[US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

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  • Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
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    • Meine Reisen

    #61
    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

    Tag 11 (09.08.)
    Nachts hat‘s angefangen zu regnen. Morgens regnete es weiter und vormittags auch. Die Landschaft hing in einer dichten trüben Wolkensuppe und eine Besserung war nicht in Sicht. Was also tun? Na erstmal abwarten. Da mich eh ein nicht sonderlich einladender Abschnitt durch (nun mittlerweile klitschnasses) Dickicht erwartete, war meine Motivation nicht grade allzu hoch. Oder anders gesagt, ich wollte schon gerne los, aber ich hatte einfach keinen Bock mich bei Dauerregen durch das Dickicht zu wälzen. Das musste einfach nicht sein. Hätte mich offene Tundra und gut zu gehender Boden erwartet, hätte die Sache vielleicht anders ausgesehen.

    So schlug ich die Zeit im Zelt tot ohne dass es besser wurde. Dies war das erste Mal überhaupt bei einer Tour, dass ich mal nen kompletten Tag im Zelt verbrachte (eine unschöne Premiere). Sonst bin ich immerhin noch am späten Nachmittag losgezogen oder hab ne kleines Tagestour gemacht. Aber sonst waren die Rahmenbedingungen auch einfach mal besser. Wirklich befriedigend war es aber nicht nur untätig im Zelt rumzuliegen. Zum Glück hatte ich immerhin genug zu Lesen dabei und auch ein paar Hörbücher auf meinem MP3 Player.

    Highlight des Tages war, als ich so gegen 18.30 Uhr auf einmal Pfoten vor meinem Zelt sah und nur dachte „Scheiße wie konnte sich da ein Bär so nah anschleichen“. Nun bei näherem Betrachten waren die Pfoten doch etwas zu klein für nen Bären. Als ich dann ausm Zelt rausguckte, sah ich dann wie ein Hund sich gerade entfernte. Ein Hund??? Was trieb ein Hund hier oben? Und dann sah des Rätsels Lösung wie zwei Leute im Packraft vorbeifuhren, denen der Hund am Ufer folgend hinterherlief. Interessante Variante um seinen Hund auf so ne Bootstour mitzunehmen.

    Wie auch immer, ich schwor mir, dass ich morgen, komme was wolle, weitergehen würde. Auf noch so einen Tag im Zelt hatte ich absolut keine Lust mehr.

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    • Mortias
      Fuchs
      • 10.06.2004
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      • Meine Reisen

      #62
      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

      Tag 12 (10.08.)
      Über Nacht zog Wind auf und es kühlte ab. Zudem regnete es weiter. Vormittags schwächte der Regen aber deutlich ab und ließ dann ganz nach, so dass ich beschloss aufzubrechen. Das war, trotz allem, ein wirklich befreiendes Gefühl. Endlich der Enge des Zeltes entkommen und wieder Bewegung haben. Krass fand ich, dass innerhalb eines Tages der Wasserstand vom Fluss um ca. 10 cm angeschwollen ist. Das Wasser war nun matschig braun und raste mit einer irren Geschwindigkeit dahin. Furten wäre unter diesen Umständen wohl lebensmüde (oder aber zumindest nicht empfehlenswert) gewesen.

      Nun, mich erwartete jetzt erstmal der angesprochene dicht bewachsene Hang, wo ich wohl oder übel lang musste. Wieder erlebte ich anstrengendstes Bushwhacking. Diesmal waren, dank des Regens, außerdem die Pflanzen alle noch klitschnass. Da haben die Regensachen auch nicht viel geholfen, irgendwann konnte die Feuchtigkeit einfach nicht mehr abgewiesen werden. Ich versuchte möglichst wieder ans Flussufer zu kommen, nur waren auch die Seitenbäche durch den Regen dermaßen angeschwollen, dass ich da nicht rüber kam. So ein Scheiß aber auch. So blieb mir nichts anderes übrig als in den sauren Apfel zu beißen, und weiterhin mich irgendwie durch das nasse Gemisch aus Wald und Gestrüpp durchzukämpfen. Das war mal megaanstrengend und einfach nur frustrierend.


      Dichter Wald; echt mal nervig. © by Sandy Shea

      Erst etwa zwei Stunden später hatte ich eine Möglichkeit aus dem ganzen Schlamassel rauszukommen. Total müde, abgekämpft und durchnässt erreichte ich endlich wieder das Kiesufer vom North Fork Koyukuk River. Boah war ich fertig. Jetzt erstmal essen. Gemütlich hinsetzten war aber nicht möglich, da meine nassen Sachen und der kalte Wind sich unbequem ergänzt haben. Ich fühlte mich echt elend, träge und konnte nur noch sehr langsam denken. Waren das schon erste Anzeichen einer beginnenden Unterkühlung? Die Rangerin hatte mich bei der Unterweisung in Fairbanks extra davor gewarnt. Ich wollte es nicht drauf ankommen lassen und war noch geistesgegenwärtig genug um die Klamotten zu wechseln und mir trockene Sachen anzuziehen und ne Mütze aufzusetzen. Nachdem ich dann ein bisschen was gegessen habe (leider blieb es bei dem bisschen, da ich einfach zu wenig Tagesproviant dabei hatte) ging es mir dann wieder etwas besser und ich fühlte die Lebensgeister zurückkehren.


      Das hier abgebildete Wetter passte soweit ganz gut zu meinen tatsächlichen Bedingungen. © by Sandy Shea

      Einigermaßen erholt ging ich nun weiter. Leider erwartete mich wieder ein Abschnitt durchs Unterholz. Glücklicherweise war es aber mittlerweile recht trocken alles und es dauerte auch nicht allzu lange, bis ich wieder ans Kiesufer kam. Jetzt lag dankenswerter Weise erstmal ein längerer Abschnitt direkt am Ufer vor mir. Hier gab es zwar einige kleine Seitenbäche und paar Sträucher, aber insgesamt kaum Hindernisse, so das sich gut vorankam. Endlich konnte ich mal wieder meinem entspannten Wanderrhythmus aus vielen Pausen und gemütlichem Laufen frönen. Das tat echt gut. Zwischendurch blieb auch ein bisschen Zeit um die Landschaft zu betrachten.


      Frigid Crags; © by Sandy Shea

      Mittlerweile hatte ich den Boreal Mountain und Frigid Crags schon längst hinter mir gelassen. Wenn ich bedenke, dass ich mich im Voraus so sehr auf das Durchschreiten des "Gates of the Arctic" gefreut habe, so schaute dies in der Praxis doch deutlich ernüchternder aus. Ein bisschen wehmütig blickte ich außerdem zum Kachwona Creek, dessen Seitental nördlich von Frigid Crags begann. Ursprünglich hatte ich vorgehabt hier abzubiegen und einen mehrtägigen Abstecher ins Tinayguk Valley zu machen. Diesen Plan hatte ich aber bereits schon vor etlichen Tagen fallen gelassen. Jetzt hätte ich eh nicht mehr genug Zeit dafür gehabt.


