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Hallo Forum
Ich möchte hier berichten über meinen ersten Versuch des Wüstentrekkings und andere Touren die ich in Marokko im April und Mai 2015 gemacht habe.
Ich habe unteranderem auch andere Sachen erlebt, die aber nicht direkt mit Trekking zu tun haben. Ich werde davon berichten, aber versuchen es kurz zu halten, da es in diesem Forum ja in erster Linie um Outdooraktivitäten geht.
Ich bitte die mindere Qualität der Fotos zu entschuldigen, da ich nur eine kleine Knipse dabei hatte, die auch noch vom Sand in mitleidenschaft gezogen wurde.
Erster Teil:
Es fing für mich schon am Flughafen Düsseldorf gut an als mein Flug nach Madrid sich um über eine Stunde verschob weil in Frankreich (wo auch sonst) wieder die Fluglotsen streikten.
So konnte ich meinen Anschlussflug nach Marrakesh nicht bekommen und saß bis Morgen in Madrid fest. Zum Glück war Iberian Airlines so kulant und hat uns ein Hotel bezahlt. Bei Ryanair hätte ich sehen können wo ich bleibe.
Also hatte ich einen Nachmittag Zeit für Sighseeing in Madrid. Mit nem Marrokaner, der auch auf dem Weg nach Marrakech war, hab ich mich im Hotel angefreundet und wir sind in die Innenstadt.
Madrid ist wohl eine dieser Städte in denen man länger bleiben muss um sie gern zu haben. Klar alte Ehrwürdige barocke und klassizistische Gebäude und der Königspalast ist auch nicht von schlechten Eltern, aber wirklich beindruckt hat mich der Kurzaufenthalt in Madrid nicht gerade. War aber nett mal dort gewesen zu sein.
Den nächsten Tag konnte ich dann aber wirklich los fliegen und kam ohne weitere Komplikationen in Marrakech an. Endlich, mein erstes mal in Afrika.
In der Medina in Marrakech will einen praktisch jeder abzocken wenn man Tourist ist. Das hab ich auch sehr schnell zu spüren bekommen, als ich gerade 5 Minuten am Jamaa el Fna Platz, dem zentralen Platz der Medina angekommen war.
Dort stehen sie alle, die Wahrsager, Wunderheiler, Hennafrauen und Märchenerzähler und unter anderem auch die Schlangenbeschwörer. Sehen mich gerade frisch angekommen, möchte mich noch etwas orientieren, die Kamera in der Hand und wittern fette Beute. Ehe ich mich versehe hab ich die Schlange um den Hals und der Typ macht Fotos von mir mit der Schlange.
Nachher verlangt er von mir die astronomische Summe von 200 Dirham, das sind 20 Euro für diesen Witz.
Ich sträube mich dagegen und fange an mit den Leuten zu streiten. Erst als ich drohe die Polizei zu rufen lassen sie von mir ab.
Fängt ja schon mal gut an.
Ein Hostel hab ich nicht gebucht und hatte auch keinen großen Plan wo eins sein sollte, aber irgendwo in den Souks werd ich schon was finden dacht ich mir. Es reicht irgendwen nach nem Hostel zu fragen und schon kommt nach 5 Minuten n kleiner Lümmel angelaufen und zeigt einem den Weg. Dem gibt man dann 5 Dirham und alle sind zufrieden. Man sollte sic hden Weg allerdings gut merken denn in den engen Gassen kann man schon mal die Orientierung verlieren.
Die Souks sind halt das typische 1001 und eine NAcht Klischee von engen Gängen wo Tücher, Silberschmuck, Gwürze und anderes Geschmeide feilgeboten werden. Will man etwas kaufen MUSS man feilschen sonst wird man gnadenlos über den Tisch gezogen und zahlt 300% mehr als es eigentlich kosten würde. Ich musste da auch mein Lehrgeld für zahlen
Im Hostel hab ich nen Haufen interessanter Leute und Reisende kennen gelernt. Unter anderem auch Emil aus Frankreich. Emil ist ein richtiger Hippie mit seinen Dreads und total alternativ. Mit ihm hab ich mich richtig gut verstanden und wir haben uns sofort angefreundet. So sind wir zusammen durch die Souks gelaufen und haben am nächsten Tag etwas Sighseeing gemacht. Erst am nächsten Tag hab ich festgestellt das ich ein ziemliches Problem habe, nämlich kam mein Lohn einfach nicht und es war Freitag Nachmittag.
Jetzt hatte ich ein echtes Problem und stand in nem fremden Land fast ohne Geld da.
Zum Glück hat mir mein neuer Freund Emil da ausgeholfen. So kam es auch dass ich dir Reiseplanung wieder mal etwas umgestellt hab. Eigentlich war geplant direkt am dritten Tag in den Jebel Sarhro aufzubrechen, aber durch mein kleines Geldproblem haben wir beschlossen erst mal zusammen zu reisen.
Nämlich war Emils Reiseroute eine sehr gute Wahl und sie würde mir helfen mich schonmal an die Hitze anzupassen.
Unsere geplante Route sollte uns entlang der Draa Flussoase durch Steinwüsten, Palmengärten und an alten Kasbahs und Lehmdörfern entlang führen.
Von Marrakesh ging es mit dem Bus über den hohen Atlas nach Agdz.
Auf der Nordseite des hohen Atlas ist es noch recht grün und die Landschaften errinern an Griechenland oder die Provence. Natürlich alles etwas wilder. Auf der Südseite des Atlas wandelt sic hdie Landschaft komplett. Man kommt durch Wüsten und Steppenartige Landschaften und Bäume wachsen nur noch dort wo Flüsse sind oder Irrigation betrieben wird.
In Agdz steigen wir also aus und folgen von hier aus dem Draa zu Fuß.

Noch ganz Winterweiss beginnt meine Reise hier im Flussbett des Draa. Im Hintergrund Ausläufer des Jebel Sarhro.
Das ganze Draatal ist wirklich ein Paradies. Wo Wasser auf die Wüstensonne trifft spriesst das Leben in unglaublichen Ausmass. Hier sind bis 3 Kornernten im Jahr möglich und das Gemüse gehört zum besten was ich jemals gegessen habe. Wo kein Wasser ist, gibt es nur ein paar vereinzelte Akazien und sonst Hammada (Steinwüste) und kahle Berghänge.


Palmen"holz"

Wüstenblumen
Ich wanderte also mit Emil entlang des Draa, mal in Teilen des Ufers mal auf Dorfwegen entlang der Berberdörfer. Die Bevölkerung die hier lebt gehört zum Stamm der Ait Atta, welcher einer der drei großen Berberstämme Marokkos darstellt. Die Berber hier sprechen Tamazight, eine der Berbersprachen, welches übrigens rein gar nix mit dem arabischen zu tun hat.
Die Berber haben auch ihre eigene Schrift das Tifinagh, welches mitlerweile neben dem arabischen und lateinischen Alphabet in Regionen wo viele Berber leben, gelehrt wird.

Verfallene Lehmbauten, die tpische Bauweis hier im Süden. Werden die Bauten aber verlassen, verfallen sie durch Regen recht schnell.

Palmengärten im Draa Tal

Eine alte Kasbah. Eine Kasbah ist ein befestigtes Haus. Hier befinden sich etliche Kasbahs, also muss man davon ausgehen dass die Leute früher Probleme mit ihren Nachbarn hatten.
Aber wahrscheinlich sind die Bauten eher gegen marodierende Wüstennomaden entstanden.

Weitere Kasbah komplett aus Lehm.
Emil und ich kamen durch ein kleines Dorf und haben etwas mit den Jungs Fussbal gespielt. Man muss sich aber davor hüten den Kindern etwas zu geben wenn sie nach Dirhams, Stiften oder Bombons betteln wenn sie in einer Gruppe sind, weil dann jeder etwas will und kleine gierige Hände nach allem greifen. Ist ein Kind allein kann man ihm ruhig mal 2 Dirham oder so zustecken.
In diesem Dorf wurden wir auch von einem Berber zum Teetrinken in sein Haus eingeladen. Leider habe ich seinen Namen vergessen, weil es einfach zu viele Begegnungen über die Zeit wurden. Hier trinkt man traditionell grünen Tee mit Marokkominze und sehr viel Zucker in kleinen Gläsern (Auch Wiskey Berber genannt). Die Herstellung ist eine ganze Prozedur die ich aber mitlerweile verstanden habe.
Zum Tee gibts selbstgemachtes Brot mit Olivenöl. Die allermeisten Berber sprechen wenigstens ein bischen Französisch, weil Französisch hier zweite Amtssprache ist also kann man sich etwas verständigen über das Leben hier und Fussball und was sonst so anliegt.

