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Mitreisende | |
Land: Argentinien
Reisezeit: Januar 2010
Region/Kontinent: Südamerika
Vorlauf
Auf die Idee, den Aconcagua zu besteigen, hat mich Olli im Sommer 2008 gebracht, als er mir berichtete, wie er einer Kollegin den Berg ausreden musste. Nachdem ich feststellte, dass man hierfür grob 3 Wochen über die Weihnachtszeit hinweg benötigt und somit ein Urlaubsantrag realistische Chancen hat, ging es an die Planung.
Ant sagte recht schnell zu, und ein Reiseveranstalter (Verkehrsbuero.at) war auch schnell gefunden. Ab Winter 08/09 wurde das Zelt auf Herz und Nieren getestet, der restliche Ausrüstungskram kam im Verlauf von 09 dazu. Der Absprung von Ant im Verlauf 2009 konnte mein Vorhaben nicht stoppen, gehe ich halt alleine. Den Abschluss der Vorbereitungsphase bildete dann Silvester 09/10. Den Zeitraum rund um Neujahr verbrachte ich mit Leuten aus dem Forum um und oberhalb von Zermatt. Dank der vier Übernachtungen auf 3400 bzw. 3900m hatte ich mich schon etwas akklimatisiert.
Montag, 4.1.2010; Tag -2
Schlechte Nachrichten von Verkehrsbuero.at. Wir dürfen nicht 2x 23kg, sondern 2 Gepäckstücke mit insgesamt 23kg mitnehmen. Ein sehr sportliches Limit, und so muss ich all die Annehmlichkeiten wie leichtes Schuhwerk und Sommerkleidung für die Anreise streichen. Abends ist Probepacken dran, dank der verordneten Ausrüstungsdiät geht alles problemlos in den Rucksack sowie die Reisetasche rein.
Dienstag, 5.1.2010; Tag -1
Mit zwei schweren Gepäckstücken bewaffnet kreuze ich auf der Arbeit auf, um in der Warenannahme einmal einen Gewichtscheck durchzuführen. Irgendwie stimmt wohl meine kleine Küchenwaage nicht oder Excel hat sich verrechnet, denn anstelle der geplanten 23kg bringt mein Gepäck 26kg auf die Waage. Tagsüber brüte ich dann darüber, wie ich weitere 3kg verschieben kann, um unter das Limit zu kommen. Die einzige Lösung besteht darin, möglichst viele Kleidung sowie die dicken Bergstiefel anzuziehen.
Mittwoch, 6.1.2010; Tag 0 - Abflug
Der letzte Arbeitstag geht nicht gerade konzentriert vorüber, um 17 Uhr dann mach ich den Abflug Richtung München. Südlich davon wohnt meine Cousine, dort bleibt mein Auto die nächsten 3 Wochen stehen.
Donnerstag, 7.1.2010; Tag 1 - Schwarzfahrer
Gegen 8 Uhr gibt es Frühstück, dann setzt mich meine Cousine zusammen mit dem Gepäck an der S-Bahn ab. Obwohl es unter Null Grad hat, friere ich nicht wirklich. Kein Wunder, denn neben Plastikbergstiefeln habe ich zwei Hochtourenhosen und vier Lagen Kleidung am Oberkörper an. Die S-Bahn rollt schneller ein als ich das Münchner Tarifsystem kapieren kann, 50 Euro Scheine frisst der Automat eh nicht, also geht es eben als Schwarzfahrer in Richtung Flughafen. Am Ostbahnhof darf ich die Bahn wechseln, und nach einer Bretzel und einer Flasche Cola habe ich auch Kleingeld für ein Ticket.
Unter den staunenden Blicken der Mitfahrer wuchte ich mein Zeugs in die nächste Bahn, und erst im Laufe der öden Fahrt Richtung Flughafen schwant mir, dass ich womöglich ein falsches Ticket gelöst habe. Da aber keine Kontrollen stattfinden, bleibt mir eine Diskussion erspart.
Mein Terminal im Flughafen finde ich recht schnell und verbringe dann eine knappe Stunde damit, in der Warteschlange von Iberia vor mich hinzuschwitzen. Mein grosses Fluggepäck wiegt 22.7kg und wird gleich bis Mendoza eingecheckt, mit dem Rest darf sich erstmal der Zoll vergnügen. Am Röntgengerät dauert es etwas, bis ich alle Klamotten und den restlichen Kram in die kleinen Schächtelchen verpackt habe, und bis ich dann selber durch den Metalldetektor gewatschelt bin, herrscht am Bandende Stau. Dies sowie die Unterbringung meiner Elektronik in den Schuhen im Handgepäck führt zu einigen Verzögerungen bei den anderen Passagieren und viel Freude bei den Beamten und einigen Fragen. Mir solls egal sein, ich hab Zeit. Mit weit geöffneten Lüftungsschlitzen an der äussern Latzhose, die Schuhe nicht zugeschnürt schlurf ich dann Richtung Gate. Ein zweiter potentieller Kolleger war mir schon in der Warteschlange aufgefallen, denn Leute in 8000er Daunenjacken sind selten auf einem Flug in den Süden.
