[TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

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  • estate
    Anfänger im Forum
    • 29.01.2012
    • 48
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

    Ich verbringe die Nacht am Ufer und staune am nächsten Morgen über den Wetterumschwung.
    Es ist jetzt bewölkt und die Landschaft wirkt stark verändert.


    Stimmungswechsel


    In weiter Ferne sehe ich den Militärstützpunkt der die Landgrenze zu

    Afghanistan sichern soll.
    Ich folge der Trasse der Stromleitung entlang. Hier kommt man noch am besten voran. Holztrümmer erinnern daran, dass hier wirklich mal eine
    Straße gewesen ist.

    Jetzt gibt es nur noch die Trasse die von sehr vielen Bächen teilweise weggespült. Stacheldrahtreste deuten darauf hin, dasshier vielleicht mal der Grenzzaun der Sovietgrenze gewesen ist. Ich

    brauche fast 2 Stunden für die 9 Kilometer und bin ziemlich erschöpft als ichzum Militärstützpunkt gelange.

    Hier hat man eine tolle Sicht auf den See, und auf alle die um ihn herum

    einwandern wollen. Nach dem See verläuft die Grenze zu Afghanistan in derunüberquerbaren Wakankette, aber an dieser Stelle kann man von der anderen Seite leicht nach Tadschikistan wechseln. Am

    Stützpunkt ist ein
    Schlagbaum, und niemand weit und breit zu sehen. Von einem anderen Radler kenne ich den Trick der Soldaten: Erst verstecken und dann Strafe
    kassieren, wenn man den

    Schranken kreuzt. Deshalb warte ich mal 5 Minuten und schreie ein paar Mal. Aber die Soldaten scheinen ausgeflogen,
    vielleicht war in dem UAZ vom letzten Tag der komplette Stützpunkt.


    Einen Ausflug nach Afghanistan unternehme ich aber natürlich nicht. Gäbe es hier keine Grenze, wäre es möglich recht eben bis zu den Gletschernder Wakankette zu wandern, einen Pass in den

    Wakan soll es auch geben. Sehr interessieren würde mich auch, wie es auf der anderen Seite aussieht,hier gibt es eine 4 Km breite und 30 Km lange Hochebene im äußeren afganischen Wakan. Wer hier

    irgendwelche Fotos kennt, kann mir gerne einen Linkschicken!


    Ob an diesem Außenposten irgendjemand nicht strafversetzt ist?



    Die grüne Grenze

    nach Afghanistan


    Der Schranken wird übersprungen, und der jetzt besseren Piste gefolgt. Orientieren muss ich mich hier nicht mehr, es gibt nur mehr diesen Weg undkeine

    Abzweigungen.

    Nach jetzt noch köstlicher Pulvermilch mit Keksen geht es 15 Kilometer der Hochebene entlang.



    Mhmm

    Immer

    wieder sind die Gipfel in Richtung Afghanistan sehr toll, obwohl sie Richtung Osten kleiner werden. Auf der Tadschikischen Seite sind dieBerge ebenso hoch, jedoch liegt auf der Südseite kaum

    Schnee.

    Ein Hirtenhaus sehe ich von weitem, aber sonst bin ich sehr alleine. In so einer einsamen Gegen war ich noch nie und es gibt bestimmt nicht vieleso entlegene Orte. Wenn man

    allerdings dort unterwegs ist, gehen mit der einsamen Lage keine Gefühle einher, es ist einfach eine normale Radtourallerdings mit deutlich tollerer Landschaft.



    Das ist

    tatsächlich die richtige Piste


    Die tadschikische Seite der Hochebene








    Jetzt muss ich zum sehr abgelegenen Dorf Jarty Gumbez (netter Name), das im Gegensatz zu

    allen anderen auf den Karten eingezeichneten Orten
    wirklich ein Dorf ist. Dort muss ich mich entscheiden, ob ich eine Mischung aus querfeldein und Piste nach Kyzylrabot mache, oder direkt nach


    Murgab zurückfahre.





    Ich muss noch einen Pass überwinden um zum abgelegenen Dorf Jarty Gumbez zu gelangen. Der Pass kostet mich sehr viel Kraft, aber ist dann doch

    überraschend schnell erreicht. Ich habe keine Ahnung wie hoch er ist, mein Höhenmesser zeigt seit Tagen 3999m an. Später sehe ich, dass der Passeine Höhe von 4400m hatte. Seit dem Zorkul habe ich

    offenbar unbemerkt an Höhe gewonnen. Kein Wunder, dass mir hier die Puste ausgeht.



    Der Pass mit positivem Wetterumschwung





    Die

    Abfahrt ist ziemlich nett, von den 200 Höhenmetern hat man lange etwas. Ich sehe die erste Jurte und viele Hirten. Wie schon seit Kargush sindhier unzählige Murmeltiere beheimatet, die sehr

    gefährliche Löcher in die Straße gegraben haben. Im Tal - oder auch Hochebene, mündet die Fahrspurin eine andere Fahrspur die aus der Richtung Afghanistan kommt. Am Satellitenbild ist sie kaum

    erkennbar, als Radfahrer könnte man hier einen
    Abstecher machen.



    Jarti Gumbez!


    Bye bye Wakan

    Kette!

    Was ebenfalls am Satellitenbild nicht richtig erkennbar war, ist die Verbindung Jarti Gumbez ins 50 km östlich gelegenen Kyzylrabot. Am GPS hatteich einen Track, aber jetzt habe ich

    nur eine abfotografierte Karte mit einer vagen strichlierten Linie. Irgendwie scheint mich die Landschaft indiese Richtung nicht mehr so zu reizen, und die Lust auf schlechte Wege ist auch in den

    letzten Tagen sehr gesunken. Hinzu kommt, dass es nichtklar ist wie oft dort Menschen verkehren, sollte ich irgendwie fahrunfähig werden, würde mich möglicherweise niemand finden. Diese Gründe,

    sowiedie Tatsache, dass der Weg Richtung Murgab richtig spektakulär aussieht, lassen mich für die kürzere Variante entscheiden.


    Nach Dzhartygumbez ändert sich die Landschaft ziemlich

    schnell. Die hohen Berge weichen jetzt tollen Felsformationenen, die mich an Utah erinnernwürden, wäre ich schon mal dort gewesen. Alles ist auch in der Realität so bunt wie auf den Fotos, die

    Abendsonne mit den restlichen dunklen
    Wolken hilft da gewaltig mit. Heute zelte ich mitten in der Ebene, was mich beim nächtlichen Gewitter nervös macht. Allerdings bleiben die Blitzezwei

    Kilometer entfernt.



    5 Km weiter schaut der Pamir doch etwas anders aus
    www.alotofcycling.blogspot.com

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    • hambe
      Gerne im Forum
      • 18.04.2008
      • 86
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

      Ein faszinierender Reisebericht von einer Gegend die (zumindst bei mir) nicht sehr präsent ist.
      Tolle Fotos, Respekt !!

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      • estate
        Anfänger im Forum
        • 29.01.2012
        • 48
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

        Der Morgen beginnt wieder sonnig, und mit einer Querfeldeinpartie zum Fluss um ordentlich Wasser aufzunehmen. Es soll die letzte Gelegenheit biszum Abend sein, um an Wasser zu kommen. Jetzt muss ich das erste Mal auf der Reise wirklich ein wenig navigieren. Aber mit Kompass findet man
        mangels vieler Pisten ganz gut den Weg.





        Es ist wirklich alles so bunt


        Vom Osten schaut eine sehr dunkle Regenwolke her und ich rüste mich für Regen um. Hier gibt es keine Möglichkeit sich irgendwo unterzustellen,also muss ich da durch. Es soll aber kein Regen sein:
        Erst fällt die Temperatur von 20 auf 0 Grad, und es beginnt zu schneien. Es schneit recht heftig und einiges bleibt liegen. Ich kämpfe mich
        weiter, und bin etwas froh, dass ich mir nur kalt und nicht nass wird. Nach 15 Minuten ist der Spuk vorbei, und ich rühre Pulvermilch mit Keksenzum Frühstück an. Ich habe noch keinen Löffel zu mir genommen, als der Wind wieder stärker wird, und in Sekunden eine Wolke über den nahen
        Bergrücken geblasen wird.