Mein erster Berbertee, sollte nicht mein letzter sein
Unser Weg ging nachher weiter entlang des Tafelbergs dessen Name mir wieder entfallen ist. Wir suchten uns unser Nachtlager irgendwo am Fuße des Berges.
Die "unfassbar kalten" Wüstennächte sind zumindest in dieser Jahrezeit gar nicht mehr so kalt. ich hab eigentlich immer mit offener Apsis geschlafen und die erste hälfte der NAcht ist eigentlich sehr warm. erst gegen 2-3 wird es kalt. Und kalt bedeutet sagen wir mal 10 Grad. Also eigentlich für jeden der regelmäßig in Europa draussen schläft ein Witz.
Der Sternenhimmel hat es allerdings in sich. So klar hab ich es glaub ich nur in den höchsten Lagen der Alpen und Karpaten und nur an wenigen besonders klaren Tagen erlebt.
Nach Sonnenaufgang wird es allerdings fast augenblicklich sehr warm. Die Sonne hat hier eine unglaubliche Strahlkraft. Die Sonnencreme einzupacken war eine weise Entscheidung. Meinen Schesch, so heissen die Turbane hier habe ich hier allerdings noch nicht genutzt. Nur mein Buff.

Hammada mit Akazien am Fuß des Tafelberges.



Berberfriedhof. Die Gräber werden markiert durch kleine aufrecht stehende Steine. Kein Text, keine Blumen, nix.
Am Mittag des zweiten Tages wurde es schon brütend heiss und da haben wir es uns direkt am Ufer des Draa gemütlich gemacht, gekocht und sind im Fluss geschwommen. Das ist das ultimative Paradies. Hier in diesem sauberen kalten Bergwasser zu schwimmen während nur ein paar Hundert Meter entfernt nix als brütend heisse Hammada war.


Das Wasser hier ist so gut dass man es ohne Probleme trinken kann. Also ich kann es trinken. Mein Wanderpartner war etwas skeptisch darum haben wir für ihn zur Sicherheit etwas Romintropfen in die Flaschen getan.
Allgemein hatte ich überhaupt keine Probleme mit Montezumas Rache. Ich hab fast aus jedem Drecksloch getrunken und jedne Mist gegessen und hatte kein Problem (Ausser einmal, aber das wird eher an der extremen Überanstrengung und dehydrierung gelegen haben). Für schwächere Mägen würd ic haber trotzdem empfehlen etwas besser aufzupassen bzw. Mittel zur Purifikation dabei zu haben.
Nachmittag als es nicht mehr so heiss war ging unsere Reise weiter durch ein sehr tristes, aber genau deshalb sehr interessantes Gebiet.



Lehmziegelproduktion
Auch heute wurden wir mindestens 3 mal zum Tee eingeladen wovon wir 2 Einladungen auch annahmen. Die Begegnungen sind immer sehr interessant auch wenn man sich nicht viel zu erzählen hat.
Am Ufer des Draa haben wir dann des Abend das zweite Nachtlager aufgebaut.

Feuermachen ist in der Wüste geradezu Witzlos. Man hält das Feuerzeug an paar trockene ÄSte und schon brennt alles lichterloh. Tamariske ist sogar derartig trocken, dass man selbst das grüne Holz verbrennen kann.


Am nächsten Morgen wollten wir in Tanzikht ein Kollektivtaxi nehmen um nach Zagora zu kommen, da sich auf dem nächstne Abschnitt die Palmengärten schließen und man nicht mehr an den Draa kommt und die Strecke nicht mehr so schön zu gehen ist. Ausserdem wollte emil von Zagora aus weiterreisen.


Draa Flussoase nahe beim Dorf Tanzikht.
Die ganze Strecke ist wunderschön und da es hier keinen oder kaum Tourismus gibt sind die Leute auch noch wirklich freundlich und wollen einem nicht direkt an den Geldbeutel, ich kann die vor allem als Einsteigsstrecke gut empfehlen.
Kollektivtaxis, auch Grande Taxis genannt sind meistens alte Mercedes Limousinen. Zu acht saßen wir, teilweise einer auf dem Schoß des anderen und fuhren nach Zagora.
Zagora ist das Tor zur Sahara. Allerdings hat die Stadt erstaunlich wenig zu bieten und besteht hauptsächlich aus neuen Gebäuden obwohl sie an sich recht alt ist. Es wurde wohl viel kaputtrenoviert.
Wir verbrachten eine Nacht am Campingplatz und ich konnte Gottseidank endlich Geld abheben. Hier lauern wieder überall Verkäufer und Leute die einem Kameltouren andrehen wollen.

Zagora, man sollte nicht länger bleiben als unbedingt nötig.
Das erstaunlichste was uns hier aber passiert ist, war ein ausgewachsener Wolkenbruch der in einen Dauerregen überging. Mein erstes mal am Rande der Sahara, einem der trockensten Gebiete der Erde ausgerechnet hier regnet es wie verrückt. In meiner gesamten weiteren Zeit in Marokko, sollte kein einziger Tropfen Regen mehr fallen.
Und der Situationskomik nicht genug. Auf dem Campingplatz haben wir uns entschieden alle beide in Emils 2 Personenzelt zu schlafen so dass wir nicht 2 Zelte zahlen müssen. Allerdings war Emils Carrefour Billgzelt nicht wirklich regendicht. Es hat ja auch keiner wirklich mit Regen gerechnet. So saßen wir zwei in unserer nassen Sauna und konnten unser "Glück" nicht fassen
Am nächsten Tag sah Zagora aus als ob es niemals geregnet hätte. Der Regenschauer war wohl wirklich ein Tropfen auf den heissen Stein.

Regen in der Wüste
Hier kamen mir auch zum ersten mal Zweifel ob meine Tour so wie ich sie geplant hatte wirklich umsetzbar sei, denn mehrere Nomaden die hier Touristentouren anbieten haben mir gesagt das gewisse Quellen womöglich ausgetrocknet sind und in dieser Jahreszeit ein sehr heißer Südwestwind weht. Sie warnten mich diese Tour so anzutreten. Den ganzen Tag habe ich überlegt was ich wohl tun solle und bin zum Entschluss gekommen, dass es besser ist eine leichtere Variante zu probieren.
Emils und mein Weg trennten sich hier. Er war weder ausgerüstet noch körperlich trainiert für meine Wüstenwanderung und ohnehin war sein nächstes Ziel irgendwo im Antiatlas.
So nahm ich also den Bus in das kleine Wüstendorf M'hamid nahe der algerischen Grenze.
Im Bus nach M'hamid traf ich Lahsan, der ein wirklicher Nomade war und mir einiges über die Wüste erklärte er half mir auch einen Schlafplatz zu finden weil der Bus Nachts in M'hamid ankam. Man merkt schon den Unterschied, dass diese Menschen hier zwar auch Geld mit den Touristen machen wollen, sie aber nicht als wandelnde Geldsäcke sehen und der maximale Gewinn nicht im Zentrum steht.
Die Menschen der Wüste hier sind keine Berber mehr sonder Sahraouis. Eine Mischung aus Afrikanern, Mauren und Arabern.
Durch Lahsan kam ich in dem kleinen Touristencamp "Bivouac sous les Etoilles" unter und bekam einen Sonderpreis wegen meiner Solowanderung.
Allgemein haben mich die Leute dort mehr als einen der ihren als wie einen Touristen behandelt.
Ich saß am Abend zusammen mit den Nomaden und habe Tee getrunken. Zwar haben sie mich dort auch gewarnt vor meiner Tour, aber sie haben mir auch zahlreiche Tipps, Hinweise und ihren Segen gegeben und mir geholfen Vorräte zu bekommen.
Am nächsten Tag habe ich mir zuerst eine Tageswanderung in die Dünen um M'hamid vorgenommen um zu lernen mit dme Sand umzugehen.
Das Dünenfeld hier ist noch relativ klein und die Dünen sind nur 10-20 m hoch. Das war das erste mal das ich in einem Erg (Sandwüste) gewesen bin.
Ich musste mich erstmal komplett darauf einstellen.
Der Wüstensand ist sehr viel feiner als Meeressand und das gehen gestaltet sich als sehr kraftraubend.
Idealerweiser geht man nie auf der Düne sondern in einem Dünenkorridor mit festem Untergrund so wie hier:

Allerdings hat man nicht immer diese Korridore oder muss je nach Richtung auch mal Dünen überqueren.
Am besten geht man dabei in Serpentinen oder diagonal den Dünenkamm herauf.
Muss man auf einem Dünenkamm laufen sollte man immer auf auf dem oberen Drittel der Luvseite einer Düne laufen aber nie direkt auf dem Kamm weil man einsinkt. Gleiches gilt für die Leeseite der Düne. Man sollte sich etwas Zeit nehmen um die Balance und den Körper an diesen für Europäer völlig ungewohnten Boden zu gewöhnen.
Die Stimmung in einer Sandwüste kann man eigentlich nicht beschreiben und selbst Bilder geben kaum das wieder, wie es wirklich ist.










Diese Keramikscherben fand ich in dem kleinen Erg. Wie alt sie wohl sind und von wo sie stammen?

Dieser Knöterich hat mit Wasser gefüllte Blätter. Das wre natürlich eine prima Wasserquelle. Leider ist es komplett salzig. Die Tamarisken haben ebenfalls sehr salzige Blätter und können das Salz als Kristalle ausscheiden, daher findet man unter alten Tamarisken teilweise eine Salzkruste.
Die Temperaturen gehen Mittags schon auf knapp 40°C und der Sand brennt auch von unten. Der Schesch ist das perfekte Kleidungsstück für die Wüste. Er schützt vor der Sonnenstrahlung, dem Winde und dem Sand und sorgt vor allem dafür dass der Schweiss nicht sofort verdamt sondern länger kühlt.
Da gibts auch keine moderne Entwicklung die damit mithalten kann. Idealerweise hätte ich auch einen Kaftan oder einen Jelaba tragen müssen, weil er sehr luftig ist und ebenfalls kühlt. Allerdings hatte ich keinen und Rucksacktragen damit ist vielleicht etwas kompliziert.
Meine ersten Gehversuche in der Sandwüste empfand ich als recht gut, allerdings bin ich da noch nicht mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken gegangen.
Die Route für morgen sah vor dass ich zu Fuß von Mhamid bis zum Erg Chegaga marschieren würde, welcher sich über 50 km ausdehnt und bis zu 300 m hohe Dünen hat und damit die höchsten in Marokko hat. Geplant waren 2 Tage á 30 km und ich versuchte mit 10 l Wasser hinzukommen. Jeden Tag etwa 5 l.
Also ging ich am nächsten Morgen um ca. 6 Uhr los als es gerade dämmerte.
Zwischen M'hamid und dem Erg Chegaga liegen ca. 60 km Hammada und Ebenen. Der erste Teil führt durch ein altes Dünenfeld mit niedrigen Dünen auf denen sich Tamarisken angesiedelt haben.

Hin und wieder kam ich mir nicht wie in der Wüste sondern wie irgendwo am Donau oder Rheinufer vor.

Wüstenblume. So etwas wie eine Nestwurz. Wuchs in diesem Bereich noch recht häufig. (Nachträglich herausgefunden dass es sich dabei um Cistanche tinctoria handelt)



Die Landschaft öffnet sich aber schnell immer mehr und wird immer offener.

Wüstenraben gibts hier einige.
In den ersten Stunden komme ich gut voran weils noch angenehm kühl ist. Ich merke aber schon was das für ein Unterschied ist mit dem schweren Rucksack durch die Weichsandfelder zu laufen. Der Kraft und vor allem Wasserverbrauch ist um vieles höher als ohne. Mein Rucksack hatte mit dem 10 Liter Wasserreserven ein Gewicht von 26 Kilo, was schon eine Hausnummer ist. Ich sollte schon noch merken dass das nicht die beste Idee war.

ein Barchan, eine Sicheldüne. Diese Dünen können sich schnell forbewegen und Oasen oder Dörfer überfluten.

Kamelweide. Durch die immensen Regenfälle im Dezember, sagten mir die Nomaden sei die Wüste in dieser Zeit ungewöhnlich grün. Ein Segen für die Sahraouis und ihre Herden.

Mein Pausenbaum. Der letzte größere Baum vor der großen Hammada. Es ist wichtig Mittags wenn die Sonne am heissesten brennt eine Siesta im Schatten einzulegen und erst gegen 3 wieder loszuziehen.

festgebackener Boden, die Platten sind wie Keramik.
Von den Nomaden habe ich die Unterschiede der einzelnen Wüstenformen erfahren. Neben der Hammad und dem Erg gibt es auch den Reg, eine Ebene ohne größere Steine oder Sand. Nach Regenfällen sind diese Flächen die besten Gebiete für die Herden, da dort die Wüste ergrünt.Eigentlich besteht die Sahara zum größten Teil aus solchen Ebenen und Hammadas nur etwa 20% sind Dünenfelder, von denen manche trotzdem immer noch größer sind als ganz Österreich.
Die Hammada du Draa in welcher ich mich hier befinde laut meinen Informationen die größte Hammada der Welt und zieht sich bis weit nach Algerien und in die Westsahara. Die Dünenfelder die sich hier befinden sind vergleichweise winzige Sprenkel in der Steinwüste.
Recht kurz nach dem Pausenbaum fing sie auch schon an, die Hammada.

Hammada gehört zu den trostlosesten und kargsten Landschaften die ich jemals gesehen habe. Auf Bilder lässt sich dieses Nichts kaum einfangen. Bis zum Horizont erstreckt sich eine gleichförmige Steinebene.
Gegen Mittag fängt auch der starke Südwestwind an vor dem mich die Sahraouis gewarnt haben. Er ist das Westsaharische Äquivalent zum Chamsin, leider habe ich den Namen vergessen. Es ist ein extrem heisser Wind der einen rasant schnell austrocknet, darüberhinaus brachte der Wind auch eine Menge feinsten Sand mit, der in jede Pore eindringt.

Callotropis Procera, auch Oscher genannt. Ein giftiger Strauch aus der Familie der Hundsgiftgewächse. Die Nomaden nutzen das Holz zum Feuer machen und den Bast für Seile die getrockneten Früchte sind das Äqvivalent zu unserem Zunderschwamm.

Eine der wenigen Markierungen für die Piste. Ab hier verlaufen sich die Pisten auf komplett. Für die Orientierung nutzte ich neben alten Militärkarten vor allem Google Earth Ausdrucke. Aber in einer derart Ereignislosen Landschaft ist der Kompass und vor allem das GPS Gerät lebenswichtig.


Windteufel, Fata Morganas alles habe ich gehabt. Der Feinsand begann jetzt auch meine Kamera zu beschädigen. Die Kamera fokkussierte nicht mehr richtig, ging teilweise nicht mehr an.
Ich habe mich glaube ich noch nie in meinem Leben so einsam gefühlt wie hier. Hier ist nix. Es ist eine Welt wie im Urzustand, nur der endlos wehende Wind und Ich. Für die Psyche ist
das härter als gedacht. Dazu noch die Gluthitze und der Wind mit Sand. Meine Motivation war ziemlich am Boden. Ich wanderte einfach ohne zu sehen wie weit ich komme. Nur ganz selten taucht eine Akazie weit am Horizont auf. Und wo man denkt man ist in 20 minuten dort braucht man 2 Stunden um den Baum zu erreichen.
Vor allem habe ich mir große Sorgen um meinen Wasserverbrauch gemacht. Der Wind trocknet einen derart aus, dass man schon nach einer halben Stunde wieder einen extremen Durst verspürt. Dattelkerne lutschen bringt etwas Milderung für das Durstgefühl aber auch nicht wirklich der Bringer. So würde ich wirklich Probleme bekommen den Erg zu erreichen. Vor allem macht das tragen des Rucksacks einen riesigen Unterschied aus was das Schwitzen und den Wasserverbrauch angeht. Es gibt schon einen Grund warum Nomaden keine Kiepen und Rucksäcke tragen.
So wanderte ich also in diesem endlosen Nichts.

