[US] Rae Lakes Loop, Kings Canyon NP, Kalifornien

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • fechter
    Erfahren
    • 28.07.2005
    • 114

    • Meine Reisen

    [US] Rae Lakes Loop, Kings Canyon NP, Kalifornien

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende

    Rae Lakes Loop in Sequoia & Kings Canyon NP

    Juni 2021

    Bisher have ich ja vor allem ueber unsere kuerzeren Wochenendtouren an der Westkueste geschrieben Mit dieser Tour wird es jetzt auch fuer US-Urlauber interessante: eine mehrtaegige Wanderung, die aber auch noch in die Planung fuer eine Rundreise passt. Die Kernstrecke wird normalerweise in 4-5 Tagen gemacht, wir haben etwas mehr Zeit und wollen ein paar kleine Abstecher bzw Rasttage machen: das Sixty Lakes Basin schaut recht verlockend aus. Und wir sind ja auf Urlaub.

    Auf der positiven Seite: der Rae Lakes Loop ist etwa 41 Meilen lang (66km) und ein Rundkurs, was die Logistik sehr vereinfacht. Im Sommer ist der Weg technisch einfach, auch wenn die generelle Hoehenlage und der Anstieg von gut 1500m vom Parkplatz bis zum hoechsten Punkt (Glen Pass, 3651m und leider knapp unter 12000 feet) zumindest etwas Ausdauer erfordern. Frueh und spaet in der Saison erhoeht Schnee den Schwierigkeitsgrad sehr deutlich. Die Runde fuehrt durch eine aeusserst beeindruckend Region der Sierra Nevada - und wegen sehr knappen Quoten kann man auch nicht von einer ueberlaufenen Route reden (25 Leute/Tag & Richtung + PCTler, je nach Saison).

    Auf der negativen Seite - SEKIS ist etwas abgelegen (Fresno als naechstgroessere Stadt ist wirklich keine Touristenattraktion), und die knappen Permits erschweren die Planung ziemlich.

    Permits

    An sich ueber Recreation.gov, und werden sechs Monate vor Tourstart verfuegbar. Kosten sind bei 15$ +5$ pro Peson ueberschaubar, allerdings sind nur etwa 20 Personen pro Tag erlaubt. Permits sind ‘richtungsspezifisch - die populaere Option ist im Uhrzeigersinn, aber auch die umgekehrte Richtung hat Vorteile - siehe den Reisebericht hier. Bei der Registrierung muss man die geplanten Zeltplaetze angeben - in Wahrheit kuemmert sich da aber niemand darum. Beim Abholen der Permits bei der Ranger Station diskutiert man die geplante Strecke aber am besten nochmal mit den Experten dort, um sich an die aktuelle Situation (Baeren, Wasserstand in den Baechen/Furten) anzupassen. Fuer mutige: 5 permits pro Tag sind fuer 'walk-ups' reserviert.

    permits

    Wie immer: der Nationalpark selbst kostet auch Eintritt. Wir sind Jahreskartenbesitzer fuer das gesamte Nationalparknetzwerk (ueberschaubare 80$, gilt fuer jeweils ein Auto voll mit Leuten). Fuer Pensionisten gibt es um 80$ einen lifetime pass, ansonsten halt 35$ pro Auto (inkl Insassen) oder 20$ / Person und Besuch. Persoenlich halte ich diese Betraege fuer eine sinnvolle Spende fuer ein grossartiges Naturschutzprojekt.

    Geheimtrick: wenn man etwas mehr Zeit hat als die ueblichen 4-5 Tage fuer die klassische Tour, dann kann man die Quotenlimits umgehen, indem man ueber den Kearsarge Pass (hier) einsteigt. Dort gelten die Quoten von Inyo NP, die entspannter sind. Siehe auch das Video von Chris im Nachbarthread. Wir muessen mal unsere GPS tracks vergleichen, aber ich glaube, wir sind keine 200m weit aneinander vorbei gelaufen.

    Fuer die ganz harten Trailrunner: man kann den Loop in unter 24h laufen, dann braucht man natuerlich kein Permit. youtube. Das gleiche gilt auch fuer Tageswanderungen rund um den trail head.

    Anreise

    Wir uebernachteten in Fresno nach einer Vorbereitungstour in Desolation Wilderness. Fuer den Starttag bleiben also ungefaehr 90 Minuten Fahrzeit bis zum Roads End trailhead. Eine Warnung: das permit muss vor 10:00 (oder am Vortag) abgeholt werden, danach kann es an walk-ups abgegeben werden. Kurz anrufen oder vorher eine Email schicken hilft dabei Enttaeuschungen zu vermeiden. Wir schnappen uns im Hotel kurz nach Sonnenaufgang noch einen Kaffee und etwas Fruehstueck, fuellen den Tank (keine Tankstellen im Park) und besorgen gleichzeitig eine fehlende Sonnenbrille, wie immer sind wir dann trotzdem etwas spaeter dran als geplant.