        Nicht viel Zeit für gute Fotos




        Es beginnt wieder zu schneien, diesmal allerdings mit sehr starken Wind. Ich trage jetzt sämtliche Kleidungsstücke die ich mitgenommen habe. InEuropa könnte ich mit meiner Ausrüstung im Winter damit ganz normal fahren, aber hier wird mir durch den beißenden Sturm so kalt, dass ich es
        nicht mehr aushalte, und deshalb beginne das Zelt aufzubauen. Da jeder Schritt im Zeltaufbau perfekt sitzt und genügend Steine herumliegen gelingtmir das auch. Immerhin lenkt der Zeltaufbau von der Kälte gut ab. Hoffentlich reißt mir bei dem Wind nicht die Zeltstange. Alles ist fertig undim Daunenschlafsack löffle ich den aufgeweichten eiskalten Keks-Milchbrei. Kaum bin ich fertig, scheint schon wieder die Sonne, und alle Wolkensind wieder weit weg.


        Mein rettender Unterstand für 5 Minuten


        Der Weg zwischen den Bergen sieht zuerst wie ein Pass aus, jedoch gibt es keine Abfahrt, sondern ein weiteres Plateau. Hier überholt mich nochdas einzige Auto auf diesem Weg, und es geht durch tolle Felsformationen in Richtung Murgab. Immer wieder treffe ich auf ausgetrocknete Seen, dieoffenbar auch im Sommer Wasser haben können.





        Die Hörner werden offenbar von Hirten gefunden und am Straßenrand abgelegt.






        Jetzt stimmt die Karte nicht mehr mit der Landschaft überein, zumindest meiner Meinung nach. Ich wähle bei einer Abzweigung den optisch besserenWeg der mich auf einen 4400er Pass bringt, dessen Abfahrt nun wirklich nicht mehr in die Richtung zeigt in die ich eigentlich möchte. Aber ich binmutig und neugierig wohin mich dieser unbekannte Weg führen wird. Ein anderes Ziel als Murgab gibt es hier sowieso nicht.



        Wohin wird dieser Weg führen?


        Nach einer sehr langen Abfahrt mit mehreren Richtungsänderungen befinde ich mich in einem richtig breiten Wüstental. Hätte mich jemand blind
        hierher geführt und mir erzählt, dies wäre das Death Valley in Nevada, ich hätte es durchaus geglaubt.



        Dahin gelangt man


        Gibt es hier Wasser?




        Auf jeden Fall ist es sehr beeindruckend und ich hätte nicht erwartet, dass ich nach dem Ende der Passabfahrt auf einmal in so einer Wüste bin.Ich spekuliere darüber, ob es hier einen Fluss geben könnte. Optisch deutet nichts darauf hin, und das Wasser geht langsam aus. Jedoch sehe ich inder Ferne eine Straße. Als ich darauf einige LKWs ausmachen kann, wird mir klar, dass dies die Hauptverbindung nach China sein muss. Nach einerhalben Ewigkeit ist die andere Seite des Tals erreicht, und der Fluss gefunden. Die Straße ist auf der anderen Seite, aber wegen einem Bergwerk aufmeiner Seite gibt es eine Brücke über den Fluss.





        Die Straße ist schlicht enorm: Breit wie eine Schnellstraße und aus frisch angeschütteten Schotter. Die LKWs werden offenbar blockweise an derGrenze abgefertigt und passieren mich im Minutentakt. Die LKWs samt Fahrer stammen aus China und fahren zu den Frachtterminals in der Nähe vonMurgab oder Korogh, um die Waren zu übergehen. Die Straße wurde offenbar von China gebaut, um den eigenen LKWs die Strecke zu vereinfachen. Ineiner Flusskehre finde ich einen tollen Übernachtungsplatz und kann mal meine Kleidung waschen. Über Nacht wird sie durch den Wind und die
        trockene Luft tatsächlich trocken. Allerdings fängt es am Morgen gleich zu regnen an, und ich kann in Ruhe mein Handy zerlegen das schon seit
        einer Woche keine Funktion mehr hat. Ich komme zum Schluss, dass jetzt das dritte Elektrogerät defekt ist. Um 10 Uhr geht es endlich Richtung
        Murgab, wo ich vor allen Benzin kaufen will. Einkaufen muss ich wegen den Vorräten nicht viel, außerdem habe ich sowieso umgerechnet nur mehr 3Euro übrig.




        Ein kleiner Ort vor Murgab, das Wetter kann einen auch auf diese Art motivieren


        Murgab


        In Murgab wundere ich mich erst mal über die Größe, ich hatte mir eher ein Dorf vorgestellt, nach der langen Einsamkeit wirkt es eher wie einekleine Stadt.

        Ein paar Engländer geben mir einen Tipp für ein Internetcafe, offenbar auch das einzige hier. Die Tankstelle hat kein Bezin, was ich durchaus
        frustrierend finde. Martin hat mir in Langar zwar noch etwas Spiritus überlassen, jedoch muss ich feststellen, dass mein Kocher nichts damit
        anfangen kann. Am Basar kaufe ich noch etwas Gemüse und Eier ein. Eine Tankstelle am Ende von Murgab rettet mir dann doch noch den Tag. Ein
        kleines Mädchen, maximal 5 Jahre alt bedient mich. Abgesehen, dass sie den schweren Zapfhahn kaum heben kann, stellt sie sich recht gut dabei an.Umgerechnet 1 Euro bleibt mir noch, mal sehen was ich mir in Karakul dafür kaufen kann.





        Jetzt fahre ich wieder auf dem richtigen Pamir Highway. Eine Abzweigung zu einem Fluss beschert mir den ersten windgeschützten Platz seit langerZeit. Ich koche noch Nudeln mit Gemüse und bin frustriert wie lange man in dieser Höhe das Gemüse kochen muss. Ich bin froh heute nicht in derEbene zu zelten, wieder gibt es ein nächtliches Gewitter und diesmal spüre ich die elektrostatische Ladung sehr deutlich, indem mir alle Haare zuBerge stehen.


        Am nächsten Tag will ich den Ak-Batail Pass erreichen. An diesem Tag ist der Pamir zwar recht nett, aber ich bin von den letzten Tagen tolleresgewohnt. Die heutige Etappe zieht sich gewaltig.


        In der Nacht hat es auf den Bergen frisch geschneit.



        Am späteren Nachmittag biegt die Straße in ein engeres Tal ab, aber von der Passhöhe ist noch keine Spur.
        Es ist ziemlich kalt und zweimal fängt es kurz an zu schneien. Das Problem ist, dass man in dieser Landschaft nirgends wirklich rasten kann, daeinen der Wind sofort auskühlt. Heute merke ich das erste Mal richtig die Höhe, ich bin unfit und habe ordentliches Kopfweh. Zwei Ibuprofen
        Tabletten helfen da auch nicht. Von wegen, man soll absteigen wenn Ibuprofen gegen den Höhenkopfschmerz nicht hilft. Um den nicht so tollen Tagabzurunden reißt mir zum zweiten Mal die Kette. Gegen Abend kann ich dann endlich die Passstraße auf den Pass erkennen. Kurz vorher gibt es nocheinen geschützten Schlafplatz in einem Seitental. 4400 Meter bin ich hoch, also nicht schlecht um mich über Nacht an die Höhe zu gewöhnen.

        In der Früh hat es 0 Grad, und ich habe den Fehler gemacht nur leicht bekleidet zu schlafen. Es fordert doch einige Überwindung bei solchen
        Temperaturen aufzustehen. Schon um sieben Uhr bin ich mit dem Grießbrei fertig und bereit den Pass anzugehen. Ich finde es recht nett, dass manauf der Passstraße den schneebedeckten Gipfeln recht nahe kommt. Das Wetter ist auch wunderbar, der Himmel ist auf dieser Höhe wunderbar
        dunkelblau, und die Sonne lässt einen über die 2 Grad Celsius wegkommen.