      Frigid Crags von Wolken verdeckt. © by Sandy Shea

      Ich lief noch weiter bis zum Zusammenfluss des Ernie Creeks und North Fork Koyukuk Rivers. Auf einer Sandbank stellte ich dann gegen 18.20 Uhr mein Zelt auf. Eigentlich wollte ich heute noch den North Fork Koyukuk River durchwaten und am anderen Ufer campen. Mein ursprünglicher Plan sah nämlich vor morgen dem Ernie Creek in nördlicher Richtung zu folgen. Spätestens am Nachmittag würde ich dann die ersehnte offene Tundra erreichen. Je nach Stimmung sollte die weitere Tour dann über den Peregrine Pass ins Oolah Valley führen. Alternativ wäre es aber auch möglich bis zum Ernie Pass zu laufen und dann einen namenlosen Pass beim Limestack Mountain zum Oolah Valley zu nehmen. Grundvoraussetzung dafür war aber, dass ich über diesen blöden Fluss kam. Das Problem war nur, dass der Wasserstand einfach viel zu hoch war. Vor zwei Tagen wäre es noch überhaupt kein Problem gewesen, aber jetzt erschien es mir wie blanker Selbstmord. Mir blieb also nichts anderes übrig als darauf zu hoffen, dass der Fluss über Nacht wundersamer Weise enorm abschwellen würde. Vielleicht würde ja auch der Sommer wieder zurückkehren. Beim Blick auf die wolkenverhangenen Berge, dem Sprühregen und das Thermometer (ca. 6°C) glaubte ich aber nicht wirklich daran.

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      • Blahake

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        Fuchs
        • 18.06.2014
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        #63
        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

        Au Backe, schon wieder ein Grizzly, noch dazu ein junger und nur 15 m!
        Und schon wieder Bushwacking! Und hohe Wasserstände!
        Wirklich heftig, Deine Tour, da kann man froh sein, dass Du nur Sachschäden davongetragen hast!
        Bin gespannt auf die Fortsetzung!

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        • Nita
          Fuchs
          • 11.07.2008
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          #64
          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

          Und, und, und? Wie ging es weiter?

          Super spannend zu lesen. Finde es bemerkenswert, dass Du trotz allem weiter gehst - 12 Tage sind nicht gerade kurz! Bin mal auf Deinen Fazit am Ende gespannt...
          Reiseberichte

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          • Mortias
            Fuchs
            • 10.06.2004
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            #65
            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

            Tag 13 (11.08.)
            Der Sommer kam, wie erwartet, leider nicht wieder. Dafür gab es in den Bergen Neuschnee. Windig und kalt war es. Es fühlte sich somit eher wie ein Vorbote des Winters an. Ich tat mich wieder schwer mit dem Aufbruch und lief so gegen 12.10 Uhr los. Jetzt hieß es erstmal eine passable Furtstelle finden. An dieser Flussbank gabelte sich der North Fork Koyukuk River in mehrere Seitenarme. Aber leider gab es einen Seitenarm der einfach zuviel Wasser führte. Ein Furten war da einfach nicht möglich. Nach einer knappen Stunde hab ich es aufgegeben. Also wurde es nichts mehr mit Ernie Creek, dem Erreichen der Tundra heute und der geplanten Passüberquerung. Stattdessen blieb mir nichts anderes übrig als weiter dem Tal des North Koyukuk River Richtung Osten zu folgen. Das hieß also wieder durch Wald und Dickicht zu laufen und wohl erst übermorgen die Tundra zu erreichen. Super....


            Blick zum Zusammenfluss von Ernie Creek und North Fork Koyukuk River; © by Sandy Shea

            Um mir auch gleich eine Freude zu bereiten, musste ich nun erstmal wieder einen längeren Abschnitt am bewaldeten Hang entlang laufen. Nervig fand ich dabei vor allem immer die kleinen Seitenbäche. Dort ging es meist immer paar Meter abwärts und gleichzeitig wuchsen dort extrem viele kleine Büsche dicht beieinander. Mich wunderte es echt, dass meine Ausrüstung nicht irgendwo dabei ein Loch oder nen Riss bekommen hat. Insgesamt war der Wald aber ansonsten nicht ganz so dicht wie an den Vortagen und der Blick auf das vor mir liegende Tal konnte sich sehen lassen.


            Blick Richtung Ernie Creek; dort wollte ich eigentlich lang laufen.


            Stattdessen musste ich nun durch dieses Tal hier.

            Auf einem größeren offenen Uferabschnitt machte ich Mittagspause und sah wie etwas weiter entfernt doch tatsächlich zwei Leute den North Fork Koyukuk River gefurtet haben. Krasse Sache, das hat mich ja schon etwas erstaunt. Ich ging zu ihnen hin und unterhielt mich etwas mit ihnen. Joe und Sandy waren zwei nette ältere Herren (so um die 60) die aber noch unheimlich fit waren. Sie sind vor einigen Tagen am Summit Lake im Oolah Valley gestartet und dann über den Peregrine und anschließend, dem Ernie Creek folgend, hierhergelaufen. Übermorgen erwarteten Sie ein Buschflugzeug am Gates of the Arctic, was ihnen dort ihr Packraft und weiteren Proviant liefern sollte. Und da sie auch grad Mittagspause machten und eh noch genug dabei hatten, teilten sie ihr Essen (Knäcke, Erdnussbutter, Hartkäse etc.) großzügig mit mir. Boah war das lecker. Endlich hatte ich mal wieder das Gefühl halbwegs satt zu sein. Außerdem hatten sie auch Fotos von mir gemacht und Sandy hat mir dann sogar nach der Tour alle seine Bilder per Dropbox Link zugeschickt und mir auch erlaubt sie hier im Bericht zu verwenden. War richtig nett so lange mit denen geschnackt zu haben. Das war echt mal in jeglicher Hinsicht eine sehr schöne und erholsame Pause gewesen.


            An ungefähr dieser Stelle haben Joe und Sandy den Fluss gefurtet. © by Sandy Shea


            Hier der Beweis, dass ich auch wirklich dort gewesen bin. © by Sandy Shea


            Ja war mal wieder ganz nett ein paar Bilder zu bekommen. © by Sandy Shea

            Kurz überlegte ich, ob ich nicht auch hier furten solle um doch noch meinen eigentlich Plan zu realisieren, aber auch wenn Joe und Sandy heil durch den Fluss gekommen sind, so war mir das Risiko doch einfach zu groß. Also hieß es weiter wie bisher, was bedeutete, dass ich erstmal wieder am Hang entlang laufen musste. Ich war jetzt aber zumindest deutlich motivierter und das Dickicht war gefühlt auch längst nicht mehr so schlimm. An einer kleinen Waldlichtung machte ich dann später eine längere Pause. Ich lag gemütlich im weichen Moos und genoss den Anblick auf diese raue, wolkenverhangene aber gleichzeitig auch unheimlich schöne Berglandschaft. Endlich hatte ich wieder so einen intensiven Genussmoment wo ich mich einfach nur im Einklang mit der Natur fühlte und alles ganz entspannt auf mich wirken lassen konnte.

            Beim Weitergehen fand ich dann viele reife Blaubeeren (lecker ) und abends konnte ich mein Zelt sogar auf einer größeren offenen Wiese aufstellen. Das war das erste Mal auf dieser Tour, dass ich mal auf richtig schönem grasigen Tundraboden zelten konnte. Richtig traumhaft kam mir das vor (was in Lappland sonst meist der Standard für mich gewesen ist). Beim abendlichen Sortieren vom Proviant stellte ich dann leider fest, dass meine Bärenkanister nicht wasserdicht waren. Meine dort verpackten Taschentücher waren komplett durchweicht und die Essenstüten von außen auch etwas nass. Naja, sei’s drum, immerhin konnte ich heute eine verhältnismäßig entspannte (aber mit ca. 5,5 km auch nur sehr kurze) Etappe genießen und hatte jetzt einen Zeltplatz, der schonmal die Vorfreude auf das baldige Erreichen der Tundra geweckt hat.

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            • Mortias
              Fuchs
              • 10.06.2004
              • 1279
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

              Tag 14 (12.08)
              Über Nacht klarte der Himmel auf und es kühlte auf -5°C ab. Raureif bildete sich auf meinem Zelt und es wurde ziemlich frisch. Dafür wurde ich dann morgens von strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel geweckt. Die gesamte Landschaft sah nun um einiges freundlicher und einladender aus. Das tat richtig gut und hat echt mal die Stimmung gehoben.

