Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
was macht man, wenn man den dezember frei hat?
diese frage stellte sich mir letztes jahr. anfangs november fiel dann endlich die entscheidung: argentinien, aconcagua, solo und in selbstorganisation. am 3.11. buchte ich den flug für den 1.12, über madrid und santiago in die welthauptstadt des weines und des steaks, nach mendoza.
vorbereitung
weil mir die ganzen "adventure-organisationen" suspekt waren, wollte ich mein gepäck selbständig ins basecamp bringen. die auf geargrams.com erstellte packliste offenbarte mir, dass ich mit einem rucksackgewicht von ungefähr 35-40kg rechnen musste.
OT: UL-fetischisten jammern jetzt sicher auf und fragen sich, was der komische typ alles mitschleppt. nun, da ich nicht auf andere angewiesen sein wollte, plante ich krisensicher. soll heissen, ich nahm z. bsp. zwei kocher mit, einen MSR XGK und einen Jetboil. auch die schuhe waren auf den worst-case ausgelegt, bei guten bedingungen reichen warme lederschuhe für den aconcagua, ich kaufte mir den phantom 6000. und dieser schuh fällt ziemlich ins gewicht! ausserdem darf man gemäss permit bis zu 20 tage im parque national aconcagua sein, folglich hatte ich genügend nahrung für 20 tage dabei.
bisher war mein rucksack auf tour noch nie mehr als ca. 33kg, und auch das nicht über weitere strecken. also belud ich meinen rucksack mit wasserflaschen und begann das training, bis ich schliesslich mit 42kg unterwegs war. könnte reichen.
da ich nahrungsmittelmässig auf mir bekanntes zurückgreifen wollte, kaufte ich den grossteil der lebensmittel in der schweiz ein. im hostel in mendoza wurden dann die einzelnen mahlzeiten eingetütet.

ausserdem organisierte ich das permit für den aconcagua, erholte mich ein wenig (ich war aufgrund von vorferien-arbeitsabschluss-stress gesundheitlich angeschlagen) und genoss einige bife de chorizos (450g-steaks).
ich wollte mich nicht im parque national aconcagua akklimatisieren, da diese akklimatisation gezwungenermassen damit begonnen hätte, meinen riesenrucksack ins basacamp zu tragen. ein zweitägiges trekking, das auf 2700m beginnt und auf 4300m endet. keine gute idee für eine flachlandgewohnte lunge.
cordon del plata
also gehe ich zuerst zum cordon del plata. hierbei handelt es sich um ein gebiet, in dem mehrere 5000er und ein möchtegern-6000er zu finden sind.
im bus lerne ich fred kennen, einen franzosen mit dem selben ziel. grösster unterschied: er trägt 15kg, ich gut 32.
um zum eigentlichen beginn der tour zu kommen, müssen wir erstmal 1100hm auf guten strassen hinter uns bringen. glücklicherweise fährt nach ca. 10 minuten ein auto an uns vorbei und nimmt uns mit. ein ziemliches glück bei dem wenigen verkehr, der hier herrscht!
nun können wir also mit dem aufstieg beginnen. von vallecitos (2900m) geht's rauf nach las veguitas (3200m). zuvor wird jedoch fred durch eine hüttenwartin gefragt, wohin er mit seinem kleinen rucksack wolle :-)

in las veguitas stellen wir die zelte auf und spazieren dann noch weiter zum nächsten nachtplatz, piedra grande (3500m). einige philosophische gespräche später (fred ist buddhist und yoga-lehrer) ziehen wir uns ins zelt zurück. am morgen bin ich ausgeruht und voller vorfreude, wenngleich immer noch leicht kränkelnd. fred ist nun ebenfalls ein bisschen angeschlagen. er hatte kaum geschlafen, da sein schlafsack zu wenig warm war.