        Rückblick 100 vom Pass entfernt


        Passabfahrt

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        • estate
          Anfänger im Forum
          • 29.01.2012
          • 48
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

          Heute spüre ich nichts mehr von der Höhe und fühle mich fit. Schnell erreiche ich den höchsten Punkt der Tour und kann die Aussicht auf derandere Seiten bewundern. Hier schaut der Pamir doch wieder toll aus. Nach der Passabfahrt mache ich ersten Kontakt mit dem Grenzannäherungszaun,der fälschlicherweise oft für die chinesische Grenze gehalten wird. Der Zaun soll aber nur die Grenze in den Bergen sichern. Die echte chinesischeGrenze werde ich aber noch in Kasachstan sehen. Nach einem Minipass kann ich am Horizont den Karukul See erkennen. Zwei englische Motorradfahrerkommen mir entgegen und sind etwas besorgt, da ich mangels Rastplatz auf dem Straßenrand sitze und die Proviantsäcke rund um mich angeordnet sind.Sie sind über die Anzahl der Radfahrer überrascht die sie hier treffen. Alleine in Tadschikstan haben sie heute schon 10 getroffen. Da es nichteinmal mehr 100 Kilometer nach Kirgistan sind, ist das schon beeindruckend.

          Als ich später noch einmal halte, holt mich ein Niederländer auf dem Fahrrad ein. Er heißt Martin und ist 6 Wochen in Zentralasien unterwegs. Seinevorgenommene Tour ist recht beachtlich und er muss dazu etwa 100 Kilometer pro Tag fahren, was er auch im Pamir bis jetzt durchgehalten hat. Inseinem Windschatten geht es nach Karakul dem letzten Ort vor der Grenze. Das Homestay ist gleichzeitig das Magazin, und ich wandle die letzten Somin Kekse und Zucker um. Dieses Geschäft, welches nur aus einem winzigen Lagerraum mit Säcken und Waage besteht, hat die besten Kekse in
          Zentralasien, zumindest abgesehen vom Angebot in den Hauptstädten. Da die Frau einen 40 Kilo Sack davon hat, dürfte das noch länger ein Geheimtippbleiben.


          Karakolsee, Pik Lenin im Hintergrund falls ich mich nicht irre


          Der Ort Karakul hat nichts was einen dazu verleitet länger zu bleiben deshalb fahren wird noch eine Stunde lang weiter. Der Wind ist ziemlich rau,und kommt genau von vorne. Martin ist jedoch ziemlich fit und prescht mit 20 km/h gegen den Wind voran, während ich im Windschatten kaum
          mitkomme. Wir sollten langsam ans Zelten denken, jedoch ist nirgends ein Windschutz zu finden. Deshalb beschließen wir einfach die Straßentrasseals Schutz zu nehmen, und schlagen die Zelte neben einem Bach an der Straße auf. Ich bereite die Nudeln zu und Martin spendiert eine Dose Fleisch.Das Dosenfleisch ist etwa auf die selbe Art hergestellt wie Hundefutter, also keine echten Fleischstücke, sondern komische Klumpen die irgendwiedoch aus Fleisch sind. In Europa würde so etwas wohl kaum jemand essen, aber auf der Tour und besonders heute nach 10 Tagen Zwangsvegetarismusschmeckt mir dieses Fleisch sehr gut.


          Am nächsten Morgen bricht Martin früh auf, und ich hole noch etwas Schlaf nach. Die Strecke bis zur Grenze ist nur noch etwa 60 Km lang, aber dieanstrengendste Etappe der gesamten Tour.


          Rückblick auf die Strecke am Karakolsee



          Da haben sich wohl ein paar Schweizer gespielt


          Die Straße ist nicht die beste, aber der Gegenwind macht mich richtig fertig. Um 14 Uhr schaffe ich es dennoch bis zur Grenzstation. Dort wirdgerade gebaut, offenbar wollen die Tadschiken eine richtige Grenzstation haben. Die aktuelle Station ist ja nicht sehr ansehlich. Derzeit herrschtnoch eine Mischung aus Containern und improvisierten Hütten vor. Ich spreche ein paar Bauarbeiter an wo ich hingehen soll. Sie bieten mir eineZigarette an und deuten auf die erste Hütte. Drinnen ist tatsächlich jemand, ein Offizier in Räuberzivil. Nach den üblichen Zollfragen bietet ermir an Geld zu wechseln. Ich bin recht misstrauisch und erwarte einen denkbar schlechten Kurs. Ich weis leider nur den richtigen Kurs für EuroSomoni und nicht für Dollar, und Kopfrechnen macht in der Höhe auch nicht so viel Spaß. Aber 5 Dollar kann ich ja mal wechseln. In Kirgistan solles erst am dritten Tag eine Bank geben.

          Wie sich später herausstellt, hat mir der Offizer einen ziemlich guten Kurs angeboten, sämtliche Banken in Kirgistan bieten einen geringfügig
          schlechteren Kurs. Nach dem Zoll kommt die nächste Behörde, bzw. Hütte und dann noch einmal das selbe. An der letzten sind Soldaten in richtigerUniform, hier bekomme ich endlich meinen Stempel. Vor der Hütte muss ich eine ganze Weile warten. Der Drogenhund leistet mir Gesellschaft, er
          kommt sogar her als ich ihn mit "Laika" und "Sabaka" rufe. Allerdings ist er an mir weniger interessiert und beginnt lieber die Grashalme vor derBaracke zu fressen. Der Schlagbaum ist schon in Sichtweite, und seitlich stehen die Soldatenunterkünfte. Dazu wurden offenbar in zwei alte
          Treibstofftanks Fenster und Türen hineingeschnitten und Bettgestelle eingebaut. Nach der längeren Wartezeit bekomme ich von einem Offizier meinenPass zurück, der mich in Englisch fragt ob alles problemlos gelaufen ist und mir eine gute Weiterreise wünscht. Am Schlagbaum sperrt der
          Wachsoldat den Schranken auf, und ich reise aus Tadschikistan aus.


          Ich weis zwar, dass ich im Niemandsland problemlos übernachten kann, aber ich will heute noch nach Kirgistan gelangen. Das Niemandsland ist etwa30 Kilometer lang, Grund dafür dürfte sein, dass die Kirgisen die Grenze lieber im Tal überwachen und hier sowieso nicht viele Menschen wohnen. Deroft schlammige Pass ist heute trocken, und die Abfahrt viel kürzer als ich es von den Fotos erwartet hätte.



          Das erste Yak, gleich nach der Grenze


          Die Passabfahrt nach Kirgistan



          Die Straßenmeisterei


          Ich treffe das erste Mal in Asien auf Yaks, also auf die coolere Sorte von Kühen. So bedrohlich sie auch aussehen, sind sie deutlich scheuer undschneller als ihre fauleren Verwandten. Im Tal halte ich die Straßenmeisterei zunächst kurz für die Grenzstation. Die Familie die dort wohnt istsehr nett, ich werde sofort zu allem möglichen eingeladen, was ich aber ablehnen muss, da ich noch nach Kirgistan will. Die Familie ist kirgisisch,jedoch gehören sie politisch zu Tadschikistan. Der Mann hat einige Raupenfahrzeuge und eine Sammlung verrosteter Warntafeln. Er ist für die
          Erhaltung und Schneeräumung der Straße bis Karakul zuständig.


          Ich mit dem Nachwuchs - diesen Hut tragen hier sehr viele Kirgisen


          Weiter im Tal kommt mir ein Mann entgegen mit Rucksack und einer Plastiktüte in der Hand. Er sieht nicht wie ein Wanderer aus, eher wie ein
          Europäer beim Einkaufsbummel.

          Er ist tatsächlich Niederländer und per Autostop unterwegs. Heute hat er Pech gehabt und niemanden für die Strecke gefunden.
          Übernachtungsausrüstung hat er keine mit, er hat eigentlich geplant nach der tadschikischen Grenze eine Möglichkeit zu finden. Die Familie vorhinwird ihn aber bestimmt gut aufnehmen. Radfahrer hatten mich Tage zuvor gewarnt, dass eine Flussüberquerung ansteht da die Straße weggespült
          wurde. Auch die Bewohner der vermeintlichen Grenzstation hatten mich davor gewarnt.
          Aber die erste Flussüberquerung meines Lebens stellt sich als viel leichter heraus als gedacht. Barfuß und mit vollem Gepäck am späten Nachmittagist ja eigentlich Worst-Case für eine Flussdurchquerung aber es geht trotzdem einfach.


          Abend am Rand vom Pamir


          Ich fahre weiter aus dem Tal heraus und in die Ebene von Sary Tash hinein. Hinter mir tauchen die vergletscherten und verschneiten Gipfel des
          Pamirs auf. Die Landschaft hat sich total verändert, alles ist grün und endlos weit. Von der Steinwüste des Pamirs bin ich in eine fruchtbare
          Hochebene gewechselt. Trotz der langen Abfahrt bin ich immer noch auf 3200 Metern Höhe.


