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Abenteuer am Yukon River in Kanada
Das Urlaubstagebuch von Fabs und Addi
Sommer 2013
Die Idee:
Wir, das sind Andreas, 55, Vater und Fabius, 14, Sohn. Wir leben in Hessen und sind vor unserer großen „Yukon Tour“ gelegentlich mit dem Kanu auf kleinen Flüssen in Deutschland oder auch mit dem Kajak in Italien unterwegs gewesen. Zelten und draußen sein ist für uns nichts Ungewöhnliches. Aber wir sind keine „Survivalexperten“ oder „Extremsportler.

Schon sehr lange Zeit beschäftige ich mich mit der Idee, den Yukon hinunter zu paddeln. Vor vielen Jahren habe ich ein Buch von Dieter Kreutzkamp gelesen, in dem er eine Reise im Faltboot auf dem Yukon beschreibt. Irgendwann habe ich dann mit meinem Sohn Fabius darüber gesprochen und ihn gefragt, ob er dazu nicht auch Lust hätte. Seine Antwort war schon damals ja.
In den letzten Jahren haben wir immer mal wieder darüber gesprochen. Und irgendwann kam dann der Zeitpunkt, ab dem wir konkret über die Reise nachgedacht haben. Wie alt muss er sein, um das Abenteuer zu starten. Und wann können mögliche andere Dinge sein Interesse an der Reise wieder verschwinden lassen. Ende 2012 wurde es dann konkret. Wir haben die Flüge gebucht, nicht ohne vorher darüber nachzudenken, ob wir es wirklich zu zweit oder doch lieber in einer Gruppe probieren wollen. Die Antwort von Fabius war eindeutig. Wenn, dann machen wir das zu Zweit.
Heute kann ich sagen, dass es wahrscheinlich wirklich die beste Zeit war die Reise zu unternehmen. Wenn die Tour an sich schon unglaublich spannend und wunderschön war, so war es doch unser gutes Miteinander, das gegenseitige Motivieren und an einem Strang ziehen, was diese Reise unvergesslich werden lässt.
Tag 1 14 Juli 2013 Frankfurt – Whitehorse Flug mit Condor
Vater: Meine Frau fährt uns zum Flughafen. Anspannung bei allen. Wir tauschen Dollars hin und her. Abschied. Alles läuft dann normal. Ich kaufe im Duty Free noch ½ Flasche Metaxa und ½ Flasche Whisky. Der Flug war gut aber lang. Das Einschwenken auf den Flughafen Whitehorse deckt dann meine falsche Orientierung auf. Irgendwie dachte ich, dass der Ort zum Fluss auf der anderen Seite liegt. Die Immigration ist freundlich und relativ schnell und der Transport zum Robert Service Campground klappt super. Hungrig sind wir nicht; aber müde. Fabs geht um 19 Uhr Ortszeit in den Schlafsack; ich gegen 21 Uhr. In Deutschland ist es jetzt 6 Uhr morgens. Es ist noch richtig warm im Zelt
Wir fahren mit den „ Harzer-Freunden“ zum Campingplatz. Sie haben auch das Boot und die Ausrüstung bei Yukon Wide gemietet. Dass sie uns und wir sie bis zur Rückkehr auf den Flughafen in Frankfurt immer wieder sehen werden, ahnten wir zu dieser Zeit noch nicht

[Das Nordpolarmeer

Ankunft auf dem Campingplatz in Whitehorse
Tag 2 15. Juli 2013 Whitehorse
Vater: Unser erster Tag am Yukon. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir dann doch gut und bis 6:30 geschlafen; das ist in Deutschland 15:30 Uhr. Dann Abmarsch in die Stadt um 8:30. Zuvor von den Hamburgern noch Tipps zum Angeln bekommen. Außerdem: „Große Waldbrände am Yukon“ bei Carmacks. Ob wir überhaupt losfahren können? Der Weg in die Stadt ist super schön. Erst der Adlerhorst mit den 2 Jungen; beeindruckend jetzt schon die Fließgeschwindigkeit des Yukon. Einkauf bei Canoe People mit 2 Gaskartuschen, dann der lange Weg zu Canadian Tyre, hier Gummistiefel, Angel sowie diverses Equipment gekauft.


[Einkauf bei Canadian Tyre
Als nächstes dann zwei Stunden im „All Canadian Superstore“ den Wagen voll gemacht. Die Preise hier hauen uns um. Aus dem Liquor Store hole ich noch einen Pack Yukon Gold bevor wir mit dem Taxi zurück an den Campingplatz fahren. Gute Stimmung herrscht dann beim Aufbauen und Fotografieren des Einkaufs und dem Zusammenbau der Angel. Beim Holzsägen fürs Lagerfeuer treffen wie nochmals die Hamburger. Sie geben uns jetzt noch ein paar Praxistipps fürs Angeln. Fabs freut sich drauf.

Unser Vorrat für die nächsten 2 Wochen

Das Campfeuer brennt
In gewohnter Art legen wir dann los mit Kochen. Nudeln auf dem offenen Feuer; die Soße auf dem Gaskocher. Es wird gut. Fabs schwächelt dann; er ist müde und geht gegen 21 Uhr ins Bett. 21:15, Feuer brennt, noch kurze Hosen an, 1 x Metaxa.
Ab und an schon auch ein komisches Gefühl, so weit weg von zu Hause. Ähnlich wie beim ersten Mal in Südafrika im Hotel in Sun City. Heute alle Menschen, die mit uns im Flieger saßen wieder getroffen, den Vater mit Sohn, den Rothaarigen, das Schweizer Pärchen; unglaublich, die Schweizer kommen um die Ecke als wir von ihnen reden.
Preise: 20$ Campingplatz, 5$ Holz pro Tag, Gaskartusche 12,95$, Einkauf Superstore 170$, Can.Tyre 140$, Taxi zum Platz 13$,
Tag 3 16. Juli 2013 Whitehorse
Vater: Super schlecht geschlafen. Die Tour geht mir immer wieder durch den Kopf. Was ist mit den Feuern? Kommen wir da durch? Dann doch eingeschlafen bis um 7:30. Fabius futtert zum Frühstück die Nudeln mit Soße von gestern. Dann ab zur ersten Dusche für mich in Kanada. Die San.-Anlagen sind ok.
Wir marschieren los zur Besichtigung der Fischtreppe und des Staudamms. Ein schöner Weg führt uns entlang des Yukons. Die Sonne brennt und ich habe keinen Hut dabei. Die „Harzer“ legen mit drei Kanus am Campingplatz ab. Kurz hinter der Brücke in Whitehorse ist dann eines der Boote gekentert; zumindest schwimmt jemand im Wasser. Kurze Zeit später bringt dann ein Polizeiboot zwei nasse Gestalten zurück ans Ufer. Was ein Pech. Was die jetzt wohl machen? Bei Canoe People treffen wir die zwei Hamburger kurz vor dem Ablegen. Sie haben auch groß eingekauft; das Boot ist voll beladen. Hoffentlich kommen die gut los. Wie laufen, ich mit neuem Hut, einem „Tilly Hat“ los zum Walmart, zu Canadian Tyre und auch noch mal zum Liquor Store. Mit vollen Rucksäcken geht es dann den langen Weg zurück zum Campingplatz. Ich bin fertig; mein Sohn ist guter Dinge und motiviert mich weiter zu marschieren.
Am späten Nachmittag sitzen wir an der Rezeption. Unser gekaufter Adapter lädt jetzt das SAT Telefon. Kurze Zeit später treffen wir die beiden Gekenterten. Sie waren auf ihrer ersten Kanutour. Sie sind an der Brücke einem Pfeiler zu nahe gekommen und gekentert, sind weit abgetrieben und das Polizeiboot hat sie dann an Land gebracht.

S.S. Klondike am Ufer In Whitehorse

Gekentert
Am liebsten würden sie jetzt sofort nach Hause fliegen. Sie bleiben jetzt aber doch noch auf dem Campingplatz und wollen dann mit dem Bus nach Dawson fahren, um ihre Freunde zu treffen. Abends sitzen sie noch bei uns am Feuer bei Metaxa, Bier und einem von ihnen mitgebrachten höllischen Rum. Als ich später den letzten Rest Rum aus meiner Tasse ins Feuer schütte gibt es eine richtige Stichflamme
Wie wir von ihnen erfahren haben, waren ihre ganzen Klamotten inkl. Zelt und Schlafsäcken komplett nass geworden. Ein „erfahrener Freund“ hatte ihnen gesagt, dass es reicht, die Sachen im Boot mit einer Plane abzudecken. Dieser Freund, der angeblich schon drei Mal die Tour gemacht haben soll, ist dann weitergefahren, hat aber in Carmacks aufgegeben. Wir haben die Mannschaft am Ende in Dawson wieder getroffen und noch ein paar Bier zusammen getrunken. Auch im Flugzeug nach Hause saßen sie neben uns.
Die „Harzer Freunde“ wie wir sie liebevoll nennen sind drei Männchen und drei Weibchen aus dem östlichen Harz. Zwei Pärchen sowie Sohn und Mutter die mit ihren 73 Jahren ziemlich fit war. Die Mädels sind besonders durch wirklich farbenfrohe Kleidung aufgefallen, sich nicht scheuend, lila, rosa, gelb und rot gnadenlos am Körper aufeinander treffen zu lassen.
na, dann will ich mal weiter machen.
Tag 4 17. Juli 2013 Whitehorse – Johnsons Crossing – Windy Camp 22 km
Sohn: Der erste Tag auf dem Teslin River war rückblickend sehr anstrengend. 22 km ohne Strömung und mit der Angewöhnung an die Einsamkeit. Das Camp bei km 38 war uns dann doch zu weit. Der erste Landgang war sehr schwer, da der Abhang zum Camp sehr steil war und die Moskitos uns überfallen haben. Ich gehe relativ erschöpft und auch ein wenig traurig über die Einsamkeit in den Schlafsack. Jedes Flugzeug muntert einen jedoch auf. Unser Bett liegt etwas schief, das ist aber durch Müdigkeit auszugleichen. Gut, das wir hier noch nicht wussten, sondern nur langsam ahnten, wie schwer die Reise noch werden würde. Mit wenig Hunger (zumindest auf meiner Seite) haben wir uns zum ersten, aber weitaus nicht zum letzten Mal Nudeln mit Tomatensoße gemacht

Einsatzstelle an der Brücke über den Teslin

Die Ersten der fast 800 Kilometer
Tag 5 18. Juli 2013 Windy Camp – Moskito Camp 15 km
Vater: Hilfe, wie sitzen fest. Nachdem wie heute morgen das Boot fast fertig beladen haben, hat der Wind so aufgefrischt, dass die Wellen Schaumkronen tragen. Genau aus Nord-West und in dieser Richtung fließt der Teslin. Starke Böen fallen ein und wir entscheiden uns, nicht los zu fahren. Zu gefährlich. Jetzt sitzen wir hier in der Sonne und hoffen, dass es bis 18 Uhr noch besser wird; dann könnten wir vielleicht noch starten. Hell ist es ja lange genug. So ein Mist.

Im Windy Camp, alles gepackt.

