AW: [USA] Wild Heart of the West - Unterwegs in Utahs Canyoncountry
Samstag, 23. September 2006
Bevor wir nach dem Frühstück Richtung Capitol Reef National Park starten können, mühen wir uns mit einer CD-Hülle an den vereisten Autoscheiben ab und beschliessen, dass ein Eiskratzer unbedingt auf unsere Packliste gehört. Mit unserer Multifunktionsuhr messen wir die Aussentemperatur: -7° C. Mit Unterstützung von Heizgebläse, Klimaanlage und Heckscheibenheizung haben wir die Scheiben in wenigen Minuten vom Eis befreit und fahren durch das frostige Bicknell Richtung Torrey. Entlang der Farmen am Ortsrand haben die Bewässerungsanlagen der Viehweiden die Landschaft in ein glitzerndes Wunderland aus Raureif und Eiskristallen verwandelt. Kleine Rinnsale am Highwayrand sind zu spiegelnden Eisströmen erstarrt, darüber lacht bereits die Sonne von einem beinahe wolkenlosen Himmel. Die schneebedeckten Gipfel der Boulder Mountains bilden eine würdige Kulisse für die frostige Frühwintervorstellung.
Wir sind früh dran, es ist erst 8.00 Uhr als wir Torrey erreichen und den Aufbruch einer Gruppe Motorradfahrer mitbekommen, die bereits in voller Ledermontur ihre schweren Highwaycruiser vor einem Motel warm laufen lassen. Im Capitol Reef National Park gönnen wir uns den erneuten Halt am Panorama Point und den kurzen Abstecher zu den Goosenecks bevor wir am Visitor Centre stoppen, um uns nach dem Zustand der Cathedral Valley Loop Road zu erkundigen.

Goosenecks of the Sulphur Creek (das Foto ist von 2007, 2006 haben wir kein Foto geschossen – also ein wenig geschummelt
)
Das Visitor Centre ist gut besucht und einige Besuchergruppen in Wanderkluft umlagern die Rangerpulte. Unsere Frage nach der Passage der Fremont River Furt an der Hartnet Road beantwortet die Rangerin mit einer Gegenfrage. Was wir für ein Auto hätten und ob wir Erfahrung auf unbefestigten Strassen und bei der Querung von Flussbetten hätten. Wir berichten von unseren ‚Referenzen’, dass wir vor 2 Tagen in Canyonlands den Shafer Trail mit einem Trailblazer, im letzten Jahr eine muddy Cottonwood Canyon und House Rock Valley Road gemeistert hätten. „Try it“ ist ihre Antwort und sie händigt uns noch ein Faltblatt mit den Sehenswürdigkeiten des Cathedral Valleys aus und wünscht uns einen schönen Tag.
Etwa 11 Meilen östlich des Visitor Centres zweigt die markierte Hartnet Road nach Norden ab. Nach ca. 600 m stehen wir vor dem Fremont River und der Wasserstand lässt mir erst einmal das Herz in die Hose rutschen. Frank ist wagemutiger und als ich mich noch frage, wo die Strasse aus dem Flussbett hinausführt, pflügt unser Trailblazer schon in nordöstliche Richtung durch die Fluten des Fremont. Etwa 100 m weiter fährt Frank unser Fahrzeug vorsichtig aus dem steinigen Flussbett und schlägt ernsthaft eine erneute Durchfahrt für die Videokamera vor. Die Kamerafrau droht mit Streik und so setzen wir unsere Fahrt fort, weiter in Richtung der Bentonite Hills.

Die öde flache Landschaft wird schon bald von den farbenfrohen, hügeligen Badlands der Bentonite Hills abgelöst.

Von Weiss über Braun, Rot bis Purpurfarben sind in Bentonite alle farblichen Schichten vertreten. Vegetation findet man entlang dieser sanften Hügelketten keine, da die Pflanzenwurzeln das Quellen und Verfestigen des im trockenen Zustand lockeren Materials bei Niederschlägen nicht überleben. Wir brauchen uns heute ausnahmsweise mal nicht um Regen zu sorgen, nur wenige Wolken bringen Kontrast in den sattblauen Himmel. Am westlichen Horizont begrenzt die zerklüftete Waterpocket Fold die weitläufige Ödnis. Unser Auto bringt uns nach 9 Meilen zu den Bentonite Hills.