          Endlich taucht dann die Kirgisische Grenzstation auf. Wie auch die Tadschikische Station ist das hier eine "richtige" Grenze die vom Militär
          verwaltet wird. Ich fahre zum Schranken hin, begrüße den Soldaten und gebe ihm erst einmal den Pass. Daraufhin wird das Tor aufgemacht, und ichmuss die 3 üblichen Stationen absolvieren. Die Grenzkaserne ist deutlich besser ausgestattet als alles was man von Tadschikistan kennt. Vor mirist ein Taxifahrer der die Formalitäten von 10 Fahrgästen erledigen muss, deshalb warte ich überall relativ lange. Dafür weiß ich immer wo ich alsnächstes hingehen muss.

          Während der Wartezeit schaue ich mich in den Kasernen etwas um, die Offizierswohnungen sind ziemlich nett, aber normaler Soldat möchte ich hiernicht sein. Die letzte Station ist der Zoll, der für mich sehr schnell erledigt ist. Auch hier muss ich niemanden meine Taschen öffnen. Nach
          insgesamt einer Stunde heißt es "Welcome to Kirgistan" und ich darf das Tor passieren.


          Es sind bis jetzt noch nicht einmal 3 Wochen vergangen und 3/4 meiner Reise liegen noch vor mir.
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          • estate
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            • 29.01.2012
            • 48
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad



            Übersicht:

            Ich bin von Tadschikistan südlich von Sary Tash eingereist und habe die Hauptstraße nach Osh genommen, wo ich aber bei Gulcha über einen netten Pass abgebogen bin. Durch das Ferganabecken bin ich dann bis Jalal Abad und über den Pass nach Kazarman. Über die nördliche Route und vielen Pässen gelangte ich zum Hochgebirgsee Song Kol. Nach der spektakulären Abfahrt ging es dann nach Kochkur und dem rießigen Issuk Kul See. Nach Biskek habe ich dann die Hauptstraße genommen, und das Land Richtung Kasachstan verlassen.
            Eigentlich hatte ich eine längere Route geplant, doch Taschikistan dauerte fast 8 Tage länger als gedacht, deshalb habe hier eine schnellere Route wählen müssen.

            Karte:


            Video
            Videos und Fotos von Kirgistan
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            • estate
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              #26
              AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

              Nachdem ich mit der Grenzabfertigung fertig war, ging gerade die Sonne unter.
              Schon in der nächsten Kurve nach dem Grenzposten komme ich am ersten Jurtendorf vorbei.
              Ich fahre zügig durch, als die ersten von bestimmt über 100 Hirtenhunde auf mich zustürmt. Allerdings fehlt mir die Angst, bzw. der Respekt von den Hunden und ich ignoriere sie. Erst daheim lese ich in ein paar Berichten, dass Radler duraus schon von den Hunden in Zentralasien gebissen wurden.
              Ich fahre noch einige Kilometer in den Abend, bellende Hunde um mein Zelt mag ich einfach nicht. Die Straße verläuft jetzt quer durch das riesige Tal, auf dessen anderen Seite Sary Tash liegt.


              Mein einsamer Zeltplatz im Flussbett ist eigentlich nicht so einsam wie gedacht, kurz nach Sonnenaufgang werde ich von einem Autofahrer geweckt, der mich aus der Entfernung grüßt. Als ich nicht aus dem Zelt komme fährt er weiter. Beim Frühstück kommt ein Lastwagen, der ebenfalls in der Nähe meines Zeltes den Fluss überquert.




              Nach einer Stunde bin ich in Sary Tash, einem Ort mit einem Cafe, einem Lebensmittelgeschäft und keiner Bank. Viele Reisende haben hier schon versucht Geld zu wechseln. So auch vier Radler die gerade aus China kommen. Sie haben sich nur zufällig an der Grenze getroffen und gehen jetzt verschiedene Wege. Sie sind von dem Angebot im Laden nicht so überascht wie ich. Hier gibt es schon mehr als praktisch in den meisten Taschikischen Läden, sogar ein Eis am Stiel. Ich bekomme noch Chinesische Ramen Nudeln geschenkt, von denen die Radler wohl in China genug gegessen haben. Ich beschließe mit Daniel, einem Südkoreaner auf Fahrradweltreise, Richtung Osh zu fahren. Daniel ist nicht sein richtiger Name, er nennt sich so, sein richtiger Name ist nicht aussprech, bzw. merkbar.
              Obwohl wir schon auf 3000 Meter höhe sind, müssen wir erst noch auf 3500 um dann ins Ferganabecken abfahren zu können.




              Einige kirgisische Bauarbeiter mit Daniel
              Nach einigen Gegensteigungen erreiche ich den Pass, während Daniel schon länger wartet.




              Die Passstraße ist noch immer im Bau, die Chinesen treiben hier eine richtig breite Straße in den Berg. In Europa würde man soetwas nicht machen, sondern die Straße und den Hang mit Bewehrungsanlagen schützen. Hier übernimmt einfach die Breite diese Aufgaben.
              Nur durch die Serpentinen werden nicht so viele Höhenmeter vernichtet. Als wir unten zwei Amerikaner treffen, sind wir nur 400 Meter niedriger. Die Amerikaner sind auch auf den Rädern auf Weltreise, allerdings nehmen sie ab Duschanbe den Flieger, da sie ja nicht durch den Iran können.
              Wenige Kilometer später können wir es kaum fassen: Es gibt frischen Asfalt! Die weitere Abfahrt ist denkbar lustig.




              In den Orten kommen die Kinder aus allen Richtungen angerannt, obwohl hier wirklich sehr viele Radler durchkommen. Normalerweise wird fröhlich gewinkt, nur bei einem Melonenstand an dem wir nicht halten, werden uns ein paar Steine nachgeworfen, allerdings sehr schlecht gezielt.
              Als die Sonne anfängt aus dem Tal zu verschwinden, und ich schon ziemlich erschöpft von Daniels Tempo bin, meint er "Let's push it for 100 Kilometer" Ich bin mir nicht sicher wie viel er heute schon gefahren ist, aber ich klemme mich in den Windschatten seines Surly Long Haul Truckers und halte brav durch. Das Nachtlager schlagen wir in aller Öffentlichkeit bei einem verlassenen Haus auf. Gegenüber ist ein Dorf 300m entfernt. Natürlich bekommen wir noch Besuch von der Dorfjugend, die uns sehr neugierig begutachtet. Die Burschen haben einen Anführer, einen 12 jährigern der als Einziger auf einem Esel reitet. Er unterhält sich mit uns und weist die anderen Kinder zurecht, als sie zu neugierig werden.
              Ich werde am nächsten Tag von 10 Eseln geweckt, die zwischen den Zelten herummaschieren. Schließlich gehen sie in die Grundmauern des verlassenen Hauses, wo sie dann einfach eine Stunde lang grundlos herumstehen.
              Den Vormittag geht es weiter durch das Tal immer leicht bergab. In Gulcha verabschiede ich mich von Daniel und probiere Geld zu wechseln. Die einzige Bank hat Mittagspause, und ich kaufe mir in einer Bäckerei ein paar Weckerln. Soetwas hat es in Taschikistan nicht gegeben. Da musste man schon froh sein, wenn die Läden überhaupt Brot hatten. In der gut bewachten Bank wird mir wird der Weg zur "Kassa" gezeigt, wo man Geld wechseln kann. Offenbar gibt es nur dort in der Bank Geld, denn der Schalter ist sehr gut gegen Überfälle gesichert.
              Nach Gulcha möchte ich noch möglichst weit auf einen 2500m Pass rauf, der mir die Stadt Osh und noch einiges an langweiliger Strecke ersparen soll. Da ich kein GPS und keine guten digitalen Karten mehr habe, frage ich mich nach dem Pass durch, was eigentlich gut funktioniert. Ein Bursche am Fahrrad zeigt mir den falschen Weg an, weil er mich seinen Freunden vorstellen will und mich einlädt mit ihnen am Fluss zu Baden. Seine Freunde zeigen mir dann den exakten Weg, können aber kaum glauben, dass ich mit dem Rad dort drüber will.
              In den Dörfern nach Gulcha treffe ich einige Betrunkene Usbeken, die in dieser Gegend eine große Bevölkerungsgruppe darstellen. Nach den Unruhen im Jahr zuvor sind sehr viele von ihnen geflüchtet.
              In dem Seitental, das ich jetzt Richtung Pass hinauffahre herrscht irgendwie eine eigenartige Stimmung. Man wird nicht mehr so freudig begrüßt und ein Auto schneidet mich absichtlich. Allerdings kann es auch Einbildung sein, da mir andere Reisende erzählt haben, dass die Kirgisen hier nicht so freundlich sind wie im Norden. Der Eindruck wird aber schnell zerstört, als mich ein Kühlwagen anhält der Fahrer etwas mit mir redet und ich dann zwei Eis am Stiel geschenkt bekomme. In diesem Tal sind nach der Reihe langgezogene Dörfer, und alle Einwohner scheinen an den zahlreichen Berghängen Gras zu ernten. Erst später komme ich drauf, dass das Gras für den Winter ist, und die andere Hälfte der Einwohner gerade mit dem Vieh in Jurten auf den Bergen ist.Wieder einmal muss ich noch einige extra Kilometer leisten, bis ich einen Zeltplatz abseits der Häuser finde.
              Am nächsten Tag geht es die restlichen Höhenmeter auf den Pass hinauf. Die Grasernter sind schon überall auf den Hängen. Einer davon lädt mich zu einer Wassermelone ein, was ich aber freundlich ablehne, ich will auf den Pass, bevor es warm wird, und ihm nicht die Jause wegessen. Nach viel weniger Kehren als gedacht bin ich am Pass, wo einige Jurten aufgeschlagen sind. Neben den Ziegen gibt es hier auch Truthäne und Hühner.


