Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

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  • tizzano1
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    • 13.06.2006
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    #81
    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

    Hallo GT,
    ich musste herzlich schmunzeln über die Tiefgarage... und Balthasar steht dir wirklich gut

    Tatsächlich sind die "3 Könige" ein urspanischer Festhöhepunkt für Kinder... und du als Ehrengast in der Garage, das hat schon was!




    https://www.outdoorseiten.net/fotos/...edeuropa66.jpg

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    • tizzano1
      Erfahren
      • 13.06.2006
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      • Meine Reisen

      #82
      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
      Keine Sorge, es geht jetzt noch einen Monat durch Andalusien.....

      Zu der "gruseligen" Begegnung: Ich hatte lange überlegt, ob ich das wirklich schreiben soll, denn letztendlich war das ganze ja völlig harmlos. Da ich aber ständig gefragt werde, ob ich denn "so als Frau alleine" keine Angst hätte, wollte ich zeigen, dass diese Begegnung so mit das "schlimmste" war, was mir "so als Frau allein" passiert ist.

      Wenn ich unterwegs jemandem begegne, dann ist diese Person in der Regel zumindest genauso überrascht wie ich. Dies war auch das "gruselige" an der o.g. Begegnung. Der Mann hatte mich schon erwartet.

      Bei meinen Outdoorunternehmungen gehören unangenehme Begegnungen bzw. Menschen, die mir Angst machen meist zu zwei Gruppen:

      Alkoholisierte bzw. sonstwie unter Drogen stehende Gruppen, vor allem Party feiernde Jugendliche: Aus diesem Grund übernachte ich in Europa nur dann in oder an öffentlich zugänglichen Schutzhütten, wenn das Wetter so schlecht ist, dass keine Freiluftparty zu erwarten ist.

      Obdachlose, vor allem, wenn sie einen geistig verwirrten oder betrunkenen Eindruck machen: Dies ist ein Phänomen, das man weniger in Europa als in den USA oder Australien antrifft. Dort nutzen einige Obdachlose die Trail shelter als Dauerunterkunft bzw. sie wandern teilweise auch den Trail entlang. In der Regel sind diese Begegnungen völlig harmlos und oft habe ich dabei auch schon sehr interessante Lebensgeschichten gehört, aber manchmal sind diese Menschen geistig etwas verwirrt und können zu unerwarteten Handlungen neigen.

      Mir ist in meiner ganzen Outdoorlaufbahn noch nie auch nur ansatzweise irgendetwas von einem anderen Menschen angetan worden. Ich fühle mich draussen im Wald deutlich sicherer als z.B. in der Großstadt. In der Regel ist die eingebildete Gefahr deutlich größer als die tatsächliche....
      Peter Altenberg:

      "Wenn im Wald ein Wolf einem Wolf begegnet sagt er: "Sicher ein Wolf". Wenn Im Wald ein Mensch einem Menschen begegnet sagt er: "Huch, sicher ein Mörder"

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      • German Tourist
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        • 09.05.2006
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        #83
        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

        Zitat von tizzano1 Beitrag anzeigen
        Hallo GT,
        ich musste herzlich schmunzeln über die Tiefgarage... und Balthasar steht dir wirklich gut

        Tatsächlich sind die "3 Könige" ein urspanischer Festhöhepunkt für Kinder... und du als Ehrengast in der Garage, das hat schon was!
        Ich muss zugeben, dass dies wirklich eines meiner Lieblingsfotos des ganzen Trips ist. So gut wie an diesem Abend habe ich mich selten vergnügt. Balthasar hat mir übrigens noch ganz begeistert von seinem Motorrad erzählt, denn schließlich gehörte er ja auch zu den "mittelalterlichen Motorradfahrern".
        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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        • FatmaG
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          • 14.03.2013
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          #84
          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

          Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
          Ich hätte gerne noch mit Maria gesprochen, aber die machte gerade Zigarettenpause, bevor sie sich während des ganzen Umzugs um den kleinen Jesus kümmern musste.
          Herrlich!
          Ich sehe die ganze Szenerie schon vor mir…

          Wie immer lese ich mit großer Neugierde und Begeisterung mit.
          Und den Komplimenten kann ich mich nur anschließen, kurzweilig, humorvoll, informativ - und sehr schön mit Deinen Fotokollagen untermalt.
          Danke!

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          • German Tourist
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            • 09.05.2006
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            #85
            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

            In Alcala la Real war so wenig los, dass ich sogar ohne Handeln mein Hotelzimmer billiger bekam, als auf der Preisliste angegeben. Leider waren aufgrund der wenigen Touristen auch viele Restaurants geschlossen bzw. hatten kein Tagesmenü mehr im Angebot, so dass meine Hoffnungen auf ein billiges Essen mit Tinto de Verano schwanden. Beim Bummeln durch die Stadt machte ich dann allerdings eine unverhoffte Entdeckung: ein AYCE Chinarestaurant. Nur leider saß da trotz Mittagszeit kein Mensch drin und ich konnte auch kein Buffet entdecken. Bevor ich mich unauffällig wieder verdrücken konnte, hatte mich schon die chinesische Besitzerin entdeckt und versicherte mir eifrig, dass in 10 Minuten das Buffet auf dem Tisch stehen würde. Das kam mir zwar „spanisch“ statt chinesisch vor, aber ich ließ mich dennoch nieder. Und siehe da: in der Küche wurden die Kochlöffel geschwungen und in 10 Minuten standen mehrere frisch zubereitete Gerichte zur Auswahl auf dem Buffet – alles für nur eine Person. Da musste ich natürlich kräftig zulangen.

            Ich bedurfte auch der Stärkung, denn ich hatte gerade Stunden auf der Festung von Alcala verbracht. Diese Festung ist definitiv das touristische Highlight von Alcala und ein riesiger Komplex mit Festungsmauern, Siedlungsresten und sogar einer überdimensionierten Kirche. Hoch über der Stadt gelegen hatte man außerdem einen grandiosen Ausblick... Die Steine unten rechts in der Collage sind übrigens Kanonenkugeln.... Alcala war jahrhundertelang Grenzstadt zwischen Spanien und dem von den Arabern besetzten Gebiet. Die Festung wechselte so oft den Besitzer, dass ich trotz ausführlicher Beschreibung in den Ausstellungsräumen irgendwann mal den Überblick verlor. Als die Christen die Festung dann endgültig einnahmen, gelang ihnen das nur mit einem Trick: Sie vergifteten die Wasservorräte in den Zisternen....



