[TR] Langzeitwanderung

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  • grenzenlos
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    • 25.06.2013
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    AW: [TR] Langzeitwanderung

    Zitat von Julia Beitrag anzeigen
    Ich freu mich jedesmal riesig, wenn wieder ein Post erscheint, wie kurz oder lang er auch sein mag. Das zeigt mir, dass es Euch gut geht und Ihr "da" seid.
    Julia, danke für die netten Worte. Und ja, es geht uns sehr gut. Wirklich ganz herzliche Grüße nach Norwegen.
    Wollte gerade Bilder für die HP runterladen. Habe es aufgegeben. Zum Glück funktioniert aber das Forum im Iran.
    So kann ich zumindest einige Berichte lesen. So fern der Heimat tut dies auch irgendwie gut

    LG, Wi + Gi
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    Gruß, Wi grenzenlos

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    • Drehstromofen
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      • 24.11.2014
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      AW: [TR] Langzeitwanderung

      Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
      Julia, danke für die netten Worte. Und ja, es geht uns sehr gut. Wirklich ganz herzliche Grüße nach Norwegen.
      Wollte gerade Bilder für die HP runterladen. Habe es aufgegeben. Zum Glück funktioniert aber das Forum im Iran.
      So kann ich zumindest einige Berichte lesen. So fern der Heimat tut dies auch irgendwie gut

      LG, Wi + Gi
      Mit dem Tor Browser habe ich letzten Sommer gute Erfahrungen in Iran gemacht.

      Das verlangsamt das (sowieso schon langsame) Internet u.U etwas, aber damit umgeht man elegant alle Sperren .

      Lg. Markus

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      • grenzenlos
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        • 25.06.2013
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        AW: [TR] Langzeitwanderung

        Zitat von Drehstromofen Beitrag anzeigen
        Mit dem Tor Browser habe ich letzten Sommer gute Erfahrungen in Iran gemacht.

        Das verlangsamt das (sowieso schon langsame) Internet u.U etwas, aber damit umgeht man elegant alle Sperren .

        Lg. Markus
        Danke Markus,

        habe im Oman schon so einen Sperrverhinderer runtergeladen, doch funktioniert nicht. Versuche nun deinen Tipp

        LG Wi
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        Gruß, Wi grenzenlos

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        • Abt
          Lebt im Forum
          • 26.04.2010
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          AW: [TR] Langzeitwanderung

          Na mach dir mal keine Sorge, denn eure Berichte werden ja auch so verschlungen.
          Setze dann die Bilder herein, wenn es geht. Obwohl es natürlich schöner mit Bildern ist.
          Euch ne gut Tour

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          • grenzenlos
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            • 25.06.2013
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            AW: [TR] Langzeitwanderung

            Zitat von Abt Beitrag anzeigen
            Na mach dir mal keine Sorge, denn eure Berichte werden ja auch so verschlungen.
            Setze dann die Bilder herein, wenn es geht. Obwohl es natürlich schöner mit Bildern ist.
            Euch ne gut Tour
            Mache ich mir ja auch nicht Mit Bericht ist momentan eh nichts, ist echt der Krampf hier. Wollte dir nur 2 Bilder hochladen von Moscheen. Halt auch ne echt bunte mit vielen Kacheln, zum besseren erklären der Unterschiede

            LG Wi
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            Gruß, Wi grenzenlos

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            • grenzenlos
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              • 25.06.2013
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              • Meine Reisen

              AW: [TR] Langzeitwanderung

              Hallo, trotz erheblicher Probleme, bezüglich Internet im Iran, habe ich es irgendwie geschafft

              Iran Teil 1



              Im Reich der Mullahs angekommen

              Bereits im Oman habe ich mich für die Tour durch den Iran gedanklich vorbereitet. Wir müssen von 1 Monat Aufenthalt ausgehen, denn ob wir eine Visaverlängerung für weitere 4 Wochen im Iran erhalten werden, steht in den Sternen.
              Der Iran ist nicht klein. Die Strecke von Bandar Abbas bis zur türkischen Grenze beträgt ohne Umwege gute 2000 km. Wie ein Bollwerk liegt dazwischen das Zagrosgebirge mit schweißtreibenden Anstiegen und Berggipfeln von über 4000 Metern. Somit ist die Durchquerung zu Fuß nicht möglich. Auch 2 Monate wären dafür viel zu wenig. Hinzu kommt, dass so manche iranische Stadt einem regelrecht dazu zwingt, einige Tage in ihren Gemäuern zu lagern.
              Somit steht schnell fest, wir werden zwar einzelne Strecken mit Toyota per Fuß unterwegs sein, doch müssen wir auch zwangsweise mit dem Bus, der Eisenbahn und per Anhalter liebäugeln. Zumindest wird uns dies, so hoffe ich, neben den eigentlichen Wanderstrecken im Iran, zusätzliche Einsichten in ein für viele Menschen unbekanntes Land bringen.
              Ich werde nicht behaupten, dass wir selbst den Iran schon kennen, auch wenn wir während unserer Weltradeltour (2007 im Iran unterwegs) innerhalb von 2 Monaten über 2000 km abgeradelt haben. Was ich aber behaupten kann, damals wurde der, auch als Schurkenstaat (Georg Bush) betitelte Iran, sehr schnell eines unserer Lieblingsländer.
              Wir sind gespannt, was sich in den vergangenen 7 Jahren eventuell alles geändert hat?
              Eine total verrostete iranische Autofähre schippert uns von Schardscha (Nachbarsultanat von Dubai) über die Nachtstunden nach Bandar Abbas. Am Morgen erblicken wir die vorgelagerten Inseln von Abbas. Diese sind als Schmuggelparadies bekannt. Alles was es im Iran nicht geben dürfte, wird mit iranischen Schnellbooten und Dhaus, von den Emirates und dem Oman, in Nachtaktionen an Inselland gebracht.


              Schmuggler-Dhaus

              Im Industriehafen von Abbas, wo sich auch die Grenzabfertigung befindet, liegen viele dieser Dhaus. Bei Tag wird natürlich fast keine Schmuggelware verladen. Ganz im Gegenteil, Obst und Gemüse sollen ja die Staatskasse des Iran füllen.
              Gi zurrt ihr Kopftuch fest, denn im Iran herrscht Kopftuchzwang. Dies ist auch für Touristinnen Vorschrift. Ich wechsle noch schnell meine abgelatschten Latschen gegen fast neue Treter. Will ja bei den iranischen Grenzbeamten einen guten Eindruck hinterlassen. Die neuen Treter hatte ich mir in Australien im Gebrauchtladen für ca. 1 Euro erstanden. Echt preiswert, denn die sind handgenäht.