              Der Tag versprach ganz entspannt zu werden als ich gegen 11.30 Uhr aufbrach. Ich sollte heute zwar weiterhin nur dem North Fork Koyukuk River folgen, doch konnte ich große Abschnitte im Flussbett laufen wo ich leicht und gut vorankam. Hin und wieder ging es etwas beschwerlicher am bewaldeten Ufer entlang oder ich musste kleine Teilflüsse furten, aber insgesamt lief es sich echt mal ganz angenehm.

              Während einer Pause sah ich in einigen 100 m Entfernung einen Grizzly, der es recht eilig zu haben schien den Fluss zu überqueren. Er verschwand im Wald und ward fortan nicht mehr gesehen. Ein ziemlicher Glücksfall, dass ich grad in dem Moment in die entsprechende Richtung geschaut habe.

              Da am Südufer nun ein längerer Waldabschnitt zu kommen drohte, entschied ich mich ans andere Ufer zu wechseln. Bei den vielen Teilströmen ging das sogar ganz gut. Mittlerweile hat der Fluss doch etwas an Intensität verloren, da ich mich zunehmend dem Oberlauf näherte und ich deshalb schon viele speisende Seitenbäche hinter mich gelassen hatte. Das Laufen war angenehm und die Landschaft schön anzusehen Die Berge wurden von gelben Grashängen geschmückt und der Wald wurde zunehmend lichter. Richtig idyllisch war es, wobei ich behaupten würde, dass die Sonne auch entschieden zu dieser Stimmung beigetragen hat.

              Gegen 15 Uhr wollte ich dann aber wieder ans andere Ufer zurück, da ich keinen Bock auf den kommenden Waldabschnitt hatte. Leider gab es hier nur wenige Seitenarme, so dass die einzelnen Flussteile deutlich mehr Wasser führten. Die Furt war deshalb ziemlich grenzwertig. Das Wasser ging mir fast bis zur Hüfte und die Strömung war ziemlich heftig. Einmal doof Ausrutschen hätte üble Konsequenzen gehabt. Zum Glück passierte nichts und ich genoss am anderen Ufer erstmal eine verdiente späte Mittagspause.

              So langsam zogen nun zunehmend Wolken auf, aber es blieb erstmal sonnig und ich kam weiterhin gut voran. Heute hat es ausnahmsweise sogar mal richtig Spaß gemacht zu wandern. Hinter mir hatte ich nun eine geniale Sicht auf den Mount Doonerak, der sich imposant von den übrigen Bergen abhebte und in den Himmel zu wachsen schien. Was für ein Anblick. Ja jetzt wäre ne (funktionierende) Kamera nett gewesen. Mein Handy Akku hatte nur noch knappe 20% und ich wollte mir noch eine kleine Reserve für spätere Fotos beibehalten. Somit blieb es beim Anschauen, Erinnern und Aufsaugen.

              Der Fluss machte nun eine leichte Kurve Richtung Norden. Das Tal wurde zunehmend schmaler und der Wald verschwand und wich einzelnen Büschen und Grasflächen. Leider setzte sich aber die Bewölkung fort, und als ich dann um 18 Uhr mein Zelt am Flussufer aufstellte, war von der Sonne nichts mehr zu sehen. Es war kühl und bewölkt. Somit hat sich mein Plan nach 8 Tagen mal wieder eine Waschsession einzulegen leider erledigt.

              Für morgen würde mich erstmal ein recht steiler Anstieg von ca. 300 m erwarten. Ein bisschen erinnerte mich der Anblick an die vor mir liegende Steigung an die Steilkante im Unna Reaiddavaggi (auch wenn diese doch etwas spektakulärer ist). Mal schauen wie das dann so wird morgen. Ich freute mich aber schon darauf, dass ich den Wald dann endgültig hinter mir lassen und die Tundra erreichen würde.

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              • Sebastianos
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                • 16.01.2013
                • 181
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                • Meine Reisen

                #67
                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                Beim abendlichen Sortieren vom Proviant stellte ich dann leider fest, dass meine Bärenkanister nicht wasserdicht waren.
                O, ja, dicht sind die wahrlich nicht, auch wenn's nicht schlimm ist. Netterweise hatte mir eine Rangerin in Fairbanks gleich den Tipp mitgegeben, die Tonnen immer auf den Kopf zu stellen. Gute Idee!


                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                Tag 14 (12.08)
                Über Nacht klarte der Himmel auf und es kühlte auf -5°C ab. Raureif bildete sich auf meinem Zelt und es wurde ziemlich frisch. Dafür wurde ich dann morgens von strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel geweckt. Die gesamte Landschaft sah nun um einiges freundlicher und einladender aus. Das tat richtig gut und hat echt mal die Stimmung gehoben.
                Jetzt überschneiden wir uns doch noch zeitlich. Das war dann mein erster kompletter Tag in der Brooks. Schön, dass ich jetzt mal einen Anhaltspunkt zu den Temperaturen erfahre! Ich hab nur meine gefrorenen Stiefel am Morgen bewundert – aber umso mehr den wunderschönen Sonnenschein, nachdem ich am Abend zuvor im Schneeregen in die Atigun River Gorge gestartet war. Sehr interessant jedenfalls. Ich bin von Tag zu Tag mehr gespannt, wie deine Route dann verlief und wo ich sie etwas später an dich denkend gekreuzt habe.

                Deine Grizzly-Sichtungen finde ich auch ziemlich cool. Da hast du schon gutes Glück gehabt, würde ich meinen. Ich hab in der Brooks Range zwar viele Spuren inkl. einem Haarbüschel gesehen, aber den ersten Grizzly erst in der Alaska Range Aug' in Aug' getroffen.
                Zuletzt geändert von Sebastianos; 21.03.2016, 01:29.
                Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                • Sarekmaniac
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                  • 19.11.2008
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                  #68
                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                  Hi Mortias,

                  ich habe mich die letzten Monate auch immer mal wieder gefragt, wie es dir wohl ergangen ist, und freue mich sehr, dass Du den Bericht geschrieben hast.

                  Dein Bericht ist, ganz anders, als es dein Eingangspost vermuten lässt, von großer Intensität und sehr spannend, und Du hast, das wird sehr deutlich, eine sehr besonderes Naturerlebnis gehabt. Vielleicht dauert es einfach eine Zeit, bis dir das selber auch klar wird, und Du das Besondere an dieser Tour für dich mehr wertschätzen kannst. Ein bißchen ist das vielleicht schon geschehen, allein durch das Schreiben (mein Eindruck).

                  Du hast dich, wie ich es verstehe, mit der Tour (die wahrscheinlich auch ein bißchen teurer war als das Übliche), für eine besondere Leistung belohnen wollen. Aus so einer Haltung entstehen unter Umständen überzogene Erwartungen an das, was die Natur einem zu bieten "habe". Das erwartete Erlebnis wird schon im vorhinein emotional aufgeladen. Da ist die Enttäuschung über Sachen, die anders verlaufen als geplant, viel größer als wenn man entspannt eine Tour mit komplett bekannten Parametern und gemütlichen Backup-Hütten macht, bei der die guten Erlebnisse quasi vorprogrammiert sind.

                  Im Grunde hast Du aber genau das bekommen, was Du dir erhofft hast. Es war besonders.

                  Hier hat jemand gesagt, "gefühlt" viel anders als Skandinavien ist das auch nicht. Falsch. Genau das Gefühl ist anders, und nicht ohne Grund. Ich erinnere mich (und ich war ja genau dort im Winter unterwegs), dass beim mir ein sehr spezielles Gefühl einsetzte und mich die ganze Tour über nicht losließ, als ich noch während der Tourvorbereitung mit einem Ranger korrespondiert habe und mir klipp und klar gesagt wurde, eine örtliche Flugrettung gibt es im Winter nicht, im Notfall kommen die State Troopers aus Fairbanks, und das dauert dann auch mal einen Tag, oder zwei. Und es gibt halt keine Hütten, wo man mal eben unterschlüpfen und die Klamotten trocknen kann.