            Die nun folgenden fünf Tage Wanderung bis nach Antequera waren definitiv kein Highlight dieser Tour. Dies hat vor allem etwas mit der Landschaft zu tun, denn es ging mal wieder – ihr werdet es schon erraten haben – durch endlose Olivenbaumplantagen. Ich wusste schon gar nicht mehr, was ich fotografieren sollte, denn eigentlich gab es ausser Olivenbäumen nichts zu sehen. Unglücklicherweise war ich nun auch noch gerade zur Zeit der Olivenernte unterwegs, was zudem noch für eine kräftige Geräuschkulisse sorgte. Oliven werden geerntet, indem man zunächst einmal Netze unter den Bäumen auslegt. Dann werden die Äste geschüttelt, so dass die Oliven auf die Netze herabfallen. Traditionell wird mit langen Holzstangen auf die Äste geschlagen. Da dies aber wohl recht anstrengend ist, wird aus dem Schlagen mittlerweile Rütteln mit einer Greifzange mit Motor. Das beständige Surren dieser Motoren hört sich an, als ob man durch einen riesigen Schwarm von Horror-Bienen läuft. Auf den großen Plantagen geht man sogar noch einen Schritt weiter und schüttelt den ganzen Baum mit einem Traktor. Anschließend werden die Bäume noch mal mit einem Rechen „durchgekämmt“. Aber das alles ist noch nicht genug der Geräuschkulisse. Anschließend werden die Bäume dann noch mit der Motorsäge beschnitten. Von friedvoller Atmosphäre also keine Spur. Vor allem frühmorgens und spätabends wurde ich andauernd von Autos mit Anhängern überholt, die die typischen Gerätschaften auf dem Dach transportierten. Manchmal sah ich schon überhaupt keine „normalen“ Autos mehr. Jeder in der Gegend schien sich ausschließlich per 4WD mit Anhänger fortzubewegen.



            Als ob die eintönigen Olivenbaumplantagen nicht schon genug wären, begann es jetzt auch noch zu regnen. Alle Einheimischen hatten mir einstimmig erklärt, dass es hier in Andalusien monatelang nicht regnen würde. Warum musste nun der ganze Regen des Jahres ausgerechnet im Januar runterkommen? Der Regen verschlimmerte meine Situation nämlich noch zusätzlich. Die Wege verwandelten sich in einen einzigen Schlammpfuhl und das Zelten wurde recht unangenehm. Zwar garantierten die Olivenbaumplantagen ebene Flächen, aber der viele Regen hatte den Boden so aufgeweicht, dass ich völlig einsank. Die vielen Fahrzeuge auf den Plantagen hatten den Boden stellenweise so komprimiert, dass sich riesige Schlammpfützen bildeten. Mein Zelt sah nach ein paar Tagen unbeschreiblich aus. Am schlimmsten war jedoch das Wandern auf den verschlammten Wirtschaftswegen. Ich schleppte an jedem Fuß zusätzlich ein Kilo Lehm mit mir herum. Selbst meine Trekkingstöcke wurden so unnötig beschwert.



            Einziges Highlight auf dem Weg war ein Zwischenstop in der Barockstadt Priego de Cordoba. Leider kam ich hier an einem Montag an, an dem so ziemlich alles geschlossen war. Ich fragte mich im Dauerregen zu einer der wenigen geöffneten Kirchen durch, um so wenigstens eine trockene Mittagspause zu verbringen. Die Kirche wäre auch so einen Besuch wert gewesen – ein echtes Barockjuwel. Außerdem traf ich in der Touristeninformation auf einen ausgesprochen enthusiastischen Mitarbeiter, der mir sogar eine Wegbeschreibung für die nun folgende Strecke ausdruckte. Die war auch dringend nötig, denn wie schon geschrieben hatte ich ja idiotischerweise keinen GPS-Track für die Strecke. Ausserdem schenkte er mir sogar noch ein Probefläschen Olivenöl, denn oh Wunder – Olivenöl war die Spezialität der Region!



            Wohlausgerüstet machte ich mich wieder auf den Weg in froher Erwartung einer Wegstrecke, die ausnahmsweise mal nicht durch Olivenbäume führen sollte. Es fing ganz gut damit an, dass es durch alten Eichenwald ging. Nur leider schickten mich die GR 7-Planer dann steil bergauf und querfeldein. Angesichts der zahllosen Tierpfade, die die Weidetiere hier hinterlassen hatten, war die Wegsuche nicht ganz einfach. Wie üblich war ich mal wieder viel später dran als geplant und konnte bei Einbruch der Dunkelheit weder einen Zeltplatz noch den Weg finden. Entnervt gab ich auf und zeltete mal wieder – unter Olivenbäumen....



            Am nächsten Morgen erwachte ich unter meinem Olivenbaum im dicksten Nebel. Ich konnte kaum den nächsten Olivenbaum sehen.....Ich beschloss, das Handtuch zu schmeißen. Es war zu frustrierend, im dichten Nebel einen kaum markierten und/oder total überwachsenen Weg zu suchen. Ich stieg über die Wirtschaftswege zwischen den Olivenbäumen ab und lief auf der Straße bis zum nächsten Ort.

            Die Markierung des GR 7 war hier wie in ganz Andalusien eine Katastrophe. Ich hatte es aufgegeben, nach Markierungen zu laufen, denn erstens waren die nie da, wenn man sie brauchte, und zweitens waren sie in vielen Fällen auch noch schlicht falsch. Mehrere Male führten sie mich in eine totale Sackgasse und ich musste kilometerlang zurückgehen. Selbst die imposanten Wegweiser dienten eher der Deko denn der Wegführung. So zeigt das Schild in der Collage unten rechts einfach mal in die völlig falsche Richtung. Ich lief nur noch nach GPS und Karte, es sei denn, ich befand mich auf einem neu angelegten und mit EU-Mitteln finanzierten GR. Die waren nun ausgesprochen gut markiert und mit Schildern versehen, wie z.B. der GR 249 „Gran Senda de Malaga“ auf der Collage oben rechts. Ich war nämlich mittlerweile in den Bezirk Malaga vorgedrungen und dabei auf diesen neuen Rundwanderweg gestoßen, der einmal den gesamten Bezirk umrundet.