              abgelatscht

              So zerflättert wie meine alten Latschen, so zerflättert gestaltet sich die Iran-Einlassphase. Die Pässe der Frauen, was ja löblich ist, werden zuerst begutachtet. Also gebe ich Gi meinen Pass, in der Hoffnung, dass ich nicht ewig warten muss. Der Trick gelingt nur bedingt, denn Gi und ich dürfen zwar schnell durch, doch unsere Pässe werden einbehalten. Dies bedeutet warten, warten warten …
              Nach einer Stunde Warterei muss ich in ein Zimmer. Gi darf draußen weiter warten.
              Ich will es kurz halten. Man hat natürlich unser Wägelchen bemerkt. Toyota gibt den Beamten somit einige Rätsel auf.
              Ob Toyota ein Fahrrad ist, wollen die Männer wissen.
              Nein, sage ich.
              Wo ist dann der Motor?
              Gibt keinen Motor.
              Ist also kein Motorrad?
              Ja, ist kein Motorrad.
              Was ist es dann?
              Ein Gepäckwagen!
              Die Männer blicken mich verwirrt an. Sie wollen es nicht glauben.
              Wie wollt ihr damit im Iran unterwegs sein?
              Mit Bus, Bahn und Flieger, antworte ich schnell.
              Dann beginnt das Frage-Antwortspiel zu unseren vorher bereisten Ländern. Und diese Länder alle mit dem Gepäckwagen, wollen die Herren wissen.
              Stimmt zwar nicht, ich sage aber ja (könnte ja hilfreich sein!).
              Auch im Jemen damit unterwegs?
              Ja, sage ich auch dazu. Und blitzschnell füge ich hinzu, den Huthi Rebellen hat der Wagen sehr gut gefallen. Wieder schauen die Männer verwirrt. Wann wart ihr genau im Jemen, ist die nächste Frage.
              Letzten September, als die Huthis Sanaa einnahmen.
              Sofort ändert sich die Stimmung im Räumchen, denn die Huthis werden schon viele Jahre angeblich bzw. wirklich von den Iranern unterstützt. Wir reden noch kurz über die momentane Situation im Jemen, über Freund und Feind, über wieso, weshalb, warum? Da wir selbstverständlich einer Meinung sind, flattert dann recht schnell ein Papier über den Tisch. Ich muss nur noch unterschreiben, dass Toyota kein Fahrrad ist. Um dies auch amtlich zu beglaubigen, drücke ich zusätzlich meine blaue Ringfingerkuppe neben meiner Unterschrift. Der Fingerabdruck besiegelt sozusagen unsere Einreise. Die Pässe werden abgestempelt.
              Herzlich Willkommen!
              Schon bei der Visabeantragung, mussten wir ausdrücklich bescheinigen, dass wir nicht mit Fahrrädern unterwegs sein werden. 2007 war dies noch absolut kein Problem. Damals waren Radler im Iran noch relativ seltene Exoten. Dies hat sich dann sprunghaft geändert. Die Mullahs wollen keine Radler mehr im Land haben, vermute ich. Nur so können wir uns die nervige Fragestunde erklären.

              Beim verlassen vom Fragepalast, erblicke ich zuerst einen W50. Sofort hole ich die Kamera raus. Der W50 stammt aus der ehemaligen DDR. Überhaupt ist der iranische Fuhrpark stark nostalgieträchtig. Am liebsten gefallen mir die Mercedes aus den 50zigern. Die haben irgendwie eine absolut stimmige Form. Natürlich aus Sicht der 50ziger.


              W 50

              In Bandar Abbas begegnen uns viele dieser Altlasten. Leider leidet die Luft unheimlich darunter. Bei ca. 40 Grad ist dieser höllische Abgasgestank kaum noch zu ertragen. Gegen Abend, nach guten 3 Stunden Luftverschmutzungsmarsch, erblicken wir den Bahnhof von Abbas.
              Da wir die Gegend am Golf kennen, beschließen wir gleich den großen Sprung bis Schiraz per Zug zu überbrücken. Doch der Bahnhof wird aber gerade abgeriegelt. Über Nacht ist hier dicht, wird mir erklärt. Ob Züge von hier nach Shiraz fahren,möchte ich vom Bahnhofbewacher wissen. Ja, morgen fahren 3 Züge. Können wir im Bahnhofspark schlafen?
              Kein Problem, wird mir versichert.
              Die Bahnhofsecke ist nicht gerade wildromantisch, doch irgendwie genial, denn wir dürfen hier im Bahnhofspark zelten, haben im Bahnhof saubere Toiletten, Trinkwasser, Stromanschluss für den Tauchsieder, somit heißes Wasser für Tee und Kaffee und morgen fahren 3 Züge in die gewünschte Richtung. Was wollen wir mehr?
              In der Nacht geht es Gi nicht gut, ehrlicher geschrieben, sie kotzt den Bahnhofspark ziemlich voll. Die rote Farbe muss von der Wassermelone sein, stelle ich fest. Gi behauptet aber, die Abgase sind daran schuld. Egal, gekotzt ist gekotzt, allemal nicht erquicklich.
              Am nächsten Morgen laufen wir durch weitere Abgaswolken zurück in die Stadt. Warum? Es fährt doch kein Zug in die gewünschte Richtung. Wir lernen, nicht jede Auskunft im Iran ist sprachlich bedingt wasserdicht.


              Nicht romantisch, dafür aber praktisch

              2 Stunden später sitzen wir im Bus nach Schiraz. Wir löhnen pro Person umgerechnet ca. 6 Euro. Für über 500 Buskilometer ein verträglicher Preis. Der Fahrer und Beifahrer sind nette Kerle. Wir bekommen die Ehrensitze hinter dem Fahrer. So kann ich all seine höllischen Fahrküste beobachten, sehr oft zittern, sehr oft fluchen.
              Der Beifahrer gibt uns von seinem Frühstück. Bei über 100 Stundenkilometern versuchen wir Käse und lecker Brot in den Mund zu bekommen. Erst als wir fertig sind, isst unser Schenker den Rest.
              Nur 2 Pausen legt der Bus-Schumacher ein. Die eine Pause verbringen wir hastig bei Reis und Hühnchen. Hastig, weil es Schumi ständig im Gaspedalbein juckt. Die zweite Pause ist nicht geplant. Bei einem der üblichen Kontrollpunkte, muss Schumi den Bus in einen Innenhof lenken. Dort wartet ein sehr großer Hund. Drogen sind im Iran ein Problem. Die Hauptschmuggelroute, von Afghanistan Richtung Europa, führt mitten durchs Land. Wir müssen alle aussteigen. Der Schnüffler schnüffelt sich durch den Bus, durchs viele Gepäck und umkreist uns Hundehasser. Gi mag diese großen Hunde nicht. Ich denke nur, hoffentlich war da nichts in der gestrigen Melone und der Wolf springt uns an, denn der Verkäufer machte mir gestern einen zu arg lustigen Eindruck (angeblich sind ca. 10 Prozent der Iraner süchtig).
              Noch vor Sonnenuntergang stoppt Schumi in Schiraz. Danke Schumi, denke ich, denn es ist immer gut vor Sonnenuntergang in einer Großstadt anzukommen.
              Wir beziehen ein schönes Zimmer mitten im Zentrum. 3 Tage geben wir uns den Schönheiten und ersten iranischen Sonderheiten dieser Millionenstadt hin.


              Moschee in Schiraz

              Schiraz ist geprägt von vielen alten Moscheen, üppig grünen Parkanlagen, Bergen am Horizont, vielen Wasserkanälen und einem sehenswertem Basar. Viele Kilometer laufen wir in alle Richtungen, schlecken Eis, trinken Tee und beobachten dabei die Iraner.
              Der Iran, somit auch die Iraner, haben in der Welt, bedingt hauptsächlich durch die Medien, natürlich auch einfältiger Politik ihrer vergangenen Regierungen, nicht den besten Ruf. Vieles wird verzerrt dargestellt, bewusst übertrieben oder gänzlich falsch herübergebracht.

              Es ist zum Beispiel kein Land mit nur schwarz vermummelten Frauen. Die gibt es natürlich, doch die meisten Frauen erscheinen ganz anders in der Öffentlichkeit. In keinem anderen muslimisch geprägtem Land, welches wir bisher bereist haben, waren die Frauen zudem so weltoffen, so gesprächig auch mir gegenüber, so verspielt und so mutig mit dem was ihnen per Gesetz oder Verordnungen erlaubt ist. Sie neigen sogar oftmals dazu, diese Möglichkeiten bis an die Grenzen des momentan machbaren auszureizen. Es ist dabei gleichzeitig ihr gezeigter, gewollter Protest gegen die, zugegebenermaßen oftmals unsinnigen, irrsinnigen Bevormundungen, durch die religiösen Führer im Land.
              Nachrichten über ein Land sind nur Nachrichten. Nachrichten sind meist Politik und somit ein Spiegelbild über die momentan herrschende Klasse im Land. Die herrschende Klasse (im Iran sind es die Mullahs), beherrscht aber ein ganzes Volk. Und genau dieses Volk ist in der Regel ganz anders wie seine herrschende Klasse, so ganz anders wie es uns die Nachrichten oftmals übermitteln. Beides gehört nicht in einen Topf, gehört zumindest getrennt behandelt, erklärt oder geschildert.
              Täglich sehen wir dieses Spiel der Frauen-Grenzausreizung. Vorgeschriebenes Kopftuch, Schminke, Sonnenbrillen und Haare, oft auch gefärbt, gehören zum Spiel der weiblichen Ausreizung. Meist sind es die jungen Frauen (50 Prozent der Iraner sind unter 25 Jahre alt) welche das Kopftuch weit hinten befestigen. Viel Haar soll da bewusst sichtbar sein.