17 Uhr, der Wind ist etwas weniger geworden, aber ich glaube nicht, dass wir heute noch loskommen. Sehr Schade. Hoffentlich ist es morgen dann ok. Dawson rückt in weite Ferne; Carmacks ist jetzt wahrscheinlich. Alle die über den Lake Laberge fahren haben bestimmt dasselbe Problem.
18 Uhr, wir kommen doch noch los. Wir paddeln gegen immer noch leichten Nord-West Wind Richtung Moskito Camp. Das Licht ist super, die Landschaft und der Teslin sind unglaublich.

Auf dem Teslin River gegen 20 Uhr

Gegen 21 Uhr landen wir im Camp auf der linken Flussseite neben einer Bachmündung. Sofort werden wir von hunderten von Mücken überfallen. Spray raus, dann geht es einigermaßen. Das Zelt steht schnell und Fabius geht sofort in den Schlafsack. Ich trinke noch ein Yukon Gold und einen Whisky auf der Auslegerstange sitzend. Eine tolle Stimmung bei diesem Licht; allerdings sind die Mücken wirklich eifrig. Dann gehe auch ich in den Schlafsack und schlafe ganz gut. Am nächsten Morgen gibt es dann Kaffee, Tee und Corn Flakes auf dem kleinen Stehtisch im Camp. Und beide „Können“ heute das erste Mal. Deswegen sollte das Camp auch eigentlich “Shit Camp“ heißen.

Die "Auslegerstange" im Moskito Camp

Tag 6 19. Juli 2013 Moskito Camp – Best Camp (Pretty Camp) 60 km
Vater: Wir sind froh, die Mücken hinter und zu lassen. Glücklicherweise nimmt die Strömung erst langsam und dann immer mehr zu, so dass wie an diesem Tag eine große Strecke (mehr als 60 km) voran kommen. Mittags erreicht uns ein Gewitter und wie landen auf einer Kiesbank um an Land zu gehen. Vorher rettet Fabius noch meinen neuen Tilly Hat aus dem Teslin. Unter unserer Plane sitzen wir auf einem Baumstamm und warten ab. Dann fahren wir weiter in Regenhose und Jacke.

Regenpause auf der Kiesbank

Schnelle Strömung in der Kurve

Elchmama mit zwei Kälbern

Aber bald kommt die Sonne wieder raus. Gegen 17 Uhr finden wir dann einen tollen Lagerplatz mit Sandstrand am linken Ufer. Fabius ist sofort begeistert und überzeugt mich schnell hier zu bleiben. Feuerstelle, Hocker und gute Plätze für das Zelt. Dies ist schnell aufgebaut und wegen ein paar Regentropfen spannen wir auch noch die Plane. Jetzt soll es Pfannkuchen geben; na ja, die werden so lala. Fabs ist einen Halben mit Nutella; ich 1 ½ . Trotz der Anstrengung haben wir wenig Hunger. Dann sitzen wir am Feuer und spielen Karten, studieren die Flusskarte, Fabius trägt die Kilometrierung der nächsten Tage ein und dann geht er ins Bett. Ach ja, die Moskitos waren beherrschbar in diesem Camp.

Drei Dinge braucht der Mann: Messer, Bier und Bärenspray

Der Teslin hat heute Abend auch seine ersten Opfergaben von mir erhalten. Zwei Dosen Yukon Gold hatte ich im Kehrwasser zur Kühlung mit einem Stein beschwert. Nach einer Viertelstunde hat sich der Fluss dann sein Opfer geholt. Ist OK.
Tag 7 20. Juli 2013 Best Camp – Rainy Camp (Mason Landing) 76 km
Vater: Fabs schläft heute etwas länger und so kommen wir erst gegen 10:15 Uhr los. Das Packen ist immer ein Aufwand. Dann führt uns der Fluss durch wechselnde Landschaften, enger und bewaldet; weiter mit Kiesbänken und in den Kurven riesig hohe Abfälle mit Sand, Kies und Baustämmen die abgestürzt sind. Große Flusskurven an den hohen Abstürzen. Das Tempo nimmt immer mehr zu und wir kommen super voran.


Unser Zielcamp liegt links in starker Strömung aber wir schaffen ein gutes Anlegemanöver; Fabs macht das klasse. Und schon haben wir es geschafft. Eine Inspektion sagt uns: wie fühlen dasselbe, vielleicht doch besser weiter fahren. Also los. Noch 15 km bis Mason Landing. Erst ein breites Tal mit unzähligen Kiesbänken, dann ein langer nach rechts gebogener Abschnitt und hinter einer Insel das Ziel. Schönes Camp am Bach. Zelt aufbauen und Plane spannen, Fabs holt Wasser aus dem Creek, ich mache Feuer. Das Kochen schaffen wir gerade noch unter der Plane, dann regnet es sich ein und das Feuer erlischt. Kommen dann gegen 22:30 gut in die Schlafsäcke. Leider regnet es weiter. Geschlafen haben wir super.
Tag 8 21.07.2013 Rainy Camp 0 km
Wir sitzen wieder fest. Es regnet seit gestern um 19:00 Uhr fast durchgehend. So kommen wir nicht nach Hootalinqua. Und Fabs hat sich so auf andere Menschen gefreut. In der Tat haben wir seit dem zweiten Tag der Tour keinen Menschen gesehen; kein Kanu, nix. Wenn Du hier kenterst dann hilft dir keiner. Du wartest wahrscheinlich Tage auf ein anderes Boot. Unser Zelt ist unsere Schutzhülle. Hier ist es warm und trocken. Die Regengeräusche können wir gut unterscheiden. Der feine Niesel bis zum starken Regen; das Abtropfen von den Bäumen, der Bach rauscht immer stärker und das Glucksen der Bachstrudel ist tief und brummig. Ob wir heute noch weiterfahren ist unwahrscheinlich. Dann eben morgen.
16:00 Uhr wir warten, immer noch leichtes Nieseln. Alles ist nass, ich schreibe, Fabs hört Musik. Es nervt, dass es nicht voran geht.


18:00 Uhr, es regnet wieder heftig. Heute bleiben wir notgedrungen hier. Morgen werden wir wenn irgend möglich von hier starten. Noch ein Tag hier im Zelt würde meine Nerven enorm beanspruchen. Fabs hält sich super. Er denkt zwar an zu Hause, an Mama, Handy, Fernseher und Bett. Aber er ist fröhlich, liest, hört Musik oder TKKG oder wir erzählen uns Geschichten. Wenn es nicht besser wird mit dem Regen werden wir in Carmacks aussteigen und versuchen nach Dawson zu kommen. Abends noch im Freien gekocht. In einer Regenpause gelingt uns ein kurzer Blick auf die Sonne. Morgen wird das Wetter besser.
Heute denke ich, wir hätten die 33 km bis Hootalinqua an diesem Tag fahren sollen. Dort gibt es einen guten Unterstand. Oder wir hätten trotz Regen die Gegend erkunden können. Klamotten an und los. Oder wir hätten unser Glück mal beim Angeln versuchen sollen. Andererseits ist es nur das Problem des Nichtwissens wie es mit dem Wetter weiter geht. Hätten wir gewusst, dass der nächste Tag gut wird, hätten wir den Ruhetag sicherlich besser genießen können.
Tag 9 22.07.2013 Rainy Camp – Hootalinqua 33km
Vater: Was für ein Tag. Wir starten im Rainy Camp. Vorher noch Oma angerufen. Alles „OK“ gemeldet. Der Teslin fließt gut voran. Mason Landing lag 100 m weiter am Fluss. Eine Sandbank und eine alte Hütte sind beim Weiterfahren zu sehen.

Start im Rainy Camp, die Sonne kommt wieder

Mason Landing
Rainy Camp war trotzdem OK. Auf einer Sandbank telefonieren wir mit Mama. Auch hier OK gemeldet. Tolle Landschaft liegt vor uns und wir sind gespannt auf den Yukon. Kurz vor der Mündung in den Yukon sehen wir am rechten Ufer eine Art Zelt mit Satellitenschüssel. Ein Mann im Schottenrock und freiem Oberkörper bearbeitet einen Holzstamm. Er ruft uns zu, dass in der Nacht auf der anderen Flussseite ein riesiger Abhang in den Fluss gerutscht ist. Der Zusammenfluss von Teslin und Yukon erfolgt dann breit und gar nicht spektakulär. Und wir sehen endlich zwei Kanus. Menschen.
Dann Anlandung in Hootalinqua. Kurz vor dem Regen. Zwei Deutsche und zwei Kanadier sind auch gerade angekommen. Wie erzählen ein wenig und hören auch Neues über die Waldbrände. Deswegen sind so wenige Leute auf dem Fluss.


Wir verbringen den Nachmittag mit Kochen, sitzend unter dem schnell aufgebauten Campdach. Dann kommen zwei Kanus mit Kanadiern. Christina, Richard, Ben und Ling. Sie laden mich zu Kuchen und Pfirsich ein. Total nette Leute. Richard erklärt uns die Lage mit den Waldbränden. Der Regen gestern hat scheinbar nicht gereicht um sie zu löschen. Ab Little Salmon Village bis Carmacks wird es heftig. Aber auch sie werden morgen weiter fahren. Wir sitzen abends zu 6 in ihrem 3 Mann Zelt und spielen Karten. Total Crazy und lustig. Sie sind über den Lake Laberge gekommen. Gestern sind sie 15 km im vollen Regen gepaddelt und waren danach total unterkühlt. Sie wollen auch nach Carmacks; mal sehen, vielleicht hängen wir uns dran. Alles wird gut!


Foto der alten Telegraphenstation

Die Station heute
Es ist jetzt 22 Uhr und die Sonne beleuchtet den Berghang gegenüber. Unglaublich schön. Fabs liegt im Zelt und hört Musik. Ich trinke Tullamor Dew am Yukon. Es ist so toll hier.

22 Uhr, die Sonne beleuchtet der Berghang gegenüber
Tag 10 23.07.2013 Hootalinqua – High Camp 94 km


Sohn: Heute haben wir die bisher größte Strecke hinter uns gebracht. Ca. 94 km, Wir haben erst überlegt auf einem Platz, einer Sandbank, ca. 15 km vorher zu bleiben, doch ich war mit meinem Papa sofort einig, das uns das Gefühl gesagt hat: Fahrt weiter ! Ich weiß nicht, ob es ein besserer Platz ist. Jedenfalls haben uns die Mücken im High Camp sehr genervt; ich habe mir sogar das Mückennetz auf den Hut gesetzt.




Wir essen „zur Abwechslung“ abends mal Nudeln mit Soße und Zwiebeln. Beim Essen setzen wir uns möglichst nah ans Feuer wegen den Mücken. Beim ins Bett gehen sind wir sehr erschöpft vom Tagwerk
Tag 11 24.07.2013 High Camp – Carmacks 82 km
Die Östreicher im 4er-Pack. Little Salmon Village. Wir treffen alle wieder


Fabs: Mit immer noch etwas Angst über die Waldbrände fahren wir von Little Salmon Village los. Wie sich herausstellt war die ganze Angst umsonst. Der gesamte Waldbrand inklusive Rauch ist verschwunden. Wir sehen nur noch die abgebrannten Wälder. Die Anspornung durch frische Burger, Toiletten und eine warme Dusche ist sehr groß. Wir hauen ordentlich rein und haben auch eine konstante 10 km/h Strömung. Außerdem sehen wir auch die Kanadier und Deutschen, die wir auch schon in Hootalinqua und in Little Salmon Village getroffen haben wieder.