            Zu allem Überfluss wird der GR 7 auch so gut wie gar nicht gepflegt, wie ich an einem regnerischen Nachmittag vor Cuevas de San Marco feststellen musste. Meine Karte sagte mir, dass der GR 7 auf einer alten gesperrten Strasse durch eine enge Schlucht führen würde. Wie durch ein Wunder tauchten sogar GR 7-Markierungen auf. Dann folgten Schilder mit „Strasse gesperrt“. Nun gut, dass würde wohl nur den Autoverkehr, aber wohl nicht die Wanderer betreffen. Denkste! Wenig später stand ich vor der engen Schlucht und sah voll Erstaunen, dass die komplette Strasse abgerutscht und in die Schlucht gestürzt war. Am verbliebenen Steilhang würde ich selbst als Bergziege nicht durchkommen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als querfeldein durch Olivenbaumplantagen außen herumzulaufen. Mein einziger Trost war, dass bei diesem Schietwetter keiner unterwegs war, um mich dabei zu beobachten, wie ich durch knöcheltiefen Lehm stapfte. Auf der Collage links sieht man übrigens ein ähnliches Desaster. Die zufällig mal vorhandenen GR-Markierungen hatten mich geradewegs zu dieser Brücke geführt, die aber wohl schon seit längerem weggespült worden war. Glücklicherweise war es nicht schwer, an dieser Stelle einfach durch den Bach zu waten.



            Auch meine Nachtruhe unter Olivenbäumen wurde fast täglich gestört – und zwar durch lautes und anhaltendes Hundebellen. Spanien ist ein echtes Hundeland. Auf dem Land hat fast jeder einen Hund, meistens aber sogar mehrere. Immer wenn ich an einem Bauernhof vorbeikam, wurde ich zunächst von einem vierbeinigen Begrüßungskomite empfangen. Ich verlor bald meine anfängliche Angst, denn die Hunde waren immer harmlos. Meist reichte schon ein strenger Blick und sie verzogen sich mit eingezogenem Schwanz. Interessanterweise scheint in Spanien jeder Bauer eine Art Schuppen zu besitzen. Dort werden Hühner oder Ziegen gehalten, Gemüse angepflanzt oder ganz einfach nur Werkzeug und Maschinen gelagert. Diese Schuppen sind umzäunt und werden in 99% aller Fälle von Hunden bewacht. Der Besitzer kommt nur einmal am Tag zum Füttern vorbei – den Rest der Zeit langweilen sich die Hunde und bellen zur allgemeinen Unterhaltung. Und das nächtelang.... Merke: Gehe nie Wildzelten in Spanien ohne Ohrenstöpsel.

            Zuletzt geändert von German Tourist; 05.04.2014, 17:53. Grund: Bild verschoben
            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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              #86
              GR 7 Nordvariante

              Auf dem ganzen GR 7 ist der Abschnitt durch Andalusien der beliebteste. Hierfür gibt es sogar einen englischen Cicerone-Führer. Ich weiss zwar nicht, ob dieser Führer nun der Anlass oder eher das Ergebnis dieser Beliebtheit ist, aber Fakt bleibt, wenn Leute auf dem GR 7 in Spanien wandern, dann tun sie es in Andalusien. Auch die Anfragen auf meinem Blog beziehen sich fast ausschließlich auf Andalusien.

              Wie schon beschrieben gabelt sich der GR 7 in Andalusien in eine Nord- und Südvariante. Erst am Ende kommen die beiden Varianten wieder zusammen und führen gemeinschaftlich nach Tarifa. Also, welche Variante sollte man nun wählen.

              Ich hatte mich aus ganz speziellen Gründen für die Nordvariante entschieden, kann davon aber anderen Wanderern eigentlich nur abraten. Die Nordvariante ist bei weitem nicht so interessant wie die Südvariante - schlecht markiert sind sie allerdings beide.....

              Auf der Nordvariante domineren die endlosen Olivenbaumplantagen, was auf Dauer einfach langweilig wird. Selbst mir gingen die Olivenbäume total auf die Nerven. Dazu ist der Anteil an Strasse relativ hoch. Zwar läuft man nie auf viel befahrenen Straßen, sondern eher auf verlassenen Nebenstraßen, aber Asphalt ist und bleibt schlecht für die Füsse. Landschaftlich gesehen gibt es nur zwei Highlights: Die Nationalparks Cazorla und Sierra Magina, wobei die Sierra Magina in weniger als einem Tag durchwandert ist.

              Die Städte entlang des Weges sind bis auf zwei Ausnahmen auch nicht gerade herausreißend: Alcala la Real und Priego de Cordoba.

              Der einzige Grund, die Nordvariante zu laufen, ist der wenige Schnee aufgrund der niedrigeren Lage. Wer aber nicht wie ich im tiefsten Winter unterwegs ist, für den wird das kein Argument sein.

              Daher meine Empfehlung:

              Wer den ganzen GR 7 laufen will, der sollte die Südvariante wählen.
              Wer einfach nur in Andalusien in den Bergen wandern will, dem empfehle ich wärmstens den nagelneuen GR 247 "Bosques del Sur", der fast komplett durch den wunderschönen Nationalpark Cazorla verläuft.
              Wer in Andalusien im tiefsten Winter wandern will, sollte den nagelneuen GR 249 "Gran Senda de Malaga" probieren. Der ist viel besser markiert als der GR 7 und verläuft so niedrig, dass er das ganze Jahr über begehbar ist.
              Wer einfach mal ein Stück des GR 7 laufen will, der sollte sich eher in Valencia versuchen. Landschaftlich mindestens genauso schön wie Andalusien, besser markiert, fast nur Pfade statt Straße und und vor allem total interessante Städte entlang des Weges.

              In meinem Bericht geht es jetzt bald weiter mit dem Endspurt nach Tarifa.
              Zuletzt geändert von German Tourist; 06.04.2014, 08:42.
              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                #87
                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                Antequera war eine der schönsten Städte entlang des GR 7 und ich hatte von Anfang an vor, mindestens 2 Tage zu bleiben. Der Zimmerpreis von 22 EUR in meinem Hotel erleichterte mir diese Entscheidung zusätzlich.... Antequera ist eine einzige Touristenattraktion, mit vor allem zwei herausragenden Claims to Fame: die vielen Hügelgräber in der Region und die Stadt mit den meisten Kirchen Spaniens.


                Entsprechend ist die Touristeninformation auch auf die Anstürme ausländischer Touristen vorbereitet und gab mir genug Futter für ein ausgiebiges Besichtigungsprogramm. Ich begann zunächst mal mit den Hügelgräber, die sich etwas außerhalb des Zentrums befinden. Obwohl natürlich geschichtlich total interessant und eine beeindruckende, machen die steinzeitlichen Grabanlagen nicht wirklich viel her - in wenigen Minuten hat man alles gesehen.