Mein Gespür trügt mich nicht, es handelt sich um den zweiten Alex der Truppe. Nach einem kurzen Hallo geht es dann gegen 12 Uhr in den ersten Flieger nach Madrid. Dort haben wir über 7 Stunden Aufenthalt, bis endlich unser Flug nach Santiago de Chile beginnen soll. Da die Transferzone nicht wirklich für dauerhafte Unterhaltung sorgt und vom Rest der Gruppe nichts zu sehen ist, verkriechen wir uns in eine der Kneipen und testen ausgiebig das spanische Bier. Gegen 22 Uhr und sieben Runden Bier später eiern wir dann zum Terminal und treffen dort auf Norbert (AT), Sepp, Otti und Much (alle IT). Diese bekamen einen späteren Flug München-Madrid gebucht (WTF?) und mussten nur knappe 3 Stunden am Flughafen herumlungern.
Der Flug selber dann ist unspektakulär, das Abendessen nicht wirklich der Reisser. Dafür muss ich im klimatisierten Innenraum nacht nicht einmal eine Decke benutzen, mir ist eher zu heiss in meinem Anzug.
Freitag, 8.1.2010; Tag 2 - Sommer
Touchdown in Chile, die Zollformalitäten sind schnell erledigt und die Trekkingmahlzeiten im Handgepäck gehen ohne Ärger durch die Importkontrolle. Wir sind in Chile. Für mich das erste Mal Südamerika, für Norbert und Thomas dagegen nichts Unbekanntes. Beide waren schon mehrfach in den Anden unterwegs. Auch Alex hat mit einem abgebrochenen 7000er im Himalaya Expeditionserfahrung, lediglich unsere Botzner und ich glänzen mit totaler Unwissenheit.
Beim Anflug auf Chile, die Anden werden zum ersten Mal überquert
Am Flughafen von Santiago. Auf den Bildern sind unsere Botzner (Otti, Much, Sepp), Alex, sowie Knut und Lars
Die jetzt folgende Wartezeit verbringen wir mit dem Test von chilenischem Bier, Much testet zudem, ob sein Italienisch mit dem chilenischen Spanisch kompatibel ist und himmelt die Bardame an. Auch den restlichen Leuten in der Wartezone sieht man deutlich die Umgebung an. Leichtbekleidet und von Haus aus dunkelhäutig, da fallen wir in der schweren Bergmontur schon etwas auf.
Der Flug nach Mendoza ist kurz (35 min) und fast schmerzlos. Dank Thermik wird der Flieger in der Landephase etwas durchgeschüttelt, was Much gar nicht gefällt. Dafür können wir unterwegs einen Blick auf den Aconcagua und beim Aussteigen auf eine sehr attraktive Südamerikanerin werfen - endlich Urlaub. Die Strafe folgt auf den Fuss, wir dürfen nämlich zum Terminal übers Rollfeld laufen und dort dann im nicht klimatisierten Gebäude auf die Zollformalitäten warten. Bei 35°C im Schatten bin ich mir nicht sicher, ob nun die vier Schichten eher die Hitze von innen stauen oder von aussen abhalten, mir den Pelz zu verbrennen. Auf jeden Fall ist mir schlichtweg zu heiss.
da der Zoll auch hier zwar alles röntgt, aber keinerlei Interesse an unserem Kram zeigt, sind wir doch recht schnell abgefertigt. Draussen erwartet uns Thomas von Azimuth und leitet uns zum wartenden Bus, der uns in die Innenstadt zum Hotel bringt. Dieses ist wirklich angenehem, mit Pool und gemütlich eingerichteten Zimmern. Die Zeit bis 18 Uhr verbringen wir am Pool im Innenhof, nachdem wir bei einem kurzen Ausflug einen Tante-Emma Laden gleich ums Eck ausfindig gemacht und uns mit Lebensmitteln eingedeckt haben (ganz recht - argentinische Bier und Chips). Kaum 100m vom Hotel entfernt finden wir dann bereits einen Outdoorladen mit allem möglichen Kram, sowie direkt gegenüber ein Restaurant. Auch die Preise sind angenehm, für 6x Steak, 2x Nachtisch, 3 Flaschen Mineralwasser und 5 Flaschen Wein legen wir zusammen 97 USD auf den Tisch, und die Steaks schmecken gigantisch.