              2 iranische Rosen

              Die junge Frau mit der Rose, trafen wir in einem der vielen Parks. Es dauerte nicht lange, und wie selbstverständlich durfte ich einige Fotos von ihr knipsen. Die Iraner, dazu gehören natürlich auch die Frauen, erlauben meist sehr gerne Bilder. Man muss nur fragen. In der Regel gibt es eine Zustimmung.
              Was uns aber auch aufgefallen ist, mache der jungen Damen haben ein Pflaster über ihre Nase kleben. Des Rätsels Lösung ist, relativ viele junge Mädchen und Frauen lassen ihre Nase korrigieren. Täglich sehen wir nämlich auch solche Heftpflasterfrauen. Was die Brustkorrektur in Europa, ist hier im Iran momentan die Nasenkorrektur. Ein Iraner, welcher für die Auflösung des Rätsels verantwortlich war, nennt auch die Preise gleich dazu. Von umgerechnet 25 Euro bis zu 250 Euro ist die Hammer-Meiselbearbeitung zu haben. Das Problem für mich dabei? Immer wenn ich ein schönes Näschen sehe, und dies geschieht zum Glück sehr oft, frage ich mich nun, ist die wirklich echt?


              Sind die Näschen echt?

              In den schönen Parkanlagen, wo sich sehr gerne auch die Näschen tummeln, vergnügen sich all die anderen Iraner sehr, sehr gern. Volkssport Nummer 1 ist nämlich Picknick in großen Gruppen.


              Die große Leidenschaft

              Es macht Freude ihnen dabei zuzusehen. Da wird geköckelt, gebraten, Händchen gehalten, Karten gespielt, geschlafen, dem Baby die Brust gegeben, Eis geschleckt, an Blumen gerochen, aufs Mobile geschaut, gelacht und manchmal auch geschimpft. Fast wie zu Hause, nur sind die Wände die Natur und kein Fernseher stört die Picknickfreude.

              Neben dem Hang, die freien Stunden in der Natur zu verbringen, schlendern die Iraner auch sehr gerne im Basar umher. Jede Stadt, jedes Städtchen hat solch einen Basar. Der Basar von Schiraz ist sehr sehenswert. So verbringen auch wir viele Stunden in all den Gassen. Nur Freitags bleibt der Basar geschlossen. In Schiraz wird am Freitagnachmittag ein Teil vom Basar aber zum Trödelmarkt umfunktioniert.


              Auch im Ausland trifft man viele Ausländer

              Dies ist ein weiteres Erlebnis der besonderen Art, denn speziell beim Trödelmarkt kann man die vielen unterschiedlichen Menschen von Schiraz erleben. Sonst leben die anderen Nationen meist im verborgenen. Am Trödelmarkt sind sie sichtbar. Wie in anderen Ländern auch üblich, verdingen sich diese Menschen im Niedriglohnsektor. Es sind zumeist Pakistani und Afghanen.


              Es gibt alles, nur kein vernüftiges Internet

              Der Abschied von Schiraz fällt uns nicht leicht. Sehr früh starten wir. Die ersten iranischen Wandertage liegen vor uns. Mit Toyota verlassen wir über eine alte Brücke die schöne Stadt.


              Abschied von Schiraz

              Bis zum nächsten Bericht,
              liebe Grüße von Wi, Gi + Toyota Stand: 1. Maiwoche 2015

              PS: Internetverbindung im Iran ist zum heulen. Viele Seiten sind gesperrt. Es ist echt ein Krampf. Der nächste Bericht kann dauern!


              1 x Mercedes, immer Mercedes
              Zuletzt geändert von grenzenlos; 17.05.2015, 18:09.
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              Gruß, Wi grenzenlos

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              • Sternenstaub
                Alter Hase
                • 14.03.2012
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                AW: [TR] Langzeitwanderung

                hallo, Ihr Beiden!

                schön mal wieder von euch zu hören! Deine Beschreibungen sind wie immer sehr informativ und nicht nur die Fotos bildhaft. Der Schwiegervater einer Freundin stammt aus dem Iran, sie selber war auch mehrmals dort und hat von dieser Aufgeschlossenheit und offenischtlichen Distanz vieler Menschen (nicht nur der Frauen) zu den Herrschenden erzählt.

                Erfreulich, dass es euch gut geht, möge es so bleiben!
                Two roads diverged in a wood, and I—
                I took the one less traveled by,
                And that has made all the difference (Robert Frost)

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                • Abt
                  Lebt im Forum
                  • 26.04.2010
                  • 5726
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                  • Meine Reisen

                  AW: [TR] Langzeitwanderung

                  Ich würde alle beiden iranischen Rosen nehmen Was unser Joschka kann, will ich auch dürfen....

                  Sag mal, - kann es sein, dass diese Pflaster auf den Nasen nur dem Sonnenschutz dienen? Gerad bei Brillenträgerinnen?

                  Wie habt ihr den Transport von Toyota im Bus realisiert?

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                  • grenzenlos
                    Dauerbesucher
                    • 25.06.2013
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                    Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                    hallo, Ihr Beiden!

                    ... Aufgeschlossenheit und offenischtlichen Distanz vieler Menschen (nicht nur der Frauen) zu den Herrschenden erzählt.
                    Sternenstaub, dies stimmt natürlich. Natürlich gibt es auch viele Männer, welche gegen das momentane System sind. Auch finde ich prima, wie so manche iranischen Männer ihre Frauen unterstützen. Vieles erinnert mich an die alte DDR. Irgendwie herrscht hier moslemischer Sozialismus.

                    LG Wi
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                    Gruß, Wi grenzenlos

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                    • grenzenlos
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                      AW: [TR] Langzeitwanderung

                      Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                      Ich würde alle beiden iranischen Rosen nehmen Was unser Joschka kann, will ich auch dürfen....

                      Wie habt ihr den Transport von Toyota im Bus realisiert?
                      Mein guter Abt, Joschka hatte, so denke ich, deren 5 bisher

                      Ich habe ja meine eigene Rose dabei. Möchte auch keinen Rosenkrieg hier im Iran anzetteln , denn ich muss auch gleiche gestehen, die iranischen Männer sind auch nicht ohne, was ja bedeuten könnte, Rache ist Süß

                      Toyota geht zusammenlegen auf ca. 1,20 x 0,70 m, also ideal auch für den Bus. Dauert auch keine 5 Minuten, somit wirklich prima auch für Busstrecken.
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                      Gruß, Wi grenzenlos

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                      • grenzenlos
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                        AW: [TR] Langzeitwanderung

                        Iran Teil 3



                        Der Weg zur iranischen Perle

                        Bei unserem Wanderaufbruch ab Schiraz ziehen dunkle Wolken auf. Auch weht ein heftiger Wind. Zum Glück gibt es aber keine steilen Anstiege, keine Serpentinen. Die Straße schlängelt sich wanderfreundlich über die Hochebene. Auf 1500 bis 2000 Meter Höhe verbringen wir die nächsten Tage. In den Nächten wird es da ordentlich kalt. Zwischen den Ortschaften, Richtung Isfahan, sind oft weite Strecken fast menschenleer.