                Viel spannender hingegen ist da die Geschichte des Pena de Enamorados, also der Berg der Verliebten. Diese hervorstechende Bergformation - eine Art spanischer Ayers Rock - diente schon den Steinzeitmenschen als wichtiges Navigationsmerkmal und nicht umsonst sind ihre Hügelgräber auf diesen Stein ausgerichtet. Heutzutage braucht sich der Tourist allerdings nicht mehr an diesem Felsen zu orientieren. Man fragt sich besser zur Repsol-Tankstelle durch, die sich mittlerweile direkt neben den Hügelgräbern befindet.

                Die Legende erzählt allerdings noch eine höchst romantischen Geschichte, die zum Namen des Felsen führte. Ein christlicher Ritter verliebte sich in eine Araberprinzessin und da die Eltern nicht gerade begeistert von dieser Beziehung waren, brannten die beiden einfach durch. Natürlich wurden sie von den Truppen des Vaters verfolgt und so versuchten sie sich, auf den besagten Fels zu retten und zu verstecken. Leider gelang diese Finte nicht. Die Truppen ritten nicht am Fels vorbei, sondern starteten die Suche dort. Den beiden war klar, dass der christliche Ritter aus Rache getötet werden würde – und so stürzten sie sich gemeinsam von dem steil abfallenden Felsen in den Tod.


                Am nächsten Tag schloss ich mich einer Touristenführung an, um die zahlreichen Kirchen Antequeras zu erforschen. Das ganze erfordert einen ziemlichen Aufwand an strategischer Planung, denn die Kirchen sind alle zu unterschiedlichen Zeiten geöffnet. Die Gruppe war nur klein und so stellte ich hemmungslos alle möglichen Fragen. Am Ende der fast dreistündigen Tour wollte mir die Führerin sogar noch ihre Telefonnummer geben, für den Fall, dass ich noch mehr Fragen hätte....Ich befürchte mal, dass das wohl ironisch gemeint war.



                Leider versprach der Wetterbericht immer noch ziemlich drastisches Wetter für den nächsten Tag: Heftige Winde! Da mittlerweile klar war, dass ich in jedem Fall vor meinem gebuchten Rückflug fertig werden würde und noch ein paar Tage aussitzen müsste, beschloss ich, noch einen Tag dranzuhängen – obwohl ich eigentlich gar nicht mehr ruhebedürftig war. Und in Antequera hatte ich nun auch schon alles gesehen. Ich beschloss daher, einen Tagesausflug nach Malaga zu machen. Ich verbrachte den Tag in den dortigen Museen, so dass mich auch der heftige Wind nicht störte. Am nächsten Tag ging es dann aber endlich wieder auf Wanderschaft.

                Die nächsten drei Tage bis nach Ronda waren zwar ganz nett, aber auch kein besonderes Highlight. Zunächst ging es natürlich mal wieder durch Olivenplantagen. Ich befürchtete schon, des Nachts schon wieder unter einem Olivenbaum zu landen, aber gegen Abend kam ich an der Schlucht von El Chorro ein. Wie sich später herausstellte, ist diese Schlucht ein international beliebtes Klettergebiet Ich war vor allem vom Nadelwald begeistert, der mir ein weiches Nachtlager bescherte. Und am nächsten Morgen wurde ich dann noch mit einem traumhaften Sonnenaufgang belohnt.


                Der Weg führte nun hinunter in den Ort El Chorro und den dazugehörigen Stausee. In dem kleinen Kaff kam ich an mehreren Unterkünften für Kletterer vorbei, die sich alle nicht nur in Spanisch, sondern auch in Englisch bewarben. Und selbst jetzt, im tiefsten Winter, begegnete ich allerlei Outdoor-gestylten Menschen, wobei hier vor allem Klettern und Mountainbiken betrieben wird. Unten am Stausee angelangt, ging es für mich nun leider wieder steil hinauf..



                Ich lief durch die übliche südspanische Mondlandschaft, aber der viele Regen hatte auch sein gutes gehabt. Viele Stellen waren mit einem zarten Grün überzogen – ein für das sonnenverbrannte Südspanien eher seltener Anblick. Neben den üblichen Olivenbäumen gab es hier auch viele Mandelbäume, die erstaunlicherweise bereits jetzt im Januar zu blühen begannen. Und, oh Wunder – hier wurde sogar Getreide angebaut. Ich war Mitte Januar also scheinbar im südspanischen Frühling gelandet. Es war sogar noch mehr Regen gemeldet, aber ich schien dieses Mal immer Glück zu haben. Jeden Abend tauchten prompt Nadelbaumanpflanzungen auf alten Terrassen auf, also ein idealer Ort zum Wildzelten! Vom Regen kriegte ich unter den Bäumen nicht so viel mit.

                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                  #88
                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                  Eigentlich hätte ich nicht schon wieder einen Ruhetag gebraucht, aber Ronda ist eine so große Touristenattraktion, dass ich mir das nicht entgehen lassen wollte. Ronda ist vor allem wegen zweier Dinge so bekannt. Die riesige Stierkampfarena und die „Puente Nuevo“ über die Schlucht des Tajo. Immerhin war letzteres umsonst zu besichtigen. Ich wunderte mich nur, warum der Weg zum Aussichtspunkt nun ausgerechnet Paseo Kazunori Yamauchi hieß. Was hatte ein Japaner mit dieser alten Brücke in Spanien zu tun. Die Antwort war ernüchternd. Yamauchi war ein Computerspiel-Designer, der diese Brücke in Ronda in eines seiner „Autorennen-Spiele“ eingebaut hatte.... Aufgrund der daraus resultierenden Beliebtheit der Brücke wollte die Stadt ihm wohl ein Denkmal setzen. Moderne Zeiten auch in Spanien.



                  Insgesamt war ich von Ronda nicht ganz so beeindruckt. Obwohl sicherlich ganz nett, hatten mir andere spanische Städte entlang des GR 7 viel besser gefallen – und waren auch bei weitem nicht so überlaufen.