              Die Abfahrt führt durch einige Dörfer und eine Schlucht und endet schließlich im Ferganabecken.
              Hier gibt es wenig zu sagen, höchstens dass die Menschen viel freundlicher sind als beschrieben. So bekomme ich Melonen und eine Mitfahrgelegenheit nach Bishkek angeboten. Als ich Tomaten kaufen will, schenkt mir der Verkäufer gleich die besten seiner Exemplare.




              Kriegerdenkmal für den Afghanistankrieg


              Hier ist es garnicht so leicht einen Platz zum Zelten zu finden. In einem Flussbett werde ich dann doch fündig. Sehen kann mich allerdings jeder.
              Am nächsten Tag kaufe ich mir das erste Mal seit Jahren eine Flasche Coca Cola - noch bin ich nicht so weit, dass ich einfach aus den Flüssen und Bewässerungsanlagen das Wasser entnehme.
              Nach einigen Kilometern kann ich nach Usbekistan schauen denn die Straße verläuft knapp der Grenze entlang.
              Interessant auf wie viele Länder ich während der Tour blicken kann: Afganistan, Pakistan, Usbekistan, China, sowie fast in die Mongolei und Russland.


              Das Ferghana Becken
              In Jalal Abad brauche ich das Internet, ich möchte neue Lieder für meinen MP3 Player - die alten hat ein Virus zuvor gelöscht - sowie Google Maps Karten abfotografieren.
              Überall sehe ich das Grafiti "Kyrgisk" oder so ähnlich. Ich denke nicht darüber nach, allerdings sehe ich es so oft, dass ich mich noch genau daran erinnern kann.
              Nach der Reise erfahre ich dass damit Eigentum von Kirgisen markiert wurde, damit es bei den Unruhen vor einem Jahr verschont bleibt.


              Endlich Fleisch!
              Was mir an Jalal Abad sonst so auffällt, sind sehr viele gehobene Hausbauprojekte, die im Rohbau stehen geblieben sind.
              Gegen den Abend hin, fahre ich noch aus der Stadt raus und nehme die unscheinbare Straße nach Kasarman.
              Erstaunlich wie unspektaklär diese Straße aus der Stadt verläuft, immerhin verbindet sie Jalal Abad zumindest flächenmäßig mit einem Drittel von Kirgistan.
              Einen Zeltplatz zu finden ist schwer, überall sind noch Hirten und Bauern am Arbeiten. Sie nutzen offenbar den kühlen Abend aus.
              Natürlich werde ich eingeladen, als ich frage, ob ich auf dem Acker übernachen darf. Allerdings war es heute zu anstrengend, und ich lehne dankend ab.
              Außerdem soll man ja 3x aus Höflichkeit ablehen. Die Bauern meinen etwas von Wölfen, was ich mir in dieser Gegend nur schwer vorstellen kann. Vielleicht meinen sie wilde Hunde.
              Der nächste Tag dient der Passanfahrt und stellt den Übergang des Beckens ins Gebirge dar. Als ich raste hält ein Audi, und ich bekomme eine frische Sonnenblume vom Durchmesser einer Pizza. Sonnenblumenkerne sind offenbar sehr beliebt, an allen Rastplätzen sieht man ihre Schalen.

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              • estate
                Anfänger im Forum
                • 29.01.2012
                • 48
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                • Meine Reisen

                #27
                AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                Auf dem Weg zum Pass treffe ich die einzigen Österreicher auf der Reise, zwei Tiroler mit Pickup. Durch ihr Autokennzeichen fange ich gleich auf Deutsch mit ihnen zu reden an, was sie ziemlich überrascht.




                Der Pass ist in Sicht
                Vor dem Pass zelte ich gleich neben der Straße, und werde noch vo vielen Hirten und Fahrzeugen gegrüßt. In diesem Tal gibt es schon wieder Jurten, aber auch Baustellenwagons und ein alter Buss dient als Sommerwohngelegenheit. Es gibt außerdem sehr viele Bienenstöcke.
                Der nächste Tag beginnt mit dem Passaufstieg. Der Pass ist 3000m hoch, also etwa 1000hm hinauf. Das Geniale ist, dass der an einem Berggrad hinaufgeht, neben den Serpentinen hat man auch noch einen 130 Grad Knick drinnen, was für abwechslungsreiche Aussichten sorgt.


                Außerdem kann man hier den Grund für die breiten Sovietstraßen sehen. Auf der Talseite der Straße bröckelt das Material ab, und auf der anderen Seite wird die Straße vom Hang verschüttet. Manchmal ist deshalb die Straße nur noch für ein Fahrzeug breit.
                Es gibt auf der Hälfte der Strecke eine kleine Quelle, die aber sicher nicht immer Wasser hat. Ich treffe zwei Australier auf Rädern die mir entgegenkommen. Sie erzählen mir vom Australier in Almaty, der via Warmshowers schon zig Reiseradler heuer bei sich aufgenommen hat. Schon das zweite Mal, dass ich von ihm höre.
                Auf der Passhöhe gibt es Wind und eine tolle Aussicht. Genial wäre es halt, wenn es nicht so staubig wäre. Dann könnte man ewig weit in das Narntal hinausschauen.




                Bei der Abfahrt vollziehe ich einen Paradigmenwechsel: Zuvor habe ich darauf geachtet, immer schön brav und vorsichtig zu fahren, um mein Rad zu schonen. Jetzt fahre ich so schnell wie es mir Spass macht. Hefige Notbremsungen sind öfters nötig, wenn der Straßenbelag abrupt endet und Schotter anfängt.
                Von Weitem sieht man schon die Gegensteigung, sowie ein Zwischenplateu mit vielen Jurten.
                Durch die Hügel fahre ich weiter ab, bis zum Fluss, um dort zu übernachten.