                  Das Gelände, was Du da beschreibst, ist einfach nur krass. Im Winter hatte das ja auch seine Eigenheiten (nicht nur die Kälte), aber wenn ich zwischen Sommer und Winter wählen müsste, würde ich wieder im Winter gehen. Und nur durch die Tundratäler. Wald - No-go.

                  Die speziellen Missgeschicke mit Kocher und insbesondere mit der Kamera stechen zwar negativ heraus, aber im großen und ganzen glaube ich, dass das ein ganz normaler Verlauf für eine erste Tour dort war. Klar kann man auch auf der ersten Tour mit dem Wetter und den sonstigen Rahmenbedingungen ausgesprochenes Glück haben und einen optimale Tour haben. Aber es wird einem halt nichts geschenkt, und man muss (wie in Skandinavien auch) dort einige/viele Touren machen, um irgendwann wirklich souverän unterwegs zu sein, die Verhältnisse einzuschätzen, eine gute Route planen zu können. (Meine z.T. schon während der Tour 2014 entstandene "Was-müsste-ich-anders machen" Liste ist unendlich lang, ob ich mit einigem Abstand sage, ich habe den Ehrgeiz, und die finanziellen und sonstigen Ressourcen, mir das - Jahre lang - zu erarbeiten, ist eine andere Frage.)

                  Falls ich es überlesen habe, wieso war der Rucksack so schwer? Wundert mich ein bißchen, weil Du das Essen ja eher knapp gehalten hast.

                  Und bei den "Schlammschlachten", etwa dem apokalyptischen schlammigen See zu Tourbeginn, frage ich mich, ob das schon immer so war, oder ob es was mit dem vielfach beschriebenen rapiden Rückgang des Permafrostes zu tun hat. Vielleicht weiß jemand was darüber.

                  Ich bin auf jedne Fall sehr gespannt, wie es weiter ging.
                  Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                  (@neural_meduza)

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                  • simonprochaska
                    Anfänger im Forum
                    • 27.07.2014
                    • 20
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                    Danke für den tollen und spannenden Bericht! Ich finde den Bericht auch ohne Fotos super, abgesehen davon sind auch die Handyfotos großartig! Bärenbegegnungen mitten im nirgendwo sind schon echt etwas spannendes. Ich hatte das Glück letzten September im Denali. Dort stand ich einem Grizzly auch auf 15m gegenüber. Tolle Momente. :-)
                    Und großen Respekt vor deiner Tour!

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                    • Mortias
                      Fuchs
                      • 10.06.2004
                      • 1279
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                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                      Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                      Jetzt überschneiden wir uns doch noch zeitlich. Das war dann mein erster kompletter Tag in der Brooks. Schön, dass ich jetzt mal einen Anhaltspunkt zu den Temperaturen erfahre! Ich hab nur meine gefrorenen Stiefel am Morgen bewundert – aber umso mehr den wunderschönen Sonnenschein, nachdem ich am Abend zuvor im Schneeregen in die Atigun River Gorge gestartet war. Sehr interessant jedenfalls. Ich bin von Tag zu Tag mehr gespannt, wie deine Route dann verlief und wo ich sie etwas später an dich denkend gekreuzt habe.
                      Ja und ebenso bin ich dann von Dir gespannt zu hören wie es Dir ergangen ist und wie Deine Tour so lief. Musste zum Ende hin auch noch an Dich denken als das Wetter so schlecht wurde und ich schelmisch grinsend feststellte, dass ich es jetzt hinter mir hatte während Du Dich da noch schön im Schneeregen rumärgern konntest.

                      Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                      Deine Grizzly-Sichtungen finde ich auch ziemlich cool. Da hast du schon gutes Glück gehabt, würde ich meinen. Ich hab in der Brooks Range zwar viele Spuren inkl. einem Haarbüschel gesehen, aber den ersten Grizzly erst in der Alaska Range Aug' in Aug' getroffen.
                      Ja also was das angeht würde ich die Tour auf jedenfall als Erfolg bezeichnen. Hätte selber nicht damit gerechnet, aber anscheinend waren die pelzigen Kameraden mir äußerst wohlgesonnen.


                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Dein Bericht ist, ganz anders, als es dein Eingangspost vermuten lässt, von großer Intensität und sehr spannend, und Du hast, das wird sehr deutlich, eine sehr besonderes Naturerlebnis gehabt. Vielleicht dauert es einfach eine Zeit, bis dir das selber auch klar wird, und Du das Besondere an dieser Tour für dich mehr wertschätzen kannst. Ein bißchen ist das vielleicht schon geschehen, allein durch das Schreiben (mein Eindruck).
                      Ja danke. In gewisser Weise war die Tour schon etwas besonderes, das stimmt. Rückblickend würde ich sagen, dass ich mit einer gewissen Hass-Liebe auf die Tour zurückschaue. So direkt nach der Tour war meine Einstellung "nie wieder". Mittlerweile hat sich das doch etwas aufgeweicht.

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Du hast dich, wie ich es verstehe, mit der Tour (die wahrscheinlich auch ein bißchen teurer war als das Übliche), für eine besondere Leistung belohnen wollen. Aus so einer Haltung entstehen unter Umständen überzogene Erwartungen an das, was die Natur einem zu bieten "habe". Das erwartete Erlebnis wird schon im vorhinein emotional aufgeladen. Da ist die Enttäuschung über Sachen, die anders verlaufen als geplant, viel größer als wenn man entspannt eine Tour mit komplett bekannten Parametern und gemütlichen Backup-Hütten macht, bei der die guten Erlebnisse quasi vorprogrammiert sind.
                      Ja hoch waren die Erwartungen allerdings. Allerdings wäre ich ebenso enttäsucht gewesen, wenn eine Tour in Lappland so verlaufen wäre. Der Unterschied wäre lediglich, dass ich in Lappland bereits sehr viele gute Erfahrungen gemacht habe. In Alaska stehen diese noch aus.

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Im Grunde hast Du aber genau das bekommen, was Du dir erhofft hast. Es war besonders.
                      Hmmmm, auf diese Art von besonders hätte ich eigentlich gerne verzichtet.....

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Hier hat jemand gesagt, "gefühlt" viel anders als Skandinavien ist das auch nicht. Falsch. Genau das Gefühl ist anders, und nicht ohne Grund. Ich erinnere mich (und ich war ja genau dort im Winter unterwegs), dass beim mir ein sehr spezielles Gefühl einsetzte und mich die ganze Tour über nicht losließ, als ich noch während der Tourvorbereitung mit einem Ranger korrespondiert habe und mir klipp und klar gesagt wurde, eine örtliche Flugrettung gibt es im Winter nicht, im Notfall kommen die State Troopers aus Fairbanks, und das dauert dann auch mal einen Tag, oder zwei. Und es gibt halt keine Hütten, wo man mal eben unterschlüpfen und die Klamotten trocknen kann.

                      Das Gelände, was Du da beschreibst, ist einfach nur krass. Im Winter hatte das ja auch seine Eigenheiten (nicht nur die Kälte), aber wenn ich zwischen Sommer und Winter wählen müsste, würde ich wieder im Winter gehen. Und nur durch die Tundratäler. Wald - No-go.
                      Ich hab zwar noch nie eine Wintertour gemacht, aber bei so eisiger Kälte und dem Wissen, dass ein Rettungsteam meherere Tage brauchen würde stell ich es mir auch nicht so angenehm vor. Aber mangels Erfahrung kann ich auch keinen direkten Vergleich ziehen.

