[USA] Runter und Rauf mit Family - Grand Canyon/Tonto

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    • 23.08.2010
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    [USA] Runter und Rauf mit Family - Grand Canyon/Tonto

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Letztes Jahr war keine längere Solowanderung angedacht. Nachdem ich mit meinem kleinen Sohn eine mehrtägige Harzwanderung gemacht hatte, war für den Sommer eine einmonatige, klassische Südwesttour mit Mietwagen und Zelt durch die Staaten angesagt. Wandermäßig sollte eine kurze Tour im Grand Canyon im Juli 2015 der Höhepunkt werden.



    Planung:

    Nach kurzem Studium war mir klar, dass es mit meiner Familie keinen Sinn haben würde, ganz runter zum Colorado zu gehen. Die Fotos, die ich im Netz vom Fluss gesehen hatte, machten mich auch nicht so an, dass ich Lust verspürte ganz runter zu laufen, nach dem Motto: "Seht, ich war da!" Ich kraxel ja auch nicht auf Berge, nur um zu sagen: "Seht, ich war oben". Wenn, dann wegen der Aussicht. Das erschloss sich mir aber auf den Fotos vom Colorado und der Phantom-Ranch dort unten aber nicht. Eher war mir klar, dass es auch dort eher voll sein könnte.





    Da es im Rahmen unserer Familienrundreise sein sollte, musste ich mich auf den touristisch voll erschlossenen Teil verlegen, auch wenn ich keine Lust auf Menschenmassen habe. So blieb nur eine Wahl übrig: Den South-Kaibab-Trail runter bis zur Tonto-Plattform, den Tonto-Trail in westlicher Richtung zu laufen und dann - nach Übernachtung im Indian-Garden-Campground den Bright-Angel-Trail wieder hoch. In den ersten Planungen hatte ich noch erwogen zum Camp BL 4, westlich vom Campingplatz zu wandern, um so den überlaufenen Campground Indian Garden zu umgehen. Allerdings nahm ich davon Abstand, da ich mir nicht sicher war, inwieweit der Rest meines Rudels in der Lage gewesen wäre, die Strecke zu laufen.



    Tour:

    Morgens ging es um vier Uhr los. Am Vorabend hatten wir schon die notwendige Ausrüstung zusammengepackt, so dass wir nur noch ein kleines Zelt für meine schlangenbange Frau und die Matten einpacken mussten. Für den wasserlosen Abstieg hatte ich 14 Liter Wasser für uns vier eingeplant - damit kamen wir so gerade aus bis zum Indian Garden.
    Wir fuhren zum Visitor-Center und nahmen von dort den Hiking-Bus zum Trailhead. Wir waren noch ziemlich müde, aber die einzigen im Bus. Am Trailhead parkten einige, wenige Wagen und eine Hirschkuh erwartete uns bettelnd am Trail.
    Es war noch recht kühl und die Sonne ging am wolkenlosen Himmel auf. Der South-Kaibab-Trail war erwartungsgemäß gut ausgebaut und gut zu gehen. Um diese Uhrzeit waren wir fast allein unterwegs. Die Jungs machten sich recht schnell davon, während meine Frau recht gemächlich in ihrem eigenen Tempo ging. Zwar hatte ich den Jungs eingeschärft an markanten Punkten auf uns zu warten, doch so war ich immer zwischen meiner langsameren besseren Hälfte und den Kindern am Pendeln, was nicht besonders zielführend war.





    Am ersten Plateau mit einem Plumpsklo, nach einem knappen Drittel des Abstiegs (Cedar Ridge), wartete ich dann mit den Kindern auf meine Frau, die kurz danach ankam: Ich hörte jemanden ausrutschen und fallen. Sie war umgeknickt, hatte sich den Fuß überdehnt und war dann hingefallen. Nach einer kurzen Besprechung meinte sie jedoch, dass es nicht so schlimm sei und es besser würde, wenn sie einfach ganz langsam weiter ginge. Zurück nach oben wollte sie aber nicht, als ich dies vorschlug.