    Der uebliche schnelle Anstieg aus der Ebene in die Berge laesst die Ohren poppen, und dann geht es mit gemuetlichem Tempo durch den Kings Canyon NP. Wenn man an den unwirklich grossen Sequoias Interesse hat, lohnt sich ein kurzer Stopp - es kommt Avatar-Atmosphaere auf. Wir heben uns ‘General Grant’ (der zweitgroesste Mammutbaum) fuer die Rueckfahrt auf, ‘General Sherman’ in Sequoia, der groesste, ist etwas zu weit ab vom Weg. Warum die Namen? Cleveres Marketing noch bevor der Park gegruendet wuerde: wer wuerde es denn wagen, Baeume umzuschneiden, die nach Kriegshelden benannt sind? Die gewaltigen Schluchten entlang der Strassen sind eine gute Einstimmung auf die kommende Woche.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3585.jpg
Ansichten: 335
Größe: 241,6 KB
ID: 3068744

    Als Warnung: Sequoia & Kings Canyon (SEKIS) erstrecken sich ueber etwa 3500 km2, sind also deutlich groesser als das Burgenland in Oesterreich, oder fuer die Nachbarn: das Saarland, bzw Luxemburg. Am falschen Ende des Parks ankommen ist also tatsaechlich ein (Zeit)Problem, und wahrscheinlich wird eine Reise nicht genug sein, um den Park ernsthaft zu erkunden bzw alle Sehenswuerdigkeiten ab zu haken.

    Ausruestung

    Siehe klopapierlos und mit einem ‘happy bottom’ unterwegs.


    Tag 1, 21. Juni 2021


    Road’s End Ranger Station

    Der Parkplatz ist relativ weitlaeufig, wir parken das Auto in der Naehe des Bachs. Vermutlich haetten wir eigentlich das over night parking verwenden sollen, aber egal. Wir wiegen die Ruckaecke bei der Station, netterweise gibt es hier auch noch einen Wasserhahn um die Flaschen zu fuellen, sowie ein Plumpsklo.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3587.jpg
Ansichten: 311
Größe: 384,2 KB
ID: 3068737

    Der noch recht junge Ranger (‘I did an internship at Pixar and knew that I wanted to work outside.’) findet unsere Reservierung in seiner Liste, geht mit uns die Regeln durch (bear can verwenden, Muell zurueckbringen, poop eingraben, etc), und listet eine ganze Reihe von bear encounters auf, die in den letzten Wochen passiert sind, quer ueber die ganze Uebersichtskarte. Nachfrage nach irgendwelchen tracking devices (Spot, etc), welche wir verneinen, und dann bekommen wir schon unser Permit ausgehaendigt. Eingerollt wird es an den Rucksack gehaengt. Ein paar Meter spaeter macht der andere, vermutlich senior, Ranger noch einen Spot Check und klopft mit einem Stock auf unsere Rucksaecke. Das hohle Plastikgeraeusch ist ein schneller Test, ob wir denn tatsaechlich eine bear can dabei haben. Wir haben es geschafft die gesamten Vorraete in einen BV500 & einen BV450 (2 Leute, 6 Tage) zu verstauen, inklusive Sonnencreme und co.

    Der Anfang der Tour fuehrt durch ein flaches Tal, in dem die staubtrockenen weichen roten Nadeln der Redwoods alles bedecken, und die warme Luft zwischen den steilen Granitwaenden gefangen ist. Ein paar Tagesausfluegler sind auch auf dem Weg, und sowohl die clockwise als auch die counter-clockwise Wanderer teilen sich die gleiche Strecke.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3594.jpg
Ansichten: 315
Größe: 443,7 KB
ID: 3068738


    Ich vergesse (aus lauter Vorfreude?) natuerlich das GPS tracking zu aktivieren, also fehlen die ersten 5 km und 450 Hoehenmeter - aber der schwitzige Anstieg in Bubbs Creek Valley, durch lichten Wald in praller Mittagssonne, bleibt auch so in ‘guter’ Erinnerung. Als wir das Hochtal selbst erreichen, auf etwa 2000m, machen wir bald an einem Bach Rast. Brot, Kaese und frisches Wasser helfen, danach geht es dann etwas einfacher, weil flacher, weiter.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3615.jpg
Ansichten: 311
Größe: 500,8 KB
ID: 3068739

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3617.jpg
Ansichten: 307
Größe: 340,1 KB
ID: 3068740
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3624.jpg
Ansichten: 316
Größe: 376,1 KB
ID: 3068742
    Wir unterhalten uns entspannt ueber die Baerenwarnungen - seit Jahren hoffen wir endlich einmal einen Baeren zu sehen, aber bis jetzt hatte es nie geklappt. Wir scheinen sowohl Kojoten als auch rehartige Tiere magisch anzuziehen, aber eben keine Baeren. Und trotzdem folgen wir den ganzen Ratschlaegen, haengen Beutel in Baeume, fuellen bear cans und bear boxes - aber irgendwie glauben wir inzwischen, dass die Ranger nur Geschichten erzaehlen, damit die Besucher sich an die Regeln halten, und dass die Haelfte davon erfunden ist. Oder dass wir uns 'zu gut' an die Regeln halten.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3616.jpg
Ansichten: 299
Größe: 487,1 KB
ID: 3068741

    Spaeter wird der Wald wieder dichter, und schliesslich passiert es: rechts von uns, in einer gruenen Wiese, taucht ein brauner Fleck auf, der uns bemerkt, und ploetzlich ins Unterholz sprintet. Unser erster Baer, etwa 20-30 Meter weit weg. Grossartig - alleine dafuer hat sich die Tour schon gelohnt.