Tag 12 25.07.2013 Carmacks Ruhetag 0 km
Sohn: Wir haben geplant, 2 Nächte in Carmacks inklusive einem Ruhetag zu verbringen. Es ist hier sehr angenehm, da wir einen großen, leckeren Hamburger zum Abendessen gegessen haben. Auch die sanitären Anlagen sind gut. Carmacks selbst ist sehr klein und besteht aus einem Hotel, einem kleinen Laden und einer Lodge inklusive Liquor Store. Wir haben die Canadier-Deutschen wieder getroffen. Sie sind an unserem Ruhetag weiter gefahren. Die Französisch Canadier mit ihrem Kanu-Katamaran, die wir auch schon bei Little Salmon Village gesehen haben sind spät angekommen. Sie fahren an unserem Ruhetag mit dem Huskybus wahrscheinlich nach Whitehorse und von dort Richtung Quebec wo sie, ihrer Sprache nach, leben. Sie sind zu 4 gekommen und zu 5 gegangen. Dazu eine kleine Geschichte. Die Deutschen sind vom Ort Carmacks mit einem streunenden Hund zurückgekommen. Sie können ihn aber nicht mitnehmen. Doch die Katamaranfahrer nehmen ihn barmherzig mit. Anscheinend ist es nicht ihr erster Hund.



Die Brücke über den Yukon in Carmacks
Tag 13 26.07.2013 Carmacks – Five Finger Rapids – Minto Landing 94 km
Vater: Die Nacht hat es wieder leicht geregnet. Aber heute soll es dann doch weitergehen. 400 km liegen bis Dawson noch vor uns. Fabs hat ja gestern kommentiert. “Wir bringen das zu Ende. Dawson wir kommen“! Das Packen ist das Schlimmste. Alles in die Behälter, dann alles zum Boot und ins Boot, dann alles fest zurren. Endlich um 09:00 Uhr kommen wir los. Es ist neblig und feucht. Viele Windungen um Carmacks, dann geht es flotter voran.

[Kurz vor den Five Finger Rapids.
Ja, heute stehen sie an, die „Five Finger Rapids“. Alles prüfen, alles fest, Weste fest, Hut fest. Rechtes Ufer, dann rechter Kanal in der Mitte, stehende Wellen, weiße Köpfe, paddeln und ein Schutt Wasser, dann sind wir durch, klasse.
Am rechten Ufer legen wir an um das bisschen Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Fabs hat nasse Hosen. Das war alles. Das waren die berühmten und berüchtigten Five Finger Rapids.

Anlegestelle nach den 5 Finger Rapids
Der Tag wird heute lang. Am Ende haben wie 94 km geschafft, und das bei Gegenwind am Nachmittag. Wir finden dann den Platz in Minto Landing. Eine Fähre liegt am linken Ufer, davor stehen LKW´s. Hier ist der Weg zu einer Kupfermine. Das Zelt ist schnell positioniert, dann alles die Rampe hoch getragen und in der Hütte mit dem Kochen angefangen. Aus Dawson kommend stößt eine Familie mit drei Kindern zu uns. Sie wollen morgen auch auf den Fluss und bis Dawson paddeln. Fabs macht die Betten, es ist um 23:00 Uhr noch taghell. Ich sitze auf dem Kanu am Flussufer und trinke einen Whisky und ein Bier. Gegen die heute nicht vorhandenen Mücken hilft das Zigarillo. Dann geht es ab ins Bett. Fabs ist nach 2 Dosen Cola noch hellwach. Vom nahe gelegenen RV Ressort hört man noch Leute und Hunde. Ab 6:00 Uhr in der Früh fährt die Fähre die Lkws über den Fluss. Wir schlafen trotzdem gut.

Sonnenschein um 22 Uhr in Minto
Tag 14 27.07.2013 Minto Landing – Fort Selkirk - No Name Camp 65 km
Vater: Guter Start in Minto um 09:30 Uhr. Nach kurzer Zeit ist der Wind wieder da. Ein anstrengender Tag liegt vor uns. Am Ende sind es 65 km. Wir finden ein schönes Camp auf der rechten Seite einer Insel.


Das No Name Camp

Tagebuchschreiben im No Name Camp

Entspannter Blick auf den Yukon
Der Ablauf ist dann wie immer. Auf Fabs ist Verlass. Das Feuer brennt nach kurzer Zeit. Es gibt mal wieder Nudeln mit Soße und Zwiebeln. Der Yukon strömt an unserem Camp vorbei und das Tempo ist wieder beeindruckend. Kurzes Telefonat mit Mama. Auch dort ist alles OK.
Am frühen Nachmittag treffen wir in an diesem Tag und Bob und Anhang in Fort Selkirk. Sie machen Ruhetag. Fort Selkirk ist ein wirklich schöner Platz, der schönste bisher. Die historischen Gebäude sind gut in Schuß. Hier machen wir beim nächsten Mal eine lange Pause.

Die Kirche in Topzustand


Dieses Haus steht weit an der Abbruchkante zum Yukon und wird deswegen wieder gerade gestellt
Sohn: Heute haben wir das erste Mal auf unserer Reise unser Camp auf einer Insel aufgebaut. Seit Minto haben wir leider nicht nur ab und zu Gegenwind. Die Strömung nimmt auch ab und an ab, bleibt aber meistens doch konsequent bei 8-10 km/h. Wir haben heute nur ca. 70 km geschafft, was aber durch die beschriebenen Umstände dieselbe Zeit gefordert hat. Die Insel ist aber sehr schön und relativ Moskito frei. Wie machen abends Feuer und verbrennen unseren ganzen Müll.
Das Pech anderer bringt uns Glück. Wir haben fertig gesägtes Holz, was andere Leute wohl gesägt haben. Aber wahrscheinlich hat es bei ihnen angefangen zu regnen und sie konnten es nicht mehr verfeuern. Ab hier besteht die Route eigentlich nur noch aus Inseln, was ein heftiger Kontrast zum eigentlich nur aus Kurven bestehenden Teslin River ist.
Am Anfang des Tages denken wir immer, dass die Strecke unmöglich zu bewältigen sei. Wir schaffen es aber doch jedes Mal.
Tag 15 28.07.2013 No Name Camp – Kirkmans Creek 92 km
Sohn: Mit der Aussicht auf “Frisch Gebackenes“ haben wir uns erneut ca. 90 km vorgenommen. Kirkmans Creek ist eine im Sommer bewirtschaftete Farm mit kleinem Campingplatz. Wir kochen und als ich schon im Bett liege, kommt noch ein anhänglicher aber dennoch netter Kanadier auf der Campsite an. Er ist voll ausgerüstet mit zwei aneinander gebundenen Schlauchbooten inkl. Motor und 500 l Benzin, mit einer Goldwaschmaschine und einem braven Hund. Anhänglich, weil er sein Zelt trotz riesiger freier Fläche genau 3 m neben dem unserem aufbaut. Er will später sein Glück noch auf dem Stewart River beim Goldwaschen suchen. Vier Wochen hat er noch Urlaub. Ausgerüstete ist er sogar mit einem Laptop inklusive Solar Paneelen und GPS. Am nächsten Morgen freuen wir uns über frische Kuchenstücke von der Farm.

Das Goldsuchbootgespann von Jeff, dem Canadier
Tag 16 29.07.2013 Kirkmans Creek – Island Camp 75 km
Geschrieben am 06. November aus der Erinnerung
Vater: Was fällt uns denn noch ein. Das „beschissene“ Outhouse auf der Campsite in Kirkmans Creek. Der durchs Camp schallende Ruf „Don´t piss in the grass“. Der neben uns am Tisch sitzende und Kaffee kochende Kanadier. Der ziemlich dreckige Yukon. Der bedeckte Himmel am späten Nachmittag und das Gewitter, vor dem wir lange her gefahren sind, bis uns dann der Regen mit dicken Tropfen erreichte. Das Anlegen auf einer Insel und der Unterschlupf unter unserer Plane auf einem quer liegenden Baumstamm sitzend. Der unermüdliche Fabs, der immer wieder motiviert den Weg zu unserem „Island Camp“ findet.

Nach dem Regenschauer

Dann das Island Camp, auf der linken Seite einer Insel gelegen. Hier war einfaches Anlanden möglich. Das Zelt haben wir schnell ganz nah am Ufer aufgebaut und genauso schnell brannte unser Lagerfeuer. Aus vorhandenen Stangen wurde schnell ein Dreibein zum Trocknen der Sachen hergestellt. So schön im Rauch bekamen die Klamotten erst den richtigen Outdoor Duft. (Zu Hause musste die Sachen dreimal waschen werden um den wieder zu entfernen). Die letzte Zwiebel wurde mit Tomaten und Nudeln zum Abendessen. Die letzten Dosen Bier und Cola wurden aufgemacht. Wir saßen noch lange am Feuer und genossen den wunderbaren Abend. Für mich vielleicht das schönste Camp.

Unser Island Camp


Lagerfeuer im Island Camp
Tag 17 30.07.2013 Island Camp – Dawson City 61 km
Vater: Das Ziel ist erreicht. Mit Glanz und Gloria ziehen wir im “Yukon River Hostel” ein. Geschafft. Fast 800 km, 11 Paddeltage, 14 Reisetage. Ich bin so stolz auf Fabius; und auch auf mich.

Der erste Blick auf Dawson City

Ankunft im Yukon River Hostel

Unsere gemietete Cabin

Glücklich und zufrieden
Wir nehmen eine „Cabin“ und räumen unser Gerödel ein. Welche Mengen! Dann geht es rüber nach Dawson City. Im Hostel sind die „Harzer Freunde“ und der „Langhaarige“ mit Frau. Die „Harzer“ haben in Carmacks aufgegeben. Abends sitzen wir am Feuer, erst gemeinsam, dann ich mit Fabs und dann kommt auch noch „Meister Reinmuth“ auf einen Plausch vorbei. Gehen dann gegen Mitternacht ins Bett.
Das Paddeln war am letzten Tag einfach. Zudem hatten wir uns um 8 km verrechnet. So ging es schneller ans Ziel. Ein wenig Rückenwind und die Motivation auf frisches Bier, Steaks und Dusche taten ihr übriges. Das „Yukon River Hostel“ von Dieter Reinmuth ist eine Spezialität. So wie er es ist.
Ganz vergessen haben wir beim Schreiben, das unglaubliche Steak, das sich Fabs im griechischem Restaurant „The Drunken Goose“ in Dawson bestellt hat. Nach so einer Tour schmeckt das Essen im Restaurant, so am Tisch mit Tischdecke, mit Bier und Cola aus dem Glas und natürlich mit Bedienung einfach nur himmlisch.
Tag 18 Dawson City
Vater: Erstmal ausschlafen. Fabs bleibt bis um 10:30 Uhr im Bett. Dann frühstücken wir gemütlich und ich bearbeite die Ausrüstung. Tonnen leeren, Zelt auslegen und trocknen und einpacken. Danach sitze ich auf der „Sonnenterrasse“ und genieße den Blick auf die Stadt.