Und wieder zurück - im Flieger nach Mendoza bzw. nach der Ankunft dort. Das ganze Gepäck soll mit bis auf über 4000m üNN


Erste Eindrücke von Mendoza, unserem Restaurant, und ganz wichtg - dem Essen
Samstag, 9.1.2010; Tag 3 - Bürokratie
Thomas holt uns gegen 9:30 Uhr ab. Zu Fuss geht es durch die Innenstadt, zuerst auf eine Bank und dann in das Tourismusbüro, wo das Permit gelöst werden muss. Ich tausche 550 USD in 2050 argentinische Pesos und ernte vernichtende Blicke vom Manager, als ich unsere Geldstapel in der Bank ablichte. 1800 Pesos gehen dann gleich für das Permit drauf, mit den Rest will ich vor allem Lebensmittel für die Tour im Supermarkt einkaufen. Die Permitausstellung dauert jedoch etwas. Zuerst wird das Geld eingesammelt, dann muss mit dem Beleg und einem ausgefüllten Zettel (schwanger? och nöö) gewartet werden, bis man aufgerufen wird und man dann das Permit erhält. In dem Raum tummeln sich neben uns vor allem Leute, denen ich eine Besteigung eher weniger zutrauen würde. Die meisten sehen aus, als ob sie vorher noch nie einen Berg zu Gesicht bekommen hätten. Aber das ist nicht mein Problem. Der Supermarkt im Anschluss entpuppt sich als wirklich gross und umfassend. Lediglich spezielle Trekkingnahrung und Energyriegel sucht man vergebens, aber damit habe ich gerechnet. Nudeln, Sossen, Getränkepulver, Brot, Müsliriegel, Tütennudeln von Knorr und auch Mate Coca findet sich in diversen Varianten.

Tag 2 - Kohle hole und dieses dann gleich wieder ins Permit stecken. Auffallend an Mendoza sind die vielen Bäume, die entlang qusi jeder Strasse stehen und die Sonne etwas abschirmen.