    Wir machten auf dem roten Plateau eine Frühstückspause und weideten unsere Augen an dem überwältigenden Ausblick im Canyon. Hier an der Raststelle sammelten sich doch schon einige Menschen und wir fragten uns, wo die alle so früh hinwollten und wo die alle hergekommen waren. Denn hinter uns war nur eine Handvoll Menschen unterwegs gewesen.
    Nach der Pause ließ ich die Jungs mit genug Wasser vorlaufen. Sie sollten spätestens an der Abzweigung zum Tonto auf uns warten. Ich hielt mich in der Nähe meiner Frau auf, die noch nach dem Sturz einen recht guten Eindruck machte. Da sie aber weiter in ihrem eigenen Tempo gehen wollte und ich stets um sie herumschwirrte, war sie verständlicherweise genervt und so ging ich voran, um dann alle Viertelstunde auf sie zu warten, ohne sie groß aus den Augen zu verlieren.
    Sie wurde aber immer langsamer und die Jungs immer schneller, so dass ich beide schnell aus den Augen verlor. Sorgen machte mir dabei der Umstand, dass sie eventuell in der prallen Sonne beim Abzweig warten würden, was suboptimal gewesen wäre. Allerdings waren beide nicht gänzlich unerfahren und so ging ich davon aus, dass sie die richtige Entscheidung treffen würden. Ich musste nun auch immer länger im Schatten warten, bis meine Frau herankam. So war längst klar, dass sich der Zeitplan nicht realisieren ließ so gegen Mittag am Campground Indian Garden zu sein.
    Der Weg war zwar nicht mehr so voll, wie am ersten Rastpunkt, aber je weiter wir nach unten gingen, desto weniger wurden die Mitwanderer. Am Skeleton Point kamen mir Mulis entgegen, eine Gruppe Reiter von der Phantom Ranch, die auf dem Weg nach oben war. Weiter unten stieg die Temperatur mit der Tageszeit stetig an, doch wurde es nicht so mörderisch, wie es die übervorsichtigen Tipps der Ranger befürchten ließen. Die Landschaft und der Wechsel der Klimazonen ist beeindruckend. Schade, dass wir nicht mehr Zeit hier zum Wandern eingeplant hatten.






    Leider wurde meine bessere Hälfte immer langsamer und die Jungs hatte ich schon lange aus den Augen verloren. Das beunruhigte mich zusehends. Nicht dass ich mir Sorgen machte, dass ihnen etwas hätte passieren können, doch stellte ich mir vor, beide würden am Abzweig in der prallen Sonne warten müssen und einen Sonnenbrand bekommen.
    Je weiter wir nach unten kamen, desto weniger Menschen traf man. Nach einer lang gezogenen Wendung sah ich dann auch die Jungs. Sie hatten sich zu meiner Erleichterung in den Schatten eines Toilettenhäuschens an der Abzweigung zurückgezogen. Dort hatten sie schon eine Dreiviertelstunde auf mich gewartet und mit den Squirrels gespielt. Auch Wasser hatten sie noch ausreichend. Nach einiger Zeit sahen wir auch meine Frau "herunterdackeln". Am Klohäuschen beratschlagten wir erstmal wie es weitergehen sollte. Es war halb zwölf. Die Sonne brannte schon recht stark, doch ich hatte wenig Lust die nächsten Stunden im Schatten des Klohäuschens zu verbringen.








    Nach kurzer Pause waren wir soweit um in den Tonto einzubiegen. Der Pfad war auch einer und keine Wanderautobahn wie der South Kaibab. Die Laune stieg wieder und den Jungs hatte ich eingeschärft nicht mehr voraus zu laufen. An einem der Seitencanyons hoffte ich einen Baum zu finden, unter dem wir die nun eingeplante lange Mittagsrast machen konnten. Doch am nächsten und übernächsten Seitencanyon gab es keinen Baum, dafür aber mehrere große Felsen, zwischen denen wir unser Tarp als Sonnensegel aufspannten. Das war eine Aufgabe für unsere Jungs. Dort rasteten wir rund drei Stunden im Schatten auf unseren Isomatten und warteten auf eine niedrigere Sonne. Ein holländisches Pärchen wanderte vorbei, andere Wanderer sahen wir dann nicht mehr auf dem Tonto.







    Gegen drei machten wir uns wieder auf. Die Jungs hatten verständlicherweise genug vom langsamen Humpeln meiner Frau und da auf dem Tonto-Plateau keine Abstürze zu erwarten waren, machten sie sich mit meiner Erlaubnis voran zum Campground. Der Weg war nun recht eben und wir konnten die Aussicht in den grandiosen Canyon genießen, den Blick nach oben zum Rim und die sich mit der Höhe verändernde Vegetation wahrnehmen. Am Canyon de Colorado stießen wir auf einige große Cottonwoods und Reste einer indianischen (?) Mauer. Ein kleines Rinnsal sorgte für Leben in dieser Halbwüste. Vögel zwitscherten und Schilf wuchs. Das spärliche Wasser nutzte ich, um mein Shirt nass zu machen und wieder anzuziehen. Oh ja, der Tipp war nicht zu verachten: Es fühlte sich an, als ob man ins Freibad springen würde. Klasse! Hier wartete ich auf meine gehandicapte Frau und wir machten eine kurze Rast.