Gegen 14:00 Uhr ziehen wir dann los nach Dawson. Auf der Fähre werden die unglaublichsten Fahrzeuge verladen. Riesige Tanklaster mit Anhänger und gigantische Womo´s. Dann Erst einmal ein „Supereis“ gegessen; Fabs nimmt einen Kuchen mit mindestens 1000 Kalorien. Wir bummeln durch den Ort und finden auch noch das Gold (D´Or), das wir suchen. Das Abendessen sichern wir uns durch den Besuch im Liquor Store und dem Lebensmittelmarkt. Dann zurück an das andere Ufer des Yukons mit der Fähre. Auf der Fähre ein kurzes Gespräch mit einem „Ami“ der einfach mal mit über den Fluss fahren wollte. Abends kocht dann die ganze Mannschaft mit Kocher oder auf dem Feuer.
Tag 19 Dawson City
Sohn: Heute haben wir uns nach spätem Aufstehen vorgenommen, mit dem Huskybus zum Midnightdome zu fahren. Die Tour findet aber durch gegebene Umstände anders statt. Wir fahren mit einer Holländerin die deutsch spricht und zwei Schweizern zuerst zur Dredge 4, einer ca. 100 Jahre alten riesigen Goldsuchmaschine. Sie wurde komplett in Einzelteilen von Ohio, einem US Staat nach Vancouver und dann über den Fluss nach Dawson gebracht. Schwer, sich das vorzustellen, wenn man davor steht. Sie hat an guten Tagen ca. 800 Unzen Gold gewaschen, was heute ca. 800.000.- € wert wäre.

Die Dredge No. 4
Trotzdem wurde sie damals auch wegen Nichtrentabilität eingestellt. Danach sind wir dann doch noch außerplanmäßig auf den Midnightdome gefahren. Von dort aus hat man eine enorme Aussicht über ganz Dawson und viele Berge, außerdem den Yukon in beide Richtungen. Am Mittag sehen wir sogar die Deutsch-Kanadier rund um Bob. Die Deutschen campen auch im Hostel.

Blick vom Midnight Dome auf den Yukon, der dunkle Streifen sind die Wasser des Klondike
Die Gruppe um Bob, den Kanadier der in Deutschland studiert hat, bestand aus seiner Frau Marianne und den beiden deutschen Weltenbummlern Julia und Stef. Wir haben die 4 ab dem ersten Treffen in Hootalinqua immer wieder getroffen und nett mit ihnen geplaudert. Julia und Stef wollten von Dawson aus weiter nach Alaska und erst Ende des Jahres zurück nach Deutschland. Julia, die ein wenig aussah wie Katy Witt stand im Hostel am letzten Tag vor einem riesigen Berg Klamotten und Ausrüstung und verzweifelte bei dem Versuch, alles in ihren Rucksack zu stopfen. Und Stef war glücklich über meine Gummistiefel, die ich ihm geschenkt habe. Er wollte noch zum Goldwaschen an den Klondike River.
Tag 20 Dawson City – Whitehorse (Flug mit Air North)
Sohn: Dieter Reinmuth, der Besitzer des Hostels in Dawson hat uns heute zum “Airport” gebracht. Dieser besteht aus einer Kies Lande- und Startbahn und genau einem Schalter, dem von Air North. Ohne Sicherheits- oder Boarding-Pass Kontrolle steigen wir dann in den Flieger ein. Ca. 30 andere begleiten uns nach Whitehorse. Es ist ein relativ kleines Propellerflugzeug. Wie fliegen ca. 1 ¼ Stunden und laufen dann in Whitehorse einfach quer über das Flugfeld.


Schnell hat sich dann ein Taxi gefunden, das uns zum River View Hotel bringt. Wir haben für unser immomentiges Maß ein Luxuszimmer mit Ventilator, TV, Kaffeemaschine und Mini-Kühlschrank. Außerdem hat jeder ein relativ großes Bett. Am Abend gehen wir dann zu Boston Pizza und danach erschöpft schlafen.
Für die Strecke Whitehorse – Dawson haben wir auf dem Fluss 14 Tage gebraucht. Mit dem Flugzeug 1 ¼ Stunden. Und bei Boston Pizza gibt es im Unterschied zu Pizza Hut frisch gezapftes Bier.
Tag 21 Whitehorse
Sohn: Papa geht am morgen zum Bäcker und holt zwei Kuchenstücke. Dann gehen wir noch mal in die Stadt. Papa kauft zwei Kalender und ich kaufe mir wie mein Papa auch einen Tilly Hat. Gegen Mittag gehen wir zu Subway. Danach lassen wir uns im Taxi zum Berengia Museum fahren, wo Papa zum ersten Mal eine Senioren-Ermäßigung für den Eintritt bekommt. (Fabius lacht sich schlapp) Nach Besuch des Transportmuseums lassen wir uns von dort wieder mit dem Taxi in die Stadt fahren. Den Tag beschließen wir mit Hamburgern nochmals bei Boston Pizza.

Die größte Windfahne der Welt

Im Cockpit


Tag 22 Whitehorse – Frankfurt
Hier fehlt der Eintrag im Tagebuch
Vater: Aus der Erinnerung: Nach dem Aufstehen müssen wir erst einmal die Seesäcke so gut wie möglich packen. Sie gehen zu; wenn auch stramm. Nachdem wir das Zimmer geräumt haben, das Gepäck wird im Hotel aufbewahrt, laufen wir noch einmal in die Stadt. Es ist Sonntag und es ist ziemlich ruhig. Wir frühstücken und schauen uns dann noch die SS Klondike an.

Ja, wir haben es geschafft. Stolz und glücklich.
Den Transport zum Flughafen übernimmt dann Kelly, die Frau unseres Vermieters Thomas de Jager. Sie verabschiedete uns unglaublich herzlich und hofft darauf, dass wir wieder an den Yukon zurück kommen werden.
Die Aufgabe des Gepäcks am Flughafen gestaltet sich etwas schwieriger. In meinem Seesack befindet sich mein Benzinkocher, den wir auf der Tour gar nicht benutzt hatten. Der Kontrolleurin gefällt das gar nicht und was in Frankfurt auf der Hinreise kein Problem war, führt hier dazu, dass sie den Kocher einkassiert. Mist. Außerdem sucht sie noch nach drei Feuerzeugen, die ich irgendwo in meinen Klamotten vergessen habe. Der Tisch ist voll, mein Seesack ist leer und die Schlange hinter mir wird immer länger. Letztendlich finden wir die Feuerzeuge nach mehrmaligem durchleuchten dann doch.
Da wir noch sehr viel Zeit haben laufen wir noch zu der vor dem Transport Museum statt findenden Oldtimer Ausstellung. Und wie es der Zufall will, finden wir hier den einzigen im Yukon zugelassenen MG TC mit ein paar netten Mädels als Fotomodelle.