Hier windet sich die Strasse in sanften Kehren die Bentonite Hügel hinauf zu The Hartnet, einem Plateau über der South Desert.

Bis zum Abzweig des Lower South Desert Overlook (nach etwa 14 Meilen) haben wir noch kein anderes Fahrzeug gesehen und wir geniessen unseren Ausflug in diese menschenleere Weite. Den Trailblazer parken wir am Trailhead und folgen dem mit Steinmännchen markierten Pfad zu einem Aussichtspunkt. Auf einer Felsstufe, 120 m über dem Talgrund, überblicken wir das weitläufige Tal das parallel zur Waterpocket Fold verläuft.

Vom Talboden erheben sich die beeindruckenden Formationen des Temple und Jailhouse vor den Thousand Lake Mountains im Hintergrund. Zurück am Auto treffen wir auf ein weiteres Fahrzeug. Die Insassen steigen beim Anblick eines Trails direkt wieder ins Auto und fahren weiter. Wir geben ihnen noch ein wenig Vorsprung und brechen dann ebenfalls auf. Nach etwa 3 Meilen lassen wir den Trail zum Upper Cathedral Valley rechts liegen und biegen nach etwa 10 weiteren Meilen auf die Nebenpiste zum Upper South Desert Overlook ab. Hier treffen wir auf eine guided Tour, ein Outfitter aus Torrey führt zwei Franzosen. Wir folgen einem Pfad einen Hügel hoch und unvermittelt öffnet sich der Blick auf eine weitläufige Szenerie aus erodiertem Gestein.

Ein Vogel müsste man sein, um die gigantischen Ausmasse der Landschaft zu erkunden. Zu Fuss kann man hier tagelang umherstreifen ohne einem Menschen zu begegnen. Wir begnügen uns mit einem kleinen Aussichtsplateau, das man über einen etwas ausgesetzten Pfad erreicht, nehmen schweigsam das Gefühl von Grösse und Erhabenheit in uns auf, bevor wir mit dem Auto zum nächsten Viewpoint weiterfahren. Die Strasse zum Upper Cathedral Valley Overlook ist in einem miserablen Zustand.
Wir parken an der Kreuzung und laufen die halbe Meile zu Fuss. Am Parkplatz des Overlook treffen wir wieder auf den Guide aus Torrey, der in seinem Wagen luncht. Wir wechseln ein paar Worte und begegenen auf dem Trail zum Viewpoint den beiden Franzosen, die gerade auf dem Rückweg sind. Also haben wir diesen First-Class-Aussichtspunkt wieder für uns alleine, laufen an der Abbruchkante entlang und suchen den besten Standplatz für ein Foto.

Die Sonne ist mittlerweile hinter einigen Wolken verschwunden und es dauert eine Weile bis wir eine Wolkenlücke zum Fotographien und Filmen nutzen können. Frank turnt auf einem Plateau herum und hat es schwer, ohne Abzustürzen einen dornigen Strauch zu passieren um die Freifläche dahinter zu erreichen. Seine nicht gerade unscheinbare Statur ist in der weitläufigen Landschaft kaum auszumachen.

Im Tal ragen bis zu 150 m hohe majestätische Felskathedralen auf und reihen sich perlenkettengleich aneinander. Im Hintergrund erkennt man die massiven Felswände der Walls of Jericho. Die lunchenden Franzosen erinnern uns an unsere knurrenden Mägen.
Wir passieren verschiedene Abzweige, u.a. die Kreuzung mit der Thousand Lakes Mountain Road, die sich über eine sehr steinige Piste in alpine Höhen schraubt und via Forsyth Reservoir auf die State Road 72 bei Fremont trifft. Die 5 Stellplätze des Cathedral Valley Campgrounds liegen verlassen da. Wir nutzen einen der Picnic Tables zum Kochen und stärken uns in dieser einsamen, wilden Landschaft mit einer Portion Chef Boyardee Nudeln in Tomatensauce, packen nach dem Kochen unseren Müll ein und nach einem Besuch der Pit Toilet sind wir wieder on the Road. Wir fahren über steinige Serpentinen Richtung Lower Cathedral Valley ab, halten am Strassenrand um die Monolithen der Middle Desert zu bewundern, laufen querfeldein und platzieren uns vor den beeindruckenden Steintempeln.