                Flinker Kerl, schwer zu fotografieren.
                In Kasarman decke ich mich für viele Tage ein, es gibt aber in 3 Tagen doch nocheinmal Geschäfte.
                Beim zweiten Laden am hinteren Dorfrand gibt es sogar Wurst. Eine Kirgisin spricht mich draußen an.
                Sie studiert in Bishkek Englisch und macht mir bewusst, dass die Kirgisen nicht wissen, ob ihre Landesgenossen zu Fremden überhaupt freundlich sind.
                Das könnte auch ein Grund sein, warum alle immmer so besorgt um einen sind. Zu mir ist jedenfalls jeder freundlich, auch wenn man es in Bishkek manchmal auf mein Geld absehen wird.
                Mit dem Jeep braucht man nach Bishkek von hier aus 2 Tage. Sie meint auch, dass man von hier aus am besten ein Taxi nehmen soll, da die Straße so schlecht ist. Einige Radler haben das auch gemacht, oder auf die tolle Route verzichtet und einen Umweg gefahren.
                Aber ich bin leidensfähig. Zu Hause bin ich ja auch mehr Mountainbiker als Rennradfahrer.
                Zugegeben nach Kasarman gibt es einige Kilometer Waschbrett, aber dann sind es einfach normale Schotterstraßen.
                Die Straße ist ziemlich paradox: Ich muss das Narntal entlang, die Straße verläuft jedoch in den Bergen, um einige Dörfer zu verbinden. Im Tal selbst ist es zu trocken für einen Lebensbasis. Der Umstand führt jedenfalls zu einer der abwechslungsreichsten und schönsten Strecken meines Lebens.
                Es gibt einige Pässe durchs Hügelland, während man immer an einer hohen Bergfront entlangfährt.
                Auch Hund gibt es hier. Einer wird von einer jungen Kirgisin zurückgepfiffen, bzw. so lange mit Steinen beworfen, bis er von mir ablässt. Der Hund heist Laika, genau wie der erste Weltraumhund. Für so eine abgelegene Gegend kann das Mädchen überraschend gut Englisch, fast gleich gut wie der Englischlehrer in Tadschikistan. Sie ist auch erstaunt, dass man auf der Straße mit dem Rad fahren kann, und verspricht mir Asfalt auf meiner Strecke. Komisch was sie wohl gemeint hat, in den nächsten 5 Tagen gibt es davon nichts.


                Die Würste quellen ganz schön auf.


                Auch mit 3x so großen Würsten schmeckt es
                Weitere Bilder:










                So abwechslungsreich, auf einmal ist man in einem Canyon


                Rückblick


                Am Pass / bzw Hochfläche






                Freundliche Jurtenbewohner, bieten mir an mein Handy zu laden. - Sie haben eine Solarzelle an der Jurte.

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                • estate
                  Anfänger im Forum
                  • 29.01.2012
                  • 48
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                  Der nächste Tag führt mich zunächst in ein Tal hinein. Das erste Mal auf der Reise treffe ich auf kleine Wälder, oder zumindest kleine Gruppen von Fichten.






                  Später geht es dann in Serpentinen den Pass zum Song Kul hinauf. Die Aussicht ist herrlich, und der Kontrast zur Wüste in Richtug China und den grünen Wiesen mit den spitzen Fichten ist enorm. Von Weitem höre ich Motorengeräusche und erkenne zwei Motorradfahrer.
                  Es sind Schweizer auf dem Weg nach Sibirien. Ich erfahre, dass sie auch in der Softwarebranche tätig sind. Schon interessant, dass etwa 70% der mänlichen Reisenden die ich treffe auf diesem Gebiet tätig sind. Im Gegensatz zu mir haben sie es geschafft Openstreetmap für ihr Navi zu konvertieren, und ich erfahre wie hoch der Song Kul liegt - etwa 3000 Meter. Leider schaffen sie es nicht nach Sibirien, in der Mongolei machen ihre Motorräder schlapp, und sie müssen abbrechen.




                  Nach ein paar tollen Kurven bin ich am Pass. Aber Pass ist das ja eigenlich keiner. Nachdem ich eine Passstraße im Stil der Alpen erklummen habe, geht es auf der anderen Seite kaum bergab, sondern es ist ist fast eben!
                  Einige hundert Meter weiter fühlt man sich nicht mehr in hochalpinen Gelände sondern mehr in einer lieblichen Hügellandschaft. Das Gras ist grün, überall stehen Jurten, und der Song Kul taucht im Hintergrund auf. So ein Landschaftwechsel ist ein tolles Erlebnis. Kaum zu glauben, dass man auf 3000m Höhe ist.






                  Zwar sind die Jurten eine alte Tradition, aber in der Sovietunion gab es sie nur selten. Damals lebten die Menschen per Verordnung in festen Siedlungen. Die Menschen in den heutigen Jurten haben durchaus Häuser und Verwandte in den niedrigergelegenen Dörfern. Es zahlt sich jedoch für sie aus, im Sommer die Herden auf die hohen Lagen zu treiben und dort zu leben. Man muss aber jedoch bedenken, dass gleichzeitig viele Kirgisen in den Tälern viel Zeit verbringen, um händisch Gras für den Winter zu schneiden.
                  Mich würde interessieren, wie das funktioniert. Ob da ein Teil der Familie für das Gras sorgt, oder ob das einfach anderen abgekauft wird. Natürlich beschäftigen einen noch mehr Fragen: Wie einigen sich die Kirgisen wo jeder seine Jurte aufstellt, und wie werden in den Jurten die vielen Kinder gezeugt?
                  Das Zelt baue ich diesmal so auf, dass ich genau zum Ufer blicken kann. Ich beobachte die Hirten die auf schnellen Pferden die Herden zurück zu den Jurten treiben. Die Tiere werden dann über Nacht in einem runden Zaun eingesperrt. Ein kaum 10 jähriger Hirtenjunge treibt seine Herde knapp an meinem Zelt vorbei, und bleibt einfach so lange vor meinem Zelt, bis ich ihm ein paar Kekse gebe. Hier haben die Touristen die Kinder halt schon ein wenig verdorben.
                  Ich nehme mir vor früh aufzustehen, und den Sonnenaufgang zu fotografieren. Über Nacht hat es gefroren, und ich wische eine beachtliche Schicht Reif vom Zelt ab. Ich beginne in der Früh viele Fotos von der Szenarie zu machen, einfach herrlich das Licht am Morgen.










                  Einige Kilometer weiter probiere ich am Ufer etwas Wasser zu holen, was aber misslingt da der Pegel so hoch ist, dass das Ufer deshalb sumpfig ist.
                  Den restlichen Tag geht es eher gemütlich um den See herum, um auf der anderen Seite einen kleinen Pass hochzufahren.


                  Ein Touristendorf




                  Die Kinder posieren und verlangen anschließen Süßigkeiten




                  Seine Übernachtungseinladung muss ich leider ablehnen, es ist einfach noch zu früh.

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                  • TLow
                    Erfahren
                    • 26.11.2007
                    • 352
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                    Hammer!

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                    • Philipp
                      Alter Hase
                      • 12.04.2002
                      • 2754
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                      Großartiger Bericht, grandiose Landschaft, ein Muß für Später.

                      Nur: geht es nur mir so, daß ich erst ab Beitrag 24 bilder sehe? Alle Deine Beiträge auf Seite 1 dieses Berichts erscheinen bei mir bilderlos.

                      Gruß, Philipp
                      "Oft vereint sind im Gemüte Dämlichkeit und Herzensgüte." - W. Busch

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                      • Homer
                        Freak

                        Moderator
                        Liebt das Forum
                        • 12.01.2009
                        • 17342
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                        geht nur dir so
                        420

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                        • wait
                          Erfahren
                          • 25.05.2011
                          • 404
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                          Bei mir sind (oder heute sind) die Bilder alle wieder da.

                          Echt eine absolut spannende Tour!

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                          • Atze1407
                            Fuchs
                            • 02.07.2009
                            • 2425
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                            Wow, ein toller Reisebericht. Über die Fotos braucht man auch kein Wort verlieren.



                            Danke.

                            LG
                            Atze1407
                            Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                            Abraham Lincoln

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                            • estate
                              Anfänger im Forum
                              • 29.01.2012
                              • 48
                              • Privat

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                              #34
                              AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                              Einen Tag von Kirgistan habe ich wohl übersprungen:

                              Zwei Tage später erreiche ich den letzen Pass bevor es wieder in das Narntal geht. Die Aussicht ist eine besten überhaupt. Man ist selbst von Jurten und grünen Wiesen umgeben, und kann durch das trockene Narntal fast bis nach China sehen.


                              Vielleicht die beeindruckenste Aussicht meines Lebens, auf den Bilder allerdings nicht so spektakulär.
                              Rechts geht es so weiter, aber durch das Gegenlicht diese Richtung nicht fotografierbar.


                              Am Fluss ist die Strecke für einige Kilometer wieder Waschbrett, bis man vom Tal wieder in die Berge zum Song Kul abzweigt.


                              Am Abend begegne ich noch zwei Franzosen, die auf einem Reisetandem unterwegs sind.




                              Die Gräber schauen überall toll aus.


                              Übernachtung in den Feldern



                              Das war der letzte Teil von Kirgistan. Von Kasachstan habe ich nur einen kürzereren Bericht mit vielen Bildern. Mal sehen ob ich den auch hier reinkonvertieren kann.