trotzdem ziehen wir nun weiter, zum nächsten akklimatisations-zwischenstopp, piedra-grande. ich möchte hier übernachten und nicht gleich weiter ins basecamp (4200m), da ich an eine langsame akklimatisation glaube. fred wollte erst weiter, entschliesst sich jedoch schliesslich, mir gesellschaft zu leisten.
wir stellen die zelte auf und halten siesta. danach verabschiedet sich fred: er hatte wieder nicht geschlafen, der wind wehte sand und staub in sein zelt. er hat genug und geht zurück in richtung wärme. wie gesagt, der grösste unterschied zwischen uns war der rucksack: er trug 15kg, ich gut 32 :-D
ich spaziere vor sonnenuntergan noch ein bisschen höher hinauf und erkunde schon mal den gut sichtbaren weg. abends unterhalte ich mich mit einigen argentiniern, die am selben ort campieren. in diesem tal findet man nur wenige ausländer. während meines 6-tägigen aufenthaltes traf ich ausser mir nur 5 ausländer, davon waren 3 ebenfalls schweizer. uns ziehts wohl in die höhe.
am nächsten morgen packe ich mein bündel, lasse jedoch auch einiges an unnötigem material in einem depot zurück. der rucksack wiegt nun schätzungsweise 28kg. damit gehts in 2h10 bis zum basecamp (salto de agua, 4200m). dieses camp ist mit ca. 15 zelten schon recht belegt, ich gehe einige minuten weiter zum salto superior. hier bin ich alleine und habe genügend raum, meine luxus-unterkunft aufzustellen (MH EV3, bei solo-benutzung eine turnhalle).


wieder spaziere ich zur akklimatison noch einige hundert höhenmeter, bevor ich müde, aber glücklich, in den schlafsack krieche.
vallecitos, ca. 5450m
frühmorgens weckt mich das klickernde geräusch von stöcken auf stein. eine riesengruppe argentinier macht sich auf in richtung el plata, es ist ungefähr nicht nicht mal 5 uhr morgens. ich drehe mich nochmal um und schlafe weiter. um halb neun bin ich ausgeschlafen, satt und mache mich auf den weg zum vallecitos. bis zum portezuelo del viento auf ungefähr 5200m ist der weg zum el plata und zum vallecitos derselbe. etwas vor dem portezuelo überhole ich einige der frühmorgendlichen plata-aspiranten. sie starteten ca. 2,5h vor mir, nach gut 1,5h hatte ich sie überholt – bisher legten sie nur gut 700hm zurück. wenn das mal gut geht, ihr weg ist noch weit.
OT: eine weitere bemerkung für die ul-fraktion: für den gipfelaufstieg wurde mein gepäck natürlich drastisch abgespeckt. hier konnte ich, verglichen mit den argentiniern, sogar eindeutig ul-punkte gewinnen. hier ein vergleich meines und eines durchschnittlichen argentinischen gipfel-rucksacks:
Bilder


das portezuelo del viento macht seinem namen (ungefähr: wind-pass) alle ehre. als hätte jemand ein gebläse angeschaltet steigert sich der wind um ein vielfaches. ich gehe nochmal zurück in den windschatten, wechsle von turnschuh auf phantom 6000, ziehe sturmhaube und sturmbrille an, mache jegliche löcher zu, ziehe die dicken fausthandschuhe an und nehme einen zweiten anlauf. dermassen eingepackt lege ich die restlichen gut 400hm zurück und erreiche nach ca. 3h den gipfel des vallecitos, ca. 5450m. es windet dermassen stark, dass ich es sogar verpasse, ein gipfelfoto zu machen. erst etwas unterhalb des gipfels fällt mir dies ein und das versäumnis wird nachgeholt.



der weg zurück ins camp ist schnell zurückgelegt, ich fühle mich weiterhin gut, keinerlei kopfschmerzen. die höhe zeigt sich nur in einer gewissen kurzatmigkeit und natürlich darin, dass alles ein bisschen langsamer gemacht wird.
nachdem ich es mir vor dem zelt gemütlich gemacht habe, kehren einige der el plata-aspiranten zurück. sie haben den gipfel nicht erreicht. es ist mittlerweile 16 uhr vorbei...um ca. 19 uhr kommt der rest der gruppe zurück. sie haben den gipfel erreicht, wirken jedoch nach ca. 14h gehzeit verständlicherweise erschöpft.

el plata, 6300m, 6050m, 5900m, 5868m oder 5829m
am morgen des 5. tages im cordon del plata steht für mich der möchtegern-6000er auf dem programm. die höhe des cerro plata zu erfahren, ist nicht ganz einfach. gemäss internet ist er 6300m oder 5900m hoch. gemäss tafel auf dem gipfel ist er 6050m hoch. meine uhr (barometer) sagt 5868. mein gps meint 5829. egal, der weg ist das ziel, nicht der höhenmeter.