Ein weiteres Fahrzeug fährt vorbei – die 3 Amerikaner die sich am South Desert Overlook als etwas fussfaul präsentierten sind jetzt wieder vor uns. Wir gönnen ihnen noch etwas Vorsprung, streifen durch die stachlige Vegetation zum Fusse der Felsgiganten und treffen auf vereinzelte, getrocknete Kuhfladen und fragen uns, wessen Rinder sich in dieses abgelegene Gebiet verirrt haben.

Für unser Auto ist jetzt Schluss mit lustig, die Strecke entwickelt sich langsam zu einer Rallye durch trockene Flussbetten. Immer wieder verliert sich die Strasse in Washes, das bedeutet vorsichtig abbremsen, Auto sachte ablassen, nach Felsbrocken Ausschau halten, auf der anderen Seite mit Gefühl aus dem Flussbett steuern und schnell Gas geben, da die Ränder der Washes teilweise ziemlich sandig sind.
Wir verlassen die Grenzen des Capitol Reef National Park, fahren auf kurviger und teilweise steiniger und ausgewaschener Strecke Richtung Caineville, queren unzählige Washes und möchten nur noch ankommen, an den bekannten Monolithen des Lower Cathedral Valleys. Zwischendurch verliert sich die Strasse völlig in einem Wash und wir fahren mehrere hundert Meter durch das felsige Bett des Wasserlaufs.

Als wir endlich in die Piste zum Temple of the Sun, Temple of the Moon einbiegen, bin ich schon ordentlich durchgerüttelt und erschöpft von den zahlreichen Washquerungen. Der Anblick der beiden 120 m hoch vom Talboden aufragenden Solitärfelsen belebt unseren Entdeckergeist. Schnell ist die Kamera geschnappt und wir springen aus dem Fahrzeug um uns die Steintempel aus der Nähe anzuschauen.
Die poetischen Namen -

Temple of the Sun und

Temple of the Moon – erinnern an geheimnisvolle Bräuche und Rituale. Wie mögen sich die Ureinwohner die Entstehung dieser Naturwunder erklärt haben? Vor lauter Begeisterung für die Kathedralen vergessen wir den Glass Mountain zu fotografieren und erinnern uns nur noch an die marmorartige Struktur der Felsen in der Umgebung. Nachdem die Fotos im Kasten sind prüft die Caineville Wash Road weiter die Leidensfähigkeit des Beifahrers.
Beim Stand von über 40 Wash-Querungen habe ich es irgendwann aufgegeben, die Flussbetten zu zählen, durch die wir heute gefahren sind. Frank ist noch immer guter Dinge und geniesst die Offroad-Einlagen sichtlich. Bei interessanten geologischen Features hält er immer wieder an. Mein Gesicht hellt sich erst wieder auf, als ich bei den Caineville Badlands immer wieder Hoodoos entdecke und am liebsten direkt loslaufen würde um die Gegend zu erforschen.
Mittlerweile ist es später Nachmittag und höchste Zeit für Asphalt unter den Rädern, da wir im Capitol Reef noch den Trail bis zur Hickman Bridge laufen wollten. Doch daraus wird vorläufig nichts, da wir auf den verbleibenden 16 Meilen von den Tempeln bis zum Highway noch immer durch die trockenen Wasserläufe der Caineville Wash Road rumpeln.