                        Wir bunkern Trinkwasser, Brot und Käse. An den Abenden suchen wir immer nach einer geeigneten Schlafstelle. Meist zieht sich zwischen den Ortschaften Feld an Feld. Dort gibt es Pumpenhäuser für die Bewässerung. Dies sind eigentlich ideale Zeltplätze, denn man hat reichlich Wasser, oft sogar Stromanschluss.



                        Doch an einem Abend ziehen wir eine totale Übernachtungsniete, denn gerade als wir am abdüsen sind, schaltet einer der Pumpenwächter die Pumpe ein. Neben dem höllischen Geräusch der Steinzeitpumpe, plätschert zusätzlich Wasser im Kanal nur knapp einen Meter an unserem Zelt vorbei. Nicht genug der Ruhestörung, nach Mitternacht zieht zudem ein heftiges Gewitter auf. Die Nacht ist unangenehm feucht und kalt.


                        Kalte, feuchte Nacht

                        Unausgeschlafen tippeln wir am nächsten Morgen weiter. Da ereilt uns das nächste Problemchen. Toyotas Laufradaufhängung gibt erneut den Geist auf. Im nächsten Dorf, reiht sich wie Iran-üblich, eine kleine Werkstatt an die andere.

                        Ich erkläre einem Mann was er für uns tun könnte. Sofort eilen die Männer der anderen Werkstätten zu uns. Nun erklärt jeder dem anderen was zu tun ist. Nicht einer spricht englisch. Ich verliere die Übersicht. Also sage ich ständig: No, no, no …! Ab da bin ich nur noch Mister no.


                        Kontrollverlust

                        Erst als ich mit einem Stift die notwendigen Reparaturabläufe der Aufhängung aufzeichne, verstehen sie. Schritt für Schritt wird danach da etwas gekürzt, da was gebohrt und da was verschraubt. Eine gute Stunde dauert die ganze Aktion. Dabei verliere ich viele Nerven, denn ein ganz gescheiter, will ständig neues ausprobieren. Er kommt mir wie der islamische Parteisekretär der Truppe vor. Die anderen zwinkern mir zu oder winken ab. Auch sie sind irgendwie genervt. Letztendlich sind wir aber alle happy, denn die Aufhängung besteht mit voller Beladung die Belastung. Als ich bezahlen will, winken alle ab. Dabei lächeln sie wie kleine Kinder.


                        Alle happy

                        Größere Siedlungen benutzen wir immer zu längeren Pausen, denn da gibt es die schönen Alleen, mit viel Schatten, oftmals kleinen Picknickparks, kleinen Läden und den für uns so wichtigen Bäckern. Das frische Brot ist ein Segen, besonders wenn es noch warm ist. Genau wie die Toyotareparaturtruppe, sind alle Menschen sehr nett zu uns. Wenn sie hören, dass wir aus Deutschland sind, glänzen die Augen noch mehr. Oft bekommen wir etwas geschenkt. Meist ist es Trinkwasser, auch Obst oder Brot.


                        Handwerksmeister



                        Natürlich halten auch Autos an der Strecke bis zur Perle an. Die Insassen fragen immer, ob wir etwas brauchen oder ob sie uns mitnehmen können.

                        So manches Mitnahmeangebot nehmen wir an, denn bedingt durch die Visazeitbegrenzung ist dies sehr hilfreich für uns. So lernen wir auf diese Art, auch viele Iraner kennen. 2 Studenten nehmen uns in ihrem alten Auto mit. Sie wollen alles von uns wissen. Wir dagegen erfahren nur, dass der eine 8 Geschwister hat und der andere deren nur 7.

                        Ein Exiliraner, er lebte lange in den USA und Spanien, möchte unbedingt, dass wir seine Farm besuchen. Die liegt leider zu weit abseits unserer geplanten Route. Doch seinen großen Schnauzer, seinen alten 4x4, seine Tarnkleidung und sein freundliches Wesen, werden wir dafür aber nicht vergessen.


                        Exiliraner

                        An einem Abend schlafen wir in einem Zimmer einer Pilgermoschee. Den Schlüssel bekomme ich von einem jungen Mann. Der Raum ist nur mit einem Teppich ausgelegt. Da es wieder kalt ist in der Nacht, sind wir aber mehr als zufrieden, denn außer dem Teppich gibt es noch einen Gasofen der für reichlich Wärme sorgt.


                        Teppich + Ofen

                        Am Abend sitze ich noch eine volle Stunde mit dem jungen Mann zusammen. Er fragt mir Löcher in den Bauch. Sofern wir uns sprachbedingt mit Iranern unterhalten können, gibt es immer den gleichen sympathischen Beginn, denn jeder sagt uns, wir seien Herzlich Willkommen in seiner Stadt, in seinem Dorf oder auch Herzlich Willkommen im Iran. Danach beginnt die Fragerei. Doch ab und zu erzählt so mancher auch etwas von sich.

                        Der Schlüsselübergeber zum Beispiel, ist absoluter Fußballfan. Seine ganze Familie ist Fan der deutschen Fußballnationalelf, erklärt er mir. Ich bin erstaunt, denn er kennt alle WM Ergebnisse der Deutschen, beginnend in den 50ziger Jahren. Dabei erzählt er mir von Netzer, Breitner und vielen anderen. Ich kann es kaum glauben.

                        Zum Schluss erklärt er mir, er liebt Deutschland, doch leider darf er Deutschland nicht besuchen. Er hofft, dies wird sich in der Zukunft ändern, denn zu gerne möchte er doch die FC-Bayern Spieler in der Arena in München bestaunen.


                        Fußballfan

                        So vergehen die Tage und Nächte bis zur Perle vom Iran sehr kurzweilig. Die Perle selbst ist Isfahan, zumindest ist es unsere Perle, denn Isfahan hat nicht umsonst den Ruf, die schönste Stadt im Iran zu sein. Wenn es auch in fast jeder iranischen Stadt Baumalleen gibt, so sind die in Isfahan weit mehr von ihrer Anzahl, weit dichter, weit schattenspendender, weit grüner und weit idyllischer. Im Schatten dieser Alleen spielt sich das Leben der Stadt ab. Es gibt unter diesen Bäumen das beste Eis, die besten Fruchtsäfte, die besten Konditoreien und die kontaktfreudigsten Menschen. Zwischen den Alleen durchstoßen Minarette das grüne Dach. Die prächtigsten Moscheen sind von Parkanlagen und Basaren umgeben. 1001 Nachtstimmung, besonders in den Abendstunden, durchströmt die ganze Stadt. Die eigentliche Lebensader ist aber ein Fluss, welcher die Stadt wie eine Torte in der Mitte durchschneidet. Entlang des Zayandeh, was lebensspendend bedeutet, ziehen sich beidseits gepflegte Parkanlagen über unendlich erscheinende Kilometer. Die Krönung vom Fluss sind jedoch seine Brücken. Isfahan besitzt davon einige, davon einige sehr, sehr alte.


                        Natürlich wollen wir all die Sehenswürdigkeiten von Isfahan erkunden. Unser Basislager für die langen Märsche finden wir sehr schnell. Nach einem ersten Hotel - da ist uns der Preis zu hoch - , schauen wir uns eine zweite Unterkunft an. Als wir den Innenhof betreten, staunen wir nicht schlecht, denn wir kennen das Hostel. Vor ca. 7 Jahren waren wir hier schon Gast. Damals bekamen unserer Fahrräder einen Ehrenplatz im Innenhof, diesmal parkt da Toyota. Welch ein Zufall! Auch der Besitzer ist erfreut. Schnell werden wir handelseinig. Toyota hat für einige Zeit seine Ruhe. Braucht er auch, immerhin sind wir die letzten Tage ca. 125 Kilometer gemeinsam getrippelt und die Radaufhänungs-OP muss ja von Toyota auch noch verkraftet werden. Wir jedoch, finden keine Ruhe, denn all die Schönheiten der einmaligen Stadt warten auf uns.