ich starte heute auch etwas früher als gestern, knapp nach sechs uhr gehts los. vor mir sind schon einige gipfelaspiranten gestartet. nach und nach überhole ich eine gruppe nach der anderen. einige kehren am portezuelo del viento um, da der wind genau wie gestern sturmstärke hat. nur wenige hundert meter weiter komme ich jedoch wieder in den windschatten des el plata, der wind wird schwächer, die sonne stärker, die temperatur angenehm. trotzdem trage ich meist die sturmhaube, der wind ist doch nicht zu unterschätzen.
ab ca. 5600hm krige ich langsam kopfschmerzen. der gipfel scheint jedoch nicht mehr allzu weit entfernt, andere anzeichen einer höhenkrankheit kann ich keine erkennen, also gehe ich weiter. die kopfschmerzen nehmen zu, bleiben jedoch gut ertragbar. kurz vor dem gipfel gehe ich an einem helikopter-wrack vorbei. denke mal, man könnte sich geeignetere orte aussuchen, um abzustürzen.
nach 5h45 erreiche ich den gipfel. wieder bin ich ganz alleine, die nächsten gipfelaspiranten sind weit unter mir, in der ferne sehe ich die südwand des aconcagua- herrlich! ich entscheide, dass der cerro plata 5900hm hoch ist :-)




aconcagua südwand
abwärts renne ich den grössten teil der strecke bis zum portezuelo. dort sind die kopfschmerzen verschwunden und ich gehe gemütlicher weiter in richtung basecamp.

nach ca. 8h ist der ausflug beendet und ich geniesse die sonne vor meinem zelt, lese und freue mich über den erfolg. plötzlich höre ich laute, die mir für einmal nicht spanisch vorkommen. zwei leute kommen an meinem zelt vorbei und unterhalten sich in schweizerdeutsch. salü zäme! es stellt sich heraus, dass sie wie ich aus dem grossraum bern kommen. somit ist für den rest des abends für unterhaltung gesorgt.
abstieg
bisher herrschte während der ganzen tour traumwetter. heute will ich zurück nach mendoza, heute ziehen die ersten ernst zu nehmenden wolken auf. beim aufbruch rechne ich damit, unterwegs nass zu werden. nach 15 min sind die wolken jedoch längst wieder verschwunden und die sonne steht am gewohnt blauen himmel. auch gut.

bei der hüttenwartin am start der wanderstrecke frage ich nach, wie man am besten nach mendoza zurückkommt. sie meint, man könne ein taxi bestellen. das wäre dann in ungefähr 2 stunden hier. ist mir zu blöd, ich schultere meinen rucksack und mache mich auf den weg zurück zur busstation. unterwegs werd ich wohl glück haben und eine mitfahrgelegenheit finden, denke ich mir.
erst geht es steil bergab, keine mitfahrgelegenheit kommt vorbei. dann geht es flacher weiter, raus aus dem tal. keine mitfahrgelegenheit. der weg zieht sich in die länge, der rucksack drückt, die turnschuhe beginnen zu brennen. keine mitfahrgelegenheit. zum glück hat mein mp3 noch akku.
schliesslich, ich schätze ich bin noch 30min von der busstation entfernt, hält ein taxi neben mir. nein, jetzt brauch ich das nicht mehr, jetzt geh ich den weg zu ende!
nach insgesamt 5h und 2500hm und 15.3km luftlinie komme ich an der bushaltestelle an. überraschung: der bus fährt in 4h. ich frage jemanden, wo ich etwas zu trinken kaufen kann. antwort: es sei ziemlich weit, am besten würde ich den bus nehmen :wut:
wie eigentlich immer auf reisen: aus einer lästigen situation wird eine gute erinnerung. meine auskunftsperson kommt nach wenigen minuten zurück, bringt mir eine grosse wasserflasche, setzt sich hin und wir kommen ins gespräch. er ist gastgeber einer familienfeier, muss deshalb wieder zurück, bringt mir jedoch etwas später einen teller mit leckerem essen und ein bier, ein cousin von ihm kommt ebenfalls mit, das gespräch geht weiter. die argentinier sind halt ein geselliges völkchen!
kurz bevor mein bus kommt, fahren auch die beiden schweizer vom basecamp mit einem taxi an mir vorbei. platz für mich und gepäck ist nicht vorhanden, aber wir verabreden uns zum abendessen in mendoza. ebenfalls treffe ich dort eine alte freundin von mir, mit der ich im august auch in ecuador war. ein wirklich gelungener abschluss dieser akklimatisations-tour!
weiter zum aconcagua gehts nach ein paar tagen vorbereitung, erholung und einigen weiteren bife de chorizos. fortsetzung folgt.
diese frage stellte sich mir letztes jahr. anfangs november fiel dann endlich die entscheidung: argentinien, aconcagua, solo und in selbstorganisation. am 3.11. buchte ich den flug für den 1.12, über madrid und santiago in die welthauptstadt des weines und des steaks, nach mendoza.
vorbereitung
weil mir die ganzen "adventure-organisationen" suspekt waren, wollte ich mein gepäck selbständig ins basecamp bringen. die auf geargrams.com erstellte packliste offenbarte mir, dass ich mit einem rucksackgewicht von ungefähr 35-40kg rechnen musste.