Im unteren Abschnitt fahren wir durch farbenfrohe Badlands

- ähnlich denen an der Hartnet Road und ich bin happy, als wir nach etwa 7 Stunden auf dem 57 Meilen Kurs des Cathedral Valleys bei Caineville auf den Highway 24 West einbiegen können. Für die Wanderung zur Hickman Bridge und Pectols Pyramid ist es heute zu spät, geplant ist die Übernachtung auf dem Campground der Calf Creek Recreation Area am Highway 12. Doch wir liebäugeln mit dem Fruita Campground und der Wanderung in den Morgenstunden. Das erledigt sich, als wir die Abfahrt zum Scenic Drive passieren und uns das „Campground full“-Schild entgegen lacht.
Jetzt heisst es Meilen machen, bis zur Recreation Area in der Nähe von Boulder ist es noch ein gutes Stück durch den Dixie National Forest. Dieser Abschnitt ist einer der schönsten und führt durch eine wunderbare Waldlandschaft aus Nadel- und Laubbäumen. Es dämmert bereits und zwischen Grover und Boulder sind mehr Rinder als Fahrzeuge unterwegs. Gelbe Flaggen an den Open Range-Verkehrsschildern signalisieren Gefahr und immer wieder werden wir von direkt neben der Strasse weidenden Kühen und Kälbern zum Anhalten gezwungen. An einem Viewpoint halten wir und geniessen bei beissender Kälte den Kontrast aus sattgrünen Wäldern, dem tiefblauen Wasser des Oak Creek und dem gelb-roten Gestein der weitläufigen Canyonlandschaften.
Ab Boulder sind es noch etwa 12 Meilen bis zur Calf Creek Recreation Area und wir liefern uns ein aussichtsloses Rennen mit der untergehenden Sonne. Im letzten Licht des Tages biegen wir in die Zufahrt zur Recreation Area ein und können unsere Hoffnung auf eine Campsite auf diesem beliebten Campground kurze Zeit später begraben. Alle Stellplätze incl. der 3 Walk-in-Sites für Zelte sind belegt und wir müssen noch weitere 15 Meilen fahren - bis nach Escalante. Inzwischen ist es so dunkel, dass wir von den grandiosen Landschaften der Escalante Canyons links und rechts der Strasse nichts mehr sehen. Wir erreichen Escalante und der kleine Ort liegt noch immer ziemlich verträumt am Rande eines grossartigen Naturparks, dem Grand Staircase Esclante National Monument. Die Fenster der wenigen Gastronomiebetriebe sind heimelig erleuchtet und die Escalante Outfitters vermieten schnuckelige Cabins.
Doch heute halten uns die gemütlichen Hüttchen nicht vom Zelten ab und wir und steuern unsere 2. Wahl für die Übernachtung an. Es ist der Escalante Petrified Forest State Park und wir bangen um einen freien Platz auf dem 22 Sites umfassenden Campground. Etwa 2 Meilen westlich von Escalante biegen wir in die befestigte Zufahrtsstrasse ein und erwischen einen der wenigen freien Stellplätze. Wieder einmal im Dunkeln errichten wir unser Zelt. Da es tratschnass direkt aus der Mülltüte kommt und wir ihm noch etwas Zeit zum Abtrocknen geben müssen, erledigen wir vor dem Einräumen der Schlafutensilien die Self Registration, entfachen ein Campfire und beginnen mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Nach dem Essen kümmert sich Frank um die Zelteinrichtung und ich gehe zum Geschirrspülen.
Die Dish-Washing-Station erinnert mehr an eine Zapfanlage und ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich das Spülbecken ist. Unser Platznachbar, ein Kanadier aus British Columbia beruhigt mich und beim Abwasch machen wir uns miteinander bekannt. Er und seine Frau stammen aus der Nähe von Kamlooops und sie sind mit zwei BMW-Motorrädern unterwegs. Am Campfire erzählen sie uns, dass sie mit den Bikes die Küstenstrasse via Washington und Oregon bis nach Kalifornien gefahren sind, anschliessend über Death Valley nach Las Vegas und zum Grand Canyon. Jetzt sind sie hier und wollen noch bis zum Bryce Canyon und anschliessend über Salt Lake City und die Rocky Mountains zurück nach Kanada. Nachdem wir noch eine Weile geplaudert haben, fallen wir hundemüde ins Zelt und schlafen bereits bevor die letzten Scheite unseres Campfires verglüht sind.
Übernachtung: Escalante Petrified Forest State Park 15 USD
Samstag, 23. September 2006
Bevor wir nach dem Frühstück Richtung Capitol Reef National Park starten können, mühen wir uns mit einer CD-Hülle an den vereisten Autoscheiben ab und beschliessen, dass ein Eiskratzer unbedingt auf unsere Packliste gehört. Mit unserer Multifunktionsuhr messen wir die Aussentemperatur: -7° C. Mit Unterstützung von Heizgebläse, Klimaanlage und Heckscheibenheizung haben wir die Scheiben in wenigen Minuten vom Eis befreit und fahren durch das frostige Bicknell Richtung Torrey. Entlang der Farmen am Ortsrand haben die Bewässerungsanlagen der Viehweiden die Landschaft in ein glitzerndes Wunderland aus Raureif und Eiskristallen verwandelt. Kleine Rinnsale am Highwayrand sind zu spiegelnden Eisströmen erstarrt, darüber lacht bereits die Sonne von einem beinahe wolkenlosen Himmel. Die schneebedeckten Gipfel der Boulder Mountains bilden eine würdige Kulisse für die frostige Frühwintervorstellung.
Wir sind früh dran, es ist erst 8.00 Uhr als wir Torrey erreichen und den Aufbruch einer Gruppe Motorradfahrer mitbekommen, die bereits in voller Ledermontur ihre schweren Highwaycruiser vor einem Motel warm laufen lassen. Im Capitol Reef National Park gönnen wir uns den erneuten Halt am Panorama Point und den kurzen Abstecher zu den Goosenecks bevor wir am Visitor Centre stoppen, um uns nach dem Zustand der Cathedral Valley Loop Road zu erkundigen.

