[MN] Gescheiterte Kanutour in der Nordmongolei

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  • begbaatar
    Anfänger im Forum
    • 26.02.2017
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    • Meine Reisen

    [MN] Gescheiterte Kanutour in der Nordmongolei

    Tourentyp
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    Mitreisende


    ​​
    Prolog


    Die Idee für eine 600 km-Kanutour auf den Flüssen Eg und Selenge in der Nordmongolei entstand schon vor ein paar Jahren, aber so richtig konkret wurde es erst als ich im Herbst 2018 in die Mongolei umzog und meinen Ally-Faltkanadier mit rüberbrachte. Ich fing an Karten und Berichte von Paddlern zu studieren. Auf der Faltboot-Wiki findet sich sogar eine brauchbare Streckenbeschreibung.

    Im darauffolgenden Sommer kam dann mein Vater spontan zu Besuch und ich musste den Trip um ein Jahr verschieben. Angesichts der damals herrschenden Hochwasserstände aufgrund anhaltender sintflutartiger Regenfälle war das vielleicht gar nicht so schlecht. Im Corona-Sommer 2020 sollte es dann so weit sein. Doch wieder schien alles bereits im Vorfeld auseinander zu fallen. Mein Kompagnon Tushig, der fest zugesagt hatte mitzukommen, war plötzlich nicht mehr zu erreichen. Aber der Urlaub war beantragt und das Zeitfenster war knapp, weil meine Freundin schwanger und das Baby auf dem Weg war. Nach Wochen des Bangens fand ich in Brett einen großartigen Reisepartner. Eine Woche vor dem geplanten Reisebeginn erfuhr ich dann, dass wir eine spezielle Grenzgenehmigung benötigen, da wir auf manchen Flusspassagen der russischen Grenze recht nahekommen würden. Trotz guter Kontakte in höhere Etagen des Hauptquartiers der Grenztruppen bekam ich die Genehmigung erst nach langem Hin und Her am Tag vor der Abreise.

    Teil 1: Mit dem Kanu auf dem Eg

    Am Abend des ersten Julis stiegen wir in Ulaanbaatar mit Unmengen von Gepäck in den Nachtzug nach Erdenet. Wir hatten vier Sitzplätze gekauft – ein ganzes Abteil – um alles unterzubringen. Trotzdem schauten die barschen Zugbegleiterinnen argwöhnisch und leicht genervt als wir das ganze Gerödel nach und nach in den Zug hievten.

    Früh am nächsten Morgen wartete bei Einfahrt des Zuges unser Taxifahrer Ganbold (der uns schon bei einer Packrafttour auf dem Orkhon einen Monat zuvor hervorragende Dienste geleistet hatte) wie abgemacht mit seinem japanischen Kleinwagen auf uns. Wider Erwarten passte unser sämtliches Equipment samt wir beiden langen Lulatsche in die kleine Karre. Und so konnte die Reise ohne große Verzögerungen weitergehen, erstmal ins 400 km entfernte Provinzzentrum Mörön, wo wir uns noch mal registrieren und unsere Grenzgenehmigung abstempeln lassen mussten. Das war am späten Nachmittag auch alles erledigt und wir fuhren die letzten 100 km nach Khatgal am Südufer des Khövsgöl-Sees, wo unsere Paddeltour beginnen sollte.

    Den ganzen Tag über hatte hervorragendes Wetter geherrscht, aber als wir uns über einen letzten Pass unserem Zielort näherten verfinsterte sich der Himmel zunehmend und es fing an zu regnen. In einen Dorfladen kauften wir noch zwei Paletten Bier, Brot und eine Art Butter und suchten dann eine Zufahrt zum Seeufer. Alles war sehr matschig und es dauerte etwas, bis wir eine passende Stelle gefunden hatten. Wir verabschiedeten Ganbold und machten uns daran das Kanu aufzubauen. Ich hatte das ja schon länger nicht mehr gemacht und es dauerte eine ganze Weile bis wir, unter den interessierten Blicken und begleitet von klugen Kommentaren einer Urlauber-Familie soweit waren. Es war schon Abend geworden als wir das schwer beladene Boot vom Ufer abstießen und Richtung Seeausgang paddelten.



