ist. Aber wenn überhaupt erst ab der Wildwasserkategorie III. Hätten wir auf dieser Tour 2012 jede Stromschnelle mit WW I bis WW II+ auch noch vorher erkundet, hätte uns der Weihnachtsmann einsammeln können, da hätten wir uns auch gleich auf eine Trekking Tour begeben können. Eine WW II+ ohne Besichtigung zu befahren hat uns bisher noch nie in Schwierigkeiten gebracht, wir hoffen das diese Einschätzung bis zur Rente auch anhält.
Im Zusammenhang mit Treideln und Co. müssen wir jetzt noch über unsere Kleidung sprechen. Auf unsern bisherigen Touren haben wir es immer folgendermaßen gehalten:
Wir hatten normale Outdoor Hosen, T-Shirt und Jacken an. Je nach Wetter dann eventuell noch Hard Shells. An den Füssen tragen wir dann entweder Stiefel oder eine sexy Neopren–Socken-Crocs Kombination. Auf den vergangenen Touren hat dies auch absolut ausgereicht und wir waren damit immer höchst zufrieden. Hatten wir mit diesem Outfit während der Tour ein Vollbad genommen, wurde bei schönem und warmen Wetter einfach weiter gepaddelt. Waren die Temperaturen zu niedrig, wurde der nächst gelegene Rastplatz angesteuert, die Wechselkleidung angelegt und die nassen Sachen am Feuer getrocknet.
Um dem höheren Wildnis Charakter der diesjährigen Tour gerecht zu werden, machten wir aber einen Upgrade.
Modelabels 2012 Finnland:
Holger: Alles wie bisher, allerdings an den Füssen eine Neopren-Socken mit Kajak Schühchen Kombination.
Jens: Präsentierte sich in der Saison 2012 mit einer günstigen Angler Wathose am Unterleib und seinem Standard Outfit am Oberkörper.
Beide Modelabels erwies sich auf dieser Tour als suboptimal bis idiotisch. Für diese Kanu – Kajaktouren auf dem Valtijoki, Poroen und Lätäseno sollten man sich unbedingt einen Neopren Long John zulegen, oder einen Trockenanzug. Wird einem auch jeder empfehlen. Die Herren aus Süddeutschland wussten es mal wieder besser. Solche Trockenanzüge oder Neopren Kleidungen sollen ja nur etwas lästig werden wenn die Sonne zu stark scheint. Eventuell haben wir einfach mit zu gutem Wetter gerechnet, aber auf jeden Fall haben wir unseren Erfahrungshorizont auf dieser Tour auch bezüglich geeigneter Paddelkleidung erweitern können. Beide Kleiungskobinationen von Jens und Holger haben einfach den Nachteil das sie nicht dauerhaft warm halten wenn man ins Wasser steigen muss. Eine Wathose Model „günstig“ hält zwar trocken aber nicht warm. Und trocken auch nur bis zum Kontakt mit dem „Prallfelsen“ ,da hat sich die Hose eher als Trichter erwiesen denn als hilfreich. Dazu später mehr.
Eine nicht zu erwartende Kriegsverletzung waren die blauen Zehen von Holger. Die Kajakschühchen waren zwar mit den Neopren Socken zusammen warm genug, aber die Kappen vorne müssen für die Kanutour hier oben stabiler sein. Zu oft stößt man beim durchwaten der Flüsse an Steine auf dem Grund. Die letzten Blut-verfärbten Zehnnägel wurden erst 6 Monate später entfernt.
Am frühen Nachmittag passiert es dann in einer blöden II. Holger landet im Wasser. Die Lufttemperatur liegt bei geschätzten 10 Grad. Wir suchen uns sofort einen Lagerplatz. Wir finden auch schnell ein wirklich schönes Plätzchen. Holger zieht erst einmal trockene Sachen an und dann haben wir das Glück, dass wir an diesem Flussabschnitt eine relativ große Menge Treibholz und Gestrüpp finden. Wir reaktivieren eine alte Feuerstelle und freuen uns.