Unser Flieger
Tag 23 Ankunft in Frankfurt
Endlich gelandet. So ein 10 Stunden Flug schlaucht schon. Das mit dem Gepäck dauert dann. Die Angel gilt als Sondergepäck und kommt erst lange nach den Seesäcken an einem Extraschalter raus. Empfangen werden wir von einer strahlenden Mama, die dann auch gleich noch ein Filmteam des hessischen Rundfunks dabei hat. Ein durchaus würdiger Empfang und das Ende einer tollen Reise.
Rückblick:
Ab und an denke ich darüber nach, ob man etwas besser hätte machen können. Aber mit dem Wissen zum Zeitpunkt unseres Reisebeginns fällt mir da fast nichts ein. Aber Versuch macht klug. Beim nächsten Mal würde ich ein paar Dinge anders machen.
- Es ist gut möglich, alle notwendigen Einkäufe an einem Tag zu machen. Man wandert gemütlich in die Stadt und geht erst einmal in die schönen Läden. Zum Beispiel in den Buchshop und den Outdoor Ausrüster. Nach einem leckeren Burger wandert man weiter zu „Canadian Tyre“ und kauft Angel, Gummistiefel und ähnliche Dinge. Diese transportiert man dann im Rucksack bis zum „All Canadian Superstore“. Nach einem umfangreichen Einkauf mit der Verpflegung für zwei Wochen nimmt man sich ein Taxi, huscht noch beim Liquor Store vorbei und lässt sich dann auf den Camping Platz fahren. Kostet vielleicht 15$.
- Die Verpflegung noch genauer planen. Zu Zweit hat man sowieso viel Arbeit. Die Idee mit dem Backen von Brot und Pfannkuchen würde ich sein lassen. Mehr Müsli, Trockenobst, Fruchtdosen und Müsli- und Schokoriegel.
- Den Rückflug von Dawson nach Whitehorse würde ich am Sonntag machen. Gegen Mittag in Dawson mit Air North los ist man am Nachmittag auf dem Flughafen in Whitehorse. Dort kann man das Gepäck einchecken und sich dann bis zum Abflug am Abend ins Beringia oder Transport Museum begeben. Man spart extrem viel Zeit und Transferkosten. Und mittlerweile gibt es sogar eine Kooperation von Condor und Air North. Da lässt sich das bestens abstimmen.
- Die gewonnene Zeit am und auf dem Fluss verbringen. Die strecken etwas kürzer wählen oder mehr Ruhetage einplanen. Vielleicht mal auf eine Anhöhe steigen um den Fluss von oben zu sehen.
- Ungewollte Ruhetage wegen Wind und Regen kann man besser nutzen. Regenklamotten an und die Umgebung erkunden. Und das Tarp so aufbauen, dass ein Feuer unter diesem möglich ist.
- Das Gepäck reduzieren. Ein, ggfls. besserer, Schlafsack muss reichen. Weniger Kleinkram mitnehmen. Taschenlampen braucht man um die Jahreszeit eigentlich nicht
- Nach dem Flug und der Ankunft auf dem Campingplatz in Whitehorse hätte ich gerne ein oder zwei Bier getrunken. Jedoch, der Campingplatz ist „trocken“. Und der Fußmarsch in die Stadt ist nach dem Flug und der Zeitverschiebung zu lang. Also zwei Dosen gut verpackt in den Seesack. Dann ist das Problem gelöst.
-Auf jeden Fall eine Übernachtung oder besser einen Ruhetag in Fort Selkirk einlegen und das Feeling vergangener Zeiten einatmen. Allerdings: Fabius fand Fort Selkirk " unheimlich".
Zum Wetter: wie hatten ziemliche Glück. Die ganze Zeit war es eher warm. In der Spitze sicherlich auch 27/28°C. Wir hatten bis auf den einen Regentag nur wenige Schauer und Gewitter. So kam das Gefühl auf, daß man eher zuviel Klamotten und Ausrüstung dabei hatte. Aber wie öfters zu lesen kann das Wetter auch anders sein; dann freut man sich über ein paar warme Klamotten.
Zur Sicherheit:
Zu Bären ist schon soviel geschrieben worden. Wie haben versucht uns an die Regeln zu halten und haben nur einmal einen kleinen Bären in großer Entfernung gesehen. Manche sagen, uns haben die Bären schon gesehen. Fast ein wenig Schade; jedoch eine echte Begegnung mussten wir nicht unbedingt haben.
Bärenspray hatten wir dabei, beste Sprühentfernung 3-5 m. Wohl dem, der da die Nerven behält.
Das geliehene SAT Telefon gab uns schone ein gutes Gefühl der Sicherheit. Ein paar Anrufe zu Hause entspannten auch die Familie daheim. Funktioniert hat es ohne jeden Tadel.
Angeln:
Ja, war geplant. Angel war gekauft, Infos hatten wir auch. Aber keiner von uns hatte je vorher einen Fisch gefangen und schon garnicht....
So haben wir es ein- zweimal probiert und dann gelassen. Ich weiß, für einen Angelfan ein Unding.
Das Urlaubstagebuch von Fabs und Addi
Sommer 2013
Die Idee:
Wir, das sind Andreas, 55, Vater und Fabius, 14, Sohn. Wir leben in Hessen und sind vor unserer großen „Yukon Tour“ gelegentlich mit dem Kanu auf kleinen Flüssen in Deutschland oder auch mit dem Kajak in Italien unterwegs gewesen. Zelten und draußen sein ist für uns nichts Ungewöhnliches. Aber wir sind keine „Survivalexperten“ oder „Extremsportler.
Schon sehr lange Zeit beschäftige ich mich mit der Idee, den Yukon hinunter zu paddeln. Vor vielen Jahren habe ich ein Buch von Dieter Kreutzkamp gelesen, in dem er eine Reise im Faltboot auf dem Yukon beschreibt. Irgendwann habe ich dann mit meinem Sohn Fabius darüber gesprochen und ihn gefragt, ob er dazu nicht auch Lust hätte. Seine Antwort war schon damals ja.
In den letzten Jahren haben wir immer mal wieder darüber gesprochen. Und irgendwann kam dann der Zeitpunkt, ab dem wir konkret über die Reise nachgedacht haben. Wie alt muss er sein, um das Abenteuer zu starten. Und wann können mögliche andere Dinge sein Interesse an der Reise wieder verschwinden lassen. Ende 2012 wurde es dann konkret. Wir haben die Flüge gebucht, nicht ohne vorher darüber nachzudenken, ob wir es wirklich zu zweit oder doch lieber in einer Gruppe probieren wollen. Die Antwort von Fabius war eindeutig. Wenn, dann machen wir das zu Zweit.
Heute kann ich sagen, dass es wahrscheinlich wirklich die beste Zeit war die Reise zu unternehmen. Wenn die Tour an sich schon unglaublich spannend und wunderschön war, so war es doch unser gutes Miteinander, das gegenseitige Motivieren und an einem Strang ziehen, was diese Reise unvergesslich werden lässt.
Tag 1 14 Juli 2013 Frankfurt – Whitehorse Flug mit Condor
Vater: Meine Frau fährt uns zum Flughafen. Anspannung bei allen. Wir tauschen Dollars hin und her. Abschied. Alles läuft dann normal. Ich kaufe im Duty Free noch ½ Flasche Metaxa und ½ Flasche Whisky. Der Flug war gut aber lang. Das Einschwenken auf den Flughafen Whitehorse deckt dann meine falsche Orientierung auf. Irgendwie dachte ich, dass der Ort zum Fluss auf der anderen Seite liegt. Die Immigration ist freundlich und relativ schnell und der Transport zum Robert Service Campground klappt super. Hungrig sind wir nicht; aber müde. Fabs geht um 19 Uhr Ortszeit in den Schlafsack; ich gegen 21 Uhr. In Deutschland ist es jetzt 6 Uhr morgens. Es ist noch richtig warm im Zelt
Wir fahren mit den „ Harzer-Freunden“ zum Campingplatz. Sie haben auch das Boot und die Ausrüstung bei Yukon Wide gemietet. Dass sie uns und wir sie bis zur Rückkehr auf den Flughafen in Frankfurt immer wieder sehen werden, ahnten wir zu dieser Zeit noch nicht
[Das Nordpolarmeer
Ankunft auf dem Campingplatz in Whitehorse
Tag 2 15. Juli 2013 Whitehorse
Vater: Unser erster Tag am Yukon. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir dann doch gut und bis 6:30 geschlafen; das ist in Deutschland 15:30 Uhr. Dann Abmarsch in die Stadt um 8:30. Zuvor von den Hamburgern noch Tipps zum Angeln bekommen. Außerdem: „Große Waldbrände am Yukon“ bei Carmacks. Ob wir überhaupt losfahren können? Der Weg in die Stadt ist super schön. Erst der Adlerhorst mit den 2 Jungen; beeindruckend jetzt schon die Fließgeschwindigkeit des Yukon. Einkauf bei Canoe People mit 2 Gaskartuschen, dann der lange Weg zu Canadian Tyre, hier Gummistiefel, Angel sowie diverses Equipment gekauft.
[Einkauf bei Canadian Tyre
Als nächstes dann zwei Stunden im „All Canadian Superstore“ den Wagen voll gemacht. Die Preise hier hauen uns um. Aus dem Liquor Store hole ich noch einen Pack Yukon Gold bevor wir mit dem Taxi zurück an den Campingplatz fahren. Gute Stimmung herrscht dann beim Aufbauen und Fotografieren des Einkaufs und dem Zusammenbau der Angel. Beim Holzsägen fürs Lagerfeuer treffen wie nochmals die Hamburger. Sie geben uns jetzt noch ein paar Praxistipps fürs Angeln. Fabs freut sich drauf.
Unser Vorrat für die nächsten 2 Wochen
Das Campfeuer brennt
In gewohnter Art legen wir dann los mit Kochen. Nudeln auf dem offenen Feuer; die Soße auf dem Gaskocher. Es wird gut. Fabs schwächelt dann; er ist müde und geht gegen 21 Uhr ins Bett. 21:15, Feuer brennt, noch kurze Hosen an, 1 x Metaxa.
Ab und an schon auch ein komisches Gefühl, so weit weg von zu Hause. Ähnlich wie beim ersten Mal in Südafrika im Hotel in Sun City. Heute alle Menschen, die mit uns im Flieger saßen wieder getroffen, den Vater mit Sohn, den Rothaarigen, das Schweizer Pärchen; unglaublich, die Schweizer kommen um die Ecke als wir von ihnen reden.
Preise: 20$ Campingplatz, 5$ Holz pro Tag, Gaskartusche 12,95$, Einkauf Superstore 170$, Can.Tyre 140$, Taxi zum Platz 13$,
Tag 3 16. Juli 2013 Whitehorse
Vater: Super schlecht geschlafen. Die Tour geht mir immer wieder durch den Kopf. Was ist mit den Feuern? Kommen wir da durch? Dann doch eingeschlafen bis um 7:30. Fabius futtert zum Frühstück die Nudeln mit Soße von gestern. Dann ab zur ersten Dusche für mich in Kanada. Die San.-Anlagen sind ok.
Wir marschieren los zur Besichtigung der Fischtreppe und des Staudamms. Ein schöner Weg führt uns entlang des Yukons. Die Sonne brennt und ich habe keinen Hut dabei. Die „Harzer“ legen mit drei Kanus am Campingplatz ab. Kurz hinter der Brücke in Whitehorse ist dann eines der Boote gekentert; zumindest schwimmt jemand im Wasser. Kurze Zeit später bringt dann ein Polizeiboot zwei nasse Gestalten zurück ans Ufer. Was ein Pech. Was die jetzt wohl machen? Bei Canoe People treffen wir die zwei Hamburger kurz vor dem Ablegen. Sie haben auch groß eingekauft; das Boot ist voll beladen. Hoffentlich kommen die gut los. Wie laufen, ich mit neuem Hut, einem „Tilly Hat“ los zum Walmart, zu Canadian Tyre und auch noch mal zum Liquor Store. Mit vollen Rucksäcken geht es dann den langen Weg zurück zum Campingplatz. Ich bin fertig; mein Sohn ist guter Dinge und motiviert mich weiter zu marschieren.
Am späten Nachmittag sitzen wir an der Rezeption. Unser gekaufter Adapter lädt jetzt das SAT Telefon. Kurze Zeit später treffen wir die beiden Gekenterten. Sie waren auf ihrer ersten Kanutour. Sie sind an der Brücke einem Pfeiler zu nahe gekommen und gekentert, sind weit abgetrieben und das Polizeiboot hat sie dann an Land gebracht.
S.S. Klondike am Ufer In Whitehorse

Gekentert
Am liebsten würden sie jetzt sofort nach Hause fliegen. Sie bleiben jetzt aber doch noch auf dem Campingplatz und wollen dann mit dem Bus nach Dawson fahren, um ihre Freunde zu treffen. Abends sitzen sie noch bei uns am Feuer bei Metaxa, Bier und einem von ihnen mitgebrachten höllischen Rum. Als ich später den letzten Rest Rum aus meiner Tasse ins Feuer schütte gibt es eine richtige Stichflamme
Wie wir von ihnen erfahren haben, waren ihre ganzen Klamotten inkl. Zelt und Schlafsäcken komplett nass geworden. Ein „erfahrener Freund“ hatte ihnen gesagt, dass es reicht, die Sachen im Boot mit einer Plane abzudecken. Dieser Freund, der angeblich schon drei Mal die Tour gemacht haben soll, ist dann weitergefahren, hat aber in Carmacks aufgegeben. Wir haben die Mannschaft am Ende in Dawson wieder getroffen und noch ein paar Bier zusammen getrunken. Auch im Flugzeug nach Hause saßen sie neben uns.
Die „Harzer Freunde“ wie wir sie liebevoll nennen sind drei Männchen und drei Weibchen aus dem östlichen Harz. Zwei Pärchen sowie Sohn und Mutter die mit ihren 73 Jahren ziemlich fit war. Die Mädels sind besonders durch wirklich farbenfrohe Kleidung aufgefallen, sich nicht scheuend, lila, rosa, gelb und rot gnadenlos am Körper aufeinander treffen zu lassen.
na, dann will ich mal weiter machen.
Tag 4 17. Juli 2013 Whitehorse – Johnsons Crossing – Windy Camp 22 km
Sohn: Der erste Tag auf dem Teslin River war rückblickend sehr anstrengend. 22 km ohne Strömung und mit der Angewöhnung an die Einsamkeit. Das Camp bei km 38 war uns dann doch zu weit. Der erste Landgang war sehr schwer, da der Abhang zum Camp sehr steil war und die Moskitos uns überfallen haben. Ich gehe relativ erschöpft und auch ein wenig traurig über die Einsamkeit in den Schlafsack. Jedes Flugzeug muntert einen jedoch auf. Unser Bett liegt etwas schief, das ist aber durch Müdigkeit auszugleichen. Gut, das wir hier noch nicht wussten, sondern nur langsam ahnten, wie schwer die Reise noch werden würde. Mit wenig Hunger (zumindest auf meiner Seite) haben wir uns zum ersten, aber weitaus nicht zum letzten Mal Nudeln mit Tomatensoße gemacht
Einsatzstelle an der Brücke über den Teslin
Die Ersten der fast 800 Kilometer
Tag 5 18. Juli 2013 Windy Camp – Moskito Camp 15 km
Vater: Hilfe, wie sitzen fest. Nachdem wie heute morgen das Boot fast fertig beladen haben, hat der Wind so aufgefrischt, dass die Wellen Schaumkronen tragen. Genau aus Nord-West und in dieser Richtung fließt der Teslin. Starke Böen fallen ein und wir entscheiden uns, nicht los zu fahren. Zu gefährlich. Jetzt sitzen wir hier in der Sonne und hoffen, dass es bis 18 Uhr noch besser wird; dann könnten wir vielleicht noch starten. Hell ist es ja lange genug. So ein Mist.
Im Windy Camp, alles gepackt.
17 Uhr, der Wind ist etwas weniger geworden, aber ich glaube nicht, dass wir heute noch loskommen. Sehr Schade. Hoffentlich ist es morgen dann ok. Dawson rückt in weite Ferne; Carmacks ist jetzt wahrscheinlich. Alle die über den Lake Laberge fahren haben bestimmt dasselbe Problem.
18 Uhr, wir kommen doch noch los. Wir paddeln gegen immer noch leichten Nord-West Wind Richtung Moskito Camp. Das Licht ist super, die Landschaft und der Teslin sind unglaublich.
Auf dem Teslin River gegen 20 Uhr
Gegen 21 Uhr landen wir im Camp auf der linken Flussseite neben einer Bachmündung. Sofort werden wir von hunderten von Mücken überfallen. Spray raus, dann geht es einigermaßen. Das Zelt steht schnell und Fabius geht sofort in den Schlafsack. Ich trinke noch ein Yukon Gold und einen Whisky auf der Auslegerstange sitzend. Eine tolle Stimmung bei diesem Licht; allerdings sind die Mücken wirklich eifrig. Dann gehe auch ich in den Schlafsack und schlafe ganz gut. Am nächsten Morgen gibt es dann Kaffee, Tee und Corn Flakes auf dem kleinen Stehtisch im Camp. Und beide „Können“ heute das erste Mal. Deswegen sollte das Camp auch eigentlich “Shit Camp“ heißen.
Die "Auslegerstange" im Moskito Camp
Tag 6 19. Juli 2013 Moskito Camp – Best Camp (Pretty Camp) 60 km
Vater: Wir sind froh, die Mücken hinter und zu lassen. Glücklicherweise nimmt die Strömung erst langsam und dann immer mehr zu, so dass wie an diesem Tag eine große Strecke (mehr als 60 km) voran kommen. Mittags erreicht uns ein Gewitter und wie landen auf einer Kiesbank um an Land zu gehen. Vorher rettet Fabius noch meinen neuen Tilly Hat aus dem Teslin. Unter unserer Plane sitzen wir auf einem Baumstamm und warten ab. Dann fahren wir weiter in Regenhose und Jacke.
Regenpause auf der Kiesbank
Schnelle Strömung in der Kurve

