Fortsetzung Mittwoch, 02.10.2019, Bonito - Buraco das Araras
Nach der Schnorcheltour im Olho D'Água und dem Rio da Prata fahren wir nachmittags zum privaten Schutzgebiet Buraco das Araras weiter, wo wir ¾3 ankommen. Unserer Fahrer wird wieder warten.

Nach 200m sind wir im Besucherzentrum, wo wir uns erst einmal umschauen und darauf warten, dass die Gruppe vollzählig beisammen ist. Auch hier gibt es natürlich die Bonito-zentrale Voranmeldung und genaue Zeit-Slots, in denen die jeweilige Gruppe unterwegs ist - alles bestens durchorganisiert.
Im Besucherzentrum findet man die Rezeption, ein Geschäft (sie akzeptieren Debit- und Kreditkarten), Toiletten, Cafe, Hängematten und Internetzugang über WLAN.
Eine Schautafel erläutert die Ausmaße und Entstehung einer der größten Dolinen Südamerikas:

Das Reservat “Buraco das Araras” (“Papageien-Loch”) beherbergt ein riesiges Erdloch mit einem Umfang von 500m und einer Tiefe von 100m. Unter dem ~100 Meter mächtigen Sandstein liegt Kalkstein, der im Bereich der Doline durch Wasser und CO2 aufgelöst wurde. Die entstehende Höhle wurde so groß, dass die Decke einbrach und die Doline entstand.
Die Behauptung "South Amerika's largest sinkhole" ist natürlich übertrieben, denn das "Sima Humboldt" in Venezuela ist um ein Vielfaches größer.
Der Name leitet sich ab von den Unmengen Grünflügel-Aras (Ara chloropterus), die an den Felswänden der Doline brüteten und auch jetzt wieder brüten.
Die Doline wurde 1912 von einem Cowboy entdeckt. Zunächst wurde befürchtet, dass Vieh in das riesige Loch fallen könnte. Schon bald wurde der Ort für schändliche Zwecke genutzt. Die Großgrundbesitzer und Gangster der Region nutzten das Loch, um Viehdiebe und andere Feinde zu beseitigen, indem sie sie in die Doline warfen, damit sie sterben und nie gefunden werden. Bis heute werden Geschichten über rachsüchtige Geister und über Menschen erzählt, die es geschafft haben, zu überleben und zurückzukehren, um sich zu rächen. Die berühmteste Geschichte handelt von Silvino Jacques, einem Banditen, der seine Opfer vor sich her trieb, rennend, um seinen Schüssen zu entkommen, ohne zu wissen, dass sie einem tödlichen Abgrund entgegenliefen. Zu dieser Zeit war Buraco das Araras als großer "Freiluftfriedhof" bekannt. Wilder Westen wie im Film.
Diese schaurigen Geschichten und die Schönheit des Ortes zogen später viele Neugierige an. Damals konnte man das Loch ungehindert besuchen, ohne Betreuung oder sonstige Kontrolle.
Buraco das Araras wurde auch nach den wildesten Zeiten das Ziel vielfacher Störungen, wie zB Schießübungen auf die Felsen und auf die Aras, wilde Saufgelage, und durch das Abschütten von viel Müll in die Doline, darunter auch gestohlene Autos.
Der Vandalismus und die zunehmende Abholzung der Umgebung führten dazu, dass die einst zahlreichen Aras nach und nach verschwanden. 1986 kaufte Modesto Sampaio einen Teil der damaligen Fazenda Costa Rica und nannte seinen Teil Fazenda Alegria. Die Doline wurde eingezäunt, damit kein Vieh hineinfallen konnte.
Das Interesse von Auswärtigen an der Sehenswürdigkeit blieb aber ungebrochen. Das brachte den Besitzer der Fazenda ab 1996 dazu, die Fauna und Flora der Doline und ihrer Umgebung wiederherzustellen und den Ort zu vermarkten. Dazu wurde die direkte Umgebung der Doline von der Viehzucht ausgenommen, und einheimische Setzlinge gesteckt, um den Wald (Cerrado) wiederaufzuforsten. Außerdem wurde ein Paar des Grünflügelaras (Ara chloroptera) angesiedelt, welches weitere Aras anlocken sollte, sich ebenfalls wieder niederzulassen. Heute leben hier ~50 Paare. 2007 wurden zusätzlich acht Paare des Gelbbrustaras (Ara ararauna) auf der Fazenda angesiedelt.
1997 wurde beschlossen, das Loch zu säubern, und mit Unterstützung der Armee, der Universidade Estadual de Mato Grosso do Sul (UEMS) und der Feuerwehr der Stadt Jardim wurden drei Lastwagen mit Müll und Schutt aus dem Inneren der Doline entfernt.
Das Interesse am Buraco das Araras nahm stetig zu, so dass die Familie die Viehzucht ganz aufgeben konnte und seitdem besser von den Einnahmen aus dem Tourismus lebt.
2007 schließlich wurde das RPPN (private Naturreservat) gegründet. 29ha der 100ha umfassenden Fazenda Alegria wurden unter Schutz gestellt und der Touristenstrom seitdem professionell gelenkt. Man kann das alles und noch viel mehr im Managementplan für das Private Naturreservat Buraco das Araras - Jardim - MS nachlesen.
Um 3 geht es dann los:

Uns erwartet ein gemütlicher Spaziergang auf einem insgesamt 1.3km langen Pfad durch wieder intakte Cerrado-Vegetation.
Schon gleich hinter dem Besucherzentrum begegnen wir den ersten Grünflügelaras:


Die Vögel sind an die vielen Besucher gewöhnt und haben ihre Scheu abgelegt. Neben den Aras wurden von Ornithologen auf dem Gelände der Fazenda bisher 123 weitere Vogelarten festgestellt und man ist sich sicher, noch nicht alle entdeckt zu haben.
Vereinzelte Farbtupfer im Cerrado:


Nach 500m erreichen wir eine Aussichtsplattform, von der aus man bequem in das Loch hinunterschauen kann:

Auf dem gegenüberliegenden Rand ist eine weitere Besucherplattform zu sehen.

Am Grund der Doline liegt ein See, der kaum Wasserspiegelschwankungen aufweist. Sobald zB über Regen größere Wassermengen in den See gelangen, fließt überschüssiges Wasser in den Grundwasserleiter ab.
Am Ufer entdecken wir ein stark veralgtes Krokodil:


Im Gegensatz zu den Millionen Brillen-Kaimanen im Pantanal handelt es sich hier um einen Breitschnauzen-Kaiman (Caiman latirostris). Wie der hier heil hereingekommen ist, bleibt mir ein Rätsel. Wahrscheinlich wurden sie vor etlichen Jahrzehnten eingesetzt, um die Leichen loszuwerden (neben den Knochen von abgestürzten Rindern fand der neue Besitzer 1986 am Grunde der Doline die Überreste von 24 menschlichen Leichen).
Der Breitschnauzen-Kaiman kommt übrigens auch im Rio da Prata vor, in dem wir heute Vormittag schnorcheln waren. Und daneben gibt es da noch eine dritte Krokodil-Art, nämlich den Brauen-Glattstirnkaiman (Paleosuchus palpebrosus). Auf Englisch heißt er Cuvier's dwarf caiman. Er wird nämlich nur maximal 1.6m lang und ist damit das kleinste aller Krokodile weltweit.
An den senkrechten Wänden der Doline sitzen verschiedene Vögel und finden hier Nistgelegenheiten:




Immer wieder ziehen die Grünflügelaras ihre Kreise im und über dem Loch und lassen ihre lauten Rufe hören:







Nach 350m Spaziergang am Rande der Doline erreichen wir die zweite Besucherplattform.

Von hier sieht man einen Acauã in der Felswand brüten, auf Deutsch Lachfalke (Herpetotheres cachinnans):