    ​​
    ​​​​Nach etwa zwei Stunden fanden wir eine gute Übernachtungsstelle, die nicht privat und abgezäunt war und hievten das ganze Gepäck wieder an Land. Eigentlich für die Mongolei ziemlich untypisch, haben irgendwelche reichen Menschen reihenweise Seegrundstücke (im Nationalpark wohlgemerkt) gekauft und sich mächtige Blockhäuser dahingesetzt. Mit rechten Dingen geht das nicht zu!



    Am nächsten Morgen verließen wir dann nach einem leckeren Frühstück den See und unterquerten die Brücke südlich von Khatgal. Jetzt waren wir auf dem Fluss Eg, dem wir über 500 km folgen wollten bis zu seiner Mündung in die Selenge, auf der wir dann bis zu unserem Ziel Khyalganat weiter paddeln wollten. Bereits kurz nach der Brücke stellten wir fest, dass der Eg nicht besonders viel Wasser führte und wir um Bodenkontakt zu vermeiden, tunlichst versuchen mussten immer in der Hauptströmung zu fahren. Der Fluss teilte sich am laufenden Band in zwei, drei, vier und mehr Arme auf, die wenige hundert Meter später wieder zusammenkamen und sich kurz darauf wieder verzweigten.





    Gegen Mittag des nächsten Tages erreichen wir das Sum-Zentrum Alag-Erdene und halten in der Nähe der Brücke. Wir laufen einen Kilometer ins Dorf und kaufen Bier und Schokolade und ein paar Kleinigkeiten.



    Der Fluss fließt hier durch ein weites Tal, Jurten sind wenige zu sehen, aber viele Yaks, Pferde und Ziegen weiden hier. Die Tiere reagieren mit Neugier auf uns. Am Nachmittag verfinstert sich der Himmel zunehmend und wir schlagen nach einigem Suchen ein Lager in der Nähe eines Weidenwäldchens auf. Es regnet stundenlang ohne Unterlass und wir sitzen unter dem Tarp und trinken Rotwein und kochen ein feines Linsensüppchen.







    Hinter Alag-Erdene wird das Tal zunehmend enger. Wir sind überrascht bereits hier auf einige Wildwasserpassagen zu stoßen. Wir finden am frühen Abend einen wunderschönen Lagerplatz an einer Flussschleife mit einem bewaldeten Berg. Es gibt Grillwurst zum Abendessen und wir sitzen noch lange am Feuer.









    Der nächste Tag führt uns zunächst durch eine wundervolle Canyonstrecke. Danach durch ein Tal mit vereinzelten Jurten. Gegen Mittag hielten wir an, um ein Bier zu trinken, und gingen dann zu einer nahen Jurte hinauf. Die Familie war gerade dabei die Schafe zu scheren. Einer der Schafböcke hatte vier Hörner (leider kein Foto gemacht). Der ausgemergelte kleine Hausherr ließ es sich nicht nehmen uns zu einem Tee herein zu bitten. Er erzählte von der weiteren Strecke und den Leuten die dort wohnten. Vielleicht könnten wir von den Söhnen eines entfernteren Nachbarn ein paar Fische kaufen. Noch nie hatten sie Kanuten den Fluss runterkommen sehen. Überhaupt eine recht einsame Gegend.

    Später wurde das Tal breiter und besiedelter. Irgendwann waren wir müde und begannen nach einem Lagerplatz Ausschau zu halten. Da wir am nächsten Tag einen ersten Rasttag einlegen wollten, waren wir besonders wählerisch. Der Platz sollte abgelegen, ohne Fahrweg-Zugang, geschützt und hübsch sein, und natürlich mit Holz zum Feuer machen. Drei Vier mal hielten wir an und schauten uns um, aber irgendwas störte immer. So ging der Nachmittag in den Abend über und wir paddelten trotz zunehmender Erschöpfung immer weiter – dem perfekten Lagerplatz entgegen. Wir hatten beide das Gefühl, dass das Gefälle des Flusses zunahm. Die meiste Zeit über war der Fluss aber zahm, nur gelegentlich gab es etwas wildere kurze Passagen.