Eine Strassenbahn sowie Impressionen vom Hotel. Otti bei der Präsentation seine Gipfelmontur sowie ein Grössenvergleich dessen, was man im Hotel für 8 Pesos (rechts) bzw. im Supermarkt ums Eck (4.5 Pesos) bekommt. Auf die Grösse kommt es doch an.
Der restliche Tag ist wieder frei, und da Mendoza nicht wirklich zu einer Rundtour einlädt, verbringen wir die Zeit zuerst am Pool und dann im gleichen Restaurant wie am Vortag.
Alex in Anbetracht des Steaks am zweiten Abend.
Sonntag, 10.1.2010; Tag 4 - Anden
Endlich steht der letzte Tag der Anreise an. Unser Bus holt uns morgens ab und karrt uns Richtung Penitentes (ca. 2700m üNN), einem Skigebiet, 10km vom morgigen Startpunkt entfernt. Die Fahrt geht erst durch die Vorstadt von Mendoza mit seinen niedrigen Häusern, dann durchs Flachland und den Weinanbaugebieten und endlich durch die Anden selber. Die Strasse ist breit und in recht gutem Zustand, was unseren Fahrer zur recht freien Interpretation der Strassenregeln veranlasst. Nach etwa 3.5 Stunden und einer kurzen Pause zwischendrin erreichen wir Penitentes. Die Fahrt bis dorthin selber war sehr abwechslungsreich. Insbesondere die Gesteinsformationen mit den unterschiedlichen Färbungen und die recht kurvige Strecke sorgten für Kurzweil. Unser Hotel entpuppt sich als recht gemütlich, lediglich die Dusche ist etwas kurzatmig und nur lauwarm. Der Ort selbst besteht aus einer Handvoll Gebäude, die meisten davon sind Hotels, welche im Sommer geschlossen sind. Das Skigebiet ist an Alpenverhältnissen gemessen winzig, geht aber dennoch bis auf fast 3300m hoch. Auch die Pisteneinteilung in mit blau, rot, schwarz sowie schwarz gestrichelten (extrem schwere Alpinabfahrten) Kategorien ist etwas aus der Luft gegriffen.
Packen und Abmarsch sowie ein paar Schnappschüsse bei der Fahrt raus aus der Stadt.

Plattes Gelände direkt rund um Mendoza, aber die Anden sind schon in Sichtweite





Weitere Impressionen von der Anfahrt. Die Schilder wereden generell ignoriert, überholt wird, wo Platz ist.

Staubiger Bruder, ein Vorgeschmack auf das, was da noch kommen wird.

Nicht nur Weinanbau wird hier betrieben, das Zeugs muss ja auch weg. Die Weinkarte ist beeindruckend.
Da bis zum Abendessen noch viel Zeit ist, beginne ich gleich mit einer Erkundungs- und Akllimatisierungstour. Nach 2 Stunden gemütlichem Schleichen sitze ich auf einer Bergkante oberhalb des Lifts, geniesse die Aussicht und feier das Erreichen der 3000er Marke auf amerikanischem Boden. Beim Abstieg treffe ich auf die einzigen anderen Wanderer an dem Berg und wunder mich etwas über ihre Art der Akklimatisierung. Mit Stöcken und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit kommen sie in Fallinie die Piste heraufgeschossen. Keine Ahnung was das bringen soll, aber auch das ist nicht mein Problem.
Beim Abendessen dann, welches bei weitem nicht an Mendoza herankommt, stelle ich fest, dass die Sonne wirklich heftig ist. Sogar die Handrücken sind verbrannt, etwas was ich in den Alpen nie erlebt habe. Aus dem Grund verabschiede ich mich von der Idee, im T-Shirt zu wandern, und krame für den nächsten Tag gleich das dünne Wollhemd raus. Die Kopfbedeckung steht zum Glück schon fest. Da mit viel Sonne, Wind und fliegendem Dreck zu rechnen ist, habe ich mein Kopftuch mitgebracht, welches ich vor ein paar Jahren in Kuwait gekauft habe. Das teil stellt sich dann im Laufe der nächsten Tage als ideal für die Gegend heraus.