                  Ich hatte jetzt nur noch wenige Tage bis Tarifa – aber so kurz vor Schluss sollte ich noch ein großes und völlig unerwartetes Problem bekommen. Seit Tagen hatte ich leichte undefinierbare Ohrenschmerzen. Da ich in weniger als 2 Wochen fliegen würde, beunruhigte mich dies zunehmend. Wer schon mal mit Erkältung oder Ohrenentzündung geflogen ist, weiss, wovon ich rede. Wenn das Ohr den Druckausgleich beim Fliegen nicht mehr durchführen kann, dann spannt sich das Trommelfell schmerzhaft – bis hin zum Platzen. Ich kaufte mir in der Apotheke homöopathische Ohrentropfen, die allerdings nur bewirkten, dass noch zwei Tage danach alles nach Nelke schmeckte. Im Gegenteil: Als ich am Morgen meines geplanten Aufbruchs aufwachte, hörte ich auf dem schmerzenden Ohr nur noch sehr reduziert. Es half also nichts – ich musste zum Arzt. Per Smartphone hatte ich sogar schon eine entsprechende HNO-Praxis gefunden.

                  Ich marschierte also zur Hotelrezeption und wollte mir den Weg erklären lassen, als mir das Schicksal mal wieder einen typisch spanischen Streich spielte. Heute war in Ronda „Fiesta“ zu Ehren wer-weiß-welcher-Heiligen – und daher war alles geschlossen. Doch der ausgesprochen hilfsbereite Hotelmanager munterte mich sogleich wieder auf. Ich hätte sowieso nicht zu dieser Arztpraxis gehen sollen, denn eine Privatbehandlung dort sei sehr teuer. In Spanien sind für die Touristen nämlich in erster Linie gar nicht die Hausärzte zuständig, sondern die Notaufnahmen der Krankenhäuser und Gesundheitszentren. Und die würden mich auch umsonst behandeln. Ich konnte dies zuerst gar nicht glauben und empfand meine Ohrenschmerzen jetzt auch nicht als so lebensbedrohlich, dass ich deswegen in die Notaufnahme müsste. Aber der Hotelmanager überzeugte mich schließlich. In seiner Laufbahn hätte er schon einige Gäste dorthin geschickt und alle wären dort umsonst behandelt worden.

                  Ich machte mich also auf den Weg und siehe da: An diesem Feiertag warteten schon einige andere spanische Patienten auf den Arzt. Von mir wollte man nur meinen Ausweis sehen. Nach gerade mal einer halben Stunde warten kam ich dann auch schon dran. Und dann erwartete mich auch schon die nächste Überraschung: Die junge spanische Ärztin hatte einige Semester in Berlin an der Humboldt-Uni studiert, also in meiner alten Heimat. Sie war immer noch ganz begeistert von Deutschland und vor allem von Berlin – und sehr frustriert und von ihrer Situation in Spanien. Das Ende vom Lied: Wir plauderten eine halbe Stunde lang über Gott und die Welt, aber sie hatte anscheinend nur wenig Lust, in mein Ohr zu schauen.... Am Ende konnte ich sie dann doch überzeugen und sie diagnostizierte eine Gehörgangsentzündung und verschrieb Tropfen. Geld wollte ausser dem Apother tatsächlich niemand für die Behandlung haben.

                  Frohen Mutes wanderte ich dann noch am selben Vormittag aus der Stadt. Dabei konnte ich zunächst mal die tolle Aussicht vom hochgelegenen Ronda auf die Umgebung genießen.


                  Auch danach ging es wunderschön bei strahlend blauem Himmel durch einen Nationalpark weiter. Doch irgendwie war ich nicht so recht bei der Sache. Die Ohrenschmerzen und meine partielle Taubheit irritierten mich total und ich konnte die schöne Landschaft gar nicht so recht genießen.



                  Zudem stellte sich auch bald wieder das übliche Zeltproblem. Hier war wieder mal alles eingezäunt, was auf weidende Kühe schließen ließ. Immer wenn ich mal wieder einen Stacheldrahtzaun überwunden hatte und auf kuhfreies Gebiet hoffte, stieß ich schon wieder auf Kuhfladen. Selbst bei einer alten Steinhütte konnte ich keinen adäquaten „Kuhschutz“ finden. Aufgrund meiner Taubheit erschreckte ich mich auch einige Male ganz heftig, denn ich hörte nicht, wenn sich eine Kuh von hinten an mich „heranschlich“. Beim letzten Tageslicht überkletterte ich mal wieder einen Stacheldraht mit Steinmauer, zerriss mir halb die Hosen, aber war nun immerhin endlich in kuhfreiem Gebiet.


                  Ich schlief sehr schlecht in dieser Nacht, denn das Ohrenproblem verfolgte mich. Entgegen der Arzt-Prognose hörte ich am nächsten Morgen immer noch nicht besser. Ich musste nun eine Entscheidung treffen. Am Nachmittag würde ich durch Ubrique kommen, was auch über ein Gesundheitszentrum verfügte. Danach würde ich für den Rest der Strecke bis Tarifa an keinem Arzt mehr vorbei kommen.

                  Den ganzen Tag über hoffte ich noch inständig, dass mein Ohr nun endlich „ploppen“ würde und ich endlich wieder vernünftig hören könnte. Aber leider passierte nichts dergleichen. Also ging ich in Ubrique zur Notaufnahme des Gesundheitszentrums, nachdem mir in der Touristeninformation noch mal bestätigt worden war, dies die tatsächlich für Touristen zuständig sind. Diesmal wollte man nicht mal meinen Ausweis sehen. Arztkonsultationen von Touristen sind in Spanien wirklich umsonst. Diesmal musste ich allerdings länger warten. Der Arzt verkündete mir nach einem Blick in mein Ohr dann auch ein schlimmes Urteil: Mittelohrentzündung. Vor allem angesichts meines anstehenden Fluges sackte mir das Herz in die Hose. Ich war auch überhaupt nicht davon begeistert, dasss ich jetzt Antibiotika nehmen sollte. Immerhin verkündete mir der Arzt, dass mit etwas Glück die Sache bis zu meinem Flug ausgestanden sein könnte.

                  Schweren Herzens taperte ich zur nächsten Notapotheke, wo ich mir gegen Rezept und Bezahlung Antibiotika und Ibuprofen abholte – und dann auch gleich widerwillig einnahm. Für die Schönheit von Ubrique hatte ich nun keinen Blick mehr. Ich lief noch am örtlichen Lidl vorbei, kaufte Proviant für den Rest der Tour und nahm die letzten Wandertage in Angriff.
                  Zuletzt geändert von German Tourist; 09.04.2014, 14:20. Grund: Rechtschreibfehler korrigiert
                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                  • gearfreak
                    Erfahren
                    • 30.01.2010
                    • 278
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                    #89
                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                    Na, hoffentlich wirken die Antibiotika schnell!