Goosenecks of the Sulphur Creek (das Foto ist von 2007, 2006 haben wir kein Foto geschossen – also ein wenig geschummelt

Das Visitor Centre ist gut besucht und einige Besuchergruppen in Wanderkluft umlagern die Rangerpulte. Unsere Frage nach der Passage der Fremont River Furt an der Hartnet Road beantwortet die Rangerin mit einer Gegenfrage. Was wir für ein Auto hätten und ob wir Erfahrung auf unbefestigten Strassen und bei der Querung von Flussbetten hätten. Wir berichten von unseren ‚Referenzen’, dass wir vor 2 Tagen in Canyonlands den Shafer Trail mit einem Trailblazer, im letzten Jahr eine muddy Cottonwood Canyon und House Rock Valley Road gemeistert hätten. „Try it“ ist ihre Antwort und sie händigt uns noch ein Faltblatt mit den Sehenswürdigkeiten des Cathedral Valleys aus und wünscht uns einen schönen Tag.
Etwa 11 Meilen östlich des Visitor Centres zweigt die markierte Hartnet Road nach Norden ab. Nach ca. 600 m stehen wir vor dem Fremont River und der Wasserstand lässt mir erst einmal das Herz in die Hose rutschen. Frank ist wagemutiger und als ich mich noch frage, wo die Strasse aus dem Flussbett hinausführt, pflügt unser Trailblazer schon in nordöstliche Richtung durch die Fluten des Fremont. Etwa 100 m weiter fährt Frank unser Fahrzeug vorsichtig aus dem steinigen Flussbett und schlägt ernsthaft eine erneute Durchfahrt für die Videokamera vor. Die Kamerafrau droht mit Streik und so setzen wir unsere Fahrt fort, weiter in Richtung der Bentonite Hills.

Die öde flache Landschaft wird schon bald von den farbenfrohen, hügeligen Badlands der Bentonite Hills abgelöst.
Von Weiss über Braun, Rot bis Purpurfarben sind in Bentonite alle farblichen Schichten vertreten. Vegetation findet man entlang dieser sanften Hügelketten keine, da die Pflanzenwurzeln das Quellen und Verfestigen des im trockenen Zustand lockeren Materials bei Niederschlägen nicht überleben. Wir brauchen uns heute ausnahmsweise mal nicht um Regen zu sorgen, nur wenige Wolken bringen Kontrast in den sattblauen Himmel. Am westlichen Horizont begrenzt die zerklüftete Waterpocket Fold die weitläufige Ödnis. Unser Auto bringt uns nach 9 Meilen zu den Bentonite Hills.