Elchmama mit zwei Kälbern

Aber bald kommt die Sonne wieder raus. Gegen 17 Uhr finden wir dann einen tollen Lagerplatz mit Sandstrand am linken Ufer. Fabius ist sofort begeistert und überzeugt mich schnell hier zu bleiben. Feuerstelle, Hocker und gute Plätze für das Zelt. Dies ist schnell aufgebaut und wegen ein paar Regentropfen spannen wir auch noch die Plane. Jetzt soll es Pfannkuchen geben; na ja, die werden so lala. Fabs ist einen Halben mit Nutella; ich 1 ½ . Trotz der Anstrengung haben wir wenig Hunger. Dann sitzen wir am Feuer und spielen Karten, studieren die Flusskarte, Fabius trägt die Kilometrierung der nächsten Tage ein und dann geht er ins Bett. Ach ja, die Moskitos waren beherrschbar in diesem Camp.
Drei Dinge braucht der Mann: Messer, Bier und Bärenspray
Der Teslin hat heute Abend auch seine ersten Opfergaben von mir erhalten. Zwei Dosen Yukon Gold hatte ich im Kehrwasser zur Kühlung mit einem Stein beschwert. Nach einer Viertelstunde hat sich der Fluss dann sein Opfer geholt. Ist OK.
Tag 7 20. Juli 2013 Best Camp – Rainy Camp (Mason Landing) 76 km
Vater: Fabs schläft heute etwas länger und so kommen wir erst gegen 10:15 Uhr los. Das Packen ist immer ein Aufwand. Dann führt uns der Fluss durch wechselnde Landschaften, enger und bewaldet; weiter mit Kiesbänken und in den Kurven riesig hohe Abfälle mit Sand, Kies und Baustämmen die abgestürzt sind. Große Flusskurven an den hohen Abstürzen. Das Tempo nimmt immer mehr zu und wir kommen super voran.

Unser Zielcamp liegt links in starker Strömung aber wir schaffen ein gutes Anlegemanöver; Fabs macht das klasse. Und schon haben wir es geschafft. Eine Inspektion sagt uns: wie fühlen dasselbe, vielleicht doch besser weiter fahren. Also los. Noch 15 km bis Mason Landing. Erst ein breites Tal mit unzähligen Kiesbänken, dann ein langer nach rechts gebogener Abschnitt und hinter einer Insel das Ziel. Schönes Camp am Bach. Zelt aufbauen und Plane spannen, Fabs holt Wasser aus dem Creek, ich mache Feuer. Das Kochen schaffen wir gerade noch unter der Plane, dann regnet es sich ein und das Feuer erlischt. Kommen dann gegen 22:30 gut in die Schlafsäcke. Leider regnet es weiter. Geschlafen haben wir super.
Tag 8 21.07.2013 Rainy Camp 0 km
Wir sitzen wieder fest. Es regnet seit gestern um 19:00 Uhr fast durchgehend. So kommen wir nicht nach Hootalinqua. Und Fabs hat sich so auf andere Menschen gefreut. In der Tat haben wir seit dem zweiten Tag der Tour keinen Menschen gesehen; kein Kanu, nix. Wenn Du hier kenterst dann hilft dir keiner. Du wartest wahrscheinlich Tage auf ein anderes Boot. Unser Zelt ist unsere Schutzhülle. Hier ist es warm und trocken. Die Regengeräusche können wir gut unterscheiden. Der feine Niesel bis zum starken Regen; das Abtropfen von den Bäumen, der Bach rauscht immer stärker und das Glucksen der Bachstrudel ist tief und brummig. Ob wir heute noch weiterfahren ist unwahrscheinlich. Dann eben morgen.
16:00 Uhr wir warten, immer noch leichtes Nieseln. Alles ist nass, ich schreibe, Fabs hört Musik. Es nervt, dass es nicht voran geht.
18:00 Uhr, es regnet wieder heftig. Heute bleiben wir notgedrungen hier. Morgen werden wir wenn irgend möglich von hier starten. Noch ein Tag hier im Zelt würde meine Nerven enorm beanspruchen. Fabs hält sich super. Er denkt zwar an zu Hause, an Mama, Handy, Fernseher und Bett. Aber er ist fröhlich, liest, hört Musik oder TKKG oder wir erzählen uns Geschichten. Wenn es nicht besser wird mit dem Regen werden wir in Carmacks aussteigen und versuchen nach Dawson zu kommen. Abends noch im Freien gekocht. In einer Regenpause gelingt uns ein kurzer Blick auf die Sonne. Morgen wird das Wetter besser.
Heute denke ich, wir hätten die 33 km bis Hootalinqua an diesem Tag fahren sollen. Dort gibt es einen guten Unterstand. Oder wir hätten trotz Regen die Gegend erkunden können. Klamotten an und los. Oder wir hätten unser Glück mal beim Angeln versuchen sollen. Andererseits ist es nur das Problem des Nichtwissens wie es mit dem Wetter weiter geht. Hätten wir gewusst, dass der nächste Tag gut wird, hätten wir den Ruhetag sicherlich besser genießen können.
Tag 9 22.07.2013 Rainy Camp – Hootalinqua 33km
Vater: Was für ein Tag. Wir starten im Rainy Camp. Vorher noch Oma angerufen. Alles „OK“ gemeldet. Der Teslin fließt gut voran. Mason Landing lag 100 m weiter am Fluss. Eine Sandbank und eine alte Hütte sind beim Weiterfahren zu sehen.
Start im Rainy Camp, die Sonne kommt wieder
Mason Landing
Rainy Camp war trotzdem OK. Auf einer Sandbank telefonieren wir mit Mama. Auch hier OK gemeldet. Tolle Landschaft liegt vor uns und wir sind gespannt auf den Yukon. Kurz vor der Mündung in den Yukon sehen wir am rechten Ufer eine Art Zelt mit Satellitenschüssel. Ein Mann im Schottenrock und freiem Oberkörper bearbeitet einen Holzstamm. Er ruft uns zu, dass in der Nacht auf der anderen Flussseite ein riesiger Abhang in den Fluss gerutscht ist. Der Zusammenfluss von Teslin und Yukon erfolgt dann breit und gar nicht spektakulär. Und wir sehen endlich zwei Kanus. Menschen.
Dann Anlandung in Hootalinqua. Kurz vor dem Regen. Zwei Deutsche und zwei Kanadier sind auch gerade angekommen. Wie erzählen ein wenig und hören auch Neues über die Waldbrände. Deswegen sind so wenige Leute auf dem Fluss.
Wir verbringen den Nachmittag mit Kochen, sitzend unter dem schnell aufgebauten Campdach. Dann kommen zwei Kanus mit Kanadiern. Christina, Richard, Ben und Ling. Sie laden mich zu Kuchen und Pfirsich ein. Total nette Leute. Richard erklärt uns die Lage mit den Waldbränden. Der Regen gestern hat scheinbar nicht gereicht um sie zu löschen. Ab Little Salmon Village bis Carmacks wird es heftig. Aber auch sie werden morgen weiter fahren. Wir sitzen abends zu 6 in ihrem 3 Mann Zelt und spielen Karten. Total Crazy und lustig. Sie sind über den Lake Laberge gekommen. Gestern sind sie 15 km im vollen Regen gepaddelt und waren danach total unterkühlt. Sie wollen auch nach Carmacks; mal sehen, vielleicht hängen wir uns dran. Alles wird gut!
Foto der alten Telegraphenstation
Die Station heute
Es ist jetzt 22 Uhr und die Sonne beleuchtet den Berghang gegenüber. Unglaublich schön. Fabs liegt im Zelt und hört Musik. Ich trinke Tullamor Dew am Yukon. Es ist so toll hier.
22 Uhr, die Sonne beleuchtet der Berghang gegenüber
Tag 10 23.07.2013 Hootalinqua – High Camp 94 km
Sohn: Heute haben wir die bisher größte Strecke hinter uns gebracht. Ca. 94 km, Wir haben erst überlegt auf einem Platz, einer Sandbank, ca. 15 km vorher zu bleiben, doch ich war mit meinem Papa sofort einig, das uns das Gefühl gesagt hat: Fahrt weiter ! Ich weiß nicht, ob es ein besserer Platz ist. Jedenfalls haben uns die Mücken im High Camp sehr genervt; ich habe mir sogar das Mückennetz auf den Hut gesetzt.
Wir essen „zur Abwechslung“ abends mal Nudeln mit Soße und Zwiebeln. Beim Essen setzen wir uns möglichst nah ans Feuer wegen den Mücken. Beim ins Bett gehen sind wir sehr erschöpft vom Tagwerk
Tag 11 24.07.2013 High Camp – Carmacks 82 km
Die Östreicher im 4er-Pack. Little Salmon Village. Wir treffen alle wieder
Fabs: Mit immer noch etwas Angst über die Waldbrände fahren wir von Little Salmon Village los. Wie sich herausstellt war die ganze Angst umsonst. Der gesamte Waldbrand inklusive Rauch ist verschwunden. Wir sehen nur noch die abgebrannten Wälder. Die Anspornung durch frische Burger, Toiletten und eine warme Dusche ist sehr groß. Wir hauen ordentlich rein und haben auch eine konstante 10 km/h Strömung. Außerdem sehen wir auch die Kanadier und Deutschen, die wir auch schon in Hootalinqua und in Little Salmon Village getroffen haben wieder.