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Die speziellen Missgeschicke mit Kocher und insbesondere mit der Kamera stechen zwar negativ heraus, aber im großen und ganzen glaube ich, dass das ein ganz normaler Verlauf für eine erste Tour dort war. Klar kann man auch auf der ersten Tour mit dem Wetter und den sonstigen Rahmenbedingungen ausgesprochenes Glück haben und einen optimale Tour haben. Aber es wird einem halt nichts geschenkt, und man muss (wie in Skandinavien auch) dort einige/viele Touren machen, um irgendwann wirklich souverän unterwegs zu sein, die Verhältnisse einzuschätzen, eine gute Route planen zu können. (Meine z.T. schon während der Tour 2014 entstandene "Was-müsste-ich-anders machen" Liste ist unendlich lang, ob ich mit einigem Abstand sage, ich habe den Ehrgeiz, und die finanziellen und sonstigen Ressourcen, mir das - Jahre lang - zu erarbeiten, ist eine andere Frage.)
                      Sagen wir mal so: Ich hab bereits auch eine lange List erstellt mit Dingen die ich beim nächsten Mal anders machen würde. Ich hatte zwar einige schmerzliche Lektionen erfahren, aber dafür würd ich mal behaupten, ist der Lerneffekt auch entsprechend hoch.

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Falls ich es überlesen habe, wieso war der Rucksack so schwer? Wundert mich ein bißchen, weil Du das Essen ja eher knapp gehalten hast.
                      Naja, Proviant für 18 Tage und 4 Bärentonnen die jeweils 1,2 kg wiegen. Da kommt leider doch einiges zusamme. Ironie war, das sich ja auch noch 10 Reserve Akkus mit hatte, die auch einige gramm auf die Waage brachten und die ich dann ganz umsonst mit mir rumgeschleppt habe. Ünnötig schwer war auch noch mein Koch-Bezin, da dieses in einem Metallkanister drin war (meine Dummheit...). Natürlich sind auch die 250 gr fürs Bärenspray nicht zu vergessen.

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Ich bin auf jedne Fall sehr gespannt, wie es weiter ging.
                      Das darfst Du gerne sein. Musst Dich aber noch ein paar Tage gedulden. Eventuell wird es erstmal einen kurzen Bilder-Nachtrag geben. Ich habe nämlich vor kurzem eine E-Mail aus den USA bekommen. Einer der beiden Herren, die ich an Tag 10 getroffen habe, hat mir doch tatsächlich noch geschrieben. Er hatte den Zettel mit meiner E-mail Adresse wohl verbaselt und jetzt wiedergefunden. Jetzt hab ich endlich die Bilder, die er damals von mir gemacht hat und vielleicht schickt er mir auch noch weitere Landschaftsbilder, die ich dann eventuell auch noch einbinden kann. Mal schaun. War auf jedenfall eine sehr angenehme Überraschung die E-Mail. Lustig fand ich auch, dass er schrieb, dass sie sehr überrascht waren, als ich auf einmal aus dem Busch trat und sie deshalb zuerst dachten da käme jetzt ein Bär.

                      Zitat von simonprochaska Beitrag anzeigen
                      Danke für den tollen und spannenden Bericht! Ich finde den Bericht auch ohne Fotos super, abgesehen davon sind auch die Handyfotos großartig! Bärenbegegnungen mitten im nirgendwo sind schon echt etwas spannendes. Ich hatte das Glück letzten September im Denali. Dort stand ich einem Grizzly auch auf 15m gegenüber. Tolle Momente. :-)
                      Und großen Respekt vor deiner Tour!
                      Danke für Dein Lob. Ich habe bereits mal nen Blick auf Deinen Bericht geworfen und auch schon die Bilder von Deiner Bärenbegegnung bewundern können. Da Dein Bericht aber doch etwas länger ist und mich sehr interessiert, will ich mir ausreichend Zeit nehmen und ihn in Ruhe durchlesen. Sieht auf jedenfall auf dem ersten Blick ziemlich cool aus.

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                        #71
                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                        Hallo Mortias,
                        wie steht's denn mit dem Bilder sichten aus der neuen E-Mail? Spann' uns doch nicht so lange auf die Folter...

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                        • Sebastianos
                          Erfahren
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                          #72
                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                          Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                          Ja und ebenso bin ich dann von Dir gespannt zu hören wie es Dir ergangen ist und wie Deine Tour so lief. Musste zum Ende hin auch noch an Dich denken als das Wetter so schlecht wurde und ich schelmisch grinsend feststellte, dass ich es jetzt hinter mir hatte während Du Dich da noch schön im Schneeregen rumärgern konntest.
                          Nun ja, von meinen 16 Tagen erinnere ich mich jetzt spontan nur an den ersten Abend und einen einzigen weiteren Tag mit fast durchgängig schlechtem Wetter, an dem ich darum erst am späten Nachmittag für nur noch ein paar wenige Kilometer gestartet bin. Ansonsten empfand ich das Wetter als kolossal gut und hatte eher dich bedauert ... Aber dann ist's ja für uns beide prima gewesen. Wenn es bei mir denn mal geregnet oder geschneit hat, dann meist nachts oder am Vormittag – weshalb ich leider selten (oder nie?) vor Mittag loskam. (Das hab ich in Jordanien gleich mal schön geändert und bin immer vor der Sonne aufgestanden.) Wenn man aber bedenkt, dass Alaska nur eine einzige Zeitzone nach der pazifischen tickt, ist es nach der Sonne ja doch früher, wie mir kürzlich auffiel. Und während des Wanderns hatte ich also meist ganz nettes Wetter – so wie bei uns im Dezember.
                          Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1279
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #73
                            AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                            Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                            Nun ja, von meinen 16 Tagen erinnere ich mich jetzt spontan nur an den ersten Abend und einen einzigen weiteren Tag mit fast durchgängig schlechtem Wetter, an dem ich darum erst am späten Nachmittag für nur noch ein paar wenige Kilometer gestartet bin. Ansonsten empfand ich das Wetter als kolossal gut und hatte eher dich bedauert ...
                            Hmm, wenn ich das so lese fühle ich mich grad irgendwie ein bisschen wie'n Mimose wenn ich mich ständig über das Wetter dort beklage...

                            Zitat von Sebastianos Beitrag anzeigen
                            Wenn es bei mir denn mal geregnet oder geschneit hat, dann meist nachts oder am Vormittag – weshalb ich leider selten (oder nie?) vor Mittag loskam.Wenn man aber bedenkt, dass Alaska nur eine einzige Zeitzone nach der pazifischen tickt, ist es nach der Sonne ja doch früher, wie mir kürzlich auffiel.
                            Ja das mir dem Losgehen gegen Mittag kommt mir sehr bekannt vor. Das mit der Zeitzone finde ich aber schon ein bisschen pansig, da Alaska sinnvollerweise eigentlich eine Zeitzone später liegen sollte. So hat es gerade bei kühlem Wetter morgens immer ein bisschen känger gedauert bis es dann mal ein paar Grad wärmer war und ich Lust bekam loszulaufen.

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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1279
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                              • Meine Reisen

                              #74
                              AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                              Nachtrag zu Tag 10 & 14
                              Soooo, ich hatte es ja bereits angekündigt, dass ich noch auf ein paar weitere Bilder warte. Das hat sich jetzt etwas hingezogen, aber nun hat sich der eine Amerikaner, Jeff heißt er, doch noch bei mir gemeldet und mir die gewünschten Bilder geschickt, sowie die Erlaubnis gegeben sie hier zu verwenden. Viele Bilder sind es zwar nicht die auch auf meine zurückgelegte Route passen, aber ich bin dennoch mehr als dankbar dafür.