Dieses Bild ist mein letztes und fängt vielleicht am besten das Feeling in der Hammada ein. Ich war unglaublich geschafft. Die Kamera spielt total verrückt und ich hab mich schon damit abgefunden dass ich keine Fotos mehr machen kann.
Nach etwa 28 km war ich einfach zu erschöpft. Ich war sehr dehydriert. Ich legte meinen Rucksack als Windschild vor mich und legte mich einfach auf meine Isomatte und schlief. Selbst etwas zu kochen war mir zu viel. Ich aß nur ein paar Datteln und Nüsse und schlief ein.
Die Nacht war diesig und bewölkt. Sobald man Eine Wolkenschicht hat sind die Nächte extrem warm. Um 6 Uhr quälte ich mich aufzustehen um möglichst viel von der "Kühle" des Morgens zu haben. Es waren trotzdem 25°C aber immerhin besser als die 43°C Mittagstemperatur.
Was ich fühlte und dachte ist wo ich so ganz mit mir alleine war ist schwer zu beschreiben, aber sagen wir so, es fällt mir nicht mehr schwer nachzuvollziehen, warum die meisten Weltreligionen in Wüstenregionen entstanden sind und so viele Eremiten die Wüsten aufsuchten.
In diesem "Garten Allahs" wie die Araber es nennen, sorgt die Ereignislosigkeit dafür dass der Verstand ganz anders funkioniert und alles ganz anders wahrnimmt. Würde ich eine geführte Touristentour im bequemen 4x4 machen, würde dieser Effekt wohl kaum so auftreten.
Vor allem wenn man Wälder und Berge gewohnt ist wo alle paar Meter etwas neues passiert ist diese Eintönigkeit eine große Prüfung.
Ich schaffte es unter großen Strapazen zum Erg Chegaga. Hier wusste ich dass es Touristencamps gibt. Auch "Bivouak sous les Etoiles" hatte hier eine Aussenstelle direkt am Beginn der Sanddünen. Ich hab mich hier erstmal vorgestellt und mein Wasser aufgefüllt. Ich habe gesoffen wie ein Loch.
Die Nomaden waren nicht schlecht beindruckt vom "Allemand fou" dem bekloppten Deutschen der zu Fuß zum Erg gekommen ist
Hier hab ich mich erstmal etwas ausgeruht um nachher in das Sandmeer aufzubrechen. Vorher hab ich aber noch einen GPS Punkt auf das Lager gesetzt um wieder aus den Dünen herauszufinden. Hier hab ich von den Nomaden auch Pinsel und Schraubenzieher bekommen um die Kamera zu reparieren un tatsächlich konnte ich es zumindest so hinkriegen das man wieder Fotos mit der Automatikfunktion machen konnte ohne zoomen und die Software spann immer noch, aber besser so als nix.

Am Anfang des Ergs, im Hintergrund die ca. 300 m hohe Riesendüne. Ich habe mich allerdings nicht mehr wirklich im Stande gefühlt die zu besteigen.
Ich versuchte immer die niedrigsten Wege durch die Dünen zu gehen. Mit dem schweren Rucksack sinkt man schon stark im Sand ein und der KRaft und Wasseraufwand ist enorm.
Nach dem ich einige Kilometer in den Sand gegangen bin habe ich an einer schönen Stelle ohne Sand mein Zelt aufgebaut:

Das ist ein absolut sensationeller Zeltplatz. Vielleicht der beste an dem ich jemals gewesen bin.
War ich schon von dem kleinen Erg Lihoudi nahe M'hamid begeistert ist diese Landschaft nicht wie von dieser Welt.
Bis zum Horizont erstreckt sich diese Geisterlandschaft und es wirkt wirklich stellenweise wie ein erstarrter Ozean.















Und die Dünen singen wirklich. Es ist ein unwirkliches Geräusch. Doch wenn der Wind nicht weht ist die Stille absolut.
Ich glaube ein Lyriker wäre besser um diese Landschaft zu beschreiben, denn man kann sie fast nur in Metaphern umschreiben so einzigartig ist sie.
Dennoch gibt es Leben in dieser kristallinen Mondlanschaft. etliche Spuren von Laufkäfern, Schlangen und Skorpionen, verrraten dass es Leben unter dem Sand gibt.

Dünenselfie
Ich verbrachte einen Großteil der Nacht alleine auf der Düne sitzend, die Sterne beobachtend. Der Unterschied zum Draa Tal ist schon noch mal groß. Noch nie habe ich einen klareren Sternenhimmel gesehen. Ich hatte teilweise Schwierigkeiten den großen Wagen zu finden weil derartig viele Sterne am Himmel waren. Leider taugt mein Kamera nix für Nachtaufnahmen.
Nächstes mal definitiev mit der Spiegelreflex.
Die Überanstrengung und der Enorme Wasserverlust, vielleicht auch die Sonneneinstrahlung haben mich allerdings kaputt gemacht. In der Nacht hat mich ein Durchfall heimgesucht und ich fühlte mich wirklich elend. So würde ich den Rückweg kaum schaffen.

Am nächsten Morgen hatte ich den Freund hier unter meinem Rucksack. Man sollte also bei Schuhen und Klamotten immer aufpassen und sie am besten durchschütteln.

