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Die Dientes de Navarino auf der Isla Navarino im chilenischen Teil Feuerlands gelten als die südlichste Trekkingtour der Welt. Das stimmt wahrscheinlich, denn in der Antarktis kann man sicher auch schöne Touren machen, aber ausgewiesene Trekkingtouren sind mir dort nicht bekannt. Meine Tour durch die Dientes ist schon ein paar Jahre her, aber ich hatte bisher keine Zeit und Muße, etwas dazu zu schreiben.
Die Tour beginnt und endet in Puerto Williams auf der Isla Navarion südlich des Beagle-Kanals. Ich hatte damals beruflich in Chile zu tun und hatte eine Woche Isla Navarino vorgeschaltet. Die An- und Abreise sind recht aufwändig, aber das macht es umso spannender. Ich bin von Ushuaia nach Puerto Williams gekommen und dann nacher nach Punta Arenas gereist. In Ushuaia selbst muss man nicht unbedingt gewesen sein. Die Stadt ist recht touristisch, und man merkt den vielen Souvenirläden an, dass die meisten Touristen da zwar viel Geld, aber nicht unbedingt viel Geschmack haben. Recht schön für Tagestouren ist allerdings der Nationalpark Tierra del Fuego westlich der Stadt, leicht mit dem Sammeltaxi erreichbar.
Blick vom Cerro Guanaco im Parque Nacional Tierra del Fuego
Um nach Puerto Williams zu kommen, muss man den Beagle-Kanal überqueren. Eine Fähre gibt es nicht, die einzige Verbindung, die ich fand, war die mit Piratur. Die haben einen Zodiac für 6 Personen, mit dem sie mehrmals pro Woche einen Transfer für ca. 100€ anbieten. Das Ganze hat auf den ersten Blick den Charme einer Schlepperbande, scheint aber legal zu sein und hat bestens funktioniert. Allerdings hatten wir sehr gutes Wetter, bei Sturm kann das sicher heftig werden. Auf der Südseite des Beagle-Kanals kommt man zu einer chilenischen Grenzstation, wo man formal einreist. Die Leute von Piratur sind dort recht gerne gesehen, hatten auch massig Kuchen für die Grenzbeamten mitgebracht. Von da geht es noch ca. 40 km mit einem Kleinbus nach Puerto Williams. Puerto Williams ist das südlicheste Dorf der Welt und hat ca. 2000 Einwohner, sehenswert ist die Kirche und vor allem das Museo Antropológico Martin Gusinde. Sonst ist nicht viel los außer etwas Fischerei, Chile unterhält das Dorf hauptsächlich um gegenüber Argentinien zu dokumentieren, wem da was gehört.
Ruhiger Beagle-Kanal
Der Circuito Dientes de Navarino ist ca. 50-60 km lang, großenteils weglos, aber nicht wirklich schwer. Angeblich wurde er seinerzeit von etwa 50-100 Leuten pro Jahr gegangen. Es gibt einen deutschen Anbieter, der ihn für ziemlich viel Geld im Programm hat. Ganz allein traue ich mich nicht, den zu machen, und finde über Bekannte über ein paar Ecken Patto aus Puerto Williams, der sich für einen reellen Preis als Guide anbietet. Eigentlich ist er für mich primär eine Art Versicherung auf dieser einsamen Route. Wir teilen uns den Circuito in vier Etappen ein, das ist gut zu schaffen, man kann das sicher auch in drei Tagen machen. In Puerto Williams gibt es ein paar kleine Läden, in denen man Proviant kaufen kann. Wir sind Ende Februar unterwegs, also zum Ende des Südsommers.
25.2. Puerto Williams – Laguna del Salto
Wir starten am Ortsrand. Der Weg ist für das erste Stück noch gut zu erkennen, dann geht es eher weglos weiter. Die Markierung der Circuito ist etwas komisch. Es gibt ungefähe jeden Kilometer eine meterhohe Markierung, aber keine Markierungen dazwiscehn und auch kaum Steinmänner. Die großen Markierungen sieht mal teilweise erst, wenn man kurz davor steht, zumal sie teilweise quais im Wald stehen. Deren Sinn hat sich mir nicht so recht erschlossen. Aber mit der Karte findet man die Route auch, einen GPS-Track hatten wir nicht. Wir zelten an der Laguna del Salto – schöner Platz. Wasser gibt’s überall genug, und es ist problemlos trinkbar.