Das Wasser an unserem Lagerplatz ist außergewöhnlich klar. Bäume gibt es hier immer noch nicht, nur ein paar Sträucher und noch ein paar Schneefelder in schattigeren Hügelbereichen.

Dienstag 17.7.2012: „Der schönste Fluss Finnlands“
Nach dem Zusammenpacken und Aufräumen fahren wir den Valtijoki weiter Richtung Porojärvi. Wir sind nun auf dem Abschnitt welchen Arttu wohl als den „most beautiful river from Finland“ bezeichnet hat. Er ist wunderschön hier. Wenn man mit dem Paddeln aufhört, ist es eine unglaubliche Stille. Es ist echt fantastisch hier. Dies sind die Augenblicke wo alle Strapazen vergessen machen.
Eventuell freut sich jetzt der eine oder andere Leser darauf, die Bilder von diesem Abschnitt zu sehen. Da wird leider nichts draus. Wir haben nämlich keine gemacht und das ist schade und richtig zugleich.
Auf der einen Seite muss man wirklich gestehen, dass wir uns über schöne Urlaubsbilder daheim immer freuen. Ich schaue sie mir häufig an, mache Fotobücher (natürlich nur auf Büchern mit echtem Fotopapier :-) ) oder veröffentliche ein paar davon in einem Reisebericht im Internet.
Allerdings, habe ich bei verschieden Situationen schon Menschen beobachtet, die das, was sie fotografiert haben, überhaupt nicht mehr angeschaut haben. Das „Live“ Bild bzw. die Situation war ihnen unwichtig. An Priorität eins stand, dass das ganze fotografiert werden muss. Wie gesagt ich bin gerade etwas zwiespältig. Es ist schade das wir diesen Abschnitt fotografisch nicht festgehalten haben, auf der anderen Seite ist es herrlich dass man sich noch so über eine Umgebung freuen kann das man die Kameras, ja wir hatten zwei dabei, vergisst.
Reizthema: GoPro
Aufnahmetechnisch ist der Urlaub sowieso äußerst schlecht gestartet, zumindest was geplante Filmaufnahmen angeht.
Machen wir uns nichts vor: Wir hätte vor 3 Jahren in GoPro Aktien investieren sollen, dann müsste ich heute nicht mehr arbeiten. Diese GoPro Aufsteller Schränkchen mit Bildschirm und der abschließbaren Glasvitrine darunter, sieht man ja mittlerweile in so gut wie jedem Outdoor Zubehör Shop. Die geilsten, sportlichsten Videos laufen auf den Bildschirmen. Man fährt keine Skipiste, Rodelbahn oder Mountainbike Trail mehr herunter ohne das man nicht mindestens 10 Spacken überholt, welche so eine GoPro auf dem Kopf haben. Kann man die Dinger eigentlich mittlerweile auch im Beate Uhse laden kaufen? Wundern würde mich das nicht (Welche Promotion Filme sie dort wohl zeigen?). Jedenfalls hatten wir vor, uns ebenfalls mit diesem Trend auseinandersetzten und hatten großartig Vorstellungen von actionreichen Filmaufnahmen im skandinavischen Wildwasser. Von unserem Kumpel Rainer haben wir eine GoPro mit zwei Akkus ausgeliehen und dem überdimensionierten Urlaubsequipment hinzugefügt.
Nach Abflug des Wasserflugzeugs wollten wir die ersten Filmaufnahmen machen. GoPro an. Es passiert nichts. Akku leer. Pah, wir Füchse haben ja zum Glück den Ersatzakku. Als rein mit dem Ersatzteil. Klasse, nur noch ein blinkender Balken auf der Akkustands Anzeige. Somit waren alle Pläne für Filmaufnahmen in HD Qualität gestorben.
