AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route
Über die Freude, Fahrrad zu fahren: Nebelimpressionen und ein Cliff.
Do, 11.09.2014
Hunmanby – Beverley, 94,4 km
Am Morgen färbt sich der Himmel zartrosa und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Ich habe einen Gast in der Apsis, der wohl Unterschlupf vor der Morgenfeuchte gesucht hat. Der Tau tropft von dem Baum über mir auf das Zelt. Ich werde es nie lernen, mich von Bäumen fernzuhalten. Hoffentlich ist es keine Birke oder Linde (nein, ist es nicht).

Ich habe kaum noch etwas zu essen und frühstücke die Baked Beans. Etwas Warmes braucht der Mensch, es ist kühl draußen. Außerdem habe ich nichts anderes mehr.
Und dann sehe ich eine Wand auf mich zukommen.

Seenebel. Noch kämpft die Sonne dagegen an, aber sie wird sich so schnell nicht durchsetzen können.

Schnell packe ich alles zusammen. Das Innenzelt separat, „weil es einfach ist“. Aber auch aus einem weiteren Grund: Natürlich klebt nun frischgemähter Rasen am Außenzelt. Den muss ich nicht auch noch am Innenzelt haben. Dieser Zustand meines Außenzeltes wird sich die nächsten Tage übrigens nicht mehr ändern, denn Engländer mähen anscheinend ständig den Rasen. Das Geheimnis, warum er so schön ist.


Kurz nach halb acht bin ich an der Straße. Der Nebel befindet sich noch in Wassernähe, im Ort ist der Himmel klar. Ein Rennradler kommt mir entgegen, wir grüßen uns. Auf der Antenne sitzen Vögel und zwitschern so variantenreich, dass es eine Freude ist.

Es ist ein Gemurmel, Gepiepse, Gejodel, Geträller und Gesinge, dass ich fast das Gefühl habe, es säße ein Papagei in einem der Fenster, der mal vor sich hinbrabbelt und mal verschiedene Vogelstimmen imitiert. Aber ich sehe keinen. Es klingt, als fände eine äußerst angeregte Unterhaltung statt. Austausch von Klatsch und Tratsch. Ich sollte mich mehr mit Vogelstimmen beschäftigen, ich habe keine Ahnung, welche Vögel das sind.

Ich überlege, ob ich eine Frau, welche die Straße entlang geht, fragen soll, ob es hier ein Geschäft gibt, aber sie ist ganz in Gedanken, und ich mag noch nicht reden. So biege ich den Schildern folgend links ab.
Eine kleine, ruhige Landstraße.

Schön zu fahren.

Wieder ein gut gelaunter Zwitschervogel. Ein Rotkehlchen?

Immer noch Nebel über den Feldern.

Meine gut getarnten, gefiederten Begleiter, die sich gerne vor mir verstecken oder ängstlich die Flucht ergreifen. Sie sitzen auf den Feldern, meist gut geschützt durch die Hecken. Wenn ich lautlos in ihre Nähe komme, sind sie alarmiert, denn Radfahrer kennen sie vermutlich nicht. Vielleicht ist es aber auch die Sicherheitsweste, die sie erschreckt.


Die Luft ist kalt und ich friere. Aber der Weg ist einfach wunderschön. Autos fahren zu dieser Zeit keine.

Vor mir befindet sich ein Pferd, und ich fahre langsamer.

Überholen möchte ich es nicht. Ich halte sowieso öfter an, um zu fotografieren. Man sieht den Atem in der kalten Luft. Ein schöner Anblick.

Eine Zeitlang fahre ich mit mehr oder weniger großem Abstand hinter ihm her. Ein Auto überholt langsam, die Reiterin und der Fahrer kennen sich und sie rufen sich etwas zu. Das Pferd scheut und die Reiterin bekommt es nicht mehr richtig in Griff. Sie winkt mich vorbei. Das Pferd ist keine Fahrräder gewohnt, und meine Anwesenheit macht es unruhig.