                        Eine der vielen Moscheen

                        Wenn man Isfahan besucht, dann sollte es an einem Wochenende (im Iran Donnerstag Abend bis Samstag) geschehen. Da sind nämlich alle Parkanlagen voller Besucher. Die Grünflächen, auch die der Moscheen, sind dann garantiert Picknickplätze. So lässt sich am besten das iranische Freizeitvergnügen bestaunen. Es wird garantiert an diesen Wochenendtagen nicht lange dauern, bis man als Ausländer zu Gesprächen, zum Tee und manch Picknickleckereien eingeladen wird.
                        Auch sind die berühmten Basare der Stadt noch lebendiger, noch farbenfroher, noch unübersichtlicher. Ich warne ausdrücklich vor Verirrungen in den meist überdachten Gassen, Innenhöfen und verwinkelten Sträßchen.


                        Freizeitvergnügen

                        Hat man aber Zeit, so wie wir sie uns für Isfahan nehmen, ist das Verlaufen kein Problem. Es hat dann sogar viele Vorteile.


                        Basar

                        Man kommt in Ecken, welche man nie vergessen wird. Neben Moscheen, romantischen Innenhöfen und Teehäusern, welche in keinem Reiseführer aufgeführt sind, trifft man eventuell auch auf die Mopedparkplätze für die vielen Marktverkäufer an den Randbezirken der Basare. Was mich da echt verwundert hat, ist dabei die absolut ordentliche Parkordnung der Isfahaner. Wer den Straßenverkehr und das Parkverhalten der Iraner kennt, kommt da nur noch ins staunen.


                        Mopetparkplatz

                        Da wir uns oft verlaufen, finden wir auch die Werkstätten und Lagerhallen, welche den Basaren das eigentliche Leben erst einhauchen. Hunderter solcher Werkstätten sind in den Basarrandbezirken versteckt. Neben Lagerhallen für Teppiche, noch lebende Hühner, Gewürzsäcke, Teebeutel, Schubkarren, Bücher, Kopftücher, Hemden, Schuhe, Gemüse und unbeschreiblich mehr, sind auch die Werkstätten eine Augenweide.


                        Werkstatt

                        Von fein bis grob reicht hier das Angebot. Da wird gehämmert, gebohrt, gesägt oder auch geschmiedet.


                        Handarbeit

                        Bis in die tiefen Nachtstunden sind die Basare an Wochenenden geöffnet. Wir suchen aber regelmäßig kurz vor Sonnenuntergang einen Basarausgang. Dabei ist unsere Picknicktasche schon immer prall gefüllt. An einer der vielen Brücken nehmen wir Platz. Schnell füllen sich die Plätze auf den Brücken, neben den Brücken und auch unter den Brücken.


                        Es füllt sich

                        Zum Glück gibt es mehrere von den wunderschönen Brücken. So wechseln wir an manchen Abend den Brückenplatz. Keine der Brücken wird unsere Lieblingsbrücke, denn jede hat etwas anderes zu bieten. Die eine erscheint in ganz besonderem Licht.


                        Keine wird unsere Lieblingsbrücke

                        Die nächste gefällt durch ihre geniale Architektur. Eine weitere punktet mit ihren 33 Bögen. Manche der Wunderwerke umschallt passende Musik oder in ihrem Bauch ist gar ein kleiner Buchladen versteckt.


                        Buchladenbrücke

                        Nun aber genug der Überschwänglichkeit. Man sollte es selbst erleben dürfen, um letztendlich die Schönheiten der iranischen Perle zu verstehen. In diesem Sinne, liebe Grüße bis zum nächsten Iranbericht.


                        Wi + Gi + Toyota Stand: 2. Maiwoche 2015


                        Wanderkilometer bis Isfahan: ca. 145 km
                        Gesamtwanderkilometer bisher: ca. 3715 km

                        Zuletzt geändert von grenzenlos; 30.05.2015, 11:26.
                        Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                        Gruß, Wi grenzenlos

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                        • Abt
                          Lebt im Forum
                          • 26.04.2010
                          • 5726
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                          AW: [TR] Langzeitwanderung

                          Danke Wi Grenzenlos
                          für deine Berichte hier, die etwas wie aus einer anderen Welt klingen und so gar nicht ins hier vermittelte Weltbild von der Achse des Bösen passen. Aber das war vorauszusehen, nach den paar Infos die man bekommt.
                          Etwas erinnert mich das geschilderte gastfreundliche Gebahren und die Offenheit der Iraner an unsere Reise durch die Vergangenheit, also durch das Rumänien von 86-88. Nur versuchte man damals die eigene Bevölkerung in Rumänien von Ausländerkontakten abzuhalten und massiv einzuschüchtern. Jeder verkroch sich in seine eigenen vier Wände und isolierte sich so, und das ist der Unterschied, den ich aus deinen Zeilen heraiuslese-
                          Auch wenn das Bild vom Westen, was man heutzutage im Iran noch hat, schon abartig götzenhaft wirkt. Die haben ihren Kulturschock noch vor sich, und das wird die Menschen, so wie sie da sind, kaputtmachen.

                          Meine Bemerkung mit den Rosen und der Kirsche war natürlich nicht so ernst gemeint, die lass ich da, wo sie am besten gedeihen und hingehören. aber...Alter Wein und junge Weiber, sind die besten Zeitvertreiber
                          Und das ist die Überleitung zum Thema.
                          Shiraz ist die Urstadt und wohl Namensgeber des Weines zu sein, der inzwischen seinen Siegeszug ins westliche und östliche Ausland unternommen hat, den man auch hier kennt.
                          Wie wird denn das Alkoholkonsum & Drogenverbot eingehalten und überwacht?
                          Muss Gi nach Landessitte nun die Rikscha, also Toyota ziehen?
                          ,- dann hattest du ja immerzu Frei da kann doch der Iran-Aufenthalt ruhig noch ne Weile dauern Vorausgesetzt du berichtest uns darüber
                          Gruß Abt
                          Zuletzt geändert von Abt; 31.05.2015, 07:42.

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                          • grenzenlos
                            Dauerbesucher
                            • 25.06.2013
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                            AW: [TR] Langzeitwanderung

                            Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                            Danke Wi Grenzenlos
                            für deine Berichte hier, die etwas wie aus einer anderen Welt klingen und so gar nicht ins hier vermittelte Weltbild von der Achse des Bösen passen. Aber das war vorauszusehen, nach den paar Infos die man bekommt.
                            Etwas erinnert mich das geschilderte gastfreundliche Gebahren und die Offenheit der Iraner an unsere Reise durch die Vergangenheit, also durch das Rumänien von 86-88. Nur versuchte man damals die eigene Bevölkerung in Rumänien von Ausländerkontakten abzuhalten und massiv einzuschüchtern. Jeder verkroch sich in seine eigenen vier Wände und isolierte sich so, und das ist der Unterschied, den ich aus deinen Zeilen heraiuslese-
                            Auch wenn das Bild vom Westen, was man heutzutage im Iran noch hat, schon abartig götzenhaft wirkt. Die haben ihren Kulturschock noch vor sich, und das wird die Menschen, so wie sie da sind, kaputtmachen.