    Am spaeten Nachmittag finden wir dann eine kleine Kuhle neben einem Bach, von dicken Baumstaemmen umgeben. Wir beschliessen hier eine Wasch- und Abendessenpause zu machen, um den Baerenregeln zu entsprechen: nicht beim Zeltplatz kochen. Halbnackt ins Bergwasser, der Trangia produziert heisses Wasser fuer das Mushroom Stroganoff, und die Creme Brulee ‘zieht’ auch schon.
    Mein Wanderpartner futtert schon das Stroganoff aus dem Beutel, waerend ich noch Tee koche, wir sitzen beide entspannt gegen die Boeschung gelehnt - bis ich keine drei Meter weit weg einen Baerenkopf sehe, der hinter dem Baumstamm hervorlugt und mich schraeg gelegt neugierig anschaut. Ich springe auf, rufe ‘Baer’ und starre erst mal etwas fassungslos auf das Viech, während ein paar Meter neben mir erst mal Verwirrung herrscht - der Baer ist hinter dem Baum von dort aus nicht zu sehen.


    Der Baer selbst ist von mir erst einmal wenig beeindruckt und starrt weiter, meine Rufe haben wenig Effekt - bis ich lansam auf ihn zugehe. Der langsame Marsch des Baers weg von mir und um den Baum herum (ins Blickfeld vom Wanderpartner) schaut mehr nach einer Strategieaenderung (‘vielleicht komme ich andersrum leichter ans Essen’) als nach einem Rueckzug aus. Nachdem noch keine aggressiven Verhaltensmuster zu sehen waren, fische ich langsam mein Handy heraus und fange an zu filmen - siehe unten. Selbst in der zweiten Haelfte der Begegnung sieht man noch wie langsam sich der noch junge Baer wegbewegt. Erst als zufaellig ein Zapfen vom Baum faellt, kommt etwas Bewegung in die Sache.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3622.jpg
Ansichten: 317
Größe: 374,1 KB
ID: 3068743
    https://www.youtube.com/watch?v=Gi5K9tTOcWk

    Lektion: Beim naeschsten Mal frueher Objekte werfen.

    Wir beenden unser Essen mit deutlich mehr Paranoia und Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Immerhin: in Zukunft werden wir uns deutlich weniger Gedanken um naechtliche Geraeusche rund ums Zelt machen: wenn sich tatsaechlich ein Baer anschleichen wuerde, koennten wir ihn sowieso nicht hoeren.


    Schliesslich wandern wir weiter, und stoppen in der Naehe einiger etablierter Camp Sites (mit fixen bear boxes) knapp unterhalb von Junction Meadows. Wir sehen noch einen anderen kleinen Schwarzbaeren in der Distanz, und reden mit einem Paerchen, das etwas nervoes um ein Feuer steht. Nach sieben (!) bear encounters in den letzten Stunden kein Wunder. Das hoert sich ja fast nach einer Belagerung an.

    Suchbild - Baer ist nicht wirklich zu sehen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: DSC_3627.jpg
Ansichten: 320
Größe: 310,4 KB
ID: 3068736


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: day1_partial.PNG
Ansichten: 450
Größe: 1,97 MB
ID: 3068735

    Etwa 15km, 900 hm & 7h - ungefaehr. Ich bin mehr als happy ueber diesen Tag - Baeren in freier Wildbahn erleben zu duerfen war ein echtes Privileg, auch wenn zumindest ‘unserer’ kleiner war als erwartet.
    Zuletzt geändert von fechter; 04.08.2021, 07:38.

  • fechter
    Erfahren
    • 28.07.2005
    • 114

    • Meine Reisen

    #2
    Gibt es momentan irgendwelche Probleme mit dem Forum? Ich muss normalerweise keine beruhigenden Atemuebungen machen, weil das edititieren & unnoetige-attachments-loeschen zum fuenften Mal in Folge mit einem 'Ungültige Knoten-ID angegeben.' Fehler fehlschlaegt. Da vergeht einem ja die Lust.

    [Ah, scheint besser zu werden - werde die Fotos wieder hinzufuegen]
    Zuletzt geändert von fechter; 02.08.2021, 20:23.

    Kommentar


    • boehm22

      Lebt im Forum
      • 24.03.2002
      • 8249
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Gefällt mir sehr - ich freue mich, wenn ich mal wieder in die USA darf um dort etwas zu wandern.
      Viele Grüße
      Rosi

      ---
      Follow your dreams.

      Kommentar

      Lädt...
      X