                              Noch kurz etwas zu Jeff. Er war im Rahmen eines längeren Alaska Urlaubs für 8 Tage mit nem Freund in der Brooks Range unterwegs. Gestartet sind sie am Dalton Highway beim Koyuktovic Creek und sind dann in westlicher Richtung über diverse Pässe zum North Fork Koyukuk River gelaufen. Am Zusammenfluss zum Ernie Creek haben sie dann ihre mitgebrachten Packrafts ins Wasser gelassen und sind den North Fork Koyukuk River (wo sie mich am folgenden Tag trafen) bis zum Delay Pass gepaddelt. Von dort ging es dann per pedes zum Endpunkt Wiseman.

                              Eine nette Tour mit tollen Fotos. Wobei Jeff auch meinte, dass das Terrain gerade im südlichen Teil der Brooks Range extrem anstrengend war. Somit stehe ich mit meinem Urteil nicht ganz alleine dar . Jeff war schon häufiger im Norden Alaskas unterwegs (er ist also nicht ganz unerfahren) und wird es auch diesen Sommer wieder sein (unter anderem auch als Guide). Allerdings wird er sich diesmal wohl eher nördlich vom Atigun Pass (und somit auch der Wasserscheide) aufhalten. Dort läuft man größtenteils durch baumlose Tundra und geht somit dem dichten Wald und dem ganzen Gestrüpp ausm Weg. Eine Entscheidung die ich sehr gut nachvollziehen kann. Da kann ich nur viel Spaß und gutes Gelingen wünschen.


                              Jeff (links) und sein Kumpel Conor. If you are reading this Jeff, thanks a lot for your pictures and enjoy your next tour in Alaska . © by Jeff Gutierrez


                              Tag 10
                              Hier nun die Fotos die Jeff bei unserem Treffen von mir gemacht hat. Schon ein lustiger Zufall, dass ich die ersten beiden anderen Menschen auf meiner Gates of the Arctic Tour ziemlich genau am Gates of the Arctic Massiv getroffen habe. Weitere gut passende Landschaftsbilder zu der Etappe waren aber nicht vorhanden. Halb so wild, schließlich hab ich hier ja auch schon einige Bilder von Sandy verwendet. Außerdem war das Wetter an dem Tag eh nicht so dolle.


                              Meine Wenigkeit mit dem Boreal Mountain im Hintergrund; © by Jeff Gutierrez


                              Lustiges Rumposen vor Frigid Crags; © by Jeff Gutierrez


                              Blick nach Norden, in die Richtung ging es dann für mich weiter. © by Jeff Gutierrez


                              Tag 14
                              Jeff und Conor kamen vom Amawk Creek an den North Fork Koyukuk River. Der Zusammenfluss befindet sich ungefähr an der Stelle wo der North Fork Koyukuk River eine leichte Kurve nach Norden macht. Folglich begann sich dort die Route von Jeff und Conor mit meiner zu überdecken (nur in umgekehrter Richtung). Von dem Abschnitt bis zum Zusammenfluss zum Ernie Creek gibt es noch ein paar schöne Bilder die ich hier gerne zeigen möchte.


                              Bombardment Creek und Hanging Glacier Mountain; © by Jeff Gutierrez


                              Mount Doonerak; © by Jeff Gutierrez


                              Am Zusammenfluss von Amawk Creek und North Fork Koyukuk River mit Blick nach Süden; © by Jeff Gutierrez


                              Blick nach Norden wo der North Fork Koyukuk River die Kurve macht. Links von dem in der Mitte gelegenen Berg sollte es dann am nächsten Tag in die Tundra raufgehen. © by Jeff Gutierrez


                              Nochmal Mount Doonerak. Ich fand diesen Berg einfach beeindruckend schön. © by Jeff Gutierrez

                              Soviel also zu dem angesprochenen Bildnachtrag. Ich muss gestehen, dass ich die letzten Tage etwas faul war was das Schreiben angeht. Während ich auf Jeffs Antwort meiner letzten E-Mail wartete (dies dauerte leider etwas länger als erwartet) stellte sich bei mir ein bisschen der Schlendrian ein und ich konnte mich irgendwie nicht aufraffen schonmal weiterzuschreiben. Jetzt wo dieses Thema endlich erledigt ist, hab ich aber wieder Bock in die Tasten zu hauen um diesen Bericht möglichst bald fertig zu stellen. Eine Fortsetzung sollte also eigentlich in den nächsten paar Tagen erfolgen.

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                              • Mortias
                                Fuchs
                                • 10.06.2004
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                                #75
                                AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                Tag 15 (13.08)
                                Kühles Wetter und tief hängende Wolken begrüßten mich. War wohl leider nur ein kurzes Intermezzo mit der Sonne gestern. Naja, nützt ja nichts. Meine Motivation war trotzdem recht hoch. Heute würde ich endlich die Tundra erreichen und irgendwie gefiel mir auch der Gedanke dabei so ne kleine höhentechnische Herausforderung vor mir zu haben.

                                Der Aufstieg geriet dann allerdings doch deutlich mühsamer als gedacht. Klar, der Anstieg war steil und somit naturgemäß anstrengend, aber ich merkte doch, dass durch den (leider immer noch) schweren Rucksack sowie meiner nicht ausreichenden Ernährung ich einfach ziemlich schwach war und keine Energie hatte. Richtig hungrig, leer und ausgepowert fühlte ich mich. Während ich sonst bei früheren Touren gerne längere Höhenabschnitte gut gelaunt gelaufen bin, war es hier nur eine mühselige Qual. Eine gefühlte Ewigkeit hat der Mist gedauert bis ich es endlich geschafft hatte.

                                Als ich dann aber endlich oben war, war aber die Euphorie groß. Ich befand ich mich nun auf ca. 1050 m Höhe und hatte zum ersten Mal eine richtig schöne Tundra Landschaft unter meinen Füßen. Eine riesige Last fiel von mir ab. Ich lief nun über harten steinigen Boden, der lediglich mit kleinen Sträuchern und paar Flechten bewachsen war. Optimale Bodenbeschaffenheit; danach habe ich mich echt gesehnt. Obwohl ich verschwitzt war und der Wind leicht auskühlte wurde ich nun zum ersten Mal auf dieser Tour beim Wandern richtig euphorisch. Ich jubelte, sang vor mich hin und gönnte mir Späßchen. Ich hatte es geschafft, der nervige Wald mit dem vielen Dickicht lag nun endgültig hinter mir und nun sollte es nur noch durch angenehm zu laufende baumlose Tundra gehen. Da die Landschaft außerdem doch eine starke Ähnlichkeit mit Lappland hatte fühlte es sich angenehm vertraut an hier unterwegs zu sein.

                                Gegen kurz nach 2, als ich mich grad zur Mittagspause gesetzt habe, kam auf einmal ein Grizzly angelaufen. Er näherte sich im Trab und auch nicht direkt auf mich zuhaltend, sondern eher so leicht bogenartig. Scheinbar wusste er nicht was er von mir halten sollte und war einfach mal neugierig. Ich stand auf, bewegte meine Arme und habe laut gerufen um den Wind zu übertönen. In ca. 50 m Abstand blieb der Bär stehen, drehte um und rannte weg. Nach einigen Metern hat er dann angehalten, sich umgedreht, gesehen dass ich noch da bin und ist weitergerannt. Er blieb erneut stehen um sich nach mir umzuschauen und lief anschließend weiter. Dieses Spielchen hat sich dann solange wiederholt, bis er hinter einer Hügelkuppe verschwand und außer Sicht war. Na also, so hatte ich sogar noch lustige Unterhaltung zum Mittag.