OT: UL-fetischisten jammern jetzt sicher auf und fragen sich, was der komische typ alles mitschleppt. nun, da ich nicht auf andere angewiesen sein wollte, plante ich krisensicher. soll heissen, ich nahm z. bsp. zwei kocher mit, einen MSR XGK und einen Jetboil. auch die schuhe waren auf den worst-case ausgelegt, bei guten bedingungen reichen warme lederschuhe für den aconcagua, ich kaufte mir den phantom 6000. und dieser schuh fällt ziemlich ins gewicht! ausserdem darf man gemäss permit bis zu 20 tage im parque national aconcagua sein, folglich hatte ich genügend nahrung für 20 tage dabei.
bisher war mein rucksack auf tour noch nie mehr als ca. 33kg, und auch das nicht über weitere strecken. also belud ich meinen rucksack mit wasserflaschen und begann das training, bis ich schliesslich mit 42kg unterwegs war. könnte reichen.
da ich nahrungsmittelmässig auf mir bekanntes zurückgreifen wollte, kaufte ich den grossteil der lebensmittel in der schweiz ein. im hostel in mendoza wurden dann die einzelnen mahlzeiten eingetütet.
ausserdem organisierte ich das permit für den aconcagua, erholte mich ein wenig (ich war aufgrund von vorferien-arbeitsabschluss-stress gesundheitlich angeschlagen) und genoss einige bife de chorizos (450g-steaks).
ich wollte mich nicht im parque national aconcagua akklimatisieren, da diese akklimatisation gezwungenermassen damit begonnen hätte, meinen riesenrucksack ins basacamp zu tragen. ein zweitägiges trekking, das auf 2700m beginnt und auf 4300m endet. keine gute idee für eine flachlandgewohnte lunge.
cordon del plata
also gehe ich zuerst zum cordon del plata. hierbei handelt es sich um ein gebiet, in dem mehrere 5000er und ein möchtegern-6000er zu finden sind.
im bus lerne ich fred kennen, einen franzosen mit dem selben ziel. grösster unterschied: er trägt 15kg, ich gut 32.
um zum eigentlichen beginn der tour zu kommen, müssen wir erstmal 1100hm auf guten strassen hinter uns bringen. glücklicherweise fährt nach ca. 10 minuten ein auto an uns vorbei und nimmt uns mit. ein ziemliches glück bei dem wenigen verkehr, der hier herrscht!
nun können wir also mit dem aufstieg beginnen. von vallecitos (2900m) geht's rauf nach las veguitas (3200m). zuvor wird jedoch fred durch eine hüttenwartin gefragt, wohin er mit seinem kleinen rucksack wolle :-)
in las veguitas stellen wir die zelte auf und spazieren dann noch weiter zum nächsten nachtplatz, piedra grande (3500m). einige philosophische gespräche später (fred ist buddhist und yoga-lehrer) ziehen wir uns ins zelt zurück. am morgen bin ich ausgeruht und voller vorfreude, wenngleich immer noch leicht kränkelnd. fred ist nun ebenfalls ein bisschen angeschlagen. er hatte kaum geschlafen, da sein schlafsack zu wenig warm war.
trotzdem ziehen wir nun weiter, zum nächsten akklimatisations-zwischenstopp, piedra-grande. ich möchte hier übernachten und nicht gleich weiter ins basecamp (4200m), da ich an eine langsame akklimatisation glaube. fred wollte erst weiter, entschliesst sich jedoch schliesslich, mir gesellschaft zu leisten.