    Wir sahen Weißwasser und eine Art Hindernis auf uns zukommen, und hätten locker Gelegenheit gehabt anzuhalten, um uns den Sachverhalt vom Ufer aus in Ruhe anzuschauen. Dann war es zu spät, anhalten war nicht mehr möglich. Wir hatten ohnehin schon Wasser im Boot, nun nahmen wir noch mehr auf, das Boot war gefühlt halbvoll… So konnten wir nur mühsam manövrieren und der Baumwurzel die sich im Flusslauf verfangen hatte nicht ausweichen. Stattdessen schlug es uns genau quer dagegen. Alles ging ganz schnell. Das Alugestänge des Faltkanadiers wickelte sich wie Butter um die Wurzel. Das Wasser war reißend aber zum Glück nicht tief. Die Entscheidung fast das gesamte Gepäck aneinander, aber nicht am Boot festzubinden, erwies sich als gut.

    Ich konnte das Gepäck an Land ziehen, während Brett seine Kameratasche loszuschneiden versuchte, die er am vorderen Querspant festgebunden hatte. Lediglich die große Kanutonne trieb ab, ich hinterher, weiter unten war es enorm schlammig. Schwimmen ging nicht und laufen war auch kaum möglich. Trotzdem konnte ich die Tonne erreichen und an Land bringen. Ein Angler saß ca. 50m unterhalb der Stelle unseres Malheurs und beobachtete unser Treiben mit beiläufigem Interesse.





    Nun galt es das Kanu zu bergen. Es war zu zwei Dritteln unter Wasser gedrückt und der Druck war so groß, dass ich es unmöglich rausziehen konnte. Es gelang mir fast das gesamte Gestänge und dann auch die Matte rauszuziehen und nach und nach an Land zu werfen. Als nächstes versuchte ich ein Seil um die Bootshaut zu ziehen, damit wir diese mit vereinten Kräften rausholen konnten. Dies erwies sich als schwierig. Zudem stieß ich dabei unter Wasser auf etwas talgig-schmieriges. Dies entpuppte sich als eine tote Kuh, die sich bereits vor geraumer Zeit an der Baumwurzel verfangen haben musste. Das Kanu war also quasi um die Kuh gewickelt. Was für ein Pech! Mit einiger Überwindung gelang es mir das Seil zwischen Bootshaut und Kuhkadaver durchzuziehen.

    Mittlerweile hatte sich der Angler zu Brett ans Ufer gesellt und ein etwa 14-jähriger Junge auf einem Pferd, der zu einem Ail gehörte, dass in der Nähe stand. Den Rest des Kanus mit dem Pferd aus dem Wasser zu ziehen klappte nicht und auch mehrere Versuche mit vereinten Kräften scheiterten zunächst. Als ich es schon fast aufgeben wollte, klappte es schließlich doch die Bootshaut an Land zu ziehen. Leider ging bei der Aktion Bretts Gopro verloren, mit der er den bisherigen Reiseverlauf dokumentiert hatte. Zudem mein linker Croc. Ansonsten war alles heil und einigermaßen trocken geblieben.

    Wir begannen die Bootsteile und das restliche Gepäck die Böschung herauf zu bringen. Der Angler, ein ca 50-jähriger Herr mit Pferdeschwanz aus UB, beharrte darauf uns erstmal einen Kaffee zu kochen. Selbstgemahlen, schwarz und stark. und gleich noch einen Zweiten…. Er war mit seiner leicht weinerlichen Tochter und dem zukünftigen Schwiegersohn, einem schwer tätowierten Hiphop-Produzenten, auf einer Angeltour quer durchs Land.

    Natürlich waren wir geschockt und traurig über das jähe Ende unserer Paddeltour. Das Boot hatte Totalschaden, das war offensichtlich. Wir bauten unser Lager auf und begannen damit unseren Biervorrat zu dezimieren. Zur Feier des Tages kochten wir ein fantastisches Thaicurry mit Rindfleisch und Trockengemüse. Die Kinder des benachbarten Ails waren froh über die Abwechslung und lungerten bis spät in die Nacht hinein bei uns herum (Später sollte ich dann feststellen, dass mein geliebter Flachmann und meine Powerbank fehlten).