Hier windet sich die Strasse in sanften Kehren die Bentonite Hügel hinauf zu The Hartnet, einem Plateau über der South Desert.
Bis zum Abzweig des Lower South Desert Overlook (nach etwa 14 Meilen) haben wir noch kein anderes Fahrzeug gesehen und wir geniessen unseren Ausflug in diese menschenleere Weite. Den Trailblazer parken wir am Trailhead und folgen dem mit Steinmännchen markierten Pfad zu einem Aussichtspunkt. Auf einer Felsstufe, 120 m über dem Talgrund, überblicken wir das weitläufige Tal das parallel zur Waterpocket Fold verläuft.
Vom Talboden erheben sich die beeindruckenden Formationen des Temple und Jailhouse vor den Thousand Lake Mountains im Hintergrund. Zurück am Auto treffen wir auf ein weiteres Fahrzeug. Die Insassen steigen beim Anblick eines Trails direkt wieder ins Auto und fahren weiter. Wir geben ihnen noch ein wenig Vorsprung und brechen dann ebenfalls auf. Nach etwa 3 Meilen lassen wir den Trail zum Upper Cathedral Valley rechts liegen und biegen nach etwa 10 weiteren Meilen auf die Nebenpiste zum Upper South Desert Overlook ab. Hier treffen wir auf eine guided Tour, ein Outfitter aus Torrey führt zwei Franzosen. Wir folgen einem Pfad einen Hügel hoch und unvermittelt öffnet sich der Blick auf eine weitläufige Szenerie aus erodiertem Gestein.
Ein Vogel müsste man sein, um die gigantischen Ausmasse der Landschaft zu erkunden. Zu Fuss kann man hier tagelang umherstreifen ohne einem Menschen zu begegnen. Wir begnügen uns mit einem kleinen Aussichtsplateau, das man über einen etwas ausgesetzten Pfad erreicht, nehmen schweigsam das Gefühl von Grösse und Erhabenheit in uns auf, bevor wir mit dem Auto zum nächsten Viewpoint weiterfahren. Die Strasse zum Upper Cathedral Valley Overlook ist in einem miserablen Zustand.
Wir parken an der Kreuzung und laufen die halbe Meile zu Fuss. Am Parkplatz des Overlook treffen wir wieder auf den Guide aus Torrey, der in seinem Wagen luncht. Wir wechseln ein paar Worte und begegenen auf dem Trail zum Viewpoint den beiden Franzosen, die gerade auf dem Rückweg sind. Also haben wir diesen First-Class-Aussichtspunkt wieder für uns alleine, laufen an der Abbruchkante entlang und suchen den besten Standplatz für ein Foto.
Die Sonne ist mittlerweile hinter einigen Wolken verschwunden und es dauert eine Weile bis wir eine Wolkenlücke zum Fotographien und Filmen nutzen können. Frank turnt auf einem Plateau herum und hat es schwer, ohne Abzustürzen einen dornigen Strauch zu passieren um die Freifläche dahinter zu erreichen. Seine nicht gerade unscheinbare Statur ist in der weitläufigen Landschaft kaum auszumachen.
Im Tal ragen bis zu 150 m hohe majestätische Felskathedralen auf und reihen sich perlenkettengleich aneinander. Im Hintergrund erkennt man die massiven Felswände der Walls of Jericho. Die lunchenden Franzosen erinnern uns an unsere knurrenden Mägen.
Wir passieren verschiedene Abzweige, u.a. die Kreuzung mit der Thousand Lakes Mountain Road, die sich über eine sehr steinige Piste in alpine Höhen schraubt und via Forsyth Reservoir auf die State Road 72 bei Fremont trifft. Die 5 Stellplätze des Cathedral Valley Campgrounds liegen verlassen da. Wir nutzen einen der Picnic Tables zum Kochen und stärken uns in dieser einsamen, wilden Landschaft mit einer Portion Chef Boyardee Nudeln in Tomatensauce, packen nach dem Kochen unseren Müll ein und nach einem Besuch der Pit Toilet sind wir wieder on the Road. Wir fahren über steinige Serpentinen Richtung Lower Cathedral Valley ab, halten am Strassenrand um die Monolithen der Middle Desert zu bewundern, laufen querfeldein und platzieren uns vor den beeindruckenden Steintempeln.