Wieder die vorbildliche Ausschilderung. Auf einer Nebenstraße geht es weiter.

Ein weißer Doppeldecker biegt auf die Landstraße ein. Ein schöner Anblick. Ein weiterer Campingplatz.

Wieder einmal genieße ich die Landschaft.

Still ist es hier. Wunderbar still. Das Meer lässt sich erahnen.

Die Steigungen sind jetzt genau richtig. Was für eine schöne Fahrt.

Der Nebel zaubert magische Landschaften herbei.

Es ist eine einspurige Straße. Davon gibt es viele hier. Wenn ein Auto kommt, muss man an den Buchten ausweichen.


Wieder die Vögel.

Und dann sause ich auf einer Straße ins Tal. Links ein Hügel, vom Nebel verdeckt. Unheimlich ragen die Bäume in den Himmel. Ein magischer Anblick. Verwunschen. Ein Elfenhügel. Foto. Ich sollte ein Foto machen.
Aber ich kann nicht. Es ist so furchtbar kalt und feucht, dass ich nicht anhalten mag. Den Hügel über mir im Blick, rolle ich talwärts und es ist ein Genuss, den ich nicht durch Anhalten unterbrechen kann. Ich rede mir ein, dass ich ein Weitwinkelobjektiv bräuchte, um den Eindruck wirklich wieder geben zu können und so ist es wohl auch. Dennoch. Es gefällt mir, dass dieser Moment unfotografiert bleibt. Und so existiert von diesem Erleben nur das Bild, dass sich tief in mein Gedächtnis geprägt hat. Nur für mich allein.
Als die Abfahrt vorbei ist, sehe ich am Straßenrand Spinnweben im Dunst, und ich beschließe, dass Foto, das ich kurz vor Nieuweschans vergessen hatte, nachzuholen.

Traumhaft ist es hier. Wäre es nicht so kalt, würde ich verweilen.

Aber ich muss in Bewegung bleiben. Meine Zehenspitzen melden sich und fordern dicke Socken. Der Winter kommt.
Ein Ort. Das Gasthaus sieht aus, als hätte es bessere Zeiten gesehen.


Man hört Traktoren, das gute Wetter muss genutzt werden, um die Ernte einzubringen. Im Hintergrund des folgenden Bildes ist der Hügel zu sehen, der unfotografiert geblieben ist.


Bridlington wäre nun 4 Meilen entfernt, aber der Radweg macht die üblichen Umwege.
Wieder eine Fahrt in den Nebel.




Die Wegführung ist excellent, nicht nur was die Beschilderung angeht, sondern auch was die gewählten Strecken angeht. Perfekte Radfahrwege, einsam und nicht so hügelig, dass es stört. Ich genieße jeden einzelnen Moment aus vollem Herzen.

Ein Lastwagen fährt langsam hinter mir, und ich weiche auf den Grasstreifen aus. Der Fahrer bedankt sich herzlich. Man sieht, wie eng die Straßen für die Fahrzeuge von heute sind.

Das erste Mal begegnen mir die Bahnübergänge, bei denen die LKW Fahrer mit Anhänger anrufen müssen, bevor sie den Bahnübergang passieren. Die entsprechende Einrichtung ist vorhanden.

Wieder ein netter kleiner Campingplatz. Ob er auch Zelter aufnimmt, weiß ich nicht.

Der Ort wirkt nett, aber der Radweg knickt erst einmal ab und führt auf einem einsamen Weg um ein Gehöft herum.


Der Bonsai fasziniert mich.