                            Meine Bemerkung mit den Rosen und der Kirsche war natürlich nicht so ernst gemeint, die lass ich da, wo sie am besten gedeihen und hingehören. aber...Alter Wein und junge Weiber, sind die besten Zeitvertreiber
                            Und das ist die Überleitung zum Thema.
                            Shiraz ist die Urstadt und wohl Namensgeber des Weines zu sein, der inzwischen seinen Siegeszug ins westliche und östliche Ausland unternommen hat, den man auch hier kennt.
                            Wie wird denn das Alkoholkonsum & Drogenverbot eingehalten und überwacht?
                            Muss Gi nach Landessitte nun die Rikscha, also Toyota ziehen?
                            ,- dann hattest du ja immerzu Frei da kann doch der Iran-Aufenthalt ruhig noch ne Weile dauern Vorausgesetzt du berichtest uns darüber
                            Gruß Abt
                            Lieb Abt,

                            die Mullahs sehen den Ausländerkontakt hier auch nicht gerne. Auch wird hier analog Rumänen (war dort 88/89 unterwegs) vieles überwacht. Doch davon erzähle ich in den nächsten Teilen etwas. Hier ist nicht nur Sonnenschein. Gibt auch echt größere Probleme.
                            Alkkonsum und hauptsächlich Drogen sind ein größeres Problem im Iran, wobei hauptsächlich die Drogen problematisch sind. Ich denke, es gibt im Iran ein relativ wirksames Spitzelsystem. Auf Drogenhandel steht Kopf ab. Alk wird mit Peitsche ausgetrieben. Übrigens kommt der Alk hauptsächlich aus dem Oman und VAE per Schnellbooten an Land. Auf dem Seegrund zwischen Abbas und der Küste von Oman/VAE liegen Millionen Flaschen Alk und auch Pornokassetten. Bevor die Jungs den Kopf verlieren, wird in letzter Sekunde einfach alles versenkt. Normale Schmuggelware, wie Zigaretten usw. bleibt an Bord.
                            Drogen kommen hauptsächlich aus Afghanistan. Wobei der Konsum von Drogen nur sehr selten bestraft wird. Drogen werden auch von relativ vielen älteren Menschen genommen. Haben dies 2007 bei einer Familie erlebt.
                            Unser Sohn (er war 2003 länger im Iran unterwegs), erzählte, viele Iraner schmieren auch die Polizei.

                            Gi weigert sich leider die Rickscha zu ziehen Werde es irgendwie überleben

                            LG Wi
                            Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                            Gruß, Wi grenzenlos

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                            • qwertzui
                              Alter Hase
                              • 17.07.2013
                              • 2903
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                              Eure Perle scheint zu unserem Glück ja sogar Internet zu haben. Danke, für das Einstellen der schönen Fotos und den spannenden Erzählungen. Unter diesen Rahmenbedingungen ist das sicher nicht leicht. Viel Glück weiterhin!

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                              • grenzenlos
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                                • 25.06.2013
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                                Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                                Eure Perle scheint zu unserem Glück ja sogar Internet zu haben. Danke, für das Einstellen der schönen Fotos und den spannenden Erzählungen. Unter diesen Rahmenbedingungen ist das sicher nicht leicht. Viel Glück weiterhin!
                                Danke + man bekommt mit, wie manches Volk gegängelt wird
                                LG, Wi
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                                Gruß, Wi grenzenlos

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                                • grenzenlos
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                                  • 25.06.2013
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                                  Iran Teil 3



                                  Immerzu irgendwie Nordwest

                                  Nach dem Abschied von der iranischen Perle, laufen wir stadtauswärts Richtung Nordwest. Unser nächstes größeres Etappenziel ist die iranische Provinz Kurdistan. Wieder umgibt uns täglich Hügelland. Versteckt zwischen den Hügeln erblicken wir in den nächsten Tagen nur wenige Städte. Diese sind in keinem Reiseführer erwähnt. Zwischen diesen Städten zieht sich das Hochland vom Zagrosgebirge entlang. An manchen Tagen erblicken wir Schneegipfel in der Ferne.


                                  Schneegipfel in der Ferne

                                  Abwechselnd wandern wir oder nette Kraftfahrer nehmen uns stückchenweise mit. Beim Wandern überrascht uns die Hochlandmonotonie. Kilometerweit sind nur Felder und Hügel zu sehen. In größeren Entfernungen schmiegen sich manchmal Lehmdörfer an die Hügel.


                                  Krätiger Wind

                                  Es gibt hauptsächlich nur braune und grüne Farbtöne. Nur wenn die Wolken aufreißen, gesellt sich etwas blau dazu. Die Monotonie hat einen surrealen Reiz für mich. Ich fühle mich happy, dann wieder etwas traurig. An was es liegt, kann ich nicht sagen. Es ist einfach so. Teilweise laufen wir auf über 2000 Meter Höhe. Meist weht uns ein kräftiger Wind ins Gesicht.


                                  Monotone Hügellandschaft

                                  Übernachten tun wir an der Strecke wie immer im Zelt oder in Billigunterkünften. Außerhalb der größeren Städte ist die Verständigung recht schwierig. Da Gi das arabische Alphabet beherrscht, kann sie zumindest bestimmte Wörter und Hinweise lesen. Zugute kommt uns auch, dass ein Teil der Farsiwörter (Farsi ist die Hauptsprache im Iran) aus dem Arabischen stammen. So finden wir für alle sprachlichen Probleme, oftmals mit viel Geduld, auch immer irgendwie eine Lösung. Meist geht es dabei auch sehr lustig zu. Als wir zum Beispiel nach 5 Tagen an der Stadtgrenze von Hamadan, mit immerhin über 500.000 stolzen Einwohner, ankommen, fragen wir einen jungen Mann nach einem bestimmten Platz in der Stadt. Ich frage auf Englisch. Er antwortet auf Farsi. Gi fragt zusätzlich auf Arabisch. Alle drei verstehen wir jedoch nur Bahnhof.


                                  Alle verstehen wir nur Bahnhof

                                  Dann fällt mir ein, dass sich bei diesem Platz der Stadtbasar befindet. Also erneuter Versuch. Nach ca. zehn Minuten zeigt der junge Mann in eine bestimmte Richtung. Zusätzlich zeigt er auf seinen fahrbaren Untersatz. Dies soll erstens bedeuten, dies müsste die Richtung sein, und zweitens, wir können ihm natürlich auch folgen. Ich verdrehe bei dem Gedanken an eine Verfolgungstour durch Hamadan die Augen, denn sein Fahrzeug sieht irgendwie komisch aus. Zudem sorgt ja auch unser Toyota-Wägelchen ständig für komische Aufregung. Ich denke, zwei komische Aufreger zusammen, dies geht nicht gut. Der junge Mann scheint meine Gedanken zu erraten, denn Lachsalven brechen plötzlich aus uns heraus.


                                  Prima Karre

                                  Jedenfalls hat die Richtung gestimmt, denn nur eine Stunde später beziehen wir für 2 Nächte ein Zimmer in einer Billigunterkunft, genau an dem gewünschten Platz. Gegenüber befindet sich, somit wie erhofft, der Basar. Also, alles in Ordnung. Hat wieder irgendwie geklappt!

                                  Diese Billigunterkünfte sind in der Regel für Ausländer nur sehr schwer auszumachen, denn da steht nichts von Hotel, in für Ausländer lesbarer Werbung. Die sind nur an ihren arabischen Schriftzügen als Mosaferkhaneh zu enttarnen. Wenn wir nicht im Zelt schlafen, schauen wir meist nach diesen Mosaferkhanehs, denn die sind relativ preiswert. So zwischen 3 bis 10 Euro fürs Doppelzimmer.