26.2. Laguna del Salto – Ventarron
Heute geht es etwas steiler über den Paso de los Dientos. Man sieht hier in Höhen deutlich unter 1000 Meter auch im Spätsommer noch ausgedehnte Schneefelder. Oben am Pass machen wir einen Abstecher auf einen der Vorgipfel, mit herrlicher Aussicht. Nach dem Pass hat man freie Sicht nach Süden. Man sieht hier den Lago Windhond, zu dem wohl auch eine Route führt, die aber über lange Strecken durch knietiefen Matsch führen soll. In der Ferne kann man Kap Hoorn ahnen.
Lago Windhond, dahinter irgendwo Kap Hoorn
Unser heutiger Zeltplatz trägt sehr klar die Handschrift des Bibers. In den 30er Jahren des ketzten Jahrhunderts hat wohl mal jemand 35 Biber nach Feuerland gebracht, um damit in den Pelzhandel einzzusteigen. Aber irgendwie kamen Pelze dann aus der Mode, und die Biber wurden freigelassen. Das haben sie durch eine explosionsartige Vermehrung gedankt, und das sieht man der Landschaft an vielen Stellen ziemlich stark an. Inzwischen gibt es eine Kopfprämie, aber die scheint nicht zu reichen – die Gegend ist halt sehr weit und abgelegen.
27.2. Ventarron – Laguna Martillo
Das Wetter war am Abend und in der Nacht etwas regnerisch, aber insgesamt hatten wir für patagonische Verhältnisse recht gutes Wetter. Die heutige Etappe ist recht leicht und kurz. Unterwegs stößt man immer wieder auf schöne Vegetation und kontemplative Nadelbäume. Ich bin kein Botaniker, möchte mich daher hier nicht um Namensnennungen bemühen.
Auch an der Laguna Martillo gibt es einen riesigen Biberbau – und irgendwann zeigt sich auch der zugehörige Biber. Für mich war das der erste Biber, den ich gesehen habe. Ob ich für den Biber auch der erste Mensch war, können wir nicht restlos klären – jedenfallls ist er neigierig und schwimmt sicher eine halbe Stunde in einem Abstand von 30 Metern Halbkreise um mich.
28.2. Laguna Martillo – Puerto Williams
Das Wetter ist heute wieder ziemlich gut, mit großartigen Aussichten. Die Route wird anfangs etwas matschig und geht dann recht steil ein Geröllfeld hinab. Die beiden Leute auf dem Foto sind ein chilenisches Paar. Die beiden waren die einzigen Leute, die wir unterwegs trafen, und sie blieben in unserer Nähe, weil sie sich der Route nicht sehr sicher waren. Das letzte Stück zur Straße wird nochmal recht steil, wir verlieren auch etwas den Weg und müssen uns durch einige Büsche zwängen. Unten auf der Straße kommt praktischerweise gerade ein Dorfbewohner vorbei, der uns auf dem Pickup mit ins Dorf nimmt. Abends lädt Patto, der hauptberuflich Fischer ist, mich zu sich nach Hause ein, und ich esse die größte und beste Portion Ceviche meines Lebens zur Vorspeise und die größte und beste Portion Kings Crab meines Lebens als Hauptgericht – ein Proteinschock groß genug für den Rest des Jahres.
Blick auf den Beagle-Kanal im Abstieg
Fazit:
Insgesamt war es eine großartige lohnende Tour – trotz oder vielleicht gerade auch wegen der komplizierten Anreise. Wenn man das mit anderen Trekkingtouren in Patagonien vergleicht, dann sind andere sicherlich sensationeller (z.B. das ‘O’ im Torres del Paine, schreibe ich bei Gelegenheit mal was drüber), aber der Reiz des Circuito Dientes de Navarino liegt eindeutig in der Landschaft und der Abgelegenheit.
Weiterreise:
Für die Weiterreise gibt es auch noch eine recht spannende Option: Einmal pro Woche fährt eine Fähre von Puerto Williams nach Punta Arenas. Die Fähre dient eigentlich der Versorgung des Dorfes, nimmt aber auch ein paar Passagiere mit. Sonderlich viel Komfort gibt es für die nicht, und das ist auch gut so. Dafür ist die Landschaft entlang der Route sensationell, und man sieht viele Albatrosse. Das Wetter während der 30-stündigen war recht wechselhaft und einen Teil der Landschaft verpasst mal hallt nachts, aber ich denke, dass das eine der schönsten Schiffsrouten der Welt ist. Bei mir hatte die Fähre übrigens bei der Abfahrt einen halben Tag Verspätung. Das kann wohl auch mal deutlich mehr sein - das Wetter da unten ist schon recht speziell.