Es geht nun an der Hauptstraße weiter und ein Radfahrer mit einem Klapperfahrrad taucht neben mir auf (es gibt also mehr als 2 Radfahrer in England, Scrat :-) ). Ein Mann in mittlerem Alter sitzt darauf und fragt, wo ich herkomme. Ich antworte: Deutschland und lerne die Lektion, dass diese Frage nicht darauf abzielt, mein Heimatland zu erfahren, sondern, wo ich morgens gestartet bin. „Hunmanby“. Er ist beeindruckt. Wo ich hinwolle. Hull. Er versteht erst nicht, hier sagt man Hall. Er würde auch gerne Fahrrad fahren, aber das wäre ihm zu weit. Ob ich irgendetwas an Hilfe brauchen würde.
Oh ja, da fällt mir etwas ein. Gibt es hier einen Supermarkt? Nein, aber das Postoffice. Dort gibt es die besten Pies in der ganzen Umgebung. Er ist gerade auf dem Weg dahin. Ich solle ihm folgen. Ob ich die Bempton Cliffs kennen würde. Da müsse ich unbedingt hin. Das seien die schönsten Cliffs hier und man könne von hier aus am besten die Vögel sehen. Da müsse ich unbedingt hin. Es ist nur eine Meile. Ohne die Cliffs gesehen zu haben, sollte man nicht wegfahren.
Wir halten an dem Post office und nie in meinem Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass man dort Lebensmittel kaufen kann. Nur von hinten sieht man das Schild „Village store“. Fährt man vorbei fährt, denkt man, es sei ein Schreibwarenladen.

Ich erwerbe sechs Vollkornbrötchen (die knatschigen weichen, aber mir schmecken sie), eine Dose Thunfisch, ein Pie, Cornish Pasty, ein Stück Käse. Ich muss langsam etwas Geld abheben, aber der Geldautomat funktioniert mit meiner Karte nicht. Ich benötige einen internationalen Automaten.
Die Abzweigung zu den Bempton Cliffs ist an der nächsten Kreuzung. Ich überlege einen kurzen Moment, denn der Weg nach Hull ist weit. Andererseits hat der Mann Recht. Wenn man schon einmal hier ist? So biege ich in Richtung Bempton Cliffs ab. Es geht stetig bergauf, aber es ist eine Steigung, die für mich noch in Ordnung ist. Ein VW Bus überholt mich. Kurz darauf kommt er wieder. Es wird doch hoffentlich nicht geschlossen sein? Trotzdem entschließe ich mich, weiter zu radeln. Langsam aber stetig gewinne ich Meter um Meter.
Das Infozentrum ist tatsächlich geschlossen, aber die Fußwege zu den Cliffs sind geöffnet. Ich schiebe mein Fahrrad auf dem Public footpath in Richtung Meer. Und habe vor mir die Felsen. Faszinierend, wie die Vögel an den Klippen hängen und elegant starten und landen. Ich mache ein paar Fotos und dann frühstücke ich. Mein Magen knurrt bereits und meine Konzentration ist auf dem Hinweg stetig abgesunken.




Das Meer ist voller Vögel, das Foto kann den Eindruck nur unvollständig wiedergeben.

Mein Tele fehlt mir. Und die Kamera ist falsch eingestellt.


Nachträgliche Vergrößerungen.


Es ist ein ständiges Kommen und Gehen an den Nist- und Rastplätzen. Ein älteres Ehepaar kommt und grüßt sehr nett. Ich blicke auf die menschenleere Landschaft. Schön ist es hier, ein Platz nach meinem Geschmack. Vögel, Wind und das Meer.




Auf dem Rückweg geht es nun bergab. Meine Knie sind unvermutet steif geworden und fühlen sich nicht gut an. Ob das an der Pasty liegt? Da war Fleisch drin. Aber ich vermute eher, dass meine Knie ausgekühlt sind. Ich muss sie besser wärmen.
Strohballen lassen das Feld unwirklich erscheinen. Fast sieht es wie eine Siedlung aus.

Dann bin ich wieder in der Zivilisation. Ein Blick noch auf die Kirche des Ortes.