Aufnahmen rund um Penitentes, entstanden während des ersten Ausflugs.
Reisezeit: Januar 2010
Region/Kontinent: Südamerika
Vorlauf
Auf die Idee, den Aconcagua zu besteigen, hat mich Olli im Sommer 2008 gebracht, als er mir berichtete, wie er einer Kollegin den Berg ausreden musste. Nachdem ich feststellte, dass man hierfür grob 3 Wochen über die Weihnachtszeit hinweg benötigt und somit ein Urlaubsantrag realistische Chancen hat, ging es an die Planung.
Ant sagte recht schnell zu, und ein Reiseveranstalter (Verkehrsbuero.at) war auch schnell gefunden. Ab Winter 08/09 wurde das Zelt auf Herz und Nieren getestet, der restliche Ausrüstungskram kam im Verlauf von 09 dazu. Der Absprung von Ant im Verlauf 2009 konnte mein Vorhaben nicht stoppen, gehe ich halt alleine. Den Abschluss der Vorbereitungsphase bildete dann Silvester 09/10. Den Zeitraum rund um Neujahr verbrachte ich mit Leuten aus dem Forum um und oberhalb von Zermatt. Dank der vier Übernachtungen auf 3400 bzw. 3900m hatte ich mich schon etwas akklimatisiert.
Montag, 4.1.2010; Tag -2
Schlechte Nachrichten von Verkehrsbuero.at. Wir dürfen nicht 2x 23kg, sondern 2 Gepäckstücke mit insgesamt 23kg mitnehmen. Ein sehr sportliches Limit, und so muss ich all die Annehmlichkeiten wie leichtes Schuhwerk und Sommerkleidung für die Anreise streichen. Abends ist Probepacken dran, dank der verordneten Ausrüstungsdiät geht alles problemlos in den Rucksack sowie die Reisetasche rein.
Dienstag, 5.1.2010; Tag -1
Mit zwei schweren Gepäckstücken bewaffnet kreuze ich auf der Arbeit auf, um in der Warenannahme einmal einen Gewichtscheck durchzuführen. Irgendwie stimmt wohl meine kleine Küchenwaage nicht oder Excel hat sich verrechnet, denn anstelle der geplanten 23kg bringt mein Gepäck 26kg auf die Waage. Tagsüber brüte ich dann darüber, wie ich weitere 3kg verschieben kann, um unter das Limit zu kommen. Die einzige Lösung besteht darin, möglichst viele Kleidung sowie die dicken Bergstiefel anzuziehen.
Mittwoch, 6.1.2010; Tag 0 - Abflug
Der letzte Arbeitstag geht nicht gerade konzentriert vorüber, um 17 Uhr dann mach ich den Abflug Richtung München. Südlich davon wohnt meine Cousine, dort bleibt mein Auto die nächsten 3 Wochen stehen.
Donnerstag, 7.1.2010; Tag 1 - Schwarzfahrer
Gegen 8 Uhr gibt es Frühstück, dann setzt mich meine Cousine zusammen mit dem Gepäck an der S-Bahn ab. Obwohl es unter Null Grad hat, friere ich nicht wirklich. Kein Wunder, denn neben Plastikbergstiefeln habe ich zwei Hochtourenhosen und vier Lagen Kleidung am Oberkörper an. Die S-Bahn rollt schneller ein als ich das Münchner Tarifsystem kapieren kann, 50 Euro Scheine frisst der Automat eh nicht, also geht es eben als Schwarzfahrer in Richtung Flughafen. Am Ostbahnhof darf ich die Bahn wechseln, und nach einer Bretzel und einer Flasche Cola habe ich auch Kleingeld für ein Ticket.