wir stellen die zelte auf und halten siesta. danach verabschiedet sich fred: er hatte wieder nicht geschlafen, der wind wehte sand und staub in sein zelt. er hat genug und geht zurück in richtung wärme. wie gesagt, der grösste unterschied zwischen uns war der rucksack: er trug 15kg, ich gut 32 :-D
ich spaziere vor sonnenuntergan noch ein bisschen höher hinauf und erkunde schon mal den gut sichtbaren weg. abends unterhalte ich mich mit einigen argentiniern, die am selben ort campieren. in diesem tal findet man nur wenige ausländer. während meines 6-tägigen aufenthaltes traf ich ausser mir nur 5 ausländer, davon waren 3 ebenfalls schweizer. uns ziehts wohl in die höhe.
am nächsten morgen packe ich mein bündel, lasse jedoch auch einiges an unnötigem material in einem depot zurück. der rucksack wiegt nun schätzungsweise 28kg. damit gehts in 2h10 bis zum basecamp (salto de agua, 4200m). dieses camp ist mit ca. 15 zelten schon recht belegt, ich gehe einige minuten weiter zum salto superior. hier bin ich alleine und habe genügend raum, meine luxus-unterkunft aufzustellen (MH EV3, bei solo-benutzung eine turnhalle).
wieder spaziere ich zur akklimatison noch einige hundert höhenmeter, bevor ich müde, aber glücklich, in den schlafsack krieche.
vallecitos, ca. 5450m
frühmorgens weckt mich das klickernde geräusch von stöcken auf stein. eine riesengruppe argentinier macht sich auf in richtung el plata, es ist ungefähr nicht nicht mal 5 uhr morgens. ich drehe mich nochmal um und schlafe weiter. um halb neun bin ich ausgeschlafen, satt und mache mich auf den weg zum vallecitos. bis zum portezuelo del viento auf ungefähr 5200m ist der weg zum el plata und zum vallecitos derselbe. etwas vor dem portezuelo überhole ich einige der frühmorgendlichen plata-aspiranten. sie starteten ca. 2,5h vor mir, nach gut 1,5h hatte ich sie überholt – bisher legten sie nur gut 700hm zurück. wenn das mal gut geht, ihr weg ist noch weit.
OT: eine weitere bemerkung für die ul-fraktion: für den gipfelaufstieg wurde mein gepäck natürlich drastisch abgespeckt. hier konnte ich, verglichen mit den argentiniern, sogar eindeutig ul-punkte gewinnen. hier ein vergleich meines und eines durchschnittlichen argentinischen gipfel-rucksacks:
Bilder
das portezuelo del viento macht seinem namen (ungefähr: wind-pass) alle ehre. als hätte jemand ein gebläse angeschaltet steigert sich der wind um ein vielfaches. ich gehe nochmal zurück in den windschatten, wechsle von turnschuh auf phantom 6000, ziehe sturmhaube und sturmbrille an, mache jegliche löcher zu, ziehe die dicken fausthandschuhe an und nehme einen zweiten anlauf. dermassen eingepackt lege ich die restlichen gut 400hm zurück und erreiche nach ca. 3h den gipfel des vallecitos, ca. 5450m. es windet dermassen stark, dass ich es sogar verpasse, ein gipfelfoto zu machen. erst etwas unterhalb des gipfels fällt mir dies ein und das versäumnis wird nachgeholt.
der weg zurück ins camp ist schnell zurückgelegt, ich fühle mich weiterhin gut, keinerlei kopfschmerzen. die höhe zeigt sich nur in einer gewissen kurzatmigkeit und natürlich darin, dass alles ein bisschen langsamer gemacht wird.
nachdem ich es mir vor dem zelt gemütlich gemacht habe, kehren einige der el plata-aspiranten zurück. sie haben den gipfel nicht erreicht. es ist mittlerweile 16 uhr vorbei...um ca. 19 uhr kommt der rest der gruppe zurück. sie haben den gipfel erreicht, wirken jedoch nach ca. 14h gehzeit verständlicherweise erschöpft.
el plata, 6300m, 6050m, 5900m, 5868m oder 5829m
am morgen des 5. tages im cordon del plata steht für mich der möchtegern-6000er auf dem programm. die höhe des cerro plata zu erfahren, ist nicht ganz einfach. gemäss internet ist er 6300m oder 5900m hoch. gemäss tafel auf dem gipfel ist er 6050m hoch. meine uhr (barometer) sagt 5868. mein gps meint 5829. egal, der weg ist das ziel, nicht der höhenmeter.