Bridlington ist nun nicht mehr weit.
Über die Freude, Fahrrad zu fahren: Nebelimpressionen und ein Cliff.
Do, 11.09.2014
Hunmanby – Beverley, 94,4 km
Am Morgen färbt sich der Himmel zartrosa und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Ich habe einen Gast in der Apsis, der wohl Unterschlupf vor der Morgenfeuchte gesucht hat. Der Tau tropft von dem Baum über mir auf das Zelt. Ich werde es nie lernen, mich von Bäumen fernzuhalten. Hoffentlich ist es keine Birke oder Linde (nein, ist es nicht).

Ich habe kaum noch etwas zu essen und frühstücke die Baked Beans. Etwas Warmes braucht der Mensch, es ist kühl draußen. Außerdem habe ich nichts anderes mehr.
Und dann sehe ich eine Wand auf mich zukommen.

Seenebel. Noch kämpft die Sonne dagegen an, aber sie wird sich so schnell nicht durchsetzen können.

Schnell packe ich alles zusammen. Das Innenzelt separat, „weil es einfach ist“. Aber auch aus einem weiteren Grund: Natürlich klebt nun frischgemähter Rasen am Außenzelt. Den muss ich nicht auch noch am Innenzelt haben. Dieser Zustand meines Außenzeltes wird sich die nächsten Tage übrigens nicht mehr ändern, denn Engländer mähen anscheinend ständig den Rasen. Das Geheimnis, warum er so schön ist.


Kurz nach halb acht bin ich an der Straße. Der Nebel befindet sich noch in Wassernähe, im Ort ist der Himmel klar. Ein Rennradler kommt mir entgegen, wir grüßen uns. Auf der Antenne sitzen Vögel und zwitschern so variantenreich, dass es eine Freude ist.

Es ist ein Gemurmel, Gepiepse, Gejodel, Geträller und Gesinge, dass ich fast das Gefühl habe, es säße ein Papagei in einem der Fenster, der mal vor sich hinbrabbelt und mal verschiedene Vogelstimmen imitiert. Aber ich sehe keinen. Es klingt, als fände eine äußerst angeregte Unterhaltung statt. Austausch von Klatsch und Tratsch. Ich sollte mich mehr mit Vogelstimmen beschäftigen, ich habe keine Ahnung, welche Vögel das sind.

Ich überlege, ob ich eine Frau, welche die Straße entlang geht, fragen soll, ob es hier ein Geschäft gibt, aber sie ist ganz in Gedanken, und ich mag noch nicht reden. So biege ich den Schildern folgend links ab.
Eine kleine, ruhige Landstraße.

Schön zu fahren.

Wieder ein gut gelaunter Zwitschervogel. Ein Rotkehlchen?

Immer noch Nebel über den Feldern.

Meine gut getarnten, gefiederten Begleiter, die sich gerne vor mir verstecken oder ängstlich die Flucht ergreifen. Sie sitzen auf den Feldern, meist gut geschützt durch die Hecken. Wenn ich lautlos in ihre Nähe komme, sind sie alarmiert, denn Radfahrer kennen sie vermutlich nicht. Vielleicht ist es aber auch die Sicherheitsweste, die sie erschreckt.


Die Luft ist kalt und ich friere. Aber der Weg ist einfach wunderschön. Autos fahren zu dieser Zeit keine.

Vor mir befindet sich ein Pferd, und ich fahre langsamer.

Überholen möchte ich es nicht. Ich halte sowieso öfter an, um zu fotografieren. Man sieht den Atem in der kalten Luft. Ein schöner Anblick.

Eine Zeitlang fahre ich mit mehr oder weniger großem Abstand hinter ihm her. Ein Auto überholt langsam, die Reiterin und der Fahrer kennen sich und sie rufen sich etwas zu. Das Pferd scheut und die Reiterin bekommt es nicht mehr richtig in Griff. Sie winkt mich vorbei. Das Pferd ist keine Fahrräder gewohnt, und meine Anwesenheit macht es unruhig.