                              Übrigens hab ich gestern meine Flugtickets nach Kirgistan gekauft. Diesen Sommer geht es zwei Monate lang nochmals dort hin. Diesmal zwar auch mit dem Rad, allerdings nur mit Minimalgepäck und hauptsächlich abseits der Straßen.
                              www.alotofcycling.blogspot.com

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                              • estate
                                Anfänger im Forum
                                • 29.01.2012
                                • 48
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                                Das war doch nicht der letzte Teil, hier ist noch die Fahrt vom Song Kul nach Bishkek:

                                [zitat=estate]
                                Nach dem Pass ist man auf einmal wieder in den Bergen. Auf der anderen Seite geht eine langgezogene Passstraße hinunter, diesmal mit wenig Serpentininen, so dass sich die Landschaft bei der Abfahrt ständig ändert.






                                Nach einer Übernachtung in einem Seitental geht es zunächst bergab, dann macht das breite Tal eine Kurve, und die Straße folgt jetzt einem anderen Tal kurz bergauf. Das ist für Zentralasien sehr typisch, dass die Straße nicht den Tälern folgt, da die Täler kurzerhand zu Schluchten werden, dass es nicht einmal mehr einen Pfad hindurch gibt. Nach einer kurzen bizarren Mondlandschaft, aus errodierten Schotterablagerungen gibt es ein Dorf und somit seit langem ein Geschäft. Hier finde ich Mayonaise, Schokolade und Brot. Brot mit Mayonaise als Aufstrich ist so ziemlich das Highlight auf der ganzen Zentralasientour. Mir wird bewusst, dass ich außer den Schokoriegeln eigentlich schon seit Wochen kein Fett mehr in irgendeiner Form zu mir genommen habe.
                                Vielleicht schmeckt die Mayonaise deshalb so gut.
                                Auf der Straße drückt mir dann ein betrunkener Kirgise mein Fahrrad in die Hand, dass er aufgestellt hatte, und zuvor herumgeschoben hatte.
                                Einen winzigen Pass gibt es noch, dann bin ich auf der asfaltierten Hauptstraße. Der Chinesische Asfalt lässt darauf schließen, dass hier eine derHauptrouten nach China verläuft. Tatsächlich kommen kurz darauf schon die ersten Monsterlkws daher. Hier gibt es keine Eu oder sonst irgendwelche Vorschriften die sich durchgesetzt werden. Da verwundert es nicht, wenn man einen ewig langen Sattelschlepper sieht, der sich in der Mitte erstreckend weit durchbiegt, oder einen Lastwagen, mit permanenter Schräglage.
                                Ich komme an einem Rastplatz für LKWs vorbei, und bekomme in Fett rausgebackene Teigstücke sowie Fisch zu essen.










                                Der Hauptstraße wird diesen Tag gefolgt, mit einem Abstecher nach Kochkor, einfach nur deshalb weil die Route dort mit sehr alten Alleebäumen ausgestattet ist. Teilweise sollen diese Alleen älter als die Sovietunion sein. Aber auch die Soviets haben dankbarer Weise versucht fast sämliche Straßen mit solchen Alleen auszustatten. Die Strecke zum Issuk Kul ist jetzt etwas langweilig, immer gerade aus. Ich klemme mich daher in den Windschatten eines überladenen LKWs, der selbst nur 30 fahren kann. Ein VW Bus mit Schweizer Kennzeichen überholt mich. In einer Kurve beginnt es sich auf einmal zu stauen. Schnell sehe ich die Ursache - ein Checkpoint. Schade, ich dachte der Blödsinn hätte sich schon in Tadschikstan erledigt. Immerhin ist Kirgistan seit kurzem keine Diktatur mehr. Aber der Checkpoint hält die Autos nicht auf, sondern lässt sie nur kurz anhalten, damit die Nummer erfasst werden kann. Der Schweizer VW Bus, der mich vor einer halben Stunde überholt hat, steht aber noch immer dort vor der Barrake. Während ich duchfahre, sehe ich die Schweizer relativ gestresst wieder in den Bus einsteigen. Für mich interessiert sich jedoch niemand, und ich fahre Blickkontakt vermeidend durch die Barrikade durch.



                                Song Kul in der Ferne



                                Ich biege in eine kleine Seitenstraße ein, die mich ans Ufer des Song Kuls führen soll. Mein Wasser ist aufgebraucht, allerdings schaut die Landschaft vor so aus, als würde bald ein Bach aus den Bergen kommen. Leider Fehlanzeige. Wasser gibt es hier sicher, immerhin liegen überall Rückstände von Sovietischen Bewässerungsleitungen herum. Aber jedes Flussbett ist ausgetrocknet, höchstens etwas Gras wächst hier. Offenbar gibt es ein neues unterirdisches Kanalsystem. Langsam sehe ich den Issuk Kul auftauchen. Er ist zwar ein Salzsee der im Winter nicht zufriert, aber ich weis, dass die Tiere das Wasser trinken können, also kann ich notfalls dort was trinken.
                                Ich brauche jedoch nicht davon Gebrauch machen, denn wieder auf der Hauptstraße gibt es einen Wasserfontäne mit kleinem Teich.







                                Der Abend ist doch noch gerettet, und an einem kleinen Seitenweg schlage ich das Zelt auf. In der Früh schlendert noch ein Viehhirte vorbei, der sofort mit mir ein Gespräch anfängt, als er sieht, dass ich schon wach bin. Viel erfahre ich aber nicht von ihm, außer dass er einen Kilometer weiter sein Haus hat, und seine Herde am Issuk Kul ist.

                                Der vorige Tag war der letzte schöne Tag in Kirgistan, jetzt muss ich zwei Tage Lang nach Bishkek fahren, was nicht sehr lustig ist.






                                Zuerst durch ein enges Tal mit sehr vielen Autos und sehr enger Straße, aber immerhin bergab. Ich treffe zwei Schotten die vor ein paar Tagen in Kirgistan angekommen sind. Ob Welt oder Sommertour weis ich nicht mehr, allerdings wirken sie recht paranoid was das Zelten anbelangt. Ein Einheimischer hat ihnen gesagt, dass das Campieren gefährlich ist, und sie haben deshalb letzte Nacht keinen Platz gefunden. Außerdem sei die Grenzstraße entlang der Grenze Kasachstans voll mit Militär und Polizei. Naja, Zeltplatz habe ich natürlich einen gefunden, sogar gut versteckt. Entlang der Straße verläuft nämlich ein 1 Meter hoher Wall aus Erde, vermutlich von den Straßenbauarbeiten. Dahinter kann man gut Zelten, und hat eine Aussicht über den Fluss auf Kasachstan. Auf der Kasachischen Seite sehe ich noch im Laufe des Abends einige Patrollien. Immerhin kann man hier ja einfach durch den Fluss maschieren.






                                Man merkt den Tourismus



                                Der Zug hupt mir zu



                                Die Bushaltestellen der Sovietunion sind wirklich kreativ.




                                Ich muss unbedingt von und mit jedem im Laden ein Foto machen.






                                Breit und Glatt, soetwas ungewohntes


                                Der nächste Tag bringt Rückenwind, und trägt mich die 88 Kilometer so schnell nach Bishkek, dass ich schon um 3 Uhr nachmittags dort ankomme. Zuvor kaufe ich noch die billigste Wassermelone der Reise, etwa 45 Dollarcent für eine 6 Kilo Melone.