    Beim Pipe Spring Creek füllte ich meine Flasche mit dem Wasser des versickernden Rinnsals auf. Hier war es so schön, dass ich am liebsten geblieben wäre. Ab diesem Punkt zog sich dann der Weg zum Indian Garden. Meine Frau hatte Schmerzen im Fuß und jede Schlucht musste weiträumig umgangen werden, so dass mit der Zeit auch Kondition und Laune eines Teils des Wanderpaars immer geringer wurde. Nur mit Notlügen war ein Weiterkommen möglich. Gegen 19 Uhr stießen wir dann endlich auf die Jungs, die schon über eine Stunde auf uns an der ersten Wasserstelle des Campgrounds gewartet hatten.
    Die Laune besserte sich allerdings zunehmend und wir kamen noch mit den kontrollierenden Rangern ins Gespräch. Wir schlugen unser Lager auf und aßen unser Müsli. Meine Frau schlief dann mit dem jüngsten im Zelt und ich mit dem anderen unter freiem Himmel.











    Um vier klingelte unser Wecker. Doch waren wir nicht die ersten. Aber gegen fünf ging es über den Bright Angel Trail wieder hoch zum Rim. Natürlich machten wir uns Sorgen, wie es mit dem Fuß meiner Frau wieder hoch gehen sollte. Doch schon bald stellte sich heraus, dass es wohl besser gehen durfte als am gestrigen Tag. Dafür schwächelte unser Jüngster nach ein paar Hundert Metern. Zum Glück war es nur zu früh für ihn und er musste den Kreislauf hoch bekommen. In der Morgendämmerung wanderten wir den breit ausgetretenen Bright Angel Trail bergan. Die Sonne zauberte feine Lichtspiele in den Dunst, denn für diese Jahreszeit war es glücklicherweise ungewöhnlich kühl.








    Langsam mäanderten wir hinauf und nach einiger Zeit überholten der Kleine und ich meine Frau, die guter Dinge zu sein schien. Da es auf dem Weg wieder hinauf eine Wasserstelle gab, schleppten wir einige Kilos weniger mit. Je höher wir kamen, desto eher trafen wir Menschen und so gegen sechs kam uns der erste Wanderer vom Rim hinunter entgegen. Wir machten an jedem Shelter hinauf eine kurze Rast und dort entließen wir auch den großen, der nun in seinem eigenen Tempo weiter nac h oben gehen konnte. Ich hielt wanderte zusammen mit meinem Jüngsten und kurz nach Mittag kamen wir oben an. Die letzten rund 500 Höhenmeter waren wieder recht mit Ausflüglern gefüllt.







    Oben gab es das obligatorische "Gipfelfoto". Mit dem Bus fuhren wir später zurück zum Visitor Center und am nächsten Tag weiter mit unserem Van Richtung Monument Valley.

    Zuletzt geändert von welzijn; 10.02.2016, 22:13. Grund: geotagged/titel gekürzt

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    • 08.06.2012
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    #2
    AW: [USA] Runter und Rauf mit Family - Grand Canyon/Tonto

    Wow - tolle Bilder und ein sehr schöner Bericht!

    Eigentlich hat mich der Südwesten nie so gereizt, aber die Bilder sind schon sehr ansprechend.

    Wie alt sind denn Deine Kinder und wie viele km / hm habt ihr an dem Tag so gemacht?

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    • ronaldo
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      • 24.01.2011
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      #3
      AW: [USA] Runter und Rauf mit Family - Grand Canyon/Tonto

      Sehr schön, danke!
      Du kriegst den Germanistenpreis für die Etablierung des Wortes "schlangenbang" - das ist wirklich gut!

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      • welzijn
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        #4
        AW: [USA] Runter und Rauf mit Family - Grand Canyon/Tonto

        Meine Jungs waren 11 und 15. Am ersten Tag waren wir 12 Stunden unterwegs für rund 15 Kilometer und 1100 hm runter. Wir haben aber auch die Mittagshitze vertrödelt. Hoch haben wir zwischen 4 und gut 5 Stunden gebraucht, wobei hoch viel kürzer war über den Bright Angel Trail und 1000 hm zu überwinden waren.

        Mit meinem Jüngsten habe ich allerdings im Frühjahr im Harz eine Tagesleistung von 30 km erreicht, die Hitze macht´s halt.

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