                    OT: Eine kleine Ergänzung: Yamauchi ist selbst auch Rennfahrer, und seine Spiele-Serie "Gran Turismo" muss eher als Rennsimulation denn als Rennspiel bezeichnet werden.
                    Und bei über 70.000.000 verkauften Spielen kommen bestimmt wirklich viele Touristen seinetwegen nach Ronda

                    So, nun aber zurück zu Deinem schönen Bericht!

                    LG Anna
                    Zuletzt geändert von gearfreak; 10.04.2014, 08:57. Grund: falsche Zahl

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                    • German Tourist
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                      • 09.05.2006
                      • 849
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                      #90
                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                      @Gearfreak

                      Ronda ist noch auf andere Weise mit dem Rennsport verbunden. Als ich in die Stadt hineinlief, musste ich die letzten Kilometer entlang einer doch recht viel befahrenen Strasse gehen. Ich war davon ziemlich genervt, denn neben der Strasse war ein wunderschönes Stück Land - nur leider mit Stacheldraht eingezäunt und zahlreichen Warnschildern versehen. Ich grübelte lange, um was es sich bei diesem riesigen Gelände wohl handeln könnte. Wieder mal ein privater Jagdgrund? Oder ein Golfplatz? Überall am Zaun prangte das Logo "Ascari" und als ich das später googelte, fand sich des Rätsels Lösung.

                      Hier direkt vor Ronda befindet sich der Ascari Race course. Da dort zu diesem Zeitpunkt keine Rennen gefahren wurden, gab es auch keine verräterische Geräuschkulisse, sonst wäre ich schon eher draufgekommen. Ob das wohl auch den guten Yamauchi inspiriert hat?
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                      • German Tourist
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                        • 09.05.2006
                        • 849
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                        #91
                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                        Ich verließ Ubrique recht bedrückt und so kam trotz des nahen erfolgreichen Abschlusses meiner Tour kein so rechtes Hochgefühl auf. Ich fragte mich stattdessen die ganze Zeit, wie ich wohl zurück nach Deutschland kommen sollte, wenn meine Ohrenentzündung bis dahin noch nicht abgeklungen sein würde. Nach einigen Kilometern Straße ging es dann in endlose Korkeichenwälder, die auch noch alle aktiv bewirtschaftet wurden. Wirklich jede Eiche war bis auf etwa Kopfhöhe beschnitten worden – ein höchst skuriles Bild. Dennoch haben diese alten Eichenwälder etwas von verwunschenem Märchenwald. Der Wald wurde aber nicht nur zur Korkernte genutzt, sondern leider auch als Viehweide und so begann mal wieder meine Suche nach einer kuhfreien Zone.



                        Am nächsten Morgen war mein Ohr zwar noch nicht besser, dafür ging es erst mal auf richtig schönen Pfaden weiter. Selbst was auf meiner Karte als Asphaltstraße eingetragen war, entpuppte sich als besserer Feldweg (siehe Collage rechts). Nur leider wollte sich das Wetter auch am Ende meiner Tour nicht von seiner besten Seite zeigen. Es regnete mal wieder. Und so bekam ich auch vom berühmten Castillo de Castellar nicht viel mit. Es war nicht nur regnerisch – mir war auch schlichtweg das Wasser ausgegangen. So frohlockte ich förmlich, als ich neben der berühmten Burg eine öffentliche Toilette erspähte. Wasserversorgung und Regenschutz waren mir jetzt sicher. Und so verbrachte ich meine Mittagspause auf diesem Wunderklo und recherchierte alternative Heimreisewege nach Deutschland, während ich auf das Ende des Regens wartete. Naja, als thruhiker kann mir halt auch eine öffentliche Toilettenanlage zu Glücksgefühlen verhelfen....
                        Der Abstieg von der Burg ins Tal erfolgte dann auf einem vorbildlich gepflasterten historischen Weg (siehe Collage Mitte), was sich allerdings sehr schnell ändern sollte. Den Rest des Tages musste ich dann neben einer vielbefahrenen Straße laufen – immerhin jedoch auf einem Radweg (siehe Collage links). Auf dem GR 7 gibt es halt viel Abwechslung.



                        Das lange Straßenstück wurde mir vor allem durch die vielen Störche versüßt. Ungelogen – auf wirklich jedem Strommast saß hier ein Storchennest. Gegen Abend konnte ich dann endlich von der vielbefahrenen Straße auf eine Nebenstraße abbiegen und nun begann wieder die Suche nach einem kuhfreien Zeltplatz. Leider gestaltete sich die an diesem Abend als höchst beschwerlich. Hier war wirklich alles eingezäunt und dahinter zeugten zahlreiche Kuhfladen von der Präsenz meiner vierbeinigen Campingfreunde. Ich suchte fast eine Stunde lang bis in den Sonnenuntergang hinein, bis ich dann endlich unter einer großen Strommastenanlage fündig wurde. Der Zeltplatz war zwar so gar nicht idyllisch, dafür aber aufgrund einer nahen Straßenbaustelle garantiert kuhfrei.

                        Viel mehr Freude als die Kühe bereiteten mir allerdings die Schweine auf diesem letzten Wegabschnitt. Die Schweine in Spanien sind komplett schwarz und scheinen ein geradezu idyllisches Leben in den Eichenwäldern zu führen, wo sie oftmals frei herumlaufen. Sie ließen sich auch nicht durch eine Wanderin in ihrer Mittagspause stören.



                        Mit Baustellenlärm brach dann mein vorletzter Tag auf dem Trail an und natürlich hatte der GR 7 auch noch ganz am Schluss einige Überraschungen für mich in petto. Frohen Mutes folgte ich den tatsächlich mal vorhandenen Markierungen – und stand plötzlich vor einem riesigen verschlossenen Tor mit „Betreten verboten“-Schild. Dabei waren sich mein GPS und meine Karte mal ausnahmsweise einig: Hier sollte der Weg langgehen. Ich kannte das Spiel ja nun schon und versuchte, eine Wegalternative zu finden. Nur leider war hier ein Fluss im Weg. Ich irrte durch einen verlassenen Bauernhof, wo mich ein Ferkel freundlich begrüßte. Ich schlug mich im Gestrüpp bis zum Fluss durch und suchte eine geeignete Stelle zum Furten. Aber es half alles nichts: Barfuß furten war zu schwierig und so bekam ich noch am letzten Tag nasse Schuhe und Socken. Dann noch kurz mit nervösem Herzklopfen über eine Kuhweide und über einen Stacheldrahtzaun – und ich war wieder auf dem offiziellen Weg.