    Der nächste Tag war sehr heiß. Wir suchten flussabwärts mehrere Kilometer nach der Gopro und meinem Schuh, aber vergeblich… Am Abend zuvor hatte uns der älteste Sohn des Ails versprochen, jemanden zu finden, der uns und unser Gepäck, sowie das zerstörte Boot nach Mörön oder zumindest zu einer etwa 10 Km entfernten Quelle fuhr, wo viele Leute campierten. Aber früh am nächsten Morgen war er schon verschwunden, nach Khankh am Nordufer des Khövsgölsees zu seiner zukünftigen Braut.

    Am Nachmittag des folgenden Tages hielt ich einen kleinen schwer beladenen Lastwagen an. Der Fahrer willigte ein, uns ins etwa 50 km entfernte Provinzzentrum Mörön zu fahren, sobald er sein Holz abgeladen hatte. Nach anderthalb Stunden kam er zurück und mit einigen Abstechern bretterten wir Mörön entgegen und einer ungewissen Fortführung unserer Reise….

    [Fortsetzung folgt]






    ​​
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    Zuletzt geändert von begbaatar; 24.01.2022, 13:00.

  • begbaatar
    Anfänger im Forum
    • 26.02.2017
    • 28
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Irgendwie hatte ich mir das Erstellen eines Reiseberichts leichter vorgestellt. Mit den Bildern scheint das irgendwie nicht hinzuhauen und diese ganzen doppelten Anhänge sind auch nicht schön. Löschen kann ich da auch nix mehr. Ich werde mal versuchen den ganzen Beitrag löschen zu lassen und das bei Gelegenheit mit etwas besserer Vorbereitung noch mal zu versuchen...

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    • sibirier
      Dauerbesucher
      • 17.10.2010
      • 881
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Wir werden darauf warten Eine interessante Gegend!
      https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

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      • Bambus
        Fuchs
        • 31.10.2017
        • 1939
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Freu mich auch schon drauf, die Gegend ist eh meine Ziel für Frühsommer 2022 ...
        Zuletzt geändert von Bambus; 23.01.2022, 19:55.

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        • ApoC

          Moderator
          Lebt im Forum
          • 02.04.2009
          • 6609
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Hier gibt es eine Anleitung zu den Bildern und ja: das ist etwas tricky:

          https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...s-in-berichten

          Kommentar


          • TilmannG
            Fuchs
            • 29.10.2013
            • 1380
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Kurz konnte ich mal ein paar Fotos hier sehen...Es würde mich freuen, wenn du stur und tapfer durchhälst!
            Grüße von Tilmann
            http://www.foto-tilmann-graner.de/

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            • Torres
              Freak

              Liebt das Forum
              • 16.08.2008
              • 32315
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Das ist auch ohne Bilder spannend!
              Oha.
              (Norddeutsche Panikattacke)

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              • ronaldo
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 24.01.2011
                • 12955
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Isses. Tote Kuh unterm Kanu, geh weida...

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                • begbaatar
                  Anfänger im Forum
                  • 26.02.2017
                  • 28
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  So, scheint jetzt geklappt zu haben mit den Fotos. Danke an alle für die aufmunternden Worte!

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                  • begbaatar
                    Anfänger im Forum
                    • 26.02.2017
                    • 28
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Zitat von Bambus Beitrag anzeigen
                    Freu mich auch schon drauf, die Gegend ist eh meine Ziel für Frühsommer 2022 ...
                    Oh, cool. Was hast du denn dort geplant? Ich werde sicher im Juli auch noch mal in der Gegend unterwegs sein.

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                    • qwertzui
                      Alter Hase
                      • 17.07.2013
                      • 3152
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Das sind die Geschichten, die man noch nach Jahrzehnten erzählen kann: Damals als ich in der Mongolei fast wegen einer Kuh ertrunken wäre.