                                Gut ausgeholt und motiviert ging es nun weiter. Dabei ging es nun sukzessive das Oolah Valley leicht bergab. Große namenlose Berge fassten dieses Tal ein und boten einen recht schicken Anblick. Weniger schick war hingegen, dass mittlerweile einige Grasabschnitt kamen wo der Boden sehr weich war und teilweise dann auch noch Tussocks wuchsen. Dieses Gelände nahm mit einiger Zeit sogar langsam Überhand. Hier kam ich nun gar nicht mehr so gut voran. Vielmehr wurde es recht mühselig und die Euphorie verflog langsam aber sicher und wich einer resignierten Enttäuschung.


                                Oolah Valley mit Blick nach Süden; © by Sandy Shea


                                Oolah Valley mit Blick nach Norden. Von dort kam ich heute her. © by Sebastian Löffler

                                Ich lief noch bis zum Summit Lake, wo ich dann gegen 18 Uhr mein Zelt aufstellte. Die auf der Karte eingezeichnete Cabin war allerdings nur noch eine halbverfallene Ruine und die Zeltplatzsuche war bei dem weichen und mit Sträuchern bewachsenen Boden gar nicht so einfach und lief eher schlecht als recht. Ich war echt ausgepowert als ich dann endlich Feierabend machte. Kühl war es mittlerweile geworden und der Wind sowie die durchgehende Bewölkung taten auch nicht grade ihr Bestes um meine Stimmung zu heben. Zum ersten Mal auf dieser Tour campte ich nun an einem einsamen See in der Tundra und ich merkte wie die erhoffte Euphorie darüber einfach nicht aufkommen wollte. Ich hoffte nur, dass es die nächsten Tage wieder über härteren und angenehmeren Boden gehen würde. Ansonsten könnte das nochmal ziemlich ätzend werden. Zu allem Überfluss stellte ich fest, dass bei meinem rechten Schuh die Vordersohle langsam begann sich abzulösen. Passte irgendwie zur Gesamtsituation und zur Stimmung...


                                Summit Lake; © by Sandy Shea


                                Verfallene Hütte am Summit Lake; © by Sebastian Löffler


                                Panoramablick übern Summit Lake; © by Sebastian Löffler

                                Anmerkung
                                Einige werden sich jetzt vielleicht fragen wo die Bilder von Sebastian Löffler herkommen. Nun Sebastian, im Forum auch bekannt unter dem Pseudonym Sebastianos, hat mir letztens geschrieben, dass er bei seiner Tour durch die Brooks Range ja auch einen Teils des Ollah Valleys durchschritten hat und mich deshalb gefragt ob ich seine Bilder von dem Abschnitt haben möchte (auch um sie hier zu verwenden). Da er aus Zeitgründen höchstwahrscheinlich leider keinen eigenen Bericht schreiben wird (was ich sehr bedauere!!!) muss ich ihm zufolge somit auch kein schlechtes Gewissen haben, dass ich ihm quasi sein Bildmaterial vorwegnehmen könnte. Deshalb nochmal vielen Dank für Deine Bilder Sebastian. Auch wenn ich mich natürlich sehr freuen würde, wenn Du uns trotzdem noch mit nem eigenen Reisebericht überrascht. Wer weiß...

                                Krass finde ich übrigens auch die farblichen Unterschiede zwischen Sandys und Sebastians Bilder. Ca. 2 1/2 Wochen liegen zwischen den gezeigten Bildern und in der Zeit hat sich die Landschaft doch ziemlich herbstlich verfärbt. Interessant ist auch, dass die hier von Sebastian gezeigten Bilder am 20 bzw. 21.08 aufgenommen wurden. In Lappland (auf ungefähr demselben Breitengrad) ist zu dem Zeitpunkt die Herbstfärbung in der Tundra meist noch längst nicht so weit fortgeschritten. Aber in Alaska herrscht nunmal ein etwas kontinentaleres Klima. Ich würd mal schätzen, dass der Herbst hier im Schnitt etwa zwei Wochen früher beginnt als in Lappland.

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                                • Mortias
                                  Fuchs
                                  • 10.06.2004
                                  • 1279
                                  • Privat

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                                  #76
                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                  Tag 16 (14.08)
                                  Wie gestern war es wieder windig und bewölkt. Ach ja, und kühl natürlich auch. Kein Geheimnis, dass es mich da lange im Zelt hielt und ich es erst gegen 12 Uhr losgeschafft habe. Die Landschaft war teilweise sogar in tiefhängenden Wolken versunken und machte insgesamt einen tristen und langweiligen Eindruck auf mich. Auch die vor mir liegende Etappe war nicht so spektakulär. Ging halt mehr oder weniger die ganze Zeit im Oolah Valley ständig leicht bergab. Teilweise über weichen und anstrengendem Boden aber hin und wieder auch über einigermaßen harten Boden. So gestaltete sich das Wandern eher als ein liebloser Trott.


                                  Nördlich vom Summit Lake; © by Sebastian Löffler


                                  Typische Bodenbeschaffenheit im Oolah Valley; © by Sebastian Löffler

                                  Später wurde die Sicht dann etwas besser. Auf einem kleinen Hügel hatte ich einen schönen Rundumblick auf das Oolah Valley sowie das Seitental aus dem der Itkillik River geflossen kam. Der Anblick hatte was. Ich holte deshalb mein Handy raus und wollte nochmal in alle Richtungen Fotos machen. Nachdem ich ein Bild Richtung Norden gemacht habe, hat sich der Akku dann aber leider verabschiedet und keine Lust mehr gehabt. Somit war‘s das dann jetzt endgültig mit Fotos. Die anderen beiden geplanten Bilder konnte ich somit leider nur im Kopf aufnehmen. Irgendwie ein mieses Gefühl. Solange der Akku noch ein bisschen Saft hatte, wusste ich, dass ich noch Bilder machen konnte wenn mir die Landschaft gefiel. Das war nun aber endgültig vorbei. Doof irgendwie.


                                  Oolah Valley, Blick nach Süden. Mein letztes Foto auf dieser Tour.


                                  Dieses Foto (mit Blick nach Norden) muss ziemlich nahe der Stelle aufgenommen wurden sein wo ich besagtes letztes Foto aufgenommen habe. © by Sebastian Löffler


                                  Itkillik River © by Sebastian Löffler


                                  Blick in das östliche Seitental aus dem der Itkillik River in das Oolah Valley geflossen kommt. Aus diesem Tal kommend hat Sebastian das Oolah Valley erreicht und ist dann in nördlicher Richtung zum Peregrine Pass gelaufen. © by Sebastian Löffler


                                  Blick nach Nordwesten (von selbiger Stelle aus betrachtet); © by Sebastian Löffler

                                  Weiter ging es nun dem Itkillik River folgend. Ca. 5 km weiter konnte ich sogar einen Blick ins Thunder Valley werfen. Eine meiner ursprünglichen Routenoptionen bestand darin von Westen kommend den Pass beim Cockedhat Mountain zu überqueren und dann anschließend von dem zugehörigen Seitental aus ins Oolah Valley zu kommen. Hierbei wäre ich dann direkt am Thunder Valley vorbeigekommen und liebäugelte sogar mit einem kleinen Abstecher in das Tal hinein. Naja, und jetzt sah ich nur aus größerer Distanz die steilen schroffen Hänge in der Wolkendecke verschwinden. Aber auch dieser Anblick war toll und faszinierend. Ein Foto wäre jetzt eine feine Sache gewesen.