Ein weiteres Fahrzeug fährt vorbei – die 3 Amerikaner die sich am South Desert Overlook als etwas fussfaul präsentierten sind jetzt wieder vor uns. Wir gönnen ihnen noch etwas Vorsprung, streifen durch die stachlige Vegetation zum Fusse der Felsgiganten und treffen auf vereinzelte, getrocknete Kuhfladen und fragen uns, wessen Rinder sich in dieses abgelegene Gebiet verirrt haben.
Für unser Auto ist jetzt Schluss mit lustig, die Strecke entwickelt sich langsam zu einer Rallye durch trockene Flussbetten. Immer wieder verliert sich die Strasse in Washes, das bedeutet vorsichtig abbremsen, Auto sachte ablassen, nach Felsbrocken Ausschau halten, auf der anderen Seite mit Gefühl aus dem Flussbett steuern und schnell Gas geben, da die Ränder der Washes teilweise ziemlich sandig sind.
Wir verlassen die Grenzen des Capitol Reef National Park, fahren auf kurviger und teilweise steiniger und ausgewaschener Strecke Richtung Caineville, queren unzählige Washes und möchten nur noch ankommen, an den bekannten Monolithen des Lower Cathedral Valleys. Zwischendurch verliert sich die Strasse völlig in einem Wash und wir fahren mehrere hundert Meter durch das felsige Bett des Wasserlaufs.
Als wir endlich in die Piste zum Temple of the Sun, Temple of the Moon einbiegen, bin ich schon ordentlich durchgerüttelt und erschöpft von den zahlreichen Washquerungen. Der Anblick der beiden 120 m hoch vom Talboden aufragenden Solitärfelsen belebt unseren Entdeckergeist. Schnell ist die Kamera geschnappt und wir springen aus dem Fahrzeug um uns die Steintempel aus der Nähe anzuschauen.
Die poetischen Namen -
Temple of the Sun und
Temple of the Moon – erinnern an geheimnisvolle Bräuche und Rituale. Wie mögen sich die Ureinwohner die Entstehung dieser Naturwunder erklärt haben? Vor lauter Begeisterung für die Kathedralen vergessen wir den Glass Mountain zu fotografieren und erinnern uns nur noch an die marmorartige Struktur der Felsen in der Umgebung. Nachdem die Fotos im Kasten sind prüft die Caineville Wash Road weiter die Leidensfähigkeit des Beifahrers.
Beim Stand von über 40 Wash-Querungen habe ich es irgendwann aufgegeben, die Flussbetten zu zählen, durch die wir heute gefahren sind. Frank ist noch immer guter Dinge und geniesst die Offroad-Einlagen sichtlich. Bei interessanten geologischen Features hält er immer wieder an. Mein Gesicht hellt sich erst wieder auf, als ich bei den Caineville Badlands immer wieder Hoodoos entdecke und am liebsten direkt loslaufen würde um die Gegend zu erforschen.
Mittlerweile ist es später Nachmittag und höchste Zeit für Asphalt unter den Rädern, da wir im Capitol Reef noch den Trail bis zur Hickman Bridge laufen wollten. Doch daraus wird vorläufig nichts, da wir auf den verbleibenden 16 Meilen von den Tempeln bis zum Highway noch immer durch die trockenen Wasserläufe der Caineville Wash Road rumpeln.
Im unteren Abschnitt fahren wir durch farbenfrohe Badlands
- ähnlich denen an der Hartnet Road und ich bin happy, als wir nach etwa 7 Stunden auf dem 57 Meilen Kurs des Cathedral Valleys bei Caineville auf den Highway 24 West einbiegen können. Für die Wanderung zur Hickman Bridge und Pectols Pyramid ist es heute zu spät, geplant ist die Übernachtung auf dem Campground der Calf Creek Recreation Area am Highway 12. Doch wir liebäugeln mit dem Fruita Campground und der Wanderung in den Morgenstunden. Das erledigt sich, als wir die Abfahrt zum Scenic Drive passieren und uns das „Campground full“-Schild entgegen lacht.
