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Dieses Frühjahr konnten Judith und ich uns einen großen Wunsch erfüllen. Gemeinsam im Rahmen unseres Studiums ein Krankenhauspraktikum im Ausland machen und das ganze auch noch in Nepal. Natürlich waren wir nicht nur im Krankenhaus, sondern haben auch einige Touren gemacht. Von der längsten möchte ich hier berichten. Wer mehr über den Aufenthalt lesen möchte kann gern auf
www.touringmed.wordpress.com vorbeischauen.
Tag 1 - 17.03.14
Es ist zu früh als der Wecker klingelt. Die letzten knapp 5 Wochen in Pokhara haben wir uns an das mäßig frühe Aufstehen im Rahmen unseres Krankenhauspraktikums gewöhnt, da fallen die Augen um 5:30 gern von allein wieder zu. Doch ein erstes Blinzeln durch die noch vorgezogenen Vorhänge zeigt einen wolkenlosen dunklen Himmel und ein vorsichtiges Leuchten im Osten.
Heute soll es endlich losgehen. Mehrere Versuche von Pokhara in den letzten Wochen zu einer Tour aufzubrechen wurden wegen Krankheit abgesagt oder unterwegs abgebrochen. Nun haben wir noch 6 Tage Zeit um eine Runde zu laufen, bevor es zurück nach Kathmandu und von dort nach Deutschland geht. Aber an die Rückreise denken wir noch nicht, denn die Rucksäcke für die Tour warten fertig gepackt auf uns. Daniel, ein anderer Deutscher der heute den Annapurna Basecamp Trek starten will, wartet schon in der Küche mit dampfendem Rührei und Banana-Chocolate-Cake von der German Bakery auf uns. Unser Startpunkt Karde (oder auch Kande) liegt auf dem Weg zu Daniels Startpunkt und so nehmen wir uns gut gestärkt gemeinsam ein Taxi.
In Kande angekommen trennen sich unsere Wege. Wir verabreden uns für den kommenden Samstag zum Abendessen in Pokhara und machen uns dann auf in Richtung Australian Camp. Es sollen etwa 300hm zu überwinden sein und unser Plan ist dort oben eine erste kleine Pause einzulegen. Sobald wir den Ort hinter uns lassen, geht der Weg stetig bergan, ist aber sehr gut zu laufen. Wir halten uns mit dem Tempo nicht zurück und ich komme gut ins Schwitzen. Nach einem guten Stückchen Weg treffen wir auf zwei nepalische Jungs, die am Wegrand sitzen und mit einer Steinschleuder spielen. Sofort wecken wir ihre Aufmerksamkeit und sie gehen ein paar Meter mit uns mit, drehen aber schnell wieder um. Wir sind erleichtert, hat sich doch unser Misstrauen insbesondere gegenüber Jugendlichen in den letzten Wochen nicht gelegt, obwohl wir keine wirklich negativen Erlebnisse hatten. Die Erleichterung verfliegt schnell wieder, als die beiden uns kurz darauf wieder einholen. Sie schleppen nun leere Tragekörbe auf dem Rücken und fragen wo wir hinwollen und wo wir herkommen. Ich sage, dass wir zum Australian Camp laufen und sie meinen sie wollen dort auch hin. Was für ein Zufall, denke ich... Ein richtiges Gespräch kommt aufgrund der Sprachbarriere nicht zustande und so dackeln die beiden uns meist wortlos in keinem Meter Abstand hinterher. Da wir den Weg gern alleine und in Ruhe laufen wollen, sagen wir ihnen, dass sie gern vorausgehen können, sie seien eh schneller als wir. Darauf reagieren sie nicht und Judith wird etwas nervös. Warum laufen sie nicht einfach vor? Wir laufen mit einer deutlich langsameren Geschwindigkeit weiter, in der Hoffnung, dass wir ihnen zu langsam sind. Und so ist es dann auch. Nach etwa 15 unbehaglichen Minuten ziehen die beiden davon und wir laufen deutlich entspannter weiter. Oben am Australian Camp sehen wir die Jungs an einer Hütte sitzen, wie sie ihre Körbe mit Holz füllen und uns überkommt ein schlechtes Gewissen. Sie wollten uns mit Sicherheit nichts böses, fanden es vielleicht einfach spannend beim Tragen ein paar Touris zu beobachten. Wir grüßen sie freundlich und gehen weiter zum Zeltplatz, der direkt auf einer grasbewachsenen Kuppe liegt und einen wunderbaren Blick in die umliegenden Täler bietet. Hier genießen wir eine Weile die Sonne, um uns dann weiter in Richtung Forest Camp aufzumachen.