                        Wenige Stunden später begegnete mir dann die nächste Überraschung in Form eines belgischen Pärchens. In den drei Monaten, die ich durch Spanien gelaufen war, war mir kein einziger anderer Langstreckenwanderer begegnet. Die wenigen Wanderer, die ich sah, waren fast ausschließlich Wandergruppen auf Tagesausflug – und deren Anzahl konnte ich auch an einer Hand abzählen. Die beiden Belgier waren vor zwei Tagen losgelaufen und ahnten noch nicht, was der GR 7 für sie bereit hielt. Ich warnte sie zumindest vor der Flussüberquerung, bevor ich mich meinem eigenen Problem zuwandte. Der Wetterbericht für meine letzte Nacht auf dem GR 7 war nämlich alles andere als rosig. Es sollte mal wieder einen heftigen Sturm mit ergiebigen Regengüssen geben.

                        Nun heißt Tarifa ja nicht umsonst „wind capitol of the world“. Um mir das nochmals deutlich vor Augen zu führen, tauchten auch schon bald riesige Windparks vor mir am Horziont auf – und ich hatte mal wieder ein Zeltproblem. Alles war abgezäunt mit Kuhweiden dahinter. Die bewaldeten Gebiete lagen bereits hinter mir – und zurück laufen wollte ich jetzt auch nicht mehr, denn am nächsten Tag wollte ich möglichst frühzeitig in Tarifa ankommen. Aber Weitergehen würde mich direkt an einen ungeschützten Windpark führen. Die Lösung kam in recht unidyllischer, aber sehr praktischer Form. Zwischen Schotterstraße und Stacheldrahtzaun gab es in der Regel einen schmalen Streifen mit undurchdringlichen Buschwerk. Aber an einer Stelle hatten sich wohl Tiere eine Art Trampelpfad geschaffen – in den so gerade mit Ach und Krach und ein wenig Nachhelfen mein Zelt passte. Leider musste ich zwar erst ein wenig Müll wegräumen, aber am Ende war ich doch sehr glücklich mit meinem geschützten Zeltplatz. Ich war wirklich fast komplett mit Büschen umgeben und darüberhinaus konnten mir auch keine schweren Äste nachts auf den Kopf fallen. Etwas unangenehm war allerdings, dass ich mich gerade mal 1,5 m von der Straße entfernt befand. Bis zum Abend kamen immer mal wieder Autos vorbei, die mich in meinem Versteck aber natürlich nicht entdeckten. Gegen drei Uhr morgens brach der Sturm dann los und ich war heilfroh um meinen windgeschützten Platz. Es regnete bis in den Morgen hinein, und so war es dann schon fast 10 Uhr, als ich endlich aufbrach.



                        So schnell wie der Sturm gekommen war, verschwand er auch wieder. Schon mittags konnte ich alle Regenkleidung ablegen und wanderte in strahlendem Sonnenschein – immer wieder begrüßt von freundlichen freilaufenden Schweinen. Endlich kam dann auch das Meer in Sicht. Das Ziel war jetzt schon in Sichtweite. Unten am Strand angekommen verkündete ein letztes GR 7 Schild „Tarifa2 h“. Leider waren diese zwei Stunden noch recht zäh. Zwar gab es zunächst einen wirklich sehr schönen alten Wald direkt am Traumstrand, der Schutz vor den heftigen Winden bot. Am Strand selbst zu laufen, sah zwar idyllisch aus, war aber höchst anstrengend – und bald auch unmöglich, denn ständig kam ich an Inlets, die ich zu Fuß nicht überqueren konnte. Nachdem ich mehrere Abstecher zur Küstenstraße machen musste, um diese Inlets auf einer Brücke zu überqueren, hatte ich die Schnauze voll. Ich lief die restlichen Kilometer entlang der Straße nach Tarifa.



                        Obwohl dies das Ende einer 5-monatigen Wanderung war, stand mir der Sinn erst mal mehr nach einer Dusche und etwas Anständigem zu essen denn nach Abschlussphotos. Ich musste sowieso eine Nacht in Tarifa übernachten, um am Morgen Bus zu nehmen. Also widmete ich mich am Nachmittag erst mal der Erholung und feierte das Ende meiner Wanderung mit einem ausgezeichneten Essen im vegetarischen Restaurant von Tarifa. Am nächsten Morgen war es sonnig, aber windig und kalt. Ich zog nun los, um am südlichsten Punkt Europas ein passendes Abschlussphoto zu machen.

                        Das gestaltete sich aber schwieriger als gedacht. Der eigentlich südlichste Punkt Europas liegt auf der Isla Palomas an einem Leuchtturm. Die Insel ist über einen Damm mit dem Festland verbunden – allerdings ist die eigentliche Insel seit Jahren für Besucher gesperrt. Und so stand ich mal wieder vor einem Zaun mit Schild „Betreten verboten“. Immerhin gab es zwei Motive von Bedeutung: Erst mal ein jämmerliches blaues Schild mit Landkarte, das dem Betrachter in mehreren Sprachen verkündete, dass man sich hier am südlichsten Punkt Europas befand. Und natürlich der aufgeschüttete Straßendamm selbst, der den atlantischen Ozean vom Mittelmeer teilte. Ich versuchte mich an Selfies mit wechselndem Hintergrund, was aber aus mehreren Gründen recht beschwerlich war. Erst mal wehte ein heftiger Wind, dem meine Frisur nicht so ganz standhalten konnte. Und je länger ich mit meiner Handyknipse herumhantierte, desto kälter wurde mir. Nach einer halben Stunde gab ich auf – ich hatte genug von Zielphotos und beschloss hier und an dieser Stelle, dass meine Wanderung nun für diese Saison beendet sei.



                        Nur diese letzte Meeresaufnahme musste dann doch noch sein. Was wie ein eher langweiliger Blick auf Meer und Himmel aussieht, hat eine tiefere Bedeutung... Das Land am Bildhorizont ist nämlich schon Afrika....