                                  Ich lief noch ein kleines Stück weiter und erreichte kurze Zeit später einen kleinen namenlosen See und schlug am Ostufer mein Zelt auf. In meiner Nähe befand sich eine kleine Hütte. Sie war in gutem Zustand und verschlossen. Keine Ahnung wer da wohnte, aber der Hausherr war leider grad nicht da um mir ein bisschen Gesellschaft zu leisten und um vielleicht meinen Handy Akku aufzuladen. Schade eigentlich. Ich hatte mich beim Anblick der Hütte ja schon erst etwas gefreut. Abends kam dann zeitweise die Sonne raus. Schön anzusehen wie die Strahlen die umliegenden Gebirgshänge erstrahlten und den See in einem schönen Blau erscheinen ließ. Zum Baden war es mir aber dennoch zu kalt, windig und ungemütlich. Immerhin habe ich heute knappe 15 km geschafft. Das ist jetzt zwar nicht besonders viel, aber doch schonmal ein Fortschritt zu den Waldetappen wo ich meist unter 10 km geblieben bin. Wenn’s drauf angekommen wäre hätte ich wohl auch noch mehr geschafft, aber mein Zeitplan war so, dass ich jetzt auch nicht sonderlich hetzen musste. Somit sah ich keinen Grund mich unnötig anzustrengen. Es war schließlich so schon anstrengend genug.
                                  Zuletzt geändert von Mortias; 07.04.2016, 17:35. Grund: Sebastianos hat völlig zu recht angemerkt, dass ich bei den Bildunterschriften jedes Mal Norden und Süden vertauscht habe. Hüsterle...

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                                  • Mortias
                                    Fuchs
                                    • 10.06.2004
                                    • 1279
                                    • Privat

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                                    #77
                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                    Tag 17 (15.08)
                                    Es wurde langsam zur Gewohnheit von windigem, bewölktem und kaltem Wetter begrüßt zu werden. Neu war hingegen das Rentier was in der Nähre meines Zeltes rumlief. Jetzt war ich schon 14 1/2 Tage unterwegs, hab 4 Grizzlies gesehen und heute erst mein erstes Rentier. Es sollte leider auch mein letztes bleiben. Krass irgendwie und auch schade, dass ich nicht mehr von den netten Viechern zu Gesicht bekommen habe. Sind ja immer eine lustige Aufheiterung.

                                    Aufbruch war wieder so gegen 12 Uhr und wie bereits gestern, sollte es auch heute nur das Oolah Valley entlang gehen. Insgesamt fühlte ich mich beim Laufen sehr schlapp, hungrig und extrem demotiviert. Hab mich eher lustlos vorangeschleppt als wirklich Spaß beim Wandern zu empfinden. Nervig war auch, dass ich feststellte, dass mein einer Trekkingstock etwas verbogen war. Weiß nicht wann das passiert ist, aber er ließ sich nicht mehr grade biegen. Und die vordere Schuhsohle am rechten Schuhe schlabberte mittlerweile auch recht locker rum, so dass sich da immer Gras drin verfing.

                                    Immerhin kam mit der Zeit teilweise die Sonne raus. Und als ich zu einem Seitenbach kam, konnte ich sogar bequem Mittagspause machen, da ich dank eines kleinen Hangs einen schön windgeschützten Platz hatte. Endlich konnte ich auch mal wieder entspannt m Gras liegen, ein bisschen in der Sonne dösen und relaxen. Das tat echt gut.

                                    Als ich dann aufstand um weiterzulaufen, sah ich beim Blick ins östliche Seitental auf einmal etwas Dickliches rumlaufen. Ja da war doch tatsächlich ein Grizzly in etwa 200 Metern Entfernung. Von der Fellfarbe her könnte es der von vorgestern gewesen sein. Zumindest verhielt er sich genauso. Er lief weg von mir, blickte sich um, sah mich rumstehen und ihm lachend zuwinken, lief weiter, drehte sich um, sah mich, lief weiter, drehte sich um, sah mich, lief weiter usw… Das ging lustigerweise recht lange so, da der Bär in ein aufsteigendes Seitental bergan vor mir weglief und die Sichtweite locker einen Kilometer betrug.

                                    Gestärkt und aufgeheitert durch diese lustige Begegnung hatte ich nun wieder neue Motivation bekommen. Und teilweise konnte ich jetzt auch dem Flussbett vom Itkillik River folgen, wo der Boden schön hart und steinig war und nicht so sumpfig-weich. Folglich kam ich nun besser voran und konnte sogar ein bisschen die leicht von der Sonne angestrahlte Landschaft genießen und mich am Wandern erfreuen. Geht doch.

                                    Gegen 18 Uhr machte ich dann Feierabend und entschied mich die Sonne zu nutzen um nach 11 Tagen mal wieder zu baden. Das Wasser im Itkillik River war zwar scheiße kalt, aber es fühlte sich einfach saugut an wieder sauber zu sein. Herrlich, das hab ich echt gebraucht.

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                                    • Sebastianos
                                      Erfahren
                                      • 16.01.2013
                                      • 181
                                      • Privat

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                                      #78
                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                      Danke fürs Weiterschreiben und schön, dass du was mit den Bildern anfangen kannst. Ich find's herrlich, wie ehrlich du mal wieder dein Befinden beschreibst. Da denkt man, jetzt geht es endlich bergauf ... und dann ...


                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                      Südlich vom Summit Lake; © by Sebastian Löffler
                                      Ich habe schon angefangen, an mir zu zweifeln, aber mir scheint, als sei hier Nord und Süd vertauscht. Hinten links im Bild ist das Tal, aus dem du gekommen sein musst.


                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                      Typische Bodenbeschaffenheit im Oolah Valley; © by Sebastian Löffler
                                      Ja, das war in dem besagten üblen Bereich, wo ich über 50 m oder so hinweg mitten auf der "Wiese" bald mal bis zu Knie im Wasser stand, wenn ich nicht schnell weitergestapft wäre.


                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                      Dieses Foto (mit Blick nach Süden) muss ziemlich nahe der Stelle aufgenommen wurden sein wo ich besagtes letztes Foto aufgenommen habe. © by Sebastian Löffler
                                      Das ist der Blick nach Nord(nord)osten. Rechts im Bild sieht man den Itkillik, der vom Oolah Pass kommt und wo ich herkam. Die Nationalparkkarte scheint allerdings auch den von uns beiden passierten Bach als Itkillik zu bezeichnen. Ich werde da nicht schlau draus.


                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                      Itkillik River © by Sebastian Löffler
                                      Das ist jedenfalls der Arm, an dem wir beide waren, einige hundert Meter vorm Zusammenfluss, unweit, ein Stück unterhalb der obigen Aufnahme entstanden.


                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                      Blick nach Süd-Westen (...); © by Sebastian Löffler
                                      Nordwesten.
                                      Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

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                                      • mitreisender
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                                        • 10.05.2014
                                        • 5345
                                        • Privat

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                                        #79
                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                        Ich frag mich immer noch wie ich die Tour wohl mit funktionierender Kamera erlebt hätte.
                                        Meine 2Cent. Die Tour macht man ja nicht für die Kamera. Interessanterweise gibt man einer Reise nach Alaska mehr Wichtigkeit, als dem Leben vor der eigenen Haustür. Man meint alles festhalten zu müssen, was nicht möglich ist. Mit der Kamera hättest Du Dich womöglich über entgangene Motive geärgert oder oder oder. Ich persönlich habe die Knisperei vor einiger Zeit aufgegeben. Bei mir hat sich dann der Effekt eingestellt, dass die Bilder da landen, wo sie sollen, nämlich in meinen Erinnerungen und nicht irgendwo auf einem Abzug oder einer Festplatte.

                                        Will sagen. Du hast die Tour womöglich intensiver erlebt, als Du es mit Kamera hättest.

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                                        • Rattus
                                          Lebt im Forum
                                          • 15.09.2011
                                          • 5177
                                          • Privat

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                                          #80
                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Arctic. Leider anders als geplant

                                          Ich finde den Bericht spannend und ehrlich. Was mich grundsätzlich fasziniert: Wie abhängig ein Unternehmen (egal welches) von den eigenen Erwartungen ist, wieviel man sich zerstört, wenn man an ihnen festhält, egal ob es um Kamera, Wetter oder Beziehungen geht. Da sind die Buddhisten weiter
                                          Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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