Unter den staunenden Blicken der Mitfahrer wuchte ich mein Zeugs in die nächste Bahn, und erst im Laufe der öden Fahrt Richtung Flughafen schwant mir, dass ich womöglich ein falsches Ticket gelöst habe. Da aber keine Kontrollen stattfinden, bleibt mir eine Diskussion erspart.
Mein Terminal im Flughafen finde ich recht schnell und verbringe dann eine knappe Stunde damit, in der Warteschlange von Iberia vor mich hinzuschwitzen. Mein grosses Fluggepäck wiegt 22.7kg und wird gleich bis Mendoza eingecheckt, mit dem Rest darf sich erstmal der Zoll vergnügen. Am Röntgengerät dauert es etwas, bis ich alle Klamotten und den restlichen Kram in die kleinen Schächtelchen verpackt habe, und bis ich dann selber durch den Metalldetektor gewatschelt bin, herrscht am Bandende Stau. Dies sowie die Unterbringung meiner Elektronik in den Schuhen im Handgepäck führt zu einigen Verzögerungen bei den anderen Passagieren und viel Freude bei den Beamten und einigen Fragen. Mir solls egal sein, ich hab Zeit. Mit weit geöffneten Lüftungsschlitzen an der äussern Latzhose, die Schuhe nicht zugeschnürt schlurf ich dann Richtung Gate. Ein zweiter potentieller Kolleger war mir schon in der Warteschlange aufgefallen, denn Leute in 8000er Daunenjacken sind selten auf einem Flug in den Süden.
Mein Gespür trügt mich nicht, es handelt sich um den zweiten Alex der Truppe. Nach einem kurzen Hallo geht es dann gegen 12 Uhr in den ersten Flieger nach Madrid. Dort haben wir über 7 Stunden Aufenthalt, bis endlich unser Flug nach Santiago de Chile beginnen soll. Da die Transferzone nicht wirklich für dauerhafte Unterhaltung sorgt und vom Rest der Gruppe nichts zu sehen ist, verkriechen wir uns in eine der Kneipen und testen ausgiebig das spanische Bier. Gegen 22 Uhr und sieben Runden Bier später eiern wir dann zum Terminal und treffen dort auf Norbert (AT), Sepp, Otti und Much (alle IT). Diese bekamen einen späteren Flug München-Madrid gebucht (WTF?) und mussten nur knappe 3 Stunden am Flughafen herumlungern.
Der Flug selber dann ist unspektakulär, das Abendessen nicht wirklich der Reisser. Dafür muss ich im klimatisierten Innenraum nacht nicht einmal eine Decke benutzen, mir ist eher zu heiss in meinem Anzug.
Freitag, 8.1.2010; Tag 2 - Sommer
Touchdown in Chile, die Zollformalitäten sind schnell erledigt und die Trekkingmahlzeiten im Handgepäck gehen ohne Ärger durch die Importkontrolle. Wir sind in Chile. Für mich das erste Mal Südamerika, für Norbert und Thomas dagegen nichts Unbekanntes. Beide waren schon mehrfach in den Anden unterwegs. Auch Alex hat mit einem abgebrochenen 7000er im Himalaya Expeditionserfahrung, lediglich unsere Botzner und ich glänzen mit totaler Unwissenheit.