Oh man, haben wir geflucht. Auf der Tour hätten wirklich spannende Filmchen gedreht werden können. War es jetzt die Kälte im Gepäckraum von SAS? Oder die Tatsache, dass der Anschaltknopf bei dem Ding etwas ungeeignet ist? Wenn die Filmkamera mit anderen Ausrüstungsgegenständen in einer Kanutonne liegt, schaltet sie sich offensichtlich gerne von allein ein. Wie kann ein Produkt mit solchen Mängeln denn so erfolgreich sein? Wir wissen es nicht. Was wir allerdings wissen ist folgendes: Sollte sich uns gegenüber mal jemand als GoPro Vertreter zu erkennen geben, werden wir das Ding dahingehend überprüfen, ob es auch für Darmspiegelungen geeignet ist.
Aufnahmetechnisch ist der Urlaub sowieso äußerst schlecht gestartet, zumindest was geplante Filmaufnahmen angeht.
Machen wir uns nichts vor: Wir hätte vor 3 Jahren in GoPro Aktien investieren sollen, dann müsste ich heute nicht mehr arbeiten. Diese GoPro Aufsteller Schränkchen mit Bildschirm und der abschließbaren Glasvitrine darunter, sieht man ja mittlerweile in so gut wie jedem Outdoor Zubehör Shop. Die geilsten, sportlichsten Videos laufen auf den Bildschirmen. Man fährt keine Skipiste, Rodelbahn oder Mountainbike Trail mehr herunter ohne das man nicht mindestens 10 Spacken überholt, welche so eine GoPro auf dem Kopf haben. Kann man die Dinger eigentlich mittlerweile auch im Beate Uhse laden kaufen? Wundern würde mich das nicht (Welche Promotion Filme sie dort wohl zeigen?). Jedenfalls hatten wir vor, uns ebenfalls mit diesem Trend auseinandersetzten und hatten großartig Vorstellungen von actionreichen Filmaufnahmen im skandinavischen Wildwasser. Von unserem Kumpel Rainer haben wir eine GoPro mit zwei Akkus ausgeliehen und dem überdimensionierten Urlaubsequipment hinzugefügt.
Nach Abflug des Wasserflugzeugs wollten wir die ersten Filmaufnahmen machen. GoPro an. Es passiert nichts. Akku leer. Pah, wir Füchse haben ja zum Glück den Ersatzakku. Als rein mit dem Ersatzteil. Klasse, nur noch ein blinkender Balken auf der Akkustands Anzeige. Somit waren alle Pläne für Filmaufnahmen in HD Qualität gestorben.
Oh man, haben wir geflucht. Auf der Tour hätten wirklich spannende Filmchen gedreht werden können. War es jetzt die Kälte im Gepäckraum von SAS? Oder die Tatsache, dass der Anschaltknopf bei dem Ding etwas ungeeignet ist? Wenn die Filmkamera mit anderen Ausrüstungsgegenständen in einer Kanutonne liegt, schaltet sie sich offensichtlich gerne von allein ein. Wie kann ein Produkt mit solchen Mängeln denn so erfolgreich sein? Wir wissen es nicht. Was wir allerdings wissen ist folgendes: Sollte sich uns gegenüber mal jemand als GoPro Vertreter zu erkennen geben, werden wir das Ding dahingehend überprüfen, ob es auch für Darmspiegelungen geeignet ist.
Wie gesagt die Landschaft ist absolut sensationell. Manche Flussabschnitte sind spiegelglatt, meist kurz vor einer der VI Stromschnelle von denen es insgesamt sechs am Valtijoki gibt. Das Wasser staut sich auf, bevor es dann knackig nach unten geht.
