[GB] Vom Scheitern auf dem West Highland Way

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    [GB] Vom Scheitern auf dem West Highland Way

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    Vor einigen Jahren versuchte ich schon einmal, den West Highland Way von Milngavie nach Fort William zu laufen. Heute weiß ich, dass die Sache von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Mir standen für den gesamten Weg gerade einmal sechs Tage zur Verfügung. Für einen mehr oder weniger ungeübten Wanderfreund? No way! Doch das war nicht der Grund, warum ich meinen Trip vorzeitig abbrechen musste.

    Es war am Nachmittag des dritten Tages und ich hatte gerade das Nordufer des Loch Lomond hinter mir gelassen. Schon am vorherigen Tag spürte ich, dass ich mir an meinen rechten Fuß mehrere schmerzhafte Blasen gelaufen hatte. Ich beschloss, auf einem Campingplatz zu übernachten, ordentlich zu duschen und einen Tag Pause zu machen. Mein Plan war, die Etappen neu abzustecken und einen Teil des Weges mit dem Bus hinter mich zu bringen. Ich wollte unbedingt in die „echten“ Highlands, die man aus Bilderbüchern und von Postkarten kennt.
    Auf dem Campingplatz an der sogenannten Beinglas Farm schlug ich mein Zelt auf. Ich hatte mittlerweile Übung darin und die Aussicht auf eine frische Dusche trieb mich zusätzlich an. Innerhalb weniger Minuten stand das Zelt. Schnell schnappte ich meinen Rucksack, wühlte Handtuch und Kulturbeutel heraus und ging zur Dusche. Die Aussicht auf warmes, sauberes Wasser auf der Haut hat mich aber wohl nicht nur beim Zeltaufbau angetrieben, sondern mich auch leichtsinnig gemacht. Ich muss wohl meine Geldbörse, die ich nach dem Bezahlen der Platzgebühr noch in meiner Jacke trug, achtlos ins Zelt geworfen haben.
    Fortsetzung folgt. Weiterlesen könnt ihr aber jetzt schon hier
    Zuletzt geändert von DerHighlandIndianer; 05.07.2016, 09:14.
    www.mywesthighlandway2017.wordpress.com

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    #2
    AW: [GB] Vom Scheitern auf dem West Highland Way

    Zitat von MMueller

    Aber wir wollen hier doch unsere Mitmenschen freundlich begrüßen und positive Stimmung verbreiten...

    Also....alles auf 0

    Schön Dich als neuen User hier zu haben.
    Ich würde mich freuen möglichst schnell einen kompletten Reisebericht (am liebsten mit vielen Bildern) hier zu finden !
    Viele Grüße in den Norden
    MM
    Beste Grüße zurück! Und hier der komplette Text aus dem Blog. Der wird natürlich fortgesetzt und wenn es denn gewünscht ist, aktualisiere ich den Beitrag auch gerne zeitnah hier. Mit Bildern.


    Vor einigen Jahren versuchte ich schon einmal, den West Highland Way von Milngavie nach Fort William zu laufen. Heute weiß ich, dass die Sache von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Mir standen für den gesamten Weg gerade einmal sechs Tage zur Verfügung. Für einen mehr oder weniger ungeübten Wanderfreund? No way! Doch das war nicht der Grund, warum ich meinen Trip vorzeitig abbrechen musste.


    Es war am Nachmittag des dritten Tages und ich hatte gerade das Nordufer des Loch Lomond hinter mir gelassen. Schon am vorherigen Tag spürte ich, dass ich mir an meinen rechten Fuß mehrere schmerzhafte Blasen gelaufen hatte. Ich beschloss, auf einem Campingplatz zu übernachten, ordentlich zu duschen und einen Tag Pause zu machen. Mein Plan war, die Etappen neu abzustecken und einen Teil des Weges mit dem Bus hinter mich zu bringen. Ich wollte unbedingt in die „echten“ Highlands, die man aus Bilderbüchern und von Postkarten kennt.
    Auf dem Campingplatz an der sogenannten Beinglas Farm schlug ich mein Zelt auf. Ich hatte mittlerweile Übung darin und die Aussicht auf eine frische Dusche trieb mich zusätzlich an. Innerhalb weniger Minuten stand das Zelt. Schnell schnappte ich meinen Rucksack, wühlte Handtuch und Kulturbeutel heraus und ging zur Dusche. Die Aussicht auf warmes, sauberes Wasser auf der Haut hat mich aber wohl nicht nur beim Zeltaufbau angetrieben, sondern mich auch leichtsinnig gemacht. Ich muss wohl meine Geldbörse, die ich nach dem Bezahlen der Platzgebühr noch in meiner Jacke trug, achtlos ins Zelt geworfen haben. Vermutlich hat dies einer meiner Nachbarn gesehen und die Gelegenheit genutzt, um seine eigene Reisekasse etwas aufzubessern. Als ich, frisch geduscht und wieder frohen Mutes, zu meinem Zelt zurückkam, stand der Reißverschluss jedenfalls offen und mir war sofort klar, was passiert war. Panisch durchsuchte ich meinen Rucksack, warf meinen Schlafsack zur Seite und hob die Iso-Matte an. Nichts. Die Geldbörse war weg und mit ihr mein Bargeld und, noch viel schlimmer, meine EC-Karte. Den Rest des Weges konnte ich mir abschminken so viel war klar.
    Natürlich habe ich überall auf dem Campingplatz herumgefragt, ob jemand etwas beobachtet hat. Fehlanzeige. Eine Australierin, die ich bereits an den Tagen zuvor immer mal wieder getroffen hatte, machte sich Sorgen darum, wie ich denn nach Hause kommen würde. Wieder geriet ich in Panik. Wo waren mein Ausweis und mein Rückflugticket? Ich rannte zum Zelt, griff meinen Rucksack und leerte den gesamten Inhalt des Hauptfachs auf der Campingwiese aus. Nichts. Auch im Deckelfach war der kleine, wasserdichte Umschlag nicht zu finden. Es konnte doch nicht sein, dass der Dieb, der mir bereits meine Tour versaut hatte, auch noch dafür gesorgt hat, dass ich auf der Insel festhänge, auf der die Menschen komische Sachen frühstücken und auf der falschen Seite fahren. Ich hatte mein Smartphone bereits eingeschaltet, um einen Hilferuf nach Hause zu schicken, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel: das Seitenfach. Unter einem kleinen Reißverschlus an der Seite meines Rucksacks verbarg sich der Umschlag mit dem Flugticket, meinem Ausweis und einem Notgroschen. 35 britische Pfund. Zwar reichte das Geld nicht, um meinen Weg nach Fort William fortzusetzen. Für Proviant und das Busticket zurück nach Glasgow hätte ich deutlich mehr investieren müssen. Aber ich konnte mir das Ticket von der Beinglas Farm nach Milngavie leisten, um dort auf einem Campingplatz auf den Tag der Rückreise zu warten.