Beim Anflug auf Chile, die Anden werden zum ersten Mal überquert



Am Flughafen von Santiago. Auf den Bildern sind unsere Botzner (Otti, Much, Sepp), Alex, sowie Knut und Lars
Die jetzt folgende Wartezeit verbringen wir mit dem Test von chilenischem Bier, Much testet zudem, ob sein Italienisch mit dem chilenischen Spanisch kompatibel ist und himmelt die Bardame an. Auch den restlichen Leuten in der Wartezone sieht man deutlich die Umgebung an. Leichtbekleidet und von Haus aus dunkelhäutig, da fallen wir in der schweren Bergmontur schon etwas auf.
Der Flug nach Mendoza ist kurz (35 min) und fast schmerzlos. Dank Thermik wird der Flieger in der Landephase etwas durchgeschüttelt, was Much gar nicht gefällt. Dafür können wir unterwegs einen Blick auf den Aconcagua und beim Aussteigen auf eine sehr attraktive Südamerikanerin werfen - endlich Urlaub. Die Strafe folgt auf den Fuss, wir dürfen nämlich zum Terminal übers Rollfeld laufen und dort dann im nicht klimatisierten Gebäude auf die Zollformalitäten warten. Bei 35°C im Schatten bin ich mir nicht sicher, ob nun die vier Schichten eher die Hitze von innen stauen oder von aussen abhalten, mir den Pelz zu verbrennen. Auf jeden Fall ist mir schlichtweg zu heiss.
da der Zoll auch hier zwar alles röntgt, aber keinerlei Interesse an unserem Kram zeigt, sind wir doch recht schnell abgefertigt. Draussen erwartet uns Thomas von Azimuth und leitet uns zum wartenden Bus, der uns in die Innenstadt zum Hotel bringt. Dieses ist wirklich angenehem, mit Pool und gemütlich eingerichteten Zimmern. Die Zeit bis 18 Uhr verbringen wir am Pool im Innenhof, nachdem wir bei einem kurzen Ausflug einen Tante-Emma Laden gleich ums Eck ausfindig gemacht und uns mit Lebensmitteln eingedeckt haben (ganz recht - argentinische Bier und Chips). Kaum 100m vom Hotel entfernt finden wir dann bereits einen Outdoorladen mit allem möglichen Kram, sowie direkt gegenüber ein Restaurant. Auch die Preise sind angenehm, für 6x Steak, 2x Nachtisch, 3 Flaschen Mineralwasser und 5 Flaschen Wein legen wir zusammen 97 USD auf den Tisch, und die Steaks schmecken gigantisch.


Und wieder zurück - im Flieger nach Mendoza bzw. nach der Ankunft dort. Das ganze Gepäck soll mit bis auf über 4000m üNN






Erste Eindrücke von Mendoza, unserem Restaurant, und ganz wichtg - dem Essen

Samstag, 9.1.2010; Tag 3 - Bürokratie
Thomas holt uns gegen 9:30 Uhr ab. Zu Fuss geht es durch die Innenstadt, zuerst auf eine Bank und dann in das Tourismusbüro, wo das Permit gelöst werden muss. Ich tausche 550 USD in 2050 argentinische Pesos und ernte vernichtende Blicke vom Manager, als ich unsere Geldstapel in der Bank ablichte. 1800 Pesos gehen dann gleich für das Permit drauf, mit den Rest will ich vor allem Lebensmittel für die Tour im Supermarkt einkaufen. Die Permitausstellung dauert jedoch etwas. Zuerst wird das Geld eingesammelt, dann muss mit dem Beleg und einem ausgefüllten Zettel (schwanger? och nöö) gewartet werden, bis man aufgerufen wird und man dann das Permit erhält. In dem Raum tummeln sich neben uns vor allem Leute, denen ich eine Besteigung eher weniger zutrauen würde. Die meisten sehen aus, als ob sie vorher noch nie einen Berg zu Gesicht bekommen hätten. Aber das ist nicht mein Problem. Der Supermarkt im Anschluss entpuppt sich als wirklich gross und umfassend. Lediglich spezielle Trekkingnahrung und Energyriegel sucht man vergebens, aber damit habe ich gerechnet. Nudeln, Sossen, Getränkepulver, Brot, Müsliriegel, Tütennudeln von Knorr und auch Mate Coca findet sich in diversen Varianten.



Tag 2 - Kohle hole und dieses dann gleich wieder ins Permit stecken. Auffallend an Mendoza sind die vielen Bäume, die entlang qusi jeder Strasse stehen und die Sonne etwas abschirmen.



Eine Strassenbahn sowie Impressionen vom Hotel. Otti bei der Präsentation seine Gipfelmontur sowie ein Grössenvergleich dessen, was man im Hotel für 8 Pesos (rechts) bzw. im Supermarkt ums Eck (4.5 Pesos) bekommt. Auf die Grösse kommt es doch an.
Der restliche Tag ist wieder frei, und da Mendoza nicht wirklich zu einer Rundtour einlädt, verbringen wir die Zeit zuerst am Pool und dann im gleichen Restaurant wie am Vortag.