Eine Stromschnelle von Wildwasserkatgorie V und VI bedeutet natürlich immer Umtragen. Die hohe Anzahl dieser Wildwasserkategorien auf dem Valtijoki hätte uns bei der Besprechung mit unseren finnischen Freunden auch auffallen können. Jedenfalls hat das Wort „Umtragen“ in diesem Urlaub einen neue Dimension bekommen. Es wurde ja schon erwähnt, dass wir die Entscheidung den Valtijoki zu befahren sehr spontan und vor allem unter dem Konsum von legalen Drogen getroffen haben. Es kann auf den 17 Kilometern am Valtijoki bis zu 11 Portagen geben. Wir waren nie eine Touren Gruppe die sich von solchen Umtragungen hat abhalten lassen, allerdings gelten hierfür ab jetzt gewisse Einschränkungen.
Bei unserer ersten Lappland Kanutour hatte ich noch eine Excelliste mit allen Reiseutensilien gemacht. Und es gab die Spalte Gewicht, welche alles addiert hat. Nichtsnutzige Besucher, welche ich immer noch zu meinem Freundeskreis zählen muss, haben mich damit aufgezogen und es als übertrieben hingestellt, um genau zu sein sie belustigen sich heute noch darüber. Nun ja ich hätte diese Spalte beibehalten sollen, denn eines hat uns in diesem Fall eine Menge Schweiß und Blut gekostet:
Eine viel zu schwere Ausrüstung und Proviantausstattung!
Im Grunde freuen wir uns jetzt schon darauf, dass wir für die nächste Tour alles besser machen können, aber im Jahr 2012 sind bei uns komplett die Pferde durchgegangen. Im Jahr 2013 werden wir wieder nur mit Lendenschurz und Rambo Messer aufbrechen, mehr nicht.
Ok, ein kleines Quiz. Wie zählen nun ein paar Ausrüstungsgegenstände bzw. Umstände auf welche wir dabei hatten:
-Ein Grabner Komfort Sitz für das Luftboot.
-Ein Boccia Kugeln Spielset
-Einen 4 Kilo schweren Tischräucherofen inklusive Räuchermehl und Spezial Lauge zum einlegen.
-Jagdzwille inklusive Stahlkugeln
-Bier > 20 kg inklusive Rum und Gin Tonic
-2 Kilo Outdoor Wok
-Am Ende der Kanutour noch 15 Kilogramm Essen übrig
Auflösung: Nur ein Punkt davon ist gelogen. Hintergrund ist unsere bisherige Einstellung gewesen: Auf Canadier Touren können wir uns einen gewissen Komfort bzw. Bespassung gönnen. Man hat ja schon eine Art Lastkahn dabei, im Vergleich zum Kajakfahren oder gar einer Trekking Tour. Essen wurde nach Gefühl eingekauft. Jedes mal wenn wir über ein Teil der Ausrüstung gesprochen haben, endete das so gut wie immer damit das es hieß „Ach, wir haben doch einen Canadier, da haben wir genug Platz und Zuladung“. Wir sind schliesslich keine Anfänger, waren doch schon so oft auf Kanutouren unterwegs. Das war alles wirklich nicht so intelligent. Unser Hochmut, den wir in dieser Planungsphase gezeigt haben kam uns bei den vielen Portagen während der Kanutour sehr teuer zu stehen. Und dann noch das ganze Bier!
Exkurs Bier:
Das mit dem Bier bzw. Alkohol ist nun mal so eine Sache. Was ist richtig was ist falsch? Alkohol ist ungesund und führt zu Problemen, das ließt man so häufig. Wieso sehe ich dann aber so häufig offensichtlich glückliche Menschen im bayrischen Biergarten mit diesem Getränk in der Hand? Meistens geht es doch nur darum, einen vernünftigen Umgang mit diesen verschiedenen Verführungen des Lebens zu finden. Immer nur zu sagen "Das ist total schlecht und das darfst du nicht machen" fruchtet da oft wenig.