Nahe des Nomadenlagers habe ich diese Nordafikanische Hornviper gefunden. Es ist die giftigste Schlange der Sahara und hat ein bösartiges Hämotoxin. Fast alles was hier lebt hat Dornen, Stacheln oder will einen mit Gift umbringen.
Ich versuchte an diesem Tag per Anhalter an der Hauptpiste zurückzukommen. Das ist allerdings nicht wirklich von Erfolg gekrönt gewesen. Es fahren nur sehr wenige Jeeps überhaupt und die wenigen die vorbeikamen haben nicht angehalten. (Nachher habe ich im Lager erfahren dass es für die meistne Touristen "unbequem" ist einen einsamen Wüstenwanderer mitzunehmen. Muss man sich mal vorstellen, da könnte jemand verdursten weil man es als unpässlich empfindet, den eigenen Traumurlaub etwas zu verderben und sich das Auto mit jemandem der Schmutzig und verschwizt ist zu Teilen. Abschaum!)
Ich ging also nach 3 erfolglosen Stunden hitchhiking zum Lager zurück. Dort hab ich mit dem Chef vom Lager einen Deal ausgehandelt, dass jemand aus M´hamid kommt und mich extra zurückfährt. Das hat mich zwar 40 Euro gekostet, aber das war wohl mein Lehrgeld für das Abenteuer und ich habe mich einfach zu schlecht gefühlt und ich hatte keine Lust dass ich hier in der Wüste ernsthaft krank werde und dann hätt ich wirklich nenn Transport gebraucht.
Bis dahin hab ich mir die Zeit mit den Jungs vom Lager vertrieben, Musik gemacht und gequatscht.
Zurück in M'hamid verbrachte ich eine Nacht auf einem gammligen Campingplatz und nahm nächsten Tag den Bus nach Marrakech.
Nun es lief alles anders als geplant. Das alles hatte mich ziemlich runtergezogen und ich war für ne Weile echt demotiviert und eigentlich wollte ich direkt nach dieser Tour in den Jebel Sarhro, aber im Moment wollte ich nicht mal ans Wandern denken.
Im Nachhinein betrachtet, hätte ich diese Tour erstens besser in einer anderen Jahreszeit machen sollen und zweitens war der dicke Rucksack das größte Problem. Das schleppen verbraucht so viel mehr Wasser als wenn man ohne geht.
Ich will die geplante Route aufjedenfall nochmal angehen, schon nur um mir zu beweisen dass ich es kann. Diesesmal aber mit Sulky und im September wenn es weniger heiss ist.
Der nächste Abeschnitt wird vom kleinen Intermezzo in Essaouira und der Wanderung im Jebel Sarhro Wüstengebirge handeln.
Ich möchte hier berichten über meinen ersten Versuch des Wüstentrekkings und andere Touren die ich in Marokko im April und Mai 2015 gemacht habe.
Ich habe unteranderem auch andere Sachen erlebt, die aber nicht direkt mit Trekking zu tun haben. Ich werde davon berichten, aber versuchen es kurz zu halten, da es in diesem Forum ja in erster Linie um Outdooraktivitäten geht.
Ich bitte die mindere Qualität der Fotos zu entschuldigen, da ich nur eine kleine Knipse dabei hatte, die auch noch vom Sand in mitleidenschaft gezogen wurde.
Erster Teil:
Es fing für mich schon am Flughafen Düsseldorf gut an als mein Flug nach Madrid sich um über eine Stunde verschob weil in Frankreich (wo auch sonst) wieder die Fluglotsen streikten.
So konnte ich meinen Anschlussflug nach Marrakesh nicht bekommen und saß bis Morgen in Madrid fest. Zum Glück war Iberian Airlines so kulant und hat uns ein Hotel bezahlt. Bei Ryanair hätte ich sehen können wo ich bleibe.
Also hatte ich einen Nachmittag Zeit für Sighseeing in Madrid. Mit nem Marrokaner, der auch auf dem Weg nach Marrakech war, hab ich mich im Hotel angefreundet und wir sind in die Innenstadt.
Madrid ist wohl eine dieser Städte in denen man länger bleiben muss um sie gern zu haben. Klar alte Ehrwürdige barocke und klassizistische Gebäude und der Königspalast ist auch nicht von schlechten Eltern, aber wirklich beindruckt hat mich der Kurzaufenthalt in Madrid nicht gerade. War aber nett mal dort gewesen zu sein.
Den nächsten Tag konnte ich dann aber wirklich los fliegen und kam ohne weitere Komplikationen in Marrakech an. Endlich, mein erstes mal in Afrika.
In der Medina in Marrakech will einen praktisch jeder abzocken wenn man Tourist ist. Das hab ich auch sehr schnell zu spüren bekommen, als ich gerade 5 Minuten am Jamaa el Fna Platz, dem zentralen Platz der Medina angekommen war.
Dort stehen sie alle, die Wahrsager, Wunderheiler, Hennafrauen und Märchenerzähler und unter anderem auch die Schlangenbeschwörer. Sehen mich gerade frisch angekommen, möchte mich noch etwas orientieren, die Kamera in der Hand und wittern fette Beute. Ehe ich mich versehe hab ich die Schlange um den Hals und der Typ macht Fotos von mir mit der Schlange.
Nachher verlangt er von mir die astronomische Summe von 200 Dirham, das sind 20 Euro für diesen Witz.
Ich sträube mich dagegen und fange an mit den Leuten zu streiten. Erst als ich drohe die Polizei zu rufen lassen sie von mir ab.
Fängt ja schon mal gut an.
Ein Hostel hab ich nicht gebucht und hatte auch keinen großen Plan wo eins sein sollte, aber irgendwo in den Souks werd ich schon was finden dacht ich mir. Es reicht irgendwen nach nem Hostel zu fragen und schon kommt nach 5 Minuten n kleiner Lümmel angelaufen und zeigt einem den Weg. Dem gibt man dann 5 Dirham und alle sind zufrieden. Man sollte sic hden Weg allerdings gut merken denn in den engen Gassen kann man schon mal die Orientierung verlieren.
Die Souks sind halt das typische 1001 und eine NAcht Klischee von engen Gängen wo Tücher, Silberschmuck, Gwürze und anderes Geschmeide feilgeboten werden. Will man etwas kaufen MUSS man feilschen sonst wird man gnadenlos über den Tisch gezogen und zahlt 300% mehr als es eigentlich kosten würde. Ich musste da auch mein Lehrgeld für zahlen

Im Hostel hab ich nen Haufen interessanter Leute und Reisende kennen gelernt. Unter anderem auch Emil aus Frankreich. Emil ist ein richtiger Hippie mit seinen Dreads und total alternativ. Mit ihm hab ich mich richtig gut verstanden und wir haben uns sofort angefreundet. So sind wir zusammen durch die Souks gelaufen und haben am nächsten Tag etwas Sighseeing gemacht. Erst am nächsten Tag hab ich festgestellt das ich ein ziemliches Problem habe, nämlich kam mein Lohn einfach nicht und es war Freitag Nachmittag.
Jetzt hatte ich ein echtes Problem und stand in nem fremden Land fast ohne Geld da.
Zum Glück hat mir mein neuer Freund Emil da ausgeholfen. So kam es auch dass ich dir Reiseplanung wieder mal etwas umgestellt hab. Eigentlich war geplant direkt am dritten Tag in den Jebel Sarhro aufzubrechen, aber durch mein kleines Geldproblem haben wir beschlossen erst mal zusammen zu reisen.
Nämlich war Emils Reiseroute eine sehr gute Wahl und sie würde mir helfen mich schonmal an die Hitze anzupassen.
Unsere geplante Route sollte uns entlang der Draa Flussoase durch Steinwüsten, Palmengärten und an alten Kasbahs und Lehmdörfern entlang führen.
Von Marrakesh ging es mit dem Bus über den hohen Atlas nach Agdz.
Auf der Nordseite des hohen Atlas ist es noch recht grün und die Landschaften errinern an Griechenland oder die Provence. Natürlich alles etwas wilder. Auf der Südseite des Atlas wandelt sic hdie Landschaft komplett. Man kommt durch Wüsten und Steppenartige Landschaften und Bäume wachsen nur noch dort wo Flüsse sind oder Irrigation betrieben wird.
In Agdz steigen wir also aus und folgen von hier aus dem Draa zu Fuß.
Noch ganz Winterweiss beginnt meine Reise hier im Flussbett des Draa. Im Hintergrund Ausläufer des Jebel Sarhro.
Das ganze Draatal ist wirklich ein Paradies. Wo Wasser auf die Wüstensonne trifft spriesst das Leben in unglaublichen Ausmass. Hier sind bis 3 Kornernten im Jahr möglich und das Gemüse gehört zum besten was ich jemals gegessen habe. Wo kein Wasser ist, gibt es nur ein paar vereinzelte Akazien und sonst Hammada (Steinwüste) und kahle Berghänge.
Palmen"holz"
Wüstenblumen
Ich wanderte also mit Emil entlang des Draa, mal in Teilen des Ufers mal auf Dorfwegen entlang der Berberdörfer. Die Bevölkerung die hier lebt gehört zum Stamm der Ait Atta, welcher einer der drei großen Berberstämme Marokkos darstellt. Die Berber hier sprechen Tamazight, eine der Berbersprachen, welches übrigens rein gar nix mit dem arabischen zu tun hat.
Die Berber haben auch ihre eigene Schrift das Tifinagh, welches mitlerweile neben dem arabischen und lateinischen Alphabet in Regionen wo viele Berber leben, gelehrt wird.
Verfallene Lehmbauten, die tpische Bauweis hier im Süden. Werden die Bauten aber verlassen, verfallen sie durch Regen recht schnell.
Palmengärten im Draa Tal
Eine alte Kasbah. Eine Kasbah ist ein befestigtes Haus. Hier befinden sich etliche Kasbahs, also muss man davon ausgehen dass die Leute früher Probleme mit ihren Nachbarn hatten.