Danach geht es noch weitere 400m durch Cerrado-Buschwald, bis man zurück am Besucherzentrum ankommt. Insgesamt dauert die Führung 1:10h, inklusive mehrerer kurzer Zwischenstopps auf dem Weg zur Beobachtung von Tieren und Pflanzen sowie der Beobachtungszeiten auf den Plattformen. Leider waren die Erläuterungen des Führers hier durchweg auf portugiesisch.
Wer den Rundgang in bewegten Bilder ansehen möchte, wird zB hier fündig (8½min, auf Portugiesisch).
Um ¼5 sitzen wir dann wieder im Auto und fahren zurück nach Bonito.
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Nicht verwechseln: Im Netz kursieren unter dem Namen “Buraco das Araras” auch Videos von einer anderen Doline (sie heißt eigentlich “Buraco das Andorinhas”, also “Schwalbenloch”, und liegt 130km nordöstlich von Brasília), die ebenfalls touristisch erschlossen ist und bei der man auf den Grund der Doline und zu einem unterirdischen See gelangen kann:
Abstieg auf den Grund und in das Innere der Doline
Drohnenaufnahmen 2017
Drohnenaufnahmen 2016
Nach der Schnorcheltour im Olho D'Água und dem Rio da Prata fahren wir nachmittags zum privaten Schutzgebiet Buraco das Araras weiter, wo wir ¾3 ankommen. Unserer Fahrer wird wieder warten.
Nach 200m sind wir im Besucherzentrum, wo wir uns erst einmal umschauen und darauf warten, dass die Gruppe vollzählig beisammen ist. Auch hier gibt es natürlich die Bonito-zentrale Voranmeldung und genaue Zeit-Slots, in denen die jeweilige Gruppe unterwegs ist - alles bestens durchorganisiert.
Im Besucherzentrum findet man die Rezeption, ein Geschäft (sie akzeptieren Debit- und Kreditkarten), Toiletten, Cafe, Hängematten und Internetzugang über WLAN.
Eine Schautafel erläutert die Ausmaße und Entstehung einer der größten Dolinen Südamerikas:
Das Reservat “Buraco das Araras” (“Papageien-Loch”) beherbergt ein riesiges Erdloch mit einem Umfang von 500m und einer Tiefe von 100m. Unter dem ~100 Meter mächtigen Sandstein liegt Kalkstein, der im Bereich der Doline durch Wasser und CO2 aufgelöst wurde. Die entstehende Höhle wurde so groß, dass die Decke einbrach und die Doline entstand.
Die Behauptung "South Amerika's largest sinkhole" ist natürlich übertrieben, denn das "Sima Humboldt" in Venezuela ist um ein Vielfaches größer.
Der Name leitet sich ab von den Unmengen Grünflügel-Aras (Ara chloropterus), die an den Felswänden der Doline brüteten und auch jetzt wieder brüten.
Die Doline wurde 1912 von einem Cowboy entdeckt. Zunächst wurde befürchtet, dass Vieh in das riesige Loch fallen könnte. Schon bald wurde der Ort für schändliche Zwecke genutzt. Die Großgrundbesitzer und Gangster der Region nutzten das Loch, um Viehdiebe und andere Feinde zu beseitigen, indem sie sie in die Doline warfen, damit sie sterben und nie gefunden werden. Bis heute werden Geschichten über rachsüchtige Geister und über Menschen erzählt, die es geschafft haben, zu überleben und zurückzukehren, um sich zu rächen. Die berühmteste Geschichte handelt von Silvino Jacques, einem Banditen, der seine Opfer vor sich her trieb, rennend, um seinen Schüssen zu entkommen, ohne zu wissen, dass sie einem tödlichen Abgrund entgegenliefen. Zu dieser Zeit war Buraco das Araras als großer "Freiluftfriedhof" bekannt. Wilder Westen wie im Film.
Diese schaurigen Geschichten und die Schönheit des Ortes zogen später viele Neugierige an. Damals konnte man das Loch ungehindert besuchen, ohne Betreuung oder sonstige Kontrolle.
Buraco das Araras wurde auch nach den wildesten Zeiten das Ziel vielfacher Störungen, wie zB Schießübungen auf die Felsen und auf die Aras, wilde Saufgelage, und durch das Abschütten von viel Müll in die Doline, darunter auch gestohlene Autos.
Der Vandalismus und die zunehmende Abholzung der Umgebung führten dazu, dass die einst zahlreichen Aras nach und nach verschwanden. 1986 kaufte Modesto Sampaio einen Teil der damaligen Fazenda Costa Rica und nannte seinen Teil Fazenda Alegria. Die Doline wurde eingezäunt, damit kein Vieh hineinfallen konnte.