                                ohne Worte

                                In der Stadt suche ich eine Unterkunft, treffe aber zwei Franzosen, die mir das Nomads Inn empfehlen. Hätte ich doch nur gewartet, bis die Franzosen mit dem Einkaufen fertig sind. Nur mit der Wegbeschreibung ist es der Horror die Unterkunft zu finden. Zwar bin ich schnell dort, aber ich sehe die Straße nicht, in die man einbiegen muss. Nach den Weg fragen bringt auch nichts, diese Unterkünfte sind in der Regel relativ geheim wahrscheinlich um Staat, Mafia und Steuern fernzuhalten. Der Typ den ich frage, will mir zuerst einreden bei um für 10 Dollar zu übernachten, später will er einfach so einen Dollar von mir. Ich kann mich aber dann doch losreissen, und fahre weiter so um den Block. Schließlich sehe ich die "Straße", ein Fussweg zwischen zwei Häusern und einen Strommasten, dort gibt es dann die richtige Türfarbe und richtige Nummer. Ich läute und bin doch beruhigt, dass es auch wirklich das Quartier ist.
                                Die Nomads Inn schaut so aus: Eine Familie vermietet Nebenhaus und Garten an Gäste. Ich schlage im Garten mein Zelt auf, und nehme die erste Dusche seit, naja, 5 Wochen. Der Grund warum in Bishkek so viele Touristen sind liegt nicht etwa an der lieblichen Stadt, oder weil es hier so viel zu sehen gibt. - Nein Bishkek ist eher so etwas wie eine Zwangsraststation für Weltreisende, die hier allerhand Visa besorgen müssen.
                                Etwas frustriert sind die Menschen hier schon, ein Niederländer wartet schon zwei Wochen hier auf seine Visa (China, Pakistan, Indien) Ich erkenne, dass meine kürzeren Sommertouren schon gewissen Vorteile bringen.




                                Wie im Paradies. Die Preise sind aber recht nah am EU Niveau. Die Hälfte der Produkte stammt auch von dort.








                                Stadt der fehlenden Kanaldeckel - Die werden als Schrott nach China verkauft.




                                Nomads Inn, hier stehen durchaus auch mal 12 Zelte


                                Ich lege das erste Mal in meinem Leben ein paar freiwillige Ruhetage ein, und mache etwas Urlaub vom Radfahren. Da meine Karten und GPS Infos weg sind, muss ich die Kasachstan Tour im Internetcafe recherchieren und abfotografieren. Sonst gibt es in Bishkek wenig zu erleben. Ich probiere allerhand Lebensmittel aus, trinke das geniale Kvas und andere Getränke in den Parks. Darunter aufgeschäumter Trinkjogurt - Lecker. Ich sehe mir die Schauplätze der Revolution im letzten Jahr an. Es ist beeindruckend, dass eine so friedliche Stadt mit so netten Menschen so heftig demonstiert hat, dass die Regierung sich absetzen musste und es dadurch zur Einführung einer parlamentarischen Republik gekommen ist.

                                Nach 3 Tagen verlasse ich die Stadt, um nach Kasachstan aufzubrechen. Ich fahre um 6 Uhr in der Früh los, um bei der Grenze nicht zu lange warten zu müssen. Der Streckenabschnitt ist kritisch, viele Radler wurden hier noch von korrupten Polizisten ums letzte Kirgistangeld gebracht. Ich kaufe mir davon jedoch Brötchen und ein asiatisches Cornetto. An einer Kreuzung höre ich Polizeisirenen, zwei Polizeiautos rasen in die Kreuzung, gefolgt von einem wuchtigen, vollbesetzten Schützenpanzer. Sie sind auch Richtung Grenze unterwegs, hoffentlich kein Zwischenfall immerhin darf ich nur noch einen Tag hier bleiben. Aber nichts da, der Weg zur Grenze ist frei, jedenfalls bis zum Grenzstau. Die Menschen aus den Bussen sitzen hier überall am Straßenrand und in der Wiese. Sie haben es sich so gemütlich gemacht, dass ich aufs schlimmste gefasst bin. Souverän überhole ich sämliche Autos, an der ersten Schranke steige ich ab, schiebe das Rad vorbei, und ordne mich wieder zu den Autos ein. Gut dass ich nicht als Fussgänger behandelt werde, diese Schlange ist sehr lang.
                                Ich gebe jedoch prompt meinen Pass ab und bekomme ihn kurz darauf kommentarlos wieder. Bin ich jetzt ausgereist? Keine Ahnung immerhin hat es in Tadschikistan eine halbe Stunde gedauert, bis ich den Ausreisestempel habe. Egal, ich fahre einfach los und erreiche den Kasachischen Posten ebenfalls ohne Wartezeit. Es gibt zwei Schalter, bei einem bekomme ich das Formular, beim zweiten gebe ich es ab.
                                Ein Soldat erklärt mir was ich wo eintragen muss. Nicht so einfach, obwohl das Formular auch auf Englisch ist. Ganz groß steht drauf, das das Formular nichts kostet, und dass man niemanden Geld zahlen muss. Am zweiten Schalter gebe ich es mit dem Pass ab, und bekomme prompt den Stempel. Das ging ja viel schneller als gedacht.
                                Ich fahre weiter, der Soldat, der eigentlich meinen Stempel kontrollieren sollte ignoriert mich und so fahre ich seitlich am geschlossenen Schranken vorbei und bin in Kasachstan, dem spannendsten Land auf dieser Reise. Kaum zu glauben, die Hälfte der Tour liegt noch vor mir.
                                [/zitat]
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                                • hambe
                                  Gerne im Forum
                                  • 18.04.2008
                                  • 86
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                                  wow, eine wirklich tolle Reise und geniale Bilder !

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                                  • slarti
                                    Erfahren
                                    • 08.01.2011
                                    • 121
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                                    Ein Melonenexperte wie ich prüft natürlichdie Melone mit der Klopfmethode. Obwohl ich keinen Zusammenhang zwischen dem Klopfgeräusch und der Qualität ausmachen kann, bekommt man vom
                                    Händler meist ein besseres Exemplar, wenn man beim Klopfen leicht das Gesicht verzieht.
                                    Herrlich! Habe mal von einem Radler gelesen, der sich für Südostasien einen langen grimmigen Bart wachsen lassen hat um bei Preisverhandlungen deutlichen Rabatt oder zumindest keinen Langnasenaufschlag zu bekommen.

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                                    • estate
                                      Anfänger im Forum
                                      • 29.01.2012
                                      • 48
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                                      Jetzt geht es in Kasachstan weiter. Ich hatte 45 Tage Zeit für eine Route für ich 50 Tage gebraucht hätte. Ich hab deshalb viele Mitfahrgelegenheiten angenommen.

                                      Das war die Route:


                                      Nach 500 ereignislosen Kilometern von Bishkek nach Almaty habe ich endlich meine Couchsurfing Unterkunft in Almaty gefunden.

                                      Es schaut zwar nicht so aus, aber hier wohnt die Elite der Stadt.
                                      Mit dem Gastgeber und zwei neuseeländischen Radlern machen wir eine Wanderung im nahen Tien Shan. Von 1600m auf 3500m geht es am Nachmittag was einen reinen Radler wie mich ziemlich fertig macht. Die Baumgrenze ist hier sehr hoch.

                                      Ein paar Tage später bin ich schon auf dem Weg weiter, auf das Assy Plateau, einer Hochebene im Tien Shan.

                                      Der erste Morgen auf dem Plateau beginnt mit einem Schlechtwettereinbruch.




                                      Bei der Familie hab ich kurz Unterstand vor einem Gewitter gesucht.

                                      Durch den Regen haben die Flüsse viel mehr Wasser.

                                      Am nächsten Tag bin ich wieder in der Wüste.

                                      Heute will ich den Charyn Canyon besuchen, immerhin liegt er auf meiner Route. Der Weg dorthin ist aber beschwerlich und sorgt für Frustation.

                                      Zwar nicht der Grand Canyon, aber trotzdem nett. Unten am Fluss beim Wasser holen treffe ich noch zwei Australier, die Grenze zu Kirgistan hier zu passieren wollen. Ich muss ihnen mitteilen, dass das nicht mehr möglich ist, was deren Stimmung ruiniert.

                                      Durch die Steppe geht es nach Norden weiter.

                                      Die Flüsse versickern her in der Ebene, je weiter man durch ein Tal berauf fährt, desto mehr Wasser ist vorhanden.

                                      Meine Route ist so lang, dass sie mit dem Rad in der Zeit nicht zu schaffen ist. Deshalb nutze ich alle Mitfahrgelegenheiten aus. Hier wurde ich ein paar Kilometer auf das Hochplatau mitgenommen.



                                      www.alotofcycling.blogspot.com

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                                      • estate
                                        Anfänger im Forum
                                        • 29.01.2012
                                        • 48
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                                        Zur wanderung in Almaty hab ich noch eine Galerie hochgeladen:
                                        http://imgur.com/a/f3JwD
                                        www.alotofcycling.blogspot.com

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                                        • Libertist
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                                          • 11.10.2008
                                          • 2064
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [TJ, KG, KZ] Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan in 3 Monaten mit dem Rad

                                          Hut ab!
                                          Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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