Tag 12 25.07.2013 Carmacks Ruhetag 0 km
Sohn: Wir haben geplant, 2 Nächte in Carmacks inklusive einem Ruhetag zu verbringen. Es ist hier sehr angenehm, da wir einen großen, leckeren Hamburger zum Abendessen gegessen haben. Auch die sanitären Anlagen sind gut. Carmacks selbst ist sehr klein und besteht aus einem Hotel, einem kleinen Laden und einer Lodge inklusive Liquor Store. Wir haben die Canadier-Deutschen wieder getroffen. Sie sind an unserem Ruhetag weiter gefahren. Die Französisch Canadier mit ihrem Kanu-Katamaran, die wir auch schon bei Little Salmon Village gesehen haben sind spät angekommen. Sie fahren an unserem Ruhetag mit dem Huskybus wahrscheinlich nach Whitehorse und von dort Richtung Quebec wo sie, ihrer Sprache nach, leben. Sie sind zu 4 gekommen und zu 5 gegangen. Dazu eine kleine Geschichte. Die Deutschen sind vom Ort Carmacks mit einem streunenden Hund zurückgekommen. Sie können ihn aber nicht mitnehmen. Doch die Katamaranfahrer nehmen ihn barmherzig mit. Anscheinend ist es nicht ihr erster Hund.
Die Brücke über den Yukon in Carmacks
Tag 13 26.07.2013 Carmacks – Five Finger Rapids – Minto Landing 94 km
Vater: Die Nacht hat es wieder leicht geregnet. Aber heute soll es dann doch weitergehen. 400 km liegen bis Dawson noch vor uns. Fabs hat ja gestern kommentiert. “Wir bringen das zu Ende. Dawson wir kommen“! Das Packen ist das Schlimmste. Alles in die Behälter, dann alles zum Boot und ins Boot, dann alles fest zurren. Endlich um 09:00 Uhr kommen wir los. Es ist neblig und feucht. Viele Windungen um Carmacks, dann geht es flotter voran.
[Kurz vor den Five Finger Rapids.
Ja, heute stehen sie an, die „Five Finger Rapids“. Alles prüfen, alles fest, Weste fest, Hut fest. Rechtes Ufer, dann rechter Kanal in der Mitte, stehende Wellen, weiße Köpfe, paddeln und ein Schutt Wasser, dann sind wir durch, klasse.
Am rechten Ufer legen wir an um das bisschen Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Fabs hat nasse Hosen. Das war alles. Das waren die berühmten und berüchtigten Five Finger Rapids.
Anlegestelle nach den 5 Finger Rapids
Der Tag wird heute lang. Am Ende haben wie 94 km geschafft, und das bei Gegenwind am Nachmittag. Wir finden dann den Platz in Minto Landing. Eine Fähre liegt am linken Ufer, davor stehen LKW´s. Hier ist der Weg zu einer Kupfermine. Das Zelt ist schnell positioniert, dann alles die Rampe hoch getragen und in der Hütte mit dem Kochen angefangen. Aus Dawson kommend stößt eine Familie mit drei Kindern zu uns. Sie wollen morgen auch auf den Fluss und bis Dawson paddeln. Fabs macht die Betten, es ist um 23:00 Uhr noch taghell. Ich sitze auf dem Kanu am Flussufer und trinke einen Whisky und ein Bier. Gegen die heute nicht vorhandenen Mücken hilft das Zigarillo. Dann geht es ab ins Bett. Fabs ist nach 2 Dosen Cola noch hellwach. Vom nahe gelegenen RV Ressort hört man noch Leute und Hunde. Ab 6:00 Uhr in der Früh fährt die Fähre die Lkws über den Fluss. Wir schlafen trotzdem gut.
Sonnenschein um 22 Uhr in Minto
Tag 14 27.07.2013 Minto Landing – Fort Selkirk - No Name Camp 65 km
Vater: Guter Start in Minto um 09:30 Uhr. Nach kurzer Zeit ist der Wind wieder da. Ein anstrengender Tag liegt vor uns. Am Ende sind es 65 km. Wir finden ein schönes Camp auf der rechten Seite einer Insel.
Das No Name Camp
Tagebuchschreiben im No Name Camp
Entspannter Blick auf den Yukon
Der Ablauf ist dann wie immer. Auf Fabs ist Verlass. Das Feuer brennt nach kurzer Zeit. Es gibt mal wieder Nudeln mit Soße und Zwiebeln. Der Yukon strömt an unserem Camp vorbei und das Tempo ist wieder beeindruckend. Kurzes Telefonat mit Mama. Auch dort ist alles OK.
Am frühen Nachmittag treffen wir in an diesem Tag und Bob und Anhang in Fort Selkirk. Sie machen Ruhetag. Fort Selkirk ist ein wirklich schöner Platz, der schönste bisher. Die historischen Gebäude sind gut in Schuß. Hier machen wir beim nächsten Mal eine lange Pause.
Die Kirche in Topzustand
Dieses Haus steht weit an der Abbruchkante zum Yukon und wird deswegen wieder gerade gestellt
Sohn: Heute haben wir das erste Mal auf unserer Reise unser Camp auf einer Insel aufgebaut. Seit Minto haben wir leider nicht nur ab und zu Gegenwind. Die Strömung nimmt auch ab und an ab, bleibt aber meistens doch konsequent bei 8-10 km/h. Wir haben heute nur ca. 70 km geschafft, was aber durch die beschriebenen Umstände dieselbe Zeit gefordert hat. Die Insel ist aber sehr schön und relativ Moskito frei. Wie machen abends Feuer und verbrennen unseren ganzen Müll.
Das Pech anderer bringt uns Glück. Wir haben fertig gesägtes Holz, was andere Leute wohl gesägt haben. Aber wahrscheinlich hat es bei ihnen angefangen zu regnen und sie konnten es nicht mehr verfeuern. Ab hier besteht die Route eigentlich nur noch aus Inseln, was ein heftiger Kontrast zum eigentlich nur aus Kurven bestehenden Teslin River ist.
Am Anfang des Tages denken wir immer, dass die Strecke unmöglich zu bewältigen sei. Wir schaffen es aber doch jedes Mal.
Tag 15 28.07.2013 No Name Camp – Kirkmans Creek 92 km
Sohn: Mit der Aussicht auf “Frisch Gebackenes“ haben wir uns erneut ca. 90 km vorgenommen. Kirkmans Creek ist eine im Sommer bewirtschaftete Farm mit kleinem Campingplatz. Wir kochen und als ich schon im Bett liege, kommt noch ein anhänglicher aber dennoch netter Kanadier auf der Campsite an. Er ist voll ausgerüstet mit zwei aneinander gebundenen Schlauchbooten inkl. Motor und 500 l Benzin, mit einer Goldwaschmaschine und einem braven Hund. Anhänglich, weil er sein Zelt trotz riesiger freier Fläche genau 3 m neben dem unserem aufbaut. Er will später sein Glück noch auf dem Stewart River beim Goldwaschen suchen. Vier Wochen hat er noch Urlaub. Ausgerüstete ist er sogar mit einem Laptop inklusive Solar Paneelen und GPS. Am nächsten Morgen freuen wir uns über frische Kuchenstücke von der Farm.
Das Goldsuchbootgespann von Jeff, dem Canadier
Tag 16 29.07.2013 Kirkmans Creek – Island Camp 75 km
Geschrieben am 06. November aus der Erinnerung
Vater: Was fällt uns denn noch ein. Das „beschissene“ Outhouse auf der Campsite in Kirkmans Creek. Der durchs Camp schallende Ruf „Don´t piss in the grass“. Der neben uns am Tisch sitzende und Kaffee kochende Kanadier. Der ziemlich dreckige Yukon. Der bedeckte Himmel am späten Nachmittag und das Gewitter, vor dem wir lange her gefahren sind, bis uns dann der Regen mit dicken Tropfen erreichte. Das Anlegen auf einer Insel und der Unterschlupf unter unserer Plane auf einem quer liegenden Baumstamm sitzend. Der unermüdliche Fabs, der immer wieder motiviert den Weg zu unserem „Island Camp“ findet.
Nach dem Regenschauer
Dann das Island Camp, auf der linken Seite einer Insel gelegen. Hier war einfaches Anlanden möglich. Das Zelt haben wir schnell ganz nah am Ufer aufgebaut und genauso schnell brannte unser Lagerfeuer. Aus vorhandenen Stangen wurde schnell ein Dreibein zum Trocknen der Sachen hergestellt. So schön im Rauch bekamen die Klamotten erst den richtigen Outdoor Duft. (Zu Hause musste die Sachen dreimal waschen werden um den wieder zu entfernen). Die letzte Zwiebel wurde mit Tomaten und Nudeln zum Abendessen. Die letzten Dosen Bier und Cola wurden aufgemacht. Wir saßen noch lange am Feuer und genossen den wunderbaren Abend. Für mich vielleicht das schönste Camp.
Unser Island Camp
Lagerfeuer im Island Camp
Tag 17 30.07.2013 Island Camp – Dawson City 61 km
Vater: Das Ziel ist erreicht. Mit Glanz und Gloria ziehen wir im “Yukon River Hostel” ein. Geschafft. Fast 800 km, 11 Paddeltage, 14 Reisetage. Ich bin so stolz auf Fabius; und auch auf mich.
Der erste Blick auf Dawson City
Ankunft im Yukon River Hostel
Unsere gemietete Cabin
Glücklich und zufrieden
Wir nehmen eine „Cabin“ und räumen unser Gerödel ein. Welche Mengen! Dann geht es rüber nach Dawson City. Im Hostel sind die „Harzer Freunde“ und der „Langhaarige“ mit Frau. Die „Harzer“ haben in Carmacks aufgegeben. Abends sitzen wir am Feuer, erst gemeinsam, dann ich mit Fabs und dann kommt auch noch „Meister Reinmuth“ auf einen Plausch vorbei. Gehen dann gegen Mitternacht ins Bett.
Das Paddeln war am letzten Tag einfach. Zudem hatten wir uns um 8 km verrechnet. So ging es schneller ans Ziel. Ein wenig Rückenwind und die Motivation auf frisches Bier, Steaks und Dusche taten ihr übriges. Das „Yukon River Hostel“ von Dieter Reinmuth ist eine Spezialität. So wie er es ist.
Ganz vergessen haben wir beim Schreiben, das unglaubliche Steak, das sich Fabs im griechischem Restaurant „The Drunken Goose“ in Dawson bestellt hat. Nach so einer Tour schmeckt das Essen im Restaurant, so am Tisch mit Tischdecke, mit Bier und Cola aus dem Glas und natürlich mit Bedienung einfach nur himmlisch.
Tag 18 Dawson City
Vater: Erstmal ausschlafen. Fabs bleibt bis um 10:30 Uhr im Bett. Dann frühstücken wir gemütlich und ich bearbeite die Ausrüstung. Tonnen leeren, Zelt auslegen und trocknen und einpacken. Danach sitze ich auf der „Sonnenterrasse“ und genieße den Blick auf die Stadt.
Gegen 14:00 Uhr ziehen wir dann los nach Dawson. Auf der Fähre werden die unglaublichsten Fahrzeuge verladen. Riesige Tanklaster mit Anhänger und gigantische Womo´s. Dann Erst einmal ein „Supereis“ gegessen; Fabs nimmt einen Kuchen mit mindestens 1000 Kalorien. Wir bummeln durch den Ort und finden auch noch das Gold (D´Or), das wir suchen. Das Abendessen sichern wir uns durch den Besuch im Liquor Store und dem Lebensmittelmarkt. Dann zurück an das andere Ufer des Yukons mit der Fähre. Auf der Fähre ein kurzes Gespräch mit einem „Ami“ der einfach mal mit über den Fluss fahren wollte. Abends kocht dann die ganze Mannschaft mit Kocher oder auf dem Feuer.