Alex in Anbetracht des Steaks am zweiten Abend.
Sonntag, 10.1.2010; Tag 4 - Anden
Endlich steht der letzte Tag der Anreise an. Unser Bus holt uns morgens ab und karrt uns Richtung Penitentes (ca. 2700m üNN), einem Skigebiet, 10km vom morgigen Startpunkt entfernt. Die Fahrt geht erst durch die Vorstadt von Mendoza mit seinen niedrigen Häusern, dann durchs Flachland und den Weinanbaugebieten und endlich durch die Anden selber. Die Strasse ist breit und in recht gutem Zustand, was unseren Fahrer zur recht freien Interpretation der Strassenregeln veranlasst. Nach etwa 3.5 Stunden und einer kurzen Pause zwischendrin erreichen wir Penitentes. Die Fahrt bis dorthin selber war sehr abwechslungsreich. Insbesondere die Gesteinsformationen mit den unterschiedlichen Färbungen und die recht kurvige Strecke sorgten für Kurzweil. Unser Hotel entpuppt sich als recht gemütlich, lediglich die Dusche ist etwas kurzatmig und nur lauwarm. Der Ort selbst besteht aus einer Handvoll Gebäude, die meisten davon sind Hotels, welche im Sommer geschlossen sind. Das Skigebiet ist an Alpenverhältnissen gemessen winzig, geht aber dennoch bis auf fast 3300m hoch. Auch die Pisteneinteilung in mit blau, rot, schwarz sowie schwarz gestrichelten (extrem schwere Alpinabfahrten) Kategorien ist etwas aus der Luft gegriffen.



Packen und Abmarsch sowie ein paar Schnappschüsse bei der Fahrt raus aus der Stadt.


Plattes Gelände direkt rund um Mendoza, aber die Anden sind schon in Sichtweite

















Weitere Impressionen von der Anfahrt. Die Schilder wereden generell ignoriert, überholt wird, wo Platz ist.

Staubiger Bruder, ein Vorgeschmack auf das, was da noch kommen wird.

Nicht nur Weinanbau wird hier betrieben, das Zeugs muss ja auch weg. Die Weinkarte ist beeindruckend.
Da bis zum Abendessen noch viel Zeit ist, beginne ich gleich mit einer Erkundungs- und Akllimatisierungstour. Nach 2 Stunden gemütlichem Schleichen sitze ich auf einer Bergkante oberhalb des Lifts, geniesse die Aussicht und feier das Erreichen der 3000er Marke auf amerikanischem Boden. Beim Abstieg treffe ich auf die einzigen anderen Wanderer an dem Berg und wunder mich etwas über ihre Art der Akklimatisierung. Mit Stöcken und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit kommen sie in Fallinie die Piste heraufgeschossen. Keine Ahnung was das bringen soll, aber auch das ist nicht mein Problem.
Beim Abendessen dann, welches bei weitem nicht an Mendoza herankommt, stelle ich fest, dass die Sonne wirklich heftig ist. Sogar die Handrücken sind verbrannt, etwas was ich in den Alpen nie erlebt habe. Aus dem Grund verabschiede ich mich von der Idee, im T-Shirt zu wandern, und krame für den nächsten Tag gleich das dünne Wollhemd raus. Die Kopfbedeckung steht zum Glück schon fest. Da mit viel Sonne, Wind und fliegendem Dreck zu rechnen ist, habe ich mein Kopftuch mitgebracht, welches ich vor ein paar Jahren in Kuwait gekauft habe. Das teil stellt sich dann im Laufe der nächsten Tage als ideal für die Gegend heraus.












Aufnahmen rund um Penitentes, entstanden während des ersten Ausflugs.
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