Anyway. Das mit dem Alkohol ist so ähnlich wie mit den Themen "Fahrradfahren ohne Helm", "Darf ich ein Lagerfeuer im Fjell anzünden, ohne dass ich in Todesgefahr schwebe" oder die Ausführung des vorehelichen Geschlechtsverkehrs. Je nachdem welche moralische Institution bzw. Person man mit solchen Lebensfragen konfrontiert, wird man beleidigt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt, mit dem Kapitän der Excon Valdez verglichen oder eben mit einem fragenden Achselzucken angeschaut.
Eine Menge an Bierdosen auf eine Kanutour mitzuschleppen wie wir das getan haben war idiotisch aber wir haben dafür bezahlt, und damit meinen wir nicht die horrenden Preise für Alkohol in Finnland. Sagen wir es mal so: das Bier bringt weniger Spaß als es wiegt.
Die erwähnten Portagen waren teilweise 1 Kilometer lang. Oder es waren steile Pfade zu erklimmen welche man auch wieder nach unten musste. Die Menge und Kilozahl unser Ausrüstung machten es erforderlich, das jeder von uns drei mal tragen durfte, und dann noch einmal gemeinsam den Grabner Canadier. Bei 1 Kilometer Umtrage- Strecke macht dies also 7 Kilometer Fußmarsch pro Person mit Gepäck an teilweise recht spaßig, steilen Flussufern. Am Valtijoki gab es pro Tag 3 – 4 Portagen am Tag. Ja, doch, sehr sportlich war diese Tour auf dem Valtijoki, das darf man ruhig erwähnen.
Wir sind gerade in einem WW II – III Abschnitt als sich das Boot an ein Stein quer stellt und wir es nicht mehr rechtzeitig ausrichten könne. Es kippt und wir stehen in der Strömung und betrachten die Bootsunterseite. Der Schöpfeimer schwimmt davon.
Wir richten das Boot aus und besprechen kurz die Situation. Alles ist sicher verstaut in Kanusäcken und Tonnen. Diese sind mit dem Seil am Canadier gesichert, so wie wir es immer machen. Das einzige Problem könnte die Angel sein, die mit einem Karabiner auf der Oberseite befestigt ist. Die Strömung ist stark, wir können aber sicher stehen. Ufer ist ca. 5 Meter entfernt und bis dahin ein paar Felsbrocken. Wir gehen zusammen auf eine Seite und drehen das Boot wieder um. Die Angel sieht noch gut aus. Wir fahren noch ein Stück und waten dann am Rand durch das Wasser. Es kommt wieder eine V Stromschnelle in einem kleinen Canyon die wir umtragen tragen müssen. Dabei müssen wir auf einen kleinen Hügel hoch und wir beschließen dort unseren Lagerplatz einzurichten.

Bild: Die üblichen Besucher. Das ist Standard. Wir lieben Mücken!
Der Platz ist der absolute Oberhammer. Wir richten das Lager ein und stellen dabei mal wieder einmal fest, dass die Kanusäcke mit den Rollverschlüssen nicht absolut zuverlässig sind. Also die Dinger sind schon dicht, wenn sie nur im Regen stehen oder unter Wasser gedrückt werden. Aber wenn sie unter Wasser in der Strömung hängen, und diese so richtig zerrt und rüttelt sind teilweise die Grenzen erreicht. Wir haben das schon 2011 feststellen müssen. In diesem Jahr haben wir auch beschlossen, zumindest den Schlafsack doppelt zu sichern. Diese Jahr also wieder. Es ist nicht weiter schlimm, da es nichts wirklich wichtiges erwischt hat. Ärgerlich ist es trotzdem. Aber auch nur kurz. Dazu sind wir in dieser Umgebung einfach zu glücklich. Wir machen ein Bier auf, haben ja eh genug, und beobachten ein paar Wanderer in ca 300 Meter Entfernung. Super, 4 Kilometer an einem Tag. Hoffentlich erfährt niemand was von dieser Glanzleistung.