Das Interesse von Auswärtigen an der Sehenswürdigkeit blieb aber ungebrochen. Das brachte den Besitzer der Fazenda ab 1996 dazu, die Fauna und Flora der Doline und ihrer Umgebung wiederherzustellen und den Ort zu vermarkten. Dazu wurde die direkte Umgebung der Doline von der Viehzucht ausgenommen, und einheimische Setzlinge gesteckt, um den Wald (Cerrado) wiederaufzuforsten. Außerdem wurde ein Paar des Grünflügelaras (Ara chloroptera) angesiedelt, welches weitere Aras anlocken sollte, sich ebenfalls wieder niederzulassen. Heute leben hier ~50 Paare. 2007 wurden zusätzlich acht Paare des Gelbbrustaras (Ara ararauna) auf der Fazenda angesiedelt.
1997 wurde beschlossen, das Loch zu säubern, und mit Unterstützung der Armee, der Universidade Estadual de Mato Grosso do Sul (UEMS) und der Feuerwehr der Stadt Jardim wurden drei Lastwagen mit Müll und Schutt aus dem Inneren der Doline entfernt.
Das Interesse am Buraco das Araras nahm stetig zu, so dass die Familie die Viehzucht ganz aufgeben konnte und seitdem besser von den Einnahmen aus dem Tourismus lebt.
2007 schließlich wurde das RPPN (private Naturreservat) gegründet. 29ha der 100ha umfassenden Fazenda Alegria wurden unter Schutz gestellt und der Touristenstrom seitdem professionell gelenkt. Man kann das alles und noch viel mehr im Managementplan für das Private Naturreservat Buraco das Araras - Jardim - MS nachlesen.
Um 3 geht es dann los:
Uns erwartet ein gemütlicher Spaziergang auf einem insgesamt 1.3km langen Pfad durch wieder intakte Cerrado-Vegetation.
Schon gleich hinter dem Besucherzentrum begegnen wir den ersten Grünflügelaras:
Die Vögel sind an die vielen Besucher gewöhnt und haben ihre Scheu abgelegt. Neben den Aras wurden von Ornithologen auf dem Gelände der Fazenda bisher 123 weitere Vogelarten festgestellt und man ist sich sicher, noch nicht alle entdeckt zu haben.
Vereinzelte Farbtupfer im Cerrado:
Nach 500m erreichen wir eine Aussichtsplattform, von der aus man bequem in das Loch hinunterschauen kann:
Auf dem gegenüberliegenden Rand ist eine weitere Besucherplattform zu sehen.
Am Grund der Doline liegt ein See, der kaum Wasserspiegelschwankungen aufweist. Sobald zB über Regen größere Wassermengen in den See gelangen, fließt überschüssiges Wasser in den Grundwasserleiter ab.
Am Ufer entdecken wir ein stark veralgtes Krokodil:
Im Gegensatz zu den Millionen Brillen-Kaimanen im Pantanal handelt es sich hier um einen Breitschnauzen-Kaiman (Caiman latirostris). Wie der hier heil hereingekommen ist, bleibt mir ein Rätsel. Wahrscheinlich wurden sie vor etlichen Jahrzehnten eingesetzt, um die Leichen loszuwerden (neben den Knochen von abgestürzten Rindern fand der neue Besitzer 1986 am Grunde der Doline die Überreste von 24 menschlichen Leichen).
Der Breitschnauzen-Kaiman kommt übrigens auch im Rio da Prata vor, in dem wir heute Vormittag schnorcheln waren. Und daneben gibt es da noch eine dritte Krokodil-Art, nämlich den Brauen-Glattstirnkaiman (Paleosuchus palpebrosus). Auf Englisch heißt er Cuvier's dwarf caiman. Er wird nämlich nur maximal 1.6m lang und ist damit das kleinste aller Krokodile weltweit.
An den senkrechten Wänden der Doline sitzen verschiedene Vögel und finden hier Nistgelegenheiten:
Immer wieder ziehen die Grünflügelaras ihre Kreise im und über dem Loch und lassen ihre lauten Rufe hören:
Nach 350m Spaziergang am Rande der Doline erreichen wir die zweite Besucherplattform.
Von hier sieht man einen Acauã in der Felswand brüten, auf Deutsch Lachfalke (Herpetotheres cachinnans):
Danach geht es noch weitere 400m durch Cerrado-Buschwald, bis man zurück am Besucherzentrum ankommt. Insgesamt dauert die Führung 1:10h, inklusive mehrerer kurzer Zwischenstopps auf dem Weg zur Beobachtung von Tieren und Pflanzen sowie der Beobachtungszeiten auf den Plattformen. Leider waren die Erläuterungen des Führers hier durchweg auf portugiesisch.
Wer den Rundgang in bewegten Bilder ansehen möchte, wird zB hier fündig (8½min, auf Portugiesisch).
Um ¼5 sitzen wir dann wieder im Auto und fahren zurück nach Bonito.
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Nicht verwechseln: Im Netz kursieren unter dem Namen “Buraco das Araras” auch Videos von einer anderen Doline (sie heißt eigentlich “Buraco das Andorinhas”, also “Schwalbenloch”, und liegt 130km nordöstlich von Brasília), die ebenfalls touristisch erschlossen ist und bei der man auf den Grund der Doline und zu einem unterirdischen See gelangen kann:
Abstieg auf den Grund und in das Innere der Doline
Drohnenaufnahmen 2017
Drohnenaufnahmen 2016
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