Tag 19 Dawson City
Sohn: Heute haben wir uns nach spätem Aufstehen vorgenommen, mit dem Huskybus zum Midnightdome zu fahren. Die Tour findet aber durch gegebene Umstände anders statt. Wir fahren mit einer Holländerin die deutsch spricht und zwei Schweizern zuerst zur Dredge 4, einer ca. 100 Jahre alten riesigen Goldsuchmaschine. Sie wurde komplett in Einzelteilen von Ohio, einem US Staat nach Vancouver und dann über den Fluss nach Dawson gebracht. Schwer, sich das vorzustellen, wenn man davor steht. Sie hat an guten Tagen ca. 800 Unzen Gold gewaschen, was heute ca. 800.000.- € wert wäre.
Die Dredge No. 4
Trotzdem wurde sie damals auch wegen Nichtrentabilität eingestellt. Danach sind wir dann doch noch außerplanmäßig auf den Midnightdome gefahren. Von dort aus hat man eine enorme Aussicht über ganz Dawson und viele Berge, außerdem den Yukon in beide Richtungen. Am Mittag sehen wir sogar die Deutsch-Kanadier rund um Bob. Die Deutschen campen auch im Hostel.
Blick vom Midnight Dome auf den Yukon, der dunkle Streifen sind die Wasser des Klondike
Die Gruppe um Bob, den Kanadier der in Deutschland studiert hat, bestand aus seiner Frau Marianne und den beiden deutschen Weltenbummlern Julia und Stef. Wir haben die 4 ab dem ersten Treffen in Hootalinqua immer wieder getroffen und nett mit ihnen geplaudert. Julia und Stef wollten von Dawson aus weiter nach Alaska und erst Ende des Jahres zurück nach Deutschland. Julia, die ein wenig aussah wie Katy Witt stand im Hostel am letzten Tag vor einem riesigen Berg Klamotten und Ausrüstung und verzweifelte bei dem Versuch, alles in ihren Rucksack zu stopfen. Und Stef war glücklich über meine Gummistiefel, die ich ihm geschenkt habe. Er wollte noch zum Goldwaschen an den Klondike River.
Tag 20 Dawson City – Whitehorse (Flug mit Air North)
Sohn: Dieter Reinmuth, der Besitzer des Hostels in Dawson hat uns heute zum “Airport” gebracht. Dieser besteht aus einer Kies Lande- und Startbahn und genau einem Schalter, dem von Air North. Ohne Sicherheits- oder Boarding-Pass Kontrolle steigen wir dann in den Flieger ein. Ca. 30 andere begleiten uns nach Whitehorse. Es ist ein relativ kleines Propellerflugzeug. Wie fliegen ca. 1 ¼ Stunden und laufen dann in Whitehorse einfach quer über das Flugfeld.
Schnell hat sich dann ein Taxi gefunden, das uns zum River View Hotel bringt. Wir haben für unser immomentiges Maß ein Luxuszimmer mit Ventilator, TV, Kaffeemaschine und Mini-Kühlschrank. Außerdem hat jeder ein relativ großes Bett. Am Abend gehen wir dann zu Boston Pizza und danach erschöpft schlafen.
Für die Strecke Whitehorse – Dawson haben wir auf dem Fluss 14 Tage gebraucht. Mit dem Flugzeug 1 ¼ Stunden. Und bei Boston Pizza gibt es im Unterschied zu Pizza Hut frisch gezapftes Bier.
Tag 21 Whitehorse
Sohn: Papa geht am morgen zum Bäcker und holt zwei Kuchenstücke. Dann gehen wir noch mal in die Stadt. Papa kauft zwei Kalender und ich kaufe mir wie mein Papa auch einen Tilly Hat. Gegen Mittag gehen wir zu Subway. Danach lassen wir uns im Taxi zum Berengia Museum fahren, wo Papa zum ersten Mal eine Senioren-Ermäßigung für den Eintritt bekommt. (Fabius lacht sich schlapp) Nach Besuch des Transportmuseums lassen wir uns von dort wieder mit dem Taxi in die Stadt fahren. Den Tag beschließen wir mit Hamburgern nochmals bei Boston Pizza.
Die größte Windfahne der Welt
Im Cockpit
Tag 22 Whitehorse – Frankfurt
Hier fehlt der Eintrag im Tagebuch
Vater: Aus der Erinnerung: Nach dem Aufstehen müssen wir erst einmal die Seesäcke so gut wie möglich packen. Sie gehen zu; wenn auch stramm. Nachdem wir das Zimmer geräumt haben, das Gepäck wird im Hotel aufbewahrt, laufen wir noch einmal in die Stadt. Es ist Sonntag und es ist ziemlich ruhig. Wir frühstücken und schauen uns dann noch die SS Klondike an.
Ja, wir haben es geschafft. Stolz und glücklich.
Den Transport zum Flughafen übernimmt dann Kelly, die Frau unseres Vermieters Thomas de Jager. Sie verabschiedete uns unglaublich herzlich und hofft darauf, dass wir wieder an den Yukon zurück kommen werden.
Die Aufgabe des Gepäcks am Flughafen gestaltet sich etwas schwieriger. In meinem Seesack befindet sich mein Benzinkocher, den wir auf der Tour gar nicht benutzt hatten. Der Kontrolleurin gefällt das gar nicht und was in Frankfurt auf der Hinreise kein Problem war, führt hier dazu, dass sie den Kocher einkassiert. Mist. Außerdem sucht sie noch nach drei Feuerzeugen, die ich irgendwo in meinen Klamotten vergessen habe. Der Tisch ist voll, mein Seesack ist leer und die Schlange hinter mir wird immer länger. Letztendlich finden wir die Feuerzeuge nach mehrmaligem durchleuchten dann doch.
Da wir noch sehr viel Zeit haben laufen wir noch zu der vor dem Transport Museum statt findenden Oldtimer Ausstellung. Und wie es der Zufall will, finden wir hier den einzigen im Yukon zugelassenen MG TC mit ein paar netten Mädels als Fotomodelle.
Unser Flieger
Tag 23 Ankunft in Frankfurt
Endlich gelandet. So ein 10 Stunden Flug schlaucht schon. Das mit dem Gepäck dauert dann. Die Angel gilt als Sondergepäck und kommt erst lange nach den Seesäcken an einem Extraschalter raus. Empfangen werden wir von einer strahlenden Mama, die dann auch gleich noch ein Filmteam des hessischen Rundfunks dabei hat. Ein durchaus würdiger Empfang und das Ende einer tollen Reise.
Rückblick:
Ab und an denke ich darüber nach, ob man etwas besser hätte machen können. Aber mit dem Wissen zum Zeitpunkt unseres Reisebeginns fällt mir da fast nichts ein. Aber Versuch macht klug. Beim nächsten Mal würde ich ein paar Dinge anders machen.
- Es ist gut möglich, alle notwendigen Einkäufe an einem Tag zu machen. Man wandert gemütlich in die Stadt und geht erst einmal in die schönen Läden. Zum Beispiel in den Buchshop und den Outdoor Ausrüster. Nach einem leckeren Burger wandert man weiter zu „Canadian Tyre“ und kauft Angel, Gummistiefel und ähnliche Dinge. Diese transportiert man dann im Rucksack bis zum „All Canadian Superstore“. Nach einem umfangreichen Einkauf mit der Verpflegung für zwei Wochen nimmt man sich ein Taxi, huscht noch beim Liquor Store vorbei und lässt sich dann auf den Camping Platz fahren. Kostet vielleicht 15$.
- Die Verpflegung noch genauer planen. Zu Zweit hat man sowieso viel Arbeit. Die Idee mit dem Backen von Brot und Pfannkuchen würde ich sein lassen. Mehr Müsli, Trockenobst, Fruchtdosen und Müsli- und Schokoriegel.
- Den Rückflug von Dawson nach Whitehorse würde ich am Sonntag machen. Gegen Mittag in Dawson mit Air North los ist man am Nachmittag auf dem Flughafen in Whitehorse. Dort kann man das Gepäck einchecken und sich dann bis zum Abflug am Abend ins Beringia oder Transport Museum begeben. Man spart extrem viel Zeit und Transferkosten. Und mittlerweile gibt es sogar eine Kooperation von Condor und Air North. Da lässt sich das bestens abstimmen.
- Die gewonnene Zeit am und auf dem Fluss verbringen. Die strecken etwas kürzer wählen oder mehr Ruhetage einplanen. Vielleicht mal auf eine Anhöhe steigen um den Fluss von oben zu sehen.
- Ungewollte Ruhetage wegen Wind und Regen kann man besser nutzen. Regenklamotten an und die Umgebung erkunden. Und das Tarp so aufbauen, dass ein Feuer unter diesem möglich ist.
- Das Gepäck reduzieren. Ein, ggfls. besserer, Schlafsack muss reichen. Weniger Kleinkram mitnehmen. Taschenlampen braucht man um die Jahreszeit eigentlich nicht
- Nach dem Flug und der Ankunft auf dem Campingplatz in Whitehorse hätte ich gerne ein oder zwei Bier getrunken. Jedoch, der Campingplatz ist „trocken“. Und der Fußmarsch in die Stadt ist nach dem Flug und der Zeitverschiebung zu lang. Also zwei Dosen gut verpackt in den Seesack. Dann ist das Problem gelöst.
-Auf jeden Fall eine Übernachtung oder besser einen Ruhetag in Fort Selkirk einlegen und das Feeling vergangener Zeiten einatmen. Allerdings: Fabius fand Fort Selkirk " unheimlich".
Zum Wetter: wie hatten ziemliche Glück. Die ganze Zeit war es eher warm. In der Spitze sicherlich auch 27/28°C. Wir hatten bis auf den einen Regentag nur wenige Schauer und Gewitter. So kam das Gefühl auf, daß man eher zuviel Klamotten und Ausrüstung dabei hatte. Aber wie öfters zu lesen kann das Wetter auch anders sein; dann freut man sich über ein paar warme Klamotten.
Zur Sicherheit:
Zu Bären ist schon soviel geschrieben worden. Wie haben versucht uns an die Regeln zu halten und haben nur einmal einen kleinen Bären in großer Entfernung gesehen. Manche sagen, uns haben die Bären schon gesehen. Fast ein wenig Schade; jedoch eine echte Begegnung mussten wir nicht unbedingt haben.
Bärenspray hatten wir dabei, beste Sprühentfernung 3-5 m. Wohl dem, der da die Nerven behält.
Das geliehene SAT Telefon gab uns schone ein gutes Gefühl der Sicherheit. Ein paar Anrufe zu Hause entspannten auch die Familie daheim. Funktioniert hat es ohne jeden Tadel.
Angeln:
Ja, war geplant. Angel war gekauft, Infos hatten wir auch. Aber keiner von uns hatte je vorher einen Fisch gefangen und schon garnicht....
So haben wir es ein- zweimal probiert und dann gelassen. Ich weiß, für einen Angelfan ein Unding.
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