                      Die Fotos sind
                      ​​​​​​​danke, dass du es weiter versucht hast

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                      • Bambus
                        Fuchs
                        • 31.10.2017
                        • 1939
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                        • Meine Reisen

                        #12
                        Zitat von begbaatar Beitrag anzeigen

                        Oh, cool. Was hast du denn dort geplant? Ich werde sicher im Juli auch noch mal in der Gegend unterwegs sein.
                        ein paar Wochen zu Pferd durch die Berge westlich von Renchinlkhümbe und/oder durch das Ulaantaiga Reservat. Oder, wenn beides wegen der Grenznähe zu Ru zu schwierig wird weiter südlich durch das Gebirge westlich von Charchorin (vom Khangain Nuruu bis zu den Tarvagatai-Bergen).
                        Rest per PM.

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                        • Spartaner
                          Lebt im Forum
                          • 24.01.2011
                          • 5390
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Zitat von begbaatar Beitrag anzeigen
                          Eine Woche vor dem geplanten Reisebeginn erfuhr ich dann, dass wir eine spezielle Grenzgenehmigung benötigen, da wir auf manchen Flusspassagen der russischen Grenze recht nahekommen würden. Trotz guter Kontakte in höhere Etagen des Hauptquartiers der Grenztruppen bekam ich die Genehmigung erst nach langem Hin und Her am Tag vor der Abreise.
                          Die spinnen, die Römer!
                          Die Grenze ist doch mindestens 70km von eurer geplanten Paddelstrecke entfernt gewesen.

                          Zitat von begbaatar Beitrag anzeigen
                          Wir sahen Weißwasser und eine Art Hindernis auf uns zukommen, und hätten locker Gelegenheit gehabt anzuhalten, um uns den Sachverhalt vom Ufer aus in Ruhe anzuschauen. Dann war es zu spät, anhalten war nicht mehr möglich. Wir hatten ohnehin schon Wasser im Boot, nun nahmen wir noch mehr auf, das Boot war gefühlt halbvoll… So konnten wir nur mühsam manövrieren und der Baumwurzel die sich im Flusslauf verfangen hatte nicht ausweichen. Stattdessen schlug es uns genau quer dagegen. Alles ging ganz schnell. Das Alugestänge des Faltkanadiers wickelte sich wie Butter um die Wurzel. Das Wasser war reißend aber zum Glück nicht tief. Die Entscheidung fast das gesamte Gepäck aneinander, aber nicht am Boot festzubinden, erwies sich als gut.
                          Hattet ihr denn die Spritzdecke nicht über das Boot gespannt?
                          Ihr hattet sie ja mit und die hält das viele Wasser normalerweise zuverlässig draußen.

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                          • atlinblau
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                            • 10.06.2007
                            • 5235
                            • Privat

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                            #14
                            Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                            Isses. Tote Kuh unterm Kanu, geh weida...
                            Handbreit Wasser unter dem Kiel reicht für Faltkanadier und -boote.
                            Die Häute müssen nicht geschmiert werden...

                            Zitat von begbaatar Beitrag anzeigen
                            Wir hatten ohnehin schon Wasser im Boot, nun nahmen wir noch mehr auf, das Boot war gefühlt halbvoll… So konnten wir nur mühsam manövrieren und der Baumwurzel die sich im Flusslauf verfangen hatte nicht ausweichen.
                            Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                            Hattet ihr denn die Spritzdecke nicht über das Boot gespannt?
                            Ihr hattet sie ja mit und die hält das viele Wasser normalerweise zuverlässig draußen.
                            Würde mich auch interessieren...

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                              Fuchs
                              • 10.07.2008
                              • 2381
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Oha! Das klang nach einem spannenden Unternehmen.
                              Dumm gelaufen - aber doch relativ gut ausgegangen.
                              Zumindest ohne Personenschaden.
                              Bin gespannt, was es aus der Mongolei in nächster Zeit noch zu berichten gibt, wenn du da jetzt wohnst!