Weitere Kasbah komplett aus Lehm.
Emil und ich kamen durch ein kleines Dorf und haben etwas mit den Jungs Fussbal gespielt. Man muss sich aber davor hüten den Kindern etwas zu geben wenn sie nach Dirhams, Stiften oder Bombons betteln wenn sie in einer Gruppe sind, weil dann jeder etwas will und kleine gierige Hände nach allem greifen. Ist ein Kind allein kann man ihm ruhig mal 2 Dirham oder so zustecken.
In diesem Dorf wurden wir auch von einem Berber zum Teetrinken in sein Haus eingeladen. Leider habe ich seinen Namen vergessen, weil es einfach zu viele Begegnungen über die Zeit wurden. Hier trinkt man traditionell grünen Tee mit Marokkominze und sehr viel Zucker in kleinen Gläsern (Auch Wiskey Berber genannt). Die Herstellung ist eine ganze Prozedur die ich aber mitlerweile verstanden habe.
Zum Tee gibts selbstgemachtes Brot mit Olivenöl. Die allermeisten Berber sprechen wenigstens ein bischen Französisch, weil Französisch hier zweite Amtssprache ist also kann man sich etwas verständigen über das Leben hier und Fussball und was sonst so anliegt.
Mein erster Berbertee, sollte nicht mein letzter sein
Unser Weg ging nachher weiter entlang des Tafelbergs dessen Name mir wieder entfallen ist. Wir suchten uns unser Nachtlager irgendwo am Fuße des Berges.
Die "unfassbar kalten" Wüstennächte sind zumindest in dieser Jahrezeit gar nicht mehr so kalt. ich hab eigentlich immer mit offener Apsis geschlafen und die erste hälfte der NAcht ist eigentlich sehr warm. erst gegen 2-3 wird es kalt. Und kalt bedeutet sagen wir mal 10 Grad. Also eigentlich für jeden der regelmäßig in Europa draussen schläft ein Witz.
Der Sternenhimmel hat es allerdings in sich. So klar hab ich es glaub ich nur in den höchsten Lagen der Alpen und Karpaten und nur an wenigen besonders klaren Tagen erlebt.
Nach Sonnenaufgang wird es allerdings fast augenblicklich sehr warm. Die Sonne hat hier eine unglaubliche Strahlkraft. Die Sonnencreme einzupacken war eine weise Entscheidung. Meinen Schesch, so heissen die Turbane hier habe ich hier allerdings noch nicht genutzt. Nur mein Buff.
Hammada mit Akazien am Fuß des Tafelberges.
Berberfriedhof. Die Gräber werden markiert durch kleine aufrecht stehende Steine. Kein Text, keine Blumen, nix.
Am Mittag des zweiten Tages wurde es schon brütend heiss und da haben wir es uns direkt am Ufer des Draa gemütlich gemacht, gekocht und sind im Fluss geschwommen. Das ist das ultimative Paradies. Hier in diesem sauberen kalten Bergwasser zu schwimmen während nur ein paar Hundert Meter entfernt nix als brütend heisse Hammada war.
Das Wasser hier ist so gut dass man es ohne Probleme trinken kann. Also ich kann es trinken. Mein Wanderpartner war etwas skeptisch darum haben wir für ihn zur Sicherheit etwas Romintropfen in die Flaschen getan.
Allgemein hatte ich überhaupt keine Probleme mit Montezumas Rache. Ich hab fast aus jedem Drecksloch getrunken und jedne Mist gegessen und hatte kein Problem (Ausser einmal, aber das wird eher an der extremen Überanstrengung und dehydrierung gelegen haben). Für schwächere Mägen würd ic haber trotzdem empfehlen etwas besser aufzupassen bzw. Mittel zur Purifikation dabei zu haben.
Nachmittag als es nicht mehr so heiss war ging unsere Reise weiter durch ein sehr tristes, aber genau deshalb sehr interessantes Gebiet.
Lehmziegelproduktion
Auch heute wurden wir mindestens 3 mal zum Tee eingeladen wovon wir 2 Einladungen auch annahmen. Die Begegnungen sind immer sehr interessant auch wenn man sich nicht viel zu erzählen hat.
Am Ufer des Draa haben wir dann des Abend das zweite Nachtlager aufgebaut.
Feuermachen ist in der Wüste geradezu Witzlos. Man hält das Feuerzeug an paar trockene ÄSte und schon brennt alles lichterloh. Tamariske ist sogar derartig trocken, dass man selbst das grüne Holz verbrennen kann.

Am nächsten Morgen wollten wir in Tanzikht ein Kollektivtaxi nehmen um nach Zagora zu kommen, da sich auf dem nächstne Abschnitt die Palmengärten schließen und man nicht mehr an den Draa kommt und die Strecke nicht mehr so schön zu gehen ist. Ausserdem wollte emil von Zagora aus weiterreisen.
Draa Flussoase nahe beim Dorf Tanzikht.
Die ganze Strecke ist wunderschön und da es hier keinen oder kaum Tourismus gibt sind die Leute auch noch wirklich freundlich und wollen einem nicht direkt an den Geldbeutel, ich kann die vor allem als Einsteigsstrecke gut empfehlen.
Kollektivtaxis, auch Grande Taxis genannt sind meistens alte Mercedes Limousinen. Zu acht saßen wir, teilweise einer auf dem Schoß des anderen und fuhren nach Zagora.
Zagora ist das Tor zur Sahara. Allerdings hat die Stadt erstaunlich wenig zu bieten und besteht hauptsächlich aus neuen Gebäuden obwohl sie an sich recht alt ist. Es wurde wohl viel kaputtrenoviert.
Wir verbrachten eine Nacht am Campingplatz und ich konnte Gottseidank endlich Geld abheben. Hier lauern wieder überall Verkäufer und Leute die einem Kameltouren andrehen wollen.
Zagora, man sollte nicht länger bleiben als unbedingt nötig.
Das erstaunlichste was uns hier aber passiert ist, war ein ausgewachsener Wolkenbruch der in einen Dauerregen überging. Mein erstes mal am Rande der Sahara, einem der trockensten Gebiete der Erde ausgerechnet hier regnet es wie verrückt. In meiner gesamten weiteren Zeit in Marokko, sollte kein einziger Tropfen Regen mehr fallen.
Und der Situationskomik nicht genug. Auf dem Campingplatz haben wir uns entschieden alle beide in Emils 2 Personenzelt zu schlafen so dass wir nicht 2 Zelte zahlen müssen. Allerdings war Emils Carrefour Billgzelt nicht wirklich regendicht. Es hat ja auch keiner wirklich mit Regen gerechnet. So saßen wir zwei in unserer nassen Sauna und konnten unser "Glück" nicht fassen