                                  Sonnenbestrahlte Billigunterkunft

                                  Doch Vorsicht ist da auch geboten, denn von wirklich prima Zimmer bis zur Höllenabsteige ist da alles drin. Also, vor dem bezahlen, immer das Zimmer begutachten. Im Hamadaner Mosaferkhaneh haben wir sogar 4 Betten im Zimmer - eines davon bekommt natürlich Toyota. Ein altersschwacher Balkon und ein Waschbecken runden den Luxus ab. Es gibt ein Gemeinschaftsbad. Die Dusche muss allerdings extra bezahlt werden. Zum Glück haben wir ja unseren Super-Tauchi dabei (Tauchsieder ist gemeint). Auch können wir, sofern wir es denn wollen, in einer kleinen Küchenecke selbst was köcheln.
                                  Für uns ist immer wichtig, dass es sauber ist. Ist es sauber, manchmal reicht auch relativ sauber, erst dann geben wir unsere so wertvollen Pässe ab und bezahlen. In der Regel, sofern man denn länger bleibt, wird täglich bezahlt. Egal ob prima Zimmer oder Höllenabsteige, in allen ist eines gleich, dort spricht spricht nie ein Beschäftigter irgendeine Fremdsprache. Was sie aber alle beherrschen ist garantiert ein einziges Wort, und dies ist das Wort Pass, denn egal wo man im Iran absteigt, der Pass muss immer sofort abgegeben werden und wird erst beim Verlassen der Unterkunft wieder herausgerückt.
                                  Wir selbst haben es noch nicht erlebt, doch im ganzen Land werden durch die Sittenpolizei (Pasdaran) , speziell in der Nacht Unterkünfte und somit auch vorher die einbehaltenen Pässe bzw. Ausweise kontrolliert. Passablichtungen müssen von den Absteige – oder Hotelbesitzern immer zur örtlichen Polizeistation gebracht werden. Dabei geht es in der Regel darum, ob iranisches Männlein und Weiblein verheiratet sind. Zudem will natürlich der iranische Horch- und Guck, auch zusätzlich noch wissen, wo sich denn gerade so die Ausländer befinden.


                                  4-Bettzimmer + Tauchi

                                  Hamadan ist nicht Isfahan. Trotzdem gefällt uns die Stadt ausgesprochen gut. Neben unseren Putz- Flick- Wasch – Koch und Duschstunden, besuchen wir den Basar, einige Moscheen und Parkanlagen.
                                  Besonders gerne beobachte ich die Handwerker. Jedes mal, wenn ich einen davon ablichten möchte, nehme ich Kontakt auf, frage ob ich auch darf. In der Regel sind die Models einverstanden. Da ich gestellte Fotos nicht unbedingt mag, warte ich dann immer eine Zeit.


                                  Handwerker

                                  Meist hat mein Model dann schon vergessen, dass ich noch da bin. Dies ist für mich immer der richtige Zeitpunkt, um den Auslöser zu bedienen.


                                  Wahre Meister sind sie

                                  Manchmal, doch dazu gehört natürlich auch Glück, scheint die Sonne durch ein oftmals schon brüchiges, bunt verglastes Basardach, zaubert dabei herrliche Farben für wenige Minuten am Boden oder an den Wänden. Ich muss dann einfach abdrücken.


                                  Farbenspiel

                                  Gi liebt besonders die Gewürzgassen. Es riecht dort aus jeder Ecke, aus jedem Korb, aus jedem Blechkübel irgendwie anders. Zwischen den Gerüchen schallen dabei die Worte, Sätze und Zahlen von den Kaufwilligen und von den Verkäufern durch die Gasse.


                                  Gewürzgasse

                                  Die Tage in den iranischen Basaren sind für uns immer schön, aber auch anstrengend. Viele Kilometer erlaufen wir in solchen Marktstunden. Da hilft oft nur ein Tee oder ein Glas Wasser zum Kräfteaufbau.


                                  Teetrinker

                                  Wir sehen in Hamadan keine ausländischen Reisegruppen-Touristen. Wenn sie denn da sind, übernachten sie in einem der teuren Hotels, um das Ibna Sina-Museum (berühmter persischer Arzt) zu bestaunen und um auch die weltgrößte Wasserhöhle, im ca. 60 Kilometer entfernten Ali Sadr, zu besuchen.
                                  Auch wir laufen nach Ali Sadr, denn die Weltgrößte Wasserhöhle liegt sozusagen auf unserem Weg Richtung Nordwest und da sollte man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
                                  Als wir ankommen, regnet es leicht. Es gibt einen Platz für Zelte, doch so nebenbei flüstert uns ein Iraner sonderbares in die Ohren. Wohnung, Wohnung, Wohnung flüstert er echt leise. Ich flüstere leise zurück, was kostet denn die Wohnung? Er flüstert mir den Preis ins Ohr. Ich staune. Ist ziemlich niedrig, denke ich. Zur Sicherheit flüstere ich nochmals zurück. Er zeigt mir den passenden Geldschein dazu. Ich zeige einen anderen Geldschein, welcher bedeutet, um diesen Betrag möchte er doch bitte kürzen. Er nickt, zeigt geheimnisvoll in die Wohnungsrichtung. Wir folgen unauffällig, was mit unserem Wägelchen kaum möglich ist, doch zumindest tun wir so.
                                  Die Wohnung entpuppt sich als eine ca. 60 Quadratmeter wirkliche Wohnung zum Mietpreis einer Haneh-Billigunterkunft. Da der Flüsterer illegal vermietet, sozusagen an den Mullah-Kassen vorbei, sind auch unsere sonst so beliebten Pässe nicht nötig. Auch im Iran geschehen noch Wunder, spukt es mir durch den Kopf. Wir zwei Mullah-Steuergeldhinterzieher verstehen uns auf Anhieb. Da mein Freund auf Zeit auch eine Kneipe besitzt, essen wir sogleich ordentlich Reis und Hühnerkebab. Danach tut uns eine Wasserpfeife gut.
                                  Für das Essen und die Wasserpfeife gibt es eine Rechnung. Dies überrascht mich wiederum, denn diese Rechnung ist sozusagen die wirklich erste iranische Quittung die mir überreicht wird. Mein Freund auf Zeit ist doch ein guter Kerl und nur halber Steuerhinterzieher.


                                  Versteuerte Wasserpfeife

                                  Natürlich stapfen wir auch zur Höhle. Sie ist wirklich der Höhlenhammer, denn sie hat einen Höhlen-Hammerpreis. 50 US – Dollar sollen wir zusammen bezahlen. Mir bleibt die Spucke weg. Da niemand im Kassenhäuschen Englisch spricht, wird Gi auf Arabisch vermittelt, dies ist der Preis für Ausländer. Irgendwie müssen wir wohl sehr doof schauen, denn Gi bekommt sehr schnell ein zweites Angebot unterbreitet. Da ihr ja aus Arabien seid, können wir ein Ticket für zwei Menschen stempeln, flüstert zwinkernd der Ober-Chefkartenverkäufer. Also nur 25 Dollar.
                                  Ist das die Flüsterstadt, frage ich Gi. Wir beraten uns kurz.
                                  Menge Geld für eine Höhle, und eigentlich sind wir ja keine Höhlenfans, flüstere ich Gi zu.
                                  Hast ja recht, doch wir bekommen den halben Preis, und die Höhle soll wirklich sehr, sehr, schön sein, flüstert Gi zurück.
                                  Ich löhne das Arabische Ticket. Und was soll ich nun schreiben?


                                  Echt schön!

                                  Die Höhle ist wirklich echt der Hammer. So eine Höhle haben wir noch nie erlebt. 2 Stunden verbringen wir unter der Erde. Mit einem Tretboot werden wir über den Höhlensee und durch viele Höhlenkanäle pedalt. Die Führung erfolgt auf richtig Deutsch, denn wir schließen uns einer deutschen Reisegruppe an und der iranische Reiseleiter spricht perfekt unsere Muttersprache. So erfahren wir alles über die echt schöne Höhle. Wir sind wirklich begeistert.
                                  Als wir die Wunderwelt verlassen, sagt mir Gi, ich schäme mich wegen unserem Sonderticket.
                                  Ich beruhige sie sofort. Denke doch einfach, die 25 Dollar waren dein Eintritt. Und ich war dann halt für 0 drin. Dann musst du dich nicht mehr schämen, versuche ich Gi zu beraten. Und ich verspreche dir, für meine 0 werde ich mich nicht krumm legen.