Wieder die vorbildliche Ausschilderung. Auf einer Nebenstraße geht es weiter.

Ein weißer Doppeldecker biegt auf die Landstraße ein. Ein schöner Anblick. Ein weiterer Campingplatz.

Wieder einmal genieße ich die Landschaft.

Still ist es hier. Wunderbar still. Das Meer lässt sich erahnen.

Die Steigungen sind jetzt genau richtig. Was für eine schöne Fahrt.

Der Nebel zaubert magische Landschaften herbei.

Es ist eine einspurige Straße. Davon gibt es viele hier. Wenn ein Auto kommt, muss man an den Buchten ausweichen.


Wieder die Vögel.

Und dann sause ich auf einer Straße ins Tal. Links ein Hügel, vom Nebel verdeckt. Unheimlich ragen die Bäume in den Himmel. Ein magischer Anblick. Verwunschen. Ein Elfenhügel. Foto. Ich sollte ein Foto machen.
Aber ich kann nicht. Es ist so furchtbar kalt und feucht, dass ich nicht anhalten mag. Den Hügel über mir im Blick, rolle ich talwärts und es ist ein Genuss, den ich nicht durch Anhalten unterbrechen kann. Ich rede mir ein, dass ich ein Weitwinkelobjektiv bräuchte, um den Eindruck wirklich wieder geben zu können und so ist es wohl auch. Dennoch. Es gefällt mir, dass dieser Moment unfotografiert bleibt. Und so existiert von diesem Erleben nur das Bild, dass sich tief in mein Gedächtnis geprägt hat. Nur für mich allein.
Als die Abfahrt vorbei ist, sehe ich am Straßenrand Spinnweben im Dunst, und ich beschließe, dass Foto, das ich kurz vor Nieuweschans vergessen hatte, nachzuholen.

Traumhaft ist es hier. Wäre es nicht so kalt, würde ich verweilen.

Aber ich muss in Bewegung bleiben. Meine Zehenspitzen melden sich und fordern dicke Socken. Der Winter kommt.
Ein Ort. Das Gasthaus sieht aus, als hätte es bessere Zeiten gesehen.


Man hört Traktoren, das gute Wetter muss genutzt werden, um die Ernte einzubringen. Im Hintergrund des folgenden Bildes ist der Hügel zu sehen, der unfotografiert geblieben ist.


Bridlington wäre nun 4 Meilen entfernt, aber der Radweg macht die üblichen Umwege.
Wieder eine Fahrt in den Nebel.




Die Wegführung ist excellent, nicht nur was die Beschilderung angeht, sondern auch was die gewählten Strecken angeht. Perfekte Radfahrwege, einsam und nicht so hügelig, dass es stört. Ich genieße jeden einzelnen Moment aus vollem Herzen.

Ein Lastwagen fährt langsam hinter mir, und ich weiche auf den Grasstreifen aus. Der Fahrer bedankt sich herzlich. Man sieht, wie eng die Straßen für die Fahrzeuge von heute sind.

Das erste Mal begegnen mir die Bahnübergänge, bei denen die LKW Fahrer mit Anhänger anrufen müssen, bevor sie den Bahnübergang passieren. Die entsprechende Einrichtung ist vorhanden.

Wieder ein netter kleiner Campingplatz. Ob er auch Zelter aufnimmt, weiß ich nicht.

Der Ort wirkt nett, aber der Radweg knickt erst einmal ab und führt auf einem einsamen Weg um ein Gehöft herum.


Der Bonsai fasziniert mich.