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Video: Glanzleistung
Mittwoch 18.7.2013: „Einchecken im Porojärvi Luxus Resort“
Am nächsten Tag tragen wir alles runter in den Canyon. Und paddeln weiter. Nach ein paar hundert Meter fischen wir unseren Schöpfeimer am Rand auf, den wir glücklicherweise wieder finden.
Es kommen ein paar nette Stromschnellen und auch zwei sportliche Portagen, teilweise durch Dickicht, welches jetzt häufiger auftritt. Die Temperaturen sinken weiter und der Himmel sieht nach Regen aus.
An einer Stromschnelle kommt eine Diskussion auf. Holger ist an dem Tag etwas durch und klassifiziert eine Stromschnelle in die Kategorie „umtragen“. Jens sieht das anders. Er möchte kalkuliertes Risiko gegen sportliche Ertüchtigung am Uferrand tauschen. Wir hatten mal eine Regel zu Anfang unserer Touren aufgestellt, daher umtragen wir auch diese Stromschnelle. Aber wir verfluchen mittlerweile unseren Biervorrat und haben auch schon einem Plan uns von diesem zu entledigen.
Am Ende dieser Portage filmen wir dann noch eine 360 Grad Aufnahme von der Landschaft:
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Video: Rundumblick
Der Fluss wird breiter und verzweigt sich etwas. Wir sind am Ende des Valtijoki
Fazit Valtijoki:
Der Valtijoki ist ein wunderschöner Fluss. Er ist wild und rau. Er ist abgelegen, einsam und nur zu Fuß bzw. dem Wasserflieger / Helikopter erreichbar. Der Fluss ist für Paddel Anfänger, wie auch für Leute die etwas gegen körperliche Ertüchtigung haben, nicht geeignet. Kajakfahrer und Paddler mit minimalistischem Gepäck sind im Vorteil. Eine III sollte im beladenen Kajak / Canadier sicher befahren werden können. Handyempfang hat man keinen am Valtijoki, dies kann zu einer Belastung werden, da man bei einem Unfall nicht einfach Hilfe mit dem Handy rufen kann. Belohnt wird man dafür mit einer sensationellen finnischen Tundra Landschaft. Den Valtijoki muss man sich erarbeiten.

Wir erreichen das Ende des Valtijoki und rechts zeigt sich der Porojärvi. Das Wetter wird schlechter und nochmal kälter. Geschätzt sind es jetzt 8 Grad. Wir sehen ein paar Hütten in Ufernähe und überlegen ob das die Unterkünfte von Arttu, Maarit und ihren Freunden sind. Es fängt gerade an mit regnen was nicht stört, da wir am letzten Stop schon unsere Hardshells angelegt haben. Da kommt eine unbekannte Person von der Hütte an Ufer und ruft „Hallo, habt ihr Lust auf ein trockenes Plätzchen in einer warmen Hütte?“ Es ist Juho. Er gehört zu der finnischen Gruppe aus Oulu. Er hat einen Teil seine Architekturstudiums in Deutschland gemacht und freut sich ganz offensichtlich , dass er mal wieder Deutsch sprechen kann. Und wahrscheinlich hat er auch instinktiv unsere Biervorräte gewittert.
Wir legen an und Juho führt uns Haupthaus und wir lernen den Rest kennen.
Maarit kennen wir ja schon vom Kilpisjärvi. Arttu ist nicht da, er ist mit Eero zu einer zweitägigen Wanderung aufgebrochen, da sie einen bestimmten See irgendwo im finnischen Outback befischen wollen. Dann sind da noch Vesku, Anna und Maiju. Maiju spricht ebenfalls sensationell gut deutsch. Aber meistens sprechen wir Englisch, das versteht jeder. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt , dass eigentlich überall in Skandinavien Englisch gesprochen und verstanden wird. Manchmal kann es so einfach sein. Wir fragen uns wieso das deutsche Bildungsministerium nicht einfach die Synchronisation von ausländischen Filmen verbietet. Die englischen Sprachkenntnisse in einem Land können damit enorm verbessert werden.