                              Kommentar


                              • begbaatar
                                Anfänger im Forum
                                • 26.02.2017
                                • 28
                                • Privat

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                                #16
                                Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen

                                Die spinnen, die Römer!
                                Die Grenze ist doch mindestens 70km von eurer geplanten Paddelstrecke entfernt gewesen.
                                Ja, da sind die ein bisschen empfindlich. Am Eg-Üür Zusammenfluss wären wir Luftlinie noch 50 km von der Grenze entfernt gewesen, ansonsten auf der gesamten Strecke noch deutlich weiter. Wegen der Corona-Lage wollten wir auf Nummer sicher gehen. Das ganze Jahr über wurden Ausländer auf dem Land schon mit einem gewissen Argwohn betrachtet. Überall wurden wir gefragt, wie wir überhaupt ins Land gekommen sind, da die Grenzen ja zu waren.

                                Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                Hattet ihr denn die Spritzdecke nicht über das Boot gespannt?
                                Ihr hattet sie ja mit und die hält das viele Wasser normalerweise zuverlässig draußen.
                                Gute Frage! Wir haben das gar nicht ausprobiert, ob wir die Spritzdecke über die ganze Ladung überhaupt drüber gespannt bekommen hätten. Ich bin auch ziemlich groß, und kriege sitzend die Knie kaum darunter. Mitgenommen hatten wir sie hauptsächlich für Regentage, die im Juli ja in der Region keine Seltenheit sind. Der Fluss hat auf seiner ganzen Strecke relativ wenig wildere Passagen. Der Unfall war insgesamt eher ein Zusammenspiel aus Übermüdung und unzureichenden Paddelfähigkeiten. Hätten wir angehalten und die Situation in Ruhe betrachtet, wäre das nicht passiert. Nächstes Mal nehme ich definitiv weniger Gepäck mit und ziehe vor wilderen Passagen die Spritzdecke auf.

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                                • begbaatar
                                  Anfänger im Forum
                                  • 26.02.2017
                                  • 28
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Teil 2: Unterwegs im Tsagaan Üür Soum

                                  Nachdem unser Boot auf dem Eg zwischen Alag-Erdene und Tünel zertrümmert worden war, schafften wir es mit Hilfe von netten Menschen mitsamt unserem beträchtlichen Gepäck zurück in die Provinzhauptstadt Mörön zu kommen. Hier wollten wir uns sammeln und überlegen wie die Reise weitergehen könnte. Abzubrechen war jedenfalls keine Option!

                                  Da die Stimmung der Behörden aufgrund der Coronasituation etwas angespannt war, beschlossen wir weiter Richtung Nordosten, in den Soum (administrative Einheit, entspricht etwa dem deutschen Kreis) Tsagaan-Üür zu reisen. Unsere Grenzgenehmigung deckte dieses Gebiet ab, da würde es am wenigsten Probleme geben. Zudem befindet sich dort die sagenumwobene Höhle Dayan Deerkh, von der ich vor 18 Jahren zum ersten Mal gehört hatte, als ich zu Forschungszwecken in der Region war.

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ID: 3109796


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                                  "Onkel" Zorigoo, der sich unserer schließlich erbarmte, stellte sich als Glücksfall raus, da er uns über den bloßen Transport hinaus, auch noch beherbergte und sich vor Ort als local guide und Fahrer zur Verfügung stellte. Er war auf dem Weg zu seiner Mutter, die am Dorfrand in einem winzigen Häuschen lebt.

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                                  Am nächsten Tag - nicht allzu früh - fuhren wir dann mit Zorigoo und seiner Mutter zum etwa 40 km entfernten Kloster Dayan Deerkh, oder dem was davon übrig war. Wie die meisten anderen Klöster der Mongolei war es Mitte der 1930er Jahre von eifrigen Schergen Stalins komplett zerstört und in den 1990er Jahren nur in sehr geringem Umfang wiederaufgebaut worden. Dayan Deerkh ist eine lokale Gottheit mit beträchtlicher Ausstrahlungskraft weit über den Khövsgöl-Aimag hinaus und wird von Schamanen sämtlicher Couleur, Buddhisten und normalen Bürgern gleichermaßen verehrt. Hier sollte unsere Wanderung zum Höhlenheiligtum des Dayan Deerkh beginnen. Die Höhle ist das eigentliche Zentrum des Dayan Deerkh Kults, das Kloster war erst später errichtet worden um dem Ganzen einen buddhistisch akzeptablen Anstrich zu geben.

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