Hoffe, es hat Euch gefallen!
Gerhard
(Sorry für die Bildersammlung im Anhang - keine Ahnung, wie ich die weg bekomme, der Editor und ich, wir verstehen uns nicht so ganz)
Die Tour beginnt und endet in Puerto Williams auf der Isla Navarion südlich des Beagle-Kanals. Ich hatte damals beruflich in Chile zu tun und hatte eine Woche Isla Navarino vorgeschaltet. Die An- und Abreise sind recht aufwändig, aber das macht es umso spannender. Ich bin von Ushuaia nach Puerto Williams gekommen und dann nacher nach Punta Arenas gereist. In Ushuaia selbst muss man nicht unbedingt gewesen sein. Die Stadt ist recht touristisch, und man merkt den vielen Souvenirläden an, dass die meisten Touristen da zwar viel Geld, aber nicht unbedingt viel Geschmack haben. Recht schön für Tagestouren ist allerdings der Nationalpark Tierra del Fuego westlich der Stadt, leicht mit dem Sammeltaxi erreichbar.
Blick vom Cerro Guanaco im Parque Nacional Tierra del Fuego
Um nach Puerto Williams zu kommen, muss man den Beagle-Kanal überqueren. Eine Fähre gibt es nicht, die einzige Verbindung, die ich fand, war die mit Piratur. Die haben einen Zodiac für 6 Personen, mit dem sie mehrmals pro Woche einen Transfer für ca. 100€ anbieten. Das Ganze hat auf den ersten Blick den Charme einer Schlepperbande, scheint aber legal zu sein und hat bestens funktioniert. Allerdings hatten wir sehr gutes Wetter, bei Sturm kann das sicher heftig werden. Auf der Südseite des Beagle-Kanals kommt man zu einer chilenischen Grenzstation, wo man formal einreist. Die Leute von Piratur sind dort recht gerne gesehen, hatten auch massig Kuchen für die Grenzbeamten mitgebracht. Von da geht es noch ca. 40 km mit einem Kleinbus nach Puerto Williams. Puerto Williams ist das südlicheste Dorf der Welt und hat ca. 2000 Einwohner, sehenswert ist die Kirche und vor allem das Museo Antropológico Martin Gusinde. Sonst ist nicht viel los außer etwas Fischerei, Chile unterhält das Dorf hauptsächlich um gegenüber Argentinien zu dokumentieren, wem da was gehört.
Ruhiger Beagle-Kanal
Der Circuito Dientes de Navarino ist ca. 50-60 km lang, großenteils weglos, aber nicht wirklich schwer. Angeblich wurde er seinerzeit von etwa 50-100 Leuten pro Jahr gegangen. Es gibt einen deutschen Anbieter, der ihn für ziemlich viel Geld im Programm hat. Ganz allein traue ich mich nicht, den zu machen, und finde über Bekannte über ein paar Ecken Patto aus Puerto Williams, der sich für einen reellen Preis als Guide anbietet. Eigentlich ist er für mich primär eine Art Versicherung auf dieser einsamen Route. Wir teilen uns den Circuito in vier Etappen ein, das ist gut zu schaffen, man kann das sicher auch in drei Tagen machen. In Puerto Williams gibt es ein paar kleine Läden, in denen man Proviant kaufen kann. Wir sind Ende Februar unterwegs, also zum Ende des Südsommers.
25.2. Puerto Williams – Laguna del Salto
Wir starten am Ortsrand. Der Weg ist für das erste Stück noch gut zu erkennen, dann geht es eher weglos weiter. Die Markierung der Circuito ist etwas komisch. Es gibt ungefähe jeden Kilometer eine meterhohe Markierung, aber keine Markierungen dazwiscehn und auch kaum Steinmänner. Die großen Markierungen sieht mal teilweise erst, wenn man kurz davor steht, zumal sie teilweise quais im Wald stehen. Deren Sinn hat sich mir nicht so recht erschlossen. Aber mit der Karte findet man die Route auch, einen GPS-Track hatten wir nicht. Wir zelten an der Laguna del Salto – schöner Platz. Wasser gibt’s überall genug, und es ist problemlos trinkbar.
26.2. Laguna del Salto – Ventarron
Heute geht es etwas steiler über den Paso de los Dientos. Man sieht hier in Höhen deutlich unter 1000 Meter auch im Spätsommer noch ausgedehnte Schneefelder. Oben am Pass machen wir einen Abstecher auf einen der Vorgipfel, mit herrlicher Aussicht. Nach dem Pass hat man freie Sicht nach Süden. Man sieht hier den Lago Windhond, zu dem wohl auch eine Route führt, die aber über lange Strecken durch knietiefen Matsch führen soll. In der Ferne kann man Kap Hoorn ahnen.