Gastfreundschaft Finnland: Full Points
Diese finnische Truppe ist einfach herzlich. Wir dürfen uns erst mal im Haupthaus aufwärmen und bekommen Kaffee. Sie fragen uns natürlich, weshalb wir jetzt erst nach drei Tagen hier sind, und wir erzählen unser Geschichten vom Schleppen, Zerren, Baden und unseren suboptimalen Kanusack Inhalten. Ein paar Geschichten von uns finden sie durchaus interessant und somit fühlen wir uns in der richtigen Situation sie um einen Gefallen zu bitten. Wir hatten nämlich nicht vor, auch nur eine einzige volle Bierdose weiterhin mit uns rumzuschleppen. Wir würden gerne den gesamten Vorrat vernichten und erbaten hierfür finnische Unterstützung. Die Antwort auf diesen Antrag war eindeutig. Juho, Maarit, Vesku, Anna und Maiju wollten in jedem Falle ihre finnische Gastfreundschaft unterstreichen und stellten sich zur Verfügung, diesen Projektplan umzusetzten.
Zu aller erst kam aber die Frage auf, ob wir denn Lust auf frisch geräucherten Fisch hätten? Was für eine Frage, klar hatten wir. Und es wurde erst mal eine Forelle geräuchert.
Die Sauna war irgendwann auch heiß genug und die Jungs fragen uns doch tatsächlich „Is it ok if we also go into the sauna“. Unglaublich die verköstigen uns, unterhalten uns, heizen die Sauna an und fragen uns dann auch noch ob sie mit rein dürfen. Klasse.
Wir machten dann zusammen die klassischen drei Gänge mit anschließendem Bad im Poroeno. Während in deutschen Saunen beim Aufguss jedes mal eine Zeremonie wie bei einem Staatsbegräbnis gemacht wird, läuft das im Ursprungsland der Sauna etwas pragmatischer. Man schwitzt und quatscht und wenn es zu schwach wird, wirft irgendeiner einfach eine Kelle voll Wasser Richtung Saunaofen und macht ein neues Bier auf.
In der Sauna erfahren wir interessante Dinge über diese Hütten in denen wir uns aufhalten. Zum Beispiel, dass der ehemalige finnische Präsident Urho Kekkonen hier öfters anzutreffen war. Er verbrachte hier seine Ferien bzw. lud auch politische Gäste aus dem Osten hierher ein. Zur Jagd, zum Trinken und um Themen der Weltpolitik zu diskutieren. Somit haben sowohl der ehemalige finnische Präsident, wie auch der russische, und nun auch Jens und Holger ihre blanken Hintern in dieser Sauna auf die Holzbalken gedrückt. Fantastisch! Also noch eine Bierdose, wir haben ein Projekt zu erfüllen.

Bild: Kippis
Nach den Saunagängen wurde dann das vorzügliche Schweine-Stew serviert, welches seit ungefähr 8 Stunden auf dem Herd köchelte. Dazu gereicht wurden Salat, Dosenbier und Schnaps welcher auch noch irgendwo aufgetaucht ist.
Irgendwie kommen wir uns vor wie in einer Werbepause. Wildnis Trip? Das war doch dieses Ding in welchem sich diese beiden Informatiker jedes Jahr beweisen mussten, dass sie echt harte Kerle sind. Und jetzt feiern und genießen wir das feinste Essen in gefühlter 5 Sterne Umgebung am Porojärvi. Nun ja, man muss das Leben so nehmen wie es kommt.
Es gab noch Lagerfeuer, Zwillenschießen und interessante Unterhaltungen. Irgendwann um 3.00 Uhr Morgens, natürlich taghelle so weit nördlich vom Polarkreis, haben wir die deutsche Fahne eingeholt und uns schlafen gelegt.
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