ich starte heute auch etwas früher als gestern, knapp nach sechs uhr gehts los. vor mir sind schon einige gipfelaspiranten gestartet. nach und nach überhole ich eine gruppe nach der anderen. einige kehren am portezuelo del viento um, da der wind genau wie gestern sturmstärke hat. nur wenige hundert meter weiter komme ich jedoch wieder in den windschatten des el plata, der wind wird schwächer, die sonne stärker, die temperatur angenehm. trotzdem trage ich meist die sturmhaube, der wind ist doch nicht zu unterschätzen.
ab ca. 5600hm krige ich langsam kopfschmerzen. der gipfel scheint jedoch nicht mehr allzu weit entfernt, andere anzeichen einer höhenkrankheit kann ich keine erkennen, also gehe ich weiter. die kopfschmerzen nehmen zu, bleiben jedoch gut ertragbar. kurz vor dem gipfel gehe ich an einem helikopter-wrack vorbei. denke mal, man könnte sich geeignetere orte aussuchen, um abzustürzen.
nach 5h45 erreiche ich den gipfel. wieder bin ich ganz alleine, die nächsten gipfelaspiranten sind weit unter mir, in der ferne sehe ich die südwand des aconcagua- herrlich! ich entscheide, dass der cerro plata 5900hm hoch ist :-)
aconcagua südwand
abwärts renne ich den grössten teil der strecke bis zum portezuelo. dort sind die kopfschmerzen verschwunden und ich gehe gemütlicher weiter in richtung basecamp.
nach ca. 8h ist der ausflug beendet und ich geniesse die sonne vor meinem zelt, lese und freue mich über den erfolg. plötzlich höre ich laute, die mir für einmal nicht spanisch vorkommen. zwei leute kommen an meinem zelt vorbei und unterhalten sich in schweizerdeutsch. salü zäme! es stellt sich heraus, dass sie wie ich aus dem grossraum bern kommen. somit ist für den rest des abends für unterhaltung gesorgt.
abstieg
bisher herrschte während der ganzen tour traumwetter. heute will ich zurück nach mendoza, heute ziehen die ersten ernst zu nehmenden wolken auf. beim aufbruch rechne ich damit, unterwegs nass zu werden. nach 15 min sind die wolken jedoch längst wieder verschwunden und die sonne steht am gewohnt blauen himmel. auch gut.
bei der hüttenwartin am start der wanderstrecke frage ich nach, wie man am besten nach mendoza zurückkommt. sie meint, man könne ein taxi bestellen. das wäre dann in ungefähr 2 stunden hier. ist mir zu blöd, ich schultere meinen rucksack und mache mich auf den weg zurück zur busstation. unterwegs werd ich wohl glück haben und eine mitfahrgelegenheit finden, denke ich mir.
erst geht es steil bergab, keine mitfahrgelegenheit kommt vorbei. dann geht es flacher weiter, raus aus dem tal. keine mitfahrgelegenheit. der weg zieht sich in die länge, der rucksack drückt, die turnschuhe beginnen zu brennen. keine mitfahrgelegenheit. zum glück hat mein mp3 noch akku.
schliesslich, ich schätze ich bin noch 30min von der busstation entfernt, hält ein taxi neben mir. nein, jetzt brauch ich das nicht mehr, jetzt geh ich den weg zu ende!
nach insgesamt 5h und 2500hm und 15.3km luftlinie komme ich an der bushaltestelle an. überraschung: der bus fährt in 4h. ich frage jemanden, wo ich etwas zu trinken kaufen kann. antwort: es sei ziemlich weit, am besten würde ich den bus nehmen :wut:
wie eigentlich immer auf reisen: aus einer lästigen situation wird eine gute erinnerung. meine auskunftsperson kommt nach wenigen minuten zurück, bringt mir eine grosse wasserflasche, setzt sich hin und wir kommen ins gespräch. er ist gastgeber einer familienfeier, muss deshalb wieder zurück, bringt mir jedoch etwas später einen teller mit leckerem essen und ein bier, ein cousin von ihm kommt ebenfalls mit, das gespräch geht weiter. die argentinier sind halt ein geselliges völkchen!
kurz bevor mein bus kommt, fahren auch die beiden schweizer vom basecamp mit einem taxi an mir vorbei. platz für mich und gepäck ist nicht vorhanden, aber wir verabreden uns zum abendessen in mendoza. ebenfalls treffe ich dort eine alte freundin von mir, mit der ich im august auch in ecuador war. ein wirklich gelungener abschluss dieser akklimatisations-tour!
weiter zum aconcagua gehts nach ein paar tagen vorbereitung, erholung und einigen weiteren bife de chorizos. fortsetzung folgt.
Kommentar