Jetzt heisst es Meilen machen, bis zur Recreation Area in der Nähe von Boulder ist es noch ein gutes Stück durch den Dixie National Forest. Dieser Abschnitt ist einer der schönsten und führt durch eine wunderbare Waldlandschaft aus Nadel- und Laubbäumen. Es dämmert bereits und zwischen Grover und Boulder sind mehr Rinder als Fahrzeuge unterwegs. Gelbe Flaggen an den Open Range-Verkehrsschildern signalisieren Gefahr und immer wieder werden wir von direkt neben der Strasse weidenden Kühen und Kälbern zum Anhalten gezwungen. An einem Viewpoint halten wir und geniessen bei beissender Kälte den Kontrast aus sattgrünen Wäldern, dem tiefblauen Wasser des Oak Creek und dem gelb-roten Gestein der weitläufigen Canyonlandschaften.
Ab Boulder sind es noch etwa 12 Meilen bis zur Calf Creek Recreation Area und wir liefern uns ein aussichtsloses Rennen mit der untergehenden Sonne. Im letzten Licht des Tages biegen wir in die Zufahrt zur Recreation Area ein und können unsere Hoffnung auf eine Campsite auf diesem beliebten Campground kurze Zeit später begraben. Alle Stellplätze incl. der 3 Walk-in-Sites für Zelte sind belegt und wir müssen noch weitere 15 Meilen fahren - bis nach Escalante. Inzwischen ist es so dunkel, dass wir von den grandiosen Landschaften der Escalante Canyons links und rechts der Strasse nichts mehr sehen. Wir erreichen Escalante und der kleine Ort liegt noch immer ziemlich verträumt am Rande eines grossartigen Naturparks, dem Grand Staircase Esclante National Monument. Die Fenster der wenigen Gastronomiebetriebe sind heimelig erleuchtet und die Escalante Outfitters vermieten schnuckelige Cabins.
Doch heute halten uns die gemütlichen Hüttchen nicht vom Zelten ab und wir und steuern unsere 2. Wahl für die Übernachtung an. Es ist der Escalante Petrified Forest State Park und wir bangen um einen freien Platz auf dem 22 Sites umfassenden Campground. Etwa 2 Meilen westlich von Escalante biegen wir in die befestigte Zufahrtsstrasse ein und erwischen einen der wenigen freien Stellplätze. Wieder einmal im Dunkeln errichten wir unser Zelt. Da es tratschnass direkt aus der Mülltüte kommt und wir ihm noch etwas Zeit zum Abtrocknen geben müssen, erledigen wir vor dem Einräumen der Schlafutensilien die Self Registration, entfachen ein Campfire und beginnen mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Nach dem Essen kümmert sich Frank um die Zelteinrichtung und ich gehe zum Geschirrspülen.
Die Dish-Washing-Station erinnert mehr an eine Zapfanlage und ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich das Spülbecken ist. Unser Platznachbar, ein Kanadier aus British Columbia beruhigt mich und beim Abwasch machen wir uns miteinander bekannt. Er und seine Frau stammen aus der Nähe von Kamlooops und sie sind mit zwei BMW-Motorrädern unterwegs. Am Campfire erzählen sie uns, dass sie mit den Bikes die Küstenstrasse via Washington und Oregon bis nach Kalifornien gefahren sind, anschliessend über Death Valley nach Las Vegas und zum Grand Canyon. Jetzt sind sie hier und wollen noch bis zum Bryce Canyon und anschliessend über Salt Lake City und die Rocky Mountains zurück nach Kanada. Nachdem wir noch eine Weile geplaudert haben, fallen wir hundemüde ins Zelt und schlafen bereits bevor die letzten Scheite unseres Campfires verglüht sind.
Übernachtung: Escalante Petrified Forest State Park 15 USD
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