                                  2 Tage später, wir sind da bereits in der iranischen Provinz Kurdistan, in einem schmucklosen Städtchen Namens Bijar, möchte ich beim verlassen des fast sauberen Haneh, unsere Pässe zurück. Der Nachtwächter findet in seiner 2 Quadratmeterbude jedoch unsere Pässe nicht. Mir stockt der Atem. Die werden doch nicht geklaut sein?
                                  Der alte Mann, er ist als Kurde unschwer erkennbar, telefoniert. Kurz danach führt er mich an die Tür, zeigt in eine Richtung und spricht die Wörter Pass und Polizei. Dies soll bedeuten, ich soll zur Polizei. Da wir uns nicht verständigen können, tippe ich auf seine Brust und zeige selbst in die Richtung. Dies bedeutet, er soll selbst gehen. Zum Glück versteht er die Zeichensprache, denn kaum getippt, läuft er hurtig weg. Trotz der komischen Situation, gefällt mir unser Nachtwächter gut, denn sein Gesicht ist voller kurdischer Lebenslinien und seine echt kurdische Kopfbedeckung passt wie angeboren. Zudem denke ich auch, der arme Tropf kann ja garantiert nichts dazu.


                                  Kurdische Lebenslinien

                                  Ich selbst habe keine Lust auf Polizei, denn dies könnte ja bedeuten, ich muss irre oder gar hinterlistige Fragen beantworten. So lange unser Wachmann unterwegs ist, schießen mir aber wahnsinnige Gedanken durch den Kopf. Sind die Pässe nun wirklich dort? Was wollen die eine ganze Nacht mit unseren Pässen? Sollte ich zur Polizei, weil die Pässe doch geklaut sind? Was tun wir dann?
                                  Nach gut 30 quälenden Minuten, winkt mir der Mann schon aus der Ferne mit den Pässen zu. Zuerst gibt er mir aber einen Zettel. Da stehen Fragen drauf. Woher, wohin, mit was unterwegs, mit wem unterwegs, Namen, Geburtstage, bereiste Länder, Name meines Vaters (die Frage verstehe ich wohl nie), Reiseveranstalter usw.
                                  Ich fülle die Liste aus. Bei Reiseveranstalter schreibe ich: Toyota-Travel. Der sympathische Kurde kann es eh nicht lesen. Und was die Schnüffler denken werden, ist mir total egal.
                                  Als wir sehr glücklich die Stadt mit unseren Pässen am Körper, Richtung Nordwest verlassen, laufen wir an einem großen abgesicherten Gebäude vorbei. Ich frage den bewaffneten Soldaten, ob ich das blöde aber irgendwie doch geile Propagandaplakat mit den Mullahs fotografieren darf. Er schüttelt mit dem Kopf. Gi sagt später, ich glaube, da waren unsere Pässe letzte Nacht, denn am Gebäude stand irgendwas mit Meldeamt oder so. Zusätzlich hat sie auch beobachtet, als ich mit dem Wachsoldaten redete, dass sich die Vorhänge öffneten und man uns irgendwie genau musterte.
                                  Was ich mich immer frage, was machen sie mit all den Daten? Den Mullahs müsste doch die Überwachung ihrer eigenen Leute reichen, denn bei ca. 80 Millionen gibt es viel zu tun.
                                  Ganz besonders interessiert mich aber eigentlich, wissen sie vielleicht sogar, wann wir im Zelt schlafen oder machen sie dann einen Vermerk mit folgendem Kommentar: Die 2 verrückten Schiebe-Deutschen müssen wieder die Nacht durchgelatscht sein! Wir bleiben aber dran! Hoffentlich gehen die bald wieder in ein Haneh!
                                  Ab diesem Tag werde ich das Gefühl nicht los, dass uns ständig irgendein Schatten folgt.


                                  Leuchtturm der Macht

                                  Ab Bonab, die Provinz Kurdistan liegt da schon hinter uns, senkt sich die Straße zum größten Salzsee vom Iran. Im Dunstkreis des Sees liegt ein Atomkraftwerk. Da die Technik im Iran, aus unterschiedlichsten Gründen, nicht unbedingt vertrauenswürdig erscheint, beende ich nun fluchs den 3. Teil um uns gemeinsam eine eventuelle Strahlenbelastung zu ersparen.
                                  Hoffentlich dann ohne Strahlenbelastung, melde ich mich bald zum 4. Iranbericht zurück .

                                  LG, Wi + Gi + Toyota Stand: 3. Maiwoche 2015

                                  Wanderkilometer bis Atomkraftwerk: ca. 130 km
                                  Gesamtwanderkilometer bisher: ca. 3845 km

                                  Zuletzt geändert von grenzenlos; 06.06.2015, 20:09.
                                  Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                  Gruß, Wi grenzenlos

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                                  • Lorenz89
                                    Erfahren
                                    • 09.10.2009
                                    • 427
                                    • Privat

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                                    Genial, wie so oft bei euren Berichten!
                                    Auch die Bilder! Danke dafür

                                    Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
                                    ..., dies ist der Preis für Ausländer....Ich löhne das Arabische Ticket.
                                    Da musste ich grinsen! In Indien gabs in einer Burg für mich ein DIN5 Hochglanzticket für "2 Dollar only" und für meinen Bruder mit residents-permit einen briefmarkengroßen Schnipsel in schwarz-weiß für Peanuts
                                    MfG Lorenz

                                    Kommentar


                                    • grenzenlos
                                      Dauerbesucher
                                      • 25.06.2013
                                      • 566
                                      • Privat

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                                      Zitat von Lorenz89 Beitrag anzeigen
                                      Genial, wie so oft bei euren Berichten!
                                      Auch die Bilder! Danke dafür


                                      Da musste ich grinsen! In Indien gabs in einer Burg für mich ein DIN5 Hochglanzticket für "2 Dollar only" und für meinen Bruder mit residents-permit einen briefmarkengroßen Schnipsel in schwarz-weiß für Peanuts
                                      Hallo + Danke + da habe ich noch weit rustikalere Unterschiedspreise in der Vergangenheit erlebt. Der Hammer war die Ostafrikaregion. Da gibt es tatsächlich bis 4 unterschiedliche Preise für eine Sache

                                      LG, Wi
                                      Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                      Gruß, Wi grenzenlos

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                                      • Palle
                                        Erfahren
                                        • 15.02.2009
                                        • 115
                                        • Privat

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                                        Hallo Wi und Gi,
                                        vielen Dank für diesen schönen Bericht. Der letzte Teil hat mir am besten gefallen, die iranische Gesellschaft un das Leben dort interessieren mich schon sehr. Isfahan sieht atemberaubend schön aus, und die Landschaft um die Städte gefällt mir auch. Von allen Ländern fand ich Berichte aus dem Iran und dem Jemen bislang am spannendsten.
                                        Viele herzliche Grüße und euch weiterhin viel Spaß
                                        Palle

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                                        • Sternenstaub
                                          Alter Hase
                                          • 14.03.2012
                                          • 3377
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                                          ich freue mich, wieder einmal von euch zu lesen! Liebe Grüße an Gi, es ist schon bewunderswert, was ihr so durchzieht. Obwohl das Tolle, Besondere sicherlich/hoffentlich überwiegt, wird auch das Harte, Schwierige immer wieder durchschlagen. Das auszuhalten, dafür bewundere ich euch.

                                          Ganz liebe Grüße an euch Zwei!
                                          Two roads diverged in a wood, and I—
                                          I took the one less traveled by,
                                          And that has made all the difference (Robert Frost)

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