Lago Windhond, dahinter irgendwo Kap Hoorn
Unser heutiger Zeltplatz trägt sehr klar die Handschrift des Bibers. In den 30er Jahren des ketzten Jahrhunderts hat wohl mal jemand 35 Biber nach Feuerland gebracht, um damit in den Pelzhandel einzzusteigen. Aber irgendwie kamen Pelze dann aus der Mode, und die Biber wurden freigelassen. Das haben sie durch eine explosionsartige Vermehrung gedankt, und das sieht man der Landschaft an vielen Stellen ziemlich stark an. Inzwischen gibt es eine Kopfprämie, aber die scheint nicht zu reichen – die Gegend ist halt sehr weit und abgelegen.
27.2. Ventarron – Laguna Martillo
Das Wetter war am Abend und in der Nacht etwas regnerisch, aber insgesamt hatten wir für patagonische Verhältnisse recht gutes Wetter. Die heutige Etappe ist recht leicht und kurz. Unterwegs stößt man immer wieder auf schöne Vegetation und kontemplative Nadelbäume. Ich bin kein Botaniker, möchte mich daher hier nicht um Namensnennungen bemühen.
Auch an der Laguna Martillo gibt es einen riesigen Biberbau – und irgendwann zeigt sich auch der zugehörige Biber. Für mich war das der erste Biber, den ich gesehen habe. Ob ich für den Biber auch der erste Mensch war, können wir nicht restlos klären – jedenfallls ist er neigierig und schwimmt sicher eine halbe Stunde in einem Abstand von 30 Metern Halbkreise um mich.
28.2. Laguna Martillo – Puerto Williams
Das Wetter ist heute wieder ziemlich gut, mit großartigen Aussichten. Die Route wird anfangs etwas matschig und geht dann recht steil ein Geröllfeld hinab. Die beiden Leute auf dem Foto sind ein chilenisches Paar. Die beiden waren die einzigen Leute, die wir unterwegs trafen, und sie blieben in unserer Nähe, weil sie sich der Route nicht sehr sicher waren. Das letzte Stück zur Straße wird nochmal recht steil, wir verlieren auch etwas den Weg und müssen uns durch einige Büsche zwängen. Unten auf der Straße kommt praktischerweise gerade ein Dorfbewohner vorbei, der uns auf dem Pickup mit ins Dorf nimmt. Abends lädt Patto, der hauptberuflich Fischer ist, mich zu sich nach Hause ein, und ich esse die größte und beste Portion Ceviche meines Lebens zur Vorspeise und die größte und beste Portion Kings Crab meines Lebens als Hauptgericht – ein Proteinschock groß genug für den Rest des Jahres.
Blick auf den Beagle-Kanal im Abstieg
Fazit:
Insgesamt war es eine großartige lohnende Tour – trotz oder vielleicht gerade auch wegen der komplizierten Anreise. Wenn man das mit anderen Trekkingtouren in Patagonien vergleicht, dann sind andere sicherlich sensationeller (z.B. das ‘O’ im Torres del Paine, schreibe ich bei Gelegenheit mal was drüber), aber der Reiz des Circuito Dientes de Navarino liegt eindeutig in der Landschaft und der Abgelegenheit.
Weiterreise:
Für die Weiterreise gibt es auch noch eine recht spannende Option: Einmal pro Woche fährt eine Fähre von Puerto Williams nach Punta Arenas. Die Fähre dient eigentlich der Versorgung des Dorfes, nimmt aber auch ein paar Passagiere mit. Sonderlich viel Komfort gibt es für die nicht, und das ist auch gut so. Dafür ist die Landschaft entlang der Route sensationell, und man sieht viele Albatrosse. Das Wetter während der 30-stündigen war recht wechselhaft und einen Teil der Landschaft verpasst mal hallt nachts, aber ich denke, dass das eine der schönsten Schiffsrouten der Welt ist. Bei mir hatte die Fähre übrigens bei der Abfahrt einen halben Tag Verspätung. Das kann wohl auch mal deutlich mehr sein - das Wetter da unten ist schon recht speziell.
Hoffe, es hat Euch gefallen!
Gerhard
(Sorry für die Bildersammlung im Anhang - keine Ahnung, wie ich die weg bekomme, der Editor und ich, wir verstehen uns nicht so ganz)
Kommentar