Der Weg nach Pothana Deurali verläuft auf guten Wegen und ohne große Höhenunterschiede und so kommen wir gut voran. Die Strecke macht Spaß, das Wetter ist hervorragend und wir treffen nur auf wenige andere Wanderer. In Pothana checken wir in die Annapurna Conservation Area ein und erkundigen uns ein letztes Mal, ob wir auf dem Trek aktuell mit irgendwelchen Problemen rechnen müssen. Dies wird verneint, nur selten gäbe es hier Bären oder Leoparden. Wir füllen hier noch kurz unser Wasser auf und machen uns bald wieder auf den Weg.
Der Weg geht nun immer wieder durch dichten Wald und wir scheinen weit und breit die einzigen Menschen zu sein. Die Einsamkeit ist toll, macht uns beiden Schissern aber ab und zu auch etwas Sorgen. Und so entscheiden wir uns ordentlich laut zu reden und ab und an mit den Trekkingstöcken etwas Lärm zu machen, um allen Tieren in der Umgebung unser Kommen früh anzukündigen. Doch vor einem ordentlichen Schrecken schützt uns diese Taktik nicht. Judith läuft gerade vor mir und wir sind immer noch im dichten Wald unterwegs, als sie plötzlich aufschreit. Ich bekomme einen riesen Schreck und weiß sofort: Kacke, da steht ein Bär! Ich schaue an ihr vorbei und sehe ihn oder sie in gut 10m Entfernung im Gebüsch stehen. Das Ding starrt uns eine Weile genauso ungläubig an wie wir es um dann genüsslich auf einem jungen grünen Zweig zu kauen. Deutlich hörbar atmen wir erleichtert aus, nur eine Kuh! Wir trotten an ihr vorbei und werden im Lauf des Tages noch einige weitere zu sehen bekommen.
Überall und ungemein gefährlich die Dinger! :-)
Das heutige Ziel liegt auf etwa 2600m, an sich eine Höhe bei der wir noch nicht mit Problemen rechnen würden, allerdings haben wir noch keinerlei Erfahrung in solchen Höhen gesammelt. Aus diesem Grund horchen wir beide viel in uns hinein und bald gibt Judith an, dass sie Kopfschmerzen bekommt. Wir machen eine Pause und Judith nimmt erst mal einen ordentlichen Schluck Wasser. Wir haben zwar Diamox und Dexamathason dabei, aber eigentlich nur für den Notfall und außerdem wollen wir unsere Höhentauglichkeit vorerst ohne Medikamente austesten. Wir entscheiden und vorerst langsamer weiterzugehen und das scheint die richtige Vorgehensweise zu sein. Sobald wir zu schnell gehen, oder uns zu sehr anstrengen kommen die Schmerzen wieder und verschwinden aber auch schnell wieder, wenn wir das Tempo drosseln. So kommen wir zwar deutlich langsamer voran, aber da wir vorher genug Strecke gemacht haben, sind wir uns sicher trotzdem früh genug im Forest Camp anzukommen. Und so ist es auch: gegen 15:30 erreichen wir das Camp. Es besteht aus drei einfachen Häusern, die alle von je einer Familie bewohnt werden und Schlafplätze und Essen für Trekker bereitstellen. Da wir die einzigen Gäste sind, starten die drei Familien einen kleinen Battle um uns und wir haben unsere Schwierigkeit eine auszuwählen ohne dabei die anderen zu enttäuschen. Letztendlich sind sie sich alle sehr ähnlich und wir wählen die mit der sympathischsten Gastgeberin aus. Die Zimmer sind sehr simpel. Nur zwei Betten und ein kleines Tischchen, mehr braucht man hier ja auch nicht.
Das Forest Camp
Gegen 16 Uhr fängt es leider an zu nieseln und so setzen wir uns in den Essensraum und unterhalten uns eine Weile mit der gut gelaunten Gastgeberin. Während draußen der Himmel seine Schleusen so richtig öffnet und ein ordentliches Gewitter loslegt, machen wir uns daran zu überlegen was wir essen wollen. Die Entscheidung fällt leicht: Dal Bhat soll's sein. Gekocht wird auf einer offenen Flamme und entsprechend lange dauert es bis das Essen fertig. Aber wir haben Zeit, lesen noch etwas und freuen uns umso mehr, als es dampfend auf dem Tisch landet, denn es schmeckt ganz hervorragend. Mit vollem Bauch und latentem Kopfschmerz, inzwischen auch bei mir, geht es ins Bett.
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