Am nächsten Tag sah Zagora aus als ob es niemals geregnet hätte. Der Regenschauer war wohl wirklich ein Tropfen auf den heissen Stein.
Regen in der Wüste
Hier kamen mir auch zum ersten mal Zweifel ob meine Tour so wie ich sie geplant hatte wirklich umsetzbar sei, denn mehrere Nomaden die hier Touristentouren anbieten haben mir gesagt das gewisse Quellen womöglich ausgetrocknet sind und in dieser Jahreszeit ein sehr heißer Südwestwind weht. Sie warnten mich diese Tour so anzutreten. Den ganzen Tag habe ich überlegt was ich wohl tun solle und bin zum Entschluss gekommen, dass es besser ist eine leichtere Variante zu probieren.
Emils und mein Weg trennten sich hier. Er war weder ausgerüstet noch körperlich trainiert für meine Wüstenwanderung und ohnehin war sein nächstes Ziel irgendwo im Antiatlas.
So nahm ich also den Bus in das kleine Wüstendorf M'hamid nahe der algerischen Grenze.
Im Bus nach M'hamid traf ich Lahsan, der ein wirklicher Nomade war und mir einiges über die Wüste erklärte er half mir auch einen Schlafplatz zu finden weil der Bus Nachts in M'hamid ankam. Man merkt schon den Unterschied, dass diese Menschen hier zwar auch Geld mit den Touristen machen wollen, sie aber nicht als wandelnde Geldsäcke sehen und der maximale Gewinn nicht im Zentrum steht.
Die Menschen der Wüste hier sind keine Berber mehr sonder Sahraouis. Eine Mischung aus Afrikanern, Mauren und Arabern.
Durch Lahsan kam ich in dem kleinen Touristencamp "Bivouac sous les Etoilles" unter und bekam einen Sonderpreis wegen meiner Solowanderung.
Allgemein haben mich die Leute dort mehr als einen der ihren als wie einen Touristen behandelt.
Ich saß am Abend zusammen mit den Nomaden und habe Tee getrunken. Zwar haben sie mich dort auch gewarnt vor meiner Tour, aber sie haben mir auch zahlreiche Tipps, Hinweise und ihren Segen gegeben und mir geholfen Vorräte zu bekommen.
Am nächsten Tag habe ich mir zuerst eine Tageswanderung in die Dünen um M'hamid vorgenommen um zu lernen mit dme Sand umzugehen.
Das Dünenfeld hier ist noch relativ klein und die Dünen sind nur 10-20 m hoch. Das war das erste mal das ich in einem Erg (Sandwüste) gewesen bin.
Ich musste mich erstmal komplett darauf einstellen.
Der Wüstensand ist sehr viel feiner als Meeressand und das gehen gestaltet sich als sehr kraftraubend.
Idealerweiser geht man nie auf der Düne sondern in einem Dünenkorridor mit festem Untergrund so wie hier:
Allerdings hat man nicht immer diese Korridore oder muss je nach Richtung auch mal Dünen überqueren.
Am besten geht man dabei in Serpentinen oder diagonal den Dünenkamm herauf.
Muss man auf einem Dünenkamm laufen sollte man immer auf auf dem oberen Drittel der Luvseite einer Düne laufen aber nie direkt auf dem Kamm weil man einsinkt. Gleiches gilt für die Leeseite der Düne. Man sollte sich etwas Zeit nehmen um die Balance und den Körper an diesen für Europäer völlig ungewohnten Boden zu gewöhnen.
Die Stimmung in einer Sandwüste kann man eigentlich nicht beschreiben und selbst Bilder geben kaum das wieder, wie es wirklich ist.
Diese Keramikscherben fand ich in dem kleinen Erg. Wie alt sie wohl sind und von wo sie stammen?
Dieser Knöterich hat mit Wasser gefüllte Blätter. Das wre natürlich eine prima Wasserquelle. Leider ist es komplett salzig. Die Tamarisken haben ebenfalls sehr salzige Blätter und können das Salz als Kristalle ausscheiden, daher findet man unter alten Tamarisken teilweise eine Salzkruste.
Die Temperaturen gehen Mittags schon auf knapp 40°C und der Sand brennt auch von unten. Der Schesch ist das perfekte Kleidungsstück für die Wüste. Er schützt vor der Sonnenstrahlung, dem Winde und dem Sand und sorgt vor allem dafür dass der Schweiss nicht sofort verdamt sondern länger kühlt.
Da gibts auch keine moderne Entwicklung die damit mithalten kann. Idealerweise hätte ich auch einen Kaftan oder einen Jelaba tragen müssen, weil er sehr luftig ist und ebenfalls kühlt. Allerdings hatte ich keinen und Rucksacktragen damit ist vielleicht etwas kompliziert.
Meine ersten Gehversuche in der Sandwüste empfand ich als recht gut, allerdings bin ich da noch nicht mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken gegangen.
Die Route für morgen sah vor dass ich zu Fuß von Mhamid bis zum Erg Chegaga marschieren würde, welcher sich über 50 km ausdehnt und bis zu 300 m hohe Dünen hat und damit die höchsten in Marokko hat. Geplant waren 2 Tage á 30 km und ich versuchte mit 10 l Wasser hinzukommen. Jeden Tag etwa 5 l.
Also ging ich am nächsten Morgen um ca. 6 Uhr los als es gerade dämmerte.
Zwischen M'hamid und dem Erg Chegaga liegen ca. 60 km Hammada und Ebenen. Der erste Teil führt durch ein altes Dünenfeld mit niedrigen Dünen auf denen sich Tamarisken angesiedelt haben.
Hin und wieder kam ich mir nicht wie in der Wüste sondern wie irgendwo am Donau oder Rheinufer vor.
Wüstenblume. So etwas wie eine Nestwurz. Wuchs in diesem Bereich noch recht häufig. (Nachträglich herausgefunden dass es sich dabei um Cistanche tinctoria handelt)
Die Landschaft öffnet sich aber schnell immer mehr und wird immer offener.
Wüstenraben gibts hier einige.
In den ersten Stunden komme ich gut voran weils noch angenehm kühl ist. Ich merke aber schon was das für ein Unterschied ist mit dem schweren Rucksack durch die Weichsandfelder zu laufen. Der Kraft und vor allem Wasserverbrauch ist um vieles höher als ohne. Mein Rucksack hatte mit dem 10 Liter Wasserreserven ein Gewicht von 26 Kilo, was schon eine Hausnummer ist. Ich sollte schon noch merken dass das nicht die beste Idee war.
ein Barchan, eine Sicheldüne. Diese Dünen können sich schnell forbewegen und Oasen oder Dörfer überfluten.
Kamelweide. Durch die immensen Regenfälle im Dezember, sagten mir die Nomaden sei die Wüste in dieser Zeit ungewöhnlich grün. Ein Segen für die Sahraouis und ihre Herden.
Mein Pausenbaum. Der letzte größere Baum vor der großen Hammada. Es ist wichtig Mittags wenn die Sonne am heissesten brennt eine Siesta im Schatten einzulegen und erst gegen 3 wieder loszuziehen.
festgebackener Boden, die Platten sind wie Keramik.
Von den Nomaden habe ich die Unterschiede der einzelnen Wüstenformen erfahren. Neben der Hammad und dem Erg gibt es auch den Reg, eine Ebene ohne größere Steine oder Sand. Nach Regenfällen sind diese Flächen die besten Gebiete für die Herden, da dort die Wüste ergrünt.Eigentlich besteht die Sahara zum größten Teil aus solchen Ebenen und Hammadas nur etwa 20% sind Dünenfelder, von denen manche trotzdem immer noch größer sind als ganz Österreich.
Die Hammada du Draa in welcher ich mich hier befinde laut meinen Informationen die größte Hammada der Welt und zieht sich bis weit nach Algerien und in die Westsahara. Die Dünenfelder die sich hier befinden sind vergleichweise winzige Sprenkel in der Steinwüste.
Recht kurz nach dem Pausenbaum fing sie auch schon an, die Hammada.
Hammada gehört zu den trostlosesten und kargsten Landschaften die ich jemals gesehen habe. Auf Bilder lässt sich dieses Nichts kaum einfangen. Bis zum Horizont erstreckt sich eine gleichförmige Steinebene.
Gegen Mittag fängt auch der starke Südwestwind an vor dem mich die Sahraouis gewarnt haben. Er ist das Westsaharische Äquivalent zum Chamsin, leider habe ich den Namen vergessen. Es ist ein extrem heisser Wind der einen rasant schnell austrocknet, darüberhinaus brachte der Wind auch eine Menge feinsten Sand mit, der in jede Pore eindringt.
Callotropis Procera, auch Oscher genannt. Ein giftiger Strauch aus der Familie der Hundsgiftgewächse. Die Nomaden nutzen das Holz zum Feuer machen und den Bast für Seile die getrockneten Früchte sind das Äqvivalent zu unserem Zunderschwamm.
Eine der wenigen Markierungen für die Piste. Ab hier verlaufen sich die Pisten auf komplett. Für die Orientierung nutzte ich neben alten Militärkarten vor allem Google Earth Ausdrucke. Aber in einer derart Ereignislosen Landschaft ist der Kompass und vor allem das GPS Gerät lebenswichtig.
Windteufel, Fata Morganas alles habe ich gehabt. Der Feinsand begann jetzt auch meine Kamera zu beschädigen. Die Kamera fokkussierte nicht mehr richtig, ging teilweise nicht mehr an.
Ich habe mich glaube ich noch nie in meinem Leben so einsam gefühlt wie hier. Hier ist nix. Es ist eine Welt wie im Urzustand, nur der endlos wehende Wind und Ich. Für die Psyche ist
das härter als gedacht. Dazu noch die Gluthitze und der Wind mit Sand. Meine Motivation war ziemlich am Boden. Ich wanderte einfach ohne zu sehen wie weit ich komme. Nur ganz selten taucht eine Akazie weit am Horizont auf. Und wo man denkt man ist in 20 minuten dort braucht man 2 Stunden um den Baum zu erreichen.
Vor allem habe ich mir große Sorgen um meinen Wasserverbrauch gemacht. Der Wind trocknet einen derart aus, dass man schon nach einer halben Stunde wieder einen extremen Durst verspürt. Dattelkerne lutschen bringt etwas Milderung für das Durstgefühl aber auch nicht wirklich der Bringer. So würde ich wirklich Probleme bekommen den Erg zu erreichen. Vor allem macht das tragen des Rucksacks einen riesigen Unterschied aus was das Schwitzen und den Wasserverbrauch angeht. Es gibt schon einen Grund warum Nomaden keine Kiepen und Rucksäcke tragen.
So wanderte ich also in diesem endlosen Nichts.
Dieses Bild ist mein letztes und fängt vielleicht am besten das Feeling in der Hammada ein. Ich war unglaublich geschafft. Die Kamera spielt total verrückt und ich hab mich schon damit abgefunden dass ich keine Fotos mehr machen kann.
Nach etwa 28 km war ich einfach zu erschöpft. Ich war sehr dehydriert. Ich legte meinen Rucksack als Windschild vor mich und legte mich einfach auf meine Isomatte und schlief. Selbst etwas zu kochen war mir zu viel. Ich aß nur ein paar Datteln und Nüsse und schlief ein.
Die Nacht war diesig und bewölkt. Sobald man Eine Wolkenschicht hat sind die Nächte extrem warm. Um 6 Uhr quälte ich mich aufzustehen um möglichst viel von der "Kühle" des Morgens zu haben. Es waren trotzdem 25°C aber immerhin besser als die 43°C Mittagstemperatur.
Was ich fühlte und dachte ist wo ich so ganz mit mir alleine war ist schwer zu beschreiben, aber sagen wir so, es fällt mir nicht mehr schwer nachzuvollziehen, warum die meisten Weltreligionen in Wüstenregionen entstanden sind und so viele Eremiten die Wüsten aufsuchten.
In diesem "Garten Allahs" wie die Araber es nennen, sorgt die Ereignislosigkeit dafür dass der Verstand ganz anders funkioniert und alles ganz anders wahrnimmt. Würde ich eine geführte Touristentour im bequemen 4x4 machen, würde dieser Effekt wohl kaum so auftreten.
Vor allem wenn man Wälder und Berge gewohnt ist wo alle paar Meter etwas neues passiert ist diese Eintönigkeit eine große Prüfung.
Ich schaffte es unter großen Strapazen zum Erg Chegaga. Hier wusste ich dass es Touristencamps gibt. Auch "Bivouak sous les Etoiles" hatte hier eine Aussenstelle direkt am Beginn der Sanddünen. Ich hab mich hier erstmal vorgestellt und mein Wasser aufgefüllt. Ich habe gesoffen wie ein Loch.
Die Nomaden waren nicht schlecht beindruckt vom "Allemand fou" dem bekloppten Deutschen der zu Fuß zum Erg gekommen ist