Es geht nun an der Hauptstraße weiter und ein Radfahrer mit einem Klapperfahrrad taucht neben mir auf (es gibt also mehr als 2 Radfahrer in England, Scrat :-) ). Ein Mann in mittlerem Alter sitzt darauf und fragt, wo ich herkomme. Ich antworte: Deutschland und lerne die Lektion, dass diese Frage nicht darauf abzielt, mein Heimatland zu erfahren, sondern, wo ich morgens gestartet bin. „Hunmanby“. Er ist beeindruckt. Wo ich hinwolle. Hull. Er versteht erst nicht, hier sagt man Hall. Er würde auch gerne Fahrrad fahren, aber das wäre ihm zu weit. Ob ich irgendetwas an Hilfe brauchen würde.
Oh ja, da fällt mir etwas ein. Gibt es hier einen Supermarkt? Nein, aber das Postoffice. Dort gibt es die besten Pies in der ganzen Umgebung. Er ist gerade auf dem Weg dahin. Ich solle ihm folgen. Ob ich die Bempton Cliffs kennen würde. Da müsse ich unbedingt hin. Das seien die schönsten Cliffs hier und man könne von hier aus am besten die Vögel sehen. Da müsse ich unbedingt hin. Es ist nur eine Meile. Ohne die Cliffs gesehen zu haben, sollte man nicht wegfahren.
Wir halten an dem Post office und nie in meinem Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass man dort Lebensmittel kaufen kann. Nur von hinten sieht man das Schild „Village store“. Fährt man vorbei fährt, denkt man, es sei ein Schreibwarenladen.

Ich erwerbe sechs Vollkornbrötchen (die knatschigen weichen, aber mir schmecken sie), eine Dose Thunfisch, ein Pie, Cornish Pasty, ein Stück Käse. Ich muss langsam etwas Geld abheben, aber der Geldautomat funktioniert mit meiner Karte nicht. Ich benötige einen internationalen Automaten.
Die Abzweigung zu den Bempton Cliffs ist an der nächsten Kreuzung. Ich überlege einen kurzen Moment, denn der Weg nach Hull ist weit. Andererseits hat der Mann Recht. Wenn man schon einmal hier ist? So biege ich in Richtung Bempton Cliffs ab. Es geht stetig bergauf, aber es ist eine Steigung, die für mich noch in Ordnung ist. Ein VW Bus überholt mich. Kurz darauf kommt er wieder. Es wird doch hoffentlich nicht geschlossen sein? Trotzdem entschließe ich mich, weiter zu radeln. Langsam aber stetig gewinne ich Meter um Meter.
Das Infozentrum ist tatsächlich geschlossen, aber die Fußwege zu den Cliffs sind geöffnet. Ich schiebe mein Fahrrad auf dem Public footpath in Richtung Meer. Und habe vor mir die Felsen. Faszinierend, wie die Vögel an den Klippen hängen und elegant starten und landen. Ich mache ein paar Fotos und dann frühstücke ich. Mein Magen knurrt bereits und meine Konzentration ist auf dem Hinweg stetig abgesunken.




Das Meer ist voller Vögel, das Foto kann den Eindruck nur unvollständig wiedergeben.

Mein Tele fehlt mir. Und die Kamera ist falsch eingestellt.


Nachträgliche Vergrößerungen.


Es ist ein ständiges Kommen und Gehen an den Nist- und Rastplätzen. Ein älteres Ehepaar kommt und grüßt sehr nett. Ich blicke auf die menschenleere Landschaft. Schön ist es hier, ein Platz nach meinem Geschmack. Vögel, Wind und das Meer.




Auf dem Rückweg geht es nun bergab. Meine Knie sind unvermutet steif geworden und fühlen sich nicht gut an. Ob das an der Pasty liegt? Da war Fleisch drin. Aber ich vermute eher, dass meine Knie ausgekühlt sind. Ich muss sie besser wärmen.
Strohballen lassen das Feld unwirklich erscheinen. Fast sieht es wie eine Siedlung aus.

Dann bin ich wieder in der Zivilisation. Ein Blick noch auf die Kirche des Ortes.

Bridlington ist nun nicht mehr weit.
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