    Fortsetzung:
    Dort angekommen, erlebte ich eine Welle der Hilfsbereitschaft. Los ging es mit der Betreiberin des Campingplatzes. Sie erkundigte sich, so wie sie es wohl bei jedem Neuankömmling tut, ob ich vorhätte, den West Highland Way zu laufen. Erstaunlich. Scheinbar sah man mir die Anstrengungen der letzten Tage und die Enttäuschung über das jähe Ende der Tour nicht an. Vielleicht hatte Sie aber auch einfach ihre Brille nicht auf, oder wollte nur freundlich sein. Ich berichtete ihr von meinen Erlebnissen, was sie dazu veranlasste, die Platzgebühr für die bevorstehenden Tage zu halbieren und mir einen ordentlichen Kaffee zu kredenzen. Ich schlug mein Zelt auf, legte mich ins Gras und sah den Flugzeugen beim Starten und Landen auf dem Glasgower Flughafen zu. Der Campingplatz liegt genau unter der Einflugschneise des Airports, was mir aber völlig egal war. Es war Früher Nachmittag und ich war allein auf dem Platz. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Zeit totschlagen sollte. Klar war, dass ich meine letzten paar Pfund für Lebensmittel ausgeben musste. Ich nahm also meinen Rucksack, packte alle noch verbliebenen Wertsachen ein und machte mich auf den Weg in die Fußgängerzone von Milngavie, wo es einige kleine Lebensmittelgeschäfte gab. Ich kam am Startpunkt des West Highland Way vorbei. Zwei junge Holländerinnen waren gerade damit beschäftigt, sich gegenseitig an der großen Steinsäule zu fotografieren. Ich hatte jede Menge Zeit und bot an, ein Foto von beiden u machen. Wir kamen ins Gespräch, setzten uns eine Weile auf die markanten Bänke am Startpunkt und ich berichtete von meinen Erfahrungen an den ersten Tagen. Nach etwa einer halben Stunde schienen die beiden genug gehört zu haben, verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg. Ich schnappte meinen Rucksack und wollte gerade die letzten Schritte zum Lebensmittelgeschäft gehen, als mir plötzlich eine der beiden hinterher rief. Sie waren gerade um die erste Ecke gebogen, as sie beschlossen, mich mit ein paar Pfund aus ihrer Reisekasse zu unterstützen. Auf dem WHW müsse man zusammenhalten, sagten sie. Mir war dies jedoch sehr unangenehm. Klar, ohne EC-Karte und Bargeld hat man in einem fremden Land über kurz oder lang ein Problem. Aber anderen auf der Tasche liegen? Die beiden bestanden jedoch darauf. Ich holte Stift und Zettel aus dem Rucksack und bat um eine Bankverbindung. Ich wollte das Geld unbedingt zurückzahlen. Wie sich später herausstellte, bekam ich von den Mädels eine ungültige Kontonummer. Sie hatten wohl Angst, der nette Deutsche könnte während ihrer Abwesenheit das Konto plündern. Anders kann ich mir das nicht erklären. Dankbar bin ich den beiden bis heute.
    Die nächsten Tag verbrachte ich immer wieder am Startpunkt des Weges, versorgte Wanderer mit Informationen und schoss Fotos. Angebote wie das der beiden Holländerinnen gab es immer wieder. Ich lehnte jedes Mal ab.
    Zuletzt geändert von DerHighlandIndianer; 05.07.2016, 12:56. Grund: Fortsetzung
    www.mywesthighlandway2017.wordpress.com

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