Hier hab ich mich erstmal etwas ausgeruht um nachher in das Sandmeer aufzubrechen. Vorher hab ich aber noch einen GPS Punkt auf das Lager gesetzt um wieder aus den Dünen herauszufinden. Hier hab ich von den Nomaden auch Pinsel und Schraubenzieher bekommen um die Kamera zu reparieren un tatsächlich konnte ich es zumindest so hinkriegen das man wieder Fotos mit der Automatikfunktion machen konnte ohne zoomen und die Software spann immer noch, aber besser so als nix.
Am Anfang des Ergs, im Hintergrund die ca. 300 m hohe Riesendüne. Ich habe mich allerdings nicht mehr wirklich im Stande gefühlt die zu besteigen.
Ich versuchte immer die niedrigsten Wege durch die Dünen zu gehen. Mit dem schweren Rucksack sinkt man schon stark im Sand ein und der KRaft und Wasseraufwand ist enorm.
Nach dem ich einige Kilometer in den Sand gegangen bin habe ich an einer schönen Stelle ohne Sand mein Zelt aufgebaut:
Das ist ein absolut sensationeller Zeltplatz. Vielleicht der beste an dem ich jemals gewesen bin.
War ich schon von dem kleinen Erg Lihoudi nahe M'hamid begeistert ist diese Landschaft nicht wie von dieser Welt.
Bis zum Horizont erstreckt sich diese Geisterlandschaft und es wirkt wirklich stellenweise wie ein erstarrter Ozean.
Und die Dünen singen wirklich. Es ist ein unwirkliches Geräusch. Doch wenn der Wind nicht weht ist die Stille absolut.
Ich glaube ein Lyriker wäre besser um diese Landschaft zu beschreiben, denn man kann sie fast nur in Metaphern umschreiben so einzigartig ist sie.
Dennoch gibt es Leben in dieser kristallinen Mondlanschaft. etliche Spuren von Laufkäfern, Schlangen und Skorpionen, verrraten dass es Leben unter dem Sand gibt.
Dünenselfie
Ich verbrachte einen Großteil der Nacht alleine auf der Düne sitzend, die Sterne beobachtend. Der Unterschied zum Draa Tal ist schon noch mal groß. Noch nie habe ich einen klareren Sternenhimmel gesehen. Ich hatte teilweise Schwierigkeiten den großen Wagen zu finden weil derartig viele Sterne am Himmel waren. Leider taugt mein Kamera nix für Nachtaufnahmen.
Nächstes mal definitiev mit der Spiegelreflex.
Die Überanstrengung und der Enorme Wasserverlust, vielleicht auch die Sonneneinstrahlung haben mich allerdings kaputt gemacht. In der Nacht hat mich ein Durchfall heimgesucht und ich fühlte mich wirklich elend. So würde ich den Rückweg kaum schaffen.
Am nächsten Morgen hatte ich den Freund hier unter meinem Rucksack. Man sollte also bei Schuhen und Klamotten immer aufpassen und sie am besten durchschütteln.
Nahe des Nomadenlagers habe ich diese Nordafikanische Hornviper gefunden. Es ist die giftigste Schlange der Sahara und hat ein bösartiges Hämotoxin. Fast alles was hier lebt hat Dornen, Stacheln oder will einen mit Gift umbringen.
Ich versuchte an diesem Tag per Anhalter an der Hauptpiste zurückzukommen. Das ist allerdings nicht wirklich von Erfolg gekrönt gewesen. Es fahren nur sehr wenige Jeeps überhaupt und die wenigen die vorbeikamen haben nicht angehalten. (Nachher habe ich im Lager erfahren dass es für die meistne Touristen "unbequem" ist einen einsamen Wüstenwanderer mitzunehmen. Muss man sich mal vorstellen, da könnte jemand verdursten weil man es als unpässlich empfindet, den eigenen Traumurlaub etwas zu verderben und sich das Auto mit jemandem der Schmutzig und verschwizt ist zu Teilen. Abschaum!)
Ich ging also nach 3 erfolglosen Stunden hitchhiking zum Lager zurück. Dort hab ich mit dem Chef vom Lager einen Deal ausgehandelt, dass jemand aus M´hamid kommt und mich extra zurückfährt. Das hat mich zwar 40 Euro gekostet, aber das war wohl mein Lehrgeld für das Abenteuer und ich habe mich einfach zu schlecht gefühlt und ich hatte keine Lust dass ich hier in der Wüste ernsthaft krank werde und dann hätt ich wirklich nenn Transport gebraucht.
Bis dahin hab ich mir die Zeit mit den Jungs vom Lager vertrieben, Musik gemacht und gequatscht.
Zurück in M'hamid verbrachte ich eine Nacht auf einem gammligen Campingplatz und nahm nächsten Tag den Bus nach Marrakech.
Nun es lief alles anders als geplant. Das alles hatte mich ziemlich runtergezogen und ich war für ne Weile echt demotiviert und eigentlich wollte ich direkt nach dieser Tour in den Jebel Sarhro, aber im Moment wollte ich nicht mal ans Wandern denken.
Im Nachhinein betrachtet, hätte ich diese Tour erstens besser in einer anderen Jahreszeit machen sollen und zweitens war der dicke Rucksack das größte Problem. Das schleppen verbraucht so viel mehr Wasser als wenn man ohne geht.
Ich will die geplante Route aufjedenfall nochmal angehen, schon nur um mir zu beweisen dass ich es kann. Diesesmal aber mit Sulky und im September wenn es weniger heiss ist.
Der nächste Abeschnitt wird vom kleinen Intermezzo in Essaouira und der Wanderung im Jebel Sarhro Wüstengebirge handeln.
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