                        Obwohl das Ende dieser Wanderung, ist dies noch nicht das Ende des Berichts. Ich werde noch ein bisschen was über meine ohrenbedingte beschwerliche Heimfahrt schreiben und noch eine kurze Zusammenfassung und Statistik liefern - und natürlich Fragen beantworten. Außerdem wird es dann ja im nächsten Jahr weitergehen mit Teil 2 dieser Wanderung: Rhein - Nordkapp....
                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                        • ryo
                          Dauerbesucher
                          • 10.01.2011
                          • 545
                          • Privat

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                          #92
                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                          Da du ja fast fertig bist wollte ich jetzt auch mal sagen: vielen Dank für diesen wirklich tollen Reisebericht. Auch wenn so eine lange Wanderung nichts für mich wäre, es ist wirklich inspirierend was du so an Reisen unternimmst.

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                          • Werner Hohn
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                            • 05.08.2005
                            • 10870
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                            • Meine Reisen

                            #93
                            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                            Verstehe einer die Spanier. Da haben sie den südlichsten Punkt des europäischen Festlands, und machen nichts draus. Vor bald 20 Jahren standen wir vor der vergammelten Tür des Militärstützpunkts und konnten nicht weiter. Die sollen das Militär rausschmeißen und eine Bar aufmachen. Die Portugiesen machen das besser mit dem westlichsten Punkt beim Leuchturm auf dem Cabo da Roca.
                            .

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                            • AlfBerlin
                              Lebt im Forum
                              • 16.09.2013
                              • 5073
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                              #94
                              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                              Danke für Deinen Bericht und ich hoffe, Du kommst gut heim. Naja, ich will ja nichts verraten.

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                              • PWD
                                Fuchs
                                • 27.07.2013
                                • 1313
                                • Privat

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                                #95
                                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                Die Portugiesen machen das besser mit dem westlichsten Punkt beim Leuchturm auf dem Cabo da Roca.
                                ... leider nicht mit dem südwestlichsten Punkt, Cabo de São Vicente; da steckt auch im Leuchtturmbereich das Militär drin - aber dafür kann man sich ein paar Meter davor mit der 'letzten Bratwurst vor Amerika' trösten.

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                                • tizzano1
                                  Erfahren
                                  • 13.06.2006
                                  • 383
                                  • Privat

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                                  #96
                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                  Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                  . Die Portugiesen machen das besser mit dem westlichsten Punkt beim Leuchturm auf dem Cabo da Roca.
                                  Naja,so richtig die Hölle los ist in der "Bar am Ende der Welt" auch nicht gerade. Eher eine einfache standardisierte Souvenirbude.
                                  Da machen es die Deutschen schon gekonnter : In der "nördlichsten Bar Deutschlands" (Graf Luckner Stube, List, Sylt) hatte ich einen meiner größten Holladireiduldiös...

                                  ps.: Was ich empfehlen kann: ca. 300m vor Cabo da Roca geht es rechts weg in die "Ursa" Bucht. Eine der schönsten Buchten, die ich kenne , weltweit. Fusswanderung ca. 45 min.

                                  tizzi

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                                  • Werner Hohn
                                    Freak
                                    Liebt das Forum
                                    • 05.08.2005
                                    • 10870
                                    • Privat

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                                    #97
                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                    OT: Immerhin kommt man mit dem Bus hin und einen Leuchtturm gibt es und einen Obelisk. Dazu noch das da (Foto).

                                    Die Bucht kannte ich noch nicht. Vielen, vielen Dank für den Tipp. "Schau'n mer mal", was der Herbst bringt.

                                    Werner
                                    .

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                                    • tizzano1
                                      Erfahren
                                      • 13.06.2006
                                      • 383
                                      • Privat

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                                      #98
                                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                      OT:
                                      hier ein kleiner Vorgeschmack auf "Ursa"





                                      tizzi

                                      p.s.: Ich weiß leider nicht wie man einen link zu diesem Bild hier einfügt, daher das Bild in dieser Grösse. Entschuldigung GT, ich hoffe die Bucht gefällt auch dir.
                                      Zuletzt geändert von tizzano1; 11.04.2014, 20:36.

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                                        #99
                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                        Tja, in Tarifa sieht das leider so aus:


                                        Da ist das Schild der Portugiesen sehr viel schicker. In Tarifa gibt es außer dem im obigen Post zu sehenden handgepinselten blauen Schild sonst keinerlei Hinweis auf den "südlichsten Punkt".
                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                          Trotz recht langsamen Wanderns in den letzten Wochen hatte ich jetzt immer noch zwei volle Tage Zeit bis zu meinem Abflug aus Malaga. Ich beschloss, diese letzten Tage in Sevilla zu verbringen. Dort bin ich auf der Suche nach einer billigen und ruhigen Unterkunft auf das Gästehaus eines Klosters gestoßen. Trotz recht komplizierter Einlassregeln war diese Unterkunft ein voller Erfolg. Die Schwestern hatten sogar wifi für ihre Gäste! Die Zimmer waren im ehemaligen Novizinnentrakt untergebracht – aber trotz dicker Wände leider dennoch sehr hellhörig. Dafür hatten die Zimmer keine Nummern, sondern waren nach Heiligen benannt. Ich wohnte in „Santo Domingo de Guzman“....(siehe Collage großes Bild)



                                          Sevilla war eine tolle Stadt und ein würdiger Abschluss meiner Tour – nur leider war alles überschattet von meinem immer noch nicht vollständig geheilten Ohr. Ich grübelte hin und her, was wohl am besten sei. Das Ohr schmerzte zwar noch, aber die Eustachsche Röhre war frei, so dass der Druckausgleich im Flugzeug eigentlich kein Problem sein sollte. Aber vielleicht hatte ich dann doch ein anderes Problem übersehen? Andererseits wollte ich aber auch nicht auf Verdacht meinen Flug stornieren und 2 Tage lang mit dem Fernreisebus unterwegs sein. Nach langem Hin und Her beschloss ich, es drauf ankommen zu lassen und zu fliegen. Noch auf dem Weg zum Flughafen von Malaga schwankte ich, ob ich nicht doch umkehren sollte. Und natürlich war mir im Flieger ganz schlecht vor Aufregung. Und dann kam der große Moment: Das Flugzeug setzte zum Sinkflug zur Landung an. Bei fehlendem Druckausgleich beginnen jetzt die Ohrenschmerzen. Doch bei mir schmerzte nichts.... Ich atmete erleichtert auf. Zwar war ich auf einem Ohr fast taub, aber hatte keine Schmerzen. Die Ohrenprobleme sollten mich leider noch einige Wochen nach meiner Rückkehr verfolgen – aber sie waren damit das einzige negative Überbleibsel dieser tollen Tour. Und das bringt mich nun zum Fazit....
                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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